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Armut und Umwelt in Burkina Faso und NO-Brasilien - WBGU

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<strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Vulnerabilität 34 Petschel-Held et al.<br />

6 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

6.1 Zusammenfassung<br />

In der vorliegenden Studie wird e<strong>in</strong> neuartiges Konzept zur Beschreibung der Vulnerabilität menschlicher<br />

Systeme gegenüber <strong>Umwelt</strong>veränderungen vorgestellt <strong>und</strong> davon ausgehend werden H<strong>in</strong>weise zur<br />

Entwicklung von Strategien zur Bekämpfung der wesentlichen <strong>Armut</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>probleme gegeben. Das<br />

Konzept wird <strong>in</strong> zwei Regionen angewendet - Burk<strong>in</strong>a <strong>Faso</strong> <strong>und</strong> <strong>NO</strong>-<strong>Brasilien</strong>. Aufgr<strong>und</strong> der allgeme<strong>in</strong>en<br />

mathematischen Formulierung ist die vorgestellte Methode generell anwendbar <strong>und</strong> weder auf die beiden<br />

Fallstudienregionen noch auf die konkret <strong>in</strong> der Studie betrachteten <strong>Armut</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>dimensionen<br />

beschränkt.<br />

Das vorgestellte Vulnerabilitätskonzept zeichnet sich zunächst dadurch aus, dass es Mensch-<strong>Umwelt</strong><br />

Systeme (MUS) als die gr<strong>und</strong>legenden Analysee<strong>in</strong>heiten e<strong>in</strong>er jeden Vulnerabilitätsanalyse als dynamische<br />

Systeme begreift. Weiterh<strong>in</strong> ermöglicht es, die multiplen Stressoren <strong>und</strong> die Vieldimensionalität<br />

menschlichen Wohlergehens als „Impaktvariablen“ e<strong>in</strong>er Vulnerabilitätsanalyse zu berücksichtigen.<br />

Insgesamt besteht das Vulnerabilitätskonzept aus den Komponenten Sensitivität <strong>und</strong> Bewältigungsfähigkeit.<br />

Im Zentrum des neuen Ansatzes steht die sogenannte Vulnerabilitätsmatrix, die die l<strong>in</strong>earisierte Auswirkung<br />

der Änderung jeweils e<strong>in</strong>er <strong>Umwelt</strong>dimension auf verschiedene <strong>Armut</strong>sdimensionen abbildet. Die l<strong>in</strong>eare<br />

Approximation erzeugt zwar gewisse Grenzen für die Gültigkeit des Verfahrens, so können beispielsweise<br />

ke<strong>in</strong>e abrupten Änderungen betrachtet werden, doch s<strong>in</strong>d diese bei Wahl e<strong>in</strong>es geeigneten Referenzpfades<br />

durchaus handhabbar. Die hier betrachteten <strong>Umwelt</strong>dimensionen umfassen Klima, Tr<strong>in</strong>kwasser, Boden <strong>und</strong><br />

Biodiversität, die betrachteten <strong>Armut</strong>sdimensionen s<strong>in</strong>d monetäres E<strong>in</strong>kommen, Nahrungsmittelsicherheit,<br />

Wohnqualität, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Bildung. Basierend auf naturräumlichen <strong>und</strong> sozio-ökonomischen Daten auf<br />

Prov<strong>in</strong>z- bzw. Munizipebene für die 1990er Jahre werden dann durch die Konstruktion geeigneter<br />

Indikatoren die Werte der e<strong>in</strong>zelnen Elemente der Vulnerabilitätsmatrix für jede der 30 Prov<strong>in</strong>zen bzw. 432<br />

Munizipe bestimmt. Dieses prozessorientierte Indikator-Verfahren musste aufgr<strong>und</strong> mangelnder<br />

Datenverfügbarkeit vor allem für die <strong>Umwelt</strong>dimensionen Boden <strong>und</strong> Biodiversität anstelle e<strong>in</strong>es sich<br />

eigentlich anbietenden multiplen Regressions-Verfahrens verwendet werden.<br />

Zentraler Bestandteil des Gutachtens s<strong>in</strong>d die Vulnerabilitätskarten, die die räumliche Verteilung der<br />

Gesamt<strong>in</strong>dikatoren der Vulnerabilität wiedergeben. Sie reflektieren besonders die komb<strong>in</strong>ierte Wirkung der<br />

verschiedenen Faktoren <strong>und</strong> unterstreichen damit, dass die Vulnerabilität kaum auf das Wirken e<strong>in</strong>es<br />

e<strong>in</strong>zelnen Indikators zurückzuführen ist. Zur <strong>in</strong>tegrierenden Analyse der Vulnerabilität werden unter<br />

Verwendung e<strong>in</strong>es Clusterverfahrens <strong>in</strong> Burk<strong>in</strong>a <strong>Faso</strong> <strong>und</strong> <strong>NO</strong>-<strong>Brasilien</strong> vier Prov<strong>in</strong>z- bzw. Munizipcluster<br />

mit jeweils ähnlicher Vulnerabilitätsstruktur identifiziert. Auffallend ist, dass es <strong>in</strong> beiden Regionen sowohl<br />

adm<strong>in</strong>istrative E<strong>in</strong>heiten gibt, <strong>in</strong> denen alle <strong>Armut</strong>sdimensionen hoch vulnerabel gegenüber Veränderungen<br />

aller <strong>Umwelt</strong>dimensionen s<strong>in</strong>d, als auch solche E<strong>in</strong>heiten, die durch allseits ger<strong>in</strong>ge Vulnerabilitäten<br />

gekennzeichnet s<strong>in</strong>d.<br />

Abschließend wird e<strong>in</strong> Verfahren beschrieben, wie die Vulnerabilitätsmatrix pr<strong>in</strong>zipiell für die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Prioritätensetzung von räumlich expliziten Strategien verwendet werden kann. Aus dem Verfahren<br />

resultieren raumspezifisch “vorrangige“ Sensitivitäts- <strong>und</strong> Bewältigungs<strong>in</strong>dikatoren. Diese Indikatoren<br />

können dann von lokalen Experten <strong>in</strong> entsprechende Strategien <strong>und</strong> Maßnahmen übersetzt werden. Die<br />

Analyse liefert darüber h<strong>in</strong>aus H<strong>in</strong>weise darauf, welche Komb<strong>in</strong>ation von Strategien am ehesten<br />

erfolgversprechend s<strong>in</strong>d.

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