Ausstellungstafeln - Institut für Soziologie - Leibniz Universität ...
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Eine ferne<br />
Zukunft. Abbildung<br />
Der Weg in<br />
die Neue Welt<br />
Deutsche, die im 19. Jahrhundert eine neue Hei-<br />
mat in Übersee suchten, mussten sich mindes-<br />
tens fünf Wochen vor der geplanten Auswan-<br />
derung beim Magistrat der Heimatgemeinde<br />
melden. Viele deutsche Staaten versuchten den<br />
Wegzug von Fachleuten zu verhindern. Bei<br />
ärmeren Menschen begrüßten die Behörden<br />
hingegen vielfach eine Auswanderung. Die<br />
hannoverschen Auswanderer führte der Weg<br />
zunächst meist nach Bremerhaven.<br />
Abbildung 13: Betreten eines Auswandererschiffes<br />
im 19. Jahrhundert<br />
Auf die eigentliche Überfahrt mussten die Aus-<br />
wanderer oft monatelang warten. Untergebracht<br />
waren sie mit anderen Wartenden in speziellen<br />
Auswandererhäusern auf engstem Raum. Die<br />
Kosten <strong>für</strong> Unterbringung, Überfahrt und Start-<br />
geld <strong>für</strong> die Existenzgründung in Übersee sowie<br />
Verluste durch allgegenwärtige Betrügereien<br />
führten häufi g dazu, dass sich die Auswanderer<br />
bereits vor der Überfahrt verschuldeten. Für die<br />
Begleichung der Kredite mussten sie dann in<br />
der „Neuen Welt” jahrelang hart arbeiten. Die<br />
Überfahrt mit einem Segelschiff dauerte bis zu<br />
drei Monate, später mit dem Dampfschiff etwa<br />
20 Tage.<br />
Wirtschaftskrise und<br />
Wanderlust<br />
Abbildung 14: Unterbringung auf dem Schiff<br />
Die europäische Massenauswanderung des 19.<br />
Jahrhunderts resultierte aus den wirtschaftli-<br />
chen und gesellschaftlichen Folgen des Über-<br />
gangs von einer Agrar- zu einer Industriegesell-<br />
schaft. Bevölkerungswachstum, Hungersnöte,<br />
Kriege sowie die Verknappung von Arbeit und<br />
Land bewegten viele, <strong>für</strong> eine bessere Zukunft<br />
die strapaziöse Reise über den Atlantik auf sich<br />
zu nehmen.<br />
15: Szene in Bremerhaven<br />
im 19. Jahrhundert<br />
Den Auswanderern ebneten zusätzlich Program-<br />
me der Aufnahmeländer, Siedlungsprojekte und<br />
Kolonisierungsgesellschaften den Weg. Auch<br />
der Kontakt zu den bereits in Übersee lebenden<br />
Landsleuten oder Verwandten beeinfl usste die<br />
Entscheidung zur Auswanderung. Eine besonde-<br />
re Rolle spielten hierbei Briefe von Auswanderern<br />
in die alte Heimat, die über das Leben in der<br />
Neuen Welt berichteten. Allein <strong>für</strong> das Gebiet<br />
des Königreichs Hannover konnten zwischen<br />
1820 und 1914 insgesamt 1,9 Millionen Aus-<br />
wandererbriefe nachgewiesen werden. Die<br />
Briefe nährten vielfach die Hoffnung auf eine<br />
bessere Zukunft.<br />
Neben wirtschaftlichen Gründen führte auch<br />
politische, religiöse oder rassistische Verfolgung<br />
zur Migration über den Atlantik. Wie überall in<br />
den deutschen Staaten stagnierte der gesell-<br />
schaftliche Reformprozess mit der einsetzenden<br />
Restauration nach dem Wiener Kongress 1815.<br />
Die repressiven politischen Verhältnisse im Kö-<br />
nigreich Hannover begünstigten die Auswande-<br />
rung. Oft zog auch Abenteuerlust die Menschen<br />
in die Ferne, vor allem wenn Ereignisse wie der<br />
Verlust von Familienangehörigen die Bindung an<br />
die heimische Gesellschaft gelockert hatten.<br />
Abbildung 16: Auswandererzahlen im Königreich<br />
Hannover von 1834 bis 1884<br />
© Historisches Seminar und <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Soziologie</strong> der <strong>Leibniz</strong> <strong>Universität</strong> Hannover, 2011