Work-Life-Balance für Unternehmensleitung ... - Wirtschaftsmagazin
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Fabienne Amstad<br />
Prof. Dr. Norbert K. Semmer<br />
Institut <strong>für</strong> Psychologie<br />
an der Universität Bern<br />
Das Zusammenspiel zwischen Erwerbsarbeit<br />
und Familie ist zu einem wichtigen Thema<br />
in unserer Gesellschaft herangewachsen.<br />
Auch in der Psychologie hat dieses Thema<br />
in den letzten Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit<br />
gewonnen. Die Psychologie<br />
beschäftigt sich mit dem Menschen und wie<br />
er sich in seinen verschiedenen Umwelten<br />
verhält. Menschen dürfen aus diesem Grund<br />
nicht unabhängig von ihren jeweiligen Rollen,<br />
die sie in diesen Umwelten einnehmen<br />
(wie z.B. Berufstätige/r, Vater/Mutter, Partner/in,<br />
Fussballspieler/in etc.) betrachtet<br />
werden. Die arbeits- und organisationspsychologische<br />
Forschung beschäftigt sich<br />
deshalb mit dem Thema Thema <strong>Work</strong>-<br />
Family-<strong>Balance</strong>, indem sie insbesondere<br />
das Zusammenspiel von Arbeitsrollen auf<br />
der einen und Familienrollen auf der anderen<br />
Seite betrachtet und die Vereinbarkeit<br />
dieser Rollen untersucht.<br />
Positive Effekte multipler Rollen<br />
Zunächst ist festzuhalten: Entgegen manchmal<br />
geäusserten Meinungen geht eine<br />
gewisse «Rollenvielfalt» in der Regel mit<br />
besserem Befinden einher. So zeigen verschiedene<br />
Studien beispielsweise, dass das<br />
Befinden und die Gesundheit bei erwerbstätigen<br />
Müttern besser ist als bei nicht<br />
erwerbstätigen. Natürlich sind das Durchschnittswerte,<br />
und im Einzelfall kann das<br />
durchaus anders sein, aber allgemein kann<br />
man festhalten: Rollenvielfalt bereichert<br />
und macht zufriedener.<br />
Konflikte zwischen Arbeit und Familie<br />
Andererseits können natürlich die Anforderungen<br />
eines Lebensbereichs, z.B. der<br />
Arbeit, es erschweren oder sogar verunmöglichen,<br />
Anforderungen in einem anderen<br />
Lebensbereich, z.B. der Familie, zufrieden<br />
stellend zu erfüllen – es entsteht ein Konflikt<br />
zwischen Arbeit und Familie. Das kann zum<br />
Beispiel passieren, wenn eine Person bei<br />
der Arbeit unter Zeitdruck einen Bericht<br />
fertig stellen muss und just an diesem Tag<br />
zusätzlich mit einem Computerproblem konfrontiert<br />
wird. Die Person benötigt dadurch<br />
vielleicht zwei Stunden länger zur Fertigstellung<br />
des Berichtes und kommt deshalb<br />
gereizt und verspätet nach Hause. Die Kinder<br />
sind schon im Bett und der Partner/die<br />
Partnerin ist verärgert, weil <strong>für</strong> diesen<br />
Abend eigentlich vereinbart war, dass man<br />
endlich die gemeinsamen Ferien <strong>für</strong> den<br />
7<br />
kommenden Sommer zusammen planen<br />
würde, was nun erneut nicht mehr möglich<br />
ist. In diesem kurz skizzierten Szenario<br />
hat der Konflikt zwischen Arbeit und Familie<br />
seinen Ursprung in der Arbeit und wirkt sich<br />
auf die Familie aus. Dieser Prozess kann<br />
aber auch in umgekehrter Richtung auftreten.<br />
Ein Familienereignis, wie zum Beispiel<br />
die Krankheit eines Kindes, kann sich auf<br />
die Arbeit auswirken, in dem sich die Person<br />
beispielsweise nicht richtig auf die Arbeit<br />
konzentrieren kann, weil ihre Gedanken<br />
ständig bei dem kranken Kind zu Hause<br />
sind.<br />
Der Konflikt Arbeit-zu-Familie kommt jedoch,<br />
wie verschiedene Studien zeigen, häufiger<br />
vor als der Konflikt Familie-zu-Arbeit.<br />
Auslöser von Arbeit-Familie-Konflikten<br />
Die Auslöser <strong>für</strong> solche Konflikte sind bereichsspezifisch.<br />
Dies bedeutet, Arbeit-zu-<br />
Familie-Konflikte werden durch stressvolle<br />
Arbeitsbedingungen ausgelöst, wie zum<br />
Beispiel Zeitdruck, arbeitsorganisatorische<br />
Probleme oder durch schlechtes Klima im<br />
Arbeitsteam. Familie-zu-Arbeit Konflikte<br />
werden dagegen durch stressvolle Familienbedingungen<br />
ausgelöst, wie beispielsweise<br />
Koordinationsprobleme im Haushalt und<br />
bei der Kinderbetreuung oder Konflikte mit<br />
Partner/in oder Kindern. Betrachtet man<br />
die aktuelle Forschungslage, wird deutlich,<br />
dass, entgegen der häufig intuitiven<br />
Annahme, nicht nur fehlende Zeit im einen<br />
Bereich, aufgrund von zu viel zeitlicher<br />
Inanspruchnahme im anderen Bereich,<br />
einen Grund <strong>für</strong> Konflikte zwischen Arbeit<br />
und Familie darstellt. Die Zeit ist durchaus<br />
wichtig, dennoch sind stressauslösende<br />
Ereignisse, wie z.B. unfaire Behandlung,<br />
fehlende Wertschätzung, mangelnde Informationen,<br />
Konflikte, Unsicherheiten bei der<br />
Tätigkeit, die häufigsten Ursachen <strong>für</strong><br />
Arbeit-Familie-Konflikte.<br />
Folgen von Konflikten zwischen<br />
Arbeit und Familie<br />
Ein Konflikt zwischen Arbeit und Familie<br />
wurde in einer amerikanischen Studie als<br />
einer der zehn häufigsten Stressfaktoren<br />
genannt. Stressvolle Anforderungen bleiben<br />
nicht ohne Folgen, wenn man bedenkt, dass<br />
Stress, insbesondere chronischer Stress,<br />
das Risiko <strong>für</strong> verschiedene Beeinträchtigungen<br />
erhöht. Das gilt <strong>für</strong> psychische