Ausstellungstafeln - Institut für Soziologie - Leibniz Universität ...
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Hannover —<br />
Königreich und Provinz.<br />
Napoleonische Fremd-<br />
herrschaft und Restau-<br />
ration im Königreich<br />
Hannover<br />
Auch Europa war zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />
im Umbruch begriffen und durch die Herrschaft<br />
Napoleon Bonapartes gekennzeichnet. Der Korse<br />
hatte binnen weniger Jahre europäische Mächte<br />
wie das Heilige Römische Reich Deutscher Na-<br />
tion, Italien und Spanien unterworfen. Im Zu-<br />
sammenhang damit wurden auch die Ideale der<br />
Französischen Revolution, Freiheit, Gleichheit<br />
und Brüderlichkeit, verbreitet. Innerhalb der in<br />
über 170 Kleinstaaten zersplitterten deutschen<br />
Lande entbrannten nicht nur bürgerkriegsähn-<br />
liche Auseinandersetzungen um die regionale<br />
Vorherrschaft, sondern auch Befreiungskriege<br />
gegen die französischen Besatzer. Nach dem<br />
Sturz Napoleons und der Restauration der Adels-<br />
herrschaft bestimmte der Wiener Kongress 1815<br />
die Grenzen in Europa neu. Auf dem Gebiet des<br />
heutigen Niedersachsen entstanden die Länder<br />
Braunschweig, Oldenburg, Schaumburg-Lippe<br />
und Hannover. Nach Fläche und Einfl uss domi-<br />
nierte das zum Königreich erhobene Hannover.<br />
Die Jahre der französischen Besatzung hatten<br />
einen gesellschaftlichen Wandel bewirkt.<br />
Der Adel beherrschte zwar weiterhin die Gesell-<br />
schaft, sah sich aber mit einem erstarkten Bür-<br />
gertum konfrontiert, das seine Beteiligung an<br />
den politischen Entscheidungsprozessen forder-<br />
te. Ein prominenter Vertreter dieser Forderung<br />
war Johann Carl Bertram Stüve, der Bürgermeis-<br />
ter Osnabrücks. Ihm sind das Ablösungsgesetz<br />
(1831) zu verdanken, welches die Bauern durch<br />
fi nanzielle Abfi ndung zu Besitzern ihrer Höfe<br />
machte, sowie das Staatsgrundgesetz (1833),<br />
das den König an die Verfassung band und<br />
Bürgern und Bauern beschränkte politische<br />
Rechte einräumte. Die Furcht vor einer Revolu-<br />
tion veranlasste König Ernst August von Hanno-<br />
ver, ihn 1848 zum Innenminister des Königreichs<br />
Hannover zu ernennen. Stüve suchte durch<br />
eine Reihe von Gesetzen, die Standesvorrechte<br />
des Adels stark einzuschränken und das Justiz-<br />
wesen zu reformieren. Ernst Augusts Sohn und<br />
Nachfolger, Georg V., der 1851 die Herrschaft<br />
übernahm, ignorierte allerdings die von Stüve<br />
angeregten Reformen.<br />
Die Herrschaft von Georg V. endete, als Preußen<br />
im Zuge des Krieges mit Österreich über Han-<br />
nover triumphierte und es 1866 schließlich<br />
annektierte. Hannover blieb bis 1946 preußische<br />
Provinz. Wie in Preußen insgesamt war die po-<br />
litische Verfassung bis zum Zusammenbruch<br />
des Deutschen Reiches 1918 undemokratisch.<br />
Landesvertretungen und örtliche Räte wurden<br />
nach Zensuswahlrecht (d.h. entsprechend des<br />
Steueraufkommens) gewählt, was die besitzen-<br />
den Schichten klar bevorteilte. Der Adel blieb als<br />
Stand privilegiert.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
» Bernecker, Walther; Pietschmann, Horst; Tobler, Werner (2007):<br />
Eine kleine Geschichte Mexikos. Frankfurt/M.<br />
» Brosius, Dieter (1993): Niedersachsen. Geschichte im Überblick.<br />
6. erweiterte Aufl age. Hannover.<br />
Abbildung 9: Johan Carl Bertram Stüve<br />
(1798-1872), bürgerlicher Reformpolitiker<br />
» Hauptmeyer, Carl-Hans (2004): Niedersachsen. Landesgeschichte<br />
und historische Regionalentwicklung im Überblick. Oldenburg.<br />
» Rodriguez, Jaime (1989): The Independence of Mexico and the<br />
Creation of the New Nation. Los Angeles.<br />
© Historisches Seminar und <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Soziologie</strong> der <strong>Leibniz</strong> <strong>Universität</strong> Hannover, 2011