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Integration neuerer Erkenntnisse in einen Novellierungsansatz für ...

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<strong>Integration</strong> <strong>neuerer</strong> <strong>Erkenntnisse</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

<strong>Novellierungsansatz</strong> <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Fluglärmschutzverordnung<br />

Mathias Basner, Alexander Samel<br />

DLR Institut <strong>für</strong> Luft- und Raumfahrtmediz<strong>in</strong><br />

Ullrich Isermann, Ra<strong>in</strong>er Schmid<br />

DLR Institut <strong>für</strong> Aerodynamik und Strömungstechnik<br />

BMVBW 17. Januar 2006 Folie 1


H<strong>in</strong>tergrund<br />

1998 Beschlussempfehlung des Verkehrsausschusses, dem Bundestag<br />

Vorschläge zur Verbesserung des Schutzes gegen Fluglärm vorzulegen<br />

Seit November 2000 Aktivitäten zur Novellierung des Fluglärmgesetzes<br />

Referentenenwurf im Juni 2004<br />

Gesetzesentwurf zur Vorlage im Kab<strong>in</strong>ett im Mai 2005<br />

2002 Veröffentlichung der EU-Umgebungslärmrichtl<strong>in</strong>ie<br />

E<strong>in</strong>führung der harmonisierten Bewertungsmaße L den und L night<br />

Entwicklung von harmonisierten Berechnungsverfahren <strong>für</strong> die EU<br />

Internationale Harmonisierung von Berechnungsverfahren<br />

(ECAC, SAE, ICAO)<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 2


Novellierung Fluglärmgesetz<br />

Bestehende Flugplätze<br />

Tagschutzzone 1<br />

Tagschutzzone 2<br />

Nachtschutzzone 1<br />

Nachtschutzzone 2<br />

Neu- und Ausbau<br />

Tagschutzzone 1<br />

Tagschutzzone 2<br />

Nachtschutzzone 1<br />

Nachtschutzzone 2<br />

Überlagerungsregel<br />

Referentenentwurf 2004<br />

L Aeq,Tag = 65 dB<br />

L Aeq,Tag = 60 dB<br />

L Aeq,Nacht = 55 dB / NAT Nacht,6x57<br />

L Aeq,Nacht = 50 dB / NAT Nacht,4x55<br />

L Aeq,Tag = 60 dB<br />

L Aeq,Tag = 55 dB<br />

L Aeq,Nacht = 50 dB / NAT Nacht,6x53<br />

L Aeq,Nacht = 45 dB / NAT Nacht,4x52<br />

100%-Regel ab 5%<br />

Kab<strong>in</strong>ettsentwurf 2005<br />

L Aeq,Tag = 65 dB<br />

L Aeq,Tag = 60 dB<br />

L Aeq,Nacht = 55 dB / NAT Nacht,6x57<br />

-<br />

L Aeq,Tag = 60 dB<br />

L Aeq,Tag = 55 dB<br />

L Aeq,Nacht = 50 dB / NAT Nacht,6x53<br />

-<br />

2σ-Regel Tag / 3σ-Regel Nacht<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 3


Gliederung der Untersuchung<br />

Untersuchungen zur Lärmwirkungsforschung<br />

(M. Basner, A. Samel)<br />

Die „Synopse“<br />

Die DLR-Nachtfluglärmstudie<br />

Aspekte der Fluglärmberechnung<br />

(U. Isermann, R. Schmid)<br />

Bewertungsmaße<br />

Überlagerungsverfahren<br />

Anforderungen an Berechnungsverfahren<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 4


Vortrag Basner / Samel<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 5


Fluglärmbewertungsmaße<br />

In Deutschland z.Z. e<strong>in</strong>gesetzt:<br />

äquivalente Dauerschallpegel<br />

NAT- oder Schwellenwertkriterien<br />

Anzahl fluglärm<strong>in</strong>duzierter Aufwachreaktionen<br />

Anforderungen:<br />

Messbarkeit<br />

Berechenbarkeit<br />

e<strong>in</strong>deutige Def<strong>in</strong>ition<br />

Stabilität<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 6


Dosis-Wirkungs-Beziehungen<br />

Dosis-Wirkungs-Beziehungen beschreiben durchschnittliche Reaktionen,<br />

nicht <strong>in</strong>dividuelle Reaktionen e<strong>in</strong>zelner Personen !<br />

Anteil stark<br />

gestörter<br />

Personen<br />

(Wirkung)<br />

100 %<br />

90 %<br />

80 %<br />

70 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

niedrig<br />

Grenzwert<br />

Beurteilungsmaß (Dosis)<br />

hoch<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 7


Grenzwerte<br />

Grenzwerte<br />

dienen zur Festlegung von Schutz- und Planungsmaßnahmen,<br />

können abgestuft def<strong>in</strong>iert werden (Schwellenwert, präventiver<br />

Richtwert, kritischer Toleranzwert)<br />

sollten sich an Dosis-Wirkungs-Beziehungen orientieren<br />

müssen auf die spezielle Wahl des Beurteilungsmaßes abgestimmt<br />

se<strong>in</strong><br />

Bei e<strong>in</strong>em Wechsel des Beurteilungsmasses muss überprüft werden,<br />

ob e<strong>in</strong> Wechsel der entsprechenden Grenzwerte notwendig ist !<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 8


Äquivalente Dauerschallpegel<br />

L<br />

EQ<br />

⎡ 1<br />

= k ⋅log10<br />

⎢ ∑10<br />

⎢⎣<br />

T i<br />

( L<br />

max, i+<br />

Δi)<br />

/ k ⎤<br />

⋅ti<br />

⎥ + C<br />

⎥⎦<br />

k Äquivalenzparameter (proportional zum Halbierungsparameter)<br />

T Bezugszeitraum (meist 6 oder 12 Monate)<br />

i laufende Nummer des Geräusches im Bezugszeitraum<br />

Δi Aufschlag abhängig von Beurteilungszeit (Tag, Abend, Nacht)<br />

Lmax,i Maximalpegel des i-ten Geräusches<br />

ti Dauer des i-ten Geräusches<br />

C Konstante<br />

Der Aufschlag Δ i ordnet Geräuschen während sensibler Zeiten<br />

(Abend, Nacht) e<strong>in</strong>en Malus zu ⇒ Übergang zur Beurteilung !<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 9


Beispiele <strong>für</strong> äquivalente Dauerschallpegel<br />

Energieäquivalenter<br />

Dauerschallpegel<br />

Dauerschallpegel<br />

nach Fluglärmgesetz<br />

Day-Night<br />

Equivalent Noise<br />

Level<br />

Day-Even<strong>in</strong>g-Night<br />

Equivalent Noise<br />

Level<br />

L Aeq<br />

L eq(4)<br />

L DN<br />

L DEN<br />

10<br />

13.3<br />

10<br />

10<br />

Δ Tag<br />

2.3<br />

0<br />

(1) Kommt bei tagesdom<strong>in</strong>ierten Flugbetrieben zum Tragen<br />

(2) Kommt bei signifikantem Nachtflugbetrieb zum Tragen<br />

k<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Δ Abend<br />

0<br />

2.3<br />

0<br />

0<br />

5<br />

Δ Nacht<br />

0<br />

0<br />

9.3<br />

10<br />

10<br />

Varianten<br />

L Aeq,Tag<br />

L Aeq,Nacht = L Night<br />

L Aeq,24h<br />

Fall A (1)<br />

Fall B (2)<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 10


E<strong>in</strong>fluss der tageszeitbezogenen Wichtung<br />

L den nicht geeignet zur Beurteilung<br />

der re<strong>in</strong>en Tagesbelastung !<br />

3 dB<br />

Ke<strong>in</strong> Nachtverkehr<br />

LAeq,Tag Lden 10% Nachtverkehr<br />

LAeq,Tag Lden 1 2 3 4 5 6<br />

Bewegungszahl (willkürliche E<strong>in</strong>heiten)<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 11


Schwellenwert-Kriterien<br />

NAT = “Number Above Threshold”<br />

def<strong>in</strong>ieren die maximal erlaubte Überschreitungshäufigkeit e<strong>in</strong>es<br />

Maximalpegel-Schwellenwerts<br />

werden primär zur Beurteilung der Wirkung nächtlichen Fluglärms<br />

herangezogen<br />

Das Kriterium<br />

NAT N S x L S dB<br />

ist verletzt, wenn pro Nacht e<strong>in</strong> Maximalpegel<br />

von L S dB mehr als N S mal überschritten wird.<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 12


Häufigkeitsverteilung und NAT-Kriterium<br />

N 2<br />

N 1<br />

Häufigkeit<br />

Summenhäufigkeit<br />

L 2<br />

L 1<br />

Pegel<br />

NAT N 1 x L 1 dB nicht verletzt<br />

NAT N 2 x L 2 dB verletzt<br />

Pegel<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 13


Eigenschaften von NAT-Kriterien<br />

Häufigkeit<br />

Häufigkeiten können beliebig<br />

erhöht werden, falls Pegel ≤ L S<br />

L S<br />

Flugbetrieb mit 2 Typen<br />

• Typ 1 weniger als N S Bewegungen<br />

• Typ 2 immer leiser als L S dB<br />

⇒ Kriterium NAT N S x L S wird nie erfüllt<br />

Typ 1 kann beliebig laut werden,<br />

solange Gesamthäufigkeit ≤ N S<br />

Pegel<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 14


NAT-Kriterien bei ungeeignetem Modellierungssatz<br />

NAT 6x75,außen<br />

L Aeq = 50,55,60,65 dB<br />

50 Bew. B737<br />

5 Bew. B747<br />

50 Bew. B737<br />

6 Bew. B747<br />

70 Bew. B737<br />

5 Bew. B747<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 15


E<strong>in</strong>führung von normalverteilten Pegeln<br />

Normalverteilung<br />

w(L max )<br />

w( L<br />

max<br />

, L<br />

0<br />

, S)<br />

=<br />

S<br />

L 0<br />

1 ⎡<br />

⋅ exp⎢−<br />

2π<br />

⋅ S ⎢⎣<br />

L k<br />

L S<br />

L<br />

1 ⎛ Lmax<br />

−<br />

⎜<br />

2 ⎝ S<br />

k<br />

=<br />

L<br />

0<br />

2<br />

L<br />

0<br />

L max<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

2<br />

S ⋅ln10<br />

+<br />

2⋅<br />

k<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎥⎦<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 16


Normalverteilte Pegel und NAT-Konturen<br />

6 – 14 Abflüge B747, Rechnung mit normalverteilten Pegeln<br />

NAT 6x75,außen<br />

6 Bew. 7 Bew. 14 Bew.<br />

Maximalpegelfootpr<strong>in</strong>t 65 dB<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 17


Das DLR Nachtfluglärmkriterium<br />

20%<br />

10%<br />

Aufwachwahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

0%<br />

30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85<br />

Maximalpegel <strong>in</strong> dB am Ohr des Schläfers<br />

Jeder Pegelklasse wird e<strong>in</strong>e prozentuale Aufwachwahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

zugeordnet.<br />

Diese wird mit der Anzahl der <strong>in</strong> diese Pegelklasse fallenden Geräusche<br />

multipliziert (⇒Dosis).<br />

Die Anzahl N AWR der zu erwartenden Aufwachreaktionen ergibt sich aus<br />

der Summation über alle Geräusche (⇒Wirkung).<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 18


Umsetzung des DLR-Nachtfluglärmkriteriums<br />

x<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

des Auftretens von<br />

x fluglärm<strong>in</strong>duzierten<br />

Aufwachreaktionen<br />

L night = 55 dB<br />

L night = 50 dB<br />

<br />

<br />

<br />

Gebiet, <strong>in</strong> dem wenige laute<br />

Geräusche (Abflüge) auftreten.<br />

Gebiet, <strong>in</strong> dem viele<br />

leise Geräusche<br />

(Anflüge) auftreten.<br />

Vergleich von L night –Konturen mit Konturen<br />

gleicher Aufwachwahrsche<strong>in</strong>lichkeit nach<br />

dem DLR-Kriterium<br />

(Flughafen Frankfurt, 25.000<br />

Nachtbewegungen <strong>in</strong> 6 Monaten)<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 19


Zusammenfassung: Beurteilungskriterien<br />

Äquivalente Dauerschallpegel L eq<br />

Äquivalente Dauerschallpegel L eq korrelieren gut mit der mittleren<br />

Störwirkung über längere Zeiträume.<br />

Alle L eq -Varianten s<strong>in</strong>d gleich gut zur Beurteilung geeignet.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs müssen L eq und Grenzwert aufe<strong>in</strong>ander abgestimmt se<strong>in</strong>.<br />

Die Wahl e<strong>in</strong>es L eq sollte dem Anwendungsbereich angepasst se<strong>in</strong><br />

(Tages-, Nacht- oder 24h-Beurteilung).<br />

Äquivalente Dauerschallpegel können nicht zur Beurteilung<br />

maximalpegel<strong>in</strong>duzierter Störungen herangezogen werden.<br />

Sie s<strong>in</strong>d zur Bewertung von nächtlichem Fluglärm daher nur<br />

begrenzt geeignet.<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 20


Zusammenfassung: Beurteilungskriterien<br />

Schwellenwert- oder NAT-Kriterien<br />

NAT-Kriterien basieren auf Maximalpegeln und können daher zur<br />

Beschreibung nächtlichen Fluglärms herangezogen werden<br />

Sie haben sich <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> den letzten Jahren als<br />

Bewertungskriterium <strong>in</strong> der Praxis durchgesetzt.<br />

NAT-Kriterien basieren nicht auf e<strong>in</strong>er Dosis-Wirkungs-Beziehung.<br />

Sie können bei der Berechnung sensibel auf Änderungen <strong>in</strong> den<br />

Randbed<strong>in</strong>gungen reagieren.<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 21


Zusammenfassung: Beurteilungskriterien<br />

DLR-Kriterium<br />

Das DLR-Kriterium ist e<strong>in</strong> dosisbezogenes Wirkungskriterium<br />

(gewichtete Summation von Maximalpegelhäufigkeiten).<br />

Es ist berechenbar und aus Messungen ableitbar.<br />

Es verhält sich stabil bei der Berechnung. Die Umsetzung des<br />

Verfahrens ist pr<strong>in</strong>zipiell e<strong>in</strong>fach, kann aber noch optimiert werden.<br />

Die Schlafmediz<strong>in</strong> liefert bisher ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise, wieviele<br />

Aufwachreaktionen auf Dauer gesundheitsschädlich s<strong>in</strong>d.<br />

Aus diesem Grund wurde mit e<strong>in</strong>er fluglärm<strong>in</strong>duzierten<br />

Aufwachreaktion e<strong>in</strong>e vorsichtige Setzung vorgenommen.<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 22


Berücksichtigung von Betriebsrichtungen<br />

Realverteilung:<br />

• Ermittlung e<strong>in</strong>er Lärmkontur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rechengang.<br />

• Betriebsrichtungen s<strong>in</strong>d entsprechend der Verteilung e<strong>in</strong>es Bezugsjahres<br />

oder der langjährigen durchschnittlichen Verteilung mit Flugbewegungen<br />

belegt.<br />

Überlagerungsverfahren:<br />

• Separate Berechnung von Lärmkonturen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>zelne Betriebsrichtungen,<br />

e<strong>in</strong> Rechengang pro Betriebsrichtung.<br />

• Bildung e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>hüllenden Kontur aus den berechneten Teilkonturen.<br />

Praktizierte Varianten:<br />

• 100%-Regel<br />

• σ-Verfahren<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 23


100%-Regel<br />

Def<strong>in</strong>ition LAI:<br />

„Die Ermittlung des Siedlungsbeschränkungsbereiches erfolgt auf der<br />

Grundlage der <strong>für</strong> den jeweiligen Flugplatz <strong>für</strong> jede Betriebsrichtung zu<br />

erstellenden modifizierten Datenerfassungssysteme (DES) … Dabei erfolgt<br />

die Berechnung <strong>für</strong> die unterschiedlichen Betriebsrichtungen mit voller<br />

Flugbewegungszahl, soweit dieses flugbetrieblich und<br />

genehmigungsrechtlich möglich ist (100%-Regelung).“<br />

Erweiterte Def<strong>in</strong>ition Referentenentwurf 2004:<br />

„Hierbei wird die Fluglärmbelastung <strong>für</strong> die verschiedenen<br />

Betriebsrichtungen durch Berechnung bestimmt; maßgeblich ist der höhere<br />

Wert. Unberücksichtigt bleiben Betriebssituationen, die <strong>in</strong> weniger als 5 %<br />

der Betriebszeit auftreten.“<br />

Interpretation:<br />

Die 100%-Regel repräsentiert Betriebsrichtungsverteilungen, die <strong>in</strong> der<br />

Realität nur während Teilzeiten des gewählten Bezugszeitraumes auftreten.<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 24


σ-Verfahren<br />

Ansatz:<br />

• Analyse der Betriebsrichtungsverteilungen <strong>für</strong> 10-15 Jahre<br />

(Grundlage: 6 verkehrsreichste Monate oder Gesamtjahr).<br />

• Berechnung der mittleren Belegung der e<strong>in</strong>zelnen Betriebsrichtungen<br />

(entspricht der langjährigen durchschnittlichen Realverteilung).<br />

• Bestimmung der zugehörigen Standardabweichungen σ.<br />

• Berechnungen der Lärmkonturen <strong>für</strong> die e<strong>in</strong>zelnen Betriebsrichtungen. Für<br />

jede Richtung wird die mittlere Belegung um e<strong>in</strong> Vielfaches von σ erhöht.<br />

Interpretation:<br />

σ-Verfahren repräsentieren Betriebsrichtungsverteilungen, die <strong>in</strong> der Realität<br />

während des gewählten Bezugszeitraumes im langjährigen Turnus<br />

beobachtet werden können (also Realverteilungen).<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 25


Beispiel <strong>für</strong> die verschiedenen Ansätze<br />

Bewegungsanteil<br />

Standardabweichung σ<br />

40%<br />

27<br />

Realvertelung<br />

10%<br />

35%<br />

15%<br />

00<br />

18<br />

09<br />

00<br />

10%<br />

3%<br />

45%<br />

Betriebsrichtung<br />

09<br />

15%<br />

4%<br />

1σ-Verfahren<br />

13%<br />

40%<br />

18<br />

35%<br />

5%<br />

19%<br />

27<br />

40%<br />

5%<br />

100%<br />

Bahn<br />

00/18<br />

45%<br />

100%-Regel<br />

100%<br />

100%<br />

Bahn<br />

09/27<br />

55%<br />

100%<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 26


Umsetzung von Überlagerungsverfahren<br />

Bewegungsverteilung Flughafen Hamburg 1999<br />

Bahnrichtung<br />

05 (Nordost)<br />

15 (Südost)<br />

23 (Südwest)<br />

33 (Nordwest)<br />

Anflüge Tag<br />

(38311 Bew.)<br />

20.4 %<br />

29.3 %<br />

49.2 %<br />

1.1 %<br />

Anflüge Nacht<br />

(3299 Bew.)<br />

7.3 %<br />

69.1 %<br />

23.5 %<br />

0.1 %<br />

Abflüge Tag<br />

(40833 Bew.)<br />

8.2 %<br />

4.8 %<br />

31.9 %<br />

55.1 %<br />

Bei der Anwendung von Überlagerungsverfahren ist e<strong>in</strong>e<br />

separate Behandlung von Tag und Nacht sowie e<strong>in</strong>e<br />

separate Behandlung von An- und Abflügen notwendig.<br />

Abflüge Nacht<br />

(750 Bew.)<br />

16.4 %<br />

2.6 %<br />

12.7 %<br />

68.3 %<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 27


Beispiel: FRA 1998, L Aeq,Tag = 60 dB<br />

Realverteilung<br />

100%-Regel<br />

2σ-Regel<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 28


Beispiel: FRA 1998, L Aeq,Nacht = 50 dB<br />

Realverteilung<br />

100%-Regel<br />

3σ-Regel<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 29


Beispiel: FRA 1998, NAT Nacht 6x53 <strong>in</strong>nen<br />

Realverteilung<br />

100%-Regel<br />

3σ-Regel<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 30


Beispiel: CGN 2000, L Aeq,Tag = 60 dB<br />

Realverteilung<br />

100%-Regel<br />

2σ-Regel<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 31


Beispiel: CGN 2000, L Aeq,Nacht = 50 dB<br />

Realverteilung<br />

100%-Regel<br />

3σ-Regel<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 32


Beispiel: CGN 2000, NAT Nacht 6x53 <strong>in</strong>nen<br />

Realverteilung<br />

100%-Regel<br />

3σ-Regel<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 33


Änderungen <strong>in</strong> den Konturflächen<br />

Flughafen<br />

Frankfurt<br />

100%-Regel<br />

2σ-Regelung<br />

3σ-Regelung<br />

Flughafen<br />

Köln-Bonn<br />

100%-Regel<br />

2σ-Regelung<br />

3σ-Regelung<br />

Fläche der Kontur bezogen<br />

auf Berechnung nach Realverteilung<br />

L Aeq,Tag = 60 dB<br />

133%<br />

107%<br />

111%<br />

154%<br />

105%<br />

108%<br />

L Aeq,Nacht = 50 dB<br />

134%<br />

105%<br />

108%<br />

205%<br />

112%<br />

117%<br />

NAT 6x53,<strong>in</strong>nen<br />

141%<br />

107%<br />

111%<br />

195%<br />

114%<br />

121%<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 34


Effekt e<strong>in</strong>er 5%-Ausschlussregel<br />

Flughafen Hamburg<br />

Kontur Laeq,Tag = 60 dB<br />

weniger als 5% Abflüge<br />

<strong>in</strong> Richtung 05<br />

mehr als 5% Abflüge<br />

<strong>in</strong> Richtung 05<br />

33<br />

23<br />

15<br />

05<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 35


100%-Regel und optimierte Anflugverfahren<br />

100%-Regel<br />

100%-Regel, opt. Anflugverfahren<br />

Realverteilung<br />

Berl<strong>in</strong>-Brandenburg-Int.<br />

Kontur LAeq,Nacht = 55 dB<br />

Realverteilung, opt. Anflugverfahren<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 36


Zusammenfassung zur 100%-Regel<br />

konsistente Interpretation der resultierenden Konturen schwierig<br />

(Teilkonturen beziehen sich auf unterschiedliche Zeiträume)<br />

Ausschlusskriterien s<strong>in</strong>d erforderlich (gekreuzte Bahnsysteme)<br />

⇒ <strong>in</strong>stabiles Verhalten bei kle<strong>in</strong>en Verkehrsänderungen<br />

Effekt lärmoptimierter Anflugverfahren kann kaschiert werden<br />

real stark unterschiedliche Immissionssituationen werden gleich bewertet<br />

bisher kaum belastbaren Aussagen, ob Realverteilung oder<br />

Überlagerungsverfahren besser mit der Wirkung von Fluglärm korrelieren<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 37


Zusammenfassung Überlagerungsverfahren<br />

Realverteilung:<br />

<strong>in</strong>ternationales Standardverfahren<br />

Dosis-Wirkungs-Beziehungen basieren auf Realverteilung<br />

σ-Verfahren:<br />

setzen im Pr<strong>in</strong>zip auf Realverteilungen auf<br />

s<strong>in</strong>d als gleichwertige Verbesserung zu betrachten<br />

100%-Regel:<br />

stammt aus der Raumordnung<br />

basiert auf unterschiedlichen Bezugszeiträumen <strong>für</strong> jede Richtung<br />

wirft e<strong>in</strong>ige pr<strong>in</strong>zipielle Schwierigkeiten auf<br />

Weiteres Potential zur Def<strong>in</strong>ition von Überlagerungsverfahren durch<br />

detaillierte Langzeitanalysen von Betriebsrichtungsaufteilungen.<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 38


Zur Neufestsetzung von Schutzzonen<br />

Kab<strong>in</strong>ettsentwurf 2005:<br />

„E<strong>in</strong>e Veränderung der Lärmbelastung ist <strong>in</strong>sbesondere dann als<br />

wesentlich anzusehen, wenn sich die Größe des Lärmschutzbereichs<br />

um mehr als 25% oder die Höhe des äquivalenten Dauerschallpegels<br />

L Aeq,Tag an der Grenze der Tag-Schutzzone 1 oder des äquivalente<br />

Dauerschallpegels L Aeq,Nacht an der Grenze der Nacht-Schutzzone um<br />

m<strong>in</strong>destens 3 dB ändert.“<br />

Wie ist das 3 dB-Kriterium aufzufassen?<br />

Ist die Größe des Lärmschutzbereichs ausreichend als Indikator?<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 39


Rechenbeispiel<br />

alter Abdrehpunkt<br />

neuer Abdrehpunkt<br />

neu belastetes Gebiet<br />

entlastetes Gebiet<br />

ke<strong>in</strong>e Änderung<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 40


Fluglärmberechnungsverfahren<br />

Anleitung zur Berechnung von Lärmschutzbereichen (AzB)<br />

Rechenalgorithmus seit 1971 unverändert<br />

Datengrundlagen zweimal überarbeitet („AzB-84“, „AzB-99“)<br />

E<strong>in</strong>stufung<br />

basiert auf DCA-Ansatz („Distance of Closest Approach“)<br />

<strong>in</strong> der Praxis bewährt, liefert immer noch gute Resultate<br />

konservative Behandlung von Schwachstellen<br />

physikalisch basierte Algorithmen, teilweise noch richtungsweisend<br />

DCA-Ansatz nicht mehr Standard, besser Segmentierungsansatz<br />

Harmonisierungsaspekte berücksichtigen<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 41


Anforderungen an e<strong>in</strong> Rechenverfahren<br />

Generelle Anforderungen<br />

fortschrittlich, aber praxisnah<br />

regelmäßig gepflegte und harmonisierte Datengrundlage<br />

Äquivalenz bei Anwendung mehrerer Verfahren (AzB ⇔ DIN)<br />

transparent, gut dokumentiert<br />

auf den E<strong>in</strong>satzbereich zugeschnitten:<br />

• Prognose<br />

• Nachberechnung<br />

• Vergleichsrechnungen („what-if-studies“)<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 42


Anforderungen an e<strong>in</strong> Rechenverfahren<br />

Speziell <strong>in</strong> Deutschland gestellte Forderungen<br />

Berücksichtigung von Topografie<br />

adäquate Modellierung von Kurvenflügen<br />

Modellierung des Landevorganges (Umkehrschub)<br />

Berechnung von Maximalpegelverteilungen<br />

Berücksichtigung nicht-standardisierter Flugverfahren<br />

E<strong>in</strong>flüsse von W<strong>in</strong>d und Meteorologie<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 43


Ansatz <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Überarbeitung der AzB<br />

Implementierung e<strong>in</strong>es Segmentierungsalgorithmus<br />

Orientierung an DIN 45684 und am überarbeiteten ECAC Doc.29<br />

Berücksichtigung der speziellen, <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren <strong>in</strong> der Praxis gemachten Erfahrungen<br />

Harmonisierung mit <strong>in</strong>ternationalen Datengrundlagen (ANP)<br />

Festschreiben regelmäßiger Überarbeitungsperioden der<br />

Datengrundlage<br />

BMVBS 17. Januar 2006 Folie 44

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