Ausgabe 18 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG
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Fotos Doppelseite: www.columbiaberlin.de, KulturArena<br />
Juli – August 2010 13<br />
Sei nie Cool!<br />
shibusa shirazu orchestra<br />
samstag, 17. Juli 2010<br />
20 uhr, theatervorplatz<br />
Die Musik des Orchesters klingt<br />
genauso chaotisch wie der Name<br />
Shibusa Shirazu. Aus einem<br />
Soundgewitter von Trompeten,<br />
Gitarren, Percussions und anderen<br />
Instrumenten lassen die circa<br />
20 Musiker eine Komposition entstehen,<br />
die immer wieder neue<br />
Überraschungen bietet. Shibusa<br />
Shirazu wurde 1989 in Tokio<br />
gegründet, der Name bedeutet<br />
übersetzt »Sei nie Cool«. Dieses<br />
Motto beinhaltet<br />
vor allem auch,<br />
dass sich das Orchester<br />
nicht als<br />
gewöhnliche Bigband<br />
sieht: Fast<br />
alle denkbaren<br />
Musikrichtungen<br />
wie traditionelle<br />
japanische Musik,<br />
Folk oder<br />
Rock sind neben<br />
den hauptsächlich<br />
jazzigen Klängen vertreten.<br />
Zusätzlich zu ihrer Experimentierfreude<br />
sind die Musiker auch<br />
waschechte Live-Perfomer – das<br />
Orchester macht die Bühnendarbietung<br />
zu einem Erlebnis fürs<br />
Publikum. Keine Seltenheit sind<br />
da Einlagen von Butoh-Tänzern,<br />
Artisten, Groovedance-Girls, Bodypaintern<br />
und obskuren Kreaturen.<br />
Der Kreativität sind bei<br />
dieser Gruppe keine Grenzen<br />
gesetzt: Shibusa Shirazu lässt<br />
sich immer wieder neue mediale<br />
Interaktionen einfallen, um das<br />
Publikum zu faszinieren. (sba)<br />
Dann stört es Dich vermutlich auch nicht, wenn Deinen<br />
Texten eine nach wie vor geradezu analytisch anmutende<br />
Aufmerksamkeit entgegengebracht wird und mitunter mehr<br />
herausinterpretiert wird, als eigentlich vorhanden ist?<br />
distelMeyer: Genau. <strong>Das</strong>s die Leute in dem, was ich schreibe,<br />
etwas sehen können, worauf sie sich quasi selbst ihren Reim machen<br />
können, empfinde ich überhaupt nicht als störend, sondern ganz im<br />
Gegenteil als Kompliment. <strong>Das</strong> find ich gut. Wenn das Interesse in<br />
dem Maße vorhanden ist und eine Auseinandersetzung tatsächlich<br />
stattfindet, sehe ich das als eine echte Bestätigung meiner Arbeit.<br />
Mittlerweile bist Du fast zwanzig Jahre ein fester Bestandteil der<br />
deutschen Musikszene. Fühlst du dich da mittlerweile gealtert?<br />
distelMeyer: Ich fühle mich eigentlich gar nicht gealtert oder<br />
maßlos gereift. Ich weiß nicht, ob das gut ist, aber für mich ist nach<br />
wie vor alles neu und aufregend. Und irgendwie denke ich, ist genau<br />
das auch mein Job und Teil meiner Tätigkeit als Sänger: dass ich die<br />
Dinge genau so erlebe, als fänden sie gerade zum ersten oder zum<br />
letzten Mal statt.<br />
Neulich hat Deutschland zum zweiten Mal den ›Eurovision<br />
Song Contest‹ gewonnen. Löst so etwas bei Dir Anflüge von<br />
Begeisterung aus?<br />
distelMeyer: Nein.<br />
Und wenn du die Entwicklung der Musik hierzulande<br />
betrachtest: Gibt es da etwas, was sich in Deinen Augen<br />
doch deutlich wahrnehmbar verändert hat?<br />
distelMeyer: Manchmal hab ich den Eindruck, es gibt mehr,<br />
eine größere Vielfalt, aber eigentlich hab ich das nicht gar nicht so<br />
sehr im Blick, weil ich mich mit dem, was ich selbst mache, nicht als<br />
Der Sound der 80er<br />
the Hooters<br />
mittwoch, 21. Juli 2010<br />
20 uhr, theatervorplatz<br />
Eine Aktion gegen den Hunger in<br />
Afrika war Bob Geldofs berühmtes<br />
Benefizkonzert ›Live Aid‹, das<br />
1985 in Philadelphia und London<br />
stattfand. Mit unter den Bands:<br />
The Hooters. Durch diesen<br />
Auftritt erlangten die Musiker<br />
zum ersten Mal internationale<br />
Bekanntheit. Bereits nach der<br />
Gründung im Jahr 1980 – durch<br />
Eric Bazillian und Rob Hyman –<br />
konnten The Hooters mit ihrem<br />
Debütalbum »Amore« Erfolge in<br />
den USA verbuchen. Mittlerweile<br />
sind die Musiker Teil der<br />
Rockgeschichte, prägte<br />
die aus Philadelphia<br />
stammende Band mit ihren<br />
Songs doch maßgeblich<br />
den Sound der 80er<br />
Jahre. Der Bandname ist<br />
ebenfalls einem Relikt<br />
dieser Zeit geschuldet:<br />
der Hohner Melodica,<br />
einem Blasinstrument<br />
mit keyboardähnlicher Tastatur,<br />
das zum Markenzeichen von The<br />
Hooters wurde. Gegen Ende des<br />
Jahres 1995 trennte sich die Band.<br />
Einige Soloprojekte entstanden<br />
in dieser Zeit. Leadsänger Eric<br />
Bazillian schrieb nach der Trennung<br />
unter anderem die Lyrics<br />
von Joan Osbornes Hit »One of<br />
us«. Sechs Jahre später fanden<br />
The Hooters dann aber wieder<br />
zusammen und spielten in den<br />
folgenden Jahren hauptsächlich<br />
in Deutschland, Schweden, Norwegen<br />
und der Schweiz. Mit der<br />
diesjährigen Tour feiert die Band<br />
ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum.<br />
(sba)<br />
Teil davon sehe. Ich konzentriere mich da eher auf meine eigenen<br />
Sachen und eben das, was ich selbst gut finde und das sind eben<br />
nicht nur Sachen von hier, sondern von überall auf der Welt.<br />
Welches Konzert hast Du zuletzt besucht?<br />
distelMeyer: Ich habe mir ›Pavement‹ hier in Berlin angeschaut.<br />
Die sind gerade auf Reunion-Tour gewesen und da wir Anfang-Mitte<br />
der Neunziger mit denen auch viel live unterwegs waren<br />
– mehr so in England und USA – da hatte ich große Lust, zu gucken,<br />
wie es denen geht, da die Kontakte doch ein wenig eingeschlafen<br />
waren und hab mich dann auch sehr gefreut.<br />
Steht dieses Jahr noch ein neues Album an?<br />
distelMeyer: Nein, dieses Jahr wird es kein neues Album<br />
geben; aktuell ist allerdings jetzt gerade »Nur mit dir« als Single<br />
veröffentlicht worden. Daneben hat es jetzt als Beilage beim ›Musikexpress‹<br />
einen Live-Mitschnitt gegeben, der einen relativ repräsentativen<br />
Eindruck von dem liefert, was wir so als ›Jochen Distelmeyer‹<br />
live machen und »Einfach so« heißt.<br />
Könntest du ohne Musik leben?<br />
distelMeyer: Natürlich kann ich nicht ohne Musik leben, und<br />
ich glaube auch, dass niemand wirklich ohne Musik leben kann.<br />
<strong>Das</strong> ist für mich so als ob man Leute fragen würde, ob sie ohne<br />
Wasser leben könnten.<br />
Danke für das Gespräch. <strong>Das</strong> Interview führte Matthias Eichardt.<br />
Jochen Distelmeyer live bei der KulturArena<br />
22. Juli 2010 um 20 Uhr auf dem Theatervorplatz<br />
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