MonatsschrKinderheilkd11_2011_Hoeger 1 - Kinderkrankenhaus ...
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Diagnostik und<br />
Differenzialdiagnosen<br />
Die Diagnose eines Hämangioms ergibt<br />
sich in der Regel allein aus dem klinischen<br />
Befund und Verlauf bzw. aus der Anamnese.<br />
Weiterführende Diagnostik ist bei<br />
großen, subkutanen oder multiplen Hämangiomen<br />
indiziert:<br />
Größenausdehnung. Jedes Hämangiom<br />
sollte vermessen werden. Zur Objektivierung<br />
von Wachstum bzw. Regression ist<br />
eine Fotodokumentation (mit Maßband)<br />
ratsam.<br />
Tiefenausdehnung. Bei subkutanen<br />
Häm angiomen ist eine (möglichst dreidimensionale)<br />
Sonographie indiziert.<br />
Sehr große Hämangiome/Hämangiomatose.<br />
Bei Hämangiomen mit einem<br />
Durchmesser von mehr als 10 cm und<br />
bei einer Hämangiomatose (10 oder<br />
mehr Hämangiome) sollten eine Echokardiographie<br />
und die Bestimmung von<br />
Differenzialblutbild (mit Bestimmung der<br />
Thrombozytenzahl), Gerinnungsstatus<br />
(Fibrinogenverbrauch?) und TSH (Thyreoidea<br />
stimulierendes Hormon: Hypothyreose?)<br />
veranlasst werden.<br />
Insbesondere folgende Differenzialdiagnosen<br />
sind zu bedenken:<br />
Granuloma pyogenicum<br />
Das Granuloma pyogenicum ist nach dem<br />
Hämangiom der häufigste Gefäßtumor des<br />
Kleinkindesalters (. Abb. 6a). Es ist bevorzugt<br />
im Gesicht lokalisiert. Typisch sind<br />
F die Manifestation nach dem 6. Lebensmonat<br />
(nur 10% treten früher auf) und<br />
F die (im Unterschied zum Hämangiom!)<br />
ausgeprägte Blutungsneigung.<br />
Eine spontane Regression ist nicht zu erwarten.<br />
Mittel der Wahl ist die Behandlung<br />
mittels Elektrokaustik; gestielte Granulomata<br />
pyogenica können auch abgebunden<br />
werden.<br />
Kaposiformes<br />
Hämangioendotheliom<br />
Dieser seltene Gefäßtumor (. Abb. 6b)<br />
kann sich bereits kongenital oder im ers-<br />
Abb. 7 8 Behandlungseffekt von Propranolol (2 mg/kg/Tag), a,b intrakutanes Hämangiom des Oberlids<br />
und subkutanes Hämangiom infraorbital vor und nach 6-monatiger Therapie, c,d ulzerierendes<br />
Hämangiom vor und nach 4-wöchiger Therapie<br />
ten Lebensjahr manifestieren. Im Unterschied<br />
zum Hämangiom ist er palpatorisch<br />
sehr derb. Er zeigt ein langsames,<br />
infiltratives Wachstum. Mit zunehmender<br />
Größe steigt die Wahrscheinlichkeit<br />
der Entwicklung einer disseminierten<br />
intravaskulären Gerinnung (Kasabach-<br />
Merritt-Syndrom).<br />
Therapie der Wahl ist, sofern eine Exzision<br />
nicht (mehr) möglich ist, die Chemotherapie<br />
mit Vincristin in Kombination<br />
mit Methylprednisolon.<br />
Naevus flammeus<br />
Der Naevus flammeus (Feuermal, kapilläre<br />
Malformation, . Abb. 6c) ist durch<br />
kongenitale Manifestation, ein scharf begrenztes<br />
Erythem und lebenslange Persistenz<br />
gekennzeichnet. Die Prävalenz liegt<br />
bei 0,3%. Erst mit der Pubertät kommt es<br />
gelegentlich zu trophischen Effekten, d. h.<br />
einer leichten Substanzvermehrung.<br />
Feuermale beruhen auf der fehlenden<br />
Innervation kapillarer Gefäße. Sie sind<br />
häufig segmental angeordnet und können<br />
im Rahmen neurokutaner Syndrome<br />
mit anderen Fehlbildungen assoziiert sein;<br />
in einigen Fällen kann eine Mutation des<br />
RASA1-Gens (Chromosom 5q13.3) vorliegen.<br />
Die häufigsten dieser Syndrome<br />
sind das Sturge-Weber-Syndrom (Naevus<br />
flammeus im Segment V.1 mit begleitender<br />
leptomeningealer Angiomatose,<br />
Buphthalmus/Glaukom und Anfallsleiden)<br />
und das Klippel-Trenaunay-Syndrom<br />
(Naevus flammeus einer Extremität<br />
mit assoziierten venösen Ektasien, Hyper-<br />
oder Hypotrophie und variablen weiteren<br />
Assoziationen, z. B. Syndaktylien).<br />
Venöse Malformationen<br />
Sie sind durch ektatische venöse Gefäße gekennzeichnet<br />
und können ebenfalls isoliert<br />
oder syndromal auftreten (. Abb. 6d).<br />
Assoziationen bestehen insbesondere mit<br />
lymphatischen Fehlbildungen (lymphatisch-venöse<br />
Malformation).<br />
Monatsschrift Kinderheilkunde 11 · <strong>2011</strong> |<br />
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