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MonatsschrKinderheilkd11_2011_Hoeger 1 - Kinderkrankenhaus ...

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Abb. 2 8 Behandlungsbedürftige Hämangiome periokulär (a), nasal (b), infranasal (c) und im Bereich<br />

der Oberlippe (d)<br />

Verstärkte angiogene und/<br />

oder vaskulogene Aktivität<br />

Die Expression des VEGFR1 („vascular<br />

endothelial growth factor receptor 1“)<br />

ist in Hämangiomendothelzellen reduziert.<br />

Daher werden der VEGF-Rezeptor<br />

2 (VEGFR2) und damit die Angiogenese<br />

stimuliert. Neuere Untersuchungen<br />

deuten darauf hin, dass Hämangiome<br />

aus stammzellähnlichen Vorläuferzellen<br />

entstehen, die in vivo die Fähigkeit<br />

zur Vaskulogenese aufweisen. Histologisch<br />

finden sich plumpe, proliferierende,<br />

CD31- (von-Willebrand-Faktor-),<br />

Integrin-α-, IGF-2- („insulin-like growth<br />

factor“-) und VEGF-positive Endothelzellen.<br />

Im Zuge der Spontanregression werden<br />

diese gegen Ende des ersten Lebensjahres<br />

zunehmend durch ein fibrolipomatöses,<br />

kollagen- und retikulinhaltiges Gewebe<br />

ersetzt. In der Involutionsphase ist<br />

die Expression von TIMP („tissue inhibitor<br />

of metalloproteinase“), einem Inhibi-<br />

1110 | Monatsschrift Kinderheilkunde 11 · <strong>2011</strong><br />

Leitthema<br />

tor der Angiogenese, deutlich erhöht. Diese<br />

und andere Befunde sprechen dafür,<br />

dass die Entstehung zumindest teilweise<br />

auf einem regulatorischen Defekt der<br />

Angiogenese in der Frühschwangerschaft<br />

(6. bis 10. Ges tationswoche) beruht, der<br />

durch einen Verlust Angiogenese inhibierender<br />

Signale (TIMP) und ein Überwiegen<br />

Angiogenese fördernder bzw. Apoptose<br />

inhibierender (IGF-2) Signale gekennzeichnet<br />

ist.<br />

Bei den seltenen Fällen familiärer Hämangiome<br />

fanden sich zudem Hinweise<br />

auf eine somatische Mutation im Bereich<br />

5q31–33; Kandidatengene in diesem<br />

Areal wären Gefäßwachstumsfaktoren<br />

wie FGFR-4 („fibroblast growth factor receptor<br />

4“) und PDGF-β („platelet derived<br />

growth factor β“). Bei spontan entstehenden<br />

Hämangiomen fand sich in diesem<br />

Chromosomenbereich ein „loss of heterozygosity“.<br />

Embolisation plazentarer<br />

Endothelzellen<br />

Infantile Hämangiome weisen hinsichtlich<br />

ihrer immunohistochemischen Marker<br />

viele Gemeinsamkeiten mit plazentaren<br />

Endothelzellen auf [GLUT1, Le Y ,<br />

Merosin, CCR6 (CC-Chemokinrezeptor<br />

6; CC: C-C-Motiv), CD15 („cluster of differentiation<br />

15“), IDO (Indolamindeoxygenase)].<br />

Plazentahämangiome (Chorangiome)<br />

gehen mit einem erhöhten Risiko<br />

einer diffusen neonatalen Hämangiomatose<br />

einher, was durch eine Embolisation<br />

plazentarer Endothelzellen erklärt<br />

werden könnte [12].<br />

Molekulargenetische Untersuchungen<br />

in solitären Säuglingshämangiomen ergaben<br />

keinen Hinweis für einen maternofetalen<br />

Chimärismus.<br />

Ungeklärte Phänomene<br />

Trotz mancher neuer Erkenntnisse zur<br />

Ätiologie der Hämangiome bleiben einige<br />

krankheitstypische Phänomene weiterhin<br />

unerklärt. Hierzu zählen die ungleichmäßige<br />

Verteilung der Hämangiome (60–<br />

65% im Bereich von Gesicht/Hals). Prädilektionsstellen<br />

finden sich an embryonalen<br />

Fusionslinien, was auf eine Beteiligung<br />

von Zellen der Neuralleiste hindeuten<br />

könnte [9].<br />

Auf bisher unbekannte genetische Faktoren<br />

beruhen die erhöhte Prävalenz bei<br />

Nordeuropäern (Kaukasiern), das familiäre<br />

Auftreten von Hämangiomen bei bis<br />

zu 12% und ihre Assoziation mit vaskulären<br />

Anomalien.<br />

Klinische Charakteristika<br />

Entgegen dem leider noch immer weit<br />

verbreiteten Sprachgebrauch ist eine strikte<br />

Abgrenzung zwischen Hämangiomen<br />

und vaskulären Fehlbildungen („kavernöse<br />

Hämangiome“, „kapillare Hämangiome“)<br />

geboten. Die unterschiedslose Qualifikation<br />

aller vaskulären Anomalien als<br />

Hämangiom führt regelmäßig zu fehlgeleiteten<br />

Behandlungsversuchen und prognostischen<br />

Fehleinschätzungen.<br />

Die ISSVA („International Society for<br />

the Study of Vascular Anomalies“) schlug<br />

bereits 1982 eine Klassifikation vaskulärer<br />

Anomalien vor, die in . Abb. 1 leicht<br />

modifiziert wiedergegeben ist.

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