Immergrüne Schönheiten - G Plus

Pflanzenverwendung
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Ilex
Immergrüne Schönheiten
Aufgrund der attraktiven Belaubung und der unglaublich vielfältigen
Verwendungsmöglichkeiten gilt Ilex als eines der wichtigsten Gehölze
innerhalb des gärtnerischen Sortimentes. Mit neuen Sorten rücken die
immergrünen Schönheiten noch stärker in den Vordergrund.
Die roten Ilex-Früchte halten sich zum
Teil bis zur nächsten Blüte.
Peter Springer,
Gartenbau-Journalist, Bad Honnef
Mit rund 300 Arten ist Ilex als sehr variationsfreudige
Gattung über Europa, Afrika,
Amerika und Teilen Asiens verbreitet.
Charakteristisch sind das immergrüne,
glänzend dunkelgrüne Laub (Ausnahme
bildet Ilex verticillata als laubabwerfende
Art) und bei vielen Arten die auffällige
Fruchtbildung. Die gute Schattenverträglichkeit,
geringen Standortansprüche,
hohe Schnittverträglichkeit, das immergrüne
Laub und der reiche Fruchtansatz
verschaffen dem Gehölz eine Sonderstellung
in Garten- und Parkanlagen. Die
Stechpalme wächst sowohl auf moorigen
und sandigen, wie auch auf kalkhaltigen
oder lehmigen Böden. Bevorzugt werden
allerdings mässig saure Böden. Die Pflanze
ist zweihäusig, d.h. es gibt männliche
und weibliche Pflanzen. Zur Erzielung
eines reichen Fruchtansatzes sollten daher
männliche und weibliche Pflanzen
zusammengepflanzt werden. Die Zweihäusigkeit
ist allerdings nur unvollkommen.
Aufgrund reduzierter Organe des
jeweils anderen Geschlechts kommt es
vor, dass sich auf weiblichen Bäumen
ohne Fremdbestäubung Früchte entwickeln
und dass selbst männliche Bäume
einige wenige Früchte tragen.
Je nach Art und Sorte lässt sich Ilex in
Parks, Grünanlagen und Gärten sowie als
Unterbepflanzung, Heckenpflanze, Formpflanze,
kleinkroniger Hausbaum oder
freistehender Grossstrauch verwenden.
Durch Züchtung
ist bei Ilex aquifolium
eine grosse
Vielfalt entstanden:
starke Stachelbildung
bei der Sorte
’Ferox Argentea’, ...
’Myrtifolia’ mit schmalen und spitz
zulaufenden Blättern und regelmässigen
Zähnen ...
Allerdings ist auch Ilex nicht rundum
perfekt. Einschränkungen gibt es in der
Frosthärte. Das immergrüne Laub ist gegenüber
ungeschützten Frostlagen, dem
Einfluss der Wintersonne und austrocknenden
Ostwinden empfindlich. Zu hohe
und zu späte Stickstoffgaben beeinträchtigen
zusätzlich die Winterhärte. Der
beste Schutz ist ein windabgewandter,
halbschattiger Standort sowie eine dicke
Mulchschicht auf der Wurzelscheibe nach
gründlicher Wässerung im Herbst. Inzwi-
oder die Sorte ’Golden Queen’ mit
attraktiver Blattzeichnung.
schen gibt es mit Ilex pernyi, Ilex crenata,
Ilex ciliospinosa und Sorten wie Ilex aquifolium
’Alaska’ ein Sortiment, welches
sich als etwas frosthärter erwiesen hat.
Riesiges Sortiment bei Ilex aquifolium
Ilex aquifolium, unsere heimische Stechpalme
oder Hülse, führt das Sortiment
–die Gärtner-Fachzeitschrift ◆ 23/2003

Inzwischen gibt es auch gelbfrüchtige
Sorten wie hier die ’Yellora’.
unangefochten an. Sie ist von Europa bis
Westasien zuhause und baut sich als
Grossstrauch oder kleiner Baum bis zu
5 m auf. Nur in wintermilden Gebieten
kann sie bis zu 10 m hoch und 300 Jahre
Bei der Sorte ’Harpune’ zeigt Ilex aquifolium,
dass auch völlig ganzrandige
Blätter möglich sind.
alt werden. Die Lebensdauer der Blätter
beträgt zwei bis vier Jahre. Das Blatt selber
ist dunkelgrün glänzend und sehr
variabel in seiner Form. Oft ist zu beobachten,
dass die Blätter der unteren, nicht
blühenden Regionen stark dornig und
gebuchtet, die der oberen Regionen dagegen
nur schwach dornig und ganzrandig
ausgebildet werden. Die Pflanze verfügt
über ein starkes Regenerationsvermögen.
Ähnlich wie Taxus treibt Ilex nach starkem
Rückschnitt oder nach Erfrierungen
auch aus alten Holzbereichen willig wieder
aus. Die Pflanze gilt als Sinnbild des
ewigen Lebens und wird daher oft auf
Friedhöfen gepflanzt. In der Weihnachtszeit
sind die Beerenzweige darüber hinaus
als Schmuck begehrt. Durch starke
Entnahme aus der Natur und durch die
–die Gärtner-Fachzeitschrift ◆ 23/2003
Kahlschlagwirtschaft im Forst ist Ilex
aquifolium in manchen Gegenden im natürlichen
Bestand gefährdet.
Die Sortenvielfalt ist enorm. Variationen
gibt es nicht nur in der Blattform,
Blattgrösse, Blattfarbe oder der Stärke
der Bedornung. Auch der Habitus kann je
nach Sorte unterschiedlich ausfallen (z.B.
bei der Sorte ’Pyramidals’), und neben
den rotfrüchtigen gibt es auch gelbfrüchtige
Variationen. Besonders dekorativ
sind die gelb- und weissbunten Sorten.
Aber auch aussergewöhnliche Blattformen
wie bei ’Myrtifolia’ sind recht attraktiv.
Die Sorte ’J.C. van Tol’ gilt im Sortiment
als Standard. Sie zeichnet sich
durch grössere, mehr gezähnte und stachellose
Blätter sowie einen breiten und
hohen Wuchs mit abstehenden Zweigen
aus. Die Verwendung ist äusserst variabel
und reicht vom Solitär über die Hecke bis
hin zum Stämmchen. Sehr dekorativ sind
Aus einer Kreuzung von Ilex aquifolium
und Ilex rugosa entstanden die Ilexmeserveae-Sorten.
die Früchte, die bis weit in den Winter
hinein halten. Bei einigen Sorten bleiben
die Früchte sogar bis zur Blüte im folgenden
Jahr am Strauch. Übrigens gelten die
Früchte von Ilex als giftig. Stechpalmen
eignen sich daher nicht für Spielplätze,
Kindergärten oder Schulen.
Ansonsten bietet sich Ilex aquifolium
für fast alle Standorte an. Die Pflanze
erweist sich sogar als industriefest und
eignet sich für den innerstädtischen Bereich.
Konkurrenz und Wurzeldruck wird
recht gut vertragen. Verbunden mit der
Vorliebe nach Schatten ist Ilex somit ein
ideales Gehölz für Mischpflanzungen
oder zur Unterpflanzung locker stehender
Laubbäume und im Schatten von Gebäuden.
Als Hecke lassen sich mit Ilex aquifolium
Schnitthöhen von 150 bis 250 cm
Pflanzenverwendung
erzielen. Günstige Schnitttermine sind
Mai und August. Leider ist Ilex sehr
begehrt bei den Minierfliegen. Das Laub
verliert durch die hellen Miniergänge
stark an Attraktivität. Ausserdem sind die
gelb- und weissgrünen Sorten durch Sonnenbrand
gefährdet. Hier ist ein halbschattiger
Standort vorzuziehen.
Frostharte Ilex meserveae
Aus einer Kreuzung von Ilex aquifolium
und der sehr winterharten Ilex rugosa
entstanden in den letzten Jahren recht
interessante Ilex-meserveae-Sorten. Die
Pflanzen sind der aquifolium ähnlich und
zeichnen sich durch ein intensiv dunkles
Blatt, eine reiche Fruchtbildung sowie
einen kompakten und breitbuschigen,
allerdings auch schwächeren Wuchs aus.
Triebe und Blattstiele sind dunkel violettblau
gefärbt. Bei den dunklen Blättern
kommen die schwach rosa gefärbten Blüten
besonders gut zur Geltung. Inzwischen
konzentriert sich eine Reihe von
Züchtern auf den viel versprechenden Bereich
der Ilex meserveae. Auf dem Markt
sind beispielsweise die geschützten Sorten
’Blue Princess’, ’Blue Prince’ oder
Ilex crenata ’Golden Gem’ ist ein
gelblaubiger Vertreter der Japanischen
Stechpalme.
’Blue Angel’, die sich durch den kompakten
Aufbau und die Winterhärte auszeichnen.
’Blue Princess’ und ’Blue Angel’
sind weibliche, ’Blue Prince’ ist eine
männliche Sorte, die sich auch gut als
Bestäuber für andere Ilex-Arten eignet.
Für den Aufbau dichter und gleichmässiger
Hecken sind Sorten wie ’Heckenfee’,
’Heckenpracht’ und ’Heckenstar’ auf den
Markt gekommen. Sie sollen bis –25 °C
winterfest sein und verfügen bereits als
junge Pflanzen über einen dichten pyramidalen
Wuchs. Die «Hecken-Ilex» sind
rasch wüchsig und schaffen mit 50 bis 80
cm im Jahr rasch immergrünen Sichtschutz.
Den Ilex aquifolium ähnlich ist Ilex
altaclarensis (Grossblättrige Stechpalme).
Es handelt sich hierbei um eine Arthy-
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Pflanzenverwendung
Ilex verticillata wird häufig zur Gewinnung
von Fruchtschmuck angebaut.
bride aus Ilex aquifolium und der bei uns
nicht frostharten Ilex perado. Die Blätter
sind dünner und grösser als bei den Ilex
aquifolium, am Rand kaum gewellt und
regelmässiger und reicher gezähnt. Ilex
altaclarensis ist leider weniger frosthart,
hat dafür aber sehr schöne Sorten wie
’Belgica Aurea’ oder ’Golden King’ mit
breiten goldgelben Blatträndern oder die
’Camelliifolia’ mit grossen, tief grünen,
meist ganzrandigen Blättern. Die Gruppe
eignet sich für Solitärstellung am geschützten
Standort.
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Japanische Stechpalme
Als Spezialisten für bodendeckende Unterbepflanzungen
gelten die Vertreter von
Ilex crenata (Japanische Stechpalme).
Die Pflanzen bilden 2 bis 3 m hohe und
sehr breit ausladende Büsche mit sparrig
wachsenden Zweigen. Die kleinen länglich-lanzettlichen
und immergrünen Blätter
unterscheiden sich deutlich von denen
der anderen Ilex-Arten. Weder die kleinen
weissen Blüten, noch die kugeligen,
schwarzen Früchte fallen bei diesem
Strauch besonders auf. Die Pflanzen
zeichnen sich vielmehr durch ihre unkomplizierte
Verwendung aus. Sie sind
frosthart, industriefest, schattenverträglich
und eigenen sich hervorragend für
den Schnitt. Ilex-crenata-Sorten kommen
daher zur Unterpflanzung in Grünanlagen,
als dichter und immergrüne Bodendecker
sowie als Strassenbegleitgrün zum
Einsatz. Aufgrund der guten Schnittverträglichkeit,
der reichen Verzweigung und
kleinen Blätter findet sie darüber hinaus
als Formpflanze bis hin zum «Bonsai»
grosse Beachtung. Ilex crenata wird
gerne als Alternative für Buxus genutzt.
In Japan gilt sie als Standardpflanze für
den japanischen Landschaftsgarten, in
dem der Schnitt der Pflanzen von grosser
Bedeutung ist. Dort entstehen flache Kugelformen
oder jene Kunstgestalten, die
durch das Herausnehmen ganzer Astpartien
und Einkürzen verbleibender Zweige
die Pflanzen wesentlich älter aussehen
lassen. Die gute Schnittverträglichkeit
machen Ilex crenata gleichfalls zu idealen
Heckenpflanzen. Allerdings braucht
das aufgrund der geringen Zuwächse
viele Jahre.
Inzwischen ist es auch in der Crenata-
Gruppe zu einer grösseren Sortenvielfalt
gekommen. Kompakt wachsende Sorten
wie die ’Convexa’ mit ihren gegenüber
der Art etwas gewölbten Blatt, ’Golden
Gem’ oder ’Convexed Gold’ mit ihren
grüngelben und goldgelben Blättern sowie
die säulenförmig wachsende ’Fastigiata’
bereichern das Angebot.
Ilex verticillata
als Fruchtschmucklieferant
Als sommergrüne Variante bildet die Art
verticillata (Amerikanische Winterbeere)
eine Ausnahme im Sortiment der Ilex. Sie
stammt aus dem östlichen Nordamerika
und fühlt sich in feuchten Niederungen
und an Waldrändern wohl. Der bis zu 3 m
hohe und breite Strauch mit seinen sparrig
abstehenden Ästen bildet im Gegensatz
zu den anderen Ilex ganz normale
weiche Laubblätter, die sich zum Herbst
hin schön gelb bis orange verfärben.
Nach den unscheinbaren, weissen Blüten
bilden sich in grosser Anzahl intensiv
orangerote Beeren. Das macht die Pflanze
zu einem begehrten Lieferanten von
Schmuckzweigen, denn die Beeren halten
sich nach dem Blattfall noch monatelang
am Zweig. Am besten gedeiht Ilex verticillata
auf sauren, torfigen oder sauermineralischen
Böden. Für einen guten
Fruchtansatz ist die Pflanzung eines
männlichen Exemplars erforderlich.
Als interessanter Vertreter der Ilex-
Gruppe gilt ausserdem Ilex ciliospinosa,
die Grannenborstige Stechpalme. Sie
stammt aus China und bildet immergrüne
und bis zu 4 m hohe, dicht verzweigte
Sträucher. Das Blatt erinnert nur entfernt
an Ilex, ist mattgrün und mit kleinen,
grannenartigen, nach vorne gerichteten
Zähnen versehen. Auch hier entwickeln
sich rote Früchte. Die Art gilt als ausreichend
frosthart und somit als Bereicherung
für Gehölzmischpflanzungen.
Erwähnenswert ist zudem Ilex pernyi,
die Rautenblättrige Stechpalme. Sie
stammt ebenfalls aus China und ist den
Ilex aquifolium ähnlich. Die Blätter unterscheiden
sich allerdings durch ihre eigenartige,
rhombische bis fast quadratische
Form, die zu jeder Seite ein bis drei
starre Stachelzähne besitzen. Zudem sitzen
sie dicht gedrängt am Zweig, sodass
die Pflanze ein interessantes Aussehen
erhält. ◆
Die Stechpalme gilt auch als Sinnbild
des ewigen Lebens und wird daher oft
auf Friedhöfen gepflanzt.
Ilex haben sich als
attraktive kleinkronigeStadtbäume
für milde
Lagen bewährt.
–die Gärtner-Fachzeitschrift ◆ 23/2003