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DON CARLOS - Landestheater Niederösterreich

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MARQUIS VON POSA stirbt für seinen Freund <strong>DON</strong> <strong>CARLOS</strong> - aber vor allem für seine<br />

eigenen Ideale. Wie sieht es in unserer heutigen Welt aus? Soll man so hohe Ideale<br />

haben, dass man bereit ist, sich ihnen zu opfern?<br />

Anscheinend gibt es auch heute Leute, die das glauben. Im Grunde liegen auch dem<br />

heutigen Terrorismus Ideale zugrunde, so verquer sie in unseren Augen auch sein<br />

mögen. Eigentlich kann man auf diese Frage nur mit lauter Gegenfragen antworten...<br />

Was heißt Opfern? Was bringt mein Opfer dem Ideal? Welche Ideale sind es überhaupt,<br />

denen ich mich so sehr verschreiben muss – Kirche, Familie, Staat, Lebensphilosophie?<br />

Was mache ich, wenn ich erkennen muss, dass meine Ideale falsch sind? Und, bezogen<br />

auf das Stück, ist der Tod für ein Ideal wirklich ein Opfer oder nur Feigheit?<br />

Denn noch eine Frage bleibt: Warum macht der ach so hehre POSA es nicht selbst? Der<br />

König bietet es ihm an, seine Ideale im Staat umzusetzen, er macht es nicht, trotz aller<br />

Vollmacht, trotz der Entmachtung des ALBA reitet der MARQUIS nicht selbst in die<br />

Niederlande, sondern opfert sich für seinen Freund <strong>DON</strong> <strong>CARLOS</strong>, damit der es macht?<br />

Stichwort Liebe - ist die Liebe für <strong>CARLOS</strong> ein Phantasma? Die Rettung? Oder der<br />

Untergang? Ist es überhaupt Liebe, was <strong>CARLOS</strong> dafür hält?<br />

Da könnte man jetzt eine Doktorarbeit schreiben und käme nicht wirklich zu einer<br />

Antwort!<br />

Zunächst zur Situation, die wir uns heute kaum mehr vorstellen können. <strong>DON</strong> <strong>CARLOS</strong><br />

und ELISABETH sind einander in einer Zwangsverlobung zugesprochen worden. Er lebt<br />

in Spanien, sie in Frankreich. Um sich kennen zu lernen, blieb also nur der Briefverkehr<br />

(vom Briefgeheimnis war damals übrigens auch noch keine Rede...), dann beschließt der<br />

Vater, <strong>CARLOS</strong> Braut zu heiraten. Einmal verheiratet, durfte Elisabeth nur unter<br />

strengsten Regeln Besuch erhalten, ihren nunmehrigen Stiefsohn sah sie nur bei<br />

offiziellen Anlässen. <strong>CARLOS</strong> war also wahrscheinlich mehr in das Bild, dass er von<br />

Elisabeth hatte, verliebt, denn gekannt hat er sie nicht wirklich. Ist das Liebe? Die<br />

Unbedingtheit, mit der <strong>CARLOS</strong> behauptet zu lieben, lässt den Schluss zu, dass es Liebe<br />

ist. Wie sonst wäre er zu solch emotionalen Handlungen fähig? Es ist auf jeden Fall eine<br />

problembehaftete Beziehung, auch und vor allen Dingen wegen des riesigen<br />

unbewältigten Vaterkonflikts.<br />

Wie waren die Proben zum Stück für Dich? Was war besonders schwer? Was fiel Dir<br />

leicht? Welche Rolle spielte die Beziehung zu Deinen SchauspielkollegInnen und der<br />

Regisseurin in dieser Arbeit?<br />

Hier am <strong>Landestheater</strong> Niederösterreich sind wir ein recht kleines Ensemble, deswegen<br />

kennen wir uns schon sehr gut. Auch mit der Regisseurin habe ich schon einmal<br />

erfolgreich gearbeitet, hier gab es auch eine große Vertrauensbasis. Das ist ungemein<br />

wichtig, denn in einer so intensiven Arbeit wie <strong>DON</strong> <strong>CARLOS</strong> muss man sich aufeinander<br />

verlassen können. Denn die Proben waren vor allem eins: kurz. Da blieb nicht viel Zeit<br />

für grundsätzliche Diskussionen...<br />

Erstaunlich leicht fiel mir das Textlernen, was jetzt überraschen mag. Aber wenn man<br />

sich einmal an die Schillersche Sprache und das Versmaß gewöhnt hat, entdeckt man<br />

eine ziemlich stringente Logik in der Sprache, was es eben leicht macht, sich den Text zu<br />

merken. Sehr schwer war es, mit diesem Text dann auch konsequent umzugehen. Als<br />

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