St. Fidelis Blatt Nr. 4/2012 - slw – Soziale Dienste der Kapuziner
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2 AUS DEM LEBEN<br />
4-<strong>2012</strong><br />
Liebe Freunde!<br />
Im <strong>St</strong>. <strong>Fidelis</strong>-<strong>Blatt</strong> widmen wir<br />
uns heuer dem Europäischen<br />
Jahr des aktiven Alterns.<br />
Doch wo fängt Altern an?<br />
Verän<strong>der</strong>te Lebenssituationen<br />
können jeden Menschen aus<br />
dem Gleichgewicht werfen.<br />
Krankheiten, Unfälle, Depressionen,<br />
<strong>der</strong> Verlust von Menschen<br />
o<strong>der</strong> Arbeitsplatz zeigen<br />
uns täglich, wie verletzlich<br />
<strong>der</strong> Mensch ist.<br />
So sprechen wir diesmal auch<br />
über schwere Themen wie Depression<br />
und Burnout. Nach<br />
einem Zusammenbruch fragt<br />
sich ein erfolgreicher Manager,<br />
was <strong>der</strong> Sinn seines gehetzten<br />
Lebens ist. (Seite 4)<br />
Kommt und ruht<br />
ein wenig aus<br />
Ein Bibelwort erinnert uns, auf<br />
uns zu achten und seelisch<br />
wie<strong>der</strong> aufzutanken. (Seite 5)<br />
Es geht auch um eigene<br />
Talente, die es gestatten, in jedem<br />
Alter ein erfülltes Leben<br />
zu führen. (Seite 6) Sich in<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft einzubringen,<br />
sein Leben in die Hand zu<br />
nehmen und zu zeigen, dass<br />
man noch lange nicht zum<br />
„alten Eisen“ gehört.<br />
Gott hat uns das Leben geschenkt,<br />
dass wir es jeden Tag<br />
annehmen als Geschenk.<br />
Euer<br />
<strong>Kapuziner</strong><br />
Wege aus <strong>der</strong><br />
Depression<br />
Psychotherapeutin und Familienberaterin<br />
Dr. Rosmarie Nagl-Folie<br />
im Gespräch<br />
Depression ist heute die häufigste<br />
psychische <strong>St</strong>örung. Sie betrifft fast alle<br />
Bevölkerungsschichten und Altersstufen.<br />
Wie ist die Zunahme zu erklären?<br />
Wir leben in einer Welt <strong>der</strong> Besorgnis<br />
und Angst, <strong>der</strong> Vereinsamung<br />
und Beziehungslosigkeit. Man fühlt<br />
sich kaum mehr aufgehoben in <strong>der</strong><br />
Gruppe, in <strong>der</strong> Nachbarschaft, oft<br />
auch nicht mehr in <strong>der</strong> Familie. Depressionen<br />
können viele Ursachen<br />
haben: körperliche Erkrankungen,<br />
falsche o<strong>der</strong> mangelhafte Ernährung.<br />
Dazu kommt noch die „seelische<br />
Vergiftung“: Man kann heute kaum<br />
mehr die <strong>St</strong>ille ertragen. Die Seele<br />
hat ihre eigene Sprache und<br />
braucht ihre eigene Nahrung. Wenn<br />
<strong>der</strong> Mensch nur mehr im Materiellen<br />
seinen letzten Wert sieht, muss<br />
die Seele verkümmern und krank<br />
werden. <strong>St</strong>ress und die Hektik unserer<br />
Erlebnisgesellschaft tun ein<br />
übriges. Das alles führt zu Erschöpfungszuständen,<br />
zu Resignation<br />
und Müdigkeit, zum Verlust <strong>der</strong><br />
Freude.<br />
Depressionen können auch ausgelöst<br />
werden durch bestimmte<br />
äußere Ereignisse: beim Verlust eines<br />
Partners o<strong>der</strong> eines nahestehenden<br />
Menschen, durch beruflichen<br />
Misserfolg o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Ereignisse.<br />
Auch die verlorene Einbettung in<br />
das Religiöse kann zur Depression<br />
führen, wenn also das entgleitet,<br />
was einem bisher Halt gegeben hat.<br />
Sigmund Freud sagt, Depressionen<br />
gehen meistens auf Kindheitserlebnisse<br />
zurück.<br />
Das ist einseitig. Der Verlust von<br />
Geborgenheit, die Erfahrung von<br />
Gewalt, die Krankheit <strong>der</strong> Mutter:<br />
das alles kann im Kind bleibende<br />
Schäden verursachen. Wir wissen,<br />
dass schon Babys depressiv werden<br />
und sogar daran sterben können.<br />
Auch Kin<strong>der</strong> können depressiv sein,<br />
mehr, als wir glauben. Das kann<br />
sich im auffälligen Verhalten, in<br />
Aggressivität, Leistungsverweigerung,<br />
aber auch in körperlichen<br />
<strong>St</strong>örungen zeigen.<br />
Viele Depressionen entwickeln sich<br />
aber auch im späteren Leben. Neben<br />
äußeren Ursachen sind es seelische<br />
Ursachen: Verlust des Arbeitsplatzes,<br />
Scheitern von Beziehungen,<br />
Schuldgefühle, die Unfähigkeit sich<br />
einen schützenden Lebensraum zu<br />
schaffen.<br />
Wie äußert sich die Depression?<br />
Sie kann sich in körperlichen Beschwerden<br />
äußern und in einer allgemeinen<br />
Nie<strong>der</strong>geschlagenheit. Es<br />
tritt gleichsam eine seelische Lähmung<br />
ein. Der depressiv kranke<br />
Mensch kann sich zu keiner Tat<br />
mehr aufraffen. Es fehlt einfach <strong>der</strong><br />
Antrieb dazu. Bei schweren Depressionen<br />
ist auch kein Weinen mehr<br />
möglich, lebendige Gefühle sind<br />
blockiert.<br />
Wie sollen Angehörige reagieren,<br />
wenn ein Familienmitglied depressiv<br />
ist?<br />
Die Depression ist ein großes Problem,<br />
nicht nur für Betroffene, son-