Heft 11 (2008): Qualität in der Stadtplanung - Planersocietät
Heft 11 (2008): Qualität in der Stadtplanung - Planersocietät
Heft 11 (2008): Qualität in der Stadtplanung - Planersocietät
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qualitätvolle bauliche Lösung. So können<br />
Nutzungsqualitäten auch mit ger<strong>in</strong>gem<br />
f<strong>in</strong>anziellen Aufwand entwickelt werden.<br />
Da die öffentliche Hand nicht mehr <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Lage ist, allen Anfor<strong>der</strong>ungen nachzukommen,<br />
stellt sich auch die Frage nach<br />
<strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierbarkeit des Um- und Ausbaus<br />
und <strong>der</strong> Unterhaltung. Hier ist e<strong>in</strong>e<br />
Aktivierung und Beteiligung aller Quartiersakteure,<br />
junger und alter Bewohner<br />
ebenso wie <strong>der</strong> Gewerbetreibenden nötig,<br />
die durch ihr eigenes Engagement,<br />
durch e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Planung und Realisierung<br />
e<strong>in</strong> Verantwortungsgefühl für<br />
ihr Quartier entwickeln. Es braucht neue<br />
Ideen und neue Partnerschaften, um e<strong>in</strong>en<br />
solchen sozialen und räumlichen Gestaltungsprozess<br />
<strong>in</strong> Gang zu setzen.<br />
Fragen zur Projektqualität<br />
Die so angedeuteten Leitl<strong>in</strong>ien führen zu<br />
e<strong>in</strong>er Reihe von Fragen, mit denen man<br />
sich <strong>der</strong> <strong>Qualität</strong> e<strong>in</strong>er Freiraumgestaltung<br />
annähern kann. Grundlage ist da-<br />
bei e<strong>in</strong>e Sicht, die nicht isoliert auf e<strong>in</strong>e<br />
funktionale Lösung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> gutes Design<br />
fokussiert, son<strong>der</strong>n die die Gestaltung<br />
von Freiräumen <strong>in</strong> Stadtquartieren<br />
als <strong>in</strong>tegrierten Prozess versteht, <strong>in</strong> den<br />
Verwaltungen, Fachplaner, Bürger und<br />
<strong>in</strong>termediäre Organisationen <strong>in</strong> allen<br />
Phasen e<strong>in</strong>bezogen werden müssen:<br />
Ermöglicht die Stadtverwaltung durch<br />
Projektstrukturen welche e<strong>in</strong>e horizontale<br />
und vertikale Durchlässigkeitgewährleistet,<br />
die dem Ziel e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tegrierten<br />
Planungs- und Nutzungsmanagements<br />
entspricht?<br />
Stehen genügend (personelle, f<strong>in</strong>anzielle,<br />
politische) Ressourcen zur Verfügung,<br />
um das Projekt über se<strong>in</strong>e Laufzeit<br />
h<strong>in</strong>weg zu begleiten?<br />
Kann es gel<strong>in</strong>gen, die zivilgesellschaftlichen<br />
Gruppen im Quartier<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Nutzer über die Planung<br />
h<strong>in</strong>aus auch <strong>in</strong> die Pflege und<br />
Unterhaltung <strong>der</strong> Freiräume e<strong>in</strong>zubeziehen?<br />
Geplante und ungeplante Freiraumnutzungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> (oben) und Köln (unten)<br />
Wird <strong>der</strong> Planungsprozess bewusst<br />
gestaltet? Wie wird die <strong>Qualität</strong> des<br />
Projekts während aller Phasen von <strong>der</strong><br />
Zielstellung bis h<strong>in</strong> zur Realisierung<br />
und Unterhaltung sichergestellt?<br />
Initiiert das Projekt durch offene und<br />
<strong>in</strong>tegrierende Ausrichtung neue Partnerschaften?<br />
Bietet es Anknüpfungspunkte<br />
um die Kreativität und das<br />
Engagement von Bürgern und Gewerbetreibenden<br />
für die Entwicklung von<br />
Programmen und Ideen zu nutzen?<br />
Werden die richtigen Experten zum<br />
richtigen Zeitpunkt <strong>in</strong> den Prozess<br />
e<strong>in</strong>gebunden? S<strong>in</strong>d diese bereit, sich<br />
auf die vielfältigen <strong>Qualität</strong>svorstellungen<br />
<strong>der</strong> Beteiligten e<strong>in</strong>zulassen<br />
und ihr Konzept danach auszurichten?<br />
Wird die Beteiligung transparent und<br />
im H<strong>in</strong>blick auf die Erreichung aller<br />
relvanten Zielgruppen differenziert<br />
gestaltet? Bestehen ausreichend Möglichkeiten<br />
für konstruktives Feedback<br />
und Umsteuerung?<br />
Ermöglicht die Gestaltung <strong>der</strong> Freiräume<br />
flexible Nutzungsmöglichkeiten<br />
für wechselnde Programme<br />
und unterschiedliche soziale Gruppen?<br />
Besteht im Projekt Offenheit gegenüber<br />
e<strong>in</strong>er Weiterentwicklung von Zielen,<br />
Wechseln von Akteuren und ihrer<br />
Mitwirkungsbereitschaft, so dass die<br />
Dynamik im Stadtquartier aufgenommen<br />
werden kann?<br />
Kann das Projekt ausgewertet und so<br />
zu e<strong>in</strong>em Bauste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er lokalen Planungskultur<br />
werden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadtentwicklung<br />
als e<strong>in</strong> kooperativer gesellschaftlicher<br />
Lernprozess verstanden<br />
wird?<br />
Das Forschungsfeld hat gerade Halbzeit.<br />
Wer sich über die bisherigen Ergebnisse<br />
<strong>in</strong>formieren möchte, kann dies unter<br />
www.stadtquartiere.de tun.<br />
Stephan Will<strong>in</strong>ger koord<strong>in</strong>iert im Bundesamt<br />
für Bauwesen und Raumordnung<br />
den Themenschwerpunkt „Gestaltung<br />
urbaner Freiräume“ im ExWoSt-Forschungsfeld<br />
„Innovationen für familien-<br />
und altengerechte Stadtquartiere“ zu<br />
dem u.a. auch das von <strong>der</strong> <strong>Planersocietät</strong><br />
betreute Modellvorhaben „Vernetzte<br />
Spiel- und Begegnungsräume im Frankfurter<br />
Nordend“ gehört.