Gestohlene Lust. Kammern der Begierde - Rowohlt
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nur eines von diesen elektrischen Bügeleisen anschaffen<br />
würde, die es seit kurzem zu kaufen gab.<br />
Inzwischen hatte sich Josephine endlich aus ihrem Sessel<br />
erhoben, strich sich die langen Röcke glatt und folgte<br />
missmutig dem Wunsch ihrer Mutter. Langsam stieg sie<br />
die schwere Mahagonitreppe hinab, die nach Leinöl duftete<br />
und frisch poliert glänzte.<br />
Als sie schließlich die Bibliothek betrat, rührte ihre Mutter<br />
ungeduldig in einem zierlichen Teetässchen. Sie blickte<br />
<strong>der</strong> Tochter streng entgegen und winkte sie zu sich heran.<br />
«Ihr wolltet mich sprechen, Mama?» Josephine setzte<br />
sich ihrer Mutter gegenüber auf das zartgelbe Canapé und<br />
senkte in gespielter Demut den Blick.<br />
«Lass das Getue!» Die Hände <strong>der</strong> Hausherrin flatterten<br />
aufgebracht durch die Luft.<br />
«Es gibt größere Ziele im Leben einer Frau, als einer verliebten<br />
Laune zu folgen. Das weißt du genau!»<br />
Plötzlich än<strong>der</strong>te sich <strong>der</strong> herrische Ton ihrer Stimme,<br />
und zärtlich fuhr sie fort: «Mein Kind, ich will doch nur<br />
das Beste für dich. Der Heinrich ist ein vollendeter Gentleman,<br />
und er betet dich an.»<br />
«Mich? O<strong>der</strong> die Ree<strong>der</strong>ei, die ich mit in die Ehe bringe?»<br />
«Kind, sei doch vernünftig. Du weißt, wie es um uns<br />
steht.»<br />
Ja, Josephine wusste, dass es keine an<strong>der</strong>e Wahl gab, den<br />
Fortbestand des väterlichen Unternehmens und damit das<br />
Auskommen ihrer Familie auf Dauer zu sichern. Aber das<br />
hieß noch lange nicht, dass sie sich zum Opferlamm machen<br />
lassen würde.<br />
«Mama, ihr wisst am besten, dass eine unglückliche<br />
Frau ihrem Ehemann das Leben zur Hölle machen kann.<br />
Wenn Heinrich die Erweiterung seines Unternehmens so<br />
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