Armut und Umwelt in Burkina Faso und NO-Brasilien - WBGU
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<strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Vulnerabilität 27 Petschel-Held et al.<br />
Vergleicht man die Ergebnisse der Vulnerabilitätsuntersuchungen <strong>in</strong> Burk<strong>in</strong>a <strong>Faso</strong> mit <strong>NO</strong>-<strong>Brasilien</strong>, f<strong>in</strong>den<br />
sich <strong>in</strong> beiden Regionen adm<strong>in</strong>istrative E<strong>in</strong>heiten, <strong>in</strong> denen alle <strong>Armut</strong>sdimensionen hoch vulnerabel<br />
(Cluster 1) bzw. kaum vulnerabel (Cluster 4) gegenüber allen Dimensionen des globalen <strong>Umwelt</strong>wandels<br />
s<strong>in</strong>d. Das ist zunächst erstaunlich <strong>und</strong> kann ke<strong>in</strong> Artefakt des verwendeten Clusterverfahrens se<strong>in</strong>, sondern<br />
liegt <strong>in</strong> der Struktur der Daten begründet. Dazwischen, d.h. <strong>in</strong> Cluster 2 <strong>und</strong> Cluster 3, gibt es <strong>in</strong> beiden<br />
Regionen E<strong>in</strong>heiten, <strong>in</strong> denen die Vulnerabilität spezifischer <strong>Armut</strong>sdimensionen gegenüber bestimmten<br />
<strong>Umwelt</strong>veränderungen hoch <strong>und</strong> andere h<strong>in</strong>gegen niedrig s<strong>in</strong>d.<br />
5 Strategien zur M<strong>in</strong>derung der Vulnerabilität<br />
Die mit Hilfe der Matrix<strong>in</strong>dikation gewonnene Vulnerabilitätsmatrix kann im nächsten Schritt als Gr<strong>und</strong>lage<br />
für die Entwicklung geeigneter Strategien zur M<strong>in</strong>derung der Vulnerabilität dienen. Hierbei kann<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich zwischen Maßnahmen unterschieden werden, die auf e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung der Sensitivität oder<br />
e<strong>in</strong>e Erhöhung der Bewältigungskapazität zielen. Aufgr<strong>und</strong> des hohen Grades der Interaktion zwischen<br />
natürlichem <strong>und</strong> anthropogenem System, als auch der <strong>in</strong>ternen Komplexität jedes Teilsystems, wird sich jede<br />
Strategie, also jeder „zielorientierte E<strong>in</strong>griff von außen“, <strong>in</strong> verschiedenster Weise <strong>in</strong> der Matrix<br />
niederschlagen. Es kommt mith<strong>in</strong> darauf an, Strategien zu identifizieren, die durch Synergieeffekte mehrere<br />
Matrixelemente gleichzeitig positiv bee<strong>in</strong>flussen, also parallel mehrere Vulnerabilitäten reduzieren.<br />
In Abschnitt 5.1 wird e<strong>in</strong> Verfahren vorgestellt, das zunächst aus der Analyse der Matrix den für e<strong>in</strong>e Region<br />
im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e bestimmte <strong>Umwelt</strong>dimension vorrangigen, d.h. limitierenden, Sensitivitäts- bzw.<br />
Bewältigungs<strong>in</strong>dikator ermittelt. Diese vorrangigen Indikatoren können dann die Gr<strong>und</strong>lage für die<br />
Formulierung entsprechender Strategien bilden. Dabei muss zunächst die Frage nach den Kosten <strong>und</strong> der<br />
Umsetzbarkeit solcher Strategien <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> treten, diese wäre der vorgelegten Analyse<br />
nachzuschalten. Abschnitt 5.2 enthält die konkreten Ergebnisse für Burk<strong>in</strong>a <strong>Faso</strong> <strong>und</strong> <strong>NO</strong>-<strong>Brasilien</strong>, die <strong>in</strong><br />
Abschnitt 5.3 mite<strong>in</strong>ander verglichen werden.<br />
5.1 Methode zur Entwicklung von Strategien ausgehend von der Vulnerabilitätsmatrix<br />
In diesem Abschnitt wird e<strong>in</strong>e formale Methode vorgestellt, wie die <strong>in</strong> Abschnitt 4 dargelegten Ergebnisse<br />
der Analyse <strong>in</strong> die Bewertung von Maßnahmen zur Vulnerabilitätsreduktion übergeführt werden können. Es<br />
wird auch versucht werden, diese Bewertungen <strong>in</strong> Empfehlungen zu gießen, <strong>in</strong>dem als „Zielvorgabe“ als<br />
beste Maßnahme jene zu betrachten ist, die die Vulnerabilität am stärksten reduziert, als zweitbeste jene die<br />
am zweitstärksten reduziert, usw. Es ist offensichtlich, dass die Ergebnisse dieser formalen Analyse unter<br />
dem Vorbehalt der „Anwendungstauglichkeit“ betrachtet werden müssen, d.h. sie müssen – ganz im S<strong>in</strong>ne<br />
e<strong>in</strong>es „erfolgreichen“ assessments - für die Entscheidungsträger nachvollziehbar <strong>und</strong> transparent se<strong>in</strong> <strong>und</strong> der<br />
Prozess muss glaubwürdig <strong>und</strong> entsprechend legitimiert se<strong>in</strong> (s.a. Farrel et al. 2001). Diese Voraussetzungen<br />
s<strong>in</strong>d durch diese Studie – schon aus Zeitgründen – nicht gegeben (gewesen), so müßte beispielsweise die<br />
erwähnte Zielvorgabe mit den Entscheidunsgträgern abgeklärt se<strong>in</strong>.<br />
Das methodische Vorgehen bei der Entwicklung der räumlich expliziten Strategien basiert auf e<strong>in</strong>em<br />
Vergleich der relativen Größe der e<strong>in</strong>zelnen normierten Indikatoren (z-Transformation) <strong>in</strong>nerhalb jeder<br />
e<strong>in</strong>zelnen Prov<strong>in</strong>z bzw. Munizip. Die relative Größe e<strong>in</strong>es Indikators <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Gesamt<strong>in</strong>dikators (d.h.<br />
e<strong>in</strong>es Matrixelements) wird dabei als Ausdruck für die relative Bedeutung dieses Indikators <strong>in</strong>nerhalb des<br />
Gesamt<strong>in</strong>dikators angesehen. In diesem S<strong>in</strong>ne wird für jede Prov<strong>in</strong>z bzw. Munizip der jeweils größte<br />
Indikator 7 unter den Sensitivitäts<strong>in</strong>dikatoren als der für die Sensitivität dieser Prov<strong>in</strong>z bzw. Munizip<br />
wichtigste Faktor <strong>in</strong>terpretiert. Analog wird für jede Prov<strong>in</strong>z bzw. Munizip der jeweils größte Indikator unter<br />
7<br />
Teilweise gehen <strong>in</strong> diesen Größenvergleich – wie schon <strong>in</strong> Abschnitt 3 ausgeführt – von e<strong>in</strong>s subtrahierte Indikatoren<br />
e<strong>in</strong> (bzw. e<strong>in</strong> etwas komplizierterer Term im Falle von G ), so dass generell große Werte des Terms große<br />
Sensitivitäten bedeuten. Analog s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> den Vergleich e<strong>in</strong>gehenden Bewältigungs<strong>in</strong>dikatoren so konstruiert, dass<br />
jeweils große Werte der Terme ger<strong>in</strong>ge Bewältigungsfähigkeiten bedeuten.