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Einführung in das Studium der Foraminiferen

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Naturwissenschaftliche<br />

Vere<strong>in</strong>igung<br />

Hagen e.V.<br />

Mikroskopische Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

GERHARD GÖKE<br />

<strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>Studium</strong><br />

<strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen<br />

Veröffentlichung <strong>der</strong> NWV-Hagen e.V<br />

Son<strong>der</strong>heft SM 3 Dezember 1994<br />

Von <strong>der</strong> MIKRO-HAMBURG mit neuem Layout versehen<br />

2008


INHALT<br />

Anmerkung 3<br />

Geschichte <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferenforschung 4<br />

Ökologie <strong>der</strong> rezenten Foram<strong>in</strong>iferen 9<br />

Benthonische Foram<strong>in</strong>iferen 9<br />

Rezente plankonische Foram<strong>in</strong>iferen 13<br />

Palökologie <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen 13<br />

Gehäusebauplan 14<br />

Baumaterial und Wandstruktur 16<br />

Tekt<strong>in</strong>gehäuse (Gruppe Chit<strong>in</strong>osa) 17<br />

Agglut<strong>in</strong>ierte Gehäuse (Gruppe Agglut<strong>in</strong>antia) 17<br />

Kalkige Gehäuse (Gruppe Calvarea imperforata) 18<br />

Gruppe Hyal<strong>in</strong>a (Calcarea perforata) 18<br />

Gruppe Fusul<strong>in</strong>idae 20<br />

Orientierung <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferengehäuse 21<br />

Morphologie <strong>der</strong> Gehäuseteile 21<br />

Kammerscheidewände und Nähte 22<br />

Mündung 22<br />

Komplikationen <strong>der</strong> Gehäusewand 24<br />

Kanalsystem 24<br />

Skulptur 25<br />

Die Fortpflanzung <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen 25<br />

Fang und Lebendbeobachtung rezenter Foram<strong>in</strong>iferen 27<br />

Aufbereitung rezenter Meeressedimente 29<br />

Aufbereitung fossiler Meeressedimente 33<br />

Feste Geste<strong>in</strong>e 33<br />

Tone und Mergel 34<br />

Schlämmen, Waschen, Vorsortieren 35<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im ursprünglichen Stoffbestand 35<br />

Die Herstellung von Mikropräparaten 36<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen für die Mikropaläontologie 39<br />

Durchlicht-Präparate von Foram<strong>in</strong>iferen 39<br />

Herstellung von Geste<strong>in</strong>sdünnschliffen 41<br />

Färben von Dünnschliffen 43<br />

Aufhellung <strong>in</strong> Immersionsflüssigkeiten 44<br />

Umwandlung von Kalziumcarbonat <strong>in</strong> Kalziumfluorid 46<br />

Färben von Mikrofossilien 47<br />

Herstellung künstlicher Ste<strong>in</strong>kerne 47<br />

Ätzung von Foram<strong>in</strong>iferengehäusen 48<br />

Herstellung von Collodiumabdrücken 48<br />

System <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen 50<br />

Literatur 57<br />

2


Anmerkung<br />

3<br />

Dieses Son<strong>der</strong>heft soll die Mitglie<strong>der</strong> unserer Mikroskopischen<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>Studium</strong> <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen e<strong>in</strong>führen. Die Gehäuse<br />

dieser Meeresprotozoen s<strong>in</strong>d recht leicht zu beschaffen und durch ihren großen<br />

Formenreichtum ideale Untersuchungsobjekte. Ich habe für diese Arbeit Teile<br />

me<strong>in</strong>er 1963 erschienenen Bücher „Meeresprotozoen“ und „Methoden <strong>der</strong><br />

Mikropaläontologie“ verwendet, soweit sie nicht durch neue Erkenntnisse<br />

überholt s<strong>in</strong>d. Die 48 Seiten können nur e<strong>in</strong>en Überblick über <strong>das</strong> große Gebiet<br />

<strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferenforschung vermitteln. Wer tiefer <strong>in</strong> dieses Gebiet e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen<br />

will, benötigt spezielle Literatur, bei <strong>der</strong>en Beschaffung die Abteilung<br />

„Auswärtiger Leihverkehr“ e<strong>in</strong>er Stadt- o<strong>der</strong> Universitätsbibliothek behilflich ist.<br />

Ich empfehle unseren <strong>in</strong>teressierten Mitglie<strong>der</strong>n, sich an die Stadtbücherei<br />

Hagen und (o<strong>der</strong>) an die Bibliothek <strong>der</strong> Fernuniversität Hagen zu wenden.<br />

Beide Bibliotheken können auch die ältere Literatur im Orig<strong>in</strong>al o<strong>der</strong> als<br />

Fotokopie beschaffen.<br />

Gerhard Göke


Geschichte <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferenforschung<br />

4<br />

Die Foram<strong>in</strong>iferen (Lochschalenträger) s<strong>in</strong>d mar<strong>in</strong>e Rhizopoden, die bis auf<br />

wenige Ausnahmen e<strong>in</strong> festes, e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> mehrkammeriges Gehäuse besitzen,<br />

<strong>das</strong> entwe<strong>der</strong> aus Kalziumkarbonat, Opal o<strong>der</strong> Tekt<strong>in</strong> besteht o<strong>der</strong> aus<br />

Fremdkörpern (M<strong>in</strong>eralkörnchen, Diatomeenschalen usw.) zusammengebaut<br />

ist.<br />

Großforam<strong>in</strong>iferen, z.B. die mehrere Zentimeter großen Nummuliten (nummulus<br />

= Münze) wurden schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Antike erwähnt, u.a. von HERODOT im<br />

5.Jh.v.Chr., STRABO im 1.Jh.v.Chr. und von PLINIUS. STRABO fand sie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Nähe <strong>der</strong> ägyptischen Pyramiden, die zum Teil aus eozänem Nummulitenkalk<br />

erbaut s<strong>in</strong>d, und hielt sie (zusammen mit an<strong>der</strong>en Autoren des Altertumes) für<br />

verste<strong>in</strong>erte L<strong>in</strong>sen, mit denen die beim Pyramidenbau e<strong>in</strong>gesetzten Sklaven<br />

ernährt wurden. In <strong>der</strong> frühen Neuzeit wurden die Nummuliten von AGRICOLA<br />

(1558), C.GESSLER (1565) und R.HOOKE (1665) erwähnt.<br />

Die ersten Kle<strong>in</strong>foram<strong>in</strong>iferen hat ULISSE ALDROVANDI (1502 – 1506),<br />

Professor <strong>der</strong> Naturwissenschaften an <strong>der</strong> Universität Bologna, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

riesigen handschriftlichen Werk abgebildet. In <strong>der</strong> „Micrographia“ von R.HOOKE<br />

(s.Teil 1 dieses Beitrages im MIKROKOSMOS 78, 1989) ist e<strong>in</strong> Bild von<br />

Ammonia beccarii zu sehen. Der Italiener BONANNI, <strong>der</strong> als Konstrukteur von<br />

Mikroskopen bekannt wurde (s.Teil 1), hat wahrsche<strong>in</strong>lich als erster die<br />

organische Natur <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>foram<strong>in</strong>iferen erkannt, die er 1681 „m<strong>in</strong>ime conchilia“<br />

– kle<strong>in</strong>e Gehäuse – nannte. JANUS PLANCUS (= BIANCHI) entdeckte 1730<br />

Gehäuse von Kle<strong>in</strong>foram<strong>in</strong>iferen am Strand von Rim<strong>in</strong>i und beschrieb sie 1739.<br />

J.B.BECCARIUS veröffentlichte im Jahre 1731 e<strong>in</strong>en Bericht über fossile<br />

Kle<strong>in</strong>foram<strong>in</strong>iferen von Bologna. Die 10.Ausabe des LINNÉschen „Systema<br />

naturae“ (1758), <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen zoologischen Nomenklatur,<br />

verzeichnet 15 Foram<strong>in</strong>iferen, von denen C.LINNÉ die meisten zur Gattung<br />

Nautilus (Kopffüßer), e<strong>in</strong>ige jedoch zur Gattung Serpula (Röhrenwürmer) stellt.<br />

W.BOYS und G.WALKER behandeln 1784 <strong>in</strong>sgesamt 22 Foram<strong>in</strong>iferenarten,<br />

die sie ebenfalls zu den Gattungen Nautilus und Serpula rechnen, e<strong>in</strong>e jedoch<br />

(Globiger<strong>in</strong>a bulloides) zur Gattung Ech<strong>in</strong>us (Seeigel). 1791 bildete A.BATSCH<br />

verschiedene Foram<strong>in</strong>iferen auf 6 Kupferstichtafeln ab. E<strong>in</strong>e Menge rezenter<br />

und fossiler Foram<strong>in</strong>iferen aus dem Mittelmeerraum hat A.SOLDANI <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

umfangreichen Werk (1780, 1789 – 1798) veröffentlicht, ohne jedoch die b<strong>in</strong>äre<br />

Nomenklatur zu verwenden. Das erste für die Foram<strong>in</strong>iferenforschung<br />

bedeutsame Werk mit recht guten Abbildungen wurde von L.FICHTEL und<br />

J.P.C.MOLL im Jahre 1798 <strong>in</strong> Wien vorgelegt. Es behandelt die Foram<strong>in</strong>iferen<br />

des Mittelmeeres, des Roten Meeres, sowie e<strong>in</strong>ige fossile Formen aus dem<br />

Wiener Becken und aus Siebenbürgen. Danach bearbeitete G.MONTAGU<br />

(1803 – 1808) die Foram<strong>in</strong>iferen <strong>der</strong> Britischen Inseln <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Werk<br />

„Testacea Britannica“. Zur gleichen Zeit widmete sich B.LAMARCK dem<br />

<strong>Studium</strong> <strong>der</strong> eozänen Foram<strong>in</strong>iferen aus <strong>der</strong> Gegend von Paris. Auch er hielt<br />

sie für Kopffüßer (Cephalopoden), e<strong>in</strong>ige sogar für Korallen. Trotzdem s<strong>in</strong>d<br />

viele <strong>der</strong> von ihm aufgestellten Gattungen noch heute gültig, während von den<br />

60 neuen Gattungen des Franzosen P.DENIS DE MONTFORT (1808 – 1810)<br />

nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil Gültigkeit behielt.


5<br />

Als Vater <strong>der</strong> eigentlichen Foram<strong>in</strong>iferenkunde gilt <strong>der</strong> französische<br />

Paläontologe ALCIDE D’ORBIGNY, <strong>der</strong> auch auf an<strong>der</strong>en Gebieten <strong>der</strong><br />

Paläontologie und stratigraphischen Geologie bahnbrechend wirkte. Schon vor<br />

se<strong>in</strong>em 17.Lebensjahr sammelte er Foram<strong>in</strong>iferen an den französichen und<br />

italienischen Küsten. 1826 erschien <strong>in</strong> Paris se<strong>in</strong> grundlegendes Werk „Tableau<br />

methodique de la classe des cephalopodes“. Dar<strong>in</strong> teilt er die Cephalopoden<br />

bzw. die Organismen, die er dafür hielt, <strong>in</strong> drei Ordnungen e<strong>in</strong>:<br />

1. Cryptodibranches<br />

2. Siphonifera<br />

3. Foram<strong>in</strong>ifera<br />

Die letzten beiden Gruppen unterschied er dadurch, daß die Kammern <strong>der</strong><br />

Siphonifera durch e<strong>in</strong>en Sipho mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden s<strong>in</strong>d, während bei den<br />

Foram<strong>in</strong>ifera diese Öffnung nur e<strong>in</strong> Loch ist. Der Name Foram<strong>in</strong>ifera ist bis<br />

heute gültig (Foramen = Loch, fero = ich trage). Später veröffentlichte<br />

D’ORBIGNY e<strong>in</strong>ige grundlegende Monographien: Die Foram<strong>in</strong>iferen <strong>der</strong><br />

Kanarischen Inseln (1839), Kubas (1839), Südamerikas (1839) und <strong>der</strong> Oberen<br />

Kreide des Pariser Beckens (1846). Von größter Bedeutung ist jedoch <strong>das</strong><br />

Werk über die miozänen Foram<strong>in</strong>iferen des Wiener Beckens, <strong>das</strong> 1846 <strong>in</strong> Paris<br />

<strong>in</strong> deutscher und französischer Sprache erschienen ist. Hierbei handelt es sich<br />

nicht nur um die grundlegende Arbeit für <strong>das</strong> <strong>Studium</strong> <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen des<br />

Wiener Beckens, son<strong>der</strong>n um e<strong>in</strong> klassisches Werk <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferenliteratur,<br />

<strong>in</strong> dem alle <strong>in</strong> <strong>der</strong> damaligen Zeit bekannten Erkenntnisse über Foram<strong>in</strong>iferen<br />

zusammengefaßt s<strong>in</strong>d. D´ORBIGNY hat dar<strong>in</strong> auch <strong>das</strong> erste wirkliche System<br />

<strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen aufgestellt, <strong>das</strong> allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> künstliches ist und sich auf die<br />

gesamte Morphologie <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen stützt. Als eifriger Verfechter <strong>der</strong><br />

CUVIERschen Katastrophenlehre glaubte er nicht an die Entwicklung <strong>der</strong> Arten,<br />

die LAMARCK schon zu Beg<strong>in</strong>n des 19.Jahrhun<strong>der</strong>ts vertrat. Viele <strong>der</strong> späteren<br />

Autoren hielten ihm die strenge Spaltung <strong>der</strong> Formen vor, doch zeigte die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferenkunde <strong>in</strong> diesem Jahrhun<strong>der</strong>t, daß D´ORBIGNY<br />

recht hatte.<br />

Mitten <strong>in</strong> die Arbeitsaktivität D´ORBIGNYs fällt die bedeutende Entdeckung des<br />

französischen Zoologen FELIX DUJARDIN, <strong>der</strong> 1853 <strong>in</strong> mehreren Arbeiten<br />

zeigte, daß die Foram<strong>in</strong>iferen ke<strong>in</strong>e Cephalopoden se<strong>in</strong> können, weil ihr Körper<br />

auf e<strong>in</strong>er verhältnismäßig niedrigen Entwicklungsstufe steht. Er beobachtete an<br />

ihnen Sche<strong>in</strong>füßchen (Pseudopodien) und führte die Bezeichnung<br />

„Rhizopoden“ e<strong>in</strong>. Erstaunlich schnell wurde die Entdeckung DUJARDINs von<br />

<strong>der</strong> großen Mehrzahl <strong>der</strong> damaligen Zoologen und Paläontologen<br />

angenommen, auch von D´ORBIGNY. C.G.EHRENBERG legte 1838 <strong>der</strong><br />

Berl<strong>in</strong>er Akademie e<strong>in</strong>e Arbeit vor, <strong>in</strong> <strong>der</strong> er klar bewies, daß die Foram<strong>in</strong>iferen<br />

mit Verdauungskanal, Eierstock und an<strong>der</strong>en Organen ausgerüstet s<strong>in</strong>d und zu<br />

den Moostierchen gehören. Der deutsche Zoologe MAX SCHULTZE ergänzte<br />

und erhärtete die Me<strong>in</strong>ung DUJARDINs, was EHRENBERG dann veranlaßte,<br />

im Jahre 1858, als die Protozoennatur <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen längst als gesichert<br />

galt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weiteren Arbeit gegen die Ansichten von MAX SCHULTZE scharf<br />

zu polemisieren (s. hierzu auch MIKROKOSMOS 75, 33 – 39, 1986).<br />

Von 1844 bis 1871 veröffentlichte A.E.REUSS <strong>in</strong>sgesamt 50 Arbeiten über<br />

Foram<strong>in</strong>iferen aus verschiedenen geologischen Formationen, hauptsächlich


6<br />

aus Kreide und Tertiär, <strong>in</strong> denen er viele neue Gattungen und Arten beschrieb.<br />

REUSS erkannte den mikrostratigraphischen Wert <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>foram<strong>in</strong>iferen und<br />

versuchte deshalb, sie so genau wie möglich zu beschreiben. Dem<br />

Vorhandense<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Fehlen von Poren hat er große Bedeutung beigemessen<br />

und danach die Foram<strong>in</strong>iferen <strong>in</strong> „Perforata“ und „Imperforata“ e<strong>in</strong>geteilt. Nach<br />

<strong>der</strong> Wandstruktur <strong>der</strong> Gehäuse hat er weitere systematische E<strong>in</strong>heiten<br />

aufgestellt.<br />

Ganz im Gegensatz zu D´ORBINY und REUSS leugneten die englischen<br />

Forscher, unter ihnen WILLIAMSON, PARKER, JONES, CARPENTER und<br />

BRADY, die Existenz <strong>der</strong> Gattungen und Arten. Sie hielten <strong>das</strong> unterschiedliche<br />

Aussehen <strong>der</strong> Schalen nur für <strong>in</strong>dividuelle Variationen. W.C.WILLIAMSON hat<br />

1858 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Werk über die rezenten Foram<strong>in</strong>iferen Großbritanniens<br />

feststellt, daß diese zur Bestimmung von Schichten sehr wenig taugen. Genau<br />

<strong>das</strong> Gegenteil war richtig und begründete später die angewandte<br />

Mikropaläontologie. Das bedeutendste Werk <strong>der</strong> englischen Schule ist <strong>der</strong><br />

„Challenger Report“, <strong>in</strong> dem H.B.BRADY alle bis dah<strong>in</strong> gewonnenen<br />

Erkenntnisse über Foram<strong>in</strong>iferen aufgrund des Challenger-Materiales<br />

zusammengefaßt und e<strong>in</strong>e große Anzahl von Formen auf 115 Tafeln im<br />

Quartformat abgebildet hat. E<strong>in</strong> Gegenstück dieses Werkes ist <strong>der</strong> „Report on<br />

the Radiolaria“ von ERNST HEACKEL (s. hierzu MIKROKOSMOS 75, 140 –<br />

147, 1986). Obgleich BRADY bestrebt war, die Arten zu vere<strong>in</strong>igen, verlor <strong>das</strong><br />

Werk bis heute nichts von se<strong>in</strong>er Bedeutung für die Untersuchung rezenter und<br />

neogener Foram<strong>in</strong>iferenfaunen.<br />

Der Franzose MAURIER-CHALMAS entdeckte 1880 den Dimorphismus <strong>der</strong><br />

Foram<strong>in</strong>iferengehäuse, den J.J.LISTER dann 1894 zytologisch erklärt hat.<br />

M.NEUMAYR versuchte 1887, e<strong>in</strong> natürliches System <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen<br />

aufzustellen. Dar<strong>in</strong> entwickeln sich alle Arten aus <strong>der</strong> Familie Astrorhizidae.<br />

1895 veröffentlichte R.RHUMBLER den Entwurf e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en Systems. Er<br />

glaubte, daß bei den Foram<strong>in</strong>iferen <strong>in</strong> vielen Fällen <strong>das</strong> Biogenetische<br />

Grundgesetz im S<strong>in</strong>ne von HAECKEL und MÜLLER <strong>in</strong> umgekehrter Form gilt.<br />

G.H.EIMLERT und C.FICKERT stellten 1899 e<strong>in</strong> weiteres System auf, <strong>das</strong><br />

allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> künstliches ist, weil es <strong>in</strong> starkem Maße die äußere Gestalt<br />

betont. Im Jahre 1921 erschien schließlich <strong>das</strong> unvollendete Werk von<br />

R.J.SCHUBERT aus Mähren, <strong>der</strong> schon 1907 auf die große phylogenetische<br />

Bedeutung <strong>der</strong> sogenannten biformen und multiformen Gehäuse aufmerksam<br />

gemacht hatte. In dieser posthumen Arbeit wendet SCHUBERT <strong>das</strong><br />

Biogenetische Grundgesetz <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em ursprünglichen S<strong>in</strong>ne an.<br />

In <strong>der</strong> Folgezeit bildete <strong>das</strong> riesige Material, <strong>das</strong> sich bei zahllosen Bohrungen<br />

auf den Erdölfel<strong>der</strong>n anhäufte, die Grundlage für e<strong>in</strong>e neue Richtung <strong>der</strong><br />

Foram<strong>in</strong>iferenkunde. Methoden <strong>der</strong> Variationsstatistik wurden angewandt, die<br />

wertvolle taxonomische und phylogenetische Ergebnisse lieferten. Die Ökologie<br />

<strong>der</strong> rezenten Foram<strong>in</strong>iferen und <strong>der</strong> Lebenszyklus vieler Arten wurde sorgfältig<br />

untersucht. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse s<strong>in</strong>d beim <strong>Studium</strong> fossiler<br />

Vergesellschaftungen sehr wertvoll.<br />

Das <strong>Studium</strong> <strong>der</strong> fossilen und rezenten Foram<strong>in</strong>iferen ist e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e<br />

Domäne <strong>der</strong> Zoologen und Paläontologen, an<strong>der</strong>erseits haben sich auch viele


7<br />

Hobby-Paläontologen und Mikroskopiker aus Freude an <strong>der</strong> Formenvielfalt mit<br />

diesen Organismen beschäftigt. Oft war die Entdeckung fossiler<br />

Foram<strong>in</strong>iferenfaunen letzteren zu verdanken. Trotzdem haben die<br />

Foram<strong>in</strong>iferen bei den Hobby-Mikroskopikern nie die Bedeutung an<strong>der</strong>er<br />

fossiler Organismenreste, beispielsweise <strong>der</strong> Diatomeenschalen, erlangt, <strong>der</strong>en<br />

wissenschaftliche Bearbeitung hauptsächlich von Autodidakten durchgeführt<br />

worden ist. Dabei bieten sich beson<strong>der</strong>s die fossilen Foram<strong>in</strong>iferen den Hobby-<br />

Mikroskopikern geradezu an, denn <strong>das</strong> Untersuchungsmaterial liegt oft direkt<br />

vor <strong>der</strong> Haustür, z.B. <strong>in</strong> Norddeutschland (Kreide und Tertiär), <strong>in</strong> Baden-<br />

Würtemberg (Jura), <strong>in</strong> Bayern und im Wiener Becken (Tertiär). Die<br />

Aufbereitungsmethoden des fossilen Materiales s<strong>in</strong>d recht e<strong>in</strong>fach und wurden<br />

oft beschrieben.


Ökologie <strong>der</strong> rezenten Foram<strong>in</strong>iferen<br />

9<br />

Die rezenten Foram<strong>in</strong>iferen leben fast ausschließlich <strong>in</strong> mar<strong>in</strong>en Bereichen. Nur<br />

e<strong>in</strong>ige sehr primitive Formen haben sich an die Lebensverhältnisse im<br />

Süßwasser angepaßt o<strong>der</strong> bewohnen stark übersalzene Seen und Tümpel des<br />

B<strong>in</strong>nenlandes. Die meisten Foram<strong>in</strong>iferen s<strong>in</strong>d Bodenbewohner und werden<br />

dem Benthos zugerechnet. E<strong>in</strong>ige Formen haben e<strong>in</strong>e freischwimmmde<br />

(pelagische) Lebensweise. Zu dieser Gruppe gehören u.a. die Globiger<strong>in</strong>en <strong>der</strong><br />

Hochsee, von denen <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Sekunde Myriaden abgestorbener Tiere zu Boden<br />

s<strong>in</strong>ken und hier den sog. Globiger<strong>in</strong>enschlamm aufbauen. In ihren ersten<br />

Lebensstadien leben alle Foram<strong>in</strong>iferen freischwimmend. Erst später f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e<br />

Trennung <strong>in</strong> sessiles (festsitzendes) und vagiles (bewegliches) Benthos statt.<br />

Zum sessilen Benthos rechnet man solche Formen, die an Seegrasstengeln,<br />

Seemoos o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em ähnlichen Substrat festgewachsen s<strong>in</strong>d, während die zum<br />

vagilen Benthos zählenden Formen e<strong>in</strong>e kriechende Lebensweise führen.<br />

Die Größe <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen schwankt <strong>in</strong>nerhalb weiter Grenzen. Bei den<br />

meisten Formen liegt sie zwischen 0,1 und 1 mm. Hochentwickelte Formen, wie<br />

die Nummuliten, können e<strong>in</strong>en Durchmesser von 12 cm haben.<br />

Die Nahrung wird von den Rhizopodien aufgenommen und entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Gehäuses <strong>in</strong> den Verdauungsvakuolen o<strong>der</strong> außerhalb des Gehäuses<br />

verdaut. Die planktonischen Arten können mit Hilfe ihres Rhizopodiennetzes<br />

relativ große Beute fangen, zum Beispiel Copepoden (Ru<strong>der</strong>fußkrebse) und<br />

Larven vielzelliger Tiere. Wahrsche<strong>in</strong>lich durch die Wirkung irgende<strong>in</strong>es<br />

lähmenden Stoffe bleibt die Beute wie betäubt im Rhizopodennetz liegen. Die<br />

im Schlamm lebenden röhrenförmigen Foram<strong>in</strong>iferen, wie z.B. Bathysiphon,<br />

s<strong>in</strong>d meist mit Schlamm ausgefüllt. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Fall von Ektoparasitismus ist<br />

bisher bekannt geworden, und zwar von Ool<strong>in</strong>a (Entosolenia) marg<strong>in</strong>ata auf<br />

Discorbis villardeboana (J.Le Calvez 1947).<br />

Ökologie <strong>der</strong> rezenten benthonischen Foram<strong>in</strong>iferen<br />

Die Foram<strong>in</strong>iferen des vagilen Benthos bewegen sich auf dem Boden mit Hilfe<br />

ihrer Pseudopodien. Abb.1 zeigt e<strong>in</strong> lebendes Tier <strong>in</strong> allen E<strong>in</strong>zelheiten. Die<br />

Bewegung ist jedoch sehr langsam und beträgt im allgeme<strong>in</strong>en nur wenige<br />

Millimeter pro Stunde. J.A.CUSHMAN, <strong>der</strong> viele Foram<strong>in</strong>iferenarten lebend<br />

beobachten konnte, gibt als schnellste bisher festgestellte Bewegung<br />

durchschnittlich e<strong>in</strong>en Zentimeter pro Stunde bei Iridia diaphana von den<br />

Tortuga-Inseln an. Viele Gattungen und Arten können sich nur <strong>in</strong> ihren jüngsten<br />

Stadien frei bewegen. Den größten Teil ihres Lebens verbr<strong>in</strong>gen sie festsitzend.<br />

Zwischen diesen beiden Lebensweisen gibt es allerd<strong>in</strong>gs Übergänge.<br />

Der für die Zusammensetzung geographisch bed<strong>in</strong>gter Foram<strong>in</strong>iferenfaunen<br />

wichtigste Faktor ist die Wassertemperatur. Nach den Temperaturansprüchen<br />

werden zwei große geographische Faunengruppen unterschieden:<br />

1. Kälteliebende Faunen<br />

2. Wärmeliebende Faunen


10<br />

Die erste Gruppe ist ziemlich e<strong>in</strong>heitlich. Die geographischen Unterschiede<br />

äußern sich nur wenig. Das erklärt sich aus <strong>der</strong> Tatsache, daß die kalten<br />

Gebiete <strong>der</strong> nördlichen Halbkugel mit denen <strong>der</strong> südlichen Halbkugel durch die<br />

kalten Polarströmungen <strong>in</strong> den ozeanischen Tiefen verbunden s<strong>in</strong>d. Außerdem<br />

schwanken die ökologischen Verhältnisse <strong>in</strong> den polaren Gewässern nur wenig.<br />

Die kälteliebenden Faunen s<strong>in</strong>d durch <strong>das</strong> häufige Auftreten primitiver<br />

agglut<strong>in</strong>ieren<strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen gekennzeichnet, die zum großen Teil<br />

nichtcarbonatische B<strong>in</strong>demittel besitzen. Wahrsche<strong>in</strong>lich ist die<br />

Artenzusammensetzung <strong>in</strong> den Kaltwassergebieten jedoch bei weitem nicht so<br />

e<strong>in</strong>heitlich, wie von manchen Autoren angegeben wird. Weil sich die<br />

Wassertemperatur <strong>in</strong> den heutigen Ozeanen auch <strong>in</strong> vertikaler Richtung stark<br />

än<strong>der</strong>t, ist es erklärlich, daß ihre Wirkung bei früheren ökologischen<br />

Forschungen mit <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> Tiefe verwechselt wurde.<br />

Die zweite Gruppe ist viel une<strong>in</strong>heitlicher. Das erklärt sich schon durch die<br />

Tatsache, daß diene Faunen an die oberen Wasserschichten gebunden s<strong>in</strong>d,<br />

die geographisch isoliert s<strong>in</strong>d und örtlichen Bed<strong>in</strong>gungen unterliegen, welche<br />

die Eigenschaften des Wassers beträchtlich bee<strong>in</strong>flussen können. Auch für die<br />

Protozoen gilt die Gesetzmäßigkeit, nach <strong>der</strong> die Kalkabscheidung im warmen<br />

Wasser am <strong>in</strong>tensivsten ist. Deshalb wird die Fauna des wärmsten Wassers,<br />

z.B. <strong>der</strong> Korallenriffe, durch große Kalkschaler charakterisiert.<br />

J.A. CUSHMAN unterscheidet <strong>in</strong> den rezenten Meeren vier große<br />

Warmwasserfaunen: Die ostafrikanische, die <strong>in</strong>dopazifische, die mediterrane<br />

und die west<strong>in</strong>dische. Wenn auch <strong>in</strong>nerhalb dieser Faunen weitere<br />

Glie<strong>der</strong>ungen möglich s<strong>in</strong>d, beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> großen <strong>in</strong>dopazifischen, so<br />

ist doch die Berechtigung dieser Unterscheidung schon dadurch zu beweisen,<br />

daß Proben aus diesen Gebieten ohne Kenntnis <strong>der</strong> Herkunft leicht zu<br />

identifizieren s<strong>in</strong>d.<br />

Im Vertikalprofil <strong>der</strong> tropischen Ozeane nimmt die Wassertemperatur von oben<br />

nach unten rasch ab, weil die Tiefen durch die polaren Meeresströmungen stark<br />

bee<strong>in</strong>flußt werden. In Meeresgebieten, <strong>in</strong> die solche Strömungen nicht<br />

e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen können, bleibt die Temperatur bis zu den größten Tiefen beträchtlich<br />

höher. So wird z.B. <strong>das</strong> Mittelmeer durch die Schwelle von Gibraltar von den<br />

kalten Tiefengewässern abgetrennt, wodurch die Temperatur <strong>in</strong> größten Tiefen<br />

noch rund 12 o C beträgt. Eigenartige Temperaturverhältnisse f<strong>in</strong>det man im<br />

Roten Meer. Hier s<strong>in</strong>kt die Temperatur <strong>in</strong> Tiefen von 500 -600 m bis auf e<strong>in</strong><br />

M<strong>in</strong>imum von 21,6 o C; tiefer steigt sie aber wie<strong>der</strong> adiabatisch (R.SAID 1950).<br />

Unter diesen Umständen können die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> den<br />

Vergesellschaftungen nicht durch Temperature<strong>in</strong>fluß erklärt werden.<br />

Für den E<strong>in</strong>fluß <strong>der</strong> Temperatur auf die absolute Gehäusegröße <strong>der</strong><br />

Foram<strong>in</strong>iferen gibt J.HOFKER, <strong>der</strong> von Ammontatura bei Neapel e<strong>in</strong>e<br />

Vergesellschaftung beschrieben hat, e<strong>in</strong> schönes Beispiel. Dort s<strong>in</strong>d die<br />

Vertreter <strong>der</strong> Familie Astrorhizidae 15- bis 20-mal kle<strong>in</strong>er als die<br />

entsprechenden Formen des kalten Polarwassers. Für kalkige Foram<strong>in</strong>iferen<br />

wird meist <strong>das</strong> Umgekehrte angegeben, doch verhalten sich viele Milioniden<br />

wie Sandschaler. Durch die Temperatur können auch die Gehäuseproportionen


11<br />

verän<strong>der</strong>t werden, wie J.HOFKER gezeigt hat. So vergrößert sich bei Amonia<br />

flevensis die Kammerhöhe mit zunehmen<strong>der</strong> Temperatur.<br />

Für die Verbreitung <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen ist nach F.B.PHLEGER jr. e<strong>in</strong>e<br />

Temperaturgrenze von 4-6 °C am kritischsten. Diese fällt mit <strong>der</strong> oberen<br />

Temperaturgrenze <strong>der</strong> polaren Gewässer zusammen. Von älteren Autoren<br />

wurde die Wassertiefe oft als Faktor von erstrangiger Bedeutung für die<br />

Foram<strong>in</strong>iferenökologie angesehen. Wie wir heute wissen, wirken aber meistens<br />

nicht <strong>der</strong> erhöhte Wasserdruck, son<strong>der</strong>n an<strong>der</strong>e mit <strong>der</strong> Tiefe verbundene<br />

Faktoren. So spielt neben <strong>der</strong> abs<strong>in</strong>kenden Temperatur die Durchlichtung des<br />

Wassers e<strong>in</strong>e Rolle, weil sie die Pflanzenassimilation ermöglicht und so die<br />

Futtergrundlage bildet. Das ist z.B. e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Ursachen, weshalb die Grenze<br />

zwischen <strong>der</strong> durchlichteten Zone und <strong>der</strong> dunklen Zone am schärfsten ist.<br />

Durch diese Grenze s<strong>in</strong>d auch jene Formen abgetrennt, die <strong>in</strong> ihrem<br />

Protoplasma symbiontische Zooxanthellen enthalten (<strong>das</strong> s<strong>in</strong>d symbiontische<br />

e<strong>in</strong>zellige Algen). H<strong>in</strong>sichtlich dieser Zooxanthellen s<strong>in</strong>d manche Autoren <strong>der</strong><br />

Me<strong>in</strong>ung, es handle sich bei diesen Foram<strong>in</strong>iferen um e<strong>in</strong>en MutuaIismus,<br />

an<strong>der</strong>e sprechen jedoch von e<strong>in</strong>em Parasitismus (SIGAL 1952). Da es sich hier<br />

hauptsächlich um große Formen handelt, liegt die Vermutung nahe, daß nicht<br />

die Zooxathellen, son<strong>der</strong>n die Wassertemperatur die Grenze <strong>der</strong> vertikalen<br />

Verbreitung dieser Arten bestimmt. Die Verbreitung <strong>der</strong> agglut<strong>in</strong>ierenden<br />

Foram<strong>in</strong>iferen wird noch durch Faktoren bee<strong>in</strong>flußt, die man nicht kennt. So<br />

bleiben die eigenartigen „Tiefen-Vergesellschaftungen“ mit hohem Prozentsatz<br />

an primitiven Agglut<strong>in</strong>ierenden ökologisch unerklärt. In bezug auf den<br />

Sauerstoffgehalt des Wassers s<strong>in</strong>d die Foram<strong>in</strong>iferen unempf<strong>in</strong>dlich. Schlechte<br />

Oxidationsbed<strong>in</strong>gungen rufen Kümmerformen hervor. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Schema<br />

für die Foram<strong>in</strong>iferenverbreitung kann heute noch nicht gegeben werden, weil<br />

die Grundlagen dazu nicht ausreichen. Die Parallelisierung e<strong>in</strong>zelner<br />

Ergebnisse ist manchmal undurchführbar.<br />

Die Sal<strong>in</strong>ität, <strong>das</strong> heißt <strong>der</strong> Salzgehalt des Wassers, ist e<strong>in</strong> weiterer<br />

bedeuten<strong>der</strong> Faktor, <strong>der</strong> die Verbreitung <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen bee<strong>in</strong>flussen kann.<br />

Die Bezeichnungen Süß-, Brack- und Meerwasser s<strong>in</strong>d weite Begriffe. E<strong>in</strong>e<br />

genauere Klassifikation wurde durch A.REMANE ausgearbeitet. Dem Leben im<br />

Brackwasser können sich nur wenige Foram<strong>in</strong>iferenarten anpassen. Diese<br />

können jedoch e<strong>in</strong>en riesigen Individuenreichtum entfalten. Die gesamte<br />

Produktion <strong>der</strong> Biomasse durch Foram<strong>in</strong>iferen kann im Brackwasser sogar<br />

größer se<strong>in</strong> als im Meer mit normaler Sal<strong>in</strong>ität Der E<strong>in</strong>fluß des Brackwassers<br />

äußert sich oft <strong>in</strong> abnehmen<strong>der</strong> Gehäusegröße, <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Wanddicke und<br />

Skulpturreduktion. E<strong>in</strong>e ausführliche Arbeit über Brackwasserforam<strong>in</strong>iferen<br />

stammt von J. und Y. LECALVEZ (1951).<br />

Die Foram<strong>in</strong>iferen haben sich auch <strong>in</strong> großen b<strong>in</strong>nenländischen<br />

Salzwasserbecken, wie im Kaspischen Meer und im Aralsee, erhalten.<br />

Beson<strong>der</strong>s bemerkenswert s<strong>in</strong>d Foram<strong>in</strong>iferen <strong>in</strong> b<strong>in</strong>nenländischen Salztümpeln<br />

und <strong>in</strong> unterirdischen Gewässern (BARTENSTEIN 1939, BRODSKIJ 1928). So<br />

ist aus den Quellen den Wadi Rhir e<strong>in</strong>e ziemlich große<br />

Foram<strong>in</strong>iferenvergesellschaftung bekannt geworden (L.GAUTHIER-LIEVRE<br />

1935), die als Relikt aus e<strong>in</strong>er Zeit <strong>der</strong> Meeresbedeckung erklärt wird. - lm<br />

Süßwasser kommen mitunter e<strong>in</strong>ige Formen <strong>der</strong> ungenügend erforschten<br />

Familie <strong>der</strong> Allogromiidae vor.


12<br />

E<strong>in</strong>e Erhöhung des normalen Salzgehaltes können die wenigsten Foram<strong>in</strong>iferen<br />

vertragen. In hypersal<strong>in</strong>er Umgebung f<strong>in</strong>den wir deshalb nur wenige Arten.<br />

Ziemlich häufig s<strong>in</strong>d sie noch im Roten Meer, dessen Sal<strong>in</strong>ität zwischen 40-43%<br />

schwankt.


Ökologie <strong>der</strong> rezenten planktonischen Foram<strong>in</strong>iferen<br />

13<br />

Im Gegensatz zu <strong>der</strong> viele hun<strong>der</strong>t Arten umfassenden Gruppe dar<br />

benthonischen Foram<strong>in</strong>iferen ist die Gruppe <strong>der</strong> planktonischen Foram<strong>in</strong>iferen<br />

sehr kle<strong>in</strong>. In den heutigen Meeren leben nur ca. 25 Arten von<br />

Planktonforam<strong>in</strong>iferen, die alle zu den Familien Orbul<strong>in</strong>idae und Globorolaliidae<br />

gehören. Zu diesen gesellt sich noch die im erwachsenen Zustand planktonisch<br />

lebende Gattung Trelomphalus.<br />

Die beiden wichtigsten ökologischen Faktoren für die Verbreitung s<strong>in</strong>d auch bei<br />

den Planktonforam<strong>in</strong>iferen Temperatur und Sal<strong>in</strong>ität. Ihre üppigste Arten- und<br />

Individuenentfaltung ist an warme Meere gebunden. E<strong>in</strong>zelne Arten leben <strong>in</strong><br />

ganz bestimmten Temperaturbereichen und können u.U. als<br />

Temperatur<strong>in</strong>dikator bei <strong>der</strong> Untersuchung von Meeressedimenten dienen. Die<br />

reichsten Populationen leben <strong>in</strong> den obersten 100 Metern. Gelegentlich f<strong>in</strong>det<br />

man sie auch <strong>in</strong> beträchtlicher Tiefe. Gewöhnlich werden sie <strong>in</strong> Küstennähe<br />

seltener, aber auch im offenen Meer schwankt die Populationsdichte. So gibt<br />

Stellen, an denen die Populationen viel dichter s<strong>in</strong>d als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung. Diese<br />

„Planktonflecke“ s<strong>in</strong>d auch von an<strong>der</strong>en planktonischen Gruppen bekannt. Da<br />

sich die Stellen unter konstanten Temperatur-, Sal<strong>in</strong>itäts- und<br />

Tiefenverhältnissen f<strong>in</strong>den, kommt vielleicht <strong>der</strong> Nährstoffgehalt des Wassers<br />

als entscheiden<strong>der</strong> Faktor <strong>in</strong> Frage. Die Ursachen dieser Ersche<strong>in</strong>ung s<strong>in</strong>d<br />

bisher nicht genügend geklärt worden. Auch die Frage, ob<br />

Planktonforam<strong>in</strong>iferen gelegentlich auch als Bodenbewohner leben, ist noch<br />

offen.<br />

Ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong> lebenden Arten verträgt e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung des normalen<br />

Salzgehaltes des Meerwassers. Aber auch Übersalzung sagt ihnen nicht zu.<br />

Denn aus hypersal<strong>in</strong>en Gewässern s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Planktonforam<strong>in</strong>iferen bekannt<br />

geworden. Die spezifische Bestimmung und Begrenzung vieler Arten schwankt<br />

beträchtlich. Demzufolge s<strong>in</strong>d auch die Angaben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur über ihre<br />

Verbreitung und Temperaturtoleranz mit Vorbehalt aufzufassen. Die Gruppe <strong>der</strong><br />

Planktonforam<strong>in</strong>iferen bedarf <strong>der</strong> Revision.<br />

Palökologie <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen<br />

Das Foram<strong>in</strong>iferengehäuse ist fossil erhaltungsfähig. Für die angewandte<br />

Mikropaläontologie s<strong>in</strong>d die fossilen Foram<strong>in</strong>iferen von großer Bedeutung, weil<br />

bei <strong>der</strong> Horizontierung von Tiefbohrungen die Bestimmung des relativen Alters<br />

<strong>der</strong> Schichten nur mit ihrer Hilfe möglich ist. Zwar kommt ihnen die Bedeutung<br />

von Leitfossilien nicht <strong>in</strong> dem Maße zu wie den Vertretern an<strong>der</strong>er Tiergruppen,<br />

doch kann man den Typus <strong>der</strong> Gesamtfauna schon zur Alterscharakterisierung<br />

<strong>in</strong> weiten Grenzen verwenden. Als wertvolle Leitfossilien gelten unter den<br />

Foram<strong>in</strong>iferen die Fusul<strong>in</strong>en des Karbons sowie die Nummuliten, Alveol<strong>in</strong>en<br />

und Orbitoiden. An dieser Stelle ist es deshalb angebracht, auf die Palökologie<br />

<strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen etwas näher e<strong>in</strong>zugehen.<br />

Bei <strong>der</strong> ökologischen Beurteilung fossiler Faunen können die an rezenten<br />

Foram<strong>in</strong>iferen gewonnenen Erkenntnisse nicht ohne Vorbehalt benutzt werden,


14<br />

weil sich die jetzigen Umweltbed<strong>in</strong>gungen von denen vorzeitlicher Meere <strong>in</strong><br />

vielen Punkten wesentlich unterscheiden. Die physikalischen und chemischen<br />

Eigenschaften <strong>der</strong> Tiefengewässer bildeten Umweltbed<strong>in</strong>gungen, zu denen<br />

man heute ke<strong>in</strong>e Homologie mehr f<strong>in</strong>det, weshalb sie auch nicht durch direkten<br />

Vergleich mit den heutigen ökologischen Verhältnissen enträtselt werden<br />

können. Im Gegensatz zu den nichteiszeitlichen Perioden ist <strong>das</strong> Wasser <strong>der</strong><br />

Tiefsee heute bedeutend kälter. Die Temperatur übt bekanntlich auf die<br />

physikalischen Eigenschaften des Wassers und auf den Wasserchemismus<br />

e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluß aus. Die Temperaturunterschiede des Meerwassers<br />

bee<strong>in</strong>flussen auch die Wasserzirkulation. Wegen <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen<br />

Wassertemperaturunterschiede war die ozeanische Wasserzirkulation <strong>in</strong> den<br />

nichteiszeitlichen Meeren gewiß weniger lebhaft und deshalb die Oxidation und<br />

die Nährstoffversorgung <strong>der</strong> polaren Tiefseegewässer schlechter. Die<br />

Unterschiede zwischen den heutigen und den vorzeitlichen Meeren werden von<br />

den älteren Autoren gänzlich außer acht gelassen. Palökologische<br />

Rückschlüsse s<strong>in</strong>d von ihnen meistens durch Anwendung des verflachten<br />

AktuaIismuspr<strong>in</strong>zips gemacht worden. In Wirklichkeit beruht die vertikale<br />

Verbreitung auch <strong>der</strong> fossilen Foram<strong>in</strong>iferen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf den<br />

Temperaturunterschieden. So s<strong>in</strong>d die wirklichen bathymetrischen Werte oft<br />

erheblich unterschätzt worden. Diese Umstände muß <strong>der</strong> <strong>in</strong>teressierte Leser<br />

beim <strong>Studium</strong> <strong>der</strong> älteren Literatur kennen.<br />

Nichteiszeitliche Tiefseeverhältnisse s<strong>in</strong>d heute <strong>in</strong> den für Polarströmungen<br />

abgesperrten Meeren wie dem Mittelmeer und dem Roten Meer zu beobachten,<br />

doch s<strong>in</strong>d die ökologischen Verhältnisse <strong>in</strong> den Tiefen dieser Meere so<br />

spezifisch, daß man sie ebenfalls nicht für den direkten Vergleich mit den<br />

palökologischen Bed<strong>in</strong>gungen nehmen kann. Es müssen auch noch weitere<br />

Umstände <strong>in</strong> Betracht gezogen werden, die Unterschiede zwischen den jetzigen<br />

und palökologischen Bed<strong>in</strong>gungen verursacht haben könnten: die durch<br />

warmes und feuchtes Klima begünstigten Verwitterungsprozesse und <strong>der</strong><br />

Transport <strong>der</strong> Verwitterungsprodukte <strong>in</strong>s Meer; die Zusammensetzung <strong>der</strong><br />

Erdatmosphäre, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong>en Kohlendioxidgehalt, weil dieser auch den<br />

Wasserchemismus bee<strong>in</strong>flußt. Es ist nicht die Aufgabe dieses Bändchens, auf<br />

alle die Umstände e<strong>in</strong>zugehen, die zur Än<strong>der</strong>ung fossiler Vergesellschaftungen<br />

geführt haben könnten. E<strong>in</strong>e ausführliche Darstellung <strong>der</strong> Palökologie <strong>der</strong><br />

Foram<strong>in</strong>iferen f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> <strong>der</strong> im Literaturverzeichnis aufgeführten speziellen<br />

Literatur.<br />

Gehäusebauplan<br />

Bei <strong>der</strong> Verfolgung <strong>der</strong> Phylogenese (Stammesgeschichte) <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen<br />

kann man leicht erkennen, daß <strong>in</strong> den verschiedensten phylogenetischen L<strong>in</strong>ien<br />

e<strong>in</strong>e sehr ger<strong>in</strong>ge Zahl von Bauplänen immer wie<strong>der</strong> vorkommt. Wir wollen uns<br />

hier auf die Beschreibung <strong>der</strong> stammesgeschichtlichen Entstehung <strong>der</strong><br />

wichtigsten Gehäusetypen beschränken und nicht versuchen, alle<br />

phylogenetischen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen L<strong>in</strong>ien zu verfolgen.


16<br />

Die primitivsten Formen s<strong>in</strong>d agglut<strong>in</strong>ierte Gehäuse <strong>der</strong> Saccam<strong>in</strong>idae und<br />

Astrorhizidae. Erstere bilden regelmäßige kugelige o<strong>der</strong> eiförmige Kammern mit<br />

e<strong>in</strong>er o<strong>der</strong> mehreren Öffnungen (sog. „lagenaler" Typus), bei letzteren läuft <strong>der</strong><br />

zentrale Kammerteil <strong>in</strong> mehrere Arme aus, an <strong>der</strong>en Enden sich gewöhnlich<br />

Öffnungen bef<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>e sehr primitive Form ist auch <strong>das</strong> an beiden Enden<br />

offene Röhrchen. Vom lagenalen Typus können Formen abgeleitet werden, bei<br />

denen von <strong>der</strong> Anfangskammer e<strong>in</strong> gerades, manchmal sich verzweigendes<br />

Röhrchen ausgeht, und solche, <strong>der</strong>en ungekammertes Röhrchen zu e<strong>in</strong>er<br />

flachen o<strong>der</strong> unregelmäßigen Spirale gewunden ist. Von e<strong>in</strong>er aus<br />

Anfangskammer und gestrecktem Röhrchen bestehenden Form<br />

(Hyperamm<strong>in</strong>idae) kann durch Übergang zum periodischen Wachstum <strong>der</strong><br />

Perlschnurtypus (Nodosariidae) abgeleitet werden. Aus dem röhrenförmig<br />

flachspiraligen Typus (Ammodiscidae) ist durch Ausbildung von Septen <strong>der</strong><br />

vielkammerige flachspiralige Typus entstanden, dessen beson<strong>der</strong>e Modifikation<br />

<strong>der</strong> fusispirale Typus ist (Loftusiidae, Fusul<strong>in</strong>idae). Aus dem planispiralen nicht<br />

gekammerten Typus ist <strong>der</strong> trochospirale Typus entstanden, <strong>der</strong> anfangs<br />

ungeteilt, später gekammert ist und sekundär wie<strong>der</strong> planispiral werden kann<br />

(Nummulitidae).<br />

Der sog. triseriale Typus ist e<strong>in</strong>e Modifikation des trochospiralen Typus. Oft<br />

haben die geradl<strong>in</strong>ig angeordneten Kammern die Form e<strong>in</strong>es umgekehrten V.<br />

Dieser Typus ist aus dem planispiralen entstanden, manchmal über <strong>das</strong><br />

biseriale Stadium. Der Typus <strong>der</strong> gebrochenen Spirale, den wir bei den<br />

Milioliden f<strong>in</strong>den, ist entwe<strong>der</strong> aus e<strong>in</strong>er knäuelförmig gewundenen<br />

ungekammerten Form o<strong>der</strong> aus e<strong>in</strong>em ungekammerten planispiralen Typus<br />

entstanden.<br />

Baumaterial und Wandstruktur<br />

Die Kenntnis des Fe<strong>in</strong>baues <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Foram<strong>in</strong>iferengruppen ist für die<br />

Beantwortung stammesgeschichtlicher Fragen von großer Bedeutung. Bereits<br />

1856 wurden von CARPENTER die ersten umfassenden Beobachtungen über<br />

den Bau von Foram<strong>in</strong>iferengehäusen gemacht und e<strong>in</strong>e Unterscheidung<br />

e<strong>in</strong>zelner Gattungen auf Grund des Vorhandense<strong>in</strong>s o<strong>der</strong> Fehlens von Poren <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Gehäusewand getroffen. 1858 teilte WILLIAMSON die Foram<strong>in</strong>iferen <strong>in</strong><br />

glasig durchsche<strong>in</strong>ende (hyal<strong>in</strong>e) und porzellanartige e<strong>in</strong>. Ihm waren auch<br />

solche Formen bekannt, die ihr Gehäuse aus den verschiedensten<br />

Fremdstoffen aufbauten. 1861 führte REUSS e<strong>in</strong>e Aufglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Foram<strong>in</strong>iferen mit Hilfe struktureller Merkmale durch. Er unterschied Formen mit<br />

porenloser und poriger Gehäusewand und vertrat die Ansicht, daß die<br />

Strukturen und die chemische Beschaffenheit <strong>der</strong> Gehäusewand zur scharfen<br />

Son<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Familien und Gattungen herangezogen werden könnten. Der<br />

amerikanische Mikropaläontologe GALLOWAY hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Handbuch <strong>der</strong><br />

Foram<strong>in</strong>iferen (1933) <strong>der</strong> Fe<strong>in</strong>struktur <strong>der</strong> Gehäusewand bei <strong>der</strong> Untersuchung<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Foram<strong>in</strong>iferenfamilien e<strong>in</strong>e hervorragende Stellung e<strong>in</strong>geräumt.<br />

Er hat die Bedeutung des Fe<strong>in</strong>baues für die Abtrennung von Gattungen,<br />

Familien sowie für höhere taxonomische E<strong>in</strong>heiten klar erkannt.<br />

Die Dünnschliffuntersuchung gibt Aufschluß über <strong>das</strong> Gefüge <strong>der</strong> verkitteten<br />

Arten und die Größe und Anordnung <strong>der</strong> Kalzitkristalle, die <strong>das</strong> Gehäuse <strong>der</strong>


17<br />

Kalkschaler aufbauen. Die wesentlichen Strukturelemente lassen sich <strong>in</strong> die<br />

folgenden Gruppen Chit<strong>in</strong>osa, Agglut<strong>in</strong>antia, Porcellanea, Hyal<strong>in</strong>a und<br />

Fusul<strong>in</strong>idea e<strong>in</strong>ordnen.<br />

Tekt<strong>in</strong>gehäuse (Gruppe Chit<strong>in</strong>osa)<br />

Bis <strong>in</strong> die neueste Zeit wird <strong>das</strong> organische Gehäuse häufig als chit<strong>in</strong>iges<br />

Gehäuse bezeichnet, obgleich AWERINZEN schon 1903 nachgewiesen hat,<br />

daß es sich hierbei um e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Hornsubstanz ähnlichen Stoff handelt. Diesen<br />

Album<strong>in</strong>oid ist vom Chit<strong>in</strong> <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>füßer grundverschieden. Deshalb sprach<br />

schon RHUMBLER von e<strong>in</strong>em Kerat<strong>in</strong>gehäuse und die neueren Autoren von<br />

e<strong>in</strong>em Tekt<strong>in</strong>gehäuse. Chit<strong>in</strong> und Tekt<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d chemisch verschieden.<br />

Die Chit<strong>in</strong>osa stellen zweifellos e<strong>in</strong>e altertümliche Gruppe dar, die schon im<br />

Kambrium, Silur und Devon gelebt hat. Trotzdem <strong>in</strong>teressiert sie heute den<br />

Zoologen mehr als den Paläontologen, da ihre Gehäuse fossil schlecht<br />

erhaltungsfähig s<strong>in</strong>d. Das erklärt auch <strong>das</strong> Fehlen <strong>in</strong> den ältesten Schichten.<br />

Die meisten Formen gehören zur Familie Allogromiidae, die mit ger<strong>in</strong>gen<br />

Ausmaßen im Süß- und Brackwasser lebt.<br />

Bei e<strong>in</strong>igen agglut<strong>in</strong>ierten und kalkschaligen Foram<strong>in</strong>iferen f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>nere Tekt<strong>in</strong>hülle, die man als Ahnenrest im S<strong>in</strong>ne des Biogenetischen<br />

Grundgesetzes deuten kann. Bei e<strong>in</strong>igen an<strong>der</strong>en Formen macht man die<br />

bemerkenswerte Beobachtung, daß sie <strong>in</strong> ausgesprochen mar<strong>in</strong>en<br />

Lebensräumen e<strong>in</strong> kalkiges o<strong>der</strong> agglut<strong>in</strong>iertes Gehäuse ausbilden, während <strong>in</strong><br />

brackigen Biotopen <strong>der</strong> Anteil an kalkiger Substanz stark zurücktritt und e<strong>in</strong><br />

vorwiegend tekt<strong>in</strong>öses Gehäuse gebaut wird.<br />

Agglut<strong>in</strong>ierte Gehäuse (Gruppe Agglut<strong>in</strong>antia)<br />

Die agglut<strong>in</strong>ierten Gehäuse entstehen dadurch, daß sich nach Art e<strong>in</strong>es<br />

Mosaiks e<strong>in</strong> Korn an <strong>das</strong> an<strong>der</strong>e schmiegt und die Zwischenräume durch<br />

Kalkzement o<strong>der</strong> Eisenhydroxid vollständig ausgefüllt werden. Das B<strong>in</strong>demittel<br />

wird vom Protoplasma aus geschieden. E<strong>in</strong>e auffallende Än<strong>der</strong>ung des<br />

Bauplanes ist bei vielen Formen dieser Gruppe zu beobachten und kann zur<br />

weiteren Unterteilung <strong>der</strong> Agglut<strong>in</strong>antia herangezogen werden. So werden oft <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Gehäusewand größere o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>ere Hohlräume ausgespart, die e<strong>in</strong><br />

schwammartiges Gefüge bed<strong>in</strong>gen. Man spricht hier von e<strong>in</strong>er labyr<strong>in</strong>thischen<br />

Struktur.<br />

Das häufigste Baumaterial s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>e Quarzkörnchen, doch werden<br />

gelegentlich auch Glaukonit, Kalksand, Glimmerschüppchen,<br />

Diatomeenschalen, Schwammnadeln und Bruchstücke an<strong>der</strong>er<br />

Foram<strong>in</strong>iferenschalen zum Bau verwendet. E<strong>in</strong>ige Arten treffen e<strong>in</strong>e strenge<br />

Auslese bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Fremdkörperchen. Die e<strong>in</strong>en verwenden nur<br />

Schwammnadeln, die an<strong>der</strong>en nur Glimmerschüppchen e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

Farbe und Größe. CUSHMAN bezeichnet diese Selektionsfähigkeit, die<br />

zweifellos e<strong>in</strong> arttrennendes Merkmal darstellt, als „power of selection".<br />

HOFKER nimmt an, daß es sich hierbei um e<strong>in</strong>en Regelfall handelt.


18<br />

Das vom Plasma ausgeschiedene B<strong>in</strong>demittel ist nur <strong>in</strong> wenigen Fällen tekt<strong>in</strong>ös<br />

o<strong>der</strong> kieselig. Meist besteht es aus Kalziumkarbonat (kohlensaurem Kalk) o<strong>der</strong><br />

Eisenhydraoxid bzw. e<strong>in</strong>er Mischung dieser beiden Stoffe. Das Verhältnis des<br />

B<strong>in</strong>demittels zum agglut<strong>in</strong>ierten Fremdmaterial ist bei den e<strong>in</strong>zelnen Formen<br />

sehr unterschiedlich. Bei e<strong>in</strong>igen sandschaligen Foram<strong>in</strong>iferen treten die<br />

e<strong>in</strong>gebauten Fremdstoffe stark zurück, während <strong>das</strong> kalkige B<strong>in</strong>demittel<br />

überwiegt. So entstehen Übergänge zu den echten kalkschaligen Foram<strong>in</strong>iferen<br />

(CUSHMAN). Mitunter kann e<strong>in</strong>e strenge Unterscheidung große<br />

Schwierigkeiten bereiten, beson<strong>der</strong>s dann, wenn die Fähigkeit erlahmt,<br />

Fremdkörper <strong>in</strong> die Gehäusewand e<strong>in</strong>zubauen, o<strong>der</strong> wenn Poren auftreten<br />

(WOOD). Bei den Agglut<strong>in</strong>antia treten Poren so selten auf, daß sie nur als<br />

Ausnahme zu werten s<strong>in</strong>d.<br />

Kalkige Gehäuse (Gruppe Porcellanea, Calcarea imperforata)<br />

Diese Gruppe hat ihren Namen von dem porzellanartigen Aussehen ihrer<br />

Vertreter. Das rührt daher, daß die Lichtstrahlen, die auf <strong>das</strong> Gehäuse fallen,<br />

<strong>in</strong>folge <strong>der</strong> dichten Struktur gebrochen und reflektiert werden. Im auffallenden<br />

Licht ersche<strong>in</strong>en die Gehäuse weißlich opak, im durchfallenden Licht<br />

bernste<strong>in</strong>farben. Die Gehäusewand ersche<strong>in</strong>t im durchfallenden Licht als<br />

Dünnschliff homogen. Im polarisierten Licht erkennt man jedoch w<strong>in</strong>zige<br />

Kalzitkristalle, die bei e<strong>in</strong>igen Arten etwa gleichgroß, etwas eckig, nicht<br />

verlängert und ohne allgeme<strong>in</strong>e Orientierung s<strong>in</strong>d, bei an<strong>der</strong>en Formen<br />

dagegen etwas verlängert und parallel zur Gehäuseoberfläche angeordnet s<strong>in</strong>d.<br />

Die Porcellanea s<strong>in</strong>d imperforiert. Ihre Gehäusewand ist nicht von Poren<br />

durchsetzt. Nur die Anfangskammern bestimmter Gattungen s<strong>in</strong>d gelegentlich<br />

perforiert.<br />

Gruppe Hyal<strong>in</strong>a (Calcarea perforata)<br />

Die Vertreter dieser Gruppe haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong> glasig durchsche<strong>in</strong>endes<br />

Gehäuse (hyal<strong>in</strong>), weil die Lichtstrahlen zwar gebrochen, aber nicht reflektiert<br />

werden. Die Ursache ist die beson<strong>der</strong>s ger<strong>in</strong>ge Wanddicke. In e<strong>in</strong>igen wenigen<br />

Fällen kommt es zur Bildung porzellanartiger Gehäuse, <strong>der</strong>en Wandung so dick<br />

ist, daß <strong>das</strong> Licht sie nicht mehr durchdr<strong>in</strong>gen kann. Man vertrat lange die<br />

Ansicht, die Gruppe Hyal<strong>in</strong>a stelle e<strong>in</strong>e natürliche E<strong>in</strong>heit dar. WOOD konnte<br />

jedoch zeigen, daß sie zwei verschiedene Untergruppen umfaßt, die sich <strong>in</strong><br />

Form und Anordnung <strong>der</strong> die Gehäusewand aufbauenden Kalzitkristalle<br />

vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterscheiden. Die Perforation <strong>der</strong> Gehäusewand, die e<strong>in</strong>mal<br />

gröber und e<strong>in</strong>mal fe<strong>in</strong>er se<strong>in</strong> kann, ist beiden Gruppen geme<strong>in</strong>sam.<br />

Die erste Untergruppe hat e<strong>in</strong>e Gehäusewand, <strong>der</strong>en Kalzitkristalle mit <strong>der</strong><br />

längsten Achse senkrecht zu ihrer Oberfläche angeordnet s<strong>in</strong>d. Sie s<strong>in</strong>d von<br />

WOOD als „hyal<strong>in</strong> radial" bezeichnet. Bei den hochspezialisierten Gattungen<br />

des Benthos s<strong>in</strong>d nicht alle Gehäuseteile gleichermaßen von Poren durchsetzt.<br />

Die Kammerscheidewände und alle Ausscheidungen von sekundärer<br />

Schalensubstanz, die <strong>der</strong> Stabilisierung <strong>der</strong> Gehäusewand dienen, s<strong>in</strong>d nicht<br />

durchbrochen. Solche E<strong>in</strong>lagerungen zusätzlicher Schalenschichten, die man


19<br />

als Zwischenskelett bezeichnet, ermöglicht den Foram<strong>in</strong>iferen des vagilen und<br />

sessilen Benthos e<strong>in</strong>e Anpassung an <strong>das</strong> Leben im stärker bewegten Wasser.<br />

Sie fehlen den pelagischen (frei schwimmenden) Formen völlig. Dm<br />

Zwischenskelett hat dieselbe Fe<strong>in</strong>struktur wie die Gehäusewand selbst und<br />

ersche<strong>in</strong>t deshalb ebenfalls hyal<strong>in</strong> (durchsche<strong>in</strong>end).<br />

Die zweite Untergruppe umfaßt solche kalkschaligen perforierten (von Poren<br />

durchsetzten) Foram<strong>in</strong>iferen, <strong>der</strong>en die Gehäusewand aufbauenden<br />

Kalzitkristalle ke<strong>in</strong>erlei Orientierung erkennen lassen. Die e<strong>in</strong>zelnen Kristalle<br />

s<strong>in</strong>d etwa gleichgroß, was <strong>der</strong> Gehäusewand im polarisierten Licht e<strong>in</strong><br />

körneliges Aussehen verleiht. WOOD bezeichnet diese Untergruppe als Hyal<strong>in</strong>a<br />

granulata. Zu ihr gehören nur wenige Familien wie die Chilostomillidae und<br />

Ellipsoid<strong>in</strong>idae.<br />

Bisher wurde immer Kalzit als die aufbauende Substanz <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen<br />

angesehen. 1954 gelang es jedoch BANDY, wenn auch nur <strong>in</strong> sehr wenigen<br />

Fällen, Aragonit <strong>in</strong> Foram<strong>in</strong>iferengehäusen nachzuweisen. Nach BEIGEN kann<br />

man Kalzit von Aragonit dadurch unterscheiden, daß Aragonit durch Kochen mit<br />

Kobaltnitrat <strong>in</strong> lilarotes basisches Kobaltkarbonat umgewandelt wird, während<br />

Kalzit mit Kobaltnitrat nicht reagiert. Diese Reaktion wurde von BANDY bei<br />

se<strong>in</strong>en Untersuchungen benutzt. Man kann sie jedoch nicht als spezifisch<br />

bezeichnen.<br />

Das Kalziumkarbonat ist nicht die e<strong>in</strong>zige Komponente <strong>der</strong> Kalkschaler.<br />

CLARKE und WHEELER (1922) haben festgestellt, daß <strong>in</strong> den Schalen 0,022-<br />

15,33% Silizium, 0,022 bis 3,98% Alum<strong>in</strong>ium und 1,79 - 15,33%<br />

Magnesiumkarbonat enthalten se<strong>in</strong> können. R.SAID (1951) hat <strong>in</strong> tropischen<br />

Foram<strong>in</strong>iferen folgende EIemente nachgewiesen: Si, AI, Fe, Mg, Ca, Na, K, Mn,<br />

Ti, Pb, Sn. Nach SAID bilden die Erdalkalimetalle Strontium, Barium und<br />

Magnesium den größten Prozentsatz <strong>der</strong> <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geren Mengen vorkommenden<br />

Elemente. Strontium ist mit 1 – 5% am Gehäusebau beteiligt, <strong>das</strong> ist <strong>der</strong><br />

höchste Wert, <strong>der</strong> bisher <strong>in</strong> Schalen mar<strong>in</strong>er Wirbelloser festgestellt wurde<br />

(außer Radiolarien). Ferner kommen <strong>in</strong> den Schalen beträchtliche Mengen<br />

Natrium (0,5 - 7%) vor, während <strong>der</strong> Kaliumgehalt unter 0,01% liegt. Die<br />

bräunliche Färbung <strong>der</strong> Porzellanea ist schon oft e<strong>in</strong>gebend untersucht worden.<br />

Bisher haben diese Untersuchungen jedoch ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>wandfreies Ergebnis<br />

geliefert. Für die Ansicht, es handle sich um fe<strong>in</strong> verteilte organische Substanz,<br />

konnten bisher ke<strong>in</strong>e Beweise erbracht werden. Man vermutet auch, daß die<br />

Färbung durch e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Gehalt an isomorph e<strong>in</strong>gebauten Blei-Ionen<br />

hervorgerufen wird, doch kann die Richtigkeit dieser Ansicht nicht e<strong>in</strong>wandfrei<br />

bewiesen werden.<br />

Wie aus dem oben Gesagten hervorgeht, ist <strong>das</strong> Vorhandense<strong>in</strong> von Poren <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Gehäusewand e<strong>in</strong> bedeutendes systematisches Merkmal. Die Perforierung<br />

ist bei den kalkigen Foram<strong>in</strong>iferen so auffallend, daß sie zur Unterteilung <strong>in</strong><br />

perforate (durchlöcherte) und imperforate (nicht durchlöcherte) Gehäuse geführt<br />

hat. Die ersten werden fast immer mit <strong>der</strong> Gruppe Hyal<strong>in</strong>a, die zweiten mit<br />

Porcellanea für identisch gehalten. Diese Gleichsetzung ist eigentlich falsch,<br />

denn perforierte Gehäuse s<strong>in</strong>d auch bei den Porcellanea bekannt, nämlich im<br />

Proloculus mancher Peneroplididae. Die Perforierung ist nicht auf die kalkigen<br />

Foram<strong>in</strong>iferen beschränkt. Sie f<strong>in</strong>det sich auch bei manchen agglut<strong>in</strong>ierten


20<br />

Formen (Textularia, Tritaxia). Der Porendurchmesser <strong>der</strong> perforierten Arten<br />

schwankt beträchtlich. Im allgeme<strong>in</strong>en werden die fe<strong>in</strong>en Poren als primitiv<br />

angesehen, während die grobe Perforierung als hochspezialisiertes Merkmal<br />

gilt. Nach HOFKER soll die Porengröße bei den planktonischen Foram<strong>in</strong>iferen<br />

e<strong>in</strong>e wichtige taxonomische Bedeutung haben.<br />

Die Poren <strong>der</strong> Nodosariidae und Bulum<strong>in</strong>idae s<strong>in</strong>d sehr kle<strong>in</strong> (0,5 -6 um). Bei<br />

manchen Rotaliidae beträgt <strong>der</strong> Porendurchmesser bis zu 15 um. Die Poren<br />

können <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen Wandfläche verstreut o<strong>der</strong> auf bestimmte Bezirke<br />

beschränkt se<strong>in</strong>. Ihr Durchmesser kann auch während <strong>der</strong> Ontogenese<br />

(Keimesentwicklung) schwanken. Es gibt Formen, die <strong>in</strong> ihrer Frühontogenese<br />

fe<strong>in</strong>perforierte, im Alter grobperforierte Wände haben und umgekehrt. Über die<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Poren gehen die Ansichten ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. HOFKER hält es für<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich, daß die Perforierung mit Atmung und Exkretion <strong>in</strong><br />

Zusammenhang steht, ARNOLD (1954) ist h<strong>in</strong>gegen <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, daß die<br />

Siebstruktur vieler Poren e<strong>in</strong> Filter darstellt, <strong>das</strong> nur e<strong>in</strong>igen <strong>der</strong><br />

endoplasmatischen E<strong>in</strong>schlüsse den E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Pseudopodien gestattet.<br />

Viele Autoren, vor allem CUSHMAN (1948), vertreten die Auffassung, daß die<br />

kalkigen Gehäuse aus agglut<strong>in</strong>ierten Schalen mit kalkigem Zement dadurch<br />

entstanden s<strong>in</strong>d, daß <strong>der</strong> Anteil des Zements am Schalenbau immer größer<br />

wurde, bis die Agglut<strong>in</strong>ation schließlich überflüssig war. Dagegen vertrat<br />

GALLOWAY (1933) die Ansicht, daß die Kalkschaler die ursprünglicheren<br />

Merkmale besitzen und somit die Sandschaler aus ihnen hervorgegangen se<strong>in</strong><br />

müßten. Vielleicht ist es aber auch so, daß die e<strong>in</strong>zelnen Gruppen nicht<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> hervorgegangen s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n sich nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> aus e<strong>in</strong>er<br />

geme<strong>in</strong>samen Wurzel herausentwickelt haben.<br />

Gruppe Fusul<strong>in</strong>idea<br />

Im ausgehenden Paläozoikum (Erdaltertum) gew<strong>in</strong>nen die Vertreter dieser<br />

Gruppe e<strong>in</strong>e große Bedeutung als Geste<strong>in</strong>sbildner und vor allem als<br />

Leitfossilien. Man rechnet sie im allgeme<strong>in</strong>en zu den kalkschaligen<br />

Foram<strong>in</strong>iferen. Sie weisen jedoch e<strong>in</strong>e Reihe struktureller Eigentümlichkeiten<br />

auf, so daß wir sie hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e geson<strong>der</strong>te Gruppe e<strong>in</strong>ordnen können. Die<br />

Gehäusewand <strong>der</strong> Fusul<strong>in</strong>en besteht aus vielen kle<strong>in</strong>en Kalzitkristallen. In <strong>der</strong><br />

Regel beobachtet man mehrere Schalenschichten, <strong>der</strong>en Transparenz im<br />

Dünnschliff vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> sehr verschieden ist. Die echten Fusul<strong>in</strong>en lassen vier<br />

solcher Schichten unterscheiden: <strong>das</strong> äußere Tectorium, <strong>das</strong> Tectum, <strong>das</strong><br />

Diaphanothek und <strong>das</strong> <strong>in</strong>nere Tectorium. Im Gegensatz dazu besitzen die<br />

Schwager<strong>in</strong>iden nur e<strong>in</strong> Tectum und <strong>das</strong> sog. Keriothek, <strong>das</strong> im<br />

Tangentialschnitt den Bienenwaben ähnlich ist.<br />

Orientierung <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferengehäuse<br />

Bei <strong>der</strong> Beschreibung und Abbildung von Foram<strong>in</strong>iferen wäre e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />

Term<strong>in</strong>ologie <strong>der</strong> Orientierung wünschenswert. Lei<strong>der</strong> ist e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />

Term<strong>in</strong>ologie bis heute nicht selbstverständlich. Beson<strong>der</strong>s une<strong>in</strong>heitlich ist die<br />

topographische Term<strong>in</strong>ologie, die für trochospirale Formen verwendet wird. Am


21<br />

besten ist es, die Bezeichnungen Spiralseite, Umbilikalseite, Dorsal- und<br />

Ventralseite nicht als Homologiebegriffe, son<strong>der</strong>n als re<strong>in</strong> morphologische<br />

Begriffe zu benutzen. Die Abb.3 demonstriert die morphologische Term<strong>in</strong>ologie<br />

an e<strong>in</strong>em trochospiralen Gehäuse mit se<strong>in</strong>er Spiral-, Lateral- und Umbilikalseite<br />

sowie an e<strong>in</strong>em uniserialen Gehäuse. Bei den trochospiralen Foram<strong>in</strong>iferen<br />

f<strong>in</strong>det man gleich häufig l<strong>in</strong>ks- und rechtsgewundene Gehäuse. Die<br />

W<strong>in</strong>dungsrichtung hängt <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Weise mit dem Vermehrungszyklus<br />

zusammen.<br />

Morphologie <strong>der</strong> Gehäuseteile<br />

Proloculus = Embryonalkammer = Anfangskammer <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferengehäuse.<br />

Die oft gehörte Bezeichnung „Proloculum“ ist grammatisch falsch. Man spricht<br />

von e<strong>in</strong>em orthostylen Proloculus, wenn <strong>der</strong> Proloculus mit <strong>der</strong> nachfolgenden<br />

Kammer durch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Öffnung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wand o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong> gerades<br />

Röhrchen verbunden ist. Bei e<strong>in</strong>em flexostylen Proloculus steht die<br />

Embryonalkammer mit <strong>der</strong> nachfolgenden durch e<strong>in</strong>en spiraligen Durchgang <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung. Abb.4 erläutert diese beiden Formen. E<strong>in</strong>ige hochentwickelte<br />

Foram<strong>in</strong>iferen haben zwei o<strong>der</strong> mehrere Embryonalkammern. E<strong>in</strong> solcher<br />

Embryonalapparat, den Abb.5 darstellt, wird als Nucleoconch bezeichnet.


Postembryonalkammern = Kammern, die auf den Proloculus folgen.<br />

22<br />

Kammerscheidewände (Septen) und Nähte (Suturen)<br />

Sie können kugelig, lang,<br />

walzenförmig, eckig, prismatisch etc.<br />

gestaltet se<strong>in</strong>. In <strong>der</strong> Regel nimmt <strong>das</strong><br />

Volumen <strong>der</strong> aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgenden<br />

Kammern gleichmäßig zu. Die auf den<br />

Proloculus folgende Kammer ist als<br />

erste alle<strong>in</strong> durch <strong>das</strong><br />

Plasmawachstum entstanden und fällt<br />

deshalb oft aus dieser Regel heraus.<br />

Das gleiche tut auch die letzte<br />

Kammer, die oft durch<br />

Vermehrungsprozesse im<br />

Protoplasma bee<strong>in</strong>flußt wird.<br />

Die Kammerscheidewände trennen die e<strong>in</strong>zelnen Kammern vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und<br />

können e<strong>in</strong>fach o<strong>der</strong> doppelt se<strong>in</strong>. Als Nähte o<strong>der</strong> Suturen bezeichnet man die<br />

Stellen, an denen die Septen mit <strong>der</strong> Gehäusewand verwachsen.<br />

Mündung o<strong>der</strong> Apertur<br />

So heißen größere Öffnungen, durch die <strong>das</strong> Protoplasma aus dem Gehäuse<br />

heraustritt. Die Mündung ist e<strong>in</strong> wichtiges systematisches Merkmal. Sie fehlt<br />

manchen primitiven Gattungen, weil sie ke<strong>in</strong>e Mündung bilden konnten, und<br />

manchen hochspezialisierten Formen, weil sie im Laufe <strong>der</strong><br />

Stammesgeschichte die Mündung verloren haben (Fusul<strong>in</strong>idae). Lage und Form<br />

<strong>der</strong> Mündung können sehr verschieden se<strong>in</strong>. Bei den röhrenförmigen Gehäusen


23<br />

wird die Mündung durch <strong>das</strong> offene Ende <strong>der</strong> Röhre vertreten. Am primitivsten<br />

ist die kreisrunde Form. Abb.6 zeigt die verschiedensten Mündungsformen. Die<br />

dafür gebrauchten Bezeichnungen s<strong>in</strong>d angegeben.<br />

Komplikationen <strong>der</strong> Gehäusewand und <strong>der</strong> Kammerstruktur<br />

Die bei agglut<strong>in</strong>ierten Gehäusen gebrauchte Bezeichnung „labyr<strong>in</strong>thische<br />

Struktur" darf nur bei solchen Gehäusen angewendet werden, <strong>der</strong>en Wandung


24<br />

unregelmäßig verlaufende und untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbundene Röhrchen enthält.<br />

Manche hochspezialisierten Gattungen haben e<strong>in</strong>e sehr verdickte Wand, die<br />

von e<strong>in</strong>em dendritisch (baumförmig) verzweigten Alveolensystem durchsetzt ist.<br />

Diese eigenartige Wandstruktur wurde von BRONNIMANN (1951) bei<br />

Cyclamm<strong>in</strong>a genau beschrieben (Abb.7). Infolge <strong>der</strong> ungenügenden Kenntnis<br />

<strong>der</strong> Wandstruktur wurde von älteren Autoren <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

ebenfalls die Bezeichnung „labyr<strong>in</strong>thisch“ gebraucht. Richtig ist die<br />

Bezeichnung „alveolarer Wandtypus“. HENSON (1948) betont jedoch, daß<br />

diese Bezeichnung bei vielen Gattungen (Lituolidae, Orbitol<strong>in</strong>idae),<br />

phylogenetisch betrachtet, auch nicht zutrifft. Bei den kalkigen Foram<strong>in</strong>iferen<br />

beobachtet man oft die verschiedenartigsten Karbonatausscheidungen. In <strong>der</strong><br />

Literatur werden diese Bildungen oft als Sekundärskelett, Komplementärskelett,<br />

Endoskelett o<strong>der</strong> <strong>in</strong>neres Skelett bezeichnet. SMOUT (1954) hat die Pfeiler und<br />

Umbilikalbildungen bei den Rotaliidea genau analysiert.<br />

Kanalsystem<br />

Die Gehäuse von hochentwickelten, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> großen und <strong>in</strong>voluten<br />

Foram<strong>in</strong>iferen, werden von Kanalsystemen durchsetzt, die <strong>in</strong> den<br />

verschiedensten Skeletteilen verlaufen können. An leeren Schalen kann man<br />

sie jedoch nur beobachten, wenn sie von e<strong>in</strong>em kontrastierenden Stoff erfüllt<br />

s<strong>in</strong>d. Nach RHUMBLER (1911) und SMOUT (1954) ermöglicht <strong>das</strong><br />

Kanalsystem e<strong>in</strong>e direkte Verb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Umgänge untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

und mit <strong>der</strong> Außenwelt. M.W.JEPPS (1942) demonstrierte die<br />

Exkretionsfunktion des Kanalsystems an Elphidium. Abb.8 zeigt uns <strong>das</strong><br />

Kanalsystem bei Pellatispira.


Skulptur<br />

25<br />

Im allgeme<strong>in</strong>en haben die Foram<strong>in</strong>iferengehäuse ke<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Skulptur. Bei<br />

e<strong>in</strong>igen kalkigen Foram<strong>in</strong>iferen s<strong>in</strong>d solche Bildungen jedoch hochentwickelt<br />

und als Rippen, Leisten, Säume, Gitter, Dornen, Stacheln o<strong>der</strong> papillenartige<br />

Gebilde beson<strong>der</strong>e am Umbilikus und an den proximalen Suturteilen<br />

ausgebildet. Die Skulptur wird oft als Mittel zur Verfestigung des Gehäuses<br />

erklärt. Man kann beobachten, daß <strong>das</strong> Ausmaß <strong>der</strong> Skulptur direkt vom<br />

Kalkgehalt des Meerwassers abhängig ist.<br />

Die Fortpflanzung <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen<br />

Der häufigste Fall <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferenfortpflanzung ist <strong>der</strong> regelmäßige Wechsel<br />

e<strong>in</strong>er geschlechtlichen und e<strong>in</strong>er ungeschlechtlichen Generation. Nach<br />

J.LECALVEZ ist die ungeschlechtliche Phase e<strong>in</strong>e Schizogonie, die<br />

geschlechtliche Phase e<strong>in</strong>e Gamogonie, weshalb man <strong>das</strong> ungeschlechtliche<br />

Tier als Schizont und die geschlechtliche Form als Gamont bezeichnet.<br />

Bei <strong>der</strong> Schizogonie bildet sich aus dem vielkernigen, diploiden Schizonten e<strong>in</strong>e<br />

größere Anzahl von haploiden Jungen. Die Vielkernigkeit des Schizonten<br />

kommt dadurch zustande, daß sich die Kerne durch mitotische Teilungen<br />

vermehren, denen dann zwei Reduktionsteilungen, sog. Meiosen, folgen. Je<strong>der</strong><br />

Kern umgibt sich mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Plasmamenge des elterlichen Protoplasten.<br />

So entsteht <strong>der</strong> Embryo <strong>der</strong> neuen, geschlechtlichen Generation.<br />

Bei <strong>der</strong> Gamogonie bilden die <strong>in</strong> ihrem ganzen vegetativen Leben e<strong>in</strong>kernigen<br />

Gamonten am Ende ihres Individuallebens haploide Gameten (Keimzellen) aus.<br />

Man kann hier zwei verschiedene Gruppen unterscheiden. Die größte Gruppe<br />

bilden die monogamen Arten, bei denen die Gamogonie <strong>in</strong> isolierten Gamonten


26<br />

verläuft, ohne Kontakt mit an<strong>der</strong>en Individuen <strong>der</strong>selben Art. Die zweite, viel<br />

kle<strong>in</strong>ere Gruppe, stellen die sog. „plastogamen“ Arten dar, bei denen die<br />

Plasmogonie während e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>nigen Verb<strong>in</strong>dung zweier o<strong>der</strong> mehrerer<br />

Individuen verläuft.<br />

Es würde den Rahmen dieser e<strong>in</strong>führenden Arbeit bei weitem überschreiten,<br />

wenn die sehr komplizierten Vermehrungsvorgänge bei den Foram<strong>in</strong>iferen<br />

ausführlich behandelt würden. Es sei deshalb an dieser Stelle auf die speziellen<br />

Bearbeitungen von HOFKER, MYERS, LECALVEZ, FOYN, JEPPS, ARNOLD<br />

und SCHAUDINN verwiesen.<br />

Die beson<strong>der</strong>en Vermehrungsvorgänge müssen bei <strong>der</strong> Untersuchung von<br />

Gehäusen beachtet werden. DE LA HARPE und HANTKEN bemerkten schon<br />

1879, daß bei den Nummuliten zwei untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> vieler H<strong>in</strong>sicht ähnliche<br />

Arten vorkommen. Die e<strong>in</strong>e Art e<strong>in</strong>es solchen Paares hat e<strong>in</strong> großes Gehäuse<br />

und e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Proloculus, die an<strong>der</strong>e Art hat h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Gehäuse<br />

und e<strong>in</strong>en großen Proloculus. Die beiden Formen e<strong>in</strong>es solchen Paares<br />

gehören e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Art an. Es handelt sich hier um e<strong>in</strong>en Dimorphismus.<br />

MUNIER-CHALMAS und SCHLUMBERGER haben <strong>in</strong> ihrer Arbeit über den<br />

Dimorphismus e<strong>in</strong>iger Milioliden die kle<strong>in</strong>e Form als Form A und ihren großen<br />

Proloculus als Megalosphäre bezeichnet. Die große Form nannten sie Form B<br />

und ihren kle<strong>in</strong>en Proloculus Mikrosphäre. Diese Benennung<br />

„megalosphärische“ bzw. „makrosphärische“ und „mikrosphärische“ Form o<strong>der</strong><br />

A- und B-Form ist heute noch gebräuchlich.<br />

Der Dimorphismus hat früher oft zu Fehlbestimmungen geführt. Der Begriff<br />

„Trimorphismus“, <strong>der</strong> <strong>in</strong> diesem Zusammenhang gesehen werden muß, wurde<br />

ursprünglich nach <strong>der</strong> Gehäusemorphologie aufgestellt. HOFKER schreibt<br />

1925, daß bei den Foram<strong>in</strong>iferen zwei makrosphärische Formen bestehen, die<br />

er als A1 und A2 bezeichnet und nach dem Durchmesser des Proloculus<br />

unterscheidet. Die beiden A-Formen hielt er für die Angehörigen e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen<br />

Generation, die aus männlichen und weiblichen Individuen besteht, welche die<br />

Fähigkeit besitzen, zwei Sorten nicht vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterscheidbarer Gameten<br />

zu bilden. In se<strong>in</strong>er Arbeit von 1930 hält HOFKER die A1- und A2-Form für zwei<br />

verschiedene Generationen, von denen die e<strong>in</strong>e plasmodiosphärisch, die<br />

an<strong>der</strong>e geschlechtlich ist. Die methodischen Grundlagen dieser beiden Arbeiten<br />

HOFKERs wurden von an<strong>der</strong>en Autoren e<strong>in</strong>er Kritik unterzogen, und es ist nicht<br />

unwahrsche<strong>in</strong>lich, daß <strong>der</strong> Trimorphismus e<strong>in</strong>e Folge ökologischer E<strong>in</strong>flüsse ist.<br />

Abb.9 zeigt den Trimorphimus von Nodogener<strong>in</strong>a scalaris.<br />

E<strong>in</strong>ige Foram<strong>in</strong>iferen können sich auch durch Regeneration von Bruchstücken<br />

vermehren. Diese Art <strong>der</strong> Vermehrung erfolgt meistens nur durch e<strong>in</strong>en Zufall,<br />

manchmal ist <strong>der</strong> Vorgang aber sicherlich fixiert.


Fang und Lebendbeobachtung rezenter Foram<strong>in</strong>iferen<br />

27<br />

Die Beobachtung leben<strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen ist für den B<strong>in</strong>nenlän<strong>der</strong> mit vielen<br />

Schwierigkeiten verknüpft. Er muß schon im Urlaub günstige Steilen an <strong>der</strong><br />

Küste aufsuchen, wenn er mit lebendem Material arbeiten will.<br />

Lebende Planktonforam<strong>in</strong>iferen kann man nur vom Boot aus mit dem<br />

Planktonnetz erbeuten. Man muß dabei berücksichtigen, daß die Tiere nicht <strong>in</strong><br />

Küstennähe vorkommen, son<strong>der</strong>n Bewohner <strong>der</strong> Hochsee s<strong>in</strong>d. Trotzdem<br />

braucht man sich nicht allzu weit von <strong>der</strong> Küste zu entfernen, um sie zu<br />

erbeuten, denn es gibt e<strong>in</strong>ige Stellen, wo sie auch <strong>in</strong> Küstennähe gefangen<br />

worden können. Das ist beson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> engen Wasserstraßen <strong>der</strong> Fall, <strong>in</strong> denen<br />

e<strong>in</strong>e starke Strömung herrscht. Nach den Erfahrungen des Verfassern erzielt<br />

man beson<strong>der</strong>s gute Fangergebnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Straße von Mess<strong>in</strong>a und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Meerenge von Gibraltar. Auch weit <strong>in</strong> <strong>das</strong> Meer h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ragende Halb<strong>in</strong>seln, wie<br />

z.B. <strong>das</strong> Vorgebirge von Portof<strong>in</strong>o an <strong>der</strong> ligurischen Küste und die Halb<strong>in</strong>sel<br />

Naxos bei Taorm<strong>in</strong>a auf Sizilien, s<strong>in</strong>d geeignet, doch s<strong>in</strong>d hier günstige W<strong>in</strong>d-<br />

und Strömungsverhältnisse Voraussetzung. Nach den Erfahrungen des<br />

Verfassers ist die Nacht, von Mitternacht bis etwa Sonnenaufgang, die<br />

günstigste Fangzeit. Auch die Jahreszeit spielt e<strong>in</strong>e Rolle. In den<br />

Sommermonaten s<strong>in</strong>d die Fangergebnisse sehr schlecht. Die besten Resultate<br />

erzielt man im Frühjahr, etwa bis Juni, je nach <strong>der</strong> Witterung. Man kann <strong>das</strong><br />

Planktonnetz dicht unter <strong>der</strong> Wasseroberfläche entlangziehen o<strong>der</strong> eher den<br />

Becher mit Blei beschweren und <strong>das</strong> Netz aus größerer Tiefe nach oben<br />

ziehen. Mit e<strong>in</strong>er dieser beiden Methoden wird man meistens Erfolg haben.<br />

Bei sehr glatter See ist die Planktondichte des Oberflächenwassers manchmal<br />

sehr groß. Dann kann man die Foram<strong>in</strong>iferen mit dem Glas abschöpfen und<br />

dar<strong>in</strong> beobachten. Der Netzfang wird im Boot auf mehrere Gläser verteilt, die


28<br />

jedoch nicht zu dicht besetzt se<strong>in</strong> dürfen. Diese werden möglichst schnell nach<br />

Hause gebracht und vor Sonne geschützt kühl aufbewahrt. Neben unzähligen<br />

an<strong>der</strong>en Planktonorganismen hat man immer e<strong>in</strong>ige Foram<strong>in</strong>iferen dabei, die<br />

man am besten mit <strong>der</strong> Pipette herausfängt und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Küvette beobachtet.<br />

Auf Objektträger gebracht, gehen die Tiere rasch zugrunde, und auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Küvette muß die Untersuchung rasch erfolgen, weil gefangene<br />

PIanktonforam<strong>in</strong>iferen nur kurze Zeit am Leben bleiben.<br />

Da man den ganzen Planktonfang nicht lebend mitnehmen kann, muß man <strong>das</strong><br />

Material an Ort und Stelle fixieren. Man gibt <strong>das</strong> Plankton am besten <strong>in</strong> ca. 250<br />

ml fassende Plastikflaschen und fügt etwa 1/3 des Volumens 40%-iges Formol<br />

h<strong>in</strong>zu. Formolfixiertes Material ist bekanntlich für verschiedene Färbungen<br />

ungeeignet. Der Verfasser fand, daß sich auch „Ch<strong>in</strong>osol“ zur Fixierung<br />

mar<strong>in</strong>en Planktons gut eignet. Man gibt <strong>in</strong> jede Flasche 1/2 bis 1 Tablette<br />

Ch<strong>in</strong>osol zu 1 g (<strong>in</strong> Apotheken und Drogerien erhältlich). Die Anwendung ist<br />

sehr e<strong>in</strong>fach. Außerdem läßt sich e<strong>in</strong> Röhrchen Ch<strong>in</strong>osoltabletten leichter<br />

mitführen als e<strong>in</strong>e Flasche Formol. Das Material kann beliebig lange <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Meerwasser-Ch<strong>in</strong>osol-Lösung bleiben. Vor <strong>der</strong> Weiterverarbeitung verdünnt<br />

man <strong>das</strong> Meerwasser stufenweise mit Leitungswasser, überführt dann ganz <strong>in</strong><br />

Leitungswasser, <strong>das</strong> mehrmals gewechselt werden muß, um <strong>das</strong> Ch<strong>in</strong>osol<br />

restlos auszuwaschen. Dann kann <strong>das</strong> Material wie üblich e<strong>in</strong>gefärbt werden,<br />

evtl. nach vorheriger Überführung <strong>in</strong> Alkohol.<br />

Benthonische Foram<strong>in</strong>iferen aus nicht zu großer Tiefe kann man leicht<br />

gew<strong>in</strong>nen, <strong>in</strong>dem man e<strong>in</strong>e Konservendose o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Plastikeimer<br />

vorsichtig über den Meeresboden zieht, wobei e<strong>in</strong>ige Zentimeter Schlamm<br />

abgehoben werden. Der Vorgang ist nur bei ganz ruhiger See zu kontrollieren.<br />

Grundproben aus großer Tiefe können nur mit speziellen Schlammgreifern<br />

gehoben worden, die dem Liebhaber nicht zur Verfügung stehen. Der Schlamm<br />

wird auf e<strong>in</strong> Sieb von ca. 1 mm Maschenweite gebracht und unter Zugabe von<br />

Meerwasser durchgesiebt, um die groben Teile zu entfernen. Dann gibt man<br />

<strong>das</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schüssel aufgefangene Siebgut auf e<strong>in</strong> Sieb von 0,05 bis 0,10 mm<br />

Maschenweite und siebt die fe<strong>in</strong>en Schlammpartikel unter Zugabe von viel<br />

Meerwasser vorsichtig ab. Der so gewonnene Schlämmrückstand wird auf<br />

Gläser voll re<strong>in</strong>en Meerwassers verteilt.<br />

Die an Pflanzen sitzenden Foram<strong>in</strong>iferen des sessilen Benthos werden mitsamt<br />

den Pflanzen <strong>in</strong> die Behälter gebracht. Im Gegensatz zu den<br />

Planktonforam<strong>in</strong>iferen bleiben die benthonischen Formen bedeutend länger am<br />

Leben und können oft tagelang beobachtet werden. Br<strong>in</strong>gt man mit <strong>der</strong> Pipette<br />

e<strong>in</strong> lebendes Tier auf e<strong>in</strong>en Hohlschliffobjektträger, so liegt es zunächst wie tot<br />

im Gesichtsfeld. Nach M<strong>in</strong>uten, u.U. erst nach Stunden sieht man dann <strong>das</strong><br />

Plasma vorströmen und die Pseudopodien austreten. Der Objektträger darf<br />

nicht mit e<strong>in</strong>em Deckglas abgedeckt werden. Um <strong>das</strong> Verdunsten des<br />

Untersuchungswassers (Seewasser!) zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, stülpt man e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />

Plastikdeckel über den Objektträger, den man nur während <strong>der</strong> Beobachtung<br />

entfernt.


29<br />

Aufbereitung rezenter Meeressedimente<br />

Viel e<strong>in</strong>facher als die Gew<strong>in</strong>nung lebenden Materials ist <strong>das</strong> Sammeln leerer<br />

Foram<strong>in</strong>iferengehäuse. An Flachküsten, wie <strong>der</strong> italienischen Adria, bildet sich<br />

bei mittlerer Dünung e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>er heller Saum am höchsten für die anrollenden<br />

Wellen erreichbaren Punkt. Dieser Rückstand wird mit e<strong>in</strong>em Löffel abgehoben<br />

und <strong>in</strong> Plastikbeutel e<strong>in</strong>gesammelt. Nach dem Trocknen kann man unter dem<br />

Mikroskop feststelle, daß dieser Rückstand unzählige Foram<strong>in</strong>iferengehäuse<br />

aller Art enthält. An <strong>der</strong> adriatischen Küste zwischen Rim<strong>in</strong>i und Cattolica, am<br />

Lido von Venedig, bei Mar<strong>in</strong>a di Ravenna und an vielen an<strong>der</strong>en Orten zeigt<br />

uns die Durchmusterung des trockenen Sandes, daß bestimmte Strandzonen<br />

ungewöhnlich viele Foram<strong>in</strong>iferengehäuse enthalten. Ähnliche Beobachtungen<br />

macht man auch an an<strong>der</strong>en Flachküsten, wie an <strong>der</strong> toskanischen Küste, an<br />

<strong>der</strong> marokkanischen und algerischen Küste und an <strong>der</strong> Atlantikküste Portugals.<br />

Auch an den norddeutschen Küsten können wir Foram<strong>in</strong>iferen aus dem Sand<br />

gew<strong>in</strong>nen, wenn auch nicht <strong>in</strong> solcher Artenzahl wie am Mittelmeer.<br />

Mit Hilfe e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>fachen Flotationsverfahrens (OZAWA) lassen sich die<br />

Foram<strong>in</strong>iferen leicht anreichern. Wenn wir den getrockneten Sand langsam <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> Glas voll Tetrachlorkohlenstoff streuen, s<strong>in</strong>ken die Sandkörner zu Boden,<br />

während die Foram<strong>in</strong>iferen auf <strong>der</strong> Oberfläche schwimmen. Die schwimmende<br />

Schicht wird abfiltriert und getrocknet. Der Tetrachlorkohlenstoff kann immer<br />

wie<strong>der</strong> verwendet werden. Auf diese Weise läßt sieh <strong>in</strong> kurzer Zeit e<strong>in</strong>e große<br />

Menge Foram<strong>in</strong>iferengehäuse gew<strong>in</strong>nen. Auch Schlammproben können nach<br />

dem Absieben <strong>der</strong> fe<strong>in</strong>en Schlammpartikel und dem Trocknen des<br />

Schlämmrückstandes nach dieser Methode angereichert werden.<br />

Beim Sammeln von Foram<strong>in</strong>iferen macht man die Beobachtung, daß an vielen<br />

kilometerlangen Küsten ke<strong>in</strong>e Foram<strong>in</strong>iferen zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, während<br />

an<strong>der</strong>norts massenhaft Foram<strong>in</strong>iferen vorkommen. Diese Ersche<strong>in</strong>ung hängt<br />

mit <strong>der</strong> Korngröße des Sandes zusammen Die <strong>in</strong> Steilküsten e<strong>in</strong>geschnittenen<br />

Buchten haben meistens e<strong>in</strong>en sehr grobkörnigen Sand, <strong>der</strong> die Foram<strong>in</strong>iferen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Dünung zerreibt. Oft besteht <strong>der</strong> Meeresboden an <strong>der</strong> Küste auch nur<br />

aus Geröll, auf dem sich die Foram<strong>in</strong>iferen nicht halten können. Solche für <strong>das</strong><br />

Sammeln von Foram<strong>in</strong>iferen ungeeignete Küsten s<strong>in</strong>d nach den Erfahrungen<br />

des Verfassen die ligurische Küste von Genua bis Sestri Levante, die Costa<br />

brava, die spanische Südküste und die Küsten im Süden und Osten Siziliens.<br />

Die auf Pflanzen aufsitzenden Foram<strong>in</strong>iferengehäuse erbeutet man entwe<strong>der</strong><br />

durch Abreißen und Hochbr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Pflanzen mit dem Pflanzengreifer o<strong>der</strong><br />

noch besser durch Tauchen. Da die höheren Meerespflanzen <strong>in</strong> Küstennähe<br />

nur wenige Meter unter <strong>der</strong> Wasseroberfläche wachsen, kann man mit e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>fachen Tauchmaske ohne weitere Hilfsmittel h<strong>in</strong>abtauchen, die Pflanzen<br />

ablösen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Le<strong>in</strong>enbeutel e<strong>in</strong>sammeln. Der Beutel wird von Zeit zu Zeit<br />

im Boot ausgeleert und später an Land ausgebreitet und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sonne<br />

getrocknet. Die Pflanzen werden wegen ihres Geruchs <strong>in</strong> Plastiktüten verpackt<br />

und können später auf Foram<strong>in</strong>iferen untersucht werden.


33<br />

Aufbereitung fossiler Meeressedimente<br />

Wie bereite ausgeführt wurde, s<strong>in</strong>d die Gehäuse <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen fossil<br />

erhaltungsfähig und können auch aus ältesten Meeressedimenten gewonnen<br />

werden. Da <strong>das</strong> <strong>Studium</strong> <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen auf die fossilen Formen ausgedehnt<br />

werden muß, sollen nachfolgend e<strong>in</strong>ige e<strong>in</strong>fache Verfahren beschrieben<br />

werden, die ohne beson<strong>der</strong>e Kenntnisse und Apparaturen die Aufbereitung von<br />

Lockergeste<strong>in</strong>en ermöglichen.<br />

Feste Geste<strong>in</strong>e<br />

Die Untersuchung und Bestimmung von Foram<strong>in</strong>iferen <strong>in</strong> festen Geste<strong>in</strong>en ist<br />

unter Umständen nur im Dünnschliff möglich. Diese Methode ist von Vorteil bei<br />

den großen Fusul<strong>in</strong>en und Schwager<strong>in</strong>en, die im Oberkarbon und Perm von<br />

Europa und Amerika e<strong>in</strong>e große Bedeutung als Felsbildner haben. Auch bei <strong>der</strong><br />

Untersuchung <strong>der</strong> im Eozän von Europa und Nordafrika häufig vorkommenden<br />

Nummuliten ist die Dünnschliffuntersuchung angebracht. Für die meisten<br />

an<strong>der</strong>en Gruppen ist diese Methode weniger wertvoll, da hier die äußere<br />

Ersche<strong>in</strong>ung sehr wichtig ist. Die wissenschaftliche Bearbeitung fossiler<br />

Foram<strong>in</strong>iferen, die sich auf e<strong>in</strong>e möglichst genaue Abgrenzung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Gattungen und Arten stützt, ist <strong>in</strong> den meisten Fällen nur an Hand<br />

unbeschädigter Gehäuse möglich. Die Dünnschliffuntersuchung ist deshalb<br />

immer <strong>das</strong> letzte Mittel, wenn sie auch über den <strong>in</strong>neren Bau <strong>der</strong> Gehäuse<br />

wertvolle Aufschlüsse gibt.


34<br />

Sehr kompakte, porenlose Geste<strong>in</strong>e kann man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Schraubstock spannen<br />

und langsam zerbrechen. Dabei spr<strong>in</strong>gen manchmal von den Bruchflächen so<br />

viele unbeschädigte o<strong>der</strong> wenig beschädigte Gehäuse ab, daß e<strong>in</strong>e genaue<br />

Untersuchung möglich wird. Mitunter kann man auch herausgewitterte<br />

Foram<strong>in</strong>iferen aufsammeln, die sich für die Untersuchung sehr gut eignen. Es<br />

ist dann möglich, die gleichen Arten im Dünnschliff dieser Geste<strong>in</strong>e<br />

wie<strong>der</strong>zuerkennen. Von DRIVER wurde die Verwendung des Autoklaven<br />

beschrieben; Hanna und HODSON empfahlen die Verwendung <strong>der</strong><br />

Acetylenflamme. Nach diesen Methoden wird aber <strong>in</strong> den seltensten Fällen<br />

gearbeitet.<br />

Für porige Geste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d mehrere brauchbare Methoden bekannt. Man legt die<br />

im Schraubstock zerbrochene Probe für e<strong>in</strong>ige Stunden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en auf 100 °C<br />

geheizten Trockenschrank o<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>e heiße Heizplatte, um die<br />

Bodenfeuchtigkeit aus den Poren den Geste<strong>in</strong>e zu vertreiben. Dann br<strong>in</strong>gt man<br />

sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Becherglas und übergießt die noch heiße Probe mit e<strong>in</strong>er heiß<br />

gesättigten Lösung on Natriumsulfat (Glaubersalz) <strong>in</strong> Wasser. Durch die<br />

Salzsprengung beim Auskristallisieren des Natriumsulfates aus <strong>der</strong> erkaltenden<br />

Lösung wird <strong>das</strong> Geste<strong>in</strong> aufgelockert, etwa wie durch gefrierendes Wasser.<br />

Der Vorgang kann durch Erwärmen des Glases im Wärmebad und langsames<br />

Abkühlen beliebig oft wie<strong>der</strong>holt werden. Diese Methode wurde von HARTING<br />

zur Auflockerung fossilen Diatomeenmaterials empfohlen.<br />

Mitunter führt auch e<strong>in</strong>e Auflockerung durch natürliche Eissprengung zum Ziel.<br />

Man tränkt die Probe mit Wasser und läßt sie anschließend gefrieren. Durch<br />

abwechselndes Gefrieren und Auftauen lassen sich oft gute Resultate erzielen.<br />

Für viele Geste<strong>in</strong>e hat sich Wasserstoffperoxid als Aufschlußmittel gut bewährt.<br />

Man br<strong>in</strong>gt die getrocknete Probe <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Becherglas und übergießt sie mit 15%igem<br />

Wassserstoffperoxid, <strong>das</strong> aus käuflichem Perhydrol (30%-ig) frisch<br />

bereitet wird. Je nach dem Eisen- o<strong>der</strong> Mangangehalt des Geste<strong>in</strong>s beg<strong>in</strong>nt die<br />

Probe sofort o<strong>der</strong> erst nach e<strong>in</strong>iger Zeit zu schäumen und sich zu erwärmen.<br />

Das Wasserstoffperoxid dr<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> die Poren des Geste<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>, wobei Sauerstoff<br />

frei wird und die Probe langsam auflockert. Verläuft die Reaktion zu träge, so<br />

hilft man durch Erwärmen nach. Bei nicht zu festem Geste<strong>in</strong>en führt diese<br />

Methode immer zum Erfolg.<br />

Tone und Mergel<br />

Beson<strong>der</strong>s reich an Mikrofossilien s<strong>in</strong>d die Tone und Mergel des Juras, <strong>der</strong><br />

Kreide und des Tertiärs. Diese Sedimente werden am besten mit<br />

Wasserstoffperoxid übergossen, durch dessen Wirkung nie meist sofort<br />

zerfallen. Feste Tone kann man auch <strong>in</strong> ca. 10%-iger Sodalösung o<strong>der</strong> 5%-iger<br />

Natron- o<strong>der</strong> Kalilauge kochen, wodurch die Tonteilchen <strong>in</strong> den kolloidalen<br />

Zustand überführt werden und leicht entfernt werden können.


Schlämmen, Waschen, Vorsortieren<br />

35<br />

Nach <strong>der</strong> auflockernden Vorbehandlung <strong>der</strong> Probe muß <strong>das</strong> Material<br />

geschlämmt und gewaschen werden. Man verwendet dazu Mess<strong>in</strong>gsiebe von<br />

300 bis 40 Maschen je cm2. Sehr e<strong>in</strong>fach gestaltet sich die Siebarbeit bei <strong>der</strong><br />

Benutzung von sog. Satzsieben, <strong>das</strong> s<strong>in</strong>d Siebe mit Kunststoff- o<strong>der</strong><br />

Metallrahmen, die fest aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gesetzt werden können. Am besten ist e<strong>in</strong><br />

Satz, <strong>der</strong> aus den Maschenweiten 1,5, 1,0, 0,75, 0,50, 0,20, 0,10 und 0,05 mm<br />

besteht. Je nach <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> fe<strong>in</strong>sten Formen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Probe wird <strong>das</strong><br />

aufgelockerte Material auf <strong>das</strong> Sieb von 0,10 o<strong>der</strong> 0,05 mm geschüttet und<br />

solange unter <strong>der</strong> Wasserleitung geschlämmt, bis <strong>das</strong> Wasser klar abfließt. Der<br />

Rückstand wird getrocknet und mit den übrigen Satzsieben ausgesiebt. Jede<br />

<strong>der</strong> so gewonnenen Siebfraktionen wird auf Foram<strong>in</strong>iferen geprüft und, falls sie<br />

welche enthält, sorgfältig aufgehoben. Auf diese Weise werden die<br />

Foram<strong>in</strong>iferen gleich nach <strong>der</strong> Größe sortiert. Für geologische Belange<br />

genügen die oberhalb 0,10 mm zurückbleibenden Gehäuse, da hier nur die<br />

größeren Formen von Interesse s<strong>in</strong>d. Der Liebhaber-Mikroskopiker wird sich<br />

mehr für die fe<strong>in</strong>en Fraktionen <strong>in</strong>teressieren, weil die kle<strong>in</strong>en Foram<strong>in</strong>iferen<br />

durchsichtig s<strong>in</strong>d und zu Balsampräparaten verarbeitet werden können.<br />

Foram<strong>in</strong>iferen aus tertiären Sedimenten, <strong>der</strong>en Kammern noch nicht ausgefüllt<br />

s<strong>in</strong>d, können auch nach dem oben beschriebenen Flotationsverfahren mit<br />

Tetrachlorkohlenstoff angereichert werden.<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im ursprünglichen Stoffbestand fossiler<br />

Foram<strong>in</strong>iferen<br />

An dieser Stelle ist es angebracht, auf die Verän<strong>der</strong>ungen im ursprünglichen<br />

Stoffbestand <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen während <strong>der</strong> Fossilisation, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei<br />

schlechten Erhaltungsbed<strong>in</strong>gungen, e<strong>in</strong>zugeben. Im extremen Falle können<br />

diese Vorgänge zur Auslöschung <strong>der</strong> Struktur führen. E<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> häufigsten<br />

Umwandlungen sollen hier kurz erklärt werden, weil sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur schon<br />

manche Fehldeutung erfahren haben.<br />

Viele rezente Foram<strong>in</strong>iferen s<strong>in</strong>d lebhaft gefärbt. Es s<strong>in</strong>d vorwiegend rötliche<br />

Farbtöne, die von e<strong>in</strong>em zarten Rosa bis zu e<strong>in</strong>em satten Tiefrot reichen. Nicht<br />

selten f<strong>in</strong>det man auch bläuliche o<strong>der</strong> schwarze Gehäuse o<strong>der</strong> solche mit<br />

braunen und gelben Farbtönen. Während <strong>der</strong> Fossilisation verschw<strong>in</strong>den diese<br />

Farben sehr rasch. Die Gehäuse werden weißlich o<strong>der</strong> nehmen bei E<strong>in</strong>lagerung<br />

von Eisenverb<strong>in</strong>dungen e<strong>in</strong>e bräunliche bis gelbe Farbe an. Die Foram<strong>in</strong>iferen<br />

<strong>der</strong> weißen Schreibkreide lassen sehr oft eigenartige Erhaltungszustände<br />

beobachten. Die Gehäusewand ersche<strong>in</strong>t stark ausgelaugt. Obgleich viele<br />

Gehäuse noch ihren Glanz besitzen, s<strong>in</strong>d sie kreidig und mürbe. Über die<br />

Ursachen dieser Ersche<strong>in</strong>ung lassen sich ke<strong>in</strong>e Aussagen machen.<br />

Während <strong>der</strong> Diagenese (Verfestigung <strong>der</strong> Sedimentgeste<strong>in</strong>e) erfolgt <strong>in</strong><br />

kalkigen Sedimenten sehr häufig e<strong>in</strong>e Infiltration von Kalziumkarbonat <strong>in</strong> die<br />

Hohlräume <strong>der</strong> Gehäusewand. Es f<strong>in</strong>det meist e<strong>in</strong>e Umkristallisation statt,<br />

wobei e<strong>in</strong>e Vergrößerung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Kriställchen e<strong>in</strong>tritt. Das ist schon im<br />

gewöhnlichen Licht zu beobachten; im polarisierten Licht kann man die


36<br />

Umkriatallisation jedoch beson<strong>der</strong>s gut erkennen. Bei diesen Vorgängen<br />

verlieren die Porcellanea ihre Bernste<strong>in</strong>farbe.<br />

Nach dem Absterben den Tieres wird oft gelförmiger Pyrit <strong>in</strong> die Hohlräume des<br />

Gehäuses e<strong>in</strong>gelagert. Dieser zeigt <strong>das</strong> Bestreben zu wan<strong>der</strong>n, wodurch häufig<br />

Teile <strong>der</strong> Gehäusewand durch Pyrit (FeS2) verdrängt werden. In jurassischen<br />

Tonen f<strong>in</strong>det man mitunter Gehäuse, die von ihrer ursprünglichem Substanz<br />

nichts mehr erkennen lassen und nur noch aus Pyrit bestehen. Auch e<strong>in</strong>ige<br />

an<strong>der</strong>e M<strong>in</strong>eralien können Teile <strong>der</strong> Gehäusewand <strong>in</strong> metasomatischen<br />

Reaktionen ersetzen. REUSS hat schon 1860 Verdrängungspseudomorphosen<br />

beschrieben, die durch <strong>das</strong> Wan<strong>der</strong>n von limonitischen, glaukonitischen und<br />

kieseligen Substanzen entstehen. BANDY hat 1949 auf die Verkieselung<br />

kalkschaliger Foram<strong>in</strong>iferen aufmerksam gemacht, die er <strong>in</strong> wenigen Fällen<br />

beobachten konnte. Alle diese Verän<strong>der</strong>ungen im ursprünglichen Stoffbestand<br />

<strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferengehäuse verwischen zwar die Strukturen und s<strong>in</strong>d deshalb oft<br />

unerwünscht, vermitteln aber andrerseits e<strong>in</strong>en tiefen E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die<br />

Geschehnisse, die unmittelbar nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>bettung <strong>der</strong> Gehäuse <strong>in</strong> den<br />

Schlamm des Meeresbodens stattgefunden haben und s<strong>in</strong>d deshalb für die<br />

paläontologische Forschung von großem Wert.<br />

Die Herstellung von Mikropräparaten<br />

Von Foram<strong>in</strong>iferen werden sowohl Auflicht- als auch Durchlichtpräparate<br />

hergestellt. Letztere haben nur für Kle<strong>in</strong>foram<strong>in</strong>iferen Bedeutung. Die<br />

Herstellung <strong>der</strong> Auflichtpräparate ist nach mehreren Methoden möglich, von<br />

denen e<strong>in</strong>ige hier beschrieben werden sollen.<br />

Am gebräuchlichsten ist die sog. FRANKE-Zelle, e<strong>in</strong>e gewöhnliche Pappzelle<br />

mit dunklem Untergrund, die mit e<strong>in</strong>em Deckglas verschlossen wird. Die Zellen<br />

werden <strong>in</strong> mehreren Größen hergestellt und können von <strong>der</strong> Firma FEMA-<br />

Salzgitter, Salzgitter-Bad, bezogen werden. Man kann sie auch leicht selbst<br />

herstellen, <strong>in</strong>dem man e<strong>in</strong> Stück Pappe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Größe e<strong>in</strong>es Objektträgers <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Mitte durchbohrt, die Bohrung mit e<strong>in</strong>em Stück starken Papier e<strong>in</strong>seitig<br />

überklebt und den so entstandenen Hohlraum mit schwarzem Spirituslack<br />

ausstreicht. Die Gehäuse werden gewöhnlich nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zelle befestigt, damit<br />

sie durch Bewegen von allen Seiten betrachtet werden können.<br />

Die Zelle nach ZINNDORF besteht aus Zelluloid, die Zelle nach PLUMMER<br />

enthält 50 nummerierte Fel<strong>der</strong>, auf die die Foram<strong>in</strong>iferen aufgeklebt werden<br />

müssen. Diese Zellen haben sich im Gegensatz zur FANKE-Zelle nicht<br />

durchsetzen können.<br />

Man kann die Gehäuse auch zu montierten Präparaten verarbeiten, was für<br />

ausgelesene E<strong>in</strong>zelformen zu empfehlen ist. Der Verfasser stellt solche<br />

Präparate wie folgt her: Weißes glänzendes Fotopapier wird dem Tageslicht<br />

ausgesetzt und solange entwickelt, bis es tiefschwarz geworden ist. Nach<br />

gründlichem Wässern wird es getrocknet. Auf ca. 20 mm breite Streifen diesen<br />

Papiers werden sog. Fiberr<strong>in</strong>ge geklebt (Dichtungsr<strong>in</strong>ge aus Vulkanfiber für<br />

Sauerstoff-Armaturen, <strong>in</strong> Fachgeschäften für technische Gummiwaren<br />

erhältlich). Die R<strong>in</strong>ge sollen e<strong>in</strong>en äußeren Durchmesser von 18 mm haben. Als


37<br />

Klebstoff ist UHU am besten geeignet. Man kann sich die Klebarbeit noch<br />

erleichtern, <strong>in</strong>dem man etwas Klebstoff aus <strong>der</strong> Tube <strong>in</strong> e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Gefäß gibt<br />

und mit Aceton soweit verdünnt, daß er gut fließt. Dann kann man den Klebstoff<br />

mit dem P<strong>in</strong>sel auf die R<strong>in</strong>ge auftragen. Die R<strong>in</strong>ge werden mit <strong>der</strong> Schere<br />

ausgeschnitten und diese gewonnenen Zellen mit UHU <strong>in</strong> die Mitte <strong>der</strong><br />

Objektträger geklebt. Man kann diese Präparate später <strong>in</strong> <strong>der</strong> üblichen Art<br />

etikettieren o<strong>der</strong> aber Etiketten von FRANKE-Zellen mit 18 mm weitem Loch mit<br />

UHU aufziehen. Diese Etiketten können auch lose bezogen werden. Man erhält<br />

so beson<strong>der</strong>s schöne Präparate. Zum Aufkleben <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen eignet sich<br />

am besten e<strong>in</strong>e Traganth-Lösung. Es wird zunächst soviel Traganth-Pulver <strong>in</strong><br />

warmem Wasser gelöst, bis e<strong>in</strong>e gut fließende Lösung entsteht. Ist die Lösung<br />

beson<strong>der</strong>s unklar, so muß sie filtriert werden. Zur Konservierung setzt man<br />

e<strong>in</strong>ige Tropfen Formol zu. Das Aufkleben von Foram<strong>in</strong>iferen mit Traganth auf<br />

Fotopapier wurde von CUSHMAN empfohlen, die Fiberr<strong>in</strong>ge hat zuerst<br />

H.MENLER/Frankfurt für Auflichtpräparate ausprobiert. Das<br />

Foram<strong>in</strong>iferenmaterial wird dünn auf e<strong>in</strong>e schwarze Glasplatte gestreut. Die<br />

Gehäuse werden mit e<strong>in</strong>em fe<strong>in</strong>en, mit Traganth-Lösung befeuchteten<br />

Mar<strong>der</strong>haarp<strong>in</strong>sel ausgelesen. Bei größeren Formen benutzt man dabei e<strong>in</strong>e<br />

starke Lupe, bei Kle<strong>in</strong>foram<strong>in</strong>iferen <strong>das</strong> Mikroskop mit e<strong>in</strong>em Objektiv von<br />

höchstens 5-facher Eigenvergrößerung, um e<strong>in</strong>en möglichst großen<br />

Arbeitsabstand zu haben. Am leichtesten arbeitet man jedoch mit e<strong>in</strong>em Stereo-<br />

Auflichmikroskop. Man br<strong>in</strong>gt zunächst e<strong>in</strong> w<strong>in</strong>ziges Tröpfchen Traganth-<br />

Lösung auf <strong>das</strong> Fotopapier und legt dann <strong>das</strong> gewünschte Gehäuse mit dem<br />

P<strong>in</strong>sel auf die befeuchtete Stelle. Die Traganth-Lösung h<strong>in</strong>terläßt nach dem<br />

E<strong>in</strong>trocknen e<strong>in</strong>en vollkommen unsichtbaren Film. Die Foram<strong>in</strong>iferen werden<br />

am besten <strong>in</strong> Reihen gelegt. E<strong>in</strong>e Zelle kann etwa 30 Gehäuse aufnehmen. Die<br />

Präparate sehen jedoch sauberer aus, wenn nur zwei Reihen mit je 5-10<br />

Formen von möglichst e<strong>in</strong>er Art aufgeklebt werden. Beson<strong>der</strong>s große Gehäuse<br />

können unter Umständen wie<strong>der</strong> abspr<strong>in</strong>gen, wenn <strong>das</strong> Präparat gestoßen<br />

wird. Hier verwendet man als Klebstoff e<strong>in</strong> Tröpfchen UHU, <strong>das</strong> vorher durch<br />

Verdünnen mit Aceton richtig flüssig gemacht wurde. Nach dem Aufkleben <strong>der</strong><br />

Foram<strong>in</strong>iferen br<strong>in</strong>gt man etwas CAEDAX gleichmäßig auf den Rand den<br />

Fiberr<strong>in</strong>ges und schließt die Zelle mit e<strong>in</strong>em Deckglas von 18 mm Ø ab. Man<br />

kann auch UHU zum Aufkleben des Deckglases verwenden, am besten nach<br />

<strong>der</strong> Verdünnung mit Aceton.<br />

Kle<strong>in</strong>foram<strong>in</strong>iferen können ohne beson<strong>der</strong>e Vorbehandlung im durchfallenden<br />

Licht untersucht werden. Man br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en dicken Tropfen Riz<strong>in</strong>usöl auf den<br />

Objektträger, streut etwas von dem zu untersuchenden Material h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> und<br />

bedeckt mit e<strong>in</strong>em Deckglas. Die Gehäuse werden von dem Riz<strong>in</strong>usöl gut<br />

aufgehellt. Für Dauerpräparate verwendet man an Stelle des Riz<strong>in</strong>usöles<br />

CAEDAX, den man nach dem E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen des Materials über <strong>der</strong> Spiritusflamme<br />

erhitzt und noch vor dem Erkalten mit e<strong>in</strong>em Deckglas abdeckt. Gelegte<br />

Präparate von Kle<strong>in</strong>foram<strong>in</strong>iferen für die Untersuchung im durchfallenden Licht<br />

lassen sich sehr e<strong>in</strong>fach nach folgendem Verfahren herstellen: Man klebt die<br />

ausgelesenen Gehäuse mit <strong>der</strong> oben beschriebenen Traganth-Lösung direkt<br />

auf <strong>das</strong> Deckglas. Nach dem Antrocknen gibt man e<strong>in</strong>en großen Tropfen Xylol<br />

zu, um die Luft aus den Kammern zu verdrängen, und läßt ihn nach e<strong>in</strong>igen<br />

Sekunden ablaufen. Bevor <strong>das</strong> Xylol restlos verdunstet ist, bedeckt man die<br />

Gehäuse mit e<strong>in</strong>em Tropfen CAEDAX und erwärmt über <strong>der</strong> Spiritusflamme bis<br />

zur Erhärtung des Harzes. Dann fängt man <strong>das</strong> Deckglas mit e<strong>in</strong>em erwärmten


38<br />

Objektträger auf. Der Traganth-Film tritt bei <strong>der</strong> Untersuchung nicht <strong>in</strong><br />

Ersche<strong>in</strong>ung.<br />

Der Fe<strong>in</strong>bau von Foram<strong>in</strong>iferengehäusen kann nur im Dünnschliff untersucht<br />

werden. Früher gebrauchte man dazu Canadabalsam „glashart". Heute arbeiten<br />

wir leichter mit Polyesterharzen, die durch Zugabe e<strong>in</strong>es Härters zur<br />

Polymerisation gebracht werden. Die Farbenfabriken BAYER Leverkusen<br />

entwickelten vor e<strong>in</strong>igen Jahren e<strong>in</strong> Polyesterharz, <strong>das</strong> unter dem Namen<br />

POLESTAR E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die mikropaläontologische Technik gefunden hat. Es<br />

handelt sieh dabei um e<strong>in</strong> schwach gelbliches Harz von honigartiger<br />

Konsistenz, <strong>das</strong> durch Vermischen mit e<strong>in</strong>er Härtepaste <strong>in</strong>folge Polymerisation<br />

erstarrt. Die Dosierung des Härters ist von großem E<strong>in</strong>fluß auf die<br />

Eigenschaften des Harzes. Zuviel Härterpaste färbt den Harzkuchen dunkel,<br />

wobei sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundmasse fe<strong>in</strong>ste Mikrolithe ausscheiden. Je nach Menge<br />

des Härters kann die Polymerisation von e<strong>in</strong>er bis auf mehrere Stunden<br />

ausgedehnt werden. An Stelle von POLESTAR können auch die von<br />

Modellbauern benutzten Polyester-Gießharze verwendet werden, die ähnliche<br />

Eigenschaften haben. 1 g Härtepaste härtet 12,5-18 g Harz. Das richtige<br />

Mischungsverhältnis hat man nach e<strong>in</strong>igen Versuchen schnell gefunden. Durch<br />

Bestrahlung mit e<strong>in</strong>er Infrarot-Lampe o<strong>der</strong> durch vorsichtiges Erwärmen im<br />

Trockenschrank kann die Polymerisation beschleunigt werden.<br />

Mit Hilfe des Polyesterharzes lassen auch orientierte Dünnschliffe von<br />

Foram<strong>in</strong>iferengehäusen verhältnismäßig leicht herstellen. Man klebt e<strong>in</strong>en <strong>der</strong><br />

bereits beschriebenen Vulkanfiberr<strong>in</strong>ge auf e<strong>in</strong>en dicken Objektträger und<br />

befestigt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte des R<strong>in</strong>ges e<strong>in</strong> Foram<strong>in</strong>iferengehäuse mit e<strong>in</strong>em<br />

Tröpfchen Traganth-Lösung. Das Gehäuse läßt sich leicht <strong>in</strong> die gewünschte<br />

Lage br<strong>in</strong>gen. Dann gießt man den R<strong>in</strong>g mit vorbereitetem POLESTAR aus.<br />

Nach dem Erhärten des Harzes schleift man erst mit grobem, dann mit fe<strong>in</strong>em<br />

Schmirgel soweit herunter, bis <strong>der</strong> Schliff <strong>in</strong> <strong>der</strong> gewünschten Richtung <strong>das</strong><br />

Gehäuse trifft. Zweckmäßig schleift man auf e<strong>in</strong>er rotierenden Eisenplatte o<strong>der</strong><br />

von Hand auf e<strong>in</strong>er vollkommen planen Unterlage. Als Schleifmittel hat sich <strong>das</strong><br />

Fabrikat <strong>der</strong> Elektro-Schmelzwerk AG. Kempten bestens bewährt. Als gröbste<br />

Körnung kann Siliziumkarbid Nr.120, als fe<strong>in</strong>ste Nr. 800 empfohlen werden. Der<br />

R<strong>in</strong>g wird mit dem Messer vom Objektträger abgelöst und mit Aceton vom<br />

anhaftenden Schleifschmant gere<strong>in</strong>igt. Nun kittet man die angeschliffene Fläche<br />

mit POLESTAR auf e<strong>in</strong>en sauberen Objektträger. Der Harzkuchen wird jetzt<br />

zuerst mit grobem, dann mit fe<strong>in</strong>em Schmirgel bis zur erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Transparenz abgeschliffen. Um Zeit zu sparen kann man den Fiberr<strong>in</strong>g bei<br />

kle<strong>in</strong>en Gehäusen vor dem Gebrauch teilen. Man braucht dann nicht soviel von<br />

<strong>der</strong> Harzmasse abzuschleifen. Der fertige Schliff wird mit Aceton gere<strong>in</strong>igt und<br />

mit e<strong>in</strong>em Skalpell o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er scharfen Lanzettnadel formatiert. POLESTAR ist<br />

<strong>in</strong> dünnen Schichten sehr duktil. Dann br<strong>in</strong>gt man e<strong>in</strong>en Tropfen POLESTAR<br />

auf den Schliff und schließt mit e<strong>in</strong>em Deckglas ab. Die hier beschriebene<br />

Arbeitsvorschrift gilt auch bei Verwendung an<strong>der</strong>er Polyester-Gießharze mit<br />

Härterzusatz.


39<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen für die angewandte<br />

Mikropaläontologie<br />

In den letzten Jahrzehnten hat die Mikropaläontologie große, noch immer<br />

zunehmende Bedeutung gewonnen und erhebt den Anspruch, als selbständige<br />

Forschungsrichtung betrachtet zu werden. Die Objekte <strong>der</strong><br />

mikropaläontologischen Forschung gehören zwar vielen Gruppen an, doch s<strong>in</strong>d<br />

die fossilen Foram<strong>in</strong>iferen zweifellos für die angewandte Mikropaläontologie die<br />

wichtigsten Mikrofossilien. Zwar kommt ihnen e<strong>in</strong>e Bedeutung als Leitfossilien<br />

nicht <strong>in</strong> dem Maße zu wie bestimmten Megafossilien, etwa den Cephalopoden,<br />

doch s<strong>in</strong>d die mit ihrer Hilfe erzielten Resultate durchaus brauchbar und<br />

genügen allen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Praxis. Der Mikropaläontologie genügt e<strong>in</strong>e<br />

relativ kle<strong>in</strong>e Geste<strong>in</strong>smenge für e<strong>in</strong>e weitgehende Analyse <strong>der</strong> Fauna. Dadurch<br />

hat die Mikropaläontologie e<strong>in</strong> Anrecht auf e<strong>in</strong>e Son<strong>der</strong>stellung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

Gesamtpaläontologie.<br />

E<strong>in</strong>en großen Dienst leistet die Kenntnis <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen bei <strong>der</strong><br />

Horizontierung von Tiefbohrungen, wo die im Bohrkern e<strong>in</strong>geschlossenen<br />

Gehäuse e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>wandfreie stratigraphische E<strong>in</strong>stufung ermöglichen. Bereits <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> zweiten Hälfte des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde <strong>der</strong> Versuch unternommen,<br />

die Foram<strong>in</strong>iferen zur Lösung stratigraphischer und struktureller Probleme <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Geologie heranzuziehen. Aber erst seit 1917 konnte sich die Arbeitsrichtung<br />

<strong>der</strong> angewandten Mikropaläontologie richtig entwickeln. Sie bekam ihren<br />

Antrieb von den Erdölfel<strong>der</strong>n Mexikos und Texas und g<strong>in</strong>g von <strong>der</strong> Tatsache<br />

aus, daß e<strong>in</strong>zelne Arten e<strong>in</strong>e bestimmte geographische und geologische<br />

Verbreitung besitzen. Ist diese bekannt, so leisten die Foram<strong>in</strong>iferen wertvolle<br />

Hilfe bei <strong>der</strong> Bestimmung des relativen Alters e<strong>in</strong>er Schicht und bei <strong>der</strong><br />

Ausscheidung von Faunenprov<strong>in</strong>zen. Für die genaue Abgrenzung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Gattungen und Arten s<strong>in</strong>d vor allem die Arbeiten des amerikanischen<br />

Mikropaläontologen JOSEPH A.CUSHMAN bahnbrechend geworden.<br />

Durchlicht-Präparate von Foram<strong>in</strong>iferen<br />

Durchsichtige Mikroforam<strong>in</strong>iferen werden wie Diatomeen o<strong>der</strong> Radiolarien<br />

präpariert (siehe die Son<strong>der</strong>hefte SM 1 und SM 2). Am e<strong>in</strong>fachsten ist die<br />

Herstellung von Streupräparaten. Auf gere<strong>in</strong>igte runde Deckgläser (15 - 18 mm<br />

Ø ) gibt man e<strong>in</strong>en Tropfen ROHAGIT-Lösung, streut <strong>in</strong> diesen <strong>das</strong> flotierte und<br />

gesiebte Foram<strong>in</strong>iferenmaterial und läßt die Deckgläser trocknen. Dann gibt<br />

man e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Tropfen Xylol und kurz bevor dieser verdunstet ist e<strong>in</strong>en<br />

Tropfen CAEDAX o<strong>der</strong> MALINOL auf die mit Foram<strong>in</strong>iferen beschickten<br />

Deckgläser. Im Wärmeschrank läßt man die Deckgläser bei 80 – 100 o C<br />

trocknen, bis ke<strong>in</strong>e Luftblasen mehr aus dem Harz entweichen. Dann schmilzt<br />

man sie auf gere<strong>in</strong>igte Objektträger auf und ersetzt, falls erfor<strong>der</strong>lich, <strong>das</strong> hier<br />

und da fehlende E<strong>in</strong>schlußmittel. Ggf. wird danach noch e<strong>in</strong>mal erhitzt. Man<br />

entfernt <strong>das</strong> überflüssige Harz mit <strong>der</strong> Rasierkl<strong>in</strong>ge und umrandet die<br />

Deckgläser auf <strong>der</strong> Drehscheibe mit Lack.<br />

Gelegte Präparate von Mikroforam<strong>in</strong>iferen können auf Klebgrund-Deckgläsern<br />

hergestellt werden. Geeignet s<strong>in</strong>d die gleichen Klebemittel, wie sie für<br />

Diatomeen und Radiolarien empfohlen wurden (siehe die Son<strong>der</strong>hefte SM 1


40<br />

und SM 2). Man kann die Gehäuse aber auch auf den Objektträger kleben, weil<br />

die Foram<strong>in</strong>iferen meistens mit schwächeren Objektiven untersucht werden. Auf<br />

sauberen Objektträgern zieht man mit Hilfe <strong>der</strong> Drehscheibe zunächst e<strong>in</strong>en 15<br />

mm großen Tuschekreis und <strong>in</strong> dessen Mitte e<strong>in</strong>en zweiten Tuschekreis, <strong>der</strong><br />

nur e<strong>in</strong>en Durchmesser von 2 bis 3 mm hat. In diesen <strong>in</strong>neren Tuschekreis<br />

werden die Foram<strong>in</strong>iferen mit e<strong>in</strong>em Tröpfchen ROHAGIT o<strong>der</strong> Traganth<br />

geklebt, wobei e<strong>in</strong> sehr fe<strong>in</strong>er Mar<strong>der</strong>haarp<strong>in</strong>sel gute Dienste leistet. Evtl. kann<br />

man die Gehäuse noch mit e<strong>in</strong>er kräftigen Igelborste etwas orientieren. Nach<br />

dem Trocknen des Klebemittels gibt man zunächst e<strong>in</strong> Tröpfchen Xylol auf die<br />

Deckgläser und kurz bevor dieses verdunstet ist e<strong>in</strong>en Tropfen CAEDAX o<strong>der</strong><br />

MALINOL. Man erhitzt solange auf <strong>der</strong> Wärmeplatte, bis ke<strong>in</strong>e Luftblasen mehr<br />

entweichen und legt e<strong>in</strong> rundes Deckglas auf (15 mm Ø). Denn erhitzt man<br />

noch solange weiter, bis sich <strong>das</strong> Harz gleichmäßig unter dem Deckglas verteilt<br />

hat. Wegen <strong>der</strong> Sprödigkeit erhitzter Harze sollte man die Deckgläser mit Lack<br />

umranden. Bei sehr zarten Foram<strong>in</strong>iferen ist es zweckmäßig, nach dem Ziehen<br />

<strong>der</strong> Tuschekreise e<strong>in</strong>ige Deckglassplitter mit ROHAGIT o<strong>der</strong> Traganth<br />

aufzukleben.<br />

Zarte Gehäuse können dann nicht zerdrückt werden. In allgeme<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d<br />

Foram<strong>in</strong>iferen nicht so empf<strong>in</strong>dlich wie Radiolarien. Auch die <strong>in</strong> den<br />

Son<strong>der</strong>heften SM 1 und SM 2 beschriebenen ausgestanzten Metallfolien s<strong>in</strong>d<br />

für die Herstellung von Durchlicht-Foram<strong>in</strong>iferenpräparaten geeignet. Das hier<br />

ebenfalls beschriebene Bänkchen, auf dem man mehrere Deckgläser<br />

gleichzeitig <strong>in</strong> Xylol e<strong>in</strong>tauchen kann, ist von Vorteil, wenn die Kammern <strong>der</strong><br />

Foram<strong>in</strong>iferengehäuse hartnäckig die Luft festhalten.<br />

Größere durchsichtige Foram<strong>in</strong>iferengehäuse werden mit e<strong>in</strong>em Tröpfchen<br />

ROHAGIT-, Traganth- o<strong>der</strong> Gummiarabicum-Lösung (1%-ig) <strong>in</strong> die Mitte e<strong>in</strong>es<br />

etwa l,8 - 2 mm dicken Hohlschliffobjektträgers geklebt. Nach dem Trocknen<br />

des Klebstoffes gibt man zuerst e<strong>in</strong>en Tropfen Xylol <strong>in</strong> den Hohlschliff und kurz<br />

bevor dieser verdunstet ist e<strong>in</strong>en Tropfen MALINOL o<strong>der</strong> CAEDAX. Ohne e<strong>in</strong><br />

Deckglas aufzulegen wird <strong>der</strong> Objektträger solange auf ca. 80 o C erwärmt, bis<br />

<strong>das</strong> Lösungsmittel verdunstet und <strong>das</strong> Medium e<strong>in</strong>gedickt ist. Dann fügt man<br />

erneut e<strong>in</strong>en Tropfen E<strong>in</strong>schlußmittel h<strong>in</strong>zu und erwärmt den Objektträger<br />

solange, bis <strong>das</strong> Harz fast lösungsmittelfrei ist. Dann legt man e<strong>in</strong> rundes<br />

Deckglas (18 mm Ø) auf. Man erhitzt bis zum Verschw<strong>in</strong>den aller Luftblasen<br />

und entfernt <strong>das</strong> überschüssige Harz noch dem Erkalten mit e<strong>in</strong>er Rasierkl<strong>in</strong>ge.<br />

Weil <strong>das</strong> vollkommen lösungsmittelfreie Harz spröde ist, sollte man <strong>das</strong><br />

Deckglas auf <strong>der</strong> Drehscheibe mit Lack umranden.<br />

Herstellung von Geste<strong>in</strong>sdünnschliffen<br />

Feste, porenlose Geste<strong>in</strong>e müssen im Dünnschliff auf Mikrofossilien untersucht<br />

werden. Die von Instituten und Fachfirmen bei <strong>der</strong> Herstellung von<br />

Dünnschliffen benutzten Geräte: Diamant-Geste<strong>in</strong>ssägen, spezielle<br />

Dünnschliffmasch<strong>in</strong>en, elektrisch geregelte Heizplatten usw. s<strong>in</strong>d z.T.<br />

kostspielig und beanspruchen viel Platz. Für die meisten<br />

mikropaläontologischen Arbeiten genügt, wenn nicht Serienuntersuchungen<br />

durchgeführt werden müssen, e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Instrumentarium aus e<strong>in</strong>er von


41<br />

e<strong>in</strong>em Elektromotor angetriebenen runden Schleifscheibe aus Gußeisen, e<strong>in</strong>er<br />

kle<strong>in</strong>en Heizplatte, ferner benötigt man e<strong>in</strong>ige P<strong>in</strong>zetten, Spatel und Glasstäbe.<br />

Grundsätzlich kann auch je<strong>der</strong> Schliff von Hand gemacht werden, nur kostet es<br />

mehr Zeit und Mühe.<br />

Mit <strong>der</strong> Diamantsäge werden Scheiben von 2-3 cm Kantenlänge abgeschnitten,<br />

die so dünn se<strong>in</strong> sollen, wie die Beschaffenheit des Geste<strong>in</strong>s es zuläßt. Steht<br />

ke<strong>in</strong>e Säge zur Verfügung, schlägt man mit e<strong>in</strong>em Hammer möglichst flache<br />

Splitter ab und formatiert sie mit e<strong>in</strong>er Beißzange. Auf die Schleifscheibe wird<br />

Karborundum <strong>der</strong> Körnung 280 mit etwas Wasser aufgetragen. Dann schleift<br />

man an dem Splitter e<strong>in</strong>e ebene Fläche an, wobei man ihn am besten mit zwei<br />

F<strong>in</strong>gern o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em passenden Gummistab fest auf die rotierende Platte drückt.<br />

Von Zeit zu Zeit wird <strong>das</strong> Stück um 90° gedreht. Zwischendurch gibt man neues<br />

Karborundum und Wasser aus e<strong>in</strong>er Tropfflasche zu. Dann geht man auf die<br />

Körnung 320 über. Der Schliff wird sodann gut abgespült und nun von Hand auf<br />

e<strong>in</strong>er Glasplatte nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> mit den Körnungen 400 und 600 geschliffen.<br />

Auch hierbei gibt man von Zeit zu Zeit etwas Wasser zu. Danach werden die<br />

Glasplatte und <strong>der</strong> Schliff sauber abgespült, weil nun mit Korn 800<br />

weitergearbeitet werden muß. Davon wird die Fläche dann wirklich ganz fe<strong>in</strong><br />

und glatt.<br />

Steht ke<strong>in</strong>e rotierende Eisenplatte zur Verfügung, so wird von vornhere<strong>in</strong> von<br />

Hand geschliffen, am besten auf e<strong>in</strong>er vollkommen ebenen Gußeisenplatte.<br />

Man hält den Schliff mit Zeige-, Mittel- und R<strong>in</strong>gf<strong>in</strong>ger und führt ihn kreisend auf<br />

<strong>der</strong> Platte herum, e<strong>in</strong>e Art Planetenbahn beschreibend. Wie beim masch<strong>in</strong>ellen<br />

Schleifen gibt man von Zeit zu Zeit aus e<strong>in</strong>er Tropfflasche etwas Wasser zu.<br />

Nach je<strong>der</strong> Kreisvollendung dreht man den Schliff e<strong>in</strong> Viertel um sich selbst, um<br />

den ungleichmäßigen Druck- <strong>der</strong> F<strong>in</strong>ger auszugleichen. Genauso schleift man<br />

später auf <strong>der</strong> Glasplatte mit den fe<strong>in</strong>en Körnungen weiter.<br />

Es ist nicht unbed<strong>in</strong>gt notwendig, vor jedem Gebrauch e<strong>in</strong>er neuen Körnung<br />

Platte und Schliff abzuspülen. Vor Verwendung <strong>der</strong> Körnung 800 müssen Platte<br />

und Schliff jedoch sorgfältig gere<strong>in</strong>igt werden, weil gröbere Körner Kratzer<br />

verursachen.<br />

Nach <strong>der</strong> Schleifarbeit wird <strong>der</strong> fertige Anschliff unter fließendem Wasser mit<br />

e<strong>in</strong>er weichen Zahnbürste abgebürstet und dann sorgfältig getrocknet. Mit<br />

e<strong>in</strong>em Haarl<strong>in</strong>eal kann man feststellen, ob völlig eben geschliffen wurde. Schon<br />

e<strong>in</strong>e Abweichung von 1 - 2 um zeigt sich als schmaler Lichtspalt zwischen<br />

L<strong>in</strong>eal und Anschliff.<br />

Für Geste<strong>in</strong>sdünnschliffe verwendet man am besten Objektträger deutschen<br />

Formats von 28x46 mm. Die langen Objektträger s<strong>in</strong>d nicht so gut geeignet. Die<br />

Objektträger sollen etwa 2 mm stark se<strong>in</strong>.<br />

Zum Aufkitten des Schliffs kann man Kanadabalsam „glashart“, DMS-Balsam<br />

„hart“ o<strong>der</strong> Polyesterharz verwenden. Der DMS-Balsam wurde speziell für<br />

Dünnschliffe entwickelt. Man hält den Objektträger mit <strong>der</strong> P<strong>in</strong>zette hoch über<br />

die Spiritusflamme (nicht Bunsenflamme) o<strong>der</strong> erwärmt ihn auf e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />

elektrischen Heizplatte. Dann läßt man <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Mitte e<strong>in</strong> Stückchen<br />

Canadabalsam „glashart“ zerschmelzen. Hat man DMS-Balsam gewählt, so


42<br />

streicht man mit dem Balsamstab über den warmen Objektträger. Es soll sich<br />

e<strong>in</strong>e gleichmäßige, blasenfreie Balsamschicht von <strong>der</strong> Größe des Schliffes<br />

bilden. Auch <strong>das</strong> Geste<strong>in</strong>splättchen wird erwärmt und auf <strong>der</strong> Schliffseite mit<br />

Balsam bestrichen. Nach dem Erkalten ist <strong>der</strong> Balsam sofort hart. Der Schliff<br />

wird auf den Objektträger aufgeschmolzen, <strong>in</strong>dem man beide über <strong>der</strong> Flamme<br />

o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Heizplatte erwärmt und den Schliff mit <strong>der</strong> Balsamschicht schnell<br />

auf den Objektträger legt. Durch H<strong>in</strong>- und Herbewegen des Schliffs werden alle<br />

Luftblasen herausgedrückt. Nach dem Erkalten ist <strong>der</strong> Balsam sofort hart. Jetzt<br />

wird die zweite Seite geschliffen. Man arbeitet genauso wie beim Anschliff erst<br />

auf <strong>der</strong> rotierenden Schleifscheibe o<strong>der</strong> von Hand mit den Körnungen 280 und<br />

320, dann auf <strong>der</strong> Glasplatte nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> mit den Körnungen 400 und 600<br />

und nach dem Abspülen und Abbürsten von Schliff und Platte mit <strong>der</strong> Körnung<br />

800.<br />

Während des Schleifens muß die Dicke des Schliffs von Zeit zu Zeit unter dem<br />

Mikroskop kontrolliert werden. Schliffe für mikropaläontologische Zwecke<br />

müssen dicker se<strong>in</strong> als solche für petrographische Untersuchungen. Sie s<strong>in</strong>d<br />

gut, wenn alle Konturen klar zu erkennen s<strong>in</strong>d. Ist <strong>der</strong> Dünnschliff zu dünn, so<br />

ist die Struktur <strong>der</strong> Mikrofossilien undeutlich. Daher muß man möglichst<br />

frühzeitig auf Korn 800 übergehen, wenn <strong>das</strong> Schleifen dadurch auch etwas<br />

länger dauert.<br />

Sehr e<strong>in</strong>fach gestaltet sich <strong>das</strong> Arbeiten mit Polyester-Gießharzen. Es handelt<br />

sich hier um klare, gelbliche Harze von honigartiger Konsistenz, denen vor<br />

Gebrauch etwas Härterpaste zugesetzt werden muß. Polyester-Gießharze s<strong>in</strong>d<br />

beson<strong>der</strong>s für Serienuntersuchungen zu empfehlen. In e<strong>in</strong>em Glas- o<strong>der</strong><br />

Porzellangefäß wird die benötigte Menge Gießharz mit <strong>der</strong> zur Härtung<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Menge Härtepaste verrührt. Wenn die Mischung frei von<br />

Luftblasen ist, gibt man auf die bereitgelegten Objektträger je e<strong>in</strong>en Tropfen<br />

Gießharz. Dann drückt man die vorgefertigten Anschliffe <strong>in</strong> die Harztropfen und<br />

schiebt sie e<strong>in</strong>ige Male h<strong>in</strong> und her, um die Luftblasen herauszudrücken. Je<br />

nach <strong>der</strong> Menge <strong>der</strong> verwendeten Härtepaste polymerisiert <strong>das</strong> Harz <strong>in</strong> 1 - 5<br />

Stunden. Die Weiterverarbeitung erfolgt wie oben beschrieben. Polyesterharze<br />

haben den Vorteil, <strong>in</strong> dünner Schicht nicht weich zu werden und <strong>in</strong> allen<br />

Lösungsmitteln unlöslich zu se<strong>in</strong>. Das Harz ist sehr duktil und kann mit <strong>der</strong><br />

Lanzettnadel gut formatiert werden. Polyester-Gießharze werden von<br />

Modellbauern benutzt und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>schlägigen Geschäften zu haben. Von <strong>der</strong><br />

Firma BAYER-Leverkusen wird e<strong>in</strong> gleiches Polyesterharz unter dem Namen<br />

POLESTAR hergestellt, <strong>das</strong> für diese Arbeiten sehr empfohlen werden kann.<br />

Nach <strong>der</strong> Schleifarbeit wird <strong>der</strong> überschüssige Balsam, <strong>der</strong> nun den<br />

Schleifschmant aufgenommen hat, mit dem Präpariermesser o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Lanzettnadel weggekratzt. Dabei kann man auch den Schliff selbst etwas<br />

formatieren. Mit e<strong>in</strong>er Zahnbürste wird unter fließendem Wasser gespült und<br />

gebürstet und <strong>das</strong> Präparat abschließend gut getrocknet.<br />

Der fertige Schliff muß mit e<strong>in</strong>em Deckglas abgedeckt weiden. Hat man<br />

Canadabalsam gewählt, so gibt man jetzt e<strong>in</strong>en Tropfen <strong>in</strong> Xylol gelösten<br />

Balsam zu, schließt mit dem Deckglas ab und trocknet bei nicht mehr als 60 o C<br />

im Trockenschrank.


43<br />

Hat man DMS-Balsam „hart“ benutzt, so wird jetzt DMS-Balsam „weich“ <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Dose auf 95 – 100 o C erwärmt und e<strong>in</strong> Tropfen davon auf den ebenfalls<br />

erwärmten Schliff gegeben und <strong>das</strong> Deckglas aufgelegt. Luftblasen vertreibt<br />

man durch vorsichtiges Verschieben des Deckglases. Starkes Andrücken und<br />

zu starkes Erwärmen lassen den Schliff ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>schwimmen, daher ist<br />

Vorsicht geboten. Die mit Polyesterharz hergestellten Schliffe werden mit e<strong>in</strong>em<br />

Tropfen <strong>der</strong> gleichen Mischung bedeckt und mit e<strong>in</strong>em Deckglas<br />

abgeschlossen. Der Verfasser fand, daß man diese Schliffe auch mit e<strong>in</strong>em<br />

Tropfen CAEDAX bedecken und nach dem Auflegen des Deckglases im<br />

Trockenschrank bei 60 o C trocknen kann.<br />

Der über <strong>das</strong> Deckglas getretene Canada- o<strong>der</strong> DMS-Balsam wird mit e<strong>in</strong>em<br />

mit Xylol, o<strong>der</strong> Tri angefeuchteten Lappen weggewischt. Das übergetretene<br />

Polyesterharz wird nach dem Erhärten mit dem Präpariermesser abgehoben.<br />

Zum Etikettieren verwendet man so große Etiketten, daß die freien Flächen des<br />

Objektträgers davon ganz bedeckt werden. Selbst bei sorgfältigstem Schleifen<br />

kann man nicht vermeiden, daß die Enden des Objektträgers mattiert werden;<br />

diese Stellen werden dann von den Etiketten verdeckt,<br />

Färben von Dünnschliffen<br />

Geste<strong>in</strong>sdünnschliffe kann man für mikropaläontologische Untersuchungen<br />

e<strong>in</strong>färben, um den Kontrast zwischen Grundmasse und Fossilien zu vergrößern<br />

o<strong>der</strong> um die Strukturen <strong>der</strong> Fossilien besser sichtbar zu machen.<br />

Bei <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Textur und des Mikrofossiliengehaltes von Kalken hat<br />

sich Malachitgrün beson<strong>der</strong>s gut bewährt. Alle Bestandteile treten klar hervor,<br />

auch wenn die Struktur des Kalkes undeutlich ist (L.G.HENBEST 1931). Tonige<br />

Bestandteile und manche Ferrioxide werden beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>tensiv angefärbt. Die<br />

Oberfläche von Fossilien trägt oft e<strong>in</strong>en äußerst dünnen Überzug von diesen<br />

Stoffen, so daß ihre Grenzen gegen <strong>das</strong> Geste<strong>in</strong> nach Anfärbung deutlich<br />

hervortreten. Der noch unbedeckte Dünnschliff wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e wässrige o<strong>der</strong><br />

alkoholische Malachitgrünlösung gelegt. Die erfor<strong>der</strong>liche Konzentration <strong>der</strong><br />

Lösung und die Dauer <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wirkung muß durch Versuche ermittelt werden.<br />

Malachitgrün eignet sich nicht zur Anfärben stark angewitterter Kalkflächen, da<br />

se<strong>in</strong> E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gungsvermögen zu groß ist. Gute Kontraste liefern frische<br />

Bruchflächen o<strong>der</strong> anpolierte Flächen.<br />

E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Methode zum Anfärben von Foram<strong>in</strong>iferen und Kalkste<strong>in</strong>flächen<br />

beschreibt HENBEST 1931: 1 Teil konzentrierte Kalilauge mit 119 Teilen<br />

Wasser mischen. Alizar<strong>in</strong> bis zur Sättigung bei Zimmertemperatur dar<strong>in</strong> lösen.<br />

Das Stück für e<strong>in</strong>ige Stunden h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>legen. Das Stück herausnehmen und<br />

sorgfältig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gel<strong>in</strong>den Wasserstrom waschen, bis die Kalilauge aus dem<br />

Präparat entfernt ist.<br />

W.HEEGER (1913) beschreibt e<strong>in</strong>e Methode, die scharfe Kontraste zwischen<br />

kalkigen Fossilien und <strong>der</strong> Grundmasse erzeugt. HENBEST hat diese Methode<br />

mit Erfolg beim <strong>Studium</strong> <strong>der</strong> Fusul<strong>in</strong>iden-Dünnschliffe benutzt. Sie eignet sich<br />

auch zur Unterscheidung von Dolomit und Kalzit: Dolomit wird sattblau gefärbt,


44<br />

Kalzit nicht. HENBEST gibt folgendes Rezept an: 2 Teile konzentrierte<br />

Salzsäure werden <strong>in</strong> 38 Teile Wasser gegossen. Dann werden 10 Teile<br />

konzentrierte Kaliumferricyanidlösung (rotes Blutlaugensalz) zugefügt. In diese<br />

Lösung wird <strong>der</strong> unbedeckte Schliff für 30 - 70 Sekunden getaucht. Schließlich<br />

wird <strong>das</strong> Präparat <strong>in</strong> stehendem o<strong>der</strong> sehr langsam fließenden Wasser<br />

gewaschen. Die gefärbten Schliffe müssen unbedeckt o<strong>der</strong> unter Wasser<br />

untersucht werden. Das E<strong>in</strong>betten <strong>in</strong> Balsam ist nicht zu empfehlen. Der blaue<br />

Bela, <strong>der</strong> sich auf dem Schliff gebildet hat, ist Berl<strong>in</strong>er Blau. Der Nachteil <strong>der</strong><br />

HEEGERschen Methode ist, daß die Lösung beständig gesundheitsschädliche<br />

Blausäuredämpfe abgibt. Man muß auch sehr darauf achten, daß sie nicht mit<br />

<strong>der</strong> Haut <strong>in</strong> Berührung kommt. Da Blausäure für viele Menschen ke<strong>in</strong>en<br />

Warngeruch besitzt, muß unbed<strong>in</strong>gt unter e<strong>in</strong>em gut ziehenden Abzug<br />

gearbeitet werden!<br />

Nach <strong>der</strong> LEMBERGschen Methode, die durch HENBEST (1931) modifiziert<br />

wurde, können dolomitisierte Fossilien von kalkigen unterschieden werden: 0,24<br />

g Hämatoxyl<strong>in</strong> und 1,6 g Alum<strong>in</strong>iumchlorid werden <strong>in</strong> 24 ml Wasser gelöst. Die<br />

Lösung wird kurz gekocht und abgekühlt. Dann werden e<strong>in</strong>ige Tropfen<br />

Wasserstoffperoxid zugesetzt. Der Dünnschliff wird für 5 M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> die Lösung<br />

getaucht und dann abgewaschen. Kalzit wird violett gefärbt, Dolomit bleibt<br />

ungefärbt.<br />

Die Unterscheidung von Kalzit und Aragonit ist nach <strong>der</strong> MEIGENschen<br />

Reaktion möglich: Kocht man den Schliff rund zwei M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er verdünnten<br />

Lösung von Cobaltnitrat, so bleibt <strong>der</strong> Kalzit farblos, während <strong>der</strong> Aragonit<br />

hellviolett gefärbt wird. Kocht man länger, so wird <strong>der</strong> Kalzit auch etwas<br />

angefärbt, <strong>der</strong> Aragonit wird jedoch dunkelviolett.<br />

Aufhellung <strong>in</strong> Immersionsflüssigkeiten<br />

An vielen Mikrofossilien s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> Untersuchung im auffallenden Licht wenige<br />

E<strong>in</strong>zelheiten zu erkennen. Agglut<strong>in</strong>ierte Foram<strong>in</strong>iferen sehen oft wie Sandkörner<br />

aus, nur an e<strong>in</strong>er Spur von Nähten s<strong>in</strong>d sie noch zu erkennen. Solche Formen<br />

müssen nach <strong>der</strong> lmmersionsmethode aufgehellt werden. Man läßt die<br />

Gehäuse auf e<strong>in</strong>en Hohlschliffobjektträger und gibt e<strong>in</strong>en Tropfen e<strong>in</strong>es<br />

Aufhellungsmittels zu. In Frage kommen: Wasser, Alkohol, ätherische Öle,<br />

Xylol, Glyzer<strong>in</strong> und Zimtöl (Ich verwende mit bestem Erfolg Riz<strong>in</strong>usöl.) Bei<br />

leeren Kammern stellt sich <strong>der</strong> Luft<strong>in</strong>halt als silberne Blase dar, so daß ihre<br />

Lage und Form klar hervortritt. Auch wenn die Kammern mit Sediment o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>em Ste<strong>in</strong>kern gefüllt s<strong>in</strong>d, kann man sie gut erkennen. Man untersucht im<br />

Auflicht o<strong>der</strong> Durchlicht o<strong>der</strong> komb<strong>in</strong>iert beide Beleuchtungsarten, wobei immer<br />

wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e E<strong>in</strong>zelheiten zu erkennen s<strong>in</strong>d.<br />

Bei Benutzung schwach viskoser Flüssigkeiten werden die <strong>in</strong>neren Höhlungen<br />

ganz ausgefüllt, so daß die Struktur undeutlich wird. Diese Eigenschaft macht<br />

man sich aber bei <strong>der</strong> Herstellung von Balsampräparaten nutzbar, die<br />

beson<strong>der</strong>s von Kle<strong>in</strong>foram<strong>in</strong>iferen leicht angefertigt werden können. In den<br />

Balsampräparaten erkennt man oft viele E<strong>in</strong>zelheiten des Baues und <strong>der</strong><br />

chemischen Zusammensetzung des Gehäuses, weshalb e<strong>in</strong> bei


Erkalten hart wird. Mit e<strong>in</strong>em<br />

erwärmten Objektträger wird<br />

<strong>das</strong> Deckglas aufgefangen und<br />

aufgeschmolzen. Eventuell<br />

muß <strong>das</strong> Gehäuse während<br />

des Erhitzens auf Luftblasen<br />

geprüft werden. Man erhitzt so<br />

lange, bis alle Luftblasen<br />

verschwunden s<strong>in</strong>d. Nur bei<br />

sehr zarten Foram<strong>in</strong>iferen ist es<br />

erfor<strong>der</strong>lich, Deckglassplitter<br />

unterzulegen, damit <strong>das</strong><br />

Gehäuse nicht zerdrückt wird.<br />

Beson<strong>der</strong>s schöne Präparate<br />

erhält man, wenn man vorher<br />

auf dem Deckglas e<strong>in</strong>en ca. 5<br />

mm weiten Tuschekreis<br />

anbr<strong>in</strong>gt und <strong>in</strong> dessen Mitte e<strong>in</strong><br />

Gehäuse - o<strong>der</strong> auch mehrere<br />

<strong>der</strong> gleichen Art - klebt. Man<br />

legt <strong>das</strong> gere<strong>in</strong>igte Deckglas<br />

am besten auf e<strong>in</strong>e<br />

Drehscheibe für Lackr<strong>in</strong>ge und<br />

zieht den Tuschekreis mit e<strong>in</strong>er<br />

Zeichenfe<strong>der</strong>.<br />

45<br />

Kle<strong>in</strong>foram<strong>in</strong>iferen ohneh<strong>in</strong> recht<br />

schwierig anzufertigen<strong>der</strong><br />

Dünnschliff nicht erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />

E<strong>in</strong> Balsampräparat wird auf<br />

folgende Art hergestellt: In die<br />

Mitte e<strong>in</strong>es Deckglases von 15<br />

mm Ø gibt man mit dem P<strong>in</strong>sel<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em spitzen Glasstab<br />

e<strong>in</strong>en w<strong>in</strong>zigen Tropfen e<strong>in</strong>er<br />

filtrierten Traganth-Lösung. Das<br />

gewünschte<br />

Foram<strong>in</strong>iferengehäuse legt man<br />

mit dem P<strong>in</strong>sel <strong>in</strong> den Tropfen. Ist<br />

dieser bereits e<strong>in</strong>getrocknet,<br />

haucht man <strong>das</strong> Deckglas kurz<br />

an, wodurch <strong>der</strong> Traganth-Film<br />

wie<strong>der</strong> klebrig wird. Nach dem<br />

E<strong>in</strong>trocknen <strong>der</strong> Traganth-Lösung<br />

gibt man e<strong>in</strong>en Tropfen Xylol auf<br />

<strong>das</strong> Gehäuse. Bevor er<br />

verdunstet ist, wird <strong>das</strong> Deckglas<br />

mit e<strong>in</strong>em großen Tropfen<br />

CAEDAX beschickt. Man erhitzt<br />

<strong>das</strong> Deckglas auf <strong>der</strong> Heizplatte<br />

so lange, bis <strong>der</strong> CAEDAX beim


46<br />

Bei e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen Untersuchung von Muschelkrebsschalen ist die<br />

lmmersionsmethode unentbehrlich. Als Aufhellungsmittel leisten Glyzer<strong>in</strong>,<br />

Riz<strong>in</strong>usöl o<strong>der</strong> Zimtöl gute Dienste. Die Muskelnarben und Porenkanäle, die an<br />

trockenen Stücken manchmal fast unsichtbar s<strong>in</strong>d, treten dar<strong>in</strong> deutlich hervor.<br />

Seltene Fossilien, die nach <strong>der</strong> Untersuchung im Aufhellungsmittel <strong>in</strong> die<br />

FRANKE-Zelle zurückgebracht werden müssen, befreit man vorher vom<br />

Aufhellungsmittel durch Auswaschen <strong>in</strong> Wasser, Alkohol o<strong>der</strong> Äther.<br />

Umwandlung von Kalziumcarbonat <strong>in</strong> Kalziumfluorid<br />

Viele <strong>der</strong> aus undurchsichtigem Kalziumkcarbonat bestehenden Mikrofossilien<br />

können durch Behandlung mit Flußsäure <strong>in</strong> durchsche<strong>in</strong>endes Kalziumfluorid<br />

umgewandelt werden. Die Behandlung muß <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Plastikschale o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Gefäß Polyethylen (LUPOLEN, CAUTEX) erfolgen. E<strong>in</strong> passendes<br />

Gefäß erhält man, wenn man e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Flasche aus Polyethylen mit dem<br />

Messer durchschneidet. Die untere Hälfte kann man dann für diese Arbeit<br />

verwenden.<br />

GRAYSON empfiehlt zur Behandlung von Foram<strong>in</strong>iferen 48%-ige Flußsäure.<br />

Die Reaktion verläuft dar<strong>in</strong> sehr schnell. Größere Fossilien können dabei<br />

allerd<strong>in</strong>gs durch die spontan sich entwickelnden Kohlensäureblasen zerstört<br />

werden, weshalb bei <strong>der</strong> Untersuchung von Molluskenschalen usw. nur 6%-ige<br />

Säure verwendet werden soll. Nach SOHN werden Muschelkrebsschalen zuerst<br />

mit Wasser behandelt. Dann setzt man e<strong>in</strong>ige Tropfen 20%-ige Flußsäure<br />

h<strong>in</strong>zu. Die Umwandlung ist nach 2 - 24 Stunden beendet.<br />

Bei allen Arbeiten mit Flußsäure ist größte Vorsicht geboten. Flußsäure darf<br />

nicht mit <strong>der</strong> Haut <strong>in</strong> Berührung gebracht werden! Schäden machen sich erst<br />

nach Tagen bemerkbar. Auch Flußsäuredämpfe s<strong>in</strong>d sowohl akut als auch<br />

chronisch sehr gesundheitsschädlich! Unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en gut ziehenden Abzug<br />

benutzen!<br />

Die <strong>in</strong> Fluorid umgewandelten Schalen s<strong>in</strong>d so durchsichtig, daß ihr <strong>in</strong>nerer<br />

Aufbau untersucht werden kann. Bei <strong>der</strong> Untersuchung von Muschelkrebsen<br />

ermöglicht diese Methode <strong>das</strong> <strong>Studium</strong> <strong>der</strong> Muskelansätze und des Baues <strong>der</strong><br />

Randzone.<br />

Färben von Mikrofossilien<br />

Körperlich erhaltene Mikrofossilien und orientierte Mikrofossilien können nach<br />

den gleichen Methoden angefärbt werden, die bereits für <strong>das</strong> Anfärben von<br />

Dünnschliffen beschrieben wurden. Im natürlichen Erhaltungszustand s<strong>in</strong>d die<br />

Skulpturen, Form und Lage <strong>der</strong> Mündung und Poren <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen oft<br />

schlecht zu erkennen. Auch die Skulptur von Muschelkrebsschalen ist nicht<br />

immer deutlich. Die pelitischen Sedimente, die sich <strong>in</strong> den Vertiefungen <strong>der</strong><br />

Fossilien bef<strong>in</strong>den, saugen manche Farbstoffe stärker auf als die kalkigen<br />

Fossilien, wodurch Skulptur und Porosität klar hervortreten. Zum Anfärben ist


47<br />

Malachitgrün beson<strong>der</strong>s geeignet, weil es e<strong>in</strong> großes Selektionsvermögen<br />

besitzt (E.TRIEBEL 1947). Ich fand, daß sich auch Fast Green recht gut eignet.<br />

Von F.BROTZEN (1936) wurde <strong>das</strong> Anfärben von Mikrofossilien mit<br />

Methylenblau beschrieben: Die Foram<strong>in</strong>iferen und Ostracoden werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

halb mit Wasser gefülltes Uhrglas gebracht. Man befreit sie von den<br />

anhaftenden Luftblasen und setzt e<strong>in</strong>ige Tropfen e<strong>in</strong>er stark verdünnten<br />

Methylenblaulösung (1:50) h<strong>in</strong>zu. Schon nach wenigen M<strong>in</strong>uten nehmen alle<br />

tonigen und kieseligen Bestandteile die blaue Farbe an.<br />

Herstellung künstlicher Ste<strong>in</strong>kerne<br />

Der <strong>in</strong>nere Bau von Foram<strong>in</strong>iferen kann an künstlichen Ste<strong>in</strong>kernen studiert<br />

werden. Die Herstellung von Ste<strong>in</strong>kernen hat schon I.BEISSEL (1891.)<br />

beschrieben: Zu Wasserglas wird so viel Kieselgallerte h<strong>in</strong>zugefügt, bis e<strong>in</strong><br />

Überschuß davon bleibt. Durch Verdunsten bei Zimmertemperatur - <strong>das</strong> dauert<br />

etwa 12 Stunden - wird die Lösung zu Sirupdicke e<strong>in</strong>gedampft. Damit sich ke<strong>in</strong>e<br />

Haut auf <strong>der</strong> Oberfläche bildet, muß von Zeit zu Zeit umgerührt werden. In<br />

diese Lösung werden die Foram<strong>in</strong>iferen für e<strong>in</strong>ige Stunden gelegt. Dann nimmt<br />

man sie heraus und übergießt sie mit Ammoniak, <strong>das</strong> durch etwas Kupfersulfat<br />

blau gefärbt wurde. S<strong>in</strong>d die Schalen durchtränkt, gießt man die meiste<br />

Flüssigkeit ab, neutralisiert den Rest mit Salzsäure und läßt ihn verdunsten.<br />

Das Verfahren wird zwei- bis dreimal wie<strong>der</strong>holt. Dann werden die Schalen <strong>in</strong><br />

verdünnter Salzsäure gelöst und die freigewordenen Ste<strong>in</strong>kerne mit Wasser<br />

ausgewaschen, getrocknet und <strong>in</strong> Canadabalsam e<strong>in</strong>gebettet.<br />

Auch aus Canadabalsam kann man künstliche Ste<strong>in</strong>kerne herstellen. Die<br />

Gehäuse werden zuerst <strong>in</strong> Xylol gelegt und dar<strong>in</strong> mit gefärbtem Canadabalsam<br />

gekocht. Nach dem Erhärten des Balsams werden sie <strong>in</strong> verdünnter Salzsäure<br />

aufgelöst. Das Verfahren wurde von J.HOFKER (1926) beschrieben.<br />

Polyesterharze lassen sich ebenfalls mit Erfolg zur Herstellung von künstlichen<br />

Ste<strong>in</strong>kernen verwenden: Das mit wenig Härterpaste versetzte Harz wird<br />

erwärmt, um die Viskosität herabzusetzen. Dann gibt man die mit Aceton<br />

durchtränkten Gehäuse h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, stellt <strong>das</strong> Gefäß <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Exsiccator und<br />

evakuiert diesen mit Hilfe e<strong>in</strong>er Wasserstrahlpumpe. Bevor <strong>das</strong> Harz<br />

polymerisiert, werden die Schalen herausgenommen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Porzellanschale gelegt. Nach <strong>der</strong> Polymerisation wird die Oberfläche mit Aceton<br />

abgewaschen und die Schale <strong>in</strong> verdünnter Salzsäure aufgelöst. Bei<br />

Verwendung e<strong>in</strong>es farbigen Harzes können die Ste<strong>in</strong>kerne <strong>in</strong> CAEDAX<br />

e<strong>in</strong>gebettet werden.<br />

Ätzung von Foram<strong>in</strong>iferengehäusen


48<br />

Für die Untersuchung des <strong>in</strong>neren Aufbaus von Foram<strong>in</strong>iferengehäusen ist es<br />

manchmal erfor<strong>der</strong>lich, die äußere Schalenwand wegzuätzen. Solche Präparate<br />

können orientierte Dünnschliffe ersetzen.<br />

H.J.PLUMMER (1951) empfiehlt, <strong>das</strong> Gehäuse zuerst mit Gummiarabikum o<strong>der</strong><br />

Canadabalsam auf die Unterlage zu kleben. E<strong>in</strong> sehr fe<strong>in</strong>er P<strong>in</strong>sel wird <strong>in</strong> stark<br />

verdünnte Salzsäure getaucht und die überflüssige Säure mit Filterpapier<br />

entfernt. Mit <strong>der</strong> P<strong>in</strong>selspitze wird <strong>der</strong> zur Beseitigung bestimmte Teil des<br />

Gehäuses kurze Zeit berührt. Das wird so lange wie<strong>der</strong>holt, bis die Wandung<br />

beseitigt werden kann. Bei stark perforierten Foram<strong>in</strong>iferen dr<strong>in</strong>gt die Salzsäure<br />

durch die Poren <strong>in</strong>s Innere des Gehäuses und zerstört es.<br />

Zur Erhöhung <strong>der</strong> Viskosität <strong>der</strong> Salzsäure hat J.C.TROELSEN (1954) Gummi<br />

zugesetzt W.H.BLOW (1953) hat die Methode modifiziert. Man kann die zur<br />

Ätzung bestimmten Gehäuse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Ausschnitt e<strong>in</strong>es weichen Radiergummis<br />

stecken, wie es M.VASICEK (1956) empfohlen hat.<br />

Herstellung von Collodiumabdrücken aus Schnitten von<br />

Großforam<strong>in</strong>iferen<br />

Collodiumfilme können Dünnschliffe ersetzen und s<strong>in</strong>d leicht und billig<br />

herzustellen; auch kann man e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Duplikaten aus e<strong>in</strong>em<br />

e<strong>in</strong>zigen Präparat gew<strong>in</strong>nen. Der Gehäusebau kann mit Hilfe von<br />

Serienschnitten rekonstruiert werden, weil sich die Collodiumabdrücke <strong>der</strong><br />

Schliffe aufbewahren lassen.<br />

Folgende Methode hoben J.M.VAN DER FLERK (1933) und L.A.J.BAKX (1936)<br />

beim <strong>Studium</strong> von Großforam<strong>in</strong>iferen benutzt: Das Gehäuse wird angeschliffen<br />

und die Fläche 1 – 1,5 M<strong>in</strong>uten durch verdünnte Salzsäure angeätzt. Das<br />

Zelluloid wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mischung von Aceton und Amylacetat (1:1) gelöst. Aceton<br />

alle<strong>in</strong> würde zu schnell verdunsten. Man stellt zwei Lösungen her, die 1 g bzw.<br />

5 g <strong>in</strong> 100 ml Lösungsmittel enthalten. Die angeätzte und getrocknete Fläche<br />

wird mit <strong>der</strong> ersten Lösung übergosscn. Sobald <strong>der</strong> Überzug undurchsichtig ist,<br />

übergießt man ihn schnell mit <strong>der</strong> zweiten, konzentrierteren Lösung, die zur<br />

Verdickung des anhaftenden Zelluloidfilms dient. Ist die Schicht fest, übergießt<br />

man sie e<strong>in</strong> zweites Mal mit <strong>der</strong> Lösung. Dann wartet man 1 - 2 Stunden, reißt<br />

den ab und bewahrt ihn zwischen zwei Objektträgern auf.


49<br />

Für die e<strong>in</strong>wandfreie Orientierung <strong>der</strong> zu untersuchenden Objekte beschreibt<br />

A.BACHMANN (1962) e<strong>in</strong>e Drehvorrichtung, die bereits von KRAUSE (1910)<br />

als Kapillarrotator für die Beobachtung von Amphibieneiern empfohlen wurden<br />

ist. Es handelt sich um e<strong>in</strong>e Drehachse, die an e<strong>in</strong>er Seite e<strong>in</strong>en Drehknopf hat<br />

und von e<strong>in</strong>em starken Mess<strong>in</strong>gblechw<strong>in</strong>kel gehalten wird. Die an<strong>der</strong>e Seite <strong>der</strong><br />

Achse trägt e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e Nadel, die klebrig gemacht wird und <strong>das</strong> zu<br />

untersuchende Fossil aufnimmt. Die Vorrichtung wird unter <strong>das</strong> Mikroskop<br />

gebracht und erlaubt hier e<strong>in</strong> allseitiges Betrachten des Fossils. Ich habe e<strong>in</strong>en<br />

von BACHMANN gebauten Mikrorotator schon lange <strong>in</strong> Gebrauch und kann <strong>das</strong><br />

praktische Gerät beson<strong>der</strong>s für <strong>das</strong> Zeichnen und Fotografieren von<br />

Mikrofossilien empfehlen.<br />

Die Literatur über Foram<strong>in</strong>iferen ist sehr umfangreich. Selbst <strong>der</strong> speziell auf<br />

diesem Gebiet arbeitende Wissenschaftler kann ke<strong>in</strong>e genauen Angaben über<br />

die Zahl <strong>der</strong> jährlich ersche<strong>in</strong>enden Publikationen machen. Das hat dazu<br />

geführt, daß e<strong>in</strong>zelne häufige Arten an verschiedenen Literaturstellen unter<br />

verschiedenen Namen ersche<strong>in</strong>en. Auch <strong>das</strong> System <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen hat an<br />

vielen Stellen Lücken, die jedoch allmählich geschlossen werden. E<strong>in</strong>en<br />

umfassenden Überblick über diese Tiergruppe vermittelt <strong>der</strong> 1940 von<br />

B.F.ELLIS und A.R.MESSINA gegründete „Catalogue of Foram<strong>in</strong>ifera", <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

New York <strong>in</strong> zwangloser Folge ersche<strong>in</strong>t und heute bereits <strong>in</strong> über 50 Bänden<br />

vorliegt. Es ist verständlich, daß <strong>in</strong> diesem Bündchen <strong>das</strong> System <strong>der</strong><br />

Foram<strong>in</strong>iferen nicht erschöpfend wie<strong>der</strong>gegeben werden kann. Der <strong>in</strong>teressierte<br />

Mikroskopiker f<strong>in</strong>det im Literaturverzeichnis am Schluß des Buchen e<strong>in</strong>e Reihe<br />

von Standardwerken und speziellen Bearbeitungen, die durch den Leihverkehr<br />

<strong>der</strong> Bibliotheken zugänglich s<strong>in</strong>d und mit <strong>der</strong>en Hilfe er sich <strong>in</strong> dieses Gebiet<br />

e<strong>in</strong>arbeiten kann.


SYSTEM DER FORAMINIFEREN<br />

Überfamilie ALLOGROMIIDEA<br />

50<br />

Gehäuse frei, aus Tekt<strong>in</strong> o<strong>der</strong> agglut<strong>in</strong>iert, sehr dünn und biegsam. Diese<br />

Überfamilie ist wenig bekannt. Von e<strong>in</strong>igen Autoren wird sie noch zu den<br />

Thekamöben gerechnet. Die neueren Untersuchungen rechtfertigen jedoch ihre<br />

Zuordnung zu den Foram<strong>in</strong>iferen. Sie<br />

leben im Süßwasser, im Brackwasser und im Meer.<br />

Überfamilie ASTRORHIZIDEA<br />

In dieser Überfamilie faßte M.F.GLAESSNER (1945) die primitivsten<br />

agglut<strong>in</strong>ierenden Foram<strong>in</strong>iferen zusammen.<br />

Familie SACCAMINIDAE<br />

Gehäuse kugelig bis eiförmig, frei o<strong>der</strong> festsitzend, e<strong>in</strong>kammerig.<br />

Gehäusewand agglut<strong>in</strong>iert mit <strong>in</strong>nerer Tekt<strong>in</strong>schicht o<strong>der</strong> fe<strong>in</strong>körnig kalkig.<br />

Ohne deutliche Mündung o<strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>er o<strong>der</strong> mehreren gut ausgebildeten<br />

Mündungen. Ordovicium bis rezent.<br />

Familie PSAMMOPHAERINA<br />

Gehäuse ohne deutlich ausgebildete Mündung, e<strong>in</strong>kammerig, kugelwalzen-<br />

o<strong>der</strong> hornförmig, frei o<strong>der</strong> festgewachsen, agglut<strong>in</strong>iert. Silur bis rezent.<br />

Familie SACCAMMININAE<br />

Gehäuse meistens frei, kugelig, e<strong>in</strong>kammerig, seltener mehrere Kammern<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verkittet. Fest agglut<strong>in</strong>iert, meistens dünn. Silur bis rezent<br />

Familie PELOSININAE<br />

Gehäuse frei, agglut<strong>in</strong>iert o<strong>der</strong> sekretorisch, oft mit Kieselspongien.<br />

E<strong>in</strong>kammerig. Carbon bis rezent.<br />

Familie ASTRORHIZIDAE<br />

Gehäuse frei, mit zentralem Teil, von dem sich verzweigende Arme ausgehen.<br />

Innen Tekt<strong>in</strong>- und außen agglut<strong>in</strong>ierte Schicht, welche auch fehlen kann. Silur<br />

bis rezent.<br />

Abb.6, Fig.1.<br />

Familie RHIZAMMINIDAE<br />

Gehäuse e<strong>in</strong>kammerig, röhrenförmig. Wände <strong>in</strong>nen Tekt<strong>in</strong>schicht, außen<br />

agglut<strong>in</strong>iert. Das Wachstum erfolgt an e<strong>in</strong>em Pol des Gehäuses. Ordovizium bis<br />

rezent.<br />

Abb.10, Fig.1.


51<br />

Familie HYPERAMMINIDAE<br />

Gehäuse frei o<strong>der</strong> festsitzend. Kugeliger o<strong>der</strong> walzenförmiger Proloculus und<br />

von diesem ausgehend e<strong>in</strong>e nicht gekammerte Röhre. Innen Tekt<strong>in</strong>-, außen<br />

agglut<strong>in</strong>ierte Schicht. Silur bis rezent.<br />

Abb.10, Fig.2.<br />

Familie HYPERAMMININAE<br />

Gehäuse frei, unverzweigt, meistens aus Quarzkörnern agglut<strong>in</strong>iert.<br />

Pennsylvanian bis Kreide.<br />

Familie EARLANDIINAE<br />

Tubulare o<strong>der</strong> uniseriale Gehäuse, <strong>der</strong>en Wand aus gleich großen, durch<br />

kalkige B<strong>in</strong>demittel verbundenen Kalzitkörnern besteht (CUNNINGS 1955).<br />

Karbon.<br />

Familie REOPHACIDAE<br />

Gehäuse mehrkammerig. Kammern uniserial, meistens geradl<strong>in</strong>ig. Das<br />

Volumen <strong>der</strong> anfe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgenden Kammern nimmt meistens regelmäßig zu.<br />

Diese Familie kann von den Hyperamm<strong>in</strong>idae abgeleitet werden. Devon bis<br />

rezent.<br />

Abb.10, Fig.3, 4, 10.<br />

Familie AMMODISCIDAE<br />

Gehäuse frei o<strong>der</strong> festgewachsen, besteht aus Proloculus und langer<br />

röhrenförmiger zweiter Kammer, gewöhnlich eng gewunden. Gehäusewand <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Regel agglut<strong>in</strong>iert, mit viel B<strong>in</strong>demittel. Manche Formen besitzen re<strong>in</strong><br />

sekretorische Gehäuse. Silur bis rezent.<br />

Familie AMMODISCINAE<br />

Gehäuse nicht <strong>in</strong> gebrochener Spirale gewunden, planspiral.<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> Gehäusewand stark schwankend, agglut<strong>in</strong>iert o<strong>der</strong><br />

sekretorisch. Silur bis rezent.<br />

Abb.10, Fig.9.<br />

Überfamilie LITUOLIDEA<br />

Diese Überfamilie kann von den ungekammerten Ammodiscidae durch Erwerb<br />

<strong>der</strong> Kammerung abgeleitet werden.<br />

Familie LITUOLIDAE<br />

Gehäuse agglut<strong>in</strong>iert, manchmal fast re<strong>in</strong> sekretorisch. Im Anfangsteil<br />

planispiral o<strong>der</strong> knäuelartig gewunden. Wandung e<strong>in</strong>fach o<strong>der</strong> alveolar.<br />

Kammer<strong>in</strong>neres e<strong>in</strong>fach o<strong>der</strong> geteilt. Mündung e<strong>in</strong>fach o<strong>der</strong> zusammengesetzt.<br />

Devon bis rezent.<br />

Familie TEXTULARIIDAE<br />

Die hier vere<strong>in</strong>igten Formen s<strong>in</strong>d aus planispiral gewundenen Vorfahren durch<br />

Übergang zum biserialen o<strong>der</strong> uniserialen Wachstum entstanden. Der spiralige<br />

Ahnenrest ist oft erhalten. Es handelt sich hier um e<strong>in</strong>e weitgehend


52<br />

polyphyletische (aus Formen verschiedener stammesgeschichtlicher Herkunft<br />

zusammengesetzt)e Gruppe. Karbon bis rezent.<br />

Abb.10, Fig.5, 8.<br />

Familie TROCHAMMINIDAE<br />

Gehäuse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugend immer trochospiral, später oft unregelmäßig,<br />

agglut<strong>in</strong>iert mit <strong>in</strong>nerer Tekt<strong>in</strong>schicht. Mündung bei den Jugendformen auf <strong>der</strong><br />

Umbilikalseite. Karbon bis rezent.<br />

Familie VERNEUILININAE<br />

Gehäuse m<strong>in</strong>destens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugend triserial. Bei höher entwickelten Gattungen<br />

folgt noch e<strong>in</strong> biseriales bzw. noch e<strong>in</strong> uniseriales Stadium. Gehäusewand<br />

agglut<strong>in</strong>iert. Jura bis rezent.<br />

Familie VALVULININAE<br />

Gehäuse anfangs multiserial o<strong>der</strong> triserial. Gehäusewand agglut<strong>in</strong>iert, oft mit<br />

viel kalkigem B<strong>in</strong>demittel o<strong>der</strong> re<strong>in</strong> kalkig. Mündung meistens mit deutlichen<br />

Zähnchen. Kreide bis rezent.<br />

Überfamilie MILIOLIDEA<br />

Wand kalkig, porzellanartig, mit Beimischung von organischem Material, im<br />

durchfallenden Licht oft bräunlich, manchmal mit agglut<strong>in</strong>iertem Material auf <strong>der</strong><br />

Oberfläche. Gehäuse gewunden, entwe<strong>der</strong> planispiral nach bestimmten<br />

Ebenen o<strong>der</strong> unregelmäßig, selten trochospiral. Mündung term<strong>in</strong>al, e<strong>in</strong>fach, mit<br />

Zähnchen o<strong>der</strong> siebförmig. Karbon bis rezent.<br />

Familie CORNUSPIRINAE<br />

Gehäuse frei o<strong>der</strong> festgewachsen, aus Proloculus und e<strong>in</strong>er zweiten, langen,<br />

röhrenförmigen Kammer. Die Grenzen zwischen Ammodiscus und Cornuspira<br />

s<strong>in</strong>d nicht scharf zu ziehen. Die lange Röhre ist planispiral gewunden. Karbon<br />

bis rezent.<br />

Abb.6, Fig.2.<br />

Familie OPHTHALMIDIINAE<br />

Gehäuse anfangs planispiral. Endteil mit zwei o<strong>der</strong> mehreren Kammern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

W<strong>in</strong>dung o<strong>der</strong> geradegestreckt, gekammert. Erreicht <strong>das</strong> Stadium e<strong>in</strong>er<br />

gebrochenen Spirale mit zwei Kammern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>dung. Jura bis rezent.<br />

Familie MILIOLIDAE<br />

Gehäuse frei, porzellanartig, manchmal mit äußerem agglut<strong>in</strong>ierten Belag. Der<br />

ursprüngliche Bauplan ist e<strong>in</strong>e gebrochene Spirale mit zwei länglichen<br />

Kammern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>dung. Im Laufe <strong>der</strong> Phylogenese geht er <strong>in</strong> verschiedene<br />

Bautypen über. Karbon bis rezent.<br />

Abb.11, Fig.1 - 7.


53<br />

Familie PENEROPLIDIDAE<br />

Gehäuse frei, planispiral. Die höher entwickelten Gattungen s<strong>in</strong>d r<strong>in</strong>gförmig<br />

o<strong>der</strong> entrollt. Wand porzellanartig, mit Ausnahme <strong>der</strong> ersten Stadien imperforat.<br />

Mündung e<strong>in</strong>fach o<strong>der</strong> zusammengesetzt. Oberkreide bis rezent.<br />

Abb.6, Fig.11.<br />

Überfamilie NODOSARIIDEA (Syn.: Lagenidea)<br />

Foram<strong>in</strong>iferen mit fe<strong>in</strong> perforierter, kalkiger (hyal<strong>in</strong>er) äußerer Kammerwand.<br />

Kammern planispiral o<strong>der</strong> geradl<strong>in</strong>ig o<strong>der</strong> regelmäßig um e<strong>in</strong>e Längsachse<br />

gewunden. Mündung peripher o<strong>der</strong> endständig, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel gestrahlt.<br />

Mitteldevon bis rezent.<br />

Familie NODOSARIIDAE (Syn.: Lagenidae)<br />

Gehäuse frei, vielkammerig o<strong>der</strong> sekundär e<strong>in</strong>kammerig, planispiral o<strong>der</strong><br />

gekrümmt bis geradl<strong>in</strong>ig uniserial. Mündung e<strong>in</strong>fach bis sternförmig. Mitteldevon<br />

bis rezent.<br />

Abb.10, Fig.6, 11. Abb.6, Fig.7.<br />

Familie POLYMORPHINIDAE<br />

Gehäuse frei, manchmal festgewachsen. Kammern im Anfangsstadium<br />

meistens um e<strong>in</strong>e Längsachse spiral angeordnet. Gehäusewand dünn und<br />

perforat. Mündung strahlig o<strong>der</strong> ganzrandig. Jura bis rezent.<br />

Familie ENANTIOMORPHINIDAE<br />

Gehäuse spiral bis entrollt, ähnlich den Nodosarien, doch die Kammern nach<br />

l<strong>in</strong>ks und rechts verschoben. Kann von den Nodosarien abgeleitet werden.<br />

Kreide bis rezent.<br />

Überfamilie BULIMINIDEA<br />

Kammern gewöhnlich trochospiral o<strong>der</strong> biserial angeordnet, <strong>in</strong> späteren Stadien<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Reihe o<strong>der</strong> vollkommen uniserial. Wand fe<strong>in</strong> o<strong>der</strong> grob<br />

perforiert, gewöhnlich skulptiert. Trias bis rezent.<br />

Familie BULIMINIDAE<br />

Gehäuse ursprünglich trochospiral, kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en bi- o<strong>der</strong> uniserialen Bau<br />

übergehen. Wand kalkig, fe<strong>in</strong> perforiert, glatt o<strong>der</strong> reich skulptiert. Mündung<br />

schlitzförmig o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er mit Randlippe versehenen Halsröhre. Obertrias<br />

bis rezent.<br />

Familie TURRILININAE<br />

Kammern <strong>in</strong> hoher Spirale angeordnet, mit drei o<strong>der</strong> mehr Kammern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

W<strong>in</strong>dung. Spiralnaht deutlicher als Kammernähte. Jura bis rezent.<br />

Familie BULIMININAE<br />

Bei den ursprünglichen Formen ist <strong>das</strong> Gehäuse wenigstens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugend<br />

trochospiral, mit drei Kammern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>dung. Im Laufe <strong>der</strong> Phylogenese


54<br />

kann <strong>das</strong> triseriale Stadium <strong>in</strong> e<strong>in</strong> bi- o<strong>der</strong> uniseriales übergehen. Mündung im<br />

typischen Fall mit Zahn o<strong>der</strong> Zahnplatte. Jura bis rezent.<br />

Abb.6, Fig. 9. Abb.10, Fig.14, 15.<br />

Familie REUSSELLINAE<br />

Gehäuse pyramidal bis fächerförmig, im Jugendstadium triserial, später oft<br />

biserial o<strong>der</strong> uniserial. Aus den Bulim<strong>in</strong><strong>in</strong>ae entstanden. Turon bis rezent.<br />

Familie UVIGERININAE<br />

Gehäuse bei den meisten Gattungen anfangs triserial, später oft bi- o<strong>der</strong><br />

uniserial. Mündung term<strong>in</strong>al, mit verdickter Umrandung o<strong>der</strong> Röhrchen mit<br />

Lippe. Senon bis rezent. Abb.6, Fig.8. Abb.10, Fig.7, 12.<br />

Familie PLECTOFRONDICULARIINAE<br />

Gehäuse länglich. Die ältesten Formen s<strong>in</strong>d biserial, jüngere oft uniserial.<br />

Mündung schmal, oft mit Halsröhre und Zähnen. Oberkreide bis rezent.<br />

Familie BOLIVININAE<br />

Gehäuse länglich, gewöhnlich seitlich zusammengepreßt. Querschnitt elliptisch<br />

o<strong>der</strong> nachenförmig. Ursprünglich biserial, kann später IN e<strong>in</strong>e uniseriale<br />

Anordnung übergehen. Obertrias bis rezent.<br />

Familie CHILOSTOMELLIDAE<br />

Ursprüngliche Gattungen im Jugendstadium trochospiral. Gehäusewand bei<br />

den typischen Vertretern sehr dünn, körnig-kalkig, fe<strong>in</strong>porig. Mündung basal,<br />

schlitz- o<strong>der</strong> halbkreisförmig. Kreide bis rezent.<br />

Familie NONIONIDAE<br />

Gehäuse flach trochospiral o<strong>der</strong> planispiral, stark o<strong>der</strong> völlig <strong>in</strong>volut. Wand<br />

körnigkalkig, Mündung auf Baselnaht <strong>der</strong> Stirnseite. Oberkreide bis rezent.<br />

Abb.6, Fig.3.<br />

Überfamilie SPIRILLINIDEA<br />

Gehäuse planispiral o<strong>der</strong> trochospiral gewunden, bei primitiven Formen<br />

ungeteilt, aus Proloculus und langer röhrenförmiger Kammer bestehend.<br />

Gehäusewand kalkig, perforiert. Mündung e<strong>in</strong>fach.<br />

Familie SPIRILLINIDAE<br />

Diagnose <strong>der</strong> Überfamilie. Jura bis rezent.<br />

Familie SPIRILLININAE<br />

Gehäuse aus Proloculus und planispiral gewundener Kammer bestehend. Jura<br />

bis rezent.<br />

Überfamilie ROTALIIDEA<br />

Gehäuse ursprünglich trochospiral, im Laufe <strong>der</strong> Phylogenese zum<br />

planispiralen, entrollten, zyklischen, verzweigten u.a. Bau übergehend.


55<br />

Gehäusewand bei typischen Vertretern kalkig perforiert und radial gebaut. Die<br />

systematischen Verhältnisse s<strong>in</strong>d kompliziert, so daß wir hier nicht darauf<br />

e<strong>in</strong>gehen können.<br />

Familie DISCORBINAE<br />

Gehäuse frei, trochospiral, bei manchen Formen mit garadegestrecktem<br />

Endteil. Mündung e<strong>in</strong>fach. Wand kalkig, radial gebaut. Jura bis rezent.<br />

Familie SIPHONININAE<br />

Gehäuse frei, im Anfangsteil trochospiral, auf <strong>der</strong> Peripherie skulptiert.<br />

Mündung am Ende e<strong>in</strong>er kurzen gelippten Röhre. Senon bis rezent.<br />

Familie ANOMALININAE<br />

Gehäuse m<strong>in</strong>destens im Jugendstadium trochospiral, frei o<strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>er<br />

Spiralseite festgewachsen. Auf <strong>der</strong> Spiralseite alle Kammern sichtbar, auf <strong>der</strong><br />

Nabelseite nur die des letzten Umganges. Mündung schlitzförmig, über die<br />

Peripherie übergreifend. Kreide bis rezent.<br />

Abb.11, Fig.12. Abb.13, Fig.2, 3.<br />

Familie PLANORBULINIDAE<br />

Gehäuse im Anfangsstadium gewöhnlich trochospiral, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel mit <strong>der</strong><br />

Spiralseite festgewachsen. Mündung e<strong>in</strong>fach o<strong>der</strong> zahlreich o<strong>der</strong> durch grobe<br />

Poren vertreten. Kreide bis rezent.<br />

Abb.11, Fig.8. Abb.13, Fig.1.<br />

Familie RUPERTIINAE<br />

E<strong>in</strong>fach spiralige, nicht verzweigte Formen. Tertiär bis rezent.<br />

Familie CYMBALOPORIDAE<br />

Gehäuse frei, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugend trochospiral gewunden. Kammern später <strong>in</strong><br />

r<strong>in</strong>gförmigen Serien angeordnet. Wand radial, Jugendstadium aus Tekt<strong>in</strong>.<br />

Senon bis rezent.<br />

Familie ORBULINIDAE (Syn. Globiger<strong>in</strong>idae)<br />

Gehäuse ursprünglich trochospiral, bei den meisten Gattungen m<strong>in</strong>destens am<br />

Anfang erhalten, später oft planispiral. Gehäusewand kalkig, meist grob<br />

perforiert, oft gitterartig skulptiert, im lebenden Zustand oft lange, dünne<br />

Kalkstacheln. Große Mündung auf <strong>der</strong> Basalnaht. Die Gattungen dieser Familie<br />

leben planktonisch und s<strong>in</strong>d ziemlich stenohyal<strong>in</strong>. Dogger bis rezent.<br />

Abb.12, Fig.1 - 5.<br />

Familie GLOBOROTALIIDAE<br />

Gehäuse gewöhnlich flach und trochospiral, auf <strong>der</strong> Peripherie mit e<strong>in</strong>em o<strong>der</strong><br />

zwei Kielen. Wand radial, kalkig, gewöhnlich grob perforiert, oft mit<br />

stachelartiger Skulptur. Nabel breit, meistens offen. Mündung meist basal auf<br />

<strong>der</strong> Nabelseite, oft siebförmig, Unterkreide bis rezent.<br />

Abb.12, Fig.6.


56<br />

Familie ELPHIDIIDAE<br />

Gehäuse trocho- o<strong>der</strong> planispiral. Wand kalkig, radial gebaut, mehrschichtig.<br />

Kanalsystem, bestehend aus zwei spiralen Kanälen, die durch <strong>in</strong>terseptale<br />

Bögen verbunden s<strong>in</strong>d. Maastricht bis rezent.<br />

Abb.11, Fig.11.


LITERATURAUSWAHL<br />

57<br />

ABEL, 0. (1921)<br />

Die Methoden <strong>der</strong> paläontologischen Forschung<br />

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BEUTLER, K. (1911)<br />

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Catalogue of Foram<strong>in</strong>ifera<br />

Orig<strong>in</strong>alsatz enthält mehr als 30 Bände mit ca. 30000 Seiten.<br />

Seit 1941 ersche<strong>in</strong>en periodische Nachträge. Mikrofilme dieses Werkes werden<br />

gewöhnlich nur an Institute usw. verschickt.<br />

New York.<br />

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A manual of Foram<strong>in</strong>ifera<br />

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Pr<strong>in</strong>ciples of micropaleontology<br />

296 S. Melbourne<br />

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The Foram<strong>in</strong>ifera the Siboga Expedition<br />

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Entwurf e<strong>in</strong>er systematischen Zusammenstellung <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen<br />

Sitz.Ber.K.Akad.Wiss. Wien 49.<br />

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RHUMBLER, L. (1911)<br />

Die Foram<strong>in</strong>iferen <strong>der</strong> Planktonexpedition<br />

Kiel u. Leipzig<br />

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