MEDITATION - CVJM-Missio-Center Berlin
MEDITATION - CVJM-Missio-Center Berlin
MEDITATION - CVJM-Missio-Center Berlin
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ANDACHT 2<br />
... sie ... sie haben haben keinen Hirten (Hesekiel 34, 1 – 11)<br />
Hirten (Hesekiel 34, 1 – 11)<br />
Viele der <strong>Missio</strong>s im 9. Hauptkurs sind zwischen 20<br />
und 28 Jahre alt. Gott hat sie durch Menschen,<br />
Anzeigen oder sonstige Hinweise auf das <strong>Missio</strong>-<br />
<strong>Center</strong> aufmerksam gemacht und ihnen dann auch<br />
die Bereitschaft geschenkt, den Beruf, die Familie,<br />
Freunde hinter sich zu lassen und sich auf das Abenteuer<br />
„<strong>Missio</strong>-<strong>Center</strong>“ einzulassen.<br />
Hesekiel war ebenfalls wohl Mitte 20, als er seine<br />
ersten vertiefenden Begegnungen mit dem Wort Gottes<br />
hatte. Jeremia war einer seiner Lehrer. Im Alter von<br />
etwa 30 Jahren wurde Hesekiel in einer Vision von<br />
Gott zum Propheten berufen.<br />
Zu seinen Lebzeiten hatte Hesekiel es schwer; die<br />
meisten Menschen verwarfen seine Warnungen oder<br />
nahmen ihn nicht ernst. Zum Glück sind sie aber<br />
schriftlich überliefert.<br />
Hesekiel klagt: „... sie haben keinen Hirten!“<br />
Hirten stellten im alten Israel eine große Berufsgruppe.<br />
Sie waren Verantwortungsträger. Ihnen war wertvolles<br />
Leben anvertraut. Jeder Israeli konnte sich<br />
unter einem Hirten konkret etwas vorstellen. Den<br />
Menschen war sehr präsent, welche Aufgaben ein<br />
Hirte zu erledigen hatte:<br />
• nach guten Weideplätzen suchen<br />
• die Schafe vor wilden Tieren schützen, ihnen<br />
Schutz bei Wind und Wetter ermöglichen<br />
• den Zusammenhalt der Herde fördern<br />
• nach den verirrten Schafen solange suchen, bis<br />
man sie wieder gefunden hatte<br />
• kranke Schafe pflegen.<br />
Hirte einer Herde zu sein, war ein Beruf, der alles<br />
forderte: Ein Hirte war nie für sich selbst da; er stand<br />
immer in der Beziehung zu seiner Herde, alles drehte<br />
sich von morgens bis abends um sie, er war nur für<br />
die Herde da. Ein herausfordernder Beruf. Diese Aufgabe<br />
war zu keiner Zeit ohne Opfer, ohne Hingabe<br />
und Liebe zu erfüllen.<br />
Das Hirtenbild mit all diesen Eigenschaften wird uns<br />
in der Bibel an vielen Stellen so vor Augen gemalt;<br />
auch Jesus gebraucht den Hirten in vielfacher Weise,<br />
um seine Botschaft zu verdeutlichen.<br />
Hesekiel zeichnet ein ganz anderes Bild: Die Verantwortungsträger<br />
seiner Zeit haben ihre Hirtenaufgaben<br />
nicht nur vernachlässigt, nein, sie haben alles<br />
umgedreht: statt sich ganz in ihren Beruf mit den konkreten<br />
Aufgaben hineinzugeben, weiden sie sich<br />
selbst, sorgen sie sich allein um sich selbst. Sie waren<br />
nur am Profit interessiert, haben die Wolle und das<br />
Fleisch der Schafe vermarktet. Alles andere hat sie<br />
nicht interessiert.<br />
Könnt ihr euch solche Hirten vorstellen? Sie haben<br />
sich zusammengetan, vielleicht getrunken und gegessen<br />
und die Schafe genutzt, solange sie etwas<br />
abwarfen. Wenn sie krank und kahlgeschoren<br />
waren, wurden sie uninteressant.<br />
Ihren Auftrag und ihre Aufgaben haben sie in eklatanter<br />
Weise vernachlässigt.<br />
Schonungslos zählt es Hesekiel auf:<br />
die schwachen Tiere füttert ihr nicht, die kranken<br />
pflegt ihr nicht gesund, wenn sich ein Tier ein Bein<br />
bricht, verbindet ihr es nicht, hat sich ein Schaf von<br />
der Herde entfernt, ist euch dies völlig egal und wenn<br />
eines verloren gegangen ist, macht ihr euch nicht auf<br />
die Suche.<br />
Die Vernachlässigung des Auftrages hat nicht wieder<br />
gut zu machende Folgen: die Herde bricht auseinander,<br />
die Schafe sind allein wehrlos und werden von<br />
wilden Tieren zerrissen. Viele nehmen Reißaus, flüchten<br />
über die Berge und Hügel und sind über das<br />
ganze Land zerstreut. Niemand kümmert sich mehr<br />
um sie.<br />
Ich weiss nicht, welche Bilder euch bei dieser Schilderung<br />
durch den Kopf gehen. Jesus vergleicht oft die<br />
Herde, die Schafe mit uns Menschen, den Hirten mit<br />
den Leitern.<br />
Unsere Bilder heute: Menschen unserer Tage, voller<br />
Angst und voller Sorgen. Junge und Ältere gleichermaßen.<br />
Viele erleben keine tragende Gemeinschaft,<br />
vielen fehlt es an „guten Weideplätzen“, viele sind<br />
hilflos, zwar nicht wilden Tieren, aber den Ideologien<br />
unserer Zeit, den Gurus und den „Idealen“ Geld,<br />
Aktien, Besitz und Macht ausgesetzt.<br />
Menschen unserer Tage, oft auch einsam, verletzt,<br />
belastet. Wer bemerkt es? Wen berührt es? Wo sind<br />
die guten Hirten unserer Tage?<br />
Gilt der Klageruf des Hesekiel nicht auch heute: „Niemand<br />
sucht nach ihnen, niemand kümmert sich um sie“?<br />
Müsste nicht auch heute ein Aufschrei erfolgen?<br />
Sind unsere Hintergründe und Erfahrungen nicht dieselben,<br />
dass Leiter, Verantwortliche, auch in unseren<br />
<strong>CVJM</strong> und Gemeinden, den Hirtenauftrag nicht nur<br />
nicht ernst nehmen, sondern auch umgedreht haben<br />
und nur noch sich selbst im Blick haben? Müssen wir<br />
selbst nicht auch aufpassen und solche Fragen an uns<br />
zulassen?<br />
Gott hat die Reißleine gezogen...<br />
Zum Glück hat es Gott im Alten und im Neuen Bund<br />
nicht dabei belassen, uns den Spiegel vorzuhalten,<br />
unser Verhalten durch Propheten wie Hesekiel oder<br />
Predigten unserer Tage anzuprangern.