Work-Life-Balance für Unternehmensleitung ... - Wirtschaftsmagazin
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Panzer ein paar Risse erhalten und, so<br />
meint er, es werde die Zeit kommen, da er<br />
sich den vernachlässigten Seiten seiner<br />
Persönlichkeit zuwenden werde. Er weiss<br />
also, dass noch verborgene Qualitäten in<br />
ihm schlummern.<br />
Disziplin und Kraft – Gier und Angst<br />
Viele Führungspersönlichkeiten wissen um<br />
ihr eigenes unentfaltetes Potenzial und<br />
das ihrer Mitarbeitenden. Sie erkennen,<br />
auch mit einem gewissen Bedauern – meist<br />
jedoch ohne einen entscheidenden Änderungsimpuls<br />
– dass die wettbewerbsorientierte<br />
Arbeitswelt diese Ressourcen nicht nur<br />
nicht fördert, sondern im Gegenteil, sie<br />
verschüttet und vermauert. Über dieses Thema<br />
ist bereits viel geschrieben worden. Dazu<br />
gehört auch die Arbeit von B. A. Lietaer. Er<br />
hat im Buch «Mysterium Geld» die Wirkungsweise<br />
von Geldsystemen untersucht. Dabei<br />
stellte er fest, dass Wirtschaftsunternehmen<br />
primär den Krieger mit seiner Disziplin und<br />
Kraft begünstigen und verkörpern.<br />
Was das Buch von Lietaer so lesenswert<br />
macht, ist seine unkonventionelle Analyse<br />
des Geldsystems, das unser Wirtschaftsleben<br />
und damit auch unser Gefühlsleben<br />
und Verhalten nachhaltig prägen. Zum<br />
Verständnis des Geldsystems führt er als<br />
weiteren Archetyp die grosse Mutter ein.<br />
Sie wird als die dunkle, nährende Mutter<br />
beschrieben, die alles Leben schafft. Sie ist<br />
die Macht der Fruchtbarkeit und auch die<br />
Herrin des Todes. Lietears Thesen lauten:<br />
1. Der Archetyp der grossen Mutter<br />
wirkte bei der Erfindung des Geldes<br />
mit. So spielte das Vieh – ein Symbol<br />
der Grossen Mutter – in der antiken<br />
Welt als Tausch- und Zahlungsmittel<br />
eine grosse Rolle. Dieser Archetyp<br />
ist jedoch seit einigen Jahrhunderten<br />
unterdrückt, was Auswirkungen auf<br />
unser Wirtschaftsleben hat.<br />
2. Gier und die Angst vor Knappheit<br />
– die Schattenanteile der grossen<br />
Mutter – sind durch Furcht miteinander<br />
verbunden. Sie werden heute als<br />
selbstverständlich wahrgenommen und<br />
bestimmen insbesondere Geldsystem<br />
und Volkswirtschaft.<br />
Gier führt zur Anhäufung von Reichtum, der<br />
verteidigt werden muss, und Knappheit zum<br />
Kampf um die Ressourcen. Dies bedeutet,<br />
dass Krieger gebraucht werden, um die<br />
Mechanismen des Wirtschaftssystems zu<br />
schützen. Diese Sicht auf die aktuelle ökonomische<br />
Situation fängt grundlegende<br />
Mechanismen ein: Die Archetypen geben<br />
den Blick frei auf einfache Dynamiken eines<br />
Systems, das an sich selber leidet. In diesem<br />
Zusammenhang stellt sich die Frage,<br />
ob Führungskräfte in der Wirtschaft überhaupt<br />
eine Chance haben, das prägende<br />
Grundmuster von Gier und Angst vor Knappheit<br />
zu übersteigen und einen eigenständigen<br />
Weg zu innerem Reichtum und Fülle –<br />
die positiven Aspekte der grossen Mutter –<br />
zu gehen?<br />
Weg nach Innen<br />
In den Aus- und Weiterbildungsprogrammen<br />
<strong>für</strong> Führungskräfte stehen Lehrgänge im<br />
Mittelpunkt, die mentales Wissen fördern.<br />
Auch die Schulung der sozialen Kompetenz<br />
sowie Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung<br />
haben in den letzten Jahren ihren<br />
Platz eingenommen. Was mehrheitlich in<br />
den Programmen fehlt, ist die Förderung der<br />
spirituellen Intelligenz (SQ), eine Kompetenz,<br />
die uns die Verbundenheit und Einheit<br />
allen Lebens erfahren lässt und uns zu<br />
einem entsprechenden Denken, Fühlen und<br />
Handeln befähigt. Sie lässt uns Zusammenhänge<br />
sehen, neue Möglichkeiten des<br />
Denkens und Seins entwickeln und Sinn<br />
erfahren. Menschen mit hoher spiritueller<br />
Intelligenz leben aus ihrer inneren Mitte,<br />
entfalten die Kräfte des Herzens und dienen<br />
dem Wohl aller Wesen.<br />
Der Schlüssel zur Förderung der spirituellen<br />
Intelligenz ist der Weg nach Innen.<br />
Und dieser Weg steht allen Menschen offen.<br />
Es braucht dazu allein die Bereitschaft:<br />
• die Aufmerksamkeit von Aussen<br />
nach Innen zu wenden.<br />
• Unser Alltag fordert die Konzentration<br />
im Aussen. Lenken wir unsere<br />
Aufmerksamkeit z.B. auf unsere<br />
Atembewegung und dies täglich nur ein<br />
paar Atemzüge, so bereiten wir den Weg<br />
nach Innen. Paradoxerweise fördert<br />
die Achtsamkeit auf die so genannten<br />
unscheinbaren Dinge des Lebens die<br />
Konzentration beim Arbeiten.<br />
• Stille zu suchen und Stille zu sein.<br />
Wir leben in einer lärmigen Welt.<br />
Viele sehnen sich nach Stille.<br />
Öffnen wir uns <strong>für</strong> das Schweigen, so<br />
kommt unser aktiver Geist zur Ruhe,<br />
unsere aufgewühlten Emotionen klären<br />
sich und Frieden, Zufriedenheit und<br />
Dankbarkeit stellen sich ein.<br />
37<br />
• offen zu sein <strong>für</strong> den grundlosen Grund,<br />
die Quelle der spirituellen Intelligenz.<br />
Bezeichnet mit vielen Namen, bleibt<br />
diese Wirklichkeit gleichwohl namenlos.<br />
Dem menschlichen Zugriff verschlossen,<br />
schenkt sie Heimat und Sicherheit,<br />
in jeder Situation mit Gewissheit das<br />
Richtige zu tun.<br />
Die Führungspersönlichkeit, die auch den<br />
Weg nach Innen auslotet, ist Krieger mit der<br />
Fähigkeit zur Durchsetzung, Planung und<br />
Sicherung. Diese Kriegerin ist aber verbunden<br />
mit der Grossen Mutter und darum<br />
fähig, ohne Panzer gewaltlos und kraftvoll zu<br />
arbeiten und zu leben. Im Geist von Pablo<br />
Picasso finden diese Menschen im wahrsten<br />
Sinn des Wortes Neues. Sie überbrücken<br />
mit Kreativität und Intuition schmerzliche<br />
Zersplitterung und unheilvolle Trennung, wo<br />
immer sie dieser begegnen – auf der persönlichen,<br />
institutionellen und globalen<br />
Ebene, denn sie stehen gewissermassen im<br />
Dienst zum Wohl von Erde und Menschheit.<br />
Literaturhinweis<br />
Danah Zohar, Ian Marshall, Spirituelle Intelligenz,<br />
Scherz Verlag 2000.<br />
Bernard A. Lietaer, Mysterium Geld,<br />
Riemann Verlag 2000.<br />
Details<br />
1 C.G. Jung, Pionier auf dem Feld der archetypischen<br />
Psychologie, definiert den Archetyp als ein wiederkehrendes<br />
Bild, das macht- und geheimnisvoll die Gefühle und<br />
das Verhalten des Menschen strukturiert.<br />
Bild © www.danielschmuki.ch