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COOP Zeitung

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Coopzeitung<br />

Nr. 8 vom 23. Februar 2010<br />

Chantal<br />

Ritter<br />

über ihren<br />

Alltag als<br />

Tierärztin.<br />

Vor Kurzem stand<br />

eine Vertreterin<br />

unseres nördlichen<br />

Nachbarlandes in<br />

meiner Praxis. Ganz<br />

selbstverständlich wählte<br />

ich für die Unterhaltung<br />

meinen in sechs Kantonen<br />

ausgegorenen persönlichen<br />

Dialekt: «Ihre<br />

Hund muess wieder langsam<br />

aafo trainiere. Am<br />

beschte mit em Velo go<br />

springe!» Die Kundin zögerte<br />

einen Moment,<br />

dann fragte Sie mit hochgezogenen<br />

Augenbrauen:<br />

«Velo?» Ich korrigierte<br />

mich: «Ähem, Fahrrad.»<br />

Sie nickte und doppelte<br />

nach: «Wie kann ich mit<br />

dem Fahrrad springen,<br />

oder soll mein Hund über<br />

etwas springen? Meinen<br />

Sieetwa ‹spazieren›? Aber<br />

wie soll mein Hund denn<br />

‹spazieren›, wenn ich mit<br />

Schwung in die Pedale<br />

trete?» «Nein, ich meinte<br />

‹rennen›, korrigierte ich<br />

TRÄUME GEHÖREN GEBAUT.<br />

CADRA CHF 347’400.–, schlüsselfertig, inkl. Keller<br />

Springen! Oder heisst es laufen? Oder<br />

rennen? Chantal Ritterkämpft mit<br />

Dialektenund suchtdas richtigeWort.<br />

Ob es auch bei Tieren Dialekte gibt?<br />

Das richtige Wort<br />

erneut mein holperiges<br />

Schweizerdeutsch. Die<br />

Frau nickt: «Habe ich mir<br />

gedacht: laufen!»<br />

Rasch packte ich die Medikamente<br />

ein: «Bruuche<br />

sie no e Gugge?» Jetzt<br />

horchte nicht nur die Kundin<br />

auf, auch meine InnerschweizerPraxisassistentinnen<br />

spitzten die<br />

Ohren. «Gugge?» Das gute,<br />

alte Baseldeutsche verliert<br />

sich nicht so schnell.<br />

Also fügte ich kleinlaut<br />

hinzu: «Ich will sage, e<br />

Tüüte». Die Kundin reagierte<br />

fix: «Sie meinen eine<br />

‹Tragetasche›!»<br />

Der nächste Kunde sprach<br />

ebenfalls Hochdeutsch,<br />

aber mit einem unverkennbaren<br />

Farbtupfer, der<br />

ihn als gebürtigen Österreicher<br />

entlarvte.UmZeit<br />

und Nerven zu sparen,<br />

bediente ich mich von Anfang<br />

an der Schriftsprache.<br />

Etwas beleidigt nu-<br />

schelte der Kunde bei der<br />

Verabschiedung: «Sprechen<br />

Sie ruhig Schweizerdeutsch<br />

mit mir, ich lebe<br />

seit 30 Jahren in diesem<br />

Land. Wieso glauben alle,<br />

ich könne Mundart nicht<br />

verstehen?»<br />

Mein Verstand verlangte<br />

nach einer Sprachpause<br />

und mein Körper nach<br />

Koffein. Ich verzog mich<br />

also kurz zur Kaffeemaschine;<br />

kaum dampfte das<br />

schwarze Gebräu in der<br />

Tasse, da schrillte das Telefon.<br />

Eine deutsche Tierärztin<br />

war verzweifelt auf<br />

Jobsuche. Ihre Traumstelle<br />

werde ihr in der Schweiz<br />

nirgends angeboten. Entweder<br />

sei das Arbeitspensum<br />

eine Zumutung oder<br />

die Praxiseinrichtung veraltet.Voll<br />

enttäuschter Erwartungen<br />

fragte sie mich,<br />

wie Schweizer Studienabgänger<br />

einen passenden<br />

Job fänden. Da fiel mir der<br />

Spruch eines Uniprofes-<br />

Ob springen oder rennen ist dem Hund<br />

egal: Hauptsache, er kann sich austoben.<br />

FOTO: PRISMA wohnen&geniessen 47<br />

sors ein, als wir ihm vorgeweint<br />

hatten, wir fänden<br />

keine Arbeit: «Z’erscht<br />

müend ihr lerne, dehmüetig<br />

harti Brösmeli ässe.<br />

Erscht denn fallt vilicht es<br />

Stückli Chueche unter de<br />

Tesch!»<br />

Egoistisch behielt ich die<br />

Lebensweisheit für mich<br />

und beendete das Gespräch<br />

mit höflichen Floskeln.<br />

Sie hätte es wohl<br />

nicht verstanden, und<br />

spätestens bei der Erklärung<br />

der Bedeutung von<br />

«Brösmeli» wäre ich gescheitert.<br />

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