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Facharbeit - Lachclub Recklinghausen

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allerdings nur, wenn der Anfang des Witzes eine Struktur erkennen lässt, die für den Zuhörer als<br />

Beginn eines Witzes zumindest in ähnlicher Form bekannt ist.<br />

Wie eben angesprochen, neigen komplexere Witze zu mehreren Skriptoppositionen, wie zum<br />

Beispiel der folgende:<br />

Eine Blondine wird von der Polizei angehalten, der Polizist verlangt ihren Führerschein. „Füh-<br />

rerschein?“ – „Na das Ding mit ihrem Gesicht drauf“, antwortet der Polizist. „Ach so!“, meint<br />

die Blondine, kramt in ihrer Handtasche und zieht schließlich ihren Taschenspiegel hervor. Sie<br />

wirft einen prüfenden Blick in den Spiegel und überreicht ihn dem Beamten. Der schaut auf den<br />

Spiegel und lacht: „Na, dass hätten sie ja gleich sagen können, dass Sie von der Polizei sind!!“<br />

Dieser Witz ist ein hervorragendes Beispiel für eine doppelte Skriptopposition. „Blondinen sind<br />

nicht dumm“ vs. „Blondinen sind dumm“ ist die erste Skriptopposition, die zusätzlich das Kli-<br />

schee der dummen Blondinen bedient. Vor dem letzten Satz ist die Skriptopposition abgeschlos-<br />

sen, der Witz könnte auch hier sein Ende finden. Doch hier kommt die zweite Skriptopposition<br />

„Polizisten sind nicht dumm“ vs. „Polizisten sind dumm“ ins Spiel: Sie überrascht den Zuhörer,<br />

was nicht zuletzt eine gute Skriptopposition ausmacht. Der Skriptwechsel wird eingeleitet durch<br />

das Lachen des Polizisten, welches doppeldeutig ist: Er könnte lachen, weil er sich über die<br />

Dummheit der Blondine amüsiert, oder, weil er meint, die Blondine wäre bei der Polizei. Damit<br />

ist das Lachen eine Skriptüberlappung der zweiten Skriptopposition. Es sind auch Witze mit<br />

mehr als zweifacher Skriptopposition denkbar.<br />

Skriptüberlappung und die dadurch ermöglichte Skriptopposition sind also wesentliche Bestand-<br />

teile der meisten Witze: Je überraschender diese kommt, und je konträrer die beiden Skripte sind,<br />

desto witziger wirkt der Witz. Wörter oder Phrasen mit mehreren Bedeutungen können die<br />

Skriptopposition zusätzlich unterstützen. So genannte Auslöser (trigger) bewirken den Skript-<br />

wechsel und machen den Witz dadurch witzig. Eine noch zu überprüfende These wäre, ob es<br />

keine Witze ohne die Skriptopposition geben kann.<br />

2.3 Kontextfaktoren<br />

Diese strukturellen Eigenheiten der Witze können nicht allein Erklärung für die Lustigkeit eines<br />

Witzes sein. So unterscheidet sich die Reaktion des Zuhörers je nach Situation, Erzähler, sowie<br />

den anderen anwesenden Zuhörern. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass diese Kontextfaktoren<br />

ausschlaggebend für die Lustigkeit eines Witzes sind.<br />

Unter Ermangelung eines besseren Ausdrucks verwende ich den Begriff „Kontextfaktoren“ für<br />

jene auf den einzelnen Menschen bezogenen Faktoren der Lustigkeit eines Witzes, die nicht von<br />

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