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Fängt der frühe Vogel den Wurm? - Freie Waldorfschulen in Hessen ...

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THEMA<br />

Naturwissenschaftliche<br />

Bildung im<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten S. 1-3<br />

BILDUNGSPOLITIK<br />

Bildungs- und Erziehungsplan S. 3<br />

Ersatzschulfi nanzierung S. 4<br />

Interview mit<br />

J. E. Feuchthofen, VhU S. 6<br />

PROJEKT<br />

Zivildienst im Land des Candombe S. 5<br />

GEO-Artenvielfalt S. 5<br />

I<strong>den</strong>tity through Initiative IDEM S. 5<br />

<strong>Fängt</strong> <strong>der</strong> <strong>frühe</strong> <strong>Vogel</strong> <strong>den</strong> <strong>Wurm</strong>?<br />

Zur naturwissenschaftlichen Bildung im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten / von Barbara Scholze<br />

Spielend zählen<br />

Lena und Rebecca räumen die mit Sand gefüllten<br />

Spielsäckchen weg. Fünfzehn Stück s<strong>in</strong>d es,<br />

das wissen die bei<strong>den</strong> Vorschulk<strong>in</strong><strong>der</strong> im Waldorfk<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

Eisenbach genau. Gestern<br />

haben sie die Säckchen <strong>in</strong> fünf Dreierreihen<br />

<strong>in</strong>s Regal gelegt. Heute fällt es Lena e<strong>in</strong>, drei<br />

Fünferreihen zu bil<strong>den</strong>. „Guck mal, das geht ja<br />

auch“, freut sie sich.<br />

Gleich nebenan ist Lennart <strong>in</strong>s Zählen vertieft.<br />

Die Lippen fest zusammengepresst und die F<strong>in</strong>gerer<br />

<strong>der</strong> rechten Hand voll im Griff, berechnet<br />

er die Teller, die er für das Frühstück <strong>der</strong><br />

Gruppe auf <strong>den</strong> Tisch stellen muss.<br />

„Zwölf“, endet er schließlich mit e<strong>in</strong>em<br />

Seufzer. Mehr s<strong>in</strong>d heute nicht da.<br />

E<strong>in</strong> Stück weiter versucht Philipp mit e<strong>in</strong>em<br />

Pfannenwen<strong>der</strong> die Holzstücke ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

zu hebeln, die er vorher mühsam<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verzahnt hat und nun aufräumen<br />

soll. Laut polternd fl iegt e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Hölzer durch<br />

<strong>den</strong> Raum. Das Hebelgesetz funktioniert.<br />

S<strong>in</strong>nlose K<strong>in</strong><strong>der</strong>spielchen? Ne<strong>in</strong>, was die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> dem <strong>Vogel</strong>sberger K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten so selbstverständlich<br />

machen, ist Lernen pur. Auch wenn<br />

ke<strong>in</strong> Erwachsener mit logischen und theoretischen<br />

Erklärung daneben steht. Lena, Rebecca,<br />

Lennart und Philipp lernen. Sie können gar<br />

nicht an<strong>der</strong>s, als mit allen S<strong>in</strong>nen das aufzunehmen,<br />

was sie gerade tun. Mit <strong>den</strong> Zahlen und<br />

physikalischen Gesetzen gehen sie unbewusst<br />

um. Dafür umso <strong>in</strong>tensiver und nicht auf Anweisung,<br />

son<strong>der</strong>n durch eigene Wahrnehmung<br />

und Erfahrung.<br />

För<strong>der</strong>n durch Forschen<br />

E<strong>in</strong> Blick auf die Vorgänge <strong>in</strong> <strong>der</strong> oben beschriebenen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartengruppe gibt e<strong>in</strong>e Antwort<br />

auf die heute drängende Elternfrage: „Wie<br />

können wir unser K<strong>in</strong>d optimal för<strong>der</strong>n?“ So<br />

selbstverständlich die Frage ist, so vielfältig s<strong>in</strong>d<br />

die Antworten. Möglichst früh wollen alle mit<br />

Chemie: Messen, Mischen und Backen<br />

Physik – e<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>spiel<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung anfangen. Im dritten Lebensjahr<br />

schon sei <strong>der</strong> optimale Zeitpunkt für das Erlernen<br />

e<strong>in</strong>er zweiten Sprache und für elementares<br />

mathematisches Denken, sagt die Wissenschaft.<br />

Die von <strong>der</strong> Entwicklungspsychologie entdeckten<br />

„kognitiven Fenster“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>frühe</strong>n K<strong>in</strong>dheit<br />

sollen optimal genutzt wer<strong>den</strong>. Daher kooperiert<br />

zum Beispiel e<strong>in</strong> Bremer K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten mit<br />

dem „Universum Science Center“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt:<br />

Im Projekt „Leben am Polarmeer“ erforschen<br />

die Kle<strong>in</strong>sten, warum Eisklumpen schwimmen<br />

und Ste<strong>in</strong>e vers<strong>in</strong>ken (vgl. „Spielend e<strong>in</strong> Genie“,<br />

DIE ZEIT, 25.11.04). Der Frankfurter Vere<strong>in</strong><br />

„Umweltexploratorium“ hilft e<strong>in</strong>er Hofheimer<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte, zur „Erfi n<strong>der</strong>tagesstätte“ zu<br />

wer<strong>den</strong> (Frankfurter Rundschau, 5.12.06). An<strong>der</strong>e<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten führen „Early English“ e<strong>in</strong><br />

o<strong>der</strong> bieten <strong>den</strong> Kle<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>en Computerraum.<br />

Interesse unterstützen<br />

Muss das wirklich se<strong>in</strong>? Manche Eltern zweifeln,<br />

ob bei aller Entdeckerfreude ihres Vierjährigen<br />

naturwissenschaftliche Experimente<br />

und kausale Begründungen<br />

e<strong>in</strong>e gesunde<br />

Entwicklung wirklich<br />

för<strong>der</strong>n. Nicht nur<br />

Waldorfpädagogen<br />

bestätigen solche<br />

Zweifel: Der <strong>frühe</strong><br />

<strong>Vogel</strong> fängt eben nicht<br />

unbed<strong>in</strong>gt <strong>den</strong> <strong>Wurm</strong>,<br />

wie e<strong>in</strong>e 2005 veröffentlichte<br />

Studie von<br />

Patrick Puhani und<br />

Andrea Weber (TU<br />

Darmstadt) zeigt: Die<br />

<strong>frühe</strong>r e<strong>in</strong>geschulten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> waren am<br />

Ende <strong>der</strong> Grundschule<br />

nicht besser als die<br />

später E<strong>in</strong>geschulten.<br />

Computer- o<strong>der</strong> Physikunterricht<br />

müssen<br />

nicht schon im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

beg<strong>in</strong>nen.<br />

Denn kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> lernen unspektakulär im<br />

Alltag und ganzheitlich. „Es genügt, dass die<br />

Erzieher<strong>in</strong> erkennt, wo e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d etwas entdeckt<br />

o<strong>der</strong> sich für etwas <strong>in</strong>teressiert, und dies<br />

dann unterstützt“, sagt Thomas Rauschenbach,<br />

Direktor des Deutschen Jugend<strong>in</strong>stituts (DIE<br />

ZEIT, 17.01.06).<br />

Natürlich setzt das voraus, dass es etwas zu<br />

entdecken gibt: Vielfältige Anregungen und<br />

Angebote <strong>in</strong> <strong>der</strong> unmittelbaren Umgebung s<strong>in</strong>d<br />

ebenso lernför<strong>der</strong>nd wie Menschen, die selbst<br />

<strong>in</strong> Bewegung s<strong>in</strong>d und dem K<strong>in</strong>d etwas vormachen.<br />

„Die Kraft <strong>der</strong> Nachahmung sollten<br />

wir ernst nehmen,“ empfi ehlt die Frankfurter<br />

Waldorfpädagog<strong>in</strong> Ursula Lapp-Eichenberg.<br />

„Es kommt auf unser eigenes Interesse, auf das<br />

Handeln des Erwachsenen an.“<br />

Erfahrung belehrt<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben e<strong>in</strong> großes Interesse an <strong>den</strong> Ersche<strong>in</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Natur. Sie gehen neugierig<br />

forschend, fragend und probierend auf die Welt<br />

zu. Sie folgen ihrer spontanen Empfi ndung und<br />

handeln unmittelbar. Sie wer<strong>den</strong> dabei durch<br />

ihre Erfahrungen belehrt. Erklärungen und<br />

kritische Refl exion wür<strong>den</strong> <strong>den</strong> Tatendrang nur<br />

bremsen o<strong>der</strong> gar blockieren.<br />

„F<strong>in</strong>de ich es z.B. <strong>in</strong>teressant, wie verschie<strong>den</strong><br />

unterschiedlich lange Aststücke beim Klopfen<br />

kl<strong>in</strong>gen“, bestätigt Hartmut Jaik, Erzieher im<br />

Kasseler Waldorfk<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Goetheanlage,<br />

„<strong>in</strong>teressieren sich auch die K<strong>in</strong><strong>der</strong> sofort dafür.<br />

Sie probieren es aus und bauen aus <strong>den</strong> Hölzern<br />

Musik<strong>in</strong>strumente. Natürlich ist es dann gut,<br />

wenn ich dabei erzählen kann, von welchem<br />

Baum das Holzstück stammt. Solche Situationen<br />

s<strong>in</strong>d aber nicht planbar. Sie ergeben sich<br />

im Tageslauf. Der Erzieher muss für diese Momente<br />

nur wachsam se<strong>in</strong> und sie nutzen.“<br />

Wichtig ist daher, wie das tägliche Leben gestaltet<br />

wird, so dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong> solche Erfahrungen<br />

machen können.<br />

Am warmen Herd<br />

Im Dietzenbacher Waldorfk<strong>in</strong><strong>der</strong>garten hat<br />

daher je<strong>der</strong> Gruppenraum nicht nur die übliche<br />

BUCHTIPP<br />

Bewährung S. 7<br />

Absolventen von <strong>Waldorfschulen</strong> S. 7<br />

Perspektiven e<strong>in</strong>es Dialogs S. 7<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>nen,<br />

liebe Leser,<br />

Nr. 12 / März 2007<br />

RUNDBLICK<br />

Meldungen S. 8<br />

Impressum S. 8<br />

Küchenzeile, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>en echten Küchenherd.<br />

Wenn Tim mit e<strong>in</strong>em Streichholz das<br />

Feuer im Ofen entzündet, und die Erzieher<strong>in</strong><br />

anschließend e<strong>in</strong>en Topf Suppe auf dem Herd<br />

wärmt, ist <strong>der</strong> Zusammenhang für <strong>den</strong> Jungen<br />

klar. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> lernen so nicht nur mit Streichhölzern<br />

umzugehen. Sie beobachten das Verbrennen<br />

des Holzes. Wie gemütlich ist es, im<br />

W<strong>in</strong>ter am Feuer zu sitzen, die Wärme wohlig<br />

zu spüren, <strong>den</strong> dampfen<strong>den</strong> Kessel und die Glut<br />

zu beobachten.<br />

„Lernen ist im Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter ke<strong>in</strong> zentraler,<br />

son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> peripherer Prozess. Das K<strong>in</strong>d<br />

lernt nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Distanz se<strong>in</strong>er selbst zu <strong>den</strong><br />

Ereignissen, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gebun<strong>den</strong>heit<br />

<strong>in</strong> diese“, erklärt Diplom-Pädagoge Wolfgang<br />

Saßmannshausen von <strong>der</strong> Internationalen Vere<strong>in</strong>igung<br />

<strong>der</strong> Waldorfk<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten. Nur mit <strong>der</strong><br />

s<strong>in</strong>nlichen Wahrnehmung erlebt das K<strong>in</strong>d <strong>den</strong><br />

S<strong>in</strong>n, <strong>der</strong> <strong>den</strong> Ersche<strong>in</strong>ungen <strong>in</strong>newohnt. Der<br />

langsam <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wärme aufgehende Brotteig<br />

o<strong>der</strong> Butter und Milch, die <strong>in</strong> <strong>den</strong> Kuchenteig<br />

e<strong>in</strong>gerührt wer<strong>den</strong>, bieten s<strong>in</strong>nliche E<strong>in</strong>drücke<br />

<strong>der</strong> stoffl ichen Eigenschaften und ihrer Verän<strong>der</strong>ungen.<br />

Möglichst viele solcher Situationen zu schaffen,<br />

die ursprüngliche Handlungen ermöglichen, ist<br />

e<strong>in</strong> entsprechend wichtiges Ziel im Waldorfk<strong>in</strong><strong>der</strong>garten.<br />

Naturgesetze erleben<br />

Aber bildet das schon mathematische und naturwissenschaftliche<br />

Kompetenzen aus, die als<br />

beson<strong>der</strong>s wichtig angesehen wer<strong>den</strong>?<br />

E<strong>in</strong>e Antwort ergibt sich aus <strong>der</strong> zentralen Bedeutung,<br />

die dem freien, unbee<strong>in</strong>fl ussten Spiel<br />

für die Entwicklung des K<strong>in</strong>des zukommt.<br />

Fortsetzung auf Seite 2<br />

welche Freude zeigen kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>, wenn<br />

sie Schritt für Schritt ihre Umgebung entdecken,<br />

mit welch unermüdlichem Eifer lernen<br />

sie zu laufen und wie vorurteilsfrei begegnen<br />

sie allem Neuen. Die K<strong>in</strong>dheitsphase, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Entwicklungen noch mit e<strong>in</strong>em Riesentempo<br />

voranschreiten, steht im Mittelpunkt<br />

dieser Ausgabe: Pädagogen, Therapeuten<br />

und e<strong>in</strong> Vertreter <strong>der</strong> Wirtschaft äußern sich<br />

zur vorschulischen Bildung.<br />

Die Studie über Absolventen <strong>der</strong> Waldorfschule,<br />

aber auch die Projektberichte von<br />

Waldorfschülern und Ehemaligen lassen<br />

erkennen, dass e<strong>in</strong>e sorgfältige Erziehung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit sich später auszahlt.<br />

E<strong>in</strong>e anregende Lektüre wünscht Ihnen<br />

Norbert Handwerk


Nr. 12 / März 2007 / 2<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

In ihm lernt es durch nachahmendes und wie<strong>der</strong>holendes<br />

Tun, beispielsweise Physik:<br />

Das Bewusstse<strong>in</strong> für die Qualitäten von Raum<br />

und Zeit, von Menge und Zahl, von geometrisch-mathematischen<br />

Gesetzmäßigkeiten ist<br />

bei kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n noch eng mit ihrer körperlichen<br />

Entwicklung verbun<strong>den</strong>. Die Eigenschaften<br />

und Gesetzmäßigkeiten ihrer Umwelt<br />

erfahren Marie, Jacob o<strong>der</strong> Tessa am eigenen<br />

Leib: Schon wenn sie sich aufrichten und gehen<br />

lernen, erleben sie die Schwerkraft und die<br />

Mechanik und Reibungswärme beim Sägen<br />

Dimensionen des Raumes. Wenn sie schaukeln<br />

und rutschen, Karussell fahren und seilspr<strong>in</strong>gen,<br />

erleben sie die Naturgesetze s<strong>in</strong>nlich. Die<br />

wissenschaftlichen Begriffe von Schwung und<br />

Reibung, von Schwerkraft o<strong>der</strong> Fliehkraft spielen<br />

dabei ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Was die K<strong>in</strong><strong>der</strong> so selbstverständlich erleben,<br />

vollziehen sie anschließend im Spiel nach.<br />

Wenn Jacob auf <strong>der</strong> Rutsche sitzt o<strong>der</strong> Tessa die<br />

Rodelbahn h<strong>in</strong>unter saust, fühlen sie mit dem<br />

gesamten Körper die schiefe Ebene. Beim Spielen<br />

Im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten o<strong>der</strong> zu Hause lassen sie<br />

dann später folgerichtig Kastanien auf schiefen<br />

Brettern herunterrollen o<strong>der</strong> sie br<strong>in</strong>gen ihre<br />

Erfahrung beim Bau e<strong>in</strong>er Murmelbahn e<strong>in</strong>.<br />

Probieren geht über Studieren<br />

Genauso nutzen kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Umgang<br />

mit naturbelassenem Material die<br />

Gelegenheit, selbständig zu bauen und zu<br />

konstruieren. Nach dem Motto „Probieren<br />

geht über Studieren“ entstehen Brücken<br />

und Türme, Hochhäuser und Luxusvillen.<br />

Und immer mit unbewusster Anwendung<br />

von Hebelgesetzen, Statik und Balance.<br />

Die Erfahrung dabei nehmen die kle<strong>in</strong>en<br />

Forscher tief <strong>in</strong> sich auf und schaffen so<br />

Statik und schiefe Ebene<br />

die Voraussetzungen, um später kausale<br />

Erklärungen zu verstehen.<br />

Neben <strong>der</strong> großen Regenpfütze sitzend, schaut<br />

Lena andächtig zu, wie Sand und Ste<strong>in</strong>e trudelnd<br />

untergehen, während die Blätter und<br />

die R<strong>in</strong><strong>den</strong>stückchen, die Philipp h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> wirft,<br />

munter an <strong>der</strong> Oberfl äche schwimmen. Vor allem<br />

beim Spielen im <strong>Freie</strong>n erfahren die K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

wie verschie<strong>den</strong> Sand, Lehm, Wasser, Holz<br />

und Ste<strong>in</strong>e nicht nur sich anfühlen, son<strong>der</strong>n<br />

auch reagieren.<br />

Ordnung, Überblick, Systematik<br />

Und auch nach dem Spiel geht das Lernen beim<br />

Aufräumen weiter. Die Tücher kommen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Korb, die Bauklötze <strong>in</strong> die Holzkiste und<br />

die Werkzeuge <strong>in</strong>s Regal. Fünfzehn Schäfchen<br />

sammelt Patrick e<strong>in</strong>: fünf große, fünf mittlere<br />

und fünf kle<strong>in</strong>e. Die langen Spiel-Bän<strong>der</strong> muss<br />

Maria zunächst noch abmessen und sortieren:<br />

es gibt drei ganz lange, drei lange, drei mittlere<br />

und drei kurze Bän<strong>der</strong>. Diese täglich wie<strong>der</strong>hol-<br />

Mathematik beim Tischdecken<br />

te Aufräumaktion ist nicht nur angewandte Mathematik.<br />

„Sie schafft neben <strong>der</strong> äußeren auch<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Ordnung, för<strong>der</strong>t <strong>den</strong> Überblick<br />

und die Selbständigkeit“ sagt Gabriele Kynast,<br />

Erzieher<strong>in</strong> im Waldorfk<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Eisenbach.<br />

Tatsachenlogik und das Verständnis für Systematik<br />

entstehen damit aus <strong>der</strong> Handlung heraus<br />

und wer<strong>den</strong> nicht oberfl ächlich antra<strong>in</strong>iert.<br />

Teilen des Brotes<br />

Ähnlich selbstverständlich erobern sich Lena,<br />

Rebecca, Tim und viele an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Waldorfk<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

täglich weitere naturwissenschaftliche<br />

Gebiete.<br />

Der Umgang mit Zahlen wird beim täglichen<br />

Zubereiten des Frühstücks selbstverständlich.<br />

Wenn die K<strong>in</strong><strong>der</strong> beim Backen sorgfältig die<br />

Zutaten für <strong>den</strong> Teig abmessen, die halben<br />

Brötchen bestreichen und dazu die geviertelten<br />

Äpfel verteilen, gew<strong>in</strong>nen sie e<strong>in</strong>e praktische<br />

Vorstellung von Mengen. Anschließend wird<br />

beim Spiel im Kaufmannsla<strong>den</strong> die Ware mit<br />

<strong>der</strong> Waage abgewogen, <strong>der</strong> Preis festgelegt und<br />

auf die Hand abgezählt.<br />

Mathe im Dreiviertel-Takt<br />

Sogar das tägliche S<strong>in</strong>gen ist Teil dieses Kon-<br />

Zählen und…<br />

zepts: Lennart und Lena stampfen Zweier-,<br />

Dreier- o<strong>der</strong> Vierertakt, hüpfen und klatschen<br />

<strong>in</strong> die Hände. Indem sie nachahmend mits<strong>in</strong>gen<br />

und dabei Intervalle hören, nehmen sie mathematische<br />

Gesetzmäßigkeiten auf, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Musik leben. Auch bei Reigen und Tanzspielen,<br />

bei <strong>den</strong>en das erste K<strong>in</strong>d nach e<strong>in</strong>em Partner<br />

suchend durch <strong>den</strong> Kreis geht und schließlich<br />

zwei, vier o<strong>der</strong> acht K<strong>in</strong><strong>der</strong> herumwirbeln,<br />

funktioniert das so.<br />

Viele Tätigkeiten im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten s<strong>in</strong>d begleitet<br />

von Versen und Lie<strong>der</strong>n, wie etwa das Seilspr<strong>in</strong>gen.<br />

Wenn die K<strong>in</strong><strong>der</strong> rhythmisch hüpfen und<br />

dazu s<strong>in</strong>gen „Henriette, goldne Kette, goldner<br />

Schuh, wie alt bist du? 1 – 2 – 3 – 4 …“ erüben<br />

sie unbewusst die Zahlenfolge. Geometrie lernen<br />

sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eurythmie und im Reigen, wenn<br />

sie Formen wie Kreis und Mittelpunkt, Oval,<br />

Gerade und Spirale bewegen, und zwar immer<br />

<strong>in</strong>nen und außen, oben und unten, rechts und<br />

l<strong>in</strong>ks. Die räumliche Vorstellungskraft und das<br />

Gefühl für Proportionen schulen sich daran.<br />

Lehr-Garten<br />

Täglich gehen Lennart, Rebecca und Philipp <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> Garten, <strong>der</strong> seit Fröbel (vgl. Info-Kasten)<br />

wichtiger Bestandteil e<strong>in</strong>es je<strong>den</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens<br />

ist. Hier wer<strong>den</strong> die Grundlagen des späteren<br />

Biologieunterrichts gelegt. Im festen Rhythmus<br />

des Tages-, Wochen- und Jahreslaufs lernen sie<br />

die Pfl anzen nicht nur kennen, son<strong>der</strong>n verfolgen<br />

Wachsen, Blühen und Welken. Ebenso beobachten<br />

sie die Tiere, bestaunen Regenbogen<br />

und Wolken, nehmen <strong>den</strong> Jahreslauf wahr mit<br />

se<strong>in</strong>em Sonnengang, <strong>der</strong> wechseln<strong>den</strong> Helligkeit<br />

und Dunkelheit, <strong>der</strong> Wärme und <strong>der</strong> Kälte.<br />

Hexenküche<br />

Beson<strong>der</strong>s spannend wird es, wenn die Erzieher<strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> großen Färbekessel anheizt. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

tragen zusammen, was später das Wun<strong>der</strong> des<br />

Farbwechsels vollzieht: die Birkenblätter, die<br />

e<strong>in</strong> kräftiges Gelb <strong>in</strong> die Sei<strong>den</strong>tücher zaubern,<br />

die Krappwurzel, die für e<strong>in</strong> warmes Rot sorgt,<br />

und die Walnussschalen, die e<strong>in</strong> molliges Braun<br />

hervorrufen. Schon nach kurzer Zeit nehmen<br />

die weißen Stoffe und Garne die entsprechende<br />

Farbe an. Noch schnell alles Gefärbte <strong>in</strong>s klare<br />

Wasserbad, und Lennart, Rebecca und ihre<br />

Freunde freuen sich: Die Verwandlungsprozes-<br />

Teilen<br />

se von Holz <strong>in</strong> Wärme und Asche, von weißen<br />

zu gefärbten Stoffen machen Spaß. Das chemische<br />

Experiment ist gelungen!<br />

Staunen und Begreifen<br />

Lena, Rebecca, Lennart und Philipp erleben<br />

so die Welt im Sehen, Hören, Riechen, Schmecken,<br />

Fühlen und Anfassen mit allen S<strong>in</strong>nen.<br />

Durch die sich wie<strong>der</strong>holen<strong>den</strong>, differenzierten<br />

Erlebnisse verb<strong>in</strong><strong>den</strong> sie sich seelisch mit<br />

<strong>der</strong> Natur. Und sie lernen etwas, das als Voraussetzung<br />

aller Wissenschaft und Forschung<br />

nicht verloren gehen darf: Sie lernen staunen.<br />

Die damit verbun<strong>den</strong>e Achtung und Ehrfurcht<br />

gegenüber <strong>den</strong> Naturersche<strong>in</strong>ungen grün<strong>den</strong><br />

e<strong>in</strong> Verantwortungsgefühl und e<strong>in</strong> religiöses,<br />

moralisches Fundament im K<strong>in</strong>d.<br />

Haben die K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e unmittelbare Erfahrung<br />

von <strong>der</strong> unerschöpfl ichen Fülle <strong>der</strong> S<strong>in</strong>neswelt<br />

bekommen, bleiben Staunen und produktive<br />

Neugierde erhalten. In <strong>der</strong> Schulzeit gel<strong>in</strong>gt<br />

dann unspektakulär <strong>der</strong> Wechsel zu e<strong>in</strong>em bewussten<br />

„Begreifen“ auch mit dem Verstand.<br />

Das rationale gedankliche Element trifft auf<br />

e<strong>in</strong>e Empfi ndungsgrundlage, die schon <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong>dheit gelegt wurde. Dies hilft, sich als Erwachsener<br />

nicht nur über <strong>den</strong> Kopf mit <strong>der</strong> Welt<br />

zu verb<strong>in</strong><strong>den</strong>, son<strong>der</strong>n als ganzer Mensch mit<br />

Kopf, Herz und Hand.<br />

Vgl. Patzlaff,R./ Saßmannshausen,W.: Leitl<strong>in</strong>ien<br />

<strong>der</strong> Waldorfpädagogik für die K<strong>in</strong>dheit von 3 bis<br />

9 Jahren, Teil I, Stuttgart 2005, ISBN 3-927286-<br />

46-X 3-9,<br />

Vgl. Kardel,T. u.a.: Leitl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> Waldorfpädagogik<br />

für die K<strong>in</strong>dheit von 3 bis 9 Jahren, Teil II: Bildungsziele,<br />

Stuttgart 2006, ISBN 10-927286-65-6<br />

Alle Fotos Seite 1-3: Ch.Fischer<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

Vor hun<strong>der</strong>tdreißig Jahren richtete Friedrich<br />

Fröbel <strong>den</strong> ersten K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten e<strong>in</strong>.<br />

Nicht <strong>der</strong> bis dah<strong>in</strong> übliche Unterricht <strong>in</strong><br />

christlicher Lehre stand im Mittelpunkt,<br />

son<strong>der</strong>n vor allem Spiele und Lie<strong>der</strong>,<br />

Gruppentänze und Reigen. K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

wur<strong>den</strong> die rasch sich verbreiten<strong>den</strong><br />

E<strong>in</strong>richtungen nicht etwa genannt, weil<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> als Pfl anzen galten, son<strong>der</strong>n<br />

weil die K<strong>in</strong><strong>der</strong> dort als Gärtner <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

wirklichen Garten tätig wer<strong>den</strong> sollten.<br />

Beim Säen und Pfl anzen, beim Gießen<br />

und Pfl egen können sie das Pfl anzenwachstum<br />

beobachten. Sie bekommen<br />

e<strong>in</strong> Gefühl von ihrer eigenen Größe, für<br />

langsame Prozesse. Orte, D<strong>in</strong>ge, Namen<br />

und Eigenschaften prägen sich e<strong>in</strong>. In<br />

Boston (USA) wur<strong>den</strong> von Fröbels Anhängern<br />

aus <strong>den</strong>selben Motiven <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

ärmeren Stadtviertel Sandgärten e<strong>in</strong>gerichtet,<br />

wo Erzieher<strong>in</strong>nen die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

beim Spielen im <strong>Freie</strong>n auf diesen Sandplätzen<br />

betreuten. nhw


Spiel – Experiment - Kunst<br />

Gespräch mit Stefan Krauch, Diplom-Sozialpädagoge im „Haus des K<strong>in</strong>des“, Frankfurt-Nie<strong>der</strong>ursel<br />

waldorf-hessen: Herr Krauch, wie beurteilen<br />

Sie als Waldorfpädagoge die For<strong>der</strong>ung nach<br />

naturwissenschaftlicher Bildung im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten?<br />

S. Krauch: Im<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenalter<br />

kann es nicht<br />

um die <strong>in</strong>tellektuelle<br />

Erziehung<br />

gehen. Aber hier<br />

wird das Fundament<br />

gelegt, um<br />

als Erwachsener<br />

wissenschaftlich<br />

arbeiten zu können.<br />

Wir schulen<br />

zum Beispiel die<br />

Wahrnehmung, wenn wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Osterzeit etwas<br />

Samen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Beet o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Schale<br />

streuen und die K<strong>in</strong><strong>der</strong> dann täglich die Verän<strong>der</strong>ung,<br />

das Keimen beobachten.<br />

waldorf-hessen: Lässt sich das wirklich mit<br />

physikalischen Experimenten vergleichen,<br />

die heute <strong>in</strong> manchem K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten gemacht<br />

wer<strong>den</strong>?<br />

S. Krauch: Je natürlicher <strong>der</strong> wissenschaftliche<br />

Versuch <strong>in</strong> <strong>den</strong> Alltag <strong>in</strong>tegriert ist, um so<br />

wirksamer ist er pädagogisch. Ich muss Gelegenheiten<br />

schaffen, wo die K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit ihrem<br />

Körper experimentieren und damit spielerisch<br />

Naturgesetze wie beispielsweise die Schwerkraft<br />

erfahren. E<strong>in</strong> gesundes Verhältnis zum<br />

Bedeutende K<strong>in</strong>dheit<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Bildung<br />

für <strong>den</strong> gesamten Erziehungs- und Bildungsprozess<br />

rückt immer stärker <strong>in</strong>s öffentliche<br />

Bewusstse<strong>in</strong>. Mittlerweile haben fast alle Bun-<br />

deslän<strong>der</strong> sogenannte „Bildungs- und Erzie-<br />

hungspläne“ verfasst und erproben <strong>der</strong>en Um- Umsetzung.<br />

Die gesteigerte Aufmerksamkeit, die<br />

die K<strong>in</strong>desentwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorschulischen<br />

Zeit dadurch erfährt, ist gewiss positiv.<br />

Weniger erfreulich ist dagegen <strong>der</strong> Duktus vieler<br />

Pläne: Mit <strong>der</strong> Unterstützung von Wissenschaftlern<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> Kultus- und Sozialm<strong>in</strong>isterien<br />

erarbeitet, for<strong>der</strong>n die Reformschritte viel<br />

von <strong>den</strong> betroffenen Erziehern und Trägern <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten, ohne die Aus- und Fortbildung<br />

und die F<strong>in</strong>anzierung zu klären.<br />

Es bleibt daher abzuwarten, ob die Pläne wirklich<br />

zu e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Verbesserung <strong>der</strong><br />

Bildungssituation <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> beitragen können.<br />

Reformen müssen auf dem Konsens von<br />

Pädagogen, Eltern und Trägern <strong>der</strong> betroffenen<br />

E<strong>in</strong>richtungen aufbauen und diesen <strong>den</strong><br />

erfor<strong>der</strong>lichen Gestaltungsfreiraum belassen.<br />

Normierungen und e<strong>in</strong>e Verpfl ichtung auf<br />

Planvorgaben lehnen die hessischen <strong>Waldorfschulen</strong><br />

daher ab.<br />

Kompetenzbündel?<br />

Dem kommt entgegen, dass <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>der</strong> Bildungs-<br />

und Erziehungsplan bisher als e<strong>in</strong> „Orientierungsrahmen“<br />

und e<strong>in</strong> „offen bleibendes<br />

Projekt“ konzipiert ist. Unter dieser Prämisse<br />

nehmen auch mehrere waldorfpädagogische<br />

E<strong>in</strong>richtungen am Modellversuch zur Erprobung<br />

des Plans teil (Bad Nauheim, Darmstadt, Gießen,<br />

Loheland, Marburg, Wiesba<strong>den</strong>, Witzenhausen).<br />

Die bisherige Entwurfsfassung des Plans bedarf<br />

allerd<strong>in</strong>gs dr<strong>in</strong>gend <strong>der</strong> Überarbeitung*:<br />

Das Menschenbild, das dem Plan zu Grunde<br />

liegt, ist zu e<strong>in</strong>seitig. Das K<strong>in</strong>d wird auf e<strong>in</strong><br />

„Bündel von Kompetenzen“ reduziert, die<br />

eigenen Körper ist die Basis für Wahrnehmung,<br />

Beobachtung und Erkenntnis.<br />

waldorf-hessen: Irgendwann soll dem K<strong>in</strong>d das<br />

Naturgesetz aber doch bewusst wer<strong>den</strong>?<br />

S. Krauch: Erst muss es sich durch Experiment<br />

und Erfahrung die D<strong>in</strong>ge „e<strong>in</strong>verleiben“. Bevor<br />

das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die Schule kommt, braucht es die Refl<br />

exion noch gar nicht.<br />

waldorf-hessen: Machen Sie also im Waldorfk<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

ke<strong>in</strong>e naturwissenschaftlichen Experimente?<br />

S. Krauch: Doch, wir machen Naturwissenschaft<br />

im besten S<strong>in</strong>ne, aber altersgemäß. Wenn<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> zum Beispiel e<strong>in</strong> Seil über <strong>den</strong> Ast<br />

e<strong>in</strong>es Baumes werfen und daran e<strong>in</strong>en Eimer mit<br />

Sand hochziehen, spüren sie, dass es heiß wird,<br />

wenn das Seil durch die F<strong>in</strong>ger gleitet.<br />

waldorf-hessen: Erklären Sie, warum es heiß<br />

wird?<br />

S. Krauch: Ne<strong>in</strong>, es genügt, dass es so ist. Vielleicht<br />

spreche ich das Heißwer<strong>den</strong> staunend aus,<br />

aber ich werde ke<strong>in</strong>e Hebelgesetze erklären. Die<br />

<strong>frühe</strong> <strong>in</strong>tellektuelle Ansprache würde <strong>den</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

nur Kräfte abziehen, die sie noch für ihr<br />

körperliches Wachstum brauchen.<br />

waldorf-hessen: Warum sollte durch e<strong>in</strong>e Begründung<br />

Kraft genommen wer<strong>den</strong>?<br />

St. Krauch: Ich beobachte als Therapeut hier<br />

im „Haus des K<strong>in</strong>des“ bei vielen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass<br />

Bildung - geplant / von Norbert Handwerk<br />

möglichst frühzeitig entwickelt wer<strong>den</strong> sollen.<br />

Die geistig-seelischen Dimensionen des<br />

Menschen wer<strong>den</strong> vernachlässigt. E<strong>in</strong> Bezug<br />

<strong>der</strong> Erziehungsziele und Metho<strong>den</strong> auf die<br />

verschie<strong>den</strong>en Altersstufen fehlt. K<strong>in</strong><strong>der</strong> zwischen<br />

0 und 10 Jahren entwickeln sich nicht<br />

l<strong>in</strong>ear, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Gebieten<br />

unterschiedlich und <strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuellem Tempo.<br />

Nachahmung und Wi<strong>der</strong>standskraft<br />

Erfreulich ist, dass die Vorbildfunktion <strong>der</strong> Erwachsenen<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> Plan aufgenommen wurde.<br />

Als Konsequenz sollten auch die Bedeutung<br />

des nachahmen<strong>den</strong> Lernens und <strong>der</strong> Selbster-<br />

E<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividueller Bildungsgang<br />

ziehung <strong>der</strong> Erzieher hervorgehoben wer<strong>den</strong>.<br />

Die Stärkung von Gesundheit und Wi<strong>der</strong>standskräften<br />

wird als Erziehungsziel zwar<br />

erwähnt. Viele For<strong>der</strong>ungen, vor allem <strong>der</strong><br />

geplante Computer-E<strong>in</strong>satz im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten,<br />

wi<strong>der</strong>sprechen allerd<strong>in</strong>gs <strong>den</strong> im Entwurf zitierten<br />

Ergebnissen <strong>der</strong> Resilienz-Forschung.<br />

Die F<strong>in</strong>anzierung des Mehraufwandes, <strong>der</strong> zur<br />

Realisierung <strong>der</strong> im Plan angestrebten Ziele<br />

erfor<strong>der</strong>lich wäre, ist nicht geklärt. Schon jetzt<br />

ist die staatliche Bezuschussung <strong>der</strong> Bildungs-<br />

es ihnen an Lebenskraft mangelt. Meist s<strong>in</strong>d sie<br />

<strong>in</strong>tellektuell früh gefor<strong>der</strong>t wor<strong>den</strong>. Oft s<strong>in</strong>d es<br />

auch E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong><strong>der</strong>, o<strong>der</strong> ihre Eltern kommunizieren<br />

hauptsächlich übers Wort. Diese K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d<br />

häufi g nicht gut durchblutet,<br />

sie bewegen sich<br />

nicht gerne und fühlen<br />

sich <strong>in</strong> ihrem Körper<br />

nicht sicher. Beim Balancieren<br />

auf zwei beweglichen<br />

Holzholmen<br />

zum Beispiel fl üchten<br />

sie sich sofort <strong>in</strong>s Re<strong>den</strong>.<br />

Sie plappern und<br />

erzählen Geschichten,<br />

die gar nichts mit <strong>der</strong><br />

Situation zu tun haben,<br />

d. h. sie steigen aus <strong>der</strong><br />

Aufgabe aus. Ich versuche<br />

dann, dass sie<br />

langsam immer mehr<br />

Spaß daran fi n<strong>den</strong>, sich<br />

körperlich zu betätigen,<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> spielerischen<br />

Physik-Experiment<br />

Übung aufgehen.<br />

waldorf-hessen: Schaffen solche K<strong>in</strong><strong>der</strong>spiele<br />

später bei Jugendlichen und Erwachsenen wirklich<br />

naturwissenschaftliche Kompetenz?<br />

S. Krauch: Wenn e<strong>in</strong> Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oberstufe<br />

Naturwissenschaften lernt, kann dies auf e<strong>in</strong>e<br />

sehr fl ache, <strong>in</strong>tellektuelle Art geschehen. E<strong>in</strong>em<br />

Jugendlichen, <strong>der</strong> das alles <strong>frühe</strong>r selbst erlebt hat,<br />

e<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> freien Träger<br />

unzureichend, so dass Mittel für zusätzliche<br />

Maßnahmen fehlen.<br />

Individuelle Wege<br />

In mehreren Landeskonferenzen haben die<br />

hessischen Waldorfk<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und <strong>Waldorfschulen</strong><br />

<strong>in</strong>zwischen über die weitere<br />

Entwicklung des Übergangs beraten**. Eltern<br />

und Pädagogen möchten das <strong>der</strong>zeitige<br />

E<strong>in</strong>schulungsalter beibehalten. Die fl exible<br />

Handhabung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schulung muss durch e<strong>in</strong>e<br />

verbesserte diagnostische Kompetenz unterstützt<br />

wer<strong>den</strong>, so dass die jeweils <strong>in</strong>dividuellen<br />

Entwicklungswege beachtet wer<strong>den</strong> können.<br />

Damit wird <strong>den</strong> Eltern künftig e<strong>in</strong>e größere<br />

Verantwortung für die Bestimmung des E<strong>in</strong>schulungszeitpunktes<br />

gegeben. Entsprechend<br />

s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> <strong>frühe</strong>n K<strong>in</strong>dheit sowie<br />

Bildungsvielfalt und das Wahlrecht <strong>der</strong> Eltern<br />

auch wichtige For<strong>der</strong>ungen des Landeselternrats<br />

<strong>der</strong> <strong>Freie</strong>n <strong>Waldorfschulen</strong>.<br />

Wie sich die Situation im Vorschulbereich für<br />

freie Träger <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> nächsten Jahren<br />

entwickeln wird, ist noch offen. Die <strong>Freie</strong>n<br />

Nr. 12 / März 2007 / 3<br />

dem fallen sofort se<strong>in</strong>e Erfahrungsh<strong>in</strong>tergründe<br />

wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>. Er wird das Gesetz verknüpfen<br />

können mit dem, was er als K<strong>in</strong>d spielerisch<br />

erfahren hat; es wird ihm selbstverständlich<br />

und e<strong>in</strong>leuchtend se<strong>in</strong>.<br />

waldorf-hessen: Wird er<br />

dadurch e<strong>in</strong> besserer Naturwissenschaftler?<br />

S. Krauch: Ich glaube<br />

schon, <strong>den</strong>n er wird ganz<br />

an<strong>der</strong>e Fragen stellen, er<br />

wird alles mit e<strong>in</strong>er ganz<br />

an<strong>der</strong>en Neugier durchspielen.<br />

Er wird auch kreativer<br />

mit <strong>den</strong> Gesetzen<br />

umgehen können. Es ist eigentlich<br />

e<strong>in</strong> künstlerischer<br />

Prozess.<br />

waldorf-hessen: Was hat<br />

das mit Kunst zu tun?<br />

S. Krauch: Jedes Forschungsgebiet<br />

for<strong>der</strong>t <strong>den</strong><br />

Künstler. Verhältnisse, die<br />

ich vorfi nde, versuche ich zu verstehen o<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten Art zu deuten. Die Frage<br />

ist dann, was ich daraus mache. Mit Situationen,<br />

die mir fremd s<strong>in</strong>d, kann ich spielerisch,<br />

künstlerisch kreativ umgehen. Nur so kann ich<br />

Neues entdecken. Davon leben Wissenschaft<br />

und Forschung.<br />

Interview: Norbert Handwerk<br />

<strong>Waldorfschulen</strong> und die Waldorfk<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

bevorzugen <strong>den</strong> Verbleib <strong>der</strong> Vorschulk<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartengruppe. Als Alternative<br />

wird aber auch die Errichtung von E<strong>in</strong>gangsklassen<br />

an <strong>den</strong> Schulen diskutiert.<br />

Früher ist nicht besser<br />

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes<br />

ist die Zahl <strong>der</strong> <strong>frühe</strong>r e<strong>in</strong>geschulten sogenannten<br />

„Kann- K<strong>in</strong><strong>der</strong>“ <strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten zehn Jahren<br />

um 70 Prozent gestiegen. Dieser Trend wird<br />

sich fortsetzen, auch wenn <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schulung<br />

mit fünfe<strong>in</strong>halb Jahren ohne Rückstellungsmöglichkeit<br />

wie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> vorerst nicht<br />

zu befürchten ist. Schließlich hat auch Berl<strong>in</strong>s<br />

Bildungssenator Jürgen Zöllner <strong>in</strong>zwischen die<br />

großen Entwicklungsunterschiede <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

bemerkt und will das E<strong>in</strong>schulungsalter wie<strong>der</strong><br />

fl exibilisieren.<br />

Der größte, wissenschaftlich ausgewertete<br />

Frühe<strong>in</strong>schulungsversuch, <strong>der</strong> von 1970 bis<br />

1977 <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen stattfand, bestätigte:<br />

Für das Alter <strong>der</strong> Fünf- bis Siebenjährigen<br />

ist schulisches Arbeiten nicht die optimale Bildungsför<strong>der</strong>ung.<br />

Die klassische K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenarbeit<br />

<strong>in</strong> altersgemischten Gruppen ist die beste<br />

Schulvorbereitung, die wir bieten können.<br />

E<strong>in</strong>heitliches Konzept<br />

E<strong>in</strong> verbesserter Übergang vom K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

<strong>in</strong> die Schule ist auf je<strong>den</strong> Fall s<strong>in</strong>nvoll. Die<br />

hessischen Waldorfpädagogen wer<strong>den</strong> daher<br />

ihre konzeptionelle und organisatorische Zusammenarbeit<br />

verstärken. Schließlich ist durch<br />

das geme<strong>in</strong>same waldorfpädagogische Konzept<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>e optimale Grundlage<br />

für die Verzahnung von Elementar- und<br />

Primarpädagogik gegeben.<br />

*Vgl. LAG-Stellungnahme <strong>in</strong>: http://www.waldorfschule-hessen.de/01_aktuelles/PDF/Stellungnahme_605_bep.pdf<br />

** Vgl http://www.waldorfschule-hessen.de/01_<br />

aktuelles/uebergang_k<strong>in</strong><strong>der</strong>garten_schule_<br />

diskgrundlage_06.pdf<br />

Alle Fotos Seite 1-3: Ch.Fischer


Nr. 12 / März 2007 / 4<br />

E<strong>in</strong> halber Schritt / von Norbert Handwerk<br />

Seit Beg<strong>in</strong>n des Jahres gibt es <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />

für die freien Schulträger e<strong>in</strong>ige Verbesserungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung. Der Hessische<br />

Landtag beschloss am 13. Dezember 2006<br />

e<strong>in</strong>e Novellierung des Ersatzschulfi nanzierungsgesetzes.<br />

Damit kommt das Land nun<br />

endlich e<strong>in</strong>em Bundesverfassungsgerichtsentscheid<br />

von 1994 nach und zahlt e<strong>in</strong>e Investitionspauschale<br />

von 110 € pro Schüler<br />

und Jahr. Der von <strong>den</strong> Kreisen und Kommunen<br />

zu entrichtende „Gastschulbeitrag“<br />

wird von 50 auf 75 Prozent des normalen<br />

Satzes erhöht. Damit erhöhen sich die Zuschüsse<br />

für freie Träger um <strong>in</strong>sgesamt etwa<br />

10 Millionen Euro.<br />

Dies kann zum<strong>in</strong>dest als Teilerfolg <strong>der</strong><br />

Kampagne gewertet wer<strong>den</strong>, mit <strong>der</strong> die<br />

hessischen <strong>Waldorfschulen</strong> im letzten Jahr<br />

für e<strong>in</strong>e verbesserte F<strong>in</strong>anzierung gekämpft<br />

hatten. Das e<strong>in</strong>heitliche optische Auftreten<br />

durch die Verbreitung von Aktionspostkar-<br />

Polen<br />

Europa wird größer. Das war auch bemerkbar<br />

bei <strong>der</strong> letzten Versammlung des „European<br />

Council for Ste<strong>in</strong>er Waldorf Education (ECS-<br />

WE)“, <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Vere<strong>in</strong>igung aller<br />

europäischen <strong>Waldorfschulen</strong> (ca. 630), vom<br />

19. bis 21. Januar <strong>in</strong> Krakau (Polen). Außer <strong>den</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>n aus zweiundzwanzig europäischen<br />

Staaten nahmen<br />

erstmals auch<br />

Vertreter <strong>der</strong><br />

baltischen <strong>Waldorfschulen</strong><br />

als<br />

Gäste teil. Im<br />

Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Beratungen stand die Frage,<br />

wie die Interessenvertretung bei <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union <strong>in</strong> Brüssel verbessert wer<strong>den</strong> kann<br />

(e<strong>in</strong> ausführlicher Bericht ist zu fi n<strong>den</strong> auf <strong>der</strong><br />

LAG-Webseite unter Informationen).<br />

ten, Plakaten und Flugblättern beför<strong>der</strong>te<br />

die Information <strong>der</strong> Öffentlichkeit.<br />

An e<strong>in</strong>zelnen Orten bildeten sich lokale<br />

Bündnisse aller freien Schulträger (<strong>in</strong><br />

Darmstadt, Kassel, Marburg und Wetterau).<br />

Neben Aktionen <strong>in</strong> Darmstadt und<br />

Marburg bildete die Demonstration von<br />

1800 Waldorfschülern am 11. Oktober 2006<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Landeshauptstadt Wiesba<strong>den</strong> e<strong>in</strong>en<br />

e<strong>in</strong>drucksvollen Höhepunkt. Die gute Resonanz<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> Medien und die häufi gen Zugriffe<br />

auf die Son<strong>der</strong>seite <strong>der</strong> LAG-Homepage<br />

spiegeln das allgeme<strong>in</strong>e Interesse an<br />

<strong>der</strong> Problematik.<br />

E<strong>in</strong>e grundlegende Reform <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzhilfe,<br />

die auch von <strong>der</strong> Landesregierung für erfor<strong>der</strong>lich<br />

gehalten wird, wurde allerd<strong>in</strong>gs<br />

erneut vertagt. Über die E<strong>in</strong>wände, die <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Anhörung des Landtags von <strong>den</strong> freien<br />

Schulträgern gemacht wur<strong>den</strong>, setzte<br />

man sich h<strong>in</strong>weg.<br />

Die falsche Berechnung <strong>der</strong> Schülerkosten<br />

sowie die falsche Verteilung <strong>der</strong> Zuschüsse<br />

auf verschie<strong>den</strong>e Schulformen wur<strong>den</strong><br />

zwar zugegeben, durch die Gesetzesnovelle<br />

jedoch aufs Neue bestätigt. Statt <strong>der</strong> Kürzungen,<br />

die vor allem im Grundschul- und<br />

Gymnasialbereich bei e<strong>in</strong>er Neuverteilung<br />

erwartet wur<strong>den</strong>, gibt es nun für alle sogar<br />

e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong> wenig mehr. Die unbezweifelte<br />

Benachteiligung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>schüler wird<br />

dadurch allerd<strong>in</strong>gs fortgeschrieben. Auch<br />

die Belastung <strong>der</strong> Eltern bleibt unzumutbar<br />

hoch. Selbst kostenneutrale Än<strong>der</strong>ungen,<br />

wie die Beschränkung <strong>der</strong> Geltungsdauer<br />

auf e<strong>in</strong> Jahr, e<strong>in</strong>e klarere Term<strong>in</strong>ologie und<br />

e<strong>in</strong>e verbesserte Transparenz <strong>der</strong> Berechnung<br />

<strong>der</strong> Schülerkosten, erfolgten nicht.<br />

Die hessischen <strong>Waldorfschulen</strong> wollen nun<br />

erreichen, dass möglichst bald e<strong>in</strong>e Arbeitskommission<br />

zustande kommt, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

M<strong>in</strong>isteriums- und Verbandsvertreter e<strong>in</strong>e<br />

grundlegende Reform <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzhilfe vorbereiten<br />

können, die von allen schon lange<br />

gefor<strong>der</strong>t wird.<br />

Leipzig. Das Institut für Bildungsrecht<br />

und Bildungsforschung (IfBB) sowie die<br />

Software AG–Stiftung veranstalteten am<br />

2. Februar <strong>in</strong> Leipzig e<strong>in</strong> Symposium zur<br />

Blick nach Europa<br />

F<strong>in</strong>anzierung von Schulen <strong>in</strong> freier Träger-<br />

schaft.<br />

In mehreren Vorträgen und Expertengesprächen<br />

erörterten Richter, Rechtswissenschaftler<br />

und Bildungsökonomen die<br />

unterschiedlichen Aspekte des Themas.<br />

Blick nach Europa / Detlef Hardorp<br />

Das European Council (ECSWE) ist Gründungsmitglied<br />

<strong>der</strong> „European Civil Society<br />

Platform for LifeLong Learn<strong>in</strong>g (EUCIS-<br />

LLL)“, die als Plattform leichter als e<strong>in</strong>zelne<br />

Nicht-Regierungs-Organisationen bei <strong>der</strong> EU<br />

Gehör fi ndet. Die Mitgliedsorganisationen repräsentieren<br />

<strong>in</strong>sgesamt etwa 54.500 Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong> 40 europäischen Län<strong>der</strong>n,<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong>en über zwei Millionen Menschen mitwirken<br />

und dabei etwa 62 Millionen Bürger<br />

erreichen.<br />

Europa-Qualifi kation<br />

Obwohl mangels Zuständigkeit <strong>der</strong> EU e<strong>in</strong>e<br />

europäische Rahmengesetzgebung im Bildungsbereich<br />

kaum möglich ist, wirkt sich die<br />

Garantie von Freizügigkeit und Gleichbehandlung<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Europäischen Union auch<br />

auf die gegenseitige Anerkennung von Schul-<br />

Wiesba<strong>den</strong>, 11.Okt.2006:<br />

Hessische Waldorfschüler demonstrieren für e<strong>in</strong>e richtige Zuschussberechnung<br />

Bildunterschrift<br />

Dabei wurde deutlich, dass die grundgesetzliche<br />

Garantie zur Errichtung freier Schulen im<br />

deutschen Recht große Auslegungsspielräume<br />

zulässt. E<strong>in</strong>e staatliche Pfl icht zur Unterstüt-<br />

zung <strong>der</strong> freien Schulen ist daher nur schwer<br />

aus dem Grundgesetz und höchstrichterlichen<br />

Entscheidungen abzuleiten.<br />

Län<strong>der</strong>spezifi sche Gutachten zu <strong>den</strong> tatsächlichen<br />

Kosten e<strong>in</strong>es Schülers an staatlichen Schulen,<br />

die <strong>in</strong>zwischen für die meisten Bundeslän-<br />

und Berufsabschlüssen aus (vgl. die E<strong>in</strong>führung<br />

von Bachelor- und Master-Studiengängen<br />

und <strong>den</strong> „Europäischen Qualifi kationsrahmen<br />

EQF“). Die Anerkennung des Waldorf-Abschlusses<br />

und die Zulassung zu e<strong>in</strong>em Hochschulstudium<br />

wer<strong>den</strong> <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> Europa extrem<br />

unterschiedlich gehandhabt. So kann etwa <strong>der</strong><br />

Absolvent e<strong>in</strong>er schwedischen Waldorfschule<br />

nach <strong>der</strong> 12. Klasse ohne weitere Prüfung<br />

<strong>in</strong> Schwe<strong>den</strong> (und damit auch <strong>in</strong> <strong>den</strong> an<strong>der</strong>en<br />

EU-Län<strong>der</strong>n wie z.B. Deutschland) studieren,<br />

während e<strong>in</strong> deutscher Waldorfschüler<br />

e<strong>in</strong> staatliches Zentralabitur bestan<strong>den</strong> haben<br />

muss. Das European Council will versuchen,<br />

<strong>in</strong> Brüssel bei <strong>der</strong> Gestaltung e<strong>in</strong>er Qualifi -<br />

kation mitzuwirken, die dem Bildungsgang<br />

<strong>der</strong> Waldorfschule angemessenen ist und e<strong>in</strong><br />

Hochschul-Studium ermöglicht.<br />

www.ecswe.org<br />

<strong>der</strong> vorliegen, schaffen transparente und faire<br />

Berechnungsgrundlagen für die F<strong>in</strong>anzhilfe.<br />

Auch die verfassungsrechtliche E<strong>in</strong>schätzung<br />

durch Prof. Hufen (Universität Ma<strong>in</strong>z) könnte<br />

zu <strong>der</strong> Formel führen: „M<strong>in</strong>destför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> freien Schulen ist gleich Schülerkosten an<br />

staatlichen Schulen m<strong>in</strong>us zulässigem Eigenbetrag<br />

<strong>der</strong> Eltern“. Die Träger <strong>der</strong> freien Schulen<br />

befürworteten diese transparente Formel nachdrücklich.<br />

nhw<br />

Schützt die K<strong>in</strong>dheit!<br />

Als Netzwerk mit e<strong>in</strong>er erfolgreichen Zusammenarbeit<br />

unterschiedlichster Verbände hat sich<br />

die „Alliance for Childhood“ erwiesen. Kar<strong>in</strong><br />

Retsetarits, e<strong>in</strong> österreichisches Mitglied des Europaparlaments,<br />

<strong>in</strong>itiierte zusammen mit Christopher<br />

Clou<strong>der</strong> (ECSWE) e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe<br />

„Quality of Childhood” im Europaparlament.<br />

www.allianceforchildhood.net<br />

Österreich<br />

In Österreich wer<strong>den</strong> konfessionelle Schulen<br />

staatlich unterstützt, an<strong>der</strong>e freie Träger jedoch<br />

kaum. Die österreichischen <strong>Waldorfschulen</strong> haben<br />

gegen diese Ungleichbehandlung bei <strong>der</strong><br />

Europäischen Kommission Beschwerde e<strong>in</strong>gereicht.<br />

Sie wer<strong>den</strong> dabei vom European Council<br />

und von EFFE-Österreich (European Forum for<br />

Freedom <strong>in</strong> Education) unterstützt. www.effe.at


H<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> die Welt!<br />

Nr. 12 / März 2007 / 5<br />

Früher g<strong>in</strong>gen die Handwerksgesellen auf Wan<strong>der</strong>schaft. Nach dreizehn Jahren auf <strong>der</strong> Schulbank <strong>in</strong> die weite Welt zu ziehen, um neue Erfahrungen zu sammeln, ist aber auch heute für e<strong>in</strong>en<br />

Abiturienten nur natürlich. Umso besser, wenn man dadurch auch noch an<strong>der</strong>en Menschen helfen kann.<br />

Der Zivildienst im Ausland ist dafür e<strong>in</strong>e gute Gelegenheit. Die „Freunde <strong>der</strong> Erziehungskunst Rudolf Ste<strong>in</strong>ers“ (www.freunde-waldorf.de ) vermitteln seit über 30 Jahren Patenschaften und<br />

Stellen für Zivildienst, e<strong>in</strong> Freiwilliges Soziales Jahr o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Praktikum im Ausland. Mit über 400 E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> 70 Län<strong>der</strong>n weltweit s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong>zwischen <strong>der</strong> größte Anbieter. Pro Jahr<br />

wer<strong>den</strong> mehr als drei Millionen Euro Spen<strong>den</strong> zu 100 Prozent an über 200 soziale Projekte weitergeleitet.<br />

Matthias König, ehemaliger Darmstädter Waldorfschüler, berichtet über se<strong>in</strong>e Erfahrungen aus Uruguay:<br />

Im Land des Candombe / von Matthias König<br />

Me<strong>in</strong>en Zivildienst wollte ich nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> gewöhnlichen<br />

Weise verbr<strong>in</strong>gen. Es zog mich<br />

nach Südamerika, <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Land, wo ich <strong>den</strong> Menschen<br />

helfen und zudem noch Spanisch lernen<br />

könnte. Die „Freunde <strong>der</strong> Erziehungskunst“<br />

vermittelten mich nach Uruguay, dem Land mit<br />

<strong>den</strong> südlichsten Palmenha<strong>in</strong>en, dem Land des<br />

Candombe und des Mate.<br />

Me<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>satzstelle war die e<strong>in</strong>zige Waldorfschule<br />

des Landes, das „Colegio Novalis“ <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Hauptstadt Montevideo. Sie wurde 1968<br />

zunächst mit e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten und ab 1970<br />

mit <strong>der</strong> Grundschule durch das deutsche Ehepaar<br />

Grams gegründet. In <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Jahren<br />

entwickelte sich das Colegio bis zur 6. Klasse<br />

(mit dieser Klasse endet <strong>in</strong> Uruguay die Grundschule).<br />

Ich wurde sehr freundlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulgeme<strong>in</strong>schaft<br />

aufgenommen: Alle Lehrer und K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

waren sehr geduldig ob me<strong>in</strong>er zunächst noch<br />

sehr dürftigen Sprachkenntnisse .<br />

Ich sollte die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Pausen begleiten,<br />

die Lehrer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Stun<strong>den</strong> vertreten o<strong>der</strong><br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärtner<strong>in</strong>nen unterstützen. Außerdem<br />

waren mir e<strong>in</strong>ige Re<strong>in</strong>igungs- und Renovierungsarbeiten<br />

zugedacht.<br />

Da auch die Geländepfl ege unter me<strong>in</strong>er Obhut<br />

stand, baute ich e<strong>in</strong>e Kompostanlage und legte<br />

Die wichtigste Frage für junge Menschen ist<br />

heute nicht mehr „Wer b<strong>in</strong> ich?“, son<strong>der</strong>n „Warum<br />

b<strong>in</strong> ich?“. Die Suche nach <strong>der</strong> persönlichen<br />

Lebensaufgabe wird zur Hauptaufgabe<br />

im Leben von Jugendlichen. Die <strong>in</strong>nere Suche<br />

nach e<strong>in</strong>er eigenen I<strong>den</strong>tität geht meistens e<strong>in</strong>her<br />

mit dem Wunsch, <strong>in</strong> <strong>der</strong> äußeren Welt aktiv<br />

zu wer<strong>den</strong>. Wenn ich die Welt mit me<strong>in</strong>en eigenen<br />

Hän<strong>den</strong> verän<strong>der</strong>e, kann ich me<strong>in</strong>en Platz<br />

<strong>in</strong> ihr, me<strong>in</strong>e I<strong>den</strong>tität fi n<strong>den</strong>.<br />

Tag für Tag verschw<strong>in</strong><strong>den</strong> bis<br />

zu 70 Tierarten durch menschliche<br />

E<strong>in</strong>griffe. Macht es <strong>den</strong>n<br />

etwas aus, ob irgendwo e<strong>in</strong>e<br />

Sp<strong>in</strong>nenart mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

umherkrabbelt? Das ökologische<br />

Gleichgewicht <strong>der</strong> Erde hat sich doch<br />

über Jahrtausende immer wie<strong>der</strong> neu e<strong>in</strong>gependelt?<br />

Aber je<strong>der</strong> Verlust bedeutet e<strong>in</strong> Ungleichgewicht.<br />

Es gibt ke<strong>in</strong>e „überfl üssigen“ Arten.<br />

Die Ausrottung o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schleppung e<strong>in</strong>zelner<br />

Arten zieht oft unabsehbare Folgen nach sich.<br />

„Nur das, was wir kennen, wer<strong>den</strong> wir auch<br />

achten und schützen“. Das Magaz<strong>in</strong> GEO veranstaltet<br />

daher seit 1999 jährlich im Juni <strong>den</strong><br />

„Tag <strong>der</strong> Artenvielfalt“. Experten und <strong>in</strong>teres-<br />

mit e<strong>in</strong>igen Schülern e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Schulgarten<br />

an. Dort zogen wir Blumen, Gurken, Süßkartoffeln,<br />

Tomaten, Möhren, Kürbisse und Melonen.<br />

Der Schulköch<strong>in</strong> half ich beim Bereiten des<br />

Mittagessens und <strong>der</strong> Pausenverpfl egung.<br />

Gleich zu Anfang konnte ich hier auch me<strong>in</strong>e<br />

eigene Initiative e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. So startete ich e<strong>in</strong><br />

Projekt: Ich backte Brot und kochte Marmelade,<br />

um diese an die Elternschaft zu verkaufen.<br />

Bis zum Ende me<strong>in</strong>es Aufenthaltes ergab sich<br />

e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n von rund 1000 €. Damit wurde <strong>der</strong><br />

Saal <strong>der</strong> Schule isoliert, und es konnten weitere<br />

Instandhaltungsarbeiten am Gebäude fi nanziert<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Der neue Schulgarten<br />

Nach <strong>den</strong> Weihnachtsferien, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en ich <strong>den</strong><br />

Sü<strong>den</strong> des Kont<strong>in</strong>ents bereiste, durfte ich ab Beg<strong>in</strong>n<br />

des neuen Schuljahres <strong>den</strong> Werkunterricht<br />

für die 5. und 6. Klasse gestalten und <strong>den</strong> praktischen<br />

Teil <strong>der</strong> Ackerbauepoche <strong>der</strong> 3. Klasse<br />

Genau dort setzt <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> „IDEM – I<strong>den</strong>tity<br />

through Initiative e. V.“ mit se<strong>in</strong>er Arbeit an.<br />

Er will junge Menschen <strong>in</strong> ihrer Entwicklung<br />

unterstützen, <strong>in</strong>dem er ihre Initiativen för<strong>der</strong>t.<br />

Dies geschieht auf zwei Ebenen: Die erste bietet<br />

Jugendlichen die Möglichkeit, unverb<strong>in</strong>dlich<br />

e<strong>in</strong>zusteigen und an etwas teilzunehmen,<br />

das von an<strong>der</strong>en schon organisiert ist: Das s<strong>in</strong>d<br />

z. B. Workcamps <strong>in</strong> Tansania (Ostern), Südafrika<br />

und Peru (Sommer).<br />

sierte Laien s<strong>in</strong>d zu e<strong>in</strong>er „Inventur“ <strong>der</strong> heimischen<br />

Flora und Fauna e<strong>in</strong>gela<strong>den</strong>. Neben<br />

übernehmen. Diese Zeit hat sowohl mir wie<br />

auch <strong>den</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n sehr viel Spaß gemacht.<br />

Auch außerhalb <strong>der</strong> Schule lernte ich die Kultur<br />

des Landes kennen. In <strong>der</strong> Zeit des Carnaval<br />

machte ich Bekanntschaft mit dem Candombe,<br />

e<strong>in</strong>em Tanz- und Musikstil, dessen<br />

Wurzeln über die Sklaven bis nach Afrika zurückreichen.<br />

In e<strong>in</strong>em solchen Umzug (urug.<br />

„llamada“) ziehen verschie<strong>den</strong>e Gruppen<br />

(„Comparsen“) von Tänzern aller Altersklassen<br />

zu <strong>den</strong> Rhythmen von bis zu 80 Tromm-<br />

lern je Comparsa durch die Straßen.<br />

Der Candombe „schlägt“ mit se<strong>in</strong>en Trommelrhythmen<br />

noch heute im Blut <strong>der</strong> Uruguayer.<br />

Se<strong>in</strong>e Energie hat sich auch auf mich übertragen,<br />

so dass ich <strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten fünf Monaten<br />

selbst Candombe spielen lernte.<br />

Das Jahr g<strong>in</strong>g schnell vorüber, und es fi el mir<br />

schwer, von <strong>den</strong> Menschen Abschied zu nehmen.<br />

Doch ich bleibe mit ihnen <strong>in</strong> Kontakt und<br />

werde bestimmt wie<strong>der</strong> zurückkehren.<br />

www.colegionovalis.edu.uy<br />

GEO- Preis beim Tag für Artenvielfalt 2006 / von Cora Kle<strong>in</strong><br />

Wie viele Tiere leben im Teich?<br />

Probierphase beim Kochen und Backen<br />

<strong>den</strong> „Experten-Projekten“ gibt<br />

es e<strong>in</strong>en Schülerwettbewerb:<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler aller<br />

Altersklassen s<strong>in</strong>d aufgerufen,<br />

e<strong>in</strong> „Stück Natur“ vor<br />

<strong>der</strong> eigenen Haustür zu untersuchen<br />

und die Ergebnisse zu<br />

dokumentieren.<br />

Im letzten Schuljahr beteiligte<br />

sich die damalige siebte Klasse<br />

<strong>der</strong> Darmstädter Waldorfschule<br />

an dem Wettbewerb<br />

und erreichte <strong>den</strong> zweiten<br />

Platz. Die Schüler bestimmten<br />

und dokumentierten <strong>in</strong>sgesamt<br />

48 Tier- und Pfl anzenarten.<br />

Es entstan<strong>den</strong> dabei schöne Zeichnungen<br />

und Texte zu <strong>den</strong> Lebewesen. Vor allem die<br />

Die an<strong>der</strong>e Ebene besteht im Vorbereiten<br />

und Unterstützen eigener Projekte, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Hilfe bei <strong>der</strong> Projektplanung, beim<br />

Fundrais<strong>in</strong>g und durch Netzwerke.<br />

Der Gedanke von IDEM lebt überall auf<br />

<strong>der</strong> Welt. Inzwischen gibt es IDEM <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schweiz, <strong>in</strong> Deutschland, <strong>in</strong> Schwe<strong>den</strong>,<br />

Brasilien und Neuseeland.<br />

www.idem-network.org<br />

„Eigenständigkeit“ <strong>der</strong> Schüler wurde von <strong>der</strong><br />

Jury lobend hervorgehoben.<br />

E<strong>in</strong> Vertreter von 48 Arten<br />

Das Projekt kann auf <strong>der</strong> Webseite von „GEO“<br />

(www.geo.de) e<strong>in</strong>gesehen wer<strong>den</strong> (unter Schülerwettbewerb/<br />

Projektschau).


Nr. 12 / März 2007 / 6<br />

Elementarbereich muss verbessert wer<strong>den</strong><br />

Interview mit Jörg E. Feuchthofen, Vere<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> hessischen Unternehmerverbände e.V.<br />

waldorf-hessen: Herr Feuchthofen, die hessischen<br />

Unternehmer engagieren sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Bildungspolitik: Warum?<br />

J.E.Feuchthofen: Das gehört zu <strong>den</strong> Kernaufgaben<br />

unseres Verbandes. Die VhU<br />

vertritt 52 Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände.<br />

Sie s<strong>in</strong>d, wie die Gewerkschaften,<br />

Sozialpartner. Die verfassungsmäßigen<br />

Rechte, die damit verbun<strong>den</strong>en s<strong>in</strong>d, begrün<strong>den</strong><br />

aber auch Pfl ichten. Dazu gehört<br />

das Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildungs- und Gesellschaftspolitik.<br />

waldorf-hessen: S<strong>in</strong>d Sie mit <strong>der</strong> Bildungspolitik<br />

unserer Landesregierung zufrie<strong>den</strong>?<br />

J.E.Feuchthofen: In <strong>der</strong> Richtung ja. Die<br />

Schulreform hat e<strong>in</strong>e neue Ausrichtung. Es<br />

hat sich schon etwas verbessert, und das ist<br />

sicherlich auch e<strong>in</strong> Verdienst <strong>der</strong> Landesregierung.<br />

Die E<strong>in</strong>führung von Abschlussprofi len hat<br />

dazu geführt, dass entsprechende Prüfungsaufgaben<br />

erstellt wur<strong>den</strong>. Dadurch kamen<br />

auch Ausbil<strong>der</strong> aus <strong>den</strong> Betrieben <strong>in</strong> die<br />

Pfl icht. Es wur<strong>den</strong> geme<strong>in</strong>same Kommissionen<br />

gebildet. In die Aufgabenerstellung<br />

konnten dann konkret auch Leistungsziele<br />

e<strong>in</strong>fl ießen, die sich auf das Anfor<strong>der</strong>ungsprofi<br />

l <strong>der</strong> Wirtschaft beziehen. Das Ergebnis<br />

überzeugt. Die Erfahrungen mit <strong>den</strong> ersten<br />

bei<strong>den</strong> Jahrgängen zeigen, dass seither<br />

die Vermittlungsquote von Hauptschulabsolventen<br />

erheblich gestiegen ist.<br />

Wir glauben allerd<strong>in</strong>gs, dass nur vier Jahre<br />

geme<strong>in</strong>samer Grundschulbildung zu kurz<br />

s<strong>in</strong>d. Die <strong>in</strong>tegrative Bildungszeit sollte aber<br />

nicht weiter nach oben verlängert wer<strong>den</strong>,<br />

etwa sechs Jahre Grundschule o<strong>der</strong> zehn<br />

Jahre geme<strong>in</strong>samer Unterricht. Wir glauben<br />

vielmehr, dass man vor <strong>der</strong> Grundschule ansetzen<br />

müsste. Der Elementarbereich muss<br />

deutlich verbessert wer<strong>den</strong>.<br />

Bildung im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten ist <strong>in</strong> Deutschland<br />

nach wie vor defi zitär. Mit dem Bildungs-<br />

und Erziehungsplan hat sich <strong>in</strong><br />

<strong>Hessen</strong> etwas getan, aber er ist noch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Erprobungsphase. Wenn es zu e<strong>in</strong>em Modell<br />

<strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Bildung käme, etwa<br />

vom 3. bis 10. Lebensjahr, wäre dies e<strong>in</strong>e<br />

deutliche Verlängerung des geme<strong>in</strong>samen<br />

Unterrichts.<br />

waldorf-hessen: Entschei<strong>den</strong>d ist allerd<strong>in</strong>gs,<br />

<strong>in</strong> welcher Art diese Bildung dann<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen vermittelt wird. Viele<br />

Waldorfpädagogen befürchten e<strong>in</strong>e Verschulung<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit. Naturwissenschaften<br />

und Computer, Kompetenzprofi le und<br />

konkrete Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen halten<br />

wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenzeit für kontraproduktiv.<br />

Auch die <strong>frühe</strong>re E<strong>in</strong>schulung führt<br />

ja nicht notwendig zu e<strong>in</strong>em besseren Lernerfolg,<br />

das haben wissenschaftliche Untersuchungen<br />

mittlerweile bestätigt.<br />

J.E.Feuchthofen: Wir s<strong>in</strong>d als Wirtschaft<br />

mit Ihnen e<strong>in</strong>ig, dass <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten ke<strong>in</strong>e<br />

formalisierte schulische Bildung betrieben<br />

wer<strong>den</strong> sollte. Die Elementarbildung ist <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Tat etwas an<strong>der</strong>es als Schule. Im frühk<strong>in</strong>dlichen<br />

Bereich ist die Erschließung von<br />

Kompetenzanlagen und ihre För<strong>der</strong>ung entschei<strong>den</strong>d,<br />

d. h. nicht das formale Lernen<br />

nach Fächern wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule, son<strong>der</strong>n die<br />

Weckung grundlegen<strong>der</strong> Motivationen für<br />

das Lernen, wie Neugier und Begeisterung,<br />

auch etwa das Erkennen von Naturphänomenen.<br />

Und da s<strong>in</strong>d wir eigentlich recht<br />

nahe an <strong>der</strong> Ste<strong>in</strong>er-Pädagogik, aus unserem<br />

Verständnis heraus.<br />

E<strong>in</strong>e deutlich stärkere Verb<strong>in</strong>dung zwischen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten und Schule ist aber notwendig.<br />

Wenn Sie durchschnittliche K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

anschauen, dann ist hier im Bereich<br />

<strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Methodik und Didaktik<br />

e<strong>in</strong> erheblicher Qualifi zierungsbedarf festzustellen.<br />

Wir s<strong>in</strong>d deshalb nicht nur für<br />

geme<strong>in</strong>same Fortbildungsmaßnahmen von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärtner<strong>in</strong>nen und Grundschullehrern,<br />

son<strong>der</strong>n auch für e<strong>in</strong>e zum<strong>in</strong>dest Teil-<br />

Akademisierung des Erzieherberufes.<br />

waldorf-hessen: Die Qualitätsverbesserung<br />

folgt also nicht aus an e<strong>in</strong>em <strong>frühe</strong>ren<br />

Schulbeg<strong>in</strong>n?<br />

J.E.Feuchthofen: Die Verfrühung ist sogar<br />

verbiegend, wenn man sie als e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e<br />

Vor-Beschulung sehen würde, also e<strong>in</strong>e Regel-E<strong>in</strong>schulung<br />

mit fünf o<strong>der</strong> vier Jahren<br />

<strong>in</strong> dem heutigen Grundschulsystem hätte.<br />

Wir glauben, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> dann e<strong>in</strong> völlig<br />

verkantetes Profi l bekämen, weil eben das<br />

klassische Schulsystem ausgerichtet ist auf<br />

e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>tritt mit sechs o<strong>der</strong> sieben Jahren,<br />

auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Wenn allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />

frühk<strong>in</strong>dliche Bildung etwa<br />

ab Drei, vielleicht sogar ab<br />

Zwei durchlaufen hat, dann<br />

kann es im E<strong>in</strong>zelfall sogar<br />

se<strong>in</strong>, aber es ist und bleibt<br />

e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfall, dass es mit<br />

fünf Jahren o<strong>der</strong> gar <strong>frühe</strong>r<br />

im heutigen S<strong>in</strong>n schulreif<br />

wäre.<br />

waldorf-hessen: Lassen Sie<br />

uns auch auf das Ende <strong>der</strong><br />

Schulzeit blicken. Ist es von<br />

Vorteil, wenn die Abiturienten<br />

die Schule schon mit 16<br />

o<strong>der</strong> 17 Jahren verlassen?<br />

RA Jörg E. Feuchthofen,<br />

Geschäftsführer <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung <strong>der</strong><br />

hessischen Unternehmerverbände<br />

(VhU),<br />

Vorstand des Bildungswerks <strong>der</strong><br />

hessischen Wirtschaft,<br />

Fachpublikationen<br />

J.E.Feuchthofen: Natürlich kann man das<br />

volkswirtschaftlich begrün<strong>den</strong> und sagen,<br />

wir haben die spätesten Berufsanfänger im<br />

akademischen Bereich, aber ich halte das<br />

für e<strong>in</strong>e zu e<strong>in</strong>seitige Sicht. Die Bildungszeit<br />

alle<strong>in</strong> ist für uns ke<strong>in</strong> Selbstzweck.<br />

Wenn e<strong>in</strong> Kompetenzprofi l <strong>frühe</strong>r erreicht<br />

wird, bietet das auch mehr Chancen. Noch<br />

nie konnte e<strong>in</strong>e Generation so gut wie die<br />

heutige auch <strong>in</strong>ternational eigene Bildungsbiografi<br />

en entwickeln. Dabei zählt natürlich<br />

durchaus auch das Lebensalter als Faktor.<br />

Das setzt dann aber voraus, dass ich nach<br />

e<strong>in</strong>em <strong>frühe</strong>ren Schulabgang die Hochschulangebote<br />

auch entsprechend <strong>in</strong>tensiv<br />

nutzen kann, also studienfi t b<strong>in</strong>.<br />

waldorf-hessen: Aber selbst dann wird <strong>der</strong><br />

persönliche Reifungsprozess nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

<strong>frühe</strong>r erfolgen. Vielleicht verschiebt<br />

sich nur die Ausbildung <strong>der</strong> Kompetenzen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e E<strong>in</strong>richtung?<br />

J.E.Feuchthofen: Damit kommen wir zu<br />

e<strong>in</strong>em Kernproblem, nämlich <strong>der</strong> zeitlichen<br />

Verschiebung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Bildungsbiografi<br />

e. Wenn Sie Defi zite aus dem Elternhaus<br />

mitbr<strong>in</strong>gen und diese dann durch die<br />

Schule korrigiert wer<strong>den</strong> sollen, dann wird<br />

sich dieser Defi zitprozess meist durchzie-<br />

hen, egal ob Sie 11 o<strong>der</strong> 13 Jahre bis zum<br />

Abitur brauchen.<br />

Aus unserer Sicht wäre es wesentlich, das<br />

Schulwesen durchlässiger zu machen, im<br />

S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Individualisierung zu optimieren.<br />

Warum müssen die Schulformen so absolut<br />

se<strong>in</strong>, wie sie heute s<strong>in</strong>d? Die Entwe<strong>der</strong>-<br />

O<strong>der</strong>-Entscheidungen mit Rückversetzung,<br />

Rückstufung o<strong>der</strong> Schulwechsel s<strong>in</strong>d für die<br />

Betroffenen demütigend und demotivierend,<br />

und auch wirtschaftlich nicht zweckmäßig.<br />

waldorf-hessen: Deshalb unterrichten wir<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Waldorfschule die Schüler zwölf Jahre<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er stabilen Lerngruppe.<br />

Aber lassen Sie uns noch e<strong>in</strong>en Blick werfen<br />

auf die Rolle <strong>der</strong> freien Schulträger im Bildungssystem.<br />

J.E.Feuchthofen: Wir sehen e<strong>in</strong> Phänomen:<br />

An <strong>den</strong> Erkenntnissen erfolgreicher<br />

Schulen <strong>der</strong> PISA-Sieger-Staaten waren alle<br />

Bildungspolitiker hoch <strong>in</strong>teressiert. Es wurde<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ferne das gesucht, was aus unserer<br />

Sicht vor Ort zum Teil seit Jahrzehnten<br />

erfolgreich funktioniert. Ich nenne hier die<br />

<strong>Waldorfschulen</strong> und an<strong>der</strong>e freie Schulen,<br />

die bei deutlich<br />

ger<strong>in</strong>geren<br />

staatlichen Zuschüssen<br />

mit<br />

<strong>in</strong>tensiver Beteiligung<br />

<strong>der</strong><br />

Eltern sehr erfolgreichwirtschaften<br />

und<br />

dabei auch <strong>in</strong><br />

ihren Bildungserfolgenbee<strong>in</strong>druckend<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Wir haben <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> vergangenen<br />

Jahren<br />

immer wie<strong>der</strong><br />

angemahnt, die<br />

methodisch-didaktischen<br />

wie<br />

die betriebswirtschaftlichen<br />

und organisatorischen<br />

Konzepte <strong>der</strong> Schulen <strong>in</strong> freier Trägerschaft<br />

zu evaluieren und stärker <strong>in</strong> die staatlichen<br />

Reformüberlegungen mit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

waldorf-hessen: Ihr Projekt „Selbstständige<br />

Schule 2015“ deutet ja auch <strong>in</strong> diese<br />

Richtung.<br />

J.E.Feuchthofen: In <strong>der</strong> Tat. Natürlich ist<br />

nicht alles, wenn wir beim Beispiel <strong>der</strong> Waldorfschule<br />

bleiben, etwas, wo wir sofort<br />

„Juchhu“ rufen. Die basisdemokratische<br />

Mitbestimmung ist so e<strong>in</strong> Punkt. Entscheidungsprozesse<br />

dauern oft lange Zeit. Wir<br />

wür<strong>den</strong> e<strong>in</strong> str<strong>in</strong>genteres Management begrüßen.<br />

Aber ich selbst bleibe dabei, das Grundmodell<br />

<strong>der</strong> partizipativen Schule ist <strong>in</strong> Deutschland<br />

eigentlich nur bei Schulen <strong>in</strong> freier Trägerschaft<br />

verwirklicht wor<strong>den</strong>. Das sollte<br />

dem Staat zu <strong>den</strong>ken geben, wenn er heute<br />

an se<strong>in</strong>en eigenen Schulen beklagt, dass<br />

viele Eltern ke<strong>in</strong>erlei Interesse haben, sich<br />

am Schulgeschehen zu beteiligen.<br />

waldorf-hessen: Haben Sie noch an<strong>der</strong>e<br />

Empfehlungen für die <strong>Waldorfschulen</strong>?<br />

J.E.Feuchthofen: Wir begrüßen, dass sich<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenen Jahren die Politik <strong>der</strong><br />

<strong>Waldorfschulen</strong> hier <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> verschoben<br />

hat, weg von <strong>der</strong> eigenen Nabelschau h<strong>in</strong> zu<br />

mehr externer Kooperation. In <strong>der</strong> Diskussion<br />

um nicht primär betriebswirtschaftliche<br />

Elemente hat diese Öffnung uns <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

sehr geholfen. Der Dialog ist offener<br />

und <strong>in</strong>tensiver gewor<strong>den</strong>. Zum<strong>in</strong>dest auf <strong>der</strong><br />

Landesebene ist das gegenseitige Interesse<br />

deutlich gewachsen.<br />

Dadurch erhalten wir mehr E<strong>in</strong>blick, <strong>der</strong><br />

auch dem Staat nützlich se<strong>in</strong> könnte, E<strong>in</strong>blick<br />

<strong>in</strong> Erfolge und Leistungen von Schulen<br />

<strong>in</strong> freier Trägerschaft, wie <strong>den</strong> <strong>Waldorfschulen</strong>,<br />

die e<strong>in</strong> gutes Vorbild se<strong>in</strong> können.<br />

waldorf-hessen: Wie <strong>den</strong>ken Sie über die<br />

F<strong>in</strong>anzhilfe für freie Schulträger?<br />

J.E.Feuchthofen: In <strong>Hessen</strong> ist deutlich gewor<strong>den</strong>,<br />

dass wir vor e<strong>in</strong>em Prozess grundlegen<strong>der</strong><br />

Verän<strong>der</strong>ungen stehen. Leere<br />

staatliche Kassen und die demographische<br />

Entwicklung wer<strong>den</strong> dazu führen, dass <strong>der</strong><br />

Staat se<strong>in</strong> Konzept des schulischen Angebots<br />

über<strong>den</strong>ken muss. Die Impulse dazu<br />

kommen bereits aus Kommunen und Landkreisen.<br />

Das bisherige Angebot an freien Schulen<br />

könnte ganz an<strong>der</strong>s ausgebaut wer<strong>den</strong>. Die<br />

Frage ist, wie <strong>der</strong> Staat Schulen <strong>in</strong> freier<br />

Trägerschaft künftig sieht. Wirklich nur als<br />

Ersatz- o<strong>der</strong> Ergänzungsschulen? Wenn er<br />

akzeptieren würde, dass die Qualität e<strong>in</strong>es<br />

schulischen Angebots, auch im Wettbewerb<br />

zwischen Staat und Privaten, über die fi -<br />

nanzielle Unterstützung entschei<strong>den</strong> sollte,<br />

dann müssen alle Kennziffern auf <strong>den</strong><br />

Tisch. Für die Berechnung <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzhilfe<br />

für freie Träger müssten dann dieselben Bed<strong>in</strong>gungen<br />

gelten, die auch bei staatlichen<br />

Schulen zugrunde gelegt wer<strong>den</strong>. Neue<br />

Gutachten wie das von Ste<strong>in</strong>beis* zeigen,<br />

dass dies möglich ist.<br />

Wir s<strong>in</strong>d für Pilotmodelle <strong>der</strong> Öffentlich-<br />

Privaten Partnerschaft, die über die Aufgaben<br />

<strong>der</strong> Schulträger h<strong>in</strong>ausgehen. Das wäre<br />

aus me<strong>in</strong>er Sicht e<strong>in</strong>e gute Vorstufe, um das<br />

gesamte Spektrum des Schulangebots <strong>in</strong><br />

staatlicher und freier Trägerschaft neu zu<br />

über<strong>den</strong>ken.<br />

Interview: Norbert Handwerk<br />

* Eis<strong>in</strong>ger, B./ Warndorf, P.K./ Feldt, J./<br />

Ziehr-Unmüssig, P.: Schülerkosten <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>,<br />

Untersuchung über allgeme<strong>in</strong>bil<strong>den</strong>de<br />

öffentliche Schulen im Jahr 2002, Ste<strong>in</strong>beis-<br />

Transferzentrum Wirtschafts- und Sozialmanagement,<br />

Hei<strong>den</strong>heim 2004 (unter:<br />

www.waldorfschule-hessen.de/002_pdf/<br />

Ste<strong>in</strong>beiss-Gutachten.pdf )<br />

waldorf-hessen befragt die Vertreter von Verbän<strong>den</strong> sowie aller im Hessischen Landtag<br />

vertretenen Parteien zu ihren bildungspolitischen Positionen.<br />

Die Gespräche stellen wir regelmäßig <strong>in</strong> dieser Rubrik vor.<br />

Bisher:<br />

waldorf-hessen Nr. 8 / März 2005: Priska H<strong>in</strong>z, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

waldorf-hessen Nr. 9 / August 2005: Hans-Jürgen Irmer, CDU<br />

waldorf-hessen Nr. 10 / März 2006: Heike Habermann,SPD<br />

und Dorothea Henzler, FDP<br />

waldorf-hessen Nr. 11 / Oktober 2006: Wolfram Dette, FDP, OB <strong>der</strong> Stadt Wetzlar


Entschulung und Bewährung / von Johannes Roth<br />

Die Klagen über das Bildungssystem haben<br />

längst e<strong>in</strong>en gebetsmühlenartigen Charakter<br />

angenommen. Bundespräsi<strong>den</strong>t Köhler nannte<br />

im September 2006 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Berl<strong>in</strong>er Rede <strong>den</strong><br />

Zustand sogar „beschämend“.<br />

Über Bildung wird nicht nur pauschal und unscharf<br />

gesprochen, etwas an<strong>der</strong>es ist viel drängen<strong>der</strong>:<br />

„Wir sprechen <strong>in</strong> Deutschland zuviel<br />

von Bildung und viel zuwenig von Erziehung,“<br />

UCHTIPP<br />

so br<strong>in</strong>gt es Bernhard Bueb, <strong>der</strong> ehemalige Leiter<br />

des Internats Schloss Salem auf <strong>den</strong> Punkt.<br />

Se<strong>in</strong> „Lob <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong>“ steht auf <strong>den</strong> Bestseller-Listen.<br />

Zweifel an diesem Konzept äußern<br />

<strong>in</strong>zwischen neben dem Salem-Schüler Dust<strong>in</strong><br />

Kl<strong>in</strong>ger auch renommierte Wissenschaftler (vgl.<br />

Bergmann et.al.: „Vom Missbrauch <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong>“,<br />

We<strong>in</strong>heim 2007).<br />

Anregungen für e<strong>in</strong>e Erziehung, die <strong>in</strong> die Zu-<br />

kunft weist, fi n<strong>den</strong> sich eher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />

Buch des Reformpädagogen Hartmut von Hentig:<br />

„Bewährung – Von <strong>der</strong><br />

nützlichen Erfahrung nützlich<br />

zu se<strong>in</strong>“. Se<strong>in</strong>e Analyse<br />

befasst sich mit <strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung<br />

junger<br />

Menschen: „Ich erlebe, dass<br />

sie, statt zu Bürgern und Mitmenschen<br />

heranzuwachsen,<br />

zu Funktionen e<strong>in</strong>es Systems<br />

wer<strong>den</strong> – erst <strong>der</strong> Schule, dann<br />

des Erwerbslebens –, das ihnen<br />

gleichgültig ist, solange<br />

sie dar<strong>in</strong> ihr Fortkommen und<br />

ihre Sicherheit haben, und das<br />

sie schmähen und bekämpfen,<br />

wenn dies nicht mehr <strong>der</strong> Fall ist.“<br />

Aus dieser E<strong>in</strong>schätzung schließt von Hentig,<br />

dass Reformen <strong>in</strong>nerhalb des bestehen<strong>den</strong><br />

Schulsystems nicht ausreichen. Se<strong>in</strong>e Vision<br />

e<strong>in</strong>er zeitgemäßen Menschenbildung liegt <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er „Entschulung <strong>der</strong> 13- bis 15-Jährigen“:<br />

Im Zeitraum von zwei Jahren sollen die He-<br />

ranwachsen<strong>den</strong> die Schule verlassen und <strong>in</strong><br />

geschlossenen Gruppen jeweils für mehrere<br />

Wochen bestimmte Projekte und<br />

Unternehmungen durchführen. Als<br />

zweiten Schritt schlägt von Hentig e<strong>in</strong><br />

soziales Pfl ichtjahr für je<strong>den</strong> Bürger<br />

vor: „Dienste am Geme<strong>in</strong>wesen, die<br />

vor allem <strong>den</strong> Dienen<strong>den</strong> gut tun“.<br />

Auch die e<strong>in</strong>zelnen Schritte zur Realisierung<br />

dieser Visionen hat <strong>der</strong> Autor<br />

knapp und konkret ausgearbeitet.<br />

Dabei hat er sich von zehn Persönlichkeiten<br />

beraten lassen, darunter<br />

<strong>der</strong> Politiker Erhard Eppler und <strong>der</strong><br />

Schriftsteller Sten Nadolny. Von Hentig<br />

hofft, dass sich Pädagogen und<br />

Eltern fi n<strong>den</strong>, die für solche Schritte<br />

offen s<strong>in</strong>d, damit sich die Idee <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis bewähren<br />

kann.<br />

Hentig, Hartmut von: „Bewährung – Von <strong>der</strong><br />

nützlichen Erfahrung, nützlich zu se<strong>in</strong>“, München<br />

2006, Carl Hanser Verlag, ISBN 3-446-20776-7 /<br />

978-3-446-20776-9, 103 Seiten, € 12,50<br />

Was br<strong>in</strong>gt die Waldorfschule? / von Norbert Handwerk<br />

Ende Februar 2007 veröffentlichten He<strong>in</strong>er<br />

Barz und Dirk Randoll e<strong>in</strong>e empirische Studie<br />

zu Bildung und Lebensgestaltung ehemaliger<br />

Waldorfschüler. Sie bietet e<strong>in</strong>e<br />

Fülle von Daten, mit <strong>den</strong>en man<br />

<strong>den</strong> Bildungserfolg des wohl bekanntesten<br />

reformpädagogischen<br />

Schulkonzepts besser e<strong>in</strong>schätzen<br />

kann.<br />

In sechs Aufsätzen präsentieren<br />

Wissenschaftler mehrerer<br />

Hochschulen ihre Forschungsergebnisse.<br />

E<strong>in</strong>e breite Daten-<br />

Grundlage aus 1.124 schriftlichen<br />

Befragungen, 24 Interviews und<br />

sechs Gruppendiskussionen mit<br />

drei verschie<strong>den</strong>en Altersgruppen<br />

(<strong>der</strong> heute 60-bis 66-Jährigen, <strong>der</strong><br />

50- bis 59-Jährigen und <strong>der</strong> 30-<br />

bis 37-Jährigen) verleiht <strong>der</strong> Untersuchung e<strong>in</strong><br />

beachtliches Gewicht.<br />

Wenig überraschen dürfte, dass die Abiturientenquote<br />

<strong>der</strong> Waldorfschule mit 61 Prozent<br />

mehr als doppelt so hoch ist als bei staatlichen<br />

Schulen. Vergleichsweise viele <strong>der</strong> ehemaligen<br />

Waldorfschüler wer<strong>den</strong> Lehrer, Ärzte und Apo-<br />

theker, Ingenieure o<strong>der</strong> Künstler. Sie weisen<br />

e<strong>in</strong>en hohen Grad an Berufszufrie<strong>den</strong>heit auf.<br />

Geldverdienen und Karriere s<strong>in</strong>d ihnen weniger<br />

wichtig als die persönliche<br />

Erfüllung im Beruf. Kulturelle<br />

und kreative Lebensaspekte<br />

dom<strong>in</strong>ieren. Sie s<strong>in</strong>d stärker<br />

sozial bzw. ehrenamtlich engagiert<br />

als die Vergleichsgruppe.<br />

Die Untersuchung wi<strong>der</strong>legt<br />

die Vermutung vieler Kritiker,<br />

dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Waldorfschule<br />

Anthroposophie gelehrt werde.<br />

Die Mehrzahl <strong>der</strong> Absolventen<br />

ist gegenüber <strong>der</strong> Anthroposophie<br />

<strong>in</strong>different o<strong>der</strong> skeptisch<br />

e<strong>in</strong>gestellt. Der Waldorfschule<br />

wird e<strong>in</strong>e hohe religiöse und<br />

weltanschauliche Offenheit attestiert,<br />

die es dem E<strong>in</strong>zelnen ermöglicht habe,<br />

se<strong>in</strong>en eigenen „spirituellen Weg“ zu entwickeln.<br />

Auch e<strong>in</strong> positiver E<strong>in</strong>fl uss auf die Entwicklung<br />

von Selbstvertrauen, Kreativität und Flexibilität,<br />

von sozialer Kompetenz und Selbständigkeit<br />

wird <strong>der</strong> Waldorfpädagogik von ihren Ehema-<br />

Perspektiven e<strong>in</strong>es Dialogs / von Theo Kranner<br />

Mit dem Band „Waldorfpädagogik - Perspektiven<br />

e<strong>in</strong>es Dialogs“ eröffnet die Alanus<br />

Hochschule für Kunst und Gesellschaft <strong>in</strong><br />

Alfter ihre Reihe „Kulturwissenschaftliche<br />

Beiträge“. Die Herausgeber Horst Philipp<br />

Bauer und Peter Schnei<strong>der</strong> möchten dazu beitragen,<br />

dass die Erfahrungen <strong>der</strong> Waldorfpädagogik<br />

für e<strong>in</strong>e Schulreform <strong>in</strong> Deutschland<br />

fruchtbar gemacht wer<strong>den</strong>. In <strong>den</strong> Aufsätzen<br />

wer<strong>den</strong> fünf Handlungsfel<strong>der</strong> angesprochen:<br />

<strong>der</strong> reformpädagogische Kulturimpuls <strong>der</strong><br />

Waldorfpädagogik, ihr freiheitliches Menschenbild,<br />

die Organisation und professionelle<br />

Verwaltung dieses Konzepts, die empirische<br />

Überprüfung se<strong>in</strong>er Wirkungen sowie<br />

das waldorfpädagogische Modell <strong>der</strong> Lehrerbildung.<br />

In se<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>leiten<strong>den</strong> Essay über die<br />

„Diskursfähigkeit <strong>der</strong> Waldorfpädagogik“<br />

konstatiert Marcelo da Veiga e<strong>in</strong> gestörtes<br />

Verhältnis von Theorie und Praxis <strong>in</strong> <strong>der</strong> Waldorfbewegung.<br />

Den erkenntnistheoretischen<br />

Grundlagen werde die Praxis nicht gerecht.<br />

Der „hermetische Vertretungs- und Rechtfertigungsanspruch“,<br />

<strong>den</strong> er auf Seiten <strong>der</strong><br />

<strong>Waldorfschulen</strong> sieht, sei wissenschaftlich<br />

nicht diskutabel. Die im Untertitel angekündigten<br />

Perspektiven e<strong>in</strong>es Dialogs zwischen<br />

Waldorfpädagogik und Erziehungswissenschaft<br />

beurteilt da Veiga daher skeptisch.<br />

Peter Schnei<strong>der</strong> betont <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en drei Aufsät-<br />

zen die Bedeutung <strong>der</strong> Waldorfpädagogik als<br />

Kulturimpuls. Auch er kritisiert <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Vergleich von „Ursprung und Ziel <strong>der</strong> Waldorfschule“<br />

e<strong>in</strong>ige Fehlentwicklungen (etwa<br />

das Übergewicht von <strong>in</strong>tellektueller und<br />

künstlerischer Bildung auf Kosten von praktischen<br />

Tätigkeiten im „patentgeschützten<br />

Alternativgymnasium“). Ausführlich<br />

erörtert er das Menschenbild<br />

und das ganzheitliche Kompetenzmodell<br />

und entwickelt <strong>in</strong><br />

sieben Thesen die Vision e<strong>in</strong>er<br />

zukünftigen (Waldorf-) Schule.<br />

Horst Philipp Bauer setzt sich<br />

mit Anspruch und Praxis <strong>der</strong><br />

Selbstverwaltung <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>nützigen<br />

E<strong>in</strong>richtungen und<br />

<strong>in</strong> <strong>Waldorfschulen</strong> ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

Da Selbstverwaltung<br />

zur Beschäftigung<br />

<strong>der</strong> Schule mit sich selbst<br />

führen könne, empfi ehlt<br />

Bauer <strong>den</strong> Abschied von sozialromantischen<br />

Vorstellungen und die „Bes<strong>in</strong>nung<br />

auf das Leistbare“, zum Beispiel die<br />

Integration mo<strong>der</strong>ner Managementkonzepte.<br />

Praktische Anregungen für e<strong>in</strong>e selbstverantwortete<br />

Evaluation gibt Richard Landl<br />

mit se<strong>in</strong>em Fragebogen „Zur Entwicklung<br />

von Schulqualität an <strong>Waldorfschulen</strong>“. Dass<br />

ligen zugeschrieben. Der Unterricht wurde als<br />

<strong>in</strong>teressant und abwechslungsreich erlebt, auch<br />

wenn gesellschaftlich aktuelle Inhalte oft vermisst<br />

wur<strong>den</strong>.<br />

Insgesamt s<strong>in</strong>d <strong>Waldorfschulen</strong> im Urteil <strong>der</strong><br />

Ehemaligen gute Schulen: 80 Prozent haben sich<br />

<strong>in</strong> ihnen sehr wohl gefühlt. Die Mehrzahl <strong>der</strong><br />

Befragten würde wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Waldorfschule besuchen,<br />

obwohl <strong>der</strong> Unterricht <strong>in</strong> <strong>den</strong> Fremdsprachen<br />

und Naturwissenschaften häufi g bemängelt<br />

wurde. Im Vergleich zu <strong>den</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong><br />

Beruf und Studium kritisieren zum Beispiel viele<br />

Absolventen die Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Schule als zu ger<strong>in</strong>g, obwohl sie dann später<br />

doch meist sehr gut zurechtkommen.<br />

Das umfangreiche Datenmaterial <strong>der</strong> Studie<br />

enthält viele überraschende Ergebnisse. Erst die<br />

Lektüre des Gesamtwerks ermöglicht e<strong>in</strong>e differenzierte<br />

Interpretation. Es ist das Verdienst dieses<br />

Bandes, die empirisch gesicherte Grundlage<br />

für e<strong>in</strong>e sachliche Erörterung des Bildes von<br />

„<strong>der</strong> Waldorfschule“ zu bieten.<br />

Barz, He<strong>in</strong>er/ Randoll, Dirk (Hrsg.): Absolventen<br />

von <strong>Waldorfschulen</strong>, VS-Verlag, Wiesba<strong>den</strong> 2007,<br />

ISBN 978-3-531-15405-3, 393 Seiten, € 32,90<br />

diese Qualität doch nicht so schlecht ist, wie<br />

die zahlreichen kritischen H<strong>in</strong>weise <strong>in</strong> diesem<br />

Band vermuten lassen könnten, belegt<br />

Dirk Randoll durch se<strong>in</strong>e empirische Untersuchung<br />

über „Lehrer im Urteil ihrer Schüler“:<br />

Die befragten Oberstufenschüler <strong>der</strong><br />

<strong>Waldorfschulen</strong> fühlten sich im Vergleich zu<br />

Gymnasiasten deutlich besser betreut.<br />

In weiteren Aufsätzen setzen sich<br />

Bauer und Schnei<strong>der</strong><br />

sowie Jost Schieren mit<br />

<strong>der</strong> Lehrerbildung ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

Sie diskutieren<br />

alternative Modelle unter<br />

Bezug auf die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Waldorfl<br />

ehrerausbildung bereits<br />

gemachten Erfahrungen.<br />

Ob die Arbeiten dieses <strong>in</strong>sgesamt<br />

lesenswerten Buches<br />

wirklich Perspektiven für <strong>den</strong><br />

gewünschten Dialog öffnen,<br />

bleibt abzuwarten. Zum<strong>in</strong>dest<br />

geben sie zahlreiche Anregungen<br />

für e<strong>in</strong>e Reformdiskussion <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> <strong>Waldorfschulen</strong>.<br />

Bauer, Horst Philipp/Schnei<strong>der</strong>, Peter<br />

(Hrsg.): Waldorfpädagogik. Perspektiven<br />

e<strong>in</strong>es Dialogs, Peter Lang Verlag, Frankfurt<br />

am Ma<strong>in</strong> 2006, ISBN 3-631-54633-5, 348 S.,<br />

39,80 Euro<br />

Nr. 12 / März 2007 / 7<br />

Spiel-Kombe<strong>den</strong>s / vom Ernst<br />

„Ei, Schorsch, wo meschsdn hie?“ „Guude,<br />

Ernst! Na, ich komm grad vom Kombe<strong>den</strong>s-Zentrum.“<br />

„Was meschsdn du mit<br />

de<strong>in</strong>e steife Knoche <strong>in</strong>erer Danzschul?“<br />

„Ei, Ernst, des is doch so e Haus, wo halt<br />

alles zusamme ist.“ „Kombi- Dänz? Die<br />

Micksduhr von dem neumodische Gezoggel<br />

un Nerrfegezerr hätt isch <strong>der</strong>r garnet<br />

zugetraut!“ „Du Dööskopp! Da kriesde<br />

halt Kombe<strong>den</strong>se, des haast net du, son<strong>der</strong>n<br />

die K<strong>in</strong>ner un die El<strong>der</strong>n.“ „Und was<br />

soll des sei?“ „Da mussde halt net laafe,<br />

Ernst: Da is ewe alles zusamme: Spielgruppe,<br />

en K<strong>in</strong>nergadde, en Hort, un debei<br />

gleisch die Beradungsstell, mit Therapeute<br />

un em Aazt. Die mache aach Sem<strong>in</strong>are<br />

und Korrse för die K<strong>in</strong>ner un die El<strong>der</strong>n.“<br />

„Nix wie Geldmacherei!“<br />

„Da bisde schebb gewiggelt, Ernst! Des<br />

hilft werklisch! Mer hat doch viele Fraache<br />

als El<strong>der</strong>n. Heut brauche mer Spezialisde<br />

för alles. Als die Kattr<strong>in</strong> <strong>in</strong> de<br />

Pubberdäht war, was hassde mer da beim<br />

Äbbelwoi vorgejammert! Da hassde doch<br />

die Welt nemmer verstanne.“ „Schon. Un,<br />

was hawwe se dir jetz erklärt?“ „Isch sollt<br />

meim Klaane, dem Madd<strong>in</strong>, net so en<br />

Druck mache.“<br />

„Sissde Schorsch, isch hab <strong>der</strong>r doch gesacht,<br />

des brauch alles sei Zeit, des kimmt<br />

schon noch!“ „Awwer ehwe net von selwer,<br />

Ernst! Isch soll middem spiele!“ „Wieso<br />

en des?“ „Na, er wär halt e bissje blass un<br />

deht net so rischdisch redde, un bewehsche<br />

könnt er sich aach net rischdisch.“ „Isch<br />

hab<strong>der</strong> ja schon immer gesacht, schickn<br />

uff die Gass zum Spiele. Er hat ja doch nur<br />

de Gahbi am Rockzibbel gehange, und du<br />

hasdm aach noch so en Kaste <strong>in</strong> die Stubb<br />

gestellt.“ „Des warn doch guude Sendunge,<br />

Ernst, die hawwe merr immer extra<br />

ausgesucht.“<br />

„Du siehst ja, was debei eraus kimmt.<br />

Hawwe se <strong>der</strong>r des net erklärt?“ „Des kluche<br />

Geschwätz hab ich net alles verschtanne.<br />

Awwer irschendwie so, dass dorsch<br />

die Bewehschung aach des Hirn besser<br />

dorschblut werrd und die dann besser <strong>den</strong>ke<br />

könne.“<br />

„Möschlisch wärs, mir komme beim Radfahn<br />

aach immer die bessde Gedanke. Awwer<br />

wieso sollst du dann middem spiele?<br />

In deim Al<strong>der</strong> meschst de disch dadebei<br />

doch zum Aff!“ „Weil er halt allaans is,<br />

soll isch jetzt middem spiele, irschendebbes,<br />

nur ja nix Kluches. Beim Spiele würd<br />

sisch alles löse, dann würd er fi d<strong>der</strong> wern<br />

un mehr babbele. Mei Gahbi hat awwer kaa<br />

Zeit, die Große wolle net, un isch hab ja<br />

aach kaa Lust.“<br />

„Dann schicken doch <strong>in</strong>ne Juchendgrupp,<br />

Schorsch! Hawwe die net so ebbes aach?“<br />

„Des is e gut Idee! Die hawwe ja sogah en<br />

Zerrkus! Vielleischt br<strong>in</strong>gten des zum Babbele.<br />

Spiele kann er ja dehaam.“ „Wenn de<br />

dann noch die Glotzkist und de Kompjuh<strong>der</strong><br />

aus eurer K<strong>in</strong>nerstubb entsorschst, seid<br />

er bald selwer a Kombe<strong>den</strong>s-Zentrum!“


Nr. 12 / März 2007 / 8<br />

Woche <strong>der</strong> freien Schulen<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>. Die hessische Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

<strong>der</strong> Schulen <strong>in</strong> freier<br />

Trägerschaft wird vom 2. bis 11. November<br />

2007 e<strong>in</strong>e landesweite Aktionswoche veranstalten.<br />

Die privaten Schulträger wollen<br />

damit auf ihre beson<strong>der</strong>en pädagogischen<br />

Konzepte und speziellen Schulprofi le aufmerksam<br />

machen, die seit vielen Jahren<br />

e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Schulentwicklung<br />

leisten.<br />

Peer Councel<strong>in</strong>g<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>. Zehn Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler <strong>der</strong> 12. Klassen<br />

<strong>der</strong> Frankfurter Waldorfschule<br />

haben sich im Rahmen des Projekts<br />

„Peer Councel<strong>in</strong>g“ <strong>der</strong> Suchtberatungsstelle<br />

Drop-In e<strong>in</strong> Jahr lang<br />

als Berater ausgebildet. In <strong>der</strong> von<br />

ihnen gegründeten Peer-AG können<br />

sie nun ihre Mitschüler selbst<br />

beraten.<br />

Bundesdelegiertentagung<br />

Darmstadt. In <strong>der</strong> <strong>Freie</strong>n Waldorfschule<br />

Darmstadt fand vom 26. bis<br />

28. Januar e<strong>in</strong>e Bundesdelegiertentagung<br />

des Bundes <strong>der</strong> <strong>Freie</strong>n<br />

<strong>Waldorfschulen</strong> statt. Die Vertreter<br />

<strong>der</strong> deutschen <strong>Waldorfschulen</strong><br />

berieten <strong>in</strong> Arbeitsgruppen über<br />

die Erarbeitung von waldorfspezifi schen<br />

Kompetenzbeschreibungen, <strong>den</strong> Übergang<br />

vom K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>in</strong> die Schule sowie über<br />

e<strong>in</strong>e verbesserte Berufse<strong>in</strong>führung. Als<br />

neue Mitglie<strong>der</strong> wur<strong>den</strong> drei Schulen <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Bund aufgenommen: Rottweil, München-<br />

Süd (<strong>in</strong> Wolfratshausen) und die Johannes-<br />

Schule <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> (Mitte). Damit vertritt <strong>der</strong><br />

Bund jetzt 206 Schulen.<br />

Terre des Hommes<br />

Stuttgart. Die Deutsche Sektion des K<strong>in</strong><strong>der</strong>hilfswerks<br />

wurde an <strong>der</strong> <strong>Freie</strong>n Waldorfschule<br />

Uhlandshöhe <strong>in</strong> Stuttgart geboren. Lutz<br />

Beisel hatte am 8. Januar 1967 vierzig Männer<br />

und Frauen <strong>in</strong> dem kle<strong>in</strong>en Lehrerzimmer<br />

zusammengerufen, weil er die Fernsehbil<strong>der</strong><br />

verletzter K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus Vietnam nicht mehr<br />

ertragen konnte. Er wollte verwundete K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> Deutschland gesund pfl egen und für<br />

Kriegswaisen neue Eltern fi n<strong>den</strong>.<br />

Seitdem hat die deutsche Sektion von Terre<br />

des Hommes 4.500 Projekte <strong>in</strong> aller Welt<br />

geför<strong>der</strong>t. Unter dem Motto „Viel erreicht<br />

- viel zu tun!“ feierte das Hilfswerk am 8.<br />

Januar 2007 se<strong>in</strong> vierzigjähriges Bestehen.<br />

waldorf-hessen im Netz<br />

Diese Zeitung ist auf unserer Web-<br />

Seite veröffentlicht, so dass e<strong>in</strong>zelne<br />

Artikel im pdf-Format heruntergela<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong> können.<br />

Im Archiv s<strong>in</strong>d dort auch alle Artikel<br />

<strong>der</strong> bisherigen Ausgaben thematisch<br />

geglie<strong>der</strong>t zugänglich. Vor<br />

allem anschauliche Erläuterungen<br />

zum Waldorf-Lehrplan und zu bestimmten<br />

Themen s<strong>in</strong>d damit leichter<br />

verfügbar.<br />

Selbstverständlich können Sie die<br />

bebil<strong>der</strong>te Druckversion von waldorf-hessen<br />

auch weiterh<strong>in</strong> über die<br />

nächste <strong>Freie</strong> Waldorfschule o<strong>der</strong><br />

die Landesgeschäftsstelle erhalten.<br />

Hilfe für Interkulturelle Waldorfschule<br />

Mannheim. Nach <strong>den</strong> Sommerferien hat<br />

e<strong>in</strong>e neue erste Klasse <strong>der</strong> <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Waldorfschule <strong>in</strong> Mannheim ihre Arbeit<br />

begonnen. Um die Schüler e<strong>in</strong> Jahr lang unterrichten<br />

zu können, s<strong>in</strong>d etwa 50.000 Euro<br />

nötig. Da die Elternbeiträge nicht ausreichen,<br />

hat <strong>der</strong> Versandhändler Hess Natur unter <strong>der</strong><br />

Schirmherrschaft von Renate Künast e<strong>in</strong> För<strong>der</strong>projekt<br />

<strong>in</strong>s Leben gerufen: Pro Bestellung<br />

Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> des Stadtteils Neckar-Weststadt wer<strong>den</strong><br />

geme<strong>in</strong>sam unterrichtet. Ob mit o<strong>der</strong> ohne soziale<br />

Probleme, aus unterschiedlichen Kulturen und<br />

Nationen: Sie bil<strong>den</strong> e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft.<br />

aus dem Hess-Natur-Jubiläumskatalog führt<br />

<strong>der</strong> Naturtextilversen<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Euro für das<br />

<strong>in</strong>terkulturelle Schulprojekt ab.<br />

Zuschüsse für<br />

Waldorfk<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

Stuttgart. Entgegen <strong>der</strong> bisherigen Praxis<br />

müssen Waldorfk<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten <strong>in</strong> Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg die gleichen fi nanziellen<br />

Zuschüsse erhalten wie kirchliche o<strong>der</strong><br />

geme<strong>in</strong>dliche K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten. Das hat <strong>der</strong><br />

Verwaltungsgerichtshof Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

entschie<strong>den</strong>. Nach Bundesrecht<br />

müssten die verschie<strong>den</strong>en Träger gleich<br />

behandelt wer<strong>den</strong>, erklärte e<strong>in</strong> VGH-Sprecher.<br />

Der Gesetzgeber habe „<strong>der</strong> Pluralität<br />

<strong>der</strong> Wert- und Erziehungsvorstellungen Vorrang<br />

e<strong>in</strong>geräumt, was sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> konkreten<br />

För<strong>der</strong>praxis nie<strong>der</strong>schlagen muss“.<br />

didacta <strong>in</strong> Köln<br />

Köln. Auf Europas größter Bildungsmesse,<br />

die vom 27. Februar bis 3. März 2007 <strong>in</strong><br />

Köln stattfand, war auch <strong>in</strong> diesem Jahr <strong>der</strong><br />

Bund <strong>der</strong> <strong>Freie</strong>n <strong>Waldorfschulen</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />

Stand und e<strong>in</strong>er Son<strong>der</strong>schaufl äche vertreten.<br />

Schwerpunktthema waren „Übergänge<br />

und Zusammenhänge“: Übergänge vom<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>in</strong> die Schule bzw. von <strong>der</strong><br />

Schule <strong>in</strong> die weiteren Ausbildungen gew<strong>in</strong>nen<br />

e<strong>in</strong>e immer größere Bedeutung.<br />

Zum Abschied Mozart<br />

Wetzikon. Am 8.März startete <strong>der</strong> K<strong>in</strong>ofi<br />

lm „Zum Abschied Mozart“. Er zeigt die<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>der</strong> Rudolf-Ste<strong>in</strong>er-Schule<br />

Zürcher Oberland <strong>in</strong> Wetzikon<br />

beim E<strong>in</strong>studieren von Mozarts Requiem<br />

und <strong>in</strong> ihrer Freizeit.<br />

www.zumabschiedmozart.ch<br />

www.ste<strong>in</strong>erschule.ch<br />

Fernsehen<br />

verschlechtert Schulleistungen<br />

Hannover. Regelmäßiger Fernsehkonsum<br />

im Vor- und Grundschulalter wirkt sich auf<br />

die Schulnoten aus. Was zahlreiche Eltern<br />

und Pädagogen schon lange vermutet hatten,<br />

wurde nun im Rahmen e<strong>in</strong>er Studie<br />

des Krim<strong>in</strong>ologischen Forschungs<strong>in</strong>stitutes<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen mit 6000 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n aus sechs<br />

verschie<strong>den</strong>en deutschen Bundeslän<strong>der</strong>n wissenschaftlich<br />

bestätigt.<br />

Der Fernsehkonsum deutscher drei- bis 13jähriger<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> liegt seit 1991 bei Durchschnittlich<br />

rund 90 M<strong>in</strong>uten täglich. Bereits<br />

je<strong>der</strong> vierte Schulanfänger besitzt e<strong>in</strong> eigenes<br />

Fernsehgerät im K<strong>in</strong><strong>der</strong>zimmer.<br />

Die Untersuchung zeigt e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>deutigen<br />

Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Dauer des TV-<br />

Konsums und <strong>den</strong> Schulnoten: Je <strong>frühe</strong>r und<br />

je länger e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d fernsieht, umso schlechter<br />

se<strong>in</strong> späterer Lernerfolg und auch se<strong>in</strong> Schulabschluss.<br />

Mathematik, Deutsch und Sachkunde<br />

lei<strong>den</strong> beson<strong>der</strong>s.<br />

„Die Schulleistungen s<strong>in</strong>d stärker vom TV-<br />

Konsum abhängig als vom sozialen H<strong>in</strong>tergrund”,<br />

erläutert Christian Pfeiffer, <strong>der</strong><br />

Leiter <strong>der</strong> Forschungse<strong>in</strong>richtung. Auch die<br />

berüchtigten Videospiele wirken sich auf <strong>den</strong><br />

Lernerfolg aus: „Wer von nicht-jugendfreien<br />

Spielen die F<strong>in</strong>ger lässt, ist schon als Zehnjähriger<br />

e<strong>in</strong>e Note besser als diejenigen, die<br />

sie regelmäßig spielen”, so Pfeiffer.<br />

Die Verantwortung für <strong>den</strong> exzessiven Fernsehkonsum<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> sieht die Studie sowohl<br />

bei <strong>den</strong> Eltern, welche die Kle<strong>in</strong>en viel<br />

zu oft ohne Anleitung und Zeitbeschränkung<br />

fernsehen lassen, als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pädagogik:<br />

Hier sei <strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten Jahren viel zu häufi g<br />

für e<strong>in</strong>e sehr <strong>frühe</strong> Heranführung an die neuen<br />

Medien plädiert wor<strong>den</strong>, ohne <strong>den</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

gleichzeitig Alternativen aufzuzeigen.<br />

„Wir sehen mit Sorge, dass Erzieher<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten heute zwar mit dem Computer,<br />

dafür aber nicht mehr mit <strong>der</strong> Gitarre umgehen<br />

können”, sagte <strong>der</strong> Wissenschaftler.<br />

Aus: <strong>in</strong>media/ <strong>in</strong>fo3 (Jan 07)<br />

(<strong>in</strong>media ist e<strong>in</strong> kostenloser onl<strong>in</strong>e-Informationsdienst:<br />

www.<strong>in</strong>media.de )<br />

UCHTIPP<br />

Waldorf-Chronik<br />

Dietrich Esterl, ehemaliger Lehrer <strong>der</strong> Uhlandshöhe,<br />

hat e<strong>in</strong>e Chronik <strong>der</strong> ersten Waldorfschule<br />

zusammen gestellt. Daten, Dokumente und<br />

Bil<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Eröffnung im Jahre 1919 bis heute<br />

zeigen <strong>den</strong> Werdegang <strong>der</strong> „Mutterschule“,<br />

geben e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Schulstruktur e<strong>in</strong>er<br />

Waldorfschule und die zeitgemäße Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Waldorfpädagogik.<br />

Esterl, Dietrich: Die erste Waldorfschule<br />

Stuttgart-Uhlandshöhe, Stuttgart 2006, 291<br />

Seiten, € 25,00 ISBN-13: 978-3-927286-62-<br />

7 / ISBN-19: 3-927286-62-1<br />

Bestellung bei <strong>Freie</strong> Waldorfschule Uhlandshöhe,<br />

Haußmannstr. 44, 70188 Stuttgart.<br />

chronik@uhlandshoehe.de<br />

E<strong>in</strong> Lächeln vielleicht<br />

Doris Stommel-Hesseler<br />

tritt für e<strong>in</strong> verständnisvolleresZusammenleben<br />

von beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

und nichtbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

Menschen e<strong>in</strong>. Sie ist<br />

selbst Mutter e<strong>in</strong>es körperlich<br />

beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

Sohnes namens Björn.<br />

Wie es ist, als beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

und nichtbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Menschen geme<strong>in</strong>sam<br />

durchs Leben zu gehen, beschreiben beide<br />

<strong>in</strong> ihrem geme<strong>in</strong>samen Buch „E<strong>in</strong> Lächeln<br />

vielleicht“. Nach<strong>den</strong>klich-bes<strong>in</strong>nlich, heiter<br />

und lebensbejahend nehmen sie <strong>den</strong> Leser<br />

e<strong>in</strong> Stück weit mit und zeigen, wie man mit<br />

Energie und Lebensfreude se<strong>in</strong> Leben mit<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung meistern kann.<br />

Stommel, Björn/ Stommel-Hesseler, Doris:<br />

E<strong>in</strong> Lächeln vielleicht, Doris-Verlag 2005,<br />

ISBN 3-00-013569-3, € 9,90<br />

Waldorf- fi t<br />

Seit die <strong>Waldorfschulen</strong> ihre Arbeit<br />

zunehmend <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit präsentieren<br />

und sich auch an allgeme<strong>in</strong>en<br />

Wettbewerben beteiligen, wer<strong>den</strong><br />

die Leistungen ihrer Schüler durch<br />

zahlreiche Preise gewürdigt:<br />

Biologie-Preis<br />

Marburg. Der Karl-von-Frisch-Abiturientenpreis<br />

des Verbandes Deutscher<br />

Biologen und biowissenschaftlicher<br />

Fachgesellschaften e.V. wurde<br />

Sarah-Hélène Müller, e<strong>in</strong>er Abiturient<strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Marburger Waldorfschule<br />

verliehen.<br />

Sport-Preis<br />

Dietzenbach. Der mit 1.000 Euro<br />

dotierte Sport-För<strong>der</strong>preis <strong>der</strong> Stadt<br />

Dietzenbach wurde am 16. Januar an<br />

die 18-jährige Esther Doetsch verliehen.<br />

Sie ist seit zehn Jahren als Orientierungsläufer<strong>in</strong><br />

aktiv und errang seit<br />

2002 jährlich <strong>in</strong> mehreren Diszipl<strong>in</strong>en<br />

die deutsche Meisterschaft. Auch bei<br />

<strong>den</strong> Weltmeisterschaften 2005 und<br />

2006 konnte sie gute Plätze err<strong>in</strong>gen.<br />

Die Dietzenbacher Waldorfschüler<strong>in</strong><br />

spielt Cello und Klavier und engagiert<br />

sich als Jugendwart<strong>in</strong> und Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> ihrem Ortsvere<strong>in</strong>.<br />

Bert<strong>in</strong>i-Preis<br />

Hamburg. Im Hamburger Ernst-<br />

Deutsch-Theater wurde am 29.1.07<br />

<strong>der</strong> Bert<strong>in</strong>i-Preis für Zivilcourage<br />

verliehen. Die Rudolf-Ste<strong>in</strong>er-Schule<br />

Hamburg-Wandsbek wurde für die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>oper „Brundibar“ geehrt. Die<br />

achte Klasse hatte an das Stück, das<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Konzentrationslager<br />

Theresienstadt gespielt wor<strong>den</strong> war,<br />

durch e<strong>in</strong>e Rahmenhandlung ergänz<br />

und selbst aufgeführt. Zu <strong>der</strong> Thematik<br />

veranstalteten sie Gesprächsabende<br />

mit drei Zeitzeugen, die damals die<br />

Oper uraufgeführt hatten.<br />

waldorf –hessen<br />

Forum <strong>der</strong> <strong>Freie</strong>n <strong>Waldorfschulen</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />

ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> loser Folge zweimal jährlich<br />

und wird kostenlos abgegeben<br />

Erhältlich <strong>in</strong> allen hessischen <strong>Waldorfschulen</strong> und<br />

über die LAG<br />

Herausgeber<br />

<strong>Freie</strong> <strong>Waldorfschulen</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />

Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft e.V.<br />

Hügelstraße 67<br />

60433 Frankfurt Ma<strong>in</strong><br />

Telefon 069 – 530 537 61 Fax -63<br />

E-Mail: lag@waldorfschule-hessen.de<br />

www.waldorfschule-hessen.de<br />

Verantwortlich<br />

Norbert Handwerk<br />

Redaktion<br />

Norbert Handwerk 069- 530 537 61<br />

Gise Kayser-Gantner 0711- 48 12 78<br />

Barbara Scholze 06074- 46996<br />

Bildnachweis<br />

Fotos mit freundlicher Genehmigung von<br />

Ch.Fischer (S.1-3), D.Jahn (S.4), IDEM (S.5),<br />

C.Kle<strong>in</strong> (S.5), M.König (S.5), Ch. Doll (S.8)<br />

Grafi k<br />

Gaby Lenz, DREIFACH<br />

Agentur für Kommunikation, Frankfurt/M.<br />

Druck<br />

SDZ Druck und Medien, Aalen<br />

Aufl age 7000<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit<br />

Genehmigung <strong>der</strong> Redaktion

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