Diese Ausgabe komplett als PDF - Studi38
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Fotos: Robert Schulz, Stefanie Lipka<br />
ge Würden- und Hoffnungsträger seine<br />
Dissertation nicht so richtig selber geschrieben<br />
hatte, bemühte sich die Bayreuther<br />
Uni um Aberkennung des Titels.<br />
In dem Zuge stellte sich heraus, dass es<br />
Guttenbergs Chefin Angela Merkel ohnehin<br />
nicht auf den Titel oder dessen<br />
korrekten Erwerb ankam. Und auch<br />
Guttenbergs neue Vorgesetzte, EU-Kommissarin<br />
Neelie Kroes ist nicht an Guttenbergs<br />
akademischem Background,<br />
sondern an seinem herausragendem Talent<br />
interessiert.<br />
Rückblickend wäre eine Titelerwerb<br />
à la Maschmeyer wohl auch für zu Guttenberg<br />
ein gangbarer Weg gewesen.<br />
Vielleicht wird das ja noch was. Und es<br />
muss gar nicht so teuer sein: Im Netz<br />
finden sich eine Reihe günstiger(er) Angebote.<br />
Ehrendoktor, Professur, Honorarkonsul<br />
– lässt sich alles unkompliziert<br />
und preisgünstig<br />
erwerben. Sucht man<br />
bei Google nach „EhrendoktortitelBraunschweig“<br />
liefert die<br />
Suchmaschine einige interessante<br />
Ergebnisse.<br />
So findet sich unter den<br />
werbenden Webseiten<br />
eine Duisburger Firma,<br />
die, völlig legal, betrieben<br />
von promovierten<br />
Ökonomen und Rechtsanwälten,<br />
„Kontakt zu<br />
Universitäten pflegt“<br />
und dadurch jeden zahlenden<br />
„Kandidaten dort<br />
platziert, wo er sich das<br />
wünscht“. Voraussetzung<br />
dafür: Geld, ein<br />
Universitätsabschluss<br />
und die Bereitschaft, sich durch die<br />
Bleiwüsten auf der Webseite zu klicken.<br />
Dort wird unter anderem behauptet, es<br />
gäbe auf dem Markt der Promotionsvermittlung<br />
auch unseriöse Wettbewerber<br />
(„Betrüger lauern überall“).<br />
Ein weiteres Angebot ist die Hamburger<br />
„Doktorandenberatung ‘externepromotion.de’“.<br />
<strong>Diese</strong> ist auf osteuropäische<br />
Universitäten spezialisiert, die,<br />
so erfahren wir, „von einer bestimmten<br />
Examensnote oder dem Besuch von<br />
Karriere<br />
Doktorandenseminaren“ absehen. Um<br />
nach der aufwendigen Promotion in<br />
Osteuropa den Titel auch in Deutschland<br />
führen zu dürfen, fördert die<br />
„Doktorandenberatung“ entsprechende<br />
Anerkennungsverfahren.<br />
Das heißeste Angebot jedoch ist die<br />
Nummer Eins der Suchergebnisse:<br />
beim Rabattportal Groupon lässt sich<br />
ein Gutschein für einen Ehrendoktortitel<br />
mit 74 Prozent Preisnachlass erwerben:<br />
Für 39 Euro (statt regulär 150<br />
Euro) bekommt man hier die Ehrendoktorwürde,<br />
für 10 Euro mehr sogar die<br />
Honorarprofessur. Damit keine Missverständnisse<br />
aufkommen, muss bei<br />
der Bestellung ein Fachgebiet gewählt<br />
werden. Zur Wahl stehen neben „Feng<br />
Shui“ und „Wellness Studies“ auch „Ufology“<br />
und „Gospel Music“. Die universitären<br />
Ehren sind <strong>als</strong>o längst egalisiert<br />
und nicht mehr dem (Geld-)Adel vorbehalten.<br />
In den USA verleihen beispielsweise<br />
Kirchen für kleines Geld Ehrendoktortitel.<br />
Das lokale Angebot dürfte<br />
dem nach Washington ausgewanderten<br />
zu Guttenberg entgegenkommen: Kirche,<br />
Ehre, Titel, bestenfalls versandkostenfrei.<br />
– passt.<br />
Die Technische Universität Braunschweig<br />
ist bei der Vergabe der begehrten<br />
Ehrenwürden eigentlich recht<br />
sparsam. Beim ehemaligen Betriebsrats-<br />
47<br />
vorsitzenden von Volkswagen, Klaus<br />
Volkert, der einst wegen Korruption zu<br />
einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde,<br />
leitete die TU ein Verfahren zur Aberkennung<br />
von Volkerts Ehrendoktortitel,<br />
den er dort 2002 erhalten hatte,<br />
ein. Im Fall der gut vernetzten FDP-Frau<br />
Margarita Mathiopoulos ist man jedoch<br />
vorsichtiger. Der Honorarprofessorin<br />
an der TU Braunschweig wurde im April<br />
von der Uni Bonn der Doktortitel aberkannt,<br />
da gut die Hälfte ihrer Doktorarbeit<br />
plagiiert war. Da Mathiopoulos<br />
Rechtsmittel gegen die Entscheidung<br />
eingelegt hat, kann sie ihren Doktortitel<br />
vorerst weiter führen. „Erst wenn<br />
die Rechtskräftigkeit der Aberkennung<br />
gerichtlich festgestellt ist, kann die TU<br />
die Bestellung zur Honorarprofessorin<br />
widerrufen“, erklärt TU-Sprecherin Elisabeth<br />
Hoffmann. Wenn das zuständige<br />
Gericht nun ähnlich<br />
nachlässig ist wie einst<br />
Mathiopoulos’ Doktorvater,<br />
bleibt sie <strong>als</strong>o Doktorin<br />
und Honorarprofessorin<br />
in Braunschweig.<br />
Aber muss es unbedingt<br />
ein Doktortitel<br />
sein? Auch ein Adelstitel<br />
öffnet einem einige<br />
Türen und der Träger<br />
fühlt sich sofort besser.<br />
Online gibt es eine Vielzahl<br />
von Anbietern, um<br />
Graf, Lord oder Freiherr<br />
zu werden. Schon für<br />
knapp 50 Euro lässt sich<br />
dieser Wunsch erfüllen,<br />
ohne sich etwa von<br />
Graf Frederic von Anhalt<br />
für viel Geld adoptieren<br />
zu lassen. Zwar darf der Titel nicht im<br />
Personalausweis geführt werden, weil<br />
Adelstitel in derlei Dokumenten bereits<br />
1919 abgeschafft wurden.<br />
Aber wer möchte sich nicht sein gekauftes<br />
Wappen auf Visitenkarten drucken<br />
und an seine Haustür nageln? Und<br />
wenn es sich um einen schottischen<br />
oder irischen Titel handelt, bekommt<br />
man auch noch ein kleines Grundstück<br />
im jeweiligen Land und eine prunkvolle<br />
Urkunde dazu. #<br />
screenshot: Vroniplag