20.04.2013 Aufrufe

Feuer-PML im Krankenhaus - deutscherueck.de

Feuer-PML im Krankenhaus - deutscherueck.de

Feuer-PML im Krankenhaus - deutscherueck.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Forum Sachversicherung<br />

Ermittlung <strong>de</strong>s <strong>Feuer</strong>-<strong>PML</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

Gregor Pabst und Markus Brück, Deutsche Rückversicherung AG, Düsseldorf<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Vorbemerkung<br />

2. Sachversicherung<br />

2.1. Definition <strong>de</strong>s wahrscheinlichen Höchstscha<strong>de</strong>ns zur Sachversicherung<br />

2.2. Abgrenzung<br />

2.3. Komplex<br />

2.4. <strong>Feuer</strong>-<strong>PML</strong> in <strong>de</strong>r Sachversicherung<br />

3. Ertragsausfallversicherung<br />

3.1. Definition <strong>de</strong>s wahrscheinlichen Höchstscha<strong>de</strong>ns zur Ertragsausfallversicherung<br />

3.2. Abgrenzung<br />

3.3. Schätzung <strong>de</strong>s Ertragsausfall-<strong>PML</strong><br />

3.4. Auswirkung einer Unterbrechung<br />

3.5. <strong>Feuer</strong>-<strong>PML</strong> in <strong>de</strong>r Ertragsausfallversicherung<br />

4. Zusammenfassung<br />

4.1. Kumul-<strong>PML</strong><br />

4.2. Höchstentschädigungsvereinbarungen


2 | Deutsche Rück –Ermittlung <strong>de</strong>s <strong>Feuer</strong>-<strong>PML</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

1. Vorbemerkung<br />

Die <strong>PML</strong>-Ermittlung <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> erfolgt grundsätzlich nach <strong>de</strong>n gleichen Prinzipien wie bei<br />

allen an<strong>de</strong>ren Betriebsarten. Dennoch gibt es einige risikospezifische Beson<strong>de</strong>rheiten, auf die kurz<br />

eingegangen wer<strong>de</strong>n soll. Einer korrekten <strong>PML</strong>-Ermittlung liegt <strong>im</strong>mer die fachgerecht ermittelte<br />

und somit richtig bemessene Versicherungssumme zugrun<strong>de</strong>.<br />

Betrachtet wird <strong>im</strong> Folgen<strong>de</strong>n die <strong>PML</strong>-Schätzung <strong>de</strong>r FLEXA Gefahren. Ein möglicher <strong>PML</strong> für<br />

Elementargefahren ist nach an<strong>de</strong>ren Maßstäben zu bewerten.<br />

Die Gefahr Terror ist, angesichts <strong>de</strong>r Versicherungssummen <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>-Segment von in <strong>de</strong>r<br />

Regel über 25 Mio. EUR, von <strong>de</strong>r Versicherung ausgeschlossen und daher ohne Relevanz für unsere<br />

weitere Betrachtung. Terror kann bei EXTREMUS einge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n.<br />

2. Sachversicherung<br />

2.1. Definition <strong>de</strong>s wahrscheinlichen Höchstscha<strong>de</strong>ns zur Sachversicherung<br />

Eine allgemeine Umschreibung <strong>de</strong>s wahrscheinlichen Höchstscha<strong>de</strong>n (englisch: Probable<br />

max<strong>im</strong>um loss, <strong>PML</strong>) ist nach „Rückversicherung, Grundlagen und Praxis, Band 2, Klaus<br />

Gerathewohl, 1976“:<br />

„Der geschätzte wahrscheinlich höchste Scha<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>m bei einem Versicherungsereignis<br />

unter Berücksichtigung aller Risikogegebenheiten bei vorsichtiger Betrachtung gerechnet<br />

wer<strong>de</strong>n muss.“<br />

In <strong>de</strong>r versicherungstechnischen Literatur, insbeson<strong>de</strong>re ausländischen Ursprungs, sind weitere<br />

zum Teil stark divergieren<strong>de</strong> „Höchstscha<strong>de</strong>n-Definitionen“ zu fin<strong>de</strong>n. Es ist daher wesentlich, bei<br />

einer „<strong>PML</strong>-Angabe“ darauf zu achten, nach welcher Definition o<strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong> diese ermittelt wur<strong>de</strong>.<br />

Soweit kein spezieller Hinweis erfolgt, sollte bei <strong>de</strong>utschen Versicherern davon ausgegangen<br />

wer<strong>de</strong>n dürfen, dass die <strong>PML</strong>-Ermittlung grundsätzlich entsprechend <strong>de</strong>r Hinweise zur <strong>Feuer</strong>-<strong>PML</strong>-<br />

Ermittlung <strong>de</strong>s GDV-Handbuches <strong>de</strong>r Sachversicherung erfolgt.<br />

Eine Konkretisierung <strong>de</strong>r „Gerathewohl-Definition“ enthält das GDV-Handbuch <strong>de</strong>r<br />

Sachversicherung Abschnitt A-III-4 Ziffer 1.2.2:<br />

„Wahrscheinlicher Höchstscha<strong>de</strong>n“ (<strong>PML</strong>) zur <strong>Feuer</strong>versicherung<br />

Zur Ermittlung <strong>de</strong>s „wahrscheinlichen Höchstscha<strong>de</strong>ns“ ist die höchste „wahrscheinliche<br />

Scha<strong>de</strong>nsumme“ eines Wagnisses festzustellen.<br />

In <strong>de</strong>r Regel ist von 100 % <strong>de</strong>r Wertbelastung eines Komplexes (Totalscha<strong>de</strong>n) auszugehen.<br />

Ein geringerer als <strong>de</strong>r 100%ige Wert eines Komplexes kann nur in beson<strong>de</strong>rs begrün<strong>de</strong>ten<br />

Ausnahmefällen angenommen wer<strong>de</strong>n ...“<br />

Im Handbuch wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Weiteren Risikomerkmale genannt, die eine Reduzierung <strong>de</strong>r<br />

Komplexscha<strong>de</strong>nsumme erlauben, Umstän<strong>de</strong>, welche die zunächst günstigen Merkmale wie<strong>de</strong>r


3 | Deutsche Rück –Ermittlung <strong>de</strong>s <strong>Feuer</strong>-<strong>PML</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

aufheben sowie Risikomerkmale, die keinesfalls eine Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Komplexscha<strong>de</strong>nsumme<br />

erlauben. Auf die weiteren, die <strong>PML</strong>-Höhe beeinflussen<strong>de</strong>n Kriterien <strong>de</strong>s GDV-Handbuches wird <strong>im</strong><br />

Folgen<strong>de</strong>n, soweit möglich, mit Bezug auf das Risiko <strong>Krankenhaus</strong> eingegangen.<br />

Hervorzuheben ist, dass generell die scha<strong>de</strong>nreduzieren<strong>de</strong> Wirkung von <strong>Feuer</strong>löscheinrichtungen,<br />

Brandmel<strong>de</strong>anlagen, Zwischen<strong>de</strong>cken eines Gebäu<strong>de</strong>s und Bewachung nach <strong>de</strong>r allgemein<br />

anerkannten Vorgehensweise <strong>de</strong>s GDV-Handbuches unberücksichtigt bleiben muss.<br />

2.2. Abgrenzung<br />

Nicht zu berücksichtigen sind:<br />

• „Katastrophenähnliche Einwirkungen von außen, <strong>de</strong>ren Entstehung auf Umstän<strong>de</strong>n beruht,<br />

die we<strong>de</strong>r mittelbar noch unmittelbar mit <strong>de</strong>m versicherten Wagnis in Zusammenhang<br />

stehen“, also Ereignisse, die als sehr unwahrscheinlich anzusehen sind, z. B. Flugzeugabsturz<br />

(ausgenommen innerhalb <strong>de</strong>r Einflugschneise).<br />

• Fälle gleichzeitiger Brandstiftungen in mehreren räumlich getrennten Komplexen <strong>im</strong><br />

<strong>Krankenhaus</strong>.<br />

Exkurs zur Abgrenzung:<br />

• Bei <strong>de</strong>r Versicherung von Elementargefahren ist die mögliche Betroffenheit mehrerer<br />

versicherter Objekte zu beachten, dabei stellen sich diese Fragen: Welche Bestandsrisiken<br />

können von einem angenommenen Ereignis gleichzeitig (<strong>im</strong> zeitlichen Zusammenhang)<br />

betroffen wer<strong>de</strong>n, und welches Scha<strong>de</strong>nvolumen ist aus einem Ereignis mit einer<br />

Wie<strong>de</strong>rkehrperio<strong>de</strong> von z. B. 200 Jahren zu erwarten (Ereignis-Kumulscha<strong>de</strong>n).<br />

• Ist das Terrorrisiko in <strong>de</strong>n Versicherungsschutz einbezogen, ist ebenso die mögliche<br />

gleichzeitige Betroffenheit mehrerer versicherter Objekte zu berücksichtigen (Auswirkungen<br />

eines Terrorszenarios für <strong>de</strong>n versicherten Bestand).<br />

Für die Ermittlung <strong>de</strong>r zu erwarten<strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>nbetroffenheit <strong>de</strong>s Versicherers aus einem<br />

„Ereignisscha<strong>de</strong>n“ <strong>im</strong> oben genannten Sinne ist die <strong>Feuer</strong>-<strong>PML</strong>-Ermittlung, auf die <strong>im</strong> Folgen<strong>de</strong>n<br />

eingegangen wird, nicht geeignet.<br />

2.3. Komplex<br />

Für die Ermittlung <strong>de</strong>s <strong>Feuer</strong>-<strong>PML</strong> in <strong>de</strong>r Sachversicherung wird das versicherte Risiko, soweit die<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Kriterien erfüllt sind, in feuertechnische Komplexe unterteilt. Ein feuertechnischer<br />

Komplex wird von einem o<strong>de</strong>r mehreren Gebäu<strong>de</strong>n, Gebäu<strong>de</strong>abschnitten o<strong>de</strong>r Lägern <strong>im</strong> Freien<br />

gebil<strong>de</strong>t, die untereinan<strong>de</strong>r keine, jedoch zu an<strong>de</strong>ren Gebäu<strong>de</strong>n, Gebäu<strong>de</strong>abschnitten o<strong>de</strong>r Lägern<br />

eine räumliche o<strong>de</strong>r bauliche Trennung aufweisen. Die Komplexeinteilung erfolgt nach <strong>de</strong>n Regeln<br />

<strong>de</strong>r VdS-Richtlinie 2234 „Brand- und Komplextrennwän<strong>de</strong>, Merkblatt für die Anordnung und<br />

Ausführung“. Die Gebäu<strong>de</strong>- und Inhaltswerte eines Komplexes bil<strong>de</strong>n die Komplexscha<strong>de</strong>nsumme.


4 | Deutsche Rück –Ermittlung <strong>de</strong>s <strong>Feuer</strong>-<strong>PML</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

Risiken mit Komplextrennung:<br />

Besteht ein Wagnis aus mehreren baulich o<strong>de</strong>r räumlich getrennten Komplexen, ist grundsätzlich<br />

von 100 % <strong>de</strong>s Sachsubstanzwertes <strong>de</strong>s höchst belasteten Komplexes auszugehen. Dabei ist zu<br />

berücksichtigen, dass sich ein Scha<strong>de</strong>nereignis über einen Komplex hinaus aus<strong>de</strong>hnen und somit<br />

mehrere Komplexe betreffen kann.<br />

Risikomerkmale, die für eine Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Scha<strong>de</strong>ns sprechen, sind z. B.:<br />

• Explosionsgefahr durch Flüssiggas;<br />

• Folgeschä<strong>de</strong>n durch korrosive Gase, Dämpfe o<strong>de</strong>r radioaktive Substanzen;<br />

• Tiefgaragen;<br />

• unterirdische Versorgungs- und Verbindungsgänge;<br />

• mangeln<strong>de</strong>r organisatorischer Brandschutz durch Brandlasten in Verbindungswegen o<strong>de</strong>r<br />

verkeilte Brandschutztüren;<br />

• Lüftungssysteme ohne ausreichen<strong>de</strong> Abschottung in <strong>de</strong>r Ansaugung und in <strong>de</strong>r baulichen<br />

Abtrennung;<br />

• Kabelkanäle ohne ausreichen<strong>de</strong> Abschottung.<br />

Maßnahmen, die ein Übergreifen befürchten lassen, sind durch individuell begrün<strong>de</strong>te Zuschläge<br />

auf die Wertbelastung <strong>de</strong>s höchstbelasteten Komplexes zu berücksichtigen. Ebenso können<br />

Risikoverhältnisse vorliegen, die eine Reduzierung zulassen. Anhand einer individuellen<br />

risikotechnischen Besichtigung ergibt sich die Höhe <strong>de</strong>r Abschläge aus <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r vertikalen<br />

Brandabschnittsbildung (vgl. beispielhafte Aufzählung weiter oben dazu) unter Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r einzeln zu prüfen<strong>de</strong>n und zu bewerten<strong>de</strong>n Risikoverhältnisse.<br />

Untersuchung <strong>de</strong>r Komplexscha<strong>de</strong>nsumme:<br />

Reduzierungen können nur in Folge einer individuellen risikotechnischen Besichtigung<br />

vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Höhe <strong>de</strong>r Abschläge ergibt sich aus <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r vertikalen Brandabschnittsbildung unter<br />

Berücksichtigung <strong>de</strong>r einzeln zu prüfen<strong>de</strong>n und zu bewerten<strong>de</strong>n Risikoverhältnisse, z. B.:<br />

• nicht brennbare Dächer;<br />

• feuerbeständige Decken;<br />

• außergewöhnliche horizontale Aus<strong>de</strong>hnung;<br />

• viele bauliche Unterteilungen durch feuerhemmen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r feuerbeständige Wän<strong>de</strong><br />

einschließlich <strong>de</strong>ren Überdachführung, durch welche die <strong>Feuer</strong>wehr eine Wi<strong>de</strong>rstandslinie<br />

bil<strong>de</strong>n kann;<br />

• Qualität <strong>de</strong>r <strong>Feuer</strong>abschlüsse (z. B. Türen);<br />

• Eine Brandabschnittsbildung kann auch angenommen wer<strong>de</strong>n, wenn Treppenräume zwischen<br />

Gebäu<strong>de</strong>teilen<br />

o keine brennbare Wärmedämmung an <strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>übergängen aufweisen<br />

o sowie an <strong>de</strong>n jeweiligen Anschlüssen zu <strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>n feuerhemmen<strong>de</strong> und rauchdichte<br />

Türen - durch alle Geschosse - eingebaut sind<br />

o und diese keine Brandlasten, z. B. durch Bibliotheken, Wartezonen, Kaffee-Ecken,<br />

aufweisen.


5 | Deutsche Rück –Ermittlung <strong>de</strong>s <strong>Feuer</strong>-<strong>PML</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

Verbindungsgänge/-bauten heben die Brandabschnittsbildung nicht auf, wenn sie<br />

• aus nicht brennbaren Baustoffen errichtet sind,<br />

• keine Brandlasten enthalten, z. B. Wäsche, Betten, Materialien,<br />

• und nach bei<strong>de</strong>n Seiten mit feuerhemmen<strong>de</strong>n und rauchdichten Türen versehen sind.<br />

Anhand <strong>de</strong>r konkret vorhan<strong>de</strong>nen Merkmale <strong>de</strong>s zu schätzen<strong>de</strong>n Risikos und <strong>de</strong>ren wertmäßiger<br />

Auswirkung wird festgelegt, welcher Anteil <strong>de</strong>r Komplexversicherungssumme als Sachsubstanz-<br />

<strong>PML</strong> zum Ansatz kommt.<br />

2.3. <strong>Feuer</strong>-<strong>PML</strong> in <strong>de</strong>r Sachversicherung<br />

Der Sachversicherungs-<strong>PML</strong> ergibt sich aus <strong>de</strong>r Addition <strong>de</strong>s nach <strong>de</strong>n vorgenannten Kriterien<br />

ermittelten Wertes <strong>de</strong>s höchstbelasteten Komplexes (Sachsubstanz-<strong>PML</strong>) mit <strong>de</strong>n Werten<br />

kumulieren<strong>de</strong>r Kostenpositionen (z. B. Aufräumungskosten), <strong>de</strong>r Vorsorgeversicherung sowie <strong>de</strong>n<br />

Werten sonstiger kumulieren<strong>de</strong>r Vereinbarungen.<br />

3. Ertragsausfallversicherung<br />

3.1. Definition <strong>de</strong>s wahrscheinlichen Höchstscha<strong>de</strong>ns zur Ertragsausfallversicherung<br />

Unter Ziffer 1.3.2 sind <strong>im</strong> Handbuch <strong>de</strong>r Sachversicherung auch Anmerkungen zum <strong>PML</strong> in <strong>de</strong>r FBU-<br />

Versicherung ausgeführt. Demnach wer<strong>de</strong>n die für die <strong>Feuer</strong>versicherung aufgestellten Grundsätze<br />

auch für die Ertragsausfallversicherung gültig gestellt, wobei auch auf gegenüber <strong>de</strong>r<br />

Sachversicherung unterschiedliche Auswirkungen hingewiesen wird.<br />

Grundsätzlich wird <strong>de</strong>r „Wahrscheinliche Höchstscha<strong>de</strong>n“ durch die Versicherungssummen und die<br />

für die einzelnen Positionen vereinbarte Haftzeit best<strong>im</strong>mt.<br />

Im GDV-Handbuch wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Weiteren Risikomerkmale genannt, die die <strong>PML</strong>-Größe beeinflussen<br />

sowie Risikomerkmale, die keinesfalls eine Vermin<strong>de</strong>rung erlauben. Auf die weiteren die <strong>PML</strong>-Höhe<br />

beeinflussen<strong>de</strong>n Kriterien <strong>de</strong>s GDV-Handbuchs wird <strong>im</strong> Folgen<strong>de</strong>n, soweit möglich, mit Bezug auf<br />

das Risiko <strong>Krankenhaus</strong> eingegangen.<br />

Hervorzuheben ist wie schon bei <strong>de</strong>r Sachversicherung, dass generell die scha<strong>de</strong>nreduzieren<strong>de</strong><br />

Wirkung von <strong>Feuer</strong>löscheinrichtungen, Brandmel<strong>de</strong>anlagen, Bewachung und Zwischen<strong>de</strong>cken<br />

eines Gebäu<strong>de</strong>s nach <strong>de</strong>r allgemein anerkannten Vorgehensweise <strong>de</strong>s GDV-Handbuchs<br />

unberücksichtigt bleiben muss.


6 | Deutsche Rück –Ermittlung <strong>de</strong>s <strong>Feuer</strong>-<strong>PML</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

3.2. Abgrenzung<br />

Nicht zu berücksichtigen sind in Analogie zur <strong>Feuer</strong>-Sachversicherung:<br />

• „Katastrophenähnliche Einwirkungen von außen, <strong>de</strong>ren Entstehung auf Umstän<strong>de</strong>n beruht,<br />

die we<strong>de</strong>r mittelbar noch unmittelbar mit <strong>de</strong>m versicherten Wagnis in Zusammenhang<br />

stehen“, also Ereignisse, die als sehr unwahrscheinlich anzusehen sind, z. B. Flugzeugabsturz<br />

(ausgenommen innerhalb <strong>de</strong>r Einflugschneise).<br />

• O<strong>de</strong>r Fälle gleichzeitiger Brandstiftungen in mehreren räumlich getrennten Komplexen <strong>im</strong><br />

<strong>Krankenhaus</strong>.<br />

3.3. Schätzung <strong>de</strong>s Ertragsausfall-<strong>PML</strong><br />

Für die Schätzung <strong>de</strong>s Ertragsausfall-<strong>PML</strong> sind die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen eines<br />

Versicherungsfalls von Funktionsbereichen o<strong>de</strong>r Fachabteilungen, z. B. OP o<strong>de</strong>r gegebenenfalls<br />

Zentral-OP, Ambulanz, Notaufnahme, Diagnose, Chirurgie, Orthopädie, Geburtshilfe, Psychiatrie,<br />

Neurologie, Nuklearmedizin, Bettenhaus, auf <strong>de</strong>n versicherten Gesamtertrag zu bewerten.<br />

Neben <strong>de</strong>r Versicherungssumme sind für die Dauer <strong>de</strong>r Unterbrechung die maßgeblichen Kriterien<br />

• die vereinbarte Haftzeit,<br />

• Wie<strong>de</strong>raufbau- und Wie<strong>de</strong>rherstellungs- bzw. Wie<strong>de</strong>rbeschaffungszeiten,<br />

• vertraglich vereinbarte Scha<strong>de</strong>nmin<strong>de</strong>rungsmaßnahmen bzw. Bereitstellungsverträge.<br />

3.4. Auswirkung einer Unterbrechung<br />

Bei <strong>de</strong>r Betrachtung <strong>de</strong>r Auswirkung einer Unterbrechung ist zu berücksichtigen, dass sich<br />

aufgrund <strong>de</strong>r Vernetzung <strong>de</strong>r Bereiche o<strong>de</strong>r Abteilungen eine Unterbrechung auch auf die vom<br />

Sachscha<strong>de</strong>n nicht betroffenen Bereiche aus<strong>de</strong>hnen kann. Vernetzung bezieht sich in diesem<br />

Zusammenhang auf die betriebswirtschaftliche Vernetzung. Eine mögliche Scha<strong>de</strong>nausbreitung,<br />

z. B. durch Lüftungskanäle, ist hingegen bei <strong>de</strong>r Ermittlung <strong>de</strong>s Sach-<strong>PML</strong> zu berücksichtigen.


7 | Deutsche Rück –Ermittlung <strong>de</strong>s <strong>Feuer</strong>-<strong>PML</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

Innerhalb einer Betriebsstelle<br />

Auch wenn mehrere Komplexe vorhan<strong>de</strong>n sind, ist daher grundsätzlich von 100 % <strong>de</strong>r<br />

Versicherungssumme auszugehen. Betriebsstelle in diesem Zusammenhang wird verstan<strong>de</strong>n als<br />

das komplette Gelän<strong>de</strong> eines <strong>Krankenhaus</strong>es:<br />

• Zunächst sind die Ertragsbereiche zu i<strong>de</strong>ntifizieren und die entsprechen<strong>de</strong>n Werte<br />

zuzuordnen. Es ist genau zu analysieren, in welchem Bereich, in welcher Abteilung <strong>de</strong>s<br />

<strong>Krankenhaus</strong>es wie viel erlöst wird. Aussagen zu wesentlichen Ertragsbereichen sollte das<br />

<strong>Krankenhaus</strong> zur Verfügung stellen können, entsprechen<strong>de</strong> Hinweise können aber auch z. B.<br />

<strong>de</strong>m Geschäfts- o<strong>de</strong>r Qualitätsbericht entnommen wer<strong>de</strong>n;<br />

• Danach müssen die Abläufe <strong>de</strong>r Fachabteilungen o<strong>de</strong>r Funktionsbereiche beschrieben und<br />

auf <strong>de</strong>n Lageplan übertragen wer<strong>de</strong>n;<br />

• Sodann sind die Engpassstellen <strong>de</strong>r Abteilungen o<strong>de</strong>r Bereiche zu i<strong>de</strong>ntifizieren und<br />

verschie<strong>de</strong>ne Scha<strong>de</strong>nszenarien durchzuspielen. Dabei ist zu prüfen, ob wirklich<br />

vollständige Bereiche betroffen sind o<strong>de</strong>r gegebenenfalls Teile noch weiter genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

können. Abhängig davon, ob es sich bei <strong>de</strong>m betrachteten <strong>Krankenhaus</strong> um ein 1-Komplex-,<br />

2-Komplex- o<strong>de</strong>r Mehr-Komplex-Risiko han<strong>de</strong>lt, könnte ein teilweiser Weiterbetrieb möglich<br />

sein. Anhand einer Gegenüberstellung <strong>de</strong>r eingebüßten Erlöse kann so das Szenario mit <strong>de</strong>m<br />

höchsten Ausfallscha<strong>de</strong>n ermittelt wer<strong>de</strong>n. Dieser Wert ist dann für die <strong>PML</strong>-Betrachtung<br />

heranzuziehen.<br />

Betrachtet wur<strong>de</strong> hier zunächst nur <strong>de</strong>r räumliche Aspekt. Näher zu untersuchen ist aber auch <strong>de</strong>r<br />

zeitliche Aspekt. An<strong>de</strong>rs als in <strong>de</strong>r Sachversicherung han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>m Ertragsausfallscha<strong>de</strong>n<br />

nicht um einen zeitpunktbezogenen, son<strong>de</strong>rn um einen zeitraumbezogenen Versicherungsfall.<br />

Wenn anzunehmen ist, dass <strong>de</strong>r Betrieb während <strong>de</strong>r gesamten Haftzeit stillsteht, wäre <strong>de</strong>r <strong>PML</strong>-<br />

Wert = 100 % <strong>de</strong>r Versicherungssumme (VSU). Wenn jedoch anzunehmen ist, dass <strong>de</strong>r Betrieb in<br />

<strong>de</strong>r Haftzeit die Arbeit wie<strong>de</strong>r aufnehmen kann, ist <strong>de</strong>r <strong>PML</strong>-Wert in Abhängigkeit von <strong>de</strong>m<br />

tatsächlichen „Haftzeitverbrauch“ kleiner als 100 % VSU. Die zeitliche D<strong>im</strong>ension bis zur<br />

Wie<strong>de</strong>raufnahme von Teilen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s gesamten Betriebes spielt also für die Betrachtung <strong>de</strong>r<br />

Haftung für <strong>de</strong>n Ertragsausfall eine wesentliche Rolle. Insofern können Überlegungen, dass ein<br />

Betrieb nach <strong>de</strong>m Unterbrechungsscha<strong>de</strong>n stufenweise wie<strong>de</strong>r seine volle Leistungskraft erreicht,<br />

auch bei <strong>de</strong>r <strong>PML</strong>-Ermittlung eine wesentliche Rolle spielen.<br />

Beispiel: Ein angenommenes Scha<strong>de</strong>nszenario ergibt folgen<strong>de</strong> Situation:<br />

Haftzeit 12 Monate; scha<strong>de</strong>nbedingter Rückgang <strong>de</strong>r betrieblichen Leistung in <strong>de</strong>n Monaten 1 + 2: 100 %,<br />

3 - 8: 60%, 9 + 10: 20 %, Erreichung <strong>de</strong>r vollen Leistung <strong>im</strong> 11. Monat.<br />

Sind Entwicklungen dieser Art in <strong>de</strong>r Haftzeit unter vorsichtigen Annahmen zu erwarten, können bei<br />

<strong>de</strong>r <strong>PML</strong>-Festsetzung entsprechen<strong>de</strong> Abschläge auf die VSU vorgenommen wer<strong>de</strong>n.


8 | Deutsche Rück –Ermittlung <strong>de</strong>s <strong>Feuer</strong>-<strong>PML</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

Weitere Abschläge können sich aus realistisch anzunehmen<strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>nmin<strong>de</strong>rungsmaßnahmen<br />

wie etwa <strong>de</strong>finierten Reserveflächen für OP- o<strong>de</strong>r Küchencontainer ergeben. Auch hier ist wie<strong>de</strong>r<br />

die zeitliche Auswirkung auf die Wie<strong>de</strong>rherstellung <strong>de</strong>r Leistungserstellung wesentlich. Die Kosten<br />

für diese Scha<strong>de</strong>nmin<strong>de</strong>rungsmaßnahmen müssen allerdings bei <strong>de</strong>r <strong>PML</strong>-Ermittlung<br />

gegengerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Nicht berücksichtigt wer<strong>de</strong>n können Kooperationsabkommen mit an<strong>de</strong>ren Krankenhäusern,<br />

Klinikverbün<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Hilfeverpflichtungen. Die Auswirkungen <strong>de</strong>r Zusammenarbeit sind <strong>im</strong> Bezug<br />

auf die <strong>PML</strong>-Relevanz nicht (sauber) messbar und die Praxis zeigt, dass die geplante<br />

Zusammenarbeit oftmals nicht klappt. Insofern sollten Kooperationsabkommen mit an<strong>de</strong>ren<br />

Krankenhäusern nicht in die Berechnung von Abschlägen einbezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei mehreren Betriebsstellen:<br />

Über einen Versicherungsvertrag können mehrere Krankenhäuser versichert sein. Der<br />

<strong>Krankenhaus</strong>träger ist nach <strong>de</strong>r <strong>Krankenhaus</strong>buchführungsverordnung (KHBV) verpflichtet, für<br />

je<strong>de</strong>s <strong>Krankenhaus</strong> eigenständige Jahresabschlüsse zu erstellen. Somit ist es möglich, die<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Einzelwerte ins Verhältnis zur Gesamtversicherungssumme zu stellen und <strong>de</strong>n<br />

wahrscheinlichen Höchstscha<strong>de</strong>n zu ermitteln. Rück- und Wechselwirkungen sind zu<br />

berücksichtigen. Eine exakte Zuordnung auf die Einzelrisiken ist unter Umstän<strong>de</strong>n problematisch,<br />

wenn <strong>de</strong>r Versicherungsnehmer die Abhängigkeiten seiner Betriebsstätten nicht genau beziffern<br />

kann.<br />

3.5. <strong>Feuer</strong>-<strong>PML</strong> in <strong>de</strong>r Ertragsausfallversicherung<br />

Der Ertragsausfall-<strong>PML</strong> ergibt sich somit aus <strong>de</strong>m angenommenen Ertrags-Ausfallszenario <strong>de</strong>s<br />

<strong>Krankenhaus</strong>es, bei <strong>de</strong>m mit <strong>de</strong>m höchsten Ausfallscha<strong>de</strong>n zu rechnen ist. Soweit gegeben, sind<br />

davon abzuziehen Abschläge für Scha<strong>de</strong>nmin<strong>de</strong>rungsmaßnahmen, mit <strong>de</strong>nen sicher gerechnet<br />

wer<strong>de</strong>n kann (z. B. feuertechnisch getrennte OP-Reservekapazität). Außer<strong>de</strong>m kann, vor <strong>de</strong>m<br />

Hintergrund <strong>de</strong>r vereinbarten Haftzeit, <strong>de</strong>r zeitliche Ablauf <strong>de</strong>r Betriebsaufnahme nach einem<br />

Scha<strong>de</strong>n angemessen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.


9 | Deutsche Rück –Ermittlung <strong>de</strong>s <strong>Feuer</strong>-<strong>PML</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

4. Zusammenfassung<br />

4.1. Kumul-<strong>PML</strong><br />

Der Kumul-<strong>PML</strong> errechnet sich aus <strong>de</strong>r Addition<br />

Sachsubstanz-<strong>PML</strong><br />

+ Kosten und sonstige kumulieren<strong>de</strong> Vereinbarungen (Sachversicherung)<br />

= <strong>Feuer</strong>-<strong>PML</strong> Sachversicherung (2.3)<br />

+ Ertragsausfall-<strong>PML</strong><br />

+ Kostenvereinbarung, Wechselwirkungs- o<strong>de</strong>r Rückwirkungsschä<strong>de</strong>n<br />

+ Deckungserweiterungen, soweit nicht in <strong>de</strong>r Versicherungssumme erfasst, z. B. Einnahmen<br />

<strong>de</strong>r Ärzte o<strong>de</strong>r Belegärzte<br />

+ kumulieren<strong>de</strong> Policen, z. B. von Apotheken, Kiosken, Laboratorien, He<strong>im</strong>en,<br />

Nachbarschaftsrisiken.<br />

= <strong>Feuer</strong>-Kumul-<strong>PML</strong> Sach/BU<br />

4.2. Höchstentschädigungsvereinbarungen<br />

Wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Sach- o<strong>de</strong>r Ertragsausfall-Versicherung Höchstentschädigungen vereinbart, sind<br />

diese Werte als wahrscheinlicher Höchstscha<strong>de</strong>n anzusetzen. Eine niedrigere Schätzung ist<br />

eingehend zu erläutern.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!