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Ausstellungstafeln - Institut für Soziologie - Leibniz Universität ...

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Hannovers<br />

Linden.<br />

„Klein-Rumänien“<br />

in Linden<br />

Soziale Ausgrenzung im Königreich Hannover<br />

lässt sich besonders gut am Beispiel der Ge-<br />

meinde Linden darstellen. Hier handelte es sich<br />

jedoch nicht um ein koloniales Erbe, sondern um<br />

eine Folge von Industrialisierungsprozessen und<br />

der Zuwanderung von Arbeitskräften.<br />

Wenn man in Bezug auf Linden von „Klein-Ru-<br />

mänien“ spricht, ist damit nicht das Balkanland<br />

gemeint, sondern eine Arbeiter-Siedlung, die<br />

der „Eisenbahnkönig“ Bethel Henry Strousberg<br />

1869 auf dem Gelände der späteren Hanomag-<br />

Maschinenfabrik erbauen ließ. Die Siedlung trug<br />

diesen Namen aufgrund der Ausfuhren nach<br />

Rumänien, wo Strousberg Konzessionen über<br />

900 km Bahnstrecken und die Lieferung von<br />

Lokomotiven erhalten hatte. Bei den Arbeitern<br />

handelte es sich häufi g um Zuwanderer aus<br />

Schweden, Schlesien, Pommern und Bayern.<br />

Allein 1869 und 1870 zogen etwa 1.000-2.000<br />

Menschen pro Jahr nach Linden.<br />

Die Einheimischen in Linden betrachteten die<br />

Zuwanderer als Konkurrenten um Wohnraum,<br />

Nahrungsmittel und den Zugang zu den kom-<br />

munalen Weiden und Waldgebieten. Eine Folge<br />

war gesellschaftliche Ausgrenzung, indem man<br />

die Neubürger z. B. nicht an den gemeinschaft-<br />

lich genutzten Ackerflächen teilhaben ließ.<br />

Die gesellschaftliche Ausgrenzung diente — im<br />

Königreich Hannover wie in Mexiko — trotz<br />

unterschiedlicher Formen den gleichen Zielen:<br />

der Schaffung von Wir-Gruppen und der Absi-<br />

cherung von Privilegien.<br />

Abbildung 21:<br />

Bevölkerungsentwicklung<br />

von Hannover und Linden<br />

von 1812 bis 1890<br />

Abbildung 22: Straße in „Klein-Rumänien“ heute<br />

Das Bildungswesen<br />

Im Gebiet des heutigen Niedersachsen wurde die<br />

allgemeine Schulpfl icht 1646 in der Stadt Han-<br />

nover, 1647 im Herzogtum Braunschweig-Wol-<br />

fenbüttel, 1693 im Fürstentum Osnabrück und<br />

1734 in Lüneburg, Hoya, Calenberg, Göttingen,<br />

Grubenhagen und Diepholz eingeführt. Bis 1888<br />

musste in Hannover <strong>für</strong> den Besuch der Volks-<br />

schule Schulgeld gezahlt werden. Für die Mehr-<br />

heit der Bevölkerung, die sich dies nicht leisten<br />

konnte, gab es daher seit Mitte des 18. Jahr-<br />

hunderts Armenschulen. In der Stadt Hannover<br />

zwang die Zunahme der Einwohnerzahl nach<br />

der Annexion durch Preußen 1866 zu einem ver-<br />

stärkten Ausbau des Bildungswesens.<br />

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ent-<br />

wickelte sich Mexiko beim Aufbau eines staatli-<br />

chen Bildungswesens <strong>für</strong> die breite Bevölkerung<br />

zu einem im lateinamerikanischen Vergleich<br />

fortschrittlichen Land. Als erster Staat des<br />

Subkontinentes führte es 1861 die öffentliche<br />

und kostenlose Pflichtschule ein. 1874 erließ<br />

Mexiko als zweiter Staat Lateinamerikas nach<br />

Chile (1860) eine umfassende staatliche Schul-<br />

gesetzgebung.<br />

© Historisches Seminar und <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Soziologie</strong> der <strong>Leibniz</strong> <strong>Universität</strong> Hannover, 2011

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