Download PDF - Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung
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eeinfussende strukturelle Faktoren weitgehend ausblenden.<br />
Hinter den Konfikten stehende Faktoren wie Interessenskonstellationen<br />
<strong>und</strong> Machtstrukturen wurden bislang<br />
unzureichend analysiert. An diesem Punkt setzt das Leitprojekt<br />
an.<br />
Unter anderem wird gefragt, welche Interessen den Konfikten<br />
zugr<strong>und</strong>e liegen <strong>und</strong> welche Entscheidungsprozesse<br />
ihnen bereits voraus gegangen sind, wer an den Konfiktprozessen<br />
partizipiert <strong>und</strong> wer nicht, welche Machtstrukturen<br />
im Hintergr<strong>und</strong> stehen <strong>und</strong> inwieweit sich diese im<br />
Verlauf des Konfikts verändern. Von Interesse ist ferner,<br />
welche kommunikative Genese <strong>und</strong> welche Verlaufsformen<br />
die Konfikte haben. In diesem Zusammenhang wird<br />
untersucht, inwiefern die Konfikte in öffentliche Diskurse<br />
Eingang fnden <strong>und</strong> inwieweit die diskursiven Verarbeitungen<br />
ihrerseits auf die Konfiktprozesse zurückwirken.<br />
Nicht zuletzt wird gefragt, wie sich die Konfikte auf die<br />
potenziell sozial-innovativen Projektideen <strong>und</strong> -umsetzungen<br />
der Raumpioniere auswirken, wie die Akteure kritische<br />
Phasen <strong>und</strong> Rückschläge bewältigen <strong>und</strong> zu welchen Modifkationen<br />
es gegebenenfalls kommt.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wird die bereits begonnene Arbeit<br />
an einer „Theorie der kommunikativen Raum(re-)konstruktion“<br />
fortgesetzt. Der neuere Sozialkonstruktivismus,<br />
das Wissenssoziologische Diskurskonzept <strong>und</strong> die sozialphänomenologische<br />
Handlungstheorie werden nach wie<br />
vor zentral sein. Hinzugezogen werden ausgewählte Konfikt-<br />
<strong>und</strong> Machttheorien. Ferner werden Ansätze zu kommunikativer<br />
Planung, deliberativer Politik <strong>und</strong> partizipativer<br />
Governance berücksichtigt.<br />
In methodischer Hinsicht werden im Rahmen einer fokussierten<br />
Ethnografe teilnehmende Beobachtungen in Veranstaltungen<br />
durchgeführt, in denen sich zivilgesellschaftliche<br />
<strong>und</strong> institutionelle Akteure aus Politik, Verwaltung<br />
<strong>und</strong>/oder Wirtschaft (konfiktreich) zu Fragen der Quartiersentwicklung<br />
begegnen. Ferner werden beteiligte Akteure<br />
in problemzentrierten Interviews zu ihren Perspekti<br />
ven auf die Aushandlungsprozesse <strong>und</strong> Konfikte befragt.<br />
Mittels einer Wissenssoziologischen Diskursanalyse werden<br />
die diskursiven Verarbeitungen konfiktreicher Gegenstände<br />
der Quartiersentwicklung untersucht. Für die Auswertung<br />
der Daten werden die Gro<strong>und</strong>ed Theory-Analyse<br />
<strong>und</strong> die wissenssoziologische Hermeneutik herangezogen.<br />
Zwei derzeit laufende Projekte werden in das neue Forschungsprogramm<br />
hineinreichen. Bis Jahresende 2012<br />
wird das Teilprojekt „Gesellschaftliche Verarbeitungen<br />
des Klimawandels“ im Schwerpunkt „Governance-Strukturen“<br />
von PROGRESS (01/2010-12/2012; BMBF/Spitzenforschung<br />
<strong>und</strong> Innovation in den neuen Ländern) zum<br />
Abschluss gebracht werden. Ziel des Projekts ist es, neben<br />
einer anwendungsorientierten Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
zu Vulnerabilität <strong>und</strong> Resilienz Handlungsempfehlungen<br />
zur Verarbeitung von Klimarisiken in Küstenregionen der<br />
südlichen Nord- <strong>und</strong> Ostsee zu entwickeln. Ferner wird<br />
das Projekt „BorderUni: Vom deutsch-polnischen Grenzraum<br />
zum Europäischen Wissensraum“ (09/2010-09/2012;<br />
Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung) weiter bearbeitet.<br />
Im Fokus des Projekts stehen Hochschulkooperationen<br />
in deutsch-polnischen Grenzregionen. Dabei interessiert<br />
die Einbettung der Hochschulen in das regionale Umfeld<br />
mit ihrem Beitrag <strong>für</strong> die Entwicklung des Grenzraums.<br />
Kontakt:<br />
PD Dr. Gabriela B. Christmann,<br />
Tel. 0 33 62 / 7 93-299, Christmann@irs-net.de<br />
PD Dr. Gabriela Christmann ist Leiterin<br />
der Abteilung „Kommunikation<br />
<strong>und</strong> Wissensdynamiken im Raum“.<br />
Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Wissens-<br />
<strong>und</strong> Raumentwicklung, Stadt<strong>und</strong><br />
Regionalkulturen, raumbezogene<br />
Kommunikationsforschung <strong>und</strong> zivilgesellschaftliches<br />
Engagement.<br />
12 IRS AKTUELL No 69 Dezember 2011