Tierrundschau Ausgabe 75 Jahr 2011 - Mobile Tierrettung eV

Tierkrematorium
Wenn Haustiere sterben, wird ihr Körper in der Tierkörperbeseitigung zu Industriefett
verarbeitet. Würdevoller ist das Einäschern im Tierkrematorium.
Tagelang hat Basco nicht
mehr richtig gefressen, er
wollte nicht mehr Gassi
gehen, war unleidlich und heute
morgen war viel Blut in seinem
Hundezimmer. Der Besuch
beim Tierarzt erbrachte einen
niederschmetternden Befund.
Blasenkrebs, inoperabel, keine
Chance mehr. Der Tierarzt
rät dazu, den Hund von seinem
Leiden zu erlösen und dem Rat
haben wir uns gebeugt. Basco
war fast acht Jahre bei uns
im Tierheim, und so endete
sein Leben an einem strahlend
schönen Morgen in den Armen
seiner Lieblingstierpflegerin.
Bei uns allen flossen Tränen,
denn Basco war so lange bei
uns gewesen, dass er uns allen
sehr ans Herz gewachsen war.
Dieser Tag kommt gewiss
Auch wenn jeder Mensch dieses
Thema weit von sich schiebt,
irgendwann einmal kommt
der Tag, an dem wir von
unseren lieb gewonnenen
Tier Abschied für
immer nehmen müssen.
Für die meisten Menschen
kommt in diesem
Augeblick zum Schock
über den Verlust des Tieres
auch noch der schreckliche
Gedanke, was mit dem
toten Freund jetzt passiert.
Wohl dem, der einen eigenen
Garten hat und sein Haustier
dort beerdigen kann.
Für ein Tierheim und die
Mehrzahl der Tierbesitzer
gelten andere Regeln,
sie müssen ihr Tier
in der Tierarzt-
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praxis zurücklassen, wohl wissend,
dass dies bedeutet, dass
das Tier in die Tierkörperbeseitigung
gebracht wird, so wie
das Gesetz es vorschreibt. Ich
will gar nicht beschreiben, was
dort mit dem Tierkörper geschieht,
und ich will auch niemanden
umstimmen, der denkt,
dass ein Tier nach seinem Tod
nur noch eine leere Hülle ist,
aber mir persönlich ist es ein
Gräuel, zu was das Gesetz uns
zwingt. Meine eigenen Hunde
habe ich alle bei mir im Garten
beigesetzt, aber das geht natürlich
nicht mit den Hunden und
Katzen, die ihr Leben im Tierheim
beenden. Also mussten
Tier & Mensch
wir uns bisher mit blutendem
Herzen an die Vorschriften halten.
Seit ein paar Monaten aber
haben wir eine andere Möglichkeit
gefunden.
Einäschern
In Niedersachsen, nur knapp
40 Kilometer von unserem
Tierheim entfernt, eröffnete
das Eichenhof Heimtierbestattungszentrum.
Ein idyllisch
gelegenes Dorf, ein ehemaliger
Bauernhof am Ortsrand, in dessen
Mauern sich ein Tierkrematorium
befindet. Umgeben ist
die Anlage von einem Park und
einem Wäldchen. Dort werden
Tiere eingeäschert und dann
entweder in Urnen beigesetzt
oder die Asche wird anonym
verstreut. Dort wurde unser
Basco eingeäschert und auf
Wunsch seiner Paten auf dem
Tierheimgelände verstreut – da,
wo er die meiste Zeit seines Lebens
verbracht hat.
Ich gehöre nicht zu
den Leuten, die einen
Kult um ein totes Tier
machen, aber ich will
auch nicht, dass ein
Lebewesen wie Abfall
im Industriefett landet.
Das empfinde ich als
entwürdigend. Ich will,
dass die Tiere auch im Tod
ihre Würde behalten. Deshalb
ist für mich das Tierkrematorium
die ideale Lösung.
Im Tierkrematorium wird
die Asche des Haustiers in
einer Urne beigesetzt oder
verstreut.
Basco in jüngeren Jahren mit
seiner Tierpflegerin Tanja
Müller.
Wir lassen unsere Tiere in Ruhe
und Frieden gehen und wir geben
ihnen auch im Tod die Würde,
die sie verdienen.
Übrigens, preislich macht
das keinen großen Unterschied
zwischen Tierkörperbeseitigung
und einäschern. Seit die
Tierkörperbeseitigungen ihre
Produkte nicht mehr als Tierfutter
verkaufen dürfen, kostet
das Entsorgen eines Hundes
zwischen 35 bis 50 Euro.
Nahezu das gleiche berechnet
uns das Heimtierbestattungszentrum
für eine einfache Einäscherung
(Tierschutzpreis),
nämlich nur den Energiepreis.
Es beruhigt mein Gewissen
und das meiner Mitarbeiter ungemein,
zu wissen, dass wir nie
mehr verstorbene Hunde oder
Katzen so unwürdig entsorgen
müssen. Uschi Lohse