HIV-Therapie in der Schwangerschaft - Deutsche AIDS Gesellschaft ...
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E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nerhalb 48 (ggf. bis 72h) Stunden nach Geburt begonnene Postexpositionsprophylaxe mit<br />
Zidovud<strong>in</strong> nach dem Schema von ACTG 076 (Gabe über 6 Wochen) kann noch die <strong>HIV</strong>-Transmissionsrate<br />
senken. Bei Start <strong>der</strong> Zidovud<strong>in</strong>therapie <strong>in</strong> den ersten 48 Stunden nach vag<strong>in</strong>aler Geburt wurde <strong>in</strong> den<br />
USA retrospektiv e<strong>in</strong>e Transmissionsrate von 9,3%, bei späterem Beg<strong>in</strong>n (>48 h) von 18.4% ermittelt.<br />
Ohne jegliche <strong>Therapie</strong> waren 26,6% <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong>fiziert [64].<br />
5.2. Bei unklarer <strong>HIV</strong>-Infektionslage<br />
Ist bis zur Entb<strong>in</strong>dung ke<strong>in</strong> <strong>HIV</strong>-Antikörpertest vorgenommen worden, so sollte, falls für e<strong>in</strong>e reguläre<br />
Testung mit evtl. erfor<strong>der</strong>lichem Bestätigungstest genügend Zeit bleibt, dieser unverzüglich angeboten<br />
werden, um bei positivem Testergebnis die <strong>in</strong>trapartale und postnatale <strong>HIV</strong>-Transmissionsprophylaxe<br />
durchführen zu können [64].<br />
Der <strong>HIV</strong>-Antikörpertest sollte vom Angebot e<strong>in</strong>er kompetenten persönlichen Beratung evtl. unter<br />
H<strong>in</strong>zuziehung e<strong>in</strong>er entsprechenden Institution begleitet se<strong>in</strong> [1,2]. Die Ablehnung des <strong>HIV</strong>-<br />
Antikörpertests ist zu respektieren.<br />
Für den Fall, dass <strong>der</strong> <strong>HIV</strong>-Status <strong>der</strong> Schwangeren nicht bekannt ist und ke<strong>in</strong>e Zeit für e<strong>in</strong>e reguläre<br />
Testung und Beratung bleibt, sollte e<strong>in</strong> <strong>HIV</strong>-Schnelltest angeboten und die Durchführung von<br />
Prophylaxemaßnahmen vom Ergebnis des Schnelltestes abhängig gemacht werden. Bei <strong>der</strong> Aufklärung<br />
<strong>der</strong> Schwangeren muß darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass trotz hoher Genauigkeit <strong>der</strong> Testverfahren<br />
(Sensitivität und Spezifität von <strong>HIV</strong>-Schnelltesten erreichen Werte von über 99,5%) angesichts <strong>der</strong><br />
niedrigen Prävalenz noch unerkannter <strong>HIV</strong>-Infektionen bei Schwangeren (im Jahr 2009 geschätzt maximal<br />
25-35 Fälle bei 50.000 - 60.000 nicht getesteten Schwangeren) die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass e<strong>in</strong> positives<br />
<strong>HIV</strong>-Schnelltestergebnis tatsächlich e<strong>in</strong>e <strong>HIV</strong>-Infektion anzeigt, kle<strong>in</strong>er als 50% se<strong>in</strong> kann. Jedes positive<br />
Schnelltestergebnis bedarf daher e<strong>in</strong>er Bestätigung durch e<strong>in</strong>en Bestätigungstest. Falls e<strong>in</strong> positives<br />
Testergebnis nicht bestätigt werden kann, müssen alle e<strong>in</strong>geleiteten <strong>HIV</strong>-Prophylaxemaßnahmen<br />
abgebrochen werden.<br />
6. Entb<strong>in</strong>dungsmodus<br />
Aus Studien <strong>der</strong> Vor-HAART-Ära ist e<strong>in</strong>e deutliche Reduktion <strong>der</strong> vertikalen Transmissionsrate durch e<strong>in</strong>e<br />
primäre Kaiserschnittentb<strong>in</strong>dung bekannt. Die Transmissionsrate konnte alle<strong>in</strong> durch die primäre<br />
Kaiserschnittentb<strong>in</strong>dung auf 8,4% gegenüber e<strong>in</strong>em Transmissionsrisiko bei <strong>der</strong> vag<strong>in</strong>alen Entb<strong>in</strong>dung von<br />
16,8% gesenkt werden [76].<br />
Die Kaiserschnittentb<strong>in</strong>dung am wehenfreien Uterus war deshalb bis vor kurzem üblicherweise<br />
Bestandteil des <strong>HIV</strong>-Transmissions-Prophylaxe-Regimes.<br />
Der protektive Effekt <strong>der</strong> primären Kaiserschnittentb<strong>in</strong>dung ist nach neueren Untersuchungen bei Frauen,<br />
die <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> e<strong>in</strong>e HAART erhalten und <strong>der</strong>en Viruslast gegen Ende <strong>der</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em sehr niedrigen Bereich (idealerweise unter <strong>der</strong> Nachweisgrenze) liegt, allenfalls m<strong>in</strong>imal<br />
[132,137,178].<br />
Die Sectio caesarea hat – unabhängig von e<strong>in</strong>er <strong>HIV</strong>-Infektion – e<strong>in</strong> höheres Komplikationsrisiko als e<strong>in</strong>e<br />
vag<strong>in</strong>ale Geburt [165]. Es gibt Untersuchungen, die sogar e<strong>in</strong>e erhöhte Komplikationsrate bei e<strong>in</strong>er<br />
Kaiserschnittentb<strong>in</strong>dung <strong>HIV</strong>-<strong>in</strong>fizierter Frauen zeigten (z.B. häufiger Fieber, Hämatome und<br />
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DeutscDeutsch-Österreichische Letil<strong>in</strong>ie zur <strong>HIV</strong>-<strong>Therapie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> und bei <strong>HIV</strong>-exponierten Neugeborenen aktueller Stand: 09/2011<br />
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