Teil 2 - EAF
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BP: Diversity & Inclusion aus Bochum<br />
Doch nun geht es mehr um die tieferen Schichten, um<br />
die tatsächliche Anerkennung und Wertschätzung von<br />
Frauen, um ihre realen Chancen, zur Führungskraft aufzusteigen.<br />
Und nicht zuletzt geht es um das Bewusstsein,<br />
dass das Unternehmen Rahmenbedingungen<br />
schaffen muss, die es seinen Nachwuchskräften – und<br />
zwar Frauen wie Männern – ermöglichen, berufliche<br />
Karriere mit Familiengründung unter einen Hut zu<br />
bekommen.<br />
Denn vergleicht man, wie in unserer Stichprobe geschehen,<br />
die Antworten der Frauen und Männer, so zeigt<br />
sich, dass die Frauen tendenziell mit ihrer beruflichen<br />
Situation weniger zufrieden sind. Vor allem bei den<br />
Punkten „Wertschätzung der eigenen Leistung“ und<br />
„Förderung des eigenen Potenzials“ geben die Frauen<br />
geringere Werte an.<br />
Folgt man den Interviews, so haben die Frauen den Eindruck,<br />
dass ihre männlichen Kollegen im Allgemeinen<br />
stärker und respektvoller wahrgenommen werden. Und<br />
sie haben den Eindruck, mehr leisten, sich deutlicher unter<br />
Beweis stellen zu müssen. Schließlich ist gerade bei<br />
den Frauen, die sich auf dem Sprung zur Führungskraft<br />
befinden, die Verunsicherung zu spüren, wie sie sich als<br />
Frauen in ihrem männlich dominierten Umfeld verhalten<br />
und wie sie auftreten sollen. Viele empfinden es als eine<br />
Gratwanderung, sich bemerkbar zu machen und sich<br />
durchzusetzen, ohne „zickig“ oder „nervig“ zu wirken.<br />
„Coolness“ ist aus Sicht der jungen Frauen ein hoher Wert<br />
in der BP-Kultur; da diese Coolness aber männlich konnotiert<br />
ist, stellt das Frauen vor einige Herausforderungen.<br />
„Man muss die Balance halten, wie man auftritt. Das ist<br />
ein schmaler Grat – nicht zu verhärten und trotzdem seinen<br />
Weg zu gehen, also Frau zu bleiben.“<br />
Um sich orientieren zu können und um sich Dinge abzuschauen,<br />
sind weibliche Vorbilder wichtig: Doch wenn<br />
unter den 130 Führungskräften nur 15 Frauen zu finden<br />
sind, wird das für die jungen Nachwuchskräfte schwierig.<br />
„Ich hätte mir jemanden zum Austausch gewünscht.<br />
So etwas wie eine Mentorin oder ein Vorbild, um sich ein<br />
bisschen was abzugucken und um zu lernen. Bisher hatte<br />
ich nur Männer zum Abgucken, aber das ist schon anders.“<br />
Bezüglich der Führungskräfteentwicklung ist BP in den<br />
Beurteilungskriterien und Eingruppierungen im Sinne<br />
von D&I strikt geschlechtsneutral. Zudem hat das HR-<br />
Management mit dem Personal Development Plan ein<br />
gutes Instrument entwickelt, damit Vorgesetzte und<br />
Mitarbeiter/innen Perspektiven und Karriereoptionen<br />
offen miteinander besprechen können. Die guten Ansätze<br />
werden jedoch dann konterkariert, wenn der oder die<br />
jeweilige Vorgesetzte bewusst oder unbewusst Vorurteile<br />
hegt oder auch „nur“ befürchtet, dass die junge Ingenieurin<br />
schwanger werden könnte und dann Zeit und<br />
Kraft investiert werden muss, die Situation zu bewältigen.<br />
Angesichts eines hohen Workloads und reduzierter<br />
Personalkapazität in den Teams und Abteilungen wird<br />
dann oft noch der Weg des geringeren Widerstands gegangen<br />
und doch lieber der junge Mann befördert.<br />
Damit die Karrierechancen weniger vom unmittelbaren<br />
Vorgesetzten abhängig sind, hat BP seit etwa zwei Jahren<br />
für die verschiedenen Bereiche und Einheiten Auswahlgremien<br />
installiert, die ihrerseits divers besetzt sein müssen.<br />
Auch müssen die Vorschlagslisten für die Kandidaten<br />
zwischenzeitlich nach Diversity-Kriterien zusammengestellt<br />
sein. Zusätzlich wurde ein bereichsübergreifendes<br />
Gremium, das Talent Governance Board, geschaffen, das<br />
eine gewisse Kontrolle über die Personalentscheidungen<br />
im Bereich Führungs- und Führungsnachwuchskräfte<br />
ausüben soll.<br />
Vereinbarkeit: Kinder und Karrieren<br />
Im Unterschied zu Unternehmen mit starker Familientradition<br />
spielen bei BP die Familien der Mitarbeiter und<br />
Mitarbeiterinnen eine wenig sichtbare Rolle. Zwar wird in<br />
den Raffinerien der Girls’Day gut angenommen und von<br />
den Töchtern von Mitarbeiter/innen gern genutzt. Doch<br />
während zum Beispiel bei Henkel in der internen Unter-<br />
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