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Einführung in das Studium der Foraminiferen

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Als Vater <strong>der</strong> eigentlichen Foram<strong>in</strong>iferenkunde gilt <strong>der</strong> französische<br />

Paläontologe ALCIDE D’ORBIGNY, <strong>der</strong> auch auf an<strong>der</strong>en Gebieten <strong>der</strong><br />

Paläontologie und stratigraphischen Geologie bahnbrechend wirkte. Schon vor<br />

se<strong>in</strong>em 17.Lebensjahr sammelte er Foram<strong>in</strong>iferen an den französichen und<br />

italienischen Küsten. 1826 erschien <strong>in</strong> Paris se<strong>in</strong> grundlegendes Werk „Tableau<br />

methodique de la classe des cephalopodes“. Dar<strong>in</strong> teilt er die Cephalopoden<br />

bzw. die Organismen, die er dafür hielt, <strong>in</strong> drei Ordnungen e<strong>in</strong>:<br />

1. Cryptodibranches<br />

2. Siphonifera<br />

3. Foram<strong>in</strong>ifera<br />

Die letzten beiden Gruppen unterschied er dadurch, daß die Kammern <strong>der</strong><br />

Siphonifera durch e<strong>in</strong>en Sipho mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden s<strong>in</strong>d, während bei den<br />

Foram<strong>in</strong>ifera diese Öffnung nur e<strong>in</strong> Loch ist. Der Name Foram<strong>in</strong>ifera ist bis<br />

heute gültig (Foramen = Loch, fero = ich trage). Später veröffentlichte<br />

D’ORBIGNY e<strong>in</strong>ige grundlegende Monographien: Die Foram<strong>in</strong>iferen <strong>der</strong><br />

Kanarischen Inseln (1839), Kubas (1839), Südamerikas (1839) und <strong>der</strong> Oberen<br />

Kreide des Pariser Beckens (1846). Von größter Bedeutung ist jedoch <strong>das</strong><br />

Werk über die miozänen Foram<strong>in</strong>iferen des Wiener Beckens, <strong>das</strong> 1846 <strong>in</strong> Paris<br />

<strong>in</strong> deutscher und französischer Sprache erschienen ist. Hierbei handelt es sich<br />

nicht nur um die grundlegende Arbeit für <strong>das</strong> <strong>Studium</strong> <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen des<br />

Wiener Beckens, son<strong>der</strong>n um e<strong>in</strong> klassisches Werk <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferenliteratur,<br />

<strong>in</strong> dem alle <strong>in</strong> <strong>der</strong> damaligen Zeit bekannten Erkenntnisse über Foram<strong>in</strong>iferen<br />

zusammengefaßt s<strong>in</strong>d. D´ORBIGNY hat dar<strong>in</strong> auch <strong>das</strong> erste wirkliche System<br />

<strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen aufgestellt, <strong>das</strong> allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> künstliches ist und sich auf die<br />

gesamte Morphologie <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen stützt. Als eifriger Verfechter <strong>der</strong><br />

CUVIERschen Katastrophenlehre glaubte er nicht an die Entwicklung <strong>der</strong> Arten,<br />

die LAMARCK schon zu Beg<strong>in</strong>n des 19.Jahrhun<strong>der</strong>ts vertrat. Viele <strong>der</strong> späteren<br />

Autoren hielten ihm die strenge Spaltung <strong>der</strong> Formen vor, doch zeigte die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferenkunde <strong>in</strong> diesem Jahrhun<strong>der</strong>t, daß D´ORBIGNY<br />

recht hatte.<br />

Mitten <strong>in</strong> die Arbeitsaktivität D´ORBIGNYs fällt die bedeutende Entdeckung des<br />

französischen Zoologen FELIX DUJARDIN, <strong>der</strong> 1853 <strong>in</strong> mehreren Arbeiten<br />

zeigte, daß die Foram<strong>in</strong>iferen ke<strong>in</strong>e Cephalopoden se<strong>in</strong> können, weil ihr Körper<br />

auf e<strong>in</strong>er verhältnismäßig niedrigen Entwicklungsstufe steht. Er beobachtete an<br />

ihnen Sche<strong>in</strong>füßchen (Pseudopodien) und führte die Bezeichnung<br />

„Rhizopoden“ e<strong>in</strong>. Erstaunlich schnell wurde die Entdeckung DUJARDINs von<br />

<strong>der</strong> großen Mehrzahl <strong>der</strong> damaligen Zoologen und Paläontologen<br />

angenommen, auch von D´ORBIGNY. C.G.EHRENBERG legte 1838 <strong>der</strong><br />

Berl<strong>in</strong>er Akademie e<strong>in</strong>e Arbeit vor, <strong>in</strong> <strong>der</strong> er klar bewies, daß die Foram<strong>in</strong>iferen<br />

mit Verdauungskanal, Eierstock und an<strong>der</strong>en Organen ausgerüstet s<strong>in</strong>d und zu<br />

den Moostierchen gehören. Der deutsche Zoologe MAX SCHULTZE ergänzte<br />

und erhärtete die Me<strong>in</strong>ung DUJARDINs, was EHRENBERG dann veranlaßte,<br />

im Jahre 1858, als die Protozoennatur <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>iferen längst als gesichert<br />

galt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weiteren Arbeit gegen die Ansichten von MAX SCHULTZE scharf<br />

zu polemisieren (s. hierzu auch MIKROKOSMOS 75, 33 – 39, 1986).<br />

Von 1844 bis 1871 veröffentlichte A.E.REUSS <strong>in</strong>sgesamt 50 Arbeiten über<br />

Foram<strong>in</strong>iferen aus verschiedenen geologischen Formationen, hauptsächlich

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