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Nr. 189 - Regierungsrat - Kanton Basel-Stadt

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P O R T R Ä T<br />

Die Arbeit der Ombudsstelle<br />

des <strong>Kanton</strong>s BASEL-STADT<br />

wird neu von zwei Personen<br />

wahrgenommen. Beatrice<br />

Inglin-Buomberger und Dieter<br />

von Blarer sind ein Duo,<br />

das sich bestens ergänzt.<br />

Konflikte entschärfen bevor sie eskalieren.<br />

Ombudsstelle im Job- Sharing<br />

T E X T : R O L F Z E N K L U S E N | F O T O S : B A R B A R A J U N G<br />

Als Team funktionieren die beiden<br />

hervorragend. Sie seien ein fabelhaftes<br />

Paar, schrieb eine Zeitung. Gemeint sind<br />

Beatrice Inglin-Buomberger und Dieter<br />

von Blarer, die sich auf der Ombudsstelle<br />

BASEL-STADT 100 Stellenprozente je<br />

zur Hälfte teilen. «Wir kannten einander<br />

vorher nicht», erzählt Dieter von Blarer.<br />

Wie bei einer Partnervermittlung habe<br />

er Beatrice Inglin vor dem entscheidenden<br />

Bewerbungsgespräch einige Male<br />

getroffen. «Man sagte uns, die Stelle<br />

könne von uns nur in dieser<br />

Kombination besetzt werden.<br />

Wir hatten eine Woche Zeit zu<br />

entscheiden, ob wir uns auf<br />

diese berufliche Partnerschaft<br />

einlassen», meint Beatrice<br />

Inglin.<br />

«Wir ergänzen uns optimal»,<br />

sagt Inglin, die frühere CVP-<br />

Politikerin: Sie sei schnell und<br />

direkt, ihr Kollege warte eher zu.<br />

Er arbeitet Dienstag, Mittwoch,<br />

Freitag, sie am Montag, Mittwoch<br />

und Donnerstag. Sie, die<br />

18 Jahre im Grossen Rat war und<br />

im Jahr 2004 Grossratspräsidentin<br />

wurde, ist in der Öffentlichkeit<br />

sehr bekannt; er, früher Anwalt<br />

mit eigener Praxis in Aesch,<br />

gilt als eher unbeschriebenes<br />

Blatt. Von Blarer hat jedoch viel<br />

Erfahrung bei der Bewältigung<br />

von Konflikten. 1991 war er für<br />

das Uno-Hochkommissariat für<br />

Flüchtlinge (UNHCR) im Irak<br />

tätig; Von 1999 bis 2002 war er<br />

für die OSZE und die Ombudsinstitution<br />

im Kosovo tätig. Von<br />

2002 bis 2005 hat von Blarer<br />

für das EDA Projekte im Bereich<br />

Menschenrechte und Konfliktmanagement<br />

in Zentralasien<br />

entwickelt und durchgeführt.<br />

Beatrice Inglin-Buomberger hat<br />

ihrerseits einen Abschluss in<br />

Sozialarbeit. Zuerst arbeitete sie<br />

kurze Zeit als Sozialarbeiterin<br />

und danach 15 Jahre als Leiterin<br />

von sozialen Institutionen in<br />

<strong>Basel</strong>. Zehn Jahre lang war Inglin Professorin<br />

an der Hochschule für Pädagogik<br />

und Soziale Arbeit beider <strong>Basel</strong>: Dort<br />

war sie zuständig für den praktischen<br />

Teil der Sozialarbeitsausbildung und<br />

leitete das Nachdiplomstudium für<br />

betriebswirtschaftliches Management<br />

von Nonprofit-Organisationen.<br />

Unabbhängigkeit ist unerlässlich<br />

Auf der Ombudsstelle gibt es keine<br />

Spezialgebiete, die eher auf die eine<br />

oder den anderen zugeschnitten wären:<br />

Die Beschwerden werden genau in der<br />

Reihenfolge bearbeitet, in der sie bei<br />

den Sekretärinnen Wanda Brunetti<br />

Meier und Beatrice Isler auf der Ombudsstelle<br />

eintreffen. «Ausser, jemand<br />

möchte speziell mit einer Frau oder<br />

einem Mann reden», schränkt Inglin ein.<br />

Häufig wird zur Zeit auf der Ombudsstelle<br />

wegen der Polizei interveniert: Es<br />

melden sich zum Beispiel Menschen,<br />

die das Gefühl haben, die Ordnungshüter<br />

hätten sie ungerecht behandelt<br />

oder bei den Steuerbehörden, im<br />

Erziehungsdepartement oder bei der<br />

Liegenschaftsverwaltung seien sie nicht<br />

korrekt behandelt worden. Manchmal<br />

beklagen sich Leute, die das Verhalten<br />

von Staatsangestellten als ungehörig<br />

empfinden. Zum Beispiel fühlte sich ein<br />

Einwohner in seinen Gefühlen verletzt,<br />

weil ihm am 24. Dezember eine höchst<br />

unerfreuliche Mitteilung vom <strong>Kanton</strong><br />

ins Haus flatterte.<br />

«Oft sind es Kommunikationsprobleme»,<br />

erklärt Dieter von Blarer. Doch die<br />

wenigsten Fälle könne man direkt am<br />

Telefon lösen. Von Blarer erzählt von<br />

einem Mann, der sich auf dem Büro<br />

der Ombudsstelle beschwerte, ihm sei<br />

grosses Unrecht geschehen. «Er war<br />

so aufgeregt und erbost, dass ich eine<br />

Stunde brauchte, um ihn zu beruhigen.»<br />

Als Ombudsmann dürfe er zwar<br />

Mitgefühl zeigen, müsse aber trotzdem<br />

unabhängig bleiben, sagt von Blarer:<br />

«Da sind wir professionell genug.»<br />

meint Beatrice Inglin. Um die absolute<br />

Unabhängigkeit zu wahren, dürfen<br />

beide keine anderen unbewilligten<br />

beruflichen Tätigkeiten ausüben. Die<br />

Ombudsstelle ist direkt dem Grossen<br />

Rat unterstellt und somit von keiner<br />

Amtsstelle oder keinem Departement<br />

abhängig. Gewählt sind die Ombudsleute<br />

auf sechs Jahre; ihre Amtszeit<br />

begann am 1. Januar 2006.<br />

Vermittlung und Kontrolle<br />

Die Ombudsstelle klärt die Rechte und<br />

Pflichten des Mitbürgers und der betroffenen<br />

Verwaltungsstelle ab, bemüht<br />

sich um einen Interessensausgleich und<br />

um eine bessere Verständigung. «Unsere<br />

Arbeit beinhaltet Vermittlungsund<br />

Kontrollfunktion. Unser Ziel ist<br />

es, Konflikte zu entschärfen, bevor sie<br />

eskalieren», erklärt Inglin. Dabei können<br />

sie bei allen Ämtern, Dienststellen und<br />

kantonalen Institutionen schriftliche<br />

oder mündliche Auskünfte auf beliebiger<br />

Stufe einholen. Auch die Heraus-<br />

gabe aller erforderlichen Akten können<br />

die Ombudsleute verlangen. Nicht nur<br />

die Einwohner sollen vor fehlerhaftem<br />

oder willkürlichem Verhalten geschützt<br />

werden, sondern auch die Verwaltung<br />

vor ungerechtfertigten Vorwürfen aus<br />

der Bevölkerung.<br />

«Wir fällen keine Urteile, die später<br />

vollstreckbar sind», erklärt Inglin. Das<br />

heisst: Der Ombudsmann oder die<br />

Ombudsfrau ist nicht befugt, konkrete<br />

Anordnungen zu treffen, Entscheide der<br />

Verwaltung aufzuheben oder abzuändern<br />

oder Weisungen zu erteilen. Indes<br />

kann die Ombudsstelle Empfehlungen<br />

an Amtsstellen abgeben. Diese stützen<br />

sich auf sorgfältige Abklärungen<br />

und Überzeugunskraft. Gemäss einer<br />

Statistik des früheren Ombudsmannes<br />

Andreas Nabholz kommt dies bei weniger<br />

als 10 Prozent der Fälle vor.<br />

Die Kompetenz, auch selber Missstände<br />

zu thematisieren, steht den Ombuds-<br />

Die neuen Ombudsleute: Dieter von Blarer und Beatrice Inglin-Buomberger.<br />

leuten zu. Während für Beatrice Inglin<br />

in diesem Bereich weniger Handlungsbedarf<br />

besteht, sieht Dieter von Blarer<br />

eine Chance darin, vermehrt offensichtliche<br />

Probleme zwischen Bürgern<br />

und dem Staat in eigener Initiative<br />

anzugehen. Bei Auslandseinsätzen in<br />

den früheren sowjetischen Staaten<br />

Tadschikistan, Kirgistan und Usbekistan<br />

hat er gesehen, was passieren kann,<br />

wenn der Staat seine Aufgaben wenig<br />

bürgerfreundlich erfüllt. «An solchen<br />

Schnittstellen kann man überall arbeiten,<br />

auch hier bei uns.»<br />

Ombudsstelle <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />

Freie Strasse 52<br />

Postfach<br />

4001 <strong>Basel</strong><br />

Telefon 061 261 60 50<br />

www.ombudsstelle.bs.ch<br />

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