04.05.2013 Aufrufe

Januar - Dezember 1703 - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

Januar - Dezember 1703 - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

Januar - Dezember 1703 - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

XXXII einleitung<br />

Sprache kommenden Beschwerden, einen Ulcus cruris diagnostiziert. Für unseren Zeitraum<br />

sind die Aussagen dazu eher diffus (neben allgemeinen Wendungen wie non optima<br />

”<br />

valetudine utor‘‘, un peu mal‘‘ oder fort affoibli‘‘ zunächst des petites douleurs‘‘ mit<br />

” ” ”<br />

dem Verdacht auf quelque chose de sciatique‘‘; erst im Frühjahr ist explizit von jambe<br />

” ”<br />

ouverte‘‘ oder une petite erosion au pied‘‘ die Rede); es bleibt zunächst unklar, ob es<br />

”<br />

sich immer um dasselbe Krankheitsbild handelt. <strong>Leibniz</strong> selbst bringt seine Beschwerden<br />

Mitte April, als er sich wieder geheilt fühlt, in N. 219 so auf den Punkt: D’autres maux se<br />

”<br />

sont enfin terminés en une ouverture de jambe‘‘. Äußerungen über seinen Zustand werden<br />

in Hannover und andernorts mit größter Besorgnis aufgenommen (in Hannover kursiert<br />

sogar das Gerücht von seinem nahen Tod); von mehreren Seiten (neben der Kurfürstin<br />

z. B. Greiffencrantz, Guidi, Mauro, Müller, Pfeffinger) kommen alarmierte und später<br />

erleichterte Reaktionen.<br />

Auch <strong>Leibniz</strong> selbst verbindet Bemerkungen über sein Befinden mit Befürchtungen<br />

(Gicht, baldiges Lebensende). Zumindest für den <strong>Januar</strong> ist jedoch nicht auszuschließen,<br />

dass die gesundheitlichen Probleme auch einen Vorwand lieferten: für Zeitgewinn bei<br />

dem Projekt der Seidenkultur in Brandenburg-Preußen (vgl. Kapitel 7). So dürfte die<br />

erneute Verschiebung der Abreise auch davon bestimmt gewesen sein, dass die königliche<br />

Genehmigung für ein von <strong>Leibniz</strong> erhofftes Privileg zugunsten der Berliner Sozietät für die<br />

” Seidenzielung‘‘ auf sich warten lässt und am Berliner Hof insgesamt größere Widerstände<br />

zu überwinden sind.<br />

Diese haben wohl auch einen politischen Hintergrund: die in diesem Winter eintretenden<br />

tiefgreifenden Verstimmungen (dazu Kapitel 6) zwischen Hannover/Celle und Berlin<br />

scheinen <strong>Leibniz</strong>’ Aufenthalt in seiner zweiten Hälfte insgesamt belastet zu haben. Mehrfach<br />

macht er die Erfahrung, dass seine Post kontrolliert wird oder sich verspätet (z. B.<br />

N. 106 sowie N. 13; vgl. auch N. 255); insgesamt sieht er sich, angesichts eines ” si long<br />

sejour sans sujet apparent‘‘ (N. 17), unter Verdacht. Jedenfalls bekundet er gegenüber<br />

Kurfürstin Sophie gegen Ende Februar den Wunsch, Berlin baldmöglichst zu verlassen,<br />

was am hannoverschen Hofe beifällig aufgenommen wird. Warum er die Abreise dann<br />

doch bis Ende Mai hinauszögert und nicht, wie mehrmals angesagt, Ostern bereits in<br />

Wolfenbüttel verbringt (vgl. z. B. N. 27 u. N. 33), bleibt offen; zu vermuten sind jetzt<br />

(neben der explizit angeführten außergewöhnlichen Winterkälte 1702/<strong>1703</strong>) tatsächlich<br />

gesundheitliche Gründe. Von Mitte März bis zur ersten Aprilhälfte scheint es <strong>Leibniz</strong><br />

nicht möglich gewesen zu sein, sein Quartier beim Wirt Vincent in der Brüderstraße<br />

zu verlassen; auch Besuche am Hofe der Königin in Lietzenburg müssen unterbleiben.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!