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Ambivalenzen und Widersprüche in der partizipativen Gestaltung ...

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Die Mischung von Kooptation, autoritärer Kontrolle durch die Regierungspartei,<br />

Angst <strong>und</strong> fehlenden Demokratieerfahrungen ist gewiss auch e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong> dafür, dass im<br />

Gegensatz zu an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n Late<strong>in</strong>amerikas die <strong>in</strong>digenen <strong>und</strong> die Bauernorganisationen<br />

<strong>in</strong> Peru beim Kampf um die Demokratisierung des Landes <strong>und</strong> um die Absetzung<br />

<strong>der</strong> autoritären Regierung von Fujimori ke<strong>in</strong>e wesentliche Rolle spielten. Doch<br />

diese Gründe alle<strong>in</strong> reichen nicht aus, um das fehlende demokratische Engagement zu<br />

erklären. Weitere Gründe kamen h<strong>in</strong>zu: Die furchtbaren Erfahrungen mit dem Terror<br />

von Sen<strong>der</strong>o Lum<strong>in</strong>oso <strong>und</strong> die Verb<strong>und</strong>enheit mit <strong>der</strong> Regierung Fujimori, weil diese<br />

den Krieg beenden konnte; die enge Kooperation zwischen Selbstverteidigungskomitees<br />

<strong>in</strong>digener Dorfgeme<strong>in</strong>schaften <strong>und</strong> den Militärs im Kampf gegen den ‘Leuchtenden<br />

Pfad’; die große Abhängigkeit abgelegener Dorfgeme<strong>in</strong>schaften vom Militär, das<br />

<strong>in</strong> vielen Regionen den e<strong>in</strong>zigen Vertreter des peruanischen Staats außer den Lehrern<br />

überhaupt darstellt (oft halten nur die Militärs die e<strong>in</strong>zigen Transportwege <strong>in</strong> abgelegene<br />

Regionen aufrecht). Auf diese Weise gab es e<strong>in</strong>en sehr ger<strong>in</strong>gen Spielraum für e<strong>in</strong>e<br />

artikuliertere politische Opposition <strong>und</strong> noch im Wahlgang im Juli 2000 zur dritten<br />

Wie<strong>der</strong>wahl von Fujimori gelang es den Militärs, <strong>in</strong> vielen Wahllokalen <strong>in</strong> isolierten<br />

ländlichen Gegenden die Wahlzettel zugunsten von Fujimori entwe<strong>der</strong> zu fälschen o<strong>der</strong><br />

aber die <strong>in</strong>digenen Wähler <strong>und</strong> Wähler<strong>in</strong>nen so stark unter Druck zu setzen, dass sie<br />

ihre Stimmen mehrheitlich (wie z.B. im zentralen Amazonasgebiet mit unglaublichen<br />

90%) für Fujimori abgaben.<br />

Das Verhältnis zu staatlichen Institutionen <strong>und</strong> Dienstleistungen hatte sich allerd<strong>in</strong>gs<br />

auch während <strong>der</strong> Regierungszeit von Präsident Fujimori kaum verbessert, sofern<br />

man nicht als Parteigänger zu den privilegierten Nutznießern gehörte. Im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

zeichneten sich die staatlichen Dienstleistungse<strong>in</strong>richtungen aus durch die extrem<br />

schlechte Qualität, e<strong>in</strong>e abwertende, diskrim<strong>in</strong>ierende Haltung gegenüber den unteren<br />

Schichten <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> <strong>in</strong>digenen Bevölkerung sowie e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Des<strong>in</strong>teresse<br />

an <strong>der</strong> Situation <strong>in</strong>digener Völker. Indígenas wurden lediglich als “Stimmvieh”<br />

gebraucht. Die Folge war e<strong>in</strong>e nicht ger<strong>in</strong>ge Verzweiflung auf <strong>der</strong> Seite <strong>in</strong>digener Vertreter<br />

<strong>und</strong> Vertreter<strong>in</strong>nen, wie folgende Aussagen von Quechua-Frauen aus Ayacucho<br />

mit mehreren Jahrzehnten Organisationserfahrung verdeutlichen: 2<br />

La autoridad muchas veces entra con fraude, o sea nuestros alcaldes, aunque no todos, pero<br />

han entrado con fraude. Han pagado a las presidentas de los clubes de madres, a los presidentes<br />

de las comunidades así han entrado el alcalde –Yo voy a entrar, si no entro no vas a<br />

recibir, les voy a sacar– así dicen, a la comunidad también –sí no me apoyan , ya están anotados,<br />

voy a mirar tu mesa, <strong>der</strong>repente tu no vas a votar recibiendo esto (Aussage e<strong>in</strong>er<br />

Frau aus Víctor Fajardo).<br />

A las mujeres todos nos quieren usar. Vienen a nuestras organizaciones para que los apoyemos,<br />

a todas partes nos <strong>in</strong>vitan, pero eso es hasta que nosotros comenzamos a decir nues-<br />

2 Die Zitate s<strong>in</strong>d Aussagen von <strong>in</strong>digenen FührerInnen aus Ayacucho während e<strong>in</strong>es Konsultationsprozesses<br />

im Juli 2000 im Rahmen e<strong>in</strong>es Projekts <strong>der</strong> <strong>in</strong>teramerikanischen Entwicklungsbank<br />

(Meentzen 2000).<br />

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