Download PDF - Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung
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Praktikergemeinschaften als Quellen <strong>für</strong> Innovation in der Wissensgesellschaft<br />
Wissensarten<br />
Generierungslogiken Wissenschaftliches Wissen Sozial-kulturelles Wissen<br />
Wissensgenerierung<br />
nach Push-Logik<br />
Wissensgenerierung<br />
nach Pull-Logik<br />
Epistemische Gemeinschaften:<br />
Erzeugen Wissensvorsprünge auf der<br />
Ebene wissenschaftlicher Erkenntnis durch<br />
professionelle, zielgerichtete Refexivität.<br />
Fallstudien: Biotechnologie<br />
Professionelle Gemeinschaften:<br />
Wissenschaftlich geschulte Akteure, deren<br />
Lehrbuchwissen durch praktische Erfahrung<br />
angereichert ist. In Auseinandersetzung mit<br />
der Praxis werden Probleme identifziert.<br />
Fallstudien: Rechtsberatung<br />
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Amin/Roberts (2008)<br />
Zur Systematisierung des Neuen wird erstens nach den beiden<br />
Generierungslogiken unterschieden, die lösungsbasierte<br />
Logik in der Domäne der Biotechnologie (‚Push’) <strong>und</strong><br />
die problemorientierte Logik der Rechtsberatung (‚Pull’).<br />
Da in diesen beiden Feldern jeweils wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte<br />
Expertise zugr<strong>und</strong>e liegt, können sie als epistemische<br />
sowie professionelle Praktikergemeinschaften konzipiert<br />
werden. Neben diesen auf wissenschaftlicher Expertise<br />
beruhenden Feldern der Wissensökonomie rückt<br />
eine weitere Wissensart in den Fokus der Diskussion, das<br />
sozio-kulturelle Wissen. Damit ist jenes Wissen gemeint,<br />
das Alltagspraktiken sowie Wahrnehmungen <strong>und</strong> Deutungen<br />
zugr<strong>und</strong>e liegt. Auch diese Wissensart wird nach den<br />
zuvor unterschiedenen Generierungslogiken weiterentwickelt<br />
oder modifziert, wobei kreative Gemeinschaften im<br />
Sinne einer Push-Logik aktiv Veränderungen in diesem<br />
kulturellen Wissensbestand anstreben, wohingegen hybride<br />
Gemeinschaften, bestehend aus Nutzern <strong>und</strong> Experten,<br />
eher nach der Pull-Logik unintendiert Lerngelegenheiten<br />
aufdecken <strong>und</strong> nutzen. Kreative Gemeinschaften werden<br />
am Beispiel von Musicals <strong>und</strong> hybride Gemeinschaften am<br />
Beispiel neuer Freizeitprodukte untersucht.<br />
Das Herzstück der Empirie bilden vertiefende Fallstudien<br />
von Innovationsbiographien. Eine Innovationsbiographie<br />
verfolgt eine in der Gegenwart identifzierbare Innovation<br />
in Raum <strong>und</strong> Zeit zurück bis zu ihrem Ursprung. Für jede<br />
der vorläufg vier unterschiedlichen Innovationsquellen<br />
werden jeweils vier Innovationsbiographien rekonstruiert.<br />
Zur quantitativen Erfassung von Praktikergemeinschaften<br />
<strong>und</strong> ihrer Räumlichkeit wird parallel eine Primärdatenerhebung<br />
durchgeführt. Da diese Praktikergemeinschaften<br />
sich quer zu Branchen <strong>und</strong> Berufsgruppen herausbilden,<br />
können bestehende sek<strong>und</strong>ärstatistische Datenbanken nicht<br />
genutzt werden. Es müssen originäre Daten gesammelt<br />
werden, die den Spezifka dieser Gemeinschaften gerecht<br />
Kreative Gemeinschaften:<br />
Verändern kulturell tradierte Bestände<br />
des Alltagswissens durch absichtsvolle,<br />
organisierte Refexivität.<br />
Fallstudien: Musicals<br />
Hybride Gemeinschaften:<br />
Alltags- <strong>und</strong> Nutzerwissen von Enthusias<br />
ten <strong>und</strong> Laien wird als Expertise akzeptiert.<br />
Wissensvorsprünge entstehen als Neben<br />
produkt geteilter Begeisterung oder Problembetroffenheit.<br />
Fallstudien: Neue Freizeitprodukte<br />
werden. Dieses Vorhaben ist explorativ angelegt, die Weiterentwicklung<br />
der Methodik steht im Vordergr<strong>und</strong>. Gegen<br />
Ende der Feldphase sind Orientierungsgespräche mit Akteuren<br />
aus Politik <strong>und</strong> Verwaltung geplant, um wichtige<br />
Themen <strong>für</strong> die inhaltliche Gestaltung eines abschließenden<br />
Praktiker-Workshops zu generieren.<br />
Kontakt: Prof. Dr. Oliver Ibert,<br />
Tel. 0 33 62 / 7 93-152, Ibert@irs-net.de<br />
Dr. Axel Stein, Tel. 0 33 62 / 7 93-158, SteinA@irs-net.de<br />
Prof. Dr. Oliver Ibert leitet die Abteilung<br />
„Dynamiken von Wirtschaftsräumen“<br />
<strong>und</strong> ist Professor<br />
<strong>für</strong> Wirtschaftsgeographie am <strong>Institut</strong><br />
<strong>für</strong> Geographische Wissenschaften<br />
an der Freien Universität<br />
Berlin. Seine gegenwärtigen Forschungsschwerpunkte<br />
umfassen:<br />
Wirtschaftsgeographie von Wissenspraktiken,<br />
temporäre Organisationen<br />
in Ökonomie <strong>und</strong> Planung, k<strong>und</strong>eninduzierte<br />
Innovationsprozesse,<br />
Wirtschaftsgeographie von virtuellen<br />
Online-Communities, Planungstheorie<br />
<strong>und</strong> Governance.<br />
Dr. Axel Stein ist Mitarbeiter <strong>und</strong><br />
stellvertretender Leiter der Abteilung<br />
„Dynamiken von Wirtschaftsräumen“.<br />
Seine Arbeitsschwerpunkte<br />
sind die Entwicklung der Wissensgesellschaft,<br />
europäische Raumentwicklung,<br />
Mobilitäts- <strong>und</strong> Verkehrsforschung<br />
sowie Governance in<br />
räumlichen Kontexten.<br />
8 IRS AKTUELL No 69 Dezember 2011