07.03.2013 Aufrufe

Heft 11 (2008): Qualität in der Stadtplanung - Planersocietät

Heft 11 (2008): Qualität in der Stadtplanung - Planersocietät

Heft 11 (2008): Qualität in der Stadtplanung - Planersocietät

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

8<br />

Alternativen zur Stadtbahn<br />

Möglichkeiten trassengebundener Bussysteme <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Großstädten<br />

In loser Folge stellen wir zukünftig aktuelle Diplomarbeiten studentischer Mitarbeiter unseres Büros <strong>in</strong> den Projektskizzen<br />

vor. Den Anfang dieser Reihe macht Felix Blasch. Er untersucht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit die Möglichkeiten und Grenzen des E<strong>in</strong>satzes<br />

von hochwertigen Bus-Transportsystemen und ihrer städtebaulichen Integration <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Machbarkeitsstudie am Beispiel <strong>der</strong><br />

Stadt Regensburg.<br />

Investitionen <strong>in</strong> den Auf- und Ausbau <strong>der</strong><br />

Infrastruktur schienengebundener Nahverkehrsmittel,<br />

<strong>der</strong>en Folgekosten sowie<br />

die im Vergleich zu Bussystemen höheren<br />

Betriebskosten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Großstädten<br />

zwischen 100.000 und 200.000<br />

E<strong>in</strong>wohnern mitunter nicht durch e<strong>in</strong><br />

entsprechend hohes Fahrgastaufkommen<br />

gedeckt. Stadtbahn-relevante<br />

Querschnittsbelastungen werden meist<br />

nur auf wenigen zentralen Streckenabschnitten<br />

und nur durch die Bündelung<br />

mehrerer L<strong>in</strong>ien erreicht, während<br />

die Fahrgastpotenziale an Außenästen<br />

des Streckennetzes ke<strong>in</strong>en schienengebundenen<br />

ÖV rechtfertigen. Die Auslastung<br />

leistungsfähiger Stadtbahnl<strong>in</strong>ien<br />

durch Bus-Zubr<strong>in</strong>gerverkehre ist für<br />

den Fahrgast unattraktiv, da umsteigebed<strong>in</strong>gte<br />

Fahrzeitverluste aufgrund ger<strong>in</strong>ger<br />

durchschnittlicher Reiseweiten <strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>eren Verkehrsräumen nicht ausgeglichen<br />

werden können.<br />

Bus-Systemlösungen als<br />

Alternative zur Stadtbahn<br />

E<strong>in</strong>ige europäische Städte dieser Größenordnung<br />

greifen daher auf Lösungen im<br />

Busbereich zurück. Jüngstes Beispiel ist<br />

e<strong>in</strong> Ende 2006 im französischen Nantes<br />

<strong>in</strong> Betrieb genommenes neues Bus-<br />

Transportsystem, das mit mo<strong>der</strong>nen Erdgasbussen<br />

auf e<strong>in</strong>er ausschließlich dem<br />

Busverkehr vorbehaltenen Vorrangtrasse<br />

die südöstliche Peripherie an das Stadtzentrum<br />

anb<strong>in</strong>det. Mit e<strong>in</strong>er Beför<strong>der</strong>ungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von 22 km/h, e<strong>in</strong>er<br />

attraktiven Kursfolge von bis zu 4 M<strong>in</strong>uten<br />

<strong>in</strong> den Spitzenzeiten, barrierefreien<br />

Haltestellen mit gehobener Ausstattung<br />

und dynamischem Fahrgast<strong>in</strong>formationssystem<br />

sowie e<strong>in</strong>em ansprechend<br />

gestalteten Umfeld stellt die „BusWay“<br />

genannte L<strong>in</strong>ie 4 aus Sicht <strong>der</strong> Fahrgäste<br />

e<strong>in</strong> Transportsystem auf Stadtbahn- Niveau<br />

dar. Die Vorteile <strong>der</strong> busbasierten<br />

Transportsysteme liegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> schnellen<br />

Realisierbarkeit, den vergleichsweise<br />

ger<strong>in</strong>gen Kosten von ca. 4 bis 6 Mio. Euro<br />

je Strecken-km <strong>in</strong>klusive Fahrzeuge und<br />

Gestaltung des öffentlichen Raums und<br />

ihrer hohen Leistungsfähigkeit.<br />

In Utrecht beför<strong>der</strong>n Doppelgelenkbusse<br />

auf e<strong>in</strong>er Vorrangtrasse <strong>in</strong> hoher Taktdichte<br />

bis zu 3.400 Personen/Richtung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Spitzenstunde und <strong>in</strong>sgesamt 36.000<br />

Fahrgäste am Tag. Die Bus- Systemlösung<br />

erlaubt für den Fahrgast angenehmere<br />

ungebrochene Verkehrsverb<strong>in</strong>dungen,<br />

<strong>in</strong>dem nachfrageschwächere periphere<br />

L<strong>in</strong>ienäste auf stark frequentierten zentralen<br />

Streckenabschnitten zu e<strong>in</strong>em attraktiven<br />

Angebot mit dichter Taktfolge<br />

gebündelt werden.<br />

ÖPNV-Trassen als<br />

Aufwertungsmaßnahme<br />

Die Aufgaben solcher hochwertigen Bus-<br />

Transportsysteme gehen dabei über die<br />

bloße Transportfunktion h<strong>in</strong>aus. Über<br />

e<strong>in</strong>e bewusste Komb<strong>in</strong>ation von Trassen-<br />

und Siedlungsplanung sollen ÖV-aff<strong>in</strong>e<br />

Raumstrukturen geschaffen werden, um<br />

die Verlagerung von Verkehr vom MIV<br />

auf den ÖV zu för<strong>der</strong>n. Im Bestand führt<br />

e<strong>in</strong>e qualitätvolle gestalterische Integration<br />

<strong>der</strong> Trassen zu e<strong>in</strong>er Aufwertung <strong>der</strong><br />

durchfahrenen Stadträume und trägt zur<br />

Stimulation von privaten Investitionen<br />

bei. Zwar zeichnet sich ab, dass sowohl<br />

die Verlagerungswirkung <strong>der</strong> Bussysteme<br />

als auch die Auswirkungen auf die<br />

Stadtentwicklung etwas schwächer ausgeprägt<br />

s<strong>in</strong>d als dies bei Stadtbahnsystemen<br />

mitunter <strong>der</strong> Fall ist, aber sie stellen<br />

im Vergleich zu herkömmlichen L<strong>in</strong>ienbusverkehren<br />

e<strong>in</strong>e erhebliche qualitative<br />

Verbesserung des ÖPNV dar.<br />

Die Diplomarbeit „Alternativen zur<br />

Stadtbahn“ untersucht anhand <strong>der</strong> Beispiele<br />

BusWay Nantes, TEOR Rouen,<br />

Phileas E<strong>in</strong>dhoven und HOV-System<br />

(hochwaardig openbaar vervoer) Utrecht<br />

verschiedene technische und städtebaulich-gestalterische<br />

Lösungen. E<strong>in</strong>e<br />

städtebauliche Machbarkeitsstudie am<br />

Beispiel e<strong>in</strong>er deutschen Großstadt zeigt<br />

Möglichkeiten und Grenzen des E<strong>in</strong>satzes<br />

und <strong>der</strong> städtebaulichen Integration <strong>in</strong>novativer<br />

Bus-Transportsysteme auf.<br />

Weitere Infos:<br />

Felix Blasch<br />

Gleichzeitige Erstellung von Bebauung und ÖV-Trasse <strong>in</strong> E<strong>in</strong>dhoven-Meerhoven

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!