Evangelische Nachrichten - Evangelische Kirchengemeinde Kevelaer
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Träume in der Bibel<br />
Träume in der Bibel<br />
Nachts ist alles auf „Stand by“ geschaltet: die<br />
Arbeit der inneren Organe wird runtergefahren,<br />
der Blutdruck sinkt, die Muskeln entspannen<br />
sich – wir schlafen, aber unser Gehirn bleibt<br />
wach, unser Geist arbeitet Tag und Nacht. Jeder<br />
Mensch träumt, auch wenn sich nicht alle Menschen<br />
an ihre Träume erinnern können. Träume<br />
haben die Funktion, Probleme und Stress zu<br />
erkennen, zu verarbeiten und Sinn zu finden.<br />
Schon in der Bibel gibt es Beispiele dafür, wie<br />
Menschen in einem Traum Probleme erkennen<br />
und wie sie damit umgehen können. In diesem<br />
Buch voller Leben wird natürlich von Träumen<br />
und Traumerfahrungen erzählt. Immer wieder<br />
nutzt Gott die Träume der Menschen, um ihnen<br />
eine wichtige Botschaft zu übermitteln. Träume<br />
in der Bibel sind eine wichtige Form der<br />
Gotteserfahrung.<br />
Josef, der Verlobte der Maria, erfährt im Traum,<br />
dass er Maria nicht verlassen darf. Im Traum<br />
gibt Gott ihm die Weisung, Bethlehem zu verlassen<br />
und nach Ägypten zu fliehen, um dem<br />
Kindermord des Herodes zu entgehen. Und Gott<br />
nutzt auch den Traum, um Josef mitzuteilen,<br />
dass die Gefahr gebannt ist und er mit seiner<br />
Familie nach Hause zurückkehren kann (Mt 1,<br />
19ff; Mt 2, 13ff. 19ff).<br />
In der hebräischen Bibel, dem Alten Testament,<br />
wird noch von viel mehr Träumern berichtet:<br />
Jakob, der gegenüber seinem Bruder Esau<br />
schuldig geworden ist und der sich auf der<br />
Flucht zur Familie seiner Mutter befindet, träumt<br />
von der Himmelsleiter und erfährt im Traum,<br />
dass er sich der Begleitung und Treue Gottes<br />
weiterhin sicher sein kann; mehr noch:<br />
4 <strong>Evangelische</strong> <strong>Nachrichten</strong><br />
„Gott denkt in den Genies,<br />
träumt in den Dichtern und<br />
schläft in den übrigen Menschen.“<br />
die Verheißung Gottes an seinen Großvater Abraham<br />
gilt für Jakob weiterhin – aus ihm soll ein<br />
großes Volk werden (1. Mose 28, 10ff).<br />
Josef, Jakobs Lieblingssohn, träumt von seiner<br />
besonderen Herrschaftsstellung innerhalb der<br />
Familie aus 12 Söhnen – seine Träume verändern<br />
sein Leben: seine Brüder verkaufen ihn an<br />
Händler, die unterwegs nach Ägypten sind. Dort<br />
lernt Josef auch die Träume anderer Menschen<br />
zu deuten. So träumt der ägyptische Pharao<br />
und weiß nichts damit anzufangen. Gott lässt<br />
Josef den Traum deuten. Dadurch wird Ägyptens<br />
Geschick mit dem Israels verbunden – zu beider<br />
Wohl und Rettung (1. Mose 37 – 50).<br />
Die meisten Stellen im Alten Testament, an<br />
denen Träume und Visionen eine Rolle spielen,<br />
haben mit Propheten zu tun. Sie sind zu zahlreich,<br />
um sie hier im Einzelnen zu benennen.<br />
Als Beispiel sei genannt das Wort Gottes aus<br />
4. Mose 12, 6: „Wenn ich Propheten zu euch<br />
sende, offenbare ich mich ihnen in Visionen und<br />
spreche zu ihnen in Träumen.“<br />
Wir lesen in der Bibel von Warnungen in letzter<br />
Minute, von Wunschträumen und traumhaften<br />
Einsichten in den zukünftigen Gang des Schicksals,<br />
aber auch von quälenden Albträumen und<br />
verlogenen Traumdeutern.<br />
Die Menschen der Bibel bringen ihre Träume mit<br />
Gott in Verbindung. Er ist es, der dort zu ihnen<br />
spricht und ihnen Wegweisung und Rat erteilt,<br />
aber auch seine Missbilligung und seinen Zorn<br />
zeigt. Durch Träume greift Gott in die Pläne der<br />
Menschen ein und ruft sie, einen anderen Weg<br />
einzuschlagen. Der Traum wird zum Ort der Begegnung<br />
zwischen Gott und Mensch. Das kann<br />
auch heute noch geschehen.<br />
Karin Dembek<br />
(Peter Altenberg)