Download Lebensplatz 2011 - Tierschutzprojekt Ungarn
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Rigo – ein Weihnachtsmärchen im August // Österreich <strong>2011</strong><br />
ist ein recht junger Hund, der sein Leben noch<br />
vor sich hat. Da meine Frau und ich berufstätig<br />
sind, hätten wir gar nicht die Zeit, uns um<br />
so einen jungen und agilen Hund zu kümmern.<br />
Am nächsten Morgen fahre ich erst zur Arbeit,<br />
um dann zwei Stunden später Rigo abzuholen,<br />
damit er den Tag bei uns in unserer<br />
Firma verbringen kann. Rigo springt bereitwillig<br />
in unseren Lieferwagen und ich fahre los.<br />
Als wir unser Ziel erreicht haben, bemerke<br />
ich im Rückspiegel einen Streifenwagen. Der<br />
erste Gedanke: Warst du zu schnell? Doch<br />
dann merke ich, dass ich tatsächlich vergessen<br />
habe, mich anzuschnallen. Das war auch den<br />
Polizisten aufgefallen und aus diesem Grund<br />
sind sie mir gefolgt. Während der eine Beamte<br />
das Protokoll ausfüllt, schaut seine Begleiterin,<br />
eine junge Polizistin, in den Laderaum meines<br />
Transporters. Auf einmal höre ich: „Mein Gott,<br />
sieht der traurig aus!“ Damit meint sie Rigo.<br />
Der sitzt verschüchtert in meinem Auto und<br />
schaut die Polizistin an. Ich hole ihn heraus und<br />
sofort geht er zu der Polizistin, um zu schmusen.<br />
Ich frage mich manches Mal, ob es wirklich<br />
Zufälle gibt oder ob alles im Leben vorbestimmt<br />
ist? Zwischen Rigo und der Polizistin<br />
hat es jedenfalls gefunkt. Doch leider erzählt<br />
sie mir, dass sie allein lebt und aufgrund ihrer<br />
Tätigkeit keinen Hund halten kann.<br />
Am nächsten Tag, Rigo musste wieder mit<br />
bei uns in der Firma „arbeiten“, besuchte uns<br />
die nette Polizistin wieder. Sie erzählte mir,<br />
dass sie eventuell jemanden wisse, der Rigo<br />
gerne aufnehmen möchte. Und jetzt ging alles<br />
ganz schnell. Sie kam abends vorbei und brachte<br />
ihre Freundin mit. Die Eltern der Frau hatten<br />
schon immer Hunde, doch ihr alter Hund<br />
war vor kurzer Zeit gestorben. Ich denke, es<br />
war Liebe auf den ersten Blick, wenn es so etwas<br />
gibt. Rigo kam einen Tag später zu Familie<br />
P., die in einem Nachbarort wohnt.<br />
Er lebt heute in einer Villa mit einem<br />
5.000-m 2 -Grundstück und kann dort<br />
ein- und ausgehen, wie er möchte.<br />
Es sind herzensgute Leute und ich könnte<br />
mir kein besseres Zuhause für Rigo vorstellen.<br />
Ich habe immer noch sehr herzlichen Kontakt<br />
zu ihm und zu seiner neuen Familie. Rigo hat<br />
Glück gehabt. Er hat fantastische Besitzer gefunden,<br />
die ihn lieb haben und bei denen es ihm<br />
gut geht. Ich hoffe, dass dieses Glück auch vielen<br />
anderen Hunden zuteilwird, die über viele<br />
Jahre in unserem Tierheim in Székesfehérvár<br />
sitzen. Für Rigo und uns war es Weihnachten<br />
mitten im August und die 30 Euro Strafe für<br />
das Nichtanschnallen habe ich in diesem Falle<br />
gerne gezahlt. Ich danke der jungen Polizistin<br />
heute noch, dass sie mich angehalten hat.<br />
Ihr Wolfgang Stephanow<br />
Österreich/Maishofen<br />
im Oktober des Jahres <strong>2011</strong><br />
Wie jedes Jahr fuhren mein Freund,<br />
Rene Plamper, und ich, Wolfgang Stephanow,<br />
Ende Oktober ins österreichische Maishofen.<br />
Dank der Unterstützung vieler Tierfreunde<br />
waren wir wieder in der Lage, ein<br />
paar Fohlen den grausamen Tod im Schlachthof<br />
zu ersparen. Am 25. Oktober fand hier,<br />
wie in jedem Jahr, die letzte große Versteigerung<br />
statt.<br />
Über 200 Fohlen und viele ausgewachsene<br />
Pferde wurden hier letztmalig<br />
angeboten.<br />
Das bedeutet, dass diese Pferde in den<br />
vorangegangenen zwei Versteigerungen keinen<br />
Zuschlag bekommen hatten und nun<br />
an diesem eisigen Morgen hier standen, um<br />
ihre letzte Reise anzutreten.<br />
Wir waren schon einen Tag früher angereist<br />
und konnten gleich morgens einen<br />
sichtlich gereizten Bauern beobachten. Er<br />
hatte einen Pferdetransporter, in den er<br />
zehn Kälber gesperrt hatte, und als diese<br />
nicht herauswollten, warf er sie brutal von<br />
der Rampe. An diesem Tag wurde mir wieder<br />
einmal bewusst, wie wenig manchen<br />
Menschen ein Lebewesen bedeutet. Auf unseren<br />
Protest und unsere Schreie reagierte<br />
er nicht, er entlud seine „Ware“: Kälber, die<br />
am selben Tag in einem Sammeltransport<br />
mit vielen anderen als Kalbfleisch in die<br />
Schweiz geschickt wurden. Am nächsten<br />
Morgen, ich konnte nicht mehr schlafen,<br />
verließ ich mein Hotel, das sehr nah am<br />
Versteigerungsgelände liegt, bereits um 4<br />
Uhr. Ich wollte schauen, ob die italienischen<br />
Schlachtfohlenaufkäufer schon da waren. Es<br />
war sehr still, nur ein paar Kälber, die noch<br />
übrig geblieben waren, brüllten nach ihrer<br />
Mutter. Auch sie würden nicht mehr lange<br />
leben. Ab 7.30 Uhr, wie auf ein Zeichen, ging<br />
es Schlag auf Schlag. Die ersten Lkws rollten<br />
Richtung Versteigerungsgelände. Viele hatten<br />
italienische Kennzeichen, aber auch zahlreiche<br />
österreichische Aufkäufer platzierten<br />
ihre Transporter vor den Rampen der Verladeplätze<br />
des Versteigerungsgeländes. Auch<br />
die ersten Verkäufer kamen um diese Zeit<br />
an und brachten ihre Fohlen aus ganz Österreich<br />
hierher. In vielen Gesprächen, die ich<br />
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