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Einführung in das Studium der Foraminiferen

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aus Kreide und Tertiär, <strong>in</strong> denen er viele neue Gattungen und Arten beschrieb.<br />

REUSS erkannte den mikrostratigraphischen Wert <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>foram<strong>in</strong>iferen und<br />

versuchte deshalb, sie so genau wie möglich zu beschreiben. Dem<br />

Vorhandense<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Fehlen von Poren hat er große Bedeutung beigemessen<br />

und danach die Foram<strong>in</strong>iferen <strong>in</strong> „Perforata“ und „Imperforata“ e<strong>in</strong>geteilt. Nach<br />

<strong>der</strong> Wandstruktur <strong>der</strong> Gehäuse hat er weitere systematische E<strong>in</strong>heiten<br />

aufgestellt.<br />

Ganz im Gegensatz zu D´ORBINY und REUSS leugneten die englischen<br />

Forscher, unter ihnen WILLIAMSON, PARKER, JONES, CARPENTER und<br />

BRADY, die Existenz <strong>der</strong> Gattungen und Arten. Sie hielten <strong>das</strong> unterschiedliche<br />

Aussehen <strong>der</strong> Schalen nur für <strong>in</strong>dividuelle Variationen. W.C.WILLIAMSON hat<br />

1858 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Werk über die rezenten Foram<strong>in</strong>iferen Großbritanniens<br />

feststellt, daß diese zur Bestimmung von Schichten sehr wenig taugen. Genau<br />

<strong>das</strong> Gegenteil war richtig und begründete später die angewandte<br />

Mikropaläontologie. Das bedeutendste Werk <strong>der</strong> englischen Schule ist <strong>der</strong><br />

„Challenger Report“, <strong>in</strong> dem H.B.BRADY alle bis dah<strong>in</strong> gewonnenen<br />

Erkenntnisse über Foram<strong>in</strong>iferen aufgrund des Challenger-Materiales<br />

zusammengefaßt und e<strong>in</strong>e große Anzahl von Formen auf 115 Tafeln im<br />

Quartformat abgebildet hat. E<strong>in</strong> Gegenstück dieses Werkes ist <strong>der</strong> „Report on<br />

the Radiolaria“ von ERNST HEACKEL (s. hierzu MIKROKOSMOS 75, 140 –<br />

147, 1986). Obgleich BRADY bestrebt war, die Arten zu vere<strong>in</strong>igen, verlor <strong>das</strong><br />

Werk bis heute nichts von se<strong>in</strong>er Bedeutung für die Untersuchung rezenter und<br />

neogener Foram<strong>in</strong>iferenfaunen.<br />

Der Franzose MAURIER-CHALMAS entdeckte 1880 den Dimorphismus <strong>der</strong><br />

Foram<strong>in</strong>iferengehäuse, den J.J.LISTER dann 1894 zytologisch erklärt hat.<br />

M.NEUMAYR versuchte 1887, e<strong>in</strong> natürliches System <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen<br />

aufzustellen. Dar<strong>in</strong> entwickeln sich alle Arten aus <strong>der</strong> Familie Astrorhizidae.<br />

1895 veröffentlichte R.RHUMBLER den Entwurf e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en Systems. Er<br />

glaubte, daß bei den Foram<strong>in</strong>iferen <strong>in</strong> vielen Fällen <strong>das</strong> Biogenetische<br />

Grundgesetz im S<strong>in</strong>ne von HAECKEL und MÜLLER <strong>in</strong> umgekehrter Form gilt.<br />

G.H.EIMLERT und C.FICKERT stellten 1899 e<strong>in</strong> weiteres System auf, <strong>das</strong><br />

allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> künstliches ist, weil es <strong>in</strong> starkem Maße die äußere Gestalt<br />

betont. Im Jahre 1921 erschien schließlich <strong>das</strong> unvollendete Werk von<br />

R.J.SCHUBERT aus Mähren, <strong>der</strong> schon 1907 auf die große phylogenetische<br />

Bedeutung <strong>der</strong> sogenannten biformen und multiformen Gehäuse aufmerksam<br />

gemacht hatte. In dieser posthumen Arbeit wendet SCHUBERT <strong>das</strong><br />

Biogenetische Grundgesetz <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em ursprünglichen S<strong>in</strong>ne an.<br />

In <strong>der</strong> Folgezeit bildete <strong>das</strong> riesige Material, <strong>das</strong> sich bei zahllosen Bohrungen<br />

auf den Erdölfel<strong>der</strong>n anhäufte, die Grundlage für e<strong>in</strong>e neue Richtung <strong>der</strong><br />

Foram<strong>in</strong>iferenkunde. Methoden <strong>der</strong> Variationsstatistik wurden angewandt, die<br />

wertvolle taxonomische und phylogenetische Ergebnisse lieferten. Die Ökologie<br />

<strong>der</strong> rezenten Foram<strong>in</strong>iferen und <strong>der</strong> Lebenszyklus vieler Arten wurde sorgfältig<br />

untersucht. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse s<strong>in</strong>d beim <strong>Studium</strong> fossiler<br />

Vergesellschaftungen sehr wertvoll.<br />

Das <strong>Studium</strong> <strong>der</strong> fossilen und rezenten Foram<strong>in</strong>iferen ist e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e<br />

Domäne <strong>der</strong> Zoologen und Paläontologen, an<strong>der</strong>erseits haben sich auch viele

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