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Reisen 59<br />
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wesen sind. Am Heiligen Abend, wenn<br />
die Kinder bereits im Bett lagen, kam der<br />
Chlaus und bescherte den Chlauserzüüg.<br />
Heute wird das Innere des Chlausezüüg<br />
nicht mehr aus Teig hergestellt, sondern<br />
es wird ein fünfeckiges, sich nach oben<br />
verjüngendes Holzgestell gefertigt. Devisli<br />
und Bickli werden daran befestigt, dem<br />
ein kleines, geschmücktes Christbäumchen<br />
auf der Spitze ein festliches Gepräge<br />
gab.<br />
Die Bickli und Devisli werden heute nicht<br />
mehr verzehrt, sondern können während<br />
der Jahre wieder verwendet werden. Früher<br />
war der Chlauserzüüg der einzige<br />
Weihnachtsbaum der Appenzeller, aber<br />
auch heute noch ziert er neben dem<br />
Christbaum manche Appenzeller Stuben.<br />
Martin Fuchs ist eine der Entdeckungen<br />
der Appenzeller Malerszene. Der gebürtige<br />
Dorfappenzeller trat im November<br />
2009 erstmals mit einer Reihe seiner<br />
Werke vor ein breites Publikum. Er befasst<br />
sich seit 1997 intensiv mit Zeichen<br />
und Maltechniken. Anfänglich arbeitete<br />
er in Bleistift und Schulwasserfarbe. Dann<br />
erst machte er Gehversuche in Öl, kopierte<br />
einen anerkannten Künstler und<br />
schaffte auf Anhieb erfreuliche Resultate.<br />
Er wandte sich zunehmend frei gewählten<br />
Motiven zu, die schon jetzt seinen<br />
eigenen Stil erkennen lassen. Im Bereich<br />
der Bauernmalerei (nicht zu verwechseln<br />
mit naiver Malerei) fallen Szenerien auf, die<br />
mit wenigen Elementen auskommen: Ein<br />
Bauernhaus am Hang, zwei Kühe. Nichts ist<br />
überzeichnet, die Bilder sind nicht „überladen“<br />
mit tausenderlei Dingen. Sie wirken<br />
als Abbild der Landschaft authentisch. Gekonnt<br />
setzt Martin Fuchs auch Dorfansichten<br />
bei Nacht um, mit einem Flair für Lichtverteilung<br />
und stimmige Atmosphäre. Einen<br />
völlig anderen Ansatz haben seine Landschaften,<br />
die leben aus einem kühneren<br />
Pinselstrich.<br />
Der Sennensattler Roger Dörig hat sein<br />
Handwerk, eine Kombination von Goldschmied<br />
und Sattler, vom Vater und Großvater<br />
gelernt; seit 128 Jahren gibt es die<br />
Werkstatt in dem kleinen, typischen Appenzeller<br />
Holzhaus in der Poststraße. Alles ist<br />
hier wie früher, wie zu Zeiten seines Großvaters<br />
Hans Fuchs. Er übt seinen Beruf mit<br />
viel Herzblut aus, es gehen Hobby und Beruf<br />
zusammen, meint Dörig im Gespräch.<br />
Da der Sennensattler kein Ausbildungsberuf<br />
sei, habe er die Handgravur in der Abendschule<br />
gelernt und viele Techniken von einem<br />
pensionierten Goldschmied erfahren.<br />
Ursprung des Sennensattlers war der Sattlerberuf.<br />
In der Werkstatt kann der Interessierte<br />
den Sennensattler beim Zeichnen,<br />
Ziselieren, Nähen, Sägen, Nieten, Feilen und<br />
Polieren über die Schulter schauen und dabei<br />
feststellen, wie viel Geschick es braucht,<br />
um beschlagene Gürtel, Hosenträger und<br />
Glockenriemen zu fertigen.