4 - SHG - Saarland-Heilstätten GmbH
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M ORBUS PARKINSON<br />
M O R B U S P A R K I N S O N M O R B U S P A R K I N S O N<br />
Nicht-medikamentöse Therapie bei Morbus Parkinson Der Alltag von Parkinson-Patienten<br />
Die nicht-medikamentöse Therapie<br />
ist eine wichtige Ergänzung zur<br />
Behandlung des Morbus Parkinson<br />
und des Parkinson-Syndroms, um<br />
Patienten die Alltagsaktivitäten zu<br />
erleichtern und die Partizipation im<br />
Alltagsleben zu ermöglichen.<br />
Zu den Therapien, die primär zum<br />
Einsatz kommen zählen:<br />
– Physiotherapie<br />
– Ergotherapie<br />
– Physikalische Therapie<br />
– Logopädie<br />
– (Neuro)psychologie<br />
Da von den Kardinalsymptomen<br />
Tremor, Rigor und Akinese insbesondere<br />
der Tremor durch nichtmedikamentöse<br />
Therapien nur sehr<br />
schwer beeinflussbar ist, steht in<br />
der Behandlung vor einer sinnvollen<br />
nicht-medikamentösen Therapie<br />
die medikamentöse Einstellung<br />
durch den Arzt im Vordergrund.<br />
Diese erfolgt auf der Basis eines<br />
genauen Beweglichkeitsprofils, das<br />
der Patient, wenn möglich selbständig<br />
schriftlich erstellen soll, um so<br />
eine zeitliche Anpassung der Medikamentengabe<br />
zu ermitteln.<br />
Die nicht-medikamentöse Behandlung<br />
erfolgt auf der Basis einer genauen<br />
Befundung, z.B. mittels der<br />
UPDRS (Unified Parkinson disease<br />
scale), die die kognitiven Fähigkeiten,<br />
die Leistungen im ADL-Bereich<br />
(ADL= Aktivitäten des täglichen<br />
Lebens) und die motorischen Fähigkeiten<br />
überprüft, und einem daraus<br />
abgeleiteten Behandlungsplan.<br />
In der Physiotherapie ist die vordringlichste<br />
Aufgabe die Verbesserung<br />
der Beweglichkeit über<br />
dynamisches Üben, orientiert an<br />
Alltagsbewegungen wie Drehen im<br />
Bett, Aufsetzen an die Bettkante,<br />
Aufstehen und Hinsetzen.<br />
Das Gehen mit Überwindung von Starthemmung, Kleinschrittigkeit<br />
und mangelnder Oberkörperaufrichtung ist<br />
ebenfalls ein wichtiges Ziel. Das Arbeiten mit rhythmischen<br />
Kommandos, Musik oder Orientierungspunkten<br />
kann dabei sehr hilfreich sein. Die physikalische Therapie<br />
kann ergänzend häufig bestehende Verspannungen<br />
im Schulter-Nacken-Bereich durch Wärmeanwendung,<br />
balneophysikalische Maßnahmen und Massagen positiv<br />
beeinflussen.<br />
Ergotherapie befasst sich bei der Behandlung des Morbus<br />
Parkinson und des Parkinson-Syndroms besonders<br />
mit Hilfestellungen bei Alltagsaktivitäten wie dem Waschen,<br />
An- und Ausziehen und der Nahrungsaufnahme<br />
aber auch dem Schreiben und dem Bedienen von Geräten.<br />
Schwierigkeiten bestehen bei diesen Tätigkeiten<br />
häufig in der Feinmotorik.<br />
Neben der Einzeltherapie, in der auf die individuellen Probleme<br />
des Patienten im Alltagsleben gezielt eingegangen<br />
werden kann, fördert die Gruppentherapie im Rahmen<br />
von Physio- und Ergotherapie den sozialen Kontakt von<br />
gleichartig Betroenen und kann helfen, die allgemeine<br />
Beweglichkeit zu verbessern und ein Sich-Zurück-Ziehen<br />
und Abgleiten in depressive Phasen zu verhindern. Auch<br />
die Beratung über sinnvolle Hilfsmittel und das Einüben<br />
ihres Gebrauchs zählen zu den Aufgaben der nicht-medikamentösen<br />
Therapie. Zu den motorischen Problemen<br />
zählen insbesondere in fortgeschrittenen Stadien häufig<br />
auch Schluckstörungen und Sprechstörungen. Hier kann<br />
die logopädische Behandlung mit gezielten Therapieverfahren<br />
Hilfestellungen geben.<br />
Die Neuropsychologie hat die Aufgabe, die kognitive<br />
Leistungsfähigkeit zu diagnostizieren und amnestische<br />
und dementielle Schwierigkeiten zu befunden und offen<br />
zu legen. Ebenso wichtig ist es, frühzeitig psychische<br />
Probleme (Depression, Angst, Anpassung) zu erkennen<br />
und möglicherweise mit psychotherapeutischer<br />
Behandlung zu beginnen.<br />
Die Bewältigung des Alltags in Eigenverantwortung<br />
und Selbständigkeit ist das oberste Ziel aller Therapieansätze<br />
und benötigt ein koordiniertes Zusammenarbeiten<br />
der Berufsgruppen untereinander sowie das Einbeziehen<br />
der Angehörigen.<br />
Gerd Peter Zimmer<br />
Therapieleitung Neurologie<br />
Mit fortschreitendem Verlauf der Erkrankung fallen vor<br />
allem Alltagstätigkeiten schwerer, die eine ausgeprägte<br />
Feinmotorik verlangen. So können Menschen mit<br />
Morbus Parkinson z. B. Probleme mit dem Schreiben,<br />
Zähneputzen, Schuhe zubinden, Knöpfe zuknöpfen<br />
oder dem Kämmen bekommen. Grundsätzlich fällt es<br />
Parkinson-Patienten oft schwerer, mehrere Bewegungen<br />
gleichzeitig auszuführen oder aufeinander abzustimmen.<br />
Für die Betroenen ist das oft sehr belastend,<br />
weil sie trotz klarstem Verstand Probleme mit solchen<br />
Alltagstätigkeiten haben, die schwierig zu „verstecken“<br />
sind.<br />
Trotzdem oder gerade deswegen sollte man als Parkinsonpatient<br />
versuchen, weiterhin so zu leben, wie es für<br />
einen selbst sinnvoll und angenehm ist und wie es der<br />
Verlauf der Erkrankung zulässt. Um das Leben wieder<br />
ins Gleichgewicht zu bringen, muss der Parkinsonpatient<br />
vielfach umdenken und manche Dinge und Ziele<br />
anders als bisher angehen. Es gilt zu lernen und zu üben,<br />
um trotz einer teilweise eingeschränkten Beweglichkeit<br />
möglichst viele Verrichtungen des täglichen Lebens<br />
selbst zu tun und so die Lebensqualität zu erhalten.<br />
Hier ein paar Tipps für den Alltag (vgl. http://www.<br />
parkinsoninfo.de/rat_und_hilfe/tipps_1/index.jsp):<br />
Sichere Gestaltung der Wohnung<br />
Achten Sie darauf, dass in der Wohnung keine glatten<br />
Fußböden oder Teppiche sind, die zum Stolpern<br />
verleiten. Bodenwellen und Türschwellen kön-<br />
nen zum Hindernis werden und<br />
Stürze verursachen. Haltegrie, die<br />
an der Wand neben den Türen angebracht<br />
sind, erleichtern das problemlose<br />
Önen von Türen oder<br />
das Überschreiten von Schwellen.<br />
Im Treppenhaus helfen farbige<br />
Markierungen an den Vorderkanten<br />
der einzelnen Stufen bei der<br />
Orientierung. Möglichst beidseitig<br />
Handläufe, die gut zu umfassen<br />
sind, anbringen.<br />
Geeignetes Bett und Stühle<br />
Das Bett selber sollte schmal und<br />
mit einer harten Matratze ausgestattet<br />
sein, denn in einem weichen<br />
und breiten Bett werden Sie<br />
mehr Schwierigkeiten haben, sich<br />
aufzurichten oder sich umzudrehen.<br />
Ein Deckenhaken, an dem ein<br />
Hochziehgri befestigt ist, kann<br />
Ihnen das Aufrichten im Bett sehr<br />
erleichtern. Der Lichtschalter muss<br />
vom Bett aus zu erreichen sein.<br />
Achten Sie darauf, dass Ihre Stühle<br />
stabil sind und eine breite Aufstellfläche<br />
haben, damit sie Ihnen<br />
beim Aufstehen genügend Halt<br />
bieten und nicht verrutschen. Plastiküberzogene<br />
Stühle und Kissen<br />
begünstigen das Schwitzen und<br />
können die Haut reizen. Wählen<br />
Sie deshalb Stobezüge für Ihre<br />
Sitzmöbel. Ein Schaumgummikissen<br />
oder eine Fellunterlage helfen,<br />
Druckstellen am Gesäß und in der<br />
Steißregion zu vermeiden.<br />
Tipps zum Hinsetzen und Aufstehen:<br />
Gehen Sie auf den Stuhl zu<br />
und drehen Sie sich bewusst um, bis<br />
Sie mit den Kniekehlen die Sitzkante<br />
berühren. Neigen Sie dann den<br />
Oberkörper nach vorn, beugen Sie<br />
die Knie und setzen Sie sich. Hohe<br />
Stühle mit Armlehnen machen es<br />
Ihnen leichter als tiefe Sessel. >><br />
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M ORBUS PARKINSON