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Fotos: Robert Schulz, Stefanie Lipka<br />

ge Würden- und Hoffnungsträger seine<br />

Dissertation nicht so richtig selber geschrieben<br />

hatte, bemühte sich die Bayreuther<br />

Uni um Aberkennung des Titels.<br />

In dem Zuge stellte sich heraus, dass es<br />

Guttenbergs Chefin Angela Merkel ohnehin<br />

nicht auf den Titel oder dessen<br />

korrekten Erwerb ankam. Und auch<br />

Guttenbergs neue Vorgesetzte, EU-Kommissarin<br />

Neelie Kroes ist nicht an Guttenbergs<br />

akademischem Background,<br />

sondern an seinem herausragendem Talent<br />

interessiert.<br />

Rückblickend wäre eine Titelerwerb<br />

à la Maschmeyer wohl auch für zu Guttenberg<br />

ein gangbarer Weg gewesen.<br />

Vielleicht wird das ja noch was. Und es<br />

muss gar nicht so teuer sein: Im Netz<br />

finden sich eine Reihe günstiger(er) Angebote.<br />

Ehrendoktor, Professur, Honorarkonsul<br />

– lässt sich alles unkompliziert<br />

und preisgünstig<br />

erwerben. Sucht man<br />

bei Google nach „EhrendoktortitelBraunschweig“<br />

liefert die<br />

Suchmaschine einige interessante<br />

Ergebnisse.<br />

So findet sich unter den<br />

werbenden Webseiten<br />

eine Duisburger Firma,<br />

die, völlig legal, betrieben<br />

von promovierten<br />

Ökonomen und Rechtsanwälten,<br />

„Kontakt zu<br />

Universitäten pflegt“<br />

und dadurch jeden zahlenden<br />

„Kandidaten dort<br />

platziert, wo er sich das<br />

wünscht“. Voraussetzung<br />

dafür: Geld, ein<br />

Universitätsabschluss<br />

und die Bereitschaft, sich durch die<br />

Bleiwüsten auf der Webseite zu klicken.<br />

Dort wird unter anderem behauptet, es<br />

gäbe auf dem Markt der Promotionsvermittlung<br />

auch unseriöse Wettbewerber<br />

(„Betrüger lauern überall“).<br />

Ein weiteres Angebot ist die Hamburger<br />

„Doktorandenberatung ‘externepromotion.de’“.<br />

<strong>Diese</strong> ist auf osteuropäische<br />

Universitäten spezialisiert, die,<br />

so erfahren wir, „von einer bestimmten<br />

Examensnote oder dem Besuch von<br />

Karriere<br />

Doktorandenseminaren“ absehen. Um<br />

nach der aufwendigen Promotion in<br />

Osteuropa den Titel auch in Deutschland<br />

führen zu dürfen, fördert die<br />

„Doktorandenberatung“ entsprechende<br />

Anerkennungsverfahren.<br />

Das heißeste Angebot jedoch ist die<br />

Nummer Eins der Suchergebnisse:<br />

beim Rabattportal Groupon lässt sich<br />

ein Gutschein für einen Ehrendoktortitel<br />

mit 74 Prozent Preisnachlass erwerben:<br />

Für 39 Euro (statt regulär 150<br />

Euro) bekommt man hier die Ehrendoktorwürde,<br />

für 10 Euro mehr sogar die<br />

Honorarprofessur. Damit keine Missverständnisse<br />

aufkommen, muss bei<br />

der Bestellung ein Fachgebiet gewählt<br />

werden. Zur Wahl stehen neben „Feng<br />

Shui“ und „Wellness Studies“ auch „Ufology“<br />

und „Gospel Music“. Die universitären<br />

Ehren sind <strong>als</strong>o längst egalisiert<br />

und nicht mehr dem (Geld-)Adel vorbehalten.<br />

In den USA verleihen beispielsweise<br />

Kirchen für kleines Geld Ehrendoktortitel.<br />

Das lokale Angebot dürfte<br />

dem nach Washington ausgewanderten<br />

zu Guttenberg entgegenkommen: Kirche,<br />

Ehre, Titel, bestenfalls versandkostenfrei.<br />

– passt.<br />

Die Technische Universität Braunschweig<br />

ist bei der Vergabe der begehrten<br />

Ehrenwürden eigentlich recht<br />

sparsam. Beim ehemaligen Betriebsrats-<br />

47<br />

vorsitzenden von Volkswagen, Klaus<br />

Volkert, der einst wegen Korruption zu<br />

einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde,<br />

leitete die TU ein Verfahren zur Aberkennung<br />

von Volkerts Ehrendoktortitel,<br />

den er dort 2002 erhalten hatte,<br />

ein. Im Fall der gut vernetzten FDP-Frau<br />

Margarita Mathiopoulos ist man jedoch<br />

vorsichtiger. Der Honorarprofessorin<br />

an der TU Braunschweig wurde im April<br />

von der Uni Bonn der Doktortitel aberkannt,<br />

da gut die Hälfte ihrer Doktorarbeit<br />

plagiiert war. Da Mathiopoulos<br />

Rechtsmittel gegen die Entscheidung<br />

eingelegt hat, kann sie ihren Doktortitel<br />

vorerst weiter führen. „Erst wenn<br />

die Rechtskräftigkeit der Aberkennung<br />

gerichtlich festgestellt ist, kann die TU<br />

die Bestellung zur Honorarprofessorin<br />

widerrufen“, erklärt TU-Sprecherin Elisabeth<br />

Hoffmann. Wenn das zuständige<br />

Gericht nun ähnlich<br />

nachlässig ist wie einst<br />

Mathiopoulos’ Doktorvater,<br />

bleibt sie <strong>als</strong>o Doktorin<br />

und Honorarprofessorin<br />

in Braunschweig.<br />

Aber muss es unbedingt<br />

ein Doktortitel<br />

sein? Auch ein Adelstitel<br />

öffnet einem einige<br />

Türen und der Träger<br />

fühlt sich sofort besser.<br />

Online gibt es eine Vielzahl<br />

von Anbietern, um<br />

Graf, Lord oder Freiherr<br />

zu werden. Schon für<br />

knapp 50 Euro lässt sich<br />

dieser Wunsch erfüllen,<br />

ohne sich etwa von<br />

Graf Frederic von Anhalt<br />

für viel Geld adoptieren<br />

zu lassen. Zwar darf der Titel nicht im<br />

Personalausweis geführt werden, weil<br />

Adelstitel in derlei Dokumenten bereits<br />

1919 abgeschafft wurden.<br />

Aber wer möchte sich nicht sein gekauftes<br />

Wappen auf Visitenkarten drucken<br />

und an seine Haustür nageln? Und<br />

wenn es sich um einen schottischen<br />

oder irischen Titel handelt, bekommt<br />

man auch noch ein kleines Grundstück<br />

im jeweiligen Land und eine prunkvolle<br />

Urkunde dazu. #<br />

screenshot: Vroniplag

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