Evangelische Nachrichten - Evangelische Kirchengemeinde Kevelaer
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Wer träumt, hat schon verloren! –<br />
Tatsächlich?<br />
Der Trainer auf dem Motivationsseminar war<br />
von dem, was er verkündete, tief überzeugt.<br />
Und genau so trat er auch auf. Er gab weiter,<br />
dass der Erfolg plan- oder steuerbar und<br />
erreichbar (!) sei bei strikter Beachtung der<br />
Grundregel, sich fest an der Tageswirklichkeit<br />
zu orientieren, realitätszentriert zu posi-<br />
tionieren. Ein Lieblingssatz von ihm lautete:<br />
„Wer träumt, hat schon verloren.“ Es mag,<br />
liebe Leserin, lieber Leser, nicht übermäßig<br />
verwundern, dass ich den Trainer und sein<br />
Seminar nur wenig sympathisch fand, offen<br />
gesprochen: ich fand beide eigentlich recht<br />
besch… .<br />
Warum denn wohl? Ich versuche mich mal<br />
mit einer Antwort: weil ich ein Jung meiner<br />
niederrheinischen Heimat bin. Ich bin ein<br />
niederrheinischer Träumer. Wie geht das<br />
zusammen? Gar nicht so schwer: Meine niederrheinische<br />
Heimat hat eine wunder-<br />
<strong>Evangelische</strong> <strong>Nachrichten</strong><br />
Zwischenruf<br />
bare Doppeleigenschaft. Sie bringt mich mit<br />
ihrer verhaltenen Gelassenheit, mit ihrer<br />
zurückhaltenden, unspektakulären Schönheit,<br />
vor allem im Sommer und im Herbst,<br />
zum Träumen. Und mit dieser besonderen<br />
Niederrheinlandschaft wirkt der Niederrhein<br />
weit über seine bloße Landschaft hinaus.<br />
Nämlich dann, wenn ein Traum bloß Traum<br />
geblieben ist. Wenn ich als Träumer mal<br />
wieder auf der Strecke geblieben bin, wenn<br />
mein Traum nicht in Erfüllung gegangen ist,<br />
wenn mir ein Vorhaben mal wieder nicht<br />
so geglückt ist, wenn ich wieder mit dem<br />
kürzeren Ende der Wurst dastehe, dann hilft<br />
mir der Niederrhein! In seiner Stille, die<br />
aber nie totale Stille ist, vielmehr Ruhe, umgeben<br />
von ganz viel Leben, da kann ich tief<br />
durchatmen, kann – wie man hier so schön<br />
sagt – wieder beikommen. Hier am Niederrhein<br />
kann ich mit einem ganz klitzekleinen<br />
Grinsen einen Traum begraben, hier kann<br />
ich, ohne abzustürzen, den Kopf über mich<br />
selber schütteln und wieder durchstarten.<br />
Mein „na dann, eben nicht“ ist hier deutlich<br />
mehr Ermutigung als Resignation. Hier am<br />
alten Niederrhein geht’s weiter. Immer und<br />
ganz gewiss. Hier ist doch nicht das Ende<br />
der Welt. Nie und nimmer. Hier kann ich das<br />
Wort des Psalms spüren, von meinen Füßen,<br />
die auf weiten Raum gestellt wurden. Hier<br />
darf ich weiterträumen ohne fürchten zu<br />
müssen, mich zu verlieren, ich werde gehalten<br />
hier – geerdete Träume. Ich wünsche<br />
schöne Frühlings- und Sommertage zum<br />
Träumen.<br />
Ihr Michael Walter<br />
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