Work-Life-Balance für Unternehmensleitung ... - Wirtschaftsmagazin

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6 Wissenschaft Bild © www.danielschmuki.ch Work-Family-Balance – Seiltanz zwischen Hochs und Tiefs Die Kombination von Arbeit und Familie erleben Personen einerseits als bereichernd, andererseits aber auch als konflikthaft. Psychologische Studien untersuchen in diesem Zusammenhang, welche Prozesse für eine (Im-) Balance verantwortlich gemacht werden können und welche Konsequenzen ein (Un-) Gleichgewicht mit sich bringen kann. Die wichtigsten drei Punkte: • Die Kombination von mehreren Rollen ist grundsätzlich positiv für die Gesundheit und das Wohlbefinden. • Konflikte zwischen Arbeit und Familie werden durch stressvolle Arbeits- und Familienbedingungen ausgelöst. • Setzt man hohe Anforderungen in der Arbeit oder in der Familie, sollten diese unbedingt mit möglichst vielen Ressourcen einhergehen. www.psy.unibe.ch/aop.ch
Fabienne Amstad Prof. Dr. Norbert K. Semmer Institut für Psychologie an der Universität Bern Das Zusammenspiel zwischen Erwerbsarbeit und Familie ist zu einem wichtigen Thema in unserer Gesellschaft herangewachsen. Auch in der Psychologie hat dieses Thema in den letzten Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen. Die Psychologie beschäftigt sich mit dem Menschen und wie er sich in seinen verschiedenen Umwelten verhält. Menschen dürfen aus diesem Grund nicht unabhängig von ihren jeweiligen Rollen, die sie in diesen Umwelten einnehmen (wie z.B. Berufstätige/r, Vater/Mutter, Partner/in, Fussballspieler/in etc.) betrachtet werden. Die arbeits- und organisationspsychologische Forschung beschäftigt sich deshalb mit dem Thema Thema Work- Family-Balance, indem sie insbesondere das Zusammenspiel von Arbeitsrollen auf der einen und Familienrollen auf der anderen Seite betrachtet und die Vereinbarkeit dieser Rollen untersucht. Positive Effekte multipler Rollen Zunächst ist festzuhalten: Entgegen manchmal geäusserten Meinungen geht eine gewisse «Rollenvielfalt» in der Regel mit besserem Befinden einher. So zeigen verschiedene Studien beispielsweise, dass das Befinden und die Gesundheit bei erwerbstätigen Müttern besser ist als bei nicht erwerbstätigen. Natürlich sind das Durchschnittswerte, und im Einzelfall kann das durchaus anders sein, aber allgemein kann man festhalten: Rollenvielfalt bereichert und macht zufriedener. Konflikte zwischen Arbeit und Familie Andererseits können natürlich die Anforderungen eines Lebensbereichs, z.B. der Arbeit, es erschweren oder sogar verunmöglichen, Anforderungen in einem anderen Lebensbereich, z.B. der Familie, zufrieden stellend zu erfüllen – es entsteht ein Konflikt zwischen Arbeit und Familie. Das kann zum Beispiel passieren, wenn eine Person bei der Arbeit unter Zeitdruck einen Bericht fertig stellen muss und just an diesem Tag zusätzlich mit einem Computerproblem konfrontiert wird. Die Person benötigt dadurch vielleicht zwei Stunden länger zur Fertigstellung des Berichtes und kommt deshalb gereizt und verspätet nach Hause. Die Kinder sind schon im Bett und der Partner/die Partnerin ist verärgert, weil für diesen Abend eigentlich vereinbart war, dass man endlich die gemeinsamen Ferien für den 7 kommenden Sommer zusammen planen würde, was nun erneut nicht mehr möglich ist. In diesem kurz skizzierten Szenario hat der Konflikt zwischen Arbeit und Familie seinen Ursprung in der Arbeit und wirkt sich auf die Familie aus. Dieser Prozess kann aber auch in umgekehrter Richtung auftreten. Ein Familienereignis, wie zum Beispiel die Krankheit eines Kindes, kann sich auf die Arbeit auswirken, in dem sich die Person beispielsweise nicht richtig auf die Arbeit konzentrieren kann, weil ihre Gedanken ständig bei dem kranken Kind zu Hause sind. Der Konflikt Arbeit-zu-Familie kommt jedoch, wie verschiedene Studien zeigen, häufiger vor als der Konflikt Familie-zu-Arbeit. Auslöser von Arbeit-Familie-Konflikten Die Auslöser für solche Konflikte sind bereichsspezifisch. Dies bedeutet, Arbeit-zu- Familie-Konflikte werden durch stressvolle Arbeitsbedingungen ausgelöst, wie zum Beispiel Zeitdruck, arbeitsorganisatorische Probleme oder durch schlechtes Klima im Arbeitsteam. Familie-zu-Arbeit Konflikte werden dagegen durch stressvolle Familienbedingungen ausgelöst, wie beispielsweise Koordinationsprobleme im Haushalt und bei der Kinderbetreuung oder Konflikte mit Partner/in oder Kindern. Betrachtet man die aktuelle Forschungslage, wird deutlich, dass, entgegen der häufig intuitiven Annahme, nicht nur fehlende Zeit im einen Bereich, aufgrund von zu viel zeitlicher Inanspruchnahme im anderen Bereich, einen Grund für Konflikte zwischen Arbeit und Familie darstellt. Die Zeit ist durchaus wichtig, dennoch sind stressauslösende Ereignisse, wie z.B. unfaire Behandlung, fehlende Wertschätzung, mangelnde Informationen, Konflikte, Unsicherheiten bei der Tätigkeit, die häufigsten Ursachen für Arbeit-Familie-Konflikte. Folgen von Konflikten zwischen Arbeit und Familie Ein Konflikt zwischen Arbeit und Familie wurde in einer amerikanischen Studie als einer der zehn häufigsten Stressfaktoren genannt. Stressvolle Anforderungen bleiben nicht ohne Folgen, wenn man bedenkt, dass Stress, insbesondere chronischer Stress, das Risiko für verschiedene Beeinträchtigungen erhöht. Das gilt für psychische
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