Programmheft - Badisches Staatstheater Karlsruhe
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sexyness,<br />
flexiBles tempo &<br />
das autoGraph<br />
auf den spuren des vetters<br />
Wenn man als Dirigent mit einer Operette<br />
wie dem vetter betraut wird, so fragt man<br />
sich üblicherweise und wird gefragt, ob<br />
das denn „gute Musik“ sei. Und man hört<br />
sich dann gegenüber Kollegen, in Interviews<br />
und der Matinee z. B. die gute handwerkliche<br />
Qualität der Partitur des Max-<br />
Bruch-Schülers loben und die stilistische<br />
Vielfalt zwischen deutscher Spätromantik<br />
und den starken Einflüssen der damals<br />
brandneuen Tanzmusik aus Amerika oder<br />
die raffinierten Instrumentationseinfälle<br />
mancher Stellen hervorheben. Das ist<br />
alles richtig – und doch bleibt irgendwo<br />
ein flaues Gefühl zurück. Denn (man sagt<br />
sowas keinesfalls öffentlich!!): In die<br />
Ahnenreihe der sonst im Opernspielplan<br />
vertretenen Komponistengenies passt Herr<br />
Künneke mit seinem Werk bei allem guten<br />
Willen nicht.<br />
Der erste Auslöser für eine ganz andere<br />
Annäherung war der Hinweis, dass der<br />
Nachlass von Eduard Künneke ja in der<br />
Berliner Akademie der Künste verwahrt<br />
20<br />
wird. Ich bewarb mich dort um eine Einsichtnahme,<br />
zunächst mit eher beiläufigem<br />
Interesse. Doch die Entdeckungen, die<br />
ich dort machte, zogen mich so in ihren<br />
Bann, dass ich schließlich viele Tage<br />
dort verbrachte. Das Hauptfundstück: Die<br />
autographe Partitur des Werks! Von Operetten<br />
wurden nämlich seinerzeit, da das<br />
ein schneller und kommerziell orientierter<br />
Markt war, üblicherweise nur ein Klavierauszug<br />
sowie die einzelnen Stimmen für<br />
die Orchestermusiker gedruckt. Eine Partitur,<br />
die dem Dirigenten eine genaue Übersicht<br />
gibt, wurde nicht hergestellt. Das hat<br />
zur Folge, dass man bei Details der Einstudierung,<br />
in Fragen der Artikulation, Dynamik<br />
und Phrasierung und vor allem auch<br />
beim Bereinigen von Fehlern, von denen<br />
es in dem meist eilig herausgebrachten<br />
Material regelmäßig nur so wimmelt, im<br />
Dunkeln tappt.<br />
Diese Situation ist nun seit so vielen Jahrzehnten<br />
die gängige Praxis, dass sie von<br />
manchem schon zur lieb gewonnenen