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Ambivalenzen und Widersprüche in der partizipativen Gestaltung ...

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dass es zwar viel öffentlichen Wirbel, aber ke<strong>in</strong>en ernsthaften politischen Willen von<br />

Präsident Toledo zur Umsetzung e<strong>in</strong>er Indígena-Politik gebe.<br />

Viele offene Fragen<br />

Das neue politische Panorama stellt sich für die gesamte <strong>in</strong>digene <strong>und</strong> Bauernbewegung<br />

<strong>in</strong>sgesamt mehr als verwirrend dar. Die Übergangsregierung hat zwar mit ihren<br />

Initiativen viel <strong>in</strong> Gang gesetzt. Doch noch immer gibt es <strong>in</strong> Peru ke<strong>in</strong>e politische Partei,<br />

die sich für e<strong>in</strong>e staatliche Politik für <strong>in</strong>digene Völker e<strong>in</strong>setzt. Auch an<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>flussreiche<br />

Verbündete s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit kaum auszumachen. Die <strong>Wi<strong>der</strong>sprüche</strong> zwischen<br />

Siedlern aus den Anden <strong>und</strong> Dorfgeme<strong>in</strong>schaften im Amazonasgebiet, zwischen campes<strong>in</strong>istas<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>dianistas, das Misstrauen, die Spaltung <strong>und</strong> Schwächung <strong>der</strong> Bewegung<br />

durch den Bürgerkrieg, autoritäre <strong>und</strong> korrupte klientelistische Regierungspolitik<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit wirken weiter nach. Das erschwert e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Vorgehen<br />

o<strong>der</strong> gar die Entwicklung e<strong>in</strong>er großen nationalen Indígena-Bewegung <strong>in</strong> Peru.<br />

Die Rolle des Staates ist aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Organisationen bisher ke<strong>in</strong>eswegs geklärt,<br />

ebenso wenig wie das von den Organisationen selbst angestrebte Partizipationsmodell<br />

(Tanaka 2001). In <strong>der</strong> Vergangenheit haben sich viele Führer <strong>und</strong> Führer<strong>in</strong>nen<br />

unkritisch an die Abwesenheit des Staates gewöhnt <strong>und</strong> versuchen diesen durch die<br />

Übernahme von Dienstleistungen mit Hilfe von Gel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Kooperation<br />

zu ersetzen. In Zukunft jedoch ist es unabd<strong>in</strong>gbar, dass <strong>der</strong> Staat se<strong>in</strong>e Verantwortung<br />

gegenüber <strong>der</strong> <strong>in</strong>digenen Bevölkerung endlich wahrnimmt. Im Rahmen <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

<strong>der</strong> Demokratie ist es an <strong>der</strong> Zeit, dass die <strong>in</strong>digene Bewegung vere<strong>in</strong>t<br />

handelt <strong>und</strong> sich daran aktiv beteiligt, e<strong>in</strong>e Politik für die <strong>in</strong>digenen Völker zu formulieren<br />

<strong>und</strong> staatliche Strukturen <strong>und</strong> Institutionen, die dies umsetzen aufzubauen <strong>und</strong> zu<br />

kontrollieren. Davon s<strong>in</strong>d die Organisationen bisher jedoch noch weit entfernt.<br />

Ungeklärt bleibt auch, welches Modell <strong>in</strong>digener Staatsbürgerschaft von den<br />

Bewegungen <strong>in</strong> Peru angestrebt wird: Geht es nur um Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Ausgrenzung<br />

<strong>und</strong> Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>und</strong> um Gleichberechtigung, o<strong>der</strong> um e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>digene Staatsbürgerschaft<br />

mit Son<strong>der</strong>rechten? E<strong>in</strong>e Debatte darüber, wie <strong>in</strong>digene Organisationen etwa mit<br />

Hilfe von Quoten ihre eigenen Abgeordneten wählen <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Kongress o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>e öffentliche Ämter mit E<strong>in</strong>fluss schicken könnten (etwa nach kolumbianischem<br />

Modell) wird <strong>in</strong> Peru bisher noch gar nicht geführt. Welches Demokratiemodell wird<br />

angestrebt: e<strong>in</strong>e formale Demokratie mit gleichen Rechten für alle, o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e repräsentativere<br />

Demokratie mit mehr <strong>in</strong>dividuellen <strong>und</strong> kollektiven Mitspracherechten?<br />

Welche Prozesse <strong>in</strong>terner Demokratisierung <strong>in</strong>digener Organisationen werden für<br />

notwendig gehalten? Wie können Korruption <strong>und</strong> Misstrauen <strong>in</strong> den eigenen Reihen<br />

überw<strong>und</strong>en, Frauen gleichberechtigter beteiligt <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationale Menschenrechte mit<br />

eigenen kulturellen Rechten <strong>in</strong> Zukunft <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang gebracht werden?<br />

Nicht zuletzt müssen sich die <strong>in</strong>digenen Organisationen Perus die Frage stellen lassen,<br />

ob sie trotz aller ihrer For<strong>der</strong>ungen nach Eigenvertretung <strong>und</strong> Direktverhandlung<br />

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