Tierrundschau Ausgabe 75 Jahr 2011 - Mobile Tierrettung eV

Der Freigänger
Da sitzen wir nun, Katze Molly und
ich wieder alleine. Ganz schön
einsam ohne deinen Katerbruder
Max, nun ist er gestorben und die arme
kleine Molly ist alleine. Eigentlich sind
wir zwei ja ganz glücklich miteinander.
Molly ist ja, wie es sich für eine Katzenlady
gehört, eine richtige Zicke. Na ja,
und ich werd’ wohl meiner Katze immer
ähnlicher. Was wir zwei bräuchten, wäre
ein Kater, der nicht springt, nicht raufen
will mit den teuren Einrichtungsgegenständen,
stets mit bewundernden
Blicken zu uns aufsieht und auf Kommando
schnurrt. Wird wohl schwierig
werden so einen neuen Gefährten zu
finden.
Aber Molly schreit oft in der Nacht
nach ihrem verstorbenen Bruder und ich
kann einen Artgenossen nicht ersetzen.
Aber, vielleicht ein älterer Kater, der viel
schläft? Oder ich nehm’ doch einen Stoffkater
mit Knopf im Ohr, sehr ruhig und
sauber, aber den wird Molly wohl nicht
als Artgenossen akzeptieren. Was mach’
ich bloß?
Da erzählt mir die Katzenstation
München von einem blinden Kater, ob
der nicht was für uns wäre? Eigentlich
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Kolumne
eine gute Idee. So ein blinder Kater ist ja
bestimmt total hilflos und wird sich nicht
viel bewegen. Perfekt, denke ich und erzähl’
gleich Molly von ihrem neuen Gefährten.
Sie rümpft das Näschen. Was soll ich denn
mit einem kranken Kater? Da bleib’ ich lieber
allein.
Aber ich rede ihr gut zu. Molly, du wirst
natürlich die Nummer eins bleiben. Der
Kater ist doch blind, er wird nur schlafen
und dumm durch die Gegend tapsen. Du
bist dann nicht allein wenn ich mal weg
bin und er wird dich nicht stören. Wird
dein Futterschüsselchen nicht finden und
auch nicht das Bett.
Ich bin sehr zufrieden mit meiner Idee
und rufe in der Katzenstation an, damit
Kater Winfried bei uns einziehen kann.
Während wir auf den Kater warten, liegt
mir Molly ständig mit ihrem Gemaunze in
den Ohren: Weiß der sich auch anständig
zu benehmen? Hast du ihm schon gesagt,
dass das alles hier meins ist und ich auf
keinen Fall teilen werde? Und liebes Frauchen,
hast du dir schon mal überlegt, wie
der blinde Neuzugang das Klo finden soll?
Ich kann mich noch sehr gut erinnern,
als ich mal Blasenentzündung hatte und
Pfützen in der Wohnung hinterlassen haben
... noh je, vielleicht war ich mit meiner
Zusage, den blinden Kater aufzunehmen,
etwas voreilig. Wenn ich jetzt Molly noch
erzähle, dass Winfried total abgemagert
und voller Mitbewohner in der Wildnis
gefunden wurde, kann ich sie wohl in
Schmolly umtaufen. Ich ruf’ doch besser
gleich noch mal in der Katzenstation an
und sag’, sie sollen Winfried von oben bis
unten schrubben und neu einkleiden. Oh...
er ist schon unterwegs zu mir. Ich sause los
und hole Wurmtabletten. Eine für Molly,
eine für Winfried und ich werf’ am besten
auch gleich eine ein. ... Fortsetzung folgt.
Sabine Irlbeck
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