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Januar - Dezember 1703 - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

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G O T T F R I E D W I L H E L M<br />

L E I B N I Z<br />

S ÄMTLICHE<br />

SCHRIFTEN UND BRIEFE<br />

HERAUSGEGEBEN<br />

VON DER<br />

BERLIN-BRANDENBURGISCHEN<br />

AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN<br />

UND DER<br />

AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN<br />

ZU G ÖTTINGEN<br />

ERSTE REIHE<br />

ALLGEMEINER<br />

POLITISCHER UND HISTORISCHER<br />

BRIEFWECHSEL<br />

ZWEIUNDZWANZIGSTER BAND<br />

Copyright<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

2011


G O T T F R I E D W I L H E L M<br />

L E I B N I Z<br />

ALLGEMEINER<br />

POLITISCHER UND HISTORISCHER<br />

BRIEFWECHSEL<br />

HERAUSGEGEBEN<br />

VON DER<br />

LEIBNIZ-FORSCHUNGSSTELLE HANNOVER<br />

DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN<br />

ZU G ÖTTINGEN<br />

BEIM LEIBNIZ-ARCHIV DER<br />

GOTTFRIED WILHELM LEIBNIZ BIBLIOTHEK<br />

HANNOVER<br />

ZWEIUNDZWANZIGSTER BAND<br />

JANUAR – DEZEMBER <strong>1703</strong><br />

Copyright<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

2011


LEITER DES LEIBNIZ-ARCHIVS HERBERT BREGER<br />

BEARBEITER DIESES BANDES<br />

NORA GÄDEKE SABINE SELLSCHOPP<br />

REGINA STUBER<br />

UNTER MITARBEIT VON MONIKA MEIER<br />

This electronic presentation of <strong>Leibniz</strong>: Sämtliche Schriften und Briefe, Reihe I,<br />

Band 22 may not be used, either in part or in total, for publication or commercial<br />

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printed volume was published in 2011.<br />

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I, Band 22) darf ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung weder ganz noch teilweise<br />

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und Herausgeber vorbehalten. Kontaktadresse: <strong>Leibniz</strong>-Archiv, Waterloostr. 8,<br />

30169 Hannover, Deutschland; Telefon: Deutschland 511 1267 329; Fax: Deutschland 511<br />

1267 202; e-mail: leibnizarchiv@gwlb.de<br />

Alle Rechte an der Druckausgabe: Akademie-Verlag Berlin (info@akademie-verlag.de).<br />

Der gedruckte Band ist 2011 erschienen.<br />

Inhaltsverzeichnis


I N H A L T S V E R Z E I C H N I S


VORWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .XXIII<br />

EINLEITUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXIX<br />

I. HAUS BRAUNSCHWEIG-LÜNEBURG <strong>Januar</strong> – <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong><br />

1. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> 3. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2. Johann Barthold Knoche an <strong>Leibniz</strong> 3. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

3. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> 6. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

4. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> 10. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

5. Johann Barthold Knoche an <strong>Leibniz</strong> 10. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

6. <strong>Leibniz</strong> an Johann Georg Eckhart 13. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

7. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> 13. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

8. <strong>Leibniz</strong> an Kurfürstin Sophie 19. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

9. Johann Barthold Knoche an <strong>Leibniz</strong> 24. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

10. <strong>Leibniz</strong> an Kurfürstin Sophie 2. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

11. <strong>Leibniz</strong> an Kurfürstin Sophie 5. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

12. Johann Barthold Knoche an <strong>Leibniz</strong> 6. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

13. Conrad Johann Dannenberg an <strong>Leibniz</strong> 10. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

14. Johann Barthold Knoche an <strong>Leibniz</strong> 20. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

15. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> 24. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

16. Johann Barthold Knoche an <strong>Leibniz</strong> 26. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

17. <strong>Leibniz</strong> an Kurfürstin Sophie Ende Februar <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

18. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> 28. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

19. Johann Barthold Knoche an <strong>Leibniz</strong> 28. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

20. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> 3. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

21. <strong>Leibniz</strong> an Friedrich <strong>Wilhelm</strong> von Görtz 6. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

22. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> 7. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

23. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> 10. März <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31


VIII inhaltsverzeichnis<br />

24. Friedrich <strong>Wilhelm</strong> von Görtz an <strong>Leibniz</strong> 10. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

25. <strong>Leibniz</strong> an Johann Georg Eckhart Anfang – Mitte März <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

26. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> 17. März <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

27. <strong>Leibniz</strong> an Johann Georg Eckhart 19. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

28. <strong>Leibniz</strong> an Kurfürstin Sophie 20. März <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

29. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> 21. März <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

30. <strong>Leibniz</strong> an Kurfürstin Sophie 27. März <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

31. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> 31. März <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

32. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> 4. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

33. Johann Barthold Knoche an <strong>Leibniz</strong> 7. April <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

34. Johann Georg Eckhart an <strong>Leibniz</strong> 9. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

35. <strong>Leibniz</strong> an Kurfürstin Sophie 10. April <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

36. <strong>Leibniz</strong> an Johann Georg Eckhart 17. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

37. Johann Georg Eckhart an <strong>Leibniz</strong> 17. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

38. <strong>Leibniz</strong> an Kurfürstin Sophie 21. April <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

39. Johann Georg Eckhart an <strong>Leibniz</strong> 10. Juni <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

40. <strong>Leibniz</strong> an Johann Georg Eckhart 17. Juni <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

41. Johann Georg Eckhart an <strong>Leibniz</strong> 19. Juni <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

42. Johann Georg Eckhart an <strong>Leibniz</strong> 26. Juni <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

43. Johann Georg Eckhart für <strong>Leibniz</strong>. Beilage zu N. 42 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

44. <strong>Leibniz</strong> an Johann Georg Eckhart 28. Juni <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

45. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> Ende Juni <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

46. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> Ende Juni oder Anfang Juli <strong>1703</strong> (?) . . . . . . . . . 68<br />

47. <strong>Leibniz</strong> an Lorenz Hertel 3. Juli (?) <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

48. Johann Georg Eckhart an <strong>Leibniz</strong> 3. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />

49. Lorenz Hertel an <strong>Leibniz</strong> 10. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

50. Johann Thiele Reinerding an <strong>Leibniz</strong> 13. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />

51. Johann Georg Eckhart an <strong>Leibniz</strong> 13. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77<br />

52. <strong>Leibniz</strong> an Ludwig Justus Sinold gen. von Schütz 26. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . 77<br />

53. <strong>Leibniz</strong> an Kurfürst Georg Ludwig 4. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

54. Jobst Christoph Reiche an <strong>Leibniz</strong> 7. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

55. <strong>Leibniz</strong> an Jobst Christoph Reiche 10. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

56. Jobst Christoph Reiche an <strong>Leibniz</strong> 11. oder 12. (?) August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . 82<br />

57. <strong>Leibniz</strong> an Jobst Christoph Reiche 12. oder 13. (?) August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . 82


inhaltsverzeichnis IX<br />

58. <strong>Leibniz</strong> an Johann Georg Eckhart 15. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />

59. Johann Georg Eckhart an <strong>Leibniz</strong> 17. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />

60. Ludwig Justus Sinold gen. von Schütz an <strong>Leibniz</strong> 6./17. August <strong>1703</strong> . . . . . . . 84<br />

61. Roland Engelskirchen an <strong>Leibniz</strong> 18. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />

62. Johann Georg Eckhart an <strong>Leibniz</strong> 21. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />

63. <strong>Leibniz</strong> an Kurfürstin Sophie 22. August <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

64. Johann Georg Eckhart an <strong>Leibniz</strong> 24. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90<br />

65. Johann Friedrich Hodann an <strong>Leibniz</strong> 24. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />

66. Johann Georg Eckhart an <strong>Leibniz</strong> 25. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />

67. <strong>Leibniz</strong> an Kurfürstin Sophie 1.(?) September <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />

68. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> 1. September <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96<br />

69. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> 10. September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97<br />

70. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> 22. September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />

71. Kurfürstin Sophie an <strong>Leibniz</strong> 25. September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100<br />

72. <strong>Leibniz</strong> an Kurfürstin Sophie Ende September – Anfang Oktober <strong>1703</strong>. . . . . . 101<br />

73. Charles-Nicolas Gargan an <strong>Leibniz</strong> 13. Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103<br />

74. <strong>Leibniz</strong> an Johann Georg Eckhart 30. Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105<br />

75. Johann Georg Eckhart an <strong>Leibniz</strong> 30. Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106<br />

76. Johann Georg Eckhart an <strong>Leibniz</strong> 2. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107<br />

77. Johann Georg Eckhart an <strong>Leibniz</strong> 5. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108<br />

78. <strong>Leibniz</strong> an Herzogin Eleonore von Celle 30. November <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . 109<br />

79. <strong>Leibniz</strong> an Kurfürstin Sophie 3. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110<br />

80. <strong>Leibniz</strong> an Ludwig Justus Sinold gen. von Schütz Mitte <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong>. . . . . 111<br />

81. Jobst Christoph Reiche an <strong>Leibniz</strong> 29. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113<br />

II. ALLGEMEINER UND GELEHRTER BRIEFWECHSEL <strong>Januar</strong> – <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong><br />

82. Joachim Friedrich Feller an <strong>Leibniz</strong> 1. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117<br />

83. <strong>Leibniz</strong> an Heinrich Rüdiger von Ilgen 5. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118<br />

84. <strong>Leibniz</strong> an König Friedrich I. Anfang <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119<br />

85. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 7. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120<br />

86. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 7. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123<br />

87. Jakob Heinrich von Flemming an <strong>Leibniz</strong> 8. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126<br />

88. <strong>Leibniz</strong> an Fürstin Luise von Hohenzollern 9. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130


X inhaltsverzeichnis<br />

89. Daniel Ernst Jablonski an <strong>Leibniz</strong> 9. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131<br />

90. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 9. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132<br />

91. <strong>Leibniz</strong> an Königin Sophie Charlotte Anfang <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133<br />

92. <strong>Leibniz</strong> an Alexander zu Dohna-Schlobitten 11. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . 134<br />

93. Johann Friedrich Pfeffinger an <strong>Leibniz</strong> 11. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135<br />

94. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 11. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136<br />

95. <strong>Leibniz</strong> an Dietrich <strong>Wilhelm</strong> von Bülow 12. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139<br />

96. <strong>Leibniz</strong> an Henriette Charlotte von Pöllnitz 12. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . 140<br />

97. Johann Jacob Julius Chuno an <strong>Leibniz</strong> 13. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141<br />

98. Daniel Ernst Jablonski an <strong>Leibniz</strong> 13. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143<br />

99. Otto Mencke an <strong>Leibniz</strong> 13. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143<br />

100. Bartolomeo Ortensio Mauro an <strong>Leibniz</strong> 13. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145<br />

101. <strong>Leibniz</strong> an Johann Casimir Kolbe von Wartenberg Mitte <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . 146<br />

102. <strong>Leibniz</strong> für Christoph Troschel 14. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147<br />

103. Christoph Troschel und Johann Fraundorff für <strong>Leibniz</strong> <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . 148<br />

104. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 14. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149<br />

105. Henriette Charlotte von Pöllnitz an <strong>Leibniz</strong> Mitte <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . 152<br />

106. <strong>Leibniz</strong> an Matthias Johann von der Schulenburg 17. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . 153<br />

107. Matthias Johann von der Schulenburg an <strong>Leibniz</strong> 19. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . 158<br />

108. Johann Caspar von Bothmer an <strong>Leibniz</strong> 19. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160<br />

109. <strong>Leibniz</strong> an Jakob Heinrich von Flemming 20. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161<br />

110. <strong>Leibniz</strong> an Heinrich Rüdiger von Ilgen 20. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167<br />

111. <strong>Leibniz</strong> an Philipp Müller 21. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167<br />

112. Johann Jacob Julius Chuno an <strong>Leibniz</strong> 21. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170<br />

113. Nathanael von Staff an <strong>Leibniz</strong> 22. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170<br />

114. Gisbert Cuper an <strong>Leibniz</strong> 23. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172<br />

115. Cornelius Dietrich Koch an <strong>Leibniz</strong> 25. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176<br />

116. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 25. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177<br />

117. Henning Huthmann an <strong>Leibniz</strong> 25. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181<br />

118. <strong>Leibniz</strong> an Heinrich Rüdiger von Ilgen 26. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183<br />

119. <strong>Leibniz</strong> an Otto Sperling 27. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185<br />

120. Friedrich Alhard von Oberg an <strong>Leibniz</strong> 27. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187<br />

121. Philipp Müller an <strong>Leibniz</strong> 28. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188<br />

122. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 28. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190


inhaltsverzeichnis XI<br />

123. Christophe Brosseau an <strong>Leibniz</strong> 29. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192<br />

124. <strong>Leibniz</strong> an Friedrich von Hamrath Ende <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193<br />

125. Johann Andreas Schmidt an <strong>Leibniz</strong> 30. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196<br />

126. <strong>Leibniz</strong> an Philipp Müller 1. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197<br />

127. <strong>Leibniz</strong> an Wolf Dietrich von Beichlingen 2. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198<br />

128. <strong>Leibniz</strong> an Königin Sophie Charlotte 2. Februar <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199<br />

129. Friedrich von Hamrath an <strong>Leibniz</strong> 5. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200<br />

130. Heinrich Christian Kortholt an <strong>Leibniz</strong> Anfang Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 201<br />

131. Königin Sophie Charlotte an <strong>Leibniz</strong> 7. Februar <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202<br />

132. Heinrich Christian Kortholt an <strong>Leibniz</strong> 8. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203<br />

133. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 8. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204<br />

134. Alexander Cunningham an <strong>Leibniz</strong> 11. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208<br />

135. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 11. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210<br />

136. Philipp Müller an <strong>Leibniz</strong> 12. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212<br />

137. Friedrich Simon Löffler an <strong>Leibniz</strong> 13. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213<br />

138. Christoph Joachim Nicolai von Greiffencrantz an <strong>Leibniz</strong> 13. Februar <strong>1703</strong> . 214<br />

139. Heinrich Christian Kortholt an <strong>Leibniz</strong> 15. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219<br />

140. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 15. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220<br />

141. François Pinsson an <strong>Leibniz</strong> 15. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222<br />

142. <strong>Leibniz</strong> an Königin Sophie Charlotte 17. Februar <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223<br />

143. Alexander Cunningham an <strong>Leibniz</strong> 17. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226<br />

144. Heinrich Christian Kortholt an <strong>Leibniz</strong> Mitte Februar <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . 229<br />

145. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 18. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229<br />

146. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 21. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232<br />

147. Bartolomeo Ortensio Mauro an <strong>Leibniz</strong> 21. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236<br />

148. <strong>Leibniz</strong> an Heinrich Christian Kortholt 22. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237<br />

149. Heinrich Christian Kortholt an <strong>Leibniz</strong> 22. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238<br />

150. Heinrich Christian Kortholt an <strong>Leibniz</strong> 22. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239<br />

151. Johann Friedrich Pfeffinger an <strong>Leibniz</strong> 22. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241<br />

152. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> Ende Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243<br />

153. Bartolomeo Ortensio Mauro an <strong>Leibniz</strong> 24. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244<br />

154. Heinrich Christian Kortholt an <strong>Leibniz</strong> Ende Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . 245<br />

155. Heinrich Christian Kortholt an <strong>Leibniz</strong> 26. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245<br />

156. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 27. Februar <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247


XII inhaltsverzeichnis<br />

157. Heinrich Christian Kortholt an <strong>Leibniz</strong> Ende Februar oder Anfang März (?)<br />

<strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249<br />

158. Johann Ulrich Kraus an <strong>Leibniz</strong> oder Johann Georg Eckhart 1. März <strong>1703</strong> . 250<br />

159. Otto Sperling an <strong>Leibniz</strong> 3. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251<br />

160. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 4. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254<br />

161. Giuseppe Guidi für <strong>Leibniz</strong> und für Johann Georg Eckhart 4. März <strong>1703</strong> . . . 255<br />

162. Matthias Johann von der Schulenburg an <strong>Leibniz</strong> 4. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . 258<br />

163. Alexander Cunningham an <strong>Leibniz</strong> 6. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259<br />

164. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 6. (?) März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261<br />

165. Heinrich Christian Kortholt an <strong>Leibniz</strong> 7. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263<br />

166. Bartolomeo Ortensio Mauro an <strong>Leibniz</strong> 7. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264<br />

167. <strong>Leibniz</strong> an Königin Sophie Charlotte 8. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266<br />

168. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> Anfang März <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267<br />

169. Alexander zu Dohna-Schlobitten an <strong>Leibniz</strong> März (?) <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . 268<br />

170. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 11. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269<br />

171. <strong>Leibniz</strong> und Jakob Heinrich von Flemming. Vertrag über den Anbau von Maulbeerbäumen<br />

und die Seidenkultur in Sachsen 12. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . 271<br />

172. Melchior Daniel Meier an <strong>Leibniz</strong> 12. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275<br />

173. Augustinus Levesius an <strong>Leibniz</strong> 13. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277<br />

174. Charles Le Gobien an <strong>Leibniz</strong> 13. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278<br />

175. Bartolomeo Ortensio Mauro an <strong>Leibniz</strong> 14. März <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279<br />

176. Johann Jacob <strong>Leibniz</strong> an <strong>Leibniz</strong> 5. (15.) März <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282<br />

177. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> Mitte März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284<br />

178. <strong>Leibniz</strong> an Carlo Maurizio Vota 16. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285<br />

179. Andrew Fountaine an <strong>Leibniz</strong> 16. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288<br />

180. Christophe Brosseau an <strong>Leibniz</strong> 16. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289<br />

181. Carlo Maurizio Vota an <strong>Leibniz</strong> 17. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290<br />

182. Alexander Cunningham an <strong>Leibniz</strong> 17. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291<br />

183. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 18. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292<br />

184. Henriette Charlotte von Pöllnitz an <strong>Leibniz</strong> 19. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . 294<br />

185. Peter Ambrosius Lehmann und <strong>Gottfried</strong> Strasberg an <strong>Leibniz</strong> 19. März 1704 295<br />

186. Christophe Brosseau an <strong>Leibniz</strong> 19. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296<br />

187. <strong>Leibniz</strong> an Johann Fabricius 20. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297<br />

188. <strong>Leibniz</strong> an Johann Andreas Schmidt 20. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299<br />

189. Bartolomeo Ortensio Mauro an <strong>Leibniz</strong> März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300


inhaltsverzeichnis XIII<br />

190. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 23. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301<br />

191. <strong>Leibniz</strong> an Königin Sophie Charlotte 25. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301<br />

192. Königin Sophie Charlotte an <strong>Leibniz</strong> 25. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303<br />

193. Henriette Charlotte von Pöllnitz an <strong>Leibniz</strong> Ende März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 304<br />

194. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> Ende März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305<br />

195. <strong>Leibniz</strong> an Königin Sophie Charlotte 27. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308<br />

196. <strong>Leibniz</strong> an Bartolomeo Ortensio Mauro 27. März <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309<br />

197. <strong>Leibniz</strong> an Königin Sophie Charlotte 28. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311<br />

198. <strong>Leibniz</strong> an Henriette Charlotte von Pöllnitz 28. März <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . 312<br />

199. Jakob Heinrich von Flemming an <strong>Leibniz</strong> 29. März <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313<br />

200. <strong>Leibniz</strong> an Jakob Heinrich von Flemming 31. März <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 314<br />

201. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 1. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315<br />

202. Henriette Charlotte von Pöllnitz an <strong>Leibniz</strong> 3. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320<br />

203. <strong>Leibniz</strong> an Carlo Maurizio Vota 4. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321<br />

204. Cornelius Dietrich Koch an <strong>Leibniz</strong> 4. April <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326<br />

205. Bartolomeo Ortensio Mauro an <strong>Leibniz</strong> 4. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 328<br />

206. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> Anfang April <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329<br />

207. <strong>Leibniz</strong> an Jean-Paul Bignon 7. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332<br />

208. Friedrich Simon Löffler an <strong>Leibniz</strong> 7. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333<br />

209. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 8. (?) April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334<br />

210. Bartolomeo Ortensio Mauro an <strong>Leibniz</strong> 8. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337<br />

211. Bartolomeo Ortensio Mauro an <strong>Leibniz</strong> 10. April <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338<br />

212. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 12. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339<br />

213. Melchior Daniel Meier an <strong>Leibniz</strong> 12. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341<br />

214. <strong>Leibniz</strong> an Jakob Heinrich von Flemming April <strong>1703</strong> (?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 342<br />

215. Jakob Heinrich von Flemming an <strong>Leibniz</strong> 12. April <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343<br />

216. Königin Sophie Charlotte an <strong>Leibniz</strong> 14. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344<br />

217. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 15. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345<br />

218. <strong>Leibniz</strong> an Joachim Bouvet 17. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347<br />

219. <strong>Leibniz</strong> an Pierre de Falaiseau 17. April <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368<br />

220. <strong>Leibniz</strong> an Jean de Fontaney 17. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372<br />

221. Alphonse Des Vignoles an <strong>Leibniz</strong> 17. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 374<br />

222. Johann Fabricius an <strong>Leibniz</strong> 17. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375<br />

223. Carlo Maurizio Vota an <strong>Leibniz</strong> 17. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377


XIV inhaltsverzeichnis<br />

224. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> Mitte April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 378<br />

225. Otto Mencke an <strong>Leibniz</strong> 21. April <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381<br />

226. <strong>Leibniz</strong> an Lorenzo Magalotti Ende April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382<br />

227. Johann Andreas Schmidt an <strong>Leibniz</strong> 24. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384<br />

228. Friedrich Adolf Hansen von Ehrencron an <strong>Leibniz</strong> 25. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . 386<br />

229. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 26. (?) April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387<br />

230. <strong>Leibniz</strong> an Alphonse Des Vignoles 28. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389<br />

231. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 29. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390<br />

232. Christophe Brosseau an <strong>Leibniz</strong> 30. April <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393<br />

233. <strong>Leibniz</strong> an Carlo Maurizio Vota 1. Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394<br />

234. Justus Christoph Böhmer an <strong>Leibniz</strong> 1. Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398<br />

235. John Ker of Roxburghe an <strong>Leibniz</strong> 20. April (l. Mai) <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399<br />

236. Antonio Magliabechi an <strong>Leibniz</strong> 3. Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400<br />

237. <strong>Leibniz</strong> an Gisbert von Bodelschwing 4. Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 401<br />

238. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 6. Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402<br />

239. <strong>Leibniz</strong> an Königin Sophie Charlotte 8. Mai <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404<br />

240. <strong>Leibniz</strong> an Königin Sophie Charlotte für König Friedrich I. Beilage zu N. 239 405<br />

241. Chilian Schrader an <strong>Leibniz</strong> 8. Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 408<br />

242. Alphonse Des Vignoles an <strong>Leibniz</strong> 9. Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 409<br />

243. Jakob Heinrich von Flemming an <strong>Leibniz</strong> 11. Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410<br />

244. Matthias Johann von der Schulenburg an <strong>Leibniz</strong> 12. Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . 411<br />

245. Johann Michael Heineccius an <strong>Leibniz</strong> 18. Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414<br />

246. Jakob Heinrich von Flemming an <strong>Leibniz</strong> 18. Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416<br />

247. <strong>Leibniz</strong> an Friedrich von Hamrath 20. Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416<br />

248. <strong>Leibniz</strong> an Jakob Heinrich von Flemming 23. Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 417<br />

249. <strong>Leibniz</strong> und Johann Heinrich Otto. Vertrag über die Anpflanzung von Maulbeerbäumen<br />

in Sachsen 23. Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419<br />

250. Cornelius Dietrich Koch an <strong>Leibniz</strong> 25. Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 420<br />

251. François d’Ausson de Villarnoux an <strong>Leibniz</strong> Ende Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . 421<br />

252. Friedrich Simon Löffler an <strong>Leibniz</strong> 30. Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 421<br />

253. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 31. Mai <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422<br />

254. Ezechiel von Spanheim an <strong>Leibniz</strong> 22. Mai (2. Juni) <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424<br />

255. Pierre de Falaiseau an <strong>Leibniz</strong> 5. Juni <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 428<br />

256. Sebastian Kortholt an <strong>Leibniz</strong> 6. Juni <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 432


inhaltsverzeichnis XV<br />

257. Gisbert Cuper an <strong>Leibniz</strong> 9. Juni <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 435<br />

258. Johann Andreas Schmidt an <strong>Leibniz</strong> 12. Juni <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 437<br />

259. <strong>Leibniz</strong> an Pierre de Falaiseau 13. Juni <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 438<br />

260. <strong>Leibniz</strong> an Johann Andreas Schmidt 13. (?) Juni <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441<br />

261. <strong>Leibniz</strong> an Johann Fabricius 14. Juni <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443<br />

262. <strong>Leibniz</strong> an Justus Christoph Böhmer Mitte Juni (?) <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 446<br />

263. Johann Fabricius an <strong>Leibniz</strong> 19. (?) Juni <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 447<br />

264. Jakob Heinrich von Flemming an <strong>Leibniz</strong> 19. Juni <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 448<br />

265. Fürstin Luise von Hohenzollern an <strong>Leibniz</strong> Mitte Juni <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . 449<br />

266. Johann Fabricius an <strong>Leibniz</strong> 20. (?) Juni <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 451<br />

267. Johann Friedrich Pfeffinger an <strong>Leibniz</strong> 21. Juni <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453<br />

268. Jakob Heinrich von Flemming an <strong>Leibniz</strong> 23. Juni <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455<br />

269. Johann Ulrich Kraus an <strong>Leibniz</strong> 28. Juni <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 456<br />

270. <strong>Leibniz</strong> an Friedrich Adolf Hansen von Ehrencron Juni (?) <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . 457<br />

271. <strong>Leibniz</strong> an Henning Huthmann 30. Juni <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 458<br />

272. <strong>Leibniz</strong> an Gisbert Cuper 1. Juli <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 460<br />

273. <strong>Leibniz</strong> an Jakob Heinrich von Flemming 1. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 464<br />

274. <strong>Leibniz</strong> an Graf Anton Günther von Schwarzburg-Arnstadt 1. Juli <strong>1703</strong> . . . . 466<br />

275. Christoph Joachim Nicolai von Greiffencrantz an <strong>Leibniz</strong> 1. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . 468<br />

276. Jakob Heinrich von Flemming an <strong>Leibniz</strong> 2. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 471<br />

277. <strong>Leibniz</strong> an Christoph Cellarius 3. Juli <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 472<br />

278. <strong>Leibniz</strong> an Johann Fabricius 3. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 474<br />

279. <strong>Leibniz</strong> an Daniel Ernst Jablonski 4. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 475<br />

280. Johann <strong>Wilhelm</strong> Heusch an <strong>Leibniz</strong> 7. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 476<br />

281. Johann Friedrich Pfeffinger an <strong>Leibniz</strong> 8. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 478<br />

282. Joseph Addison an <strong>Leibniz</strong> 10. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 479<br />

283. Königin Sophie Charlotte an <strong>Leibniz</strong> 11. Juli <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 481<br />

284. Johann Andreas Schmidt an <strong>Leibniz</strong> 13. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 482<br />

285. Pierre de Falaiseau an <strong>Leibniz</strong> 3./14. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 483<br />

286. Matthias Johann von der Schulenburg an <strong>Leibniz</strong> Mitte Juli <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . 486<br />

287. Matthias Johann von der Schulenburg an <strong>Leibniz</strong> Mitte Juli <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . 487<br />

288. Johann Fabricius an <strong>Leibniz</strong> 15. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 490<br />

289. <strong>Leibniz</strong> an Johann Andreas Schmidt 16. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 491<br />

290. Catharina Kolbe von Wartenberg an <strong>Leibniz</strong> 21. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 492


XVI inhaltsverzeichnis<br />

291. Christoph Bernhard Crusen an <strong>Leibniz</strong> 22. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 493<br />

292. Johann Andreas Schmidt an <strong>Leibniz</strong> 24. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 494<br />

293. <strong>Leibniz</strong> an Arnold von Heems 25. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 495<br />

294. <strong>Leibniz</strong> an Johann Fabricius 30. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497<br />

295. <strong>Leibniz</strong> an Francisca Bard Lady Bellamont Ende (?) Juli <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . 499<br />

296. <strong>Leibniz</strong> an Pierre de Falaiseau 31. Juli <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 504<br />

297. Henning Huthmann an <strong>Leibniz</strong> 1. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508<br />

298. <strong>Leibniz</strong> an Matthias Johann von der Schulenburg 3. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . 510<br />

299. Johann Fabricius an <strong>Leibniz</strong> 3. August <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 516<br />

300. Joseph Auguste Du Cros an <strong>Leibniz</strong> 3. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 517<br />

301. Friedrich Simon Löffler an <strong>Leibniz</strong> 3. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 518<br />

302. <strong>Leibniz</strong> an Daniel Ernst Jablonski Anfang August <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521<br />

303. Bartolomeo Ortensio Mauro an <strong>Leibniz</strong> Anfang August (?) <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . 522<br />

304. <strong>Leibniz</strong> an Friedrich Hans von Walter 4. (?) August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 522<br />

305. Johann Theodor Jablonski an <strong>Leibniz</strong> 4. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 523<br />

306. <strong>Leibniz</strong> an François d’Ausson de Villarnoux 5. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . 525<br />

307. <strong>Leibniz</strong> an Henriette Charlotte von Pöllnitz 5. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . 526<br />

308. <strong>Leibniz</strong> an Königin Sophie Charlotte 5. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 528<br />

309. <strong>Leibniz</strong> an Johann Jacob Julius Chuno Anfang August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . 530<br />

310. Nathanael von Staff an <strong>Leibniz</strong> 6. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 532<br />

311. Tobias Pfanner an <strong>Leibniz</strong> 6. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 534<br />

312. <strong>Leibniz</strong> an Johann Fabricius 7. August <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535<br />

313. <strong>Leibniz</strong> an Johann Andreas Schmidt 7. August <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 536<br />

314. Arnold von Heems an <strong>Leibniz</strong> 7. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 537<br />

315. Daniel Ernst Jablonski an <strong>Leibniz</strong> 9. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 539<br />

316. <strong>Leibniz</strong> an Johann Georg Rhode Anfang (?) August <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542<br />

317. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> erste Hälfte August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543<br />

318. François d’Ausson de Villarnoux an <strong>Leibniz</strong> 11. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 544<br />

319. <strong>Leibniz</strong> an Jakob Heinrich von Flemming 12. August <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . 545<br />

320. <strong>Leibniz</strong> an Friedrich von Hamrath 12. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 546<br />

321. <strong>Leibniz</strong> für König Friedrich I. in Preussen. Beilage zu N. 320 . . . . . . . . . . . . . . . 547<br />

322. Bartolomeo Ortensio Mauro an <strong>Leibniz</strong> 12. August <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 549<br />

323. Königin Sophie Charlotte an <strong>Leibniz</strong> 14. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 550<br />

324. Johann Nicolaus Hertius an <strong>Leibniz</strong> 16. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551


inhaltsverzeichnis XVII<br />

325. <strong>Leibniz</strong> an Johann Heinrich Eggeling zweite Hälfte August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . 553<br />

326. Johann Jacob Julius Chuno an <strong>Leibniz</strong> 18. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 554<br />

327. Christophe Brosseau an <strong>Leibniz</strong> 19. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 559<br />

328. Christoph Cellarius an <strong>Leibniz</strong> 23. August <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560<br />

329. Bartolomeo Ortensio Mauro an <strong>Leibniz</strong> 30. August <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 562<br />

330. <strong>Leibniz</strong> an Königin Sophie Charlotte 1. (?) September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . 563<br />

331. Friedrich von Hamrath an <strong>Leibniz</strong> 1. September <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 565<br />

332. Fürstin Luise von Hohenzollern an <strong>Leibniz</strong> 1. September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . 566<br />

333. Andrew Fountaine an <strong>Leibniz</strong> 21. August (1. September) <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . 567<br />

334. <strong>Leibniz</strong> an Carlo Maurizio Vota 4. September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 569<br />

335. <strong>Leibniz</strong> an Lorenzo Magalotti 6. September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 572<br />

336. Königin Sophie Charlotte an <strong>Leibniz</strong> 6. September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 576<br />

337. <strong>Leibniz</strong> an François d’Ausson de Villarnoux 8. September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . 576<br />

338. <strong>Leibniz</strong> an Daniel Ernst Jablonski 8. September <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 578<br />

339. <strong>Leibniz</strong> an John Ker of Roxburghe Mitte September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579<br />

340. Johann Andreas Schmidt an <strong>Leibniz</strong> 11. September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 582<br />

341. Johann Theodor Jablonski an <strong>Leibniz</strong> 11. September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 584<br />

342. Otto Mencke an <strong>Leibniz</strong> 12. September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 585<br />

343. <strong>Leibniz</strong> an Nathanael von Staff 13. September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 586<br />

344. Johann Jacob Julius Chuno an <strong>Leibniz</strong> 15. September <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . 588<br />

345. <strong>Leibniz</strong> an Tobias Pfanner 17. September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 590<br />

346. <strong>Leibniz</strong> an Johann Andreas Schmidt 18. September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 591<br />

347. <strong>Leibniz</strong> an Friedrich Hans von Walter zweite Hälfte September <strong>1703</strong> . . . . . . . . 592<br />

348. Johann Friedrich Pfeffinger an <strong>Leibniz</strong> 23. September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . 593<br />

349. <strong>Leibniz</strong> an Friedrich Simon Löffler 25. September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 595<br />

350. Friedrich Hans von Walter an <strong>Leibniz</strong> 25. September <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 596<br />

351. Johann Friedrich von Alvensleben an <strong>Leibniz</strong> 28. September <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . 597<br />

352. Bartolomeo Ortensio Mauro an <strong>Leibniz</strong> Ende September (?) <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . 599<br />

353. <strong>Leibniz</strong> an Christian Ulrich von Hardenberg Herbst <strong>1703</strong> – Frühjahr 1706. . . 600<br />

354. Georg Daniel Pauli an <strong>Leibniz</strong> Ende September (?) <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 601<br />

355. <strong>Leibniz</strong> an Antonio Magliabechi 2. Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603<br />

356. <strong>Leibniz</strong> an Georg Daniel Pauli 2. Oktober <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 605<br />

357. Johann Fabricius an <strong>Leibniz</strong> 5. Oktober <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 606<br />

358. Friedrich Hans von Walter an <strong>Leibniz</strong> 7. Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608


XVIII inhaltsverzeichnis<br />

359. Johann Andreas Schmidt an <strong>Leibniz</strong> 7. Oktober <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 609<br />

360. Christoph Cellarius an <strong>Leibniz</strong> 12. Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610<br />

361. Friedrich Simon Löffler an <strong>Leibniz</strong> 12. Oktober <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610<br />

362. Johann Nicolaus Hertius an <strong>Leibniz</strong> 12. Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 612<br />

363. Jakob Heinrich von Flemming an <strong>Leibniz</strong> 12. Oktober <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . 614<br />

364. <strong>Leibniz</strong> an Benedetto Bacchini 13. Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 615<br />

365. Georg Daniel Pauli an <strong>Leibniz</strong> Anfang – Mitte Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 618<br />

366. <strong>Leibniz</strong> an Hiob Ludolf 15. Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 619<br />

367. <strong>Leibniz</strong> an Benedictus Andreas Kaspar von Nomis 15. Oktober (?) <strong>1703</strong> . . . . 621<br />

368. <strong>Leibniz</strong> an Heinrich Rüdiger von Ilgen Mitte Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . 623<br />

369. <strong>Leibniz</strong> an Bartolomeo Ortensio Mauro 20. Oktober <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 626<br />

370. Lorenzo Magalotti an <strong>Leibniz</strong> 20. Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 627<br />

371. Gerhard Wolter Molanus an <strong>Leibniz</strong> 21. Oktober <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 629<br />

372. Cornelius Dietrich Koch an <strong>Leibniz</strong> 23. Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 631<br />

373. Gisbert Cuper an <strong>Leibniz</strong> 23. Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 632<br />

374. <strong>Leibniz</strong> an Jacob van Wassenaer Ende Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 637<br />

375. <strong>Leibniz</strong> an Ezechiel von Spanheim 26. Oktober <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 638<br />

376. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> Ende Oktober <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 643<br />

377. Fürstin Luise von Hohenzollern an <strong>Leibniz</strong> Ende Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . 644<br />

378. Johann Friedrich Pfeffinger an <strong>Leibniz</strong> 28. Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 645<br />

379. Fürstin Luise von Hohenzollern an <strong>Leibniz</strong> 29. Oktober <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 647<br />

380. Conrad Barthold Behrens an <strong>Leibniz</strong> 1. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 648<br />

381. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 3. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 649<br />

382. Johann Carl Schott an <strong>Leibniz</strong> 3. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 651<br />

383. <strong>Leibniz</strong> an Heinrich van Huyssen 5. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 653<br />

384. Thomas Burnett of Kemney an <strong>Leibniz</strong> 5. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 655<br />

385. Johann Theodor Jablonski an <strong>Leibniz</strong> 6. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 662<br />

386. Johann Theodor Jablonski für <strong>Leibniz</strong>. Liste der neuen Mitglieder der Sozietät<br />

der Wissenschaften. Beilage zu N. 385 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 663<br />

387. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> 7. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 664<br />

388. Gerhard Wolter Molanus an <strong>Leibniz</strong> 9. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 665<br />

389. <strong>Leibniz</strong> an Königin Sophie Charlotte 10. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 666<br />

390. Chilian Schrader an <strong>Leibniz</strong> 11. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 667<br />

391. Johann Andreas Schmidt an <strong>Leibniz</strong> 13. November <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 668


inhaltsverzeichnis XIX<br />

392. Königin Sophie Charlotte an <strong>Leibniz</strong> 13. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 668<br />

393. Otto Mencke an <strong>Leibniz</strong> 14. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 670<br />

394. Fürstin Luise von Hohenzollern an <strong>Leibniz</strong> erste Hälfte November <strong>1703</strong> . . . . . 671<br />

395. <strong>Leibniz</strong> an Johann Andreas Schmidt 16. November <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 673<br />

396. <strong>Leibniz</strong> an Königin Sophie Charlotte 17. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 674<br />

397. Christoph Joachim Nicolai von Greiffencrantz an <strong>Leibniz</strong> 17. November <strong>1703</strong> 677<br />

398. <strong>Leibniz</strong> für Andreas Luppius Mitte November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 679<br />

399. Fürstin Luise von Hohenzollern an <strong>Leibniz</strong> 19. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . 681<br />

400. Jacob van Wassenaer an <strong>Leibniz</strong> 19. November <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 683<br />

401. Heinrich <strong>Wilhelm</strong> Ludolf an <strong>Leibniz</strong> 19. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 685<br />

402. Henriette Charlotte von Pöllnitz an <strong>Leibniz</strong> 20. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . 687<br />

403. Joseph Auguste Du Cros an <strong>Leibniz</strong> 20. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 688<br />

404. <strong>Leibniz</strong> an Conrad Barthold Behrens 22. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 689<br />

405. Cornelius Dietrich Koch an <strong>Leibniz</strong> 27. November <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 691<br />

406. Fürstin Luise von Hohenzollern an <strong>Leibniz</strong> 27. November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . 692<br />

407. <strong>Leibniz</strong> an Johann Friedrich Pfeffinger 29.(?) November <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 693<br />

408. <strong>Leibniz</strong> an Augustinus Levesius 30. November <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 698<br />

409. Jacob van Wassenaer an <strong>Leibniz</strong> 30. November <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 700<br />

410. Daniel Ernst Jablonski an <strong>Leibniz</strong> 1. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 701<br />

411. <strong>Leibniz</strong> an Lorenzo Magalotti 1.(?) <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 703<br />

412. <strong>Leibniz</strong> an Thomas Burnett of Kemney 3. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 705<br />

413. Conrad Barthold Behrens an <strong>Leibniz</strong> 4. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 710<br />

414. Königin Sophie Charlotte an <strong>Leibniz</strong> 4. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 712<br />

415. Gerhard Wolter Molanus an <strong>Leibniz</strong> 5. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 713<br />

416. Chilian Schrader an <strong>Leibniz</strong> 5. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 714<br />

417. Johann Friedrich Pfeffinger an <strong>Leibniz</strong> 6. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 715<br />

418. <strong>Leibniz</strong> an Königin Sophie Charlotte 7. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 717<br />

419. <strong>Leibniz</strong> an Henriette Charlotte von Pöllnitz 7. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . 721<br />

420. <strong>Leibniz</strong> an Jacob van Wassenaer 7. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 722<br />

421. Friedrich Simon Löffler an <strong>Leibniz</strong> 8. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 726<br />

422. Daniel Ernst Jablonski an <strong>Leibniz</strong> 8. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 727<br />

423. Johann Fabricius an <strong>Leibniz</strong> 10. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 728<br />

424. Jakob Friedrich Reimmann an <strong>Leibniz</strong> 10. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 728<br />

425. Friedrich Simon Löffler an <strong>Leibniz</strong> 10. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 731


XX inhaltsverzeichnis<br />

426. Johann Gröning an <strong>Leibniz</strong> 11. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 732<br />

427. <strong>Leibniz</strong> an Pierre de Falaiseau 12. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 735<br />

428. Heinrich Christian Kortholt an <strong>Leibniz</strong> 12. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . 736<br />

429. Jacob van Wassenaer an <strong>Leibniz</strong> 13. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 738<br />

430. <strong>Leibniz</strong> an John Hutton 14. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 739<br />

431. <strong>Leibniz</strong> an Daniel Ernst Jablonski 14. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 741<br />

432. Giuseppe Guidi an <strong>Leibniz</strong> Ende November – Mitte <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . 744<br />

433. <strong>Leibniz</strong> an Hans Christof von Walthausen Mitte <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . 745<br />

434. Conrad Barthold Behrens an <strong>Leibniz</strong> Mitte <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . 746<br />

435. <strong>Leibniz</strong> an Jakob Friedrich Reimmann 16. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 749<br />

436. Henriette Charlotte von Pöllnitz an <strong>Leibniz</strong> 22. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . 751<br />

437. Daniel Ernst Jablonski an <strong>Leibniz</strong> 24. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 752<br />

438. Gerhard Wolter Molanus an <strong>Leibniz</strong> 25.(?) <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . 753<br />

439. Pierre de Falaiseau an <strong>Leibniz</strong> 14./25. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 755<br />

440. Gottlieb Justus von Püchler an <strong>Leibniz</strong> 14./25. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . 759<br />

441. Chilian Schrader an <strong>Leibniz</strong> 27. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 760<br />

442. <strong>Leibniz</strong> an Heinrich Rüdiger von Ilgen Ende <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . 761<br />

443. <strong>Leibniz</strong> an Jacob van Wassenaer 28. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 764<br />

444. Friedrich Hans von Walter an <strong>Leibniz</strong> 28. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 766<br />

445. Jakob Friedrich Reimmann an <strong>Leibniz</strong> 28. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 768<br />

446. <strong>Leibniz</strong> an Johann Caspar von Bothmer 31. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . 771<br />

447. <strong>Leibniz</strong> an Johann Fabricius 31. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 775<br />

448. <strong>Leibniz</strong> an Gerhard Wolter Molanus Ende <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> oder Anfang <strong>Januar</strong><br />

1704 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 779<br />

449. <strong>Leibniz</strong> als Gerhard Wolter Molanus an Benjamin Ursinus. Stichworte für die<br />

Beantwortung des Briefes Benjamin Ursinus an Molanus. Beilage zu N. 448 . 780<br />

450. <strong>Leibniz</strong> als Gerhard Wolter Molanus an Benjamin Ursinus. Entwurf zu einer<br />

Antwort auf Ursinus’ Brief an Molanus. Beilage zu N. 448 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 783<br />

ANHANG<br />

451. Pierre de Falaiseau für Kurfürstin Sophie. Chiffrierschlüssel Ende Juli 1702 . 787<br />

KORRESPONDENTENVERZEICHNIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793<br />

ABSENDEORTE DER BRIEFE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 805


inhaltsverzeichnis XXI<br />

PERSONENVERZEICHNIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 807<br />

SCHRIFTENVERZEICHNIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 836<br />

SACHVERZEICHNIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 862<br />

SIGLEN, ABKÜRZUNGEN, BERICHTIGUNGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 894<br />

FUNDSTELLEN-VERZEICHNIS DER DRUCKVORLAGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 905


V O R W O R T


Der vorliegende zweiundzwanzigste Band von <strong>Leibniz</strong>’ allgemeinem, politischem und<br />

historischem Briefwechsel umfasst zwölf volle Monate von <strong>Leibniz</strong>’ Korrespondenz. Ein<br />

Drittel der Stücke sind <strong>Leibniz</strong>’ eigene Schreiben.<br />

Den größten einzelnen Anteil an der Bearbeitung des vorliegenden Bandes hat Dr.<br />

Nora Gädeke. Dr. Sabine Sellschopp bearbeitete die Korrespondenzen mit Addison, Alvensleben,<br />

d’Ausson, Bülow, Chuno, Dohna, Du Cros, Fountaine, König Friedrich I.,<br />

Hamrath, Heusch, Ilgen, D. E. Jablonski, J. Th. Jablonski, Ker of Roxburghe, C. Kolbe<br />

von Wartenberg, J. C. Kolbe von Wartenberg, Luppius, Pöllnitz, Kurfürstin Sophie,<br />

Königin Sophie Charlotte, Walthausen, Wassenaer. Dr. Regina Stuber bearbeitete die<br />

Korrespondenzen mit Behrens, Bignon, Bouvet, Brosseau, Eggeling, Falaiseau, Fontaney,<br />

Frauendorff, Hardenberg, Hutton, Koch, Le Gobien, Löffler, Mencke, Oberg, Pauli,<br />

Pinsson, Reiche, Rhode, Troschel, Vota. Dr. Monika Meier bearbeitete die Korrespondenzen<br />

mit Bothmer, Cuper, Herzogin Eleonore, Engelskirchen, Gargan, Görtz, Guidi<br />

(ein Stück), Hansen, Heems, Hohenzollern-Hechingen, Levesius, Püchler, Schott, Walter.<br />

Alle übrigen Korrespondenzen wurden von Dr. Nora Gädeke bearbeitet. Dr. Sellschopp<br />

und Dr. Gädeke teilten sich, unterstützt durch Dr. Wolfgang Bungies, die Arbeit an der<br />

Schlussredaktion und den Registern, wobei Dr. Gädeke den größeren Anteil übernahm.<br />

Sie verfasste auch den größten Teil der Einleitung.<br />

Für eine große Zahl von Briefen konnten Transkriptionen von früheren Mitarbeitern<br />

der Ausgabe bei der Preußischen Akademie der Wissenschaften benutzt werden. Einige<br />

weitere Transkriptionen wurden von Frau Marianne Barreau (Strasbourg) angefertigt.<br />

Die Erstellung der Druckvorlagen lag in den Händen von Frau Isolde Hein, die auch mit<br />

bewährter Kompetenz den Umbruch besorgte.<br />

Das <strong>Leibniz</strong>-Archiv Hannover ist eine Arbeitsstelle der Akademie der Wissenschaften<br />

zu Göttingen; ihr ist für die finanzielle Unterstützung unserer Arbeit zu danken, dem<br />

Vorsitzenden der Leitungskommission, Prof. Dr. Wolfgang Künne, für die stete Betreuung<br />

der Belange der Arbeitsstelle. Den Mitarbeitern aller Abteilungen der <strong>Gottfried</strong>-<strong>Wilhelm</strong>-<br />

<strong>Leibniz</strong>-<strong>Bibliothek</strong> Niedersächsische Landesbibliothek Hannover sei für vielfältige Unterstützung<br />

gedankt.


XXVI vorwort<br />

Für freundlich erteilte Druckerlaubnis haben wir den im Fundstellenverzeichnis aufgeführten<br />

<strong>Bibliothek</strong>en und Archiven zu danken. Für die Mithilfe bei der Klärung von<br />

Einzelfragen schulden wir einer Anzahl von Institutionen und Personen großen Dank:<br />

Institut für Personengeschichte Bensheim, Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie<br />

der Wissenschaften Berlin, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin,<br />

Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen<br />

Detmold, Hauptstaatsarchiv Dresden, Sächsische Landesbibliothek — Staats- und Universitätsbibliothek<br />

Dresden, Stiftung Rittergut Schloss Hämelschenburg Emmerthal, Niedersächsische<br />

Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Forschungsbibliothek Gotha,<br />

Studienzentrum August Hermann Francke Halle, Universitäts- und Landesbibliothek<br />

Sachsen-Anhalt Halle, Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Hannover, Kongelige Bibliotek<br />

Kopenhagen, Universitätsbibliothek Mannheim, Bibliothèque publique et universitaire<br />

Neuchâtel, Stadtarchiv Nürnberg, Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam,<br />

Archiv der Hansestadt Rostock, Landeskirchenamt Schwerin, Stadtarchiv Stade,<br />

Archives municipales Straßburg, Landeskirchliches Archiv Stuttgart, Universitetsbiblioteket<br />

Uppsala, Herzog August <strong>Bibliothek</strong> Wolfenbüttel, Prof. Dr. Joachim Bahlcke (Stuttgart),<br />

Prof. Dr. Heide Barmeyer-Hartlieb (Detmold), Prof. Dr. Frank Baron (Lawrence/<br />

Kansas), Dr. Wolfgang Bungies (Hannover), Dr. Jens Bruning (Wolfenbüttel), Friedrich<br />

Adolph Freiherr von Dellingshausen (Berlin), Dr. Beate-Christine Fiedler (Stade), Dr.<br />

Jens Häseler (Potsdam), Prof. Dr. Klaus Hallof (Berlin), Marjorie Heppe (Kassel), Dr.<br />

Klaus-Dieter Herbst (Jena), Dr. Heinz-Jürgen Heß (Bad Honnef), Prof. Dr. Anthony<br />

McKenna (St. Etienne), Dr. Reiner Kreßmann (Darmstadt), Dr. Ad M. J. Leerintveld<br />

(Den Haag), Hannes Lehmann (Dresden), Dr. Lupold von Lehsten (Bensheim), Dr. Maria<br />

Munding (Wolfenbüttel), Dr. Klaus vom Orde (Halle), Dr. Rüdiger Otto (Leipzig), Dr.<br />

Margherita Palumbo (Rom), Dr. Erik Petersen (Kopenhagen), Dr. Hartmut Rudolph<br />

(Hannover), Dr. Manfred G. Schmidt (Berlin), Mag. Thomas Stockinger (Wien), Dr.<br />

Marie-Luise Weber (München), Hans-Joachim Witte (Hannover).<br />

Seit dem Jahre 2006 standen Teile des Bandes in unkorrigierter Fassung im Internet.<br />

Auf die Hilfsmittel zur Forschung im Internet (http://www.leibniz-edition.de) sei<br />

verwiesen.<br />

Herrn Prof. Dr. Manfred Breger hat seit mehreren Jahren die Betreuung der unter<br />

Linux laufenden Programme und Datenbanken übernommen. Beim Satz des Bandes<br />

wurde das TEX-Macropaket Edmac von John Lavagnino (Massachusetts) und Dominik<br />

Wujastyk (London) benutzt; außerdem wurden wie bei allen hannoverschen Bänden seit


XXVII vorwort<br />

den Registern von I, 15 die für die <strong>Leibniz</strong>-Ausgabe selbst entwickelten Macros verwendet,<br />

die sich gut bewährt haben.<br />

Hannover, September 2011 Herbert Breger


E I N L E I T U N G


Dieser zweiundzwanzigste Band des allgemeinen, politischen und historischen Briefwechsels<br />

enthält die Korrespondenzen des Jahres <strong>1703</strong>. Von 451 Stücken stammen 149 Briefe<br />

von <strong>Leibniz</strong>, 299 sind an ihn gerichtet oder für ihn bestimmt, außerdem finden sich<br />

zwei Verträge für ihn und den jeweiligen Partner gleichermaßen sowie im Anhang ein<br />

Drittstück. Von <strong>Leibniz</strong>’ eigenen Briefen waren 59 schon früher gedruckt und 7 weitere<br />

im Teildruck bekannt. Von den Briefen der Korrespondenten waren 47 schon früher gedruckt<br />

und 6 weitere als Teildruck veröffentlicht worden. Insgesamt werden hiermit 328<br />

Stücke nach den Handschriften erstmals ediert; bei 4 Briefen, die als Kriegsverlust zu<br />

verzeichnen sind, dienten (Teil-)Transkriptionen für die Akademie-Ausgabe als Druckvorlage.<br />

1. Biographie, Hauswesen, Verwandtschaft<br />

Unser Bandzeitraum ist fast gleichgewichtig von zwei Orten bestimmt: Berlin/Lietzenburg<br />

und Hannover/Herrenhausen. Gut die Hälfte der Korrespondentenbriefe stammt<br />

von dort; <strong>Leibniz</strong>’ Leben spielt sich vorrangig im Umkreis dieser Höfe ab. Wohl Anfang<br />

Juni kehrt er nach einjährigem Berlin-Aufenthalt nach Hannover zurück; vermutlich mit<br />

kurzem Zwischenaufenthalt in Wolfenbüttel, der sich nur indirekt erschließen lässt (vgl.<br />

Kapitel 4). Die Verzögerung der ursprünglich für den Herbst 1702, dann im Gefolge<br />

Königin Sophie Charlottes für den <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> geplanten, verschobenen und auch im<br />

Laufe des Spätwinters/Frühjahrs immer wieder erneut hinausgezögerten Abreise wird<br />

begründet mit verschiedenen Faktoren, deren tatsächliches Gewicht nicht leicht auszumachen<br />

ist.<br />

<strong>Leibniz</strong> bringt jetzt vor allem gesundheitliche Probleme vor; es dürfte sich dabei<br />

um den Beginn seines chronischen Beinleidens handeln, das seit der Jahreswende den<br />

<strong>Januar</strong> über sowie erneut seit der zweiten Märzhälfte bis weit in den April hinein thematisiert<br />

wird. Die medizinhistorische Forschung (vgl. E. Görlich, <strong>Leibniz</strong> als Mensch und<br />

Kranker, S. 118–120) hat, aufgrund der nun bis zu <strong>Leibniz</strong>’ Lebensende immer wieder zur


XXXII einleitung<br />

Sprache kommenden Beschwerden, einen Ulcus cruris diagnostiziert. Für unseren Zeitraum<br />

sind die Aussagen dazu eher diffus (neben allgemeinen Wendungen wie non optima<br />

”<br />

valetudine utor‘‘, un peu mal‘‘ oder fort affoibli‘‘ zunächst des petites douleurs‘‘ mit<br />

” ” ”<br />

dem Verdacht auf quelque chose de sciatique‘‘; erst im Frühjahr ist explizit von jambe<br />

” ”<br />

ouverte‘‘ oder une petite erosion au pied‘‘ die Rede); es bleibt zunächst unklar, ob es<br />

”<br />

sich immer um dasselbe Krankheitsbild handelt. <strong>Leibniz</strong> selbst bringt seine Beschwerden<br />

Mitte April, als er sich wieder geheilt fühlt, in N. 219 so auf den Punkt: D’autres maux se<br />

”<br />

sont enfin terminés en une ouverture de jambe‘‘. Äußerungen über seinen Zustand werden<br />

in Hannover und andernorts mit größter Besorgnis aufgenommen (in Hannover kursiert<br />

sogar das Gerücht von seinem nahen Tod); von mehreren Seiten (neben der Kurfürstin<br />

z. B. Greiffencrantz, Guidi, Mauro, Müller, Pfeffinger) kommen alarmierte und später<br />

erleichterte Reaktionen.<br />

Auch <strong>Leibniz</strong> selbst verbindet Bemerkungen über sein Befinden mit Befürchtungen<br />

(Gicht, baldiges Lebensende). Zumindest für den <strong>Januar</strong> ist jedoch nicht auszuschließen,<br />

dass die gesundheitlichen Probleme auch einen Vorwand lieferten: für Zeitgewinn bei<br />

dem Projekt der Seidenkultur in Brandenburg-Preußen (vgl. Kapitel 7). So dürfte die<br />

erneute Verschiebung der Abreise auch davon bestimmt gewesen sein, dass die königliche<br />

Genehmigung für ein von <strong>Leibniz</strong> erhofftes Privileg zugunsten der Berliner Sozietät für die<br />

” Seidenzielung‘‘ auf sich warten lässt und am Berliner Hof insgesamt größere Widerstände<br />

zu überwinden sind.<br />

Diese haben wohl auch einen politischen Hintergrund: die in diesem Winter eintretenden<br />

tiefgreifenden Verstimmungen (dazu Kapitel 6) zwischen Hannover/Celle und Berlin<br />

scheinen <strong>Leibniz</strong>’ Aufenthalt in seiner zweiten Hälfte insgesamt belastet zu haben. Mehrfach<br />

macht er die Erfahrung, dass seine Post kontrolliert wird oder sich verspätet (z. B.<br />

N. 106 sowie N. 13; vgl. auch N. 255); insgesamt sieht er sich, angesichts eines ” si long<br />

sejour sans sujet apparent‘‘ (N. 17), unter Verdacht. Jedenfalls bekundet er gegenüber<br />

Kurfürstin Sophie gegen Ende Februar den Wunsch, Berlin baldmöglichst zu verlassen,<br />

was am hannoverschen Hofe beifällig aufgenommen wird. Warum er die Abreise dann<br />

doch bis Ende Mai hinauszögert und nicht, wie mehrmals angesagt, Ostern bereits in<br />

Wolfenbüttel verbringt (vgl. z. B. N. 27 u. N. 33), bleibt offen; zu vermuten sind jetzt<br />

(neben der explizit angeführten außergewöhnlichen Winterkälte 1702/<strong>1703</strong>) tatsächlich<br />

gesundheitliche Gründe. Von Mitte März bis zur ersten Aprilhälfte scheint es <strong>Leibniz</strong><br />

nicht möglich gewesen zu sein, sein Quartier beim Wirt Vincent in der Brüderstraße<br />

zu verlassen; auch Besuche am Hofe der Königin in Lietzenburg müssen unterbleiben.


einleitung XXXIII<br />

Hinzu kommt vielleicht als weiterer Hinderungsgrund die Berlin-Reise Herzog Anton<br />

Ulrichs im April <strong>1703</strong>, die einen geplanten Abstecher nach Wolfenbüttel in diesen Tagen<br />

obsolet gemacht haben könnte. Ganz zum Schluss, kurz vor dem tatsächlichen Antritt<br />

der Rückreise, hält ihn noch einmal eine Erkältung am Berliner Hof fest (vgl. N. 253).<br />

Für die Rückkehr ist es jedoch höchste Zeit: kurz vor der Abreise macht <strong>Leibniz</strong><br />

die Bemerkung, in Hannover verdächtige man ihn ” d’un trop grand attachement pour<br />

Berlin‘‘ (N. 239). Bereits im Winter war dort das Gerücht aufgekommen, er sei schon ganz<br />

in den Dienst des preußischen Königs übergewechselt (N. 16) — das <strong>Leibniz</strong> sogleich mit<br />

einem Schreiben an den hannoverschen Kammerpräsidenten zu entkräften sucht (N. 21).<br />

Auch gegenüber Premierminister Platen lässt er (über Abbate Guidi) seiner Treue zum<br />

hannoverschen Hof Ausdruck geben (mit N. 140).<br />

Tatsächlich hat <strong>Leibniz</strong> durchaus Wechselabsichten, aber sie zielen auf ein anderes<br />

Territorium: das heimatliche Kursachsen. Die bereits im Vorjahr zum Ausdruck kom-<br />

menden Bestrebungen (vgl. I, 21), in den Dienst Kurfürst Friedrich Augusts I. von Sach-<br />

sen/König Augusts II. von Polen zu treten, sind noch nicht aufgegeben. Mehrere poten-<br />

tielle Fürsprecher treten in unserem Band in Erscheinung — und entschwinden wieder<br />

(vgl. Kapitel 8). Schließlich findet <strong>Leibniz</strong> eine Möglichkeit, sich dem König zu präsentie-<br />

ren (und gleichzeitig eigene Interessen zu verfolgen) mit einem Projekt: auch hier mit der<br />

” Seidenzielung‘‘, deren Einführung in Sachsen er parallel zu den Brandenburger Versuchen<br />

verfolgt. Offensichtlich mit größerem Erfolg: es gelingt ihm, General Jakob Heinrich<br />

von Flemming, die rechte Hand des Königs, als Partner zu gewinnen (vgl. Kapitel 8).<br />

Die ins Auge gefasste zusätzliche Beteiligung des sächsischen Großkanzlers Wolf Diet-<br />

rich von Beichlingen kommt nicht zustande aufgrund von dessen im April erfolgender<br />

Verhaftung und Festsetzung auf dem Königstein (vgl. Kapitel 6). Der Verlust dieses be-<br />

deutenden Patrons tut dem Seidenprojekt keinen Abbruch; im Frühsommer erfolgt die<br />

kurfürstlich-königliche Privilegierung.<br />

<strong>Leibniz</strong>’ doppeltes Spiel bei der Verfolgung dieses Projekts erfordert während der<br />

Berliner Zeit besondere Vorsichtsmaßnahmen, insbesondere wegen der Postkontrolle.<br />

Daraus entsteht der kuriose Einsatz der ” affaire de M. Kortholt‘‘ — der Name des in<br />

den ersten Monaten des Jahres <strong>1703</strong> mit einer tatsächlichen ” affaire‘‘ belasteten Kieler<br />

Arztes und Abenteurers Heinrich Christian Kortholt (vgl. Kapitel 14) dient in der Kor-<br />

respondenz mit Flemming als Verschlüsselung für <strong>Leibniz</strong> und die Seidenkultur. Parallel<br />

dazu wird das Projekt auch in Brandenburg weiterverfolgt (vgl. Kapitel 7).


XXXIV einleitung<br />

Am Hof zu Hannover sind <strong>Leibniz</strong>’ Bewegungsmöglichkeiten nach der einjährigen<br />

Abwesenheit etwas eingeschränkt. Eine erneute Reise an den preußischen Königshof An-<br />

fang August im Gefolge Kurfürstin Sophies kommt trotz Unterstützung aus Hofkreisen<br />

nicht zustande, wohl aufgrund eines Vetos Kurfürst Georg Ludwigs, der <strong>Leibniz</strong> offen-<br />

sichtlich stärker unter Aufsicht nehmen will und ihn für den Sommer in Herrenhausen<br />

installieren lässt (vgl. N. 53, N. 295, N. 306, N. 375). Dennoch gelingt <strong>Leibniz</strong> eine kurze,<br />

knapp zweiwöchige Tour nach Braunschweig und Wolfenbüttel, die er gegenüber der<br />

Kurfürstin (N. 62; vgl. auch N. 330) begründet mit gesundheitlichem Missbefinden (Fie-<br />

ber und Kopfschmerzen, zu denen später noch eine Magenverstimmung hinzukommt),<br />

das ihm das Arbeiten in Hannover unmöglich gemacht habe. Ein wohl von dort aus ge-<br />

planter Abstecher nach Berlin, für den <strong>Leibniz</strong> vorsorglich einen ” Fuhrzeddel‘‘ der Köni-<br />

gin erbittet, unterbleibt. Auch der Bitte der Königin an ihren Bruder, während seines<br />

Jagdaufenthaltes im Herbst <strong>Leibniz</strong> nach Berlin reisen zu lassen (vgl. N. 71), wird nicht<br />

stattgegeben.<br />

Die für den Herbst <strong>1703</strong> überlieferten Aufenthalte außerhalb Hannovers sind be-<br />

stimmt vom Hofdienst: am 9. Oktober erlebt <strong>Leibniz</strong> im Gefolge Georg Ludwigs die<br />

Durchreise des zum spanischen Gegenkönig proklamierten Erzherzogs Karl durch die<br />

braunschweig-lüneburgischen Lande in Hameln (vgl. Kapitel 6 sowie <strong>Leibniz</strong>’ Beschrei-<br />

bung in N. 366 u. N. 383); Ende Oktober/Anfang November hält er sich während des<br />

kurfürstlichen Jagdaufenthaltes im Jagdschloss Linsburg auf. Wenn Gerhard Wolter Mo-<br />

lanus <strong>Leibniz</strong> in dieser Zeit (in N. 371) ironisch zu seinem ” Aulicismus‘‘ gratuliert, dürfte<br />

sich das darauf beziehen.<br />

Gespiegelt wird <strong>Leibniz</strong>’ Abwesenheit auch in Briefen seiner Mitarbeiter. Insbeson-<br />

dere Johann Barthold Knoche, der <strong>Leibniz</strong> im vergangenen Jahr nach Berlin begleitet<br />

hatte, aber bereits im Herbst wieder nach Hannover zurückgeschickt worden war (viel-<br />

leicht aufgrund einer länger dauernden Krankheit; noch im April ist von wiederholten<br />

Fieberschüben die Rede), richtet flehende Briefe an seinen abwesenden Herrn, in denen er<br />

über Langeweile ebenso wie über Geldnot und den Verfall des gesamten Hauswesens (und<br />

der eigenen Kleidung) klagt und vor allem über die allgemeine Unsicherheit hinsichtlich<br />

<strong>Leibniz</strong>’ Rückkehr. Daneben kommen häusliche Details zur Sprache, wie Schwierigkeiten<br />

bei der Holzbeschaffung und Friktionen mit der Frau des Kutschers Gürgensohn; dieser<br />

selbst befindet sich auch jetzt wieder bei <strong>Leibniz</strong> in Berlin. Neben der Weiterleitung von<br />

Post (und von kleineren Hofnachrichten) gibt es Hinweise vor allem auf eine Aktivität


einleitung XXXV<br />

Knoches: die Malerei, für die er ” etliche Scheiben in folio, von dem Berlinischen weißen<br />

feinen Glase‘‘ (N. 12) erbittet.<br />

Demgegenüber finden sich erst in den späteren Sommermonaten die gewohnten häuslichen<br />

Berichte Johann Georg Eckharts, der im August des Vorjahres (vgl. die Eckhart-<br />

Korrespondenz vom August 1702 in I, 21) in den Dienst Flemmings übergewechselt war.<br />

Freilich bleibt dieses Gastspiel kurz — und anscheinend unergiebig für beide Seiten (Eckharts<br />

Äußerung in N. 48: Ich gestehe, daß ichs tausentmahl bereue, daß ich Hanover<br />

”<br />

verlaßen, und mich in so unruhige und ungewiße dienste begeben‘‘ korrespondiert mit<br />

Flemmings Diktum in N. 276, dieser sei nicht accoutumé à ce genre de vie chez moy‘‘,<br />

”<br />

und dessen eigenem Urteil über Eckhart, er sei plus content de sa bonne volonté que<br />

”<br />

d’Effet‘‘). Nachdem eine in Aussicht gestellte Professur an einer der sächsischen Universitäten<br />

(Leipzig oder Wittenberg) sich verzögert (sie wird nie Realisierung finden), bietet<br />

<strong>Leibniz</strong> dem gestrandeten und praktisch mittellosen (vgl. z. B. N. 51, N. 292) früheren<br />

Amanuensis an, für eine Übergangszeit zu ihm zurückzukehren. Mit der Auflage freilich,<br />

nur noch für die Hausgeschichte zu arbeiten (vgl. Kapitel 10): damit findet der<br />

Monathliche Auszug, von Eckhart mitten im Vorjahr zurückgelassen und zunächst zur<br />

Fortsetzung vorgesehen, nach einer Weiterführung bis zum Ende des Jahres 1702 (durch<br />

Joachim Meier) definitiv sein Ende. Eckhart hatte Hannover offensichtlich mit Schulden<br />

verlassen; die zeitweise Konfiskation seiner <strong>Bibliothek</strong> durch den Hofbuchhändler Förster<br />

ist bis in den Sommer hinein Thema (vgl. z. B. N. 39).<br />

Nur in jeweils einem Brief vertreten sind demgegenüber die Mitarbeiter Conrad Johann<br />

Dannenberg und Johann Friedrich Hodann; jener mit Nachrichten aus dem Hauswesen<br />

und vom hannoverschen Hof, dieser mit einem Bericht über Arbeiten für <strong>Leibniz</strong> in<br />

Zusammenhang mit der Scientia generalis sowie über eigene wissenschaftliche und berufliche<br />

Ambitionen. Das angestrebte ” munus‘‘, ein Amt im Dienste der Landeskirche, wird<br />

freilich noch lange auf sich warten lassen — angesichts der unterschwellig (Eckhart, in<br />

N. 62) oder offen (Molanus, in N. 415) zur Sprache kommenden kritischen Reaktionen auf<br />

Hodanns erste Predigten im August und im <strong>Dezember</strong> (insbesondere seine rhetorischen<br />

Defizite) vermutlich nicht nur aufgrund mangelnder Patronage.<br />

Einem (namentlich für uns nicht identifizierbaren) unter <strong>Leibniz</strong>’ Domestiken widerfährt<br />

im September das Missgeschick einer verfrühten Entbindung seiner Braut, mit<br />

der er soeben vor den Traualtar hatte treten wollen. Dem Betroffenen bringt das eine<br />

Auflage zur Kirchenbuße ein, für die Hannoveraner Geistlichkeit ergibt sich Anlass zu<br />

flammenden Strafpredigten. <strong>Leibniz</strong> dagegen scheint darin vor allem den Unterhaltungs-


XXXVI einleitung<br />

wert für Kurfürstin Sophie zu sehen (in N. 72). Ihr war die Geschichte bereits von anderer<br />

Seite zugetragen worden, gegenüber <strong>Leibniz</strong> folgt nun eine süffisante Kommentierung: ” on<br />

dit que vostre maison est fort fertile dont je me rejouis sur tout si vous y avez quelque<br />

part‘‘ (in N. 71).<br />

Schließlich ist aus <strong>Leibniz</strong>’ Hauswesen zu erfahren, dass er sich in Berlin eine Kutsche<br />

gekauft hat (vgl. N. 14). Sein Reisesitz, den er vor zwei Jahren hatte anfertigen lassen<br />

(vgl. I, 19 Einleitung, S. LXIII), wird dadurch für die Rückreise nicht gebraucht und in<br />

Berlin abgestellt, offenbar im Haus General Flemmings, der um Abtransport bitten lässt<br />

(vgl. N. 41). Eckhart, noch in Flemmings Dienst, wird von <strong>Leibniz</strong> beauftragt, für eine<br />

Zwischenlösung zu sorgen ” donec vel peti curem, vel ipse Berolinum redeam‘‘ (N. 44).<br />

Was die Familie angeht, so ist zum einen der Brief eines entfernten Verwandten<br />

zu erwähnen, des Geistlichen Johann Jacob <strong>Leibniz</strong>, der, aus Nürnberg stammend (und<br />

<strong>Gottfried</strong> <strong>Wilhelm</strong> von dort persönlich bekannt), seit Jahren in Stockholm lebt; er wendet<br />

sich an den berühmten Verwandten mit Fragen zu einer eventuellen Verwandtschaftsbe-<br />

ziehung zu adligen Namensträgern aus dem Spätmittelalter (N. 176).<br />

Nach wie vor ist hier aber der Neffe Friedrich Simon Löffler der Hauptkorrespondent;<br />

das inhaltliche Spektrum der acht Briefe (unter denen ausnahmsweise auch ein <strong>Leibniz</strong>-<br />

brief überliefert ist) reicht dieses Mal hinaus über die üblichen Themen Bücherbeschaf-<br />

fung und Neuigkeiten von der Universität Leipzig (vgl. Kapitel 13). So findet sich darin<br />

eine Bitte des Theologen an den Leiter der Wolfenbütteler Bibliotheca Augusta (um Aus-<br />

kunft zur Überlieferung der Confessio Augustana) oder ein Hinweis auf eigene gelehrte<br />

Arbeiten Löfflers. Und vor allem auf seine beruflichen Ambitionen: seine Bemühungen<br />

um ein anderes Amt im Dienste der sächsischen Landeskirche oder außerhalb des Kur-<br />

fürstentums, im zu Brandenburg gehörenden Magdeburg. Insbesondere hierfür erhofft<br />

er sich <strong>Leibniz</strong>’ Protektion. All diese Bemühungen scheitern, nicht zuletzt aufgrund von<br />

Löfflers schwacher Stimme. Ein in Zusammenhang mit dem Vorstellungstermin in Mag-<br />

deburg geplanter Besuch bei <strong>Leibniz</strong> unterbleibt, weil es Löffler nicht gelingt, eine klare<br />

Auskunft über dessen derzeitigen Aufenthaltsort zu erhalten. Aus seiner eigenen Familie<br />

berichtet er von der Geburt des zweiten Sohnes Paul <strong>Gottfried</strong> am 9. <strong>Dezember</strong>, für den<br />

er sich <strong>Leibniz</strong>’ Patenschaft erbittet — wie bereits ursprünglich für den vor drei Jahren<br />

geborenen ältesten Sohn vorgesehen, dessen Taufe aber in die Zeit von <strong>Leibniz</strong>’ Wien-<br />

Reise fiel (vgl. N. 425 sowie I, 19 N. 107). <strong>Leibniz</strong> wiederum nimmt die genaue Kenntnis<br />

des Neffen über die Verwandtschaft in Sachsen in Anspruch: ihn hatte ein (nicht ge-


einleitung XXXVII<br />

fundener) Brief eines Freiesleben erreicht, für dessen Zuordnung zu den ihm bekannten<br />

Familienmitgliedern er um Hilfe bittet.<br />

Schließlich sind Löfflers Briefe ein gutes Beispiel dafür, dass <strong>Leibniz</strong> eine Person des<br />

öffentlichen Interesses ist: so kommt dem Neffen dessen Erkrankung um die Osterzeit zu<br />

Ohren — und der Kupferstich seines Porträts zu Gesicht. Auf die Frage, ob das Porträt<br />

gut getroffen sei, muss er sich allerdings für unfähig zu einer Beurteilung erklären, da er<br />

den Onkel seit zehn Jahren nicht mehr gesehen habe.<br />

Dieses Porträt, ein weiterer Hinweis auf <strong>Leibniz</strong> als öffentliche Person, findet Erwähnung<br />

nicht nur in der Löffler-Korrespondenz, sondern durchzieht unseren Band fast<br />

den gesamten Berichtszeitraum hindurch: beginnend Mitte Februar mit Alexander Cunninghams<br />

Vermittlung der aus England kommenden Bitte d’avoir votre portraite en tail<br />

”<br />

douce‘‘ (N. 143, wiederholt in N. 163). Trotz <strong>Leibniz</strong>’ ironisch geäußerter Abwehr (N. 30:<br />

” une taille douce empêche un homme d’aller incognito‘‘) sieht die Kurfürstin im Verlangen<br />

der gelehrten Welt Grund genug, den Kupferstich in Auftrag zu geben, auf ihre eigenen<br />

Kosten (N. 31). Die Vorlage, laut N. 73 Anfang Oktober an <strong>Leibniz</strong> gesandt, stammte von<br />

dem hannoverschen Hofmaler Sonnemann und basierte auf dem ersten <strong>Leibniz</strong>-Porträt<br />

von Andreas Scheits. Vermutlich dieses Porträt ist es, das bereits im Sommer einer scharfen<br />

Kritik der Kurfürstin unterzogen und als untauglich abgelehnt worden war (N. 45).<br />

Der Kupferstich selbst, von Martin Bernigeroth gefertigt und von dem Buchhändler Andreas<br />

Luppius verlegt, zieht dagegen die Kritik des Porträtierten selbst auf sich: vor<br />

allem wegen der darunter gesetzten Verse. Luppius wird angehalten, den Stich in dieser<br />

Form, das heißt vor größeren Eingriffen in den Text, keinesfalls zu veröffentlichen;<br />

schon gedruckte Exemplare ist <strong>Leibniz</strong> aufzukaufen bereit. Dass es ihm hier nicht nur<br />

um grammatikalische Details geht, sondern um den Tenor insgesamt, kommt auch zum<br />

Ausdruck in einem Brief an Königin Sophie Charlotte (N. 396), der seine Skepsis gegen<br />

die unter Gelehrten übliche Praxis des panegyrischen Lobes erkennen lässt ( Comme on<br />

”<br />

ne canonise les saints que long temps apres leur mort quand leur foiblesses ne sont gueres<br />

plus connues, on deuvroit de même ne donner des grands eloges aux gens de lettres que<br />

lors qu’ils ne sauroient plus donner un dementi à leur panegyristes‘‘). Entsprechende Titulierungen<br />

lassen sich übrigens auch in den Briefen unseres Bandes finden (vgl. N. 185).<br />

Trotz aller — nicht nur instrumental vorgebrachten — gesundheitlichen Probleme<br />

sind diese Monate außerordentlich fruchtbar für <strong>Leibniz</strong>. Mehrere bedeutende Arbeiten<br />

werden in dieser Zeit — d. h. wohl vor allem aufgrund der Berliner/Lietzenburger<br />

,Diskussionskultur‘ — konkretisiert; insbesondere die Auseinandersetzung mit John


XXXVIII einleitung<br />

Locke und François Lamy, die Diskussion des Substanzbegriffs und der Vorstufen der<br />

Theodicée sowie der Méditation sur la notion commune de la justice. Letztere dürfte<br />

aber nicht nur Berlin, sondern auch Hannover geschuldet sein, nämlich einem Vortrag<br />

vor Kurfürst Georg Ludwig und Kurfürstin Sophie ” sur la nature de la bonté et de la<br />

justice‘‘ von Anfang August (vgl. Kapitel 11). Hinzu kommt eine Abhandlung zur Dyadik<br />

(Explication de l’Arithmétique binaire). Auch die Scriptores rerum Brunsvicensium<br />

werfen ihre Schatten voraus (vgl. Kapitel 10). Was die Ausbeute angeht, so ist <strong>1703</strong> ein<br />

reiches Jahr.<br />

2. Im Dienst des Hauses Hannover, Hofnachrichten, das Gespräch mit Kurfürstin<br />

Sophie<br />

Von <strong>Leibniz</strong>’ dienstlichen Aufgaben kommt in den Briefen unseres Zeitraums neben der<br />

welfischen Hausgeschichte (vgl. Kapitel 10) vor allem die Aufsicht über die Arbeiten am<br />

Monumentum Gloriae für den verstorbenen Kurfürsten Ernst August zur Sprache: in den<br />

Korrespondenzen mit dem Augsburger Kupferstecher Ulrich Kraus, der Probeabdrucke<br />

schickt, mit dem Pariser Residenten Christophe Brosseau, der Nachrichten des Kupferstechers<br />

Drevet übermittelt, und schließlich mit dem Kammerpräsidenten zu Hannover,<br />

Friedrich <strong>Wilhelm</strong> von Schlitz gen. von Görtz, dem <strong>Leibniz</strong> Bericht erstattet. In der sich<br />

langsam dem Ende zuneigenden langen Geschichte dieses Werkes geht es vor allem um<br />

letzte Korrekturen — und um die Bezahlung.<br />

Knapp ein Drittel der Korrespondentenbriefe kommt aus Hannover. Dass darin besonders<br />

ausführliche Nachrichten über Hof und Stadt enthalten sind (und unser Band damit<br />

zu einem reichen Quellenwerk für dieses Thema wird), liegt in erster Linie an <strong>Leibniz</strong>’<br />

inoffizieller Funktion als Gesprächspartner der Kurfürstin Sophie — und daran, dass er<br />

diese Funktion <strong>1703</strong> vor allem brieflich ausübt. Etwa zwei Drittel dieses Jahres halten er<br />

und seine Patronin sich an verschiedenen Orten auf: zwei Monate nach seiner Rückkehr<br />

aus Berlin bricht die Kurfürstin Anfang August dorthin zu einem dreimonatigen Besuch<br />

bei ihrer Tochter auf. Aus der räumlichen Trennung resultiert ein umfangreicher Briefwechsel<br />

(mehr als 30 überlieferte Briefe), zu dem Korrespondenzen mit Personen aus<br />

dem höfischen Umfeld hinzukommen. Während von Sophies Sekretär Charles-Nicolas<br />

Gargan und ihrem Kammerdiener Roland Engelskirchen jeweils nur ein Brief aus Berlin<br />

überliefert ist, sind es insbesondere Giuseppe Guidi und Bartolomeo Ortensio Mauro,<br />

die <strong>Leibniz</strong> auf dem Laufenden halten: über den Karneval und seine Anziehungskraft


einleitung XXXIX<br />

auf auswärtige Besucher, über die Fülle von Engländern in Hannover, die schwere Erkrankung<br />

und Ablösung des englischen Gesandten Cressett und die Sondergesandtschaft<br />

Finch of Winchilseas, die wundersamen Heilerfolge des Arztes Janulli (und seine fortgesetzte<br />

Betätigung als Goldmacher), den Wechsel Steffanis an den Düsseldorfer Hof, einen<br />

Celle-Aufenthalt der kurfürstlichen Familie, die Versöhnungsbesuche zwischen den welfischen<br />

Höfen, Geschehnisse in den Adelsfamilien (Geburten, Hochzeiten, Beförderungen,<br />

Krankheitsfälle), den Kirchenbau für die deutsche reformierte Gemeinde und deren Querelen<br />

mit den französischen Glaubensbrüdern, einen Eklat um zwei fürstliche Besucher,<br />

die dem Pietismus anhängen, ein Duell — und über die kursierenden Spekulationen um<br />

die Gründe für <strong>Leibniz</strong>’ immer weiter verlängerte Abwesenheit.<br />

Guidi (der auch einen Teil von <strong>Leibniz</strong>’ Post aus Hannover weiterleitet und überhaupt<br />

als Verbindungsmann zu den Domestiken fungiert zu haben scheint) schickt mindestens<br />

einmal, öfter zweimal pro Woche einen Brief nach Berlin; der überlieferte Briefwechsel<br />

ist der umfangreichste unseres Bandes überhaupt — und wäre noch umfangreicher,<br />

wenn sich von <strong>Leibniz</strong>’ regelmäßigen Antworten etwas erhalten hätte. Während<br />

in diesen Briefen sich die Hofgeschichten mit anderem — den Nachrichten von der europäischen<br />

Politik ebenso (vgl. Kapitel 6) wie zu Guidis eigenen Angelegenheiten (vgl.<br />

Kapitel 14) — abwechseln, konzentriert sich Mauro (über den zudem ein Teil von <strong>Leibniz</strong>’<br />

Italien-Korrespondenz läuft) weitgehend auf den Hof, d. h. vor allem auf die Kurfürstin<br />

und ihre Entourage, ob sie sich nun in Hannover oder in Berlin befindet. Er ist es, der<br />

die Besorgnis von Sophies Hofstaat angesichts ihrer schweren Erkältung im Februar zum<br />

Ausdruck bringt — und von deren eigenen Sorgen angesichts einer Erkrankung ihrer<br />

hochbetagten Schwester Louise Hollandine in Maubuisson berichtet. Er schildert auch<br />

Sophies tiefe Trauer nach dem Kriegstod eines weiteren Sohnes, des Prinzen Christian,<br />

am 31. Juli im Gefecht bei Munderkingen; die Nachricht hatte die Kurfürstin gleich<br />

nach der Ankunft in Berlin Anfang August empfangen. Während das Ausbleiben eines<br />

<strong>Leibniz</strong>-Briefes an die Kurfürstin Befremden erregt (erst nach Wochen, wohl erst Anfang<br />

September, kommt mit N. 67 seine Kondolenz), bemühen sich ihr eigener Hofstaat und<br />

der ihrer Tochter, ihre mit großer Beherrschung getragene Trauer etwas zu lindern; selbst<br />

der König ist bestrebt, dazu beizutragen.<br />

Auch sonst sind die Rahmenbedingungen von Sophies diesjährigem Berlin-Besuch<br />

ungünstig: die anhaltende Verstimmung zwischen Hannover/Celle und Berlin, die bereits<br />

im Februar zu Sophie Charlottes vorzeitiger Abberufung aus Hannover geführt und den<br />

Sommer-Besuch ihrer Mutter in Berlin zunächst in Frage gestellt hatte (vgl. N. 15), kann


XL einleitung<br />

erst allmählich, in langen und zum Teil für die Kurfürstin harten Gesprächen etwas abgemildert<br />

werden (vgl. Kapitel 6). <strong>Leibniz</strong> kann Ende Oktober nach Holland und England<br />

berichten (N. 374, vgl. auch N. 375 sowie Kapitel 6), zumindest ein Streitpunkt zwischen<br />

Berlin und Celle sei ausgeräumt ( ” Mad. l’Electrice y a contribué beaucoup‘‘), zudem sei<br />

der nächste Karnevalsbesuch Sophie Charlottes in Hannover genehmigt. Aber er setzt<br />

hinzu: ” Cependant le different avec nostre cour au sujet de Nordhausen subsiste encor‘‘.<br />

<strong>Leibniz</strong> wird von der Kurfürstin über die Stimmung am Berliner Hof brieflich auf dem<br />

Laufenden gehalten, nicht aber über Details der Gespräche, insbesondere ihren eigenen<br />

Part. Ihre prinzipielle Einstellung zu dem Konflikt hatte sie bereits zu dessen Beginn, in<br />

den Briefen vom Spätwinter/Frühjahr offenbart: sie begegnet ihm vor allem mit Spott<br />

(N. 15: ” une querelle d’Almand pour faire rire nos Ennemis‘‘) bzw. einem gewissen Ennui<br />

(N. 20: ” Pour l’affaire de Hildesheim elle a esté tant rebattue que je ne vous en parle<br />

plus‘‘). <strong>Leibniz</strong> schlägt demgegenüber weitaus stärkere Töne an: ” je crains qu’elle [cette<br />

querelle] ne cause la ruine de l’Empire et du parti protestant‘‘ (N. 17) — und muss sich<br />

in N. 23 von der Kurfürstin sagen lassen, es gebe auch noch andere beklagenswerte Dinge<br />

außerhalb der großen Politik ( ” il me semble que nous avons bien d’autre choses à deplorer<br />

qui touchent de plus prets, sur tout les maladies et en fin la mort‘‘).<br />

Während er in diesem Fall vor allem kommentierender Beobachter ist, wird er in<br />

einem anderen Konflikt von Sophie als inoffizieller Unterhändler eingesetzt (N. 46): gegenüber<br />

Herzog Anton Ulrich, der sich der Aussöhnung zwischen den Welfenhöfen nicht<br />

in dem Maße öffnet wie sein Bruder Rudolf August (vgl. Kapitel 4). Dieser war Ende Juni<br />

Sophies Einladung nach Herrenhausen gefolgt; über <strong>Leibniz</strong> und dessen Korrespondenten<br />

Lorenz Hertel wird — vergeblich — versucht, auch Anton Ulrich zu einem Versöhnungsbesuch<br />

zu bewegen (vgl. N. 46, N. 47 u. N. 49). Jedoch finden immerhin die aus Herrenhausen<br />

ausgesandten Signale und die Empfehlung des ,Wunderheilers‘ Janulli an den<br />

schwerhörigen Herzog wohlgefällige Aufnahme in Wolfenbüttel/Salzdahlum.<br />

Auch wenn zwischen den Regierungen in Hannover/Celle und Berlin Frost herrscht:<br />

die häufigen Besuche zwischen Sophie Charlotte und ihrer Mutter beleben die Kontakte<br />

in deren Gefolge; insbesondere Mauros Briefe enthalten immer wieder Reminiszenzen<br />

und Grüße an den königlichen Hofstaat. Umgekehrt wird <strong>Leibniz</strong> die Rolle eines Berliner<br />

Sachwalters für Personen aus dem hannoverschen Hofkreis zugeschoben (vgl. Kapitel<br />

14). Die Kurfürstin unterhält er mit Berichten über das Hofgeschehen, die zahlreichen<br />

Besucher (von denen etliche — wie Vota, Cunningham, Addison — anschließend auch<br />

nach Hannover reisen werden) und die philosophisch-theologischen Streitgespräche in


einleitung XLI<br />

Lietzenburg. Sophie reagiert nicht nur ” avec plesir‘‘ auf diese ” jeu d’esprit‘‘ (N. 29), sondern<br />

zeigt auch, bei allem Hoffen auf <strong>Leibniz</strong>’ baldige Rückkehr, Verständnis für seinen<br />

immer wieder verlängerten Aufenthalt am Hofe ihrer Tochter (vgl. z. B. N. 15, N. 18).<br />

Während ihres eigenen Berlin-Aufenthaltes bittet sie ihn gelegentlich, Kurfürst Georg<br />

Ludwig über ihren Hofbericht zu informieren (in N. 70). Im übrigen offenbart der Briefwechsel<br />

selbst Details täglicher Lebensgewohnheiten — und die genaue Kenntnis des<br />

Gegenübers: während Sophie in N. 32 ihre Schokolade zum Frühstück erwähnt, wird <strong>Leibniz</strong><br />

als gewohnheitsmäßiger Kaffeetrinker angesprochen (und scherzhaft vor den Gefahren<br />

übermäßigen Kaffeegenusses gewarnt).<br />

Etwas heikel ist eine sich zwischen beiden Höfen abspielende Mission, in die <strong>Leibniz</strong><br />

eingeschaltet ist: mit seinem Versuch, dem Wunsch Königin Sophie Charlottes entsprechend<br />

die Rückberufung ihres Hofmusikers, des Servitenmönchs Ariosti, in sein Kloster<br />

zu verhindern und seinen Verbleib am Lietzenburger Hof (also unter ,Häretikern‘) zu<br />

sichern (vgl. Kapitel 7), stellt er sich gegen das Votum seines angestammten Hauses.<br />

Insbesondere Kurfürst Georg Ludwig und der Celler Herzog Georg <strong>Wilhelm</strong> vertreten<br />

strikt die Auffassung, der Forderung des Ordens, hinter dem der Kardinal de Medici und<br />

damit das großherzogliche Haus Toskana stehen, sei Folge zu leisten ( ” quant on nous<br />

prette quelqu’un qu’on est obligé de le randre‘‘, N. 32), zudem wird Sorge um den Ruf<br />

der Königin angesichts ihres hartnäckigen Festhaltens an Ariosti laut. Sophie macht sich<br />

diese Haltung (in N. 29) zunächst zu eigen und hofft auf <strong>Leibniz</strong>’ Einfluss bei ihrer Tochter.<br />

Nach seinem — diplomatisch formulierten, aber deutlichen — Eintreten für deren<br />

Position (N. 30) schlägt sie pragmatisch die Einschaltung einer Vermittlerin vor, der aus<br />

dem Hause Medici stammenden Kurfürstin von der Pfalz (in N. 32). Es wird zwar nicht<br />

gelingen, Ariosti in Berlin zu halten (vgl. N. 369), aber die Königin sieht ihre Position<br />

zumindest am heimatlichen Hofe, wo man bisher nur Steffanis Version ( ” qui e[s]t partie<br />

de cette affaire‘‘) gekannt habe, durch <strong>Leibniz</strong> verteidigt und dankt ihm nach seiner<br />

Rückkehr nach Hannover noch einmal brieflich für seinen Einsatz (mit N. 283).<br />

Völlige Einigkeit herrscht dagegen bei einem anderen Projekt, das in unserem Zeitraum<br />

zu einem erfolgreichen Abschluss kommt: der Befreiung Thomas Burnett of Kemneys,<br />

der, auf seiner Frankreich-Reise ins Visier der Behörden geraten, weit über ein Jahr<br />

unschuldig in der Bastille eingesessen hatte (vgl. I, 21 Einleitung). Sobald <strong>Leibniz</strong> davon<br />

Kenntnis erhalten hatte, war er um die Freilassung seines langjährigen Korrespondenten<br />

bemüht, unter Einschaltung der Kurfürstin und ihrer Tochter (die wiederum erfolgreich<br />

die Nichte/Cousine Elisabeth Charlotte in Versailles mobilisieren) ebenso wie diplomati-


XLII einleitung<br />

scher Vertreter. Während zu Beginn des Jahres Burnetts Schicksal noch ungewiss ist (und<br />

von der Kurfürstin, bei aller tätigen Anteilnahme, mit einer gewissen Ironie kommentiert<br />

wird; vgl. N. 1 u. N. 4), zeichnet sich im Spätsommer das gute Ende ab: Ende August<br />

(in N. 63) kann <strong>Leibniz</strong> ihr berichten, er habe aus einer gazette‘‘ erfahren, Burnett sei<br />

”<br />

in Freiheit und außerhalb Frankreichs; Anfang September erhofft er sich aus Sophies<br />

Korrespondenz mit den beteiligten Diplomaten und der Nichte in Versailles Gewissheit<br />

(N. 67), noch um die Monatsmitte spricht er (in N. 339) von seiner Unsicherheit angesichts<br />

des erschwerten Nachrichtenaustauschs mit Frankreich. Erst Burnetts Brief vom<br />

5. November (N. 384) aus Genf gibt gänzliche Gewissheit — und erweist dessen eklatante<br />

Unwissenheit über die Hintergründe seiner Befreiung. Mit den Sätzen je vois bien Mon-<br />

”<br />

sieur, que vous ignorés vostre propre histoire puisque vous ne rendés point graces ny à<br />

Elle [Kurfürstin Sophie], ny à la Reine, qui ont tant travaillé toutes deux pour vostre<br />

delivrance‘‘ leitet <strong>Leibniz</strong> in seiner Antwort (N. 412) einen ausführlichen Bericht über das<br />

Wirken der beiden Fürstinnen für Burnett ein.<br />

Burnett wird im kommenden Jahr Gast des hannoverschen Hofes sein (eine Einladung<br />

ist in N. 412 bereits angedeutet). Auch in unserem Berichtszeitraum kommen<br />

zahlreiche Gäste nach Hannover, vor allem Engländer und Schotten (vgl. Kapitel 3),<br />

aber auch aus anderen Territorien. Großen Anklang findet vor allem der Jesuit Carlo<br />

Maurizio Vota, Beichtvater des polnischen Königs, dessen lebhafte Konversation nicht<br />

nur der Kurfürstin zusagt (vgl. N. 15). Andere Besucher erfahren eine wesentlich schlechtere<br />

Beurteilung. Mit Spott werden vor allem die Auftritte der parvenuhaften Gräfin<br />

Wartenberg bedacht (nicht nur während ihres Karnevalsbesuches in Hannover, sondern<br />

auch während des Berlin-Besuchs der Kurfürstin; z. B. N. 4, N. 22, N. 70); allerdings kann<br />

selbst die rangbewusste Kurfürstin nicht umhin, die moderaten Äußerungen der Gräfin<br />

zum Konflikt zwischen Berlin und Celle lobend zur Kenntnis zu nehmen (in N. 20).<br />

3. England und Schottland<br />

Dieses Thema — insbesondere in seiner Relevanz für das Haus Braunschweig-Lüneburg<br />

— nimmt in unserem Zeitraum breiten Raum ein in <strong>Leibniz</strong>’ Korrespondenz; in der mit<br />

dem hannoverschen Hofe, vor allem mit der Kurfürstin und dem Abbate Guidi, aber<br />

auch darüber hinaus: mit Funktionsträgern wie den Gesandten Schütz und Spanheim<br />

sowie einem inoffiziellen Informanten des braunschweig-lüneburgischen Hofes in England,<br />

Falaiseau, und mit manchem der Reisenden von der Insel, die den hannoverschen (und den


einleitung XLIII<br />

cellischen) Hof in diesem Jahr besuchen. Denn neben dem Sondergesandten der Königin<br />

Anna aus Anlass ihrer Herrschaftsübernahme, Finch earl of Winchilsea, der nach langen<br />

Verzögerungen (vgl. N. 133) im Februar <strong>1703</strong> in Hannover eintrifft, neben dem der<br />

Kurfürstin freundschaftlich verbundenen englischen Gesandten in der Türkei Paget, der<br />

zu Jahresbeginn einige Tage in Hannover verbringt, sind es Engländer und vor allem<br />

Schotten, die scharenweise ihren präsumptiven Herrschern die Aufwartung machen (vgl.<br />

N. 131); mehrere von ihnen treten mit <strong>Leibniz</strong> auch in brieflichen Kontakt (Addison,<br />

Cunningham, Fountaine, Hutton, Ker of Roxburghe). Dass nicht nur die Sondergesandtschaft<br />

Winchilseas einen politischen Hintergrund hat, ist evident: das Thema Sukzession<br />

steht deutlich im Raum — in einem beziehungsreichen Abschiedswort Pagets (vgl. N. 94)<br />

ebenso wie in einigen Bemerkungen Cunninghams in N. 163, die auf das Reizthema (vgl.<br />

N. 219) eines eventuellen Besuchs des Kurprinzen Georg August in England anspielen<br />

dürften. Auch lassen sich die meisten Besucher, so weit identifizierbar, bestimmten Lagern<br />

zuordnen: es handelt sich vor allem um Schotten (Cunningham, Ker of Roxburghe)<br />

oder einstige Parteigänger <strong>Wilhelm</strong>s III. (Addison, Hutton, Woodstock mit seinem Begleiter<br />

Fountaine).<br />

Einer dieser Reisenden, Alexander Cunningham, der <strong>Leibniz</strong>’ Empfehlungsbrief den<br />

Zugang zum kurfürstlichen Hof verdankt, skizziert ein Bild der betagten Fürstin, das ihrem<br />

Esprit und ihrem Verstand Rechnung trägt (und sie ,gefühlt‘ um 30 Jahre verjüngt);<br />

er resümiert: ” elle a toutes les belles qualitiés que se puvent desiré à une Reine d’Angliterre‘‘<br />

(N. 134). Umgekehrt fällt die Beurteilung etwas anders aus. Während die Berichte<br />

der Dienerschaft und der Hofleute sich zumeist auf die Nennung der Personen und offiziellen<br />

Akte beschränken (sowie der Festlichkeiten in Hannover und Celle, an denen<br />

die Gäste teilgenommen haben), kommen aus deren eigenen Reihen und vor allem von<br />

der Kurfürstin selbst Charakterisierungen, die nicht immer günstig sind. Grund dafür<br />

sind persönliche Eigenheiten, die die Spottlust Sophies reizen (vgl. z. B. N. 15 sowie die<br />

indirekte Kritik in N. 29), aber auch das Benehmen der jungen Besucher am Hof insgesamt,<br />

das ihren Landsleuten nicht immer angemessen erscheint (vgl. N. 143). Zudem<br />

zeichnen sich bereits jetzt Rivalitäten ab (vgl. N. 163). Nahrung erhalten sie nicht zuletzt<br />

durch das Vakuum, das die schwere Erkrankung des langjährigen englischen Gesandten<br />

Cressett schafft, der, entgegen seinen Wünschen, den hannoverschen Hof im Laufe des<br />

Sommer verlassen muss; erst gegen Jahresende wird sein Nachfolger eintreffen. Cressetts<br />

Abschied wird zusätzlich belastet durch ein protokollarisches Problem: das Ansinnen seiner<br />

Ehefrau nach einer eigenen Abschiedsaudienz, deren Ablehnung in einer englischen


XLIV einleitung<br />

Gazette kommentiert wird. <strong>Leibniz</strong> bemüht sich gegenüber seinem Ansprechpartner in<br />

England, Pierre de Falaiseau, aufkommende Kritik an Hannover umzuleiten in ein gewis-<br />

ses Erstaunen über die Prätentionen der Gesandtengattin, die weder ” lettres de creance<br />

ny caractere‘‘ habe und mit ihrer Forderung, wenngleich gestützt auf die Praxis am Hof<br />

zu Versailles, ein neues Reglement in Hannover eingeführt hätte (vgl. N. 295).<br />

Überhaupt ist das Verhältnis zu England bei aller vorsichtigen — im Falle Kurfürst<br />

Georg Ludwigs schon fast demonstrativ-desinteressierten (vgl. N. 94) — Zurückhaltung<br />

von einer gewissen Nervosität grundiert. So wird zu Jahresbeginn die Nachricht von Be-<br />

strebungen, Prinzgemahl Georg die Königswürde zu verleihen, aufmerksam registriert<br />

(vgl. N. 91). John Toland, in den Jahren zuvor gern gesehener Gesprächspartner der<br />

Kurfürstin in Herrenhausen (vgl. I, 20 N. 467) und bekennender Anhänger der braun-<br />

schweig-lüneburgischen Sukzession, in England jedoch hoch umstritten, ist inzwischen<br />

(vgl. I, 20 Einleitung S. LII–LV) auch in Hannover persona non grata; die Kurfürstin<br />

selbst weist ihren Kammerjunker an, einen an ihn gerichteten Brief des Philosophen<br />

nicht zu beantworten (vgl. N. 32). Das Gerücht von einer erneuten Schwangerschaft der<br />

Königin Anna wird am hannoverschen Hof mit Besorgnis kommentiert (N. 238). Vor al-<br />

lem in N. 295 scheint deutliches Misstrauen auf: Einstellungen müssen dementiert (z. B.<br />

jakobitische Neigungen der Kurfürstin oder kritische Stimmen zur Herzogin von Marl-<br />

borough) oder betont werden (z. B. die freundlichen Gefühle der Kurfürstin gegenüber<br />

der Königin, ihre Wertschätzung des Ehepaares Marlborough); und nicht nur hier wird<br />

die Gefahr einer Herrschaft des ” prince de Galles‘‘ beschworen. Bei aller Betonung der<br />

Zurückhaltung des hannoverschen Hofes bringt <strong>Leibniz</strong> deshalb, kaum verhüllt, das be-<br />

reits im Raum stehende, umstrittene Thema eines Englandbesuchs der Kurfürstin ins<br />

Spiel ( ” mettre le point de la succession sur le pied le plus asseuré qui fut possible‘‘) —<br />

als seinen eigenen, nicht mit der Kurfürstin abgesprochenen Vorschlag.<br />

Der genannte Brief N. 296 richtet sich an Pierre de Falaiseau, Refugié in England,<br />

dessen Briefe in dieser Zeit Hauptquelle für die englischen Verhältnisse für die Kurfürstin<br />

und <strong>Leibniz</strong> gleichermaßen gewesen sein dürften. Denn dieser Briefwechsel findet zu dritt<br />

statt. Falaiseaus Briefe werden gegenseitig kommuniziert, an der Beantwortung auch der<br />

an die Kurfürstin gerichteten Schreiben wirkt <strong>Leibniz</strong> gelegentlich mit. Der scheinbare<br />

Verlust eines Falaiseau-Briefes beim Transport von Hannover nach Berlin durch die Hof-<br />

dame der Königin Sophie Charlotte zieht dieser den Ärger der Kurfürstin zu (vgl. N. 22,<br />

N. 26 u. N. 193). Mehrfach betont <strong>Leibniz</strong> gegenüber dem Korrespondenten, wie sehr des-


einleitung XLV<br />

sen Informationen geschätzt würden (vgl. N. 219, N. 259); dieser wiederum versichert: ” je<br />

vous renday les plus fraîches nouvelles de ce pais-cy‘‘ (N. 255).<br />

Neben konkreten Ereignissen (wie Parlamentsdebatten oder der Untermauerung eines<br />

Magnatenbündnisses durch eine Eheverbindung) gibt Falaiseau (abgesehen von seinen<br />

Kommentaren auch zur Lage auf dem Festland) vor allem Stimmungen wieder. Aber er<br />

ist nicht nur Informant, sondern versucht auch, indirekt Einfluss auf Entscheidungsträger<br />

auszuüben. Hier dürfte er wohl in Konflikt mit dem offiziellen braunschweig-lüneburgischen<br />

Gesandten Schütz geraten sein; in N. 285 beklagt Falaiseau dessen ” airs froids‘‘.<br />

Mit Falaiseau und Schütz korrespondiert <strong>Leibniz</strong> gleichermaßen über eine Entwicklung,<br />

die unter den insularen Korrespondenten mehr Aufregung auszulösen scheint als<br />

bei den eigentlich Betroffenen: die schottischen Unabhängigkeitsbestrebungen von der<br />

englischen Krone, die mit der ” Bill of Security‘‘ vom Sommer <strong>1703</strong> auch die hannoversche<br />

Sukzession dort in Frage stellen. Während von Seiten der Engländer und Schotten, die<br />

noch kurz zuvor am Hof geweilt hatten, nun gegenseitige Verdächtigungen ausgesprochen<br />

werden (vgl. z. B. N. 333, N. 418), demonstriert <strong>Leibniz</strong> Desinteresse; eine im Auftrag der<br />

Kurfürstin verfasste Antwort (N. 430) auf einen Bericht John Huttons enthält ein deutliches<br />

Bekenntnis zur Zurückhaltung — und zum Ignorieren der Gerüchte über einzelne<br />

Personen. Allerdings gibt es durchaus Versuche der indirekten Einflussnahme: so werden<br />

über John Ker of Roxburghe geäußerte Verdächtigungen zwar beiseite geschoben mit<br />

einer Betonung seiner fortgesetzten Wertschätzung am hannoverschen Hofe, doch nimmt<br />

<strong>Leibniz</strong> eine — scheinbar jetzt erst eingetroffene, tatsächlich wohl bereits einige Zeit<br />

zurückliegende — Büchersendung von ihm zum Anlass (in N. 339), nicht nur die schottischen<br />

Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaften zu betonen, nicht nur den Einsatz<br />

der Kurfürstin für den in der Bastille inhaftierten Landsmanns Roxburghes, Burnett,<br />

anzusprechen, sondern auch beiläufig-indirekt zur Einigkeit zu mahnen.<br />

4. Wolfenbüttel und Celle<br />

Am 14. August quittiert <strong>Leibniz</strong> sein ihm seit Ostern von Wolfenbütteler Seite zustehendes<br />

Gehalt von 200 Talern gegenüber dem Kammerrat Johann Urban Müller (vgl.<br />

N. 325 Überl. u. Erl.). Bereits vom 1. Mai <strong>1703</strong> datiert eine Quittung von <strong>Leibniz</strong>’ Hand<br />

(Wolfenbüttel Niedersächs. Staatsarchiv 2 Alt 3989 Bl. 13) von 400 Talern biß auf<br />

”<br />

Michaelis 1702‘‘ — deren Datum freilich Probleme bereitet: denn zu diesem Zeitpunkt<br />

dürfte <strong>Leibniz</strong> sich noch in Berlin aufgehalten haben. Möglicherweise handelt es sich um


XLVI einleitung<br />

einen bereits vorgefertigten Entwurf (wie er auch zu der Quittung vom 14. August existiert),<br />

vielleicht in Zusammenhang mit dem geplanten Osteraufenthalt (vgl. Kapitel 1)<br />

— oder um eine versehentliche Datierung auf Mai statt Juni. Denn um die Zeit befand<br />

sich <strong>Leibniz</strong> tatsächlich auf der Rückreise; die Quittung wäre ein Indiz dafür, dass er in<br />

Wolfenbüttel Station gemacht hat. Ein weiterer Hinweis darauf könnte eine Bemerkung<br />

gegenüber Lorenz Hertel (in N. 47) wohl von Anfang Juli sein, die einen ” dernierement‘‘<br />

zurückliegenden Aufenthalt in Braunschweig und Wolfenbüttel vermuten lässt — sowie<br />

eine weitere gegenüber Daniel Ernst Jablonski von Anfang Juli (in N. 279) über eine<br />

Unterredung mit Herzog Anton Ulrich über das brandenburgische ” Collegium Irenicum‘‘<br />

(vgl. Kapitel 9).<br />

Auch der August-Aufenthalt lässt sich zeitlich nicht genau fixieren. Die Abreise<br />

(zu der am 13. August beginnenden Braunschweiger Laurentiusmesse) muss zwischen<br />

dem 12. (vgl. N. 320 mit Erl.) und 14. stattgefunden haben; am 15. schickt <strong>Leibniz</strong> aus<br />

Braunschweig eine kurze Mitteilung an Eckhart (N. 58), die — als Nachtrag zu wohl<br />

mündlich erteilten Aufträgen — einen eben erst erfolgten Aufbruch vermuten lässt. Die<br />

Eckhart-Korrespondenz ist es, die weitere verlässliche Daten liefert, so mit N. 66 einen<br />

Anhaltspunkt dafür, dass <strong>Leibniz</strong> am 25. August noch nicht nach Hannover zurückgekehrt<br />

war. Im Widerspruch dazu scheint N. 67 an Kurfürstin Sophie zu stehen, explizit vom<br />

24. August und aus Hannover datiert; offensichtliche chronologische Ungereimtheiten<br />

lassen aber vermuten, dass dieses Schreiben, das die von der Kurfürstin lang erwartete<br />

Kondolenz zum Kriegstod ihres Sohnes Christian enthielt, rückdatiert wurde. Weitere<br />

Briefe mit sicherer Datierung fehlen bis Anfang September (N. 334 vom 4. sowie N. 366,<br />

am 2. September begonnen); dass <strong>Leibniz</strong> aber bereits Ende August nach Hannover<br />

zurückgekehrt sein dürfte, lässt das Ausbleiben weiterer Briefe Eckharts vermuten, die<br />

zuvor, zwischen dem 17. und 25., in dichter Folge vorliegen.<br />

Was sich für Anfang Juni nur erschließen lässt, steht für August fest: <strong>Leibniz</strong> kann<br />

dem herzoglichen Brüderpaar zu Wolfenbüttel seine Aufwartung machen (vgl. N. 63). Die<br />

durch die Ereignisse vom Vorjahr trotz prinzipiellen Wohlwollens reduzierten Kontakte<br />

zu diesem Welfenhof (vgl. I, 20 Einleitung S. XXXV sowie I, 21 Einleitung) entwickeln<br />

sich langsam wieder in Richtung Normalität. Dem entsprechen — zumindest partiell —<br />

die politischen Rahmenbedingungen: das Jahr <strong>1703</strong> steht im Gesamthaus Braunschweig-<br />

Lüneburg unter dem Zeichen der Versöhnung zwischen Hannover/Celle und Wolfenbüttel<br />

(vgl. G. Schnath, Geschichte, 3, S. 381–392). Nach seit April 1702 geführten Verhandlungen,<br />

die Fragen der Rangordnung betrafen ebenso wie die von Hausrecht und Besitz,


einleitung XLVII<br />

bringt der Celler Vergleich vom 22. April <strong>1703</strong> eine Einigung, einhergehend mit einer<br />

demonstrativen Aussöhnung zwischen den Linien in Form von gegenseitigen Besuchen.<br />

Im Umfeld des hannoverschen Hofes bleibt dies nicht unkommentiert gegenüber dem in<br />

Berlin weilenden <strong>Leibniz</strong>. Geradezu gerührt schreibt Guidi Ende April über das Treffen<br />

zwischen den Höfen anlässlich des Celler Vergleichs (in N. 229): ” La joie de toute la Prin-<br />

cipauté à Cell en se voyant après 15 ans, a eté inexplicable, comme aussi les marques<br />

de tendresse, et de satisfaction‘‘. Von den im Folgesatz erwähnten Versprechen weiterer<br />

Besuche — Herzog Rudolf Augusts in Herrenhausen, des hannoverschen Hofes in Braun-<br />

schweig — wird allerdings nur das erste eingelöst (vgl. N. 47); die hannoverschen Fürst-<br />

lichkeiten (und ebenso der Celler Herzog) werden vergeblich auf der Laurentiusmesse<br />

erwartet, auch wenn sich ihr Besuch bereits in weiteren Kreisen als Tatsache herumge-<br />

sprochen hatte (vgl. z. B. N. 297 u. N. 304). In welchem Maße, zeigt N. 300: wenn dieser<br />

Braunschweig-Aufenthalt zeitlich zu kollidieren scheint mit einem Besuch Joseph August<br />

Du Cros’ am hannoverschen Hofe, so kann in dessen Augen die schriftliche Genehmigung<br />

dazu, auch wenn sie vom Kammerpräsidenten selbst kommt, nicht ganz ernst gemeint<br />

sein.<br />

Die enttäuschte Erwartung in Braunschweig/Wolfenbüttel hat eine Entsprechung auf<br />

der Gegenseite: aufgrund der beharrlichen Weigerung Herzog Anton Ulrichs, sich seinem<br />

Bruder beim Vertragsabschluss oder dem Versöhnungsbesuch in Herrenhausen anzusch-<br />

ließen; auch die diesbezüglichen Bemühungen Kurfürstin Sophies, bei denen <strong>Leibniz</strong> als<br />

Unterhändler eingesetzt wird (vgl. Kapitel 2), fruchten nichts. Dass die innerwelfische<br />

Aussöhnung von Seiten Wolfenbüttels hauptsächlich von Rudolf August getragen wird,<br />

spiegeln auch die Briefe unseres Bandes (z. B. N. 31). So wird dem Besuch Anton Ul-<br />

richs in Berlin/Oranienburg kurz vor dem Celler Vergleich eine — gegen Hannover und<br />

Celle gerichtete — Intention unterstellt, z. B. von Königin Sophie Charlotte (vgl. N. 216).<br />

Frucht dieser Reise wird in der Tat ein Vertrag Anton Ulrichs mit dem preußischen König<br />

sein, der diesem ein Mitspracherecht bei der innerwelfischen Aussöhnung gewährt. Aber,<br />

wie <strong>Leibniz</strong> nach dem eigentlichen Vertragsabschluss zwischen den Linien (Burgdorfer<br />

Exekutionsrezess von 20. Juli <strong>1703</strong>), die Abmachung zwischen Herzog und König reka-<br />

pitulierend, feststellt: ” Cependant le traité de Burgdorf a esté non seulement conclu,<br />

mais même executé‘‘ (N. 298). Die Auseinandersetzungen sind damit freilich noch nicht<br />

beendet; jetzt konzentrieren sie sich auf eine Detailfrage (Amt Campen), die <strong>Leibniz</strong><br />

ausführlich gegenüber der Kurfürstin referiert (in N. 63).


XLVIII einleitung<br />

Kenntnis davon muss er vom hannoverschen Hof bezogen haben; seine eigenen brieflichen<br />

Kontakte nach Wolfenbüttel sind in unserem Zeitraum spärlich, beschränkt auf<br />

den Legationsrat Lorenz Hertel, den Oberhofmeister der Ritterakademie Friedrich Hans<br />

von Walter und den <strong>Bibliothek</strong>ssekretär Johann Thiele Reinerding.<br />

Die beiden mit Hertel gewechselten Briefe stehen in Zusammenhang mit dem Versöhnungswerk:<br />

nicht direkt, sondern auf inoffizieller Ebene, über den langjährigen Korrespondenten,<br />

versucht <strong>Leibniz</strong>, Herzog Anton Ulrich die Einladung der Kurfürstin nach<br />

Herrenhausen zu vermitteln. Dass der Herzog als Mitleser dieser Botschaft gedacht ist,<br />

wird deutlich aus deren ,Verpackung‘; im Plauderton vorgebrachten Bemerkungen, die<br />

vor allem seine Interessen ansprechen, neben den Heilerfolgen Janullis Anton Ulrichs Roman<br />

Octavia und den Erbschaftsstreit seines von ihm protegierten jungen Verwandten,<br />

des Grafen Rantzau. Hertels Antwort enthält zwar ein Kompliment des Herzogs für die<br />

Kurfürstin, jedoch verbunden mit einer Ablehnung der Einladung und seinen bitteren<br />

Klagen über die hannoverschen ” ministres‘‘, die eher auf Dissens zwischen den Brüdern<br />

setzten als auf eine Einigung — und im übrigen einen Hinweis auf einen weiteren literarischen<br />

Plan Anton Ulrichs, eine (nicht zur Ausführung kommende) Lebensbeschreibung<br />

seines Vorfahren Herzog Julius.<br />

Wolfenbütteler Hofnachrichten liefern auch die Briefe Walters, die — bei allem Beiwerk<br />

an Novitäten — vorrangig als Begleitschreiben zu von <strong>Leibniz</strong> beigelegten, weiter zu<br />

vermittelnden Briefen (insbesondere Drittstücken) zu sehen sind bzw. als Reaktion darauf.<br />

Eigene Interessen Walters spiegeln sich in seinen Berichten über die Wolfenbütteler<br />

Ritterakademie (N. 350, N. 358, N. 444), für deren neu erlassenes Patent er sich Verbreitung<br />

in <strong>Leibniz</strong>’ Korrespondentenkreis erhofft (und erhält); dessen (nicht gefundene)<br />

negative Antwort auf Walters Anfrage nach dem Wahrheitsgehalt eines Gerüchts von der<br />

Errichtung eines Konkurrenzunternehmens in Hannover sorgt zudem für Beruhigung bei<br />

dem Oberhofmeister.<br />

Die Bibliotheca Augusta spielt in unserem Zeitraum eine nur marginale Rolle. <strong>Leibniz</strong><br />

tritt vor allem als Entleiher (mehr für andere als für sich selbst) in Erscheinung. Im<br />

Zusammenhang seines August-Aufenthalts wird er von Eckhart gebeten (in N. 64 bzw.<br />

N. 66), Literatur für dessen ” cogitationes de Poloniae historia‘‘ in der <strong>Bibliothek</strong> zu akquirieren<br />

sowie Material für eine Neuedition der Lex Salica; für den hierzu erwünschten<br />

Codex ist eine Entleihung durch <strong>Leibniz</strong> in den Wolfenbütteler Ausleihbüchern vermerkt,<br />

jedoch erst ein halbes Jahr später. Weitere Entleihungen in seinem Namen kommen (indirekt)<br />

Mitte Juli zur Sprache in N. 50, der Antwort Reinerdings auf einen nicht gefundenen


einleitung XLIX<br />

<strong>Leibniz</strong>brief, in dem er sich nach dem Rücklauf von Entleihungen für kürzlich verstorbene<br />

Korrespondenten, Gerhard Meier und Andreas Morell, erkundigt haben muss. Reinerding<br />

(der bei dieser Gelegenheit auch den Verlust eines eingelegten Blattes bei einer einst<br />

von <strong>Leibniz</strong> getätigten Entleihung vermerkt) kann in beiden Fällen keine Entlastung<br />

verkünden: von Morells Entleihungen ist noch nichts zurück gekommen, bei Meier fehlt<br />

eine Handschrift ” worüber aber nur des H. Ghb ten Rahts Schein vorhanden ist‘‘, bei<br />

einer anderen zusätzlich der Ausleihvermerk. Die Suche nach diesen (und weiteren bei<br />

Meier vermuteten) Handschriften durchzieht mehrere Korrespondenzen (Rhode, Pauli)<br />

und Briefe bis in den Herbst hinein. Schließlich erhält der hannoversche Kammersekretär<br />

Jobst Christoph Reiche, der eine aus Wien gekommene Anfrage nach dem Verbleib von<br />

Handschriften ” circa res Hungaricas in roth Samt gebunden, mit König Matthiae Corvini<br />

bildniß gezieret‘‘ (N. 55) an <strong>Leibniz</strong> weitergeleitet hatte, eine negative Auskunft nicht nur<br />

für die Kurfürstliche <strong>Bibliothek</strong>, sondern auch für die Bibliotheca Augusta (N. 57); freilich<br />

ohne Erwähnung, dass sich unter deren Corvinen durchaus auch Handschriften ” de rebus<br />

Ungaricis‘‘ finden ließen.<br />

Dass der dritte Welfenhof in unserem Band eine größere Rolle spielt, liegt nicht an<br />

<strong>Leibniz</strong>’ Korrespondenz selbst: die mit Celle gewechselten Briefe beschränken sich auf ein<br />

Schreiben an Herzogin Eleonore mit der Bitte um Vermittlung eines <strong>Leibniz</strong>briefes an den<br />

Dominikaner Levesius (vgl. Kapitel 9), ein weiteres an den cellischen Offizier Walthausen<br />

in Erfüllung einer vom Hof der preußischen Königin kommenden Bitte (vgl. Kapitel<br />

14) sowie auf den — nur einseitig überlieferten — Briefwechsel mit Chilian Schrader,<br />

der sich wie üblich auf Fragen zu historischem Quellenmaterial konzentriert (vgl. Kapitel<br />

10). Aus N. 441 ist eine weitere, nicht überlieferte Korrespondenz zu erschließen: Schrader<br />

meldet hier die Übermittlung eines <strong>Leibniz</strong>briefs an den cellischen Kammersekretär Georg<br />

Christoph von Bonn.<br />

Stärker präsent ist Celle als Objekt, insbesondere in den Briefen von <strong>Leibniz</strong>’ Die-<br />

nerschaft und aus dem Umkreis des hannoverschen Hofes. Hier geht es um die Besuche<br />

zwischen den Höfen (nicht nur, aber auch im Zuge der innerwelfischen Aussöhnung), Cel-<br />

les Attraktivität für die englischen Hannover-Besucher (vgl. z. B. N. 22, N. 160), um den<br />

Celler Hof als politischen Akteur, insbesondere bei der Besetzung Hildesheims und dem<br />

sich daran entzündenden Konflikt mit Berlin (vgl. Kapitel 2 u. Kapitel 7). Und schließlich<br />

gibt die angebliche Neigung der Herzogin Eleonore zum Katholizismus Kurfürstin Sophie<br />

und <strong>Leibniz</strong> Gelegenheit zum Austausch scharfzüngiger Bonmots (N. 32, N. 35).


L einleitung<br />

5. Universität Helmstedt<br />

Helmstedt rangiert in der Liste der Absendeorte an dritter Stelle, aber die Zahl der von<br />

dort datierenden Korrespondentenbriefe ist geringer als in früheren Jahren. Dies betrifft<br />

insbesondere die sonst oft im Spitzenbereich zu findenden Briefwechsel mit den Theologen<br />

Johann Fabricius und Johann Andreas Schmidt. Nach dem starken Rückgang im<br />

Vorjahr (vgl. I, 21 Einleitung) gewinnen sie erst allmählich wieder an Umfang; von der<br />

Frequenz her gesehen bewegen sie sich etwa im Mittelfeld unseres Bandes. Insgesamt<br />

steht die welfische Landesuniversität <strong>1703</strong> nur in der zweiten Reihe. Wohl weniger aufgrund<br />

von <strong>Leibniz</strong>’ noch im Vorjahr befürchteten schwindenden Einflussmöglichkeiten<br />

über den Wolfenbütteler Hof: das Direktorat über die welfische Hausuniversität liegt<br />

<strong>1703</strong> bei Hannover. Aber die Schlachten sind weitgehend geschlagen. Die Protegés sind<br />

fürs erste versorgt (zu einer nur indirekt überlieferten aktuellen Fürsprache vgl. N. 390;<br />

zu <strong>Leibniz</strong>’ erneuter Interzession in einer bereits abgeschlossen geglaubten Angelegenheit<br />

vgl. unten); die Reunion zwischen Katholiken und Protestanten ist auf Eis gelegt<br />

und bedarf keiner Schützenhilfe der Theologischen Fakultät; der innerprotestantische<br />

Unionsdialog wird derzeit von Berlin und ohne braunschweig-lüneburgische Beteiligung<br />

moderiert (vgl. Kapitel 9). <strong>Leibniz</strong> kann seine beiden Getreuen in der Theologischen Fakultät<br />

nach der Rückkehr aus Berlin nur von der Einrichtung des ” Collegium Irenicum‘‘<br />

in Kenntnis setzen (in N. 260 bzw. N. 261), mit der Aussicht auf Kommunikation der<br />

erzielten Beschlüsse. Eine (indirekte) Einbeziehung in den inzwischen ziemlich aus dem<br />

Ruder gelaufenen Dialog zeichnet sich jedoch erst gegen Ende unseres Berichtzeitraums<br />

ab.<br />

Da Fabricius (wie auf dem Umweg über Daniel Ernst Jablonski zu erfahren war)<br />

derzeitig beschäftigt ist mit einem großangelegten Werk zur Kontroverstheologie (vgl.<br />

N. 222), hält <strong>Leibniz</strong> (der einige Monate zuvor, noch unter dem Eindruck der Stagnation<br />

beim Unionsdialog, eine vorzeitige Veröffentlichung zu reformierten Kontroversen<br />

vorgeschlagen hatte; vgl. N. 187) es nun für besser, den Druck der bereits fertiggestellten,<br />

ihm im Manuskript vorliegenden Schrift zurückzustellen, ” ut nihil publicando spei<br />

decedat jam deploratae‘‘ (vgl. N. 261). In Fabricius’ nächster Ankündigung zu seinem<br />

Kontroversenwerk (N. 288) bleiben Katholiken und Reformierte zunächst ausgespart; in<br />

die im Jahre 1704 erscheinende (und der Berliner Sozietät gewidmete) Veröffentlichung<br />

sind sie aber doch aufgenommen. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass <strong>Leibniz</strong> Fabricius’<br />

kontroverstheologische Schriften zum Anlass nimmt, noch einmal seine Vorstellung von<br />

der Substanz Christi zu erläutern (in N. 261).


einleitung LI<br />

In Zusammenhang mit dem Berliner Unionsdialog steht ein weiteres kirchenpolitisches<br />

Thema, in das die Universität Helmstedt involviert ist: ein von den evangelischen<br />

Landständen des Herzogtums Magdeburg erbetenes Gutachten der Theologischen Fakultät<br />

zum umstrittenen Arcanum regium, dessen Autorschaft (fälschlich) dem Magdeburger<br />

Lutheraner Winckler, einem der Teilnehmer am Collegium Irenicum‘‘, zugeschrie-<br />

”<br />

ben wird (vgl. Kapitel 9). <strong>Leibniz</strong>, von Fabricius bereits im Juni mit N. 266 informiert,<br />

findet erst Ende Juli Zeit, sich mit der Schrift auseinanderzusetzen, dann aber sendet<br />

er Fabricius mit N. 294 eine in aller Eile mit Molanus verfasste Gegendarstellung in der<br />

Hoffnung auf Verurteilung der Schrift und des Autors durch die Helmstedter Theologen.<br />

Deren Stellungnahme ist freilich, wie Fabricius in N. 299 vermeldet, bereits verschickt<br />

und, trotz grundsätzlicher Übereinstimmung mit den Hannoveranern, doch sehr viel moderater<br />

ausgefallen, ne forte ei periculum crearetur‘‘. <strong>Leibniz</strong> kommentiert die Position<br />

”<br />

der Helmstedter etwas maliziös: Prudentiam vestram et moderationem agnosco: malu-<br />

”<br />

istis alios dicere veritates ingratiores‘‘ (N. 312). Dass die Kritik bei Fabricius angekommen<br />

ist, zeigt seine Rechtfertigung zwei Monate später (in N. 357) mit dem Verweis auf die<br />

Voten seiner Kollegen.<br />

In deren Kreis ist Fabricius wie üblich in Konflikte involviert. Der bereits seit längerem<br />

bestehende Dissens (vgl. I, 19 Einleitung S. XLV) zwischen ihm und dem Theologen<br />

Niemeier scheint wieder auf. Seit 1701 konkurrierten beide um die Professur für Kontroverstheologie,<br />

auf die Fabricius als Calixt-Nachfolger Anspruch erhob (vgl. I, 20 N. 207).<br />

Niemeier, dessen Vorstoß zunächst von der Fakultät abgewiesen worden war, muss sich an<br />

den hannoverschen Hof gewandt haben. In N. 357 berichtet Fabricius, ein kurfürstliches<br />

Dekret habe dem Kollegen die kontroverstheologische, ihm selbst dagegen die alttestamentarische<br />

Professur zugewiesen. Fabricius fügt sich ins Unvermeidbare, mit nur dürftig<br />

durch Bekundungen des Gehorsams gegenüber dem Direktorat verschleiertem Unmut; in<br />

herabsetzenden Bemerkungen über Niemeier findet dieser offen Ausdruck.<br />

Viel heikler ist eine andere Angelegenheit, bei der Fabricius <strong>Leibniz</strong>’ Fürsprache<br />

erbittet. Sie richtet sich gegen seinen engen Vertrauten, den ” collega aestimatissimus et<br />

dilectissimus‘‘ Schmidt, dem als Senior der Theologischen Fakultät eine größere Gehaltszulage<br />

zukommt (vgl. N. 263). Trotz des Vorbehaltes ” fruatur, et suaviter fruatur isthoc<br />

beneficio‘‘ ist Fabricius der Meinung, eigentlich stehe diese ihm zu: auch hier als dem<br />

Nachfolger des früheren Seniors Calixt, zudem als einem, der an seiner früheren Universität<br />

Altdorf diesen Titel bereits jahrelang getragen und überhaupt wesentlich länger<br />

Theologie gelehrt habe als der Kollege. Fabricius plant, sich in dieser Sache an die Höfe


LII einleitung<br />

zu wenden und erbittet (erneut in N. 288) <strong>Leibniz</strong>’ Rat für das Vorgehen sowie seine<br />

Fürsprache beim hannoverschen Vizekanzler Hugo; mit N. 294 wird ihm Unterstützung<br />

zugesagt.<br />

Die Korrespondenz mit Schmidt selbst ist vor allem vom gelehrten Austausch bestimmt:<br />

er erbittet und erhält Auskunft zu historisch-genealogischen Fragen (vgl. Kapitel<br />

10), informiert <strong>Leibniz</strong> über numismatische Neuerscheinungen, stellt den fruchtbaren<br />

Kontakt zu Jakob Friedrich Reimmann her (vgl. N. 424). Wie in früheren Bänden (vgl.<br />

z. B. I, 17 Einleitung S. XLI, I, 19 Einleitung S. LXXIII) kommt zudem gelegentlich seine<br />

Einbeziehung in die protestantischen Bestrebungen zur Kalenderverbesserung zur Sprache<br />

(vgl. N. 188 sowie Kapitel 11).<br />

Ließe sich Fabricius’ Verhältnis zu <strong>Leibniz</strong> als das eines Klienten zu seinem Patron<br />

bezeichnen, so gilt dies noch mehr für den Helmstedter Aristoteliker Cornelius Dietrich<br />

Koch. Sein kurzer Briefwechsel mit <strong>Leibniz</strong> handelt (neben ein paar Universitätsnachrichten<br />

und einem Einblick in seine wissenschaftlichen Vorhaben) vor allem von seinem<br />

” munus‘‘, der ihm unter <strong>Leibniz</strong>’ Fürsprache zugesagten Professur für Logik und Metaphysik<br />

(vgl. N. 115 und N. 250). Da es bei der tatsächlichen Einsetzung zu einer Verzögerung<br />

kommt (vgl. N. 372), scheint <strong>Leibniz</strong> Ende Oktober erneut am hannoverschen Hofe<br />

vorstellig geworden zu sein; wenig später kann Koch beteuern (N. 405): beneficii Tui in<br />

”<br />

me [...] memor ero semper‘‘ — die Professur ist ihm sicher.<br />

Schließlich ist ein weiterer Helmstedter zu nennen, der offenbar zu <strong>Leibniz</strong>’ Klienten<br />

zählte: Justus Christoph Böhmer, Professor für Moral und Beredsamkeit, der Anfang<br />

Mai (etwas verfrüht) in panegyrischen Versen <strong>Leibniz</strong>’ Rückkehr nach Hannover begrüßt;<br />

dieser antwortet mit einem kleinen Wortspiel.<br />

6. Reichsangelegenheiten und europäische Politik<br />

Kein anderes Thema ist so breit in unserem Band vertreten wie die Politik der europäischen<br />

Mächte. Dies liegt an den unruhigen Zeitläuften: fast ganz Europa ist einbezogen<br />

in die beiden großen Kriege, den Spanischen Erbfolgekrieg und den (Dritten)<br />

Nordischen Krieg; als kriegsführende Macht, als Bündnispartner, als Subsidiengeber oder<br />

als Kriegsschauplatz; die wenigen neutralen Mächte (wie Portugal, Venedig) werden<br />

bedrängt, sich einem der Bündnisse anzuschließen.<br />

Zudem sind die beiden Höfe, an denen <strong>Leibniz</strong> sich in unserem Berichtszeitraum<br />

aufhält, in einen Konflikt verwickelt, der sich zwischen Hannover (an der Seite Celles)<br />

und Berlin zu Beginn des Jahres an Hildesheim entzündet hatte. Die auf Unruhen


einleitung LIII<br />

in der Bürgerschaft folgende Besetzung der Bischofsstadt Mitte <strong>Januar</strong> durch Truppen<br />

Herzog Georg <strong>Wilhelm</strong>s von Celle in seiner Funktion als Obrist des Niedersächsischen<br />

Reichskreises war in Berlin als Affront, als Bruch des vor kurzem erneuerten ” Ewigen<br />

Bündnisses‘‘ empfunden worden und hatte als Gegenreaktion im Februar die Besetzung<br />

der Reichsstadt Nordhausen durch brandenburgische Truppen hervorgebracht — und<br />

eine tiefgreifende Verstimmung zwischen Brandenburg und Braunschweig-Lüneburg.<br />

<strong>Leibniz</strong> erlebt diesen Konflikt nicht nur aus der Nähe, sondern zeigt sich in einem<br />

Brief an Königin Sophie Charlotte (N. 142) auch wohl informiert über den diplomatischen<br />

Notenwechsel zwischen Berlin und Celle; er äußert sich bedauernd darüber, dass<br />

” les animosités entre les deux plus puissantes Maisons protestantes de l’Empire eclatent<br />

dans un temps où elles devoient estre le plus unies‘‘. Seine Sympathie scheint eher den<br />

heimischen Höfen zu gehören: während die Kritik an der Streitlust Friedrichs I. im eben<br />

genannten Brief nur durchscheint, kommt sie gegenüber Kurfürstin Sophie in N. 17 deutlich<br />

zum Ausdruck: Le Roy est si vif sur ces brouilleries‘‘ (schärfer noch gegenüber<br />

”<br />

Falaiseau in N. 219: Sa Majesté [...] n’attendoit que l’occasion favorable pour eclater‘‘);<br />

”<br />

verbunden mit der Klage über die eigene, schwierig gewordene Position in Berlin ( comme<br />

”<br />

ma franchise fait que lors qu’on m’attaque au sujet des presentes brouilleries entre les<br />

deux maisons je ne puis m’empecher de justifier nos Cours où elles me paroissent avoir<br />

raison‘‘). In einer Nebenbemerkung bringt <strong>Leibniz</strong> hier einen Hinweis auf einen weiteren<br />

Streitpunkt an, der dem Groll Friedrichs I. überhaupt Grund und fortwährende Nahrung<br />

gegeben haben könnte: Grenzstreitigkeiten mit dem cellischen Premierminister Bernstorff<br />

um die Herrschaft Gartow. Es ist die Beilegung dieses schon lang andauernden Konfliktes<br />

(bei dem Herzog Georg <strong>Wilhelm</strong> sich zunächst demonstrativ hinter seinen serviteur‘‘<br />

”<br />

stellt; vgl. N. 20 u. N. 68) unter Mitwirkung der Kurfürstin bei ihrem Berlin-Besuch im<br />

Sommer <strong>1703</strong> (vgl. Kapitel 2), die <strong>Leibniz</strong> gegen Ende des Jahres das Verhältnis zwischen<br />

den beiden bras‘‘ wieder hoffnungsvoller sehen lässt.<br />

”<br />

Wenn auch nicht wie hier aus nächster Nähe, ist <strong>Leibniz</strong> auch sonst aktiver, informierter<br />

Beobachter des europäischen Geschehens. So ist er einbezogen in die Korrespondenz<br />

zwischen der Kurfürstin und ihrem englischen Informanten Falaiseau (vgl. Kapitel 3)<br />

— und vor allem in die politische Nachrichtenbörse, die von Abbate Guiseppe Guidi in<br />

Hannover unterhalten wird (vgl. dazu I, 21 Einleitung), als Rezipient und als Übermittler<br />

von Nachrichten. Auch wenn es sich nur noch in Guidis Gegenbriefen spiegelt: <strong>Leibniz</strong><br />

scheint ihm aus Berlin reichlich Informationen zu Sachsen bzw. Polen geliefert und eine<br />

tragende Rolle gespielt zu haben in diesem europaweiten System, das nach dem do-ut-


LIV einleitung<br />

des-Prinzip funktionierte und durch Ausbleiben von Nachrichten aus einem Territorium<br />

leicht insgesamt ins Wanken geraten konnte. Für Guidi scheint dieses Informationssystem<br />

von existentieller Bedeutung gewesen zu sein und seine Position am hannoverschen Hofe<br />

neu etabliert zu haben (gespiegelt in Bemerkungen über die Weitergabe von Nachrichten<br />

an den Kurfürsten in N. 381 und vor allem zu einer Gehaltserhöhung durch den Hof in<br />

N. 376). Für die Zeit nach der Hannover-Rückkehr erbittet er deshalb von <strong>Leibniz</strong> frühzei-<br />

tig die Stellung eines Ersatzmanns. Sie erweist sich als schwierig; mehrere Kandidaten<br />

kommen ins Spiel. Nachdem Eckhart (zur Zeit im Dienste General Flemmings am polni-<br />

schen Königshof) und der polnisch-sächsische Legationssekretär in Berlin Wolthers sich<br />

nach anfänglicher Bereitschaft zur Korrespondenz mit Guidi (und nach Entgegennahme<br />

von dessen eigenen Informationen) als nicht in der Lage oder nicht willens erweisen, für<br />

eine regelmäßige Berichterstattung zu sorgen, wird im Sommer des Jahres der kaiserliche<br />

Resident in Berlin, Arnold von Heems, rekrutiert. Ob mit Erfolg, bleibt uns zunächst<br />

verschlossen — mit <strong>Leibniz</strong>’ Rückkehr nach Hannover versiegt die in den ersten Mona-<br />

ten des Jahres so reiche Korrespondenz mit Guidi weitgehend. Dessen Klagen in N. 317<br />

lassen freilich vermuten, dass auch Heems nur unregelmäßig Nachrichten liefert.<br />

Guidis Briefe, deren Nachrichtenteil sich gelegentlich auch graphisch deutlich abhebt<br />

von den persönlichen Mitteilungen, liefern Informationen vor allem aus dem Reich, West-<br />

europa und Italien; eine Fülle an Einzelheiten (vor allem geplante, im Gang befindliche,<br />

abgeschlossene oder gescheiterte Belagerungen, Truppenverstärkungen und -bewegungen,<br />

Vertragsverhandlungen und -abschlüsse), insbesondere zum Spanischen Erbfolgekrieg.<br />

Manche Hintergrundinformation dagegen kommt von einem anderen Korrespondenten:<br />

dem zur Zeit in sächsischem Dienst stehenden General Matthias Johann von der Schulen-<br />

burg, der als Chef von Subsidientruppen für den Kaiser jetzt dessen Generälen unterstellt<br />

ist. Seine Briefe geben nicht nur Details zu Truppenbewegungen und -begegnungen (ins-<br />

besondere im bayrisch-schwäbischen Kriegsgebiet) wieder, sondern spiegeln auch das im<br />

Jahr <strong>1703</strong> allgemein empfundene Lähmungsgefühl innerhalb der Großen Allianz, mit dem<br />

Vorwürfe gegenüber der Gleichgültigkeit und Untätigkeit des Wiener Hofes einhergehen.<br />

Und gegenüber der militärischen Führung: fast alle Generäle werden als unfähig hinge-<br />

stellt. Unter den wenigen Ausnahmen sind vor allem Prinz Eugen von Savoyen und der<br />

Kommandant der Kreistruppen am Oberrhein, Markgraf Ludwig <strong>Wilhelm</strong> von Baden-<br />

Baden — dessen positive Beurteilung übrigens von <strong>Leibniz</strong>, entgegen der Einstellung des<br />

hannoverschen Hofes, geteilt wird (vgl. N. 298).


einleitung LV<br />

Pessimismus findet sich nicht nur bei Schulenburg: allgemein wird die Lage der<br />

Großen Allianz in unserem Berichtszeitraum düster beurteilt. In erster Linie liegt das an<br />

dem im Vorjahr erfolgten Kriegseintritt Bayerns auf französischer Seite. Er zieht nicht<br />

nur drohende oder erfolgreiche Einnahmen von mehreren Reichsstädten des bayrischen<br />

Kreises nach sich (darunter auch dem Reichstagssitz Regensburg), sondern vor allem die<br />

Vereinigung der Truppen nach dem französischen Schwarzwald-Durchbruch (Mai <strong>1703</strong>)<br />

im Donau-Brenz-Gebiet. Sie führt dort zunächst zu einem Stellungskrieg, dessen Ausweitung<br />

in Richtung Wien aber jederzeit erwartet wird. Zudem werden die habsburgischen<br />

Lande gleichzeitig durch den immer mehr um sich greifenden Aufstand des siebenbürgischen<br />

Fürsten Franz Rakocszi erschüttert, der große Teile Ungarns ergriffen hat. Zwar<br />

scheitert eine weitere Bedrohung, der Marsch nach Tirol des bayrischen Kurfürsten Maximilian<br />

Emanuel im Juni/Juli <strong>1703</strong>, am Widerstand der Tiroler Bauern, zwar halten<br />

sich die kaiserlichen Truppen mit gelegentlichen Siegen in Oberitalien, zwar behalten am<br />

Niederrhein die holländischen und englischen Truppen die Oberhand (eine Niederlage, bei<br />

Ekeren, wird Wassenaer angelastet; er erfährt von <strong>Leibniz</strong> in N. 298 eine Verteidigung):<br />

insgesamt wird die Lage jedoch in den schwärzesten Farben gemalt, von <strong>Leibniz</strong>’ Korrespondenten<br />

(politischen oder militärischen Funktionsträgern wie Schulenburg, Spanheim,<br />

Wassenaer, aber auch einfachen Kommentatoren wie Pfeffinger) ebenso wie von ihm<br />

selbst. Nachdem bereits im Laufe des Jahres mehrere kleinere Schlachten und Gefechte<br />

im Reichsgebiet verloren gegangen waren, sorgt kurz vor dem Bezug der Winterquartiere<br />

die für die Große Allianz verlustreiche Schlacht am Speyerbach (15. November) und die<br />

damit verbundene erneute Eroberung der Festung Landau durch französische Truppen<br />

noch einmal für eine Verstärkung des pessimistischen Grundgefühls. Für Hannover und<br />

Celle kommt als zusätzliche Bedrückung hinzu, dass aus der Allianz Vorwürfe wegen<br />

einer Mitschuld an dieser Niederlage aufgrund des verspäteten Eintreffens braunschweiglüneburgischer<br />

Subsidientruppen laut werden. Der Unmut insbesondere in den Generalstaaten<br />

geht bis hin zur Infragestellung künftigen eigenen Engagements (vgl. N. 432)<br />

— eine Befürchtung, die die Kurfürstin bereits im März aufgrund von englischen Informationen<br />

geäußert hatte (vgl. N. 20), wird für einen Moment konkreter. <strong>Leibniz</strong>, der<br />

gegenüber dem braunschweig-lüneburgischen Gesandten im Haag, Johann Caspar von<br />

Bothmer, feststellt ” je vois 100 personnes mal informées sur ce chapitre, et prevenues<br />

contre nous‘‘ (N. 446), ist gegenüber seinen Briefpartnern in England und Holland (Burnett,<br />

Falaiseau, Wassenaer) bemüht, diese — in den Korrespondentenbriefen zum Teil<br />

nur schwach verschleierten (vgl. z. B. N. 400, N. 409) — Vorwürfe zu entkräften mit dem


LVI einleitung<br />

Hinweis auf unterschiedliche Interpretationen des Subsidienvertrages hinsichtlich des Einsatzgebietes<br />

der welfischen Hilfstruppen. Gegenüber Bothmer bringt er, als Kolportage<br />

eines Gerüchts, in diesem Zusammenhang ein schon länger im Raum stehendes Thema<br />

zur Sprache, die nun auch ” dans l’Empire particulierement à Francfort et à Nuremberg‘‘<br />

laut werdende Forderung nach einem militärischen Oberkommando für Kurfürst Georg<br />

Ludwig, die bislang bei den Seemächten auf taube Ohren gestoßen ist.<br />

Wohl kündigt sich der Seitenwechsel Savoyens zur Großen Allianz an, jedoch unter<br />

der ständigen Bedrohung durch eine französische Okkupation. Wie unsicher die Situation<br />

Anfang November auch hier ist, spiegeln die unterschiedlichen Gerüchte wider, die<br />

Thomas Burnett aus Genf, d. h. aus nächster Nähe, über das Schicksal der kaiserlichen<br />

Hilfstruppen auf dem Weg ins Piemont kolportiert. Ein Lichtblick ist der lang erwartete,<br />

immer wieder in Frage gestellte (in unserem Band in verschiedenen Stadien reflektierte<br />

und kommentierte) Eintritt Portugals in die Große Allianz (Vertrag vom Mai <strong>1703</strong>). Dieser<br />

Stützpunkt auf der Iberischen Halbinsel ermöglicht es dem jüngeren Sohn des Kaisers,<br />

Erzherzog Karl (dem späteren Kaiser Karl VI.), in Richtung Spanien aufzubrechen,<br />

um den von seinem Haus beanspruchten Königstitel zu sichern; nach der Königsproklamation<br />

in Wien im September <strong>1703</strong> macht er sich auf den Weg dorthin, der, unter<br />

großer öffentlicher Anteilnahme (vgl. N. 350), durch das Reich (und dabei auch durch<br />

die braunschweig-lüneburgischen Lande, vgl. Kapitel 1) zunächst zu den Zentren der<br />

Seemächte, nach Holland und England führt.<br />

Immer wieder gibt es Verzögerungen; noch gegen Jahresende wartet der laut N. 255<br />

bereits für den Sommer in England angesagte Erzherzog in Holland längere Zeit auf ein<br />

Nachlassen der stürmischen Winde (vgl. N. 429) für die Fahrt über den Kanal. Aber<br />

sobald sich der Zug auf die Iberische Halbinsel abzeichnet, wird der Kaisersohn als Hoffnungsträger<br />

gefeiert. Wenn <strong>Leibniz</strong> an den hannoverschen Gesandten in England, Ludwig<br />

Justus Sinold gen. von Schütz, Ende Juli schreibt Il y a lieu d’esperer que le Traité avec<br />

”<br />

Portugal et le passage de l’Archiduc aura des grandes suites‘‘ (N. 52), so weiß er sich<br />

in Übereinstimmung mit zahlreichen Korrespondenten (wie Falaiseau, Spanheim, Wassenaer,<br />

Pfeffinger), die sich zum Teil lang vor dem Antritt des Zuges oder auch nur der<br />

Königsproklamation im September in diesem Sinne äußern.<br />

Auch publizistisch tritt <strong>Leibniz</strong> für die habsburgischen Rechte in Spanien ein, in<br />

einer anonymen Schrift Manifeste contenant les droits de Charles III. Roi d’Espagne<br />

(Druck in Reihe IV). Ähnlich wie bei der 1701 für die Rechte des Kaiserhauses am spanischen<br />

Erbe verfassten Justice encouragée (vgl. I, 19 Einleitung S. LIV f.) sucht er auch


einleitung LVII<br />

hier nach allen Seiten sein Incognito zu wahren. Das Manuskript, das Jacob van Wassenaer<br />

nach Holland geschickt bekommt, wird in N. 420 ausgegeben als das Werk eines<br />

” auteur‘‘, der grand sujet [...] de vouloir estre inconnu‘‘ habe; die Drucklegung soll ähn-<br />

”<br />

lich wie damals konspirativ in Holland erfolgen, nur der neue König und sein Hofmeister<br />

sollen eingeweiht werden. Allerdings enthält zumindest <strong>Leibniz</strong>’ Konzept seines ersten<br />

Briefes an Wassenaer in dieser Sache (N. 374), dessen Abfertigung das Manifeste beilag,<br />

ein Bekenntnis zu seiner Verfasserschaft. Wassenaer, wenngleich der Meinung [que] la<br />

”<br />

piece soit telle, que vous pouriés l’avouer sans rougir, au jugement des connoisseurs‘‘<br />

(N. 400), verspricht Wahrung des Incognito. <strong>Leibniz</strong>’ weitere, zum Teil nachgeschobene<br />

bzw. modifizierte Wünsche (die bereits anfangs vorgeschlagene spanische Übersetzung<br />

soll laut N. 420 zusammen mit dem französischen Text in Frankreich und Holland gleichzeitig<br />

publiziert werden und dabei faire paroistre l’Espagnol comme le premier‘‘; bis zur<br />

”<br />

Regelung solcher Details soll der Druck zurückgehalten werden) werden allerdings nicht<br />

berücksichtigt; sie kommen zu spät, l’impression etant deja presques achevée‘‘ (N. 429).<br />

”<br />

Für den anderen großen kriegerischen Konflikt, den Nordischen Krieg, der sich vor<br />

allem auf polnischem Boden abspielt (wenngleich die Republik erst im Laufe unseres Berichtsjahres<br />

Anstalten zum offiziellen Kriegseintritt macht; vgl. z. B. N. 280), hat <strong>Leibniz</strong><br />

mit General Flemming, dem Favoriten Augusts II., einen zentralen Akteur, den Vertreter<br />

einer gegen die Aussöhnung mit Schweden gerichteten Linie, als Korrespondenten.<br />

Tatsächlich scheinen seine Briefe von den polnischen Zuständen, dem Ringen um die<br />

königliche Autorität nicht nur in der Frage der Weiterführung und Ausweitung des Krieges,<br />

ein Bild aus erster Hand zu geben. Aber ein durchaus einseitiges, wie die preußische<br />

Königin in N. 131 vermutet ( ” les afaires [...] du roy de Pologne dont [...] le comte Fleming<br />

veut bien disimuler le meauvais estat‘‘): so scheint die von Karl XII. geplante Absetzung<br />

Augusts II. nur in Briefen aus dem braunschweig-lüneburgischen Umkreis auf. Militärisches<br />

wie die Niederlage gegen die schwedischen Truppen bei Pultusk im April oder deren<br />

weiterer Vormarsch wird allenfalls am Rande angesprochen, wie zum Beispiel die schwedische<br />

Belagerung Thorns in N. 268. Konkreter sind hier die Informationen Eckharts, die<br />

er direkt aus Polen bezieht (N. 64), so zur großpolnischen Konföderation unter Führung<br />

des späteren Königs Stanislaus Leszczynski oder zur Belagerung Danzigs.<br />

Im Zentrum von Flemmings Berichten steht seine Gegnerschaft zur innerpolnischen<br />

Opposition. Sie wird vor allem vertreten von Kardinalprimas Radziejowski, der mit<br />

Schweden und Frankreich korrespondiert, im <strong>Dezember</strong> 1702 eigenmächtig einen Reichstag<br />

einberufen hatte, einen päpstlichen Abgesandten gegen den König mobilisiert, sich


LVIII einleitung<br />

im Sommer <strong>1703</strong> schließlich der Solidarisierung des Reichstags zu Lublin mit dem König<br />

beugt und für eine Zeit mit diesem versöhnt; ihm — d. h. der Darlegung einer fehlen-<br />

den rechtlichen Grundlage dieser Eigenmächtigkeiten des zeitweiligen Interrex — gelten<br />

lange Auslassungen zur polnischen Verfassung in N. 87. Wenn Flemming auf Weitergabe<br />

seiner Nachrichten an den Berliner Hof hofft, dann zurecht: in seiner Antwort (N. 109)<br />

schreibt <strong>Leibniz</strong>: ” Je me suis servi des raisons de la lettre de V. E. pour disposer avec<br />

un Ministre de cette Cour‘‘. Dieser Hof ist es auch, der den Rahmen für den Kontakt<br />

zwischen <strong>Leibniz</strong> und Flemming bietet; im Februar/März kommt es gelegentlich auch zu<br />

persönlichen Begegnungen (vgl. Kapitel 8). Der General hält sich <strong>1703</strong> mehrmals über<br />

längere Zeit in Berlin auf, in der Hoffnung, König Friedrich I. zu einem Bündnis mit sei-<br />

nem Herrn zu bewegen. Tatsächlich schließt sich Berlin der Gegenseite an; das langsame<br />

Zustandekommen des schwedisch-preußischen Bündnisses (Vertrag vom 29. Juli) spiegelt<br />

sich ebenso in unserem Band wie Spekulationen über dessen eventuelle Geheimartikel<br />

hinsichtlich einer Verteilung polnischer Territorien.<br />

In die Flemming-Korrespondenz eingegangen sind weitere Politika: zum einen die<br />

Affäre um den französischen Gesandten am polnischen Königshof, Du Heron, der, im<br />

November 1702 zur persona non grata erklärt, festgesetzt und erst nach Monaten außer<br />

Landes verbracht wurde. <strong>Leibniz</strong> holt für seinen einstigen Korrespondenten eine Garantie<br />

des Berliner Hofes für die Beförderung von Du Herons Gepäck ein (vgl. N. 214).<br />

Zum anderen ist es die Inhaftierung des sächsischen Großkanzlers Beichlingen auf<br />

dem Königstein, zusammen mit seinen Brüdern und anderen Personen seines Umfeldes.<br />

Flemming meldet dieses Ereignis vom 10. April zwei Tage später an <strong>Leibniz</strong> (mit N. 215)<br />

als etwas, was ihn völlig überrascht habe; tatsächlich wird damit einer seiner hauptsächli-<br />

chen Kontrahenten auf Jahre ausgeschaltet. <strong>Leibniz</strong> gibt diese hochkarätige Neuigkeit<br />

sogleich (mit N. 38) an Kurfürstin Sophie weiter (und setzt dagegen das lobenswerte Bei-<br />

spiel der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg ” qui n’ont point eu besoin de disgracier<br />

leurs Ministres principaux‘‘ seit über 30 Jahren). Spekulationen über die Gründe dieses<br />

Sturzes und Beichlingens weiteres Geschick durchziehen seine Korrespondenzen (Sophie,<br />

Sophie Charlotte, Schulenburg); im Herbst, nach Eröffnung eines Prozesses, flammen sie<br />

wieder auf. Schließlich lautet die Anklage zwar auf Unterschlagung königlicher Briefschaf-<br />

ten und Geheimverhandlungen mit Schweden, also Verrat — aber der Hauptvorwurf gilt<br />

spiritistischen Interessen (vgl. dazu bereits N. 37). In <strong>Leibniz</strong>’ Reaktion auf diese Infor-<br />

mation Königin Sophie Charlottes (in N. 392) liest man das Kopfschütteln mit: ” S’il n’y a


einleitung LIX<br />

rien à dire contre la conduite de M. le Comte de Beuchling que d’avoir eu communication<br />

avec les esprits il est innocent sans doute‘‘ (N. 396).<br />

Schließlich ist von den Geschehnissen des Jahres <strong>1703</strong> noch eines zu nennen, nicht<br />

eigentlich politischer Natur, aber von ebenso großer Auswirkung, das zu Beginn des<br />

Jahres vor allem die aus Italien stammenden Korrespondenten (Guidi, Mauro) bewegt:<br />

das große Erdbeben, das die Halbinsel Ende <strong>Januar</strong>/Anfang Februar heimsucht, mit<br />

mehreren Nachbeben und schweren Zerstörungen (L’Aquila), auch in Rom. Insbesondere<br />

Guidi zeigt sich hier beeindruckt von dem — eigentlich als ” foible de corps, et d’esprit‘‘<br />

(N. 238) geltenden — Papst, der unerschrocken mitten in der Erschütterung im Gebet<br />

verharrt, ” malgré la resistence des Cardinaux, qui craignoient que l’admirable Cupola de<br />

cette Eglise [St. Peter], qui a souffert beaucoup, ne les ensevelissent‘‘ (N. 146).<br />

7. Berlin<br />

Für die zweite <strong>Januar</strong>hälfte <strong>1703</strong> hatte <strong>Leibniz</strong> seine Rückkehr nach Hannover geplant; im<br />

Gefolge der Königin, die nach den Feiern zum Jahrestag der preußischen Königskrönung<br />

am 20. <strong>Januar</strong> auf die Fahrt an den hannoverschen Hof gehen will, um dort an den Festlichkeiten<br />

des Karnevals teilzunehmen. Vor seiner Abreise freilich möchte er den Weg<br />

geebnet wissen für das Vorhaben, für das er seit <strong>Dezember</strong> 1702 am Berliner Hof wirbt,<br />

” die einführung der Seidenzielung‘‘ im Hohenzollernreich als Monopol der Sozietät der<br />

Wissenschaften. Die Erträge aus der Seidenkultur sollen deren Einkünfte aufbessern, die<br />

bislang nur in bescheidenen Einnahmen aus dem privilegierten Kalenderverkauf bestehen,<br />

und zur Verwirklichung der Vision verhelfen, die <strong>Leibniz</strong> gegenüber dem Minister<br />

Heinrich Rüdiger von Ilgen entwirft: Le but de la Societé estant de travailler à la per-<br />

”<br />

fection des arts et sciences par des experiences et observations, faire venir des Excellents<br />

hommes, avoir un Laboratoire de chymie et un autre de Mecanique, aussi bien qu’un<br />

observatoire, un theatre de la nature et de l’art où soyent les modelles ou les exemplaires<br />

memes de toutes sortes de belles inventions, et l’arrangement des trois regnes de la nature;<br />

ce qui pourra servir à damer le pion aux Societés Royales de France, d’Angleterre‘‘<br />

(N. 118). Bevor aber von Rang-Ablaufen die Rede sein kann, müssen die Voraussetzungen<br />

für fruchtbares Arbeiten geschaffen werden. Die Bitte an Ilgen um Unterstützung<br />

(N. 83) und eine Eingabe an den König (N. 84) führen offenbar zu einer Audienz, in der<br />

Friedrich I. <strong>Leibniz</strong>’ Vorstellungen positiv aufnimmt. Dieser möchte die vom König zu


LX einleitung<br />

gewährende Genehmigung zum Aufbau der Seidenkultur in seinem Land durch die Sozietät<br />

” sous la protection et ordres de la Reine‘‘ gestellt wissen, ” puisque la matiere revient<br />

si bien à cette grande princesse‘‘ (N. 83). Dass er am 8. <strong>Januar</strong> eine Vollmacht der Königin<br />

entwirft, in der diese ihm die Einführung der ” Seidenzielung‘‘ zugunsten der Sozietät<br />

aufträgt (vgl. N. 83 Erl.), setzt die Erteilung des königlichen Placet voraus. Acht Tage<br />

später bestellt er über die Geschäftsverbindungen der Bankiers Christoph Troschel und<br />

Johann Fraundorff Maulbeersamen und ” von dem Seiden Wurm Saamen‘‘ (N. 102); auf<br />

die gewünschte Lieferung im April können sich die Beauftragten aber ” wegen der Krieges<br />

Unruhe in Italien‘‘ nicht festlegen. Für das weitere Vorgehen und vermutlich auch um<br />

der Einbindung der Administration in das Projekt willen hat <strong>Leibniz</strong> die Beauftragung<br />

der Staatsminister Ilgen und Fuchs als Kommissare angeregt; der leitende Minister Johann<br />

Casimir Kolbe von Wartenberg hat zudem den Kameralisten Luben von Wulffe<br />

benannt (vgl. N. 101). ” Quand la commission sera emanée, l’affaire de la soye, ira bien<br />

encor en mon absence‘‘ (N. 95) — doch kann <strong>Leibniz</strong> weder durch eine Erkundigung<br />

bei Johann Jacob Julius Chuno (vgl. N. 97 Erl.) noch durch Nachfragen bei Kolbe von<br />

Wartenberg (N. 101) erfahren, dass die Anregung umgesetzt worden sei. Schon vor der<br />

Monatsmitte hat er sich unter Hinweis auf Hüft- und Beinprobleme mit der Bitte um<br />

eine eigene Fahrgelegenheit für einen beschleunigten Aufbruch an den Oberhofmeister<br />

der Königin, Dietrich <strong>Wilhelm</strong> von Bülow, und ihre Hofdame Henriette Charlotte von<br />

Pöllnitz gewandt. Doch lässt er einen vorgezogenen Abreisetermin ebenso verstreichen<br />

wie den Aufbruch der Königin und benutzt danach auch nicht mehr den ” Paß auf frey<br />

Vorspann‘‘ vom 20. <strong>Januar</strong> (vgl. N. 112 Erl.). Er begründet sein Zurückbleiben mit seinem<br />

Gesundheitszustand; der Eindruck ist jedoch nicht abzuweisen, dass ihm eine Möglichkeit<br />

zur Verschiebung seines Aufbruchs gelegen kam (vgl. Kapitel 1).<br />

Dass er seine Abreise wegen des Seidenprojekts verschoben habe, spricht <strong>Leibniz</strong> gegenüber<br />

Kolbe von Wartenberg und Requetenmeister Hamrath aus (vgl. N. 101, N. 124).<br />

Über Kolbe von Wartenberg sucht er zu bewirken, dass königliche Ländereien, auf denen<br />

— wie etwa in Köpenick — bereits weiße Maulbeerbäume wachsen, zur Verfügung gestellt<br />

werden (vgl. N. 101). Für ein Gespräch mit Friedrich von Hamrath nimmt er eine Fahrt<br />

nach Potsdam auf sich (vgl. N. 129); ihm legt er dar, dass die Einführung der Seidenkultur<br />

letztlich weder den König noch die Öffentlichkeit etwas kosten solle, sondern ” ce moyen<br />

seroit pris de l’affaire même‘‘ (N. 124); dabei denkt er, wie eine spätere Eingabe zeigt, an<br />

eine künftige Pachtgebühr, ” l’Erbzins ou Canon annuel‘‘ (N. 240). Konkrete Ergebnisse<br />

erzielt er nicht. Friedrich I. lässt ihm — möglicherweise auch vor dem Hintergrund der


einleitung LXI<br />

hoheitsrechtlichen Krise um Hildesheim und Nordhausen, die seit <strong>Januar</strong> die Beziehungen<br />

zwischen Brandenburg und Hannover sowie Celle belastet — Anfang Februar mitteilen,<br />

er halte die Saison für zu weit fortgeschritten und wolle alles auf das nächste Jahr verschieben,<br />

<strong>Leibniz</strong> könne abreisen (vgl. N. 129). Dieser aber bleibt weiterhin, auch wenn<br />

ihn bis zu seinem tatsächlichen Aufbruch Ende Mai die Befürchtung nicht loslässt, sein<br />

langer Aufenthalt in Berlin erwecke in Hannover Misstrauen (vgl. Kapitel 1) — was wie<br />

begründet erscheint angesichts von Briefaufschriften, in denen er nurmehr als ” Conseilier<br />

de Roy de Prusse‘‘ (N. 134, N. 143) tituliert wird.<br />

Durch Vermittlung Kolbes von Wartenberg hat er von einem Seidenfabrikanten erfahren,<br />

den er ” plus solide‘‘ als erhofft findet (vgl. N. 118, N. 124). Für die Anpflanzung<br />

und Pflege von Maulbeerbäumen macht er sich die Verbindung zu dem Woll- und Seidenarbeiter<br />

Johann Heinrich Otto zunutze, mit dem er auch Pläne zur Einführung der<br />

Seidenkultur in Sachsen schmiedet (vgl. Kapitel 8); undeutlich bleibt freilich, wie er sich<br />

die Umsetzung dieser weitgehend zeitparallel angestoßenen Projekte vorstellt.<br />

Anfang Mai unternimmt er einen neuen Vorstoß hin auf Gewährung eines Privilegs<br />

über die Seidenkultur für die Sozietät; er verfasst eine Eingabe an den König in Form<br />

eines Briefes an die Königin und bittet diese um befürwortende Weiterleitung. In seinen<br />

Ausführungen fließen Argumente zusammen, die er zu Jahresbeginn Kolbe von Wartenberg,<br />

Ilgen und Hamrath vorgetragen hat (vgl. N. 101, N. 118, N. 124): er hebt ab auf die<br />

durch das Seidenprojekt steigerbare Leistungsfähigkeit und Strahlkraft der Sozietät und<br />

verknüpft sie mit der Gloire des Königs; die erbetene Privilegierung und Ausstattung<br />

mit Ländereien präsentiert er als kostenneutralen Gunsterweis (vgl. N. 239, N. 240). Als<br />

er Ende Mai die Heimreise wirklich antritt, hat er erfahren, ” que le Roy estoit disposé à<br />

favoriser la Societé, la Reine en ayant parlé efficacement‘‘ (N. 309).<br />

Danach ist es insbesondere Chuno, der die Erörterungen mit Otto fortsetzt und konkrete<br />

finanzielle Aussagen herbeizuführen sucht; doch Otto legt das verlangte Angebot<br />

nicht vor (vgl. N. 326), für den Bandzeitraum verschwindet er aus dem Bild. Bei den Konzilsmitgliedern<br />

kommt Reserve auf gegenüber der Verknüpfung des Seidenprojekts mit<br />

der Sozietät: nach Beratungen mit den Brüdern Jablonski teilt Chuno <strong>Leibniz</strong> die einhellige<br />

Auffassung der Drei mit, Organisation, Aufsicht und Durchführung des Vorhabens<br />

könnten die dabei engagierten Sozietätsmitglieder in mehrfacher Hinsicht überfordern<br />

oder auch blamieren und seien der Sozietät als Wissenschaftseinrichtung nicht angemessen;<br />

<strong>Leibniz</strong> als Initiator des Projekts möge es für sich persönlich betreiben und solle<br />

darin weiter unterstützt werden (vgl. N. 326). <strong>Leibniz</strong>’ Reaktion auf diese distanzierende,


LXII einleitung<br />

wenngleich wohl realistische Haltung ist nicht bekannt. Spätere Hinweise der beiden Ja-<br />

blonski auf Fachleute für ” Seidenzucht‘‘ in der örtlichen Hugenottengemeinde (vgl. N. 385,<br />

N. 410) stehen vermutlich in Einklang mit der von Chuno skizzierten Haltung.<br />

Auf die Beschäftigung des Präsidenten der Sozietät mit deren Tagesaufgaben und<br />

-problemen während seines Aufenthalts in Berlin fällt aus der überlieferten Korrespon-<br />

denz wenig Licht. Chuno sorgt sich am Jahresanfang über den schleppenden Verlauf der<br />

Arbeiten des Astronomen Kirch für die Kalendererstellung, die Voraussetzung für Ein-<br />

nahmen der Sozietät aus dem Kalenderprivileg (N. 97) ist, und über dessen zögerliche<br />

Berechnung des Ostertermins für 1704. In der zweiten Jahreshälfte wird Kirch von Leib-<br />

niz und Chuno zur Aufnahme des Briefwechsels mit dem dänischen Astronomen Rømer<br />

angespornt, verbunden mit der Mahnung, nicht ” d’une maniere seche, mais d’une façon<br />

bien obligeante, et propre à l’engager à une plus ample communication‘‘ zu formulieren<br />

(N. 310). Kirchs astronomischer Kalender für das nächste Jahr wird aber termingerecht<br />

fertig (N. 326) und enthält auf <strong>Leibniz</strong>’ Anregung hin auch eine ” gründliche Rechenschaft<br />

über die von Ihm angesetzte Oster zeit‘‘ (N. 305), die am Platze ist, da das Fest 1704<br />

je nach angewendeter Berechnungsmethode auf einen anderen Termin fällt. Ihrem Ab-<br />

schluss nähern sich auch die auf Anregungen von <strong>Leibniz</strong> von 1701 (vgl. I, 19 N. 268 und<br />

I, 20 N. 220) zurückgehenden Vorarbeiten für einen Staatskalender, der 1704 erstmals<br />

als Adreß-Kalender der Königlich Preußischen Haupt- und Residenzstädte erscheint (vgl.<br />

N. 385) und neben Fürstenhaus, Hofgesellschaft, Militär und Administration auch zahl-<br />

reiche Berufsgruppen berücksichtigt. <strong>Leibniz</strong>’ Anregung an Hamrath, am Hof möge ein<br />

Journal geführt werden, aus dem Material gewonnen werden könnte für einen Hofkalen-<br />

der nach Muster des Wiener Hofes (vgl. N. 247), steht wohl im Kontext der Suche nach<br />

Erschließung weiterer Einkünfte aus dem Kalendermonopol.<br />

Nicht zu erkennen ist, ob oder in welchem Maße <strong>Leibniz</strong> beteiligt ist bei der Auf-<br />

nahme von drei neuen Mitgliedern im April, deren Namen ihm mehr als ein halbes Jahr<br />

später mit N. 386 übermittelt werden; über Aufnahmebeschlüsse durch das Konzil in der<br />

zweiten Jahreshälfte und die — auch ablehnende — Reaktion der Benannten wird er<br />

unterrichtet (vgl. N. 341, N. 385). Einfluss auf die Zusammensetzung der Mitgliedschaft<br />

nimmt er mittelbar durch Abweisung des von Henning Huthmann an ihn herangetra-<br />

genen Wunsches nach Aufnahme in die Sozietät sowie finanzieller Unterstützung (vgl.<br />

N. 117, N. 271) und durch mutmaßliches Nichteingehen auf Johann Grönings erneute<br />

Selbstempfehlung (in N. 426).


einleitung LXIII<br />

Von Hannover aus erkundigt <strong>Leibniz</strong> sich nach den langwierigen Bauarbeiten am<br />

Marstall: die Sozietät soll darin Raum insbesondere für ein Observatorium erhalten<br />

(N. 309); er erfährt von den Schwierigkeiten der Zuordnung von Räumlichkeiten und<br />

von Details der Gestaltung, über die man sich mit Stallmeister von Bauer auseinanderzusetzen<br />

hat (vgl. N. 326). Am Jahresende sind nach Daniel Ernst Jablonskis Bericht<br />

die Arbeiten so weit fortgeschritten, dass das Observatorium ” nunmehro inwendig<br />

ausgebauet wird‘‘ (N. 410). Tagesangelegenheiten der Sozietät sind ansonsten aus dem<br />

Briefwechsel mit Hofprediger Jablonski weitestgehend ausgeklammert. Dessen zentrales<br />

Thema sind die unter der Chiffre ” Irenica‘‘ zusammengefassten Bemühungen um die innerprotestantische<br />

Annäherung, für die sie sich im Auftrag ihrer Fürsten seit Jahren in<br />

engem Austausch eingesetzt haben (vgl. Kapitel 9).<br />

Im Sommer geht an den hannoverschen Residenten in Berlin Johann <strong>Wilhelm</strong> Heusch<br />

<strong>Leibniz</strong>’ Bitte um Begleichung der Kosten für zwei Gefäße des für den Berliner Hof arbeitenden<br />

Lackkünstlers Dagly, die er — vermutlich bei einem Besuch in dessen Werkstatt<br />

— mitgenommen hatte (vgl. N. 280); sie belegt Bekanntschaft mit dem auch chemische<br />

Untersuchungen anstellenden Künstler lange vor der 1707 einsetzenden Korrespondenz.<br />

An König Friedrichs ” Neigung zu den rechtschaffenen Studien nach des großen Alexandri<br />

Beispiel [zur] Beforderung der Naturwißenschafft‘‘ appellierend wendet <strong>Leibniz</strong> sich<br />

im August erneut an den Berliner Hof und erbittet (mit Erfolg) für eine in England vorbereitete,<br />

reich illustrierte Caesar-Ausgabe (die 1712 unter Herausgeberschaft Samuel<br />

Clarkes erscheinen wird) die Abbildung eines Auerochsen und zusätzliche Auskünfte<br />

(N. 320, vgl. N. 331).<br />

Bereits im Frühjahr, nach Sophie Charlottes Rückkehr vom Karneval in Hannover,<br />

tritt Korrespondenz an die Stelle persönlichen Aufwartens, wenn <strong>Leibniz</strong>’ Beinbeschwerden<br />

ihn wiederholt davon abhalten, die Königin in Berlin oder Lietzenburg aufzusuchen<br />

und etwa zu den philosophisch-theologischen Diskussionen beizutragen, die sie schätzt.<br />

Seine physische Beeinträchtigung ” ne va pas jusqu’à l’esprit‘‘ (N. 167), hindert ihn also<br />

nicht daran, in seinem Quartier beim Wirt Vincent zur Feder zu greifen. Vielleicht trägt<br />

er bei solcher Schreibtätigkeit zuweilen ” the night gown‘‘, das ihm als ” service to the<br />

Republick of Letters in taking care of your health‘‘ der ihm seit 1701 bekannte Fountaine<br />

geschenkt hat (N. 179), der am Ende seiner Europareise vor dem Besuch in Hannover<br />

ebenso in Berlin Station macht wie die dann von <strong>Leibniz</strong> an Kurfürstin Sophie empfohlenen<br />

neuen Korrespondenten Addison und Cunningham. <strong>Leibniz</strong> notiert Gedanken ” sur la<br />

liberté et le destin‘‘, die er mit François d’Ausson de Villarnoux, Stallmeister der Köni-


LXIV einleitung<br />

gin und Mitgast in seinem Hotel, und später am Hof der Königin mit den reformierten<br />

Hofgeistlichen Lenfant und Beausobre diskutiert (vgl. Kapitel 12).<br />

In die Diskussionen vor der Königin wird auch Pater Vota einbezogen, der sich<br />

als Abgesandter des polnischen Königs in Berlin aufhält. Der betagte Jesuit — von<br />

dessen Spannkraft und geistigen Fähigkeiten alle beeindruckt sind, die ihm begegnen —<br />

disputiert wiederholt mit den drei reformierten Predigern über Kontroversthemen wie<br />

Autorität der Konzilien oder Kirchenväter. Dabei gehen die Wogen gelegentlich so hoch,<br />

dass die Diskutanten ” ont pensé se prendre au collet‘‘ (N. 28). <strong>Leibniz</strong> erfährt davon<br />

durch Sophie Charlottes Hofdame Henriette Charlotte von Pöllnitz (vgl. N. 184) in dem<br />

spöttischen Ton, in dem sie ihm oft schreibt; der Kurfürstin berichtet er von dem Vorfall<br />

als einem Vergnügen, das auch Mutter und Bruder der Königin erfreut hätte (N. 28).<br />

Vota freilich ist nachhaltig verärgert (vgl. Kapitel 8).<br />

Die von Kardinal Medici als Protektor des Servitenordens erhobene Forderung nach<br />

Rückkehr von Sophie Charlottes Hofmusiker Ariosti, einem freigestellten Angehörigen<br />

dieses Ordens, in sein Kloster — wohl durch die Intrige eines anderen Mitglieds ihrer<br />

Hofkapelle verursacht (vgl. N. 31) — wird über verschiedene Kanäle lanciert und er-<br />

reicht über den aus Hannover an den pfalz-neuburgischen Hof in Düsseldorf wechselnden<br />

Abbate Steffani auch den Welfenhof. In die dadurch ausgelöste Flut von Korresponden-<br />

zen wird im März <strong>Leibniz</strong> einbezogen. Er sieht sich in der Situation, Sophie Charlotte<br />

auf Wunsch ihrer hannover-cellischen Verwandtschaft zur Trennung von dem vielseiti-<br />

gen Musiker bewegen zu sollen (vgl. N. 29 sowie Kapitel 2), auf dessen Dienste sie nicht<br />

verzichten will. <strong>Leibniz</strong> soll dafür die Begründung liefern: ” car j’[...] ay besoin [d’Ariosti]<br />

et je vous laise à en doner des bones raisons où il n’a y rien à repliquer‘‘ (N. 192). Er<br />

schlägt sich auf die Seite der Königin, darf aber die Kurfürstin nicht brüskieren. In dem<br />

von Sophie Charlotte gewünschten und ihr vor der Besiegelung vorgelegten, im Einver-<br />

nehmen mit Ariosti verfassten Brief N. 30, der auf Zeitgewinn und Beschwichtigung zielt<br />

(vgl. N. 197), erörtert er die an die Königin gerichtete Forderung, ohne dabei dem von<br />

Hannover aus deutlich formulierten Verlangen zu entsprechen. Gleichzeitig bemüht er<br />

sich mit Billigung der Königin, über andere Verbindungen — seine zu diesem Zwecke<br />

wiederbelebte Korrespondenz mit dem Florentiner Lorenzo Magalotti (vgl. N. 226) und<br />

Bartolomeo Ortensio Mauros Kontakte zu Steffani (vgl. N. 196) — den Kardinal zum<br />

Einlenken bewegen zu lassen. Länger als einige weitere Monate kann die Königin Ariosti<br />

jedoch nicht halten.


einleitung LXV<br />

Auf Sophie Charlottes philosophisches Interesse zielende Mitteilungen der Korrespondenz<br />

der zweiten Jahreshälfte beleuchten die Genese einiger von <strong>Leibniz</strong>’ philosophischen<br />

Arbeiten, seine Mitteilungen zu John Locke regen die Königin zur Lektüre von<br />

dessen Essay concerning Human Understanding an (vgl. Kapitel 11). Im Unterschied zu<br />

dieser ernsthaften Auseinandersetzung stehen <strong>Leibniz</strong>’ Berichte über die antifranzösische<br />

Gesinnung des Philosophen Gabriel Wagner (N. 307, N. 308) im Dienste der Unterhaltung<br />

der Lietzenburger Gesellschaft.<br />

Wenn <strong>Leibniz</strong> in Brief N. 142 an die Königin eine Äußerung zur gemeinsamen Anwesenheit<br />

von Tochter und Mutter am hannoverschen Hof abwandelt zu einer Aussage<br />

allein über Sophie Charlotte, so mag er mit seiner Korrektur auf deren Erwartung Rücksicht<br />

nehmen, eine Huldigung nicht zu teilen. In seiner Mitteilung zu Burnett of Kemneys<br />

Entlassung aus der Haft in der Bastille kondensiert er die dazu von der Königin und zahlreichen<br />

weiteren Personen betriebenen diplomatischen Bemühungen um die Freilassung<br />

(vgl. N. 412) zu einem Vorgehen par V. M. principalement‘‘ und schließt die Bemer-<br />

”<br />

kung an: Cet honneur vaut bien un an et demi de bastille‘‘ (N. 418). Sophie Charlotte<br />

”<br />

aber kleidet im Herbst ihre Wertschätzung für den fernen <strong>Leibniz</strong> in die selbstironische<br />

Befürchtung que vous m’oubliez Monsieur [...] Vous voyez qu’il y a un peu de jalousie<br />

”<br />

en moy‘‘ (N. 392) und lädt ihn erneut nach Berlin ein.<br />

8. Sachsen — Polen<br />

Wie schon im Vorjahr ist Kursachsen/Polen ins Zentrum von <strong>Leibniz</strong>’ Interesse gerückt.<br />

Es gilt nicht nur den politischen Nachrichten, die ihm in reichem Maße aus diesen Landen<br />

zukommen — über Flemming und Schulenburg, teilweise auch über Eckhart (und vermutlich<br />

mündlich auch über den sächsisch-polnischen Legationssekretär in Berlin Wolthers).<br />

Vor allem sind es <strong>Leibniz</strong>’ eigene Hoffnungen, die sich auf diesen Hof richten, nämlich<br />

auf Aufnahme in den Dienst Friedrichs August I./Augusts II. Er setzt dabei auf mehrere<br />

Fürsprecher: Vota, Flemming, Schulenburg und den sächsischen Großkanzler Beichlingen.<br />

An Schulenburg hatte <strong>Leibniz</strong> sich bereits im November 1702 gewandt; in N. 106<br />

reduziert er sein Anliegen auf die Bitte um Unterstützung seiner Bemühung um das<br />

sächsische Kalenderprivileg. Sie soll so geschehen ” qu’on ne puisse point soubçonner que<br />

c’est moy‘‘; auch briefliche Äußerungen dazu sollen verdeckt ( ” le moins intelligiblement<br />

du monde‘‘) erfolgen. Der General, der selbst <strong>Leibniz</strong>’ Fürsprache am Berliner Hof in


LXVI einleitung<br />

Anspruch nimmt (vgl. Kapitel 14), muss freilich bekennen: ” le malheur est que je ne suis<br />

pas assez gros seigneur pour vous rendre service‘‘ (N. 244).<br />

An Einfluss am sächsisch-polnischen Hof mangelt es den anderen vorgesehenen Patronen<br />

nicht. Am meisten ist zunächst von Beichlingen zu erwarten, der <strong>Leibniz</strong>’ Übernahme<br />

in sächsische Dienste offen befürwortet zu haben scheint. Von <strong>Januar</strong>/Februar<br />

<strong>1703</strong> datiert ein kurzer Briefwechsel: ein nicht gefundener (aber O. Klopp wohl noch<br />

vorliegender Brief) des Großkanzlers an <strong>Leibniz</strong> und dessen Antwort (N. 127). Bleibt es<br />

hier bei Bekundungen von Ergebenheit und Diensteifer (und einer Anspielung auf das<br />

Seidenwerk), so finden sich konkretere Äußerungen in einem Brief Eckharts aus Marienburg<br />

von Mitte April (N. 37). Demnach hatte Beichlingen vor kurzem mit diesem ein<br />

Gespräch über <strong>Leibniz</strong> geführt, in dem er der estime so er iederzeit gegen sie getragen‘‘<br />

”<br />

Ausdruck gegeben und den Wunsch geäußert haben muss, als daß er sie nur einmahl<br />

”<br />

am Pohlnischen hofe oder zu Leipzig sehen solte‘‘. Dass aber alle daran anknüpfenden<br />

Hoffnungen (auch eigene Eckharts) inzwischen Schnee vom vergangenen Jahr sind, lässt<br />

der Eingangssatz erkennen: inzwischen ist der GroßCantzler [...] nach dem Königsteine<br />

”<br />

verreiset‘‘.<br />

<strong>Leibniz</strong> richtet seine Hoffnungen nun auf den Beichtvater Augusts II., Carlo Maurizio<br />

Vota. Hatte er mit ihm bereits im Winter, am Berliner Hof, regen Kontakt, der<br />

durch Votas Hannover-Aufenthalt im Februar nicht so sehr unterbrochen als vielmehr<br />

stabilisiert wird durch den großen Eindruck, den der Jesuit am dortigen Hofe macht<br />

(vgl. Kapitel 2), nimmt er ihn für sich ein mit einer Darstellung seiner wissenschaftlichen<br />

Errungenschaften, insbesondere der Dyadik (N. 203), so gewinnt er ihn ganz nach dessen<br />

Rückkehr an den polnischen Königshof durch eine Abschrift seines Essays Lettre sur<br />

l’Education d’un Prince. Diese bereits von 1685 datierende Schrift war (über Flemming,<br />

vgl. N. 200) dem König zugekommen, der sie sich nun, im April, durch Vota vorlesen<br />

lässt. Mehrfach (z. B. in N. 37, N. 223) finden sich Zeugnisse der positiven Resonanz —<br />

und der großen Wertschätzung, die <strong>Leibniz</strong> an diesem Hofe genießt. Von verschiedenen<br />

Seiten (neben Vota Eckhart und Flemming) darüber unterrichtet, versucht er nun, sich<br />

dem König auf diesem Wege anempfehlen zu lassen. Am 1. Mai richtet er einen Brief<br />

an den Pater (N. 233), in dem er sich — scheinbar en passant im Plauderton, von einem<br />

Thema zum nächsten springend — indirekt als Berater des Königs anbietet. Ausgehend<br />

von der Education, nach einer Reverenz vor der großen Geisteskraft Augusts ( ” don’t j’ay<br />

appris que les lumieres percent jusqu’au fonds des choses‘‘), nimmt er das Revirement in<br />

der Regierung Kursachsens zum Anlass, dem Herrscher den Gedanken an einen persönli-


einleitung LXVII<br />

chen Berater nahezulegen ( ” Un grand prince luy doit joindre une espece de Referendaire<br />

General‘‘). Auch wenn <strong>Leibniz</strong> diese Passage abschließt mit den Worten ” je ne say comment<br />

je me suis repandu sans y penser sur une matiere de cette importance dont V. R.<br />

peut mieux juger que moy‘‘ ist deutlich, dass das Anforderungsprofil auf ihn zugeschnitten<br />

ist: ” il seroit à souhaiter qu’un Referendaire General eût des lumieres d’une grande<br />

étendue, et une grande reputation de merite et de probité établie dans le monde. [...]<br />

Mais ces personnes sont rares et ne hasardent point volontiers leur repos, que lorsqu’ils<br />

croyent de pouvoir contribuer à un grand bien et de rencontrer des princes, dont la grande<br />

elevation d’esprit egale la bonté du naturel. Et je crois que c’est le caractere du Roy‘‘ —<br />

eine kaum verhüllte Bewerbung.<br />

Dass dieser Brief einen Wendepunkt in der Korrespondenz mit Vota darstellt, dürfte<br />

weniger an diesem Vorstoß liegen als an Bemerkungen des Schlussteils, vor allem an einem<br />

dort erwähnten (nicht gefundenen) Schreiben Königin Sophie Charlottes an den<br />

Jesuiten. Beides gehört in den Kontext der überaus heftigen philosophisch-theologischen<br />

Streitgespräche in Lietzenburg, an denen Vota im März teilgenommen hatte (vgl. Kapitel<br />

7). Sein Groll über die reformierten Hofprediger, der wenige Tage nach dem Ereignis<br />

Ausdruck findet in einem Brief an die Königin, hält auch nach der Rückkehr nach Polen<br />

an. <strong>Leibniz</strong> ist davon zunächst ausgenommen (noch am 11. Mai schreibt Flemming<br />

in N. 243: ” Le Pere Vota Vous a deja declaré Heros [...] mais il a le poumon extremement<br />

ulceré contre M r l’Enfant et Chaquelot‘‘) — bis zum Eintreffen einer im Namen<br />

der Königin wohl von Lenfant verfassten Replik. Seitdem versinkt Vota in Schweigen.<br />

Wohl durch Eckhart erfährt <strong>Leibniz</strong> im Laufe des Sommers den Grund: der Pater soll<br />

den Verdacht hegen, er selbst sei ” auteur des points de controverse‘‘ dieses Briefes. N. 334<br />

vom 4. September versucht, die Korrespondenz wieder aufzunehmen und die Irritationen<br />

auszuräumen mit einer Apologie, in der <strong>Leibniz</strong> die Autorschaft Lenfants klarstellt und<br />

seine von den Hofpredigern abweichende Position (und seine eigenen Kontroversen mit<br />

ihnen) ebenso ins Feld führt wie seine Nicht-Beteiligung an der Formulierung des Briefes<br />

aufgrund seiner Immobilität vom Frühjahr (Annotationen von seiner Hand auf Lenfants<br />

Beilage sollen sich nur auf sein Korrektur-Lesen beziehen); schließlich erklärt er gar ” que<br />

je ne voudrois pas qu’on parlât sur ce ton là‘‘. Auch auf diesen Brief kommt keine Antwort.<br />

Im November stellt <strong>Leibniz</strong> gegenüber Königin Sophie Charlotte fest (N. 396): ” j’ay<br />

appris que malheureusement ce Pere me soubçonne d’avoir eu part à la lettre de V. M.<br />

en quoy il fait grand tort à M. l’Enfant et à moy‘‘. Erst nach zwei Jahren wird Vota sich<br />

wieder auf Korrespondenz einlassen.


LXVIII einleitung<br />

Als Patron bleibt also nur Flemming übrig. Mit ihm führt <strong>Leibniz</strong> nicht nur eine<br />

ausführliche Korrespondenz (vgl. Kapitel 6); seine ausgedehnten Berlin-Aufenthalte bie-<br />

ten zudem Gelegenheit zum persönlichen Gespräch. Bei einem solchen, im Februar oder<br />

März, gelingt es <strong>Leibniz</strong>, den General für ein Projekt zu interessieren, das dem bonum<br />

commune dient — und gleichzeitig dazu beitragen kann, sich selbst dem Herrscher zu<br />

präsentieren: die Seidenkultur im Kurfürstentum Sachsen. Ein vom 12. März <strong>1703</strong> datie-<br />

render Vertrag (N. 171) formuliert als Ziel ein ” privilegium perpetuum‘‘ des Königs für die<br />

” Seiden- und Maulbeerbaum-Zucht‘‘, dessen Nutznießer Flemming, <strong>Leibniz</strong>, Beichlingen<br />

(der zuvor von Flemming als Interessent zu gewinnen wäre) und ihre jeweiligen Erben<br />

sein sollen. Inhalt dieses Privilegs soll sein: ein Monopol zur Anpflanzung von Maul-<br />

beerbäumen und Seidenkultur in Kursachsen ” und incorporirten Landen‘‘; die königliche<br />

Vergabe von Plantagen für Baumschulen und die dafür nötigen Frondienste gegen Zins;<br />

freie Wahl von Pflanzstätten ” in locis publicis‘‘ durch die Inhaber des Privilegs; freier<br />

Vertrieb der Seide und die Errichtung von Manufakturen ohne Einspruch durch ” zünffte,<br />

innungen, privilegien, oder andern praetexten‘‘; hinsichtlich der Rechte und Freiheiten<br />

eine Anlehnung an das Bergregal. Was anfängliche Kosten (ohnehin als mittelmäßig de-<br />

klariert; bereits für das dritte oder vierte Jahr wird ein Ertrag erwartet) betrifft, so soll<br />

der Initiator <strong>Leibniz</strong> davon dispensiert sein, Überschüsse sollen geteilt werden.<br />

Dieses ” werck, welches nicht allein niemand zu schaden gereichet, sondern auch die<br />

LandesNahrung Vermehret, und im Lande gleichsam einen Neüen Schaz oder fundgrube<br />

zeiget‘‘, fand tatsächlich Interesse beim König; am 18. Mai, nach mehreren Verzögerungen<br />

und konspirativen Mitteilungen (vgl. Kapitel 1) meldet Flemming (N. 246): ” Je vous<br />

envoy enfin le Privilege‘‘. Sogleich schließt <strong>Leibniz</strong> einen neuen Vertrag (N. 249): mit dem<br />

” Raschmacher‘‘ Johann Heinrich Otto, der möglichst schnell in Kursachsen die Anzucht<br />

der Maulbeerbäume in Gang setzen soll. Hierfür erbittet <strong>Leibniz</strong> von Flemming (in N. 248<br />

und erneut in N. 273) eine ” ordre‘‘ Augusts II., die den Textilhandwerker dazu in die<br />

Lage versetzen soll: mit einer Empfehlung an die kursächsischen Regierungsbehörden und<br />

mit der Bereitstellung von Land, Geldmitteln, Hilfestellung. Deutlich betont <strong>Leibniz</strong> im<br />

zweiten Schreiben (dem ein Entwurf zur ” ordre‘‘ beilag) seinen Wunsch, für die Empfänger<br />

nicht in Erscheinung zu treten. Aber inzwischen stagniert das Projekt ohnehin; wenn in<br />

den kommenden Wochen in seiner Korrespondenz von der Seidenkultur die Rede ist,<br />

so bezieht sich das auf die gleichzeitigen Bestrebungen in Brandenburg, für die Otto<br />

ebenfalls als Fachmann vorgesehen ist (vgl. Kapitel 7).


9. Kirchenfrieden<br />

einleitung LXIX<br />

Das Reunionsprojekt, dem <strong>Leibniz</strong> in den vergangenen Jahren so viele Anstrengungen<br />

gewidmet hatte, ruht — am hannoverschen Hofe mit der Aussicht auf die englische Sukzession<br />

sind Übereinkünfte mit Katholiken derzeit nicht gerade opportun. Ein schwacher<br />

Nachklang, der zugleich Reunionsverständnis und -bemühungen der katholischen Kirche<br />

spiegelt, findet sich in zwei kurzen Korrespondenzen, mit dem Dominikaner Augustinus<br />

Levesius und Francisca Bard Lady Bellamont.<br />

Levesius, dessen Lebensumstände für uns weitgehend im Dunkeln bleiben, der jedoch<br />

als in päpstlichem Auftrag agierender, aber inoffiziell auftretender Friedenswerber bei<br />

König Karl XII. von Schweden Eingang in die europäischen Gazetten gefunden hat,<br />

macht im März den Versuch, <strong>Leibniz</strong> zur Konversion zu bewegen — ebenso wie Herzog<br />

Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel und die Heideherzogin Eleonore. Erst im<br />

November erfolgt <strong>Leibniz</strong>’ Antwort, kurz und ablehnend, vermutlich nur auf das Drängen<br />

Herzog Anton Ulrichs hin (vgl. N. 408 Variante); mit einem Hinweis auf die den Graben<br />

vertiefenden Dekrete des Trienter Konzils ( ” per vestros publica autoritate conditi sunt<br />

anathematismi quibus Tridentina decreta obsignantur‘‘). Dass der Brief des Dominikaners<br />

in Celle dagegen mehr Anklang gefunden zu haben scheint, geht aus einer Bemerkung<br />

Kurfürstin Sophies hervor (N. 32).<br />

Die im Ruf des (in N. 295 ziemlich offen in Erscheinung tretenden) ” Krypto-Papismus‘‘<br />

stehende Lady Bellamont, <strong>Leibniz</strong> aus der Entourage der Kurfürstin Sophie bekannt,<br />

dürfte Ähnliches versucht haben: mit der Zusendung eines Werkes, das schon<br />

einmal eine Konversion (die Karls II. von England) bewirkt haben soll, der Verteidigung<br />

des katholischen Glaubens durch den englischen Geistlichen Richard Huddleston. Hier<br />

antwortet <strong>Leibniz</strong> zwar ausführlich, aber ebenso dezidiert ablehnend, mit dem Hinweis<br />

auf seine eigene in der Korrespondenz mit Bossuet formulierte Kritik am Trienter Konzil.<br />

Ganz anders steht es mit der Frage der innerprotestantischen Union. Hier scheinen<br />

die jahrelangen Bemühungen um einen Dialog zwischen Lutheranern und Reformierten<br />

Früchte zu tragen: während <strong>Leibniz</strong>’ Berlin-Aufenthalt beruft der preußische König<br />

ein ” Collegium Irenicum‘‘ ein. Allerdings beschränkt auf seine Territorien: damit führen<br />

die seit Jahren zwischen <strong>Leibniz</strong>, Gerhard Wolter Molanus und Daniel Ernst Jablonski<br />

laufenden Vorarbeiten zu einem anderen Ergebnis als erhofft. Aber auch wenn <strong>Leibniz</strong><br />

nicht direkt einbezogen ist, bleibt der Hofprediger hier zentraler Gesprächspartner. Für<br />

die erste Jahreshälfte ist das allerdings nur zu vermuten: abgesehen von einem Dank<br />

Jablonskis Mitte <strong>Januar</strong> für ” communication deßen so in Irenicis passiret ist‘‘ und einer


LXX einleitung<br />

Besuchsankündigung in N. 98 liegt aus <strong>Leibniz</strong>’ Berlin-Aufenthalt <strong>1703</strong> keine Korrespondenz<br />

vor; an deren Stelle dürfte mündlicher Austausch getreten sein.<br />

Das Collegium Irenicum‘‘ wird im März einberufen, unter Vorsitz des zu Jahresbe-<br />

”<br />

ginn zum Bischof ernannten (vgl. N. 109) reformierten Oberhofpredigers Benjamin Ursinus<br />

besetzt mit je zwei Geistlichen: den Reformierten Jablonski und Strimesius, in<br />

Frankfurt Professor und Pastor primarius an der Nicolaikirche, sowie den Lutheranern<br />

Lütkens, Probst an der Cöllner Petrikirche, und dem Diakon am Magdeburger Dom<br />

Winckler. Über die Vorbereitungen zu diesem Gremium zeigt sich <strong>Leibniz</strong> nicht informiert:<br />

De Concordiae negotio etsi multus sit sermo, ego tamen nihil video agi, aut facile<br />

”<br />

posse agi‘‘, teilt er im Februar Philipp Müller skeptisch mit (N.126). Doch ist er im<br />

Mai bei seiner Abreise hinreichend genug unterrichtet, um von dem Negotio Irenico‘‘ in<br />

”<br />

Wolfenbüttel mit Herzog Anton Ulrich zu reden, der seine — schon im Vorjahr ausgesprochene<br />

(vgl. N. 338) — Bereitschaft zur Unterstützung der Unionsbemühungen erneut<br />

bekundet. <strong>Leibniz</strong> setzt auch seinen Mitstreiter Molanus ins Bild, der auf die Nachricht<br />

”<br />

von dem Collegio Irenico stabilito‘‘ freudig reagiert und seine Unterstützung sowie die<br />

der auf diesem Felde bewährten Helmstedter Professoren Fabricius und Schmidt zusagt<br />

(vgl. N. 279). Diese beiden sind von <strong>Leibniz</strong> (Fabricius wohl auch von Jablonski) bereits<br />

knapp informiert worden (vgl. N. 260, N. 261). In der Hoffnung auf progressus nonnullos‘‘<br />

”<br />

(N. 260) fasst <strong>Leibniz</strong> vergleichbare Vorgänge anders wo und in Sachsen selbst‘‘ (N. 279)<br />

”<br />

ins Auge, wohin er und Jablonski seit längerer Zeit Fühler ausgestreckt haben (vgl. I, 21),<br />

und denkt bald auch an eine eigene Reise dorthin (N. 338).<br />

In den Sommermonaten lösen die lutherischen Mitglieder des ” Collegium Irenicum‘‘<br />

beträchtlichen Wirbel aus. Heftigen Widerspruch erregt das Bekanntwerden von Arcanum<br />

Regium, den Ausführungen des Winckler bekannten Predigers Welmer über Maßnahmen,<br />

mit denen ein Landesherr kraft seines jus episcopale die Union zwischen Reformierten<br />

und Lutheranern bewirken könne. Der Magdeburger Diakon hatte sie im Manuskript dem<br />

König schon vor dem Zusammentreten des ” Collegium Irenicum‘‘ in Abschrift präsentiert;<br />

ohne sein Wissen, aber teilweise unter seinem Namen wurden sie alsbald gedruckt. Das<br />

Werk ruft allenthalben starke Reaktionen hervor, auch in Hannover (vgl. N. 62), und auch<br />

die Magdeburger Stände auf den Plan, die bei der Helmstedter Theologischen Fakultät<br />

ein Gutachten darüber einholen (vgl. Kapitel 5). ” [...] die Publikation des an sich selbst<br />

schlechten Arcani Regii hat bösen Effect gethan‘‘ (N. 338): als Mitglied des ” Collegium<br />

Irenicum‘‘ ist Winckler nicht zu halten, auch wenn er sich in einer eigenen Schrift zu rechtfertigen<br />

sucht (vgl. N. 410). Probst Lütkens stößt sich an Besetzung und Verfahrensweise


einleitung LXXI<br />

des Collegiums zu Lasten der lutherischen Seite und hat seine intern vorgetragene Kritik<br />

im Druck öffentlich gemacht; bald darauf legt er seine Mitarbeit nieder.<br />

Eine in Berlin entstandene Replik auf Lütkens’ Äußerungen gelangt durch Jablonski<br />

an <strong>Leibniz</strong> (vgl. N. 410). Dieser, der bereits im Sommer, nach der Lektüre des Arcanum<br />

regium versucht hatte, auf das Gutachten der Helmstedter Theologen Einfluss zu nehmen<br />

(vgl. Kapitel 5), macht nach der Lektüre von Lütkens’ Schrift kein Hehl aus seiner<br />

Ansicht über die Vorgänge der vergangenen Monate insgesamt: erachte mich schuldig,<br />

”<br />

nachdem ich ehemahlen zu dem Werck gezogen worden, und vielleicht die erste Gelegenheit<br />

dazu geben, [...] einige dießfalls habende Gedancken [...] zu überschreiben‘‘ (N. 431).<br />

Es wird deutlich, dass die in Berlin im Frühjahr <strong>1703</strong> beschlossene Einrichtung eines<br />

Gremiums seinen Vorstellungen nicht entspricht, dass er vielmehr ein nicht formalisiertes<br />

Vorgehen im Stil der vertrauliche[n] Communication‘‘ für angebracht hält, so wie<br />

”<br />

es im Unionsdiskurs der Vorjahre gehandhabt wurde; damit spielt er auch darauf an,<br />

dass durch das einseitige Vorgehen in Berlin die zuvor geübte Gemeinschaftlichkeit zwischen<br />

Hannover und Brandenburg bei den Unionsbestrebungen aufgegeben und somit<br />

auch seine Mitwirkung unterbunden scheint. Er kritisiert die in Berlin inzwischen aufgekommene<br />

Absicht, den Kreis der Beteiligten beträchtlich auszuweiten: der Nutz aber<br />

”<br />

ist nicht wohl abzusehen [...] wenn es nur auf Bedencken und Rath dieser einheimischen<br />

Theologorum ankommt, so kan man solchen leicht privatim erfahren [...] wenig Personen<br />

an der Stelle [sind] schon genug und bequemer als viele‘‘. Er sieht zuvor getroffene Vereinbarungen<br />

ignoriert und befürchtet Übereilung: alles was ehemals von dem künftigen<br />

”<br />

Verfahren (wie M. H. Herrn Hof-Prediger bestens bewust) verabredt gehabt, [wird] auf<br />

einmahl aufgehoben, mithin wie es scheinet, von der unter der Hand nöthigen Präparation<br />

zu einer öffentlichen Handlung geschritten. [...] Ehemahlen hat man dafür zu halten<br />

geschienen, daß es besser mit langsamen aber sichern Schritten fortgehe‘‘ (N. 431). Jablonski<br />

muss bestätigen, daß von dem ehemahligen Plan abgeschritten, denn die Zeiten<br />

”<br />

haben sich geändert‘‘; von einigen Vorgängen hat er selbst erst nachträglich erfahren, ist<br />

aber gewillt, innerhalb der Gegebenheiten weiterarbeitend Gott dem Herrn zu Ehren<br />

”<br />

das Beste daraus zu machen‘‘ und so viel praesens rei facies zuläst, alles auf das vorige<br />

”<br />

Modell wieder zubringen‘‘ (N. 437). Das nach einigem Vorlauf — <strong>Leibniz</strong> ist durch Jablonski<br />

vorab informiert — im <strong>Dezember</strong> eingehende Schreiben des Bischofs Ursinus an<br />

den hannoverschen Landesbischof und Abt von Loccum Molanus mit einem Bericht über<br />

das Collegium Irenicum‘‘ und der Einladung zu Mitteilungen hinsichtlich des erstreb-<br />

”<br />

ten Kirchenfriedens kann als Indiz für die Bereitschaft Brandenburgs aufgefasst werden,


LXXII einleitung<br />

die früheren Kontakte wieder aufzugreifen. Für Jablonski eröffnet Ursinus’ Botschaft<br />

die Gelegenheit, ” durch den Herrn Abt dasjenige dem Herrn Bischoff beyzubringen, was<br />

der Sache förderlich seyn kan‘‘ (N. 437). Vor Abfassung der Antwort berät Molanus sich<br />

mit <strong>Leibniz</strong>, der ihm Stichpunkte für Tenor und Formulierung einer Erwiderung liefert,<br />

welche die Fortführung der erneuerten Kontakte ermöglicht (N. 448, N. 449, N. 450).<br />

Auch Fabricius und Schmidt kommen wieder ins Spiel: eine gegen Jahresende in<br />

Hannover eintreffende Sendung Jablonskis mit mehreren Exemplaren einer Polemik gegen<br />

Lütkens’ Schrift wird mit N. 447 an die Helmstedter (die beiden Theologen und ihren<br />

Kollegen von der Hardt) weitergeleitet.<br />

10. Hausgeschichte; Geschichts- und Sprachwissenschaft; Historische Hilfswissenschaften<br />

Zur Rechtfertigung seines verlängerten Berlin-Aufenthaltes schreibt <strong>Leibniz</strong> im März an<br />

den hannoverschen Kammerpräsidenten (N. 21): ” mon travail historique est presque autant<br />

avancé que si j’avois esté à Hanover [...] car j’ay apporté avec moy les papier necessaires,<br />

et j’ay eu icy toute la commodité que je voulois de me servir des livres de la<br />

Bibliotheque royale‘‘. Erfahren wir von seiner Benutzung der königlichen <strong>Bibliothek</strong> sonst<br />

nur noch en passant (gegenüber Bouvet und durch Schott), so geben in den tatsächlichen<br />

Stand der Arbeit an der historia domus Briefe Eckharts Einblick. Er war mit seiner<br />

Quellenauswertung im August <strong>1703</strong> beim Jahr 814, d. h. dem Tod Karls des Großen und<br />

dem Beginn der Herrschaft Ludwigs des Frommen, angelangt (vgl. N. 59); in N. 64 wird<br />

der Stand der Arbeit referiert, mit einem kurzen Kommentar zu den zur Zeit kritisch<br />

durchgearbeiteten Quellen. Da sich auch die zugrundeliegende Handschrift feststellen<br />

lässt, können wir hier — punktuell — den Weg vom materiellen Quellenzeugnis bis zur<br />

Verarbeitung in den Annales Imperii verfolgen. Diese detaillierte Auskunft wird <strong>Leibniz</strong>’<br />

Abwesenheit von Hannover (der Reise nach Braunschweig und Wolfenbüttel) verdankt,<br />

wäre aber nach seiner eigenen Instruktion für den Amanuensis (in N. 58) nicht nötig gewesen:<br />

Eckhart wird wohl zur Weiterleitung der Post und von Nachrichten ” in publica re<br />

sive in literaria‘‘ angehalten; für die Arbeit an der Hausgeschichte erhält er jedoch freie<br />

Hand ( ” de nostris laboribus Historicis non moneo, non dubitans alacritate spontanea<br />

acturum, quod suscepisti‘‘).<br />

Eckharts Wiedereintritt in <strong>Leibniz</strong>’ Dienste war unter der Vorgabe der Konzentration<br />

auf die Hausgeschichte erfolgt (N. 44: ” Te incumbere in id unum ea assiduitate quam


einleitung LXXIII<br />

ratio suaderet, et valetudo pateretur‘‘). Vor seiner Rückkehr scheint sich das Fehlen eines<br />

für diese Aufgabe geeigneten Mitarbeiters bemerkbar gemacht zu haben. Noch am<br />

Ende des Vorjahres hatte <strong>Leibniz</strong> dem früheren Mitarbeiter Joachim Friedrich Feller<br />

die Anfertigung von Quellenauszügen zur karolingischen Geschichte des 9. Jahrhunderts<br />

angetragen; zu Jahresbeginn relativiert dieser seine anfängliche Zusage aufgrund von<br />

Zeitproblemen.<br />

Abgesehen von einer aufschlussreichen Bemerkung gegenüber Hiob Ludolf (N. 366)<br />

über die Erstellung des chronologischen Gerüsts ( ” Chronologiam in Historia nostra videor<br />

mihi sic satis constituisse a Carolo M. ad Ottonem IV. Itaque Collegio Historiae Germanicae<br />

multa jam auxilia suppeditare possem‘‘ ) spiegelt sich <strong>Leibniz</strong>’ eigene Beschäftigung<br />

mit der welfischen Hausgeschichte vor allem in zwei Briefen. In N. 364, an Benedetto<br />

Bacchini in Modena gerichtet, im Kontext des Dauerthemas Azzo-Vorfahren, geht es um<br />

das Kernstück seiner historischen Methode: zum Problem der Personenidentifizierung im<br />

Zeitalter der Einnamigkeit, die kritische Unterscheidung zwischen den in den Quellen<br />

auftretenden ” variis Marchionibus Italiae, Hugonibus, Adalbertis vel Azonibus, Obertis<br />

vel Opizonibus‘‘, die Verwandtschaft der Markgräfin Mathilde von Tuscien mit dem Haus<br />

Este avant la lettre und dessen Beziehung zu den Häusern Malaspina und Pallavicini.<br />

Das sind Fragen, die <strong>Leibniz</strong> seit Jahren, zum Teil seit Beginn seiner Beschäftigung mit<br />

der welfischen Hausgeschichte, begleiten; Antwort darauf erhofft er sich aus italienischen<br />

Quellen, insbesondere unpublizierten; in seinem — explizit aus Anlass einer Italienreise<br />

des hannoverschen Hofkavaliers Nomis verfassten — Brief schwingt auch die Hoffnung<br />

auf Unterstützung durch den Korrespondenzpartner mit.<br />

Auch im zweiten Fall geht es um Probleme der Genealogie: um die Auseinandersetzung<br />

mit zeitgenössischen Abstammungstheorien von Herrscherhäusern. <strong>Leibniz</strong>’ Anfragen<br />

sind hier nur noch zu erschließen aus den Ausführungen des Antwortbriefs (N. 275)<br />

Christoph Joachim Nicolais von Greiffencrantz, der Auskunft gibt über Thesen (und Literatur)<br />

zur Genealogie der Habsburger und der Karolinger, insbesondere zur Frage einer<br />

gemeinsamen agnatischen Abstammung der Karolinger und Kapetinger.<br />

Ist es hier der anerkannte Genealoge, der <strong>Leibniz</strong> an seinem Wissen teilhaben lässt, so<br />

überwiegen in den anderen Briefen unseres Bandes, die historische Themen berühren, Fragen,<br />

die an <strong>Leibniz</strong> gerichtet sind. So bittet Johann Michael Heineccius für sein geplantes<br />

” chronicon Goslariense‘‘ um Material. Johann Friedrich Pfeffinger erhält auf seine Bitte<br />

(in N. 378) ein Vorwort zu seinen Merckwürdigkeiten des XVII. Jahr-Hunderts (N. 407),<br />

deren erster Band (weitere geplante sollten nicht zum Druck kommen) im Erscheinen be-


LXXIV einleitung<br />

griffen ist. In Form eines Briefes an den Verfasser lobt <strong>Leibniz</strong> die Konzeption des Werkes<br />

und rechnet zugleich mit dem verbreiteten Genre fiktionaler Memoiren-Literatur zu Per-<br />

sonen der jüngeren Vergangenheit ab. Die Betonung von Pfeffingers quellengestützter Ar-<br />

beitsweise gibt <strong>Leibniz</strong> Gelegenheit, auch seinen eigenen weitgefassten Quellenbegriff zur<br />

Sprache zu bringen: ” Acten und Scripturen [...] Müntzen, Grab-Schrifften, Sinn-Bilder,<br />

und andere dergleichen Denckmahle, [...] so die Historie gleichsam unterstützen‘‘. Dass<br />

er das Werk bereits in statu nascendi, in Gestalt von Korrekturbögen, gekannt hat, geht<br />

aus mehreren Briefen Pfeffingers hervor.<br />

Vermutlich eher in Zusammenhang mit anderen Projekten Pfeffingers — der Ge-<br />

schichte St. Michaels zu Lüneburg oder der des einheimischen Adels (vgl. N. 267) — steht<br />

seine Bitte an <strong>Leibniz</strong> in N. 348 um Hilfestellung bei den chronologischen bzw. prosopo-<br />

graphischen Problemen, die sich bei der Auswertung der angeblichen Gründungsurkunde<br />

des Bistums Verden ergeben haben. <strong>Leibniz</strong> scheint zunächst nicht auf die Frage einge-<br />

gangen zu sein (vgl. N. 378); seine Randbemerkung zum Brief zeigt jedoch, dass ihm die<br />

Lösung des Rätsels vorlag: er erkannte in beiden widersprüchlichen Quellen Pfeffingers<br />

(zurecht) Fälschungen.<br />

Mit ” qui ut in aliis scientiis ita et in Historia Genealogica emines‘‘ wendet sich Conrad<br />

Barthold Behrens nach einer längeren Unterbrechung des Briefwechsels in N. 380 erneut<br />

an <strong>Leibniz</strong> mit seinem prosopographischen Projekt zum deutschen Adel. Dieser weist ihn<br />

auf die in die gleiche Richtung gehenden Interessen Pfeffingers hin und regt damit nicht<br />

nur eine Korrespondenz, sondern auch Zusammenarbeit und Materialaustausch an (vgl.<br />

N. 413).<br />

Historisch-prosopographische Fragen durchziehen in unserem Band auch die Briefe<br />

einer anderen von <strong>Leibniz</strong>’ langjährigen Korrespondenzen: mit Johann Andreas Schmidt.<br />

In Zusammenhang mit der Klärung einer numismatischen Frage (die ihn in eine Kon-<br />

troverse mit dem Morell-Nachfolger Schlegel in Arnstadt führen wird) beschäftigt sich<br />

Schmidt mit der Aufstellung einer Genealogie der Grafen von Regenstein/Blankenburg<br />

(vgl. N. 340), für die er <strong>Leibniz</strong>’ Urteil und Unterstützung erbittet und erhält (in N. 346)<br />

— vor allem in Form einer quellengestützten Kritik. In seinem Stemma ist auch Hugo<br />

von Sankt Viktor aufgeführt, dessen sächsische Herkunft aus diesem Grafenhaus von Her-<br />

mann Meibom d. J. postuliert, von Jean Mabillon bestritten, von <strong>Leibniz</strong> in Erwägung<br />

gezogen wurde in der Praefatio zur Edition der Chronik Alberichs von Troisfontaines in<br />

den Accessiones historicae.


einleitung LXXV<br />

Dieses Vorwort erweist sich als Referenztext (nicht zuletzt aufgrund der Hinweise<br />

auf die noch ungedruckte Reinhausener Stifterchronik) nicht nur für Schmidt, sondern<br />

auch einen anderen Korrespondenten: Jakob Friedrich Reimmann. Die Korrespondenz<br />

mit dem Halberstädter Polyhistor beginnt in unserem Band; die Briefe handeln vor allem<br />

von Geschichtsquellen und historischen Projekten. Bereits im Vorfeld der Korrespondenz<br />

waren über Schmidt (vgl. N. 391, N. 395) Anfragen zur Halberstädter Historiographie hin<br />

und her gegangen: an <strong>Leibniz</strong> nach der (heute wohl verschollenen) Chronik Martin von<br />

Rhebocks, an Reimmann nach einem ” Chronicon aliquod antiquum Halberstadense‘‘. In<br />

N. 424, seinem ersten Brief, legt Reimmann seine Informationen und Fragen zu Rhebock<br />

ausführlicher dar. Dahinter scheint genaue Kenntnis der Halberstädter Historiographie<br />

auf, der er eine Gesamtdarstellung widmen will. In diesem Zusammenhang äußert er<br />

nicht nur die Hoffnung auf eine Publikation der Kollektaneen von <strong>Leibniz</strong>’ ,Vorgänger‘<br />

Hoffmann, sondern stellt auch ” non pauca [...] Chronica Msc ta et nunquam edita‘‘, die<br />

<strong>Leibniz</strong> vielleicht von Nutzen sein könnten, in Aussicht; im folgenden Jahr wird er ihm die<br />

Abschrift einer in seinem Besitz befindlichen Halberstädter Chronik zukommen lassen, die<br />

Aufnahme in die Scriptores rerum Brunsvicensium findet. <strong>Leibniz</strong>, der bereits in seinem<br />

Antwortbrief dieses Angebot erfreut aufgreift, nutzt die Gelegenheit, um die Meibom-<br />

These von der Herkunft Hugos von Sankt Viktor noch einmal zur Diskussion zu stellen.<br />

Aus Reimmanns Antwort ergibt sich wiederum, dass Schmidt sich bereits selbst an ihn<br />

mit dieser Frage gewandt hatte.<br />

Während hier also — bei allen Bekundungen der Ehrerbietung insbesondere Reimmanns<br />

gegenüber <strong>Leibniz</strong> — eine Dreierkonstellation gegenseitiger Unterstützung bei der<br />

Informations- und Materialbeschaffung sichtbar wird, erscheint ein anderer braunschweiglüneburgischer<br />

Gelehrter in einem anderen Licht: Hermann Dietrich Meibom aus der<br />

Helmstedter Gelehrtendynastie, der (nach Schmidts von Reimmann in N. 445 zitierten<br />

Worten) die historischen Kollektaneen seines Vaters Heinrich Meibom d. J. hüten soll<br />

wie der Drache die goldenen Äpfel; eine von <strong>Leibniz</strong> vorgeschlagene Anfrage erscheint<br />

Reimmann zwecklos.<br />

Das Thema Quellen(-beschaffung) durchzieht auch andere Briefwechsel. So nimmt<br />

<strong>Leibniz</strong> die Wiederaufnahme der Korrespondenz mit Magalotti in Sachen Ariosti (vgl.<br />

Kapitel 7) zum Anlass, vor Jahren aus Florenz erbetene Urkundenabschriften für eine<br />

Fortsetzung des Codex juris gentium, deren Verbleib unklar ist, in N. 335 erneut zur<br />

Sprache zu bringen. Auch der nach Italien reisende hannoversche Hofkavalier Baron von<br />

Nomis wird gebeten, sich der Sache anzunehmen. Es stellt sich heraus, dass die in Han-


LXXVI einleitung<br />

nover längst etablierte Zuweisung des Verlusts an den inzwischen verstorbenen hannoverschen<br />

Agenten in Venedig wohl irrig ist: in Florenz weiß man nichts von der Sendung;<br />

sie wird erneut in Aussicht gestellt.<br />

Ebenfalls für die geplante Codex-Fortsetzung erhält <strong>Leibniz</strong> von dem Gießener Juristen<br />

Johann Nicolaus Hertius einen Vertragstext aus der Zeit um 1300; die sich anschließende<br />

kleine Korrespondenz (nur in Hertius’ Briefen erhalten) handelt vor allem<br />

von dessen eigenen rechts-historischen Projekten (vgl. N. 362).<br />

Mehrfach kommen <strong>Leibniz</strong>’ Editionspläne zur Sprache, die sich im kommenden Jahr<br />

zu den Scriptores rerum Brunsvicensium konkretisieren werden. Wenn Ende <strong>Januar</strong> gegenüber<br />

Otto Sperling ein Editionsprojekt skizziert wird, das einen non tantum emen-<br />

”<br />

datiorem sed et ampliorem‘‘ Text der Chronik Thietmars von Merseburg und einen (dann<br />

aber erst von Eckhart edierten) Anonymus de Thuringiae principibus‘‘ (Cronica Thu-<br />

”<br />

ringorum) aufnehmen soll, so läuft dieses noch unter dem Namen Scriptores restituti‘‘,<br />

”<br />

die ein justum volumen‘‘ füllen könnten. Hierfür wäre <strong>Leibniz</strong> auch an der Adam-von-<br />

”<br />

Bremen-Edition Sperlings interessiert. Dieser antwortet, die Gesta cum notis‘‘ seien<br />

”<br />

bereits vor zwei Jahren an einen Amsterdamer Verleger geschickt worden, um in zwei<br />

Bänden herausgegeben zu werden; es sei aber noch nichts herausgekommen — tatsächlich<br />

sollte Sperlings Edition erst postum und nur teilweise erscheinen. Ebenso wie in dieser<br />

Korrespondenz (N. 119: Supersunt mihi et plane inediti qui aliud volumen implere<br />

”<br />

possint‘‘) bringt <strong>Leibniz</strong> im Oktober auch gegenüber Hiob Ludolf seine Quellensammlung<br />

zur Sprache (N. 366: Habeo ineditos et imperfecte editos rerum Germanicarum<br />

”<br />

scriptores‘‘), auch hier wieder mit besonderer Hervorhebung der Thietmar-Chronik. In<br />

Zusammenhang einer geplanten Dresden-Reise erbittet (in N. 39) auch Eckhart, noch im<br />

Dienste General Flemmings, <strong>Leibniz</strong>’ Thietmar-Kollation, ubi [...] conferam Ms<br />

” tum vetustissimum<br />

[das Autograph] cum tuo et edito exemplari‘‘. <strong>Leibniz</strong> sagt zu, verschiebt (da<br />

” nimis distractus‘‘) die Übersendung jedoch; der bald darauf erfolgende Wiedereintritt<br />

Eckharts in sein Hauswesen dürfte sie obsolet gemacht haben.<br />

Schließlich ist die kleine Korrespondenz mit dem Prinzenerzieher am Hofe zu Hessen-<br />

Kassel, Nathanael von Staff, zu nennen. Sie betrifft zum einen dessen bislang erfolglose<br />

Suche nach einer Urkunde Karls des Großen in den hessischen Archiven, der <strong>Leibniz</strong>’ Anfrage<br />

gegolten hatte (vgl. N. 113), zum anderen Staffs eigene Bitte nach Überlassung genealogischer<br />

Literatur für den hessischen Historiographen Tolner. Und wie immer ersucht<br />

Chilian Schrader, auch in unserem Zeitraum mit dem Regensteiner Streit beschäftigt, um<br />

Materialzusendung, insbesondere aus den Hofmanniana.


einleitung LXXVII<br />

Nicht nur der quellenkundliche Bereich ist vertreten. Mit zwei prominenten Gestalten<br />

der Gelehrtenrepublik, Gisbert Cuper und Christoph Cellarius, korrespondiert <strong>Leibniz</strong><br />

über deren Spezialgebiete in den historischen Hilfswissenschaften. Cellarius gegenüber<br />

bringt er in dem Brief, der die Korrespondenz eröffnet (N. 277), sein Interesse an der<br />

Historischen Geographie und deren Desiderate zur Sprache (ähnlich gegenüber Schmidt<br />

in N. 313) sowie seinen Wunsch einer vorrangigen Behandlung von ” Scythica et Celtica‘‘;<br />

der gegenseitige Austausch bleibt im wesentlichen auf der Ebene von Respektsbekundungen<br />

vor der Leistung des Gegenübers. Bei Cuper dagegen geht es ins Detail: vor<br />

allem im Zusammenhang mit dessen Spezialinteresse, der antiken Epigraphik. So bringt<br />

N. 114 einen kurzen Bezug zu einem zentralen Feld von <strong>Leibniz</strong>’ dienstlicher Tätigkeit,<br />

der Personenidentifizierung im Rahmen der historia domus, mit Cupers Eingehen auf die<br />

im <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) gestellte Frage nach einem inschriftlich bezeugten T. Accius<br />

Phlegon, den <strong>Leibniz</strong> bereits 1685, in seiner Kritik an der Damaideno-Genealogie, in den<br />

Blick genommen hatte (I, 4 N. 158), statt eines dort postulierten Este-Vorfahren einen<br />

Freigelassenen vermutend; ähnlich wie nun auch im Falle eines unter die Vorfahren des<br />

römischen Geschichtsschreibers Livius gezählten T. Livius Halys. Cupers diplomatische<br />

Antwort lässt sämtliche Möglichkeiten — illustre Vorfahrenschaft ebenso wie die Interpretation<br />

als Freigelassene — offen. Seine eigenen Fragen nehmen ihren Ausgang von ihm<br />

vorliegenden Inschriften aus Rom bzw. ” ex Oriente‘‘, ” prope Aleppo‘‘ und beziehen sich<br />

jeweils auf die Deutung mutmaßlicher Götterbeinamen. In seiner Antwort greift <strong>Leibniz</strong><br />

auf Beispiele aus der germanischen und antiken Mythologie zurück und auf seine bereits<br />

vor einigen Jahren (I, 16 N. 432) brieflich geäußerte These, im Mythologem der Gigantenund<br />

Titanenkämpfe spiegelten sich Einfälle von Kelten und Skythen im Balkan bzw. im<br />

vorderasiatischen Raum.<br />

Damit ist <strong>Leibniz</strong>’ eigenes Interessengebiet angesprochen: die Erforschung einer<br />

schriftlosen Frühzeit, bei der die historische Deutung von Mythen allerdings eine geringere<br />

Rolle spielt als der Einsatz der Sprachwissenschaft als Hilfsmittel. Bei aller auch<br />

gegenüber Cuper geäußerten Skepsis (N. 272: ” Ego non facile etymologiae fido nisi multis<br />

conspirantibus confirmetur, et in conjecturis ipsis verisimilitudinem desidero‘‘) demonstriert<br />

<strong>Leibniz</strong> an einzelnen Etymologien seine These: ” Celtica voco Germanis itemque<br />

Gallis [...] saepe et Latinis communia‘‘.<br />

Während diese Fragen mit Cuper auf der Ebene eines gelehrten Diskurses behandelt<br />

werden, ist die Sprachwissenschaft in anderen Briefen Gegenstand der Feldforschung.<br />

Eine kurzzeitig im Raum stehende Moskau-Reise Eckharts im Gefolge General Flem-


LXXVIII einleitung<br />

mings nimmt <strong>Leibniz</strong> (in N. 36) zum Anlass, Sprachproben aus Russland zu erbitten.<br />

Wenn der Reiseplan auch scheitert, so hat Eckhart seine Zeit im Umfeld des polnischen<br />

Königshofes doch auf diesem Feld gewinnbringend verbracht: noch vor seiner Rückkehr in<br />

<strong>Leibniz</strong>’ Dienst sendet er ihm Studien zur polnischen Sprache zu (N. 39, N. 42 u. N. 43);<br />

<strong>Leibniz</strong> geht ausführlich darauf ein. Die Bitte um Sprachproben aus Russland wird im<br />

Herbst gegenüber dem Prinzenerzieher am Zarenhof, Heinrich van Huyssen, wiederholt.<br />

Schließlich ist Joachim Bouvet, der <strong>Leibniz</strong> einst (mit I, 15 N. 238) Vater-Unser-Proben<br />

der tartarischen Chinesen übersandt hatte, erneut Adressat einer Bitte um Sprachproben.<br />

11. Philosophie und Mathematik; Naturwissenschaft; Technik<br />

Ende Oktober <strong>1703</strong> schreibt <strong>Leibniz</strong> an Ezechiel von Spanheim (in N. 375) je m’occupe<br />

”<br />

[...] de temps en temps à mettre par ecrit quelques pensées que mes amis me solicitent de<br />

ne point laisser perdre‘‘: wie bereits eingangs angesprochen bringt dieses Jahr reiche Ausbeute<br />

vor allem auf dem Feld der Philosophie. Nicht zuletzt aufgrund der philosophischtheologischen<br />

,Turniere‘ am Lietzenburger Hof (vgl. Kapitel 7), die unsere Briefe freilich<br />

nur fragmentiert spiegeln. Auch wenn <strong>Leibniz</strong>, durch sein Beinleiden verhindert, nicht<br />

anwesend ist bei dem hitzigen Disput zwischen Pater Vota und den reformierten Hoftheologen,<br />

dessen Fama sich wochenlang, über mehrere Korrespondenzen, verbreitet (vgl.<br />

Kapitel 7 sowie Kapitel 8), scheint er selbst lebhafte Kontroversen ausgetragen zu haben.<br />

Zum Teil als Fern-Duell: über seinen Nachbarn beim Wirt Vincent, François d’Ausson<br />

de Villarnoux, erfährt <strong>Leibniz</strong>, die Königin habe Vota gegenüber von seinen (mündlich<br />

vorgetragenen) meditations sur la liberté et le destin‘‘ gesprochen; dies ist Anlass für<br />

”<br />

eine längere Diskussion über diese Frage aus dem Vorfeld der Theodicée. Dieser Auseinandersetzung<br />

gibt <strong>Leibniz</strong>, um wenigstens irgendwie bei Hofe präsent zu sein, Schriftform<br />

in Gestalt eines Briefes an sein Gegenüber; er geht der Königin zu. Bei der Verlesung im<br />

Hofkreis muss Protest von Seiten der Hofprediger Lenfant und Beausobre gekommen sein.<br />

Davon erfahren wir Monate später, als <strong>Leibniz</strong> Anfang August sein überarbeitetes petit<br />

”<br />

papier‘‘ mit N. 306 erneut d’Ausson zukommen lässt und dabei nicht nur die Reaktion<br />

der beiden Geistlichen, sondern deren Hilflosigkeit anspricht; beide seien — allerdings<br />

auch untereinander uneins — nicht in der Lage gewesen, ihre Gegenargumente zu formulieren.<br />

Vom Inhalt der Auseinandersetzung erfahren wir nur, Beausobre habe kritisiert<br />

” qu’on melât la raison avec la Theologie‘‘, hier entgegnet <strong>Leibniz</strong>, dem könne man nicht<br />

entgehen, zumindest bei der natürlichen Theologie qui est toute de la competence de<br />


einleitung LXXIX<br />

la raison‘‘. Da die Hofprediger seiner Anregung zu einer schriftlichen Niederlegung ihrer<br />

Position nicht nachkommen, ist die kleine Schrift ” Conversation sur la liberté et le destin‘‘<br />

(Druck in Reihe VI) das einzige, was von diesen Debatten geblieben ist.<br />

Ein anderer Text, fast zeitgleich ebenfalls für den Berliner Hof verfasst, nimmt seinen<br />

Ausgang von Hannover: von einem Vortrag im Hochsommer vor Kurfürst Georg Ludwig<br />

im Beisein von dessen Mutter sur la nature de la bonté et de la justice‘‘. Das erfahren<br />

”<br />

wir aus N. 308, einem Brief an Königin Sophie Charlotte, in dem <strong>Leibniz</strong> zugleich die<br />

schriftliche Ausarbeitung und deren Übersendung nach Berlin ankündigt. So verdankt<br />

auch die Méditation sur la notion commune de la justice‘‘ (Druck in Reihe VI) ihre<br />

”<br />

Überlieferung dem philosophischen Interesse am Lietzenburger Hof.<br />

N. 308 handelt auch von weiteren ” nouvelles discussions philosophiques‘‘, in die <strong>Leibniz</strong><br />

involviert ist: so die Auseinandersetzung um Substanzbegriff und prästabilierte Harmonie<br />

mit dem Benediktiner Lamy, die öffentlich ausgetragen wird, in der 2. Auflage von<br />

Lamys De la connoissance de soi-même und <strong>Leibniz</strong>’ Replik im Journal des Savants.<br />

Seit dem Spätsommer werfen auch die Nouveaux Essais sur l’entendement humain<br />

(VI, 6 N. 2) ihre Schatten voraus. Von <strong>Leibniz</strong>’ Auseinandersetzung mit Lockes Essay<br />

Concerning Humane Understanding erfahren wir aus einem Brief an Sophie Charlotte<br />

(N. 396) vom 17. November: Comme sa philosophie ne s’accorde pas trop avec la mienne<br />

”<br />

[...] j’ay fait des remarques là dessus en parcourant une partie de son ouvrage, lorsque<br />

j’allay à Brunsvick et Wolfenbutel. Et quand j’en auray le loisir j’acheveray le reste‘‘.<br />

Die Lektüre von Costes französischer Übersetzung führt <strong>Leibniz</strong> zu einer Kritik sowohl<br />

von Lockes methodischem Vorgehen als auch seinen Grundprinzipien. Die Königin wird<br />

dadurch zu eigener Lektüre angeregt; ihr Bekenntnis, sie finde Lockes Behandlung der<br />

” principes inées‘‘ sy bien combatu‘‘, dass sie schon auf <strong>Leibniz</strong>’ Gegendarstellung ge-<br />

”<br />

spannt sei (N. 414), führt ihn bereits im unmittelbaren Antwortbrief N. 418 zu einer<br />

ausführlicheren Darstellung des — Locke, der in der Mathematik nicht genug bewandert<br />

sei pour connoistre la nature des demonstrations‘‘ nicht geläufigen — Unterschieds zwi-<br />

”<br />

schen notwendigen/ewigen Wahrheiten und Tatsachen-/kontingenten Wahrheiten. Die<br />

ewigen, empirisch nicht beweisbaren Wahrheiten tirent leur source [...] de la lumiere<br />

”<br />

innée ou de la raison naturelle‘‘, ein Argument auch der Nouveaux Essais. Fast gleichlautend<br />

hatte sich <strong>Leibniz</strong> bereits kurz zuvor (in N. 412) gegenüber Thomas Burnett<br />

geäußert, mit Kritik auch an Lockes Substanzbegriff und an dessen Auffassung von Identität.<br />

Kurz: il y a une infinité de choses où je voudrois m’expliquer tout autrement que<br />

”<br />

Mons. Lock.‘‘


LXXX einleitung<br />

Falls diese Botschaft an Locke selbst gelangen sollte: Burnett, soeben aus monate-<br />

langer Bastille-Haft entlassen (vgl. Kapitel 2 und Kapitel 13), ist in unserem Berichts-<br />

zeitraum nicht die richtige Adresse. An seinem Zufluchtsort Genf ist er noch weitgehend<br />

abgeschnitten von dem, was in der gelehrten Welt und in England und Schottland vor<br />

sich geht und muss über Lockes Befinden sogar von <strong>Leibniz</strong> Auskunft erbitten. Aller-<br />

dings mit der Andeutung einer Neuigkeit: in Zusammenhang seiner Mitteilung über die<br />

Polemik seines Namensvetters Thomas Burnet gegen den Essay Concerning Humane<br />

Understanding berichtet er auch über eine (bereits früher an <strong>Leibniz</strong> versandte) Ver-<br />

teidigungsschrift für Locke. Die etwas mystifizierende Ausdrucksweise verbirgt, dass es<br />

sich um eine Autorin handelt: Catherine Trotter. Ein anderer Verbindungsweg zu Lo-<br />

cke zeichnet sich für <strong>Leibniz</strong> gegen Ende unseres Berichtzeitraums ab: über den durch<br />

Gottlieb Justus von Püchler vermittelten Kontakt zu Lady Damaris Masham (vgl. auch<br />

Kapitel 14).<br />

Vereinzelt kommen Elemente aus <strong>Leibniz</strong>’ philosophischem System auch in ande-<br />

ren Korrespondenzen zur Sprache: so das Uhrengleichnis gegenüber Henning Huthmann<br />

in N. 271, prästabilierte Harmonie und Substanzbegriff gegenüber Lorenzo Magalotti in<br />

N. 335. Von <strong>Leibniz</strong>’ Mitarbeiter Johann Friedrich Hodann ist zu erfahren, dass er den<br />

Auftrag hat, Definitionen für die ” Scientia generalis‘‘ zusammenzustellen.<br />

Schließlich ist zu erwähnen, dass <strong>Leibniz</strong> in N. 218 ähnlich wie bereits 1701 (I, 19<br />

N. 202) dem jesuitischen Chinamissionar Joachim Bouvet eine ausführliche Darstellung<br />

seiner wissenschaftlichen, d. h. (natur-)philosophischen und mathematischen Errungen-<br />

schaften gibt, mit Hinweis auf seine Auseinandersetzung mit den Cartesianern um Kraft-<br />

begriff und Bewegungsmenge und auf den Infinitesimalkalkül, der es nun ermögliche, ” de<br />

resoudre des difficultés, où la Géometrie n’arrivoit pas auparavant‘‘, zum Beispiel eine<br />

Gleichung für die Kettenlinie zu finden.<br />

Vor allem handelt N. 218 erneut ausführlich von der Dyadik, zu deren Interpretation<br />

Bouvets Vorgängerbrief (I, 20 N. 318) mit der Behauptung einer Analogie zu den Hexa-<br />

grammen der Fuxi-Ordnung eine neue Dimension eröffnet hatte und von <strong>Leibniz</strong> begei-<br />

stert aufgegriffen wird (vgl. Kapitel 12). Diese Entdeckung wird auch anderen hochrangi-<br />

gen Korrespondenten mitgeteilt, Pater Vota (in N. 203) und dem Pariser Académie-Präsi-<br />

denten Jean-Paul Bignon, der die Schrift Explication de l’Arithmétique binaire (Druck<br />

in Reihe VII) zum Druck in der Histoire de l’Académie Royale des Sciences beigelegt<br />

erhält.


einleitung LXXXI<br />

Weitere mathematische Themen betreffen (neben zwei Rezensionen, die <strong>Leibniz</strong> für<br />

die Acta eruditorum verfasst, vgl. Kapitel 13) die Osterterminberechnung für das Jahr<br />

1704, die als noch nicht gelöstes Problem (auch für das Berliner Kalenderwerk) mehrfach<br />

zur Sprache kommt (vgl. N. 97, N. 227, N. 305, N. 309 sowie Kapitel 7). Hilfestellung um<br />

” se conformer avec les Gregoriens‘‘ sollen die mathematischen Tafeln des an der Kurie<br />

mit Kalenderfragen befassten päpstlichen Sekretärs Bianchini geben, die <strong>Leibniz</strong>, nach<br />

komplizierter Übersendung, wohl im Frühjahr erhält (vgl. z. B. N. 147, N. 175, N. 188)<br />

und an die Berliner Sozietät und deren Astronomen Kirch weiterleitet (vgl. z. B. N. 309).<br />

In einem Brief an Huthmann (N. 271) wird Bianchini auch als Autor eines astronomischen<br />

Messgeräts dargestellt; Guidi schreibt ihm in N. 168 die Erfindung eines Instruments zur<br />

Erdbebenwarnung zu.<br />

Aus dem Gebiet der Technik ist die Fortsetzung des Austauschs zwischen <strong>Leibniz</strong><br />

und Schulenburg über Militärtechnik und Festungsbau zu erwähnen (N. 105).<br />

Schließlich kommen im Briefwechsel mit Hertel die botanischen Versuche des Wolfenbüttler<br />

Arztes und Naturforschers Burckhardt zur Sprache, die dieser bereits im Vorjahr<br />

in Form eines an <strong>Leibniz</strong> gerichteten Briefes (Druck in Reihe III) dargestellt hatte.<br />

12. Der Austausch mit China und <strong>Leibniz</strong>’ binäres Zahlensystem<br />

Die Korrespondenz mit den Jesuitenpatres in China setzt sich auch in unserem Band<br />

fort. Die Sendung Charles Le Gobiens vom 13. März <strong>1703</strong> (N. 174) mit dem Brief Joachim<br />

Bouvets zur Interpretation der Fuxi-Figur aus dem Yijing vom 4. November 1701 (I, 20<br />

N. 318 u. N. 319) und Jean de Fontaneys Brief vom 15. September 1701 (I, 20 N. 276)<br />

erreicht <strong>Leibniz</strong> am 1. April <strong>1703</strong> in Berlin. Noch im selben Monat erfolgen die Antworten<br />

an Bouvet (N. 218) und Fontaney (N. 220).<br />

<strong>Leibniz</strong> erfährt aus Bouvets Brief von dessen Begeisterung, zwischen seinem binären<br />

Zahlensystem und der Anordnung der 64 Hexagramme in der Fuxi-Figur (vgl. I, 20 N. 319)<br />

eine Analogie herstellen zu können. Mit <strong>Leibniz</strong>’ Dyadik sah sich Bouvet nun in der Lage,<br />

dieses Liniensystem von unterbrochenen und durchgezogenen Linien nicht nur entziffern,<br />

sondern mit dem Schöpfungsbericht der Genesis in Einklang bringen zu können So unverhofft<br />

sich für Bouvet auch die Analogie ergeben haben mag, die Verbindung hätte von<br />

ihm auch schon zu einem früheren Zeitpunkt gezogen werden können. <strong>Leibniz</strong> hatte an<br />

Grimaldi bereits Anfang 1697 von seiner Idee eines binären Zahlensystems geschrieben<br />

(vgl. I, 13 N. 321), und Bouvet hatte, wie aus seinem Brief vom 4. November 1701 (I, 20


LXXXII einleitung<br />

N. 318) hervorgeht, bereits damals diese Ausführungen zu Gesicht bekommen. In seinem<br />

Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 28. Februar 1698 (I, 15 N. 238) hatte er bereits die Überzeugung<br />

geäußert, ” la veritable clef‘‘ für die Entzifferung der Hexagramme gefunden zu haben.<br />

<strong>Leibniz</strong> wiederum arbeitete im Februar 1701, anlässlich seiner Aufnahme in die Pariser<br />

Académie des Sciences, an seinem Essay d’une nouvelle Science des Nombres. Noch<br />

vor dessen Fertigstellung hatte er am 15. Februar 1701 (I, 19 N. 202) Bouvet über seine<br />

Vorstellung eines binären Zahlensystems ausführlich geschrieben: ” Mais mon principal<br />

but, a esté [...] de Vous fournir une nouvelle confirmation de la religion Chrestienne à<br />

l’egard du sublime article de la Creation par un fondement, qui sera à mon avis d’un<br />

grand poids chez les philosophes de la Chine et peutestre chez l’Empereur même‘‘ (I, 19<br />

N. 202, S. 409). Es war ihm also (in seinem Brief an Bouvet) nicht primär um eine interne<br />

Anwendung in der Mathematik gegangen, vielmehr um eine mögliche theologische Implikation.<br />

Das binäre Zahlensystem spiegele die Dichotomie in der Schöpfung zwischen Gott<br />

und dem Nichts wieder. Da alle Zahlen aus 0 und 1 geschaffen werden können, sei dieser<br />

Mechanismus ein Symbol für die Schöpfung, der creatio ex nihilo. Dieser Brief erreichte<br />

Bouvet im November 1701, d. h. zu einem Zeitpunkt, als für diesen mittlerweile längst<br />

feststand, dass es sich bei der Fuxi-Figur um ein Wissenssystem handle, dessen Code sich<br />

mit Hilfe von Zahlen entziffern lassen müsse. Bereits ein Jahr zuvor, am 8. November<br />

1700, hatte Bouvet Le Gobien davon geschrieben (vgl. I, 20 N. 329). Le Gobien hatte<br />

<strong>Leibniz</strong> eine Kopie davon am 10. November 1701 zukommen lassen (vgl. I, 20 N. 328),<br />

d. h. acht Monate nach <strong>Leibniz</strong>’ Darstellung seines binären Zahlensystems für Bouvet.<br />

Der erste Briefpartner, dem <strong>Leibniz</strong> von diesem unverhofften Zusammentreffen seiner<br />

Dyadik mit der Fuxi-Figur berichtet, ist Vota. Der Anlass für <strong>Leibniz</strong>’ Schreiben<br />

vom 4. April (N. 203) ist die Weiterbeförderung eines Briefes der Kurfürstin Sophie an<br />

den Jesuitenpater. <strong>Leibniz</strong>’ Brief beinhaltet eine ausführliche Darstellung seines binären<br />

Zahlensystems. Offensichtlich noch stark unter dem Eindruck von Bouvets Mitteilung<br />

stehend, ist der Brief nicht nur im Ton als beinahe überschwänglich zu bezeichnen ( ” une<br />

chose fort surprenante‘‘, ” il y a de surprenant‘‘, ” une merveilleuse rencontre‘‘), auffällig<br />

ist vor allem, dass <strong>Leibniz</strong> die von Bouvet vorgenommene chronologische Einordnung<br />

von Fuxi innerhalb der biblischen Patriarchen übernimmt: ” et qu’il l’a même poussé à<br />

l’histoire de la Genese qui luy devoit estre connue, etant plus ancien que Moïse‘‘. Am<br />

7. April, also eine Woche nach Erhalt des Bouvet-Briefes, schreibt <strong>Leibniz</strong> an die Pariser<br />

Akademie. Sein Brief an Bignon (N. 207), ein Begleitschreiben zu seinem Brief an<br />

Fontenelle (Druck in Reihe II), ist knapp gehalten. Er erwähnt lediglich die von Bouvet


einleitung LXXXIII<br />

gemachte Entdeckung, dass sich mit Hilfe des binären Zahlensystems ein 4 000 Jahre altes<br />

chinesisches Schriftzeugnis entziffern lasse: ” et voila maintenant le dechifrement par le<br />

moyen des Européens‘‘. Dies nimmt er zum Anlass, bei der Académie eine zweite Fassung<br />

seines Essays einzureichen (vgl. Kapitel 11).<br />

<strong>Leibniz</strong>’ Antwortbrief wirft ein interessantes Licht auf die unterschiedlichen philosophischen<br />

Standpunkte beider Korrespondenzpartner. Beiden gemeinsam ist die Identifikation<br />

der chinesischen mit der christlichen Überlieferung aufgrund der hergestellten<br />

Analogie: die Fuxi-Figur als eine imago creationis. Bouvet versteht die binäre Schreibweise<br />

der Zahlen, philosophisch betrachtet, als Ausdruck von begrifflichen Dichotomien:<br />

” J’entens ici par Imparfait, non l’Imparfait absolu, mais l’Imparfait respectif, comme<br />

le repos par rapport au mouvement, le froid par rapport au chaud etc.‘‘ (I, 20 S. 539).<br />

Im übrigen ist diese Form der Interpretation keine rein europäische. <strong>Leibniz</strong> spricht von<br />

” imperfection‘‘ der Schöpfungen ( creatures‘‘) und setzt den Akzent anders, nicht im Sinne<br />

”<br />

pythagoreischer Dichotomien, sondern im Sinne von Unvollkommenheit, Begrenzung. Er<br />

unterstreicht noch einmal den großen Nutzen der binären Schreibweise der Zahlen für<br />

die Religion, gebe sie doch un symbol admirable de la creation‘‘ (S. 354), d. h. für die<br />

”<br />

Schöpfung der Dinge durch Gott einerseits und für das Nichts andererseits. Durch die<br />

Schöpfung erfährt das Nichts seine Begrenzung, umgekehrt ist das Nichts als Negation<br />

die Begrenzung der Geschöpfe ( creatures‘‘) in dem Maße, wie es gleichzeitig ihre Un-<br />

”<br />

vollständigkeit ( imperfection‘‘) darstellt. Ein Bild hierfür ist der Kreis, der durch seinen<br />

”<br />

Umfang ( circomference‘‘) begrenzt ist ( qui luy met son non-plus-ultra‘‘). Insofern ist es<br />

” ”<br />

auch für <strong>Leibniz</strong> höchst erfreulich, dass sich diese Darstellung der creatio ex nihilo in der<br />

Fuxi-Figur erkennen lasse.<br />

<strong>Leibniz</strong>’ Vorgehensweise bei der Interpretation dieser Figur ist folgende: Er nummeriert<br />

die einzelnen Hexagramme im Quadrat von links nach rechts und liest Zeile für<br />

Zeile ,europäisch‘ (S. 354). Diese Lesart erlaubt ihm, in der ersten Zeile die Zahlen von<br />

0 bis 7 in binärer Schreibweise wiederzuerkennen (S. 354). Diese Anordnung erscheint<br />

ihm ” parfaitement naturel‘‘ (S. 354). Sie spiegele nicht nur die europäische Lesart wieder,<br />

auch sehr alte orientalische Schriftzeugnisse (er erwähnt Tschelminar), würden von links<br />

nach rechts gelesen. D. h. die Lesart von links nach rechts könnte auch als Hinweis auf<br />

das Alter des Schriftzeugnisses geltend gemacht werden. Eine vergleichbare folgerichtige<br />

Anordnung kann <strong>Leibniz</strong> im Kreis nicht erkennen: ” Car l’ordre est un peu troublé dans<br />

le cercle‘‘ (S. 353). Davon ausgehend, dass der Kreis inhaltlich dem Quadrat entsprechen<br />

muss, beginnt er unten mit dem Hexagramm, das nur aus unterbrochenen Linien besteht,


LXXXIV einleitung<br />

zu lesen, markiert es mit 0 und nummeriert durch bis 31; die zweite Kreishälfte, ebenfalls<br />

unten beginnend, geht, da ohne 0, bis 32. <strong>Leibniz</strong> erhofft sich weitere Erkenntnisse<br />

über die genaueren Zusammenhänge der einzelnen Hexagramme bzw. zwischen den Hexagrammen<br />

und den Beschriftungen mit Hilfe eines sprachgeschichtlichen Wörterbuchs.<br />

Er verweist — zumindest im uns überlieferten Konzept — mehrmals mit Nachdruck<br />

auf die Bedeutung von sprachgeschichtlichen Zusammenhängen. Der sprachgeschichtliche<br />

Hintergrund sollte den ursprünglichen, authentischen Gedanken aufspüren. Ist das<br />

binäre Zahlensystem ein Instrument, die formale Struktur aufzudecken, so könnte eine<br />

fundierte Kenntnis der Sprachgeschichte die inhaltliche Struktur der Anordnung deutlich<br />

machen. Dennoch ist der sprachgeschichtliche Blickwinkel kein Widerspruch zu der Vorstellung,<br />

dass die Figur, d. h. die Hexagramme, ohne die chinesischen Zeichen, ein Bild<br />

der Schöpfung im Sinne des christlichen Dogmas darstellten. Die acht Hexagramme in<br />

der ersten Reihe lassen sich wie ein Schöpfungsbericht lesen. Angefangen mit dem Nichts<br />

(dargestellt durch 0), präsentiert jedes Hexagramm einen Tag der Schöpfung, wobei der<br />

7. Tag, der Sabbat, als vollkommenster dargestellt ist, da die 7 mit 111 wiedergegeben ist,<br />

d. h. ohne 0. Die Wiedergabe mit 111 ermöglicht zudem einen Bezug zur Trinität (S. 360).<br />

Bemerkenswert ist allerdings, dass <strong>Leibniz</strong>, anders als im Brief an Vota, mit keinem Wort<br />

auf die für Bouvet so außerordentlich wichtige chronologische Einordnung eingeht. Für<br />

Bouvet steht zweifelsfrei fest, dass Fuxi, der als erster Gesetzgeber Chinas gilt, mindestens<br />

vom Wissen der unmittelbaren Nachkommen Noahs Kenntnis hatte, wenn er nicht<br />

gar selbst in die Reihe der biblischen Patriarchen einzuordnen ist und damit kein Chinese<br />

wäre. Denkbar wäre zudem, dass eine entsprechende graphische oder semantische Deutung<br />

seines Namens ihn als eine Persönlichkeit identifiziere, die mit Hermes Trismegistos<br />

oder Henoch gleichzusetzen sei (I, 20 S. 542). Insofern kommt für Bouvet die Analogie<br />

zwischen der Dyadik und der Fuxi-Figur einer Offenbarung gleich, während <strong>Leibniz</strong> hier<br />

eher ein Instrument sieht, theologische Inhalte gleichzusetzen.<br />

Ein interessanter Punkt ist <strong>Leibniz</strong>’ Einwand gegenüber Bouvets Darstellung der<br />

Farben als Dichotomien von schwarz und weiß, die sich auch aus der Dyadik ableiten lasse<br />

(I, 20 S. 539 f.). Dem widerspricht <strong>Leibniz</strong> zunächst nicht: ” un exemple d’eclaircissement,<br />

où cette regle a lieu qui dit exemplorum non requiritur veritas‘‘ (S. 359). Dennoch weist<br />

er ausdrücklich auf die physikalischen Prismabeobachtungen hin. Wie wichtig ihm die<br />

Unterscheidung zwischen logischem Anschauungsbeispiel und tatsächlicher empirischphysikalischer<br />

Beobachtung ist, bezeugt das bereits erwähnte Fragment, in dem <strong>Leibniz</strong><br />

auf diesen Sachverhalt explizit eingeht (vgl. ebd. Erl.). Auch Bouvets scholastisches


einleitung LXXXV<br />

Verständnis seiner Dyadik ist für <strong>Leibniz</strong> nur mit Einschränkungen gültig. Er weist darauf<br />

hin, dass binäre Zahlenpaare nicht mit scholastischen Qualitäten wie etwa bei Suisset<br />

zu vergleichen sind (S. 360). Ausdrücklich hebt er hervor, welche Hoffnungen er in die mathematische<br />

Leistungsfähigkeit der Dyadik setzt. So glaubt er eine Möglichkeit gefunden<br />

zu haben, die Dyadik in der Zahlentheorie einzusetzen.<br />

Hatte <strong>Leibniz</strong> bereits in seinem Brief vom 15. Februar 1701 die theologischen Deutungsmöglichkeit<br />

des binären Zahlensystems betont, so weist er hier in dem uns überlieferten<br />

Konzept mehrmals explizit auf die Möglichkeit hin, die von Bouvet hergestellte<br />

Analogie als Instrument zur Evangelisierung zu nutzen. <strong>Leibniz</strong> verspricht sich hiervon<br />

eine außerordentliche Chance, das Interesse des chinesischen Kaisers am Wissensaustausch<br />

mit Europa neu zu beleben. Je crois que vous pourriés interesser adroitement<br />

”<br />

l’Empereur même dans cette recherche des arts; luy faisant connoistre que le moyen de<br />

perfectionner les arts de son pays est d’en donner des descriptions; et par ce moyen on<br />

pourra voir ce qui manque aux Chinois, pour le suppléer par le secours des Europeens‘‘<br />

(S. 349). Insofern ist es für ihn nur konsequent, wenn er den Weg der Evangelisierungsbemühungen<br />

der chinesischen Jesuitenmissionare unterstützt, ungeachtet aller Kritik:<br />

” Bien des gens n’ont pas esté contents de moy tant parmy les Protestans qu’en France,<br />

de ce que j’ay pris le parti de vos missions‘‘ (N. 220).<br />

13. Nova literaria<br />

Auch wenn <strong>Leibniz</strong>’ prominente Position in der Gelehrtenrepublik in mehreren Briefen<br />

angesprochen wird (vgl. z. B. N. 185, N. 254, N. 257, N. 354): nova literaria sind in unserem<br />

Band schwächer vertreten als sonst. Das entspricht <strong>Leibniz</strong>’ eigenem Empfinden: im Juni<br />

<strong>1703</strong> schreibt er, soeben aus Berlin nach Hannover zurückgekehrt, an den Helmstedter<br />

Fabricius (N. 261): ” Cum diu extra commercium literarium fuerim, partim ob valetudinem<br />

partim ob alia impedimenta, gratissimum erit, si Tuo beneficio in gratiam magis magisque<br />

redeam cum literaria republica, docearque quae in ea gerantur‘‘.<br />

Die Gründe dafür dürften vielfältiger Natur sein. Ob es wirklich die gesundheitlichen<br />

Probleme waren, die sich hemmend auf den Austausch in der Gelehrtenrepublik<br />

auswirkten, muss dahin gestellt bleiben; explizit erfahren wir allein aus <strong>Leibniz</strong>’ Brief<br />

an Bouvet von Mitte April, er sei eine Zeit lang quasi schreibunfähig gewesen. Im Vordergrund<br />

gestanden haben dürften die ” alia impedimenta‘‘, zu denen <strong>Leibniz</strong>’ Präsenz<br />

am Hof zu Berlin, seine intensive Beschäftigung mit der Ausarbeitung von ” méditations‘‘


LXXXVI einleitung<br />

für die Königin (vgl. Kapitel 11) ebenso gehört haben könnten wie die bereits angesprochene<br />

Dominanz der Politik (vgl. Kapitel 6). Dabei dürften die unruhigen Zeitläufte<br />

nicht nur einen Schwerpunkt der Nachrichten gebildet, sondern auch ganz konkret Einschränkungen<br />

der Kommunikation erzeugt haben: so erfahren wir aus Guidis Briefen aus<br />

den ersten Jahresmonaten von einer im Zuge der Truppenvergrößerungen der Seemächte<br />

von Seiten Englands ins Spiel gebrachten Forderung nach dem Verbot eines jeglichen<br />

” commerce des lettres‘‘ mit Frankreich sowie Spanien (vgl. z. B. N. 140). Hinzu kommen<br />

wohl <strong>Leibniz</strong>’ persönliche Schwierigkeiten des Postempfangs. Die lange Abwesenheit von<br />

Hannover macht sich bemerkbar. In Berlin unterliegt seine Korrespondenz, wie bereits<br />

in Kapitel 1 angesprochen, einer Überwachung. Zudem werden Briefe an ihn nur teilweise<br />

aus Hannover weitergeleitet: Knoche, der für die Weiterbeförderung sorgen soll,<br />

lässt größere Sendungen (N. 12: von Holland, Wien oder sonsten von weit entfernten<br />

”<br />

Ohrten‘‘) lieber auf der Post liegen. Jedenfalls hat <strong>Leibniz</strong> Grund, sich bei mehreren<br />

Korrespondenten (vgl. z. B. N. 271 u. N. 272) nach der Rückkehr für eine sehr verspätete<br />

Antwort zu entschuldigen.<br />

Auch ist nicht zu vergessen, dass <strong>1703</strong> mit dem Tod dreier <strong>Leibniz</strong>-Korrespondenten<br />

— im <strong>Januar</strong> Graevius und Gerhard Meier, im April Morell — der Abbruch langdauernder,<br />

zum Teil intensiver Briefbeziehungen fällt. Die über 30 Jahre hinweg geführte<br />

Korrespondenz mit Graevius reicht bis in die Mainzer Zeit zurück; die mit Meier zeichnet<br />

sich (abgesehen von dem Niederschlag, den sie einst in den Collectanea Etymologica<br />

finden soll, als einer der wenigen Briefwechsel, den <strong>Leibniz</strong> selbst zum Druck bestimmen<br />

wird) vor allem durch ihren Umfang aus; mit nahezu 150 erhaltenen Briefen rangiert sie<br />

in einer nach der Briefhäufigkeit geordneten Rangliste weit oben; die mit Morell hatte<br />

trotz dessen schwerer Erkrankung in den letzten Jahren an Intensität gewonnen. Alle drei<br />

Todesfälle spiegeln sich auch in Briefen unseres Bandes. Das Echo von Graevius’ Tod in<br />

der Gelehrtenrepublik leitet ein Brief Sebastian Kortholts weiter; in N. 254 erfolgt eine<br />

Würdigung durch Spanheim. Im Falle Meiers erfahren wir aus mehreren Korrespondenzen<br />

(Reinerding, Rhode, Pauli) von <strong>Leibniz</strong>’ mühsamer Suche nach einst für den Bremer<br />

Korrespondenten aus der Bibliotheca Augusta entliehenen Büchern und Handschriften<br />

(vgl. Kapitel 4) sowie seinem Interesse an dessen <strong>Bibliothek</strong>, die im Sommer <strong>1703</strong> zur<br />

Versteigerung kommt.<br />

” La mort de M. Morell [...] a allarmé toute la Republique des lettres‘‘ (N. 274): es ist<br />

der Tod dieses ” excellentis in re nummaria viri‘‘ (N. 272), der den größten Widerhall in der<br />

Korrespondenz findet, verbunden mit der Sorge um sein nachgelassenes numismatisches


einleitung LXXXVII<br />

Œuvre. Spanheim (N. 254) und Cuper (N. 257) wenden sich an <strong>Leibniz</strong> mit Fragen nach<br />

dem Stand der Arbeit und äußern die Hoffnung, Morells bisheriger Dienstherr, Graf<br />

Anton Günther von Schwarzburg-Arnstadt, werde dem Werk auch bei Vollendung durch<br />

einen anderen Gelehrten weiterhin sein Wohlwollen schenken. Spanheims Bitte, bei Graf<br />

Anton Günther hierfür vorstellig zu werden, erfüllt <strong>Leibniz</strong> mit N. 274; unter Berufung auf<br />

eine Reihe von ” habils hommes de la nation Germanique‘‘ wie Beger, Cuper, Spanheim<br />

und indem er vorschlägt, dessen einstigen Sekretär Schott mit der Arbeit zu betrauen.<br />

Offenbar vergebens: eine Antwort aus Arnstadt bleibt aus, wie <strong>Leibniz</strong> einige Monate<br />

später (mit N. 375; vgl. auch N. 382) bedauernd vermerkt; erst Jahrzehnte später (1734<br />

bzw. 1752) wird Morells Thesaurus zum Druck kommen.<br />

Ein Resultat hat die Angelegenheit aber doch: die Reaktivierung des in den letzten<br />

Jahren nur noch einseitig, von <strong>Leibniz</strong>’ Seite aus, geführten Briefwechsels mit Spanheim.<br />

N. 254 enthält neben dessen Bitte um die Morell-Erkundigungen und ein paar Bemerkungen<br />

zur Tagespolitik eine Vielzahl von nova literaria; sie gelten neben seinen eigenen<br />

Werken (mit Hinweis auf den — nicht zur Verwirklichung kommenden — Plan einer<br />

Fortführung seiner Observationes ad Juliani Imperatoris Opera) vor allem Neuerscheinungen<br />

und im Gange befindlichen Arbeiten aus seinem derzeitigen Wirkungsbereich als<br />

brandenburg-preußischer Gesandter, insbesondere Klassiker-Editionen aus Oxford und<br />

Cambridge (durch David Gregory und Grabe, Bentley und Küster), darunter auch die<br />

reich bebilderte Caesar-Ausgabe Clarkes (vgl. Kapitel 7). Über einiges davon berichtet<br />

auch — weniger detailreich, eher pauschal — Andrew Fountaines Brief N. 333. Fountaine<br />

selbst, dessen Numismata Anglo-Saxonica and Anglo-Danica kurz vor dem Abschluss<br />

stehen, weitet auf seiner Reise als Begleiter des Viscount Woodstock seine gelehrten<br />

Kontakte aus; in Cupers Briefen (N. 114, N. 257) wird sein Ruf als Numismatiker (vgl.<br />

bereits I, 20 Einleitung S. LXXI) weiter etabliert.<br />

Die Hauptquelle früherer Bände für englische nova literaria ist zur Zeit versiegt:<br />

Thomas Burnett kann nach seiner Freilassung aus der Bastille (vgl. Kapitel 2 und Kapitel<br />

11) allenfalls Nachrichten aus seinem derzeitigen Aufenthaltsort Genf liefern; mit dem<br />

Kommentar, hier gebe es nur wenige wahrhafte Gelehrte (unter denen er vor allem den<br />

Theologen Turrettini hervorhebt), aber sehr viele zweit- und drittrangige.<br />

Abgesehen von den Berichten zum politischen Geschehen und den verheerenden<br />

Erdbeben zu Jahresbeginn (vgl. Kapitel 6) finden sich in unserem Band kaum Nachrichten<br />

aus Italien: der einzige Brief Antonio Magliabechis (N. 236) diente wohl vor allem als<br />

Begleitschreiben für einen reisenden Engländer. <strong>Leibniz</strong>’ Antwort ist ausführlicher; seine


LXXXVIII einleitung<br />

Neuigkeiten beziehen sich vor allem auf ihm kürzlich zugegangene Neuerscheinungen.<br />

Zum wiederholten Mal (vgl. bereits I, 17 N. 357) regt er ein Lexikon technischer Begriffe<br />

für Italien an. Dass er hier die Kommunikation nach wie vor gern erweitert hätte, zeigt<br />

seine Bitte an den Italien-Reisenden Nomis (N. 367), ihm einen gelehrten Korresponden-<br />

ten aus Rom oder Venedig zu beschaffen ” qui fut porté à me donner de temps en temps<br />

des nouvelles de la republique des lettres, à qui je tacherois de rendre le reciproque‘‘.<br />

Mit der Bitte um Nachrichten wendet <strong>Leibniz</strong> sich auch nach Russland, an Hein-<br />

rich van Huyssen in N. 383: ” Vous m’obligeriés infiniment [...], si vous donniés quelque<br />

connoissance de l’Estat des Arts et Sciences du pays‘‘. Hinsichtlich Chinas hofft er zum<br />

wiederholten Mal auf Bouvet und die jesuitischen Missionare ” pour nous faire en echange<br />

des nostres les belles connoissances des Chinois, sur tout dans les arts‘‘ (N. 218, S. 348).<br />

Eine Bemerkung in Bouvets Vorgängerbrief (I, 20 N. 318) lässt ihn freilich befürchten,<br />

” que l’Empereur [...] ayant achevé de se satisfaire sur ce qu’il desiroit savoir de la<br />

Theorie de nos sciences, ne donne plus la facilité aux Europeens de l’entretenir sur ces<br />

matieres‘‘ (S. 348). So schlägt er erneut (vgl. bereits I, 19 N. 202) die Erstellung von<br />

Bildwörterbüchern des Chinesischen vor (und setzt Bouvets Auskunft, es gebe keine bi-<br />

linguen Verzeichnisse der chinesischen Schriftzeichen, eigene Lesefunde in Katalogen ent-<br />

gegen), fragt nach der Herstellung von Papier und Lettern, nach Lederimprägnierung,<br />

nach dem Auftreten von Krankheiten (Gicht, Syphilis, Steinleiden), nach Heilmitteln,<br />

nach der Seidenproduktion, bittet um Sprachproben, um Auskunft zur Geographie der<br />

Tartarei, zur Astronomie, zur chinesischen Überlieferung des Alten Testaments und zu<br />

unpunktierten hebräischen Codices. Auch dem kurzen Brief an Jean de Fontaney (N. 220)<br />

muss ein Fragenkatalog beigelegen haben; auch hier äußert <strong>Leibniz</strong> die Befürchtung, die<br />

Zeit dafür werde bald abgelaufen sein. Wieder drängt er darauf, den Kaiser dazu zu<br />

bewegen ” à faire faire les descriptions de tous les arts‘‘.<br />

Sieht man von den Korrespondenzen mit den in Paris weilenden jesuitischen China-<br />

missionaren (Le Gobien, Fontaney) ab, in denen <strong>Leibniz</strong> Nachrichten eher ausgibt als<br />

empfängt, so spiegeln allein die mit Jean Paul Bignon (vgl. Kapitel 11), Christophe<br />

Brosseau und François Pinsson die Kommunikation mit Frankreich. Die Briefe Brosseaus<br />

konzentrieren sich wie immer auf seine Funktion als Mittelsmann bei der Weiterbeförde-<br />

rung von Briefen (insbesondere zu Fontenelle und den Chinamissionaren), Aufträgen und<br />

Büchern ebenso wie in dienstlichen Angelegenheiten (vgl. Kapitel 2). Der einzige Brief<br />

Pinssons (der mit einem leichten Vorwurf wegen <strong>Leibniz</strong>’ längeren Schweigens beginnt)


einleitung LXXXIX<br />

berichtet von zwei benediktinischen prosopographischen bzw. bibliographischen Unter-<br />

nehmen: den in Arbeit befindlichen Annales Ordinis S. Benedicti Mabillons sowie der<br />

Neuauflage von Le Nourrys Apparatus ad Bibliothecam maximam veterum Patrum, die er<br />

<strong>Leibniz</strong> übersendet, zusammen mit einem Auktionskatalog der <strong>Bibliothek</strong> eines Pariser<br />

Advokaten. Eine Bemerkung gilt auch dem jansenistischen ” cas de conscience‘‘ der Theo-<br />

logischen Fakultät der Sorbonne. Zu den wenigen Nachrichten, die in mehreren Briefen<br />

erscheinen, gehört die Arbeit an der Histoire de l’Académie Royale des Sciences (vgl.<br />

N. 342, N. 355).<br />

Holland ist zwar nur durch Cuper, aber in seinen Briefen mit einigem Gewicht ver-<br />

treten (vgl. Kapitel 11), Dänemark nicht nur durch Otto Sperling (vgl. Kapitel 10),<br />

sondern auch durch Friedrich Adolf Hansen von Ehrencron, der die lang unterbrochene<br />

Korrespondenz mit N. 228 und der Weiterleitung eines Briefes aus Kopenhagen wieder<br />

aufnimmt. Von größerem Interesse scheint für <strong>Leibniz</strong> aber dessen vor kurzem beendete<br />

Tätigkeit als dänischer Gesandter in Madrid zu sein. So stellt er im Antwortbrief N. 270<br />

nicht nur eine Frage ” sur l’Estat present de l’Amerique Espagnolle‘‘, sondern lässt auch<br />

implizit die Hoffnung auf Information über die Gelehrten Spaniens, terra incognita der<br />

Gelehrtenrepublik, erkennen. Allerdings vergebens: die Korrespondenz wird nicht fort-<br />

geführt. Ebenfalls aus Kopenhagen und nach längerer Unterbrechung kommen von Hein-<br />

rich <strong>Wilhelm</strong> Ludolf ein paar Hinweise auf gelehrte Kontakte während seiner Orientreise<br />

1697–1700. Auch hier wird die Korrespondenz nicht weitergeführt; die Überlieferung lässt<br />

nicht erkennen, ob N. 401 <strong>Leibniz</strong> überhaupt erreicht hat.<br />

Schließlich das Deutsche Reich: auch von hier ist die Ausbeute (wenn man von<br />

der neu eröffneten Korrespondenz mit Cellarius absieht, vgl. Kapitel 10) eher mager.<br />

Schmidt berichtet von einer numismatischen Neuerscheinung, die er <strong>Leibniz</strong> mit N. 292<br />

übersendet. Mit seiner Befürchtung (N. 258) möglicher Folgen von Beichlingens Sturz<br />

(vgl. Kapitel 8) für dessen gelehrte Klienten Junius und Tentzel (die für den letzteren Fall<br />

realistischer ist als <strong>Leibniz</strong>’ optimistische Einschätzung in N. 260) thematisiert er zugleich<br />

die Auswirkung der Tagespolitik auf die Gelehrtenrepublik. Fabricius schildert in N. 266<br />

die Zustände an der Universität Altdorf in Zeiten des Krieges: fast alle Professoren haben<br />

die Flucht ergriffen. Von <strong>Leibniz</strong>’ präsumtiven Klienten Sebastian Kortholt und Johann<br />

Gröning kommen Aufzählungen ihrer Schriften und Arbeitsvorhaben, bei Kortholt zudem<br />

eine Bemerkung über den gelehrten Streit zwischen seinem Vater Christian Kortholt


XC einleitung<br />

und Baillet, den er selbst nun in der zweiten Generation weiterführt. Auch eine andere<br />

— theologische — Kontroverse erhält immer noch neue Nahrung: der terministische<br />

Streit, von dem <strong>Leibniz</strong>’ Neffe Löffler aus Leipzig berichtet (N. 421), zusammen mit<br />

Personalnachrichten von der Universität.<br />

Ergiebiger sind <strong>Leibniz</strong>’ Buch-Akquisitionen, in der Mehrzahl Geschenke. So über-<br />

sendet John Ker of Roxburghe mit N. 235 Cheynes Fluxionum methodus inversa, die<br />

<strong>Leibniz</strong> für das Oktoberheft der Acta eruditorum rezensieren wird. In deren November-<br />

heft erscheint seine Rezension der Neuauflage von Vivianis De locis solidis, das <strong>Leibniz</strong><br />

mit Widmung des Autors erhalten hatte. Über Otto Mencke erhält er Huygens’ Opuscula<br />

postuma (vgl. N. 225, N. 342) im Auftrag des Herausgebers de Volder. Über den einstigen<br />

Sekretär Johann Carl Schott lässt Spanheim ihm die Neuauflage seines Orbis Roma-<br />

nus (mit handschriftlicher Widmung) zusenden. Schott kümmert sich auch um <strong>Leibniz</strong>’<br />

Bücherwünsche aus Spanheims einstiger <strong>Bibliothek</strong>, jetzt Teil der Königlichen Biblio-<br />

thek zu Berlin (N. 382). Entleihungen sind auch aus der <strong>Bibliothek</strong> Johann Friedrich<br />

von Alvenslebens zu Hundisburg bezeugt. Von Cellarius geht <strong>Leibniz</strong> mit N. 360 dessen<br />

Sedulius-Edition zu, von Fabricius mit N. 423 dessen Via ad pacem ecclesiasticam. Gegen<br />

Jahresende stellt Gottlieb Justus von Püchler die Übersendung von Cudworths The True<br />

Intellectual System of the Universe in Aussicht, im Auftrag der Tochter des Autors, Lady<br />

Damaris Masham: der Auftakt zur Korrespondenz mit ihr (Druck in Reihe II).<br />

Püchler, Angehöriger der braunschweig-lüneburgischen Gesandtschaft in England,<br />

bietet sich auch an für die Neugestaltung der Buchbeschaffung aus England, die in den<br />

Monaten zuvor problematisch geworden war: mit N. 291 hatte Christoph Bernhard Cru-<br />

sen seine diesbezüglichen Dienste für <strong>Leibniz</strong> quittiert, mit der Begründung, es fehlten<br />

ihm die für die Bücherbesorgung nötigen Geldmittel. So bleibt auch die von <strong>Leibniz</strong><br />

schon länger (vgl. I, 20 N. 144) angestrebte Vervollständigung der Philosophical Trans-<br />

actions unsicher, auch wenn er Falaiseau (N. 219) und den hannoverschen Gesandten<br />

Ludwig Justus Sinold von Schütz selbst (N. 52) um Unterstützung bittet. Püchlers Er-<br />

kundigungen erweisen schließlich, dass nicht mehr alle Bände zu erhalten sind.<br />

In Paris sind es Pinsson und Brosseau, die sich um <strong>Leibniz</strong>’ Bücherwünsche küm-<br />

mern. Zu Jahresbeginn hatte er von Fontenelle eine Liste von mathematischen und physi-<br />

kalischen Neuerscheinungen aus Frankreich erbeten (Druck in Reihe II). Brosseau nimmt<br />

sich der Umsetzung an und übersendet die von Fontenelle ausgewählten Bücher mit<br />

N. 180; auch die sich seit längerem hinziehende Verschickung von fünf Handschriften aus


einleitung XCI<br />

der Schweiz, die La Loubère <strong>Leibniz</strong> zugedacht hatte, macht er zu seiner Angelegenheit<br />

(vgl. z. B. N. 123, N. 180).<br />

In Leipzig ist Löffler immer noch mit dem Versand von Büchern aus der Lange-<br />

Auktion befasst, die er in <strong>Leibniz</strong>’ Auftrag erworben hatte (vgl. N. 137). Verspätet trifft<br />

der erste Katalog der Versteigerung von Gerhard Meiers <strong>Bibliothek</strong> bei <strong>Leibniz</strong> ein, die<br />

ihm daher entgeht; er unternimmt einige Anstrengungen, um nachträglich an ein paar<br />

Lexika zu kommen. Seine Nachfrage bei dem Bremer Johann Eggeling (N. 325) verbindet<br />

er mit Erkundigungen nach dem Placcius-Nachlass. Der Katalog der zweiten Auktion<br />

geht ihm (mit N. 365) rechtzeitig zu, zumindest nach Aussage von Molanus (in N. 371)<br />

ist der Inhalt jedoch enttäuschend.<br />

Schließlich sind die Zeitschriften nicht zu vergessen. Im März erhält <strong>Leibniz</strong> die<br />

ersten drei Faszikel des in diesem Jahr neu begründeten Journals Nova Literaria Germaniae<br />

von den Herausgebern Peter Ambrosius Lehmann und Gottlieb Strasberg, mit der<br />

Bitte um Begutachtung; wenn er einige Monate später Magliabechi (in N. 355) gegenüber<br />

italienische Gelehrtenverzeichnisse anregen wird, wird er sich auch auf die Hamburger<br />

Aktivitäten beziehen.<br />

Während die Fortsetzung von Tentzels Monatlichen Unterredungen in der Curieusen<br />

Bibliothec nur in einer abfälligen Bemerkung Eckharts (in N. 75) zur Sprache kommt, nehmen<br />

die Acta eruditorum auch jetzt größeren Raum ein, insbesondere im Briefwechsel mit<br />

dem Herausgeber Otto Mencke. Das Spektrum reicht von der Fertigstellung und Lieferung<br />

einzelner Monatshefte über (vor allem aus England) eingegangene Neuerscheinungen<br />

(N. 342, N. 393) und Rezensionen (neben <strong>Leibniz</strong>’ eigenen die Vermittlung einer Besprechung<br />

auf Bitten Daniel Ernst Jablonskis; vgl. N. 315 u. N. 338) bis zu Menckes Gratwanderung<br />

zwischen der Wahrung eines klaren Profils ( de rebus physicis, Mechanis‘‘)<br />

”<br />

und seinem Bestreben, einen neu erschlossenen Korrespondentenkreis — schwedische<br />

Gelehrte — nicht zu verärgern durch Ablehnung eines diesen Rahmen überschreitenden<br />

Beitrags (vgl. N. 393). Wie immer spricht er sich gegen das Austragen heftiger gelehrter<br />

Kontroversen in den Acta eruditorum aus; sein bereits länger andauernder Ärger (vgl.<br />

z. B. I, 19 Einleitung S. LXXVII) über die Streitigkeiten zwischen den Brüdern Bernoulli<br />

findet auch jetzt Ausdruck (vgl. N. 99). Ganz entgegen dieser Gesinnung ist er aber durchaus<br />

bereit, einem im Vorjahr erschienenen Werk (Gronovius, Exercitationes Academicae<br />

in Nece Judae), in dem Leipzig schlecht wegkommt, öffentlich Kritik entgegenzusetzen:<br />

” Daher wir nicht umbhin gekont, im <strong>Januar</strong>io etwas weniges wieder ihn einzubringen‘‘<br />

(N. 225).


XCII einleitung<br />

14. Bureau d’adresse — Hofmann, Patron, Klient<br />

<strong>Leibniz</strong>’ Unterstützung, sein vermittelndes Eintreten sind auch in unserem Zeitraum auf<br />

mehreren Feldern gefragt; er ist Ansprechpartner für Anliegen aus der gelehrten Welt wie<br />

dem Umkreis der Höfe zu Hannover und Berlin, von Personen, die ihn als ihren Patron<br />

ansehen, ebenso wie Hof-Angehörigen, gleichrangigen und höhergestellten, bis hin zum<br />

Fürstenstand. Während seines Berlin-Aufenthaltes agiert er als Sachverwalter für Personen<br />

aus dem höfischen Umfeld Hannovers (und umgekehrt), so bei der Beschaffung von<br />

Bernsteinplatten, die über Mauro an den Abbate Steffani und weiter an die eigentliche<br />

Auftraggeberin, eine Gräfin Egmont, gehen (vgl. N. 100 u. N. 147). Zusammen mit Querini<br />

nimmt er die Interessenvertretung Guidis wahr bei dessen Versuch, sich dem preußischen<br />

König anzuempfehlen mit einer Panegyrik auf den Jahrestag der Königskrönung am 18.<br />

<strong>Januar</strong>. <strong>Leibniz</strong> wird um stilistische Beurteilung (und grammatikalische Korrektur) gebeten<br />

(vgl. z. B. N. 90); auch über den Vorgang der Sophie Charlottes Hofmusiker Ariosti<br />

anvertrauten Drucklegung wird er en detail unterrichtet — und über deren unerfreuliche<br />

Folgen. Denn das Werk bringt Guidi zunächst nichts ein außer überhöhten Druckkosten<br />

und langwierigen Auseinandersetzungen mit Ariosti; die erhoffte Belohnung des Hofes<br />

bleibt vorerst aus. In kaum einem der Guidibriefe aus den ersten Monaten des Jahres<br />

fehlt die Bitte, <strong>Leibniz</strong> möge sich um seine ” affaire‘‘ kümmern; noch kurz vor der Abreise<br />

von Berlin wird dieser deshalb erneut bei Requetenmeister Hamrath vorstellig (mit<br />

N. 247). Aber erst im September (vgl. N. 331) kommt Guidis lang erhoffte Belohnung in<br />

Gestalt einer Medaille. Umgekehrt erhält <strong>Leibniz</strong> von Guidi tatkräftige Unterstützung<br />

bei der Entkräftung des in Hannover umlaufenden Gerüchts, er sei bereits in den Dienst<br />

des preußischen Königs übergetreten (vgl. Kapitel 1).<br />

Bereits angesprochen (vgl. Kapitel 2 und Kapitel 6) wurde <strong>Leibniz</strong>’ Agieren, um<br />

die Position Sophie Charlottes in Sachen Ariosti an ihrem elterlichen Hof Hannover zu<br />

vermitteln und um dessen Abberufung vom Berliner Hof zu verhindern. Die Anfrage der<br />

Hofdame und Vertrauten der Königin, Henriette Charlotte von Pöllnitz, nach für Petschaften<br />

geeigneten Steinen aus Linsburg gibt er weiter an den cellischen Kommandanten<br />

in Nienburg, Hans Christof von Walthausen.<br />

Ebenfalls zur Entourage der Königin gehört in diesem Jahr zeitweise Fürstin Luise<br />

von Hohenzollern-Hechingen. Sie, die bereits früher <strong>Leibniz</strong>’ Dienste immer wieder in<br />

Anspruch genommen hatte (vgl. z. B. I, 19 Einleitung S. XLII f.), benötigt seine Hilfe<br />

nun in besonderem Maße. Der Spanische Erbfolgekrieg mit seiner Konzentration auf den


einleitung XCIII<br />

schwäbisch-bayrischen Raum und ein Zerwürfnis mit ihrem Ehemann haben sie praktisch<br />

heimat- und mittellos gemacht (vgl. N. 22). Bereits zu Jahresbeginn (N. 15) wird sie<br />

bei ihrem Karnevalsbesuch in Hannover von Kurfürstin Sophie als bien delabrée‘‘ und<br />

”<br />

” ravye de trouver un asile à Luxsenburg par la bonté de la Reyne‘‘ bezeichnet. Nach einigen<br />

Monaten, in denen sie am Hofleben zu Berlin/Lietzenburg teilnimmt (vgl. z. B. N. 70,<br />

N. 184, N. 265) und anscheinend eine Vertrauensposition bei der Königin gewinnt (wobei<br />

ein außenstehender Beobachter gewisse Spannungen im Verhältnis zu Fräulein von Pöllnitz<br />

feststellt; vgl. N. 61), ist sie im Herbst erneut unbehaust und in einer dramatischen<br />

Lage. Der Agententätigkeit für Frankreich beschuldigt, verlässt die Fürstin Mitte Oktober<br />

Berlin (vgl. N. 71), um einer Vorladung nach Wien zu entgehen und begibt sich incognito,<br />

in einer voiage [...] an avanturier ou prinscesse de roman‘‘, auf braunschweig-lüneburgi-<br />

”<br />

sches Gebiet (N. 379). Hier erbittet sie <strong>Leibniz</strong>’ Vermittlung eines Zusammentreffens mit<br />

Kurfürst Georg Ludwig in der Nähe seines Jagdschlosses Linsburg; es gelingt unter konspirativen<br />

Umständen (vgl. N. 377 u. N. 379). Auch Schriftstücke zu ihrer Rechtfertigung<br />

gehen durch <strong>Leibniz</strong>’ Hände (vgl. N. 379 u. N. 399), ebenso ein Brief an Königin Sophie<br />

Charlotte und Grüße an den ihr wohlgesonnenen Hof in Hannover. Unterstützung erhält<br />

die Fürstin auch aus Wolfenbüttel; im November findet sie Zuflucht im nahegelegenen<br />

Kloster Heiningen; auch jetzt ist sie sich ihrer Freiheit nicht sicher (vgl. N. 399).<br />

Eine tatsächliche Verhaftung unter dem Verdacht feindlicher Umtriebe, der Fall Thomas<br />

Burnetts of Kemney, kommt, wie bereits angesprochen (vgl. Kapitel 2), in unserem<br />

Zeitraum zu einem glücklichen Ende; auf <strong>Leibniz</strong>’ Initiative hin im Zusammenwirken der<br />

Fürstinnen in Hannover und Berlin.<br />

Der Unterstützung Königin Sophie Charlottes (vgl. N. 191) versichert er sich auch bei<br />

seiner Vermittlung des Wunsches Matthias Johanns von der Schulenburg nach Aufnahme<br />

in den Johanniterorden, den er in N. 237 dem Kanzler der Ballei Brandenburg Gisbert<br />

von Bodelschwing (gesprächsweise zuvor wohl schon deren Herrenmeister) unterbreitet.<br />

Schulenburg verbindet seinen Dank in N. 244 mit dem Bedauern ” je souhaiterois seulement<br />

d’avoir scu faire quelque chose d’Efficace pour votre service‘‘. Seine Aufnahme in<br />

den Orden, anscheinend nur noch eine Formsache, kommt freilich bis zum Ende unseres<br />

Zeitraums nicht zustande (vgl. N. 286 u. N. 298).<br />

Auch wenn nicht feststeht, ob <strong>Leibniz</strong>’ Zeugnis für einen ihm für den Hofdienst<br />

geeignet erscheinenden jungen Mann beim hannoverschen Schlosshauptmann Christian<br />

Ulrich von Hardenberg in unseren Zeitraum gehört, auch wenn offenbleiben muss, ob er<br />

den ihm von Tobias Pfanner mit N. 311 empfohlenen jungen Gelehrten mit weiteren Emp-


XCIV einleitung<br />

fehlungsbriefen für seine peregrinatio academica versehen hat, auch wenn eine <strong>Leibniz</strong><br />

angetragene Bitte um Fürsprache für einen Aspiranten des Magdeburger Domsyndikats<br />

nur indirekt aus N. 351 zu erschließen ist: die Fälle von tatsächlicher oder erbetener Patronage<br />

sind zahlreich. <strong>Leibniz</strong>’ Position zwischen Hannover und Berlin bringt ihm Ansuchen<br />

um Fürsprache an beiden Höfen ein, erschwert die Ausführung aber auch durch<br />

seine jeweilige Abwesenheit. Im Namen der Berliner Sozietät setzt er sich bei Staatsminister<br />

Alexander zu Dohna-Schlobitten dafür ein, dass Alphonse Des Vignoles, Pastor<br />

der französisch-reformierten Gemeinde der Stadt Brandenburg und Sozietätsmitglied, von<br />

seinen Predigeraufgaben entbunden wird, damit er im Interesse seiner historischen Arbeiten<br />

nach Berlin übersiedeln kann (vgl. N. 92, N. 169). Johann Gröning erhofft sich neben<br />

der Aufnahme in die Sozietät (vgl. Kapitel 7) auch die Vermittlung seines Vorhabens<br />

eines Kommentars zum Codex juris Justiniani am Berliner Hof. Philipp Müller versucht,<br />

über <strong>Leibniz</strong>’ Berliner Kontakte wieder in sein früheres Amt als Propst des Liebfrauenklosters<br />

zu Magdeburg zurückzukehren, das er im Vorjahr für eine Theologieprofessur<br />

in Jena aufgegeben hatte. <strong>Leibniz</strong> bringt das Anliegen bei dem Müller anscheinend wohlgesonnenen<br />

Minister Ilgen vor, stellt aber bald Aussichtslosigkeit fest: die Ernennung des<br />

Nachfolgers kann nicht rückgängig gemacht werden; Müllers Wunsch, neben diesem als<br />

” emeritus‘‘ weiter an seiner alten Wirkungsstätte zu leben, empfiehlt sich nicht. Auf ihn,<br />

den invasor‘‘ (N. 136), konzentrieren sich Müllers Invektiven — dem verborgen bleibt,<br />

”<br />

dass dahinter eine öffentlich nicht in Erscheinung tretende pietistische Interessenvertretung<br />

steht (vgl. N. 111 Erl.). Auf seine zusätzlich vorgebrachte Bitte um Fürsprache am<br />

hannoverschen Hof kann <strong>Leibniz</strong> nur entgegnen (N. 126): Hanoverae quid possim non<br />

”<br />

video‘‘.<br />

Auch Alexander Cunningham, der <strong>Leibniz</strong>’ Empfehlungsschreiben die Einführung<br />

am Hofe der Kurfürstin zu verdanken hat (N. 134, N. 143), sieht seine Hoffnungen auf<br />

weitergehende Patronage enttäuscht (vgl. N. 163). Dagegen dankt Melchior Daniel Meier<br />

für Fürsprache bei Kurfürstin Sophie, die ihm das Amt eines Vize-Archivars und Grenzsekretärs<br />

eingebracht hat (N. 172). Für Cornelius Dietrich Koch werden, wie bereits angesprochen<br />

(vgl. Kapitel 5), die letzten Hindernisse vor seiner Installierung als Professor<br />

für Logik und Metaphysik an der Universität Helmstedt beseitigt. Sebastian Kortholt,<br />

der sich nach eigenem Bekunden (N. 256) in <strong>Leibniz</strong>’ ” fidem et clientelam‘‘ begeben hat,<br />

bittet um Fürsprache für ein ” aulicum munus‘‘ für einen seiner Brüder, den Juristen Joel<br />

Johannes, der auch (wohl erst Monate später) der Überbringer dieses Briefes gewesen<br />

sein dürfte.


einleitung XCV<br />

Ein anderer Bruder, der Arzt Heinrich Christian Kortholt, bleibt in diesem Briefwechsel<br />

ungenannt; er stellt aber wesentlich höhere Anforderungen an <strong>Leibniz</strong>. Er überschwemmt<br />

ihn mit einer Flut von Briefen, in denen er flehentlich um Fürsprache bei seinem<br />

eigentlichen Patron, General Flemming, bittet, in dessen Diensten er seinen schon<br />

länger verfolgten Plan (vgl. z. B. I, 20 N. 432), nach Russland zu reisen, um das Amt<br />

eines Leibarztes des Zaren zu übernehmen, zu verwirklichen sucht. Kortholts Aussagen<br />

über ihm angetragene Chargen sind mit Vorsicht zu lesen (zu zeitgenössischen Zweifeln<br />

an seiner Glaubwürdigkeit vgl. z. B I, 20 N. 448); so ist auch nicht klar zu erkennen,<br />

ob Flemming ihn tatsächlich für seine Entourage vorgesehen hatte. Anfang <strong>1703</strong> haben<br />

sich ohnehin alle derartigen Hoffnungen erledigt: aufgrund einer Unterschlagung (deren<br />

eigentliches Opfer <strong>Leibniz</strong>’ langjähriger Korrespondent Nicolai von Greiffencrantz ist)<br />

sitzt Kortholt im Schuldturm zu Berlin. Durch einflussreiche Fürsprecher bei Hofe (insbesondere<br />

Graf Sayn-Wittgenstein-Hohenstein) wohl bald wieder auf freiem Fuß, ist er<br />

Flemmings Gunst dennoch zunächst verlustig; insbesondere aufgrund eines zusätzlichen<br />

Vergehens: dass er sich die Rolle eines polnischen Residenten angemaßt hat (vgl. N. 154).<br />

Auf die in rascher Folge eintreffenden Briefe mit dem immer gleichen Ansinnen reagiert<br />

<strong>Leibniz</strong>, indem er zunächst die andere Seite hört und Greiffencrantz’ Version (N. 138),<br />

die Kortholt in einem sehr ungünstigen Licht erscheinen lässt, diesem gegenüber kommentarlos<br />

referiert (N. 148), allerdings mit einem ambivalenten Schluss: einerseits der<br />

Empfehlung, Unterstützung bei der Verwandtschaft zu suchen, andererseits der Zusage,<br />

mit Flemming zu sprechen. Nachdem auch Kortholts Briefe (vermutlich) ab Anfang März<br />

wieder versiegen und er (mit Sicherheit vor <strong>Leibniz</strong>’ Abreise aus Berlin) wieder auf freiem<br />

Fuße ist, geistert er durch unseren Band über längere Zeit als Phantom: in der Flemming-<br />

Korrespondenz dient sein Name der Verschleierung von <strong>Leibniz</strong>’ eigenen Interessen (vgl.<br />

Kapitel 1). Erst gegen Ende des Jahres tritt er wieder selbst in Erscheinung: mit einem<br />

Brief (N. 428), in dem er — nach einigen Monaten am Hof zu Mecklenburg-Güstrow<br />

erneut in Berlin — versucht, sich <strong>Leibniz</strong> als politischer Informant anzudienen (offensichtlich,<br />

wie die Fortsetzung der Korrespondenz zeigt, nicht ohne Erfolg).<br />

Schließlich ist eine weitere ziemlich abenteuerliche Gestalt zu erwähnen: Friedrich<br />

Alhard von Oberg versucht in N. 120, <strong>Leibniz</strong>’ ” hochgeneigte assistentz‘‘ bei einer indischen<br />

Erbschaftsangelegenheit zu gewinnen.<br />

Nora Gädeke<br />

Sabine Sellschopp<br />

Regina Stuber


I. H A U S B R A U N S C H W E I G - L Ü N E B U R G<br />

<strong>Januar</strong> – <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong>


1. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 3. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [3.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Hannover Dep.<br />

84 A 180 Bl. 435–436. 1 Bog. 4 o . 2 1/2 S. Ohne Anrede und Unterschrift. Bibl.verm. —<br />

Gedr. (teilw.): Klopp, Werke, 9, 1873, S. 1–2 (ohne S. 4 Z. 13). 5<br />

A Hanover le 3 de Jeanvié <strong>1703</strong><br />

Mon fils l’Electeur me charg[e]a la poste passée de vous parler du choi d’un Pickelherin[,]<br />

mais pour moy j’ay des choses bien plus serieuses pour demender vostre pieux<br />

consail, c’e[s]t qu’il a pleu au Roy de Prusse de permettre que nostre congregation allemande<br />

reformée fasse une colecte dans son peis pour battir icy une esglise, et comme 10<br />

les misionaires coutent ordinairement beaucoup à envoier partout, si vous ne croiés pas<br />

que M r Diablonosqui ou Herr Selig voudrois bien choisir quelqu’un sur le lieu pour faire<br />

la colecte[,] on envoiroit d’icy un livre pour cela et on feroit de mesme en Hollande et<br />

en Angleterre, je crois qu’ils feront tant plus de pitié que les François leur refusent leur<br />

esglise, que dans le temps que je le commende pour faire la Saine avec les Allemands 15<br />

come cela c’e[s]t fait le premier de l’an, je le trouve peu christien[,] mais les Francoi le<br />

sont d’une autre maniere que les autres.<br />

Le grand paquet de Mad. Klenck n’estoit pas touchant un fief mais touchant de<br />

l’argant qu’une ville luy doit et que le Roy de Prusse luy a desja accordé, elle metra à<br />

ce que j’espere elle mesme bon ordre aux fiefs car elle est for grosse. 20<br />

Zu N. 1: K folgt auf Sophies Brief vom 30. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) und antwortet auf den S. 4 Z. 4 und<br />

S. 4 Z. 11 erwähnten, wohl Ende <strong>Dezember</strong> 1702 geschriebenen Brief, der Antwort auf Sophies Brief vom<br />

20. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) war. Beilage war die S. 4 Z. 13 erwähnte ” nouvelle‘‘. 7 f. Pickelherin: Gestalt<br />

der deutschen Komödie, vgl. Sophies Brief vom 30. <strong>Dezember</strong> 1702. 9 permettre: vgl. ebd. sowie<br />

Friedrichs I. Zusage vom 26. <strong>Dezember</strong> 1702 (Berner, Briefwechsel, 1901, S. 25 f., Nr. 44). 10 esglise:<br />

Der im Vorjahr genehmigte Kirchenbau (vgl. auch N. 4) wurde 1704/05 errichtet. 12 Diablonosqui:<br />

D. E. Jablonski. 12 Selig: Hofprediger in Berlin. 18–20 paquet . . . grosse: A. v. Klenckes Sendung<br />

war Beilage zu Sophies Brief vom 20. <strong>Dezember</strong> 1702; vgl. weiter N. 26 sowie N. 133.


4 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 2<br />

Come je ne suis pas du consail je ne scay point si l’Empereur demende des troupes<br />

de cette maison icy, car je n’en ay rien entandu.<br />

Je crois que ce n’est pas une bonté quant on nous envoit un medecein[.] par vostre<br />

lettre je juge que vous n’en avés pas trop affaire. il y a un joly offisié du Roy de Pologne<br />

5 icy[,] un Anglois nommé Richart[,] il parle toute sorte de langues et a esté un an à<br />

Constantinople[.] il espere que les affaires de son Roy hiront bien et qu’on ne le detronera<br />

pas[.] il ce va rechoffer en Angleterre pour quelque temps.<br />

J’ay mendé à Madame qu’on rit bien icy des pauvre menistres du Roy de France<br />

qu’ils ont peur de Bornet[,] que je ne scay où la ratte de ce bon homme ce seroit reduit<br />

10 si ce n’estoit pour aller convertir le P ce de Gale.<br />

Je vous remersie pour vos bons souhaits à cette nouvelle année[.] je vous en ferois<br />

aussi si Madame ne disoit Wünschen hülft zu Nichts.<br />

Je vous envoy la nouvelle de M r Frisendorf.<br />

2. JOHANN BARTHOLD KNOCHE AN LEIBNIZ<br />

15 Hannover, 3. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [5.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 481 Bl. 19. 4 o . Goldschnitt. 2 S. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen.<br />

1 demende: im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieges. 3 medecein: vermutlich Anspielung<br />

auf die Visite des Arztes Weise, den Königin Sophie Charlotte Ende <strong>Dezember</strong> 1702 zu <strong>Leibniz</strong> geschickt<br />

hatte; vgl. <strong>Leibniz</strong> an Sophie Charlotte, 30. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21). 4 lettre: nicht gefunden.<br />

5 Richart: vgl. N. 85. 6 detronera: wohl Anspielung auf das Vorhaben Karls XII.; vgl. auch N. 116.<br />

8 mendé à Madame: nicht ermittelter Brief an Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans. 9 Bornet:<br />

Th. Burnett of Kemney war seit dem 30. April 1702 in der Bastille inhaftiert. Zum Engagement der<br />

Kurfürstin für seine Freilassung vgl. etwa ihre Korrespondenz mit <strong>Leibniz</strong> seit September 1702 in I, 21<br />

und <strong>Leibniz</strong>’ Schilderung der Hintergründe von Burnett of Kemneys Befreiung in N. 412. 10 P ce : der<br />

im französischen Exil lebende Jakob Eduard Stuart, Sohn Jakobs II. von England. 12 Wünschen . . .<br />

Nichts: vgl. I, 13 N. 82. 13 nouvelle: nicht ermittelt.<br />

Zu N. 2: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief aus Berlin vom 26. <strong>Dezember</strong> 1702<br />

(vermutlich die Antwort auf Knoches vorangegangenen Brief vom 16. <strong>Dezember</strong> 1702, I, 21) mit dem S. 5<br />

Z. 7 erwähnten Beischluss und kreuzt sich mit einem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief von Anfang <strong>Januar</strong>,<br />

auf den N. 5 antwortet. Beigeschlossen waren die S. 5 Z. 12 genannte Sendung sowie weitere Briefe (vgl.<br />

N. 5). Die Antwort auf unser Stück, das <strong>Leibniz</strong> über die Hofpost zugestellt wurde, erfolgte vermutlich<br />

zusammen mit N. 5 durch einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom 19. <strong>Januar</strong> 1701 (vgl. N. 9).


N. 2 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 5<br />

Hannover d. 3 ten <strong>Januar</strong>ii. <strong>1703</strong><br />

Wohl Edler etc. Insonders Hochgeehrter Herr Geheimbter Rath,<br />

Ich wundsche Ew. Excellentz zu dieser neuen Zeit; Ein Glückseeliges fried- und<br />

reiches Neues Jahr, beständige Gesundtheit, hohes Alter, und was Ew. Excellentz nur<br />

selbsten zu wunschen begehren, vor allem aber so wündsche die Ewige Glori und herr- 5<br />

ligkeit. Nebst diesem So habe Ew. Excell. lezters Schreiben vom 26 Dec. 1702. wohl<br />

erhalten, und ist der Einschluß an Monsieur Bouquet von seiner Liebsten wohl bestellet,<br />

Ihrem reden nach, ist er bey der Armée, Man ist ihm aber bald zu Hannover vermuhten,<br />

Ich hette zu ende des vorigen Saeculo noch an Ew. Excellenz geschrieben, weill ich aber<br />

nichts sonderliches zu schreiben hatte undt auch keine Brieffe vorhanden wahren, habe 10<br />

ich es bis hirher verspahret, mit bitte Ew. Excell. werden so gütig seyn, und Ein liegenden<br />

Brieff an Mons. Zehen, bestellen zu laßen, worin 2 Brieffe von seiner Schwestern von<br />

Hameln, so mir zu geschicket worden, Es wird ihnen sehr daran gelegen seyn, Ich glaub<br />

Er wird mit Ihr o May st der Königin auch herüber kommen; der Cantzeley bothe und alle<br />

andere so am Neuen Jahre von Ew. Excell. eine verehrung zu genießen haben, hatten 15<br />

sich diesem Neujahr, auch ein gestellet, undt verlanget ihnen auch sehr nach Ew. Excellenz<br />

wiederkunfft; Morgen werde ich noch 2 fuder holtz bekommen, welche ich dan<br />

gegen Ew. Excellenz rückkunfft werde Sägen und klein machen laßen; von der bewusten<br />

Holtz Maus, werde anitzo nichts melden, weill sich nur Ew. Excellenz darüber (und zwar<br />

umb solche pagadell) chaggriniren. Die sachen wegen Augsbourg sind schon vor langer 20<br />

Zeit bestellet, daß es an niemand gefehlet, Schließlich So haben Ew. Excell. mir zwar<br />

geschrieben daß ich ja wochentlich 1 1/2 thaler bekähme, dem auch so ist, allein ich<br />

habe leyder nicht das geringste übrig, weill ich wegen meiner gesundheit, mich in kleine<br />

schulden gestecket, aber doch nun wieder bezahlet, ich habe auch schuhe machen laßen,<br />

7 Einschluß: wohl einer der beiden nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>briefe an den Chirurgen J. M. B. Bouquet,<br />

auf die dieser am 24. Februar <strong>1703</strong> antwortet (LBr. 101 Bl. 8–9, Druck in Reihe III). 8 bey der<br />

Armée: im Zusammenhang des Spanischen Erbfolgekrieges. Hannoversche Truppen standen 1702/03 im<br />

Rhein-Maas-Gebiet, vgl. Schnath, Geschichte, 3, S. 457 f. 12 Brieff: nicht ermittelt. 12 Schwestern:<br />

nicht ermittelt. 14 herüber kommen: Königin Sophie Charlotte reiste am 20. <strong>Januar</strong> zum Karneval<br />

nach Hannover. <strong>Leibniz</strong>’ vorgesehene Rückreise in ihrem Gefolge (vgl. z. B. N. 95, N. 96 u. N. 106) kam<br />

nicht zustande; seine Rückkehr nach Hannover verzögerte sich bis Anfang Juni <strong>1703</strong>. 14 Cantzeley<br />

bothe: nicht ermittelt. 19 Holtz Maus: Gemeint ist vermutlich Holzdiebstahl in <strong>Leibniz</strong>’ Hauswesen;<br />

vgl. auch N. 33. 20 wegen Augsbourg: vielleicht in Zusammenhang mit den von <strong>Leibniz</strong> zu beaufsichtigenden<br />

Arbeiten des Augsburger Kupferstechers J. U. Kraus für den hannoverschen Hof; vgl. Knoches<br />

Brief vom 16. <strong>Dezember</strong> 1702.


6 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 3<br />

undt dem Schuster bis zu Ew. Excell. rückkunfft vertröstet, womit er dan zu Frieden,<br />

Indeßen so verharre in tieffster affection<br />

Ew. Excell. unterthanigster JB. Knoche.<br />

3. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

5 [Hannover,] 6. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [1. 4.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84A<br />

Nr. 180 Bl. 431–432. 1 Bog. 8 o . 2 S. 1 Z. Mit geringfügigen Korrekturen. Ohne Anrede<br />

und Unterschrift. Eigh. Aufschrift. — Gedr.: Klopp, Werke, 9, 1873, S. 3.<br />

le 6 de Jeanvié <strong>1703</strong><br />

10 J’espere de vous revoir bien tost icy, où je vous ay souhaité pendant le sejour de<br />

my Lord Pajest, cependant je suis en admiration de toute les belles invantions du Roy<br />

de Prusse, et j’espere que S. M. m’envoira celon sa promesse toute les seremonies par<br />

où S. M. se va esterniser, on n’en fait pas moins tous les jours à la cour Palatine où<br />

M r l’Electeur cherche un pour couvrir sa table qui soit de calité et qui aura m<br />

2<br />

escus de<br />

15 gages, dont il ne luy manquera point la promesse, il n’y a que des Kamerher à la clé d’or<br />

qui porte sa viande et plusieur gardes l’accompagnent tous les jours à la messe, il a prest<br />

de 50 valets de chambre avec une clé de fer.<br />

A Monsieur Leibenitz à Berlin<br />

1 Schuster: nicht identifiziert.<br />

Zu N. 3: 10 revoir: Tatsächlich verschob sich <strong>Leibniz</strong>’ für die zweite <strong>Januar</strong>hälfte im Gefolge<br />

der Königin Sophie Charlotte geplante Rückreise bis Ende Mai. 11 Pajest: der englische Diplomat<br />

W. Paget, der auf der Rückreise von Konstantinopel Hannover besuchte, vgl. N. 86 und Schnath, Geschichte,<br />

4, 1982, S. 410 Anm. 38. 12 seremonies: zum Jahrestag der preußischen Königswürde vom<br />

18. <strong>Januar</strong> 1701 und insbesondere zum ” Ordenstage‘‘ des am 17. <strong>Januar</strong> 1701 gestifteten Ordens vom<br />

Schwarzen Adler; vgl. Berner, Briefwechsel, 1901, S. 25, Nr. 44.


N. 4 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 7<br />

4. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 10. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [3. 7.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

Nr. 180. Bl. 448–449. 1 Bog. 8 o . 2 1/2 S. Mit geringfügigen Korrekturen. Ohne Anrede.<br />

Eigh. Aufschrift. Bibl.verm. 5<br />

A Hanover le 10 de Jeanvié<br />

Je ne suis pas fachée que les deux Contesses ne seront pas icy à la foys qui ne<br />

ce resemblent en rien que par la gresse. c’e[s]t pour tousjour que l’Electeur a donné en<br />

Imprimé le previlege à ceux de nostre Religion d’avoir une esglise Francoise et Allemande<br />

icy de nostre religion, les Francoi sont si jalou des Allemands et ont peur qu’ils pourroient 10<br />

ce randre maitre de leur esglise, qu’il a falu louer une maison pour les Allemands où ils<br />

praichent. M r le Landgrave leur veut permettre de faire aussi une colecte chez luy à<br />

condision qu’on permette aussi chez nous une colecte pour une esglise Lutheriene qu’on<br />

va batir à Cassel[,] ainssi ses deux religions vont estre par tout en bonne amitié.<br />

J’espere que l’Esvesque de Posnanie aura reseu comme il doit la lettre du Cardinal 15<br />

Primat car si on oste la courrone au Roy de Pologne on luy ostera aussi sa religion qu’il<br />

n’a prise que pour estre Roy.<br />

Je suis bien aise que je vous verrés bien tost icy.<br />

S.<br />

La Reyne vous fera voir come va l’affaire de pauvre Bornet ses longue ennuante. 20<br />

Pour Monsieur Leibenitz.<br />

Zu N. 4: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief wohl von Anfang <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>, in<br />

dem jedenfalls von den Z. 7 erwähnten Gräfinnen die Rede war. 7 Contesses: Gemeint sein könnte<br />

die Reise von C. Kolbe Gräfin von Wartenberg zum hannoverschen Karneval (vgl. N. 133 und N. 17);<br />

die nicht reisende andere Dame ist nicht identifiziert. 9 Imprimé: Privileg Kurfürst Georg Ludwigs<br />

vom 30. Oktober 1702 (vgl. F. Geyken, 300 Jahre Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Hannover<br />

<strong>1703</strong>–2003 , hrsg. vom Presbyterium der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Hannover, Hannover<br />

2003, S. 49 f. mit Abbildung). 9 nostre Religion: das reformierte Bekenntnis. 12 Landgrave: Karl<br />

von Hessen-Kassel. 15 f. Esvesque . . . Primat: Ein an den Bischof von Posen M. ´ Swi¸ecicki gerichteter<br />

Brief des Kardinalprimas M. S. Radziejowski in seinem Konflikt mit König August II. (vgl. N. 106 und<br />

N. 109) wurde nicht ermittelt. 20 Reyne: Sophie Charlotte; Brief nicht gefunden. 20 Bornet:<br />

Th. Burnett of Kemney; zu den Bemühungen seit Juni 1702 um seine Freilassung aus der Bastille vgl.<br />

etwa <strong>Leibniz</strong>’ Korrespondenz mit La Rosiere sowie mit Kurfürstin Sophie seit September 1702 (I, 21).


8 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 5<br />

5. JOHANN BARTHOLD KNOCHE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 10. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [2. 9.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 481 Bl. 20–21. 1 Bog. 4 o . 3 S.<br />

Dero lezters Schreiben (worin ein brieff an Mons. Danneberg gelegen) habe ich wohl<br />

5 erhalten, undt daraus ersehen als wann Ew. Excellenz in etlichen Posten keine Brieffe<br />

von mir bekommen, so ich mich doch nicht erinnern kan, Es muß sie Mad lle Gehlhoff<br />

haben vergeßen mit zu schicken, den ich habe am 3 <strong>Januar</strong>ii A o <strong>1703</strong>. von hier ein dicken<br />

Brieff an Ew. Excell. geschicket, worin auch ein Brieff an Mons. Zehen, und übrige Brieffe<br />

an Ew. Excell. Allhier. Ubersende wiederumb 2 brieffe vor den einen habe mußen 4 gg<br />

10 geben.<br />

Es hat am verwichenen Montage Herr Tomas von Wiering auß Hamburg ein Zettul<br />

wegen überschickung der Advisen hergeschicket, von 2 Jahren, macht in allen 36 m.<br />

ich hette es wollen mit über schicken, alleine Ew. Excell. möchten es durch Ihre brieffe<br />

verwerffen, Es Passiret, sonderlich nichts neues Alß daß heute oder Morgen wirdt die<br />

15 Redoute angefangen werden; Ich habe mit Ulrichs Frau wegen Ulrichen geredet, gab sie<br />

zur Antwort, warum Ulrich dann nicht so wohl schreiben könte alß sie, und wüste sie<br />

ja die Uhrsach nicht warumb er nicht ein mahl geschrieben, weill ich Von Berlin weg<br />

gewesen, also wen er ihr was zu schreiben hette, solte er ihrs schreiben, so wolte sie<br />

ihm wieder antworten, der dörichte Wagner komt zum öfftern in unser Hauß und fraget<br />

20 wegen Ew. Excell. fleißig nach, Mons. Koch läßet sich Ew. Excell. nebst dienstl. Grüße<br />

Gehohrsahmst Empfehlen, die Frauw Baringe fraget auch fleißig wegen Mons. Eccards<br />

Zu N. 5: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief von Anfang <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>, dem der<br />

Z. 4 angesprochene, nicht gefundene Brief an C. J. Dannenberg beigelegen hatte, und wird vermutlich<br />

durch den nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom 19. <strong>Januar</strong> beantwortet, auf den N. 9 antwortet. Beigeschlossen<br />

war die Z. 9 genannte Sendung. 6 Mad lle Gehlhoff: in Kurfürstin Sophies Hofstaat für die<br />

Versendung der Post zuständig. 7 vergeßen: Verzögerungen konnten auch bedingt sein durch Kontrollen<br />

von <strong>Leibniz</strong>’ Post; vgl. N. 106. 8 geschicket: N. 2. 9 2 brieffe: nicht ermittelt.<br />

11 verwichenen Montage: 8. <strong>Januar</strong>. 12 Advisen: der von Th. von Wiering herausgegebene Hamburger<br />

R e l a t i o n s - Courier. 16 Ulrich: <strong>Leibniz</strong>’ Kutscher U. Gürgensohn. 17 f. ich . . . gewesen:<br />

Knoche hatte <strong>Leibniz</strong> im Juni 1702 nach Berlin begleitet, war aber bereits im Herbst wieder nach Hannover<br />

zurückgekehrt. 19 Wagner: G. Wagner. 20 Koch: vermutlich C. D. Koch. 21 wegen<br />

Mons. Eccards: <strong>Leibniz</strong>’ Mitarbeiter J. G. Eckhart war im Spätsommer 1702 bei J. H. von Flemming in<br />

den Dienst als Sekretär getreten.


N. 6 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 9<br />

nach, möchte gerne ein brieffgen von ihm haben, Indeßen so wündsche daß Ew. Excell.<br />

gesundt und Glückl. mögen zu hause an gelangen, und verharre 〈...〉<br />

Hannover d. 10 ten Janv. A o <strong>1703</strong><br />

6. LEIBNIZ AN JOHANN GEORG ECKHART<br />

Berlin, 13. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [25.] 5<br />

Überlieferung: L Abfertigung: LBr. 228 Bl. 255–256. 1 Bog. 8 o . 3 S.<br />

Monsieur<br />

Ma derniere lettre vous aura esté rendue sous le couvert de M. le Comte de Fleming.<br />

Mais j’ay balancé si je vous devois envoyer la cyjointe de M. Förster, par ce que<br />

j’avois vû des lettres de Thorn, qui faisoient esperer que M. le Comte pourroit bien tost 10<br />

revenir icy.<br />

J’ay pensé ouvrir la lettre, avant que l’avoir regardée; mais je me suis apperceu<br />

incontinent, qu’elle n’estoit pas à moy, ainsi je ne l’ay point achevé d’ouvrir, et je n’en<br />

ay rien lû.<br />

Zu N. 6: Aufgrund inhaltlicher Bezüge ist Eckhart als Adressat zu vermuten; die für diese Korrespondenz<br />

atypische französische Sprache findet sich auch im Vorgängerstück, <strong>Leibniz</strong> an Eckhart, 30.<br />

<strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21). Eine Antwort ist nicht überliefert; während Eckharts Berlin-Aufenthalt im Februar/März<br />

<strong>1703</strong> (vgl. N. 25 Erl.) dürfte die Kommunikation mündlich erfolgt sein. Beischluss war der<br />

Z. 9 erwähnte Brief N. Försters. 8 Comte de Fleming: J. H. von Flemming, in dessen Dienste Eckhart<br />

im vergangenen Spätsommer übergetreten war (vgl. die Eckhart-Korrespondenz vom August 1702 in<br />

I, 21). 9 cyjointe: vermutlich Försters Brief vom 29. <strong>Dezember</strong> 1702 (LBr. 228 Bl. 252–253), in dem<br />

ausstehende Geldforderungen (unter anderem für die Verpflegung Eckharts in Försters Haus) angemahnt<br />

und Eckharts hinterlassene Bücher zum Unterpfand erklärt werden. Auch in <strong>Leibniz</strong>’ Vorgängerbrief<br />

vom 30. <strong>Dezember</strong> 1702 ist von Forderungen Försters an Eckhart die Rede. Vom 14. März <strong>1703</strong> datiert<br />

ein Schreiben Eckharts wohl an Förster (LBr. 228 Bl. 259), in dem er sich mit dessen Bücherrechnung<br />

auseinandersetzt. Zu Eckharts Bestrebungen, seine in der Hand Försters verbliebenen Bücher zurückzuerhalten,<br />

vgl. z. B. N. 39. Weiter handelt Försters Brief vom Monathlichen A u s z u g , dessen Jahrgang<br />

1702 durch Eckharts Ortswechsel vorerst unabgeschlossen war. 10 lettres: Gemeint sein könnte u. a.<br />

Flemmings Brief aus Thorn vom 8. <strong>Januar</strong> (N. 87), in dem von einer eventuellen Reise nach Sachsen mit<br />

Abstecher nach Hannover die Rede ist.


10 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 7<br />

Au reste je suis avec passion<br />

Monsieur tout à vous <strong>Leibniz</strong><br />

Berlin 13 Janvier <strong>1703</strong><br />

P. S. La Reine espere partir le 20. Le Prince Royal et la Duchesse de Courlande iront<br />

5 aussi à Hanover.<br />

Je vous prie de marquer mes respects à Monsieur le Comte.<br />

7. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 13. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [4. 8.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

10 Nr. 180 Bl. 425–426. 1 Bog. 8 o . 1 3/4 S. Ohne Anrede und Unterschrift. Eigh. Aufschrift.<br />

Bibl.verm. — Gedr.: Klopp, Werke, 9, 1873, S. 3–4.<br />

A Hanover le 13 de Jean. <strong>1703</strong><br />

M r l’Electeur ce mocque de moy que je vous ay mendé de chercher un Picquelherin<br />

car il vouleut aussi que si vous l’eussiés fait, que vous auriés composé une hara[n]gue,<br />

15 pour faire à la Reyne pour la complimenter sur son arrivée à un si fameu theatre, ses<br />

gredins jouent à la ville au depand de l’Electeur pour divertir les masques avan que<br />

d’aller à la Ridoute, Nous esperons bien que la Reyne amenera toutte ses dames et que<br />

vous serés parmy elles pour vous tenir chodement.<br />

Le previlege de l’Electeur est imprimé qu’il a donné au reformés pour tousjour[.]<br />

20 M r le Landgrave veut aussi permettre une colecte chez luy à condition qu’on fera de<br />

mesme icy pour une Esglise Lutherine à Cassel ce que mon fils a accordé avec plesir.<br />

Pour Monsieur Leibenitz à Berlin<br />

4 partir: zum Karneval nach Hannover; vgl. z. B. auch N. 109.<br />

Zu N. 7: 13 Picquelherin: vgl. N. 1. 15 arrivée: die bevorstehende Ankunft der Königin<br />

Sophie Charlotte in Hannover zum Karneval. 19 previlege: vgl. N. 4. 20 Landgrave: Karl von<br />

Hessen-Kassel.


N. 8 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 11<br />

8. LEIBNIZ AN KURFÜRSTIN SOPHIE<br />

Berlin, 19. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [7. 10.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LBrF 16 Bl. 38. 8 o . 1 3/4 S. Mit einer Korrektur. Eigh. Anschrift<br />

nachgetragen. Bibl.verm.<br />

A Madame l’Electrice 5<br />

Madame<br />

Comme je suis un peu mal, je n’ay osé aller dans la suite de la Reine; et je suivray<br />

à mon aise; devant sur tout apprehender le froid dans l’estat où je me trouve: mais je<br />

feray mon possible pour me mettre bien tost aux pieds de V. A. E.<br />

La Reine portant tout avec Elle je n’ay rien à dire dans la lettre, si non que j’en 10<br />

ay receu une de Monsieur le Comte de Fleming de Thorn, du 8 de janvier, où regne sa<br />

gayeté ordinaire. Il se rejouit infiniment de ce que je luy mande que V. A. E. et la Reine<br />

se souviennent de temps en temps de luy agreablement et il adjoute qu’estant resolu de<br />

faire un tour en Saxe, il pourroit faire une petite echappate à Hanover s’il savoit que<br />

Vos Altesses Electorales et la Reine l’agreeroient. Il me semble que sans rien hazarder je 15<br />

pourrois bien l’en asseurer.<br />

Au reste je suis avec devotion<br />

Madame de V. A. E. le tres sousmis et tres obeissant serviteur <strong>Leibniz</strong><br />

Berlin 19 janvier <strong>1703</strong>.<br />

Zu N. 8: Die summarische Erwähnung der Kurfürstin am 24. Februar (N. 15) von ” toute vos agreable<br />

lettres‘‘ schließt vermutlich auch die nicht gefundene Abfertigung von L ein, die wohl von der königlichen<br />

Reisegesellschaft überbracht wurde. 7 mal: vgl. z. B. N. 95, N. 96, N. 109 mit Variante; <strong>Leibniz</strong>’ Beinbeschwerden<br />

werden als Ulcus-cruris-Leiden aufgefasst (vgl. Görlich, <strong>Leibniz</strong> als Mensch und Kranker,<br />

1987, S. 118 f.). 7 Reine: Königin Sophie Charlotte begann die Reise nach Hannover am 20. <strong>Januar</strong>,<br />

vgl. N. 109. 7 suivray: Tatsächlich verschob sich <strong>Leibniz</strong>’ Rückreise etappenweise bis Ende Mai.<br />

11 de . . . Fleming: N. 87. 16 asseurer: in N. 109.


12 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 9<br />

9. JOHANN BARTHOLD KNOCHE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 24. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [5. 12.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 481 Bl. 22. 4 o . 2 S.<br />

Ew. Excell. Schreiben vom 19 ten dito habe ich wohl erhalten, und daraus ersehen daß<br />

5 Ew. Excell. nicht wohl seyn welches mich dan von Hertzen leidt ist, wündsche also daß<br />

Ew. Excell. mögen bald wieder gesundt zu hause angelangen, weill ich zu nichtes kommen<br />

kan, und so verdrießl. lebe daß ich es nicht sagen kan, Im Übrigen so habe den kasten<br />

wovon Ew. Excell. geschrieben empfangen, und ihne in meine stube bey den andern Pack<br />

gestellet, sonsten passiret anitzo sonderl. nichts, als das man wöchentl. 3 mahl Redoute<br />

10 spielt, undt dan und wan Comoedie, Ich bitte Ew. Excell. wollen so gütig seyn undt<br />

eingelegten brieff an Mons. Zehen, durch Ulrichen bestellen laßen, weill ein brieff darin<br />

von seinem Papa, so mir nach Hannover gesendet ist, in meynung Mons. Zehe, währe<br />

schon zu Hannover, bitte allso Ew. Excell. wollen befehlen, daß es alsobald bestellet<br />

werde, weill mich Sein H. Vatter darumb gebeten, Unterdeßen werde mit Verlangen nach<br />

15 Ew. Excell. tägl. außsehen, und eine warme stube Parat halten, und verharre 〈...〉<br />

Hannover d. 24 ten Janv. A o <strong>1703</strong><br />

Zu N. 9: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief aus Berlin vom 19. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong><br />

(transportiert vermutlich durch das Gefolge Königin Sophie Charlottes auf der Reise nach Hannover)<br />

und wird vermutlich beantwortet durch den nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom 30. <strong>Januar</strong>, auf den<br />

N. 12 antwortet. Beigeschlossen war der Z. 11 genannte Brief. 5 nicht wohl seyn: Zu <strong>Leibniz</strong>’ Beinbeschwerden,<br />

mit denen er die Verschiebung seiner Rückreise nach Hannover begründete, vgl. N. 8 Erl.<br />

11 brieff: nicht ermittelt. 11 Ulrichen: U. Gürgensohn.


N. 10 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 13<br />

10. LEIBNIZ AN KURFÜRSTIN SOPHIE<br />

Berlin, 2. [Februar] <strong>1703</strong>. [8. 11.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LBrF 16 Bl. 37. 4 o . 1 2/3 S. Mit einigen Korrekturen. Eigh.<br />

Anschrift. Bibl.verm.<br />

A Mad. l’Electrice de Bronsvic à Hanover 5<br />

Madame Berlin 2 janvier <strong>1703</strong><br />

La rigueur du froid m’empeche d’entreprendre le voyage dans l’estat où je suis.<br />

Cependant M. le Comte de Fleming est arrivé icy avec Mad. la Comtesse; et de plus avec<br />

le P. Vota, ce qui rejouira la Reine pourveu qu’on le puisse disposer à aller à Hanover, car<br />

il est un peu incommodé de la toux, et son âge luy donne de la crainte. Il y avoit icy un 10<br />

jeune Milord Anglois ou plustost Irlandois, qui est allé à Hambourg avec son gouverneur<br />

qu’on peut appeller Jacobite, car je crois qu’il n’a point voulu prester des sermens. Ils ne<br />

paroissent pas tout à fait resolus de venir à Hanover. Il y a icy un Mons. Leigh (je crois)<br />

neveu d’un des milords qui ont protesté contre l’Acte fait en faveur de V. A. E. mais<br />

parce qu’il croyoit qu’on y diminuoit trop la Royauté. Ce jeune gentilhomme viendra 15<br />

à Hanover, avec son gouverneur M. Cunningham qui ne manque pas de savoir, et qui<br />

est même auteur, et sait plusieurs particularités; et a eu l’honneur autresfois de faire la<br />

reverence à V. A. E. Il viendra encor à Hanover un savant Anglois Monsieur Addison,<br />

Zu N. 10: Dass eine Abfertigung (nicht gefunden) zu L existierte, die vermutlich von A. Cunningham<br />

überbracht wurde, läßt sich aus N. 134 folgern; sie ist vermutlich in die Äußerung der Kurfürstin vom<br />

24. Februar (N. 15) über toute vos agreable lettres‘‘ einbezogen. Zu der — bereits durch die Erwähnung<br />

”<br />

von J. H. von Flemmings Ankunft in Berlin (vgl. Z. 8) nahegelegten — Korrektur der Monatsangabe vgl.<br />

N. 128 u. Erl. 8 arrivé: am 1. Februar (vgl. N. 130 Erl.). 9 aller: C. M. Vota war am 5. Februar zur<br />

Reise entschlossen, vgl. N. 11. 11 Milord . . . gouverneur: beide nicht identifiziert. 12 sermens: der<br />

im März 1702 verlangte Treueid auf die Sukzessionsregelung. 13 Leigh: John Campbell second duke of<br />

Argyll (Sept. <strong>1703</strong>), auch genannt Lord Lorne, dessen Tutor und Reisebegleiter A. Cunningham († 1737)<br />

war. 14 milords: nicht identifiziert. 14 l’Acte: der Act of Settlement von 1701. 16 Cunningham:<br />

vgl. seinen Dank für die Empfehlung in N. 134. 18 reverence: vermutlich eine Verwechslung mit dem<br />

Namensvetter Alexander Cunningham († 1730), der Kurfürstin Sophie im Oktober 1692 in der Göhrde<br />

seine Aufwartung gemacht hatte; vgl. I, 8 N. 55, N. 57 u. N. 318.


14 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 11<br />

bon poête Anglois et Latin, et qui a fait un joli ouvrage où il éclaircit les anciens poêtes<br />

par les medailles.<br />

Au lieu de M. Stepney (que le Roy de Suede n’a point voulu prevenu peutestre<br />

par Monsieur de Stralenheim qu’il estoit bon Saxon) la Reine envoye au Roy de Suede<br />

5 Monsieur Robinson, qui est venu en Suede ministre de la parole de Dieu, et en fin il est<br />

devenu resident et sera maintenant Envoyé. Ainsi il pourra parler au Roy de Suede non<br />

seulement de la part de la Reine, mais encor de la part de Dieu; Mais j’ay peur que le<br />

Roy de Suede dira qu’il parle à Dieu luy même. Car on se fait un dieu de ses impulsions.<br />

11. LEIBNIZ AN KURFÜRSTIN SOPHIE<br />

10 Berlin, 5. [Februar] <strong>1703</strong>. [10. 15.]<br />

Überlieferung: L Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

Nr. 180 Bl. 423–424. 4 o . 2 S. Mit geringfügigen Korrekturen. Bibl.verm. — Gedr.: Klopp,<br />

Werke, 9, 1873, S. 2–3.<br />

Madame Berlin 5 janvier <strong>1703</strong><br />

15 Le R. P. Vota s’est enfin resolu de faire le chemin d’Hanover pour avoir plustost<br />

l’honneur de faire sa cour à V. A. E. aussi bien qu’à la Reine, et pour retourner aussi<br />

plus tost à son Roy. Car il a de grandes correspondances en Italie ailleurs, et entre assez<br />

dans les affaires du Roy son maistre, pour le quel il est fort zelé, comme il est tres bien<br />

intentionné d’ailleurs.<br />

20 Je souhaiterois de pouvoir accompagner ce R. P. mais je trouve plus convenable<br />

d’attendre que la rigueur du froid soit diminuée. Car je trouve même en sortant sur la<br />

rue, que je m’en ressens.<br />

1 ouvrage: J. Addison, Dialogues (vgl. SV.) wurde erst später veröffentlicht. 4 Reine: Königin<br />

Anna von England. 6 Envoyé: J. Robinson, langjähriger englischer Resident in Schweden und später<br />

Bischof von Bristol und London, wurde am 13. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> außerordentlicher Gesandter und residierte<br />

in Danzig.<br />

Zu N. 11: L wurde von C. M. Vota übermittelt, der am 14. Februar in Hannover eintraf (vgl. N. 140).<br />

Wir korrigieren die Monatsangabe so wie im Brief N. 10, an den L anknüpft. Die Erwähnung von ” toute<br />

vos agreable lettres‘‘ durch die Kurfürstin am 24. Februar (N. 15) bezieht sich vermutlich auch auf unser<br />

Stück. 16 Reine: Sophie Charlotte. 17 Roy: August II. von Polen.


N. 12 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 15<br />

Le pere venant de me dire qu’il part, je n’ay pas le temps d’écrire à la Reine. Aussi<br />

le pere n’a-t-il pas me demander de lettre que pour V. A. E.<br />

Au reste je suis avec devotion<br />

Madame de V. A. E. le tres humble et tres obeissant serviteur <strong>Leibniz</strong>.<br />

P. S. Le P. Vota passe à Magdebourg pour faire encor sa Cour au Roy. 5<br />

12. JOHANN BARTHOLD KNOCHE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 6. Februar <strong>1703</strong>. [9. 14.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 481 Bl. 23–24. 1 Bog. 4 o . 4 S. Mit wenigen Korrekturen.<br />

Geringfügiger Textverlust durch Siegelausriss.<br />

Ew. Excellentz schreiben vom 30 <strong>Januar</strong>ii habe ich wohl erhalten und habe zuvor 10<br />

Augenbl. auff Ew. Excell. mit Freuden gewartet, Alleine es ist gantz contrair gekommen,<br />

Und hatte ich mir schon Hoffnung gemachet, daß, so Ew. Excell. nicht bald kämen, habe<br />

ich mit ehister gelegenheit, und zwar mit dem Berlinischen Leuten wieder mit nacher<br />

Berlin reisen wollen, dann mir die Zeit so Unerhört lang gewehret, daß es nicht zu sagen,<br />

In dehm ich nichts zu thun gehabt, ob ich zwar zum öfftern gezeichnet, oder gemahlet, 15<br />

so ist meine Farben, außgebrauchet, undt hat es mir also an L’argent gefehlet, bitte allso<br />

Ew. Excellenz wollen mir doch recht berichten, ob auff dero Ankunfft noch bald zu hoffen,<br />

sonsten ich (wen es Ew. Excell. nicht zu wieder,) mit dem Berlinischen Leuten wieder<br />

5 Magdebourg . . . Roy: Dorthin war Friedrich I. am 20. <strong>Januar</strong> gereist (vgl. N. 109).<br />

Zu N. 12: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief aus Berlin vom 30. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>,<br />

dem mehrere Briefe beigeschlossen waren, und wird vermutlich beantwortet durch den nicht gefundenen<br />

<strong>Leibniz</strong>brief vom 13. Februar <strong>1703</strong>, auf den N. 14 antwortet. Beilage war der S. 16 Z. 19 genannte Brief.<br />

11 contrair: <strong>Leibniz</strong> kehrte erst Anfang Juni <strong>1703</strong> wieder nach Hannover zurück. 13 Berlinischen<br />

Leuten: der Hofstaat Königin Sophie Charlottes, die zum Karneval nach Hannover gereist war.


16 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 12<br />

〈heraus〉 kommen werde; Im übrigen so habe eingeschloßene Brieffe so wohl auf die Post,<br />

als an der Königin May t Leib Kutscher wohl bestellet, vor zweyen Tagen, habe mit Mons.<br />

Dannenberg, oben bey H. Eccards stube die thüre versiegelt, mit Mons. Dannebergs<br />

Pittschafft; Ich habe den Brieff von Mons. Le chavalier Fontaine gar Späth empfangen,<br />

5 und hat er mir den Brieff selber in die hand gegeben, Er hätte so gerne mit mir reden<br />

wollen, wegen der fürm Jahre Berlinischen reise, Alleine es wahr ihm sowohl verbothen,<br />

alß mich mit ihm zu reden, Uhrsache, weill wir einander nicht verstehen können, Ich<br />

habe ihm aber nach meiner wenigkeit, auff Teutsch, wegen überbringung des Brieffes,<br />

gehorsambst, gedancket; weill Ew. Excell. keine brieffe weiter zu senden verlanget, so<br />

10 habe doch mit wenigem melden wollen, daß 2. oder 3. Brieffe alhier noch auff der Post<br />

liegende, wofür aber ein hauffen Geld soll auß gezahlet werden, ich glaube, sie seyn von<br />

Holland, Wien, oder sonsten von weit entfernten Ohrten, Sonsten, habe ich etliche kleine<br />

Päckgens so allhier in der Nähe seyn geschicket worden, alß Helmstädt Wolffenbüttel<br />

oder Hildesheimb, die man nicht wohl kan Ew. Excell. zu schicken. Schließl. so wündsche<br />

15 Ew. Excell. eine baldige und gute Beßerung, wie es Ew. Excell. selbsten nur wündschen<br />

mügen, und verharre 〈...〉<br />

Hannover d. 6 ten Februarii A o <strong>1703</strong><br />

P. S. Ich bitte gehorsahmst, Ew. Excellenz wollen so gütig seyn, und Einliegenden<br />

brieff an Mons. Zehe, durch Ulrichen bestellen zu laßen, ich habe auff den letzten brieff<br />

20 annoch keine Antwort, Undt so ich Ew. Excell. bitten dürffte, daß sie mir die güte erweisen<br />

wollen, undt mir etliche Scheiben in folio, von dem Berlinischen weißen feinen Glase,<br />

durch Ulrichen kauffen zu laßen, ich werde es mir von hertzen gerne wieder abrechnen<br />

laßen, es müste es aber Ulrich wohl verwahren, daß es nicht zerbrochen werde, (ich habe<br />

es groß nöthig, vor meine Gemählde oder Portraite zu gebrauchen, es muß aber rein seyn<br />

25 daß keine fehler im Glaß seyn, sonsten es das gantze gemählde kein ansehen machet[)],<br />

hiemit sage ich mein gebührendes und unterthäniges Adieu etc.<br />

1 Brieffe: nicht identifiziert. 2 Leib Kutscher: nicht ermittelt, vgl. N. 14. 3 thüre versiegelt:<br />

vgl. N. 13. 4 Brieff: nicht gefunden; vgl. N. 179 Erl. 10 Brieffe: nicht identifiziert. 13 Päckgens:<br />

darunter vielleicht N. 115 u. N. 125. 19 brieff . . . Zehe: nicht ermittelt. 19 letzten brieff: vgl. N. 9.


N. 13 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 17<br />

13. CONRAD JOHANN DANNENBERG AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 10. Februar <strong>1703</strong>.<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 195 Bl. 52. 1 Bl. 4 o . 2 S.<br />

HochEdler, Vest und Hochgelahrter Hochgebietender Herr.<br />

Eurer Excell. zu zweyen mahlen an mich abgelaßenen schreiben zu schuldigster folge 5<br />

habe die siegele für und an den thüren, unten und oben mit Bartholden in augenschein<br />

genommen, und selbige annoch unverletzt allenthalben gefunden, auch die thür bey<br />

H. Eccards stuben annoch versiegelt, Die uhrsache aber warumb auff Ihro voriges nicht<br />

soforth geantwortet ist, weil der LehnSecretarius Hugo von einem tage zum andern mich,<br />

unter Vorgeben, daß er einen Zettel vom Juden an Eur. Excell. mihr, umb selbes mit zu 10<br />

überschicken, zustellen wolte, hingehalten, bis dato aber derselbe mihr nichts eingereichet,<br />

und ich also nicht länger mit antwort mehr verzögern wollen. Es lauffen die brieffe 14<br />

tage, auch wol 3 wochen nach dem dato ein, daß ich nicht gedencken kan, wo selbe unter<br />

weges so lange auffgehalten werden mögen, wie mit diesen letzten beyden geschehen. Ein<br />

Englischer Abgesandter ist für weinig tagen alhie ankommen, und gestern solenniter zur 15<br />

audientz und taffel auffgeholet worden, welches negst offerirung schuldigsten gehorsambs<br />

vermelden sollen alstets verharrend<br />

Eurer Excellence Dienstgehorsamster<br />

Hannover am 10. Februarii <strong>1703</strong>. Conrad Johan Dannenberg<br />

Zu N. 13: Unser Stück, mit dem die überlieferte Korrespondenz endet, folgt auf Dannenbergs Brief<br />

vom 2. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) und antwortet auf zwei nicht gefundene <strong>Leibniz</strong>briefe wohl von <strong>Dezember</strong><br />

bis Anfang <strong>Januar</strong> (vgl. Z. 5 Erl.) aus Berlin. K war vielleicht Beischluss zu N. 135. 5 schreiben:<br />

darunter der in N. 5 erwähnte <strong>Leibniz</strong>brief wohl von Anfang <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> aus Berlin. 6 Bartholden:<br />

J. B. Knoche. 8 versiegelt: vgl. N. 12. 10 Juden: vermutlich L. Berens. 12 f. Es lauffen . . . ein: zu<br />

Verzögerungen in <strong>Leibniz</strong>’ Postverkehr vgl. z. B. auch N. 5. 15 Abgesandter: Gemeint ist vermutlich<br />

der Sondergesandte Charles Finch earl of Winchilsea, vgl. Schnath, Geschichte, 4, 1982, S. 52.


18 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 14<br />

14. JOHANN BARTHOLD KNOCHE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 20. Februar <strong>1703</strong>. [12. 16.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 481 Bl. 25–26. 1 Bog. 4 o . 3 S.<br />

Ew. Excellentz schreiben vom 13. Febr. habe wohl erhalten, und daraus mit Freu-<br />

5 den ersehen, daß Ew. Excell. werden bald zu rück kommen, Es ist fast alle tage Jemand<br />

gewesen, so nach dero Ankunfft gefraget, es hat auch der H. Vice Canzler nach fragen<br />

laßen; Mons. le Chevalier de la Fontaine ist annoch hier, wie lang er aber sich noch hier<br />

wird auffhalten weis man noch nicht gewis; Und Mons. Bouquet ist anitzo hier, so ich von<br />

seiner Liebsten vernommen, und wird er Ew. Excell. bey dero Ankunfft schon auffwarten,<br />

10 Ulrichs Frau hat zwar an Ulrichen geschrieben, daß sie wolte hinüber kommen, Alleine<br />

es wahr ihr Ernst nicht; sie wolte nur hören, was er darauff würde antwordten, Wegen<br />

der Ihro Mayt die Königin Abreise von hier ist noch nicht gewiß, wie bald, ich war vor<br />

wenig Tagen bey dem Leibgutscher, der mir dann sagte, daß sie künfftige woche (wann<br />

die Redoute vorbey) wieder von hier reisen würden, Ob es nun wird dabey bleiben, lehre<br />

15 die Zeit, Ew. Excell. haben sehr wohl gethan, daß sie den wagen gekaufft haben, damit<br />

sie desto commoder konnen reisen, alleine Ihren sitz oder stuhl wird es auff der rückreise<br />

keinen vorthel geben, wenn er nicht wird gebraucht werden, Ich habe es Mons. Zehe geschrieben,<br />

daß er die Brieffe nicht künfftig solte so groß machen; bitte dienstl. doch noch<br />

diesen Brieff an ihn bestellen zu laßen, er hat mir darumb gebeten, Im Ubrigen so habe<br />

20 heute wieder 2 fuder Holtz bekommen, habe also nun 6 fuder ingesamt bekommen, und<br />

so man das Übrige als 7 Fuder nichts auch bald einfodert, mochten sie es uns hernach<br />

vorenthalten, sonsten passiret sonderlich nichts[.] es sind diese Woche die Zellische Ministre<br />

benebst Ihro Dhl. dem hertzoge von Zell hier gewesen, seyn aber schon wieder weg,<br />

Zu N. 14: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief aus Berlin vom 13. Februar <strong>1703</strong><br />

und wird vermutlich beantwortet durch den nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom 24. Februar, auf den<br />

N. 19 antwortet. Beischluss war der Z. 19 angesprochene Brief. 6 Vice Canzler: L. Hugo. 8 anitzo<br />

hier: vgl. N. 2. 10 Ulrichen: <strong>Leibniz</strong>’ Kutscher U. Gürgensohn, der sich mit <strong>Leibniz</strong> in Berlin aufhielt.<br />

12 Abreise: Die vorzeitige Rückreise Königin Sophie Charlottes nach Berlin erfolgte am 24. Februar<br />

(vgl. N. 153). 13 Leibgutscher: nicht ermittelt; vgl. N. 12. 16 sitz: zu <strong>Leibniz</strong>’ selbst entworfenem<br />

Reisesitz vgl. z. B. I, 19 N. 143, N. 304. Noch im Sommer <strong>1703</strong> befand sich der Reisesitz in Berlin; vgl.<br />

z. B. N. 41. 23 hier gewesen: vgl. N. 122 u. N. 140.


N. 15 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 19<br />

Ich habe Ew. Excell. nochmahls wegen des Glases eine Erinnerung thun wollen, Mons.<br />

Zehe wird es Ulrichen schon sagen, wo es am besten zu finden, Indeßen verharre 〈...〉<br />

Hannover d. 20 ten Febr. A o <strong>1703</strong>.<br />

15. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 24. Februar [<strong>1703</strong>]. [11. 17.] 5<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

Nr. 180 Bl. 437–438. 1 Bog. 4 o . 3 S. 2 Z. Ohne Anrede und Unterschrift. Bibl.verm. —<br />

Gedr.: Klopp, Werke, 9, 1873, S. 4–5.<br />

A Hanover le 24 de Feverié 1<br />

Je prans tant de plesir en vostre conversation que je n’aurois pas esté si longtemps 10<br />

sans repondre à toute vos agreable lettres si je ne vous avois creu en chemin pour revenir,<br />

mais apresent que la Reyne retourne par ordre du Roy[,] apres que nous avons chicané<br />

autant que nous avons peu[,] je ne doute point que vous resterés encore quelque tems<br />

avec elle et que vous ne serés point regardé comme un homme suspect, pour moy j’ay<br />

mendé au Roy de Prusse qu’on ne cettoit point attendu qu’il nous feroit une querelle 15<br />

d’Almand pour faire rire nos Ennemis[,] mais il parroit que cela ne l’a point defaché et il<br />

semble aussi que Bernsdorf ne soit pas faché qu’il y ait noise pour son propre interest, Je<br />

1 〈Daneben von L e i b n i z ’ Hand:〉 <strong>1703</strong><br />

Zu N. 15: K bestätigt den Erhalt von ” toute vos agreable lettres‘‘, vermutlich N. 8, N. 10 und N. 11,<br />

und kreuzt sich vermutlich mit N. 17. K wurde wohl in dem ” grand paquet‘‘ übermittelt, das die Kurfürstin<br />

laut N. 22 H. Ch. von Pöllnitz bei der Rückreise Königin Sophie Charlottes mitgab und auf das sie<br />

am 7. März noch keine Erwiderung hatte. Beigeschlossen waren die S. 20 Z. 1 erwähnten Briefe P. de<br />

Falaiseaus. 12 retourne . . . chicané: Die Königin war infolge der politisch-militärischen Spannungen<br />

zwischen Brandenburg-Preußen und Braunschweig-Lüneburg-Hannover sowie -Celle vorzeitig zurückgerufen<br />

worden und brach am 24. Februar auf; zu Mutmaßungen während der vorhergehenden Wochen<br />

über ihren Abreisetermin vgl. die gleichzeitigen Mitteilungen G. Guidis. 15 mendé: Kurfürstin Sophie<br />

an König Friedrich I., 17. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> (Berner, Briefwechsel, 1901, S. 31). 17 interest: Zu Differenzen<br />

über den Grenzverlauf zwischen Brandenburg und Braunschweig-Lüneburg-Celle kam es häufig<br />

im Bereich der Herrschaft Gartow, die seit 1694 im Besitz des cellischen Premiers A. G. von Bernstorff<br />

war.


20 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 16<br />

vous envoy les lettres de Falaisesau à quoy je responds peu de chose, mais je luy donne<br />

delicatement à entandre qu’il a esté bon paintre, car le bon my Lord Winselsay paise<br />

fort à la main avec tout mon scavoir faire j’ay de la paine à l’entretenir[,] ce n’est pas<br />

de mesme avec le Pere Vota dont j’admire la vivasité. je crois qu’il l’a maintenue à ne<br />

5 s’apliquer pas trop à la controverse dont il ne s’acquite pas trop bien, mais sur des autre<br />

matieres sa conversation est admirable et vive[.] Ser Roulant Guin est en Hollande et me<br />

veut voir icy. il a esté mambre du dernier Parlement et le plus fervant pour la succession<br />

et veut vivre en particulier presentement avec le bien qu’il a, Nous avons une grande<br />

quantité d’Anglois icy presentement de toute les sortes auquels je ne demende point le<br />

10 Cathegisme comme vous pouvez croire. le D r Hotton m’a pleu quoi qu’il ait mechante<br />

opinion de la guerison de Cresset qui est bien à plaindre[,] sur tout de ce qu’il a des<br />

moments de bon sans[,] la Reyne enmene aussi une Princesse bien delabrée de toute les<br />

manieres qui doit estre ravye de trouver un asile à Luxsenburg par la bonté de la Reyne.<br />

Pour moy[,] je crains que je n’oserés y retourner si ce n’est que le Roy allie en Prusse ou<br />

15 en Hollande[,] car S. M. aime les voyages.<br />

20<br />

16. JOHANN BARTHOLD KNOCHE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 26. Februar <strong>1703</strong>. [14. 19.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 481 Bl. 27–28. 1 Bog. 4 o , auf die halbe Breite beschnitten.<br />

3 1/2 S.<br />

1 lettres . . . responds: nicht gefunden, vgl. N. 26. 2 Winselsay: Ch. Finch earl of Winchilsea,<br />

Sonderbotschafter der Königin Anna für Hannover und Celle nach ihrem Regierungsantritt. Falaiseau<br />

charakterisierte ihn in einem Brief an die Kurfürstin, der in seinem Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 2./13. Oktober<br />

1702 (I, 21) erwähnt ist. 6 Guin: Sir Rowland Gwynne. 9 quantité d’Anglois: vgl. <strong>Leibniz</strong>’<br />

Abschrift einer am hannoverschen Hof entstandenen Aufstellung dieser Personen mit Charakterisierung<br />

(Hannover <strong>Leibniz</strong>-Bibl. Ms XXIII, 289, 1 Bl. 10, gedr.: Klopp, Werke, 9, 1873, S. 5–7). 10 Hotton:<br />

John Hutton, zuvor Leibarzt <strong>Wilhelm</strong>s III. 11 Cresset: vgl. N. 131. 12 Princesse: Fürstin Luise<br />

von Hohenzollern-Hechingen, die am 16. Februar eingetroffen war und ” bien changée‘‘ wirkte (N. 145 und<br />

N. 146).<br />

Zu N. 16: K kreuzt sich mit dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom 24. Februar <strong>1703</strong> aus Berlin,<br />

auf den N. 19 antwortet. Die Antwort erfolgte vielleicht in dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief wohl von<br />

Anfang März, der in N. 168 erwähnt ist.


N. 16 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 21<br />

Weillen mir der Abt Guidi, ein Zeddel an Mons. Meyer zugeschicket, und mir laßen<br />

sagen, daß ich solte an Ew. Excellentz schreiben, als scheinet es gewiß nicht, alß wann<br />

Ew. Excellenz noch so bald nicht werden hier kommen, zu mahlen, Ihr o May t die Königin<br />

wiederumb da angelanget, So bitte Ew. Excell. hiemit unterthänigst, sie wollen mir doch<br />

die Gnade erweisen, und doch an H n Förstern oder sonsten an Jemand ordre stellen, daß 5<br />

mir doch so lange etwas Geld werde vorgestrecket, weill ich ehe zu nichtes kommen kan,<br />

und mir gantz Miserabel gehet, dann ich mir (wie ich Ew. Excell. schon geschrieben) gantz<br />

von Gelde entblößet, daß ich mir schon bey einem meiner guten Freunde in kleine schulden<br />

gestecket, dan ich mit den halben thaler die woche nicht viel außrichten können, weillen<br />

offters Brieffe kommen, seyn so ich bezahlen müßen, wie auch holtz klein zu machen, und 10<br />

auch vor Lichter, ich behelffe mir zwar sehr knappe[,] alleine ich kan doch die woche unter<br />

3 lichter nicht aus kommen kan, weill ich nicht so gleich bey Abends Zeit kan zu bette<br />

gehen, und so ich wolte alle abend bey gute Freunde gehen, wolte meines Geldes noch<br />

mehr drauff gehen, Ich bitte also Ew. Excell. nochmahlen gantz gehorsahmst, mir doch<br />

ehistens mit eztliche thaler behülfflich zu seyn, ich werde es mir ja hertzlich gerne wieder 15<br />

abziehen laßen, ich möchte wündschen daß ich wieder bey Ew. Excell. währe, es solte mir<br />

gewis wohl 10 〈M〉 forthel seyn, den ich habe mir gar zu sehr in meiner Krankheit von<br />

Gelde entblößet, ehe ich wieder gesundt geworden bin, Ew. Excell. können auch leicht<br />

erachten, daß ich stets denn Gantzen tag, unmügl. kan alleine zu hause seyn, den es gar<br />

zu einsahm anitzo zu hause ist, ob ich gleich dan und wann mich Übe in mahlen und 20<br />

zeichen, so habe doch dennoch keine Veränderung dabey, Es haben mir auch Ew. Excell.<br />

ja kein geld mit gegeben, nach Hannover, bey meiner damahligen Abreise von Berlin,<br />

sonsten ich vielleicht beßer zu recht kommen können, und versprachen mir ja Ew. Excell.<br />

daß sie in 14 tagen würden nach folgen nach Hannover, alleine es sind aus denen 14<br />

tagen, bald 22 wochen geworden, Also werden Ew. Excell. leicht gedencken können, wie 25<br />

ich mich unter der Zeit habe behelffen müßen, Wenn Ew. Excell. nicht gerne sehen, daß<br />

ich von H. Förstern was borgen soll, so solte es mir die Fr. v. Lüde, ja gerne leihen, wenn<br />

Ew. Excell. nur ein Zettel übersenden, ich werde hinwiederumb Ew. Excell. vor solche<br />

1 Zeddel: nicht gefunden; vermutlich die von M. D. Meier in N. 172 angesprochene ” charta‘‘ A. Rittners<br />

mit einem Zusatz von <strong>Leibniz</strong>’ Hand. 4 da angelanget: in Berlin. Sophie Charlotte war am 24.<br />

Februar zur Rückreise aufgebrochen; vgl. N. 153. 7 geschrieben: in N. 2. 22 damahligen Abreise:<br />

vgl. N. 5 Erl. 23 versprachen: Dass <strong>Leibniz</strong> nach der Verschiebung seiner (ursprünglich für Ende<br />

August geplanten) Abreise vom Berliner Hof zunächst von einer Rückkehr nach Hannover im Herbst<br />

1702 ausging, geht auch aus seinem Brief an Fabricius vom 14. Oktober 1702 (I, 21) hervor.


22 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 16<br />

güte, Tag v. Nacht, auffwärtig seyn Ew. Excell. zu dienen, Ich erwarte also hierauff eine<br />

baldige Antwort und verharre in solcher Zuversicht 〈...〉<br />

Hannover d. 26 ten Febr. Anno <strong>1703</strong><br />

P. S. Monsieur Fontaine wird morgen verreisen, wie auch ein Engl. Milord, Es ist<br />

5 auch Mons. Meyer etzliche mahle bey mir gewesen, und nach Ew. Excell. gefragt. ich<br />

werde ihm daß Zeddel so H. Guidi mir zugeschicket, heute noch zu stellen, und wegen<br />

Ew. Excell. ein Compliment machen, Solten Ew. Excell. ja sobald noch nicht kommen,<br />

So bitte, Ew. Excell. erlauben mir dieses, daß ich mag (wen gelegenheit hinüber gehet)<br />

mit über kommen, Weill man schon starck hievon spricht daß die Dhl. Churfürstin, wirdt<br />

10 gegen Ostern wieder nach Berlin reisen, und würde alsdann wohl schwer her gehen, daß<br />

Ew. Excell. so bald nicht wieder kähmen; Eß wird aber nach Ew. Excell. Ankunfft,<br />

sehr gefraget, von allen Ministers, und habe ich neulich von des Cammer Praesidenten<br />

Lacquein vernommen, als wan er von seinem H n gehöret, als wann Ew. Excell. bey S r May t<br />

dem König schon würcklich in diensten, und hingegen diesen hof quitiret, worauff ich<br />

15 nichts gewißes antworten können;<br />

Ulrichs Frauen verlanget auch sehr nach Ew. Excell. und Ulrichs Ankunfft, weill es<br />

ihr auch all knappe gehet; Auff Unsere Kirschen wird nun wohl nicht mehr zu hoffen seyn,<br />

weill sie sehr schimmeln und 〈mulstrich〉 riechen, Imgleichen, so wird das Schöne Laken,<br />

zu Ew. Excell. Kleide, wohl meist von den 〈Mutten〉 oder Mäusen, oben im Schrancken<br />

20 zerfreßen werden, imgleichen auch das übrige LinnenZeug oder Kleider; welches doch<br />

schade seyn würde, weill niemand darnach sehen kan;<br />

4 Engl. Milord: vermutlich H. Bentinck viscount Woodstock, dessen Reisebegleiter A. Fountaine<br />

war. 10 Ostern: am 8./9. April. 12 Cammer Praesidenten: F. W. v. Schlitz gen. v. Görtz.<br />

13 Lacquein: nicht ermittelt. 17 Kirschen: vgl. die Korrespondenz in I, 21.


N. 17 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 23<br />

17. LEIBNIZ AN KURFÜRSTIN SOPHIE<br />

[Berlin, Ende Februar <strong>1703</strong>.]. [15. 18.]<br />

Überlieferung: L Konzept: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84A Nr. 180<br />

Bl. 419. 4 o . 2 S. Mit zahlreichen Korrekturen. Randanstreichung im Bereich von S. 24 Z. 13<br />

bis 18. Bibl.verm. — Gedr.: Klopp, Werke, 9, 1873, S. 8–10. 5<br />

Madame<br />

Quoyque j’aye voulu attendre le retour de la Reine je ne m’arresteray point dans<br />

ce pays. Outre que mon devoir m’appelle à Hanover et l’estat de mes affaires et meme<br />

ma santé dont je dois avoir plus de soin que je n’ay fait[,] quoyque peutestre trop tard;<br />

je ne suis point exemt de soubçon icy. Des gens accoustumés aux intrigues s’imaginent 10<br />

que tout le monde y donne; et on soubçonne qu’un si long sejour sans sujet apparent,<br />

n’est pas sans dessein. Et comme ma franchise fait que lors qu’on m’attaque au sujet des<br />

presentes brouilleries entre les deux maisons je ne puis m’empecher de justifier nos Cours<br />

où elles me paroissent avoir raison, je passe meme pour passionné. Je soutiens tousjours<br />

que je tiens le Duc de Zell incapable de ces actions obliques et dessein[s] dont on l’accuse 15<br />

icy au sujet de Hildesheim, cela estant ny de son humeur ny meme de saison, et tout à fait<br />

contraire à la sagesse de ce prince et de son conseil. Pour ce qui est de Northausen[,] ils<br />

disent qu’on a esté trois mois à Hanover sans repondre à la derniere lettre du Roy et que<br />

même la reponse n’est venue, qu’apres la prise, et que la ville aussi traitoit le Roy d’une<br />

maniere fort cavalliere. Et qu’ayant sçu enfin que l’Electeur y vouloit jetter des trouppes, 20<br />

on a voulu le prevenir. La difference est que nous le devions faire du consentement de<br />

la ville, et eux l’ont fait malgré elle. Ils alleguent qu’ils y avoient trop d’interest pour le<br />

Zu N. 17: Die Abfertigung von L (nicht gefunden; vielleicht der in N. 168 erwähnte Brief) kreuzt sich<br />

vermutlich mit N. 15 sowie mit N. 18 und wird beantwortet durch N. 20. Die Abfertigung steht aufgrund<br />

von <strong>Leibniz</strong>’ Äußerung über sein Warten auf die Rückkehr der Königin (vgl. S. 23 Z. 7) in zeitlicher Nähe<br />

zu Sophie Charlottes Eintreffen am 28. Februar in Berlin (vgl. Doebner, Briefe, 1905, S. 28 Anm. 3).<br />

7 retour: Über die Verkürzung von Königin Sophie Charlottes Aufenthalt in Hannover wegen der im Brief<br />

angesprochenen Differenzen hatte <strong>Leibniz</strong> bereits aus ihrem Umfeld erfahren, vgl. N. 142. 11 long<br />

sejour: <strong>Leibniz</strong> hielt sich seit Juni 1702 in und bei Berlin auf. 13 brouilleries: die Spannungen zwischen<br />

Brandenburg-Preußen sowie Hannover und Celle wegen der Besetzung Hildesheims Mitte <strong>Januar</strong> durch<br />

cellische Truppen und der Okkupation Nordhausens Anfang Februar durch brandenburgisches Militär,<br />

vgl. Schnath, Geschichte 3, 1978, S. 563–567.


24 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 17<br />

souffrir. Et quand on dit que les constitutions de l’Empire ne permettent point qu’on se<br />

fasse raison, il paroist bien que les grands ne s’y croyent point trop assujettis. On a fait<br />

deja l’accord avec la ville qui a receu le Roy pour protecteur perpetuel. Mais l’Electeur<br />

s’y opposera puisque la ville l’a deja pris pour protecteur sa vie durant et que le dernier<br />

5 accord est forcé.<br />

Le Roy est si vif sur ces brouilleries qu’on ne sauroit presque l’estre davantage, et je<br />

crois que pas un de ses ministres luy ose dire ce qu’il faudroit pour diminuer son aigreur<br />

qui vient principalement des longues et facheuses querelles de la vieille Marche[,] de sorte<br />

que le chagrin où il estoit deja contre la Cour de Zell a fait aisement donner creance<br />

10 à Sa Majesté, à tous ces rapports passionnés qui sont venus de Hildesheim, où l’on a<br />

empoisonné les bonnes intentions de Monsg r le duc de sorte qu’on a pris de cela et de<br />

Northausen occasion d’éclater. Chez nous et à Zell, on paroist d’humeur à ne pas ceder<br />

d’un pas. Ainsi il faut qu’un tiers s’en mêle. J’eusse souhaité que le Comte de Hazfeld<br />

venu icy de l’Electeur palatin et reparti eût eu entre autres cette commission, mais il<br />

15 semble que c’estoit au sujet des trouppes qu’il estoit venu. Cependant cette querelle ne<br />

pouvoit jamais arriver dans une situation plus dangereuse. Elle vaut je ne say combien<br />

de millions à la France. Enfin je crains qu’elle ne cause la ruine de l’Empire et du parti<br />

protestant. II n’y a que V. A. E. qui puisse dire cela au Roy d’une maniere forte et<br />

touchante et encor à l’Electeur et au Duc.<br />

20 La Comtesse de Wartemberg se loue extremement des bontés de V. A. E. et de<br />

Mg r l’Electeur, elle paroist meme tres persuadée des bonnes intentions personnelles de<br />

Mg r le duc de Zell.<br />

L’auteur de la lettre d’Angleterre que je rapporteray me paroist un peu trop passionné<br />

contre le present gouvernement, dont je ne souhaitte point le malheur[,] de peur<br />

25 que cela ne rejallisse sur le public. Je crois deviner ce qu’il pense que nous devons faire;<br />

il a quelque raison[,] mais je crois que nous devrions faire encor autre chose, dont je ne<br />

veux point parler par lettres car elle est un peu odieuse. (C’est qu’il faudroit pousser<br />

comme il faut la cause commune sans se laisser divertir par des petites affaires; autrement<br />

les affaires generales allant mal, il est seur que le prince de Galles regnera un jour en<br />

30 Angleterre[)].<br />

8 querelles: Zu den Reibungen insbesondere im cellisch-brandenburgischen Grenzgebiet vgl. ebd.<br />

S. 546. 20 Comtesse: Catharina Kolbe von Wartenberg war bereits am 5. Februar nach Berlin zurückgereist,<br />

vgl. N. 133. 23 lettre d’Angleterre: nicht ermittelt. 29 prince: Jakob Eduard Stuart.


N. 18 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 25<br />

18. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 28. Februar <strong>1703</strong>. [17. 20.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

Nr. 180 Bl. 442–443. 1 Bog. 4 o . 2 S. Ohne Anrede und Unterschrift. Mit Korrekturen. Eigh.<br />

Aufschrift. Siegel. Bibl.verm. — Gedr.: Klopp, Werke, 9, 1873, S. 7–8. 5<br />

A Hanover le 28 de Feverié <strong>1703</strong><br />

Come vous avez tardé si longtemps à attandre le beau tems je ne croi pas que<br />

vous choisiés celuy d’apresant qui est tout couvert de naige pour revenir[,] c’e[s]t pour<br />

cela que je recommence nostre comerse et que je souhaite que vous me fassiés avoir en<br />

imprimé les statutes de l’ordre Orenge que le Roy de Prusse a oublié de m’envoier come 10<br />

il me l’avoit promis. l’affaire de Hildesheim l’avoit aparament donné de plus mechantes<br />

Idées[,] j’espere que ce tourbillion est un peu passé[,] le Roy de Prusse m’a fait la grace<br />

de m’envoier le tretté qu’il a fait avec cette maison mais il n’y a rien qui soit contre<br />

le Schutz recht de cette maison et il y est dit dans ses termes à l’esgard de Bremen<br />

Lubeck Hamburg et Hildesheim, das wan einige gefahr obhanden das besagte stette von 15<br />

iemanden es sey von wehm es wollen angegriffen undt belagert oder sunsten opprimirt<br />

würden qu’alors les Princes confederés ce pretteray la main pour les secourir[,] mais ce<br />

pas n’est point arrivé[.] le sindic de Hildesheim a esté icy pour remersier nos Princes de<br />

la paine qu’ils ont prise[.] on n’y a rien fait qui resemble à la prise de Northeim.<br />

A Monsieur de Leibenitz à Berlin 20<br />

Zu N. 18: K kreuzt sich vermutlich mit N. 17. 10 statutes . . . Orenge: Gemeint ist der Schwarze<br />

Adlerorden, zu dessen Insignien ein orangefarbenes Band gehörte. Die S t a t u t e n (SV.) bestanden<br />

seit 1701. Für das erste Ordenskapitel am 19. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> setzte J. von Besser zu Beginn des Monats<br />

das ” Ceremoniell des Ordens vom Schwarzen Adler‘‘ auf (gedr.: L. Schneider, Das Buch vom Schwarzen<br />

Adler-Orden, Berlin 1868, Anhang Nr. 8, S. 15–17). Friedrich I. hatte Ende 1702 versprochen, der<br />

Kurfürstin ” eine ausführliche beschreibung . . . aller ceremonien, so bei dem Ordenstage führ gehen‘‘, zu<br />

schicken (Berner, Briefwechsel, 1901, S. 25). 11 Hildesheim: in Zusammenhang mit Unruhen in<br />

der Bürgerschaft Mitte <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> von cellischen Truppen besetzt. 13 tretté: der (vorhergehende<br />

Bündnisse erneuernde) Freundschaftsvertrag vom 2. <strong>Dezember</strong> 1700 bzw. 19. <strong>Januar</strong> 1701, auf dessen<br />

zweiten Separatartikel die Kurfürstin sich in Z. 15–17 bezieht, vgl. Th. von Mörner, Kurbrandenburgs<br />

Staatsverträge von 1601 bis 1700, Berlin 1867, Nr. 441, S. 671 f. 18 sindic: wohl Dr. Schrader.<br />

18 nos Princes: Kurfürst Georg Ludwig und Herzog Georg <strong>Wilhelm</strong>. 19 Northeim: Gemeint ist<br />

Nordhausen, das am 7. Februar in Reaktion auf die Besetzung Hildesheims durch cellische Truppen von<br />

Brandenburg-Preußen besetzt worden war.


26 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 19<br />

19. JOHANN BARTHOLD KNOCHE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 28. Februar <strong>1703</strong>. [16. 33.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 481 Bl. 29. 4 o . 2 S.<br />

Hannover. d. 28 ten Febr. <strong>1703</strong>.<br />

5 Dero leztes Schreiben vom 24 ten Febr. habe wohl erhalten, und leider darauß ersehen,<br />

daß Ew. Excellentz Rück kunfft noch weit zu rückgestellet, ich möchte mir wohl<br />

auff ein Paar tage, flügels wündschen damit ich Ew. Excell. könte mit Vergnügen wieder<br />

auffwarten, die Uhrsache, und warum habe in lezt vorhergehenden Brieff gnugsahm gemeldet;<br />

Monsieur le Chavalier Fontaine wird Zweiffels ohne mit dieser Post selbsten an<br />

10 Ew. Excell. geschrieben, die weill er nicht hat wollen sagen laßen, seine Abreise, Erstl.<br />

habe ich von deßen Bedienten verstanden, daß er wolte von hier erst auff Zell, verreisen,<br />

weill sie gedachten alda eine Jagt anzustifften, weill aber das wetter sehr umbgeschlagen,<br />

Und zu dem Jagen, ein wenig zu frisch, möchte er vielleicht 〈noch〉 wohl einwenig hie<br />

verbleiben, es weiß aber nie mand von den Bedienten, gewißheit hievon, sondern er hat<br />

15 laßen heraus sagen Er wolte selbst mit der Post an Ew. Excell. schreiben; Ew. Excell.<br />

thue auch mit wenigen zu wißen, daß ich neulig, auff H. Abt Guidi Befehle, seine Brieffe<br />

von der Post geholet, als der Eine wahr vielleicht von Ew. Excell. der ander aber wahr<br />

von Monsieur Eccard, auch an H. Guidi, worauff stundt franco Halle, was H. Eccard nun<br />

zu schreiben an H. Guidi, kan ich nicht sagen, ich kennete seine Hand, und wahr ein<br />

20 wenig dickerer brieff, mit des General Flemmings Siegell darauff[.] an Mons. Meyer, ist<br />

das Zettel zu geschicket, von H. Försters diener, den er sich einwenig von der Stadt hier<br />

Zu N. 19: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief aus Berlin vom 24. Februar <strong>1703</strong><br />

und wird vermutlich beantwortet durch den nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom 31. März <strong>1703</strong>, auf den<br />

N. 33 antwortet. 6 Rück kunfft: <strong>Leibniz</strong> kehrte erst Anfang Juni <strong>1703</strong> nach Hannover zurück.<br />

8 Brieff: N. 16. 10 geschrieben: der einzige überlieferte Brief A. Fountaines an <strong>Leibniz</strong> aus diesem<br />

Zeitbereich, N. 179, datiert vom 16. März <strong>1703</strong>. 12 weill . . . umbgeschlagen: zum Schneefall Ende<br />

Februar vgl. N. 18. 17 der Eine: Aus der in unserem Zeitraum dichten Korrespondenz zwischen <strong>Leibniz</strong><br />

und G. Guidi wurde keiner der <strong>Leibniz</strong>briefe gefunden. 18 f. was . . . schreiben: J. G. Eckhart sollte<br />

Guidi Informationen aus Sachsen und Polen liefern für dessen Nachrichtenagentur vor allem zur Politik<br />

der europäischen Höfe. 20 General . . . Siegell: Eckhart war im vergangenen August als Sekretär in<br />

den Dienst J. H. v. Flemmings getreten. 20 Mons. Meyer: M. D. Meier, vgl. N. 16. 21 diener:<br />

nicht ermittelt.


N. 20 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 27<br />

auff halten solte, kombt aber bisweillen herein, sonsten weis sonderl. nichts zu schreiben,<br />

als habe nochmahls unterthänigst erinnern wollen, so ich in meinem vorigen und zwar<br />

lezten brieffe erwehnet, verhöffe darin erhöret zu werden, Ich verbleibe 〈...〉<br />

20. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 3. März <strong>1703</strong>. [18. 22.] 5<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

Nr. 180 Bl. 433–434. 1 Bog. 4 o . 2 1/3 S. Ohne Anrede und Unterschrift. Eigh. Aufschrift.<br />

Siegel. Bibl.verm. — Gedr.: Klopp, Werke, 9, 1873, S. 10–12.<br />

A Hanover le 3 de mars <strong>1703</strong>.<br />

J’ay trouvé vostre lettre trop à mon gré pour avoir voulu en avoir le plesir tout seul[,] 10<br />

je l’ay montré à l’Electeur qui en estoit for contant aussi[,] hor un poin qui nous choqua<br />

tous deux où vous doutés qu’il ne soit trop tart de prandre soin de vostre santé dont<br />

nous serions tous deux bien faché[,] il est cependant tris[t]e que nous depandons si fort<br />

du temps et je veux croire qu’un broulliart vous a fait escrire ses triste parrolles[.] je suis<br />

fort en desordre aussi j’ay eu quelques acces de fievre[,] apresent que cela est passé je suis 15<br />

plus enrumée que jamais ce qui rant fort stupide[,] aussi le bel esprit M r Abeson ne ce<br />

manifeste gaire qu’en escrit (à ce que je crois) car il est for still aupres de moy, l’Envoié<br />

qui sera de retour de Cell aujourduy n’est d’aucune conversation et à peu prest comme<br />

Falesau l’avoit depeint, j’ay sceu d’allieurs qu’on est for scandalisé en Angleterre que<br />

l’Empereur ne fait pas plus pour luy mesme[,] J’ay peur qu’ils retireront leur espingle 20<br />

du jeu et nous laisseront la guerre en Allemagne. Pour l’affaire de Hildesheim elle a esté<br />

tant rebattue que je ne vous en parle plus. Nos troupes ne coutent pas un sou à la ville<br />

19 deplaint K korr. Hrsg.<br />

2 f. so . . . erwehnet: vermutlich Anspielung auf die bereits mehrfach geäußerte Bitte um Geld.<br />

Zu N. 20: K antwortet auf N. 17. 16 Abeson: J. Addison, vgl. N. 10. 17 Envoié: Charles Finch<br />

earl of Winchilsea, vgl. N. 15. 18 retour: Zum Celle-Besuch der Engländer am hannoverschen Hofe<br />

vgl. N. 160. 19 depeint: vgl. N. 15 u. Erl. 21 l’affaire: die Besetzung Hildesheims durch cellische<br />

Truppen.


28 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 21<br />

mais à Northausen celle de Brandeburg y font paier en ennemis, il faut que je dise à la<br />

louange de la Contesse de Wartenberg qu’elle a dit la pure verité de tres bonne manieres<br />

au Duc de Cell à l’esgard des Broulleries de Bernsdorf et que sy cettoit son affaire qu’elle<br />

aimeroit mieux tout perdre que d’estre cause d’un diferent entre deux si grand P ces qui<br />

5 devroient tousjour estre unny, mais le Duc me dit en suite ” je suis obligé de maintenir<br />

mes serviteurs‘‘, Je ne vous crois point en voiage par ce vilain temps[,] sans cela je ne<br />

vous escrirois plus, je suis for stupide et fort incommodée par le rume[,] cependant vous<br />

me ferés plesir aussi d’avoir soing de vous mesme come j’en prans aussi pour moy de<br />

mon costé.<br />

10 A Monsieur de Leibenitz.<br />

21. LEIBNIZ AN FRIEDRICH WILHELM VON G ÖRTZ<br />

Berlin, 6. März <strong>1703</strong>. [24.]<br />

Überlieferung:<br />

L 1 Konzept: LBr. 321 Bl. 21. 4 o . 2 S. Mit zahlreichen Korrekturen. Datum: ” Berlin 6 Mars<br />

15 1603.‘‘. Eigh. Anschrift: ” A Monsieur le Baron de Goerz Ministre d’Estat president des<br />

finances et Grand Mareschal de la Cour de S. A. E. Hanover‘‘. — Gedr.: Klopp, Werke,<br />

9, 1873, S. 12–13.<br />

L 2 Abfertigung: Darmstadt Hessisches Staatsarchiv F 23 A Nr. 142/13. 1 Bog. 4 o . 3 S.<br />

(Unsere Druckvorlage.)<br />

20 Monsieur<br />

Il y a long temps que je me serois donné l’honneur de vous écrire, si depuis quatre<br />

mois je n’avois esperé d’avoir bien tost celuy de faire la reverence à V. E. Mais apresent<br />

2 Contesse: Catharina Kolbe von Wartenberg, vgl. N. 17. 3 Broulleries: Grenzkonflikte zwischen<br />

Brandenburg und Braunschweig-Lüneburg-Celle im Bereich von A. G. von Bernstorffs Herrschaft<br />

Gartow.<br />

Zu N. 21: L 2 folgt auf Görtz’ Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 9. Juli 1702 (I, 21) und war vermutlich dem nicht<br />

gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief an G. Guidi beigeschlossen, der N. 170 vorausging. Beilage war die S. 30 Z. 9<br />

genannte Quittung P. Drevets, Anlass das S. 29 Z. 1 und S. 30 Z. 4 erwähnte Schreiben Chr. Brosseaus<br />

vom 29. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> (N. 123). Da <strong>Leibniz</strong> sich länger als vorgesehen in Berlin aufhielt, hatte er dessen<br />

Bitte um Erstattung von Auslagen nicht wie vorgesehen persönlich vortragen können (vgl. N. 180 u.<br />

Erl.). L 2 wird beantwortet durch N. 24.


N. 21 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 29<br />

ce que M. Brosseau m’a mandé au sujet du pourtrait de feu Monsg r l’Electeur dont je<br />

parleray tantost; m’a obligé d’écrire ces lignes.<br />

Apres le retour de Mad. l’Electrice je partois souvent, lors que la Reine m’arrestoit<br />

insensiblement, et me fit enfin attendre son voyage. Mais quand il arriva j’estois tombé<br />

malade d’une maniere qui m’a fort affoibli. Je suivois la Reine de semaine en semaine, 5<br />

mais la continuation du mal, quoyqu’un peu diminué, et la rigueur de la saison ne le<br />

permettoient pas. L’appetit qui estoit presque perdu, est revenu, mais le repos ne l’est<br />

pas encor. Cependant comme la saison qui avance nous promet quelque temps doux, je ne<br />

manqueray s’il plaist à Dieu, d’en profiter. Car outre cent autres raisons, je ne puis pas<br />

avoir assez soin de moy icy, ny de la diete dans une hauberge. Ainsi j’ay la plus grande 10<br />

impatience du monde d’estre chez moy. Cependant je n’ay point cessé icy, et mon travail<br />

Historique est presque autant avancé que si j’avois esté à Hanover, comme l’on va voir,<br />

car j’ay apporté avec moy les papiers necessaires, et j’ay eu icy toute la commodité que<br />

je voulois de me servi[r] des livres de la Bibliotheque royale. Je me hasteray au possible<br />

pour sortir de ce travail peinible car je considere ma maladie comme une admonition qui 15<br />

m’oblige de me presser.<br />

Il ne falloit pas estre sorcier pour prevoir les brouilleries qui viennent d’éclater entre<br />

les deux maisons. Car on ne cachoit pas l’aigreur icy depuis long temps. Je souhaitte qu’il<br />

s’ensuive une plus etroite amitié, et que ce soit comme a m a n t i u m i r a e. Autrement<br />

les mechans effects qui s’ensuivront de tous costés sont tres visibles. 20<br />

Au reste je deplore le malheur de la patrie. Il semble que la nation Germanique se<br />

veut perdre. Elle aura aussi tout le blame de la malheureuse issue de la guerre, qui n’est<br />

que trop apparente. On ne peut rien dire d’assez fort contre la conduite qui se voit. Je<br />

3 f. souvent, (1 ) mais enfin la Reine (a) m’a fait attendre (b) me fit insensiblement attendre (c) me<br />

voulut (d) me f bricht ab (2 ) lors que . . . attendre L 1 5 de semaine en semaine fehlt L 1 9 outre<br />

. . . raisons fehlt L 1 12 comme . . . voir, erg. L 1 L 2 13 apporté . . . et j’ay fehlt L 1 15 de<br />

(1 ) cette affaire (2 ) ce Travail L 1 15 peinible fehlt L 1<br />

1 pourtrait . . . l’Electeur: der Kupferstich Kurfürst Ernst Augusts für das M o n u m e n t u m<br />

Gloriae (vgl. SV.). 3 retour: Kurfürstin Sophie war im August 1702 aus Berlin nach Hannover<br />

zurückgekehrt. 4 voyage: Königin Sophie Charlotte war am 20. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> zum Karneval nach<br />

Hannover abgereist (vgl. N. 109). 17 brouilleries . . . éclater: nach der Besetzung Hildesheims durch<br />

cellische und Nordhausens durch brandenburg-preußische Truppen am 16. <strong>Januar</strong> bzw. 7. Februar <strong>1703</strong>,<br />

vgl. auch N. 142 und Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 563–567. 19 a m a n t i u m i r a e : vgl.<br />

Terenz, Andria, 555. 22 guerre: der Spanische Erbfolgekrieg.


30 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 22<br />

suis touché particulierement des effects que cela aura par rapport à une Maison, dont<br />

je souhaitte tant la gloire. Car si la guerre tourne mal, peut on douter que le pretendu<br />

Prince de Galles regnera en Angleterre?<br />

Je finis par M. Brosseau: Il me mande qu’ayant d’abord avancé deux cens livres au<br />

5 graveur, pour l’encourager, il a esté obligé dernierement de luy donner encor 300 livres,<br />

de sorte qu’il a maintenant 500 livres, qui est la moitié du prix convenu. En recompense,<br />

il espere que l’ouvrage sera presque fait à pâques. J’ay voulu mander cela à V. E. à fin<br />

que M. Brosseau puisse estre remboursé quand Elle le jugera à propos. Je joins icy la<br />

quittance du graveur qu’il m’a envoyée, et je suis avec respect<br />

10 Monsieur de Vostre Excellence le treshumble et tresobeissant serviteur<br />

Berlin 6 Mars <strong>1703</strong> <strong>Leibniz</strong>.<br />

22. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 7. März <strong>1703</strong>. [20. 23.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

15 Nr. 180 Bl. 452–453. 1 Bog. 4 o . 2 S. Ohne Anrede und Unterschrift. Mit geringfügigen Korrekturen.<br />

Eigh. Aufschrift. Siegel. Bibl.verm. — Gedr.: Klopp, Werke, 9, 1873, S. 14.<br />

A Hanover le 7 de mars <strong>1703</strong><br />

Je voy M r que Mad sel Pelnitz par sa vivasité ordinaire a oublié ou perdu le grand<br />

paquet que je luy avois donné pour vous puis que vous n’en faites point mension; pour<br />

2 f. le pretendu . . . Galles: Jakob Eduard Stuart, 1701 in Frankreich als Jakob III. von England<br />

und Jakob VIII. von Schottland zum britischen Thronerben erklärt. 4 mande: vgl. N. 123; zu den<br />

Abschlagszahlungen Brosseaus an den Pariser Kupferstecher P. Drevet vgl. auch Brosseaus Brief vom<br />

20. November 1702 (I, 21). 7 pâques: 8./9. April. 8 f. la quittance . . . envoyée: Der Antwort von<br />

Görtz zufolge handelte es sich um eine Quittung über die zuletzt an Drevet gezahlten 300 Livres. Diese<br />

war <strong>Leibniz</strong> wahrscheinlich mit N. 123 zugegangen.<br />

Zu N. 22: K bezieht sich vermutlich in Z. 19 auf einen (nicht gefundenen) <strong>Leibniz</strong>brief wohl vom<br />

Monatsanfang, bei dem es sich um einen der beiden (nicht gefundenen) Briefe handeln dürfte, deren<br />

noch ausstehende Beantwortung die Kurfürstin in N. 26 anspricht. 18 Pelnitz: H. Ch. von Pöllnitz, die<br />

am 24. Februar im Gefolge der Königin die Rückreise nach Berlin angetreten hatte. 19 paquet: Die<br />

Sendung enthielt vermutlich auch N. 15 und N. 153; <strong>Leibniz</strong>’ Bestätigung ging nach seiner Mitteilung in<br />

N. 30 verloren.


N. 23 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 31<br />

mon indisposistion elle m’incommode beaucoup, quoi que je n’aye plus de fievre, je suis<br />

tousjour fort enrumée. nos Anglois sont revenu de Cell le plus contant du monde[,] ils<br />

disent y avoir un second carnaval, Mr. Abeson n’y a point esté et comme il est for retiré<br />

je n’en jouïs pas beaucoup, aussi je crois qu’il medite sur ce qu’il veut escrire, je crois<br />

que vous aurés veu par les gazettes la loi qu’on a faite pour ceux qui seront contre la 5<br />

succession de cette maison. La P ce de Zolleren m’a avoué qu’un emportement est cause<br />

de sa maladie ainssi l’esprit a bien cloché aussi, son mari ne l’a point veu devan son<br />

depart dont je crois qu’elle seroit fort consolée pour veu qu’il luy fournisoit de l’argant,<br />

le Roy de Prusse me fait l’honneur de me tesmoigner tousjour beaucoup d’amitié dans<br />

ses lettres, si Bernsdorf faisoit comme la Contesse de Wartenberg feroit si elle estoit dans 10<br />

sa place (come elle l’a dit au Duc de Cell) on seroit bien tost d’accord et peutestre que le<br />

Roy n’auroit pas esté si aigri sans raison pour l’affaire de Hildesheim[,] les affaires vont<br />

si mal pour l’Empreur que je crois qu’on aura une for triste campagne[,] les troupes ne<br />

sont point recrutées mais le carnaval n’a pas laissé d’estre for beau à la cour et dans la<br />

ville. 15<br />

A Monsieur de Leibenitz à Berlin.<br />

23. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 10. März <strong>1703</strong>. [22. 26.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

Nr. 180 Bl. 459–460. 1 Bog. 8 o . 2 S. 1 Z. Ohne Anrede und Unterschrift. Eigh. Aufschrift. 20<br />

Siegel. Bibl.verm.<br />

1 indisposistion: vgl. N. 153. 2 Anglois . . . Cell: vgl. N. 160, N. 166 und N. 168. 3 Abeson:<br />

J. Addison. 5 loi: die am 25. Februar <strong>1703</strong> beschlossene Erweiterung und Verschärfung der im Vorjahr<br />

ergangenen Abjuration Bill. 6 P ce : Fürstin Luise von Hohenzollern-Hechingen. 7 maladie: vgl.<br />

N. 15. 10 f. si . . . Cell): vgl. N. 20. 11 dit: vgl. N. 20. 13 si mal: vermutlich Anspielung auf die<br />

Aktionen französischer Truppen im Oberrheingebiet.<br />

Zu N. 23: K bezieht sich vermutlich in S. 32 Z. 2 auf einen (nicht gefundenen) <strong>Leibniz</strong>brief wohl von<br />

Anfang März, vielleicht einer der beiden (nicht gefundenen) Briefe, die die Kurfürstin in N. 26 anspricht.


32 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 24<br />

à Hanover le 10 de mars <strong>1703</strong><br />

J’espere que vous ne deplorés qu’en parrolles le malheur de la patrie et de toute la<br />

nation Germanique et que cela ne touche point le coeur, car il me semble que nous avons<br />

bien d’autre choses à deplorer qui touchent de plus prets, sur tout les maladies et en fin<br />

5 la mort, et que le mauvez tems a de l’influence sur nostre santé et sur nostre humeur.<br />

je n’aurois pourtant pas songé à tout cela non plus, si je n’avois esté fort incommodée<br />

d’un rume dont je me porte aujourduy beaucoup mieux.<br />

Je suis fachée que Mes r les Estats menage si peu le Roy de Prusse sur ses juste<br />

pretensions.<br />

10 Nostre Envoié partira bientost c’e[s]t tousce qu’on vous peut dire d’icy et que<br />

l’Electeur auroit bien voulu estre de la petite table come le Pere Vota vous et Jaquelot<br />

s’y trouvere.<br />

A Monsieur Leibenitz à Berlin.<br />

24. FRIEDRICH WILHELM VON GÖRTZ AN LEIBNIZ<br />

15 Hannover, 10. März <strong>1703</strong>. [21.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 321 Bl. 58–59. 1 Bog. 4 o . Goldschnitt. 4 S. Mit wenigen<br />

Korrekturen. Eigh. Anschrift. Bibl.verm.<br />

Han. ce 10 de Mars <strong>1703</strong><br />

J’ay receu Monsieur la lettre que vous m’avez fait l’honneur de m’escrire avec bien<br />

20 du plaisir, Vous pouvez estre seur Monsieur que l’on prend icy generalem t part à vostre<br />

santé et moy m’interessant particulierem t à tout ce qui vous regarde je souhaitte avec<br />

passion que vous puissiés estre icy de retour aussy tost que La Reine voudra se passer<br />

7 mieux: vgl. auch N. 166. 8 f. Mes r . . . pretensions: Die Generalstaaten fungierten als Testamentsvollstrecker<br />

<strong>Wilhelm</strong>s III. von Oranien, auf dessen Erbe auch Friedrich I. Ansprüche erhob.<br />

10 Envoié: Charles Finch earl of Winchilsea. 12 s’y trouvere: Zu den philosophischen Debatten vor<br />

Königin Sophie Charlotte vgl. weiter etwa N. 167, N. 184, N. 28.<br />

Zu N. 24: K antwortet auf N. 21 und wird in N. 178 erwähnt. Der nächste Brief der Korrespondenz<br />

(<strong>Leibniz</strong> an Görtz) datiert vom 23. September 1704 (Druck in I, 23). 22 Reine: Königin Sophie<br />

Charlotte.


N. 24 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 33<br />

de vostre conversation. J’ay un sensible chagrin des brouilleries arrivées entre les deux<br />

maisons. Je suis bien aise que vous ayez remarqué le chagrin qu’on a à Berlin contre<br />

nous avant que le cas soit arrivé pour lequel on l’a fait eclater. Vous sçavez Monsieur<br />

que l’iniquité et l’injustice ne sont pas nos vices, et comme Dieu nous a donné un peu de<br />

fermeté avec la droiture de nos sentimens, il faudra avoir patience pendant quelque tems, 5<br />

et laisser faire au tems, ce que nous ne pouvons pas obtenir par des bonnes raisons.<br />

Vous avez raison Monsieur de blamer la mauvaise conduite de la nation germanique,<br />

j’espere que L’Empereur aura encore quelque miracle dans sa manche, sans cela je conviens<br />

que les affaires de nostre patrie iront tres mal, au moins elles n’ont pas esté dans<br />

un si mauvais estat depuis la grande guerre d’Allemagne. 10<br />

Je vous prie Monsieur de faire mes compliments au R. Pere Vota; j’espere que vous<br />

vous serez justifié aupres de luy de l’inscription de la medaille de La princesse Matilde,<br />

où il trouvoit à redire au titre de Duc d’Aquitaine, J’aurois souhaitté que M r L’electeur<br />

et M e L’electrice luy eussent donné de leur medailles, mais cela ne s’est pas fait à mon<br />

grand regret, J’ay eu le chagrin de l’avoir prié à diné pour le faire jeuner chez moy, 15<br />

puisque c’estoit à un jour maigre dont on ne s’estoit pas douté.<br />

J’ay donné la quittance que vous m’avez envoyé au S r Schildt avec ordre de payer<br />

les 300. dont elle parle à vos ordres.<br />

Je vous prie Monsieur d’assurer Monsieur Le B. de Dobresinsky de mes respects,<br />

on m’a dit qu’il a fait bastir une jolie maison, vous m’obligeriez fort Monsieur de m’en 20<br />

3 le cas: die Besetzung Hildesheims durch cellische Truppen am 16. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. 10 la grande<br />

. . . d’Allemagne: der Dreißigjährige Krieg. 12 l’inscription: <strong>Leibniz</strong> hatte die Inschrift für die Medaille<br />

entworfen, die nach dem Beschluss des englischen Parlaments über die Nominierung Kurfürstin Sophies<br />

bzw. ihrer Nachkommen für die Thronfolge in Großbritannien im Juni 1701 und der Überreichung der<br />

Sukzessionsakte in Hannover im August 1701 im Auftrag des Kurfürsten geprägt worden war (vgl. I, 20<br />

N. 18 und N. 19; Abb. u. a. in: Schnath, Geschichte, 4, 1982, Tafel 5). Auch das Bildkonzept der Medaille<br />

mit den Brustbildern Kurfürstin Sophies und Mathildes von England, der zweiten Gemahlin Heinrichs<br />

des Löwen, folgt Vorschlägen von <strong>Leibniz</strong> (vgl. I, 19 N. 24, S. 45 Z. 3–11). Die Inschrift weist Mathilde als<br />

Mutter Kaiser Ottos IV., zuvor Herzogs von Aquitanien, aus. Die Apposition ist in dem überlieferten<br />

Textvorschlag von <strong>Leibniz</strong> nicht enthalten, wohl aber in den genannten Ausführungen zum Bildkonzept<br />

über Parallelen zwischen Sophie und Mathilde. Den Titel des Herzogs von Aquitanien führte Otto, seit<br />

er 1196 mit der Grafschaft Poitou belehnt worden war. 17 la quittance: über eine Abschlagszahlung<br />

Chr. Brosseaus an den Pariser Kupferstecher P. Drevet (vgl. N. 21). 19 Dobresinsky: F. B. von<br />

Dobrzensky. 20 maison: vermutlich in Ruhleben. Das Vorwerk mit Haus und Garten, die Dobrzensky<br />

für Sophie Charlotte hatte herrichten lassen, hatte diese ihm 1700 als Schenkung überlassen. In seinem<br />

Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 17. März <strong>1703</strong> sagt Dobrzensky zu, sich Görtzens Bitte wegen in Kürze an diesen<br />

zu wenden (LBr. 208 Bl. 14; Druck in Reihe II).


34 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 25<br />

envoyer le plan grossierem t designé avec l’eschelle des mesures où on puisse voir la proportion<br />

qu’il luy a donnée.<br />

J’ay appris avec regret la mort de M r Rebeur, je le plains extremem t pour le merite<br />

que j’ay reconnu en luy, et pour l’estime que M. Le C. de Dona avoit de sa capacité. Je<br />

5 suis<br />

Monsieur passionem t vostre tres humble et tres obeissant serviteur Goertz.<br />

M Leibnitz.<br />

25. LEIBNIZ AN JOHANN GEORG ECKHART<br />

[Berlin, Anfang – Mitte März <strong>1703</strong>]. [6. 27.]<br />

10 Überlieferung: L Abfertigung: LBr. 228 Bl. 70. 4 o . 1 S. Gefaltet, mit starken Knitter- und<br />

Schmutzspuren. — Auf Bl. 70 v o Federproben von Eckharts (?) Hand.<br />

Wegen bestellung der briefe an H. Abbate Guidi oder an mich köndte es auff folgende<br />

Weise gehalten werden: daß Monsieur Eckard beliebe das billet an M. Guidi ohnversiegelt,<br />

doch mit überschrifft an ihn unter einen umbschlag an die Churfurstin zu Hanover Durchl.<br />

15 an H. Wolters zu schicken der es vermittelst der Türcken beyzeiten zu der Königin paqvet<br />

eingeben laßen köndte. Wenn etwas an mich geschickt wird, kan der brief versiegelt unter<br />

couuert der Churfurstin Durchl. mir zukommen. Doch mit der praecaution daß man die<br />

uberschrifft an mich durch den umbschlag nicht sehen könne etc.<br />

4 Dona: A. zu Dohna-Schlobitten.<br />

Zu N. 25: L ist aufgrund der Ausführungen zur Briefübermittlung an G. Guidi in den Spätwinter<br />

<strong>1703</strong> zu datieren und nimmt wohl Bezug auf ein kurz zuvor mit Eckhart geführtes Gespräch. Dieser hielt<br />

sich im Gefolge J. H. von Flemmings von Anfang Februar bis Mitte März in Berlin auf (vgl. auch N. 27);<br />

in dieser Zeit muss <strong>Leibniz</strong> ihn als polnisch-sächsischen Korrespondenten für Guidis politische Nachrichtenbörse<br />

gewonnen haben (vgl. N. 160, N. 164, N. 170 u. N. 212). Dies dürfte sich Ende Februar ergeben<br />

haben. Guidi hatte zunächst in N. 145 um Vermittlung einer Korrespondenz mit dem polnisch-sächsischen<br />

Legationssekretär, H. Wolthers, gebeten; in N. 160 äußert er Einverständnis auch mit Eckhart.<br />

J. B. Knoches Erwähnung eines Eckhartbriefes an Guidi in N. 19 vom 28. Februar lässt vermuten, dass<br />

dem bereits ein erster Bericht vorausgegangen war. Da Knoches Beschreibung dieser Sendung nicht<br />

mit den hier gegebenen Anweisungen ” wegen bestellung der briefe‘‘ übereinstimmt, schließen wir, dass<br />

N. 19 unserem Stück voranging, folglich einen terminus post quem liefert. Der terminus ante quem ergibt<br />

sich — weitgefasst — aus N. 27 vom 19. März, mit der Ergänzung der Anweisungen unseres Stücks.<br />

15 Türcken: Gemeint sein dürften F. Aly oder F. W. Hassan, die Kammertürken Sophie Charlottes.


N. 26 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 35<br />

26. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 17. März <strong>1703</strong>. [23. 28.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

Nr. 180 Bl. 414–416. 1 Bog. 1 Bl. 4 o . 5 S. Ohne Anrede und Unterschrift. Eigh. Aufschrift.<br />

— Gedr.: Klopp, Werke, 9, 1873, S. 15–16. 5<br />

A Hanover 17 mertz <strong>1703</strong><br />

J’ay à vous respondre M r à deux lettres mais ce que j’y ay cherché je ne l’ay pas<br />

trouvé, à scavoir vostre entiere convalessance, Dieu mersi je me trouve tout afait remise<br />

sans aucun aide de medesein, j’avois pourtant essaié plusieur remedes qui m’ont aidé<br />

autrefoys, sans m’en trouver mieux. à la fin des figues avec du sucre candi brulé dans 10<br />

de l’eau de vie m’ont tiré d’afaire, si tost que je m’en suis servy, en me couchant, on<br />

voit par là que tous les remedes ne sont qu’un hazard, et qu’un mesme mal n’est pas<br />

tout afait de mesme une foys comme l’autre, et ne ce peut aussi guerir de la mesme<br />

facon[,] pleut à Dieu que vous pouviés aussi trouver bien tost le remede qui vous doit<br />

tout à fait remettre, ma soeur de Maubuson l’a trouvé car elle m’a escrit deux agreable 15<br />

lettres depuis sa furieuse attaque, et Madame qui l’a esté voir l’a trouvée de tres bon<br />

humeur. mais si ses esvanouisements reviene qui ont esté comme un espesce de paralesie<br />

il est à craindre qu’elle feroit place à une autre abesse, dont il y en a desja plusieures<br />

qui s’y attande à ce qu’elle me mende, Je m’apersoy que M sel Pelnitz a perdu le gros<br />

paquet que je luy avois donné pour vous, puis que vous n’en dites rien, il y avoit une 20<br />

lettre pour vous de Falesau et une qu’il m’avoit escrit en chiffre que je vous envoiay<br />

deschifrée[,] ce seroit facheu qu’ils fusent tombé dans d’autre mains. quant à l’avantage<br />

que le Conte de Stirum a eu contre les Bavarois le Marquis de Barait peut dire comme<br />

Zu N. 26: K antwortet auf zwei (nicht gefundene) <strong>Leibniz</strong>briefe wohl aus der ersten Märzhälfte;<br />

sie sind auch aus N. 22 und N. 23 erschließbar, zudem wird einer in N. 175 erwähnt. K kreuzte sich<br />

vermutlich mit dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief, auf den N. 29 antwortet, sowie mit N. 28 und wird<br />

zusammen mit N. 29 beantwortet durch N. 30. 15 Maubuson: Pfalzgräfin Louise Hollandine, zu ihrer<br />

Krankheit vgl. auch N. 175. 15 escrit: nicht ermittelt. 16 Madame: Herzogin Elisabeth Charlotte<br />

von Orléans. 19 Pelnitz: H. Ch. von Pöllnitz. 21 lettre . . . chiffre: beide Briefe Falaiseaus nicht<br />

gefunden; zum Eintreffen der von der Kurfürstin in N. 15 angekündigten Sendung bei <strong>Leibniz</strong> vgl. N. 30.<br />

22 f. avantage . . . Bavarois: im Gefecht bei Dietfurt am 4. März, unter dem Kommando von Generalfeldmarschall<br />

H. O. von Limburg-Styrum. 23 Marquis: Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth.


36 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 27<br />

le D r à la commedie que cela luy a couté beaucoup de paine, car il n’y a point esté,<br />

mais le Duc Regant de Wirtenberg y a fait voir sa valeur. Je suis fachée avec vous que la<br />

Reyne perdra le Pere Vota, hor M r l’Enfant c’e[s]t un des plus agreable esclesiastiques,<br />

un religieu de Hildesheim a demendé icy la protextion de l’Electeur que le chapitre a<br />

5 tenu en prison de peur qu’il ne decouvrit leur fredaines dont à leur avis il a parlé trop<br />

librement, nostre Envoié d’Angletere n’at[t]ant que le beau tems pour retourner chez<br />

luy, c’e[s]t un bon petit homme, il a eu des bagues de l’Electeur et du Duc de Cell tres<br />

belles[,] pour moy je n’ay voulu regaller que Mad. sa feme en luy envoiant deux tables<br />

de Braselets de 7 diaments chacune assez belle[,] on attant M r Schutz qui doit revenir<br />

10 pour peu de tems avec la commodité de my lord Marlboury, je ne mauraliserés point sur<br />

l’afflution de celuycy car j’aime mieux me representer des objects gai que melancoliques.<br />

Je serois faché qu’un Duc de Brunswic servit à la cour de Prusse si on ne le trettat pas<br />

mieux qu’un Duc de Holsten, le Roy de Prusse est tousjour fort obligant pour moy et je<br />

veux espere[r] qu’il soit apaisé puis qu’il a donné le change, Je ne voy point que le Roy<br />

15 de Suede gagne beaucoup par la guerre qu’il a faite, une bonne paix feroit voir un sang<br />

plus ras[s]i[s] dans ce brave Prince, le Roy de Prusse a donné ordre à la ville de Sost de<br />

paier M r Klenck qui s’en est mosqué sans le faire.<br />

A Monsieur de Leibenitz à Berlin<br />

27. LEIBNIZ AN JOHANN GEORG ECKHART<br />

20 Berlin, 19. März <strong>1703</strong>. [25. 34.]<br />

Überlieferung: L Abfertigung: LBr. 228 Bl. 260–261. 1 Bog. 8 o . 4 S. Mit Korrekturen.<br />

1 commedie: nicht identifiziert. 2 Duc Regant: Eberhard IV. Ludwig, ausschreibender Fürst<br />

des Schwäbischen Reichskreises und Kommandeur. 3 perdra: C. M. Vota kehrte um den 20. März an<br />

den polnischen Königshof zurück. 4 religieu: nicht identifiziert, vielleicht J. Th. G. Sonnemann, vgl.<br />

dessen Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 25. September 1702 (I, 21). 6 Envoié: Charles Finch earl of Winchilsea.<br />

9 Schutz: L. J. Sinold gen. von Schütz, welfischer Vertreter am englischen Hof. 10 Marlboury:<br />

J. Churchill duke of Marlborough. 13 Duc . . . Holsten: Bezug nicht ermittelt. 15 guerre: der<br />

Nordische Krieg. 17 paier: vgl. N. 1.<br />

Zu N. 27: L steht in Zusammenhang mit einem Treffen mit Eckhart in Berlin in der ersten Märzhälfte<br />

und ergänzt die Instruktionen aus N. 25. Beilage war die S. 37 Z. 3 erwähnte Lieferung G. Guidis, vielleicht<br />

N. 161; Beischluss war möglicherweise der nicht gefundene <strong>Leibniz</strong>brief an J. H. von Flemming, der<br />

in N. 200 u. N. 203 erwähnt ist.


N. 27 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 37<br />

Monsieur Berlin Montag 19 Martii <strong>1703</strong><br />

Ich hoffe deßen gluckliche ankunfft mit des Herrn Generalen Grafen von Fleming<br />

Excellenz, bald zu vernehmen. In zwischen schicke was ich vom H. Abt Guidi vor denselbigen<br />

erhalten.<br />

Was die abrede betrifft, so wir genommen wegen bestellung der Briefe an den Herrn 5<br />

Guidi, oder wenn ich wieder zu Hanover, an mich, so thue noch dieses hinzu: weilen es<br />

sich vielleicht nicht schicken möchte wenn man der Konigin immer verschloßene Briefe<br />

an die Churfürstin zu schicken wolte; so köndte das jenige was man künfftig dießfals an<br />

H. Wolthern schicken möchte, in einen verschloßenen umbschlag geleget werden, deßen<br />

überschrifft 10<br />

A Sa Majesté<br />

la Reine de Prusse<br />

und da köndte man die Zeitung so H. Guidi haben soll hinein legen, und auff deren dos,<br />

oder auff einen offenen umbschlag darumb schreiben:<br />

A Son Altesse Electorale 15<br />

Mad. l’Electrice d’Hanover<br />

et puis à M. l’Abbé Guidi<br />

Dergestalt kan es die Königin auch lesen, wenn sie die mühe nehmen will; und würde<br />

es dann an die Churfürstin fort schicken.<br />

In zwischen köndte man dem H. Secretario Wolthers schreiben, daß was man an ihn 20<br />

vor die Königin schicket, er mir, so lange ich noch hier bin zu schicke; Hernach aber wenn<br />

ich weg, der Königin selbst.<br />

Solte man zugleich an H. Guidi oder mich etwas absonderlich schreiben wollen, so<br />

köndte es versiegelt in das couuert an die Königin geleget werden.<br />

Der H. P. Vota vermeynet morgen zu verreißen. Ich ermahne ihn sehr seinem vorha- 25<br />

ben nach Vindicias nominis Italici contra Gallos zu schreiben, und bitte ihn meinetwegen<br />

bißweilen daran zu erinnern.<br />

2 ankunfft: Gemeint ist vermutlich in Marienburg am polnischen Königshof. 3 schicke: vielleicht<br />

N. 161. 5 abrede: vgl. N. 25. 9 Wolthern: der Legationssekretär des polnischen Königs in Berlin.<br />

26 Vindicias . . . Gallos: vgl. auch N. 175 u. N. 203.


38 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 28<br />

Bitte meine schuldigste recommendation bey des Herrn Grafen von Fleming Exc.<br />

zu machen, auch bey dem H. Hofrath von Minckwiz einen dienstl. gruß meinetwegen<br />

abzulegen. Ich hoffe bald von hier abzureißen und meine Ostern wils Gott in Wolfenbutel<br />

zuhalten, werde aber so fort nach Hanover eilen<br />

5 verbleibende Meines Hochg. H. dienstwilligster G. W. v. <strong>Leibniz</strong>.<br />

28. LEIBNIZ AN KURFÜRSTIN SOPHIE<br />

Berlin, 20. März <strong>1703</strong>. [26. 29.]<br />

Überlieferung: L Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

Nr. 180 Bl. 421–422. 1 Bog. 8 o . 4 S. Mit geringfügigen Korrekturen. Bibl.verm. — Gedr.:<br />

10 Klopp, Werke, 9, 1873, S. 17–18.<br />

Madame Berlin 20 Martii <strong>1703</strong><br />

J’ay pris un peu l’allarme sur ce que M. l’Abbé Hortense m’a mandé de la maladie<br />

de Mad. l’Abbesse de Maubuisson; sachant combien V. A. E. l’aime; mais j’espere que<br />

depuis vous aurés eu de meilleures nouvelles Madame; et en tout cas il faut que V. A. E.<br />

15 rappelle sa fermeté ordinaire. J’espere que le rûme et la toux ne seront plus rien ou<br />

peu de chose quoyque le mauvais temps continue, qui m’empeche encor de me mettre<br />

en campagne. Le P. Vota a bataillé successivement contre M. Jaquelot, M. l’Enfant et<br />

M. Beausobre. Le premier a voulu faire voir qu’on avoit eu autant de raison de douter<br />

de l’arrivée de S. Pierre, qu’on en a de douter de la papesse Jeanne; M. l’Enfant l’a<br />

20 scandalisé horriblement, en disant qu’il ne se soucie point de l’autorité des conciles, et<br />

que celuy de Nicée qui est le plus consideré de tous a esté une assemblée d’ignorans.<br />

Et M. Beausobre qui estoit le plus moderé jusqu’icy, s’est tellement echauffé hier, qu’ils<br />

ont pensé se prendre au collet. La Reine eût souhaité que V. A. E. et Monsg r l’Electeur<br />

eussent esté de ce regal. Le pere en me venant dire à dieu aujourdhuy m’a dit d’avoir écrit<br />

3 hoffe . . . abzureißen: Tatsächlich blieb <strong>Leibniz</strong> noch bis Ende Mai in Berlin. 3 Ostern: am<br />

8./9. April.<br />

Zu N. 28: L kreuzt sich vermutlich mit N. 26 sowie mit N. 29. 12 mandé: in N. 175; vgl. N. 26.<br />

17 bataillé: vgl. den Bericht von Henriette Charlotte von Pöllnitz in N. 184. 22 echauffé hier: vgl.<br />

N. 184. 24 à dieu: vgl. auch N. 26. 24 écrit: nicht ermittelt.


N. 28 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 39<br />

à V. A. E. pour marquer sa devotion qui ne sauroit estre plus grande: Il m’a conté que ce<br />

moine qui est venu chez le Roy de Suede comme de la part du Pape, est un dominicain<br />

François que le parti contraire au Roy et particulierement le Cardinal primat, ont fait<br />

venir de Rome pour avoir un homme à eux qui peût donner des mechantes impressions<br />

du Roy par ses rapports à Rome. Il estoit veritablement chargé du Pape d’aller trouver 5<br />

le Roy de Pologne sous main; mais s’estant adressé premierement à son ennemi, et aux<br />

Sapieha que le Roy considere comme rebelles, il ne saura plus estre propre à servir le<br />

Pape aupres du Roy, estant partial. Il ecrit au Roy une lettre apologetique pour excuser<br />

ses demarches. Elle est pleine d’hypocrysie, mais le Roy ne luy a point répondu.<br />

Un Tribunal de Hollande a eu l’incivilité de faire citer le Roy de Prusse à y com- 10<br />

paroistre en justice, en faisant afficher l’assignation aux carrefours en forme de placard,<br />

au lieu de la faire insinuer à M. Smettau, son plenipotentiaire. Le Roy en est fort en colere,<br />

et des gens passionnés ne luy ont suggeré pas moins que de faire bruler un Exemplaire<br />

de ce placard par la main du Bourreau; mais des gens plus moderés feront sans doute en<br />

sorte que le Roy en demande satisfaction à Messieurs les Estats. Ces Bagatelles (car dans 15<br />

le fonds ce n’est autre chose) font plus de tort qu’on ne pense. Pour estre fort sensible,<br />

on n’en est pas plus heureux. On s’echauffe fort aussi sur l’affaire de Moeurs. On devroit<br />

se divertir de ces spectacles, mais j’ay aussi le defaut d’estre un peu trop sensible au bien<br />

public, si on le peut dire un defaut. Et c’est ce qui me fait prendre beaucoup de part à<br />

ce qui regarde l’Empire et la nation Germanique. Il est vray que pour [estre] sensible au 20<br />

bien public, je le suis à peu prés comme Dieu se met en colere, c’est à dire par raison et<br />

non par passion. Je suis avec devotion, c’est à dire avec raison et passion<br />

Madame de V. A. E. le tres soumis et tres obeissant serviteur <strong>Leibniz</strong>.<br />

2 moine: vermutlich A. Levesius. 3 Roy: August II. von Polen. 3 Cardinal primat: M. S.<br />

Radziejowski. 10 Tribunal: In der Auseinandersetzung über den Anspruch Friedrichs I. auf Beteiligung<br />

am Erbe <strong>Wilhelm</strong>s III. von Oranien war in Holland die Verhandlung vor einem dortigen Gericht<br />

verfügt worden; vgl. T h e a t r u m Europaeum 16, 1717 (ad a. <strong>1703</strong>), Sp. 249 a. 12 Smettau: der<br />

brandenburgische Gesandte im Haag W. von Schmettau. 15 Messieurs les Estats: Die Generalstaaten<br />

fungierten als Testamentsvollstrecker <strong>Wilhelm</strong>s III. 17 Moeurs: Friedrich I. betrachtete die von Kleve<br />

lehnsabhängige Grafschaft, die seit 1600 in oranischem Besitz war, als heimgefallenes Lehen und ließ sie<br />

nach dem Tode <strong>Wilhelm</strong>s III. 1702 in Besitz nehmen.


40 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 29<br />

29. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 21. März <strong>1703</strong>. [28. 30.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. F 16. Bl. 39–40. 1 Bog. 4 o . 2 3/4 S. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen. Ohne Anrede und Unterschrift. Eigh. Aufschrift. Schwarzes Siegel. Bibl.verm.<br />

5 — Gedr.: 1. Klopp, Werke, 9, 1873, S. 19–20; danach 2. (teilw.) Ebert, Ariosti, 1905, S. 87<br />

(= S. 40 Z. 10–18).<br />

A Hanover le 21 de Mars <strong>1703</strong><br />

J’ay leu vostre lettre avec plesir et les jeu d’esprit que vous avez eu avec Mes r les<br />

Celestes, mais s’il estoit permis de sauver son honneur par un meurter[,] les fillies qui<br />

10 tuent leur fruit seroient fort à excuser, Je crains que la lettre que l’abbé Steffani me fait<br />

escrire à la Reyne ne luy plaira pas au suject d’Oudillio que le Cardinal de Medecis a<br />

permis de servir S. M té et qu’il veut ravoir comme protecteur du couvant où Autillio<br />

est moine et dont en ce peis là on fait une tres grande affaire, aussi mon fils l’Electeur<br />

trouve bon que la Reyne le laisse aller, car en Italye où le monde est medisant[,] on seroit<br />

15 estonné que la Reyne fit tant de cas pour ne pouvoir se passer d’un homme qui a si peu<br />

de talants qu’elle en peut trouver cent qui le surpassent de beaucoup, ainssi j’espere que<br />

vous aiderés à la persuader de le laisser partir, sur tout pour ne point choquer le Cardinal<br />

qui avec toute sa maison a tousjour taché de servir la nostre.<br />

Je partiré cet apres diné pour faire une visite à Cell par ce mauvais tems, car quant<br />

20 il fait beau j’aime mieux estre à Herenhausen. L’esprit est casi tout revenu à Cresset[,]<br />

Zu N. 29: K antwortet auf den S. 40 Z. 8 genannten <strong>Leibniz</strong>brief etwa aus der Monatsmitte, der<br />

sich vermutlich mit N. 26 kreuzte, kreuzt sich seinerseits mit N. 28, wird erwähnt in N. 191 und wird<br />

zusammen mit N. 26 beantwortet durch N. 30. 8 lettre: nicht gefunden. 8 f. Mes r les Celestes: die<br />

Berliner Hofprediger I. de Beausobre, I. Jaquelot und J. Lenfant sowie der Jesuit C. M. Vota; zu deren<br />

Disputen am Hof Königin Sophie Charlottes auch ohne <strong>Leibniz</strong>’ Teilnahme vgl. N. 184 und N. 28.<br />

10–13 abbé . . . moine: A. Steffani, nach langem Dienst für Hannover an den pfalzneuburgischen Hof in<br />

Düsseldorf gewechselt (den verwandtschaftliche Beziehungen mit Kardinal F. M. de’ Medici verbanden),<br />

hatte — möglicherweise bei seinem Aufenthalt in der ersten Monatshälfte in Hannover (vgl. N. 166 und<br />

N. 175) — der Kurfürstin den Wunsch des Kardinals und Protektors des Servitenordens F. M. de’ Medici<br />

nach Rückkehr des Servitenmönchs und Musikers Attilio Ariosti, der vom Dienst am Hof von Mantua<br />

an den Berliner Hof beurlaubt war, in sein Kloster in Bologna übermittelt. 17 aiderés: Für <strong>Leibniz</strong>’<br />

Vorgehen vgl. N. 191. 20 esprit . . . Cresset: vgl. N. 131.


N. 30 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 41<br />

il a pris congé de my Lord Winselsay de bon sans, qui est parti d’icy for satisfait en<br />

resevant des presants de nous trois, et prit en bonne part que le mien n’estoit pas pour<br />

luy mais pour Mad. sa feme, c’e[s]t un tres bon petit home, le D r Hotton qui à mon advis<br />

avoit le plus d’esprit de son trin, a for regretté de ne vous avoir veu, son chaplin qu’on<br />

dit qui le gouverne par habitude[,] aiant esté son gouverneur[,] est un bon compagnon à 5<br />

table, la Rauwgrave est apresent à moy, mais elle veut encore faire un tour au Palatinat<br />

apres Paque pour peu de temps à ce qu’elle me persuade.<br />

A Monsieur Leibenitz à Berlin.<br />

30. LEIBNIZ AN KURFÜRSTIN SOPHIE<br />

Berlin, 27. März <strong>1703</strong>. [29. 31.] 10<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. F 16. Bl. 41–42. 1 Bog. 4 o . 3 3/4 S. Teilw. halbbrüchig.<br />

Mit Korrekturen und Ergänzungen. Eigh. Anschrift. Bibl.verm. — Gedr.: Klopp, Werke,<br />

9, 1873, S. 20–23, danach (teilw.) Ebert, Ariosti, 1905, S. 90–91 (= Z. 15 – S. 42 Z. 27).<br />

A S. A. E. Mad. l’Electrice à Hanover<br />

Madame Berlin 27 Mars <strong>1703</strong>. 15<br />

La Reine est partie hier pour Luzenbourg, delà Elle ira à Potsdam où se feront les<br />

nôces; je ne suis point en estat de suivre, la jambe m’empechant encor de sortir. C’est<br />

ce qui m’a empeché aussi d’executer les ordres de V. A. E. aupres de Sa M té au sujet de<br />

M. Attilio et je n’ose point le faire par lettres car le besoin qu’Elle a de ce personnage<br />

sans le quel toute sa musique seroit par terre, fait qu’il est delicat de toucher cette corde, 20<br />

mais quand on parle ensemble, on peut entrer en matiere comme par occasion et mesurer<br />

1 Winselsay: Ch. Finch earl of Winchilsea. 1 parti: am 14. März endete die Mission. 2 nous<br />

trois: neben Sophie Kurfürst Georg Ludwig und Herzog Georg <strong>Wilhelm</strong>; vgl. N. 26. 4 chaplin: nicht<br />

identifiziert. 6 Rauwgrave: Luise Raugräfin von Pfalz-Simmern. 7 Paque: am 8. April.<br />

Zu N. 30: Die Abfertigung von L (nicht gefunden) antwortet auf N. 29, geht auf N. 26 ein und<br />

wird beantwortet durch N. 31; unser Stück wird erwähnt in N. 198. Vor der Versiegelung nahm Königin<br />

Sophie Charlotte Einsicht in den Brief, vgl. N. 195. Beilage war N. 196. 17 nôces: die Heirat der Herzoginwitwe<br />

Elisabeth von Kurland, der Halbschwester König Friedrichs I., mit Markgraf Christian Ernst<br />

von Brandenburg-Bayreuth am 30. März. 19 Attilio: A. Ariosti; vgl. auch N. 192.


42 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 30<br />

ses paroles suivant les dispositions qu’on trouve. Mais par lettres, ce n’est pas de même.<br />

Et j’apprends que celle de M. l’Abbé Stefani a fort deplû à la Reine. En effect quelle<br />

apparence de luy oster un tel homme, sans avoir un autre tout prest pour remplir sa<br />

place. Et les egards qu’on doit à la Reine devoient empecher M. l’Abbé de luy faire<br />

5 avant cela sa proposition. C’est ce que je dis plus distinctement dans la lettre cyjointe à<br />

M. l’Abbé Mauro, afin qu’il l’insinue à M. l’Abbé Stefani. II est vray que je ne le dis que<br />

de mon chef. Mais la raison y est toute entiere. Quant à M. Attilio[,] je crois qu’il ne seroit<br />

pas tant mal qu’on pourroit peutêtre se l’imaginer. Les bons Musiciens y ont beaucoup<br />

de liberté, pour ne rien dire de celle des religieux en general dans quelques endroits de<br />

10 l’Italie. Mais il trouve estrange qu’il semble qu’on le veut rappeler sur des bruits qu’il<br />

traite de faux et calomnieux, ce qui le flestriroit comme s’il avoit esté criminel. On luy<br />

a rien dit de la part de son ordre[,] autrement il se seroit justifié et la raison vouloit<br />

qu’on commençât par là avant de le rappeler. A mon avis cette maniere de le pousser le<br />

pourroit mener plus loin qu’il n’a jamais pensé: mais une maniere plus douce et moins<br />

15 prejudiciable feroit mieux son effect sur luy. Il croit que ce n’est pas tant l’ordre que<br />

l’envie de quelques uns qui pousse la roue et qui par de faux bruits a reveillé le zele du<br />

Grand Duc en le faisant peut estre croire que l’ame du religieux est en grand danger.<br />

Tout cesseroit, si S. A. S. savoit qu’elle seroit plus en danger si on le poussoit à bout<br />

injustement. Car quoyque je n’aye point la moindre marque qu’il a quelque penchant à<br />

20 quitter son ordre et la religion Romaine, je vois pourtant bien, que s’il s’y resolvoit, il<br />

ne seroit point dans le pouvoir de la Reine de le renvoyer, et même elle ne pourroit pas<br />

le disgracier pour cela, sans paroistre peu zelée pour sa religion. Je conclus que tout ira<br />

mieux si l’on va plus doucement, wenn man nicht mit der thür ins hauß fället.<br />

Au reste M. Attilio n’est pas si meprisable ni si aisé à remplacer, qu’on l’a insinué à<br />

25 V. A. E. Il peut faire luy seul un opera, car il compose et fait des vers, et l’un et l’autre<br />

fort passablement. De plus il s’entend en plusieurs instrumens de Musique, sans parler<br />

du chant.<br />

7 f. crois (1 ) | qv’il ne seroit gueres versehentlich nicht gestr. | moins bien dans son ordre qv’icy.<br />

les (a) musicie bricht ab (b) bons (2 ) qv’il ne seroit . . . l’imaginer. Les bons Musiciens L 11–13 On<br />

. . . rappeler erg. L<br />

2 celle . . . Stefani: nicht ermittelt, erwähnt in N. 192 und N. 196. 5 lettre: N. 196. 17 Grand<br />

Duc: Cosimo III. von Toskana, Bruder des in N. 29 erwähnten Kardinals Medici.


N. 30 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 43<br />

M lle de Pelniz s’en prend à moy de ce que V. A. E. a crû la lettre confiée à ses soins<br />

perdue. J’en ay accusé la reception, et meme j’ay répondu sur quelques raisonnemens<br />

de M. Falaiseau. Si V. A. E. ne s’en souvient pas il faut que ma lettre ait esté perdue.<br />

Quelques fois la Reine envoye et ecrit ses lettres de si bonne heure, qu’on est reduit à<br />

la poste que j’ay trouvée peu seure. Je suis bien aise que Milord Winchelsea est parti 5<br />

satisfait et que M. Cresset est gueri. Il vaut mieux le garder que d’avoir tous les jours<br />

des nouveaux Envoyés d’Angleterre qu’il faut tousjours songer à contenter.<br />

Je suis faché de n’avoir pas eu la connoissance de Mons. Hutton de Milord, d’autant<br />

plus qu’il a cherché la mienne. Je ne say par quel hazard mon nom est si connu aux<br />

Anglois. C’est peutestre parce que je suis à la Cour d’Hanover et qu’on a raison en 10<br />

Angleterre d’estre curieux de tout ce qui regarde cette Cour. Un des Anglois demandoit<br />

ma taille douce, mais je n’ay pas esté fort porté à la faire faire, craignant, qu’à moins<br />

que d’estre flattée, elle ne contribueroit gueres à ma reputation, et de plus une taille<br />

douce empêche un homme d’aller incognito, comme je voudroy faire chez les savans<br />

d’Angleterre, si jamais je faisois encor le voyage d’outremer. 15<br />

Les nouvelles de l’Allemagne superieure ne pouvoient gueres estre plus mechantes.<br />

Il est fort à craindre que l’Empire aille comme en pieces, si les 3 cercles, celuy de Suabe[,]<br />

de Franconie et de Bâviere[,] sont contraints à prendre la neutralité[,] apres quoy les<br />

autres qui regardent ce desordre avec un oeil indifferent ne seront gueres en estat de<br />

porter le fardeau. Mais c’est l’affaire de ceux von gottes gnaden, et eux ou leur posterité 20<br />

en souffriront encore plus que les particuliers. Puisque le duc de Marlbourough est arrivé<br />

en Hollande, M. de Schuz le sera aussi. II pourra dire bien des particularités à V. A. E.<br />

Quelques Whigs le voudroient plus à eux, mais je trouve qu’il a raison de n’epouser<br />

aucun parti.<br />

Je suis avec devotion 25<br />

Madame de V. A. E. etc.<br />

1 s’en prend: in N. 193. 1 f. crû . . . perdue: Gemeint ist N. 15 mit den beigelegten Briefen Pierre<br />

Falaiseaus; zur Sorge der Kurfürstin um den Verlust der Sendung vgl. N. 22 und N. 26. 2 accusé . . .<br />

répondu: <strong>Leibniz</strong> wird auf die Sendung, die er erst nach der Rückkehr der Königin nach Berlin am 28.<br />

Februar erhalten haben kann, in einem seiner beiden sicher bezeugten, nicht gefundenen Briefe an die<br />

Kurfürstin aus der ersten Märzhälfte (vgl. N. 26) geantwortet haben. 11 Un des Anglois: vgl. die von<br />

A. Cunningham in N. 143 übermittelte Anfrage.


44 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 31<br />

31. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

Celle, 31. März <strong>1703</strong>. [30. 32.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84A<br />

Nr. 180 Bl. 450–451. 1 Bog. 8 o . 3 S. Ohne Anrede und Unterschrift. Eigh. Aufschrift. Siegel.<br />

5 Geringfügiger Textverlust durch Siegelausriss. — Gedr.: 1. Klopp, Werke, 9, 1873, S. 23;<br />

danach 2. (teilw.) Ebert, Ariosti, 1905, S. 93 (= Z. 7–9).<br />

à Cell le 31 Mars <strong>1703</strong><br />

Come la poste va partir dans ce moment je n’ay le tems que de vous dire que c’e[s]t<br />

peutestre une intrigue de Ferdinando qui fait agir Steffani contre Uttilio, vous avez raisoné<br />

10 avec moy sur les affaires d’Angleterre il y a longtems sans nomer Valesau ny m’envoier<br />

de responce pour luy, si ce n’est que vostre responce estoit dans la lettre que la Reyne luy<br />

a escrite[.] le Duc Roudolphe Auguste a de conmun avec vous d’avoir une jambe ouverte<br />

et qui ce ferme d’elle mesme quant les mechante humeurs en sont sortie[,] on dit icy qu’il<br />

ne souhaite que la paix dans la maison de Brunswic et que le Roy de Prusse tache de<br />

15 l’enpecher. Vous avez raison que vous aimés mieux vous montrer vous mesme que vostre<br />

pourtrait[,] cependant les savants demende cette memoire que vous ne devez refuser[,]<br />

j’en ferés la depence[,] cela ce peut faire à Berlin apresent que vous ne pouvez mar[cher].<br />

A Monsieur Leibenitz à Berlin.<br />

Zu N. 31: K antwortet auf N. 30. 9 Ferdinando: der von Königin Sophie Charlotte beschäftigte<br />

Sänger F. Chiaravalle. 9 Uttilio: Attilio Ariosti. 9 f. raisoné . . . d’Angleterre: Gemeint sein<br />

kann N. 17, sofern sich die Kurfürstin nicht auf einen der nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>briefe aus der ersten<br />

Märzhälfte bezieht. 10 Valesau: P. Falaiseau. 14 f. souhaite . . . l’enpecher: Während der von Herzog<br />

Rudolf August mitgetragenen Ausgleichsverhandlungen mit Wolfenbüttel, die Celle zugleich für Hannover<br />

führte, erwirkte Herzog Anton Ulrich am 18. März eine Garantie- und Schutzzusage Friedrichs I., auf<br />

die am 19. April ein Vertrag folgte; vgl. Schnath, Geschichte 3, 1978, S. 384 f. 17 apresent: Erst im<br />

Herbst wurde <strong>Leibniz</strong>’ Porträt auf Veranlassung der Kurfürstin gestochen, vgl. N. 70 und N. 396.


N. 32 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 45<br />

32. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 4. April <strong>1703</strong>. [31. 35.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

Nr. 180 Bl. 429–430. 439. 1 Bog. 1 Bl. 4 o . 5 1/2 S. Mit geringfügigen Korrekturen. Ohne<br />

Anrede. Bibl.verm. — Gedr.: 1. Klopp, Werke, 9, 1873, S. 24–26; danach 2. (teilw.) Ebert, 5<br />

Ariosti, 1905, S. 95 (= S. 45 Z. 7 f., S. 46 Z. 11–19).<br />

A Hanover le 4 d’avril au lit dans<br />

mon eslement à vous pouvoir entretenir à mon aise, je voudrois que vous vous trouviés<br />

aussi bien dans le vostre à Berlin[,] mais vous y avez beu du caffé et je ne prans que de<br />

la choquelate car j’ay peur d’une balle dans le servau, que my Lord Wudstock nous a 10<br />

conté avoir esté trouvé dans la teste d’un mort de caffé, mais à vous Dieu mersi il sort<br />

par la jambe d’où j’espere que sortira toutce que vous avez de mal sain dans le cor, à<br />

l’exsemple du Duc Roudolphe Auguste au quel la jambe ce referme de soy mesme, mais si<br />

vous estiés icy où j’espere que le beautemps vous menera bien tost, vous seriés gueri par<br />

la medesine universaile de Janulli, il dit qu’elle a fait des miraqule à quoi il ne s’attandoit 15<br />

pas, randu la veue à un qui avoit esté aveugle 4 ans, il ne desespere pas de l’Abbé qui dit<br />

avoir veu un moment depuis qu’il ce sairt de son remede[,] quoi qu’il en soit Jeanoulli a<br />

raporté de Dedmolt la valeur de 12 cent escus dont il a paié ses debtes et assez à faire<br />

d’autre aura potabile[,] on le souhaite jusqu’en Dennemarc pour luy donner mille ducats<br />

s’il guerit une dame à la quelle il a fait dire qu’il l’hiroit trouver si elle vouloit ce randre 20<br />

à Hamburg[,] il a la poche plaine de lettres de remersiments et d’autres qui demendent<br />

de sa drogue[,] c’e[s]t ainssi qu’il a trouvé la piere Philosophale, le P ce de Furstenberg<br />

pretant l’avoir trouvé tout de bon et Mad. Schlunnitz dit que c’e[s]t pour cela que le Roy<br />

de Pologne le garde que sans cela il y a longtemps qu’il l’auroit chassé,<br />

Zu N. 32: K wird beantwortet durch N. 35. Beilage war der S. 47 Z. 9 genannte Brief. Zur Erleichterung<br />

der Lesbarkeit des nur nach S. 47 Z. 8 untergliederten Texts haben wir Absätze eingefügt.<br />

10 Wudstock: H. Bentinck viscount Woodstock, der den Karneval in Hannover besucht hatte.<br />

15 Janulli: A. Janulli, Arzt und Alchemist. 16 l’Abbé: nicht identifiziert. 18 de Dedmolt: Zu<br />

Janullis Heilerfolgen am Hofe von Lippe-Detmold vgl. N. 201. 20 dame: nicht identifiziert. 22 P ce :<br />

der kursächsische Statthalter Anton Egon Fürst von Fürstenberg. 23 Mad. Schlunnitz: Mitglied der<br />

Familie von Schleinitz, nicht identifiziert.


46 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 32<br />

Je suis fachée que le Roy de Prusse prant ce temps icy pour pousser ses pretantiens,<br />

il est vray qu’il nous prant sans vert, on croit à Cell qu’il fait son mieux pour empecher<br />

l’union de la maison en quoi il n’aura pas beaucoup de paine aupres du Duc Antoine<br />

mais c’e[s]t apresent l’ainé qui fait tout,<br />

5 la defaite du Conte Slick n’est pas si petite[,] le pauvre Laure de Mad. Bellemont<br />

y a esté blessé qui en escrit le detail le butin qu’ils ont fait et les prisonnié qu’ils ont<br />

pris et dit que les Bavarois ont perdu du monde aussi, ce que le Conte de Stirum fait<br />

sou le comendement du Marquis de Barait ne coute pas tant de paine à celuy sy que son<br />

mariage, le pauvre Marquis d’Ansbache a esté tué que tout le monde regrette[,] c’e[s]t<br />

10 tousce qui luy en revient,<br />

Quant à Outillio on en fait une tres grande affaire[,] l’Electeur et le Duc de Cell<br />

disent quant on nous prette quelqu’un qu’on est obligé de le randre si on ne veut faire<br />

un affront à celuy qui l’a pretté[,] que le Cardinal de Medesis aiant comme protecteur du<br />

couvant d’Outillio obtenu la permission de son superieur pour obliger la Reyne qu’elle<br />

15 est obligée de le renvoier quant il le veut ravoir, comme il l’a assez fait scavoir par Mad.<br />

l’Electrice Palatine[,] mais si S. M. le veut garder plus longtems il faudroit en escrire à<br />

M r le Cardinal mesme pour le souhaiter plus longtems, peutestre que le tremblement de<br />

terre fait faire des reflections de conscience à ce Cardinal de laisser si longtems un moine<br />

parmy des Heritiques[.]<br />

20 Tolant a escrit une longue lettre à Bruns contre les Toris dont je l’ay ordonné de ne<br />

respondre autre chose que de l’avoir reseu, des gans qui ont du bien ne rapelleront jamais<br />

le P ce de Gale, il n’y a que des Catholiques et des pauvres qui veulent faire Fortune qui<br />

1 pretantiens: wohl Anspielung auf die anhaltende Verstimmung wegen Hildesheims und Nordhausens<br />

und auf die Annäherung an Braunschweig-Wolfenbüttel, von der in N. 31 die Rede ist.<br />

2 f. empecher . . . Antoine: vgl. N. 31. 4 l’ainé: Herzog Rudolf August. 5 defaite . . . Slick: am 11.<br />

März bei Passau, vgl. N. 200. 5 Laure: nicht identifiziert; vielleicht der Bruder der in N. 211 erwähnten<br />

Nichten (vgl. Doebner, Briefe, 1905, S. 172)? 7 Stirum: H. O. von Limburg-Styrum kommandierte<br />

kaiserliche Truppen gegen Bayern in der Schlacht bei Schmidmühlen am 28. März <strong>1703</strong>. 8 de Barait:<br />

Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth. 9 Marquis: Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach<br />

war infolge seiner Verwundung am 29. März gestorben. 11 Outillio: Attilio Ariosti. 12 prette: zu<br />

Ariostis Stellung zwischen seinem Orden und dem Berliner Hof vgl. N. 29 Erl. 14 superieur: vermutlich<br />

der General des Servitenordens K. Lodigeri; zu den um die Rückberufung bemühten Personen vgl.<br />

N. 192. 15 f. Mad. . . . Palatine: Anna Maria Ludovika von Pfalz-Neuburg, aus dem Hause Medici.<br />

17 tremblement: Mitte <strong>Januar</strong> und Anfang Februar, vgl. N. 133 und N. 147. 20 lettre à Bruns: nicht<br />

ermittelt, vermutlich an G. Chr. von Braun, Kammerjunker der Kurfürstin. 22 P ce de Gale: Jakob<br />

Eduard Stuart.


N. 33 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 47<br />

sont pour luy, je trouve autant d’honnete gans parmy les Toris qu’autre part. Cresset à<br />

mon gout est pire qu’auparavant car il n’est plus enragé et a des bon moments, avec cela<br />

fort extravagant, il [s]’e[s]t broullé avec Lestoc et veut aller prandre les eaus à Hamburg<br />

c’e[s]t le vray chemin pour s’en esloigner. la Duchesse de Cell est persuadée dans tous<br />

les poins de la religion catholique[,] j’ay veu la lettre qu’elle a reseu du Dominiquin qui 5<br />

est aupres du Roy de Suede et la responce qu’elle y a faite[,] cette corespondence luy est<br />

venue par Bonac qui a dit au pere qu’elle portoit le pourtrait du S t Pere au bras ce qui<br />

est vray mais c’e[s]t celuy du defunt.<br />

Je vous envoy une lettre pour vous faire voir le beau genie de vostre recomendation,<br />

je vous prie d’aller de ma part ou de faire scavoir au Felt marechal combien je me sans luy 10<br />

estre obligée pour les bontés qu’il a eu pour Mad. de Monbel et que je me ferés tousjour<br />

un plesir si l’occasion ce presentoit de luy pouvoir en tesmoigner ma reconnoisance.<br />

Sophie Electrise.<br />

33. JOHANN BARTHOLD KNOCHE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 7. April <strong>1703</strong>. [19.] 15<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 481 Bl. 30–31. 1 Bog. 4 o . 3 1/2 S.<br />

Ew. Excell. wehrtgeschätztes Schreiben vom 31 ten Martii ist mir den 5 Aprill wohl<br />

eingehändiget Und daraus ersehen, wie daß Ew. Excell. deßwegen ungeduldig worden,<br />

worumb ich nicht geschrieben, allein es ist hieran der H. Guidi schuldt, wie auch Ew. Ex-<br />

1–4 Cresset . . . esloigner: Zu seiner Erkrankung und den Erörterungen über seine im Juli <strong>1703</strong> vollzogene<br />

Abberufung vgl. Schnath, Geschichte 4, 1982, S. 50–52. 3 Lestoc: J. P. L’Estocq, Leibarzt in<br />

Celle. 3 Hamburg: Gemeint ist Homburg. 5 f. lettre . . . responce: Das Schreiben von A. Levesius<br />

und die Antwort sind nicht gefunden; vgl. auch N. 78 und N. 233. 7 Bonac: J. L. d’Usson de Bonnac,<br />

seit November 1701 außerordentlicher Gesandter in Schweden. 8 defunt: Es läge nahe, auf den 1700<br />

verstorbenen Papst Innocenz XII. zu schließen; doch wird in N. 233 Papst Innocenz XI., gest. 1689, genannt.<br />

9 lettre: nicht ermittelt. 10 Felt marechal: H. H. von Flemming. 11 Monbel: vermutlich<br />

Frau von Montbail, 1691–1695 Erzieherin des brandenburgischen Kurprinzen Friedrich <strong>Wilhelm</strong>.<br />

Zu N. 33: K , wohl als Beischluss zu N. 209 versandt, antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief<br />

aus Berlin vom 31. März <strong>1703</strong>. Ein Mitte April gegenüber G. Guidi angekündigter Brief Knoches an<br />

<strong>Leibniz</strong> (vgl. N. 217) wurde nicht gefunden. Der nächste überlieferte Brief der Korrespondenz (LBr. 481<br />

Bl. 32) datiert vom 19. November 1704.


48 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 33<br />

cell. selbst, In dem sie jederzeit so wohl an mich als an Mons. Guidi geschrieben, daß Sie<br />

bald würden hier zu Hannover seyn, und verhoffeten Ew. Excell. alles in guten Zustande<br />

zu finden, nach dehm haben sie auch wieder geschrieben, daß Sie wolten die Ostern<br />

entweder zu Wolffenbüttel oder zu Hannover selbst, halten, Also stunde ich in Zweiffel<br />

5 ob Ew. Excell. annoch zu Berlin oder schon auf d. reise gewesen, Imgleichen wan ich<br />

dem H. Abt Guidi fragte, gab er zur antwort: Monsieur Leibnitz wird bald hier kommen,<br />

Sonsten er daran nichts manquiren soll, weill ich ohne dehm leider nichts zu thun, als<br />

nur mich stets mit dem Fieber plagen mußen, wan es ein tag oder 2. 3. hinweg bleibt<br />

komt es dennoch wieder, auff ein 8 tage, Und seynd mir der 1/2 thaler, so ich hette sollen<br />

10 berechnen, viel darauff gangen, weill E. Excell. ein so hartes hertze gegen mich tragen,<br />

und mir Im geringsten auff mein unterthänigstes bitten nicht Antworten wollen, dieweill<br />

ich Ew. Excell. zu unterschiedenen mahlen gehorsahmst ersuchet, mich mit wenigen Gelde<br />

zu helffen, damit ich nicht hette durffen bey Jederman in Schulden Stecken, habe auch<br />

schon 2 mahl vor mein geld mußen Schuhe bezahlen, und So Ew. Excell. nicht bald hier<br />

15 kommen werden, wird mir Reverenter zu sagen, Camsohl und hosen vom Leibe fallen,<br />

wie auch nicht weniger der Rock, nemblich (der Graue) dann den blauen habe ich den<br />

Winter schon nicht mehr an ziehen können, Jederman so mich kennet fraget mich wie es<br />

kähme, daß ich so liederl. daher ginge, ob ich vielleicht nicht mehr bey Mons. Leibnitz in<br />

diensten, sonsten er Seine leute nicht so schlecht ließe hergehen; Ew. Excell. hatten mich<br />

20 leicht können herüber kommen laßen, weil allzeit Gelegenheit dahin gewesen, aber es muß<br />

eine besondere Uhrsache seyn, Mit Ulrichs Frau habe ich neulich wieder ein Rencontre<br />

gehabt wegen des Holtzes In dehm Sie mir eine parthey holtz wieder in den Pferdt Stall<br />

geschleppet, so kahmen die Mädgens zu mir auff die Kammer, welche es gesehen, und<br />

sagten es mir, damit stund ich auff und ging hin, da wahr sie mit einem Arm voll Holtz<br />

25 schon auß dem thorweg, ich aber stieg in Ihrem Stall oben, hinein, allwo von dem dielen<br />

eine loß, und brachte alles Holtz wieder herauß, in dem holtz Stall, und verschloß es<br />

wieder, und batt die Frauw von Lüden daß sie hat ein schloß vor dem thorweg inwendig<br />

geleget, sie ist nach dehm etliche mahl des Morgens gantz Früh wieder vor dem thorwege<br />

gewesen, aber umb sonst, welches die Mädgens gehöret und gesehen, Wann es Ew. Excell.<br />

1 geschrieben: Von den zahlreichen <strong>Leibniz</strong>briefen an Guidi aus unserem Zeitraum, deren Existenz<br />

aus den Antwortbriefen hervorgeht, wurde nichts gefunden. Guidis Ungewissheit bezüglich <strong>Leibniz</strong>’<br />

Rückkehr ergibt sich z. B. aus N. 217. 2 bald: <strong>Leibniz</strong> kehrte erst Anfang Juni <strong>1703</strong> wieder nach<br />

Hannover zurück. 3 Ostern: am 8./9. April. 12 unterschiedenen mahlen: vgl. z. B. N. 16.<br />

21 Ulrichs Frau: die in <strong>Leibniz</strong>’ Haushalt beschäftigte Frau des Kutschers U. Gürgensohn.


N. 34 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 49<br />

wollen passiren laßen, so muß ich es auch leiden, aber ich glaube wen mir solches passirte,<br />

wurde kein ärger dieb auf der Weldt Seyn, Ich verlange aber keinen Splitter davon, viel<br />

weniger wie sie (Ulrichs) Fuderweise, der liebe Gott Soll mich schon dafür bewahren,<br />

hirvon werde bey Ew. Excell. wiederkunfft schon ein mehrers Reden, Ihr Excell. können<br />

es aber nach dero Belieben, dem Ulrichen wohl sagen, damit es her nach nicht möge 5<br />

heißen, daß ich Sie verfuchsschwäntzet hette, wie er wohl pflegt zu sagen, Ich berichte<br />

auch mit wenigen daß der Cammer Fourier gesaget, er wolte kein holtz mehr folgen<br />

laßen, bis Ew. Excell. erstl. wieder hier, wir haben noch 6 fuder zu fodern, 7 haben wir<br />

bekommen, ist aber kaum ein halb fuder mehr da; sonsten, es an fodern nicht gefehlet, Es<br />

passiret sonderl. nichts neues, als das S r H. der Churfurst und die Durchl. ChurFurstin 10<br />

neulich von Zell wieder hier kommen, Im übrigen verharre 〈...〉<br />

Hannover, d. 7 ten Aprill <strong>1703</strong>.<br />

P. S. So ich Ew. Excell. soll noch weiter schreiben, erwarte ich dero Befehle.<br />

Der Brieff an Mons. Meyer ist alsofort bestellet worden. er gehet 〈bei〉 Förstern zu<br />

Tisch, 15<br />

34. JOHANN GEORG ECKHART AN LEIBNIZ<br />

Marienburg, 9. April <strong>1703</strong>. [27. 36.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 228 Bl. 146. 4 o . 1 S. Eigh. Aufschrift. Siegel. Siegelausriss.<br />

Oben auf Bl. 146 r o Vermerk von <strong>Leibniz</strong>’ Hand: ” resp.‘‘.<br />

HochEdler 20<br />

insonders Hochgeehrter H. Geheimbder Rath<br />

Ich schreibe in Eil und berichte in geheim daß wir in etl. tagen gewiß nach Moscou<br />

gehen. Ich möchte gerne eine instruction zu dieser Reise haben, und ein Memorial von<br />

allerhand recherchen. Ich hoffe sie werden mir solches mitheilen und mit nächster Post<br />

7 Cammer Fourier: nicht ermittelt. 11 von Zell: vgl. N. 29 u. N. 190. 14 Brieff: wohl einer<br />

der beiden (nicht gefundenen) <strong>Leibniz</strong>briefe, auf die M. D. Meier mit N. 213 antwortet.<br />

Zu N. 34: K wird beantwortet durch N. 36. 22 f. wir . . . gehen: J. H. von Flemming war als<br />

Botschafter am Zarenhof im Gespräch; vgl. N. 107.


50 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 35<br />

in einen couvert an Mr. Brands Ecuyer de S. Exc. Madame la Grande Thresoriere à<br />

Marienbourg, so kriege ichs ins geheim und unversehr. Ich 〈muß〉 einmahl außführlich<br />

von einem mir zugestoßenen Glücke schreiben. Indeßen verharre<br />

Ew. Exc. gehorsamster diener Eckhart<br />

5 Mar. d. 9. Apr.<br />

A Son Excellence Monsieur de <strong>Leibniz</strong> Conseiller privé de S. Alt. El. de Br. Lun. à<br />

Wolfenbutel. S. M st der Königin von Preußen leuten zugeben[.] cito.<br />

35. LEIBNIZ AN KURFÜRSTIN SOPHIE<br />

Berlin, 10. April <strong>1703</strong>. [32. 38.]<br />

10 Überlieferung: L Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

Nr. 180 Bl. 440–441. 1 Bog. 8 o . 4 S. Mit Korrekturen und kleineren Ergänzungen. — Gedr.:<br />

1. Klopp, Werke, 9, 1873, S. 32–34 (mit der Monatsangabe ” Aoust‘‘); danach: 2. (teilw.)<br />

Ebert, Ariosti, 1905, S. 97–98. (= S. 51 Z. 17–20).<br />

Madame Berlin 10 Avril <strong>1703</strong><br />

15 Nous sommes icy dans une grande impatience en attendant l’apresdemain pour<br />

savoir au vray si le Comte Styrum a defait les Bavarois ou non. Car des lettres de<br />

Nurenberg et de Leipzic en ont donné quelque notice confuse. Pourveu qu’il ne se trouve<br />

tout le contraire comme il est arrivé plus d’une fois, et encor dernierement à la bataille<br />

de Fredlingue.<br />

20 J’ay vû une lettre interceptée du prince Jaques, où il marque beaucoup d’attachement<br />

au parti du Roy de Suede, et souhaitte fort que si la paix se fait, on l’y comprenne<br />

1 Madame: die Frau des polnischen Krongroßschatzmeisters Johann Georg (Jan Jerzy) von Przebendowski,<br />

Margareta Elisabeth von Flemming. 6 f. à Wolfenbutel: <strong>Leibniz</strong>’ geplanter Wolfenbüttel-<br />

Aufenthalt an Ostern (8./9. April) (vgl. z. B. N. 27) kam nicht zustande.<br />

Zu N. 35: L antwortet auf N. 32. 16 si . . . ou non: Zu dem erwarteten Gefecht in der Oberpfalz<br />

kam es nicht. 16 defait: Gemeint ist die Schlacht bei Schmidmühlem am 28. März, aus der bayrische<br />

Truppen siegreich gegen die des Kaisers hervorgingen. 19 Fredlingue: Das Treffen bei Friedlingen<br />

am 14. Oktober 1702 ging taktisch unentschieden aus, brachte aber den Kaiserlichen einen strategischen<br />

Vorteil. 20 prince Jaques: Jakob Eduard Stuart.


N. 35 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 51<br />

et aye soin de ses interets, parce qu’autrement il semble craindre le ressentiment du Roy<br />

de Pologne.<br />

Le Roy de France a écrit une reprimande au Marechal de Villars de ce qu’il avoit<br />

repassé le Rhin apres la prise du fort de Kehl, et donné par là au marcgrave Louis le<br />

loisir de respirer et de couvrir les passages. 5<br />

Je suis ravi du bonheur de M. Janoulli devenu Esculape de la Westfalie. Il porte<br />

sur soy une grande objection contre sa medecine universelle, tant qu’il ne guerit pas sa<br />

surdité.<br />

II en est quelque chose de ce qu’on a dit à V. A. E. que le prince de Furstenberg<br />

se conserve par l’opinion qu’il a donnée au Roy de Pologne de pouvoir faire la pierre 10<br />

philosophale[,] c’est par le moyen du jeune garçon apoticaire de Berlin.<br />

Le Roy de Prusse croit prendre son temps, lorsque l’Empereur et l’Empire ont besoin<br />

de luy. Je ne say si l’avantage qu’il en tirera, vaudra les suites que le malheur public qui<br />

en peut naistre, aura. Cependant sa Majesté accorde à l’Empereur deux regimens de<br />

Cavallerie, celuy de Wartenslebe, et un autre qu’il a obtenu du duc de Meclebourg, le 15<br />

tout va à 650 chevaux.<br />

Ce n’est pas tant l’affaire de la Reine que celle d’Attilio que ses ennemis veulent<br />

flestrir. Il s’attend que son ordre luy fera justice, aussi n’a-t-il encor receu aucune reprimande<br />

ny admonition; et on ne le condamnera pas auparavant en le rappellant d’une<br />

maniere prejudiciable et sur des rumeurs vagues semées par ses ennemis, sans l’avoir ouy. 20<br />

Je ne voy pas qu’il y ait la moindre chose à dire contre la Reine d’Angleterre ny<br />

contre son gouvernement. Et si les Toris se gouvernent tousjours ainsi, M. Toland a<br />

grand tort de se dechainer contre eux. Mais c’est sa mechante maniere qu’il feroit bien<br />

de quitter, de peur d’accident.<br />

Le pretendu prince de Gale ne regnera jamais en Angleterre, si l’affaire depend des 25<br />

Anglois; mais il y a lieu de tout craindre de la puissance exorbitante où nous verrons la<br />

maison de Bourbon si cette guerre se termine mal.<br />

Il semble que Mad. la Duchesse de Zell approuve la Maxime que le P. Wolf debitoit<br />

icy apres d’autres, qu’il faut estre ou Socinien ou Papiste. Mais il semble pourtant que<br />

cette princesse garde encor toutes les ceremonies des reformés, et communie avec eux. 30<br />

4 prise . . . Kehl : am 9. März <strong>1703</strong>. 4 marcgrave: Ludwig <strong>Wilhelm</strong> von Baden-Baden, Oberbefehlshaber<br />

der Truppen der Großen Allianz am Oberrhein. 6 Esculape . . . Westfalie: Wendung<br />

aus N. 201. 11 garçon: J. F. Böttger, vgl. I, 20 N. 46. 14 accorde: im Rahmen des Spanischen<br />

Erbfolgekrieges. 25 prince: Jakob Eduard Stuart. 28 P. Wolf: der Jesuit Fr. L. Wolf von Lüdinghausen.


52 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 36<br />

Cela ne s’accorde pas bien avec ces doctrines, c’est pourquoy je crois qu’elles ne sont pas<br />

encor assez fixes, et pourroient estre rechassées.<br />

Je commence à sortir et je verray Monsieur le General Feldmareschal au premier<br />

jour pour executer les ordres de V. A. E. Cependant je suis avec devotion<br />

5 Madame de V. A. E. le tres sousmis et tres obeissant serviteur <strong>Leibniz</strong>.<br />

36. LEIBNIZ AN JOHANN GEORG ECKHART<br />

Berlin, 17. April <strong>1703</strong>. [34. 37.]<br />

10 Monsieur<br />

Überlieferung: L Abfertigung: LBr. 228 Bl. 265. 4 o . 2 S. mit Korrekturen. — Gedr.: Guerrier,<br />

<strong>Leibniz</strong> , 1873, S. 50–51.<br />

deßen schreiben ist herumb spaziret, weilen es nach Wolfenbutel adressirt gewesen,<br />

also mir spät zu kommen. Was man mir zuschreiben will, kann an H. Wolthers geschicket<br />

werden, mit dem will ich abrede nehmen, wie es weiter zu bestellen. Herr Gvidi beclagt<br />

sich daß er lange nichts erhalten.<br />

15 Gehet die Reise nach Moskau, so köndte man mit Medicis und andern virtuosis von<br />

den Naturalibus regionis communiciren, mit Kaufleüten von den Wahren die in der Moscau<br />

fallen, oder von andern orthen hinein gebracht werden. Sonderlich von der Caravana<br />

nach China, und deren umbständen.<br />

Sonsten ist bekand daß ich vorlangst gewundschet habe Specimina lingvarum zu<br />

20 erhalten, die in des Zars Gebieth, und die daran stoßen; sonderlich die Vater Unßer<br />

mit versionibus interlinearibus, und sonst einigen gemeinen worthen, so in der Sprach<br />

3 Feldmareschal: H. H. von Flemming.<br />

Zu N. 36: L antwortet auf N. 34 und kreuzt sich mit N. 37. Eine Antwort ist nicht überliefert.<br />

11 Wolfenbutel: <strong>Leibniz</strong> hatte nach verschiedenen Seiten hin (vgl. z. B. N. 27) angekündigt, die Ostertage<br />

in Wolfenbüttel verbringen zu wollen. 12 Wolthers: vgl. N. 27. 13 beclagt: vgl. N. 201, N. 209 u.<br />

N. 212. Am 15. April (N. 217) meldet G. Guidi das Eintreffen eines Eckartbriefes. 14 erhalten: für<br />

Guidis Nachrichtenbörse; vgl. N. 27. 17 Caravana: nicht identifiziert; vermutlich eine der jährlichen<br />

stattfindenden Handelskarawanen von Russland nach China. 19 vorlangst gewundschet: Gemeint sein<br />

könnte <strong>Leibniz</strong>’ Fragenkatalog ” Desiderata circa Linguas quae sub Imperio Moschico et in vicinis regionibus<br />

usurpantur‘‘ von 1697 (I, 14 N. 236); zu weiteren ähnlichen sprachgeschichtlichlichen Fragenkatalogen<br />

vgl. I, 11 N. 125 Erl.


N. 37 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 53<br />

gebraüchlich. In specie verlange ich nachricht von allerhand sorten der Tartaren, und<br />

deren distinctionibus. Auß den Sprachen kan man die Volcker am besten unterscheiden,<br />

doch ist nöthig daß man dabey die situation des Landes wiße, da dergleichen Sprach<br />

üblich.<br />

Ob einige Ms a Graecorum patrum in Moscau seyn köndte man sich auch informiren. 5<br />

Solte es gelegenheit geben bitte Monsieur Huyssen meinet wegen dienstl. zu grüßen,<br />

der wird in vielen anleitung geben konnen.<br />

Wenn etwas curioses, so nicht zu kostbar, anzutreffen, wurde ein echantillon davon<br />

guth seyn.<br />

Man weiß hierzuland noch nicht wie die juchten von den Rußen bereitet werden, daß 10<br />

sie so gar auch einen angenehmen geruch bekommen.<br />

Wenn ein guth gluck aufgestoßen, gratulire dazu von herzen, und verbleibe iederzeit<br />

Monsieur deßelben dienstergebenster<br />

Berlin 17 April <strong>1703</strong> G. W. v. L.<br />

37. JOHANN GEORG ECKHART AN LEIBNIZ 15<br />

Marienburg, 17. April <strong>1703</strong>. [36. 39.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 228 Bl. 257–258. 1 Bog. 4 o . 4 S. mit geringfügigen<br />

Ergänzungen.<br />

Ich habe neulich erwehnet ihnen ein sonderliches mir arrivirtes glück zu erzehlen,<br />

allein es ist nur ein gewiesenes nicht aber beschertes glück gewesen; da der GroßCantzler 20<br />

nunmehr nach dem Königsteine verreiset. Es ließ mich derselbe zu sich kommen, discurrirte<br />

mit mir von allerhand sachen, sonderlich aber von seinen Magico-Geomanticis nugis<br />

und gab mir zuverstehen, wie er sich aus dergleichen wunderlichen büchern, deren er<br />

7 anleitung: H. van Huyssen war seit 1702 Lehrer des russischen Thronfolgers Alexej.<br />

Zu N. 37: K kreuzt sich mit N. 36. Eine Antwort ist nicht überliefert. 19 neulich erwehnet: in<br />

N. 34. 21 verreiset: Der sächsische Großkanzler W. D. von Beichlingen war am 10. April <strong>1703</strong> in<br />

Marienburg festgesetzt und auf die Burg Königstein verbracht worden; vgl. T h e a t r u m Europaeum,<br />

16, 1717 (ad. a. <strong>1703</strong>), S. 275 f. 22 nugis: Nach Beichlingens Verhaftung standen ” negromantische<br />

Künste‘‘ an der Spitze der gegen ihn veröffentlichten Beschuldigungen; vgl. N. 392 Erl.


54 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 37<br />

etliche 1000 hat, auszüge machen ließe, die Er hernach wolte drucken laßen, damit die<br />

leute so vielleicht nicht geglaubet daß alle dergleichen bücher in rerum natura wären,<br />

beßer informiret, und auch aus diesem stercore das aurum beysammen sehen könten. Er<br />

gedachte dabey viel von Ihr. Exc. und der estime so er iederzeit gegen sie getragen nichts<br />

5 mehr wünschende als daß er sie nur einmahl am Polnischen hofe oder zu Leipzig sehen<br />

solte. Er gab mir auch die commission Ew. Exc. zu ersuchen umb communication einer<br />

liste derer Pseudomathematischen bücher, wie Sie sie nennen, so in der Wolfenbütelschen<br />

bibliothec vorhanden, damit er sehen könte was ihm vieleicht noch fehlte. Nach langen<br />

familiaren und sonderlichen discoursen fragte Er mich endlich ob ich lust hätte in Sachsen<br />

10 employiret zuwerden; und wie ich solches bejahete versprach Er mir die Erste Professur<br />

so würde loß werden, und wolte Er mir gleich den Anwartungs-Befehl nach den feyertagen<br />

von königl. Ms t unterschrieben geben. Allein wie Er auf ein nimmermehr wiederkommen<br />

verreiset, so ist auch meine Professur vor dieses mahl in brunnen gefallen. Ew. Exc. sehen<br />

hieraus daß mir noch immer der Professor im Kopfe steket, und kan ich bezeugen, daß ich<br />

15 zu nichts als zu dergleichen metier lust habe. Sonst will nochmahls wegen instruction zur<br />

Moscowitischen Reise errinnerung gethan haben, und werden Ew. Exc. mich unendlich<br />

obligiren, wenn sie selbe an mich hieher mit einem Umschlag à Mr. Brandes Ecuyer<br />

de S. Exc. Mad. la Grande Thresoriere senden werden. Denn ich möchte nicht gerne<br />

daß Mein Gnädiger H r es wüste, daß ich diese reise Ew. Exc. offenbahret. Ihr. Königl.<br />

20 Ms t sind sehr vergnügst gewesen über ihr Project de informatione Principis, und haben<br />

Sie dem P. Votta fast die gantze nacht selbige lesend und erklärend zugehöret, auch<br />

endlich herausgebrochen, sie mögten den Platonem sehen der dieses Project zur praxi<br />

vorgeschriebener maßen brächte. P. Votta hat es sehr admiriret, wie Er in der Antwort auf<br />

Ew. Exc. brief vieleicht selbst schreiben wird. Er ist noch ungehalten auf die H rn Jaquelot<br />

25 und l’Enfant, und will er Ihre ihm gemachte wunderliche einwürfe zu Papiere bringen v.<br />

3 stercore . . . aurum: vgl. Aelius Donatus, Vita Vergilii, 18. 11 Anwartungs-Befehl: vgl.<br />

N. 39 Erl. 12 königl. Ms t : August II. von Polen, als Friedrich August I. Kurfürst von Sachsen.<br />

15 instruction: vgl. N. 34. <strong>Leibniz</strong>’ ” instruction‘‘ erfolgte am selben Tag mit N. 36. 18 Mad. la Grande<br />

Thresoriere: die Frau des polnischen Krongroßschatzmeisters Johann Georg (Jan Jerzy) von Przebendowski,<br />

Margareta Elisabeth von Flemming. 19 Gnädiger H r : J. H. von Flemming. 20 Project:<br />

Eine Abschrift seiner bereits kurz nach 1685 verfassten ” Lettre sur l’Education d’un Prince‘‘ (IV, 3<br />

N. 68) hatte <strong>Leibniz</strong> mit N. 200 an Flemming geschickt. 23 Antwort: N. 223 vom 17. April <strong>1703</strong>.<br />

24 brief: N. 203. 25 einwürfe: Gemeint sind die Streitgespräche, die im März <strong>1703</strong> am Lietzenburger<br />

Hof zwischen Pater Vota und reformierten Theologen stattfanden; vgl. auch N. 28 u. N. 334.


N. 38 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 55<br />

der Königin von Preußen dediciren. Neues habe hier nicht entdecket als einige alte gräber<br />

der Johanniter Ritter; sollte ins Künfftige etwas finden, werde ich nicht ermangeln Ew.<br />

Exc. davon part zugeben, wie ich denn iederzeit verharre 〈...〉<br />

Marienburg. d. 17. Apr. <strong>1703</strong>.<br />

38. LEIBNIZ AN KURFÜRSTIN SOPHIE 5<br />

Berlin, 21. April <strong>1703</strong>. [35. 45.]<br />

Überlieferung: L Auszug: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A Nr. 180<br />

Bl. 455. 4 o . 1 5/6 S. Mit Korrekturen. Bibl.verm. — Gedr.: Klopp, Werke, 9, 1873, S. 26<br />

bis 29.<br />

Extrait de ma lettre à Mad. l’Electrice 10<br />

Berlin 21 Avril <strong>1703</strong><br />

Je viens de recevoir une lettre de M. le Comte de Fleming où il me dit d’avoir<br />

esté tout surpris d’une resolution peu attendue du Roy son Maistre d’envoyer M. le<br />

Comte de Beuchling avec ses freres à Konigstein. Qu’il ne l’avoit appris que deux heures<br />

apres qu’ils estoient partis, et que le Roy luy avoit temoigné de la compassion pour son 15<br />

Grandchancelier, et qu’il falloit qu’il y eût eu de fortes raisons de porter Sa M té à ce point<br />

de severité qui ne luy est point naturelle. A Berlin on dit qu’on a arresté aussi Monsieur<br />

et Madame de Rechenberg; et quelques uns adjoutent que cette dame s’estant retirée à<br />

18 et de Madame L korr. Hrsg.<br />

1 dediciren: nicht ermittelt, vermutlich nicht erschienen. In seinem Brief vom 23. März <strong>1703</strong> (gedr.:<br />

K. A. Varnhagen von Ense, Leben der Königin von Preußen Sophie Charlotte. Berlin 1837, S. 201<br />

bis 203) geht Vota gegenüber der Königin ausführlich auf die philosophisch-theologischen Dispute ein.<br />

2 Johanniter Ritter: Gemeint sind vermutlich Ritter des Deutschen Ordens; die Marienburg war vom<br />

Beginn des 14. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts Hauptresidenz des Ordensmeisters.<br />

Zu N. 38: Die nicht gefundene Abfertigung, der letzte überlieferte Brief vor <strong>Leibniz</strong>’ Rückkehr nach<br />

Hannover Anfang Juni <strong>1703</strong>, blieb vermutlich unbeantwortet. Aus G. Guidis Bemerkung am Anfang<br />

von N. 253 (S. 422 Z. 23 f.) läßt sich auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief von Ende Mai schließen.<br />

12 lettre: N. 215. 14 Beuchling . . . freres: der sächsische Großkanzler W. D. von Beichlingen sowie<br />

seine Brüder Gottlob Adolph und Johann Siegfried. — Der bei Klopp, Werke, 9, 1873, S. 29–31, im<br />

Anschluss an unseren Brief als scheinbar gleichzeitiger Text gedruckte Bericht über die Vorwürfe gegen<br />

Beichlingen wurde erst im Spätsommer <strong>1703</strong> notiert, vgl. N. 68 Überlieferung. 18 Madame: Luise<br />

von Rechenberg war W. D. von Beichlingens Geliebte.


56 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 38<br />

Danzig, y a esté trouvée deguisée. On dit aussi que M. de Beuchling a contresigné l’ordre<br />

que le Roy a envoyé au General qui commande à Konigstein de preparer des logemens<br />

pour des personnes de qualité, ne se doutant pas que ce sort pourroit tomber sur luy<br />

meme. Cependant on dit qu’il en a receu la nouvelle avec assez de tranquillité, et qu’il<br />

5 a repondu, qu’il n’avoit point d’autre volonté que celle du Roy, ce qui avoit fait croire<br />

à quelquesuns que le Roy et Monsieur de Beuchling estoient d’intelligence, afin que sa<br />

cheûte apparente exemtât le Roy de certaines obligations. Mais je ne saurois croire le<br />

Roy capable d’un tel tour, ny M. Beuchling assez resigné pour un tel sacrifice de sa<br />

liberté et de sa reputation. Les apparences sont qu’il est tombé tout de bon. Ces sortes<br />

10 de disgraces sont des remedes bien violens, dont il vaudroit mieux qu’un prince n’eut<br />

point besoin. Et il me semble qu’il luy seroit bien aise de s’en empecher, en ne gastant<br />

pas les propres gens par trop d’indulgence, ce qui les fait aller trop loin, et le force enfin<br />

à venir à des extremités. Et j’ay allegué avec l’eloge dû la louable conduite des ducs de<br />

Bronsvic-Lunebourg depuis 30 ans et plus qui n’ont point eu besoin de disgracier leurs<br />

15 Ministres principaux, et ont meme conservé ceux de leur predecesseurs. Cependant icy<br />

personne ne peut apporter que des raisons vagues et generales de la cheute de Monsieur de<br />

Beuchling, ou telles qu’on s’imagine sur des conjectures vagues et generales. Cependant<br />

on veut qu’entre autres charges qu’on luy impose, est certaine mechante monnoye qui a<br />

rempli la Saxe, et que le dernier voyage que le Roy a fait en Saxe incognito a donné à sa<br />

20 Majesté de fortes impressions contre luy. En effect on disoit déja il y a quelque temps,<br />

que sa M té avoit temoigné d’avoir appris dans ce voyage des choses qui luy importoient<br />

et qu’il n’avoit point connues auparavant.<br />

Msg r le duc Antoine estoit parti de Wolfenbutel Mercredi apres pâques pour venir<br />

icy. Mais S. A. S. ayant sû en chemin, que le Roy avoit destiné le jour de dimanche pour<br />

25 faire ses devotions s’arresta trois jours à Huntesbourg chez M. Alvenslebe. Cela a fait<br />

aussi, qu’il s’est hasté extremement pour retourner, et qu’il a envoyé chez la Reine pour<br />

s’excuser qu’il ne pouvoit point venir à Luzenbourg à cause de cela, mais qu’il esperoit<br />

de revenir, et qu’il s’acquitteroit alors de ce devoir. Il n’a point eu ce Ministre avec luy:<br />

mais Messieurs de Bennigsen et Bousch, et encor un autre gentilhomme dont je ne puis<br />

2 General: F. von Brause. 13 allegué: Kontext nicht identifiziert. 18 charges: vgl. die<br />

Mutmaßungen in T h e a t r u m Europaeum, 16, 1717 (ad a. <strong>1703</strong>), Sp. 276. 19 voyage: vermutlich<br />

im November 1702, vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Brief an M. J. von der Schulenburg vom 5. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) u.<br />

Erl. 23 Mercredi: 11. April <strong>1703</strong>. 25 chez: auf J. F. von Alvenslebens Schloss Hundisburg bei<br />

Magdeburg. 29 Bennigsen et Bousch: vermutlich der Oberkammerjunker von Bennigsen und der<br />

Oberschenk von dem Bussche. 29 gentilhomme: nicht identifiziert.


N. 39 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 57<br />

me souvenir presentement. Le Roy contre sa coustume a esté trois heures avec luy le soir<br />

du depart, et on a un peu trinqué. Et encor les autres repas qu’il a faits avec sa Majesté,<br />

ont esté plus longs que de coustume. Le Fils et les freres du Roy n’ayant point esté à<br />

Oraniebourg pendant son sejour, il a eu l’avantage d’eviter les difficultés du ceremoniel.<br />

S’il a negotié quelque chose de consequence, c’est ce qu’on ne peut point dire. Cependant 5<br />

il n’y a bien de l’apparence qu’il n’est point venu pour des prunes. Nous verrons si sa<br />

visite sera plus de consequence que celle de Monsg r le duc de Zell à Bronsvic, où l’on me<br />

dit que les princes fils de Mg r le duc Antoine ont esté aussi pour faire honneur à S. A. S.<br />

L’evenement fera voir si le voyage d’Oraniebourg a eu de l’influence dans les traités de<br />

Bourgdorf qui se font en son nom, aussi bien que de son frere ainé. 10<br />

39. JOHANN GEORG ECKHART AN LEIBNIZ<br />

Berlin, 10. Juni <strong>1703</strong>. [37. 40.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 228 Bl. 266–267. 1 Bog. 4o . 4 S. mit zahlreichen Ergänzungen<br />

und Korrekturen. Bibl.verm. Oben auf Bl. 266 ro Vermerk von <strong>Leibniz</strong>’ Hand:<br />

” resp.‘‘. 15<br />

Quam doluerim, quod Berolini Te non invenerim, vix dici potest. Consilii enim tui indigebam<br />

et adhuc indigeo vel maxime, dum novum honorem, quem aggredior, tot difficultatibus<br />

obseptum invenio, ut ferme de acquisitione illius desperem; Licet enim clemen imus<br />

Rex noster mihi literas expectantiae in professionem philosophicam proxime vacaturam<br />

3 freres: die Markgrafen von Brandenburg-Schwedt. 5 de consequence: ein Vertrag vom 19. April<br />

zwischen König Friedrich I. und Herzog Anton Ulrich über Hilfeleistung für Wolfenbüttel und Verzicht<br />

des Herzogs auf Abmachungen mit Hannover und Celle ohne Beteiligung Brandenburg-Preußens.<br />

7 à Bronsvic: Die Herzöge Georg <strong>Wilhelm</strong> und Rudolf August trafen gegen Mitte April in Braunschweig<br />

zusammen. 7 f. l’on me dit: Quelle nicht identifiziert. 8 princes fils: August <strong>Wilhelm</strong> und Ludwig<br />

Rudolf. 9 traités: Ergebnis der seit <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> in Burgdorf geführten Ausgleichsverhandlungen<br />

zwischen den Welfenhöfen war ein am 22. April in Celle geschlossener Vergleich, auf den am 20. Juli der<br />

Burgdorfer Exekutionsrezess folgte.<br />

Zu N. 39: K wird beantwortet durch N. 40 und erneut aufgegriffen in N. 44. 16 non invenerim:<br />

<strong>Leibniz</strong> war Ende Mai aus Berlin nach Hannover aufgebrochen. 19 Rex noster: August II. von<br />

Polen.


58 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 39<br />

aut Lipsiae aut Wittenbergae concesserit, et interea Professorem extraordinarium denominaverit;<br />

indigus tamen omnium rerum nescio, quo me vertam, et quomodo me alam<br />

usquedum innotuerim et auditores mihi conciliaverim. Volo tamen prius omnia perpeti,<br />

quam vitae cursum, quem hactenus tenere coactus fui, continuare; et malo inter libros<br />

5 meos esurire, quam eo, quo hactenus id feci modo, laute vivere. In reditu, ut ad alia deveniam,<br />

ex Prussia, linguam Polonicam curatius consideravi et cum Germanica contuli,<br />

ubi plurima inveni scitu non indigna ex. gr. radices vocum plurimarum nostratium, quae<br />

apud nos deperditae sunt; deinde plurima verba, quibus veteres scriptores Germani usi,<br />

hujus autem aetatis viri carent, tandem genuinas vocum significationes; et consideratis<br />

10 talibus vocibus in eam deveni opinionem, ut crederem Adamum recens creatum non actu<br />

locutum fuisse, sed loquelam tantum in potentia habuisse, primo balbutiisse et res sonum<br />

vel strepitum edentes strepitu aut sono illo convenienti voce quovis possibili modo expressisse,<br />

eamque vocem omnibus huic rei similibus rebus applicuisse quae deinde tractu<br />

temporis specialior facta et variata fuerit e. gr. ut vox b l o t , b l u t primo significaverit<br />

15 quod libet crassius fluens, deinde vero in diversas abierit specialiores significationes. Ita<br />

jam Polonicum b l o t o , germ. b l o t , et Latinum l u t u m sunt unius originis et significationis;<br />

nihilo tamen minus blut sanguis et Saxonicum bloot eadem vox mihi videtur<br />

uti et Saxon. f l o t , pinguendo lactis. Nam b. in f. mutari saepius, vel mille exemplis<br />

probabo; pauca tamen hic sufficient P. Bobr, G. bieber, L. fiber; Brat, frater, bruder; Va-<br />

20 ter, pater; Pol. bat, Sax. Fat; Suet. yfer, Germ. über, Graec. ; Germ. Fyer, Gr. ;<br />

Civitas Freudenthal, Bohemice Bruntal; it. Freyberg, Boh. Prybor, civitates Moraviae:<br />

Vidi etiam et notavi ex Polonica lingua accurate quas artes et quae Opificum genera a<br />

Germanis acceperint, quod vero ipsi sibi debeant. Detexi et pluribus fabulam de Popielo<br />

a muribus corroso et ex nomine ejus confictam ostendi. Quod si scivero Te, Excellentis-<br />

25 sime Domine, hasce nugas non omnino detestari, super pluribus Te interrogare audebo.<br />

1 concesserit: Weder für Wittenberg noch für Leipzig ist archivalischer Niederschlag einer solchen<br />

Expektanz ermittelt. 5 reditu: aus Marienburg. 6 consideravi: vgl. auch Eckharts an <strong>Leibniz</strong><br />

gerichtete sprachwissenschaftliche Betrachtungen N. 43. 19 pauca . . . sufficient: Einige dieser Sprachvergleiche<br />

sind später auch in Eckharts ” Etymologisches Lexicon‘‘ (Hannover <strong>Leibniz</strong>-Bibl. Ms IV 471)<br />

eingegangen. 21 Freyberg . . . Prybor: Pribor. 23 fabulam: zur Sage vom polnischen Herzog<br />

Popielus II., der nach einem Verwandtenmord von Mäusen und Ratten verfolgt und aufgefressen wurde,<br />

vgl. Zedler, Universal-Lexicon, 28, 1741, Sp. 1522 f.


N. 40 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 59<br />

Ditmari specimen velim, ut haberem, aut, quod melius esset, totam collationem, quam<br />

separate servas. Nam brevi eundum mihi erit Dresdam, ubi divertam apud Dn. Weckium<br />

et in ejus camera conferam Ms tum vetustissimum cum tuo et edito exemplari. Vale jam,<br />

Vir maxime, et mearum angustiarum memor consiliis tuis salutaribus me non omnino<br />

priva. Videbis enim per omnia obsequentem, tuisque monitis tum in studiis tum in vita 5<br />

obedientem, 〈...〉<br />

Berolini d. 10. Jun. <strong>1703</strong>. raptissime.<br />

P. S. Quomodo libros meos, mihi jam summe necessarios, librerem et recipiam, solicitus<br />

sum; velim ut Försterus eos mihi remittat, eo pacto ut ipsi pro debito Menstrua<br />

excerpta conficerem; quod ipsi non inutile foret. Sed credo ipsum jam satietatem men- 10<br />

struorum Exc. cepisse. Meum corpusculum paucis contentum parvo sumptu sustinebo.<br />

40. LEIBNIZ AN JOHANN GEORG ECKHART<br />

Hannover, 17. Juni <strong>1703</strong>. [39. 41.]<br />

Überlieferung:<br />

L Abfertigung: LBr. 228 Bl. 268. 4 o . 2 S. mit Korrekturen, darunter einige vermutlich nach 15<br />

der Anfertigung von l. (Unsere Druckvorlage.)<br />

l Auszug nach L von Schreiberhand (= S. 60 Z. 10–22 u. S. 61 Z. 2 f.): Hannover <strong>Leibniz</strong>-<br />

Bibl. Ms IV 470 Bl. 90. 4 o . 1 S. Mit Korrekturen von der Hand des Schreibers sowie von<br />

<strong>Leibniz</strong> (Lil). Über dem Textbeginn von <strong>Leibniz</strong>’ Hand: ” Lingu‘‘.<br />

1 f. Ditmari . . . servas: Gemeint ist wahrscheinlich die Collatio Ditmariani Codicis Antwerp. cum<br />

”<br />

edit. Helmestadiensi‘‘ (Hannover <strong>Leibniz</strong>-Bibl. Ms XIII 754a ) nach der Corveyer Überarbeitung von<br />

Thietmar von Merseburg, Chronicon (Brüssel Bibl. Royale Albert Ier Ms 7503–18). <strong>Leibniz</strong> hatte diese<br />

Handschrift, die Grundlage für seine spätere Edition in den Script. rer. Brunsv. (Bd 1, 1707, S. 323–427)<br />

war, 1687 von D. Papebroch aus Antwerpen erhalten (vgl. I, 4 N. 529). Vgl. Eckert, Scriptores, 1971,<br />

S. 64 f. 3 Mstum vetustissimum: zum (im 2. Weltkrieg weitgehend zerstörten) Autograph Dresden<br />

Sächs. Landesbibl. Msc. R 147, das Eckhart 1704 einsehen konnte, vgl. Eckert, a. a. O., S. 66.<br />

3 edito exemplari: Thietmar von Merseburg, Chronici libri IIX , hrsg. v. J. J. Mader, 1667 (<strong>Leibniz</strong>’<br />

Handexemplar: Hannover <strong>Leibniz</strong>-Bibl. Leibn. Marg. 85). 8 librerem et recipiam: Zu Eckharts als<br />

Unterpfand in der Hand N. Försters verbliebenen Büchern vgl. N. 6 Erl. 9 f. Menstrua excerpta:<br />

der von Eckhart herausgegebene Monathliche A u s z u g , dessen Erscheinen nach dem Jahrgang 1702<br />

eingestellt worden war.<br />

Zu N. 40: L antwortet auf N. 39 und kreuzt sich mit N. 41. Die Antwort ist N. 42. 19 Lingu‘‘:<br />

”<br />

Dieses Stichwort vermutlich aus <strong>Leibniz</strong>’ Ordnungssystem findet sich auf zahlreichen weiteren Blättern<br />

dieses Handschriftenfaszikels zur Sprachwissenschaft.


60 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 40<br />

Vir doctissime, Amice carissime<br />

Gaudeo collatam Tibi professionem extraordinariam cum certa professionis ordinariae<br />

proxime vacaturae spe. Sed non admodum gaudeo, quod ab Ill mo Comite de Fleming<br />

discedis vel jam discessisti: nam suasissem consultus ut ei adhaesisses, donec locus aliquis<br />

5 ordinarius fuisset apertus. Et ut taceam multas difficultates Tibi objectum iri interim,<br />

certe illud potissimum est, quod vereor ne aliquando, ubi vacaverit cathedra, aliquis alius<br />

intrudatur; quod Domini Comitis autoritate facile caveres, si tibi omnia apud ipsum integra<br />

servarentur. Sed de his Tu rebus omnibus perspectis optime deliberare potuisti,<br />

quae mihi e longinquo dijudicare integrum non est.<br />

10 Gratum est, quod linguam Polonicam consideras attentius, id dudum optabam fieri<br />

ab aliquo nostratium, inde enim multae rerum nostrarum origines poterunt illustrari.<br />

Quid ex Popieli nomine de ficta corrosione per mures colligas, intelligere gratum erit. Ad<br />

mentem meam est prorsus, quod ex sonis elementaribus rudioribus, minusque articulatis<br />

petendae sunt vocabulorum origines. Ita memineris a me notatum sp significare aliquid<br />

15 cum vi penetrans ad cunei instar, ubi s notat ingressum subtilem, p secutam vim, ita<br />

spies, spiz, spaten, spada, sporen, spund, spendel acus, spindel, spule vel spille fusum a<br />

forma conica in extremo (ex quo deinde per tropum spiel ludus) spliz, splitter quod vi<br />

illa disjunctum, spoliare, (cum acu vel simili subadacto cutis detrahitur) spuere, sprizen.<br />

Cum minor est exercenda vis, pro p subeunt l vel n, ut sliz, sneiden, sram. Talia sese<br />

20 offerunt innumera linguas consideranti.<br />

Mittam Tibi supplementi Ditmariani specimen, ubi paulum vacaverit, nunc enim<br />

nimis sum distractus.<br />

Libros Tuos adire nondum vacavit.<br />

Miror quod nec verbum in literis Tuis de Ill mi Comitis rebus. An et conjugem adduxit,<br />

25 ut intelligo. An in Pomerania aliquando haerebit ob mortem parentis: an potius tempus<br />

16 f. ita (1 ) spies, spiz . . . fusum | a forma conica in extremo erg. u. gestr. | (ex quo . . . ludus) (2 ) a<br />

forma conica in extremos spies, spiz . . . ludus) Lil<br />

12 Popieli nomine: vgl. N. 39. 14 notatum: z. B. im Brief an H. Ludolf (I, 15 N. 261).<br />

21 supplementi Ditmariani: zu der in <strong>Leibniz</strong>’ Auftrag erstellten Kollation zu Thietmar von Merseburg,<br />

Chronicon, vgl. N. 39 Erl. 22 distractus: <strong>Leibniz</strong> war erst Anfang Juni nach einjährigem Berlin-Aufenthalt<br />

nach Hannover zurückgekehrt. 24 conjugem: Franziska von Sapieha. 25 parentis:<br />

G. C. von Flemming, der Anfang Mai <strong>1703</strong> verstarb; vgl. N. 246.


N. 41 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 61<br />

Berolini exiget, et per septimanas aut menses illic rerum Domini sataget. Haec erant quae<br />

discere gratum fuisset, et nunc quoque erit. Interim vale et me ama[.] Dabam Hanoverae<br />

17 Junii <strong>1703</strong>.<br />

Tuus omni studio G. G. Leibnitius.<br />

41. JOHANN GEORG ECKHART AN LEIBNIZ 5<br />

Berlin, 19. Juni <strong>1703</strong>. [40. 42.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 228 Bl. 269–270. 1 Bog. 4 o . 2 S. Siegel. Siegelausriss.<br />

Eigh. Aufschrift. — Auf Bl. 270 r o L 1 von N. 44.<br />

Quas nuper ad Te dedi literas Te recipisse credo, et anxius expecto responsum,<br />

consiliumque, ut possim saltem bibliothecam meam habere; sine illa enim quid faciam 10<br />

nescio; obtuli Förstero continuationem Menstruorum Extractorum, ut exinde solutionem,<br />

detrahendo mihi mercedem, habere possit, sed nescio an morosus ille accipiet, et vellem<br />

viliore pretio ac antea laborem illum suspicere modo libros meos liberare ac brevis his<br />

uti possem. De sella Tua vectoria jussu Dn. Generalis Tibi scribendum est. Neque enim<br />

usus est illa, uti Ulricus sciet, et jussit in domum tuam illam referre, cum abiret mecum; 15<br />

sed qui relicti sunt domi, obliti hujus mandati sellam sed bene custoditam, retinuere.<br />

Jubeas igitur, precor, cui danda sit ad custodiendum et statim ut voluntati tuae satisfiat<br />

curabo. Qualicovskii Jus publ. Poloniae et Animadversiones anonymi spero Te tecum<br />

Hanoveram sumsisse et bene est. Precor etiam ne obliviscaris Ammiani Marcellini quem<br />

Dn. Consiliario Schradero Zellas misisti. Locutus sum his diebus cum Regina Prussiae, 20<br />

et quidem per duas integras horas et variis de rebus, id quod mihi aliquo modo solatio<br />

1 Berolini: vgl. auch <strong>Leibniz</strong>’ Nachfrage in N. 273. 1 Domini: August II. von Polen.<br />

Zu N. 41: K kreuzt sich mit N. 40 und wird beantwortet durch N. 44. 9 literas: N. 39.<br />

11 continuationem . . . Extractorum: Der von Eckhart herausgegebene Monathliche A u s z u g , dessen<br />

Erscheinen nach dem Jahrgang 1702 eingestellt wurde. 14 sella . . . vectoria: zu dem von <strong>Leibniz</strong><br />

entworfenen Reisestuhl vgl. z. B. I, 19 N. 147. 14 jussu Dn. Generalis: J. H. von Flemming, der in<br />

dieser Sache selbst an <strong>Leibniz</strong> schrieb; vgl. N. 264. 15 Ulricus: <strong>Leibniz</strong>’ Kutscher U. Gürgensohn.<br />

18 Qualicovskii: N. Chwa̷lkowski, Regni Poloniae jus publicum, 1676. 18 Animadversiones anonymi:<br />

Möglicherweise [Chr. Hartknoch], Exercitatio ad N. Chwalkovii Ius Publicum Regni Poloniae, 1685.<br />

20 misisti: Ammianus Marcellinus, Rerum gestarum qui de XXXI supersunt libri octodecim; vermutlich<br />

in der Ausgabe von 1636 (vgl. I, 19 N. 161).


62 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 42<br />

fuit. Habeo alia quae scribere possem sed incredibili capitis dolore quo jam per aliquot<br />

dies laboravi, impedior et me solummodo tuo favori commendo qui nihil magis in votis<br />

habeo quam ut sim 〈...〉<br />

Berolini d. 19. Jun. <strong>1703</strong>.<br />

5 A son Excellence Monsieur de Leibnitz Conseiller privé de S. Alt. Elect. de Brounsv.<br />

Luneb. et President de l’Academie des Sciences qui est à Berlin prs. à Hanouvre<br />

42. JOHANN GEORG ECKHART AN LEIBNIZ<br />

Berlin, 26. Juni <strong>1703</strong>. [41. 43.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 228 Bl. 271–272. 1 Bog. 4 o . 4 S. Mit geringfügigen<br />

10 Korrekturen und Ergänzungen.<br />

Quas die 17. Junii ad me dedisti, quanquam paulo tardius, recte tamen accepi, atque<br />

ex iis, quae de mutatione mea sentias, intellexi. Et verum quidem est melius fecisse,<br />

ut Extraordinariam nactus, ordinariam in familia D ni Generalis expectassem. Sed alio<br />

ordine fatorum me trahente, sequar, oportet. Namque uti Illustrissimus familiam suam<br />

15 jam in paucos contrahit, meque negotiis peractis, dum Sch[l]aventitzi suis rebus domesticis<br />

intentus haerebit, nullus utitur, ita putavit Professione mihi procurata et sibi et<br />

mihi consultum esse, ut adeo ejus voluntati obedire debeam. Interim tamen me non<br />

relinquet auxilii inopem et nullibi non mihi adfuturum promisit. Fateor tamen si haec<br />

ante scivissem, non passus essem, ut in servitium illius inducerer, in quo et temporis<br />

20 et sanitatis jacturam vix reparandam feci, cum Hanoverae vel privatus potuissem subsistere,<br />

et inter libros meos suaviter dies noctesque ducere. Sed haec facta sunt, infecta<br />

fieri nequeunt. Jam mihi prospiciendum est de modo rebus meis et bibliotheculae meae<br />

consulendi, de victu et amictu non sum sollicitus, certus, si vel paululum innotuerim,<br />

nihil mihi defuturum. Rerum tamen ut omnium ita et mearum initia sunt perquam gra-<br />

25 via. Dn. Illustrissimus ante me ex servitio suo dimisit Praefectum Stabuli, Praefectum<br />

Zu N. 42: K antwortet auf N. 40 und kreuzt sich mit N. 44. Beilage war N. 43. Abgeschickt wurde<br />

die Sendung erst am 3. Juli (vgl. N. 48). 13 D ni Generalis: J. H. von Flemming. 23 victu et<br />

amictu: sprichwörtlich. 25 Praefectum Stabuli: nicht ermittelt. 25–63,1 Praefectum Domus: nicht<br />

ermittelt.


N. 42 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 63<br />

Domus, et Dn. Schützium nobilem Suecum, abibit etiam brevi ab eo alter Secretarius et<br />

duae ex nobilibus virginibus. Quantum numerum servorum dimiserit, quot equos vendiderit<br />

aut amicis donaverit, vix credes si dicam. Est quidam ex Officialibus Regimenti,<br />

qui ejus secretarius, Praefectus domus et stabuli erit. Ipse cum Illustrissima, quae cum<br />

illo hic loci adhuc degit, intra breve tempus aliquot dierum in terram suam in Silesiam 5<br />

abibit, exacturus ibi tempus aestivum atque si recte conjicio, sub hyemem Berolinum<br />

rediturus. ex omnibus apparet illum jam in eo esse, ut sibi vivat, et bello affecto se negotiis<br />

subtrahat. Quod ejus propositum, uti per omnia non possum non probare, ita et<br />

ego constitui, nulli ex privatis inposterum servire sed me meo sustentare labore et in<br />

miserrima licet vita mea tamen libertate tam diu frui, donec mihi Deus locum, in quo 10<br />

subsistere honeste possim monstrabit: eritque mihi in hoc rerum mearum statu dulcissimum<br />

solatium, si me tuo illustri patrocinio dignum aestimaveris et consilio rebus in<br />

anxiis non destitueris. Quemadmodum et non minime gaudeo probatum tibi esse institutum<br />

meum in linguam Slavonicam inquirendi, perrexi in eo ante aliquot dies et deveni<br />

ad originem vocis S l a v o r u m , de quo an cogitata mea approbes vellem scire. De Po- 15<br />

pielo adhuc quaedam discutienda sunt, interim tamen scias vocem aliam quae nomen ejus<br />

refert, P o p i e l n i c a (a popiól, cinis), significare murem marinum, cujus pelles grauwerk<br />

vocant; in hoc autem fabulae natales latere puto. Poloni Germanos appellant voce<br />

N i e m i e c , diu haesi unde hoc nomen veniat; tandem inveni a flumine N i a m i e n<br />

sive N e m e n , quod Germanos in Prussia a Polonis separat, ita vocatos, atque obser- 20<br />

vabis ab una parte fluminis oppidorum et villarum nomina omnia Germanica, ab altera<br />

omnia Polonica. Vellem ut varia lexica linguarum rariorum et libros haberem curiosos, et<br />

profecto video me plura detegere posse; sed jam memoria saltem consulenda et pauci quos<br />

mecum habeo libelli ante omnia optarem, ut Lexicon, quod Tu, vir Illustris atque excellentissime,<br />

servas Georgianum (nempe 〈Gurgistanium〉 aut Montanorum) et Moscovitica 25<br />

conferre cum Polonicis possem. Si forte ad Dn. Prof. Wagnerum scribas, quaeso, ipsum<br />

moneas, ut mihi tandem aliquando huc remittat, epistolas Gallicas et cogitata [de] verme,<br />

1 Secretarius: nicht ermittelt; vielleicht G. Biber. 2 virginibus: nicht ermittelt. 3 quidam:<br />

nicht ermittelt. 4 Illustrissima: Franziska von Sapieha. 5 terram suam: Slawentzitz. 15 cogitata:<br />

Gemeint ist N. 43. 15 f. Popielo: zur Sage um den polnischen Herzog Popielus II. vgl. N. 39.<br />

20 N e m e n : Memel. 24 f. Lexicon . . . Georgianum: vermutlich St. Paolini, Dittionario Giorgiano<br />

e Italiano, 1629; vgl. I, 14 N. 435. 26 Prof. Wagnerum: R. Chr. Wagner. 27–64,1 verme . . .<br />

monstroso: Gemeint ist vermutlich ein angeblicher ” monströser‘‘ Wurm, den die Frau des hannoverschen<br />

Schmiedes Stolten in sich getragen hatte. Unter den zahlreichen Berichten, die im Herbst 1701 darüber<br />

an <strong>Leibniz</strong> gingen, vgl. v. a. I, 20 N. 91 u. N. 92.


64 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 43<br />

uti volebant, monstroso. Nam Regina, me ante aliquot dies Luzenburgi videns voluit a<br />

me habere excerpta eorum, egoque curiositati ipsius lubentissime satisfacerem. Scripsi<br />

ad illum jam tribus vicibus ea de causa etiam ex Prussia, sed nullum habui responsum<br />

unde nescio vivat ac an mortuus sit. Ego me Tuo patrocinio de meliori commendo 〈...〉<br />

5 Berolini d. 26. Jun. <strong>1703</strong>.<br />

P. S. Sum adhuc in domo Illustrissimi sed modo pecuniam extorquere possem, statim<br />

abirem. Si illam non recipiam miser sum. Neque 40. istos Vallenses, quos scis, adhuc<br />

accepi. De fatis meis nolim ut Cognati mei quid resciant, donec meliorem faciem nanciscantur.<br />

10 Von H. Förstern mögte ich resolution haben.<br />

43. JOHANN GEORG ECKHART FÜR LEIBNIZ<br />

Beilage zu N. 42. [42. 44.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 228 Bl. 273. 4 o . 2 S. mit geringfügigen Korrekturen und<br />

zahlreichen, auch doppelten Unterstreichungen von Eckharts Hand.<br />

15 Das nomen appellativum ein Slave komt nicht von dem proprio Slavus, sondern dieses<br />

von jenem her. Und ist eins mit dem polnischen Chlop, ein bauer, bäurischer Mensch,<br />

ein leibeigner. Denn es ist bekandt, daß in Pohlen und Moscau alle bauern leibeigen sind.<br />

Die pronunciation komt ein ander nahe und vor das ch oder c (denn die Moscowiter<br />

sprechen es wie Clop. aus) kan leicht ein s gekommen seyn oder das c h doch bey<br />

20 ausländern so ausgesprochen seyn als s c h , wie z. E. c h á ̷l u p a eine bauerkiffe frantz.<br />

obwohl in andern Verstande c h a l o u p e oder nach teutscher schreibart s c h a l u p<br />

heißet. Denn daß das wort Slave ein leibeigner vom nomine proprio Slavus erstl. soll<br />

herkommen seyn, komt mir unglaublich vor; da ich zumahl lese, daß die u h r a l t e n<br />

S c y t h e n e i n e s t h e i l s schon zu Herodoti zeiten B a s i l i d e s , R e g i i , das<br />

Zu N. 43: Bei K dürfte es sich trotz der direkten Wendung an <strong>Leibniz</strong> am Schluss des Textes<br />

nicht um einen Brief handeln, sondern um die N. 42 beigelegten sprachwissenschaftlichen ” cogitata‘‘.<br />

20 bauerkiffe: Kiffe bezeichnet im Niedersächsischen ein ärmliches kleines Haus; vgl. Adelung, Wörterbuch,<br />

2, 1796, Sp. 1573.


N. 43 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 65<br />

ist, h e r r n , sind genennet worden, qvi suos s e r v o s esse c o e t e r o s S c y t h a s<br />

arbitrati sunt: a meridie qvidem ad Tauricam regionem pertingentes, ad auroram vero,<br />

ad fossam, qvam duxerunt illi, q v i e c o e c i s g e n i t i (i. e. servi 1 , s e d u n d e<br />

i t a v o c a t i ? ) usque ad emporium paludis Moeotidis qvod vocatur Cremni, qvorum<br />

pars ad flumen Tanain porrigitur. Woraus erscheinet, daß sie in C r i m (welcher hier 5<br />

expres genennet wird) P r e k o p (denn Perekop auf Rußisch v. Przycop auf Polnisch<br />

heißt 〈fossa〉, welchen sc. die coeci nati gegraben ad derivandum, wie Praetor. Orb. goth.<br />

sagt e ponto Euxino aqvam), M e n g r e l i e n (deßen provintz Gurice (a Gor, mons,<br />

dicta) ist) G e o r g i e n (daher sie anderswo Georgiani, nicht wegen des ackerbaues,<br />

sondern von den Goraw, den bergen, so sie bewohnet, genennet werden) und die gantze 10<br />

Taurische gebürg durch biß an Indien hin ihren sitz gehabt. Es könten auch wohl die<br />

Scythae die so über Thracien hin auf dem Rodopeischen Gebürge, untern Ponto Euxino<br />

hin hieher gezogen werden. A n d e r n t h e i l s waren S c y t h a e servi, so von den<br />

Scythis regiis vor leibeigene gehalten worden und also Slaven waren; und die seynd ohn<br />

fehl[b]ahr die denen Riphaeis oder Georgianis den bergScythen entgegen gesetzte und so 15<br />

genante Bulani, Bolani, Polani, Poloni, welche Ptolomaeus bey die Weichsel setzet, die<br />

aber ohnfehl[b]ahr sich sehr weit durch Moscau hindurch in die Tartarey erstrecket, und<br />

das platte land daherum bewohnet, welches das wort Pole bedeutet. Nun ist klar das die<br />

Moscowiter ihrer obern 〈lei[b]eigne〉 nicht allein seyn sondern sich auch ihre Magnaten<br />

selbst des Czars und andre ihren herrn C l o p o s das ist Slaven nennen. Herberst. 20<br />

descript. Mosc. p. 49. bey welchen auch p. 75. die stadt C[l]oppigrod, das ist Slaven-stadt<br />

1 〈Darüber von E c k h a r t s Hand:〉 NB.<br />

1 genennet: Herodot, , 4, 20. 1–5 qvi . . . porrigitur: ebd. 2 Tauricam regionem:<br />

die Krim. 4 paludis Moeotidis: das Asowsche Meer. 4 Cremni: nicht identifiziert; vgl. W. W.<br />

How u. J. W. Wells, A Commentary on Herodotus, 1, Oxford — New York 1912 (Nachdr. 1989),<br />

S. 341. 5 flumen Tanain: der Don. 6 P r e k o p : die Landenge von Perekop (Krim). 7 Praetor.:<br />

M. Praetorius, Orbis gothicus, 1691, l. 1, cap. 7, § 1, S. 30 mit dem Sprachvergleich Perekop — Przekop<br />

— fossa. 8 M e n g r e l i e n : Mingrelien (im heutigen Georgien). 12 Rodopeischen Gebürge:<br />

das Rhodope-Gebirge. 15 Riphaeis: Die Bergkette der Rhipäen wurde in der Antike unterschiedlich<br />

lokalisiert, u. a. unweit Skythiens; vgl. F. A. Uker, Skythien und das Land der Geten oder Daker nach<br />

den Ansichten der Griechen und Römer, Weimar 1846, S. 98–102 sowie S. 339. 16 Ptolomaeus: bei<br />

Klaudios Ptolemaios, © nicht zu finden. 20 Herberst.: S. von Herberstein<br />

(vgl. SV.; Auflage nicht identifiziert). In der deutschen Übersetzung von 1563 (vgl. SV.) wird S. 86 der<br />

Ort Chlopigrod dort als bei Uglitsch (im Goldenen Ring) liegend bezeichnet.


66 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 44<br />

benennet und eine historie von dieser benennung erzehlet wird, die da accurat überein<br />

komt mit Justini Geschichte l. 1. c. 5. und es könte dieses Clopigrod gantz wohl Ptolemaei<br />

Clepidava seyn etc. die Post gehet ab und kan ich also es nicht vollenden. Ew. Exc. sehen<br />

schon wo ich hinaus will, und können die consequenz errathen.<br />

5 44. LEIBNIZ AN JOHANN GEORG ECKHART<br />

Hannover, 28. Juni <strong>1703</strong>. [43. 48.]<br />

Überlieferung:<br />

L 1 Teilkonzept (= Z. 21 – S. 67 Z. 8): LBr. 228 Bl. 269–270. 1 Bog. 4 o . 1/2 S. auf Bl. 270 r o .<br />

Mit zahlreichen Korrekturen. — Auf Bl. 269 K von N. 41.<br />

10 L 2 Abfertigung: LBr. 228 Bl. 274. 4 o . 2 S. (Unsere Druckvorlage.)<br />

Doctissime domine Amice carissime<br />

Tuas alteras accepi. Interim non dubito meas Tibi redditas. Sellam meam Curulem<br />

Berolini remansisse nec per somnium mihi in mentem venit, neque aut tu significaveras<br />

aut noverat Ulricus. Quin contra viderat ille impositam currui, atque ita discesserat,<br />

15 cum vos abituriretis. Sed oportet mutata ab ejus discessu sententia forte quod vestri<br />

rem novam sibi non satis commode tractarent, rursus depositam et consensu Illustrissimi<br />

Domini Comitis relictam fuisse. Quod si novissem asportassem mecum. Nunc rogo ut<br />

eam apud vos bene asservatam manere liceat; donec vel peti curem, vel ipse Berolinum<br />

redeam, quod anno sequente Deo volente continget. Haec de sella.<br />

20 Ammianum repetam Cellis, et Chwalcowskiana asservabo dum petas.<br />

Relegenti nunc literas Tuas priores unde apparet Te mox recessurum ab Ill mo Comite<br />

et nonnihil adhuc laborare in constituendis rebus sub auspicatum muneris novi quod<br />

2 Justini: M. Junianus Justinus, Historiae Philippicae, 2, 5; vgl. auch I, 17 N. 191. 2 Ptolemaei:<br />

a. a. O. l. 3, Tab. 7. 3 Clepidava: Kamenec-Podolskij in der heutigen Ukraine.<br />

Zu N. 44: L antwortet auf N. 41, nimmt noch einmal Bezug auf N. 39, kreuzt sich mit N. 42 und<br />

mit N. 48. Die Antwort ist N. 51. 12 meas: Gemeint ist vermutlich N. 40. 12 Sellam . . . Curulem:<br />

vgl. N. 41. 14 Ulricus: <strong>Leibniz</strong>’ Kutscher U. Gürgensohn. 17 Comitis: J. H. Graf von Flemming.<br />

20 Ammianum: vgl. Ammianus Marcellinus (SV.). 20 Cellis: von Ch. Schrader; vgl. N. 41.<br />

20 Chwalcowskiana: zu N. Chwa̷lkowski (SV.) vgl. N. 41.


N. 45 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 67<br />

nondum satis fructiferum est; in mentem venit considerare, an non posses melius exire<br />

difficultatibus si dilatis in proximum ver Witebergensis domicilii initiis, huc venires et<br />

pergeres adjuvare me in Historico labore. Sed si id placeret, oporteret hoc spatio durante,<br />

omissis aliis omnibus Te incumbere in id unum ea assiduitate quam ratio suaderet, et<br />

valetudo pateretur. 5<br />

Ita ultra sustentationem sub exitum ejus temporis a me habiturus esses praemium<br />

honestum. Quid videatur et an placeat conditio significabis ocyus, et si placet etiam<br />

adventum maturabis. Vale et me ama. Dabam Hanoverae 28 Junii <strong>1703</strong><br />

Tuus omni studio G. G. L.<br />

Nescio quis dixit Dn. de Minkwiz obiisse, id spero falsum. 10<br />

45. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

[Herrenhausen, Ende Juni <strong>1703</strong>]. [38. 46.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

Nr. 180 Bl. 464–465. 1 Bog. 8 o . 1 S. Ohne Anrede und Unterschrift. Bibl.verm.<br />

8 maturabis. | Scribo id ea lege si alioqui a Domino Comite recedis, nam ei Te non gestr. | bricht<br />

ab L 1<br />

10 obiisse: vgl. auch N. 276.<br />

Zu N. 45: Die Erwähnung von l’orengerie‘‘ (S. 68 Z. 5) verweist auf Herrenhausen, wo die Kurfürstin<br />

”<br />

sich seit Mai aufhielt. Unser Stück entstand vor dem durch ein Schreiben der Kurfürstin vom 18. Juni<br />

veranlassten Besuch Herzog Rudolf Augusts am hannoverschen Hof, wo er um die Monatswende Juni-Juli<br />

mit Herzog Georg <strong>Wilhelm</strong> von Celle zur Beilegung der innerwelfischen Differenzen zusammentraf (vgl.<br />

Schnath, Geschichte 3, 1978, S. 388 f. mit Erl. sowie Bodemann, Raugräfinnen, 1888, S. 256 f.). — Der<br />

Textzeuge war in den 1870er Jahren nicht auffindbar, vgl. Klopp, Werke 9, 1873, S. XII, sowie auf<br />

dem archivalischen Umschlag (beschriftet mit touchant un mauvais Portrait de M. <strong>Leibniz</strong> <strong>1703</strong>.‘‘) den<br />

”<br />

Vermerk Inhalt fehlt 15/6 78 Doebner.‘‘, der später durchstrichen wurde und den undatierten Zusatz<br />

”<br />

” wiedergefunden‘‘ erhielt.


68 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 46<br />

Le pourtrait ne vaut rien il vous a fait un gros nez d’Hivrogne tout parroit trop<br />

masif. j’espere que vostre jambe sera remise avant l’arrivée de Mes r le Ducs de Wolfenbudel<br />

et de Cell, je n’ay point d’avisée de la venue de la Reyne pour le Carnaval mais<br />

3 livres d’Angleterre dont l’un est un manuscript qui vous divertiront quant vous serés<br />

5 à l’orengerie.<br />

46. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

[Hannover, Ende Juni oder Anfang Juli <strong>1703</strong> (?)]. [45. 63.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

Nr. 180 Bl. 314–315. 1 Bog. 4 o . 1/3 S. Ohne Anrede. Unterschriftsinitiale. Eigh. Aufschrift.<br />

10 Schwarzes Siegel. — Gedr.: Klopp, Werke, 8, 1873, S. LX (zu 1701).<br />

Si vous escriviés vos sentiments au Duc Antoine et combien je souhaite de le voir en<br />

bonne concorde avec nous peutestre il ce laisseroit flechir.<br />

Pour Monsieur de Leibenitz.<br />

1 pourtrait: das <strong>1703</strong> datierte <strong>Leibniz</strong>-Porträt des hannoverschen Hofmalers Andreas Scheits oder<br />

dessen Kopie, die bald darauf der Königin Sophie Charlotte geschenkt wurde, vgl. L. Schreiner, <strong>Leibniz</strong><br />

im Bilde seiner Zeit. In: Totok—Haase, <strong>Leibniz</strong> , 1966, S. 65–82, hier S. 71 f. 2 jambe: Wegen<br />

seiner seit Ende 1702 auftretenden Beinbeschwerden hatte <strong>Leibniz</strong> seit <strong>Januar</strong> seine Rückreise von Berlin<br />

hinausgeschoben und war erst in den ersten Junitagen wieder in Hannover eingetroffen. 3 venue:<br />

Nachdem der Karnevalsbesuch der Königin Sophie Charlotte im Februar <strong>1703</strong> infolge der Differenzen<br />

zwischen Berlin und Hannover vorzeitig beendet worden war, bestand erst am Jahresende Gewissheit<br />

über ihre Teilnahme im folgenden Jahr (vgl. N. 436 und Doebner, Briefe, 1905, S. 181). 4 livres:<br />

nicht ermittelt.<br />

Zu N. 46: K steht vermutlich in Zusammenhang mit den innerwelfischen Aussöhnungsbemühungen,<br />

die um die Monatswende Juni/Juli <strong>1703</strong> auf Initiative der Kurfürstin zu einem Besuch Herzog Rudolf<br />

Augusts in Herrenhausen führten (vgl. auch N. 45). In <strong>Leibniz</strong>’ Korrespondenz von Anfang Juli mit<br />

L. Hertel spiegelt sich der Versuch, auch Herzog Anton Ulrich zu einem Besuch zu bewegen (N. 47 und<br />

N. 49). Darin sehen wir den Hintergrund unseres Stücles.


N. 47 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 69<br />

47. LEIBNIZ AN LORENZ HERTEL<br />

Hannover, 3. [Juli (?)] <strong>1703</strong>. [49.]<br />

Überlieferung: L Abfertigung: Wolfenbüttel Herzog August Bibl. <strong>Leibniz</strong>iana I, 30 Bl. 62<br />

bis 63. 1 Bog. 4 o . 3 S. mit kleinen Korrekturen. Bibl.verm. — Gedr. (teilw.): 1. (= S. 70<br />

Z. 13–15) Burckhard, Historiae, 3, 1746, S. 327; 2. (= S. 70 Z. 6–12) Guhrauer, Leibnitz , 5<br />

2, 1846, Anmerkungen S. 86.<br />

Monsieur<br />

Quoyque nous ayons le bonheur presentement de jouir de Monsg r le Duc Rudolfe<br />

Auguste nos cours reunies à Herrnhausen souhaiteroient que ce bonheur fut entier, et que<br />

Monseigneur le Duc Antoine Ulric fut de la partie. Je voudrois qu’elles allassent chercher 10<br />

S. A. S. jusqu’à Bronsvic, et qu’en sait on?<br />

J’espere que Mad. l’Electrice ira à Berlin apres quelques semaines, mais j’y ay esté<br />

trop long temps pour y retourner si tost.<br />

Nous avons icy un Operateur Empirique qui fait merveilles pour la veue et pour<br />

l’ouye. Il a soulagé beaucoup de personnes de tout âge, qui avoient de la peine à en- 15<br />

tendre ce qui se disoit, et il dit d’abord si ses remedes peuvent servir: de sorte que Mad.<br />

l’Electrice ayant appris de Mg r le Duc Rudolfe, que Mg r le Duc Antoine est quelques<br />

fois incommodé des fluxions sur les oreilles, a crû que je ferois bien d’en mander quelque<br />

chose; et je prends la liberté, Monsieur, de vous en parler pour en dire un mot à S. A. S.<br />

si vous le trouvés apropos. 20<br />

Zu N. 47: L folgt vielleicht auf eine mündliche Unterredung (vgl. S. 70 Z. 5). Aus Hertels Antwortbrief<br />

N. 49 übernehmen wir die Datierung unseres Stückes auf den 3. Juli, mit der sich die Aussage über<br />

den Herrenhausen-Besuch Herzog Rudolf Augusts von Braunschweig-Wolfenbüttel eher in Einklang bringen<br />

lässt als mit <strong>Leibniz</strong>’ Datumsangabe. 9 reunies: Zum von Kurfürstin Sophie vermittelten Besuch<br />

Herzog Rudolf Augusts in Herrenhausen im Zuge der Versöhnungsversuche zwischen den Welfenlinien<br />

vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 388 f. 10 Antoine Ulric: zu Herzog Anton Ulrichs Widerstand<br />

gegen die Durchführung der Ausgleichsversuche vgl. Schnath, a. a. O., S. 383–392. 12 à Berlin: Die<br />

Berlinreise Kurfürstin Sophies, durch die schwerwiegenden Differenzen zwischen Berlin und Hannover<br />

bzw. Celle seit dem Spätwinter <strong>1703</strong> (vgl. Schnath, a. a. O., S. 564–567) belastet, fand von Anfang August<br />

bis Anfang November <strong>1703</strong> statt. 13 trop long temps: <strong>Leibniz</strong> hatte sich von Anfang Juni 1702<br />

bis Ende Mai <strong>1703</strong> am Berliner Hof aufgehalten. 14 Operateur Empirique: A. Janulli; vgl. N. 32.<br />

19 parler: Tatsächlich ließ Herzog Anton Ulrich sich von Janulli behandeln; vgl. den Brief Kurfürst Georg<br />

Ludwigs an Kurfürstin Sophie vom 29. August <strong>1703</strong> (gedr.: Schnath, Briefe Georg Ludwigs, 1976,<br />

S. 293).


70 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 47<br />

Cet Empirique monstre une chose curieuse. C’est un morceau de toile faite d’Asbeste,<br />

ou d’Amianthe, qui resiste au feu. On n’a gueres vû d’échantillon qui soit si ferme. Il dit<br />

de l’avoir des Pirenées: mais je crois qu’un autre le luy a donné tout fait.<br />

Comment va l’affaire du procés avec Mad. de Burkersroda. Je ne say comment j’ay<br />

5 oublié d’en parler.<br />

Mad. l’Electrice aussi bien que Madame attendent avec impatience la perfection<br />

du Roman d’Octavia; et moy pour le moins autant qu’elles. Car je l’ay releu exprés<br />

dernierement à Wolfenbutel et Bronsvic, depuis le commencement, jusqu’à la fin de ce<br />

qui estoit publié. L’Histoire du Prince Indien sectateur de la Metempsychose m’a plu<br />

10 extraordinairement, et a rejoui icy les amis de feu M. Helmont; qui nous promettoit aussi<br />

d’estre un jour étoiles quoyque je ne say pas s’il nous auroit logé justement dans la via<br />

lactea.<br />

Je seray bien aise d’apprendre que Mons. Burcard cultive la recherche des semences<br />

masculines des plantes et qu’il y a fait des nouveaux progrés car j’y trouve beaucoup<br />

15 d’apparance.<br />

Je suis avec zele<br />

Monsieur vostre treshumble et tres obeïssant serviteur <strong>Leibniz</strong>.<br />

Hanover 3 juin <strong>1703</strong>.<br />

4 procés: Zum von Lucie Ölgard von Burckersrode, geborene Gräfin von Rantzau, geführten Erbschaftsstreit<br />

gegen A. L. Graf von Rantzau, 1698 bis 1706 in Den Haag anhängig, vgl. I, 16 N. 90 sowie<br />

I, 18 N. 20 Erl. 6 Madame: Elisabeth Charlotte von Orléans. 6 perfection: von Herzog Anton<br />

Ulrichs Roman (vgl. Braunschweig-Lüneburg, SV) Octavia, dessen Fortsetzung mit Bd 4 ab Anfang<br />

<strong>1703</strong> erschien (vgl. Anton Ulrich, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Werke, III, 1, Stuttgart<br />

1993, S. XLI). 8 f. ce . . . publié: Vermutlich ist damit die erste Textfassung, Bd 1–3, gemeint,<br />

die zuerst 1677–1679 erschien (vgl. ebd. S. XXIII–XXV). 9 L’Histoire: Im Kapitel Die Begeben-<br />

”<br />

heit des Phraortes, Königes der Sedocheser‘‘ (a. a. O. Bd 3, 1679, S. 1018–1032). 10 les amis . . .<br />

Helmont: Gemeint ist vermutlich vor allem Kurfürstin Sophie; zu ihrer Teilnahme am philosophischen<br />

Gespräch mit F. M. van Helmont über dessen Doktrin von der Seelenwanderung vgl. I, 13 Einleitung<br />

S. XXXIV–XXXVIII und die dort zitierten Stücke. 11 f. d’estre . . . lactea: vermutlich Anspielung<br />

auf das zitierte Kapitel der Octavia (S. 1020). 13 cultive: zu J. H. Burckhards botanischen Versuchen<br />

vgl. seinen Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 12. April 1702 (gedr. u. a.: J. H. Burckhard, Epistola ad Leibnitium,<br />

Helmstadii 1750; Druck in Reihe III). Vgl. auch J. H. Burckhard, Historiae Bibliothecae Augustae quae<br />

Wolfenbutteli est, 3, Lipsiae 1746, S. 327.


N. 48 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 71<br />

48. JOHANN GEORG ECKHART AN LEIBNIZ<br />

Berlin, 3. Juli <strong>1703</strong>. [44. 51.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 228 Bl. 275–276. 1 Bog. 4 o . 4 S. Geringfügiger Textverlust<br />

am Ende des Stücks.<br />

Berlin d. 3. Jul. <strong>1703</strong>. 5<br />

Mein neuliches Schreiben an Ew. Exc. habe anitzo übersenden wollen, da es vergangenen<br />

Postdag zuspät ins Post haus kommen. Ich berichte hienechst, daß der H. General<br />

als morgen geliebts Gott weg nacher Schlawentitz gehet, und mögte er wohl so bald nicht<br />

wiederkommen; Er hat mir in meinen sachen alle assistentz versprochen und wird seine<br />

parole auch halten, allein mit dem Gelde kann ich nichts heraus preßen, und binn ich 10<br />

also sehr miserabel dran: indem ich schweren kan, daß ich nicht mehr als 10 gr. in meiner<br />

gewalt habe, und auch nicht weiß wo weiter in so kurtzer frist vors erste was her zu<br />

nehmen. Wenn ich nur erst mit ehren zu Wittenberg wäre, so solte es schon gut gehen:<br />

denn daselbst habe ich schon 2. Edelleute, so meiner gäntzlichen information untergeben<br />

sind und davon ich zum wenigsten frey eßen und trincken haben kann. Bitte also Ew. 15<br />

Exc. wollen die gütigkeit haben und mir versprochner maßen die 40. thlr. avanciren, sie<br />

werden mich hiemit aus der äußersten noth reißen und können es hernach vom H. General<br />

schon wiederbekommen. Ich gestehe, daß ichs tausentmahl bereue, daß ich Hanover<br />

verlaßen, und mich in so unruhige und ungewiße dienste begeben. Ew. Exc. aber kan ich<br />

doch nicht verdencken, daß sie mich hieher recommendiret, als da ich wohl abnehmen 20<br />

kan, daß sie die in diesem so schön von außen gläntzenden hause herschende confusion<br />

und denen oberbedienten vorstehende Gefahr nicht vorher gesehen. Wolte Gott ich hätte<br />

mich kümmerlich mit monath schreiben beholfen, so hätte ich meinen bißen brot in frieden<br />

und einige reputation in der welt erhalten. Nun sitze ich im elende doch Gott weiß,<br />

wo auch dieses zu dienen kan. das unglück soll so nicht gegen mich wüten, daß ich die 25<br />

studien hindan setzen solte, und will ich sie auch selbst am bettelstabe verfolgen; wo<br />

Zu N. 48: K kreuzt sich mit N. 44 und wurde zusammen mit der bereits am 26. Juni zur Abfertigung<br />

bereiten N. 42 versandt. Eine Antwort wurde nicht gefunden. 6 Schreiben: N. 42. 7 General: J. H.<br />

von Flemming. 8 Schlawentitz: Flemmings schlesisches Gut Slawentzitz. 14 Edelleute: nicht<br />

ermittelt. 16 versprochner maßen: nicht ermittelt. 23 monath schreiben: Von 1700 bis 1702 hatte<br />

Eckhart den Monathlichen A u s z u g herausgegeben.


72 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 49<br />

vor mich doch Gott bewahre. Auf Ew. Exc. setze ein großes Vertrauen und können sie<br />

mich theils durch ihre autorität theils durch ihre vorschriften aus vielen drangsaal heraus<br />

ziehen. Ich meines theils versichre, daß ich lebenslang mit dem grösten respecte so vieler<br />

wohlthaten eingedenck seyn und davor verharren werde 〈...〉<br />

5 P. S. Wegen der 40. Thlr. bitte meiner nicht zu vergeßen, und beteure ich höflich,<br />

daß ich sie nicht wieder empfangen will auch wohl deßwegen einen schein von dem Secr.<br />

Bibern übersenden. Ich binn noch in des H. Generals hause. Wenn Er aber weg ist, werde<br />

mich selbst beköstigen müßen. Und weiß ich nicht wie ich, im fall mich Ew. Exc. verlaßen,<br />

von hier kommen soll. Wie die derivation vocis Slavi gefält bitte zu benachrichtigen. der<br />

10 Reichstag gehet in Pohlen gut und glücklich fort, und ist der Marschall dazu inaudito pene<br />

exemplo in drey stunden zum ersten erwehlet worden, welches der Fürst [Wisnowy—]<br />

〈—〉.<br />

49. LORENZ HERTEL AN LEIBNIZ<br />

Wolfenbüttel, 10. Juli [<strong>1703</strong>]. [47.]<br />

15 Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 398 Bl. 149–154. 3 Bogen 8 o . 9 S. in der Abfolge<br />

Bl. 149 r o /v o , 154 r o /v o , 150 r o /v o , 151 r o /v o , 152 r o . Mit Korrekturen u. Ergänzungen.<br />

Bibl.verm.<br />

à Wb ttel ce 10. de Juillet.<br />

Je n’ay pû satisfaire Monsieur aux Commissions dont vous m’avez chargez dans<br />

20 votre lettre du 3 me Juillet auprés de S. A. le Duc AU qu’au retour de notre Prince, qui<br />

fût dimanche au soir. ce qui a retardé la reponce que je devois à la votre.<br />

9 derivation: N. 43. 10 Reichstag: zu Lublin (Beginn am 19. Juni); vgl. Monatlicher S t a a t s -<br />

S p i e g e l , Juni <strong>1703</strong>, S. 78. 10 Marschall: Zum Landboten-Marschall gewählt wurde Fürst Michael<br />

Wi´sniowiecki; vgl. Historische R e l a t i o n. Continuatio 14. Ostern bis Michaelsmesse <strong>1703</strong>, S. 68.<br />

Zu N. 49: K antwortet auf N. 47. Der nächste Brief der Korrespondenz (Hertel an <strong>Leibniz</strong>) datiert<br />

vom 30. März 1704 (Druck in I, 23). 20 lettre . . . Juillet: N. 47, von <strong>Leibniz</strong> vermutlich irrtümlich auf<br />

Juni datiert. 20 retour: vielleicht Bezug auf die Reise Herzog Anton Ulrichs nach Eisenach und Gotha<br />

(vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 388). 21 dimanche: am 8. Juli.


N. 49 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 73<br />

S. A. est tres obligé aux soins que Mad e l’Electrice veut bien prendre pour la conservation<br />

de Sa Santé et quoyque la fluxion qui luy rend l’ouïe difficile, l’incommode<br />

beaucoup Elle ne sait pourtant pas, si Elle doit fort souhaiter d’en estre soulagé, puisque<br />

cet accidant l’empêche quêque fois d’entendre de choses peu agreables et par 〈consequent〉<br />

le dispence d’y repondre. Cependant, comme il a entendu que l’Empyrique dont vous 5<br />

parlé est déja disposé de venir icy, il ecoutera ses raisonnements sur son indisposition,<br />

laquelle à Son age doit estre fort differente par sa cause à celle des autres, les nerfs qui<br />

composent l’organe d’ouie estant sans doute affoiblie[s] par le defauts des esprits qui<br />

luy donne[nt] la vigueur, il faudra donc trouver sur tout un moyen d’y suppléer. S. A.<br />

croit avoir déja vû autrefois cet homme, sous une autre qualité, mais de quêque maniere 10<br />

qu’Elle le trouve. S. A. souhaitera toujours de marquer à la premiere occasion à Mad e<br />

l’Electrice combien il se sent touché et redevable de ses obligeantes soins, et vous pouvez<br />

croire Monsieur qu’il n’a pas tenu à Elle qu’Elle n’ayt jouis en même temps que son<br />

frere de l’entrevuë de Herrenhausen, mais que voulez vous que l’on en fasse pendant<br />

que les obstacles facheux continuent, et que l’on dit, que chez vous, on n’est pas disposé 15<br />

d’en lever le moindre, pas même par le plus indifferent expedient, pour sauver seulement<br />

quêque apparence, qu’y aura[-]t[-]il donc à esperer du reste, et pour vous dire la verité<br />

je crois que les ministres de vos cours savent qu’ils trouveront mieux leur conte dans<br />

la discension des deux frers que dans un accommodement equitable, autrement, voulant<br />

seurieusement parvenir à un but tant souhaité, ils admetteroient aussy les moyens qui 20<br />

pourroient y conduire, mais par ceux dont on pretent obliger le Duc A. U. pour donner<br />

aveuglement les mains aux conditions proposées et de l’y contraindre, pour ainsi dire,<br />

par l’authorité de son frere, je ne voye pas qu’à tout extremité, on puisse obtenir autre<br />

chose qu’une paix platrée et un accommodement peu sincere, vous savez, que nous en<br />

avons souvant parlé et plaint les malheurs qui en pourroient resulter. En attandant S. A. 25<br />

le Duc A. U. cherche à calmer ses ennuyes dans la retraite de Saltzdahl, tres heureux<br />

si on ne troubloit pas à tous momens la tranquillité qu’il y cherche. Les heures qu’il<br />

peut derober aux affaires sont destinées à achever l’Octavia qui va à Sa conclusion, vous<br />

5 l’Empyrique: A. Janulli; vgl. N. 47. 14 l’entrevuë: vgl. N. 47. 18 vos cours: Hannover und<br />

Celle. 19 discension: die Differenzen zwischen den herzoglichen Brüdern infolge der Überwältigung<br />

Wolfenbüttels durch Hannover und Celle und hinsichtlich der Aussöhnung der drei Welfenhöfe; vgl.<br />

Schnath, a. a. O., S. 377–380 und S. 383–392. 22 conditions proposées: Gemeint sein dürfte der<br />

Celler Vergleich vom 22. April <strong>1703</strong>. 28 l’Octavia: vgl. Braunschweig-Lüneburg (SV.).


74 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 49<br />

savez qu’il n’auroit plus songé à céte occupation, si Mad e n’avoit pas souhaité d’en voir<br />

la fin et S. A. espere si les principes de Sa metempsychose ne trompent point, de voir<br />

un jour céte Princesse et Mad e dans une des etoiles de la premiere grandeur. L’Octavia<br />

achevée, si Dieu prete encore vie à notre Prince, il se propose de travailler à la vie de Duc<br />

5 Jule, sous le titre leben des Großen Julii, pour faire entrer dans céte histoire quantités<br />

des morceaux de l’histoire modernes et galantes qu’il n’a pas bien pu placer dans une<br />

histoire romaine, où en a déja dressé et recueilli de memoires, je le trouvay hier à ranger<br />

les papiers ce qu’il disoit estre à luy un entremede et occupation plus agreables que celle<br />

d’examiner les contes des revenus du baillage de Campen et S. A. persiste toujours dans<br />

10 l’opinion que les articles controversés ne pourront mieux estre debattu et reglés que dans<br />

une conference entre Mad e l’Electrice, Mad e la Duchesse de Celle et luy et quand on<br />

seroit mutuellement convenu des points d’accommodement de constituer pour garants la<br />

Reyne de Prusse, Madame, et la Duchesse de Ploen, S. A. a déja dressé un plan pour ce<br />

sujet qu’Elle vous montrera un jour.<br />

15 Pour ce qui est l’affaire du Comte de Ranzau les faux temoins que Mad e Burckersroden<br />

a produits à Rome sont à céte heure condamné pour 5 ans aux galeres, mais nous<br />

apprenons, qu’ils ont appellé de la 1 e sentence pour gagner du temps, aussytôt que la<br />

sentence sera confirmé on procedera à la conclusion de l’affaire principale qui pend à la<br />

1 Made : Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans. Zu ihrem Interesse an der Fortsetzung der<br />

Octavia vgl. Anton Ulrich, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Werke, III,1, Stuttgart 1993,<br />

S. XXXVII f.; ihr sind die letzten beiden Bände der zweiten Fassung sowie die dritte Fassung gewidmet.<br />

2 metempsychose: vgl. N. 47. 4 travailler: Der geplante Roman über Herzog Julius von<br />

Braunschweig-Wolfenbüttel kam nicht zum Abschluss; vgl. Anton Ulrich, Herzog zu Braunschweig<br />

und Lüneburg, a. a. O., S. XLV. 9 baillage . . . Campen: Im Celler Vergleich (22. April <strong>1703</strong>) war<br />

Wolfenbüttel als Abfindung für seinen Anteil an Sachsen-Lauenburg das Amt Campen abgetreten worden,<br />

dessen Wert von Herzog Anton Ulrich als zu gering veranschlagt wurde; vgl. Schnath, a. a. O., 3,<br />

1978, S. 387 f. 13 Duchesse de Ploen: Dorothea von Braunschweig-Wolfenbüttel, Gemahlin Herzogs<br />

Johann Adolf von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön. 15 faux temoins: Anna Maria Pietersen und<br />

ihr Ehemann G. Massei. Zu einer Galeerenstrafe wurde nur der beteiligte Notar P. F. Valentini verurteilt.<br />

Zu den im Erbschaftsstreit der Lucie Ölgard von Burckersrode gegen A. L. von Rantzau getätigten<br />

Zeugenbestechungen vgl. W. Prange, Christoph Rantzau auf Schmoel und die Schmoeler Leibeigenschaftsprozesse,<br />

Neumünster 1965, S. 98. 18 conclusion: Obwohl A. L. von Rantzau 1706 vorläufig<br />

und 1718 erneut gerichtlich als Erbe Chr. von Rantzaus anerkannt wurde, endete der Erbschaftsstreit für<br />

ihn erst 1722 mit einem Vergleich; vgl. Prange, a. a. O., S. 98 f. 18 affaire principale: Die Anfechtung<br />

der Identität A. L. von Rantzaus als Sohn Chr. von Rantzaus durch dessen Schwester Lucie Ölgard von<br />

Burckersrode stand in Zusammenhang mit deren Klage gegen das Testament ihres Bruders.


N. 50 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 75<br />

Cour des Justice à La Haye. M r Borchard est fort appliqué à ses observations et trouve<br />

ses theses de la semence mâle des plantes confirmé[e]s par des experiences qu’il a fait<br />

à Saltzdahlen et dans mon petit jardin, il y entremêle des observations sur les infectes<br />

et maladies des arbres dont l’esté present a fournis ample matiere dans nos quartiers et<br />

dont on vous communiquera les reflexions quand elles seront un peu mieux digérées, pour 5<br />

les soumettre à votre examen, nostre medecin se recommand fort à l’honneur de votre<br />

souvenir et moy je suis<br />

Monsieur votre tres humble et tres obeissant serviteur Hertel.<br />

50. JOHANN THIELE REINERDING AN LEIBNIZ<br />

Wolfenbüttel, 13. Juli <strong>1703</strong>. 10<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Hann. 153 Acc.<br />

2004/107 Nr. 7 Bl. 281–282. 1 Bog. 4 o . 2 S. Eigh. Anschrift. Siegel.<br />

HochEdler etc. Sonders HochzuEhrender H. Geheimbter Raht:<br />

Aus deßen jüngsthin übersandtes Schreiben, habe erfahren, daß auch H. D r Meyer<br />

zu Bremen im H n entschlaffen. 15<br />

Nun hat derselbe von hiesiger Fürstl. August. Bibliothec annoch Papiae Lexicon sub<br />

N ro 21. Mscr. fol. worüber aber nur des H. Ghb ten Rahts Schein vorhanden ist.<br />

1 Borchard: der Arzt und Naturforscher J. H. Burckhard.<br />

Zu N. 50: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief, dem eine Liste mit Buch- und Handschriftentiteln<br />

beigelegt war. Der nächste überlieferte Brief der Korrespondenz (<strong>Leibniz</strong> an Reinerding)<br />

datiert vom 21. Februar 1704 (Druck in I, 23). Da für den 18. August <strong>1703</strong> (also im Zeitbereich von<br />

<strong>Leibniz</strong>’ Aufenthalt auf der Braunschweiger Laurentiusmesse) mehrere Entleihungen aus der Bibliotheca<br />

Augusta auf seinen Namen belegt sind (vgl. Raabe, Leser und Lektüre, Teil A, Bd 1, 1998, S. 184),<br />

ist zwischen beiden erhaltenen Briefen zudem persönlicher Kontakt anzunehmen. 14 Meyer: der am<br />

31. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> verstorbene Gerhard Meier. 16 Papiae Lexicon: Papias Vocabulista (Grammaticus),<br />

Glossarium vel . . . elementarium doctrinae erudimentum, Ms. Wolfenbüttel Herzog August Bibl. Cod.<br />

Guelf. 21 Aug. 2 o . 17 Schein: Eine Entleihung der Handschrift durch <strong>Leibniz</strong> für Meier ist für den<br />

17. Februar 1700 bezeugt; vgl. Raabe, a. a. O., S. 204. In <strong>Leibniz</strong>’ Nachlass befindet sich eine Quittung<br />

von Meiers Hand (LBr. 627 Bl. 240) vom 18. Juni 1700; vgl. I, 18 N. 342 Erl.


76 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 50<br />

Von dem getitulirten AltSachsischen 〈gespräch〉 und gebetbuch, Msc to aber, finde<br />

unter denen Schein-Zetteln keine nachricht.<br />

Der H. Ghb ter Raht hat es beschrieben — 54. 4. Mscr. —<br />

Vermuhtlich wird es in 4 to 8 o oder 12 o zu verstehen seyn.<br />

5 Die Zahl mochte wol nicht allerdings recht seyn, weil unter der Zahl 54. 4. Msc. 4 to<br />

sich alhier ein buch findet, alß Steganographia nova.<br />

Habe auch die Msc a von klein 4 to 8. und 12. durch gesehen, finde aber kein buch mit<br />

obbesagten Titul darunter.<br />

Wan die Zahlen sich etwa anders befinden würden, könte alhier nochmahlen nach-<br />

10 gesehen werden,<br />

Sonst wird dem H. Ghb ten Raht noch erinnerlich seyn, daß vor einiger Zeit ein New<br />

Testament Theol. 4 to von hier nach Hannover mit genommen worden, worin forn v. hinten<br />

Gemählte enthalten, worunter dan auch der König in Schweden H. Gustavus Adolphus<br />

mit zu finden v. zwar zu mehr mahlen, Einmahl aber war Er gar klein abgemahlet, und<br />

15 nur eingeleget, dießes fol. nicht 〈wiederum〉 zurück kommen seyn; Es hat solches auch<br />

Hans Jacob gleich anfangs observiret, wie dan ich auch selbiges darin gesuchet; aber nicht<br />

gefunden, welches dan zu erinnern nicht umbgehen können.<br />

Die Bücher von Arnstadt sind noch nicht wieder geschickt worden.<br />

Wolffenb. den 13. Julii <strong>1703</strong>.<br />

20 M. Hg. H. Geheimbten Rahts Dienstfertigster Diener Reinerding<br />

A Monsieur Monsieur Leibnitz Conseiller Privé de la Cour de Hannovre etc. à Hannovre.<br />

1 gebetbuch: vermutlich die am 26. Februar 1701 von <strong>Leibniz</strong> für Meier entliehene Sammelhandschrift<br />

der Herzog August Bibl. Wolfenbüttel Cod. Guelf. 58. 4 Aug. 8 o (Psalterium u. Breviarium in<br />

niederdeutscher Sprache, Gebete u. Hymnen niedersächsisch); vgl. I, 19 N. 310 Erl. 6 Steganographia<br />

nova: zu der Handschrift Wolfenbüttel Herzog August Bibl. Cod. Guelf. 54. 4 Aug. 4 o von 1602 vgl.<br />

S t e g a n o g r a p h i a (SV). 11 f. New Testament: vermutlich die von <strong>Leibniz</strong> am 18. Februar 1701<br />

entliehene Ausgabe von 1575 (Wolfenbüttel Herzog August Bibl. 84.8 Theol. 4 o ); vgl. B i b l i a (SV).<br />

Vgl. auch Raabe, a. a. O., S. 184. 13 Gemählte: Der Band enthält handkolorierte Abbildungen u. a.<br />

mit Darstellungen biblischer und historischer Personen, darunter zwei Porträts Gustav Adolfs (freundliche<br />

Auskunft von Brigitte Jezierski, Herzog August Bibl. Wolfenbüttel). 15 dießes fol.: nicht<br />

ermittelt. 16 Hans Jacob: der <strong>Bibliothek</strong>sdiener Hans Jacob Müller. 18 Bücher . . . Arnstadt:<br />

Vermutlich von A. Morell (verstorben im April <strong>1703</strong>) aus der Bibliotheca Augusta entliehene Bücher<br />

(vgl. Raabe, a. a. O., S. 211).


N. 52 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 77<br />

51. JOHANN GEORG ECKHART AN LEIBNIZ<br />

Helmstedt, 13. Juli <strong>1703</strong>. [48. 58.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 228 Bl. 277. 4 o . 1 3/4 S. Auf Bl. 277 r o Anstreichung<br />

am Rande in anderer Tinte.<br />

Recepi literas, quas ad me dedisti humanissimas et vidi animum in me pronum. 5<br />

Accepto conditionem et ne tempus perdatur, statim abeunte Illustrissimo Comite me<br />

dedi, venique jam Helmestadium; ubi intrans cubiculum D ni Wagneri, offendo eum vultu<br />

pallido et extenuato febrimque, qua laborat, ostentante. Perrexissem statim Hanoveram,<br />

sed parvulum aeris, quod habebam, me hic retinuit, et optarem, ut possem parvulam<br />

summam ad iter conficiendum a Te nancisci, sed illud clanculum et ne quis sentiat. 10<br />

Invenies me diligentem et omnia Tuis exceptis rebus, insuper habentem. Sed unicum est<br />

quod oro, ut habeam cubiculum, in quo solus esse possim. De caetero nolim etiam ut<br />

quis Hanoverae resciat me rediturum. volo enim latere et Deo Tibique vivere, quantum<br />

fieri poterit. Vale 〈...〉<br />

Eccardus 15<br />

Helmstadii raptissime d. 13. Jul. <strong>1703</strong>.<br />

P. S. Cur non statim responderim ad tuas habui rationes non unas.<br />

52. LEIBNIZ AN LUDWIG JUSTUS SINOLD GEN. VON SCH ÜTZ<br />

[Hannover (?)], 26. Juli <strong>1703</strong>. [60.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. 848 Bl. 5. 1 Bl. auf 8 o beschnitten. 2 S. Mit Korrekturen. 20<br />

Eigh. Anschrift. Randanstreichung im Bereich von S. 79 Z. 6.<br />

Zu N. 51: K antwortet auf N. 44. Eine Antwort dürfte in dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief erfolgt<br />

sein, den N. 292 erwähnt; er dürfte Eckhart erst nach seinem erneuten Dienstantritt bei <strong>Leibniz</strong> in<br />

Hannover im letzten Julidrittel erreicht haben. 5 literas: N. 44 mit <strong>Leibniz</strong>’ Angebot, Eckhart bis zum<br />

Antritt einer versprochenen Professur in Sachsen wieder in seinen Dienst zu nehmen. 6 Comite: J. H.<br />

von Flemming. 7 Wagneri: R. Chr. Wagner.<br />

Zu N. 52: Die nicht gefundene Abfertigung, die auch in Herrenhausen verfasst worden sein könnte,<br />

folgt auf Schütz’ Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 30. Juni/11. Juli 1702 (I, 21) und wird beantwortet durch N. 60.<br />

Beilage war das S. 78 Z. 14 angesprochene ” memoire‘‘.


78 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 52<br />

A Mons. le Baron de Schuz<br />

Monsieur 26 Juillet <strong>1703</strong><br />

J’ay eu le malheur de ne point pouvoir faire mon devoir aupres de V. E. lors que vous<br />

estiés dans ce pays cy, parceque je me trouvois à Berlin, empeché par une indisposition.<br />

5 Je suis cependant ravi d’apprendre, que vous avés Monsieur fait heureusement un trajet<br />

dangereux.<br />

Il y a lieu d’esperer que le Traité avec Portugal et le passage de l’Archiduc aura des<br />

grandes suites, surtout si le Duc de Savoye et meme la republique de Venise, comme on<br />

s’en flatte, vouloient prendre la part, que demande leur conservation.<br />

10 On est fort attentif maintenant au parlement d’Ecosse et il faut croire que la Cour<br />

aura soin des vrais interests de la nation, qui demandent l’etablissement de la succession<br />

protestante, et des bonnes mesures contre ce pretendu Prince de Galles.<br />

Au reste serois[-]je supplier V. E. de faire acheter pour moy les philosophical-Transactions<br />

qui me manquent, suivant le memoire cy joint.<br />

14–79,1 cy joint (1 ) Monsieur Cruse s’en estoit chargé, mais il est revenu sans (2 ) Mons. Sloane<br />

secretaire de la Societé Royale, (3 ) Si V. E. (4 ) Si vous L<br />

4 estiés: im Frühjahr <strong>1703</strong>; vgl. N. 26 u. N. 30. 4 à Berlin: von Mitte Juni 1702 bis Ende Mai<br />

<strong>1703</strong>. 4 indisposition: zu <strong>Leibniz</strong>’ bereits im Vorjahr einsetzenden Beinbeschwerden vgl. seinen Brief<br />

an Königin Sophie Charlotte vom 30. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) sowie z. B. N. 200 in unserem Band.<br />

7 Traité: das im Mai <strong>1703</strong> geschlossene Bündnis Portugals mit der Großen Allianz; vgl. Monatlicher<br />

S t a a t s - S p i e g e l , Juni <strong>1703</strong>, S. 59–62. 7 passage: Auf die erwartete Proklamierung Erzherzog<br />

Karls in Wien zum spanischen König sollte dessen Zug in Richtung iberische Halbinsel folgen; dazu<br />

kam es im Herbst <strong>1703</strong>. 8 grandes suites: im Spanischen Erbfolgekrieg. 8 Duc de Savoye: Der<br />

Bündniswechsel Herzogs Viktor Amadeus II. von Savoyen auf die kaiserliche Seite fand im Herbst <strong>1703</strong><br />

statt. 8 republique de Venise: zu Spekulationen über die Haltung der bislang neutralen Republik vgl.<br />

Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Juni <strong>1703</strong>, S. 76 f. 10 parlement: Anspielung auf die Versuche<br />

des schottischen Parlaments, für die Zukunft eine englisch-schottische Personalunion auszuschließen und<br />

damit auch die hannoversche Sukzession zu verhindern (Act of Security). 10 Cour: der englische<br />

Königshof. 12 Prince: der englische Kronprätendent Jakob Eduard Stuart. 14 memoire: nicht<br />

gefunden; zu <strong>Leibniz</strong>’ Bemühungen, die fehlenden Bände zu erhalten, vgl. die Korrespondenz mit Chr. B.<br />

Crusen in I, 20 u. I, 21. Dieser hatte sich schließlich aus Kostengründen nicht in der Lage gesehen, <strong>Leibniz</strong>’<br />

Auftrag zu erfüllen (vgl. N. 291).


N. 53 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 79<br />

Si vous avés la bonté, Monsieur d’envoyer quelcun de vos gens à Monsieur Hans<br />

Sloane secretaire de la societé royale il aura la bonté de me procurer ces livres, et je me<br />

flatte que V. E. aura celle d’en payer le prix que je feray rendre icy aussi tost qu’Elle me<br />

le fera savoir à qui je dois le payer. Pour ce qui est de m’envoyer ces Transactions, il n’y<br />

a point de presse, et j’aime mieux attendre pour les recevoir plus seurement. 5<br />

V. E. sait assez que le traité d’Execution a esté enfin conclu à Bourgdorf avec M gr le<br />

Duc Rudolphe, et que M gr le Duc Antoine s’est excusé d’y consentir, à cause du Traité<br />

qu’il a avec le roy de Prusse.<br />

Je suis etc.<br />

53. LEIBNIZ AN KURFÜRST GEORG LUDWIG 10<br />

Hannover, 4. August <strong>1703</strong>.<br />

Überlieferung:<br />

L1 Konzept: LBr. F 11 Bl. 13–14. 1 Bog. 4o . 1 S. auf Bl. 13 ro . Mit zahlreichen Korrekturen<br />

und Ergänzungen. — Auf Bl. 14 K von N. 303.<br />

L2 Abfertigung: Ebd. Bl. 11–12. 1 Bog. 4o . 2 S. auf Bl. 11 ro u. Bl. 12 ro . Mit zahlreichen, vor<br />

allem stilistischen Abweichungen gegenüber L<br />

15<br />

1 . Über der Anrede Datierungsvermerk von<br />

fremder Hand (Eingangsvermerk?). Bibl.verm. (Unsere Druckvorlage.)<br />

2 procurer: vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Brief an H. Sloane vom 17. April <strong>1703</strong> (gedr.: E. J. Aiton, An unpublished<br />

letter of <strong>Leibniz</strong> to Sloane, in: Annals of Science, 38, 1981, S. 103–107, hier S. 104 f.; Druck in<br />

Reihe III). 3 payer: Dies hatte Schütz bereits zugesagt; vgl. den Brief Chr. B. Crusens an <strong>Leibniz</strong><br />

von Anfang April 1702 (I, 21). 6 traité d’Execution: der Burgdorfer Exekutionsrezess vom 20. Juli<br />

<strong>1703</strong>, der den Ausgleich zwischen den Welfenhöfen vertraglich regeln sollte; vgl. Schnath, Geschichte,<br />

3, 1978, S. 389. 7 Traité: der Vertrag vom 19. April <strong>1703</strong> mit der Zusage Herzog Anton Ulrichs,<br />

ohne Brandenburg-Preußen keine Abkommen mit Hannover und Celle zu treffen; vgl. Schnath, a. a. O.,<br />

S. 385.<br />

Zu N. 53: L 2 stellt den Abschluss von <strong>Leibniz</strong>’ Versuchen dar, die kurfürstliche Erlaubnis zu einer<br />

erneuten Berlinreise im Gefolge Kurfürstin Sophies zu erhalten; zu den Vorstufen vgl. N. 303. Seiner<br />

Bitte wurde nicht stattgegeben; vgl. N. 308. — Der nächste Brief der Korrespondenz (<strong>Leibniz</strong> an Kurfürst<br />

Georg Ludwig) datiert vom 16. September 1704 (Druck in I, 23).


80 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 54<br />

Monseigneur<br />

Ayant sû que Madame l’Electrice m’avoit fait la grace de penser il n’y a que trois<br />

jours, qu’Elle pourroit faire plaisir à la Reine, en m’y amenant contre son attente, quoyque<br />

pour quelques jours seulement, car en effect je n’y saurois gueres demeurer au delà de<br />

5 quinze; j’en ay esté embarassé, et en remerciant S. A. E. de sa bonté, j’ay témoigné, que<br />

je ne pourrois me resoudre, sans un ordre de V. A. E. Et ayant appris depuis que V. A. E.<br />

m’avoit fait la grace de dire, qu’Elle vouloit que je luy fisse la cour de temps en temps à<br />

Herrenhausen; je suis allé d’abord le dire à Mad. l’Electrice, mais Elle m’a repondu que<br />

V. A. E. partiroit aussi bien tost. Ne sachant donc pas bien vos intentions, Monseigneur,<br />

10 je souhaite de les apprendre avant que de retourner à Madame l’Electrice. Et si V. A. E.<br />

le trouve bon ainsi; j’aime mieux de rester icy, jusqu’à ce que V. A. E. quitte Elle même;<br />

Estant avec devotion<br />

Monseigneur de V. A. E. le tres sousmis et tres fidele serviteur<br />

Hanover ce 4 d’aoust <strong>1703</strong>. <strong>Leibniz</strong>.<br />

15 54. JOBST CHRISTOPH REICHE AN LEIBNIZ<br />

[Hannover, 7. August <strong>1703</strong>]. [55.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 762 Bl. 10. 4 o . 1/4 S. Ohne Anrede und Schlusskurialien.<br />

Über dem Text von <strong>Leibniz</strong>’ Hand ” 7. Aug. <strong>1703</strong>‘‘. — Auf Bl. 10 ro , untere Hälfte, L 2<br />

von N. 55.<br />

20 Die Hh. GRathe laßen ersuchen umb beliebige eröfnung, was auf den anschluß des<br />

H. von Oberg geantwortet werden könen.<br />

2 f. il . . . jours erg. L 1 3 contre son attente erg. L 1 6 je ne (1 ) ferois (2 ) pourrois faire<br />

aucune demarche pour cela sans un ordre L 1<br />

3 m’y amenant: Kurfürstin Sophie reiste Anfang August nach Berlin bzw. Lietzenburg. 7 f. à<br />

Herrenhausen: vgl. z. B. N. 294 sowie N. 375.<br />

Zu N. 54: K folgt auf Reiches Brief an <strong>Leibniz</strong> von Mitte April 1702 (I, 21) und wird beantwortet<br />

durch N. 55. 21 von Oberg: Gemeint ist B. von Oberg, braunschweig-lüneburgischer Gesandter in<br />

Wien. Zum Anliegen Obergs vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Antwort. 21 geantwortet: Gemeint ist das Schreiben der<br />

Geheimen Räte vom 12. August <strong>1703</strong> mit einem Nachtrag vom 13. August <strong>1703</strong> (Hannover Niedersächs.<br />

Hauptstaatsarchiv Cal. Br. 24 Nr. 4305) als Antwort auf einen Brief Obergs vom 28. Juli <strong>1703</strong> (ebd. Cal.<br />

Br. 24 Nr. 4888, Bl. 331).


N. 55 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 81<br />

55. LEIBNIZ AN JOBST CHRISTOPH REICHE<br />

Hannover, 10. August <strong>1703</strong>. [54. 56.]<br />

Überlieferung:<br />

L 1 Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Y 35 e Bl. 1. 4 o . 1/2 S. Kriegsverlust.<br />

Als Druckvorlage diente uns eine unvollständige (?), teilweise in Kurzschrift verfasste 5<br />

Transkription für die Akademie-Ausgabe, welche auch den Bibl.verm. ” lag bei PS Obergs<br />

aus Wien <strong>1703</strong> Juli 28‘‘ wiedergibt.<br />

L 2 Aufzeichnung: LBr. 762 Bl. 10 r o . 4 o . 1/2 S. (Unsere Druckvorlage.) — Auf Bl. 10, obere<br />

Hälfte, K von N. 54.<br />

〈L 1 〉 10<br />

Hann. 10. Aug. <strong>1703</strong><br />

Man kan versicheren daß in Churfürstl. Durchl. Bibliothec sich nicht das geringste<br />

von solchen Büchern findet, wie Sie von des H. Cardinals von Collonitsch Eminenz beschrieben.<br />

Man hat auch nicht gehört, daß dergl. Bücher zu 〈dito〉 gewesen, so in manuscriptis[,]<br />

die ungarischen Sachen betreffen, bestehen, 〈und〉 mit König Matthiae Corvini 15<br />

Bildnis oder Wappen, oder etwas von solcher Art bezeichnet sein sollten.<br />

〈L 2 〉<br />

Der H. von Oberg schreibet, es habe ihm der Cardinal von Collonitsch bedeutet,<br />

nachricht zu haben, das etwa 10 oder 12 Tomi Manuscriptorum circa res Hungaricas in<br />

roth Samt gebunden, mit König Matthiae Corvini bildniß gezieret durch privat Leute 20<br />

nach Hanover und von dannen in die Churfl. Bibliothec kommen. Ich habe aber geantwortet,<br />

daß dienstlich davon nichts vorhanden, und man auch in Hanover davon keine<br />

nachricht meines wißens habe.<br />

Zu N. 55: L 1 antwortet auf N. 54 und wird beantwortet durch N. 56. Bei der Wiedergabe der kurzschriftlichen<br />

Partien von L 1 , die wir in Kursive setzen, stützen wir uns auf eine von Herrn Dr. Reiner<br />

Kreßmann angefertigte Umschrift. 6 PS Obergs: B. von Obergs Brief an die Geheimen Räte vom 28.<br />

Juli <strong>1703</strong> (Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Cal. Br. 24 Nr. 4888, Bl. 331). 13 Büchern:<br />

nicht ermittelt; vgl. N. 56. 13 Collonitsch: L. K. von Kollonitsch. 21 f. geantwortet: die Abfertigung<br />

L 1 .


82 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 57<br />

56. JOBST CHRISTOPH REICHE AN LEIBNIZ<br />

[Hannover, 11. oder 12. (?) August <strong>1703</strong>]. [55. 57.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Y 35 e Bl. 2–3.<br />

1 Bog. 4 o . 3/4 S. Kriegsverlust. Eine Transkription für die Akademieausgabe ist erhalten.<br />

5 (Unsere Druckvorlage.) — Auf dem unteren Teil L von N. 57.<br />

Di[e] H. GRäthe laßen auch umb beliebige nachricht ersuchen ob in der Wolffenbuttelischen<br />

bibliothec nicht dergleichen bücher von Ungarischen sachen, wie der Cardinal<br />

Collonitsch gegen den H. von Oberg erwehnet, etwa vorhanden seyn mögten.<br />

57. LEIBNIZ AN JOBST CHRISTOPH REICHE<br />

10 [Hannover, 12. oder 13. (?) August <strong>1703</strong>]. [56. 81.]<br />

Überlieferung: L Konzept: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Y 35 e Bl. 2–3.<br />

1 Bog. 4 o . 1/4 S. Kriegsverlust. Eine Transkription für die Akademieausgabe ist erhalten.<br />

(Unsere Druckvorlage.) — Auf dem oberen Teil K von N. 56.<br />

Ich habe einsmahls die Manuscripta zu Wolfenbutel durchgangen, und erinnere mich<br />

15 nichts dergleichen de rebus Ungaricis darunter beobachtet zu haben.<br />

Zu N. 56: K antwortet auf N. 55 und wird beantwortet durch N. 57. Unsere Datierung stützt sich<br />

auf das Schreiben der Geheimen Räte an B. von Oberg (Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Cal.<br />

Br. 24 Nr. 4305) vom 12. August mit Nachtrag vom 13. August; vgl. N. 57. Wir datieren deshalb auf<br />

11./12. August. 7 bücher . . . sachen: nicht ermittelt, vgl. N. 55. 8 Collonitsch: L. K. von Kollonitsch.<br />

8 von Oberg: vermutlich in einem nicht gefundenen Teil des Briefes B. von Obergs vom 28. Juli <strong>1703</strong><br />

(nur PS erhalten); vgl. N. 55.<br />

Zu N. 57: L antwortet auf N. 56. Unsere Datierung stützt sich auf das Schreiben der Geheimen Räte<br />

an B. von Oberg (Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Cal. Br. 24 Nr. 4305), das im Nachtrag vom<br />

13. August den Inhalt unseres Stückes wiedergibt. 15 Ungaricis: vgl. N. 55. Auch in Wolfenbüttel<br />

Herzog August Bibl. sind derartige Manuskripte nicht vorhanden.


N. 59 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 83<br />

58. LEIBNIZ AN JOHANN GEORG ECKHART<br />

Braunschweig, 15. August <strong>1703</strong>. [51. 59.]<br />

Überlieferung: L Abfertigung: LBr. 228 Bl. 278. 8 o . 1 S. mit Ergänzungen und Korrekturen.<br />

Vir doctissime<br />

Oblitus sum petere, ut velis mihi mittere literas, quae pro me adveniant, ut cum iis 5<br />

Hamburgenses quoque Novellas, ubi si videbitur aperieris legerisque: de nostris laboribus<br />

Historicis non moneo, non dubitans alacritate spontanea acturum, quod suscepisti. Ego<br />

quo magis res procedat, Reditum accelerabo. Vale et me ama. Dabam Brunsvigae 15<br />

Aug. <strong>1703</strong><br />

deditissimus G. G. Leibnitius 10<br />

P. S. Rogo addas quae forte intelliges sive in publica re sive in literaria.<br />

59. JOHANN GEORG ECKHART AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 17. August <strong>1703</strong>. [58. 62.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 228 Bl. 279. 4 o . 1 S.<br />

Quae abiens in mandatis dedisti, quoad potui executus sum. Adii Judaeum, et quae 15<br />

volebas, remonstravi, sed ille dixit se nihil a Camera habere posse, unde se coactum<br />

retinere pecuniam Cellis tibi numeratam; suam si te intercedente ex aula recipiat, praesto<br />

se esse ad refundendam illam, quam jam retineat. Nequam genus est Judaicum, adeo<br />

Zu N. 58: L nimmt Bezug auf mündlich erteilte Aufträge. 6 Novellas: Gemeint sein dürften Faszikel<br />

des Jahrgangs <strong>1703</strong> der von P. A. Lehmann und G. Strasberg in Hamburg hrsg. N o v a literaria<br />

Germaniae; vgl. auch N. 185. 8 Reditum: <strong>Leibniz</strong> hielt sich in der zweiten Augusthälfte (spätestens<br />

ab 14.) zur (am 12. August beginnenden) Laurentiusmesse in Braunschweig auf; seine Rückkehr erfolgte<br />

nach dem 25. August; vgl. N. 66 u. N. 330 Erl.<br />

Zu N. 59: K nimmt vermutlich Bezug auf mündlich erteilte Aufträge. Beischluss waren die S. 84<br />

Z. 7 genannten Schriftstücke. 15 Judaeum: vermutlich Lefman Berens. 17 pecuniam: Gemeint ist<br />

vielleicht die <strong>Leibniz</strong> von Celle seit 1691 zugestandene jährliche Besoldung von 200 Talern.


84 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 60<br />

nunquam me uti debuit, audire voluit. Quod Ludiam attinet, velim proxime in literis<br />

ad me dandis, scribas Germanice te nolle ut amplius cameram inhabitem nisi ipsa velit<br />

aliquid remittere ex triginta imperialibus. Videtur enim credere, ac si id quod urgeo non<br />

a Te, sed ex meo cerebro proveniat. Si vero tuas habuero, ipsi eas monstrabo. Venit huc<br />

5 Dn. Prof. Buddeus et voluit tecum loqui de Lexico universali Germanico, quod sumptus<br />

largiente Fritschio ad praelum parat. Voluit hinc Guelferbytum pergere, unde credo eum<br />

jam tecum locutum fuisse. Attulit fasciculum ab Hofmanno, cui additas literas inclusi.<br />

Novi de caetero nil scio, camera mea non egressus praeter quod hodie primum Ludovici<br />

Pii annum bono cum Deo absolverim. Vale vir summe 〈...〉<br />

10 Hanoverae <strong>1703</strong>. 17. Aug.<br />

60. LUDWIG JUSTUS SINOLD GEN. VON SCHÜTZ AN LEIBNIZ<br />

London, 6./17. August <strong>1703</strong>. [52. 80.]<br />

15 Monsieur<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 848 Bl. 3–4. 1 Bog. 4 o . 2 S. Aufschrift von Schreiberhand.<br />

Siegel. Postverm. Bibl.verm.<br />

J’ay receu la lettre du 26. Juillet que vous m’avez fait l’honneur de m’ecrire et vous<br />

suis tres obligé de votre souvenir. J’ay desja donné ordre qu’on cherche les livres que<br />

vous demandez et je vous les envoieray par la premiere occasion seure.<br />

Il y a peu de nouvelles à mander d’icy où tout est dans une grande tranquillité[.] on<br />

20 prepare toutes choses pour l’execution du traitté avec le Portugall et tout sera 〈prest〉<br />

avant la fin de ce mois. 〈c’est〉 la grande affaire qui reglera toutes les autres, et on a<br />

raison icy à n’oublier rien pour la faire reussir.<br />

1 Ludiam: <strong>Leibniz</strong>’ Hauswirtin D. E. von Lüde. 3 remittere: Bezug nicht ermittelt. 5 Lexico<br />

universali: J. F. Buddeus, Allgemeines Historisches Lexicon, Tl. 1–4, erschien erst 1709. 7 fasciculum:<br />

nicht identifiziert. 7 literas: F. Hoffmanns Brief vom 9. August <strong>1703</strong> (LBr. 413 Bl. 34–35; Druck in<br />

Reihe III). 8 f. primum . . . annum: das Jahr 814 für <strong>Leibniz</strong>, Annales Imperii (Pertz, Werke, I, 1,<br />

1843, S. 292–297).<br />

Zu N. 60: K ist die Antwort auf N. 52. 17 livres: die erbetenen Bände der Philosophical T r a n s -<br />

a c t i o n s. 20 traitté: das Mitte Mai geschlossene Bündnis zwischen Portugal und der Großen Allianz,<br />

das u. a. die Entsendung von Truppen nach Portugal vorsah.


N. 61 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 85<br />

Je vous offre mes services treshumbles en ce pays icy et vous prie d’etre persuadé<br />

que je suis 〈passionement〉<br />

Monsieur Votre tres humble et tresobeissant serviteur Schutz.<br />

Londres le 6/17 Auout <strong>1703</strong>.<br />

A Monsieur Monsieur Leibnitz Conseiller d’Etat et de Legation de S. Alt. Elect. de 5<br />

Brounsvig à Hannover.<br />

61. ROLAND ENGELSKIRCHEN AN LEIBNIZ<br />

Lietzenburg, 18. August <strong>1703</strong>.<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 243 Bl. 6–7. 1 Bog. 4 o . Goldschnitt. 2 S. Eigh. Aufschrift.<br />

Schwarzes Siegel. 10<br />

Monsieur Lützeburg ce 18 Août <strong>1703</strong><br />

j’ay rendue en main propre la lettre dont il vous a plû me charger à S. M. La Reine<br />

Si tost que j’ay esté arivée en ces lieu, et à ce que je pû voir, elle en estoit bien aise,<br />

j’ay parlé à Monsieur Eversman touchant les lettres, dont vous m’avez parlé, il m’a dit,<br />

que toutes celles qu’il avoit receu pour vous, il vous les avoit envoyé dans le paquet 15<br />

de la Reine, il a crû qu’ils seroient mieux adressées par cette voye que de les envoyer<br />

par la Poste, il dit qu’il n’en a receu que deux ou trois, et il espere que vous les aurés<br />

receu. je me serois donné l’honneur de vous escrire plustost, mais la triste nouvelle de la<br />

mort du S ime Duc Christian a esté cause que je n’y ay pas songé, j’espere que vous me<br />

pardonnerés cette faute, cependant nous commençons à nous consoller un peu voyant que 20<br />

nôtre illustre Electrice fait tout ce qu’elle peut, pour n’y pas penser, et graces à Dieu elle<br />

se porte fort bien, Dieu v[e]uille que cela continue, Mademoiselle Pelenitz avoit preparée<br />

beaucoup de choses pour divertir S. A. E. qu’elle a tout quitté quand cette mechante<br />

Zu N. 61: K bezieht sich auf Aufträge, die <strong>Leibniz</strong> Engelskirchen Anfang August vor dessen Abreise<br />

nach Berlin im Hofstaat Kurfürstin Sophies erteilt hatte, darunter die Übergabe des Z. 12 genannten Briefes<br />

an Königin Sophie Charlotte sowie von N. 307. K ist das letzte überlieferte Stück der Korrespondenz;<br />

vorausgegangen war Engelskirchens Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 3. November 1702 (I, 21). 12 lettre: N. 308.<br />

14 Eversman: J. Eversmann, Kammerdiener von Königin Sophie Charlotte. 14 lettres: Briefe, die<br />

nach <strong>Leibniz</strong>’ Abreise aus Berlin Ende Mai <strong>1703</strong> noch dorthin gesandt worden waren. 22 Mademoiselle<br />

Pelenitz: H. Ch. von Pöllnitz. 23 beaucoup . . . divertir: vgl. auch N. 329 und N. 352.


86 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 62<br />

nouvelle est venûe, mais à present elle recommance à les rechercher pour mettre tout<br />

en oeuvre, Madame la Princesse de Hohenzolern fait la même chose, et j’ay peur que<br />

cela causera de la jalousie entre ces deux personnes car chacune travaille de son cotté,<br />

et c’est à qui fera mieux, s’il se passe icy quelque chose d’extraordinaire, je me donnerés<br />

5 l’honneur de vous l’escrire estant<br />

Monsieur vostre tres humble et tres obeisant serviteur Roland Engelskirchen.<br />

A Monsieur Monsieur Leibnitz Conseiller privée de S. A. E. Monseigneur l’Electeur<br />

de Bronsvic et Luneburg à H a n n o v e r<br />

62. JOHANN GEORG ECKHART AN LEIBNIZ<br />

10 Hannover, 21. August <strong>1703</strong>. [59. 64.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 228 Bl. 280. 4 o . 1 S.<br />

Ex quo nuper scripsi, nihil admodum notatu dignum hic actum est. Dn. Hodannus<br />

Concionem habuit die Sabbathi praeteriti et placuit in omnibus exceptis gestibus et<br />

voce Auditoribus suis, sed D nus Abbas Luccae, agens non adfuit. Die Solis in Concione<br />

15 post meridiem habita Dn. M. Heinemannus meminit Tractatus, qui jam sub nomine<br />

W i n c k l e r i prodiit, et A r c a n u m r e g i u m audit, eumque acerbissime traduxit.<br />

Vanum autorem, pietistam et stolidum hominem appellans. Sereniss. Elector quotidie<br />

venationibus se exercet. Dn. de Bar ablegatus ab eo est ad adducendum funus defuncti<br />

Principis Christiani. Vale 〈...〉<br />

20 Hanov. d. 〈21.〉 Aug. <strong>1703</strong>.<br />

2 Madame . . . Hohenzolern: Fürstin Luise von Hohenzollern-Hechingen.<br />

Zu N. 62: K wird beantwortet von oder kreuzt sich mit dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief, auf<br />

den N. 64 antwortet. Dass es sich beim Datum von K um den 21. und nicht den 29. August handelt<br />

(beide Lesungen wären möglich), ergibt sich aus N. 65. Danach fand die Z. 13 angesprochene Predigt J. F.<br />

Hodanns bereits vor dem 24. August statt. 12 scripsi: N. 59. 13 die Sabbathi: 18. August. 14 D nus<br />

Abbas: G. W. Molanus. 14 Die Solis: 19. August. 15 Heinemannus: vermutlich C. Chr. Heinemann,<br />

Pastor an der Marktkirche zu Hannover. 15 Tractatus: vgl. Welmer (SV.) sowie z. B N. 294.<br />

18 Bar: der hannoversche Kammerrat H. S. von Bar. 18 ablegatus: mit Weisung vom 14. August;<br />

vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 150. 18 funus: Herzog Christian von Braunschweig-Lüneburg<br />

war am 31. Juli <strong>1703</strong> im Gefecht von Munderkingen ums Leben gekommen.


N. 63 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 87<br />

63. LEIBNIZ AN KURFÜRSTIN SOPHIE<br />

Braunschweig, 22. August <strong>1703</strong>. [46. 67.]<br />

Überlieferung: L Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

Nr. 180 Bl. 444–445. 1 Bog. 4 o . 4 S. Mit geringfügigen Korrekturen und Ergänzungen.<br />

Bibl.verm. — Gedr.: Klopp, Werke, 9, 1873, S. 34–37. 5<br />

Madame Bronsvic ce 22 d’Aoust <strong>1703</strong><br />

Immediatement apres le depart de V. A. E. la chaleur de l’air a fait que j’ay esté<br />

attaqué par une espece de fievre errante, qui ne gardoit point de periodes, mais elle s’est<br />

terminée en simple mal de teste, qui m’a quitté enfin graces à dieu. Cependant ce mal<br />

m’a empeché d’ecrire à Berlin, comme mon devoir le demandoit, mais il m’a fait faire un 10<br />

tour à Bronsvic, parce qu’aussi bien je n’estois pas en état de travailler à rien. J’ay porté<br />

un compliment de la part de V. A. E. au duc Rudolphe Auguste qui en a esté rejoui, et<br />

s’est plaint obligeamment que V. A. E. n’avoit point voulu passer par Bronsvic, et que<br />

l’Electeur et le duc de Zell ne viendroient point à la foire.<br />

Le duc Antoine a esté ravi d’apprendre la bonne santé de V. A. E. et auroit souhaité 15<br />

de vous voir, Madame, partout où il auroit pû.<br />

Il y a une petite difficulté survenue à l’égard de l’Execution du traité de Bourgdorf.<br />

Veritablement l’échange de la portion de Saxe-Lauenbourg contre le baillage de Campen a<br />

esté fait: mais on pretend qu’il a esté reglé encor avec le duc Rudolphe que doresnavant les<br />

officiers d’Hanover precederont ceux de Wolfenbutel dans les assemblées qui regarderont 20<br />

cette partie du Harz qui est commune aux deux cours. Maintenant que cela doit estre<br />

executé, et que même le duc Rudolphe s’estoit chargé à Bourgdorf d’une ordonnance<br />

dressée par nos gens, qu’il avoit promis de signer et d’envoyer au Harz, le duc Antoine en<br />

a eu le vent, et s’y est opposé de toutes ses forces, a donné des contreordres, et même a<br />

Zu N. 63: L wird beantwortet durch N. 68. 7 depart: Die Kurfürstin war am 6. August zum<br />

Aufenthalt bei ihrer Tochter in Lietzenburg abgereist, vgl. N. 304. 13 n’avoit . . . Bronsvic: vgl.<br />

N. 304. 14 foire: die am 12. August beginnende Laurentiusmesse. 17 difficulté . . . traité: zum<br />

Burgdorfer Exekutionsrezess vom 20. Juli <strong>1703</strong> zur Beilegung der Differenzen zwischen Wolfenbüttel<br />

sowie Celle und Hannover und den Widerständen gegen seine Durchführung vgl. Schnath, Geschichte,<br />

3, S. 388–392.


88 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 63<br />

tant fait aupres de son frere, que celuyci a donné une reponse par écrit à M. Busch venu<br />

icy pour soliciter l’execution de ce qui avoit esté reglé, la quelle porte qu’il ne pouvoit<br />

point faire ce prejudice à ses successeurs. M. Busch a envoyé cette réponse par un expres<br />

à Engesen où nos Ministres estoient assemblés, et attend les ordres de nos deux cours là<br />

5 dessus. Cependant M. Danquelman de Hall, est venu icy à nouveaux frais pour continuer<br />

à entretenir le duc Antoine dans un eloignement entier de tout accommodement, qui<br />

n’agrée point au Roy de Prusse, Et je trouve que S. A. en est assez eloignée d’elle même,<br />

et fait sonner bien haut ce point de la preseance au Harz.<br />

M. du Cros est bien faché de n’estre point venu à Hanover pendant que V. A. E. y<br />

10 estoit encor. Il pretend pourtant d’y aller un de ces jours. Il tient que Mad. la princesse<br />

d’Anhalt pourroit contribuer beaucoup à reconcilier le Roy de Prusse avec la maison<br />

de Bronsvic: mais je ne say si cette princesse s’en mêleroit volontiers d’autant que la<br />

maison d’Anhalt n’est pas trop dans nos interests à cause de l’affaire de Lauenbourg, et<br />

un Ministre d’Anhalt, nommé M. Raumer est aussi revenu icy dont je ne crois pas que<br />

15 les negotiations nous soyent trop favorables[,] outre que je m’imagine que si le Roy de<br />

Prusse pouvoit estre regagné si tost V. A. E. le feroit aussi bien que personne. Cependant<br />

M. du Cros seroit d’avis que V. A. E. faisant un tour à Oranienboom, M. le duc Antoine<br />

s’y rendit aussi.<br />

On soubçonne aussi chez nous que la Suede pourroit avoir fait un traité avec le Roy<br />

20 de Prusse, mais je ne voy pas qu’on en sache assez le contenu. Je me souviens que la<br />

Cour de Berlin nous prioit instamment autres fois d’employer nos bons offices auprés de<br />

la Suede pour faire reconnoistre la nouvelle Royauté, et je voudrois que nous l’eussions<br />

pû faire avec effect, et que nous eussions esté les entremetteurs de cet accommodement,<br />

car par ce moyen on nous en auroit l’obligation à Berlin et rien ne se seroit passé là<br />

25 dedans qui nous auroit pû donner ombrage, cependant on dit que la cour de Dannemarc<br />

est assez jalouse de ce traité, et plus encor celle de Pologne. L’Empereur même l’est[,]<br />

1 Busch: Berghauptmann H. A. von dem Bussche. 5 Danquelman: D. L. von Danckelmann.<br />

9 du Cros: <strong>Leibniz</strong> bezieht sich vermutlich auf ein kurz zuvor in Braunschweig oder Wolfenbüttel geführtes<br />

Gespräch; vgl. auch N. 300. 10 princesse: wohl Fürstin Henriette Katharine von Anhalt-Dessau,<br />

vgl. N. 300. 13 n’est . . . interests: wegen der weiterhin erhobenen Ansprüche des Hauses Anhalt auf<br />

Lauenburg. 17 Oranienboom: Schlossanlage der Fürstin Henriette Katharine. 19 traité: zum<br />

schwedisch-preußischen Vertragsentwurf vom 29. Juli vgl. N. 330 Erl. 21 prioit: nicht ermittelt; zu<br />

<strong>Leibniz</strong>’ Vorschlägen betr. ein Eintreten Hannovers für die Anerkennung der preußischen Königswürde<br />

vgl. I, 20 N. 69, N. 71 u. N. 73.


N. 63 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 89<br />

dit-on[,] car l’on craint que la France n’y entre indirectement. Car Monsieur Piper est<br />

tousjours soubçonné un peu.<br />

Je parts demain pour retourner à Hanover et si Mg r l’Electeur s’eloigne de Herrnhausen<br />

je me propose de faire un petit tour à Berlin, esperant que la Reine me fera la<br />

grace d’envoyer par provision un Fuhrzeddel à l’ordinaire pour me rendre à Luzenbourg 5<br />

aussi tost que je pourray.<br />

Il semble que les affaires ne vont pas encor trop bien dans le parlement d’Ecosse, et<br />

je ne voy pas que les ordres qu’on dit que la Reine a donnés au duc de Queensbury ayent<br />

grand effect.<br />

On craint aussi que le duc de Vendôme ne perce enfin dans le Tirol, et la nouvelle de 10<br />

la prise de Bersello, où la garnison a esté faite prisonniere de guerre, est assez mauvaise.<br />

Je ne voy que le passage de l’Archiduc en Espagne, qui puisse changer considerablement<br />

les affaires.<br />

J’ay vû dans une gazette, que M. Burnet seroit relaché, et qu’il doit sortir incessament<br />

du Royaume de France, à quoy il n’aura point de repugnance. V. A. E. apprendra 15<br />

de Madame ce qui en est. Je suis avec devotion<br />

Madame de V. A. E. le tres soumis et tres obeissant serviteur <strong>Leibniz</strong>.<br />

Je suis ravi que le duc de Zell a chargé V. A. E. d’un compliment pour le Roy de<br />

Prusse, V. A. E. me fera une grace singuliere, si Elle fait connoistre au Roy de Prusse<br />

dans l’occasion, qu’il a en moy un serviteur bien intentionné, et qui le témoigne assez de 20<br />

temps en temps à Hanover et ailleurs.<br />

1 Piper: Minister und Ratgeber Karls XII. 3 retourner: <strong>Leibniz</strong>’ Rückkehr verzögerte sich, vgl.<br />

etwa N. 66. 5 Fuhrzeddel: vgl. N. 336 u. Erl; jedoch trat <strong>Leibniz</strong> die Reise nicht an. 7 affaires . . .<br />

Ecosse: vermutlich Anspielung auf die Verweigerung der königlichen Zustimmung durch den königlichen<br />

Kommissar für Schottland J. Douglas duke of Queensbury, zur ” Bill of Security‘‘ des schottischen Parlaments,<br />

mit der die Nachfolge nach Königin Anna geregelt und die Unabhängigkeit Schottlands gesichert<br />

werden sollte, aber auch die hannoversche Sukzession in Frage gestellt wurde. 10 Vendôme: Oberbefehlshaber<br />

der französischen Truppen in Italien. 11 Bersello: Brescello ergab sich am 22. Juli der<br />

französischen Belagerung. 12 l’Archiduc: Erzherzog Karl sollte den habsburgischen Erbanspruch auf<br />

das spanische Reich durchsetzen. 14 gazette: nicht ermittelt. 14 Burnet: Th. Burnett of Kemney,<br />

seit Frühjahr 1702 in Haft in der Bastille. 16 Madame: Elisabeth Charlotte von Orléans.


90 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 64<br />

64. JOHANN GEORG ECKHART AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 24. August <strong>1703</strong>. [62. 66.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 228 Bl. 282–283. 1 Bog. 4 o . 3 S. mit Korrekturen.<br />

Quas nuper dederas literas includendas Dn. Biberus curavit, nec tamen adhuc re-<br />

5 sponsum accepit, quod si accipiet D no Hortensio faciet extradi. Scribit mihi de statu<br />

Polonico sequentia: Aus Pohlen haben wir daß der König bey Prage eine brücke über die<br />

Weichsel habe bauen und seine armée, bestehende aus Sachsen, Pohlen und Lithauern<br />

darüber passiren laßen, welche gegen den feind marchiren sollen. Ich bekam neulich ein<br />

Schreiben aus Pohlen von einer gewißen Palatine, woselbst ich vor diesen gewesen [est fi-<br />

10 lia defuncti Generalis Magnae Poloniae Lesczincki] worinnen sie mich berichtete, daß der<br />

GroßPolnische Adel eine confoederation gemacht, welche gantz nicht wieder den König,<br />

sondern gegen diejenigen wäre, so ravage in ihrer Provintz thun würden: Aber nichts desto<br />

weniger horet man doch, daß der General Reinschild daselbst itzo hin und wieder contributiones<br />

eintreibet. bey Dantzig ist der angekommene Schwedische Transport bey weiten<br />

15 nicht so groß als man vorgiebet, maßen derselben nicht über 800. Man seyn soll. Unser<br />

H. General ist noch nicht zurük kommen, es scheinet, ob sey er von Schlawentitz nach<br />

dem Könige gegangen, welches ich aber doch nur muthmaße, weil ich bey zwey Postagen<br />

nichts von ihm erhalten. Ego, quod me attinet jam totam Eginhardi et Monachi<br />

Sangallensis confusissimam historiam Caroli M. de verbo ad verbum multis narratio-<br />

Zu N. 64: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief, dem die Z. 4 angesprochenen Briefe<br />

beigeschlossen waren. Beischluss zu unserem Stück war vielleicht N. 65. 4 dederas: darunter vermutlich<br />

N. 319. 5 D no Hortensio: B. O. Mauro. 5 Scribit: Brief nicht ermittelt. 6 bey Prage: Praga, Vorort<br />

(heute Stadtteil) von Warschau. 6 brücke: vgl. Historische R e l a t i o n , Continuatio 14. Ostern<br />

bis Michaelsmesse <strong>1703</strong>, S. 70. 8 feind: Schweden. 9 f. filia . . . Lesczincki: Gemeint sein dürfte<br />

die Schwiegertochter R. Leszcyńskis, Katharina Opalińska, die Ehefrau des späteren Königs Stanislaus I.<br />

11 confoederation: Gemeint ist vielleicht die pro-schwedische Konföderation von Schroda vom 9. Juli<br />

<strong>1703</strong>, deren Anführer Stanislaus Leszczynski war. 13 Reinschild: C. Rehnskiöld. 14 Transport:<br />

im Rahmen der Belagerung Danzigs durch schwedische Truppen im Sommer <strong>1703</strong>. 16 General:<br />

J. H. von Flemming. 16 Schlawentitz: Slawentzitz. 17 Könige: August II. von Polen.<br />

18 f. Eginhardi . . . Sangallensis: Eckhart bezieht sich hier wahrscheinlich auf die Sammelhandschrift<br />

Hannover <strong>Leibniz</strong>-Bibl. Ms XIII 858 zur Geschichte Karls des Großen mit Einhard (Eginhardus), Vita<br />

Karoli magni, den A n n a l e s Regni Francorum (beide in dieser Zusammenstellung als ein Werk mit<br />

Namen A n n a l e s Einhardi geltend) und Notker Balbulus, Gesta Karoli.


N. 65 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 91<br />

nibus omissis historiae inserui, quod antea non potui perficere et inveni etiam locum illum,<br />

quem Crusius de graeca legatione retulit in Sangallensi. Jam historiam Ludovici Pii<br />

decurro. Et vellem Adonem et aliquem scriptorem Italum, de Principibus Longobardis<br />

et de aliis Italiae rebus solide scribentem afferre mihi posses; in iis rebus enim nunquam<br />

non mihi aqua haeret. Si Praetorii Antiquitates Prussiae et scriptor unus aut alter re- 5<br />

rum Polonicarum rarus et alias non obvius Guelferbyti esset, vellem eum in meos usus<br />

expetere, quandoquidem una atque altera vice cogitationes meas de Poloniae historia, ut<br />

ne memoria excidant, confusaneo ordine in chartam conjicere soleo. Jam pro me literae<br />

intimatoriae Dresdae brevi expedientur, uti amicus Dresdensis retulit. De caetero monstratur<br />

hic Caballus, qui varias artes callet, et omnia quae Magister aut etiam alius cum 10<br />

illo loquitur, sed suo more intel[lig]it. Ludit chartis, movit monetae varias sortes etc. Vale<br />

〈...〉<br />

Hanoverae d. 24 Aug. <strong>1703</strong>.<br />

65. JOHANN FRIEDRICH HODANN AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 24. August <strong>1703</strong>. 15<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 441 Bl. 9. 8 o . 2 S. Am Rande von Bl. 9 r o geringfügiger<br />

Textverlust. Auf Bl. 9 r o (S. 92 Z. 6–9 und S. 92 Z. 13 f.) am Rande doppelte Anstreichung<br />

mit Bleistift.<br />

1 historiae inserui: vgl. z. B. <strong>Leibniz</strong>, Annales Imperii, ad. a. 813, cap. 2 (Pertz, Werke, I, 1,<br />

1843, S. 288). 1 f. locum illum: Über die Gesandtschaften zwischen dem byzantinischen Kaiserhof<br />

und dem Hof Karls des Großen in Aachen 811/812 berichtet Notker Balbulus in den Gesta Karoli,<br />

II, 6–7. Vgl. <strong>Leibniz</strong>, Annales Imperii, ad. a. 812, cap. 3–4 (Pertz, Werke, I, 1, 1843, S. 284 f.).<br />

2 Crusius: M. Crusius, Annales Suevici, 2, 1595, c. 6 (S. 9 f.), dessen Darstellung der Irreführung der<br />

byzantinischen Gesandten am Aachener Hof Notkers Erzählung in II, 6 entspricht. 2 historiam<br />

Ludovici: vgl. N. 59. 3 Adonem: Ado archiepiscopus Viennensis, Chronicon de sex aetatibus mundi.<br />

Unter den in Wolfenbüttel Herzog August Bibl. vorhandenen Ausgaben kommen vorrangig die von<br />

1522 (A: 275.3 Hist. 2o ) bzw. 1568 (A: 404.4 Hist.) in Frage (vgl. SV.). 5 aqua haeret: vgl. z. B.<br />

Cicero, De officiis, 3, 33. 5 Antiquitates Prussiae: Gemeint sein könnte M. Praetorius, Deliciae<br />

Prussiae [Ms]. 7 cogitationes: nicht ermittelt. 8 literae: Archivalischer Niederschlag zu Eckharts<br />

Expektanz auf eine Professur ist im Hauptstaatsarchiv Dresden nicht erhalten; vgl. auch N. 39 Erl.<br />

9 amicus: vielleicht J. K. Weck; vgl. N. 39. 10 Caballus: nicht ermittelt.<br />

Zu N. 65: K folgt auf <strong>Leibniz</strong>’ Brief vom 12. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) und wurde vielleicht als Beischluss<br />

zu N. 64 versandt. Der nächste Brief der Korrespondenz (Hodann an <strong>Leibniz</strong>) datiert vom 1. <strong>Januar</strong><br />

1704 (Druck in I, 23).


92 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 65<br />

Vir Illustris atque Excellentissime, Patrone aetatem omni observantia colende.<br />

Diligentiae, quantum potueram, in elaboranda atque recitanda nuper concione adhibebam:<br />

Dominus Abbas autem tum ad coenobium Loccumense profectus ei non interfuit,<br />

nec spes est, quemadmodum a domesticis ejus audivi, eum aliquot hebdomadum spatio<br />

5 in urbem rediturum. Fortasse tamen post ejus reditum fiet, ut me e sacra cathedra dicentem<br />

audiat. Impedivit me concio illa aliquantum in definitionibus parandis occupatu[m]<br />

at vero, postquam eam nunc absolvi, ad operas consuetas redeo, et quotidie, quantum<br />

licet, conficio. Labor is, prout re ipsa experior, ita comparatus est, ut, si quis sine intermissione<br />

ei incumbat, nihil agat: sin quandoque ab eo remissionem sibi indulgeat, multo<br />

10 sit aptior ad explendum munus demandatum. Misceo igitur huic studio interdum alia,<br />

quae fundamentum sint rerum deinceps a me, si Deus voluerit, elaborandarum. Hoc enim<br />

in statu quicquam componere, quod coram Virorum Doctorum oculis, ut compareat, dignum<br />

aestimem, multa me impediunt: praesertim cum labores mihi ab Excellentia Tua<br />

impositi praecipuam curam ad se trahant, et simul ea, quae jam olim pene a me perfecta<br />

15 sunt, luci publicae sistere non audeam. Nuper enim, cum coram Domino Abbate mentionem<br />

injicerem tractatus mei de imagine Dei, Peccato et Regeneratione, ejusque contenta<br />

aliqua recenserem: is dicebat, editionem libelli apud alios invidiam mihi creaturam; servarem<br />

mihi meditationes meas, hoc institutum nihil mihi profuturum ad gratiam apud<br />

ipsum acquirendam. Cogitationes igitur hasce paulisper seposui, et opus demandatum,<br />

20 quantum vires animi et corporis, oculique imbecilliores concesserint, strenue urgebo. Interim<br />

firmiter mihi promitto, beneficia Excellentiae Tuae, quibus per tempus frui mihi<br />

licuit, imposterum mihi fore stabilia, donec Excellentiae Tuae commendante fixum aliquem<br />

locum accipiam. Deum precor, ut Te in itineribus Tuis boni publici causa susceptis,<br />

quocunque ieris, custodiat, animoque ac corpore sospitem atque incolumem ducat atque<br />

2 concione: am Samstag, dem 18. August, vgl. N. 62. 3 Dominus Abbas: G. W. Molanus.<br />

6 definitionibus parandis: vermutlich Definitionen für die Scientia generalis. Im <strong>Leibniz</strong>-Nachlass liegen<br />

hierzu mehrere Listen von Hodanns Hand vor, vgl. Couturat, Opuscules, 1903, S. 437–510. In Frage<br />

kommen v. a. Nr. 2 u. Nr. 5 (LH IV 7 D 2, 2 Bl. 1–52 bzw. LH IV 7 D 2, 5 Bl. 1–90; letztere mit<br />

Hodanns Abschlussvermerk vom 28. Mai 1704). 10 alia: nicht nachgewiesen. 16 tractatus: nicht<br />

nachgewiesen; im Brief vom 28. Oktober 1702 (I, 21) erwähnt Hodann diese 1701 fertiggestellte Schrift,<br />

für deren Drucklegung ihm die finanziellen Mittel fehlten. 22 f. fixum . . . locum: Erst 1714 erhielt<br />

Hodann die Position des Rektors in Winsen a. d. Luhe. 23 itineribus: <strong>Leibniz</strong> hielt sich in Braunschweig<br />

zur Laurentiusmesse auf; vgl. N. 58.


N. 66 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 93<br />

reducat, brevique tempore de omnibus feliciter confectis laetantem nobis restituat. Hujus<br />

benignitati commendo Excellentiam Tuam qui sum<br />

Excellentiae Tuae obstrictissimus cliens J. F. Hodann.<br />

Hanoverae Anno <strong>1703</strong> d. 24. Augusti.<br />

66. JOHANN GEORG ECKHART AN LEIBNIZ 5<br />

Hannover, 25. August <strong>1703</strong>. [64. 74.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 228 Bl. 281. 8 o . 2 S.<br />

Literas cum Novellis mitto et quoniam, quod tibi nuntiem, novi nihil habeo, me tuo<br />

favori commendo. Incidit magna illa differentia inter editiones Legis Salicae Lindenbrogianam<br />

et Heroldinam; quod si haberi posset optimus ille Codex Guelferbytanus, forte 10<br />

uni atque alteri loco in ambabus editionibus medela fieri posset, atque hoc labore unius<br />

alteriusque horulae. Vale, vir summe, et fave 〈...〉<br />

Hanoverae d. 25. Aug. <strong>1703</strong>.<br />

Zu N. 66: K hatte als Beilage die Z. 8 angesprochenen Briefe und ” Novellae‘‘. 8 Literas: nicht<br />

identifiziert; vermutlich befand sich auch N. 65 darunter. 8 Novellis: vgl. N. 58. 9 editiones: Zu<br />

den Editionen von F. Lindenbrog u. F. Pithou (von 1602) und von J. B. Herold (von 1557) vgl. L e g e s<br />

(SV.). 10 Codex Guelferbytanus: vermutlich Wolfenbüttel Herzog August Bibl. 97 Ms. Weiß. 4 o .<br />

Diese Handschrift wurde von <strong>Leibniz</strong> am 15. Februar 1704 entliehen; vgl. Raabe, Leser und Lektüre,<br />

Teil A Bd 1, 1998, S. 185. Zu Eckharts späterer Edition (von 1720) vgl. L e g e s (SV.).


94 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 67<br />

67. LEIBNIZ AN KURFÜRSTIN SOPHIE<br />

Hannover, [1.(?) September] <strong>1703</strong>. [63. 68.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. F 16 Bl. 43. 4 o . 2 S. Mit zahlreichen Korrekturen und einigen<br />

Ergänzungen. Bibl.verm.<br />

5 Madame Hanover 24 Aug. <strong>1703</strong><br />

Depuis le depart de V. A. E. je n’ay pas esté deux semaines sans quelque indisposition.<br />

Les chaleurs m’ayant excité un mal de teste, j’allay à la foire de Bronsvic parce<br />

qu’aussi bien je ne pouvais pas travailler et ce mal de teste le dissipa en effect: j’espere<br />

que ma lettre de Bronsvic aura esté rendue à V. A. E. En estant de retour il y a 8 jours<br />

10 j’ay trouvé que la nature m’a tenu encor lieu de remede, et m’a fait l’effect d’un emetique,<br />

mais un peu violent, qui a esté suivi d’une prostration d’appetit; dont je commence<br />

à me remettre et à manger peu à peu des choses solides.<br />

Cet Estat et plus encor l’admirable force d’esprit de V. A. E. me servira d’excuse<br />

et de raison de ce que je ne je vous ay point écrit, Madame, des choses que V. A. E.<br />

15 même pouvés mieux penser et dire que le meilleur écrivain du monde, mais dont vostre<br />

grande ame n’a point besoin, et qui ne suffiroient point pour resister à l’emotion du coeur<br />

independante de la raison, si vostre haute prudence et les tendres soins de la Reine ne<br />

donnoient le change à vostre sensibilité. Le voyage de V. A. E. est venu à point nommé.<br />

5 Hanover (1 ) Septemb. <strong>1703</strong> (2 ) 24 Aug. <strong>1703</strong> L<br />

Zu N. 67: <strong>Leibniz</strong>’ Korrektur seiner nachträglichen Datierung kollidiert mit Angaben aus dem Brief<br />

sowie aus der weiteren Korrespondenz. Am 24. August war er nicht in Hannover, von wo J. G. Eckhart<br />

ihm noch am 24. und 25. August schrieb. Bei Abfassung von L lag seine Rückkehr eine Woche zurück<br />

(Z. 9); in dieser Zeit erlitt er die Z. 10–12 angedeuteten und im gleichzeitigen Brief N. 330 S. 564 Z. 1<br />

bis 4 in ihrem mindestens etwa fünftägigen Verlauf erörterten Krankheitserscheinungen. L kann also<br />

nicht vor dem 1. September konzipiert worden sein; terminus ante quem ist die Vorlaufzeit für das am<br />

6. September geschriebene Billet N. 336 als Antwort auf den mit unserem Stück gleichzeitigen Brief<br />

N. 330. Eine Abfertigung ist nicht gefunden; sofern sie erfolgte, kreuzte sie sich mit N. 68. 6 depart:<br />

am 6. August zum Aufenthalt in Lietzenburg. 6 f. indisposition: vgl. N. 319 und N. 63. 7 foire:<br />

die am 12. August beginnende Laurentiusmesse. 9 lettre: N. 63. 14 point écrit: zum Tode des<br />

Prinzen Christian am 31. Juli im Gefecht von Munderkingen; davon wusste <strong>Leibniz</strong> jedenfalls am 12.<br />

August, vgl. N. 319.


N. 67 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 95<br />

Je ne doute point que le Roy et tout Berlin ne se fasse une affaire des plus serieuses de<br />

divertir l’esprit de V. A. E. et on m’asseure que tout le monde admire cette fermeté d’ame<br />

que la providence paroist avoir reservée à quelque chose de grand encor. Je ne diray rien<br />

des expressions des ducs R. A. et A. U. quoyqu’elles marquent fort leur attachement à<br />

V. A. E. 5<br />

J’espere que les lettres de Madame à V. A. E., ou de M. de Meiercron à Monsieur<br />

d’Alefeld auront confirmé les nouvelles de la delivrance de nostre pauvre M. Burnet qui<br />

se devoit faire suivant ce que j’ay lû il y a quelques semaines dans une gazette imprimée.<br />

Je ne comprends rien encor aux affaires du parlement d’Ecosse, où il y a des esprits<br />

remuans et qui causeroient du desordre, si on leur lachoit tant soit peu la bride. La facilité 10<br />

avec la quelle les Anglois ont tant obten[u] du feu Roy, les anime, mais ils ne considerent<br />

point que les Anglois avoient bien de l’argent à donner.<br />

Si le Prince George se 〈remet〉 de la charge de Haut Amiral, qui a tant d’avantages<br />

attachés, c’est une marque que ce prince se trouve fatigué de cet employ et qu’ainsi, que<br />

sa santé doit decliner extremement. On dira peutestre qu’il prefere l’aise et repos à tout 15<br />

autre avantage, ce qui ne seroit pas fort extraordinaire. Mais comme il n’a eu ce grand<br />

poste que l’année passée, il semble que sans le besoin de sa santé une si subite demission<br />

ne seroit pas fort honnorable.<br />

Je n’entends plus rien de M. Falaiseau.<br />

Comme M. Frisendorf est allé rencontrer M. Lilienrod retournant à Stockholm qui 20<br />

sera maintenant je crois à Hambourg, je m’imagine que le traité entre la Suede et les<br />

Estats est conclu qui contient un renouvellement des anciennes alliances et un nombre<br />

2 et (1 ) M. l’Abbé Mauro m’asseure qve V. A. E. (2 ) on L 2 que toute L korr. Hrsg.<br />

10–12 La facilité . . . donner erg. L 22–96,2 qui contient . . . Nord erg. L<br />

2 m’asseure: vgl. N. 322. 4 ducs: Rudolf August und Anton Ulrich von Wolfenbüttel.<br />

6 Madame: Elisabeth Charlotte von Orléans. 6 f. Meiercron . . . delivrance: Zur Einschaltung der<br />

Gesandten Dänemarks am Pariser resp. Berliner Hof in die Bemühungen um die wohl im Juli <strong>1703</strong>,<br />

nach mehr als vierzehnmonatiger Haft (vgl. N. 384), erfolgte Freilassung Th. Burnetts of Kemney aus<br />

der Haft in der Bastille vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Bericht in N. 412. 8 gazette: nicht ermittelt; vgl. N. 63 und<br />

N. 412. 9 affaires: vgl. N. 63. 11 obten[u]: Gemeint ist die Stärkung des englischen Parlaments<br />

seit der Glorreichen Revolution, auch in Zusammenhang mit dessen finanzpolitischen Befugnissen.<br />

11 feu Roy: <strong>Wilhelm</strong> III. 13 George: Gemahl der Königin Anna von England. 19 Falaiseau:<br />

Zuletzt hatte P. de Falaiseau am 14. Juli geschrieben (N. 285), <strong>Leibniz</strong> hatte am 31. Juli geantwortet<br />

(N. 296). 21 traité: vgl. N. 330.


96 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 68<br />

de trouppes mercenaires que la Suede leur donne pour de l’argent, comme c’est apresent<br />

le trafic des puissances du Nord.<br />

Je m’imagine que le General Feldmareschal Fleming, aura eu l’honneur de voir<br />

V. A. E. s’il est encor à Berlin.<br />

5 Je suis avec devotion Madame de V. A. E. le etc.<br />

68. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

[Lietzenburg, 1. September <strong>1703</strong>]. [67. 69.]<br />

Überlieferung:<br />

K Abfertigung: Hannover <strong>Leibniz</strong>-Bibl. Ms XXIII 375a Bl. 1. 4o . Abgerissen vom vorderen<br />

10 Blatt des Bogens. 3/4 S. Anfang fehlt. Unterschriftsinitiale. Eigh. Aufschrift. Schwarzes<br />

Siegel. An mehreren Zeilenanfängen Buchstaben beschädigt infolge Abreißens. Bibl.verm.<br />

(Unsere Druckvorlage.)<br />

A Auszug von <strong>Leibniz</strong>’ Hand (abbrechend, gestrichen): Hannover <strong>Leibniz</strong>-Bibl. Ms XXXIV<br />

1765 Bl. 25. 4o . 3 Z. auf Bl. 25 vo u. d. Überschrift Extrait de la lettre de Mad. l’Electrice<br />

”<br />

15 de Luzembourg du 1 de Septemb. <strong>1703</strong>.‘‘ (= S. 96 Z. 22 f. Je vous . . . auroit‘‘). Darüber,<br />

”<br />

gestrichen in einem Zuge mit A, Auszug aus dem Z. 22 genannten Brief. Gegenläufig auf<br />

Bl. 25 ro und dem Anfang von Bl. 25 vo Text von <strong>Leibniz</strong>’ Hand betr. die gegen W. D.<br />

von Beichlingen erhobenen Vorwürfe (Gedr.: Klopp, Werke, 9, 1873, S. 29–31; Druck in<br />

Reihe IV).<br />

20 L’abbé de Polignac en resent tous les remerciments de la Reyne de Prusse comme il<br />

les a eu aussi.<br />

Je vous envoy une vielle lettre du Duc Maximilian de Viene touchant l’avance qu’il<br />

a voulu faire pour des chevaus, où peutestre il auroit peu gagner, mais Leifman disoit<br />

qu’un autre avoit desja avancé l’argant. je vous prie de vous en informer et de demender<br />

3 Fleming: H. H. von Flemming.<br />

Zu N. 68: K , dessen Datierung wir <strong>Leibniz</strong>’ Angabe in A entnehmen, antwortet auf N. 63 und kreuzt<br />

sich vielleicht mit N. 67. Beilage war der in S. 96 Z. 22 genannte Brief. Die Abtrennung des ersten Blattes<br />

können wir nicht erklären. 20 remerciments: für die Beteiligung M. de Polignacs an den Bemühungen<br />

um die Freilassung Th. Burnetts of Kemney aus der Haft in der Bastille, vgl. N. 412. 22 lettre: Herzog<br />

Maximilian <strong>Wilhelm</strong> an Kurfürstin Sophie, Wien 20. Juli <strong>1703</strong> (Hannover <strong>Leibniz</strong>-Bibl. Ms XXIII, 375a<br />

Bl. 9–10); zu <strong>Leibniz</strong>’ Exzerpt daraus s. o. Überlieferung. 23 Leifman: der Hof- und Kammeragent<br />

Elieser Lefmann Berens Cohen.


N. 69 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 97<br />

si la chose est encore faisable. mon afflection est cause que j’ay oublié d’en escrire à mon<br />

fils l’Electeur, et peutestre serat il trop tart apresent, la response du Roy de Prusse au<br />

compliment du Duc de Cell estoit qu’il estoit faché qu’il eut plus de consideration pour<br />

Bernsdorf que pour un bon amy comme luy.<br />

A Monsieur de Leibenitz à Hanover. 5<br />

69. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

Lietzenburg, 10. September <strong>1703</strong>. [68. 70.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

Nr. 180 Bl. 461–462. 1 Bog. 4o . 1 S. auf Bl. 461 ro . Ohne Anrede. Unterschrift mit Zier-<br />

Initiale. Eigh. Aufschrift. Siegel. — Auf Bl. 461 vo –462 eigh. Aufzeichnung von <strong>Leibniz</strong><br />

über Wichleys Bericht von seinen Reisen im Mittelmeerraum und Ägypten bis zum Roten<br />

Meer (Druck in Reihe IV). Bibl.verm. — Gedr.: Klopp, Werke, 9, 1873, S. 40.<br />

10<br />

A Luxburg le 10 de 7 bre <strong>1703</strong><br />

Je vous escris par une carte vivante de l’Affrique, dans la personne de M r Wichley<br />

(je ne scay si J’hortograve bien son nom) mais c’e[s]t un gentilhome de bonne maison qui 15<br />

a voiagé avec un jugement solide, et qui merite bien que vous les presentiés de ma part à<br />

l’Electeur, car je crois qu’il trouvera beaucoup de goust en sa conversation, les honnette<br />

gans qu’il a trouvé de toute sorte d’opinions luy ont ouvert l’esprit à voir que ce n’est<br />

pas la superstion qui sairt au bonne meurs, il vous confirmera l’affection que j’ay pour<br />

vous et le cas que je faits de vostre merite. 20<br />

A Monsieur de Leibenitz à Hanover.<br />

1 afflection: die Trauer um Prinz Christian. 3 f. consideration . . . Bernsdorf: Anspielung auf<br />

die Grenzkonflikte zwischen Brandenburg und Braunschweig-Lüneburg-Celle auch im Bereich von A. G.<br />

von Bernstorffs Herrschaft Gartow.<br />

Zu N. 69: K wurde von dem in Z. 14 genannten Reisenden überbracht und wird zusammen mit<br />

N. 70 u. N. 71 beantwortet durch N. 72. 14 Wichley: Dieser Reisende konnte nicht näher identifiziert<br />

werden.


98 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 70<br />

70. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

Lietzenburg, 22. September <strong>1703</strong>. [69. 71.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

Nr. 180 Bl. 427–428. 1 Bog. 4 o . 3 1/4 S. Ohne Anrede und Unterschrift. Eigh. Aufschrift.<br />

5 Schwarzes Siegel. Geringfügiger Textverlust durch Siegelausriss. Bibl.verm. — Gedr.:<br />

Klopp, Werke, 9, 1873, S. 43–44.<br />

Lutzburg le 22 de 7 bre <strong>1703</strong><br />

Comme M r Clamer Bouche a entrepris en bonne intantion, le voiage du Gheur et<br />

d’Hanover Je me raporte à luy de tousce qu’il dira à M r l’Electeur et à M r le Duc, je crois<br />

10 que les affaires sont au moins en bonne main, ce qui en sera, je dois dire come la gazettie<br />

d’Hollande Wat dar van kommen sal, sal den teit lerren, au moins il me semble qu’on<br />

voit bien icy qu’il n’y a rien à gagner d’estre mal avec nous, cela me fait croire qu’on<br />

souhaite d’y estre bien, M r Hilgen ce porte mieux, les gans deviene for malade icy, mais<br />

Dieu merci personne ne meurt, Sig r Hortance a la fievre tierce, mais à ce qui me parroit<br />

15 nullement en danger de suivre le Conte Palmieri, le Roy partit d’icy mardi passé pour<br />

Coppenic, la Contesse de Wartenberg resta à Berlin sou pretexte de nous tretter à soupé<br />

Jeudi passé où nous fumes avec la P ce de Zolleren[,] M r Doson et Galli et ne trouvames<br />

avec la Contesse que my Lord Raby et M r Allefelt y arriva aussi en suite, on vit une tres<br />

grande manifisence en toute chose et la Contesse montra toutes les belle choses en disant<br />

20 un tel m’a donné ce cy[,] un autre m’a donné cela, ce qui me fit souvenir de l’eausau qui<br />

Zu N. 70: K kreuzte sich wohl mit dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief, der in N. 71 erwähnt wird,<br />

und wird zusammen mit N. 69 u. N. 71 beantwortet durch N. 72. 8 Bouche: Cl. von dem Bussche,<br />

brandenburgischer Rat und Drost. 9 le Duc: Georg <strong>Wilhelm</strong> von Celle. 10 affaires: neben den<br />

Spannungen wegen Nordhausen insbesondere der cellisch-brandenburgische Grenzkonflikt, für den Ende<br />

September eine Vereinbarung erreicht wurde; vgl. N. 375. 13 Hilgen: H. R. von Ilgen; vgl. N. 368.<br />

14 Hortance: B. O. Mauro. 15 suivre: Der hannoversche Hofkavalier Fr. Palmieri war im Oktober<br />

1701 in Lietzenburg gestorben. 15 mardi: 18. September <strong>1703</strong>. 17 P ce de Zolleren: Fürstin<br />

Luise von Hohenzollern-Hechingen. 17 Doson et Galli: Fr. d’Ausson de Villarnoux und G. C. de<br />

Galli, Hofkavaliere der Königin bzw. Kurfürstin. 18 Raby: seit Juni <strong>1703</strong> englischer Botschafter<br />

in Berlin. 18 Allefelt: H. H. von Ahlefeldt, dänischer außerordentlicher Gesandter in Berlin.<br />

20 l’eausau: Anspielung auf ” Le geai paré des plumes du paon‘‘, vgl. J. de la Fontaine, Fables Choisies,<br />

Mises en Vers, 1668, 4, 9.


N. 70 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 99<br />

avoit partout emprunté des plumes, que si chacun reprenoit le sien la bonne dame seroit<br />

restée toute neue, hier elle feut encore icy seulle en carosse (comme tousjour) avec my<br />

Lord Raby, et ce matin ils sont parti ensemble à 6 heures du matin pour suivre le Roy à<br />

la chasse, S. M. a esté traitté par le P ce Royal son fils dans un lieu qui luy apartient, où<br />

tout estoit à mervellie, et où S. M. trouva sa statue toute dorée, je crois que tout luy a 5<br />

for pleu car il est Idolatre de M r son fils. la P ce Henriette d’Hanhalt a esté deux jours de<br />

suite icy de Berlin sans y avoir voulu loger n’y manger[,] on croit que c’e[s]t qu’elle ne<br />

veut pas ceder à la P ce de Zolleren, elle est allé à Swet voir sa soeur, my Lord Willeby<br />

est icy avec sa suite, je crois si ce n’estoit par respect pour son pere que luy et Silvin<br />

se mocqueray beaucoup du gouvernement d’Olfild car j’ay veu qu’ils en rient tous deux. 10<br />

my Lord Raby a de nouvaus ordres de sa Reyne de tacher de faire la paix entre Prusse et<br />

Brunswic[,] si M r Bouche n’en vient à bout j’en desespere, je crois qu’on scaura à ce soir<br />

le chemin que le Nauvau Roy d’Espagne prandra, le Roy de Prusse me dit qu’il auroit<br />

mieux fait de prandre ce titre d’abord, si l’Electeur prant plesir à savoir ce qui se pass[e]<br />

icy vous luy ferés voir ma le[tre] en le faisant souvenir de moy. 15<br />

Sonneman a copié vostre pourtrait de la grandeur qu’il doit estre en tallie douce,<br />

cela deroge tousjour un peu quoi qu’il resemble tout à fait au pourtrait de la resemblance<br />

de l’original comme c’e[s]t à l’ordinaire.<br />

A Monsieur de Leibenitz à Hanover.<br />

4 lieu: (nach 1713 Königs)Wusterhausen, seit 1698 in Friedrich <strong>Wilhelm</strong>s Besitz. 6 Pce . . .<br />

d’Hanhalt: Henriette Agnes von Anhalt-Dessau. 8 Swet . . . soeur: Johanna Charlotte von Anhalt-Dessau,<br />

verheiratet mit Markgraf Philipp von Brandenburg-Schwedt. 8–10 Willeby . . . Olfild:<br />

Sie hatten zu Anfang des Jahres am hannoverschen Karneval teilgenommen. Eine von <strong>Leibniz</strong>’ Hand abschriftlich<br />

überlieferte Charakterisierung der im Februar <strong>1703</strong> anwesenden Engländer nennt u. a. Mylord<br />

”<br />

Willoughby, fils de Mylord Lindsey‘‘ — vermutlich Charles Bertie, Sohn des Robert Bertie third earl of<br />

Lindsay, 16th Baronet Willoughby de Eresby —, Monsieur Oldfield (il est avec Mil. Willoughby)‘‘ sowie<br />

”<br />

” Monsieur Selwin . . . parent du vice-roy d’Ecosse par sa grande mere‘‘ — diese beiden sind nicht näher<br />

identifiziert (Hannover <strong>Leibniz</strong>-Bibl. Ms XXIII 1203 Bl. 2–3; gedr. Klopp, Werke, 9, 1873, S. 5 f).<br />

11 Reyne: Anna von England. 13 Nauvau Roy: Erzherzog Karl war in Wien am 12. September<br />

zum spanischen König proklamiert worden. 16 copié . . . douce: J. Th. G. Sonnemann, seit 1702<br />

Hofmaler in Hannover, fertigte die Vorlage nach der für Sophie Charlotte gemalten, verschollenen Kopie<br />

von A. Scheits’ erstem <strong>Leibniz</strong>-Porträt (Wolfenbüttel, Herzog August Bibl., signiert <strong>1703</strong>) an; zur<br />

Bereitschaft der Kurfürstin, ein <strong>Leibniz</strong>bild zu finanzieren vgl. N. 31.


100 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 71<br />

71. KURFÜRSTIN SOPHIE AN LEIBNIZ<br />

Lietzenburg, 25. September <strong>1703</strong>. [70. 72.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A<br />

Nr. 180 Bl. 456–457. 1 Bog. 4 o . 2 S. 1 Z. auf Bl. 456 r o –457 r o . Ohne Anrede und Unter-<br />

5 schrift. Eigh. Aufschrift. Schwarzes Siegel. Bibl.verm. — Auf Bl. 457 L von N. 72. — Gedr.:<br />

Klopp, Werke, 9, 1873, S. 45.<br />

A Lutzburg le 25 de 7 bre <strong>1703</strong><br />

Comme le Lantdrost Bouche sera dans nos cours je ne vous repliquerés plus rien<br />

sur tousce que vous me mendés, et suis fachée pour le bien public que les troupes du<br />

10 Roy de Prusse entre les mains d’un estourdy avec ceux de Stirum ont esté entierement<br />

defait et le pauvre Natzmar qu’on loue extremement tué qui avan sa mort estoit devenu<br />

prophete aiant mendé icy que celon l’ordre que le P ce Louis leur avoit donné que les<br />

Fransoy seroient des poltrons s’il[s] ne les battoient à platte couture comme cela vient<br />

d’arriver, on dit que les Saxsons ont mal fait ce qui chagrinera bien M r de Schulenburg.<br />

15 Sonneman a copié tres bien vostre pourtrait de la grandeur qu’il doit estre en tallie<br />

douse et Herr Lupius le veut faire mettre en tallie douce par un dont j’en ay veu qui sont<br />

fort beau, la Princesse de Zolleren est fort en paine[,] on l’accuse à la cour Imperiale et<br />

icy de corespondance avec la France ce que je trouve bien ridicule[.] la Reyne m’a dit<br />

qu’elle vous a demendé à l’ Électeur pour quant il hira à Linsburg, Mad. de Monbel et<br />

20 son mari ce veulle separer, il l’a for battu la croiant Pietiste par pure jalousie, si ses gans<br />

Zu N. 71: K antwortet auf den Z. 9 genannten <strong>Leibniz</strong>brief und wird, zusammen mit N. 69 u. N. 70,<br />

beantwortet durch N. 72. 8 Bouche: Cl. von dem Bussche. 9 mendés: nicht gefunden. 9 troupes:<br />

das vom Niederrhein nach Süddeutschland verlegte preußische Hilfscorps. 10 estourdy: Leopold von<br />

Anhalt-Dessau. 11 defait: die Niederlage der kaiserlichen Truppen unter H. O. von Limburg-Styrum<br />

am 20. September bei Höchstädt a. d. Donau; jedoch wurde der Rückzug der Reichstruppen erfolgreich<br />

durch das preußische Corps gedeckt. 11 tué: Der preußische General D. G. von Natzmer geriet in<br />

bayerische Gefangenschaft. 12 Louis: Markgraf Ludwig <strong>Wilhelm</strong> von Baden-Baden als Kommandant<br />

der Reichstruppen. 14 mal fait: Tatsächlich waren dem sächsischen Hilfscorps unter M. J. von der<br />

Schulenburg mehrere erfolgreiche Attacken gegen die französischen Truppen gelungen. 15 copié: vgl.<br />

N. 70. 16 Lupius: der Verleger A. Luppius. 16 par un: M. Bernigeroth. 17 Princesse: Fürstin<br />

Luise von Hohenzollern-Hechingen. 17 l’accuse: Zu diesen Vorwürfen vgl. auch den Brief Kurfürst<br />

Georg Ludwigs an Kurfürstin Sophie vom 27. Oktober (gedr.: Schnath, Briefe Georg Ludwigs, 1976,<br />

Nr. 34, hier S. 300). 19 demendé: Kurfürst Georg Ludwig genehmigte die Reise nicht, vgl. Schnath,<br />

a. a. O. Nr. 33, S. 299. 19 Monbel: vermutlich Frau von Montbail; vgl. N. 32.


N. 72 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 101<br />

là estoient à Berlin come ils ont esté à Cassel, il auroit raison de la soupsonner; dont<br />

l’Envoié de Cassel nous a fait de bien lubriques histoires qui est icy pour le mariage de la<br />

Princesse de Courlant avec le Marcgrave Albert. on dit que vostre maison est fort fertile<br />

dont je me rejouis sur tout si vous y avez quelque part.<br />

A Monsieur de Leibenitz à Hanover. 5<br />

72. LEIBNIZ AN KURFÜRSTIN SOPHIE<br />

[Herrenhausen, Ende September – Anfang Oktober <strong>1703</strong>]. [71. 79.]<br />

Überlieferung: L Konzept: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A Nr. 180<br />

Bl. 456–457. 1 Bog. 4 o . 1 3/4 S. auf Bl. 457. Mit Korrekturen. Bibl.verm. — Auf Bl. 456<br />

bis 457 r o oben K von N. 71. — Gedr.: Klopp, Werke, 9, 1873, S. 40–43. 10<br />

Monsg r l’Electeur m’a dit que V. A. E. luy a ecrit du Spar-kalck, qu’on peut mouler,<br />

et qui s’endurcit par apres. S’il resiste aux injures du temps, c’est une belle chose.<br />

Mg r l’Electeur a veu dans les maisons de plaisance des Venitiens le long de la Brenta des<br />

colonnes tres belles, qui paroissent estre de marbre et qui ne sont que de brique enduite<br />

de gyps. 15<br />

J’espere que M. Hortense sera mieux, on m’a dit qu’il craint l’exemple de M. Palmieri<br />

et croit que Luzebourg est fatal aux Italiens. Il ne logeroit pas pour un empire ny dans la<br />

chambre où M. Palmieri ny dans celle où M. le Raugrave est mort. Et moy j’ay logé, et<br />

loge dans toutes les deux, et me moque des ominosités. Cependant mes valets intimidés<br />

2 Envoié: nicht identifiziert. 2 mariage: Die Trauung von Maria Dorothea von Kurland und<br />

Albrecht Friedrich von Brandenburg-Schwedt fand am 31. Oktober statt. 3 f. fertile . . . part: vgl. die<br />

Antwort N. 72.<br />

Zu N. 72: L beantwortet N. 69, N. 70 sowie N. 71 und wurde wohl bald nach Eintreffen dieses Briefes<br />

auf dessen Freiraum notiert. Auf Herrenhausen als Schreibort deutet Z. 18 – S. 102 Z. 1 hin. Die<br />

Abfertigung (nicht gefunden) kreuzte sich wohl mit einer nicht gefundenen Sendung der Kurfürstin von<br />

Anfang Oktober, mit der sie die Zeichnung des <strong>Leibniz</strong>-Porträts für den Kupferstich schickte (vgl. N. 73);<br />

darin waren möglicherweise auch enthalten ihre Mitteilung vom Abklingen der Erkrankung B. O. Mauros<br />

(vgl. Z. 16), auf die sich <strong>Leibniz</strong> in N. 369 bezieht, sowie ihre in N. 375 und N. 374 erwähnte Nachricht<br />

über die Grenzvereinbarung vom 28. September zwischen Celle und Berlin. 11 Spar-kalck: aus Gips<br />

gebrannter Kalk. 13 a veu: Georg Ludwig hatte Venedig im Frühjahr 1686 besucht. 16 exemple:<br />

vgl. N. 70. 18 le Raugrave: Karl Moritz, gest. am 13. Juni 1702 in Herrenhausen.


102 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 72<br />

par les autres à Herenhausen, croyent de voir le Raugrave, et ceux de M. Hammerstein ont<br />

crû qu’il les a poursuivis, car M. Hammerstein logeoit aussi dernierement à l’Orangerie.<br />

Je crois qu’un arbre agité par le vent avoit touché au chapeau de l’un, ce qui les avoit fait<br />

courir tous deux. A propos des valets[,] un des miens ayant pris contre mon conseil (qui<br />

5 n’ay pourtant point voulu le contraindre) une femme à luy, à ce qu’il croit, ils ont si mal<br />

pris leurs mesures, qu’apres les bans ou demonstrations publiques, les noces solennelles<br />

se devant faire[,] l’accordée est accouchée la veille. De sorte qu’il a fallu contremander<br />

les conviés, excepté ceux qui venoient de la patrie de l’accordée, qui ont trouvé plus<br />

de besoigne faite qu’ils ne croyoient. C’est un cas assez singulier que quelque bourgeois<br />

10 mettra dans sa Chronique domestique d’Hanover. Pere et mere de l’epoux en ont esté<br />

inconsolables. Mais le garçon en a ri avec les autres, et je trouve qu’il a pris le meilleur<br />

parti. Mais il ne riroit point, s’il estoit obligé de faire Kirchenbusse, et bien luy en prend<br />

que les pietistes ne regnent point icy. Cependant il a esté foudroyé, de toutes les chaires<br />

des predicateurs d’Hanover.<br />

15 Monsieur Wichley voyageur Anglois m’a porté une lettre que V. A. E. m’a fait<br />

l’honneur de m’ecrire. Mg r l’Electeur à qui je l’ay presenté par ordre de V. A. E. l’a<br />

trouvé fort à son gré. Car il rendoit bonne raison de toutes choses. Il a fait une carte de<br />

la pointe de la Mer rouge et des environs qui sera gravée en France, car il l’y a envoyée<br />

par le Consul de France au Caire.<br />

20 Il ne comprend pas comment Moise a pû mener 600 mille hommes par le desert, où<br />

il n’y a rien du tout pour subsister. Et si l’on dit que les Israelites y ont subsisté par<br />

miracle, il demande, si donc les Amalequites et autres avec qui les Israelites ont combattu<br />

ont aussi subsisté par des miracles perpetuels. De sorte qu’il croit que les nombres sont<br />

corrompus et excessifs. Apresent tout ce pays depuis l’Egypte jusqu’à la Palestine peut à<br />

25 peine nourrir cinq mille hommes; et même il faut qu’ils fassent venir leur bled du Caire.<br />

1 Hammerstein: möglicherweise der Kammerjunker <strong>Wilhelm</strong> von Hammerstein. 4 un des miens:<br />

nicht identifiziert. 15 lettre: N. 69, auf dessen Freiraum <strong>Leibniz</strong> eine Aufzeichnung über Mitteilungen<br />

des Reisenden über den Mittelmeerraum bis hin zum Roten Meer notierte (vgl. N. 69 Überlieferung),<br />

woraus er im Folgenden berichtet. 18 sera gravée: nicht ermittelt. Die Karte sollte nach <strong>Leibniz</strong>’<br />

Aufzeichnung durch den französischen Konsul in Kairo ” à M. de L’isle Géographe à Paris‘‘ gesandt<br />

werden (a. a. O. Bl. 462 v o ). In Zusammenhang mit einer kartographischen Erkundigung anderen Inhalts<br />

erhielt <strong>Leibniz</strong> gegen Ende 1705 die gedruckte (und handschriftlich ergänzte) zweiseitige ” Liste des<br />

ouvrages geographiques de G. de l’Isle, de l’Academie Royale des Sciences, et qui se trouvent à Paris<br />

chez l’Auteur, rue des Canettes, près de S. Sulpice. 1705‘‘ (LBr. 951 (Varignon) Bl. 41, Druck in Reihe III);<br />

vgl. Gerhardt, Math. Schr., 4, 1859, S. 129, 148); sie enthält keine Karte zum Roten Meer. 19 Consul:<br />

vermutlich B. de Maillet, vgl. N. 401. 20 600 mille: vgl. 2. Mosis XII, 37.


N. 73 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 103<br />

Monsieur Bilderbeck ayant appris par apres quelque chose de ce que ce voyageur nous<br />

avoit raconté, a douté de sa bonne foy, et a cité un proverbe Alemand qui dit autant que<br />

ce François a beau mentir qui vient de loin. Mais je ne doute point de la bonne foy de<br />

cet honneste homme. Cependant je crois que la chose merite une plus exacte discussion.<br />

Milord Huntingdon le vouloit ramener avec luy à Constantinople. Il luy a repondu, que 5<br />

si ce Lord vouloit aller à Scio, il le suivroit, car il a trouvé que c’est un agreable sejour,<br />

et les femmes belles à merveille. Il m’a fort prié de marquer sa devotion perpetuelle à<br />

V. A. E. et à la Reine[,] admirant vos lumieres et vostre bonté aussi bien que les autres<br />

perfections.<br />

J’ay vû une ample relation de M. le Lieutenant General Schulembourg de l’Action 10<br />

où le General Stirum a esté battu. Au milieu du malheur il y a eu ce bonheur que le<br />

Lieutenant General d’Usson trompé par quelque equivoque du signal a commencé son<br />

attaque un peu trop tost, et a esté repoussé avec perte, sans cela la defaite auroit esté<br />

plus entiere. Nos gens mandent que les Saxons aussi bien que les Brandebourgeois ont<br />

tres bien fait, mais non pas les Franconiëns. J’ay lû moy meme la lettre que M. de 15<br />

Schulenbourg a ecrite à M lle sa soeur, deux ou trois jours avant l’action où il mande que<br />

si on execute l’intention qu’on a d’aller à Donawerth, on fera ce que l’ennemi pourroit<br />

souhaiter le plus. De sorte qu’il faudroit imprimer cette lettre avec la relation de l’action.<br />

73. CHARLES-NICOLAS GARGAN AN LEIBNIZ<br />

Lietzenburg, 13. Oktober <strong>1703</strong>. 20<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 298 Bl. 27–28. 1 Bog. 4 o . 2 S. u. 3 Z. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen.<br />

1 Bilderbeck: vermutlich der Rat am Oberappellationsgericht Celle. 3 ce . . . loin: nicht nachgewiesen;<br />

vgl. aber die Reisen und Lügen verknüpfenden Zitate in Thesaurus Proverbiorum Medii Aevi,<br />

Bd 8, 1999, Nr. 231–244, 252–260. 5 Huntingdon: nicht identifiziert. 6 Scio: die Insel Chios.<br />

10 relation: nicht ermittelt. 10 l’Action: die (erste) Schlacht bei Höchstädt a. d. Donau am 20. September.<br />

15 lettre: nicht ermittelt. 17 Donawerth: Der Vormarsch der kaiserlichen Truppen hatte<br />

auf das östlich von Höchstädt gelegene Donauwörth gezielt.<br />

Zu N. 73: Vor K ist zuletzt Gargans Schreiben vom 6. <strong>Dezember</strong> 1702 überliefert (I, 21). Unser<br />

Stück wurde durch den S. 104 Z. 2–6 genannten Auftrag Luise von Hohenzollern-Hechingens veranlasst,<br />

die ihre notwendig gewordene Abreise aus Berlin vorbereitete (vgl. N. 71 und N. 377); möglicherweise<br />

bezieht es sich zudem auf einen nicht gefundenen Brief von <strong>Leibniz</strong> (vgl. S. 104 Z. 10–13). Der nächste<br />

überlieferte Brief der Korrespondenz ist Gargans Schreiben vom 19. Juli 1704 (Druck in I, 23).


104 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 73<br />

Monsieur. De Lutzenbourg ce 13 d’Octobre 1 7 0 3<br />

Comme le paquet de S. A. E. Mad e étoit deja fermé Madame la Princesse de Hohenzolleren<br />

me fait dire par Hassan de vous faire, Monsieur, un compliment de sa part, et de<br />

vous avertir qu’elle partira aprés demain d’icy. Mais que vous l’obligeriés sensiblement<br />

5 de vous rendre à Linsbourg, car devant passer aux environs de cet endroit, elle vous fera<br />

donner avis de son arrivée dans le voisinage, souhaitant de vous parler, Monsieur. Au<br />

reste, Monsieur, n’ayant pas eu de nouvelles dignes de vôtre curiosité, je n’ai osé vous<br />

importuner d’une mechante lettre, si vous me jugés cependant capable de vous pouvoir<br />

rendre icy service honorés moi de vos ordres, et vous me trouverés toujours prest à vous<br />

10 obeïr. Pour ce qui regarde la lettre que vous avés écrite au Comte de Wartenberg, et<br />

que vous avés crû égarée, la Reine m’a dit l’avoir fait tenir à Son Excell. Mons r de Galli<br />

me charge de vous rendre graces de sa part de l’honneur de vôtre souvenir, et Mad e<br />

la Raugrave est fort sensible à vos honnêtetés. Le premier n’a eu de longtêms aucune<br />

nouvelle de M r Sitonis à Milan, et ignore même s’il est encore en vie. Mons r l’Abbé est<br />

15 tres bien remis de sa derniere indisposition, et vous remercie de la part que vous voulés<br />

bien prendre à sa santé. Comme vous aurés sans doute receu le dessein de vôtre portrait,<br />

que S. A. E. vous a envoyé il y a environ 8 jours, je n’ai qu’à y ajouter que l’on m’a dit<br />

qu’on le fera graver à Leipzig. M r Attilio se porte bien et est sur son depart pour Vienne.<br />

Je suis avec un attachement respectueux<br />

2 S. A. E. Mad e : Kurfürstin Sophie. 3 Hassan: F. W. Hassan, Kammertürke Sophie Charlottes.<br />

5 Linsbourg: wo Kurfürst Georg Ludwig sich in Kürze aufhalten würde (vgl. N. 377 und N. 379).<br />

6 donner avis: vgl. N. 377. 10 la lettre: nicht gefunden. 11 Mons r de Galli: G. C. de Galli.<br />

12 f. Mad e la Raugrave: Raugräfin Luise von Pfalz-Simmern. 14 Mons r l’Abbé: zu B. O. Mauros<br />

Erkrankung vgl. N. 70. 15 f. la part . . . santé: vgl. auch N. 72 S. 101 Z. 16–18. 16 dessein . . . portrait:<br />

J. Th. G. Sonnemann hatte nach der für Sophie Charlotte angefertigten Kopie (Verbleib unbekannt)<br />

des ersten <strong>Leibniz</strong>-Gemäldes von A. Scheits (Wolfenbüttel Herzog August Bibl., signiert <strong>1703</strong>) die<br />

Vorlage für einen Kupferstich hergestellt (vgl. N. 70 und N. 71). 17 envoyé: vermutlich mit einem<br />

nicht gefundenen Brief der Kurfürstin von Anfang Oktober (vgl. auch N. 72 Erl.). 18 fera graver:<br />

durch den Leipziger Kupferstecher M. Bernigeroth (vgl. auch N. 396 S. 676 Z. 7–12, N. 398 und N. 421).<br />

18 M r Attilio: A. Ariosti war vom Berliner Hof abberufen worden (vgl. z. B. N. 29, N. 196, N. 226 sowie<br />

die Korrespondenz unseres Bandes mit Königin Sophie Charlotte von Ende März/Anfang April <strong>1703</strong>;<br />

vgl. auch Ebert, Ariosti, 1905, bes. Anhang, Nr. 45 und 46); in den folgenden Jahren wirkte er am<br />

kaiserlichen Hof in Wien.


N. 74 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 105<br />

Monsieur vôtre tres-hûmble et tres obeïss t serv r Gargan.<br />

P. S. Le frere de Boloncini est icy et occupera la place d’Attilio aprés son depart.<br />

74. LEIBNIZ AN JOHANN GEORG ECKHART<br />

Linsburg, 30. Oktober <strong>1703</strong>. [66. 75.]<br />

Überlieferung: L Abfertigung: LBr. 228 Bl. 286–287. 1 Bog. 8 o . 3 S. Mit zahlreichen Kor- 5<br />

rekturen und Ergänzungen.<br />

Linsburg 30 Octob. <strong>1703</strong><br />

Monsieur Eckard wird mein jungstes hoffentlich erhalten haben.<br />

thl so aus der Küchstube kom-<br />

Wenn Ulrich herüber reiset, konnen die samtliche 2 1<br />

2<br />

men, Monsieur Eckarden zugestellet werden. 10<br />

Ulrich wird vor seiner herüber-reise etwas holz anfahren laßen; und weil iezo guth<br />

wetter, und die zufuhre beßer als zu vor, wird er auch vermuthlich etwas Heu mit nuzzen<br />

kauffen können. Mit Haber wird er auch sehen ob Nuz zu schaffen.<br />

Die dritthalb Thaler wochentlich aus der Küchstube konnen nach Ulrichs herüberkunfft<br />

vollig Mons. Eckarden zugestellet werden. 15<br />

Wenn was neues einlaufft, oder passirt, in re literaria oder sonst bitte umb nachricht[.]<br />

Meine gabel hat sich gefunden, mit dem löffel, bey den apfeln eingewickelt, das meßer<br />

aber nicht. Ulrich wird es vielleicht in Hanover gelaßen haben.<br />

2 Le frere de Boloncini: der Komponist und Cellist A. M. Bononcini, der bereits im Vorjahr zusammen<br />

mit seinem älteren Bruder G. B. Bononcini in Lietzenburg engagiert gewesen war und vermutlich<br />

bis zum Tod Sophie Charlottes am Berliner Hof wirkte.<br />

Zu N. 74: L kreuzt sich mit N. 75 und nimmt vermutlich auch Bezug auf einen früheren Brief (nicht<br />

gefunden; vgl. Z. 8) wohl ebenfalls aus Linsburg, wo <strong>Leibniz</strong> sich wohl seit dem 27. Oktober in der Umgebung<br />

des kurfürstlichen Hofes aufhielt. Eckharts Antwort ist N. 76. Beischluss zu unserem Stück war<br />

ein Brief an G. Guidi. 8 jungstes: nicht gefunden; vermutlich ebenfalls vom 30. Oktober, da Eckhart<br />

in N. 75 nicht darauf eingeht. 9 Ulrich: U. Gürgensohn. 9 herüber reiset: nach Linsburg.


106 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 75<br />

Lauffen briefe an mich ein wolle Sie Monsieur Eckard ohnbeschwehrt unter ein couvert<br />

machen und also Monsieur Schlemm zu schicken.<br />

Den einschluß an Monsieur Guidi bitte gleich bestellen zu laßen.<br />

Verbleibe iederzeit Monsieur vostre tres humble et tres obeissant serviteur<br />

5 <strong>Leibniz</strong><br />

75. JOHANN GEORG ECKHART AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 30. Oktober <strong>1703</strong>. [74. 76.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 228 Bl. 284–285. 4 o . 3 S. Mit Ergänzungen.<br />

Nebst übersendung inliegendes Packets berichte, daß Ulrich mich gebethen an Ew.<br />

10 Exc. zu schreiben, wie er sich hin und wieder erkundiget und erfahren, daß S e Churf.<br />

Durchl. unfehlbar künfftigen Dienstag hier wieder erwartet würden. Stehe er daher in<br />

Zweifel, ob es rathsam sey, mit den Pferden, da von eins ohne dem noch nicht wieder<br />

zurechte wäre, nach Linsburg zukommen, und so gleich drauf wieder zurück zugehen.<br />

Und wolle er Ew. Exc. expreßen befehl dieserhalben erwarten. Denn wenn dem so, daß<br />

15 S e Churf. Durchl. umb besagte zeit wieder solten zurück kommen, so meinete er, es würde<br />

Ew. Exc. Vortheil seyn, daß er die Pferde hier ließe, und sich auf einem Küchen wagen,<br />

nach Linsburg aufmachte, umb Ew. Exc. sachen ein zupacken und anhero zubringen.<br />

Doch wird er Ew. Exc. befehl hier abwarten. Sonst ist hier nichts neues vorgegangen,<br />

außer daß mir H. Tentzels neuer curieusen Bibliothecqus ersten Repositorii erstes fach<br />

20 zu gesichte kommen, in welchem ich nichts neues und wenig curieuses finde; in sieben<br />

2 Monsieur (1 ) Guidi zu schicken (2 ) Schlemm L<br />

3 einschluß: nicht gefunden; vielleicht die Antwort auf N. 376.<br />

Zu N. 75: K mit der Z. 9 genannten Beilage kreuzte sich mit N. 74 und antwortet vermutlich auf<br />

den dort erwähnten <strong>Leibniz</strong>brief (nicht gefunden) aus Linsburg. Dort hielt <strong>Leibniz</strong> sich wohl vom 27.<br />

Oktober bis in das erste Novemberdrittel hinein (Rückkehr spätestens am 9.) in der Umgebung des<br />

kurfürstlichen Hofes auf. 9 Packets: nicht ermittelt. 9 Ulrich: <strong>Leibniz</strong>’ Kutscher U. Gürgensohn.<br />

11 Dienstag: 6. November. 19 neuer . . . fach: mit dem Erscheinungsjahr 1704.


N. 76 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 107<br />

bogen sind nicht mehr als drey vorlängst bekandte bücher recensiret; Als Leonis Papae<br />

Magni Opera, Chiffletii Opera, und Lehmans Meißnische berg Chronick, und zwar sehr<br />

nüchtern. Daß also, wenn ich nicht andre uhrsachen hätte, ich seinentwegen nimmer<br />

Auszüge machen könte: denn dieses sein wesen wird von schlechtem abgange und also<br />

von kurtzer Dauer seyn. Ich habe die Egidien <strong>Bibliothek</strong> durch suchet, allein außer einer 5<br />

großen menge alter juristischer Grillen, wenig nützes gefunden, so Ew. Exc. oder mir<br />

dienen könte. Ich verharre hiemit 〈...〉<br />

Hannover d. 30. Octobr. <strong>1703</strong>.<br />

76. JOHANN GEORG ECKHART AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 2. November <strong>1703</strong>. [75. 77.] 10<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 228 Bl. 289. 1 Bl. 4 o , aus einem Bog. 4 o nachträglich<br />

herausgeschnitten. 1 S. Eigh. Aufschrift, beschnitten (Textverlust). Siegelrest.<br />

Deroselben Schreiben vom 30. Oct. habe wohl erhalten und Ulrich dero meynung<br />

gesaget. Hofe auch er werde dero bestes auf alle wege in acht nehmen. Er kan aber mit<br />

den Pferden ohnmöglich kommen; indem das eine noch sehr malade ist. Wird er sich also 15<br />

heute oder morgen auf einen küchen wagen zu ihnen hinüber machen. Neues habe vor<br />

itzo sonst nicht zu berichten, verharre also 〈...〉<br />

Hannover d. 2. Nov. <strong>1703</strong>.<br />

A Son Excellence [Monsieur] de Leibnitz [Conseiller p]rivé de S. Alt. [Elect. de]<br />

Bronsv. Luneb. à Linsborg. 20<br />

1 recensiret: ebd. S. 3–88. 2 berg Chronick: Chr. Lehmann, Pinifer Misniae illustratus [o. J.].<br />

5 Egidien <strong>Bibliothek</strong>: die <strong>Bibliothek</strong> der Aegidienkirche zu Hannover, eingegangen in die Ratsbibliothek,<br />

später Stadtbibliothek Hannover; vgl. B u c h b e s t ä n d e 2, 2 Niedersachsen H – Z , bearb. von<br />

A. Müller-Jerina, Hildesheim u. a. 1998, S. 55.<br />

Zu N. 76: K antwortet auf N. 74. Eine Antwort dürfte nicht erfolgt sein. 13 Ulrich: U. Gürgensohn.


108 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 77<br />

77. JOHANN GEORG ECKHART AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 5. November <strong>1703</strong>. [76.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 228 Bl. 290–291. 1 Bog. 4 o . 2 S. Eigh. Aufschrift. Siegel.<br />

Weil Ulrich sogleich keinen Wagen nach Linsborg haben können, und man doch hier<br />

5 nicht anders weiß, als daß die Durchl. Churfürstin unfehlbahr den künftigen Mittenwochen<br />

hier seyn will; Als hat er vermeinet Ew. Exc. würden seiner benöthiget seyn und<br />

ist mit einem Pferde zu Sie hinüber geritten. Das andre ist noch nicht wieder im stande,<br />

und würde man übel ärger machen, wo man es einen so weiten weg gebrauchen würde.<br />

Sonst habe ich briefe von dem H. General Fleming gehabt, darinnen er mir verspricht,<br />

10 demjenigen so von mir bewustes nach Hannover geschrieben, eine solche reprimande zugeben,<br />

daß er ins künftige mich auf diese art nicht mehr verläumbden solle. Welches mich<br />

von hertzen erfreuet. Ich empfehle mich hiemit Ew. Exc. Gnaden und verharre 〈...〉<br />

Hannover d. 5. Nov. <strong>1703</strong>.<br />

A Son Excellence Monsieur de Leibnitz Conseiller privé de S. Alt. Elect. de Brounsv.<br />

15 Lun. à Linsburg.<br />

Zu N. 77: Das nächste Stück der Korrespondenz (<strong>Leibniz</strong> für Eckhart) datiert vom August 1704<br />

(Druck in I, 23). 4 Ulrich: U. Gürgensohn. 5 f. künftigen Mittenwochen: am 7. November. Kurfürstin<br />

Sophie kehrte nach dreimonatigem Aufenthalt am Berliner bzw. Lietzenburger Hof nach Hannover<br />

zurück; N. 387 zufolge wohl am 8. November. 9 briefe: nicht gefunden. 10 bewustes: nicht<br />

ermittelt.


N. 78 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 109<br />

78. LEIBNIZ AN HERZOGIN ELEONORE VON CELLE<br />

[Hannover, 30. November <strong>1703</strong>].<br />

Überlieferung:<br />

L 1 Konzept: LBr. 556 (Levesius) Bl. 5–6. 1 Bog. 8 o . 1 S. auf Bl. 6 v o . Mit zahlreichen Korrekturen<br />

und Ergänzungen. Eigh. Anschrift. Bibl.verm. — Auf Bl. 5 u. 6 r o L 1 von N. 408. 5<br />

L 2 Reinschrift von L 1 , zunächst möglicherweise zur Abfertigung vorgesehen: Ebd. Bl. 7. 4 o .<br />

Goldschnitt. 1 S. auf Bl. 7 v o . Mit zahlreichen Korrekturen. Bibl.verm. (Unsere Druckvorlage.)<br />

— Auf Bl. 7 r o L 2 von N. 408.<br />

Madame<br />

Je supplie V. A. S. de me pardonner la liberté que je prends d’envoyer ce que je 10<br />

reponds à une personne qui à ce que j’ay appris a aussi ecrit à V. A. S. car n’ayant point<br />

son adresse je suis obligé de recourir à V. A. S. C’est un dominicain italien qui estoit à<br />

Warsovie, lorsqu’il m’ecrivoit. On dit qu’il est en quelque consideration: mais comme<br />

sa lettre n’est qu’une exhortation en termes assez generaux, à embrasser la communion<br />

de Rome, qu’il a accompagnée d’un exemplaire imprimé d’une homilie Latine du pape 15<br />

9 vor der Anrede die eigh. Anschrift A Mad. la duchesse de Zell L 1 9 Madame Madame L 2<br />

13 qv’il est (1 ) missionnaire de Rome, (a) et de qvelqve confiance dans la (b) et qv’ bricht ab (c) dans<br />

qvelqve (aa) confiance (bb) estime dans la Cour de Rome (d) et qve (e) et de (2 ) de qvelqve consideration<br />

dans son parti L 1 13 qv’il est (1 ) de (2 ) en qvelqve consideration | dans son parti gestr. | L 2<br />

15 latine erg. L 1<br />

Zu N. 78: Die Abfertigung wurde nicht gefunden; eine Antwort ist nicht überliefert. Absendeort<br />

und -datum entnehmen wir dem beigelegten Schreiben von <strong>Leibniz</strong> an A. Levesius (N. 408). <strong>Leibniz</strong>’<br />

Bitte, dieses an Levesius weiterzuleiten, wurde erfüllt (vgl. B. O. Mauros Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 15. Juni<br />

1704, Druck in I, 23). Unserem Stück war zuletzt der Brief Herzogin Eleonores an <strong>Leibniz</strong> vom 20.<br />

März 1701 (I, 19 N. 49) vorausgegangen; das folgende Stück der Korrespondenz ist <strong>Leibniz</strong>’ Brief an<br />

Herzogin Eleonore vom 3. Oktober 1714 (gedr.: Schnath, Geschichte, 4, 1982, S. 510–512). 11 ecrit:<br />

nicht gefunden. Wahrscheinlich handelt es sich um den Brief, der bereits im Frühjahr in verschiedenen<br />

Korrespondenzen erwähnt wird (vgl. N. 32 S. 47 Z. 4–8 und N. 233 S. 397 Z. 1–4). 14 sa lettre: N. 173.<br />

15 exemplaire . . . pape: vgl. Clemens XI., SV.


110 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 79<br />

regnant; je n’aurois gueres de sujet de luy repondre si Mg r le duc Antoine ne m’avoit<br />

ordonné de luy faire encor un compliment car il a écrit aussi à S. A. S. Je suis avec<br />

devotion<br />

Madame vostre treshumble et tresobeissant etc.<br />

5 79. LEIBNIZ AN KURFÜRSTIN SOPHIE<br />

[Hannover,] 3. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong>. [72.]<br />

Überlieferung: L Konzept: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A Nr. 180<br />

Bl. 454. 4 o . 1 S. Mit mehreren Korrekturen. Eigh. Anschrift. Bibl.verm. — Gedr.: 1. (teilw.)<br />

Böhmer, Magazin für das Kirchenrecht, die Kirchen- und Gelehrten-Geschichte Bd 1,<br />

10 1787, S. 318 (ohne S. 111 Z. 2–4); 2. Klopp, Werke, 9, 1873, S. 50.<br />

A Madame l’Electrice de Bronsvic<br />

Madame 〈C〉e 3 Decemb. <strong>1703</strong><br />

J’espere que V. A. E. m’aura accordé la grace de ne point monstrer les vers au<br />

dessous de la taille douce ny par consequent [la] taille douce non plus, jusqu’à ce qu’on<br />

15 les ait changés. Ces vers quelques beaux qu’ils puissent paroistre en paroles sont d’un<br />

sens intolerable, car ils disent que la sagesse ignore elle meme ce qu’elle a caché à un<br />

tel, mais cela choque la Sagesse divine, et pourroit estre censuré avec justice. Et de plus<br />

12 f. Madame (1 ) | Comme erg. u. gestr. | J’avois crû qve V. A. E. m’avoit accordé de (2 ) J’esperois<br />

(3 ) J’espere . . . de L 15 changés (1 ) je la supplie de me laisser ceux qve (2 ) ces vers sont intolerables<br />

qvoyqve d’ailleurs (3 ) ces vers | (a) qvoyqve nicht gestr. | darüber (b) qvelqves | beaux (aa) en paro<br />

bricht ab (bb) qv’ils . . . paroles L 17 et | (1 ) peut nicht gestr. | darüber (2 ) pourroit | estre (a) blamé<br />

(b) censuré L<br />

1 f. duc Antoine . . . ordonné: Auch in der wahrscheinlich verworfenen Nachschrift zu seinem Brief an<br />

Levesius (N. 408) verweist <strong>Leibniz</strong> auf den Auftrag Herzog Anton Ulrichs. 2 écrit: nicht gefunden.<br />

Zu N. 79: Eine Abfertigung ist nicht gefunden. Der nächste überlieferte Brief der Korrespondenz<br />

(<strong>Leibniz</strong> an Kurfürstin Sophie) datiert vom 12. Februar 1704 (Druck in I, 23) und antwortet auf einen<br />

nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief wohl vom Jahreswechsel. 13–15 vers . . . changés: Zum Text der Verse<br />

unter dem im Auftrag der Kurfürstin hergestellten Kupferstich von <strong>Leibniz</strong>’ Porträt und zu <strong>Leibniz</strong>’<br />

Änderungswünschen vgl. N. 396 Erl. sowie N. 398.


N. 80 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 111<br />

il y a une contradiction, car comment peut elle ignorer ce qu’elle cache. J’espere que<br />

nous aurons bien tost la correction. M. Fountain m’ecrit qu’il viendra au Carneval. Il me<br />

demande si nous avons encor bonne opinion de Milord Roxbourough Ecossois. Je suis<br />

avec devotion<br />

80. LEIBNIZ AN LUDWIG JUSTUS SINOLD GEN. VON SCHÜTZ 5<br />

Hannover, [Mitte] <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong>. [60.]<br />

Überlieferung: L (Teil-)Konzept: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Hann. 93<br />

Nr. 492/1. Bl. 133. 8 o . 1 3/4 S. Mit geringfügigen Korrekturen. Eigh. Anschrift.<br />

A Monsieur le Baron de Schuz Ministre d’Estat et Envoyé extraordinaire de<br />

Bronsvic-Lüneb. à Londres 10<br />

Monsieur Hanover X br <strong>1703</strong><br />

L’approche de la nouvelle année me fait penser à Vous marquer mon Zele, et à vous<br />

souhaiter toutes sortes de prosperités pour celle qui vient et beaucoup d’autres.<br />

Il seroit à souhaiter pour le general et pour le particulier que l’année où nous allons<br />

entrer fut plus heureuse, que celle que nous finissons; mais il faut benir Dieu de tout et 15<br />

ne manquer pas de nostre costé pour n’avoir rien à nous reprocher.<br />

M gr l’Electeur et Mons gr le Duc de Zell ne sauroient marquer plus de Zele. Et c’est<br />

dommage qu’on ne concerte pas bien les choses avec eux. Si on l’avoit fait en Hollande<br />

1 cache. (1 ) Je suis avec devotion Absatz Madame de (2 ) J’espere L 2 correction. (1 ) Je suis<br />

avec devotion (2 ) M. Fountain L 2 f. Carneval. (1 ) Je suis (2 ) Il L<br />

2 m’ecrit: N. 333.<br />

Zu N. 80: Bei der nicht gefundenen Abfertigung dürfte es sich um den <strong>Leibniz</strong>brief handeln, auf den<br />

N. 440 anspielt. Die dort in Aussicht gestellte Antwort ist nicht überliefert. Wir präzisieren <strong>Leibniz</strong>’ Datierung<br />

aufgrund dieser Erwähnung sowie der Kenntnis von der Übermittlung eines discours Ecossois‘‘ an<br />

”<br />

die Kurfürstin Sophie, die nicht vor dem 11. <strong>Dezember</strong> erfolgt sein kann (vgl. S. 112 Z. 3 Erl.). Der nächste<br />

Brief der Korrespondenz (Schütz an <strong>Leibniz</strong>) datiert vom 6. März 1704 (Druck in I, 23). 18 concerte . . .<br />

eux: Gemeint sind die unterschiedlichen Auslegungen von Einsatzbereich und Kommandogewalt der den<br />

Seemächten im Spanischen Erbfolgekrieg zur Verfügung gestellten braunschweig-lüneburgischen Subsidientruppen.<br />

Ihrem sich verzögernden Marschbefehl zum Entsatz der belagerten Festung Landau wurde<br />

in Holland und England der Verlust der Schlacht am Speyerbach (15. November <strong>1703</strong>) angelastet; vgl.<br />

N. 400, N. 409, N. 420, N. 429, N. 427 und N. 446 sowie Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 460. 18 en<br />

Hollande: vielleicht Anspielung auf den zunächst vor allem von Holland ausgehenden Widerstand gegen<br />

die Übertragung eines Oberbefehls an Kurfürst Georg Ludwig (vgl. Schnath, a. a. O., S. 451–454).


112 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> N. 80<br />

nos Generaux auroient pû venir à temps, et peutestre que Landau auroit esté secouru et<br />

toute la face des affaires changée.<br />

Le discours Ecossois que M. Robethon a envoyé à Mad. l’Electrice paroist outré en<br />

bien des choses; et sur tout en ce qu’il suppose que tous les Episcopaux d’Ecosse sont<br />

5 jacobites. Il veut aussi que pour empecher les Anglois d’avoir trop d’influence en Ecosse<br />

la Royauté ou couronne meme soit presque aneantie comme s’il n’y avoit point d’autres<br />

remedes. Car suivant l’Acte qu’on appelloit de seureté, les Rois ne pourroient plus meme<br />

donner des charges. C’est assez qu’un Roy ne puisse point faire du mal mais il ne faut<br />

pas luy oster les moyens de faire du bien. Et le Roy de Pologne même qui est le moins<br />

10 absolu des Rois d’Europe peut pourtant [donner] des emplois.<br />

Les seigneurs dans leur Adresse ont touché quelque chose de la succession. Ce qui<br />

fait tousjours un bon effect. B e i n g a s s u r e d , disent ils. Elle le sera si cette guerre<br />

tourne bien: autrement elle ne le sera pas assez si les choses demeurent sur le pied present.<br />

11 chose (1 ) de l’Acte (2 ) de la succession L<br />

1 secouru: Landau war am 17. November von französischen Truppen eingenommen worden.<br />

3 discours Ecossois: nicht ermittelt; vermutlich identisch mit der Schrift sur les affaires d’Ecosse‘‘, die<br />

”<br />

die Kurfürstin laut ihrem Brief an Schütz vom 11. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> (gedr.: Doebner, Briefe, 1905, S. 180<br />

= N. 197) von J. de Robethon zu erhalten hoffte. 5 jacobites: Anhänger Jakob Eduard Stuarts.<br />

7 l’Acte: die Gesetzesvorlage des schottischen Parlaments vom August <strong>1703</strong> zum (1704 zur Verabschiedung<br />

kommenden) Act of Security, der eine eigenständige schottische Regelung der Nachfolge Königin<br />

Annas vorsah und die hannoversche Sukzession in Frage stellte. 8 donner des charges: zum Beschluss<br />

des schottischen Parlaments vom Juni <strong>1703</strong>, nach dem Tod Königin Annas solle die Ämtervergabe in<br />

Schottland durch Los erfolgen, vgl. T h e a t r u m Europaeum, 16, 1717 (ad a. <strong>1703</strong>), Sp. 322b. 9 f. le<br />

moins absolu: Anspielung auf das polnische Wahlkönigtum. 11 seigneurs . . . Adresse: die Adresse<br />

des englischen Oberhauses an Königin Anna vom 11. (22.) November <strong>1703</strong>; gedr.: J o u r n a l of the<br />

House of Lords: volume 17: 1701–1705 , S. 334 f.; in deutscher Übers. (mit irreführender chronologischer<br />

Einordnung) in: Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Nov. u. Dez. <strong>1703</strong>, S. 134–137. 12 B e i n g<br />

a s s u r e d : vgl. auch N. 427. Die Passage lautet tatsächlich: being secured of a Protestant Succession‘‘.<br />

”<br />

12 f. Elle . . . present: Anspielung auf die französische Unterstützung des Thronanspruchs Prinz Jakob<br />

Eduards und das derzeitige französische Kriegsglück. 14 l’Acte: der Act of Settlement von 1701.


N. 81 i. haus braunschweig-lüneburg <strong>1703</strong> 113<br />

81. JOBST CHRISTOPH REICHE AN LEIBNIZ<br />

[Hannover,] 29. <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong>. [57.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 762 Bl. 11. 4 o . 1 S. Bibl.verm.<br />

Voicy entre autres le Factum, que vous m’avez demandé, le quel je vous prie de<br />

vouloir bien me renvoyer quand vous ne vous en servirez plus. Le Sieur Heinsius vous en- 5<br />

voyera Monsieur, les relations de Ratisbonne de l’année courante et moy je vous souhaite<br />

de tout mon coeur la prochaine parfaitement heureuse, estant avec beaucoup de respect<br />

〈...〉<br />

Ce 29 X br <strong>1703</strong>.<br />

Zu N. 81: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief. Der nächste erhaltene Brief dieser<br />

Korrespondenz datiert vom 18. März 1704 (Druck in I, 23). Die Beilage (vgl. Z. 4) wurde nicht gefunden.<br />

4 Factum: nicht ermittelt. 5 Heinsius: Antoine Heinsius. 6 relations: nicht gefunden.


II. ALLGEMEINER UND GELEHRTER BRIEFWECHSEL<br />

<strong>Januar</strong> – <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong>


82. JOACHIM FRIEDRICH FELLER AN LEIBNIZ<br />

Regensburg, 1. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>.<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 263 Bl. 64–65. 1 Bog. 4 o . 4 S. Bibl.verm.<br />

Wohlgebohrner Herr, Großer Patron.<br />

Eurer Excellenz eingeschloßenes Schreiben an den H n von Hornegk habe überliefert, 5<br />

und dadurch so einen guten Zutritt bey Ihm erhalten, daß ich für dero hochgeneigten<br />

Vorspruch nicht gnugsam dancken kan. Er hatt Ew. Excell. Mantissam Codicis Diplom.<br />

noch nicht gesehen, und deswegen an Seine Excell. den H n Zellischen geschickt, welcher<br />

Ihm sagen laßen, daß er sich bey einem und dem andern darnach umthun, und sie, wo<br />

möglich, ihm verschaffen wolle. 10<br />

Mit Zusamentragung der gemeldten Excerptorum wolte Ew. Excell. gern und willig<br />

aufwarten, wenn mir die obliegende Information, auch daneben vorfallende occupationes,<br />

Zeit und muße dazu übrig ließen. Ich bringe des tages 7. Stunden mit schulsachen bey<br />

dem jungen Herrn zu, (der ietzt in das 17 te Jahr gehet). nach deren endigung ich so müde<br />

und mürbe bin, daß ich kaum ein buch ansehen mag, und mich also in denen vormals 15<br />

bey E. Excell. und nachdem getriebenen studiis wenig odere nichts üben kan.<br />

Hoffe dannenhero es werden E. Excell. diese entschuldigung annehmen, und sich<br />

dabey versichert halten, daß, wenn ich solte etwan wieder einmal in dortige lande, und<br />

also E. Excell. näher kommen; oder sonst eine gewiße station erhalten, da ich mehr meri<br />

juris seyn könte, ich mit freuden die bewuste Arbeit unternehmen würde. Ob meine 20<br />

Zu N. 82: K antwortet auf <strong>Leibniz</strong>’ Brief vom 2. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21). Mit Fellers nächstem Brief<br />

vom 3. März 1704 (Druck in I, 23) endet die Korrespondenz. 5 Schreiben: <strong>Leibniz</strong>’ Empfehlungsschreiben<br />

für Feller an den passauischen Geheimen Rat Ph. W. von Hörnigk vom 2. <strong>Dezember</strong> 1702<br />

(I, 21). 8 Zellischen: der cellische Gesandte beim Reichstag zu Regensburg, Chr. Schrader.<br />

11 Excerptorum: <strong>Leibniz</strong> hatte Fellers in dessen Vorgängerbrief vom 2. November 1702 (I, 21) geäußerte<br />

Bitte, ihn mit Aufgaben zu betrauen, am 2. <strong>Dezember</strong> 1702 mit einem Vorschlag zu Quellenauszügen zur<br />

karolingischen Geschichte für die Historia domus beantwortet. 14 jungen Herrn: Feller war Hofmeister<br />

bei Chr. Schraders Sohn Ludwig Julius.


118 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 83<br />

Anverwandten mich hier lange beym informiren, und zwar an einem orth da so viel zu<br />

lernen und zu hören nicht ist, alß man anfangs meint, 〈werden〉 sitzen laßen, kan nicht<br />

wißen: ich laße solches des Höchsten willen anheim gestellt seyn, und wünsche in übrigen<br />

bey diesem neuen eingetretenen Jahre, daß der Höchste E. Excell. in solchem, 〈nebst〉<br />

5 folgenden wolle bey steter gesundheit und unverwürckten Wohlstande erhalten, zum nutz<br />

des boni publici, und zu sonderbarer Consolation aller ergebensten Clienten, darunter<br />

ich nur der geringste zu seyn wünsche, und lebenslang in gebührender Submission zu<br />

verbleiben<br />

Ew. Excellenz unterthäniggehorsamster Diener<br />

10 Regensburg den 1. <strong>Januar</strong>. <strong>1703</strong> J. F. Feller.<br />

83. LEIBNIZ AN HEINRICH RÜDIGER VON ILGEN<br />

Berlin, 5. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [110.]<br />

15 Monsieur<br />

Überlieferung: L Konzept (ursprünglich zur Abfertigung vorgesehen): LBr. 447 Bl. 3–4.<br />

1 Bog. 8 o . 3 S. Mit zahlreichen Korrekturen. Eigh. Anschrift. Bibl.verm.<br />

Vostre Excellence ayant depuis longtemps des informations particulieres de ma bonne<br />

volonté, et me marquant tant de bonté pour la faire valoir j’ay pensé et repensé jusqu’à<br />

quel point j’en dois profiter. Et voicy à quoy je me suis determiné. Je seray tousjours<br />

bien aise que le Roy et son premier Ministre sachent mon zele, et meme mes travaux<br />

20 pour le service du public, et du Roy entrepris pour la plus part sur les ordres par écrit<br />

de Sa M té , depuis quelques années et qui ont eu tout le succés, qu’il falloit en plus d’une<br />

chose: mais je ne trouve point digne de moy, ny convenable au respect dû à Sa M té , que<br />

j’importune le Roy par la demande de quoyque ce soit en mon particulier.<br />

Si je suis reservé dans mes propres interests, je ne le suis point de même dans ceux de<br />

25 la Societé royale des Sciences, car la gloire du Roy, et le bien public y sont interessés. Ainsi<br />

j’espere que Sa M té favorisera la Societé des Sciences par la concession [de] la Culture de<br />

Zu N. 83: Die Abfertigung (nicht gefunden) folgt auf Ilgens Brief vom 30. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21).


N. 84 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 119<br />

la soye dans ses estats sous la protection et ordres de la Reine, qui veut se faire le plaisir<br />

d’y employer son autorité, puisque la matiere revient si bien à cette grande princesse.<br />

Les epreuves faites ne nous laissent point douter de quelques succés. Cette concession<br />

ne prejudicie à personne, elle augmente les richesses de l’Estat et dans peu d’années la<br />

Societé si elle est assistée comme il faut dans cette entreprise pourra donner plus de 5<br />

contentement par ce moyen au Roy et au public.<br />

Je supplie V. E., d’y contribuer comme Elle le peut sans doute avec grand succés.<br />

Et je suis avec beaucoup de reconnoissance etc.<br />

Monsieur de V. E. etc.<br />

Berlin 5 janvier <strong>1703</strong>. L. 10<br />

A Monsieur Monsieur d’Ilgen Ministre d’Estat du Roy<br />

84. LEIBNIZ AN KÖNIG FRIEDRICH I.<br />

[Berlin, Anfang <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>]. [240.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LH XIX 14 Bl. 133. 2 o . 1 S. Mit Korrekturen und Ergänzungen.<br />

— Gedr.: 1. Klopp, Werke, 10, 1877, S. 372 f.; danach 2. Harnack, Geschichte, 2, 1900, 15<br />

S. 151.<br />

Allerdurchleuchtigster großmachtigster König, Allergd ster Herr<br />

Weilen E. Konig. M t sich allergd st erbothen dero Societät der Scienzen, da etwas anstandiges<br />

und unpraejudicirliches vorkommen solte, mit deßen concession zu begnadigen,<br />

und aber die einführung der Seidenzielung im großen von solcher verlangten beschaffen- 20<br />

1 protection . . . Reine: vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Konzept vom 8. <strong>Januar</strong> für eine Vollmacht für die ” Einführung<br />

der Seidenzielung‘‘ (LH XIX 14 Bl. 111, gedr.: Klopp, Werke 10, 1877, S. 372).<br />

Zu N. 84: Aus N. 83 vom 5. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> mit dem Wunsch, über H. R. von Ilgen die Bitte um<br />

Gewährung einer ” concession‘‘ für das intendierte Seidenwerk an Friedrich I. heranzutragen, ergibt sich<br />

der terminus post quem für die Datierung; den terminus ante quem bietet <strong>Leibniz</strong>’ Entwurf vom 8. <strong>Januar</strong><br />

für eine Vollmacht der Königin für die ” Einführung der Seidenzielung‘‘ (vgl. N. 83 Erl.), der die aus<br />

unserem Stück sowie aus N. 101 zu folgernde Audienz voraussetzt, auf welcher der König seine Einwilligung<br />

erteilte. Beilage zu der nicht gefundenen Abfertigung war eine der zahlreichen Abhandlungen zur<br />

Seidenkultur, die <strong>Leibniz</strong> um die Jahreswende 1702/03 verfasste (Druck in Reihe IV). 18 erbothen: in<br />

der Generalinstruktion vom 11. Juli 1700 (gedr.: Brather, Akademie, 1993, S. 94–105, hier S. 103 und<br />

S. 105).


120 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 85<br />

heit sich befindet, wie E. K. M. Sich auß der beylage mit mehrern vortragen zu laßen<br />

in gnaden geruhen werden; so habe E. Konig. M t allerunterthanigst ersuchen sollen zu<br />

examinierung dieser Sach Commissarien zu verordnen, und weilen mit E. M. hohen approbation<br />

ich zwey dero Staats Ministros dazu vorgeschlagen, nehmlich den H. Baron von<br />

5 Fuchs und den H. von Ilgen so stehet in E. M. allergd sten gefallen, denen mehr andere<br />

beyzufügen oder nicht. Die beschleünigung des Wercks erfordert die Zeit, weilen da es mit<br />

gebuhrenden Nachdruck angegriffen werden soll, die benöthigte menge des Saamens von<br />

frembden orthen ehistens verschrieben werden muß. Und ich verbleibe mit allertieffster<br />

devotion<br />

10 E. Konigl. M t aller unterthanigster Knecht <strong>Gottfried</strong> <strong>Wilhelm</strong> von <strong>Leibniz</strong>.<br />

85. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, [7.] <strong>Januar</strong> [<strong>1703</strong>]. [86.]<br />

15 Monsieur<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 9–10. 1 Bog. 4 o . 4 S. Mit geringfügigen Korrekturen.<br />

Bibl.verm.<br />

Il est arrivé icy de Thorn Mons r de Richard Anglois qui est presentement Colonnel<br />

d’Artillerie du Roy de Pologne, il passe à Londre pour des affaires domestiques. Il a fait<br />

reverence à Madame l’Electrice, qui l’a presenté apres à S. A. E., et comme sa vertu, et<br />

experience, les dons qui a des 6 langues, ses longues voyages, le rendent commendable,<br />

20 ainsi il a donné icy toute la satisfaction.<br />

Madame l’Electrice m’a fait voir un Billet, que M r de Frisendorff a envoyé icy de<br />

Cell, dans le quel on fait mention, qu[’]i[l] estoit venu chez le Roy de Suede un certain<br />

homme, qui sembloit avoir du merite, et qu’il avoit dit, qu’il etoit envoyé du Pape à Sa<br />

Majesté, pour le prier de faire la paix avec le Roy de Pologne, que le S. Pere [l’]avoit<br />

25 toujours admiré, et celebré ses exploits, mais qu’il le louera d’advantage, quand il laisserà<br />

Zu N. 85: K , dessen Jahresangabe wir aufgrund des politischen Kontextes (v. a. S. 122 Z. 2 u. S. 122<br />

Z. 12 f.) korrigieren, datiert vom 4. <strong>Januar</strong>, wurde aber erst zusammen mit N. 86 versandt und kreuzte<br />

sich mit dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom 9. <strong>Januar</strong>, auf den N. 104 antwortet. 21 Billet: nicht<br />

ermittelt. 21 Frisendorff: der schwedische Gesandte in Hannover, K. G. von Friesendorff. 23 homme:<br />

A. Levesius; zum Hergang vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Jan. <strong>1703</strong>, S. 120 f. 23 Pape:<br />

Clemens XI. 24 la paix: im Nordischen Krieg.


N. 85 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 121<br />

en repos la Pologne. Il a dit qu’il n’avoit pas des lettres Creditiffes, à cause que le Pape<br />

savoit bien, que Sa Majesté n’auroit pas accepté le titre de fils. Cela semble une fable,<br />

mais Mr de Frisendorff asseure que cela est veritable. Il put etre donc que Sa Santeté<br />

aye donné cet ordre à queque Missionaire, ce que je n’ay pas pû eclaircir par les Lettres<br />

de Rome, car nous n’avons pas receu les lettres d’Italie, à moins que cet homme ne soit 5<br />

queque trembleur, qui aye entrepris cette Commission lui méme.<br />

Comme j’ay presenté à S. A. E. Madame l’Electrice le dit Mr Richard, qu’on m’a<br />

recommandé de Dresde, j’ay eu l’occasion d’avoir plusieurs conversations touchant la<br />

Pologne, et les troubles qui la desolent, il a dit entre autres choses, que c’est le Cardinal<br />

Primas, les Saphia, et d’autres Nobles gagnés par la France, qui pussent le Roy de Suede, 10<br />

craignant que si la paix se fait, leur Sovrain ne leur pardonnerà leur revolte.<br />

A Ratisbonne ont fait des fortes istances de la part des Cercles opprimés, à fin que<br />

les Cercles armés viennent à leur secours, et que les Trouppes dont les hauts alliés tirent<br />

des subsides, ne soient pas contées parmi le contingent, que en vertu de la Conclusion de<br />

l’Empire, ils seroient obligés de fournir pour l’année de 120 000 hommes. 15<br />

L’Envoyé de Baviere à Ratisbonne frequente le College Electoral, et proteste contre<br />

tout ce qui est opposé à l’interest de son Maitre, dont on fait monter les Trouppes à<br />

m<br />

40 hommes aux quels on opposera un[e] Armée nombreuse des trouppes choisies pour<br />

leur donner de l’occupation par tout. Le Comte de Schlik commandant les Trouppes de<br />

Boheme et le General Thun celles de Saxe, et d’autres sous lui, et le General Gheschwindt 20<br />

aurà le Commandement de celles, qui sont au confin de la Tirole, et de Saltzbourg. le<br />

Commissariat General etant confié au Conseiller de l’Empire Mr d’Heuvel.<br />

Mr Robinson Minitre Ecclesiastique Anglois irà chez le Roy de Suede à la place de<br />

Mr de Stepnein.<br />

4 f. Lettres de Rome: nicht ermittelt; vermutlich im Rahmen der von Guidi betriebenen politischen<br />

Nachrichtenbörse. 9 troubles: im Zusammenhang des Nordischen Krieges und der Opposition gegen die<br />

Herrschaft Augusts II. 9 f. Cardinal Primas: A. M. S. Radziejowski. 12 Cercles opprimés: Gemeint<br />

sind vermutlich die süddeutschen Reichskreise, die im Spanischen Erbfolgekrieg französischen bzw. bayrischen<br />

Angriffen ausgesetzt waren. 16 L’Envoyé: K. M. von Zündt. 17 Maitre: Kurfürst Max Emanuel<br />

von Bayern. 20 General Thun: Gemeint ist vermutlich der ehemals bayerische, jetzt kaiserliche<br />

General-Leutnant I. L. de la Tour und Taxis. 20 celles de Saxe: Das Kommando über die sächsischen<br />

Hilfstruppen lag tatsächlich bei General-Leutnant M. J. von der Schulenburg. 20 Gheschwindt: J. M.<br />

Gschwind von Peckstein. 22 d’Heuvel: von Heuwel. 23 Robinson: J. Robinson, außerordentlicher<br />

Gesandter Englands in Polen bei König Karl XII. von Schweden. 24 Stepnein: Der für diesen Posten<br />

zunächst vorgesehene G. Stepney wurde von Karl XII. abgelehnt und verblieb auf seinem Posten als<br />

englischer Gesandter in Wien (vgl. N. 10).


122 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 85<br />

Les dernieres Lettres d’Angleterre marquent qu’on ne savoit pas encore si l’on proposeroit<br />

au Parlement l’augmentation des Trouppes, mais qu’il y a lieu de l’esperer,<br />

puisque le Duc de Marlboroug s’y employe avec chaleur et plusieurs de la Chambre basse<br />

temoignent d’y etre disposés. Aussi les Etats Generaux ont recommandés à leurs Am-<br />

5 bassadeurs de reiterer leurs istances pour le payement de ce qui est deu à l’Eveque de<br />

Munster pour profiter de 2 000 hommes, qui ce Prince offre.<br />

Le Roy de Dannemarc fait presser les Etats Generaux de se charger de mille Dragons,<br />

et de mille fantassins, qu’il dit n’avoir levé, que pour satisfaire aux Traittés de 1701; et<br />

qu’ainsi on ne pût pas trover mavois, qu’il pretende les frais de la levée, et l’entretien des<br />

10 ces Trouppes, qu’il a fait offrir du commencement de Juillet dernier, neantmoins S. M.<br />

Danoise [a] declaré ne povoir pas livrer ces Trouppes avant l’expiration de l’Hyver.<br />

Les dits Etats se trovent fort fatigués des affaires concernant la Succession du Roy<br />

d’Angleterre de sorte que ils ont fait entendre à ceux qui sont chargés de cette sollicitation<br />

de la part du Roy de Prusse, et de la Princesse de Nassau que puisque jusqu’icy ils<br />

15 n’ont pas seulement pû venir à un accomodement provisionel, leurs H[autes] P[uissances]<br />

jugent qu’ils doivent convenir d’un moyen de vider leurs differences, soit en se raportant<br />

à queque juge neutre, ou se soumettant à des arbitres, à quoy leur H[autes] P[uissances]<br />

promettent de cooperer encore, quoyque elles soyent fort mal edifiées de ce qu’on parle,<br />

comme si c’estoit leur faute que les choses n’avancent pas d’avantage.<br />

20 Voyci ce que j’ay pù vous dire ce matin à l’hate, mais je suis avec mon extime<br />

accoutumée<br />

Monsieur votre tresheumble et tres obeissant serviteur Abb. Guidi.<br />

Hannover 4 Janvier 1 7 0 2<br />

1 Lettres d’Angleterre: nicht ermittelt; vermutlich im Rahmen von Guidis politischer Nachrichtenbörse.<br />

2 l’augmentation: Die von den Generalstaaten geforderte Truppenverstärkung am Niederrhein<br />

wurde Mitte <strong>Januar</strong> unter Auflagen genehmigt; vgl. M e r c u r e historique, Febr. <strong>1703</strong>, S. 204<br />

bis 209. 5 l’Eveque: Friedrich Christian von Plettenberg-Lenhausen. 8 Traittés: Verträge mit den<br />

Seemächten und dem Kaiser zur Bereitstellung von Truppen vom Juni 1701; vgl. I, 20 N. 179 u. Erl.<br />

12 Succession: der Streit um das oranische Erbe König <strong>Wilhelm</strong>s III. zwischen dem preußischen König<br />

Friedrich I. und Prinzessin Henriette Amalie von Nassau-Dietz, in den die als Testamentsvollstrecker<br />

fungierenden Generalstaaten als Schiedsrichter involviert waren.


N. 86 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 123<br />

P. S. J’ay fait Monsieur l’inscription, que j’envoyerai à Berlin avec l’autre pour etre<br />

imprimée, croyant qu[’]i[l] ne seroit pas bien de le faire imprimer icy, et que vous aurés<br />

la bonté de la vouloir corriger, autrement je ne l’envoyeray pas.<br />

Madame de Kilmansek avec M r son Mary sont allés à Cell, d’où est venu ici M r de<br />

Monceau. 5<br />

86. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 7. <strong>Januar</strong> [<strong>1703</strong>]. [85. 90.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 13–14. 1 Bog. 4 o . 4 S. Mit Ergänzungen u.<br />

Korrekturen. Bibl.verm.<br />

Vous troverés icy jointe la lettre de la poste passée, qui n’arriva pas à tems à la 10<br />

poste.<br />

Nous avons icy depuis jeudi Mylord Paget qui est venu de Costantinople. Il a un<br />

Equipage Royal. Il a pris audience de S. A. E. et de Madame l’Electrice, et vient regulierement<br />

à faire Sa Cour. Il partira demain pour Hollande, et de là pour Angleterre. Il a<br />

une quantité des Chevaux, des Mulets, des Chariots, des Carrosses, et des domestiques, 15<br />

parmy les quels il y a des Turcs, on m’a dit qu’il a vendu à Vienne 150 Chevaux, et qu’il<br />

s’est defait d’une douz[a]ine des Esclaves Cheretiens qu’on lui avoit regalé à la Porte. Il<br />

est venu toujours à la Cour avec un Just’aucoeur bleu avec les bottonieres d’or fouré, et<br />

aussi avec des bottines aussi fourés, il est agé de 72 ans.<br />

Nous n’avons receu le[s] lettres d’Italie, que hier. 20<br />

1 l’inscription . . . l’autre: die panegyrischen Texte Guidis (vgl. SV.) zum Jahrestag der preußischen<br />

Königskrönung, deren einen er bereits vor einem Jahr verfasst hatte (vgl. I, 20 N. 421). 4 Madame:<br />

Sophie Charlotte von Platen, verheiratet mit J. A. von Kielmannsegg. 5 Monceau: R. H. de Crux<br />

comte de Monceaux.<br />

Zu N. 86: K , dessen Jahresangabe wir aufgrund der Erwähnung ” du feu Roy d’Angleterre‘‘ (S. 125<br />

Z. 8) in <strong>1703</strong> korrigieren, wurde zusammen mit N. 85 versandt und kreuzte sich mit dem nicht gefundenen<br />

<strong>Leibniz</strong>brief vom 9. <strong>Januar</strong>, auf den N. 104 antwortet. In N. 90 wird unser Stück erwähnt. Vermutlich<br />

liegt in K einer der Berichte vor, die Guidi unter den Korrespondenten seiner politischen Nachrichtenbörse<br />

kursieren ließ (vgl. z. B. auch N. 161); dafür spricht auch der von uns als Durchschuss wiedergegebene<br />

Strich, der Guidis Ausführungen in eigener Sache (ab S. 125 Z. 17) vom vorangegangenen Text<br />

absetzt. 12 jeudi: 4. <strong>Januar</strong>. 12 Mylord Paget: W. Paget, bis 1702 englischer Gesandter in Konstantinopel;<br />

zu seinem Hannover-Besuch vgl. auch N. 90 u. Erl. 20 lettres d’Italie: nicht ermittelt.


124 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 86<br />

On me mande de Verone, que les Francois s’etant apperceus que l’Armée Imperiale<br />

etoit fort affoiblié à cause des trouppes eloignées pour faire les 〈—〉, tacherent de surprendre<br />

Governolo, mais le dessein leur etant echou[é], ils furent obligé de camper devant<br />

cette forteresse, et il y avoit 6 jours, qu’on faisoit du feu d’un coté et de l’autre, e[t] que<br />

5 à Veronne on entendoit les coups du Canon. On croyoit que les Francois ne reussirent<br />

pas, mais il y a à craindre, à cause que les Francois sont superieurs, et que les Imperiaux<br />

n’ont ny argent, ny du Monde. Il mourroit beaucoup du Monde dans l’une et l’autre<br />

Armée, et dans le Camp Imperial les Chevaux crevoient faute des fourages.<br />

Le Cardinal Grimani est parti à l’improveau de Rome pour Vienne, il a promis au<br />

10 Pape de faire en sorte de delivrer l’Italie des Trouppes Imperiales et francoises, apparement<br />

qu’il a fait cet offre pour avoir la permission du S. Pere de tirer (comm’il a fait)<br />

une bonne quantité de bled, et du foin du Ferrarois pour le Prince Eugene. le Cardinal<br />

de Lamberg irà à Rome en sa Place. Mons re Spada Internonce à Cologne irà en Pollogne,<br />

Mons re Pignatelli irà à Rome en qualité de Maitre de la Chambre du Pape, et M r Ruffo<br />

15 serà Arciveque de Naples, pour remplir ce Siege vacante par la mort du Cardinal Cantelmi,<br />

par la quel manque le 12 Chapau. On ne sauroit exprimer la joie du Pape par<br />

l’absence du Cardinal Grimani. les pluyes ont eté aussi frequentes en Italie, les Courriers<br />

ne puvent faire leurs Courses.<br />

Vous scaurés que les Francois ont voulu aussi surprendre Brisac à la faveur de la<br />

20 nuict et jetter le feu dans la Tour, où on garde la poudre, mais en vain; ont volù aussi<br />

s’emparer de Heidersein, mais ont eté repoussés avec perte des 400 hommes.<br />

Les lettres de l’Haye du 2 Janvier marquent que l’Armement Naval etoit reglé pour<br />

cette Année, et les Etats Generaux auront 40 vaissaux de ligne, 12 fregates, 6 boulots,<br />

9 parti: Zur Wienreise von Kardinal Vincenzo Grimani und seiner geplanten Unterbreitung eines<br />

Friedensplanes zwischen Bourbonen und Habsburgern am Kaiserhof vgl. T h e a t r u m Europaeum, 16,<br />

1717 (ad a. 1702), Sp. 947 b f. 10 Pape: Clemens XI. 13 en Pollogne: ab Anfang 1704. 14 Mons re<br />

Pignatelli: der derzeitige (bis Oktober <strong>1703</strong>) päpstliche Nuntius in Polen. 15 Arciveque: Erzbischof<br />

von Neapel wurde F. Pignatelli. 15 mort: am 11. <strong>Dezember</strong> 1702. 16 joie: Anspielung vermutlich<br />

auf kurz zurückliegende diplomatische Turbulenzen zwischen dem Heiligen Stuhl und Spanien, ausgelöst<br />

durch einen Präzedenzstreit zwischen Kardinal Grimani und dem spanischen Gesandten in Rom, F. de<br />

Uceda; vgl. z. B. Guidis Brief vom 14. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) sowie Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l ,<br />

Dez. 1702, S. 93 f. 19 surprendre Brisac: zum Angriff auf (Alt-)Breisach vom 18./19. <strong>Dezember</strong> 1702<br />

vgl. M e r c u r e historique, Jan. <strong>1703</strong>, S. 46 f. Die Eroberung durch französische Truppen erfolgte erst<br />

im September <strong>1703</strong>. 21 Heidersein: Das mit Truppen der Reichskreise besetzte Johanniterschloss<br />

Heitersheim war zuletzt am 17./18. <strong>Dezember</strong> 1702 von französischen Truppen erfolglos angegriffen<br />

worden; vgl. ebd. S. 46. 22 lettres: nicht ermittelt.


N. 86 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 125<br />

6 galiottes à bombes, 6 autres galiottes, 12 battimens à plat fond pour servir dans les<br />

rivieres, et sur les cotes, avec un grand nombre de moindres Vaissaux pour les Hopitaux,<br />

pour le transport des munitions de guerre, et de bouche, tellement que celà ferà un<br />

armement Navale plus nombreux qu’il n’y en a encore eu dans cette Guerre, sans y<br />

comprendre un’escadre de 12 Vaissaux, qui devoit partir au premier jour, et un’autre 5<br />

Escadre destinée pour le Portugal.<br />

L’Envoyé de Prusse faisoit grand bruit de ce que la Princesse de Nassau avoit tiré<br />

une quantité de l’argenterie du feu Roy d’Angleterre du lieu où on la garde, pour s’en<br />

servir au regale, qu’elle donna le mois passé, l’Envoyé pretendant que cela ne se devoit<br />

pas faire sans sa participation, puisque cette Argenterie, n’est pas encore partagée, et 10<br />

qu’il y en a une partie, qui vient du Prince Frideric Henry.<br />

L’Envoyé d’Angleterre avoit presenté un Memoire pour demander que Messieurs les<br />

Etats fissent prendre garde de pres aux effects apportés de Vigos, la Reine de la Grande<br />

Bretagne ayant nomé queques Seigneurs de son Conseil, pour etre presents lors qu’on<br />

dechargera le Galion, qui est dans la Tamise, à fin qu’apres que tout sera inventarisé, 15<br />

l’on en puisse faire un partage équitable.<br />

Enfin j’ay pris la resolution de faire imprimer icy les deux Inscriptions, pour vous<br />

oter la peine de les corriger, beaucoup plus, que je ne scavois pas si vous aurés eu le tems<br />

de vous y occuper; mais je ne scarai pas me dispenser de vous charger d’en presenter<br />

un Exemplaire au Roy, car mes productions auront besoin de votre appuy pour soutenir 20<br />

leurs foiblesse. les autres je les envoyeray par le Chariot de poste affranchies, et vous les<br />

pourrois distribuer à votre loisir, et en donner une partie à M r Attilio, qui me fairà la<br />

faveur d’en distribuer aussi. J’espere que vous troverés aussi dans la seconde Inscription<br />

queque chose à votre gré, et que du reste vous excuserés ma petitesse. Domine nescio plus.<br />

Cependant Mons r Le Marquis de Querini ne manquerà pas d’en ecrire à S. E. Monsieur 25<br />

4 Guerre: der spanische Erbfolgekrieg. 6 pour le Portugal: wohl als Teil des von Portugal<br />

verlangten alliierten Flottenschutzes. 7 L’Envoyé de Prusse . . . bruit: W. von Schmettau als Vertreter<br />

der Ansprüche König Friedrichs I. auf das oranische Erbe König <strong>Wilhelm</strong>s III. 7 Princesse: Henriette<br />

Amalie von Nassau-Dietz als Vertreterin der Ansprüche ihres Sohnes Johann <strong>Wilhelm</strong> Friso. 8 feu<br />

Roy: <strong>Wilhelm</strong> III., verstorben am 19. März 1702. 11 Frideric Henry: der Großvater <strong>Wilhelm</strong>s III.<br />

und Friedrichs I., Friedrich Heinrich von Oranien. 12 L’Envoyé d’Angleterre: J. Stanhope (?).<br />

12 Memoire: nicht ermittelt. 13 apportés de Vigos: nach dem englisch-niederländischen Sieg am 23.<br />

Oktober 1702 über eine spanisch-französische Flotte. 16 partage équitable: vgl. dagegen Monatlicher<br />

S t a a t s - S p i e g e l , Jan. <strong>1703</strong>, S. 110. 17 faire . . . icy: vgl. dagegen N. 90. 17 Inscriptions:<br />

vgl. Guidi (SV.). 22 Attilio: A. Ariosti.


126 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 87<br />

le Comte de Wartenberg, afin que les Inscriptions trovent pres du Roy un bon accueil, et<br />

qu’elles eveillent sa generosité, selon mon projet. Je suis 〈...〉<br />

Hannover ce 7 Janvier 1 7 0 2<br />

Mons r Nomi est retourné de Dusseldorff.<br />

5 87. JAKOB HEINRICH VON FLEMMING AN LEIBNIZ<br />

Thorn, 8. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [109.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 271 Bl. 18–20. 1 Bog. 2 Bl. 4 o . 8 S. in der Reihenfolge<br />

Bl. 18 r o , Bl. 18 a r o , Bl. 18 v o , Bl. 18 a v o , Bl. 20 r o , Bl. 19 r o , Bl. 20 v o , Bl. 19 v o , teilweise quer<br />

beschrieben. Geringfügiger Textverlust durch Ausriss bzw. Tintenfraß und -kleckse. Mit<br />

10 Korrekturen und Ergänzungen. Am oberen Blattrand Paginierung teils von <strong>Leibniz</strong>’, teils<br />

vermutlich von Eckharts Hand. Kustoden von Eckharts Hand.<br />

Monsieur Tho[r]n ce 8 de Jan. [1]703.<br />

Je reçois l’honneur de la vostre du 30 〈decembr.〉 et je vous suis bien obligé de<br />

marquer que vous m’y donnez de la continuation de vostre affection. Vous pouvez etre<br />

15 assuré que je n’ay pas manqué aussy de veiller icy sur la recommendation que Vous<br />

m’avez fait d’un Jeun Cavalier de Vostre connoissance pour luy obtenir l’indigenat icy<br />

en Pologne qu’il merite aussy bien par ces ancestres qui depuis long temps ont eté habitué<br />

icy en Pologne que par ses propres tres belles et rares qualités; Je n’ay pas veilli en vain<br />

puisque j’ay deja obtenu une resolution: tout conforme à la volonté du Cavalier bien<br />

20 que je ne la trouve pas encore assez conforme à ses merites mais tempus dabit et il se<br />

faut contenter à ce[tte] heure d’avoir effectuer la Chose selon ses souhaits; les nouvelles<br />

que Vous me donnez principalement celle de la Reine et de L’electrice qu’Elles se sont<br />

souvenu de moy me sont tres aggreables[,] il pourroit arrive[r] Etant resolu de faire un<br />

tour en Saxe que je pourrois faire un petit echappad à Hannovre si je savois que la<br />

4 retourné: vermutlich in Zusammenhang mit dem bevorstehenden Wechsel seines Verwandten<br />

A. Steffani an den dortigen Hof; vgl. Guidis Briefe bis Anfang April <strong>1703</strong>.<br />

Zu N. 87: K antwortet auf <strong>Leibniz</strong>’ Brief vom 30. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) und wird, von <strong>Leibniz</strong><br />

zuvor bereits in N. 8 erwähnt, beantwortet durch N. 109. 16 Cavalier: Bezug nicht ermittelt; vielleicht<br />

T. von Lubienietzki. 24 tour: Flemming war im Aufbruch nach Berlin, um dort im Auftrage Augusts<br />

II. Bündnisverhandlungen zu führen, und reiste von dort aus kurz nach Sachsen; vgl. Hassinger,<br />

Brandenburg-Preußen, 1953, S. 22 f.


N. 87 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 127<br />

Reine et l’Electrice ne le trouverront pas mauvais; le passage de l’ordre et de la sureté<br />

de Royaume me plaist extremement dans vostre lettre; Et vous avez raison de dire que<br />

l’autorité du primat se reduit hors du temps de la Vacance à celle du premier senateur cela<br />

veut dire de la preseance et quod sit primus in ordine de donner son suffrage; D’ailleurs<br />

aussy dans la vacance meme l’autorité du Cardinal ou Archeveque plustost (car leges 5<br />

patriae ne veulent point de Cardinal) est fort limitée et per constitutionem Episcopus<br />

Cujaviensis substitutus est ad emendandos errores Archiepiscopi comme nous avons veu<br />

dans L’election derniere et il s’est pratiqué dans celle de Stephan Bator; mais hors de<br />

la Vacance le primat comme vous croyez n’est aucunement en possession de se meler de<br />

plus importantes choses que jusques ou la Volonté ou la negligence du Roy le luy permet; 10<br />

Aussy ne s’est il point autrement meler de la reconnoissance de la royauté de Prusse<br />

comme les autres Senateurs l’ont fait si peutetre on vous a dit du Conseil qu’il a donné<br />

au Roy sachant que tout autre conseil 〈d’un〉 Senateur auroit eu le meme effet[.] Car cela<br />

revenoit tousjours à la Volonté du Roy d’y deferer ou point[.] Aussy le Roy auroit pu<br />

faire et a fait sans son conseil; par là on voit bien que la requisition du Cardinal n’est 15<br />

pas si utile comme on croit à Berlin pour l’artillerie mise en depost à Memel; C’est un<br />

grand abus que l’on croit que le Cardinal represente la republique; C’est le Roy plustost<br />

qu’il la represente c’est en luy que l’autorité de la republique reside et à qui Elle a deferé<br />

son droit certis conditionibus quod naturaliter ipsa habet et non in D num Cardinalem;<br />

Res publica non datur nisi in tribus ordinibus; Regius; Senatorius et equestris ordo neque 20<br />

1 passage: vgl. <strong>Leibniz</strong> an Flemming vom 30. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21). 3 primat: der Kardinalprimas<br />

A. M. S. Radziejowski, Erzbischof von Gnesen. Hintergrund der folgenden Ausführungen ist dessen<br />

Opposition gegen König August II. insbesondere in Bezug auf die Fortführung der kriegerischen Auseinandersetzungen<br />

mit Schweden im Nordischen Krieg und die Frage eines Bündnisses mit Frankreich.<br />

4 quod . . . ordine: Die lateinischen Wendungen hier sowie Z. 6 f., Z. 19 – S. 128 Z. 4, S. 128 Z. 5 f. u. S. 128<br />

Z. 13 f. zum polnischen Verfassungsleben lassen sich nicht auf ein konkretes Werk zurückführen. Laut<br />

freundlicher Auskunft von Professor Dr. J. Balcke (Stuttgart) dürfte es sich nicht um Zitate, sondern um<br />

weit verbreitete Topoi des polnisch-litauischen Verfassungslebens handeln. 5 f. leges patriae: Gemeint<br />

sind vermutlich die Pacta conventa. 6 f. per . . . Archiepiscopi: vgl. Z. 4 Erl. 8 L’election derniere:<br />

In der Doppelwahl von 1697 hatte die Unterstützung Augusts II. durch den in der Kirchenhierarchie auf<br />

den Kardinalprimas folgenden und als dessen Vertreter als Interrex agierenden Bischof von Kujawien,<br />

St. Dambski, zur Entscheidung geführt. 8 celle . . . Bator: Bei der nicht eindeutigen Königswahl von<br />

1575/76 erfuhr Stephan Báthory gewichtige Unterstützung durch den damaligen Bischof von Kujawien,<br />

St. Karnkowski. 11 meler . . . reconnoissance: Kardinalprimas Radziejowski gehörte zu den Magnaten,<br />

die der in der polnischen Adelsrepublik umstrittenen preußischen Königskrönung befürwortend<br />

gegenüberstanden. 19–128,4 certis . . . legis: vgl. Z. 4 Erl.


128 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 87<br />

Cardinalis neque Archiepiscopalis ordo datur; où ces trois ordres sont ibi summa potestas<br />

ibi respublica; et hi tres ordines possunt esse enim absente Cardinali sive Archiepiscopo<br />

et illorum conclusa pro lege habentur; Sed absente Rege enim congregati ordines non<br />

habent vim legis; si ces ordres sont assemblés par le Roy et que le Roy est malad les<br />

5 autres deux ne peuvent rien conclure; si morbo rege congregantur ordines desinunt vocari<br />

ordines sed illorum conventus appellatus Rockosch ou seditio sive tumultus; on dit encore<br />

à Berlin à ce qu’on m’a ecrit que l’on ne croit point la lettre ecrite du grand chancelier<br />

de la couronne suffisante pour rendre l’artillerie puis que le chancelier n’est pas encor<br />

reconnu du primat; je m’etonne si l’on peut etre si peu informé à un endroit qui a tant<br />

10 de l’interest avec notre Royaume de l’etat de notre Royaume; toute la terre presque<br />

sait et les plus eloignés ne l’ignorent point que le Roy de Pologne dispose librement des<br />

charges en Pologne et les donne ex lubitu à qui il veut[.] Et combien des charges ne<br />

sont elles point données malgré le Cardinal; in facie rei publicae i. e. tempore comitiorum<br />

multa officia collata sunt a rege contra instantias sive senatorii sive Equestris ordinis<br />

15 où personne quand les charges ont eté conferée n’a rien eu à dire que autant son interés<br />

particuliere et la licence de bouche icy en Pologne luy a suggeré ce que po[u]rtant n’est<br />

rien d’autentique; Aussy le chancelier a le s[c]eau en main sous quel s[c]eau le senatus<br />

consilium dernier s’est tenu et toutes les charges qui se donnent journellement se donnent<br />

sous ce s[c]eau dont on seroit trop peu asseuré si l’efficace de cette charge dependoit de<br />

20 la recognition du Cardinal; Mon Dieu si le Roy n’avoit pas eté si indulgent jusqu’icy<br />

l’imagination de l’autorité du Cardinal ne seroit jamais allé jusqu’à ce point où l’on<br />

la veut mettre faussement aujourd’huy; Mais revenons à l’artillerie et voyons combien<br />

peu de raison on a de differer la reddition sur une fausse disculpation de l’imaginaire<br />

autorité du Cardinal; Tout cela roule sur la donation que le Roy en a fait à la republ.<br />

25 Mais on sayt quod nulla donatio perfecta sit nisi accesserit acceptatio; Laquelle manque<br />

12 les donnent K, korr. Hrsg.<br />

5 f. si . . . tumultus: vgl. S. 127 Z. 4 Erl. 7 lettre: nicht ermittelt. 7 grand chancelier: Polnischer<br />

Großkanzler war seit 1702 A. Chr. Zaluski, Bischof von Ermland. 13 f. in facie . . . ordinis: vgl. S. 127<br />

Z. 4 Erl. 17 s[c]eau: Gemeint ist vermutlich die umstrittene Übertragung des großen Kronsiegels<br />

an Bischof Zaluski Ende 1702. 17 f. senatus . . . dernier: Der Reichstag zu Thorn im <strong>Dezember</strong><br />

1702 hatte in Abwesenheit des Kardinalprimas getagt; dieser schrieb kurz danach eigenmächtig einen<br />

Reichstag in Warschau aus; vgl. Monathlicher S t a a t s - S p i e g e l , Febr. <strong>1703</strong>, S. 97–102.<br />

. . . acceptatio: Quelle nicht ermittelt.<br />

25 quod


N. 87 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 129<br />

de la part de la republique inde plenum dominium revient au Roy; ensuite posito sed<br />

non concesso quod hic enim perfecta esset acceptatio tamen libera dispositio remanet regi<br />

omnium tormentorum Rei publ. appertinentium quam omnes Reges ab aevo exercuerunt.<br />

Et presens Ser. Rex enim semper exercuit; par tout où il a eté et qu’il a trouvé des<br />

canons ou munition de la republ. comme à Leopol. Varsovie Cracovie Marienb[ur]g le 5<br />

Roy en a disposé librement il en a tiré et remis comme il a jugé apropos[,] aussy les<br />

pieces de canons perdues dans la derniere battaille ont eté la plus part de la republique;<br />

Moy meme par une Lettre de Sa M té j’ay tiré de canons de Vilna et de Birse pour m’en<br />

servir devant 〈Augustenburg〉 si dont cette disposition revient au Roy comme en effet<br />

Elle luy appartien de l’artillerie de la Repb. à plus forte raison on ne luy peut pas la 10<br />

dispute[r] de celle qui se trouve à Memel en depost; Et finalement le Roy en Prusse a fait<br />

declare[r] au Roy quelques temps passé qu[’]i[l] vouloit acheter la munition qui se trouve<br />

à Memel; a t-il dont presupposé en mon Roy potestatem vendendi, il a presupposé en<br />

meme temps en luy plenum dominium et ainsy vous voyez sur quel fondement le refus est<br />

battu; ce sont fructus perperi qui ne connoit l’etat de la republique que par les cajoleries 15<br />

fausses du Cardinal et par l’oeillad de Madame Bielinski; et celuy comme etant duppé<br />

par le Cardinal et la dame dit donne des fausses impressions à la Cour de Berlin dont<br />

les ministres devroient ouvrir les yeux p[ou]r voir plus clairement qu’ils ne [f]ont l’etat<br />

veritable de la republique qui n’est pas si confusum cahos comme on l’imagine; Je vous<br />

souhaite la nouvelle année tres heureuse avec beaucoup de contentement; Je suis de bon 20<br />

coeur<br />

Monsieur votre treshumble tresobeissant serviteur<br />

Thorn ce 8 Jan. [1]703 Conte de Fleming<br />

Monsieur je vous ecris en gra[n]d haste et ne pouvais pas tirer copie de cette lettre<br />

je vous prie de la garder pour me la rendre 〈en〉 〈—〉. 25<br />

1–4 posito . . . exercuit: Quelle nicht ermittelt. 5 Leopol.: vermutlich Lemberg (Lwów).<br />

7 derniere battaille: Gemeint ist vermutlich die Schlacht von Kliszów (Juli 1702). 8 Lettre: nicht<br />

ermittelt. 8 Vilna: Wilna. 8 Birse: Birsen. 9 devant 〈Augustenburg〉: die livländische Festung<br />

Dünamünde, nach der Eroberung durch sächsische Truppen unter Flemming (April 1700) zu Ehren<br />

Augusts II. umbenannt. 12 declare[r]: nicht ermittelt. 16 Madame Bielinski: Gräfin Bieliński, die<br />

Ehefrau des polnischen Großmarschalls; Bezug nicht ermittelt. 16 celuy: Gemeint ist hier vermutlich<br />

A. Chr. Zaluski.


130 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 88<br />

88. LEIBNIZ AN FÜRSTIN LUISE VON HOHENZOLLERN<br />

Berlin, 9. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [265.]<br />

Überlieferung: L Konzept, zunächst vermutlich zur Abfertigung vorgesehen: LBr. F 21<br />

Bl. 24. 8 o . 2 S. Mit Korrekturen. Eigh. Anschrift. Datum und Anschrift wahrscheinlich<br />

5 nachgetragen.<br />

A Mad. la princesse de Hohenzolleren<br />

Madame Berlin 9 janvier <strong>1703</strong><br />

Je commence par souhaiter à V. A. S. toute sorte de prosperités et sur tout une<br />

parfaite santé pour cette année et beaucoup d’autres.<br />

10 Quant à la commission dont V. A. S. me fait l’honneur de parler, on ne trouve pas<br />

appropos que j’aille moy meme m’ingerer icy dans cette cour et que je mande d’estre<br />

employé car ordinairement cela est mal pris et meprisé, mais si V. A. S. avoit écrit icy<br />

pour cet effect et qu’on m’eut recherché, je l’aurois pû faire honnestement.<br />

Il est à souhaiter qu’on trouve moyen au plustost à regagner l’Electeur de Baviere,<br />

15 autrement il y a beaucoup à craindre pour le bien general. Et si l’Allemagne ne fait des<br />

efforts à proportion de l’Angleterre et de la Hollande les affaires pourroient tourner mal.<br />

Ce que Dieu veuille empecher. Je suis avec devotion<br />

Mad. de V. A. S. le tres humble et tres obeissant serviteur <strong>Leibniz</strong>.<br />

Zu N. 88: Die nicht gefundene Abfertigung antwortet auf den Brief der Fürstin Luise an <strong>Leibniz</strong><br />

vom 14. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21), eine Antwort ist nicht überliefert. 10 commission: Luise von Hohenzollern-Hechingens<br />

Bitte an <strong>Leibniz</strong>, die Anerkennung der Gleichrangigkeit der Fürsten von Hohenzollern-Hechingen<br />

mit den alten Fürstenhäusern durch weitere Regenten bestätigen zu lassen und sich<br />

deswegen zunächst für ein Beglaubigungsschreiben König Friedrichs I. an Herzog Georg <strong>Wilhelm</strong> von<br />

Celle einzusetzen (vgl. ihren Brief vom 14. <strong>Dezember</strong> 1702). 10 f. pas appropos: zur Vorgehensweise,<br />

wie sie Luise von Hohenzollern, sich auf die frühere Unterstützung durch das preußische Königshaus<br />

berufend, vorgeschlagen hatte, vgl. ebd. sowie I, 19 N. 84. 14 regagner . . . Baviere: Kurfürst Max<br />

Emanuel, der Bayern Anfang September 1702 auf Seiten Frankreichs und Spaniens in den Spanischen<br />

Erbfolgekrieg geführt, aber auch danach noch mit dem Kaiser verhandelt hatte.


N. 89 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 131<br />

89. DANIEL ERNST JABLONSKI AN LEIBNIZ<br />

[Berlin], 9. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [98.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 439 Bl. 70. 4 o . 1 S. Bibl.verm. — Gedr.: Kvačala, Neue<br />

Beiträge, 1899, S. 82–83.<br />

HochEdelgebohrner Herr, Mein HochgeEhrtister Herr Geheimbter Rath etc. 5<br />

hochwerther Gönner<br />

Der H. D. Stercky hat sich längst vorgenommen gehabt, M. H en Geheimbten Rath<br />

auffzuwarten, und umb die Ehre desselben Bekantschafft sich zu bewerben. Weiß nicht,<br />

durch was vor Fürfälligkeiten derselbe bisher daran behindert worden. Zweiffle aber nicht,<br />

daß, zumahl auf erhaltene günstige Erlaubnüs, Er sich ehistes bey M. H en Geheimbten 10<br />

Rath einfinden werde, wozu auch ich demselben Anlaß geben will. Empfehle inzwischen<br />

M. H en Geheimbten Rath in Götl. GnadenObhut, vnd in hertzl. Anwunsch baldiger Vollkommener<br />

Gesundheit, verharre ich<br />

E r HochEdelgebohrn M es H en Geheimbten Raths<br />

gebet- und dienstergebenster diener 15<br />

d. 9. Jan. <strong>1703</strong>. D. E. Jablonski.<br />

Zu N. 89: Nach Jablonskis Brief vom 20. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) belegt K erneut schriftlichen Kontakt<br />

während <strong>Leibniz</strong>’ langen Berlinaufenthaltes. Kurz darauf erfolgte <strong>Leibniz</strong>’ Sendung an Jablonski, die in<br />

N. 98 erwähnt ist. 7 Stercky: J. Sterky, bis 1702 Prof. der Theologie in Lausanne, wurde <strong>1703</strong> Erster<br />

Pastor an der Parochialkirche in Berlin. 13 Gesundheit: zu <strong>Leibniz</strong>’ Beinbeschwerden vgl. z. B. seinen<br />

Brief an Königin Sophie Charlotte vom 30. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21).


132 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 90<br />

90. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 9. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [86. 94.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 147. 4 o . 2 S. Mit geringfügigen Korrekturen.<br />

Bibl.verm.<br />

5 Je me suis donné l’honneur de vous ecrire [par] la poste precedente, et de vous dire,<br />

que j’aurois fait imprimer icy les deux Inscriptions, dont il est question, mais plusieurs<br />

raisons m’ont fait changer de dessein, outre que je trove plus convenable qu’on les imprime<br />

ailleurs, et loin du Poete. Mais la plus principale est, que vous pourriés Monsieur (comme<br />

je vous en supplie tresheumblement) les repasser, et les corriger avant et apres qu’elles<br />

10 seront imprimées; vous donnant la permission d’ajouter, d’oter et de faire tout ce que<br />

vous jugerois à propos, ne doutant pas, que comme vous avés eu la bonté de me consiller<br />

là dessus, vous ne vouliés achever l’ovrage comm’il faut. Mons r Attilio vous les mettrà<br />

dans les mains, et se chargerà de l’Estampe, mais je vous prie de les vouloir corriger, à<br />

fin que ne glissent dans l’Estampe de plus grosses fautes, de celles que vous y troverés.<br />

15 Moy que je ne vole que assés bas, je me flatte d’avoir dit queque chose de bon aussi<br />

dans la Seconde Inscription. Je suis seulement embarassé, comme les distinguer, et faire<br />

voir, qu’elles ont eté faites dans un tems different, et je ne croy pas qu’il y aura autre<br />

remede, que le marquer en bas par l’Année; la premiere ayant eté faite l’Année passée,<br />

et la seconde la courrante. Je me remet à vous aussi touchant le titre, et aussi de le<br />

20 presenter à Sa Majesté. Une des vos paroles à ma faveur voudra plus que tout ce que<br />

scaroient dire les autres. Je me recomande à vos bontés, et je suis 〈...〉<br />

Hannover ce 9 Janvier 1 7 0 3<br />

Zu N. 90: K kreuzte sich ebenso wie N. 94 mit dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief aus Berlin vom<br />

9. <strong>Januar</strong>, auf den N. 104 antwortet. 5 ecrire: N. 86. 6 deux Inscriptions: Guidis (vgl. SV.) panegyrische<br />

Schriften zum Jahrestag der preußischen Königskrönung. 9 repasser . . . corriger: vgl. Guidis<br />

Dank für <strong>Leibniz</strong>’ Korrekturen in N. 116. 12 Attilio: A. Ariosti, der im Gefolge Königin Sophie<br />

Charlottes nach Hannover reiste. 18 la premiere: wohl der I, 20 N. 421 beigelegte Text.


N. 91 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 133<br />

P. S. Sur tout il faudroit faire ensorte que elles fussent imprimées pour le jour de la<br />

fete.<br />

Mylord Paget partit hier au matin, et demain on commence le Carneval.<br />

91. LEIBNIZ AN KÖNIGIN SOPHIE CHARLOTTE<br />

[Berlin, Anfang <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>]. [128.] 5<br />

Überlieferung: L Konzept (ursprünglich zur Abfertigung vorgesehen): LBr. 735 (Pöllnitz)<br />

Bl. 15. 4 o . 1/3 S. durchstrichen auf Bl. 15 r o . — Auf Bl. 15 v o L von N. 96.<br />

Madame<br />

J’envoye icy à V. M. l’abregé de la lettre ecrite pour faire declarer le Prince George<br />

de Dannemarc Roy d’Angleterre. Toutes les raisons de la lettre sont dans cet abregé 10<br />

〈bricht ab〉<br />

1 f. jour . . . fete: der Jahrestag der preußischen Königskrönung, der am 18./19. <strong>Januar</strong> feierlich<br />

begangen wurde. 3 partit: Zu W. Pagets Hannover-Besuch vgl. auch die Briefe der Kurfürstin Sophie<br />

an L. J. Sinold gen. von Schütz vom 5. <strong>Januar</strong> bzw. an H. C. von Bothmer vom 9. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> (gedr.:<br />

Doebner, Briefe, 1905, S. 172 bzw. 222 f.).<br />

Zu N. 91: Das abbrechende Stück, für das eine Abfertigung nicht belegt ist, folgt auf <strong>Leibniz</strong>’ Brief<br />

von Ende <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) und sollte als Beilage das Z. 9 genannte Schreiben haben, das Kurfürstin<br />

Sophie am 30. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) abschriftlich an <strong>Leibniz</strong> gesandt hatte. Daraus sowie aus der<br />

(vielleicht durch Eile oder Papiermangel bedingten) Wiederverwendung des Textträgers am 12. <strong>Januar</strong><br />

<strong>1703</strong> für N. 96 ergibt sich unsere Datierung. 9 f. abregé . . . Angleterre: vgl. <strong>Leibniz</strong>’ eigh. Konzept und<br />

zwei eigh. Ausfertigungen eines ” Abregé d’une lettre écrite à un Membre de Parlement pour faire declarer<br />

le Prince George Roy d’Angleterre‘‘ (Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Hann. 93 Nr. 492/1<br />

Bl. 110 bzw. Bl. 104–107) nach der ebd., Bl. 100–103, überlieferten Abschrift von vermutlich A letter to<br />

a member of Parliament in reference to His Royal Highness Prince George of Denmark, [1702]. Zu Bestrebungen<br />

in England, Prinzgemahl Georg zum König zu machen, vgl. Schnath, Geschichte, 4, 1982,<br />

S. 74 f.


134 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 92<br />

92. LEIBNIZ AN ALEXANDER ZU DOHNA-SCHLOBITTEN<br />

Berlin, 11. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [169.]<br />

Überlieferung: L Abfertigung: Tartu Universitätsbibl. Morgenstern CCCLIVa, Ep. phil.,<br />

T. V, N. 103 Bl. 185–186. 1 Bog. 8 o . 3 S. Mit geringfügigen Korrekturen.<br />

5 A Son Excellence Monsieur le Comte de Dona<br />

Ministre d’Estat du Roy et Gouverneur de Msg r le Prince Royal<br />

Monsieur<br />

Je ne puis me dispenser de recommander à V. E. au nom de la Societé Royale des<br />

Sciences Monsieur des Vignolles Ministre de l’Eglise Françoise à Brandebourg, que nous<br />

10 et beaucoup d’autres qui le connoissent, souhaiterions d’avoir icy. On trouve son merite,<br />

sur tout dans les recherches historiques fort estimable, et sa bonne volonté d’autant plus<br />

digne de louange, qu’il est rare de voir l’application jointe avec la capacité. Quoyque la<br />

Societé des Sciences, dont il est un digne membre, y soit interessée; ce n’est pas pourtant<br />

sur cela, mais sur le service du Roy et du public, que je veux appuy[er].<br />

15 M. des Vignolles est fort propre à établir exactement les faits d’histoi[re,] les temps et<br />

les circomstances, et cela sert non seulement dan[s] l’Histoire sacrée, où la vraye relig[ion]<br />

a tant d’interest, mais encor dans l’Histoire posterieure, où l’éclaircisse[men]t des titres<br />

et monumens Historiques [est] bien souvent de consequence pou[r] l’estat; et c’est dans<br />

des rencont[res] approchans que j’ay remarqué en luy une industrie et une adresse peu<br />

20 ordinaires.<br />

Mais ces sortes de travaux demandant des livres et des aides, qu’une ville de Brandebourg<br />

ne sauroit fournir; il nous est ven[u] une pensée, que je sousmets au jugement<br />

éclairé de V. E., et qui paroist assez faisable. C’est qu’en le dispensant des fonctions du<br />

Ministere de son Eglise de Brandebourg on le mette en estat de resider icy et d’employer<br />

25 plus utilement sa doctrine dans un plus grand theatre. A quoy l’Eglise totale du pays<br />

Zu N. 92: Das Billet N. 169, dem direkter Kontakt zwischen <strong>Leibniz</strong> und Dohna vorausgegangen<br />

sein wird, belegt dessen Reaktion auf unser Stück. Da die Abfertigung in einen Sammelband eingebunden<br />

wurde, sind auf der Innenseite des Bogens einige Zeilenenden nicht mehr sichtbar, jedoch zuverlässig zu<br />

ergänzen. 13 membre: seit 1701 als abwesendes Mitglied. 22 fournir: vgl. Des Vignoles’ Beschreibung<br />

in I, 20 N. 424.


N. 93 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 135<br />

cependant ne perdra rien puisqu’il ne laissera pas de temps en temps de faire valoir icy<br />

les talens qu’il a pour la chaire.<br />

Je suis avec respect<br />

Monsieur de Vostre Excellence le treshumble et tres obeissant serviteur<br />

Berlin 11 me janvier <strong>1703</strong>. de <strong>Leibniz</strong>. 5<br />

93. JOHANN FRIEDRICH PFEFFINGER AN LEIBNIZ<br />

Lüneburg, 11. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [151.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 725 Bl. 114–115. 1 Bog. 8 o . 3 S. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen und Ergänzungen.<br />

Monsieur 11 Janv. <strong>1703</strong> Lüneb. 10<br />

Je ne sçay si toutes les lettres que je me suis fait l’honneur de Vous ecrire, Mons r<br />

sont arrivés à bonnes enseignes. La cy jointe m’est venuë ce matin par la poste de Hamb.<br />

M r d’Eyben se recommende à Vos graces, Monsieur. A ce qu’il paroit, la commission<br />

de Pretz est finie, puisceque sa lettre est dattée à Gottorp. Il mande que le Roy de Suede se<br />

porte assez bien. Il ne seroit gueres profitable aux conjonctures roulantes, s’il alloit quitter 15<br />

Zu N. 93: K mit der Z. 12 erwähnten Beilage wird beantwortet durch einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief,<br />

der sich aus Pfeffingers folgendem Brief, N. 151, erschließen lässt; er war vielleicht identisch mit<br />

dem aus N. 138 zu erschließenden Begleitbrief an Pfeffinger und müsste demnach wohl aus der zweiten<br />

<strong>Januar</strong>hälfte <strong>1703</strong> datiert haben. 11 lettres: nicht identifiziert. Pfeffingers letzter vorangehend überlieferter<br />

Brief vom 3. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) war die Antwort auf einen (nicht gefundenen) <strong>Leibniz</strong>brief vom<br />

21. Oktober 1702. Möglicherweise folgte im <strong>Dezember</strong> ein weiterer, nicht gefundener Brief Pfeffingers.<br />

12 cy jointe: nicht identifiziert; vielleicht der Brief Chr. J. Nicolais von Greiffencrantz vom 17. <strong>Dezember</strong><br />

1702 (I, 21) oder der Brief J. Tiedes vom 26. <strong>Dezember</strong> 1702 (LBr. 929 Bl. 29–30; Druck in Reihe III).<br />

13 commission: Chr. W. von Eyben war als herzoglicher Kommissar nach Preetz (bei Kiel) gesandt<br />

worden mit dem Auftrag der Schlichtung von Besitzstreitigkeiten; vgl. Pfeffingers Vorgängerbrief.<br />

14 lettre: nicht ermittelt. 14 f. se porte . . . bien: Anspielung auf die Verwundungen Karls XII. bei<br />

einem schweren Reitunfall im September 1702, die Gerüchte über eine Lebensbedrohung ausgelöst hatten;<br />

vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Okt. 1702, S. 97 f. sowie T h e a t r u m Europaeum, 16,<br />

1717 (ad a. 1702), Sp. 1041 b.


136 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 94<br />

ce monde presentement. On parle d’une alliance entre les Moscowites et la Republique de<br />

Pologne, pourvûque le Zele immoderé pour la Religion, n’encourage le Cardinal Primat<br />

à tourner casaque. N’est pas une honte, que de laisser dominer l’Electeur de Baviere,<br />

comme bon luy semble? Si on ne dompte pas son ambition cet hyver, adieu la campagne<br />

5 prochaine. Avanthier, les 3 Compagnies du Regiment de la Motte, qui ont eté en garnison<br />

icy, reçeurent ordre de partir le meme jour pour Zell. Ne seroit ce pas pour le Hildesheim?<br />

En Vous souhaittant une tres bonne et tres heureuse année, suivie de beaucoup d’autres,<br />

je suis avec respect<br />

Monsieur Votre tres humble et tres obeissant valet Pfeffinger.<br />

10 M r Benthem Vous assure de ses respects, Mons r .<br />

94. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

[Hannover, 11. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>]. [90. 104.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 11–12. 1 Bog. 4 o . 4 S. Mit geringfügigen Korrekturen.<br />

Bibl.verm.<br />

15 Les dernieres novelles d’Angleterre parlent encore problematiquement de l’augmentation<br />

des Troupes, parceque bien que le Duc de Marlboroug y travaille de tout son puvoir,<br />

2 pourvûque que K korr. Hrsg.<br />

1 alliance: Auf dem Senatstag zu Thorn im November/<strong>Dezember</strong> 1702 war August II. autorisiert<br />

worden, für die polnische Adelsrepublik Verhandlungen mit auswärtigen Mächten über eine Beilegung<br />

des Nordischen Krieges zu führen (vgl. Hassinger, Brandenburg-Preußen, 1953, S. 82); dies könnte<br />

hier gemeint sein. 2 Cardinal Primat: A. M. S. Radziejowski. 3 laisser dominer: Gemeint sein<br />

dürfte allgemein die Position von Kurfürst Max Emanuel von Bayern nach seinem Eintritt in den Spanischen<br />

Erbfolgekrieg auf der Seite Frankreichs im Spätsommer 1702 oder kleinere Unternehmungen<br />

seiner Stoßtrupps gegen die Winterquartiere kaiserlicher Truppen (vgl. Hüttl, Max Emanuel, 1976,<br />

S. 347). 5 de la Motte: Ch. de La Motte war Chef eines cellischen Infanterieregiments. 6 Hildesheim:<br />

Tatsächlich wurde Hildesheim am 16. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> von cellischen Truppen besetzt, vgl. Schnath, Geschichte,<br />

3, 1978, S. 564.<br />

Zu N. 94: K kreuzt sich vermutlich, ebenso wie N. 90, mit dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom<br />

9. <strong>Januar</strong>, auf den N. 104 antwortet. Die Datierung unseres Stücks ergibt sich aus dem Hinweis auf den<br />

Besuch W. Pagets (vgl. S. 139 Z. 9) in Hannover sowie den Karnevalsbeginn ” hyer au soir‘‘ (vgl. S. 139<br />

Z. 12). 15 novelles d’Angleterre: vermutlich im Rahmen von Guidis politischer Nachrichtenbörse.<br />

15 f. l’augmentation: vgl. N. 85.


N. 94 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 137<br />

des certains esprits opiniatres continuent de soutenir, qu’on n’en sauroit faire maintenant<br />

la proposition au Parlement. On espere neantmoins, que les bien intentionnés<br />

prevaudront, et pourront disposer la Chambre basse à proposer elle méme cette augmentation<br />

des Troupes, que le Public juge absoulement necessaire. Les Gazettes publient de<br />

quelle maniere les Communes se sont excusées de perpetuer la pension de 5 000 livres 5<br />

Sterlins au Duc de Marlboroug, mais l’on y peut ajouter, que ce Duc et sa femme jouissant<br />

de plus de m<br />

200 ducatons de revenu, l’on juge qu’ils pourront amasser de quoy soutenir la<br />

novelle qualité.<br />

Le Duc de Leids et le Lord Hallifax ont eu des si fortes paroles dans la Chambre<br />

haute, que le Marquis de Carmarthen fils du Duc avoit fait appeller Mr Hallifax, mais 10<br />

l’on a eté averty, et l’on a mis [en] ordre.<br />

A l’istance du Roy de France celui d’Espagne a ordonné qu’on poursuive le proces<br />

de l’Almirante de Castille que son Neveau et un Vallet ont deposé s’etre abbouché avec<br />

le Prince de Darmstatt, et avec le Comte de Wallestein, pour prendre des mesures en<br />

faveur de l’Arciduc, mais ces depositions n’etant pas méme vraisemblables, l’Almirante 15<br />

n’auroit pas eu beaucoup à craindre, si les Francois ne s’en fussent melés.<br />

Il me semble que les affaires de Pologne vont si mal pour le Roy, que celles d’Italie<br />

pour l’Empereur. Voyci comme s’est passé a Governolo: le Duc de Vandome ayant occupé<br />

queques maisons proche de cette Place de l’autre coté du Mincio, fit donner trois assaux<br />

aux fortifications, que les Allemands y avoient fait mais les Francois furent repoussés 20<br />

2 proposition: Diese erfolgte Mitte <strong>Januar</strong>. 4 Gazettes: nicht ermittelt; die Adresse des Unterhauses<br />

an die Königin später auch (übers.) gedr. in: M e r c u r e historique, Febr. <strong>1703</strong>, S. 202 f.<br />

5 perpetuer: Das Vorhaben der Königin, diese jährliche Zuwendung an J. Churchill duke of Marlborough<br />

auf Dauer für ihn und seine Nachkommen zu etablieren, war im <strong>Dezember</strong> 1702 im Unterhaus am Protest<br />

der Tories gescheitert; vgl. Gregg, Queen Anne, 1980, S. 165 f. 8 novelle qualité: der im Vorjahr<br />

verliehene Herzogtitel. 9 Duc de Leids: Th. Osborne duke of Leeds. 9 Lord Hallifax: Ch. Montagu<br />

first earl of Halifax. 10 Marquis de Carmarthen: P. Osborne marquis of Carmathen. 12 proces:<br />

Zum Prozess gegen J. T. Enriquez de Cabrera Almirante de Castilla, mit dem Vorwurf der Kooperation<br />

mit der kaiserlichen Seite, vgl. M e r c u r e historique, Jan. <strong>1703</strong>, S. 107–112 sowie N. 224 Erl.<br />

13 Neveau: nicht identifiziert, vielleicht P. Enriquez de Cabrera. 14 Prince de Darmstatt: Georg<br />

von Hessen-Darmstadt, 1697–1701 Vizekönig von Katalonien. 14 Comte de Wallestein: der kaiserliche<br />

Botschafter in Portugal C. E. von Waldstein. 15 l’Arciduc: der zum spanischen Gegenkönig<br />

ausersehene Erzherzog Karl. 17 affaires de Pologne: im Nordischen Krieg. 17 celles d’Italie: im<br />

Spanischen Erbfolgekrieg. 18 s’est passé: Gemeint sind vermutlich die französischen Angriffe auf<br />

Governolo Mitte <strong>Dezember</strong> 1702, die tatsächlich mit einem Rückzug der kaiserlichen Armee endeten.<br />

Vgl. bereits Guidis Bericht vom 28. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21).


138 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 94<br />

vigoreusement avec perte de 700 hommes, outre les blessés, et ils furent méme poussés<br />

jusqu’aux batteries, et on leur encloua deux Canons. Vandome s’arretà dans son camp<br />

attendant des plus grands renforts, pendant que Precontal avec des barques armées sur<br />

le Po avoit occupé le Village Sacchetta à l’emboucheure du Mincio. Il fit donc sortir<br />

5 de Modene et d’autres endroits 5 000 hommes avec 6 Canons de Campagne, il se postà<br />

vers Crevacuoro sur le Bolognois avec apparence de vouloir assieger Final de Modene,<br />

d’où aussitost sortirent 3 000 Allemands qui camperent à la Palata, un mille distant de<br />

l’ennemi. Vandome ayant donc amusé ce Garnison là, redoublà les assauts jusqu’à 7, où<br />

il perdit en tout m<br />

2 hommes, outre 1 000 blessés. Mais le Prince Eugene voyant qu’il ne<br />

10 pouvoit comter sur d’autres secours, il fit pendant la nuict ruiner la Tour et plusieurs<br />

Maisons de Governolo, et ayant repassé le Mincio avec ses Troupes, fit rompre le Pont,<br />

et se retirà à Ostia; et les Francois entrerent en Governolo, desorte que la navigation du<br />

Po, et du Mincio de Cremone jusqu’à Mantoue est delivrée.<br />

Un[e] autre lettre dit que la Place capitulà, et que la Garnison sortit avec toutes<br />

15 les marques d’honneur, que le Prince Eugene faisoit etat de passer au desseus du Mirandolano,<br />

mais ayant trové le Pont de la Secchia coupé, il fut obligé d’aller vers Ponte<br />

Molino pour conserver la navigation de l’Adige, puisque on a perdu celle du Pò, et cette<br />

relation me semble plus juste. Les Francois marchoient à Ostiglia e Revere, de sorte que<br />

le Prence Eugene serà obligé de se jetter sur le Ferrarois. On dit que le Prince comprises<br />

20 les Garnisons n’a pas entierement m<br />

18 hommes. Je ne scay pas quel presage on peut faire<br />

aux affaires de l’Empereur, et je commence à croire que ce que le Cardinal Grimani dit<br />

au Pape, se verifierà, et que l’Italie serà vidée des Allemands, et des Francois, car il est<br />

presque impossible que l’Empereur puisse envoyer de secours au Prince Eugene, à moins<br />

que les choses de Baviere ne prennent un’autre plie.<br />

25 Vous scarés que le Cardinal Grimani est allé à Vienne, et que le Cardinal Lamberg<br />

irà à Rome en sa place, à ce que les domestiques du premier ont dit. Le Cardinal de<br />

Medicis a accepté la protection de France, et on verra en peu oter de son Palais de<br />

Piazza Madama les Armes de l’Empereur.<br />

12 Ostia: Gemeint ist vermutlich Ostiglia. 14 lettre: nicht ermittelt. 21 dit: vgl. N. 86 Erl.<br />

22 Pape: Clemens XI. 25 allé à Vienne: vgl. N. 86. 25 Lamberg: Kardinal Johann Philipp<br />

von Lamberg, Fürstbischof von Passau. 26 Cardinal: Kardinal Francesco Maria de’ Medici; vgl.<br />

M e r c u r e historique, Jan. <strong>1703</strong>, S. 18 f. 27 oter: vgl. N. 229.


N. 95 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 139<br />

Mon Corrispondent que j’ay à ce Cour là me mande, qu’il avoit demandé à M r Magliabecchi<br />

s[’]i[l] vous avoit repondu, il lui dit que non, mais qu’il l’auroit fait au plus tost,<br />

et qu’il auroit donné la lettre à lui; et que ne l’ayant veue encore, il craignoit qu’il avoit<br />

oublié, et qu’il ne manqueroit pas de lui faire souvenir. M r Magliabecchi est occupé à<br />

transporter la bibliotheque de Monsigneur le Cardinal de Medicis dans un’autre endroit. 5<br />

Du reste Monsieur vous aurés receu de M r Attilio mes Inscriptions, ma lettre, et mes<br />

tresheumbles prieres, pour les visiter[,] corriger, et presenter, si vous les jugés dignes de<br />

Sa . . . Je vous replique mes istances encore une fois.<br />

Mylord Paget partit d’icy Lundi passé. En prenant congé de S. A. E. notre Maitre lui<br />

dit que il esperoit d’avoir le bonheur de le voir un jour en Angleterre, S. A. E. repondit, 10<br />

que c’etoient des choses, qui etoient dans les mains de la Providence, e[t] qu’on les devoit<br />

attendre d’elles. Hyer au soir on commenca le Carneval par la Commedie Allemande<br />

qu’on joua en Ville, et que toutes les Masques puvent voir sans rien payer. apres on ovrit<br />

la Redoutte. Je suis 〈...〉<br />

95. LEIBNIZ AN DIETRICH WILHELM VON BÜLOW 15<br />

Berlin, 12. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>.<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. 126 (J. H. von Bülow) Bl. 10. 8 o . 2 S. Mit einigen Korrekturen.<br />

Eigh. Anschrift.<br />

A Monsieur de Bulau Grand Maistre de la Reine Chevalier de l’ordre du Roy<br />

Monsieur Berlin 12 Janvier <strong>1703</strong> 20<br />

Comme il me viennent des petites douleurs, qui semblent menacer de quelque chose<br />

de sciatique, je suis tenté de partir au plus tost. Et j’ay supplié la Reine de vouloir me<br />

1 Corrispondent: nicht identifiziert; vermutlich der am 3. Oktober 1702 (I, 21) gegenüber Magliabechi<br />

als Mittelsmann ins Spiel gebrachte ” amicus Florentinus‘‘ Guidis. 2 repondu: Gemeint ist vermutlich<br />

die Antwort auf <strong>Leibniz</strong>’ Brief vom 3. Oktober 1702. Der nächste überlieferte Brief A. Magliabechis<br />

datiert erst vom 3. Mai <strong>1703</strong> (N. 236). 6 receu: vgl. N. 90. 6 Attilio: A. Ariosti.<br />

6 Inscriptions: vgl. Guidi (SV.). 6 lettre: wohl N. 90. 8 Sa . . . : der preußische König Friedrich I.<br />

9 partit: am 8. <strong>Januar</strong>; vgl. N. 86. 10 voir . . . Angleterre: Anspielung auf den hannoverschen Sukzessionsanspruch.<br />

12 commenca: am 10. <strong>Januar</strong>; vgl. N. 90.<br />

Zu N. 95: L ist der einzige Beleg für schriftlichen Kontakt mit dem Oberhofmeister der Königin Sophie<br />

Charlotte. 21 douleurs: Zu <strong>Leibniz</strong>’ Beinbeschwerden seit Ende 1702 vgl. seinen Brief an Königin<br />

Sophie Charlotte vom 30. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21). 22 supplié: vgl. N. 96.


140 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 96<br />

faire avoir une voiture telle que j’ay tousjours eue, ohne entgelt, Et puisque je rempliray<br />

un propre carosse où je seray empaqueté malade avec un valet encor malade; il ne me<br />

faudra pas plus de voiture seul que dans la suite de la reine, de sorte que cela ne coustera<br />

rien d’avantage. Si j’allois seul j’irois par Magdebourg pour jouer du plus seur.<br />

5 Or cela estant je vous supplie aussi Monsieur de favoriser cette demande aupres de<br />

la reine qu’ailleurs où il faut, afin qu’on l’obtienne au plus tost. Quand la commission<br />

sera emanée, l’affaire de la soye, ira bien encor en mon absence.<br />

J’aurois souhaité de parler à M. le Grand Veneur, mais j’apprends qu’il n’est pas<br />

en estat de recevoir visite. Mais vous Monsieur aurés la bonté un jour de luy marquer<br />

10 combien je l’honnore. Je suis avec zele et obligation<br />

Monsieur vostre tres humble et tres obeissant serviteur <strong>Leibniz</strong>.<br />

96. LEIBNIZ AN HENRIETTE CHARLOTTE VON P ÖLLNITZ<br />

[Berlin, 12. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>]. [105.]<br />

Überlieferung: L Abfertigung: LBr. 735 Bl. 15. 4 o . 3/4 S. auf Bl. 15 v o . Mit Korrekturen und<br />

15 Ergänzungen. Eigh. Anschrift. Auf Bl. 15 r o L von N. 91.<br />

A Mademoiselle de Pelniz<br />

Mademoiselle<br />

J’avois voulu prendre une precaution, mais je l’ay negligée par malheur. C’est que<br />

j’ay avois supplié la Reine par vostre entremise, de me procurer une voiture mais j’ay<br />

20 oublié d’y insister. Et je vous asseure que si je l’avois presté je partirois dès demain,<br />

19 f. mais . . . insister erg. L<br />

2 valet: vermutlich U. Gürgensohn. 3 la suite: <strong>Leibniz</strong> hatte im Gefolge der Königin reisen<br />

wollen, die am 20. <strong>Januar</strong> nach Hannover aufbrechen wollte; tatsächlich verschob sich seine Rückreise<br />

bis Ende Mai. 6 commission: die erhoffte Anweisung von Seiten des Königs als Voraussetzung für<br />

die Einführung der Seidenkultur, vgl. etwa N. 101. 8 Grand Veneur: Chr. von Pannwitz; zu <strong>Leibniz</strong>’<br />

Bemühen, ihn in die Bemühungen um die Seidenkultur einzubeziehen vgl. die Korrespondenz mit Königin<br />

Sophie Charlotte von Ende <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21).<br />

Zu N. 96: L folgt auf den Brief Henriette Charlotte von Pöllnitz’ vom 2. Mai 1702 (I, 21) und<br />

wurde mit der Antwort N. 105 zurückgesandt; wir datieren aufgrund der inhaltlichen Nähe zu N. 95.<br />

19 supplié: vermutlich mündlich, vgl. auch N. 95. 19 voiture: für die Rückreise nach Hannover, die<br />

<strong>Leibniz</strong> zunächst im Gefolge Königin Sophie Charlottes antreten wollte, die am 20. <strong>Januar</strong> aufbrach.


N. 97 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 141<br />

car je trouve des petits sentimens de douleur qui semblent menacer de quelque chose de<br />

sciatique.<br />

Seroit il possible, M lle d’obtenir encor cette voiture au plustost? En ce cas je vous<br />

supplie de porter mes desirs aux pieds de la Reine. Si je pouvois estre prest pour le<br />

commencement de la semaine qui vient, tant mieux. Vous savés bien que les ceremonies 5<br />

ne m’arresteront pas. Et la commission de la soye estant en train ira bien quand je n’y<br />

seray pas.<br />

Je suis avec respect<br />

Mlle Vostre treshumble et tres obeissant serviteur <strong>Leibniz</strong><br />

A M lle de Pelniz. 10<br />

97. JOHANN JACOB JULIUS CHUNO AN LEIBNIZ<br />

[Berlin,] 13. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [112.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 185 Bl. 50–51. 1 Bog. 4 o . 3 S. Mit geringfügigen Korrekturen.<br />

Eigh. Aufschrift. Siegel. Textverlust durch Siegelausriss bei Schlusskurialien und<br />

Unterschrift. 15<br />

Monsieur<br />

Je souhaite d’aprendre que votre santé soit parfaite et constante.<br />

J’ay fait demander<br />

5 mieux (1 ) Je suis avec (2 ) Vous L 6 f. Et . . . pas erg. L<br />

1 douleur: <strong>Leibniz</strong> litt seit mehreren Wochen an Beinbeschwerden. 5 commencement . . . vient:<br />

die am 14. <strong>Januar</strong> beginnende Woche; tatsächlich verschob <strong>Leibniz</strong> den Aufbruch mehrfach und reiste erst<br />

Ende Mai ab. 5 ceremonies: die Feiern am 18. und 19. <strong>Januar</strong> zum Jahrestag der preußischen Krönung.<br />

6 commission: Neben einer erhofften Vollmacht der Königin für die ” Einführung der Seidenzielung‘‘ (vgl.<br />

Klopp, Werke, 10, 1877, S. 372; Druck in Reihe IV) bemühte sich <strong>Leibniz</strong> vor allem um eine Anweisung<br />

des Königs für sein Vorhaben (vgl. etwa N. 83, N. 97, N. 101).<br />

Zu N. 97: K antwortet auf einen vermutlich Anfang <strong>Januar</strong> geschriebenen <strong>Leibniz</strong>brief (nicht gefunden);<br />

die Beantwortung erfolgte vielleicht mündlich. 17 santé: Zu <strong>Leibniz</strong>’ etwa seit <strong>Dezember</strong> 1702<br />

akuten Beinbeschwerden vgl. N. 95 u. Erl.


142 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 97<br />

Auff der hofCammer<br />

Auff der Ambts Cammer<br />

Bey dem H. Hofrath Miegen<br />

Bey dem H. Hofrath von Stosch<br />

5 und auff der Jagdt Canzley:<br />

s’il y avoit quelque Commissoriale decommandé ou d’expedié dans l’affaire de la production<br />

des soyes dans ce pays icy. Mais personne n’en sait rien en aucun de ces endroits. Je<br />

ne saurois mesme deviner à qui l’expedition en pourroit etre commandée car pour Mons r<br />

de Hamrath cette affaire n’est nullement de son departement.<br />

10 J’ay averti Monsieur Kirch par un billet de coucher par ecrit ses pensées et ses<br />

doubtes sur la feste de paques de 1704. et pour ne pas perdre du tems de ne s’amuser<br />

pas presentement d’une recherche qui le meneroit trop loin et feroit perdre le tems qu’il<br />

faut pour avoir reponce de Ratisbone avant le commencement de l’impression de nos<br />

Almanacs.<br />

15 J’ay mandé aussi à M r Jabloncki le Secretaire d’envoyer à M r Kirch ce qu’il avoit<br />

couché, pour le faire faire diligence au travail de nos Almanacs et de luy ecrire en mesme<br />

tems une lettre pour luy mander que c’est du consentement de tous les autres membres<br />

du Concilium Societatis qu’on luy fait cette proposition et qu’on s’y voit obligé par les<br />

plaintes frequentes qu’on a porté à la Cour sur le sujet et par les ordres que les Ministres<br />

20 de la Cour nous ont donné en plusieurs occasions d’y remedier. Qu’on tachera aussi de<br />

brider les Imprimeurs afin que tout aille bien. Je ne say pas ce qu’il repondra à tout<br />

cecy[.] Mais à l’egard de paques de 1704. il m’a fait dire d’y vouloir satisfaire.<br />

Je suis avec passion<br />

Monsieur Votre tres humble et tres obeissa[nt] serv[iteur Couneau]<br />

25 ce 13 Janvier <strong>1703</strong>.<br />

Ne savez vous pas Monsieur quels autheurs ont ecrit la vie de Tamerlan le Tatare<br />

A Monsieur Monsieur de <strong>Leibniz</strong> Conseiller d’Etat de S. A. E. de Brounswig.<br />

6 Commissoriale: vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Vorschlag in N. 84. 10 billet: nicht ermittelt. 11 doubtes<br />

. . . paques: Infolge der Verschiedenheit der Berechnungsmethoden, die katholische und protestantische<br />

Gelehrte anwandten, ergaben sich für 1704 unterschiedliche Ostertermine; vgl. z. B. I, 19 N. 336.<br />

13 de Ratisbone: vom Reichstag in Regensburg. 14 Almanacs: die von G. Kirch zu bearbeitenden<br />

Kalender, die der Finanzierung der Sozietät dienen sollten. 15 f. ce . . . couché: nicht ermittelt.


N. 99 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 143<br />

98. DANIEL ERNST JABLONSKI AN LEIBNIZ<br />

[Berlin], 13. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [89. 279.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 439 Bl. 71. 4 o . 1 S. Bibl.verm. — Gedr.: Kvačala, Neue<br />

Beiträge, 1899, S. 83.<br />

Ich sage gehorsamsten Dank vor die mir hochgeneigt geschehene communication 5<br />

deßen so in Irenicis passiret ist, Hätte meiner Schuldigkeit fleissiger wahrnehmen wollen<br />

vnd sollen, wenn daran nicht anderweitig wäre behindert worden. Bitte mir aber die Freyheit<br />

aus, morgen gegen XI. Uhr gehorsamst aufzuwarten, vnd verharre in schuldigstem<br />

respect 〈...〉<br />

d. 13. Jan. <strong>1703</strong>. 10<br />

99. OTTO MENCKE AN LEIBNIZ<br />

Leipzig, 13. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [225.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 636 Bl. 160. 2 o . 1 S. Eigh. Aufschrift. Siegel. Postverm.<br />

Am oberen linken Rand von Bl. 160 r o von <strong>Leibniz</strong>’ Hand: ” resp‘‘.<br />

Tit. 15<br />

Sonders Hochgeehrtester Patron.<br />

Dero geehrtes kam zu rechter zeit, so daß die errata noch dem Decembri vorigen<br />

jahres angehänget werden können. Der Setzer aber protestiret hautement, daß Er an<br />

Zu N. 98: K dankt für die in Z. 5 erwähnte Sendung. 5 communication: nicht ermittelt.<br />

6 Irenicis: die Bemühungen um die Annäherung von Lutheranern und Reformierten.<br />

Zu N. 99: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief von vermutlich Ende 1702 (vgl.<br />

Z. 17 f.), wohl identisch mit dem durch <strong>Leibniz</strong>’ Antwortvermerk zu Menckes Schreiben vom 25. November<br />

1702 (I, 21) bezeugten Brief. K wird beantwortet (vgl. Überlieferung sowie N. 225) durch einen ebenfalls<br />

nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief. Beilage zu K war ein Aufsatz von Joh. Bernoulli, vgl. Erl. zu S. 144 Z. 19.<br />

17 errata: Vgl. A c t a erud., Dez. 1702, S. 565 f., betreffend <strong>Leibniz</strong>, Specimen Novum Analyseos pro<br />

Scientia Infiniti, circa Summas et Quadraturas, in: ebd., Mai 1702, S. 210–219.


144 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 99<br />

denen erratis keine Schuld habe, sondern alles gesetzet worden, wie es geschrieben gewesen;<br />

welches sich zeigen muß, wan ich das concept aufzufinden zeit habe. Indessen kömts<br />

dahin, daß ich dergleichen algebraica gar nicht mehr in die Acta werde bringen können,<br />

indem ich sie nicht verstehe, auch niemand alhier habe, der solche verstehe, die drucker<br />

5 auch nicht mehr daran wollen. H. Pfautzen kan ich hierunter fast nichts zumuthen, weil<br />

Er meistens kranck, undt seinen kopf damit nicht angreifen darf. Von Basel seyn mir im<br />

vorigen jahr 2 Schediasmata zugekommen, unter dem Nahmen Hn. Hermanni, wiewol ich<br />

den Hn. Bernoulli pro autore halte. Das kleinere ist in die Acta kommen, doch bloß auß<br />

complaisance. Das andere, welches sehr groß und schwer zu setzen war, habe ich wieder<br />

10 zurückgesant, mit vermelden, daß wir durchauß keine contentiosa weiter in die Acta bringen<br />

würden. undt eben dieses war wieder das neue Parisische journal des Sçavans, oder<br />

doch wieder ein von einem membro der Academie des Sciences dem journal einverleibtes<br />

Schediasma. So hätte auch vorher dieses auß dem journal ins lateinische ubergesetzet<br />

werden müssen, dazu ich niemand capabel weiß, wie ich dan auch das stück vom journal<br />

15 die Stunde nicht gesehen. Es wird dem Hn. Bernoulli verdrüßen. allein Er ist ohne dem<br />

so wol, alß sein H. bruder zu Gröningen, mein feind worden, weil ihre Schediasmata litigiosa<br />

in die Acta gebracht worden, undt also müssen wir uns hüten, daß wir unß nicht an<br />

andern von neuen verbrennen. Indessen muß ich sehen, wie M. h. Patrons continuation<br />

noch hineinkomme, wolte aber gern des beygefugten von Hn. Jo. Bernoullio uberhoben<br />

20 seyn. Es machen mir diese dinge gar zu viel verdruß, undt der hundertste verstehet sie<br />

nicht. Ich wundsche im ubrigen zu diesem undt vielen folgenden jahren alles ersinliche<br />

vergnügen undt verbleibe unter Gottes Schutz<br />

Meines Hochgeehrtesten Patrons ergebenster diener L. Otto Menckenius<br />

Leipzig den 13 Jan. <strong>1703</strong><br />

8 Hn. Bernoulli: Jacob. 8 Das kleinere: J. Hermann, Methodus inveniendi radios osculi in<br />

Curvis ex Focis descriptis, in: A c t a erud., Nov. 1702, S. 501–504. 9 Das andere: Es handelt<br />

sich vermutlich um die ursprüngliche Fassung von Ders., Demonstratio geminae Formulae a Celeberrimo<br />

Dn. Joh. Bernoulli, in Actis Erudit. Mens. Apr. A. 1701 exhibitae, in: a. a. O., Aug. <strong>1703</strong>,<br />

S. 345–352. Darin bezog sich Hermann wohl auf Joh. Bernoulli, Quadrature d’une infinité de segmens,<br />

in: H i s t o i r e de l’Académie Royale des Sciences de l’année 1699, 1701, S. 134–139 (zweite<br />

Zählung). Eingereicht worden war der Artikel am 11. Juli 1699 von P. Varignon, vgl. Paris Académie des<br />

Sciences, Procès Verbaux, Tome XVIII, 1698–1699, 11.7.1699, Bl. 409 v o –413 v o . 16 bruder: Johann.<br />

18 continuation: <strong>Leibniz</strong>, Continuatio analyseos quadraturarum rationalium, in: A c t a erud., Jan.<br />

<strong>1703</strong>, S. 19–26. 19 des beygefugten: Vgl. Joh. Bernoulli, Problema exhibitum, in: A c t a erud.,<br />

Jan. <strong>1703</strong>, S. 26–31. Zu einem Teil des Manuskripts, der in die gedruckte Version nicht aufgenommen<br />

wurde, vgl. LBr. 57, 2 Bl. 256–257.


N. 100 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 145<br />

A Son Excellence Monsieur Leibnitz Conseiller privé de Son A. E. de Hannovre<br />

maintenant à Berlin franco Wittenb.<br />

100. BARTOLOMEO ORTENSIO MAURO AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 13. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [147.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 619 Bl. 39–40. 3 1/2 S. 8 o . Eigh. Aufschrift. Siegelreste. 5<br />

H r le 13 J r <strong>1703</strong>.<br />

On a dit icy, Monsieur, que vous estiez incommodé: j’en serois fort faché, mais<br />

j’espere que devant que ce billet vous arrive vous aurez recouvré vostre santé.<br />

On a ouvert la Redoute, et commencé le Carneval, La veritable joye ne commencera<br />

qu’a l’arrivée de la Reyne et de sa charmante suitte. 10<br />

M r l’Abbé Stef i , qui vous asseure de ses services, s’attend à recevoir par vostre<br />

entremise les plaques d’ambre que M e la Comtesse d’Egmont souhaitte si fort d’avoir:<br />

ayez la bonté d’envoyer quelquefois vostre valet les solliciter.<br />

J’envoye dans le paquet que M e l’El ce envoye à la Reyne une lettre pour M r le<br />

Bar. d’Obresenski; il importe fort qu’elle luy soit rendue: ayez, Monsieur, la bonté, de 15<br />

recomander qu’elle ne s’egare pas, et de m’avertir s’il l’aura reçue: je crains que d’autres<br />

ne soyent pas arrivées à bon port, et particul[ieremen]t celles que je me donnay l’honneur<br />

de luy ecrire et à vous aussy du Gheur. Je vous supplie de me mettre aux pieds de la<br />

Reyne, de S. A. R. M e la Duchesse et de la Ser. Pr sse et Ser me Duc de Courlande, j’espere<br />

et souhaitte à l’egal de qui que ce soit l’honneur de rendre mes respects à Mg r le P ce<br />

20<br />

Royal, et nous vous attendons avec impatience, ne m’oubliez pas cependant Monsieur<br />

prez de ces Messieurs qui m’honnorent de leur souvenir, et croyez moy toujours<br />

Zu N. 100: K folgt auf Mauros Brief vom 27. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21). Dass <strong>Leibniz</strong>’ auf die Z. 11–13<br />

geäußerte Bitte nach der Beschaffung von Bernsteinplatten einging, ergibt sich aus N. 147 u. N. 166.<br />

7 incommodé: vgl. z. B. N. 109. 10 l’arrivée: Königin Sophie Charlotte reiste am 20. <strong>Januar</strong> nach<br />

Hannover; vgl. N. 109. 11 Stef i : A. Steffani. 13 vostre valet: Gemeint ist vermutlich J. B. Knoche.<br />

14 lettre: Mauros Brief an den Oberhofmeister Königin Sophie Charlottes, F. B. von Dobrzensky, wurde<br />

nicht ermittelt. 18 à vous: Mauro an <strong>Leibniz</strong>, 10. November 1702 (I, 21). 18 Gheur: das welfische<br />

Jagdschloss in der Göhrde. 19 Duchesse: Herzoginwitwe Elisabeth Sophie von Kurland. 19 Pr sse :<br />

vermutlich Marie Dorothea von Kurland.


146 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 101<br />

Vo[st]re tres humble tres ob[eissan]t serv[iteur] Hort. Mauro.<br />

Aux charmantes Muses, et à leur Presid[en]te mes respects, si l’occasion s’en presente<br />

dites en un mot à L. A. R. Mg rs les Margraves, et à M r le Co. et M e la Comtesse de Dohna<br />

et à M e la Comt[ess]e Louyse. Le catalogue vous sembleroit trop vaste si j’y ajoutois les<br />

5 Dames qui logent prez du Canal.<br />

A Monsieur Monsieur Leibnitz Berlin<br />

101. LEIBNIZ AN JOHANN CASIMIR KOLBE VON WARTENBERG<br />

[Berlin, Mitte <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>].<br />

Überlieferung: E Erstdruck nach dem nicht gefundenen Konzept: Klopp, Werke, 10, 1877,<br />

10 S. 379–380.<br />

Monsieur.<br />

J’espere que V. E. aura reconnu par tout ce que j’ay eu l’honneur de dire hier, qu’à<br />

2 Muses . . . Presid[en]te: Gemeint sind vermutlich Sophie Charlottes erste Hofdame H. Ch. von<br />

Pöllnitz und die ihr unterstehenden 12 weiteren Hofdamen. 3 Margraves: Markgraf Philipp <strong>Wilhelm</strong><br />

zu Brandenburg-Schwedt und seine Brüder Albrecht Friedrich und Christian Ludwig, Markgrafen zu<br />

Brandenburg. 4 Louyse: Luise Charlotte zu Dohna, Tochter von A. von Dohna-Schlobitten.<br />

5 Dames: nicht identifiziert.<br />

Zu N. 101: Unser Stück gehört in den Zusammenhang des Projekts zur Seidengewinnung, das <strong>Leibniz</strong><br />

seit Ende 1702 einzuleiten suchte. Adressat ist wohl der königliche Oberkammerherr und leitende<br />

Minister. Auf ein Gespräch mit diesem vom Vortag hatte <strong>Leibniz</strong> sich schon vor dem Jahreswechsel<br />

berufen (vgl. seinen Brief an H. R. von Ilgen von Ende <strong>Dezember</strong> 1702 in I, 21). Die ähnlichlautende Bezugnahme<br />

in unserem Stück Z. 12 auf Ausführungen Kolbe von Wartenbergs am vorhergehenden Tage<br />

könnte eine Gleichsetzung beider Zeitangaben nahelegen, doch fand die Audienz bei König Friedrich I.,<br />

auf die S. 147 Z. 12 f. anspielt, wohl nicht vor dem 6. <strong>Januar</strong> statt (vgl. N. 83 und N. 84). Unser Schreiben<br />

könnte in Reaktion auf J. J. J. Chunos Mitteilung vom 13. <strong>Januar</strong> (N. 97) aufgesetzt worden sein. Die<br />

Äußerungen S. 147 Z. 20–22 stimmen überein mit der sich um Mitte <strong>Januar</strong> abzeichnenden Veränderung<br />

von <strong>Leibniz</strong>’ Plänen zur Rückkehr nach Hannover, infolge derer er sich aus dem Gefolge der Königin<br />

herauslöste — wofür ihm am 20. <strong>Januar</strong> ein separater Fuhrpass ausgestellt wurde —, dann aber seine<br />

Abreise vorerst verschob (vgl. etwa N. 95, N. 109, N. 118). Ob das Konzept abgefertigt wurde, ist nicht<br />

ermittelt, eine Antwort könnte mündlich erfolgt sein. Aus N. 309 wird Kolbe von Wartenbergs Tätigwerden<br />

für <strong>Leibniz</strong>’ Bestrebungen im späteren Frühjahr <strong>1703</strong> deutlich. Der nächste überlieferte Brief<br />

der Korrespondenz (<strong>Leibniz</strong> an Kolbe von Wartenberg) datiert vom 3. Mai 1704 (Druck in I, 23); ein<br />

<strong>Leibniz</strong>brief an Kolbe von Wartenberg vom Herbst <strong>1703</strong> ist aus N. 73 zu erschließen.


N. 102 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 147<br />

l’égard de la Culture de la Soye on ne pense point d’estre incommode au Roy, et qu’on<br />

ne luy demande que ce qui est fondé dans la justice et dans son utilité même.<br />

Je ne pense qu’au bien public et à la gloire de Sa M té , en cherchant d’avancer<br />

l’établissement de la societé des Sciences, qui sera une des choses du monde les plus<br />

belles et les plus avantageuses, si elle est mise en bon estat; ainsi il semble que j’y 5<br />

dois esperer de V. E. toute l’assistance et protection imaginable, sachant combien V. E.<br />

affectionne tout ce qui regarde la gloire et la satisfaction du Roy.<br />

Mais comme le temps presse, tant à l’égard de la semence, qu’à l’égard des ordres<br />

à mettre à Keppenich et aux autres endroits, où il y a déjà quelques meuriers blancs,<br />

puisqu’on perd une année si l’on differe trop, ce qui n’est pas une petite perte pour un 10<br />

établissement nouveau, dont le fruit ne peut se gouster qu’au bout de quelques années,<br />

j’ose supplier V. E. de faire et expedier la commission au plustost. Le Roy m’ayant<br />

demandé quels commissaires que je desirois, j’avois nommé sur le champ deux de ses<br />

Ministres d’Estat, M. de Fuchs et M. d’Ilgen. V. E. y a adjouté avec beaucoup de raison<br />

un Cameraliste, M. de Lube. Il fera en tout cela qu’Elle jugera à propos. 15<br />

V. E. qui ne peut manquer de connoistre la sincerité de mes intentions, n’ignore pas<br />

que je ne me sacrifie que trop pour le bien public, et surtout pour l’avancement des<br />

Sciences, dont, excepté quelque reputation et applaudissement des plus grands hommes<br />

de l’Europe, je n’ay retiré que du desavantage dans mes affaires particulieres; neantmoins<br />

je ne m’en repens point, et je m’arreste encor icy, avec mon incommodité, pour cette seule 20<br />

raison de venir à quelque reglement necessaire et preliminaire. Mais comme je suis fort<br />

pressé cependant de mes affaires domestiques pour retourner chez moy, outre la santé, je<br />

supplie tres humblement de faire favoriser et depêcher l’expedition et le reglement autant<br />

qu’il est possible. Et je seray tousjours avec respect et reconnoissance, etc.<br />

102. LEIBNIZ FÜR CHRISTOPH TROSCHEL 25<br />

Berlin, 14. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [103.]<br />

Überlieferung: L Abfertigung: LH XIX Bl. 119. 4 o . 1 S.<br />

9 Keppenich: Köpenick. 13 commissaires: vgl. N. 84. 15 de Lube: der Geheime Kammerrat<br />

Chr. Fr. Luben.<br />

Zu N. 102: Unser Stück und die Antwort N. 103 sind die einzigen überlieferten Briefe der Korrespondenz.


148 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 103<br />

H. Troschel fürnehmer Banquier alhier wird hirmit ersuchet, zehen Pfund von dem<br />

weißen MaulbeerBaum-Saamen, item ein halb Pfund von dem Seiden wurm Saamen<br />

forderlichst zu verschreiben, damit man es diesen frühling etwa im Aprili haben möge.<br />

Er wird die güthigkeit haben dieße ordre zu stellen, daß man mit tuchtigen Saamen<br />

5 verwahret werde.<br />

Es würde dienlich seyn, wenn der Baum-Saamen etwa aus 2 oder 3 unterschiedenen<br />

provinzien käme, und dabey bezeichnet würde aus welcher provinz ein ieder sey. Doch<br />

dieß von unterschiedenen provinzien, verstehet sich, wenn es füglich zu thun.<br />

Es werden ihm in zwischen zu solchem ende funffzig Thaler zu geschickt, solte sich<br />

10 finden daß ein mehres aufgewendet worden, werde es zu erstatten nicht ermanglen.<br />

Geschehen Berlin den 14 januar <strong>1703</strong>.<br />

103. CHRISTOPH TROSCHEL UND JOHANN FRAUNDORFF<br />

FÜR LEIBNIZ<br />

Berlin, 14. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [102.]<br />

15 Überlieferung: K Abfertigung: LH XIX Bl. 118. 4 o . 1 S.<br />

Fünffzig Rthl. haben Seine Excellenz der Herr geheimte Rath von <strong>Leibniz</strong> p. p. unß<br />

endesunterschrieben zu Comitierung zehen Pfund weißen Maulbeer Baum und 1<br />

2 Pfund<br />

Seiden wurm Saamen außzahlen laßen, mit der Versicherung was dießes etwan mehr<br />

belauffen mögte nochmahls bey der lüfferung zu souppliren, dargegen versprechen wir<br />

20 das verlangte so bald jenes möglich anzuschaffen, an bestimten Monat können wir unß<br />

aber aniezo wegen der Krieges Unruhe in Italien nicht binden.<br />

Berlin den 14 Jenner <strong>1703</strong> Troschell und Fraundorff<br />

2 weißen . . . wurm Saamen: Zu <strong>Leibniz</strong>’ Bemühungen um die Errichtung einer Seidenraupenzucht<br />

vgl. etwa N. 101.<br />

Zu N. 103: K antwortet auf N. 102. Ein weiterer Brief dieser Korrespondenz ist nicht überliefert.<br />

20 das verlangte: <strong>Leibniz</strong> erhielt im Frühjahr 1704 Samen des Maulbeerbaumes aus Italien, vgl. <strong>Leibniz</strong><br />

an Königin Sophie Charlotte vom 18. Mai 1704 (Druck in I, 23).


N. 104 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 149<br />

104. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 14. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [94. 116.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 148–149 u. Bl. 268. 1 Bog. 4 o u. 1 Bl. 8 o (P. S)<br />

4 S. Mit geringfügigen Korrekturen. Eigh. Aufschrift. Bibl.verm.<br />

Je vous remercie tresheumblement Monsieur, de ce que vous avés eu la bonté de me 5<br />

continuer les novelles de Pologne aussi dans cet Ordinaire par la votre du 9; autant plus<br />

que les affaires là sont dans leur crise. Mais comme je feray moy lors que vous serés parti<br />

de Berlin? il y aurat-il le moyen d’en etre informé? je me recommande à vous, autrement<br />

mes Correspondents d’Italie se troveront bien maigres.<br />

Nous avons icy un Comte d’Harach, je le veus jouër hier au soir avec Madame la 10<br />

Princesse, il me parut un garçon d’esprit, et sage.<br />

M r le General d’Herleville est de retour icy depuis hier. M r Janulli a fait un’autre<br />

epruve de tirer l’or de l’argent du Hartz. Il a tiré d’un demi livre d’argent un ducat d’or,<br />

de sorte que (à ce qu’il me dit hier) d’une livre d’argent du Hartz en lingot, il tirerà<br />

deux ducats, et on aurà le profit (frais faites) d’un Ducat d’or par livre. de sorte que on 15<br />

commence à l’ecouter tout de bon, et on continuera à faire l’essais de chaque mine du<br />

Hartz, pour voir la quelle a l’argent meilleur pour cette operation. l’argent monnoyé n’est<br />

pas si bon, on ne tiroit pas tant d’or, et on y perd queque lot d’argent apres l’operation,<br />

mais c’est autrement dans l’argent qu’il n’est pas monnoyé. il y est toujours quequn<br />

present quand M r Janulli fait l’operation, dernierement il y fut M r Brauns. Il pretend 20<br />

14 ligon K korr. Hrsg.<br />

Zu N. 104: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief aus Berlin vom 9. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>.<br />

6 novelles de Pologne: für die von Guidi betriebene politische Nachrichtenbörse. 8 moyen . . . informé:<br />

Als Nachrichtenlieferant aus Sachsen/Polen trat anschließend kurzzeitig J. G. Eckhart in Aktion; vgl.<br />

z. B. N. 25. 9 Correspondents: nicht identifiziert. 10 Comte d’Harach: nicht identifiziert.<br />

10 f. Madame la Princesse: vermutlich Georg Ludwigs Tochter Sophie Dorothea. 12 de retour: Generalmajor<br />

H. d’Herleville, der Kommandant eines hannoverschen Regiments am Niederrhein im Spanischen<br />

Erbfolgekrieg. 12 f. autre epruve: Zu A. Janullis Versuchen von 1702 vgl. Schnath, Geschichte,<br />

3, 1978, S. 282 sowie Guidis Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 9. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21); zu seinen früheren Kontakten<br />

mit einem angeblichen Goldmacher vgl. I, 17 N. 168 u. N. 184. 20 M r Brauns: vermutlich G. Chr. v.<br />

Braun.


150 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 104<br />

encore de donner des autres profits, quand il ferà un tour au Hartz, et particulierement<br />

il dit qu’on perd beaucoup d’argent dans la depuration, à cause que au Hartz ils n’ont<br />

pas le secret d’empecher que le[s] Sels volatils ne s’en allent par la Cheminée, ce qui<br />

importerà 2, ou 3 lots par livre. On lui a defendu de n’en parler d’advantage, et de<br />

5 continuer l’operation sans dire mot à personne, ce que je trove bien juste par plusieurs<br />

raisons.<br />

On continue icy le Carneval, et la Commedie Allemande; comme la redoutte ont<br />

gran concours des Masques, s’y trovant masquée toute la Cour.<br />

Les Bourgois d’Hyldeseim, demandent (les mousquetons à la main) comte au Ma-<br />

10 gistrat des revenues de la Ville, qui administrent, demandant aussi d’etre dechargés des<br />

impots et taxes. On a fait marcher d’icy et de Cell de ce coté là queques Compagnies<br />

pour retablir la tranquillité dans la Ville; on me dit hier que les Bourgois avoient fermé<br />

les Portes, et qu’ils ne veulent pas laisser entrer les dites Compagnies.<br />

Les lettres de Ratisbonne marquent que les deux Cercles de Franconie et de Suabe<br />

15 avoient pris la resolution d’augmenter leur troupes jusqu’à m<br />

24<br />

hommes pour les joindre<br />

aux Imperiales, ou de les faire agir separement, pour faire un’irruption en Baviere, et<br />

pour tout hazzarder pour la seureté de leurs etats, et pour mettre enfin les Bavarois à la<br />

raison, ce qui serà fort à propos, si on met cet dessein à l’epreuve bien tost, et à tems,<br />

car c’est costant que la France pretend d’agir à la Campagne prochaine offensivement,<br />

20 et que Liège, et Brisac seront les premiers objets de ses entreprises.<br />

On veut que le coup porté par la France au Duc de Lorraine, lors qu’il y songoit<br />

le moins, fait ovrir les yeux au Duc de Savoye, et qu’il pourroit songer à changer de<br />

Casacque, mais les affaires des Imperiaux sont si mal à present en Italie, que je ay de la<br />

peine à croire que ce Prince fasse queque pas ce que nous verrons en peu . . .<br />

9 Bourgois d’Hyldeseim: Zu den seit Oktober 1702 in Hildesheim herrschenden Feindseligkeiten<br />

zwischen Gilden und Rat, die Ende <strong>Dezember</strong> zu einem bewaffneten Tumult der Bürgerschaft geführt<br />

hatten, vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Febr. <strong>1703</strong>, S. 3–6 sowie Gebauer, Die Hildesheimer<br />

Unruhen vom Winter 1702/<strong>1703</strong> , 1917, v. a. S. 50–58. 11 fait marcher: Zur Besetzung Hildesheims<br />

durch cellische Truppen am 16. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> vgl. Schnath, a. a. O., S. 564. 14 lettres de Ratisbonne:<br />

nicht ermittelt. 15 resolution: vom 15. <strong>Dezember</strong> 1702 bzw. 8. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>; vgl. Monatlicher<br />

S t a a t s - S p i e g e l , Jan. <strong>1703</strong>, S. 40–60. Druck der Resolutionen ebd. S. 40–43 bzw. S. 58–60.<br />

21 coup: Das Herzogtum Lothringen sollte als Aufmarschgebiet für französische Truppen dienen und war<br />

bereits mit 10 000 Mann besetzt; vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Dez. 1702, S. 68 f. 22 Duc<br />

de Savoye: Viktor Amadeus II. trat erst im November <strong>1703</strong> der Großen Allianz bei; zur Vorgeschichte<br />

vgl. Danzer, Feldzug <strong>1703</strong> , 1878, S. 43–49.


N. 104 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 151<br />

Les Lettres de l’Haye du 9 ne nous apportent grand chose à cause que les lettres<br />

d’Angleterre avoient manqué par deux Ordinaires. On continue en Hollande le soin pour<br />

rendre les troupes completes, et pour avancer l’armement Naval. Outre la depence fixée<br />

pour l’equipage de cett’Année, l’on en fait encor une de 1 666 500 livres pour une Escadre,<br />

qui passerà incontinent en Angleterre avec douze cent hommes de debarquement, afin de 5<br />

joindre un plus grand nombre de Vaissaux, et de Troupes Angloises, dont on ne sait pas<br />

encore la destination au juste.<br />

M r Schmettau avoit de nouveau presenté deux grands memoires au sujet de la part,<br />

que son Maitre pretend aux Contributions, et au Canon pris à Wenlò, et à Ruremonde,<br />

demandant aussi la restitution tirées du Magazin de Wenlò pour le Siège de Keiserswert. 10<br />

Il y fait aussi connoitre, que son Roy est en possession de la Seigneurie de Monfort,<br />

qui venant du Prince Frideric Henry d’Orange, il ne croit pas que personne la lui puisse<br />

disputer; mais Messieurs les Etats jugent que c’est une infraction à leur droit d’executeurs<br />

des Testemens, puisque S. M. de Prusse les ayant reconnu comme tels, elle n’auroit dû<br />

entreprendre une telle affaire sans leur participation, et leur consentement. Faute d’autres 15<br />

novelles je suis 〈...〉<br />

Hannover ce 14 Janvier 1 7 0 3<br />

P. S. Je veux esperer Monsieur que vous ayés receu par M r Attilio mes deux Inscriptions,<br />

que je les lui ay envoyées par Mad e Bec. de Bousch, et que vous avés eu la<br />

bonté de les lire, corriger et les faire imprimer, si vous l’avés trové à votre gré, dont je 20<br />

attendrai votre advis par la poste future. On dit que la Reine serà icy le 22 du courrant.<br />

1 Lettres de l’Haye: nicht ermittelt, vgl. oben S. 149 Z. 6 Erl. 8 presenté: Die Denkschriften des<br />

brandenburg-preußischen Gesandten im Haag wurden nicht ermittelt. 9 son Maitre: König Friedrich<br />

I. 9 Wenlò . . . Ruremonde: Die holländischen Grenzfestungen in den Spanischen Niederlanden,<br />

seit 1701 von französischen Truppen besetzt, hatten am 23. September (Venlo) bzw. 7. Oktober 1702<br />

(Roermond) gegenüber preußischen und englischen Truppen kapituliert. 10 Siège: Die von französischen<br />

Truppen besetzte kurkölnische Festung Kaiserswerth war am 20. April 1702 von alliierten Truppen<br />

erobert worden. 11 connoitre: in Zusammenhang der Bemühungen Friedrichs I., seine Ansprüche auf<br />

das oranische Erbe durchzusetzen. 14 Testemens: <strong>Wilhelm</strong>s III. 18 Attilio: A. Ariosti.<br />

18 f. Inscriptions: die von Guidi (vgl. SV.) verfassten Panegyriken zu den Jahrestagen 1702 und <strong>1703</strong><br />

der preußischen Königskrönung. 19 Mad e Bec. de Bousch: vielleicht Eleonore Gottliebe von dem<br />

Bussche (?). 20 lire . . . imprimer: Während <strong>Leibniz</strong> (vgl. N. 116) eine Korrektur der Texte vornahm,<br />

lag die Sorge für die Drucklegung bei A. Ariosti; vgl. Guidis Briefe vom Februar. 21 serà icy: Königin<br />

Sophie Charlotte brach am 20. <strong>Januar</strong> nach Hannover auf.


152 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 105<br />

Madame l’Electrice me dit hier au soir que vous serés de retour en peu, je veux pourtant<br />

croire, que vous ne partirés devant la Cerimonie anniversaire, et que vous pourrés donner<br />

la main à ma petite affaire. Si vous me fairés la grace de les presenter au Roy, vous y<br />

pourrés ajouter queque bon mot à ma faveur, et donner du poid à la chose, pour la faire<br />

5 bien reussir. M r de Guerini a ecrit efficacement à M r le Comte de Wartenberg.<br />

A Monsieur Monsieur de Leibnitz Conseiller privé de S. A. E. de Brunsvic<br />

105. HENRIETTE CHARLOTTE VON PÖLLNITZ AN LEIBNIZ<br />

[Berlin, Mitte <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>]. [96. 184.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 735 Bl. 10–11. 1 Bog. 8 o . Goldschnitt. 1 2/3 S. auf<br />

10 Bl. 10. Eigh. Aufschrift auf Bl. 11 r o . Schwarzes Siegel.<br />

Le tems ne ma pas permis M r de vous ecrire plus tost[,] non seulement pour m’informer<br />

de l’estat de vostre santé mais beaucoup plus encor pour me plaindre de vous<br />

du billiet que vous m’avez envoié et que je vous renvois[.] il faut que vous aye[z] bien<br />

mechante oppinion de moy pour me croire aussy interessé que de vouloir un assurence<br />

15 d’un aussy honnet homme que vous et dont je distingue assurement le merite[.] vous me<br />

ferie[z] tort si vous doutie[z] de mes sentimens, j’espere de vous voire bien tost[.] c’est<br />

alors que je vous ferez des reproches plus sanglantes en n’attendent garde[z] vostre billet<br />

je ne l’exsige pas non plus se qu’il contient.<br />

Je suis<br />

20 Monsieur Vostre tres humble servente Pelnits<br />

Pour Monsieur Leibenitz<br />

1 serés de retour: <strong>Leibniz</strong>’ Rückreise, vorgesehen im Gefolge der Königin, verschob sich bis Ende<br />

Mai <strong>1703</strong>. 2 Cerimonie anniversaire: die Feierlichkeiten zum Krönungstag am 18./19. <strong>Januar</strong>.<br />

3 presenter au Roy: Durch <strong>Leibniz</strong>’ Vermittlung erhielt Guidi für seine Verse im Auftrag König Friedrichs<br />

I. eine goldene Medaille; vgl. N. 331. 5 Guerini: G. Querini. 5 ecrit: nicht ermittelt.<br />

Zu N. 105: K , die Antwort auf das gleichzeitig zurückgesandte Billet N. 96, ist noch vor der Abreise<br />

der Königin Sophie Charlotte und ihrer Begleitung am 20. <strong>Januar</strong> nach Hannover (vgl. N. 109) zu<br />

datieren.


N. 106 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 153<br />

106. LEIBNIZ AN MATTHIAS JOHANN VON DER SCHULENBURG<br />

Berlin, 17. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [107.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. 840 Bl. 31–33. 1 Bog. 1 Bl. 4 o . 5 1/3 S. Mit zahlreichen<br />

Korrekturen u. Ergänzungen.<br />

Monsieur Berlin 13 Janvier <strong>1703</strong> 5<br />

Je viens de recevoir tout presentement l’honneur de vostre ample lettre, mais avec<br />

ce deplaisir, qu’elle a esté ouverte à la poste icy et recachetée. Je ne say si les couverts<br />

que Vostre Excellence y auroit pû mettre auroient de rien servi, et peutestre ne les at-on<br />

point respectés. Je vois que pour faire moins regarder les lettres, il faut les cacheter d’un<br />

cachet fort simple et petit, et les adresser sous le couvert d’une personne où l’on n’attend 10<br />

rien, comme par exemple à quelque Recteur d’Ecole. Vostre ami et le mien n’a garde<br />

de se precipiter le moins du monde, surtout apresent. Il voit bien tout ce qui est à dire.<br />

Il souhaitte qu’on parle de luy dans les lettres le moins intelligiblement du monde. On<br />

l’entendra tousjours.<br />

Je n’ay compté Monsieur que sur vostre presence dans le Privilege, mais puisqu’il a 15<br />

este écrit, je vous supplie, de le tourner en sorte qu’on ne puisse point soubçonner que<br />

c’est moy. Ce qu’on ne fera que trop aisement, sur tout si le P. Vota parle en même temps<br />

de cela et de l’invitation de la Reine qui a tant parlé à M. Fleming du P. Vota.<br />

14 f. tousjours | Danach 4 Zeilen unlesbar gestr. | Je L<br />

Zu N. 106: Die nicht gefundene Abfertigung antwortet wohl auf einen der drei Schulenburgbriefe<br />

von Mitte bis Ende <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21), wobei deren bruchstückhafte Überlieferung keine Festlegung<br />

zulässt. Die Abfertigung unseres Stücks erfolgte — nach Zusatz des P. S. — frühestens am 17. <strong>Januar</strong><br />

<strong>1703</strong>. Aufgrund der Postlaufzeiten ist anzunehmen, dass sie sich mit N. 107 gekreuzt haben muss, wenngleich<br />

die jeweiligen Ausführungen zur künftigen Gestaltung des Briefverkehrs zunächst einen direkten<br />

Bezug vermuten lassen könnten. 11 ami: Es handelt sich um <strong>Leibniz</strong> selbst. In seinem Brief aus<br />

der ersten Novemberhälfte 1702 (I, 21) hatte er Schulenburg um Fürsprache bei König August II. von<br />

Polen/Sachsen wegen einer Übernahme in dessen Dienste gebeten; briefliche Nachrichten dazu sollten<br />

verdeckt erfolgen. 15 Privilege: Gemeint ist vermutlich das J. Th. Fritsch verliehene Kalenderprivileg;<br />

vgl. N. 107 u. Erl. 18 Reine: die preußische Königin Sophie Charlotte.


154 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 106<br />

Le Cardinal primat se dechaine terriblement contre le Roy, par des lettres qu’il écrit<br />

de tous costés. Dans une lettre à l’Evêque de Posnanie il semble exciter les Eveques<br />

à se joindre en Synode et fulminer des censures Ecclesiastiques. Il ne parle que de la<br />

persecution d’Eglise, mais toute la persecution consiste dans les rations qu’on demande<br />

5 à ses sujets. Il dit que les paysans Cosaques ont le coeur de resister à leur signeurs dont ils<br />

se disent opprimés, mais nous, dit il, qui sommes Evêques et gentilhommes, n’avons pas<br />

le courage de repousser le joug. En écrivant au Palatin de Siradie, il accuse le Roy, de tirer<br />

encor de la subsistance pour les trouppes qu’il a donnés à l’Empereur. Et en ecrivant<br />

à deux Generaux il temoigne de ne point esperer que le Roy fasse quelque demarche<br />

10 contre les Cosaques insinuant qu’on a appris par des lettres interceptées qu’il favorise<br />

ces rebelles. Ce qui me paroist une horrible Calomnie. Il souhaitte que les trouppes de<br />

la Republique estant venues à bout des Cosaques avec l’assistance des Tartares puissent<br />

l’esté qui vient estre employées à d’autres desseins. Il insinue clairement que c’est contre<br />

le Roy, dont il accuse obstinationem et libidinem omnia pacta legesque evertendi. On a<br />

15 dit que le Roy luy a envoyé un confident pour tacher de le regagner. Sa M té cependant<br />

comme dans la plus grande tranquillité du monde prepare un tres beau carousel. Dieu<br />

veuille que les Suedois ne troublent la feste. J’apprends que quelques regimens Saxons<br />

8 f. ecrivant (1 ) aux Generaux (2 ) | aux versehentlich nicht gestr., streicht Hrsg. | à deux Generaux<br />

L<br />

1 Cardinal primat: der Erzbischof von Gnesen A. M. S. Radziejowski. 1 Roy: August II.<br />

1 lettres: vgl. N. 109 mit zum Teil fast gleichlautender Beurteilung der Briefe. 2 l’Evêque: Ein Brief<br />

des Kardinalprimas an den Bischof von Posen, M. ´ Swi¸ecicki, wurde nicht ermittelt. 5 Cosaques:<br />

Gemeint ist der 1702 ausgebrochene Aufstand der Kosaken in der polnischen Ukraine. 7 Palatin de<br />

Siradie: Eine (mit Korrekturen von <strong>Leibniz</strong>’ Hand versehene) Abschrift des Briefes des Kardinalprimas<br />

an den Woiwoden von Sieradz, J. Chr. Pieni¸a˙zek, vom 8. <strong>Dezember</strong> 1702 liegt vor in LBr. 840 Bl. 144<br />

(dt. Übersetzung gedr.: T h e a t r u m Europaeum 16, 1717 (ad a. 1702), Sp. 1047b f.). 8 trouppes:<br />

die sächsischen Subsidientruppen im Spanischen Erbfolgekrieg, die unter der Führung Schulenburgs<br />

standen. 9 Generaux: Eine (mit Korrekturen von <strong>Leibniz</strong>’ Hand versehene) Abschrift des Briefes des<br />

Kardinalprimas an namentlich nicht genannte polnische Generäle (darunter wohl auch der Kronfeldherr<br />

H. Lubomirski; vgl. N. 109 Erl.) vom 2. <strong>Dezember</strong> 1702 liegt vor in LBr. 840 Bl. 145. 10 lettres<br />

interceptées: nicht ermittelt, erwähnt im Z. 9 Erl. genannten Brief an die polnischen Generäle; vgl.<br />

auch N. 109. 12 Republique: die polnische Adelsrepublik. 15 confident: Gemeint sein könnte<br />

der polnische Krongroßkanzler A. Chr. Zaluski, der seine Vermittlung zwischen August II. und dem<br />

Kardinalprimas angeboten hatte, oder der tatsächlich als Vermittler zum Einsatz gekommene päpstliche<br />

Nuntius F. Pignatelli. 17 J’apprends: Quelle nicht ermittelt.


N. 106 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 155<br />

ont esté envoyés en Lithuanie. Je ne say si le reste n’y tournera aussi au besoin, et<br />

medite peutestre quelque nouvelle 〈jonction〉, avec le Tzar. Ce parti ne seroit pas le<br />

moins raisonnable, pourveu qu’on puisse regagner le Tzar, que quelques uns disent que<br />

M. Patkul a un peu brouillé avec le Roy: mais on espere d’y remedier.<br />

Le Roy de Prusse est prest de mener 20 mille hommes au Rhin de ses propres forces 5<br />

adjoutant 7 000 hommes à ceux qu’il y a deja; si les Alliés luy en tiennent compte comme<br />

il faut. Il semble que Sa M té compte encor d’avoir deux bataillons de Wolfenbutel. On dit<br />

que le Roy de France renforce la grandeur de tous ses bataillons, cela forcera les autres<br />

d’en faire autant. Le Roy ne tirera rien de la Prusse pour cela, où il a 12 000 hommes<br />

des trouppes reglées des meilleures. 10<br />

Si un grand secours ne vous vient pas de la basse Allemagne ou du bas Rhin, je<br />

ne voy pas comment vous puissiés reduire l’Electeur de Baviere. Il faudroit donc qu’au<br />

mois de mars 20 000 hommes du bas Rhin par le moyen des voitures et bons ordres sur<br />

les chemins, se joignissent à ce que l’Empereur a sans cela et on sera seur de son fait, et<br />

previendra la France. Sans cela, je crains tout. Poussés y la Cour imperiale, Monsieur, si 15<br />

vous pouvés c’est l’unique salut. C’est meme un grand malheur, si on ne l’a deja mis en<br />

negotiation. Je voudrois qu’on promit et donnat quelque chose de la Gueldre au Roy de<br />

Prusse pour le charger de cette expedition. Cependant il faut des bonnes mesures, pour<br />

prevenir la France, afin qu’en absence de ces trouppes elle ne tombe pas sur la Hollande<br />

et le voisinage. Car les Anglois n’ont pû estre portés à augmenter les forces de terre. Ils 20<br />

semblent vouloir gagner quelque chose pour eux mêmes en Amerique, mais j’ay predit à<br />

ceux qui sont icy, qu’ils ne le garderont pas si la cause commune va mal.<br />

20 f. terre. (1 ) Il semble (2 ) Il semblent L korr. Hrsg.<br />

4 brouillé: Gemeint sind wohl im Winter 1702/03 am sächsisch-polnischen Hof kursierende Vermutungen,<br />

J. R. von Patkul, Motor der anti-schwedischen Koalition einst am Hofe Augusts II. und<br />

jetzt Peters d. Großen, arbeite auf einen Sonderfrieden Russlands mit Schweden hin; vgl. Y. Erdmann,<br />

Der livländische Staatsmann Johann Reinhold von Patkul, Berlin 1970, S. 148–154. 6 adjoutant:<br />

Zusätzlich zu dem sich aus den Verpflichtungen als Reichsstand und aus dem Krontraktat ergebenden<br />

Truppenkontingent versprach Brandenburg-Preußen, im Spanischen Erbfolgekrieg nach seinem aus<br />

dem Akzessionstraktat (<strong>Dezember</strong> 1702) folgenden Beitritt zur Großen Allianz weitere 7000 Mann zu<br />

stellen. 7 bataillons: Nach dem Braunschweiger Vergleich (1702) hatte Herzog Rudolf August dem<br />

Reichsheer 3200 Mann zugesagt; vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 374. 17 Gueldre: Die Festung<br />

Geldern wurde ab <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> bis zum Jahresende zunächst von holländischen, später von brandenburg-preußischen<br />

Truppen belagert.


156 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 106<br />

C’est une grande pitié, que la Resolution de l’Empire estant prise pour les 120 000<br />

hommes, au lieu de penser à les faire paroistre effectivement, on ouvre la boutique à<br />

Vienne, et prenant de sommes modiques d’argent, coutant, on decharge beaucoup princes[,]<br />

villes ou Estats. J’avois esperé que le grand danger feroit cesser ce mauvais me-<br />

5 nage. Mais enfin l’interest particulier est incorrigible, et cela fera fondre l’armée comme<br />

la neige. J’ose dire que cela sera la source de la ruine de l’Allemagne, et de tout le bon<br />

parti. Quelques puissans princes sont bien aises de ce trafic et se font assigner les petits<br />

cela ne seroit pas tout à fait mauvais s’ils en usoient bien, ne fouloient pas les petits et<br />

faisoient paroistre effectivement leur contingens et ceux des autres.<br />

10 J’avoue de n’avoir point veû de livre plus detaillé sur l’artillerie que celuy de Surirey.<br />

Mais je crois bien qu’il manque beaucoup et personne, Monsieur, en juge mieux que Vous.<br />

J’ay trouvé quelques observations sur la force des mines, que je n’ay point remarquées<br />

ailleurs. Les roues de fer battu dont il parle me plaisent beaucoup. Coehorn se sert<br />

maintenant de quantité de petits mortiers portatifs fort legers. Un ingenieur est venu<br />

15 icy qui jette du feu liquide avec une espece de seringue. Cela pourroit servir à defendre<br />

un lieu étroit par cette pluye de feu. Le feu Gregeois estoit approchant de cela mais ces<br />

bombes qui contiendroient ce feu liquide feroient peut estre mieux la meme 〈chose〉. On<br />

trouve par les anciennes descriptions du feu Gregeois que s’estoit en effect la composition<br />

de la poudre non grainée, melée avec quelques drogues attachantes.<br />

20 Je ne manqueray pas de marquer vos devotions à la Reine et de faire vos complimens<br />

à M lle de Pelniz. Tout part ensemble pour Hanover le 20 et je seray de la suite. Monsieur<br />

le General Feldmareschal de Wartenslebe venu de Gotha commande toutes les forces du<br />

10 celuy de (1 ) S. Remy (2 ) Surirey L<br />

1 Resolution: Beschluss des Reichstags zu Regensburg vom 4. <strong>Dezember</strong> 1702; vgl. Monatlicher<br />

S t a a t s - S p i e g e l , Dez. 1702, S. 3–8. 10 Surirey: P. Surirey de Saint Remy, Memoires d’Artillerie,<br />

1697; vgl. Schulenburgs Brief vom 30. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) sowie bereits I, 17 N. 268.<br />

12 observations: ebd. Bd 2, S. 148–187. 13 Coehorn: M. van Coehoorn, Nieuwe Vestingbouw, [1695];<br />

gemeint ist vermutlich die Auflage von 1702. Angesprochen sein könnten auch Coehoorns Aktionen<br />

während der Belagerung von Bonn. 14 ingenieur: nicht ermittelt. 18 descriptions: vgl. Ch. Du<br />

Cange sieur Dufresne, Glossarium ad scriptores mediae et infimae graecitatis, 1688, S. 1275. Vgl. auch<br />

E. Eickhoff, Seekrieg und Seepolitik zwischen Islam und Abendland, Berlin 1966, S. 143 f. 21 Pelniz:<br />

Henriette Charlotte von Pöllnitz. 21 seray . . . suite: Tatsächlich kehrte <strong>Leibniz</strong> aufgrund seines<br />

Beinleidens nicht im Gefolge Königin Sophie Charlottes, sondern erst Anfang Juni <strong>1703</strong> nach Hannover<br />

zurück; vgl. z. B. N. 109.


N. 106 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 157<br />

Roy de Prusse. Il paroist avoir beaucoup de merite dans le mestier, de plus il est bon<br />

courtisan encor, et traitant tout le monde avec douceur. Mais M. le Baron de Heide plus<br />

vieux general a quitté le service aussi tost que le Roy a pris M. de Wartenslebe. On avoit<br />

crû qu’il se retireroit, estant riche et âgé, mais on a esté surpris qu’il a pris le service des<br />

Estats. 5<br />

Le Prince Royal est admirable, et tres porté à approfondir le metier de la guerre.<br />

C’est là son plus grand plaisir, qui luy tient lieu de dansés et de mascarades. Jugés s’il<br />

est bien mené, où il pourra aller. Le Comte de Dona son Gouverneur et ministre d’Estat<br />

du Roy est asseurement homme d’un grand merite. Je suis avec attachement<br />

Monsieur de vostre Excellence le treshumble et tres obeissant serviteur 10<br />

<strong>Leibniz</strong>.<br />

Comme je vay bientost à Hanover avec la Reine, et y resteray ordinairement, j’attendray<br />

là vos ordres. Mais il ne faudra presque point toucher du tout ny l’amy ny autre<br />

chose de cette nature.<br />

Berlin 17 Janvier <strong>1703</strong> 15<br />

P. S. 1 Ce que vous dites, Monsieur, sur la fortification est merveilleux et marque<br />

combien vous avés approfondi la matiere. On m’a communiqué un plan de la forteresse<br />

de Nieu-Brisac, avec quelques profils[.] A considerer cela je trouve que la place d’armes<br />

dans l’angle rentrant de la contrescarpe fait un flanc de 18 toises pour de la mousqueterie;<br />

mais il faudroit mieux y avoir quelque canon encor. Les traverses à parapet aussi qui 20<br />

sont dans le chemin couvert paroissent utiles. Quant à la retraite, il y a des degrés<br />

pour descendre en bas, et si c’est un fossé d’eau ils trouvent prest un bateau couvert à<br />

l’épreuve des bombes, pour se retirer de la contrescarpe dans la demilune. Cette demilune<br />

est double[,] et il y en a partout devant les courtines. Suit le corps de la place, composé<br />

de bastions et de tenailles au lieu de courtine. Ces tenailles basses sont proprement pour 25<br />

1 〈Darüber von L e i b n i z ’ Hand:〉 P. S. de ma lettre à M. de Schulembourg<br />

3 quitté: im September 1702. 3 pris: A. H. von Wartensleben war am 19. August 1702 zum Generalfeldmarschall<br />

ernannt worden. 6 Prince: Friedrich <strong>Wilhelm</strong>. 8 Comte: A. zu Dohna-Schlobitten.<br />

16 dites: in Schulenburgs Brief von Mitte <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21). 18 Nieu-Brisac: Neu-Breisach.


158 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 107<br />

le fossé. Mais le bastion consiste dans ses contregardes ou faces, dans le flancs, où il y a<br />

quelque canon caché, et dans les tours bastionnées de massonnerie, qui sont en dedans<br />

et forment comme un retranchement. Il est vray que je n’y trouve pas assez de canon.<br />

La contregarde est couverte de mousqueterie, et cette defense est bonne contre les coups<br />

5 de main, mais outre qu’on peut fort incommoder ces mousquetaires avec la grêle des<br />

mortiers portatifs; le principal est la defense du Canon. Et en cela il me semble que cette<br />

fortification n’abonde pas, et n’est capable d’empecher les grandes batteries.<br />

Je vous demande pardon si je parle de cette matiere comme un aveugle parleroit des<br />

couleurs. Car je n’en ay aucune practique. Cependant j’y suis entré pour vous obeïr etc.<br />

10 107. MATTHIAS JOHANN VON DER SCHULENBURG AN LEIBNIZ<br />

Pisek, 19. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [106. 162.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 840 Bl. 34–35. 1 Bog. 4 o . 4 S. Auf Bl. 34 r o oben von<br />

<strong>Leibniz</strong>’ Hand: ” repondu‘‘ sowie ” NB. La croix de S. Jean‘‘.<br />

Monsieur Pilseck ce 19 me de janv [1]703<br />

15 Je commence par vous dire que j’ai recu toutes vos lettres, que vous m’avez ecrit<br />

depuis l’Eté passé jusqu’à present sur quoy vous pouvez conter. j’espere que les miennes<br />

vous auront eté de meme et à l’avenir nous les marqueront, l’affaire de votre Amis est<br />

venué apres mon depart à ma connoissance dont j’ai eté plus que faché, j’en ai cependant<br />

ecrit et sur tout de ce qui regarde le libraire à Leipzig, j’en auray peutetre reponce[,] sans<br />

Zu N. 107: K kreuzte sich vermutlich mit N. 106 und antwortet pauschal auf <strong>Leibniz</strong>’ Briefe aus den<br />

letzten Monaten (vgl. die Korrespondenz in I, 21) und geht dabei speziell auf den aus der ersten Novemberhälfte<br />

1702 ein. <strong>Leibniz</strong> antwortet mit einem nicht gefundenen Brief, der Schulenburg möglicherweise<br />

nicht oder erst verspätet erreichte (vgl. N. 162). 13 croix . . . S. Jean: Zu Schulenburgs Bemühungen um<br />

Aufnahme in den Johanniterorden vgl. N. 244. 15 lettres: vgl. die Korrespondenz in I, 21. Die Bemerkung<br />

bezieht sich wohl auf von <strong>Leibniz</strong> und Schulenburg gleichermaßen geäußerte Befürchtungen, Briefe<br />

könnten verloren gehen; vgl. z. B. die im November/Anfang <strong>Dezember</strong> gewechselten Briefe. 16 les<br />

miennes: vgl. die Korrespondenz in I, 21. 17 Amis: <strong>Leibniz</strong> und seine Bestrebungen um Übernahme<br />

in den Dienst Kursachsens. Im Brief aus der ersten Novemberhälfte 1702 hatte <strong>Leibniz</strong> Schulenburg um<br />

Unterstützung gebeten; vgl. auch N. 106 in unserem Bande. 18 depart: nach Böhmen. 19 libraire:<br />

J. Th. Fritsch. An dem ihm 1699 verliehenen Kalenderprivileg bekundete <strong>Leibniz</strong> eigenes Interesse; vgl.<br />

<strong>Leibniz</strong> an Schulenburg, 28. November 1702 (I, 21) u. Erl.


N. 107 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 159<br />

cela j’ecris une seconde fois, et on verra ce qui en arrivera sans qu’il soit fait mantion de<br />

votre Amis, qui ne se doit pas precipiter, ni s’engager qu’à bons enseignes. le temp nous<br />

fournira de bonnes occasions et nous ne manquerons pas d’en profiter. j’ai fait une faute<br />

de ce coté là. c’est ce qui fait que j’en avertis mes Amis, apres cela je vous diray que<br />

d’entretenir un commerce de lettres avec ses Amis c’est un de plus grand plaisir de la vie 5<br />

sur tout avec vous Monsieur, j’aurois à vous parler de bien des affaires, mais cela ne se<br />

peut presentement, je voudrois payer quelque chose de bon et avoir le plaisir de vous voir<br />

une couple d’heure par semaines, voila le Prince Eugene hors d’Italie. cela ne laissera<br />

pas d’animer les François, et fera agir les notres avec moins de confiance, si les François<br />

entendoient ce metier à fond, et qu’il y eut parmis Eux quelque grand General cette 10<br />

affaire finiroit mal, ils demandent avec instance la paix ou du moins qu’on fasse sortir les<br />

armées de part et d’autre d’Italie, vous scavez les propositions que les Anglois font pour<br />

avoir quelques ports sur la mer adriatique, les Pantalons en seroient bien embarrassés.<br />

Les resolutions que le Portugal prendra en cette affaire ici sont de consequance, Elles<br />

donneront un grand branle aux affaires. on croidt que le Prince Eugene commandera le 15<br />

corp de Troupes qui attacquera la Baviere du coté de Passau, il m’a fait l’honneur de<br />

m’ecrire une longue lettre en alleman où il se sine Eugenio fan Savoye, vous voyez comme<br />

il s’eloigne de tout ce qui approche du François. on croidt qu’il y a quelque mistere en<br />

l’opiniatré de l’Electeur de Baviere on le verra bientost car j’ai ordre de marcher bientost<br />

du coté de Passau, si ce Prince tient ferme il est sur qu’il se repose sur la diversion des 20<br />

François, de meme que sur celle des Suedois, car sans cela il ne pourroit pas songer de<br />

resister aux Troupes qui iront l’attacquer, et moins encor par la situation de son pais;<br />

je vous manderay tout ce qui arrivera là dessus, comment iront les affaires en Pologne,<br />

on me dit en confidance que le General Flemming pourroit aller comme Ambassadeur en<br />

Moscovie et y commander l’armée, et que l’on songoit à faire la guerre en plus que jamais, 25<br />

les preparatifs et les grandes forces sont necessaires pour la guerre, j’avoue que c’est<br />

8 hors d’Italie: Zur Verbesserung der Situation der kaiserlichen Armee in Italien hatte Prinz Eugen<br />

von Savoyen für mehrere Monate die Truppe verlassen und war nach Wien gereist; vgl. Braubach,<br />

Prinz Eugen, 1, 1963, S. 358–368. 9 les notres: die Reichstruppen im Spanischen Erbfolgekrieg.<br />

12 propositions: Zur Forderung Englands nach Flottenpräsenz im Mittelmeer vgl. Monatlicher<br />

S t a a t s - S p i e g e l , Sept. 1702, S. 108. 13 Pantalons: die Republik Venedig. 14 resolutions:<br />

Das Bündnis Portugals mit den Seemächten wurde erst im Mai <strong>1703</strong> geschlossen; zum Vorfeld vgl. die<br />

Berichte in Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Jan. – April <strong>1703</strong>. 17 lettre: nicht ermittelt.<br />

22 situation: Zur sich gegen Kurfürst Max Emanuel richtenden Stimmung in Bayern im Winter 1702/03<br />

vgl. Hüttl, Max Emanuel, 1976, S. 337 f. 24 pourroit aller: zu diesem Gerücht vgl. auch N. 34.


160 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 108<br />

quelque chose d’essentiel mais il faut encor outre cela de la ruse beaucoup, une grande<br />

et parfaite connoissance et intelligance des affaires de guerre, et une extreme diligance<br />

parmis les officiers et meme dans les soldats, avec cela il faut Etudier les manieres et les<br />

sçavoir faire, des Ennemis sur tout du chef[.] tout ceci fait les trois quarts du General et je<br />

5 suis sur qu’il n’y a rien de si facile que d’attrapper le Roy de Suede et de le faire donner<br />

dans le panneau. mais si peu de gens ont un vray jugement en ce qui font, reflechissent<br />

sur le passé, se laissent eblouir par l’avenir et negligent par la present combien des gens<br />

est ce qui je connois qui s’amusen des bagetelles, et qui sont chargé de bien des affaires.<br />

ils les gateront au lieu de les redresser. je suis tout à vous<br />

10 Schou.<br />

108. JOHANN CASPAR VON BOTHMER AN LEIBNIZ<br />

Den Haag, 19. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [446.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 97 Bl. 22–23. 1 Bog. 4 o . Goldschnitt. 2 2/3 S. Mit<br />

geringfügigen Korrekturen. Eigh. Anschrift.<br />

15 à la Haye ce 19 me Janvier <strong>1703</strong><br />

Je vous suis extremement obligé Monsieur de l’honneur de vostre lettre du 6 me et<br />

des veux qu’elle contient pour moy à l’occasion de cette nouvelle anné, j’en fais reciproquement<br />

pour vostre prosperité souhaitant que cette année et une longe suite d’autres<br />

soient remplies pour vous de tout ce qui peut vous rendre parfaitement content.<br />

20 Je crains avec vous M r que les affaires finiront tres mal pour l’Empereur en Italie[,]<br />

toute la resource consiste dans la reduction de l’Electeur de Baviere, la France fait tout<br />

son possible pour soutenir ce Prinsce pendant que les preparatifs qu’on fait contre luy<br />

n’avancent que selon la lenteur ordinaire, cela donne lieu de craindre que le Prinsce<br />

Eugene ne pourra pas se soutenir assés longtems en Italie pour attendre le soulagement<br />

25 qui doit luy venir par la dite reduction de l’Electeur de Baviere. On peut aisement prevoir<br />

les mauvaises suites qu’une telle fin de la guerre en Italie pourroit avoir sur les operation<br />

Zu N. 108: K antwortet auf den Z. 16 erwähnten, nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom 6. <strong>Januar</strong><br />

<strong>1703</strong>, der Bothmers Schreiben vom 29. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) erwiderte. Eine Antwort ist nicht überliefert.<br />

20 les affaires: Nach dem für die französisch-spanische Seite erfolgreichen Feldzug des Vorjahres<br />

in Oberitalien befand die kaiserliche Armee sich dort Anfang <strong>1703</strong> in einer ungünstigen Ausgangslage.<br />

21 la reduction . . . Baviere: Anfang September 1702 war Bayern unter Kurfürst Max Emanuel auf Seiten<br />

Frankreichs in den Spanischen Erbfolgekrieg eingetreten.


N. 109 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 161<br />

de la campaigne prochaine tant en Alemaigne qu’icy. On travaille cependant icy à une<br />

augmentation de m<br />

20 hommes supposant que l’Angl. y concourrera pour une motié.<br />

Vous scavés sans doute que le Pape a fait faire compliments par un Dominicain au<br />

Roy de Suede sur ses succés en Pologne, cela me paroit une invention du Cardinal pour<br />

disposer ce Prinsce à avoir plus de veneration pour les choses sacrées comme sont ses 5<br />

terres et celles de ses confreres que le Roy Auguste n’en a montré. Nous sommes à la<br />

veille d’entendre parler de l’attaque de Trarbach, je souhaite qu’elle reuscisse et seray<br />

toujours parfaitement<br />

Monsieur vostre tres humble et tres obeissant serviteur Bothmer.<br />

à M r de Leibnitz 10<br />

109. LEIBNIZ AN JAKOB HEINRICH VON FLEMMING<br />

Berlin, 20. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [87. 171.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. 271 Bl. 21–22. 1 Bog. 2 o . 3 S. Mit zahlreichen Korrekturen<br />

und Ergänzungen. Bibl.verm. Eigh. Anschrift.<br />

A son Excellence Monsieur le Comte de Fleming 15<br />

General de la Cavalerie de Sa Majesté le Roy de Pologne T h o r n<br />

Monsieur Berlin 20 januar <strong>1703</strong><br />

Aussi tost que j’ay eu l’honneur de recevoir la lettre de V. E. j’ay fait vostre compliment<br />

à la Reine, qui vous en remercie, et qui aura bien du plaisir de vous voir à Hanover,<br />

2 augmentation: zur genannten Vermehrung der alliierten Truppen vgl. Danzer, Feldzug <strong>1703</strong> ,<br />

1878, S. 124–126. 3 f. le Pape. . . Suede: zur Audienz des Dominikanermönches Augustinus Levesius<br />

bei König Karl XII. im Auftrag Papst Clemens XI., in der es u. a. um die Schonung der Kirchengüter<br />

in Polen nach den schwedischen Eroberungen im Rahmen des Nordischen Krieges ging, vgl. Monatlicher<br />

S t a a t s - S p i e g e l , Jan. <strong>1703</strong>, S. 120 f.; vgl. auch N. 85. 4 Cardinal: A. M. S. Radziejowski, Kardinalprimas<br />

von Polen. 6 Roy Auguste: König August II. von Polen. 7 l’attaque de Trarbach: Am<br />

23. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> gelang es den Alliierten, die Stadt Trarbach einzunehmen; das Schloss blieb bis Ende<br />

1704 französisch besetzt (vgl. N. 113 u. Erl.).<br />

Zu N. 109: Die nicht gefundene Abfertigung antwortet auf N. 87. Eine Antwort scheint nicht erfolgt<br />

zu sein; vor dem nächsten überlieferten brieflichen Kontakt ist ein Zusammentreffen in Berlin in der<br />

ersten Märzhälfte (vgl. N. 171 mit Erl.) zu erschließen. Dort hielt sich Flemming (mit Unterbrechungen)<br />

von Anfang Februar bis Mitte März als Unterhändler Augusts II. für ein anti-schwedisches Bündnis auf.


162 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 109<br />

j’en ay ecrit aussi à Mad. l’Electrice qui sera sans doute dans les mêmes sentimens,<br />

Tout est parti aujourd’huy. Le Roy pour Oraniebourg, d’où il ira à Potsdam et delà à<br />

Magdebourg où l’on dit que sa fille viendra; et la Reine, le Prince Royal, Duchesse, à<br />

Hanover; Mad. la GrandeChambellane est aussi de la suite. Je suis tombé malade depuis<br />

5 3 semaines et plus, et mon appetit est derangé, ainsi je suivray tout doucement et j’espere<br />

de me remettre cet hyver[.] Mons. Cortholt est infiniment obligé de la bonté que V. E. a<br />

eue et de ce qu’elle mande dans la lettre à moy. Il tachera d’en profiter aussi tost qu’il<br />

luy sera possible. Et il compte de voir V. E. puisqu’elle fait esperer qu’elle fera le voyage<br />

de la haute et de la basse Saxe. Ainsi il remet tout à cela les lettres ne servant point<br />

10 d’avantage.<br />

Je me suis servi des raisons de la lettre de V. E. pour disposer avec un Ministre<br />

de cette Cour, tres habile homme sans doute et fort vostre serviteur. Et j’ay fait voir<br />

clairement, que ce seroit faire tort au Roy, que de luy donner un Phore perpetuel tel<br />

comme le primat de Gnesna, qui n’a point de pouvoir dans le Civil, plus qu’un autre<br />

15 senateur, tant qu’il y a un Roy. Il semble qu’au bout du compte, ce n’est pas tant la<br />

Republique dont on apprehende le desaveu, que la Suede dont on craint le ressentiment<br />

dans ces conjonctures delicates si l’on rend l’artillerie puisque les Suedois à ce qu’on croit<br />

pourroient soubçonner quelque intelligence. Mais on est obligé d’alleger des raisons de<br />

justice pour . On dit que le Ministre Suedois a declaré à la diete de Ratisbonne,<br />

20 que son maistre auroit six vingt mille hommes contre ses ennemis l’année qui vient. Je<br />

2 f. d’où . . . viendra erg. L 5 et plus erg. L 5 derangé | et (1 ) des (2 ) quelque fluxion froide<br />

est tombée sur la hanche 〈mais〉 gestr. | , ainsi L 7 dans . . . moy erg. L 9 f. à cela (1 ) pour ne point<br />

toucher l’affaire (a) dans des (b) dans (c) d’avantage dans des lettres, estant bien aise qv’on l’ignore<br />

encor icy | et ne jugeant pas gestr. | (2 ) les lettres . . . d’avantage L 17 dans . . . delicates erg. L<br />

17–19 puisque . . . pour Satz bricht ab erg. L 18 qui pourroient L ändert Hrsg.<br />

1 ecrit: in N. 8. 3 fille: Luise von Brandenburg-Preußen, Gemahlin des Erbprinzen Friedrich<br />

von Hessen-Kassel. 3 Duchesse: Herzoginwitwe Elisabeth Sophie von Kurland; vgl. N. 6. 4 Mad.<br />

la GrandeChambellane: Catharina Kolbe von Wartenberg. 6 Mons. Cortholt: Es muss offen bleiben,<br />

ob damit Flemmings Klient H. Chr. Kortholt (vgl. N. 130) gemeint ist oder <strong>Leibniz</strong> selbst, der dessen<br />

Namen zur Tarnung seiner eigenen Angelegenheiten verwandte; vgl. z. B. N. 199. Ein Brief Kortholts<br />

an <strong>Leibniz</strong> ist aus diesem Zeitraum nicht überliefert. 11 Ministre: nicht identifiziert. 13 Roy:<br />

August II. von Polen. 14 primat: der Kardinalprimas A. M. S. Radziejowski, Erzbischof von Gnesen.<br />

16 Republique: die polnische Adelsrepublik. 19 Ministre: G. F. von Snoilsky.


N. 109 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 163<br />

m’imagine qu’on comprend sous cela les forces de la Suede et de la Finnonie, qu’on va<br />

opposer aux Moscovites. Cela ne laissera pas d’incommoder terriblement les pays.<br />

On a vû icy une grêle de lettres du Cardinal, qui sont en effect contre le Roy. Il semble<br />

que son but est de sonner le toxin; et peut estre même d’irriter le Roy pour faire quelque<br />

demarche prejudiciable. Mais c’est en cela que je suis bien asseuré qu’il se trompe, le 5<br />

Genie de sa M té estant trop superieur pour le laisser emouvoir au gré d’autruy. Il fait<br />

rire lors que dans la lettre à l’Eveque de Posnanie, il ne parle que des persecutions de<br />

l’Eglise, des synodes et des censures Ecclesiastiques pour les reprimer et qu’on trouve au<br />

bout du compte que tout se reduit à tant de rations qu’on a demandé pour la subsistance<br />

des soldats. Veut il que les gens des Ecclesiastiques soyent exemts des charges publiques 10<br />

contre la coustume establie, ou veut il qu’on garde tout pour les Suedois qui l’avalleront<br />

enfin sans scrupule. Je crois que les bons offices du Nonce seront tousjours utiles au roy<br />

pour tenir Messieurs les Prelats de Pologne dans la moderation.<br />

Le Cardinal en monstre si peu, qu’il ne fait point difficulté de tirer au argument du<br />

soulevement des Cosaques, ces paysans (dit il) se revoltent contre leur seigneurs dont ils 15<br />

se croyent opprimés; et nous qui sommes Evesques et Gentilhommes, n’avons point le<br />

coeur de secouer le joug qu’on nous impose contre la liberté de l’Eglise et de l’Estat. Il<br />

accuse le Roy dans une lettre je crois au Palatin de Siradie de faire encor payer en Pologne<br />

la subsistance des trouppes qu’il a prestées à l’Empereur. Chose que je crois odieusement<br />

8 des synodes . . . reprimer erg. L 10–12 Veut . . . scrupule erg. L 13 f. moderation. | En<br />

ecrivant au palatin de 〈—〉 Siradie (1 ) le Cardinal semb bricht ab (2 ) et aussi à l’Eveque de Posnanie,<br />

il gestr. | Absatz Le Cardinal L<br />

3 lettres: Außer den unten Z. 18, S. 164 Z. 1 und S. 164 Z. 16 genannten Texten befindet sich im<br />

<strong>Leibniz</strong>-Nachlass die Abschrift eines Briefes des Kardinalprimas vermutlich an den preußischen König<br />

Friedrich I. vom 5. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> (LBr. 209 Bl. 2–3). 7 lettre . . . Eveque: Ein Brief des Kardinalprimas<br />

an den Bischof von Posen, M. ´ Swi¸ecicky, wurde nicht ermittelt. 12 Nonce: der mit dem Versuch einer<br />

Vermittlung zwischen August II. und dem Kardinalprimas im <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> betraute päpstliche Nuntius<br />

in Polen, F. Pignatelli. 15 soulevement: der 1702 ausgebrochene Kosakenaufstand in der polnischen<br />

Ukraine. 18 lettre: Eine (mit Korrekturen von <strong>Leibniz</strong>’ Hand versehene) Abschrift des Briefes des<br />

Kardinalprimas an den Woiwoden von Sieradz, J. Chr. Pieni¸a˙zek, vom 8. <strong>Dezember</strong> 1702 liegt vor in<br />

LBr. 840 Bl. 144 (dt. Übersetzung gedr.: T h e a t r u m Europaeum 16, 1717 (ad a. 1702), Sp. 1047b f.).<br />

19 trouppes: die sächsischen Subsidientruppen im Spanischen Erbfolgekrieg.


164 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 109<br />

inventée et plus encor l’imputation qu’il insinue en écrivant aux deux Generaux, comme<br />

si le Roy favorisoit la rebellion des Cosaques suivant je ne say quelles lettres interceptées.<br />

Cependant je crois bien que le Roy n’aime pas la destruction de tant de ses sujets. Et il<br />

est estrange que le premier Ecclesiastique du Royaume qui doit estre plein de sentimens<br />

5 chrestiens et contraire à la destruction et effusion de sang, ose consulter, qu’on abandonne<br />

aux Tartares tant de milliers de Chrestiens pour estre les vieux massacrés, et les jeunes<br />

trainés esclaves chez les Mahometans, et exposés à perdre la foy. Un Pape severe comme<br />

Innocent XI. auroit sans doute fait une belle Mercuriale à un tel prelat. Et je ne crois<br />

point que Clemens XI approuveroit son Conseil, s’il en estoit informé. Le Cardinal parle<br />

10 aussi de quelque illegalité pretendue comme si le Roy apres son voyage secret contraire<br />

aux loix avoit fait eclater son retour par une collation precipitée des s[c]eaux donnés à<br />

l’Eveque de Warmie et à un autre contre l’alternative et l’incompatibilité. Il me semble<br />

d’avoir oui dire que regulierement le Grand Chancelier et le Vice Chancelier doivent<br />

estre Ecclesiastiques et seculiers alternativement. Peut estre que le Roy a crû que dans<br />

15 des conjonctures importantes cette loy recevoit de la dispense.<br />

Je viens de voir la lettre du marquis de Torcy au Cardinal. On y confond l’arrest<br />

de M. de Bonnac, et celuy de Mons. du Heron comme s’ils estoient de même qualité.<br />

S’il est vray comme on asseure, que M. du Heron a cabalé contre la personne du Roy;<br />

8–15 Et je . . . dispense erg. L<br />

1 Generaux: Eine (mit Korrekturen von <strong>Leibniz</strong>’ Hand versehene) Abschrift des Briefes des Kardinalprimas<br />

an namentlich nicht genannte polnische Generäle vom 2. <strong>Dezember</strong> 1702 liegt vor in LBr. 840<br />

Bl. 145. Zu den Adressaten dürfte auch der Krongroßfeldherr H. Lubomirski zählen, dessen vorangehender<br />

Brief an den Kardinalprimas paraphrasiert ist in T h e a t r u m Europaeum 16, 1717 (ad a. 1702),<br />

Sp. 1025a f. 9 parle: Gemeint ist der S. 163 Z. 18 angesprochene Brief an den Woiwoden von Sieradz.<br />

10 voyage secret: der geheime Aufenthalt Augusts II. in Dresden vom 10.–18. November 1702; vgl. <strong>Leibniz</strong><br />

an Schulenburg, 5. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) Erl. 12 l’Eveque: der Bischof von Ermland, A. Chr.<br />

Zaluski, polnischer Großkanzler. 12 autre: nicht ermittelt. 16 lettre: Eine Abschrift des Briefes<br />

J.-B. Colberts, marquis de Torcy, an den Kardinalprimas vom 3. <strong>Dezember</strong> 1702 liegt vor in LBr. 840<br />

Bl. 29–30. 16 f. l’arrest . . . du Heron: Die französischen Gesandten in Schweden bzw. Polen, J.-L.<br />

d’Usson, marquis de Bonnac, und Ch.-F. de Caradas, marquis Du Heron, agierten für ein Bündnis zwischen<br />

Polen und Frankreich nach vorangehendem Friedensschluss mit Schweden. Bonnac war aufgrund<br />

seines für Polen nicht gültigen Passes kurz arretiert worden. Ungefähr gleichzeitig war Du Héron, der<br />

eine Aufforderung, das Land zu verlassen, ignoriert hatte, am 10. November 1702 in Warschau inhaftiert<br />

und bis zur Abschiebung nach Frankreich festgehalten worden; vgl. T h e a t r u m Europaeum 16, 1717<br />

(ad a. 1702), Sp. 1042b sowie <strong>Leibniz</strong> an Schulenburg, 28. November 1702 (I, 21) u. Erl.


N. 109 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 165<br />

peut on s’imaginer que le droit des gens et les privileges des Ministres publics forcent<br />

à souffrir un ennemi dans le sem. Personne les a jamais étendu jusqu’à ce point là. Et<br />

le Roy de France sait bien ce qui se doit practiquer, luy qui a fait saisir et mener hors<br />

de son royaume un Nonce du Pape seulement par vangeance. Je m’imagine que le Roy<br />

aura publié ou publiera encor quelque petit mot en forme de Manifeste, qui fasse voir ses 5<br />

raisons sur ce point, qui paroissent invincibles. La formalité du droit des gens semble le<br />

demander car autrement la France fait l’ignorante, et continue ses plaintes en public. Le<br />

Cardinal ne fait cependant voir que trop, que la France luy tient tousjours fort au coeur,<br />

puisque dans ces lettres il declame tant contre cet enlevement de M. du Heron.<br />

Quand j’auray l’honneur de vous voir à Hanover je vous monstreray Monsieur, une 10<br />

lettre interceptée du Marquis de Bethune au Cardinal d’Estrées au sujet du Cardinal<br />

Radziewski, qui alloit alors à Rome, au Conclave, où fut elû Alexandre VIII. Cette<br />

lettre fait un pourtrait fort estrange de ce Cardinal Polonnois. Elle a esté dechiffrée en<br />

Angleterre.<br />

Le Ceremoniel ayant esté establie et reglé entre les deux Rois M. d’Alefeld a enfin eu 15<br />

son audience publique, en qualité d’Envoyé extraordinaire du Roy de Dannemarc debout<br />

et decouvert, le Roy de Prusse estant assis et couvert. Cela se fit quelques jours avant<br />

les solennités de l’anniversaire et des chevaliers de l’Aigle noire qui se passerent le 18 et<br />

19, M. Ursinus a beni l’ordre en qualité d’Eveque, le Roy enfin l’ayant declaré tel sa vie<br />

durant. Mais sa M té ne determine pas si apres cela elle gardera des Evêques. 20<br />

6 f. La formalité . . . public erg. L 10–14 Quand . . . Angleterre erg. L 15 entre (1 ) le Roy<br />

de Dannemarc et celuy de Prusse (2 ) les deux Rois L<br />

2 sem: Sejm. 4 Nonce: C. Piccolomini, am 12. September 1662; vgl. ebd. u. Erl. 11 lettre<br />

interceptée: Eine Abschrift des Briefes des französischen Gesandten in Polen F.-G. marquis de Bethune an<br />

Kardinal C. d’Estrées vom 6. September 1689 samt Dechiffrierung und Schlüssel (gedr.: J. Wallis, Opera<br />

mathematica, 3, 1699, S. 662–667) liegt vor in LBr. 974 Bl. 8–13. 12 Conclave: 1689. 13 dechiffrée:<br />

durch J. Wallis, der das Material 1697 an O. Mencke sandte; vgl. I, 14 N. 144. 15 Alefeld: H. H.<br />

von Ahlefeldt. 19 declaré: Trotz fehlender Weihe war Oberhofprediger B. Ursinus als einer der<br />

Konsekratoren bei der preußischen Königskrönung 1701 als Bischof aufgetreten (vgl. I, 19 N. 186, S. 379<br />

” traité et consideré en Eveque pour cette fonction‘‘). Zur Diskussion darum vgl. I, 19 N. 157, N. 171 u.<br />

N. 186.


166 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 109<br />

Le dessein du Roy de Prusse est tousjours d’agir avec 20 000 hommes mais il n’y a<br />

rien encor de concerté avec les Hauts Alliés. Le Cercle de Westfalie cependant est entré<br />

dans la grande Alliance. Mais toutes ces accessions ne signifieront pas grand chose, si<br />

les Allemands ne feront pas assez d’efforts à leur depens. Car il n’est point possible que<br />

5 l’Angleterre et la Hollande seules puissent porter presque tout le fardeau.<br />

Bien des gens pretendent que les trouppes de Pologne et Saxe ne resisteront point aux<br />

Suedois, et cederont partout quand ils les verront venir, presque tout estant maintenant<br />

trop inegal. Je me rapporte à ce qui en est, mais il ne me paroist pas que les affaires<br />

seroient perdues pour cela: Puisqu’il me semble que le Roy pourroit faire tout marcher en<br />

10 Lithuanie, et s’y joindre avec une armée du Tzar. Et je ne doute point que Sa M té n’ait<br />

encor d’autre ressources. Outre qu’il ne faut point demeurer d’accord de la supposition.<br />

L’Electeur de Baviere fait encor extremement le fier, je doute qu’on puisse venir à<br />

bout de luy sans des nouvelles forces fort considerables, comme de 15 à 20 mille hommes,<br />

qui viendroient du bas Rhin et de la basse Allemagne. Si le Roy de Prusse obtient son but,<br />

15 il y aura au moins 7 000 hommes au delà de l’année passée. Mais la Maison de Bourbon<br />

faisant des terribles levées, j’avoue que je suis un peu en peine du succes d’autant plus<br />

qu’il ne paroist point que l’Angleterre augmentera ses forces de terre.<br />

La Republique de Venise vient de recevoir un tres grand affront, ayant esté obligée<br />

de nommer celuy qu’Elle tient à Paris, Ambassadeur extraordinaire pour faire reparation<br />

20 d’honneur et demander pardon au Roy, de ce que le Magistrat de Venise a fait mourir<br />

certains freres Rizzati condamnés pour des assassinats anterieurs depuis partisans de<br />

France, et qui avoient eu la hardiesse de venir à Venise sous l’ombre de la protection de<br />

cette couronne. On voit par là que cette Republique craint infiniment plus la France que<br />

l’Empereur et ses Alliés. Et le Pape a moyenné ce bel accord. Je seray bien ravi aussi de<br />

25 voir V. E. en bonne santé à Hanover. Cependant je suis avec respect<br />

Monsieur de V. E. le treshumble et tresobeissant serviteur <strong>Leibniz</strong>.<br />

1 agir: im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieges. 2 Hauts Alliés: die Verbündeten der im September<br />

1701 von Seiten des Kaisers und der Seemächte geschlossenen Großen Allianz gegen Frankreich.<br />

2 Cercle de Westfalie: Als letzter der Vorderen Reichskreise war der Niederrheinisch-Westfälische Reichskreis<br />

im Herbst 1702 der Großen Allianz beigetreten. 9 Roy: August II. 18 affront: vgl. Monatlicher<br />

S t a a t s - S p i e g e l , Jan. <strong>1703</strong>, S. 124 f. 19 Ambassadeur: A. Pisani. 20 Roy: Ludwig XIV.


N. 111 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 167<br />

110. LEIBNIZ AN HEINRICH RÜDIGER VON ILGEN<br />

Berlin, 20. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [83. 118.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. 447 Bl. 5. 8 o . 1 S. Mit wenigen Korrekturen. Unterer Blattrand<br />

unregelmäßig abgerissen.<br />

Monsieur 5<br />

Mon dessein estoit de vous rapporter chez vous la piece curieuse que vous m’aviés<br />

communiquée. Mais par malheur j’ay esté si mal disposé depuis quelques semaines, que<br />

je n’ay pû m’acquitter de mon devoir.<br />

Je la vous renvoye donc avec beaucoup de remerciments et vous supplie de me<br />

conserver l’honneur de vos bonnes graces, estant avec zele 10<br />

Monsieur vostre tres humble et tres obeissant serviteur<br />

Berlin 20 Janvier <strong>1703</strong> <strong>Leibniz</strong>.<br />

111. LEIBNIZ AN PHILIPP M ÜLLER<br />

Berlin, 21. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [121.]<br />

Überlieferung: 15<br />

L 1 verworfene Abfertigung: LBr. 671 Bl. 49–50. 1 Bog. 8 o . 2 3/4 S. Eigh. Anschrift. Mit Korrekturen.<br />

Auf Bl. 49 r o neben der Anrede Vermerk von <strong>Leibniz</strong>’ Hand: ” nicht abgangen‘‘.<br />

Bibl.verm. (Unsere Druckvorlage.)<br />

L 2 Abfertigung: Gotha Forschungsbibl. Chart. A 412 S. 11–[14]. 1 Bog 8 o . 2 S. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen. Eigh. Aufschrift. Siegel. Oben auf S. 11 über der Anrede Empfangsver- 20<br />

merk von Müllers Hand: ” praes. d. 27. Jan. 703‘‘. (Unsere Druckvorlage.)<br />

Zu N. 110: Die Abfertigung ist nicht gefunden, eine Antwort erübrigte sich. 6 piece: nicht ermittelt.<br />

7 mal disposé: seit Ende des Vorjahres vgl. etwa N. 109.<br />

Zu N. 111: L 2 folgt auf Müllers Brief vom 31. Juli 1702 (I, 21), vermutlich als Antwort auf Müllers<br />

(wohl in einem nicht gefundenen Brief oder in einer über seinen Mittelsmann A. Rittner vorgetragenen)<br />

Bitte um Intervention in seinem Streitfall. Dass die frühere Fassung L 1 nicht abgefertigt wurde, könnte<br />

an <strong>Leibniz</strong>’ Behinderung durch das inzwischen manifeste Beinleiden oder an der sich im Vergleich der<br />

beiden Fassungen spiegelnden Bewegung in Müllers Angelegenheit liegen. L 2 wird beantwortet durch<br />

N. 121.


168 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 111<br />

〈L 1 〉<br />

A Monsieur Philippe Muller Theologien celebre<br />

et prevost de S. Marie dans Magdebourg. Jena.<br />

Vir Summe Reverende et Ampl me 30. Dec. 02<br />

5 Testis mihi spero fuerit apud Te, Max. Rev. Dn. Ritnerus, quum calide Tua causa<br />

cum Ex imo Ilgenio praesente ipso fuerim locutus, ut pene etiam ejus conscientiam onerarim,<br />

si malo intercedere potuisset. Nuper eandem ipsi cantilenam occinui, effecique, ut<br />

in se receperit, similem ad Dn. Schweinizium habere concionem; ingerereque memoriam<br />

promissorum, ut Tibi certum aliquid honestumque constituatur, prout spes facta fuit. Sin<br />

10 minus minabitur dicere omnibus non recte Tecum actum esse. Quanto satius faciliusque<br />

fuisset impedire vulnerationem causae.<br />

Equidem intra tres septimanas Deo volente mihi hinc discedendum est, ipsa Regina<br />

post anniversarium Coronationis Festum, Hanoveram iter factura; cui comes ire honori<br />

mihi ducam. Interea antequam discedam renovabo assultus apud nostrum amicum; neque<br />

15 enim alium video, per quem fieri aliquid pro Te possit. Ille caeteros in quorum manu res<br />

est, urgebit, tundet, obtundet: neque aliter aliquid fiet. Suadeo ut ad ipsum Ill mum Ilgenium<br />

in hanc sententiam crebro scribas, aut ad Dn. Rittnerum, amicum tuum sincerum,<br />

qui ipsi monstret ingeratque.<br />

5 Tua causa: Müllers Bemühungen, wieder in sein früheres Amt als Propst des Klosters Unser<br />

Lieben Frauen zu Magdeburg eingesetzt zu werden, das er auf Weisung des Berliner Hofes nach Annahme<br />

einer theologischen Professur an der Universität Jena hatte aufgeben müssen. Dass hinter dieser in Berlin<br />

und Magdeburg nicht unumstrittenen Anweisung zugleich eine pietistische Interessenvertretung stand,<br />

geht aus den Briefen von Müllers zentralem Gegner C. H. von Canstein an A. H. Francke von 1702 u. <strong>1703</strong><br />

hervor (vgl. Briefwechsel Cansteins mit Francke, 1972, v. a. N. 154, N. 158, N. 159, N. 171, N. 173, N. 210<br />

u. N. 217). Vgl. auch R. Lächele, Das Pädagogium am Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg<br />

und der Hallesche Pietismus. In: Zwischen Kanzel und Katheder. Das Kloster Unser Lieben Frauen<br />

Magdeburg vom 17. bis 20. Jahrhundert, Magdeburg 1998, S. 39–46, hier S. 40. 6 Ilgenio: Zu H. R.<br />

von Ilgen als Müllers Patron vgl. Cansteins Briefe vom 7. Februar 1702 und von Mitte Februar <strong>1703</strong><br />

(N. 154 u. N. 210). 8 Schweinizium: G. R. von Schweiniz, der Vertraute Cansteins, der gegenüber<br />

Ilgen dessen Position in den Verhandlungen um Müller vertrat und zeitweise als sein Verbindungsmann<br />

zu Müllers Nachfolger Johann Fischer fungierte. 9 promissorum: aus dem Dimissionspatent König<br />

Friedrichs I. für Müller vom 27. Februar 1702 (LBr. 671 Bl. 47). 12 discedendum: Tatsächlich verschob<br />

sich <strong>Leibniz</strong>’ Abreise von Berlin bis Ende Mai. 13 anniversarium . . . Festum: am 18./19. <strong>Januar</strong>.


N. 111 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 169<br />

Quis Fischero Rigae successerit, nosse velim. Fabritius Helmestadiensis recusavit.<br />

Quod superest Deum precor ut Tibi hunc annum det pristino feliciorem, multosque caeteros<br />

jucunde fluentes; inprimis ut diu adhuc valeas ac in publicum prosis. Vale et me<br />

ama. Dabam Berolini 30 Decemb. 1702.<br />

Deditissimus G. G. Leibnitius. 5<br />

P. S. Neque dissuaderem, ut ad Regem scriberes literas moderatas et graves, sed<br />

quibus tamen ostenderes quantis curis res monasterii sustentaveris, et quam illae pessum<br />

sint iturae, si sic pergatur.<br />

Inimicis autem Tuis per privatas literas ad amicos scriptas denuntiari curabis, nisi<br />

aliquo modo sarciant inflictum Tibi vulnus, artes eorum consiliaque in hac ipsa causa 10<br />

publice expositurum in memoriam posteritatis ut detestari discant homines velatam hypocrisin<br />

pallio pietatis.<br />

〈L 2 〉<br />

Vir Summe Reverende et Ampl me , Fautor Honoratissime<br />

Testis mihi spero fuerit apud Te maxime Rev. Dn. Rittnerus quam calide Tua causa 15<br />

cum Exc mo Ilgenio ipso praesente fuerim locutus. Eaque res non caruit fructu. Nam<br />

cum aliquanto post ad ipsum invisisset dominus de Schweidniz; vicissim ad eum habuit<br />

concionem, effecitque ut postridie mitteret ille schedam de 300 Vallensibus Tibi solvendis.<br />

Sperat etiam centum annos Tibi confici posse. Sed Dominus de Ilgen egoque optaremus<br />

plus 〈aliquid〉 nec desperatur. Sed de restitutione Tua in praeposituram, qualicunquo 20<br />

titulo, etiam emeriti Dn. de Ilgen spem non habet.<br />

Ego non optima valetudine utor, itaque Reginam quae heri cum Principe Regio et<br />

ducissa Curlandiae Hanoveram hinc discessit non potui comitari ut constitutum erat.<br />

Sequar tamen mox Deo volente.<br />

1 Fischero: Fischer war bis 1699 General-Superintendent in Livland und Titularbischof von Riga<br />

gewesen. 1 recusavit: vgl. Fabricius an <strong>Leibniz</strong>, 27. April 1702 (I, 21). 6 Regem: Friedrich I.<br />

18 300 . . . solvendis: Müller waren im Dimissionspatent 400 Taler, aufzubringen durch seinen Nachfolger,<br />

zugestanden worden. Bereits im Vorfeld hatte Canstein sich erboten, für eine Summe von 300 Talern<br />

aufzukommen (vgl. seinen Brief vom 7. Februar 1702), dies aber mit der Forderung einer Einflussnahme<br />

auf die Zusammensetzung des Konvents von Unser Lieben Frauen verbunden (vgl. z. B. seine Briefe vom<br />

7. Februar u. 22. April 1702, N. 154 u. 171). 22 non . . . utor: Anspielung auf <strong>Leibniz</strong>’ seit Ende<br />

<strong>Dezember</strong> 1702 manifeste Beinbeschwerden. 22 Principe Regio: Friedrich <strong>Wilhelm</strong>. 23 ducissa:<br />

Herzoginwitwe Elisabeth Sophie. 23 non . . . comitari: Zu <strong>Leibniz</strong>’ Absage der Rückreise im Gefolge<br />

Königin Sophie Charlottes vgl. z. B. N. 95.


170 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 113<br />

Quod superest vale Vir amplissime et mihi fave.<br />

Dabam Berolini 21 <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> Deditissimus Godefridus Guilielmus Leibnitius<br />

A Monsieur Monsieur Philippe Muller prevost de S. Marie de Magdebourg et Theologien<br />

celebre à Jena.<br />

5 112. JOHANN JACOB JULIUS CHUNO AN LEIBNIZ<br />

[Berlin,] 21. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [97. 309.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 185 Bl. 52. 1 Bog. 8 o . 1 S. auf Bl. 52 r o . Eigh. Aufschrift.<br />

Siegel. Bibl.verm.<br />

Les ordres pour les dienstfuhren s’expedient auff der Ambts Cammer, pour l’Electo-<br />

10 rat de la marche dont les domaines sont de son ressort. C’est donc là qu’il faut demander<br />

si l’expedition est commandée.<br />

Je suis 〈...〉<br />

ce 21 Janv. <strong>1703</strong>. Couneau<br />

A Monsieur Monsieur de <strong>Leibniz</strong> le Conseiller d’Etat de S. A. E. de Brounswig.<br />

15 113. NATHANAEL VON STAFF AN LEIBNIZ<br />

Kassel, 22. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [310.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 888 Bl. 11–12. 1 Bog. 4 o . 4 S. Mit geringfügigen Korrekturen.<br />

Bibl.verm.<br />

Zu N. 112: K antwortet auf eine wohl mündliche oder (nicht gefundene) schriftliche Erkundigung.<br />

9 dienstfuhren: wohl in Verbindung mit dem von König Friedrich I. am 20. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> unterzeichneten<br />

” Paß auf frey Vorspann‘‘ für <strong>Leibniz</strong> (LH XLI 6 Bl. 13–14).<br />

Zu N. 113: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief, die Antwort auf Staffs Brief vom<br />

1. Mai 1702 (I, 21); das Ausbleiben einer Antwort auf unser Stück erklärt <strong>Leibniz</strong> in N. 343.


N. 113 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 171<br />

Monsieur<br />

Mon intention n’a jamais été de differer si long temps à me donner l’honneur de vous<br />

ecrire, si je ne m’etois proposé de vous satisfaire, concernant le diploma de Charle-Magne<br />

dont vous me fites la grace de me parler. J’ay été longtemps à rechercher où ce manuscrit<br />

pouvoit étre, car les archives sont fort separées; à la fin l’on m’a dit qu’il etoit dans 5<br />

celuy de la Cour, cependant jusques à cette heure je n’ay peu venir à bout d’y venir,<br />

et je crains bien plus que l’on ne permettra pas de le copier, veu qu’une personne m’a<br />

dit qu’il concernoit une donation ou fondation d’un monastere. Cependant je feray tout<br />

mon possible de venir à bout. Depuis quelque temps M r Tolnerus s’est offert de composer<br />

l’histoire de l’origine de cette maison, et méme a envoyé icy un plan et de tabelles où 10<br />

il[s] montent tres-haut. L’on a communiqué ces papiers à cet homme dont je vous avois<br />

montré le projet l’année passée sur la méme matiere, et lequel l’a presentement beaucoup<br />

amplifiée par les soins et recherches qu’il a peu faire dans les livres impriméz. Il a creu<br />

que M r Tolnerus s’etoit meprisé dans sa deduction genealogique confondant les anciens<br />

Ducs de Lothier avec les Duc[s] de la Mosel ou Lorraine d’aujourdhuy: Il m’a prié de 15<br />

luy procurer le traitté de Vignier de L’origine de la maison de Lorraine etc.: Je n’ay<br />

pas voulu luy refuser cela, Monsieur, et vous supplie en cas que vous ne vous en serviez<br />

justement pour le present de le vouloir donner à Mr. de Marwitz pour me l’envoyer[,]<br />

je vous le renverray quand il vous plaira ou d’abord que mon amy a tiré ce dont il a<br />

à faire. Vous me feriez pareillement une grace tres-grande de vouloir nous preter Votre 20<br />

Butkens de trophées brabantine: lequel est tout à fait necessaire pour la connoissance de<br />

cette famille. Je vous promet, Monsieur de ne le garder que 8 à 10 jour[s] et vous le feray<br />

3 diploma: vermutlich die Schenkungsurkunde Karls d. Gr. für Kloster Hersfeld vom 15. September<br />

802, DKI 198 (= MGH Diplomata Karolinorum, 1, 1906, S. 266 f.); vgl. Staffs Brief vom 1. Mai 1702<br />

u. Erl. sowie bereits I, 20 N. 447 Überl. 5 archives: Gemeint sind wohl das hessische Samtarchiv in<br />

Ziegenhain und das spätere kurhessische Archiv Kassel. 10 l’histoire: Eine im landgräflichen Auftrag<br />

als dynastische Hausgeschichte verfasste Historia Hassiae‘‘ C. L. Tölners datiert von 1714 (überl. Kassel<br />

”<br />

Gesamthochschulbibliothek und Murhardsche <strong>Bibliothek</strong> 2o Ms. Hass. 33/1–4); vgl. Th. Fuchs, Traditionsstiftung<br />

und Erinnerungspolitik. Geschichtsschreibung in Hessen in der Frühen Neuzeit, Kassel<br />

2002, S. 311–314. 10 maison: Hessen-Kassel. 10 plan . . . tabelles: nicht ermittelt. 11 homme:<br />

der in I, 20 N. 229 genannte amy, qui est curieux en Genealogie‘‘, dessen genealogische Studien auch im<br />

”<br />

Vorgängerbrief Erwähnung finden. Vermutlich handelt es sich um den Prinzenerzieher J. E. Vollandt;<br />

vgl. N. 310. 16 Vignier: vgl. J. Vignier, SV. <strong>Leibniz</strong> hatte das Werk vor einigen Jahren von Staff<br />

entliehen; vgl. I, 20 N. 229.<br />

vom 1. Mai 1702.<br />

21 Butkens: Ch. Butkens, SV; vgl. bereits I, 20 N. 284 sowie Staffs Brief


172 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 114<br />

ravoir sans aucun dommage. Je conteray méme cette bonté pour une grace singuliere et<br />

ne manqueray de chercher toutes les occasions à vous rendre de pareils services. Il n’y [a]<br />

rien que l’on puisse mander d’icy: Le château de Traerbach ne peut étre attaqué par ce<br />

temps icy: Cependant l’on veut deloger les François du bourg pour fermer d’avantage le<br />

5 château. Le Prince Guillaume se prepare de retourner au Regiment: Le Prince Hereditaire<br />

est encor à Reinfels.<br />

Je suis avec bien des obligations et de zele<br />

Monsieur Votre treshumble et tres-obeïssant serviteur<br />

de Cassel <strong>1703</strong> ce 22 me de Janvier. DeStaffe.<br />

10 114. GISBERT CUPER AN LEIBNIZ<br />

Deventer, 23. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [257.]<br />

Überlieferung:<br />

K 1 Konzept: Den Haag Koninklijke Bibliotheek Cod. 72 H 17 Bl. 14–17. 2 Bog. 4 o . 6 S. Mit<br />

Korrekturen.<br />

15 K 2 Abfertigung: LBr. 187 Bl. 9–10. 1 Bog. 4 o . 4 S. Mit wenigen Korrekturen. Auf Bl. 9 r o oben<br />

links von späterer Hand (J. D. Gruber?): ” 23 Jan. <strong>1703</strong>‘‘. (Unsere Druckvorlage.)<br />

A Abschrift nach K 2 : Gotha Forschungsbibl. B 1166a Bl. 6–7. 4 o . 2 2/3 S. von der Hand<br />

von J. C. Schläger. — Auf Bl. 7 v o beginnt A von N. 257.<br />

3 Traerbach: Während die Stadt Trarbach am 23. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> durch hessen-kasselsche und holländische<br />

Truppen aus französischer Hand zurückerobert wurde, blieb das Schloss, nach Abbruch eines<br />

Belagerungsversuches, zunächst in französischer Hand; vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Febr.<br />

<strong>1703</strong>, S. 78 f. sowie Philippi, Landgraf Karl von Hessen-Kassel, 1976, S. 313. 5 Prince Guillaume:<br />

<strong>Wilhelm</strong> von Hessen-Kassel. 6 Reinfels: Zur Sicherung des Rheinübergangs für die allierte Seite im<br />

Spanischen Erbfolgekrieg war die Festung Rheinfels von hessen-kasselschen Truppen unter dem Kommando<br />

von Erbprinz Friedrich besetzt worden, vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Dez. 1702,<br />

S. 1–3 sowie Jan. <strong>1703</strong>, S. 97 f.<br />

Zu N. 114: K 2 antwortet auf <strong>Leibniz</strong>’ Brief vom 5. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21). Unser Stück, dem der<br />

S. 173 Z. 3 erwähnte Brief vom 24. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> beigelegt war, wurde durch J. C. v. Bothmer nach Hannover<br />

gesandt (vgl. dessen Schreiben an Cuper vom 26. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>, Den Haag Koninklijke Bibliotheek<br />

Cod. 72 H 17 Bl. 3–4). K 2 wird zusammen mit N. 257 beantwortet durch N. 272.


N. 114 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 173<br />

Illustriss. et praestantiss. Viro Godefrido Guielmo Leibnitz S. D. Gisb. Cuperus.<br />

Literas meas tibi gratas fuisse, atque adeo te non improbare ea, quae ad Morellum<br />

misi, summa cum voluptate intellexi, vir Excellentiss. ecce nunc tibi novas ad eundem virum<br />

eruditiss., quibus si etiam album calculum adjicias, erit certe quod incedam omnibus<br />

laetitiis, et serio triumphem. 5<br />

Neque tamen in iis tecum tot thesauros ipse invenio; sed ego attribuo eos humanitati<br />

et benevolentiae tuae; quas utique semper conservare conabor, nec omittam unquam<br />

occasionem, qua testari possim, quantopere amicitia tua et institutum nuper literarum<br />

commercium grata mihi sint et accepta.<br />

Pro Morelli epistola gratias habeo; doleo inter eum et Gallandum, a quo frequentes 10<br />

literas, easque eruditas accipio, simultates ortas esse; et hinc forte dilatam iri praeclarissimi<br />

operis editionem.<br />

Equitem Fountanum summo nummorum veterum amore teneri, inque iisdem interpretandis<br />

mirifice versatum esse, licet quartum et vigesimum annum attigerit primo, non<br />

modo ex epistolis Principis de Ligne, tuis, Morelli intellexi, verum etiam ex aliis, quas 15<br />

ad me dedit Rapinus, rector et moderator juventuti filii a Comite de Portland datus; qui<br />

mihi significavit etiam, Equitem illum in Italia sibi comparasse Pescennium Nigrum ex<br />

argento, et Messallinam, quo nomine eidem ex animo gratulor, teque etiam atque etiam<br />

2 Literas meas: Cuper an <strong>Leibniz</strong>, 24. Juli 1702 (I, 21). 2 ea . . . Morellum: Cuper hatte seinen<br />

Brief an A. Morell von Ende Juli 1702 über <strong>Leibniz</strong> an den Arnstädter Numismatiker gesandt (vgl.<br />

ebd u. Erl.). 3 novas: Cupers Brief an Morell vom 24. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> (LBr. 187 Bl. 11–15) erreichte<br />

seinen im April <strong>1703</strong> verstorbenen Adressaten nicht mehr. 10 Morelli epistola: Mit <strong>Leibniz</strong>’ Brief<br />

vom 5. <strong>Dezember</strong> 1702 hatte Cuper Morells Schreiben an ihn vom 20. Oktober 1702 (Den Haag Koninklijke<br />

Bibliotheek Cod. 72 G 24) und die gedruckte Fassung von dessen Lettre écrite à Monsieur le<br />

Chevalier Fountaine erhalten (vgl. Morell an <strong>Leibniz</strong>, 20. Oktober 1702, <strong>Leibniz</strong> an Cuper, 5. <strong>Dezember</strong><br />

1702, beide I, 21, und Morell, SV.). 11 simultates: In der Lettre écrite à Monsieur le Chevalier<br />

Fountaine, 1702, geht Morell auf seine Kontroverse mit A. Galland um die Editionsgrundsätze des<br />

eigenen numismatischen Thesaurus und die des vergleichbaren, aber anders konzipierten Unternehmens<br />

von J. Foy-Vaillant ein (vgl. SV.); zur Entwicklung dieser Kontroverse vgl. auch die Korrespondenz<br />

mit Morell in I, 21; zu deren Bewertung durch Cuper vgl. dessen oben genannten Brief an Morell vom<br />

24. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>, LBr. 187 Bl. 13 v o . 12 editionem: Die Veröffentlichung des von Morell vorbereiteten<br />

Thesaurus erfolgte postum 1734 und 1752. 13 Fountanum: A. Fountaine (geb. 1676).<br />

16 Rapinus: P. de Rapin, seit 1693 Hofmeister von H. Bentinck (geb. 1682), Sohn von W. Bentinck,<br />

first earl of Portland. Dieser reiste inzwischen gemeinsam mit A. Fountaine. 17 f. Pescennium . . .<br />

Messallinam: Münzen aus der Regierungszeit des C. Pescennius Niger bzw. des Claudius zu Lebzeiten<br />

seiner dritten Ehefrau Valeria Messalina mit den Porträts des Kaisers bzw. der Kaisergattin.


174 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 114<br />

rogo, ut eum, quod commodum erit, observantissimis et amantissimis verbis meis salutare<br />

velis.<br />

Ego tecum plane facio, et existimo, eos qui Magistratus in Coloniis gesserunt non<br />

plane excludendos, vel adscribendos esse familiis Romanis; cum magna illa esset dignitas,<br />

5 et praecipuae dignitatis viri honores eos non fuerint dedignati; et recte puto Morellum<br />

hoc argumentum tractare, quanquam nolim omnes, qui in nummis obvii sunt, Duumviros<br />

eo loco habere. T i t u s L i v i u s H a l y s , et T. A c c i u s P h l e g o n , possunt<br />

quidem cum Liviis et Acciis memorari; sed tamen vel cognomina indicant, eos libertos,<br />

sive iis prognatos, vel saltem liberos Graecos fuisse, qui ob hanc vel illam causam, fa-<br />

10 miliarum illarum nomina sibi assumpserunt, id quod etiam de plurimis aliis, obviis in<br />

lapidibus vetustis et nummis, proculdubio animadvertisti verum esse.<br />

Laudo conatus tuos in enodandis vocibus Celticis et Scythicis; et optandum foret, ut<br />

nobis superessent plura illarum linguarum vestigia; sed tamen, ut verum fatear, periculosae<br />

est plenum opus aleae, argumenta sumere ex simili alterius linguae sono vel similibus<br />

15 litteris. Fecerunt id olim, uti non ignoras, Goropius Becanus, et Schriekius; et, ne omnes<br />

alios recenseam, ante aliquot annos Franc. Foris Ostrokocsi in Originibus Hungaricis,<br />

qui etiam part. 2. p. 150. longe diversam nobis A r i m a s p i derivationem tradit, et<br />

aliam, tuae non absimilem, plane rejicit.<br />

Ego, si quas voces observaverim, sive eae Scythicae sive Celticae sint, annotabo dili-<br />

20 genter, atque ad te mittam, et nunc accipe Celtas tubam quandam appellasse<br />

, quemadmodum te docebit Eustathius ad Homerum, cujus integrum locum invenies<br />

in epistola ad Morellum; firmatque illud Hesychius: <br />

17 f. et (1 ) tuam illam, ut et speciosam (2 ) aliam . . . absimilem K 1<br />

6 tractare: vgl. A. Morell, Lettre ecrite à Monsieur le Chevalier Fountaine, 1702, Bl. )( 2.<br />

7 T i t u s . . . P h l e g o n : vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Brief vom 5. <strong>Dezember</strong> 1702 u. Erl. 12 conatus tuos:<br />

vgl. ebd. u. Erl. 15 Goropius Becanus: vgl. J. Gorp, Origines Antwerpianae und Opera, SV.<br />

15 Schriekius: vgl. A. van Schrieck, SV. 16 Franc. Foris Ostrokocsi: vgl. F. Fóris Otrokocsi, SV.<br />

17 A r i m a s p i derivationem: ebd., S. 150–153. 21 Eustathius ad Homerum: vgl. Eustathios,<br />

, Bd [2], 1542, S. 1139, Z. 54–61, zu Homeros,<br />

, 18, 219. 21 f. invenies: In seinem Brief an Morell vom 24. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> gibt Cuper die Seite<br />

der römischen Ausgabe des Ilias-Kommentars von Eustathios an und zitiert den Text, worum Morell<br />

ihn gebeten habe (LBr. 187 Bl. 13 v o –14 r o ). 22 Hesychius: vgl. Hesychios, Lexicon s. v. , ed.<br />

K. Latte, Bd 2, Havniae 1966, S. 415.


N. 114 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 175<br />

Sed patere, vir amplissime, ut tecum agam de aliis binis nominibus, quae plane incognita<br />

sunt, et quae aeque parum ac Celtica illa capio. Missae ad me sunt ex Oriente ante<br />

binos vel tres menses variae Inscriptiones Latinae et Graecae ineditae; et in tribus earum<br />

exstant duorum deorum plane nomina, quae te spero nobis explicaturum:<br />

5<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

10<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

′ 15<br />

.<br />

Vides, vir praestantissime, ne quid dicam de forma literarum et memorari<br />

nobis J o v e m M a d b a c h u m , e t S e l a m a n e m ; vel si tres distincti sunt dii,<br />

J o v e m , M a d b a c h u m , e t S e l a m a n e m ; sed quid ea nomina sibi velint,<br />

juxta cum ignarissimis scio. Exstat hic lapis prope urbem Aleppo, insertusque est muro 20<br />

veteris castelli in monte siti: et quanquam sensus illius satis clarus sit, et aera certa,<br />

dolendum tamen eum integrum non esse. Sed diutius tibi molestus esse vereor: Vale<br />

quapropter, vir illustris, et me ama.<br />

Daventriae 23. Jan. <strong>1703</strong>.<br />

5–16 . . . .: Die Inschrift war Cuper vermutlich durch J. Heyman mitgeteilt worden. Die<br />

Fassung weicht geringfügig ab von dem Druck nach späteren Textaufnahmen seit der Mitte des 18.<br />

Jahrhunderts in: Inscriptions grecques et latines de la Syrie, hrsg. v. L. Jalabert u. R. Mouterde,<br />

Bd 2, Paris 1939, Nr. 465; dort auch weitere Informationen zu den beiden Göttern (Zeus) Madbachos<br />

und Selamanes und den Aussagen der Inschrift über die Identität des Stifters Diogenes. 17 de forma<br />

. . . : Das Theta wird in Cupers Abschrift als Quadrat mit einem kurzen Querstrich an der linken<br />

Innenseite wiedergegeben, das Omikron als einfaches Quadrat.


176 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 115<br />

115. CORNELIUS DIETRICH KOCH AN LEIBNIZ<br />

Helmstedt, 25. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [204.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 486 Bl. 30–31. 1 Bog. 4 o . 3 S. Eigh. Aufschrift.<br />

Bibl.verm.<br />

5 Per-Illustris atque Excellentissime Domine<br />

Regis potentissimi in Aula versanti Tibi non ausus sum has Conclusiunculas, pro<br />

Arena paratas ante offerre, quam reditum Tuum Hanoveram brevi futurum desperarem.<br />

Redditas Tibi esse binas meas, et priores, quas Lucretio Ms. adjunxeram et posteriores<br />

non dubito. Quibus quod petieram, nempe, ut Philosophiae professionem mihi decer-<br />

10 neres, ex eo, fecisse Te, Vir Indulgentissime, colligo, quod Per-Illustris Dn. Hugo me ita<br />

nuper Ministris Cellensibus commendavit, ut voti mei compotem me brevi fore intelligam.<br />

Qua de re Tibi, ante omnes, debeo atque ago immortales gratias, recipioque, omnibus<br />

viribus atque opibus me elaboraturum, ut non omnino male collocatum id muneris esse,<br />

Excell i rerum Br. et Lun. Administri sentiant. Interpretationem Latinam Lib. 1. praeci-<br />

15 puae Philos ae Aristotelis absolutam haut scio an oculis Tuis, Vir Per-Illustris, quoad eo<br />

loco versaris, subjicere ausim. Quod sine dubio possum, id facio, Deum precor, ut Te,<br />

Excellentiss e Domine, hunc et sequentes innumerabiles annos laetum conservet, Potentissimo<br />

Regi, Sereniss o Electori, Ducibus Br. et Luneb. Rei literariae publicae!<br />

Per-Illustris atque Excell i Nominis T. cliens et cultor subjectiss us Koch.<br />

20 Helmst. XXV. Jan. MDCCIII.<br />

Zu N. 115: K folgt auf Kochs Brief vom 2. Oktober 1702 (I, 21). Beilage zu unserem Stück war<br />

die Z. 6 erwähnte Schrift. 6 Regis: König Friedrich in Preußen. 6 Conclusiunculas: C. D. Koch,<br />

Conclusiones CCCXCII. Ciceronis e Libris V. Disputationum Tusculanarum, Selectae, <strong>1703</strong>.<br />

7 reditum: <strong>Leibniz</strong>’ mehrfach verschobene Rückkehr nach Hannover fand erst Anfang Juni <strong>1703</strong> statt.<br />

8 priores . . . Lucretio Ms.: Bei der Beilage zu dem nicht gefundenen Brief von 1702 handelt es sich um<br />

eine italienische Übers. von A. Marchetti u. d. Tit. Di Lucrezio Caro, della natura delle cose (Hannover<br />

<strong>Leibniz</strong>-Bibl. Ms IV 311). <strong>Leibniz</strong> ließ diese Handschrift für Sophie Charlotte auf einer Auktion<br />

1701 in Holland erwerben (vgl. I, 20 N. 42 Erl.). Erhalten hatte er sie offensichtlich Ende 1702 über<br />

Koch, der sich zu dieser Zeit in Holland aufgehalten hatte. 8 posteriores: nicht gefunden.<br />

11 commendavit: Koch erhielt am 5. November <strong>1703</strong> eine Professur für Logik und Metaphysik in Helmstedt.<br />

14 Interpretationem: Kochs (nicht gefundene) Übersetzung von Aristoteles <br />

©, A, Kap. 1–3, war Beilage zu I, 20 N. 223. Notizen von <strong>Leibniz</strong>’ Hand zu dieser Übersetzung<br />

finden sich in LBr. 486 Bl. 67–68. (gedr.: Gerhardt, Phil. Schr., 7, 1890, S. 471–474).


N. 116 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 177<br />

A Son Excellence Monseigneur Leibnitius Conseiller privé de Sa Maj é de Prussen<br />

et de S. A. El. de Br. et de Lun. à Berlin.<br />

116. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 25. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [104. 122.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 152–154. 1 Bog. 1 Bl. 4 o . 5 S. Mit Korrekturen. 5<br />

Bibl.verm.<br />

Je vous attendois dans la Suite de la Reine, c’est pourquoy Monsieur, que vous<br />

n’avés pas receu des mes novelles, m’etant imaginé, que si vous serés resté ancor queques<br />

jours à Berlin, vous m’en aurés dit queque chose. Je suis faché de la cause qui vous retient<br />

à Berlin, quoyque vous me faites esperer, que votre indisposition est legiere, et que vous 10<br />

vous rendrés bientost à Hannover.<br />

Touchant mes Inscriptions je vous rends mille et mille graces. Tout ce que vous y<br />

avés changé est tres bien imaginé, et soyés persuadé qu’une des raisons, qui m’a empeché<br />

de les imprimer icy, en a eté votre absence, mais je n’aurai pas permis non plus de les<br />

laisser imprimer à Berlin, si vous n’y aurés eté à cause de l’Estampe. 15<br />

J’ay appris aussi de M r Attilio tout ce que vous avés operé pres de Monsieur le Grand<br />

Chambellan, et je vous en remercie encore une fois. Je veux esperer, que devant votre<br />

depart le Roy me donnera par votre moyen queques marques de son genereux agreement.<br />

Le Prince Royal arrivà icy lundi avant mydi, et la Reine pendant le diné, on ne l’attendoit<br />

pas si tost, on se leva de table, et on allà à sa rencontre, et le soir Sa Majesté alla à la 20<br />

Redoute, on va à table sans fassons comme l’année passée.<br />

M r L’Abbé Steffani partit d’icy lundi le matin pour Düsseldorff, je croy pour ses propres<br />

affaires, car il en demandà la permission à Monsigneur l’Electeur dans l’antichambre<br />

de Madame, et S. A. E. lui repondit, pourquoy non?<br />

Zu N. 116: K wurde wohl durch den nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief beantwortet, den Guidi am<br />

4. Februar erhielt. Seine Antwort darauf erfolgte mit N. 133. 7 Suite: Königin Sophie Charlotte war<br />

am 22. <strong>Januar</strong> in Hannover eingetroffen. <strong>Leibniz</strong>’ geplante Rückkehr aus Berlin in ihrem Gefolge musste<br />

wegen seines Beinleidens verschoben werden; vgl. z. B. N. 95 u. N. 109. 12 Inscriptions: vgl. Guidi<br />

(SV.). 16 Attilio: Attilio Ariosti. 16 f. Grand Chambellan: J. C. Kolbe von Wartenberg.<br />

18 Roy: Friedrich I. 18 donnera: Eine Belohnung Guidis durch den Berliner Hof erfolgte erst im<br />

September; vgl. N. 331. 19 Prince Royal: Friedrich <strong>Wilhelm</strong>. 19 lundi: am 22. <strong>Januar</strong>.<br />

24 Madame: Kurfürstin Sophie.


178 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 116<br />

Nous avons icy bien des etrangers, il y est arrivé parmi les autres un fils de Mylord<br />

Aunlthon. Ils sont passé par icy aussi deux Comtes de Lippa; vous les aurés pris Monsieur<br />

par des Bergers, ils sont sans politesse, et comme ils sont des Pietistes, et qu’ils ont avec<br />

eux un Governeur, ou Ministre de cette Sette, ils ne regardent personne dans le visage,<br />

5 mais ont les jeux toujours baissés à terre. Ils demeurerent queque tems dans le Cabinet<br />

de Madame, on les voulut amener à la Commedie, ils se mirent en chemin, mais apres<br />

une Scrupule leur fit changer de sentiment, et s’en allerent chez eux. Leur Governeur a<br />

la mine d’etre savant, il eut queque conversation avec M r L’Abbé de Loccum. On dit que<br />

cette opinion prend pied dans L’Allemagne, et meme je suis asseuré, qu’il y en a dans<br />

10 cette Ville, et qu’on s’y assemble de tems en tems.<br />

On a fait l’etat à Monsigneur le Prince Electoral, le quel apparemment à Paque<br />

quitterà Son Governeur.<br />

Vous scarés Monsieur le tumulte qui arrivà depuis queques jours à Hyldheseim, les<br />

Bourgois ayant pris les armes, et s’etant saisis des Portes de la Ville, pour obliger le<br />

15 Magistrat de rendre comte de son administration, et de les decharger des impos, ce qui<br />

obbligea Monsign r Le Duc de Cell, de faire approcher queques Compagnies à la dite Ville,<br />

les quelles ont eté apres receus à l’amiable et sans contraste par le[s] Bourgois dans la<br />

Ville, à present tout est en repos, mais le[s] dites Compagnies n’en sortiront point jusqu’à<br />

que les dites differences ne soyent accomodées, y etant allé des Commissaires pour les<br />

20 vider. On a bien fait de bruit de cet affaire et particulierement le grand Chapitre, à cause<br />

qu’il ne veut pas entendre, que Monsigneur le Duc de Celle soit Protecteur d’Hyldheseim.<br />

Monsieur de Crasset est malade, mais la faute est à lui. Il s’est terriblement echaffé<br />

jusqu’à l’emportement à cause d’une de ses Lettre[s], qui s’est perdue, quoyque elle ne<br />

soit pas de consequence, on lui a donné la satisfaction de faire faire serment aux Ministres<br />

25 de cette poste d’avoir envoyé la dite lettre, mais neantmoins il n’a eté satisfait, et il a<br />

parlé d’une maniere si hautene, jusqu’à dire, qu’il ecriroit à la Reine, et qu’il fairoit<br />

1 fils: Vielleicht ist gemeint F. Chr. van Reede-Ginkel second earl of Athlone, der Sohn von G. van<br />

Reede-Ginkel first earl of Athlone (vgl. N. 145). 2 Comtes: Graf Rudolf Ferdinand von Lippe-Biesterfeld<br />

und sein Neffe Graf Georg Hermann von Leiningen; vgl. Schnath, Briefe Georg Ludwigs, 1976,<br />

S. 300 Anm. 4. 4 Governeur: E. Chr. Hochmann von Hohenau. 8 L’Abbé: G. W. Molanus.<br />

12 Governeur: Ph. A. zu Eltz. 13 tumulte: zu den Unruhen in Hildesheim und der anschließenden<br />

Besetzung durch cellische Truppen vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 563–567. 22 Crasset: Der<br />

englische Gesandte J. Cressett litt akut an geistiger Verwirrung; vgl. Schnath, Geschichte, 4, 1982,<br />

S. 51 f. mit den archivalischen Zeugnissen der von Guidi referierten Vorgänge. 26 Reine: die englische<br />

Königin Anna.


N. 116 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 179<br />

arreté les lettres de M r Schutz deux mois, et plusieurs autres choses, qui ont chocqués<br />

tout le Monde. Pour dire le vray il est devenu insupportable aux Anglois mémes, qui en<br />

parlent avec mepris, et hors de M r Scotti, qui lui fait la Cour par necessité, les autres ne le<br />

regardent point. On a promis finalement au dit Mons r Scotti una place de Gentilhomme<br />

de Cour, lors qu’il y en auroit une vacante. 5<br />

Je m’etonne que nous n’avons pas des novelles de Pologne, pendant que ces affaires<br />

là sont dans la Crise.<br />

Les Lettres de Dannemark parlent d’un mariage entre la Princesse, et l’Administrateur<br />

du Hollestein, qu’y a tout changé au gouvernement.<br />

Il sont arrivés enfin quatre Ordinaires d’Angleterre à L’Haye, mais on n’en est pas 10<br />

plus à son aise, par ce que on n’a encore aucune resolution touchant l’augmentation<br />

des Troupes. On s’etoit promis, que la Reine auroit prorogé Le Parlement pour queques<br />

jours, afin de lui pouvoir en suite proposer cette augmentation, mais cela ne s’est point<br />

fait, et l’on est en Hollande fort deconcerté de ces Longueurs, qui font perdre un tems<br />

d’autant plus pretieux, que les Francois mettent toute pierre en [oe]uvre pour tacher de 15<br />

reparer leurs pertes. Il y a eu queque bruit à Nimegue, et à Bomel, sur l’election du<br />

Magistrat, et sur les impos, les Etats ont eté obligés de bannir queque Bourgois, et d’en<br />

mettre all’amende quequ’autres, mais la contagion s’etoit repandu dans la Zelande. vous<br />

savés la crainte que les Provinces ont d’Amsterdam depuis longtems. les Anglois (à ce<br />

que j’endens d’eux memes) ne veulent pas porter onus diei 〈—〉, comme du tems du Roy 20<br />

defunct, ils pretendent que l’Hollande fasse ses efforts, en disant qu’ils n’ont rien à faire<br />

touchant leurs Provinces; cependant l’argent vient rare en Hollande, et je ne scay pas<br />

comme les choses iront.<br />

L’Electeur de Baviere est obstiné plus que jamais, il a derechef ordonné à tous ses<br />

Sujets, depuis 18 ans jusqu’a 50 de prendre les armes, il y a quequn qu’il dit que S. A. E. 25<br />

12 promis, que que la K korr. Hrsg.<br />

3 M r Scotti: der Hofjunker J. Scott. 8 Lettres: nicht ermittelt; wohl im Rahmen der von Guidi<br />

betriebenen politischen Nachrichtenbörse. 8 Princesse: Gemeint ist vermutlich Herzoginwitwe Hedwig<br />

Sophie von Holstein-Gottorp, die keine zweite Ehe einging. 8 f. l’Administrateur: Christian August<br />

von Holstein-Gottorp. 11 l’augmentation: Die von Holland gewünschte Verstärkung der englischen<br />

Truppen im Spanischen Erbfolgekrieg wurde von englischer Seite nach anfänglicher Ablehnung kurz<br />

darauf bewilligt; vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Jan. <strong>1703</strong>, S. 106 f. sowie Febr. <strong>1703</strong>, S. 91<br />

bis 93. 16 bruit: zu den blutigen Angriffen auf den Magistrat in Nimwegen im <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> vgl.<br />

Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Febr. <strong>1703</strong>, S. 94. 20 f. Roy defunct: <strong>Wilhelm</strong> III.


180 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 116<br />

se fait appeller Roy de Suabe et de Franconie. On n’entend rien parler de l’Armée Imp le ,<br />

qui est de ce coté là; on dit qu’elle n’agit faute des moyens.<br />

Les Francois en Italie se sont eloignés de Bercello, mais leur situation est telle, que la<br />

dite Place est presque blocquée, s’ils y retournent, là prendront, car la guernison est fort<br />

5 foible; les Allemands se tiennent au Final, à Ostia, e à Revere, et tacheront de disputer<br />

le terren aux ennemis; mais ils manquent presque de tout, et je ne voy pas, comme on les<br />

puissent assister, pendant les troubles de Baviere. Je ne croy pas que le Prince Eugene<br />

retournerà plus en Italie, où le Comte Guido de Starenberg a pris le comandement. Les<br />

Italiens sont aigris contre la Cour de Vienne, leur semblant, qu’elle n’a entrepris cette<br />

10 guerre, que pour desoler la Lombardie.<br />

L’assassinat commis sur la personne de Monsigneur Zeccadori Prelat domestique du<br />

Pape, et son Secretaire des lettres latines dans le propre palais du Pape est inoui, et bien<br />

hardi. On croit à Rome que le coup a eté ordonné par un haute main car malgré la taglia<br />

des dix mille ecus, que le Saint Pere a mise pour decovrir l’assassin, le Prelat est mort<br />

15 sans qu’on puisse rien decovrir.<br />

Un Chevalier Saxon, qui est dans la suite de M r Bosen Ambassadeur du Roy de<br />

Pologne, qui va à Londre; vint icy hier ausoir en poste pour voir la Redoutte, et la<br />

Commedie francoise, qui se jouera ce soir, pretendant apres de rejoindre l’Ambassadeur<br />

à Osnabruck.<br />

20 Il a dit que le Roy de Pologne donnerà le reste de ses Trouppes à l’Angleterre, et<br />

à l’Hollande, et qu’il ne se met pas en peine de ce que fairà contre lui le Roy de Suede,<br />

car S. M. se tient à la parole que la Republique lui a donnée de prendre les Armes en<br />

sa faveur aussi tost que le Roy aurà conged[i]é toutes ses troupes, et aussi à la parole<br />

que l’Empereur, l’Anglet[err]e, l’Hollande et la Dannemarc lui ont donnée, de declarer la<br />

3 Bercello: die modenesische Festung Brescello (Bersello). 5 Ostia: Gemeint ist vermutlich<br />

Ostiglia. 8 retournerà: Prinz Eugen von Savoyen, Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen in Italien,<br />

war um die Jahreswende nach Wien gereist, um seine Vorstellungen zur Verbesserung der Truppenausstattung<br />

am Kaiserhof vorzubringen. 11 L’assassinat: Zum Mord an dem päpstlichen Kämmerer<br />

und Sekretär Zeccadori am 29. <strong>Dezember</strong> 1702 vgl. Historische R e l a t i o n , Continuatio 13, Neujahr<br />

bis Ostern <strong>1703</strong>, S. 29. 14 Saint Pere: Clemens XI. 16 Chevalier: nicht ermittelt. 16 M r Bosen:<br />

Chr. D. von Bose. 20 donnerà: Zu den 1701/02 zugesagten Subsidientruppen Augusts II. im Spanischen<br />

Erbfolgekrieg für den Kaiser und die Seemächte vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 345.<br />

22 donnée: Gemeint ist vermutlich die Konföderation von Sandomir.


N. 117 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 181<br />

guerre au Roy de Suede, s’il continuerà dan[s] le dessein de la detrhonation. Nous verrons<br />

si le Roy de Pologne l’aurà deviné. En attendant je suis 〈...〉<br />

Hannover 25. Janvier 1 7 0 3.<br />

117. HENNING HUTHMANN AN LEIBNIZ<br />

Ilfeld, 25. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [271.] 5<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 435 Bl. 34–35. 1 Bog. 4 o . 2 1/2 S. Ohne Anrede. Eigh.<br />

Aufschrift. Siegel. Bibl.verm.<br />

Gavisus nuper sum valde, cum comperi, Tractatum de mutua Corporis et Animae<br />

communicatione, quem D us Damius Berolinum miserat, in manus Domini pervenisse.<br />

Nam is quidem nondum erat, quem eum esse oportet ad animos legentium convincen- 10<br />

dos. Attamen Viro, qui demonstrationem inchoatam scit discernere a blaterationibus<br />

superficialibus, poterat aptus videri ad ultiorem perfectionem. Eandemque jam, opinor,<br />

consecutus est, postquam iterum atque iterum a me attente perlectus, ubi deficiens vel<br />

obscurior deprehensus est, auctus et illustratus evasit. Quamprimum omnia, quae commentatus<br />

sum, descripsero, non cessabo examini et judicio Vestro transmittere. 15<br />

Quoniam autem ex D no de Ramei audivi, placuisse Domino Directori Societatis regiae,<br />

ut et ego in eam adsciscerer ad diligentiam meam sustentandam et suscitandam;<br />

gratias ago maximas pro hoc in me favore. Orans, ut benevolo in me animo esse perseverent,<br />

quicunque cum D no Directore fautores sese mihi ostendunt. Cum per gratiam Dei<br />

non adeo ineptus sim ad abstrusas veritates indagandas, spero fore, ut Societatis illustris 20<br />

celebritatem non sufflaminem, sed in annos singulos magis magisque promoveam.<br />

1 detrhonation: Zum von Karl XII. in einem Brief an Kardinalprimas N. S. Radziejowski vom<br />

30. Juli 1701 propagierten Vorhaben der Dethronisation Augusts II. vgl. Hatton, Charles XII., 1968,<br />

S. 168 f. u. S. 174.<br />

Zu N. 117: Mit K setzt die überlieferte Korrespondenz nach <strong>Leibniz</strong>’ Brief vom März 1697 (I, 13<br />

N. 410) erneut ein. Davor sind indirekter Kontakt und die Übermittlung einer Schrift Huthmanns anzunehmen,<br />

wie sich aus Z. 8 ergibt. <strong>Leibniz</strong> antwortet auf unser Stück, das ihn während seines Berlin-Aufenthaltes<br />

erreichte, nach seiner Rückkehr nach Hannover mit N. 271. 8 Tractatum: nicht ermittelt;<br />

vermutlich nur Ms. 16 de Ramei: wohl G. B. de La Ramée, brandenburg-preußischer Landeshauptmann<br />

der Grafschaft Hohnstein (vgl. Brather, Akademie, 1993, S. 357). 17 ego . . . adsciscerer:<br />

Eine Aufnahme Huthmanns in die Berliner Sozietät der Wissenschaften fand nicht statt; auch für Vorbereitungen<br />

dazu gibt es keinen Beleg (vgl. Brather, a. a. O., Register).


182 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 117<br />

Quem in finem jam indico, esse mihi tractatum jam elaboratum de quantitate anni,<br />

quam ei Judaei ex praescripto Dei tribuerunt. Exod. XII. 1. 2. Primus sententiae hujus<br />

autor est Ravius Profess. Upsaliensis. Sectator deinde et novi fundamenti adinventor<br />

Wasmuthius Prof. Kiloniensis. Sed neutri contigit, ut omnia scripturae loca exacte qui-<br />

5 verit conciliare. Quod tamen a me praestitum reor. Singulari enim studio omnia loca<br />

tamdiu examinavi, donec se ratio ostendit vera omnis contradictionis tollendae. Ideo autem<br />

distuli Tractatum edere, quia veritus sum, ne objiceretur, Deum saltem usum esse<br />

hypothesi Chaldaeorum. Deprehenditur vero anni quantitas habita fuisse 365 dierum,<br />

et 5 4<br />

7<br />

horarum. Quarto quoque anno intercalatio facta est diei integri. Excessus igitur,<br />

10 quem intercalatio attulit, confecit annis quinquagenis 〈senis〉 unum diem. At Judaei non<br />

omiserunt protinus unum illum excedentem diem, sed anno cuilibet centesimo duodecimo<br />

duos ademerunt dies. Neque ratione caruit haec dierum omittendorum dilatio. Uti tractatus<br />

ostendit. Mihi autem saepius cogitanti, quomodo per naturam probari queat, an<br />

haec sit vera anni quantitas et vera annorum aequandorum ratio, necessarium visum est<br />

15 instrumentum Quadrantis, cujus radius esset ducentorum pedum. Cum autem fabricatio<br />

et adhibitio instrumenti tanti haud foret commoda, putavi substitui posse turrim, quae<br />

versus septentrionem habeat vallem conjunctam et montem propinquum, sicut arx diruta<br />

Hohnstein prope Ilefeldiam habet.<br />

Si et Vobis, Domini honorandi, examen anni Judaici dignum videtur, quod ad verum<br />

20 anni quantitatem demonstrandam per naturam instituatur, mittam tractatum, quem<br />

elaboratum habeo ex Bibliis erutum, adjuncto simul modo, qui commodus mihi videatur<br />

ad examen illud sumptibus non ita magnis instituendum. Ea turris altitudo requiritur,<br />

quae quotidianam dierum differentiam integrum pedem per umbram faciat. Quapropter,<br />

quid hac in re fieri velitis, certior fieri exspecto. Ulteriori interim favori me commendans<br />

25 prosperrima quaeque apprecor<br />

Illustris Tuae Excellentiae officiosissimus M. Henningus Huthman.<br />

Ilefeldiae octavo Cal. Febr. MDCCIII.<br />

1 tractatum . . . anni: nicht ermittelt; vermutlich nur Ms. 3 autor . . . Ravius: Chr. Raue (Ravius),<br />

Chronologia Biblica, 1670. 3 f. novi . . . Wasmuthius: Gemeint ist vermutlich M. Wasmuth<br />

und seine Begründung einer biblischen Chronologie auf der Basis astronomischer Berechnungen, niedergelegt<br />

in seinem nachgelassenen Werk Novum opus Astro-Chronologicum, 1692. Vgl. auch Ders.,<br />

Epistola de anni diluvialis, ejusque dierum in Script. S. expressorum, mathematica demonstratione,<br />

gedr. in: S. Reyher, Mathesis Mosaica, 1678, S. 98–124. 8 hypothesi Chaldaeorum: Gemeint ist die<br />

babylonische Zeitrechnung.


N. 118 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 183<br />

Viro Illustri atque Amplissimo, Domino Leibnitz, Societatis Scientiarum a potentiss.<br />

Rege Borussiae Directori, et Sereniss. Electori Brunsvicensi a Consiliis intimis, Fautori<br />

meo admodum colendo. Berolinum.<br />

118. LEIBNIZ AN HEINRICH RÜDIGER VON ILGEN<br />

Berlin, 26. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [110. 368.] 5<br />

Überlieferung: L Konzept: LH XIX Bl. 120–121. 1 Bog. 8 o . 4 S. Mit zahlreichen Korrekturen<br />

und Ergänzungen. Eigh. Anschrift. Seitliche Blattränder unregelmäßig beschnitten.<br />

A M. d’Ilgen à Potsdam<br />

Monsieur Berlin 26 Janvier <strong>1703</strong><br />

Je prends la liberté de mander à V. E. que je suis quasi resolu d’attendre le retour du 10<br />

Roy de Magdebourg. car ayant entamé l’affaire de la Culture de la soye et de la plantation<br />

des Meuriers blancs qui est tres importante; je considere que l’année sera perdue si l’on<br />

differe d’y mettre ordre. Et la perte d’une année pour un tel établissement n’est pas peu<br />

de chose. Et si je venois à present à Potsdam je crains qu’il n’y aura point assez de temps<br />

de faire quelque 〈chose〉[.] Et je prefère encor en cela le public à ma comodité. 15<br />

J’espere que Sa M té m’en saura quelque gré, et prendra du moins en bonne part<br />

mon zele qui me fait travailler à un point où et sa gloire et le bien de ses estats, et meme<br />

son propre avantage se trouvent joints. Outre que le pays sera avantagé et les revenus<br />

de sa Majesté augmentés considerablement je crois que ce qui fait fleurir la Societé des<br />

Sciences convient directement à la gloire et au service du Roy. Le but de la Societé estant 20<br />

de travailler à la perfection des arts et sciences par des experiences et observations, faire<br />

venir des Excellents hommes, avoir un Laboratoire de chymie et un autre de Mecanique,<br />

13 differe (1 ) de la regle (2 ) d’y . . . ordre L 14 f. Et si . . . 〈chose〉 erg. L 16 f. part (1 ) qve<br />

je travaille en sa (2 ) mon . . . sa L 19 qvi (1 ) fera (2 ) fait L 20 Sciences (1 ) sert (2 ) convient L<br />

21 f. faire . . . hommes erg. L 22 de chymie . . . Mecaniqve erg. L<br />

Zu N. 118: 10 f. retour . . . Magdebourg: Dorthin war König Friedrich I. am 20. <strong>Januar</strong> aufgebrochen;<br />

vgl. N. 109.


184 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 118<br />

aussi bien qu’un observatoire, un theatre de la nature et de l’art où soyent les modelles<br />

ou les exemplaires memes de toutes sortes de belles inventions, et l’arrangement des trois<br />

regnes de la nature; ce qui pourra servir à damer le pion aux Societés Royales de France[,]<br />

d’Angleterre. L’instruction que le Roy a donnée à la Societé porte tout cela et de plus<br />

5 le dessein de la propaganda fide par les missions, jusqu’à la Chine par la Muscovie et<br />

ailleurs. Estant seur que la foy apresent ne se peut mieux repandre et propager que par<br />

les sciences jointes à la vertu. Et comme 〈reciproquement〉 les missions eloignées donnent<br />

moyen d’augmenter les sciences. Or comme tout ce que fera la Societé se fera au nom et<br />

pour la gloire du Roy. Tout ce que Sa M té luy accordera, Elle l’accordera à Elle meme.<br />

10 Et comme le Roy m’a confirmé verbo Regio, qu’ayant promis d’avantager la Societé de<br />

quelques nouvelles Concessions convenable dans les occasions il le feroit effectivement<br />

quand on en proposeroit de faisables, et qui ne prejudicieroient à personne; je ne doute<br />

point que Sa M té ne soit dans le dessein d’accorder celle de la Culture de la Soye qui<br />

paroit la plus convenable qui se puisse[.]<br />

15 Je ne say comment sa M té a esté prevenue, qu’on luy demanderoit d’avancer des<br />

sommes d’argent considerables. Le dessein n’est pas d’estre importun à Sa M té . On<br />

tachera de n’estre gueres à charge, comme aussi bien on ne l’a gueres esté jusqu’icy.<br />

Cela estant, je supplie V. E. de favoriser et preparer cette afaire au pres du Roy,<br />

et de M. le Grand Chambellan, à fin que j’en puisse sortir plus promptement au retour<br />

20 de la Cour. J’ajouteray que M. de Hamrath a esté chargé de M. le Grand Chambellan<br />

d’entendre M. Coppisch qui tient les manufactures de soye et M. de Hamrath m’a dit qu’il<br />

trouve ma proposition tres faisable, cela servira encor à l’avancer. Je suis avec beaucoup<br />

d’obligation etc.<br />

2 ou . . . memes erg. L 3 f. ce qvi . . . Angleterre erg. L 6 repandre et erg. L 7 f. vertu.<br />

(1 ) Absatz Or (2 ) Comme tout ce (3 ) Et (a) qv’en meme temps (b) comme . . . tout ce L 11 convenable<br />

. . . occasions erg. L 13 f. qvi paroit . . . puisse erg. L 16 Le dessein . . . M té erg. L 18 et preparer<br />

erg. L<br />

4 L’instruction: vom 11. Juli 1700 (gedr.: Brather, Akademie, 1993, S. 94–105). 10 confirmé:<br />

vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Bezugnahme auf eine Zusage des Königs in N. 84; vgl. auch N. 240. 19 Grand Chambellan:<br />

J. C. Kolbe von Wartenberg. 21 Coppisch: C. Koppisch. 21 m’a dit: vermutlich im <strong>Januar</strong>.


N. 119 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 185<br />

119. LEIBNIZ AN OTTO SPERLING<br />

Berlin, 27. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [159.]<br />

Überlieferung:<br />

L Abfertigung: Kopenhagen Kongelige Bibliotek GKS 3092 4 o VI,4a. 1 Bog. 4 o . 4 S. Mit<br />

Korrekturen. Bibl.verm. (Unsere Druckvorlage.) — Gedr. (ohne Anrede, Schluss, P. S.): 5<br />

1. Kortholt, Epistolae, [1], 1734, S. 244 f.; danach 2. Dutens, Opera, 4, 2, 1768, S. 268 f.<br />

A 1 (Teil-)Abschrift: Ebd. NKS 2753 4 o Nr. 119. 4 o . 1 1/2 S. Ohne P. S. Datumsangabe ” 7 Jan.<br />

<strong>1703</strong>‘‘. Neben der Anrede Vermerk von der Hand des Abschreibers: ” Otto Sperling‘‘.<br />

A 2 Abschrift: Neuchâtel Bibl. publique et universitaire fonds Bourguet Ms. 1288.5.<br />

Vir Amplissime 10<br />

Literis Tuis responsum debeo dudum: dilatum est quia parabam simul disputatiunculae<br />

nostrae continuationem. Sed ea utcunque concepta deinde perdita inter schedas<br />

aegre adduci potui ut actum agerem.<br />

Septentrionis monumenta severiore critica indigent, antequam iis vel in temporibus<br />

scriptori vicinioribus, ne dum in remotis, fidem habeamus. Plerumque diversorum tra- 15<br />

dita parum cohaerent inter se, ut somnia 〈aegrorum〉 intelligunt qui Saxonem aliosque<br />

conciliare volunt. Scriptores et Codices satis recentes sunt.<br />

Narrationibus de Asis et similibus vix quicquam tribuere audeo. Runographema nescio<br />

an ullum compertae ultra Carolinum aevum antiquitatis. Ubique cruces, quas frustra<br />

interpretando amoliare. 20<br />

Scandinaviae antiquos incolas Finnolapponas fuisse, his ad interiora pulsis litora<br />

marginesque a Germanis colonis occupatos ostendit situs locorum ususque migrationum.<br />

At postea colonias ex septentrione in Germaniam rediisse, non ideo nego. Haec omnibus<br />

expensis consecutus mihi videor; nec tamen aliorum judiciis intercedo.<br />

Zu N. 119: L, zusammen mit einem Brief an Fr. von Walter (nicht gefunden; vgl. N. 228 Erl.) als<br />

Beischluss zu einem <strong>Leibniz</strong>brief an O. Rømer desselben Datums versandt (gedr.: Dutens, Opera, 4, 2,<br />

1768, S. 121–123; Druck in Reihe III), folgt auf I, 18 N. 360 und antwortet auf einen nicht gefundenen<br />

Brief Sperlings. Dessen Antwort ist N. 159. 11 f. disputatiunculae nostrae: über Sperlings These vom<br />

angeblichen Ursprung der europäischen Völker in Skandinavien; vgl. I, 18 N. 360 sowie unten S. 186 Z. 1<br />

Erl. <strong>Leibniz</strong> hatte bereits im Augustheft 1699 der N o v a Literaria Maris Balthici et Septentrionis<br />

(vgl. SV.) dagegen Stellung genommen. 16 Saxonem: Saxo Grammaticus, Gesta Danorum (vgl.<br />

SV.).


186 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 119<br />

Pro eruditissimis Tuis dissertationibus gratias agere memini.<br />

Ajunt Adamum Bremensem multo Tibi esse edito meliorem. Ego Ditmarum nactus<br />

sum non tantum emendatiorem sed et ampliorem. Anonymum quem de Thuringiae<br />

principibus edidit Pistorius altero tanto auctiorem habeo. Multos alios medii aevi ex<br />

5 Codicibus meliores reddidi. Itaque justum volumen scriptorum restitutorum molior, cujus<br />

ornamentum insigne foret Adamus Tuus; sed credo eum ipse mavoles edere atque<br />

illustrare notis.<br />

Supersunt mihi et plane inediti qui aliud volumen implere possint. Et in utramque<br />

curam Deo volente incumbam.<br />

10 Te hortor magnopere ut tot praeclara opera quae affecta habes, paulatim publico<br />

dones. Vale et fave. Dabam Berolini 27 <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>.<br />

Deditissimus Godefridus Guilielmus Leibnitius.<br />

1 dissertationibus: darunter vermutlich die von Sperling mit I, 18 N. 202 übersandte De baptismo<br />

ethnicorum dissertatio, 1700. <strong>Leibniz</strong> geht hierauf sowie auf zwei Aufsätze Sperlings in den N o v a<br />

Literaria Maris Balthici et Septentrionis, Juni 1699 u. Dez. 1699 (vgl. SV.), in seiner Antwort I, 18<br />

N. 360 ein. 2 Adamum . . . meliorem: Adam von Bremen, Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum.<br />

Sperlings geplante Edition ist nur in Teilen (Buch I, cap. 1–32 und Sperlings Kommentare hierzu)<br />

postum erschienen; vgl. I, 18 N. 304 Erl. <strong>Leibniz</strong>’ Anspielung auf eine frühere Edition bezieht sich wohl<br />

auf die E. Lindenbrogs von 1595 u. d. Tit. Historia Ecclesiastica (vgl. SV.) [Marg.]. 2 f. Ditmarum<br />

. . . ampliorem: Die Corveyer Überarbeitung von Thietmar von Merseburg, Chronicon (Brüssel Bibl.<br />

Royale Albert Ier Ms 7503–18) hatte <strong>Leibniz</strong> bereits 1687 von D. Papebroch erhalten (vgl. I, 4 N. 529 sowie<br />

z. B. I, 16 N. 263) und mit der Ausgabe J. J. Maders, Thietmar, Chronici libri IIX , 1667, kollationieren<br />

lassen ( Collatio Ditmariani Codicis Antwerp. cum edit. Helmestadiensi.‘‘, Hannover <strong>Leibniz</strong>-Bibl.<br />

”<br />

Ms XIII 754a ). <strong>Leibniz</strong>’ Edition erfolgte in den Script. rer. Brunsv., 1, 1707, S. 323–427 (vgl. Eckert,<br />

Scriptores, 1971, S. 62–71). 3 f. Anonymum . . . Pistorius: Historia de landgraviis Thuringiae [Pistoriana],<br />

gedr. in: J. Pistorius, Illustrium veterum Scriptorum, qui rerum gestarum historias reliquerunt<br />

Tomus 1 , 1583, S. 908–955 (heute als C r o n i c a Turingorum bezeichnet), aus dem Eisenacher Dominikanerkloster.<br />

4 altero . . . habeo: Bei der Eccardiana‘‘ (Hannover <strong>Leibniz</strong>-Bibl. Ms XX 1170),<br />

”<br />

der aus <strong>Leibniz</strong>’ Materialsammlung erstmals von J. G. Eckhart in: Historia genealogica Principum<br />

Saxoniae Superioris, 1722, Sp. 351–468 edierten H i s t o r i a de landgraviis Thuringiae aus dem Eisenacher<br />

Minoritenkloster, handelt es sich tatsächlich um ein von der Pistoriana‘‘ verschiedenes Werk<br />

”<br />

(vgl. I, 19 N. 58 Erl.). <strong>Leibniz</strong> hatte Eckhart bereits 1701 Anweisungen für die Druckvorbereitung erteilt<br />

(vgl. ebd. sowie I, 19 N. 60). 5 volumen . . . restitutorum: Der Mitte der 1690er gefasste Plan einer<br />

Edition (zusammen mit A. Des Vignoles) von Scriptores historici restituti‘‘ wurde nicht verwirklicht;<br />

”<br />

mehrere der dafür vorgesehenen Quellentexte edierte <strong>Leibniz</strong> in den Script. rer. Brunsv., 3 Bde, 1707<br />

bis 1711. 5 f. cujus . . . Tuus: Ein ähnliches Angebot hatte <strong>Leibniz</strong> Sperling bereits 1700 über F. von<br />

Walter unterbreiten lassen; vgl. I, 18 N. 304. Vgl. auch bereits I, 12 N. 146.


N. 120 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 187<br />

P. S. Intra paucos dies Hanoverae ero Deo volente. Ergo si qua mandare velles possent<br />

Hanoveram directa mitti Hamburgum ins Hahrburger hauß, ubi Brunsvigo-Luneburgiae<br />

postae sedes.<br />

120. FRIEDRICH ALHARD VON OBERG AN LEIBNIZ<br />

Goslar, 27. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. 5<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 690 Bl. 18–19. 1 Bog. 4 o . 3 S. Eigh. Aufschrift. Siegel.<br />

Postverm.<br />

Wohlgebohrner Herr<br />

Hochgeehrter Herr Geheimbter Rath Goslar den 27. Jan. <strong>1703</strong><br />

Nachdem ich von Ew. Wohlgeb. meinen hochgeehrten Herrn Geheimbten Rath die 10<br />

permission erhalten mit Brieffen dießelben auffzuwarten, so habe die gentzlig Hoffnung<br />

daß solches mir nicht in übelen werde gedanket werden, in dem vor kurtzer Zeit ohn<br />

vermuthet an einen sicheren ord angekomen, daselbsten mit einigen in guter Bekantschafft<br />

gerathen deren nehester befreunder vor etligen Jahren in Ostindien gestorben, undt dem<br />

gewißen Vernehmen nach viele güter hinterlaßen haben soll, wie beygefügte Nachricht mit 15<br />

mehren ausweißen werden, Dieweilen mir nun bekant daß Ew. Wohlgeb. MH. Geheimbter<br />

Rath, vieler orten bekant, undt daß durch ihre Vielvermögenheit ein großes profitieret<br />

undt ausgerichted werden kan, so habe ich mich erkühnet (doch mit dero erlaubniß) dießes<br />

an Ew. Wohlgeb. zu überschreiben anbey zugleich zu vernehmen, ob Ew. Wohlgeb. MH.<br />

GeH. rath dero hochgeneigste assistentz denen Erben in dießen falle zu geben gewehren 20<br />

wolten; Es erbieten sich die Erben alle Satisfaction zu dießen weg zu thun, so fern sie nur<br />

den befehl mögten erhalten, wie auff was art solches möge geschehen, ich habe sonsten mit<br />

1 Intra . . . ero: Tatsächlich kehrte <strong>Leibniz</strong> erst Anfang Juni nach Hannover zurück.<br />

Zu N. 120: K folgt auf Obergs Brief vom 7. August 1702 (I, 21). Die überlieferte Korrespondenz<br />

wird fortgesetzt durch einen Brief Obergs vom 12. April 1712 (LBr. 690 Bl. 6). Beilagen zu unserem Stück<br />

waren: die Z. 15 erwähnte ” Nachricht‘‘ über Streitigkeiten in Holland um die Hinterlassenschaft eines in<br />

Diensten der Ostindischen Kompanie tätig gewesenen Erblassers (LBr. 690 Bl. 22) und die S. 188 Z. 7<br />

erwähnte Auflistung von Bedingungen eines ” Cavaliers‘‘ (vgl. S. 188 Z. 6) hinsichtlich der Rekrutierung<br />

von Soldaten für Kurfürst Georg Ludwig (LBr. 690 Bl. 23). 11 permission erhalten: Es bleibt unklar,<br />

ob auf schriftlichem Wege oder mündlich. 14 befreunder: nicht ermittelt.


188 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 121<br />

denen selben auff gewiße maße tractiret, würde mir also lieb seyn, wann ich den in den<br />

Bergwerck erlittenen großen Schaden den regres wieder könte erhalten, Ich versichere<br />

daß MH. GeH.rath, falß die sache durch ihre große Vermögenheit werde zum stande<br />

bringen, mit gnugsahmer erkentligkeit werden begegnet werden. Wiewohl ich verhoffen<br />

5 will daß dieses mein ansinnen Ew. Wohlgeb. nicht von übel ausdeuten werden, Es ist auch<br />

an ein gewißen ort ein Cavalier, der eine Compagnie In dero Churf. dinsten zu werben<br />

herrausgelaufen, wie beygehende punctation zu ersehen wirdt, solte solches alda wohl<br />

auffgenomen undt acceptieret werden, will gebethen haben mir ohn beschwehr wenig<br />

advis nach Goslar zu geben, anbey bittende die antwort an Herr Weismann Hauße alhie<br />

10 ohn beschwehr einzusenden, undt per Couvert an demselben gelangen laßen, warumb<br />

ich sonderlig will gebethen haben, Inzwischen der zuversicht Lebende, daß Ew. Wohlgeb.<br />

mein hochgeehrter Herr Geheimbter Rath die angetragene Mühe nicht vor übel deuten<br />

werden, mich in dero affection recommenderent stetigst verbleibender<br />

Ew. Wohlgeb. Meines Hochgeehrten Herrn Geh.Raths ergebenster Diener<br />

15 d’Oberg<br />

A Monsieur Monsieur de Leibnitz Conseiller intime de Son Altesse Electorale<br />

d’Hannover[.] Citissime à Hannover.<br />

121. PHILIPP MÜLLER AN LEIBNIZ<br />

Jena, 28. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [111. 126.]<br />

20 Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 671 Bl. 51–52. 1 Bog. 4 o . 2 S. Ohne Anrede. Eigh.<br />

Anschrift. Siegel. Postverm. Bibl.verm.<br />

Si Domine Excell me fidei Tuae vicem ideoneam reddere non possim, exul et desertus;<br />

at reddet Deus meritor[um] aestimator integer. Indicat secundis literis Dn. Ritt-<br />

telt.<br />

2 Schaden: nicht ermittelt. 6 Cavalier: nicht ermittelt. 9 Herr Weismann: nicht ermittelt.<br />

Zu N. 121: K antwortet auf N. 111 und wird beantwortet durch N. 126. 23 literis: nicht ermit


N. 121 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 189<br />

nerus, in eo jam versari spem, velimne Emeriti nomine transigere; quod Vestrae nondum<br />

pollicebantur. In hoc articulo fortunae respondi, Ageret pro eo ac posset titulo tali et<br />

perpetraret, Tuae Excell iae ope consilio. nam ipse sine discrimine eos prensat, a quibus<br />

plus noxae metuitur. nae, vel miserrimis, cuivis me debuero, ut Seneca cordate monet,<br />

in selectu beneficii. caeteroquin dituissem et praevaluissem pridem. Schedae 300. vallens. 5<br />

usum tantisper differemus, dum constet de isto successu, quem Tuapte quaeso prudentia<br />

et autoritate molire, organon ¤. DN. d’Ilgen rem facile perpetrarit, si animus sit<br />

tendere ad extremum virium. Interest Regiae gloriae, insontem, non auditum, spectatae<br />

fidei, talisque ordinis virum, servare. quid Invasor notus mereatur, promoveat, liquet;<br />

citatus a Sueco ut reus conjurationis; nec dignus loco, in exemplum tam infandum, quo 10<br />

vim fecit mihi et provinciae, probrum Ecclesiae toti. Interea dignare me intercessione<br />

apud Electoralem Seren. Hannoverae, ut veniam in partem fortunae supparis amissae;<br />

donec Dei bonitas aliter disposuerit. navare operam aliquam non desinam: certe in exoptatum<br />

concordiae sacrae nomen, cujus vel prima caussa erat hujus Professionis aditio,<br />

unde eversum ivere meum statum, praetextum quantillum aucupati per insidias. Plane 15<br />

tot specimina perfidiae, inconstantiae, et malarum artium in hominibus, qui ullatenus in<br />

meo casu concurrerunt, ut stupeatur.<br />

Sed . heic per molestias Rectorales nil<br />

potui exequi. dies 3. Febr. me absolvet. Si tunc itandum sit aliquo, monebis fideliter. Jam<br />

1 Emeriti nomine: Im Dimissionspatent König Friedrichs I. für Müller vom 27. Februar 1702 (vgl.<br />

N. 111) war diesem zugestanden worden, lebenslang den Titel eines Propstes und Praelaten von Unser<br />

Lieben Frauen zu Magdeburg zu führen. 1 Vestrae: N. 111. 2 respondi: nicht ermittelt.<br />

3 ipse: Gemeint sein dürfte Müllers Nachfolger Johann Fischer. 4 monet: nicht ermittelt.<br />

6 differemus: vgl. auch C. H. von Cansteins Briefe an A. H. Francke von Mitte Februar <strong>1703</strong> bzw. vom<br />

14. April <strong>1703</strong> (gedr.: Briefwechsel Cansteins mit Francke, 1972, N. 210 u. N. 218). 10 Sueco: nicht<br />

ermittelt; vermutlich Anspielung auf den von Müller am 27. Mai 1702 (I, 21) angesprochenen Brief<br />

eines Ungenannten aus Schweden, in dem Fischer als Freund J. R. von Patkuls bezeichnet wird; dabei<br />

bezieht Müller sich wohl auf die Beylage N. IX zu Rechtliche Acta in peinlichen Sachen des Königl.<br />

Schwedischen Hoff-Cantzlers Herrn Baron Joh. Bergenhielm contra Herrn Capitain Johann Reinhold<br />

Patkul, 1701, S. 27 f. (vgl. [Chr. Thomasius], Gründliche Deduction, SV.]). 10 reus conjurationis:<br />

Fischers Gegensatz zur schwedischen Krone hatte seine Position in Livland unhaltbar gemacht.<br />

11 provinciae: das Herzogtum Magdeburg, dessen Landstände sich bereits 1702 für Müller ausgesprochen<br />

hatten. 14 concordiae: Gemeint ist wohl das Projekt einer innerprotestantischen Union. 14 hujus<br />

. . . aditio: Müllers 1701 angetretene Professur für Theologie an der Universität Jena, deretwegen er sein<br />

Magdeburger Amt hatte aufgegeben müssen. 15 insidias: zu der hinter Müllers Demission stehenden<br />

Intrige vgl. N. 111 Erl. 18 . . . : Homeros, , 19, 65.


190 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 122<br />

vale et vive memor tui, qui anxius est de Tua valitudine, cura sis accurate, differ itationes<br />

hybernas, ac memento quam ingratus Te talibus consumpseris. Jen. d. 28. <strong>Januar</strong>. <strong>1703</strong>.<br />

Excell iae Tuae servus fidei immotae Ph. M. D.<br />

A Son Excellence Monsieur De <strong>Leibniz</strong> Conseiller d’Etat Intime, de Sa Seren[i]t[é]<br />

5 Elector. de Brunsvic-Hannover; demain à Berlin. Fr.<br />

122. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 28. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [116. 133.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 155. 4 o . 2 S. Bibl.verm.<br />

J’appris hier de Monsieur Attilio avec beaucoup de sentiment, que vous etes encore<br />

10 indisposé, ce que j’avois deja preveu lors que la Poste de Berlin ne m’apporta des vos<br />

cheres novelles. Je vous souhaite de tout mon coeur une parfaite guerison, afin d’avoir<br />

l’honneur et le plaisir de vous emporter icy au plus tost[,] et pour vous remercier de<br />

bouche de la peine, que vous avés pris touchant mes Inscriptions.<br />

On continue icy le Carneval avec beaucoup de vigueur[.] on attend icy mardi prochain<br />

15 Monsigneur le Duc de Cell, et on parle que Monsigneur le Prince heritier de Cassel y<br />

purroit venir aussi.<br />

M r de Bose Ambassadeur du Roy de Pologne à la Reine d’Angleterre passà les jours<br />

passés dans notre voisinage, et à ce qu’on me dit hier au soir, il est arrivé icy autre<br />

Minitre de Sa Majesté M r de Flemming frere du Lieutenant General, revetu du caractere<br />

20 d’Envoyé à S. A. E. notre Maitre, qui lui donnerà l’audiance aujordhui. Vous scarés mieux<br />

Zu N. 122: K kreuzte sich vermutlich mit dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief wohl von Ende <strong>Januar</strong>,<br />

den Guidi am 4. Februar erhielt und auf den er mit N. 133 antwortete. 9 Monsieur Attilio: A. Ariosti,<br />

der sich im Gefolge Königin Sophie Charlottes in Hannover aufhielt. 10 indisposé: Aufgrund<br />

seines Beinleidens hatte <strong>Leibniz</strong> die für <strong>Januar</strong> geplante Rückreise nach Hannover verschoben.<br />

13 Inscriptions: vgl. Guidi (SV.). 14 mardi: 30. <strong>Januar</strong>. 15 Prince heritier: Erbprinz Friedrich<br />

von Hessen-Kassel. 17 Ambassadeur: der sächsische Gesandte in England, Chr. D. von Bose.<br />

19 frere: vermutlich Joachim Friedrich oder Bogislav Bodo. 19 Lieutenant General: vermutlich J. H.<br />

von Flemming.


N. 122 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 191<br />

que moy ce qui se passe touchant le Roy de Pologne, dont on dit qu’il serà obligé de<br />

sortir du Royaume.<br />

Mylord fils de Mylord Portland est arrivé icy depuis hier avec M r le Chevalier Fontaine.<br />

Nous avons eu jeudi passé une Commedie qui puvoit finir en Tragedie. les dits 5<br />

Messieurs les Comtes de Lippa demeurant encore icy, pour y introduire le Pietismo, prit<br />

l’envie à Monsieur de Braunz, à qui se joignirent Mad a de Vehi, et M r d’Eltz le Cadet,<br />

d’aller les voir, et examiner à fond leurs opinions. ce qu’ils firent; mais la Conversation<br />

fût poussé si avant, que Messieurs les Pietistes se jetterent sur M r Braunz et M r d’Eltz,<br />

qu’ils maltraiterent, ce que la Canaille, qui estoit dehors, ayant entendu, enfoncà les 10<br />

Portes et maltraità à son tour les Pietistes, et apres cassà les fenetres, et les meubles de<br />

la maison, de sorte que si les Soldats n’auroient pas accorru il seroit arrivé des choses<br />

bien etranges. Les Pietistes ont demeuré en arrest jusqu’à hier au soir, et on les mis hors<br />

de la Porte de la Ville, avec beaucoup de peine d’empecher la Canaille, qu’elle ne fist<br />

des affronts aux Pietistes, à qui on tirà queque piece de glace. Cette novelle vaut plus 15<br />

que toutes les autres, que je scarai vous donner. Comme on a decovert plusieurs icy, qui<br />

suivent ces opinions, je croy que le Consistoire en prendrà connoisance, et qu’on tacherà<br />

d’etouffer ce feu qui và à naitre, et qu’il purroit embraser l’Allemagne.<br />

Vous scavés que la Chambre des Communs a accordé m<br />

X hommes d’augmentation aux<br />

m<br />

40 hommes, qui sont au service des Hollandois. Les Etats ont fait scavoir à l’Empereur 20<br />

de donner des meilleurs ordres aux affaires. les dits m<br />

X hommes sont donnés à condition<br />

que l’Hollande rompe tout commerce avec la France, et méme de lettres.<br />

On avoit dit que Mylord Marlboroug ne viendroit pas en Hollande, mais il y viendrà<br />

apres que le Parlement sera separé. Je suis 〈...〉<br />

Hannover 28. Janvier 1 7 0 3. 25<br />

2 sortir du Royaume: Zu den Bestrebungen, August II. als polnischen König abzusetzen, vgl. Monatlicher<br />

S t a a t s - S p i e g e l , Febr. <strong>1703</strong>, S. 103. 3 fils: H. Bentinck viscount Woodstock, der<br />

Sohn J. W. Bentinck earl of Portlands. 5 f. dits Messieurs: vgl. N. 116. 7 Monsieur de Braunz:<br />

vermutlich der Kammerjunker der Kurfürstin, G. Chr. von Braun. 7 Mad a de Vehi: vermutlich Maria<br />

Katharina von Weyhe. 7 M r d’Eltz: nicht identifiziert, vielleicht J. Chr. zu Eltz. 19 accordé:<br />

vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Febr. <strong>1703</strong>, S. 91–93. 20 scavoir: ebd. S. 92. 22 rompe<br />

. . . lettres: ebd. S. 92 f; zur weiteren Entwicklung vgl. Guidis Briefe vom Februar sowie Monatlicher<br />

S t a a t s - S p i e g e l , März <strong>1703</strong>, S. 90. 24 separé: im März <strong>1703</strong>.


192 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 123<br />

123. CHRISTOPHE BROSSEAU AN LEIBNIZ<br />

[Paris,] 29. [<strong>Januar</strong>] <strong>1703</strong>. [180.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 119 Bl. 368–369. 1 Bog. 8 o . 3 1/2 S. Eigh. Anschrift.<br />

Ce 29. de l’an <strong>1703</strong>.<br />

5 Vostre lettre du 6. de ce mois m’a bien esté rendüe. J’ay communiqué au R d Pere<br />

Verjus l’article de cette lettre qui regarde ce que vous souhaitez des Peres Bouvet et<br />

de Fontenay affin qu’Il oblige le Pere Gouye s’Il a receu d’Eux quelque chose qui vous<br />

conviene, de me le mettre entre les mains.<br />

On a donné à Mons r de Fontenelles la lettre que vous luy avez écrite, mail Il n’y a<br />

10 point encore fait de réponse, J’iray le voir pour le porter à vous envoyer le catalogue des<br />

livres que vous me marquez souhaiter de luy. Je doute qu’on puisse vous faire tenir ces<br />

livres et les 5. de M r de la Loubere à cause de leur pesanteur par la voye des glaces de<br />

miroirs de la Reyne de Prusse, en cas que cela se puisse Je seray ravi de vous faire ce<br />

plaisir.<br />

15 Du reste Mons. Drever est venu ceans dans ce moment où l’ayant trouvé fort dégousté<br />

d’achever l’ouvrage qu’Il a commencé, J’ay esté contraint pour le contenter de luy payer<br />

encore une centaine d’escus. ce qui fait 500avec les 200. que je luy ay cy devant avancez.<br />

Il dit, et Il a raison, que l’on donne d’abord à un graveur qui entreprend un ouvrage le<br />

Zu N. 123: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom 6. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> (vgl. Z. 5)<br />

und wird beantwortet zusammen mit N. 180 u. N. 186 durch den nicht gefundenen Brief vom 7. April<br />

<strong>1703</strong> (vgl. N. 232). Beilage zu unserem Stück war wohl die in N. 232 erwähnte Rechnung nebst Quittung<br />

des Kupferstechers Drevet, vgl. N. 21. 6 l’article: nicht ermittelt. 9 lettre: <strong>Leibniz</strong>’ Brief an<br />

Fontenelle vom 6. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> (LBr. 68 Bl. 139–140, gedr. teilw.: Zacher, Dyadik, 1973, S. 69; Druck<br />

in Reihe II). 10 f. catalogue des livres: Im genannten Brief an Fontenelle hatte <strong>Leibniz</strong> um eine<br />

Aufstellung de toutes sortes de livres‘‘ (LBr. 68 Bl. 139) zur Mathematik und Physik gebeten, die in<br />

”<br />

den letzten Jahren in Frankreich erschienen waren. 12 les 5.: fünf deutsche Handschriften, die S. de<br />

La Loubère in der Schweiz erworben hatte, darunter B u n d - B u c h . . . Geschrieben zu Solothurn . . .<br />

1675 (2 Bde; vgl. SV.) sowie A b s c h e i d - B u c h . . . zusammen geschriben . . . 1675 (3 Bde; vgl.<br />

SV.). La Loubère hatte deren Übersendung bereits am 31. August 1702 angekündigt, vgl. La Loubère<br />

an <strong>Leibniz</strong>, 31. August 1702 (I, 21). 13 miroirs: vgl. Brosseaus Brief vom 18. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21).<br />

15 Drever: P. Drevet. 16 l’ouvrage: Gemeint ist der Kupferstich für das M o n u m e n t u m Gloriae<br />

des verstorbenen Kurfürsten Ernst August.<br />

1702 (I, 21).<br />

17 cy devant: vgl. Brosseau an <strong>Leibniz</strong>, 20. November


N. 124 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 193<br />

tiers du prix dont on est convenu avec luy, l’autre tiers lorsqu’Il a fait la moitié de son<br />

ouvrage, et l’autre tiers apres l’avoir fini. Il m’a dit ne pouvoir vous envoyer une epreuve<br />

de cet ouvrage, ce ne seroit qu’un broullion, et ce n’est qu’en matiere d’impressions de<br />

livres qu’on doit exiger de telles epreuves. Je l’ay prié d’achever l’ouvrage entre cy et<br />

Pasques, et Il me le fait espérer. 5<br />

Je vous remercie de vos bons souhaits, et J’en forme pour vous une infinité d’infiniment<br />

plus avantageux par ce que vous les meritez, et que je suis parfaitement Monsieur,<br />

Vostre tres humble et tres obéissant serviteur<br />

Brosseau.<br />

M. de Leibnitz. 10<br />

124. LEIBNIZ AN FRIEDRICH VON HAMRATH<br />

[Berlin, Ende <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>]. [129.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LH XIX Bl. 114–115. 1 Bog. 4 o . 3 1/2 S. Mit zahlreichen Korrekturen<br />

und Ergänzungen. Geringfügiger Textverlust infolge durchgehender Verfärbung<br />

und teilw. Beschädigung des Bogens an einer Stelle. — Gedr. (teilw.): Klopp, Werke, 10, 15<br />

1877, S. 381–383 (= S. 193 Z. 18 – S. 195 Z. 14).<br />

Monsieur<br />

Le retour du Roy estant si proche, je pris la resolution de rester encor pour avoir<br />

avant mon depart quelques lumieres sur le dessein de Sa Majesté touchant ma proposition,<br />

qui me sont necessaires pour prendre mes mesures, et à fin de ne pas partir incertain de 20<br />

Zu N. 124: Das Stück folgt auf <strong>Leibniz</strong>’ Brief an F. von Hamrath von Ende November 1702 (I, 21).<br />

Diesen nehmen wir als Adressaten an, da der in unserem Stück dargelegte Sachverhalt auch in dessen<br />

Schreiben N. 129 berührt wird. Aufgrund der Äußerung je pris la resolution de rester encor‘‘ (S. 193<br />

”<br />

Z. 18) setzen wir unser Stück später an als <strong>Leibniz</strong>’ Brief an H. R. von Ilgen vom 26. <strong>Januar</strong> (N. 118),<br />

in dem er sich noch als quasi resolu d’attendre‘‘ bezeichnet. Eine Abfertigung ist nicht belegt; mögli-<br />

”<br />

cherweise erübrigte sie sich aufgrund der in N. 129 erwähnten Begegnung. 18 retour du Roy: aus<br />

Magdeburg, wohin er am 20. <strong>Januar</strong> gereist war (vgl. N. 109). 19 ma proposition: <strong>Leibniz</strong>’ Promemoria<br />

vom <strong>Dezember</strong> 1702 über die Anpflanzung von Maulbeerbäumen und die Gewinnung von Seide in<br />

brandenburg-preußischem Gebiet (LH XIX Bl. 134–135; gedr.: Klopp, Werke, 10, 1877, S. 373–378).


194 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 124<br />

tout, apres avoir attendu si long temps, et laissé partir la Reine que je pourrois avoir<br />

l’honneur d’accompagner.<br />

J’espere que sans commission, n’y autre circuit, je pourray obtenir ces lumieres là<br />

par vostre faveur, Monsieur, sur les intentions de Sa M té et de M. le Grand Chambellan.<br />

5 Peut estre aussi qu’on pourroit venir d’abord à quelque chose de preliminaire à l’egard<br />

des jardins de Keppenich et de Potsdam et quelques autres plantations, où l’on n’aura<br />

point besoin de grand chose car je ne puis vous dissimuler Monsieur que voyant la saison<br />

approcher, j’ay déja fait quelque avance pour faire venir de la semence de mouriers d’Italie<br />

et à fin de gagner le temps, de sorte que nous ne pouvons plus manquer de profiter de<br />

10 cette année, si nous ne voulons la perdre exprès, ce qui seroit bien dommage.<br />

Je me flatte que mon zele sera d’autant plus pris en bonne part, que tout ce que j’ay<br />

fait depuis quelques années pour le service du Roy a esté sans interest, et sans que j’en<br />

aye tiré davantage en mon particulier (pour ne rien dire de plus)[,] le tout uniquement<br />

dans la veue de procurer le bien public dans l’avancement des sciences, où la gloire du<br />

15 Roy seroit merveilleusement interessée, parceque j’avois jugé, que de tous les potentats<br />

protestans, le Roy estoit celuy, où il y avoit le plus d’apparence de faire quelque chose de<br />

cette nature. Et je puis dire en conscience que c’est l’unique sujet de mon sejour dans ce<br />

pays cy depuis tant de temps, car mon âge et ma constitution font que je me presse pour<br />

établir quelque chose de bon et de durable. Si cet établissement de la culture de la soye se<br />

20 fait suivant mon projet, j’espere que la societé royale des sciences sera au moins mise en<br />

estat un jour de ne point faire honte à son Fondateur. Il est vray que ce ne sera que dans<br />

quelques années, et par beaucoup de soin et d’application que la chose pourra faire voir<br />

11 qve | mon sejour dans ce pays cy gestr. | et tout L korr. Hrsg. 12 f. Roy (1 ) sans en rien<br />

pretendre ny recevoir a esté sans interest et même | (si je l’ose dire) erg. | avec bien de la depense et de<br />

l’incommodité et perte de temps, uniqvement (2 ) a esté sans interest | et sans avantage de mon costé<br />

versehentlich nicht gestr. | pour ne rien dire de mon temps qve j’ay employé et qve j’estime encor plus<br />

qve la depense qve j’ay pû faire: uniqvement (3 ) a esté . . . uniqvement L 15–17 parceqve . . . nature<br />

erg. L 19–195,3 établissement (1 ) reussit, on sera en estat de faire des belles choses (2 ) de la culture<br />

de la soye (a) reussit, la societé des sciences sera en estat de faire des belles choses pour le Roy et au<br />

nom du Roy et digne du Fondateur comme (b) se fait . . . venir et L<br />

1 laissé partir: Königin Sophie Charlotte war am 20. <strong>Januar</strong> nach Hannover aufgebrochen; <strong>Leibniz</strong><br />

hatte in ihrem Gefolge mitreisen wollen (vgl. N. 109 und N. 106). 6 Keppenich: Köpenick. 8 avance:<br />

Am 14. <strong>Januar</strong> hatte <strong>Leibniz</strong> eine Bestellung von ” weißem MaulbeerBaum-Saamen‘‘ und ” Seiden Wurm<br />

Saamen‘‘ aufgegeben (vgl. N. 102 und N. 103).


N. 124 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 195<br />

son utilité. Et si l’on obtient enfin quelque fonds considerable par ce moyen pour faire<br />

quelques belles choses, le tout ne se ferat il pas pour le Roy et au nom du Roy et suivant<br />

le bon plaisir de Sa M té , comme de faire venir et de recompenser d’excellens hommes<br />

en toute sorte de professions, et de faire des experiences et recherches considerables. Ce<br />

qui sera non seulement glorieux au Roy, mais encor tres utile parcequ’on attirera mille 5<br />

importantes connoissances et fera même des nouvelles decouvertes profitables dans la<br />

mécanique, chymie, oeconomie, et même dans la Medecine et dans les arts de paix et<br />

de guerre, sans parler des missions dans la Chine par la Moscovie et d’autres pour la<br />

propagation de la foy par les sciences, ce qui donneroit encor des occasions pour un<br />

commerce avantageux surtout parce que celuy de l’ambre jaune dont le Roy est presque 10<br />

seul le maistre est si agreable aux chinois. Et tout sera en effect au Roy et pour le service<br />

du Roy et conforme à l’instruction donnée à la societé, aussi bien qu’aux promesses<br />

gracieuses du Roy de favoriser Sa societé par des concessions sans prejudice si on en<br />

pouvoit proposer comme je fais maintenant.<br />

Je suis bien faché de n’avoir pas connu plustost M. Cöppisch. Ces sortes de personnes 15<br />

sont rares, on ne peut pas les trouver quand on veut, pas même pour de l’argent, et quand<br />

on les a il en faut profiter.<br />

Comme j’ay approfondi les Mecaniques, cela me donne quelque facilité de juger encor<br />

de ce qui sert aux manufactures, et comme j’ay practiqué autresfois les plus excellens<br />

hommes dans ces sortes d’entreprises, savoir feus Messieurs Becher, K[ra]ft Schreter, et 20<br />

autres, j’ay pû d’autant mieux sonder à fonds M. Coppisch et je l’ay trouvé plus solide<br />

que je n’avois crû.<br />

Je ne l’ay pas encor practiqué assez pour juger s’il est sincere, cependant il temoigne<br />

d’estre fort satisfait de mon projet de la Culture de la soye. Il a une veue pour perfection-<br />

12–14 du Roy (1 ) . Il est vray (a) qv’on ne reussira pas sans (aa) peine (bb) beaucoup d’application,<br />

et que peut estre 〈on ne〉 (b) qve cette culture de la soye (aa) ne reussira pas sans svivre (bb) fera pas<br />

grand chose, sans svivre la voye qve je me propose (2 ) et conforme . . . maintenant L 15 Cöppisch.<br />

| Je serois venu il y a long temps à des propositions, si j’avois (1 ) connu (2 ) sçu icy un homme de ce<br />

merite et de cette connoissance pour assister à l’execution des bons desseins gestr. | Ces L<br />

12 l’instruction: vom 11. Juli 1700 (gedr.: Brather, Akademie, 1993, S. 94–105). 15 Cöppisch:<br />

der Berliner Seidenmanufakturier C. Koppisch. 20 Becher . . . Schreter: Zu <strong>Leibniz</strong>’ Kontakten mit J. J.<br />

Becher († 1682), J. D. Crafft († 1692) sowie W. von Schroeter († 1688 oder 1689) vgl. die Korrespondenzen<br />

bzw. Erwähnungen in Reihe III, 1–6 sowie Band I, 4.


196 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 125<br />

ner les Manufactures de ce pays cy, que j’approuve fort, et si le Roy la faisait executer,<br />

j’ay trouvé un moyen qui donneroit d’abord ce qu’il faudroit pour les premiéres depenses<br />

sans rien couster à Sa M té , et sans l’incommodité du public, ou plus tost avec l’avantage<br />

du public; et ce moyen seroit pris de l’affaire même, et par consequent tres naturel.<br />

5 Peutestre qu’il vous parlera luy meme, Monsieur, de toutes ces choses; j’espere aussi<br />

d’avoir cet honneur là, et d’apprendre ainsi ce qu’il y aura à faire.<br />

125. JOHANN ANDREAS SCHMIDT AN LEIBNIZ<br />

Helmstedt, 30. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. [188.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 818 Bl. 207. 4 o . 2 S. Mit einer Korrektur.<br />

10 Vir Excellentissime<br />

Ante aliquot hebdomades fasciculum hunc Tibi destinatum ad me miserat DN.<br />

M. Junius, quem ipse quidem offerre voluissem, si in reditu Helmstadium venisses. Sunt<br />

et duo alia Ephemeridum exemplaria penes me, alio tempore transmittenda. Si et aliis in<br />

Societate Regia quaedam offerenda putas, eas sine mora mittet autor. Unicum hujus de-<br />

15 siderium est ut in Societatem laudatam recipiatur et aliquo Subsidio ex ea sublevetur ad<br />

Ephemeridum continuationem. Dignum illum vel me tacente judicabis, cui quovis modo<br />

6 à faire. | Car je m’imagine gestr. | L<br />

Zu N. 125: K mit der Z. 11 angesprochenen Beilage folgt auf <strong>Leibniz</strong>’ Brief an Schmidt vom 7. April<br />

1702 (I, 21), für den keine Antwort überliefert ist, und dürfte ebenfalls unbeantwortet geblieben sein.<br />

11 miserat: Drei Exemplare von U. Junius, Novae . . . motuum coelestium Ephemerides ad annum . . .<br />

1702 , 1702 waren Beilage zu seinem Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 29. November 1702 (LBr. 457 Bl. 1–2; Druck in<br />

Reihe III); diese Sendung dürfte hier gemeint sein. 12 in reditu: aus Berlin, wo <strong>Leibniz</strong> sich seit Juni<br />

1702 aufhielt. 13 duo alia: vermutlich die ebd. angesprochenen beiden ungebundenen Exemplare.<br />

14 f. desiderium: Im Z. 11 Erl. genannten Brief bringt Junius diesen Wunsch auch selbst gegenüber<br />

<strong>Leibniz</strong> vor. 15 recipiatur: Junius war bereits 1701 von <strong>Leibniz</strong> als auswärtiges Mitglied der Berliner<br />

Sozietät der Wissenschaften vorgeschlagen worden (vgl. I, 19 N. 278). Seine Mitgliedschaft kam erst 1723<br />

zustande (vgl. Brather, Akademie, 1993, S. 357).


N. 126 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 197<br />

auxilium feratur. Habet quidem sibi minus faventem mathematicum vestrum; sed sine<br />

dubio id non curabis, si veras rerum causas nosse volueris. A Tuo nutu scribit pendere<br />

unice Ephemeridum in sequentibus annis continuationem. De aliis alio tempore. Vale et<br />

fave<br />

Excellentissimi Nominis Tui cultori J. A. Schmidt. D 5<br />

Helmst. d. 30 Jan. <strong>1703</strong> raptim.<br />

126. LEIBNIZ AN PHILIPP M ÜLLER<br />

Berlin, 1. Februar <strong>1703</strong>. [121. 136.]<br />

Überlieferung: L Abfertigung: Gotha Forschungsbibl. Chart. A 412 S. 15–[18]. 1 Bog. 8o .<br />

2 S. Mit Korrekturen. Oben auf S. 15 über der Anrede Empfangsvermerk von Müllers Hand: 10<br />

” praes. d. 10. Febr. <strong>1703</strong>‘‘.<br />

Vir summe Reverende Fautor et amice honoratissime<br />

De Te sub Emeriti nomine restituendo, D no de Ilgen spes nulla apparuit. Nam de<br />

novo praeposito dejiciendo nec cogitandum putat. Vos autem 〈una〉 degere posse bona<br />

gratia rem credit . Ego quidem non video, cur non possis imperare Tibi: 15<br />

sed difficile agnosco ita semper vigilare, ut non erumpat aliquid in quotidiano convictu,<br />

ubi tanta animorum aversio est. Hoc ergo velim amplius expendas. Hanoverae quid possim<br />

non video.<br />

Dn. Abbas Fabritius mihi aliquando se Rigam vocatum scripsit ut Fischero succederet,<br />

sed declinasse. Quis locum nunc teneat haud scio. 20<br />

Caeterum nil consultius video quam, ut per literas subinde Dn. de Ilgen compelles,<br />

quas scilicet reddat optimus Dn. Rittnerus et colloquendi inde occasionem sumat, quae<br />

Tibi pro responso serviat.<br />

1 mathematicum vestrum: Gemeint ist vermutlich G. Kirch. Zu dessen aus anfänglicher Zusammenarbeit<br />

erwachsenem Konflikt mit Junius vgl. Kirch, Korrespondenz, 3, 2006, S. 826. 3 continuationem:<br />

Junius’ Ephemerides wurden nur noch bis <strong>1703</strong> fortgesetzt.<br />

Zu N. 126: L antwortet auf N. 121 und wird beantwortet durch N. 136. 14 novo praeposito: Johann<br />

Fischer. 19 scripsit: Fabricius an <strong>Leibniz</strong>, 27. April 1702 (I, 21). 20 haud scio: vgl. auch<br />

<strong>Leibniz</strong>’ Nachfrage bei J. Fabricius in N. 187.


198 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 127<br />

De Concordiae negotio etsi multus sit sermo, ego tamen nihil video agi, aut facile<br />

posse agi; nisi intentior cura adhibeatur. Et vana est illa superficiaria ratio proletariorum<br />

Irenopoeorum.<br />

Rex nunc Magdeburgi me ne discedam moratur adhuc valetudo, quam nolim, comit-<br />

5 tere itineri dum hiems adhuc riget. Sed ubi laxabit se reditum maturabo.<br />

Quod superest vale et me ama.<br />

Dabam Berolini 1 Febr. <strong>1703</strong> Deditissimus G. G. Leibnitius.<br />

127. LEIBNIZ AN WOLF DIETRICH VON BEICHLINGEN<br />

Berlin, 2. Februar <strong>1703</strong>.<br />

10 Überlieferung: L Abfertigung: Berlin Privatbesitz . 1 Bog. oder 2 Bl. 4 o . 2 S. (Unsere<br />

Druckvorlage war eine Fotokopie.)<br />

Hochgebohrner Herr Graf Gnädiger Herr<br />

Die ohnverdiente und ohnverhoffte gnade eines Schreibens von E. Hochgräfl. Excellenz<br />

verpflichtet mich zu einer großen und stäten erkäntligkeit, die ich mit wahren und<br />

15 treuen diensten zu erzeigen wündsche.<br />

1 Concordiae negotio: die von Berlin aus betriebenen Bestrebungen zu einer innerprotestantischen<br />

Union, die <strong>1703</strong> im Collegium charitativum‘‘ Gestalt annahmen. 4 Magdeburgi: zum Aufenthalt<br />

”<br />

Königs Friedrichs I. in Magdeburg vgl. N. 109 u. N. 118. 4 valetudo: <strong>Leibniz</strong>’ Beinbeschwerden.<br />

5 reditum: <strong>Leibniz</strong>’ Rückreise nach Hannover verschob sich tatsächlich bis Ende Mai.<br />

Zu N. 127: L, das einzige vorliegende Stück aus der Korrespondenz mit dem sächsischen Großkanzler,<br />

ist die Antwort auf einen bisher nicht gefundenen Brief Beichlingens. Dabei handelt es sich<br />

vermutlich um ein Schreiben vom 23. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>, dessen Existenz allein durch O. Klopp, <strong>Leibniz</strong>’ Plan<br />

der Gründung einer Societät der Wissenschaften in Wien, in: Archiv für österreichische Geschichte,<br />

40, 1869, S. 157–271, hier S. 175, belegt ist. Aus dessen paraphrasierender Wiedergabe ergibt sich, dass<br />

<strong>Leibniz</strong>’ Wunsch, in den Dienst des sächsischen Hofes zu wechseln (vgl. z. B. seinen Brief an M. J. von<br />

der Schulenburg aus der ersten Novemberhälfte 1702 (I, 21), dort Gehör gefunden hatte. Beichlingens<br />

wohlwollende Haltung <strong>Leibniz</strong> gegenüber geht auch aus N. 37 hervor. Angesichts der in der Korrespondenz<br />

mit J. H. von Flemming aufscheinenden Überlegungen, Beichlingen in das gemeinsame Projekt zur<br />

Seidenkultur in Sachsen einzubeziehen (vgl. z. B. N. 171), ist eine Bezugnahme auch darauf nicht auszuschließen.<br />

— Zu einer Fortführung der Korrespondenz dürfte es nicht gekommen sein; bereits am 10.<br />

April wurde Beichlingen inhaftiert und für Jahre auf die Festung Königsstein verbracht.


N. 128 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 199<br />

Meine allerunterthanigste devotion zu Königl. May t und liebe des Vaterlandes, gegen<br />

welche beyde E. Hochgräfl. Excellenz sich so hoch verdient gemacht, verursachen<br />

vorlängst in mir eine tiefste ergebenheit gegen dero hohe Person, so nun durch solche<br />

erzeigte gnade zum höchsten vermehret worden.<br />

Die von E. Excellenz so gnadig erwehnte particularien betreffend, habe gegen des 5<br />

H. Grafen von Fleming Excellenz mit volliger mündtlicher Nachricht mich herauß gelaßen,<br />

so solche mitzutheilen übernommen, und verhoffe daß selbige auch E. Hochgräflich. Excellenz<br />

zu gnädigen gefallen gereichen werden.<br />

Ich verbleibe lebenszeit<br />

E. Hochgräfl. Excellenz unterthanig-gehorsamster <strong>Gottfried</strong> <strong>Wilhelm</strong> von <strong>Leibniz</strong>. 10<br />

Berlin 2 Februarii <strong>1703</strong><br />

128. LEIBNIZ AN KÖNIGIN SOPHIE CHARLOTTE<br />

Berlin, 2. [Februar] <strong>1703</strong>. [91. 131.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. F 27 Bl. 94. 4 o . 1 1/3 S. Mit Korrekturen. Bibl.verm.<br />

A la Reine de Prusse à Hanover 15<br />

Madame Berlin 2 Janvier <strong>1703</strong><br />

Je suis malheureux de ne pouvoir encor faire ma cour à V. M. à Hanover. Mais<br />

pendant ce froid tout le monde me conseille de differer dans l’estat où je suis. Il est vray<br />

que je serois inutile à Hanover pour la Cour, et encor plus pour la redoute[.] Au lieu que<br />

je travaille icy à mes travaux ordinaires presque comme si j’estois à Hanover. Et je me 20<br />

presse meme de peur de n’avoir pas trop de temps de reste.<br />

1 Königl. May t : August II. von Polen, Kurfürst von Sachsen.<br />

Zu N. 128: Wir korrigieren die Monatsangabe (wie auch in N. 10), denn <strong>Leibniz</strong>’ Datierung auf<br />

<strong>Januar</strong> stimmt nicht mit der Erwähnung von Königin Sophie Charlottes Aufenthalt in Hannover (Z. 17)<br />

zusammen. Dorthin war sie am 20. <strong>Januar</strong> aufgebrochen, doch hatte <strong>Leibniz</strong> seine geplante Rückreise in<br />

ihrem Gefolge aus gesundheitlichen Gründen (Z. 18) nicht unternehmen können. Die Abfertigung (nicht<br />

gefunden) wird beantwortet durch N. 131. 18 estat: zu <strong>Leibniz</strong>’ Beinbeschwerden vgl. etwa N. 96 und<br />

N. 109 S. 162 Z. 4 f. mit der Variante S. 162 Z. 5.


200 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 129<br />

M. le Comte de Fleming est venu icy; et pour monstrer sa punctualité à executer<br />

les ordres de V. M. il a amené le P. Vota. Le Comte va en Saxe dans quelques jours<br />

pendant l’absence du Roy et quoyqu’il souhaite extremement de faire sa Cour à V. M. à<br />

Hanover, il n’ose point l’asseurer. Le P. Vota est incommodé d’une toux, dont son âge<br />

5 luy fait craindre les suites. Je fais mon possible pour le porter d’aller trouver V. M. mais<br />

le Medecin en decidera. Il a encor toute sa vivacité, et toute sa passion contre la France.<br />

Le Cardinal Primat s’est ravisé et tache de se raccommoder avec le Roy. Mais il y<br />

aura tousjours beaucoup de defiance. L’expedition des Suedois vers la Russie a donné<br />

moyen aux Saxons, de respirer. Car si le Roy de Suede les auroi[t] suivi de prés ils auroient<br />

10 esté obligés d’abandonner Posen et Thoren et peutestre toute la Grande Pologne et la<br />

Prusse.<br />

Mons. le Comte de Fleming a pris une maison icy pour un an, et fait tout venir<br />

icy de Breslau. Cependant je ne say pas s’il sera fort long temps icy luy même. Il vient<br />

icy autorisé non seulement du Roy, mais encor de la Republique en vertu du Senatus<br />

15 consilium qui donne pouvoir au Roy de Pologne à faire des traités avec d’autres puissances<br />

au nom de la République.<br />

129. FRIEDRICH VON HAMRATH AN LEIBNIZ<br />

Magdeburg, 5. Februar <strong>1703</strong>. [124. 247.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LH XIX Bl. 131–132. 1 Bog. 4 o . 3 S. — Gedr.: Klopp,<br />

20 Werke, 10, 1877, S. 383–384.<br />

Monsieur<br />

Ayant representé au Roy mon Maistre tout ce que vous m’avés fait l’honneur de<br />

me dire à Potsdam, touchant l’establissement des vers de soye dans ses Estats, Sa Maj té<br />

1 venu: am 1. Februar zu Bündnisverhandlungen im Auftrage des sächsischen Kurfürsten und<br />

Königs von Polen August II., vgl. N. 87 Erl. 3 absence du Roy: Der preußische König Friedrich I.<br />

hielt sich derzeit in Magdeburg auf. 3 souhaite: vgl. N. 87. 7 raccommoder . . . Roy: zum Konflikt<br />

zwischen dem polnischen Kardinalprimas A. M. S. Radziejowski und König August II. vgl. N. 87.<br />

8 expedition: während des Nordischen Krieges. 13 de Breslau: möglicherweise von seinem oberschlesischen<br />

Gut Slawentzitz, Kr. Cosel, aus. 14 Republique: die polnische Adelsrepublik. 14 f. Senatus<br />

consilium: auf dem Reichstag in Thorn im <strong>Dezember</strong> 1702.<br />

Zu N. 129: K bezieht sich auf den N. 124 dargelegten Sachverhalt, den <strong>Leibniz</strong> bei der Z. 23 erwähnten<br />

Begegnung vorgetragen hatte. 23 à Potsdam: vermutlich um die Wende <strong>Januar</strong> — Februar.


N. 130 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 201<br />

m’a repondu que comme elle trouvoit la saison deja trop avancée pour regler tout ce<br />

qu’il falloit pour cedit establissement[,] elle avoit resolû de le differer jusques à l’année<br />

prochaine et qu’en attendant elle feroit regler à loisir ce qui pourroit estre necessaire à ce<br />

sujet. C’est de quoy j’ay crû Monsieur vous devoir faire part et cela d’autant plus parce<br />

que vous m’avés fait l’honneur de me dire que cette seule affaire arrestoit vôtre depart 5<br />

de Berlin qui d’ailleurs estoit pressé, afin que vous n’y perdiés inutilement le temps que<br />

je scay vous estre fort precieux. Je souhaite donc que vous fassiés vôtre voyage en toute<br />

sorte de contentement et vous prie d’estre persuadé que je seray tousjours avec beaucoup<br />

de passion<br />

Monsieur Vôtre treshumble et tresobeissant serviteur 10<br />

à Magdebourg ce 5 me Fevrier <strong>1703</strong> F. de Hamraht.<br />

130. HEINRICH CHRISTIAN KORTHOLT AN LEIBNIZ<br />

[Berlin, Anfang Februar <strong>1703</strong>]. [132.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 497 Bl. 20. 1/2 Bl. 4 o . 1 S. Doppelte Randanstreichung<br />

am Textbeginn. 15<br />

Wolgebohrner H. Geheimer Rath.<br />

Ich bin so unglücklich daß ich weegen einer schuld die ich vor H. Greiffenkranzen von<br />

H. Heidecampen eingefordert, von 246 Rhl in angst bin, da mir doch H. Greiffenkranz<br />

das geld gebrauchen zu laßen vor meine mühe promittiret. H. Flemming bei dem ich<br />

5 depart: Für die beabsichtigte Rückreise war am 20. <strong>Januar</strong> ein ” Paß auf frey vorspann vor den<br />

Geheimten Rath von Leibnitz‘‘ ausgestellt worden; nachdem sein Aufenthalt in Berlin bis in das Frühjahr<br />

hinein dauerte, wurde am 14. Mai die Gültigkeit des Passes bestätigt (LH XLI 6 Bl. 13–14).<br />

Zu N. 130: K folgt auf Kortholts Brief von Anfang August 1702 (I, 21). In der Reihe von (weitgehend<br />

undatierten) Briefen, in denen Kortholt <strong>Leibniz</strong>’ Unterstützung in seiner Geldaffaire erbittet, dürfte unser<br />

Stück der erste sein, da hier die Angelegenheit in ihren Grundzügen umrissen wird. <strong>Leibniz</strong> entsprach<br />

Kortholts Bitte um einen Brief an Chr. J. Nicolai von Greiffencrantz am 7. Februar <strong>1703</strong> (Brief nicht<br />

gefunden, erwähnt in N. 138), woraus sich ein terminus ante quem für unser Stück ergibt. Auf die ersten<br />

Februartage weist auch die Erwähnung der eben erfolgten Ankunft J. H. von Flemmings in Berlin hin<br />

(vgl. S. 202 Z. 1 Erl.). 17 schuld: vgl. Greiffencrantz’ Darstellung in N. 138.


202 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 131<br />

in diensten 〈kompt〉 eben hier wil caution leisten. Aber ich fürchte sie schwatzen ihn<br />

wiederum. So doch E. Excell. bei ihm und bei Ihr Maj. d Konigin konten ein gut wort<br />

verleihen, auch H. Greiffenkranzen schreiben. Es ist ja mein wie sein eigner schaade und<br />

kumpt ein unglück aus deem andern.<br />

5 E. Excellentz unterthänigster diener Kortholt.<br />

131. KÖNIGIN SOPHIE CHARLOTTE AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 7. Februar [<strong>1703</strong>]. [128. 142.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. F 27 Bl. 95–96. 1 Bog. 4 o . 3 2/3 S. Mit ergänzter<br />

Jahreszahl, vermutlich von <strong>Leibniz</strong>’ Hand. Bibl.verm. — Gedr.: Klopp, Werke 10, 1877,<br />

10 S. 197–198.<br />

A Hanover ce 7 de fevrier<br />

Je suis fachée de n’avoir d’autres novelles de vous que par vostre lestre Monsieur car<br />

je croyès vous voir icy peu de tems apres moy[.] j’espere cependent que ce retardement<br />

contribuera à vostre geurison et que vous persuaderés le Pere Vota de venir avec vous icy[.]<br />

15 vous pouvez l’assurer que pas seulement moy mais Mad. L’electrice et Mons. L’electeur<br />

ont grande envie de le voir ayant fort oui parler de son esprit et bone conversation[.] il<br />

n’en menque point d’Angloise icy apresant[,] car il y a beaucoup d’Englois et Ecossois et<br />

il en viendra encore davantage avec Milord Winchelsey[.] Mons. Cresset ce remet ausy de<br />

son mal et son exemple fait voir que l’on va facilement de la sagesse à la folie[.] il faudroit<br />

1 eben hier: Flemming hielt sich vom 1. Februar bis Mitte März <strong>1703</strong> zu Bündnisverhandlungen<br />

weitgehend am Berliner Hof auf; vgl. Hassinger, Brandenburg-Preußen, 1953, S. 84 f. sowie die Flemming-Korrespondenz<br />

unseres Bandes. 2 bei ihm: zu <strong>Leibniz</strong>’ Eintreten für Kortholt bei Flemming<br />

vgl. N. 148 u. N. 154.<br />

Zu N. 131: K antwortet auf N. 128 und wird beantwortet durch N. 142. 14 persuaderés . . . icy:<br />

Noch vor dem 10. Februar reiste C. M. Vota auf Zureden von <strong>Leibniz</strong> an den hannoverschen Hof (vgl.<br />

Doebner, Briefe, 1905, S. 28 Anm. 3), während <strong>Leibniz</strong> in Berlin blieb. 17 f. beaucoup . . . davantage:<br />

vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Abschrift einer ihm aus Hannover zugesandten Aufzählung und Charakterisierung der in<br />

Hannover anwesenden Engländer und Schotten (Hannover <strong>Leibniz</strong>-Bibl. Ms XXIII 1205 Bl. 2–3, gedr.:<br />

Klopp, Werke 9, 1873, S. 5–7). 18 Winchelsey: Ch. Finch earl of Winchilsea, vom 7. Februar bis Mitte<br />

März <strong>1703</strong> englischer Sonderbotschafter in Hannover. 19 mal: Der englische Gesandte J. Cressett<br />

litt Anfang <strong>1703</strong> zeitweilig an Geistesverwirrung, vgl. Schnath, Geschichte 4, 1982, S. 51 f.


N. 132 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 203<br />

savoir en quel etat e[s]t apresant sa glandule pineale[.] d’Osson qui e[s]t revenu d’Holende<br />

m’a dit que le mesme malheur e[s]t arivé à Mons. Ham[,] ausy j’espere que c’e[s]t le seul<br />

membre des estats generaux en cet estat là[.] sans cela les afaires hiroi[en]t ausy mal que<br />

celles du roy de Pologne dont je crois que le comte Fleming veut bien disimuler le meavais<br />

estat[.] Vous aurés des relations de nos divertisemens Monsieur ainsy je ne vous en fais 5<br />

point et ne ferés que vous prier de croire que je vous estime autant que vous le merités<br />

et suis toute afectionée à vous servir<br />

Sophie Charlotte<br />

Je vous prie que sy vous ne me pouvez porter vous mesme des novelles de Lutzbourg<br />

de me mender sy quelque chose s’y fait pendent mon apsence et metre vostre retohrique 10<br />

en oevre pour persuader le Pere Vota de venir icy[.] je suis assurement tres obligée au<br />

comte de Fleming de me l’avoir procuré car je le conte come un bon meuble à Lutzbourg<br />

quand Mad. L’electrice y viendra[.]<br />

132. HEINRICH CHRISTIAN KORTHOLT AN LEIBNIZ<br />

Berlin, 8. [Februar <strong>1703</strong>]. [130. 139.] 15<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 497 Bl. 21–21 a. 1 Bog. 8 o . 2 S. auf Bl. 21 r o u. Bl. 21 a r o ,<br />

quer beschrieben.<br />

Sie pardoniren doch mich daß ich E. Excell. so offt incommodire. Ich schreibe heute<br />

an H. von Greiffenkrantz, von H. Heidekampen abzulaßen, und stelle ihm meinen Zustand<br />

vor. Ich bitte umb Gottes willen doch desgleichen zu thun. Der Mann schaadet ja mir und 20<br />

1 d’Osson: F. d’Ausson de Villarnoux, Stallmeister und Kammerherr der Königin. 2 Ham:<br />

vermutlich der 1699 abberufene langjährige Sonderbotschafter der Niederlande in Brandenburg.<br />

4 disimuler: bei den beabsichtigten Bündnisverhandlungen in Berlin, vgl. N. 128.<br />

Zu N. 132: Trotz des unlesbaren, mit keinem Monatsnamen zu verbindenden Wortes nach dem<br />

Tagesdatum datieren wir K aufgrund des Kontextes, Kortholts Geldaffäre, in der er sich im Februar <strong>1703</strong><br />

mehrfach an <strong>Leibniz</strong> wandte (vgl. an datierten Briefen N. 139, N. 149) auf den 8. Februar. 18 schreibe:<br />

Brief nicht ermittelt; Chr. J. Nicolai von Greiffencrantz’ Antwortbrief (nicht ermittelt) erreichte Kortholt<br />

am 14. Februar <strong>1703</strong> (vgl. N. 139). 20 desgleichen: <strong>Leibniz</strong> hatte bereits am 7. Februar in Kortholts<br />

Angelegenheit an Greiffencrantz geschrieben; vgl. dessen Antwortbrief N. 138.


204 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 133<br />

sich. Ich habe noch mein Veterlich und Mütterlich erbe zu guut. O schreiben Sie doch<br />

und bitten ihn. Ich hab nichts wieder gegen sie zu promittiren als eine ewige obligation.<br />

Ich crepire hie. H. Lubonizky ist nicht bei mir geweesen, und H. von Heidecamp liegt zu<br />

seinem eignen Schaaden den H. General in die ohren. Ich habe nach Wien auch vocation.<br />

5 Und nun sol ich auff einmahl umb dieser bagatelle zu grunde gehen, da ich doch mehr<br />

als dieses ausstehen habe. Aber nie habe ichs nun so flugs. Ich weis nicht was ich nicht<br />

wolte thun so mich einer hie aushülffe. Solte Ihr. Maj. die Koniginn nicht ein wort bei<br />

H n Flemmingen auch vor mir sprechen? Ich bin 〈...〉<br />

Berlin d. 8 〈—〉<br />

10 133. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 8. Februar <strong>1703</strong>. [122. 135.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 340–341. 1 Bog. 4 o . 4 S. Mit Korrekturen.<br />

Bibl.verm.<br />

Vous serés bien etonné de mon silence, et vous n’avés pas tort, mais comme une<br />

15 persone, qui est venu de Berlin a repandu de si mechantes novelles de votre chere santé,<br />

jusqu’à dire, qu’on se puvoit attendre de recevoir des novelles de votre mort, j’ay crû<br />

qu’il n’estoit pas tems dans un tel etat de vous incommoder, et d’azzarder mes lettres.<br />

la dite persone disoit de vous avoir visité à son depart, c’est pourquoy que chacun lui<br />

ajoutoit du foy. mais je fus bien ravi Dimanche passé lors que je receus des vos novelles,<br />

20 je courrus d’abord à la Cour pour en informer la Reine et Madame l’Electrice, qui en<br />

1 Veterlich . . . erbe: vgl. N. 149 u. N. 150. 3 Lubonizky: Zu Kortholts Bemühungen um einen<br />

Posten als Begleiter der geplanten Russland-Expedition T. von Lubienietzkys vgl. seine Korrespondenz<br />

mit <strong>Leibniz</strong> in I, 20; zu Lubienietzkys zurückhaltender Reaktion vgl. I, 20 N. 448. 4 General: J. H.<br />

von Flemming. 4 vocation: vgl. auch N. 139 u. N. 155.<br />

Zu N. 133: K , über die Hofpost übermittelt (vgl. N. 135), antwortet auf einen nicht gefundenen<br />

<strong>Leibniz</strong>brief wohl von Ende <strong>Januar</strong> (Z. 19) und kreuzte sich wohl mit dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief<br />

vom 10. Februar, auf den N. 140 antwortet. 15 persone: nicht ermittelt; in Frage kommen könnte<br />

A. Cunningham, der Anfang Februar von Berlin nach Hannover reiste und auf <strong>Leibniz</strong>’ Empfehlung hin<br />

dort bei Hofe vorgestellt wurde; vgl. N. 134. 15 mechantes novelles: Zu Gerüchten am hannoverschen<br />

Hofe über <strong>Leibniz</strong>’ besorgniserregenden Gesundheitszustand vgl. z. B. auch N. 147. 19 Dimanche<br />

passé: 4. Februar.


N. 133 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 205<br />

estoient aussi en peine comme moy. Comme apparement vous n’avés pas eté si mal, je ne<br />

scay pas par quelles veues on a debité ce faux bruit, s’il n’auroit eté pour m’empecher de<br />

vous recommander mes interets, car je ne scarai pas croire qu’un domestique de la Reine<br />

vous en vouloit. Je puvois (c’est bien vrai) vous ecrire lundi au depart du Prence Royal,<br />

ou de Madame la Comtesse de Wartenberg, mais mon chagrin ne m’a laissé songer à cette 5<br />

occasion, dont je vous en demande pardon. Je n’ay pas manqué de dire à S. E. Mons r le<br />

Comte de Platen ce que vous m’avés ordonné. il vous fait ses Complimens, et se rejouit<br />

d’avoir des meilleures novelles de votre Santé. Du reste vous m’obligerés infiniment de<br />

veiller à mes interets, et sans vos soins je voy que tout e[s]t perdu, puisque apparement<br />

la Cabale s’y est mise. Vous scavés qu’on a taché de faire imprimer mes Inscriptions 10<br />

pour me soulager, mais l’Amy qu’il se n’est melé n’a taché apparement que de me faire<br />

un serviziale d’Inchiostro. Quelle incongruité que de faire imprimer 800 exemplaires? (si<br />

cela est vrai) et de les faire touts lier avec du papier de France? Il m’a apporté un comte<br />

de 57 écus, qu’il m’a fallu lui faire bons, m’ayant montré seulement les papiers ecrits en<br />

Allemand, les quels bientost a remis dans sa poche. Il me devoit payer 22 pistolles, que 15<br />

je devois envoyer par lettre de change en Italie, mais il a retenu les 57 ecus, de sorte que<br />

je ne scay pas à present comme servir mon Amy, qui a eu en moy cette confiance, dont<br />

je suis en desespoir. Je me suis immaginé de depenser une douz[a]ine d’écus, parceque<br />

notre Imprimeur ne me demandoit pour 200 exemplaires que 4 ecus; mais me voyey bien<br />

trompé, et à votre retour je vous dirai le reste. Notre Freüle m’a receu froidement, elle 20<br />

ne m’a pas dit un seul mot touchant la Pastorale. Pour dire le vrai, je ne comprens pas<br />

cette maniere d’agir, et je reviens à mon commencement, c’est à dire, qu’il y a bien de<br />

la Cabale.<br />

Je vous remercie tresheumblement des vos novelles, dont je serai privé à votre retour;<br />

mais si vous avés queque connoissance (come j’espere) avec Mons r le Resident de Pologne, 25<br />

1 vous . . . mal: Tatsächlich litt <strong>Leibniz</strong> seit Ende 1702 an Beinbeschwerden. 4 lundi: 5. Februar.<br />

4 depart: Kronprinz Friedrich <strong>Wilhelm</strong> war vorzeitig aus Hannover zurückbeordert worden; vgl. die am<br />

30. <strong>Januar</strong> bzw. 3. Februar <strong>1703</strong> zwischen König Friedrich I. und Kurfürstin Sophie gewechselten Briefe<br />

(gedr.: Berner, Briefwechsel, 1901, S. 27–29). 7 ordonné: nicht ermittelt. 9 mes interets: im<br />

Zusammenhang von Guidis Panegyrik (vgl. SV.) auf den Jahrestag der preußischen Königskrönung.<br />

11 l’Amy: vermutlich A. Ariosti. 13 papier de France: französisch Marmor als kostspieliges Einbandpapier.<br />

17 mon Amy: nicht ermittelt, vielleicht der in N. 212 in dieser Angelegenheit erwähnte<br />

Salaroli. 19 Imprimeur: vermutlich der hannoversche Hofdrucker S. Ammon. 20 Freüle: H. Ch.<br />

von Pöllnitz. 21 Pastorale: die Schäferoper von G. Bononcini, Cefalo e Procride, vgl. z. B. auch das<br />

P. S. von Guidis Brief vom 16. Juli 1702 (I, 21). Zu einer Belohnung Guidis vgl. N. 152. 24 novelles:<br />

wohl für Guidis politische Nachrichtenbörse. 25 Resident: der Legationssekretär H. S. Wolthers.


206 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 133<br />

qui est à Berlin, vous pourrés bien me preparer sa correspondence, dont je m’acquitterai<br />

si exactement que vous savés. J’ay veu la lettre que le Roy de Pologne a ecrit au Roy<br />

de France pour justifier l’arrest de M r Du Heron, je l’envoyai d’abord à S. A. E e , je l’ay<br />

trovée obligeante, mais lui ne servirà à rien apparement, parce que le Cardinal Primas a<br />

5 trop poussé les affaires.<br />

Vous scarés qu’il y a huict jours que nous avons retiré la Compagnie que nous<br />

avions envoyée à Hyldheseim, parceque ces differences là sont en bon chemin pour un<br />

accomodement; mais Mons r le Duc de Cell ne retirerà pas Ses Trouppes au moins toutes<br />

devant que tout soit en repos dans ces quartiers là.<br />

10 Madame de Klenk a fait deux garcons dans sa premiere couche, tous les deux se<br />

portent bien.<br />

M r le General Lieutenant Hor est mort icy.<br />

Vous scaurés, qu’on a enlevé dans les environs de Bonn le Colonnel Villars de Cell<br />

avec 60 Dragons, plusieurs Chevaux, et avec l’argent qui devoit servir pour payer le<br />

15 Regiment, les Francois se sont glissés dans un Marais qui estoit gelé. Apres la prise de<br />

la ville de Trarbak on ne scait pas si le Chateau s’est rendu, mais c’est costant que les<br />

Trouppes des grandes Allies sont fort exposés.<br />

M r de Crasset est tousjours dans ses reveries, c’est vray qu’il se porte mieux, mais<br />

il extravage de tems en tems. On attend aujourdhui Mylord Wincheslei, mais il est si<br />

20 longtems qu’on l’attend, que je ne scai pas s’il arrivera aussitost.<br />

Nous avons icy Monsieur Ufflstock fils du GrandChancellier d’Angleterre, et plusieurs<br />

autres etrangers.<br />

2 lettre: nicht ermittelt. 3 l’arrest: Zur Verhaftung des französischen Gesandten in Polen,<br />

Ch.-F. de Caradas, marquis Du Heron, im November <strong>1703</strong> in Warschau vgl. z. B. N. 109. 4 Cardinal<br />

Primas: Zum brieflichen Protest des polnischen Kardinalprimas M. S. Radziejowski gegen das Vorgehen<br />

gegenüber Du Heron vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Febr. <strong>1703</strong>, S. 100. 7 Hyldheseim:<br />

Nach einem Aufruhr der Hildesheimer Bürger hatte Herzog Georg <strong>Wilhelm</strong> von Celle als Kreisobrist<br />

des Niedersächsischen Reichskreises die Stadt am 16. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> besetzen lassen; vgl. Monatlicher<br />

S t a a t s - S p i e g e l , a. a. O., S. 3–6 sowie Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 564. 10 deux garcons:<br />

Georg Ludewig u. Georg <strong>Wilhelm</strong> (geb. am 5. Februar). 12 Hor: nicht identifiziert. 15 prise: vgl.<br />

N. 135. 16 Chateau: die Festung Mont Royal/Trabach. 17 Trouppes: im Rahmen des Spanischen<br />

Erbfolgekrieges. 18 reveries: Der englische Gesandte J. Cressett litt Anfang <strong>1703</strong> zeitweilig an Geistesverwirrung;<br />

vgl. z. B. auch N. 131. 19 attend: der englische Sondergesandte Charles Finch earl of<br />

Winchilsea; seine erste Audienz am hannoverschen Hofe fand am 9. Februar <strong>1703</strong> statt; vgl. N. 13.<br />

21 Monsieur Ufflstock: Gemeint ist vermutlich H. Bentinck viscount Woodstock; vgl. z. B. N. 166.<br />

21 GrandChancellier: J. W. Bentinck first earl of Portland. 21 f. plusieurs autres: vgl. N. 131.


N. 133 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 207<br />

A ce qu’on nous mande d’Ausbourg l’Electeur de Baviere a marché à Naimbourg,<br />

et on nous mande même qu’il est attacqué, le Prince et Eveque D’Ausbourg qui est allé<br />

là pour y accompagner Madame l’Electrice Duariere sa Mere, il ne put pas retourner à<br />

sa Residence.<br />

Les Imperiaux en Italie sont reserrés en petit nombre dans un coin, les Francois en 5<br />

passant ont jetté derechef queques Bombes dans Bercello, mais sans dommage, les Imperiaux<br />

qui ont fortifié tous les postes de la Chiara dadda, et du Lac de Garde empechent<br />

la navigation par le Mincio aux ennemis, mais quand la Saison serà plus douce, on ne<br />

doute pas, que ceuxci ne s’emparent de Bersello, et peu apres d’Ostiglia, et Revere, qui<br />

est ce tout ce que les Imperiaux, à la 〈—〉 de Mirandole et Finale possident en Italie. 10<br />

Vous aurés appris le tremblement de terre qui a eté senti à Rome, ce qui est une<br />

chose bien extraordinaire pour ce Ville là, car le Cardinal d’Ostat ecrivant à Enric IV<br />

lui fit part d’un telle novelle, mais quelle n’avoit pas eté verifiée. Ce tremblement n’a<br />

fait que ovrir queque batiment, mais a ruiné plusieurs villes de l’Etat du Pape, Spoleti<br />

et l’Aquila ont bien souffert, mais Norcia est tout à fait bouleversé, de sorte que de 15<br />

4 Covents des Religieuses il n’y en avoit que quatres qui etoient en vie. on l’a senti en<br />

Toscane, et jusqu’à Verone.<br />

Enfin les Etats Generaux sont obligés de defendre le commerce des Lettres à l’istance<br />

de l’Angleterre, mais comme il y aurà bien de banquerouttier, on etude deja le cas de<br />

preference. Les Etats leveront encore m<br />

15<br />

hommes, ils se plaignent que l’Electeur Palatin 20<br />

a[u] nom de l’Empereur a fait preter serment de fidelité de Gueldre. la Cour de Vienne<br />

ne garde trop de mesures, et apres elle se trove dans des embaras. Je n’entend pas que<br />

les Imperiaux commencent queque chose contre la Baviere.<br />

Les divisions regnent en Angleterre, et le parti pour Jacques 3 prend toujours plus<br />

de force, par les provisions des charges. 25<br />

1 Naimbourg: Neuburg a. d. Donau, Hauptort des kurpfälzischen Herzogtums Neuburg, war am<br />

3. Februar <strong>1703</strong> von bayrischen Truppen eingenommen worden; vgl. auch N. 135. 2 Prince . . .<br />

Ausbourg: Alexander Sigmund von Pfalz-Neuburg. 3 l’Electrice Duariere: Elisabeth Amalie von<br />

Hessen-Darmstadt, deren Witwensitz Neuburg war. 6 Bercello: die Festung Brescello (Bersello).<br />

11 tremblement: Mitte <strong>Januar</strong> und am 2./3. Februar; vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Feb.<br />

<strong>1703</strong>, S. 105 sowie N. 147. 12 ecrivant: Bezug nicht ermittelt. 15 l’Aquila: L’Aquila degli Abruzzi.<br />

18 commerce des Lettres: Zur von England gestellten Forderung nach Aufhebung jeglichen Briefverkehrs<br />

zwischen Holland und Frankreich bzw. Spanien als Voraussetzung für die Aufstockung der englischen<br />

Truppen am Niederrhein vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Febr. <strong>1703</strong>, S. 91–94 u. März <strong>1703</strong>,<br />

S. 108 f. Vgl. den Brief Kurfürstin Sophies an L. J. Sinold gen. von Schütz, 23. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> (gedr.:<br />

Doebner, Briefe, 1905, S. 170 f.), mit der Befürchtung einer ” interruption du commerce entre la Hollande<br />

et la France‘‘. 24 divisions: in der Sukzessionsfrage. 24 Jacques 3: Jakob Eduard Stuart.


208 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 134<br />

La flotte d’Hollande, qui devoit aller en Amerique, và en Portugal, ce seroit un<br />

presage de bonne correspondance avec les hauts alliés.<br />

Voyci tout ce que je puis vous dire à l’hate. Je vous recommande de noveau mes<br />

interets, dont je ay toute la confiance à vous. Je ne scay pas si cette Lettre vous troverà<br />

5 en Berlin, c’est pourquoy que je omette mon nom, vous asseurant que je suis 〈...〉<br />

ce 11 me Fevrier<br />

S. E. m’a fait demander si vous etes apresent à Berlin, je lui ay fait reponce, que je<br />

le croyois mais que je ne le savois pour seur, et que je vous ecrivei.<br />

134. ALEXANDER CUNNINGHAM AN LEIBNIZ<br />

10 Hannover, 11. Februar <strong>1703</strong>. [143.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 186 Bl. 4–5. 1 Bog. 4 o . 2 S. Mit geringfügigen Korrekturen.<br />

Eigh. Aufschrift. Siegel. Postverm. Bibl.verm.<br />

Mons r<br />

Nous etions arrivé icy le lendemain apres que nous somes sorti de Berline, nous nous<br />

15 repesames tres bien se soir, et àl’hure de la Coure nous nous y truvames, où nous crumes<br />

d’etre chez nous, par la bone acueile que on y nous a fait, au comancement je me suis<br />

souvenie de votre lettre, mais quand je etois introduis chez Madam l’Electrice d’abord<br />

elle me fit comprandre la bonté che vous avez eu pour moy. ainçy le descours rouloit sur<br />

le sujet de votre tres grand merit je ne scais pas si cela plaisoit plus à elle ou à moy,<br />

20 Son altess quelque fois voulant s’ecarté par quelques traites d’esprit dont le brillant me<br />

1 aller en Amerique: vermutlich im Rahmen der holländisch-englischen Operationen in der Karibik<br />

gegen französische und spanische Kolonisten; vgl. auch N. 135. 2 presage: Der sich bereits zu Jahresbeginn<br />

anbahnende (vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Jan. <strong>1703</strong>, S. 100) Beitritt Portugals zur<br />

Großen Allianz wurde im Mai <strong>1703</strong> vollzogen (vgl. ebd., Juni <strong>1703</strong>, S. 58–62).<br />

Zu N. 134: Mit K beginnt die Korrespondenz mit Cunningham, der nicht mit dem gleichnamigen<br />

Gelehrten identisch ist, mit dem <strong>Leibniz</strong> seit seiner Italienreise bekannt war (zu ihm vgl. I, 14 N. 132<br />

S. 226 Erl.; zur Unterscheidung vgl. z. B I, 19 N. 132 S. 276 Erl.). Dem Briefwechsel mit unserem Korrespondenten<br />

war persönlicher Kontakt in Berlin (vgl. auch N. 10) vorausgegangen. Unser Stück wird in<br />

N. 143 erwähnt und wurde wohl mit diesem zusammen beantwortet durch den nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief,<br />

auf den N. 163 antwortet. 17 lettre: vermutlich N. 10.


N. 134 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 209<br />

fierent jetté les [y]euxs enbas[,] neamoins la recognisance vouloit que je la rapellass à vous<br />

et l’esteme que on a pour vos talents pas sulement icy en Allemaigne mais en France<br />

Angleterre Italie et par tout où les belles arts sont en vogue jusque en Chine meme, Et<br />

pour vous dire franchement elle a toutes les belles qualitiés que se puvent desiré à une<br />

Reine d’Angliterre[,] elle surpass meme la Reine sa fille, quoyqu quasi sans pareille, et 5<br />

si Madam l’Electrice ne reigne pas sur la trone elle reigne dans les curés de tous ceux<br />

qui savent ce que soit Reigner, On dit que elle a soisant dix annés je ne la donerais que<br />

quarante[c]inque mais si elle a septante m e a v o t a s u n t , pour luy donner autan.<br />

Touchant les dames Mon atachement est à un bell esprit bonsang et les maniers engagents<br />

et degagés: Je trouve en elle toutes ces qualitiés et un j e n e q u o y , fort naturele 10<br />

et sans etre aucunement fardé, En elle on voit la Religion sans supastition et la Raison<br />

en son etandu, les sentiments de la tendress que elle a pour le merit et la justice sont<br />

baux et deignes de elle[,] son altess El al par ses maniers et pu de paroles me fit d’abord<br />

souvenir de fu roy d’Angliterre[.] je luy etoit put etre presenté come l’ombre d’un autre<br />

(la quele je ne serais jamais) ainsi il ne me disoit rien et je ne osois pas luy rompre la 15<br />

silence, en meme temps je vous avoue que tous les joures je l’esteme de plus en plus<br />

pour la grandure de son ame, Madam l’Electrice m’a presenté au Duke de Zell, en luy je<br />

trove toutes les belles qualitiés et le bien que j’ay toujours entendu dire de son Altess. je<br />

prandrais un autre occasion de vous ecrire du prince El r je l’esteme extrement si je pu<br />

je vu luy parler en particulier afin que je puisse partout luy rendre justice et persuader 20<br />

aux autres ce que je croy de luy moy meme, My Lord Wilselsea e[s]t arrivé icy et a eu<br />

son audience[.] J[e] crois il sera fort au grée de cette Coure et je appliquera pour affermer<br />

la bone correspondance[.] On pass le temps icy gayement mais je souhaiterais plus votre<br />

presence que toute la Carnival, Mes bais les maines à Mons r Heisse et je suis<br />

Votre tres humble et tres obeisant servitur 25<br />

Hanover le 11 Feb y 1 7 0 3 Alex r Cunningham<br />

Mons r adressez vos Commandements à moy chez Mons r Bertram icy.<br />

14 fu roy: <strong>Wilhelm</strong> III. 14 l’ombre: Anspielung nicht ermittelt. 20 persuader: vielleicht<br />

Anspielung auf das 1702 in England kursierende Gerücht über Bestrebungen, die englische Thronfolge<br />

von <strong>Wilhelm</strong> III. direkt auf Kurprinz Georg August zu übertragen, dem von Seiten Hannovers und<br />

Celles entgegengetreten wurde; vgl. Schnath, Geschichte, 4, 1982, S. 71 f. 21 Wilselsea: der englische<br />

Sondergesandte Ch. Finch earl of Winchilsea, der Anfang Februar in Hannover eintraf; vgl. auch N. 166.<br />

22 audience: am 9. Februar; vgl. N. 13. 24 Heisse: der braunschweig-lüneburgische Resident in Berlin<br />

J. W. Heusch. 27 Mons r Bertram: Cunninghams Wirt in Hannover; vgl. Schnath, Geschichte, 4,<br />

1982, S. 41.


210 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 135<br />

A Monsieur Mons r Leibnetz Conseilier de Roy de Prusse chez Mons r Vincent à<br />

Berline 1 .<br />

135. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 11. Februar <strong>1703</strong>. [133. 140.]<br />

5 Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 156–157. 1 Bog. 4 o . 3 1/4 S. Bibl.verm.<br />

Je ne doute pas Monsieur, que vous n’ayés receu ma precedente, que j’avois fait<br />

recommander à Mons re Heich. Vous aurés veu ce que M r Att[ili]o a fait touchant mes<br />

Inscriptions, m’ayant apporté un comte de 57 ecus, qui m’a fallu luy faire bons, ce qui<br />

m’a mis dans un tres grand chagrin, et si vous ne pouvés reussir de m’obtenir queque<br />

10 recompence, je ne scay pas comme sortir de cette facheuse affaire. J’ay toute la confiance<br />

en vous.<br />

On ne scait pas que croire de votre chere santé, puisque on ne vous voit pas de retour<br />

icy, et non plus vos lettres. Madame l’Electrice me demandà hier au soir des vos novelles,<br />

m’ordonnà de vous ecrire, et de m’en informer: elle me dit qu’on a receu vos precedentes,<br />

15 mais qu’on ne scait pas si vous avés receu les notres, et qu’elle ne vous ecrit point, à<br />

cause que vous ne repondés point.<br />

Mylord Winchesley eut venderdi passé son audience.<br />

1 〈Von a n d e r e r Hand:〉 franco Halberstadt 7<br />

1 de Prusse: In seinem nicht gefundenen Antwortbrief dürfte <strong>Leibniz</strong> auf die korrekte Titulatur<br />

hingewiesen haben; vgl. die Aufschrift in N. 182. 1 Mons r Vincent: J. Vincent, <strong>Leibniz</strong>’ Wirt in der<br />

Brüderstaße.<br />

Zu N. 135: K kreuzte sich vermutlich mit dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom 10. Februar, auf<br />

den N. 140 antwortet, und hatte als Beischluss den S. 211 Z. 20 angesprochenen Brief. 6 ma precedente:<br />

N. 133. 7 Mons re Heich: der hannoversche Resident in Berlin, J. W. Heusch. 8 Inscriptions: vgl.<br />

Guidi (SV.). 14 vos precedentes: Gemeint sein dürfte vor allem <strong>Leibniz</strong>’ Brief vom 19. <strong>Januar</strong> (N. 8).<br />

15 les notres: Gemeint sein dürften die aus dem <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> datierenden Briefe der Kurfürstin N. 1, N. 3,<br />

N. 4 u. N. 7. 16 repondés point: Vom 2. und 5. Februar datierten <strong>Leibniz</strong>briefe an die Kurfürstin<br />

(N. 10 u. N. 11). 17 audience: Die Audienz des englischen Sondergesandten Charles Finch earl of<br />

Winchilsea am hannoverschen Hof fand am 9. Februar statt; vgl. auch N. 13.


N. 135 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 211<br />

Nous avons icy M r le Comte de Caunitz fils du premier Minitre, qui passerà icy le<br />

Carneval avec la Comtesse sa femme.<br />

On fit hier au soir la copulation de la Dame d’Honneur de Madame la Duchesse<br />

de Curlande avec le Mons re de Silesie; on avoit oublié d’appeller le Pretre, ce qui fit<br />

prolonger la Cerimonie. 5<br />

Je voy les Cartes bien brouillées dans l’Europe, je ne scay pas comme finiront. Je<br />

ne vous dis des particularités, car je ne scay pas si vous etes en chemin. vous scaurés<br />

que l’Electeur de Baviere s’est emparé de Naibourg, et qu’il marchoit vers Norimberg;<br />

Monsig r le Marquis de Baraith avoit eté obligé de se sauver sans perdre du tems. A la<br />

Cour de Vienne sont bien embarassés. 10<br />

On dit que on attend icy demain le fameux Pere Vota. l’Envoyé de Pologne, qui<br />

etoit icy etant parti d’icy avanthier selon les ordres, qu’il avoit receu.<br />

On parloit en Angleterre de ne plus envoyer la flotte dans l’Amerique, mais de<br />

l’employer ailleurs, cela seroit fort à propos pour l’Empereur; mais pour moy je croy que<br />

les Anglois regarderont plustost à leur interets, que à celui du public, et de la bonne 15<br />

cause.<br />

Il semble qu’on est dans le dessein d’assieger Bonn, il faudrà le faire pour se garantir<br />

des incursions.<br />

Les Francois meditoient de secourir le Chateau de Trarbak.<br />

Voicy une Lettre de votre Vallet. En attendant de nos novelles je suis 〈...〉 20<br />

H r ce 11 fevrier 1 7 0 3.<br />

1 Comte de Caunitz: M. U. von Kaunitz. 1 premier Minitre: Reichsvizekanzler D. A. von Kaunitz.<br />

2 sa femme: Maria Ernestine von Ostfriesland und Rietberg. 3 Dame d’Honneur: nicht<br />

identifiziert. 3 Madame la Duchesse: Herzoginwitwe Elisabeth Sophie von Kurland. 4 Mons re de<br />

Silesie: nicht identifiziert. 8 Naibourg: Neuburg a. d. Donau, am 3. Februar <strong>1703</strong> von bayrischen Truppen<br />

eingenommen; vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Febr. <strong>1703</strong>, S. 22–29. 8 marchoit: Der<br />

geplante Vorstoß Kurfürst Max Emanuels von Bayern gegen die Reichsstadt Nürnberg wurde im Laufe des<br />

Jahres <strong>1703</strong> aufgegeben. 9 Marquis de Baraith: Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth.<br />

11 demain: C. M. Vota traf am 14. Februar in Hannover ein; vgl. N. 140. 11 l’Envoyé: der sächsische<br />

Gesandte Chr. D. Bose; vgl. N. 122. 13 envoyer la flotte: Nach der Vertreibung französischer Siedler<br />

von den karibischen Inseln durch eine holländisch-englische Flotte war eine gegen die spanischen Kolonien<br />

in Mittelamerika gerichtete Aktion geplant; vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Dez. 1702,<br />

S. 73. 17 d’assieger Bonn: als Residenz des Erzbischofs und Kurfürsten von Köln, Joseph Clemens<br />

von Bayern. 19 secourir: Während die Stadt Trarbach am 23. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> von holländischen und<br />

hessen-kasselschen Truppen erobert worden war, blieb die nahegelegene Festung Mont Royal noch in<br />

französischer Hand; vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Febr. <strong>1703</strong>, S. 78 f. 20 Lettre: vielleicht<br />

der Brief C. Dannenbergs, N. 13.


212 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 136<br />

136. PHILIPP MÜLLER AN LEIBNIZ<br />

Jena, 12. Februar <strong>1703</strong>. [126.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 671 Bl. 53. 8 o , ursprünglich zu einem Bogen gehörig,<br />

zweites Blatt nachträglich unregelmäßig abgeschnitten. 2 S. Siegelrest. Bibl.verm.<br />

5 Consuli, Domine Excell me mihi non magis opto, quam generosi Tui animi experimento<br />

frui, inter tot hominum ludibria, perfidiam et infanda. Excell mo Ilgenio,<br />

Vobis Autoribus, jam submitto arbitrium mei. Vivere una cum Invasore nec opus sit, nec<br />

animus. Sat domuum quas vindicavi esse, et praediorum, ubi commorer tacitus, ac laborem.<br />

sic in templo Deum loco secreto adoravero. nec mea miseria siverit,<br />

10 sese conspici; ut quadriennio occultus desidi jam ante. Saltem restituar generaliter, ut,<br />

Invasore fors decessuro, pristinum locum teneam, tantisper locum separatum, victum ac<br />

libertatem heic, et in aliis a Regia Majestate concessis locis agendi obtinere possim.<br />

NB. Potest vero S. Regia Majestas me dignari praedicato idoneo tantisper, et jubere<br />

exequenda varia dum meae ignominiae consulatur. Satis, quot homines ita foveantur: ac<br />

15 facile contribui possit Canonicatus aliquis.<br />

NB. mihi unum est votum, Excell iae Tuae exemplo historiam et mitia studia exequendi.<br />

NB. DN. meus Rittnerus eget Adjutore, quo melior non obtigerit divinitus quam<br />

Excell ia Tua: cui me obnoxium scio.<br />

20 De Irenismo idem sentio. praestat .<br />

Jenae d. 12. Febr. anno <strong>1703</strong> 〈...〉<br />

Zu N. 136: K antwortet auf N. 126. Der nächste Brief der Korrespondenz (Müller an <strong>Leibniz</strong>)<br />

datiert vom 5. November 1704 (LBr. 671 Bl. 54–55). 7 Invasore: Müllers Nachfolger in Magdeburg,<br />

Johann Fischer. 9 : Homeros, , 1, 242. 11 f. decessuro . . . possim:<br />

Durch Anführungszeichen als Zitat gekennzeichnet; nicht ermittelt. 16 historiam: wohl Anspielung<br />

auf Müllers Plan, eine Geschichte des Magdeburger Liebfrauenklosters zu schreiben; laut dem Dimissionspatent<br />

König Friedrichs I. vom 27. Februar 1702 (vgl. N. 121 Erl. S. 189 Z. 1) war ihm dies weiterhin<br />

gestattet. 20 Irenismo: Gemeint sind wohl die Bemühungen des Berliner Hofes um eine innerprotestantische<br />

Union; vgl. N. 126.


N. 137 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 213<br />

137. FRIEDRICH SIMON LÖFFLER AN LEIBNIZ<br />

Probstheida, 13. Februar <strong>1703</strong>. [208.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 571 Bl. 166. 4 o . 2 S.<br />

Vir Illustris ac Excellentissime<br />

Domine Patrone ac Avuncule observantissime colende 5<br />

Vestram Illustrem Excellentiam Salvam Sospitemque Hanoveram rediisse ex animo<br />

gaudeo, Deumque precor ut is Vestram Illustrem Excellentiam sive domi versantem sive<br />

peregrinantem gratia sua complecti tuerique velit. Teneor equidem adhuc aliqua spe potiundi<br />

pastoratum Reichenbacensem, an vero eidem eventus responsurus sit Deus optime<br />

cognitum perspectumque habet; nondum enim constat an Regia Majestas Poloniae ad 10<br />

preces Serenissimi Saxoniae Principis Episcopi Numburgensis illum ephoratum Plaviam<br />

translatura sit, necne. D. Falcknero urbis patriae consule ante duas hebdomada repentina<br />

morte e vivis sublato unanimi patrum senatorumque suffragio designatus et a senatu<br />

Sanctioni Regis et Electoris Dresdae confirmatus est novus consul D. Christ vitricus<br />

meus, qui etiam superiori hebdomada cum civium applausu administrationem reipubli- 15<br />

cae Lipsiensis adiit. Credi posset me hujus affinis autoritate nunc perfacile ad munus<br />

ecclesiasticum in urbe administrandum evehi posse; verum cum ii patres senatoresque,<br />

qui ex nimio erga comilitones favore meis conatibus fortunaeque adversantur, debilem<br />

in pronunciando vocem mihi objiciant, et si concedere cogantur inviti, ut in urbem vocarer,<br />

rem eo deducerent, ut in infimum locum, in quo mihi perpetuo subsistendum esset, 20<br />

reponerer, ac ita videam in me etiam compleri proverbium: propheta in patria vilescit,<br />

ut vel alibi in Saxonia vel extra eam ad meliorem spartam ecclesiasticam evehar enixe<br />

ardenterque Divinum Numen imploro. Eripuit etiam nuper mors Dn. L. Menckenio dilectissimam<br />

uxorem, hinc factum, ut domum superiori hebdomada Vestrae Excellentiae<br />

Zu N. 137: K folgt auf Löfflers Brief vom 14. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) und blieb, ebenso wie die<br />

folgenden beiden Briefe, unbeantwortet. Beilage war die S. 214 Z. 2 erwähnte Schrift. 6 rediisse: <strong>Leibniz</strong><br />

kehrte erst Anfang Juni <strong>1703</strong> wieder nach Hannover zurück. 9 pastoratum Reichenbacensem: zur<br />

angestrebten Verbindung zwischen der Pfarre Reichenbach und dem nahe gelegenen Plauen vgl. Löfflers<br />

Vorgängerbrief. 11 Episcopi Numburgensis: Moritz <strong>Wilhelm</strong>, Herzog von Sachsen-Zeitz. 13 morte:<br />

J. F. Falckner verstarb am 18. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. 21 propheta . . . vilescit: vgl. Matthäus 13, 57.<br />

24 uxorem: Sibylle Mencke verstarb am 16. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>.


214 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 138<br />

libros ab eo acceperim, qui una cum Langianis commodam occasionem expectant, qua<br />

ad Dn. Foersterum a Fritschio transmittantur. Adjeci his literis programma Dn. Pfautzii<br />

quod his diebus, cum novelli magistri creandi essent conscripsit, et quo quendam, qui<br />

Juliani calendarii patrocinium suscepit, refutavit. Tempus, quod mihi ab ordinariis officii<br />

5 laboribus superest, in elaborandis edendisque B. Carpzovii concionibus dominicalibus de<br />

hymnis sacris germanicis articulisque fidei ante duodecim annos habitis consumo, quae<br />

post annum Deo Juvante lucem aspecturae sunt. Caeterum vivas floreasque ac patrocinio<br />

Tuo complectaris<br />

Vir Illustris ac Excellentissime Tuum observantissimum servum<br />

10 Probstheidae d. 13. Februar. A. <strong>1703</strong>. Frid. Sim. Loeflerum.<br />

138. CHRISTOPH JOACHIM NICOLAI VON GREIFFENCRANTZ<br />

AN LEIBNIZ<br />

Sildemow, 13. Februar <strong>1703</strong>. [275.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 327 Bl. 178–181. 2 Bog. 4 o . 7 S. Mit geringfügigen<br />

15 Korrekturen und Ergänzungen.<br />

Monsieur, A Sildemoh prés Rostock ce 13 Febr. <strong>1703</strong>.<br />

Je viens de recevoir la Vostre du 7. de ce mois, qui fait mention d’une autre, qui<br />

me doit étre venuë par la voye de M r Pfeffinger, mais qui ne m’a pas encore été rendue.<br />

Je suis ravy de revoir vostre main, mais je suis faché, du sûjet, que la lettre traitte. Je<br />

1 Langianis: Gemeint sind Bücher aus der <strong>Bibliothek</strong> Chr. Langes, deren Erwerb auf der Auktion<br />

am 22. Mai 1702 <strong>Leibniz</strong> in Auftrag gegeben hatte (vgl. Löfflers Brief vom 11. Juli 1702, I, 21).<br />

2 programma: Chr. Pfautz, Ad solennem magistrorum XXXVII Renunciationem . . . Facultatis philosophicae<br />

Lipsiensis Decanus . . . invitat, <strong>1703</strong>. 7 aspecturae sunt: J. B. Carpzov, Lehr- und Liederpredigten,<br />

1706.<br />

Zu N. 138: K , dem der S. 216 Z. 12 erwähnte Brief H. Chr. Kortholts beigelegt war, folgt auf<br />

Greiffencrantz’ Brief vom 17. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) und ist die Antwort auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief<br />

vom 7. Februar <strong>1703</strong>. Davor lag ein weiterer nicht gefundener <strong>Leibniz</strong>brief, der Greiffencrantz<br />

wohl nicht erreicht hat. <strong>Leibniz</strong>, der den Inhalt unseres Stückes teilweise in N. 148 referiert, antwortet am<br />

20. Juni <strong>1703</strong> mit einem nicht gefundenen Brief, den Greiffencrantz mit N. 275 beantwortet. 18 voye<br />

. . . Pfeffinger: Begleitbrief an J. F. Pfeffinger nicht gefunden.


N. 138 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 215<br />

defere avec tout le respect imaginable, à l’Intercession, dont vous honorez M r Kortholt,<br />

mais je suis quasi persuadé, que lors que vous serez informé des veritables circomstances,<br />

de cette affaire, Vous concluerez, que ce n’est pas en mon pouvoir de l’y secourrir, peutétre<br />

encore, qu’elle est telle, qu’elle ne merite pas l’honneur de Vostre Interessement.<br />

M r Kortholt n’en sçaura disconvenir, que je n’aye eu pour luy toute l’amitié, que mon 5<br />

Estat d’à present m’ait permis, de faire paroitre à son Egard. M r de Wulfraht, son Cousin<br />

Germain, un des plus riches du Pays, et autrefois Bailly de feu Monseigneur le Duc de<br />

Gustrow, me l’a fait connoistre, il y a deux ans ou d’avantage; j’honorois desja fort la<br />

memoire de feu M r son Pere. Depuis ce temps-là, il a quasi été domestique chez moy; Il<br />

s’est logé dans ma maison, même pendant mon absence, des semaines, même des mois 10<br />

entieres. Ma cuisine, et ma famille, a toujours été à son service, il a même été avec moy<br />

en des petits voyages, sans qu’il luy ait jamais couté le sol. Quand il partit pour Berlin, il<br />

me tint un Discours, que je crûs et jugeay fort honneste. Il temoigna d’étre faché, de me<br />

voir hors d’Employ; il me prona fort ceux de la Cour de Berlin; il soutint, que le point<br />

de la Religion n’y étois jamais interessé: Il vanta en suite l’Entrée, qu’il avoit chez les 15<br />

ministres; et m’offrit à la fin ses services, si je le croyois capable, de m’en pouvoir rend[r]e,<br />

et voulût, que je luy particularisasse là dessus mes intentions; finissant par là, qu’il seroit<br />

bien aise, de se pouvoir vanger des Amitiez, qu’il pretendoit avoir reçû de moy. Je l’en<br />

remerciay alors, mais luy dis, que je ne sçaurois rien determiner là-dessus, et que nous<br />

le reglerions selon ce proverbe Allemand; Marck lehret kauffen. J’estois en ce temps-là 20<br />

scandalizé du Procedé de M r le Baron de Heydecamp, qui me refusa de rembourser des<br />

deniers, que j’avois avancé pour luy à Vienne en 1696. pour retirer son Baronat, que même<br />

je luy avois procuré, de la Taxe Imperiale. Son silence à mes instances m’avoit fait passer<br />

outre, et choisir un Procureur, pour playder contre luy. M r Kortholt m’avoit recommendé<br />

un, nommé Gunther. Il s’agissoit, de faire toucher une douzaine d’écus, pour ses arrhes, 25<br />

et pour entamer le playdoyer. J’avois fait venir du Drap de Hambourg, pour un Habit;<br />

M r Kortholt me pria de le luy laisser, en ayant plus affaire, que moy, et s’engager d’en<br />

vouloir rendre le prix au dit M r Gunther. Cependant il n’en a rien fait, (aussy n’ay je<br />

jamais songé à cette bagatelle) mais étant à Berlin, il me mande, que Monsr r le Baron de<br />

3 affaire: vgl. die Korrespondenz mit H. Chr. Kortholt in unserem Band. 6 Cousin: unter den<br />

überlieferten Namensträgern Wulfraht/Wolfrat nicht identifiziert. 7 feu . . . Duc: Gustav Adolf von<br />

Mecklenburg-Güstrow. 9 Pere: Christian Kortholt. 12 partit: im <strong>Januar</strong> 1702, vgl. I, 20 N. 420 u.<br />

N. 432. 14 hors d’Employ: vgl. I, 19 N. 381. 14 f. point . . . Religion: Anspielung auf das reformierte<br />

Bekenntnis des Berliner Hofes. 20 proverbe: vgl. Wander, Sprichwörter-Lexikon, 3, 1873, S. 464.


216 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 138<br />

Heydecamp étoit d’intention de prevenir l’arrest du Juge, Et qu’il ne faudroit, que son<br />

Obligation, pour toucher les deniers. J’avois desja assez pratiqué M r Kortholt, pour le<br />

connoitre, et pour ne me pas trop fier en luy. Il avoit en même temps taché de m’amuser<br />

par des propositions d’engagement à la Cour de Berlin, où il alla si viste, que celà me<br />

5 fit douter de quelque procedé irregulier, et d’autant plus y aller bride en main. Vous<br />

vous souviendrez peut-étre Monsieur, que je pris la liberté, il y a un ann, pour demander<br />

vos advis, sur les propositions avantageuses, que dit M r Kortholt m’avoit detalé, et si<br />

Vous, Qui connoissiez la Cour de Berlin, l’y croyiez si entrant comme il me le vouloit<br />

persuader? Cependant quand il m’en parla avec tant d’assurances, je commencay peu<br />

10 à peu de donner dans le Panneau; Au moins ne pûs-je resoudre, de luy temoigner de la<br />

defiance ouvertement, quand il me pressa avec tant de chaleur sur une affaire, qui n’etoit<br />

pas tout à fait impossible. Je joins icy une de ses lettres, que je retrouve par hazard,<br />

pour Vous faire voir de quelle façon il a taché de m’y pousser; laquelle je ne serois pas<br />

faché de ravoir, pour la garder à cause de la 〈rareté〉 de son style. Je luy envoyay à la<br />

15 fin le Chirographe, de Mons r de Heydecamp, mais me garday bien de n’y point joindre<br />

ny quietance, ny pleinpouvoir pour toucher des déniers. Cependant il a trouvé le secret,<br />

de se faire payer sans celà, et à mon insçû; aussy ce payement me fut assez long temps<br />

caché, et je me vis par fois tenté par M r Kortholt, si la moitié de cette somme, en cas que<br />

le payement en ensuivit, ne luy demeureroit, pour des importants Services, qu’il esperoit,<br />

20 et étoit même assuré de me pouvoir rendre. Sur quoy j’ay toûjours reparty que quand<br />

je verrois l’Estat de ses promesses, toute la somme ne feroit pas une affaire entre nous,<br />

mais que jusques-là je trouverois, à propos de me tenir au Proverbe, Spem pretio non<br />

emo. A la fin M r Kortholt m’envoya une Obligation, de me vouloir rembourser de la<br />

somme de 260 écus, qu’il avoit touché pour moy. J’en etois d’autant plus décontenancé,<br />

25 qu’il avoit desja parû aussy, que tout ce, qu’il m’avoit mandé de la faveur de leurs Ex ces<br />

Mess. les Comtes de Wartenberg, et de Wittgenstein, n’avoit été, que ce qu’on luy avoit<br />

fait accroire, ou peut étre des fictions pour me surprendre. Je luy renvoyay d’abord<br />

son Obligation et luy témoignay en même temps, que ce procedé-là ne m’accommodoit<br />

nullement, et que je me ferois bien payer par M r de Heydekamp. Là dessus M r Kortholt<br />

30 me fit des instances, et des dilays sur dilays. Je me serois contenté, s’il n’eut remboursé<br />

de la moitié: mais voyant à la fin, qu’il n’en feroit jamais rien, et qu’il y avoit toûjours des<br />

nouvelles defaites, je luy declaray d’étre las de ces remises, et que je passerois outre. Sur<br />

6 demander: vgl. I, 20 N. 471. 12 une . . . lettres: nicht gefunden. 22 f. Spem . . . emo: Terenz,<br />

Adelphoe, 219. 26 Wartenberg: J. C. Kolbe von Wartenberg.


N. 138 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 217<br />

quoy il me repartit, entre autres en des termes, qui ensuivent. Daß er müße geschehen<br />

laßen, waß er nicht hindern könnte. Là dessus je pressay M r de Heydecamp, qui ayant<br />

député 2. Notaires vers M r Kortholt, qui devoient faire un Diplome de sa reponse; qui<br />

me fût depechée, et qui contient entre autres choses; Que je luy avois fait present de<br />

ces deniers; pour les importants Services qu’il m’avoit rendu à la Cour. Vous jugerez 5<br />

aisement, Monsieur, qu’un passage si peu conforme à la Verité, me devoit scandalizer. vû<br />

qu’il m’y avoit plustost desservy, que rendu le moindre bon office; et qu’il avoit même fait<br />

par son Charivaris, que cette petite Curiosité, que j’avois cueilly des ancestres Imperiaux<br />

et Royaux de S. A. Royale Mon-Seigneur le Prince heritier de la Couronne de Prusse,<br />

n’avoit pas été publiée; croyant mieux de le differer jusques à 〈revoir〉 jour dans l’affaire, 10<br />

dont pour ne rien dissimuler, j’avois commencé de me flater; et qu’elle seroit mieux vuë à<br />

la Cour, si elle venoit d’une personne, qui jouissoit effectivement de la Protection de sa<br />

Mj té . Car je ne desadvouë point, que je n’aye souhaitté, qu’il fut vray, que M r Kortholt me<br />

confirma tant de fois, et que j’eusse eu l’advantage, (etant encore en age, et par la Bonté<br />

de Dieu, assez de Santé de pouvoir rendre Services) d’entrer dans ceux d’un Monarche 15<br />

si consideré de toute l’Europe; mais je vous puis assurer foy d’homme d’honneur, que<br />

jamais il ne m’est venû en teste, d’y employer M r Kortholt, ny que jamais je luy en ay fait<br />

aucune proposition, quoyque je n’aye point rejetté d’abord celles, qu’il m’avoit fait de<br />

temps en temps. Or pour revenir à M r de Heydecamp, je luy repliquay, que je ne laisserois<br />

pas d’aller sur luy, aussy pour luy averer la fausseté de la reponse du dit M r Kortholt, et 20<br />

que pour jouer à jeu ouvert, je joignis à la lettre, que je luy écris, des passages du Droit et<br />

des IC tes , qui favorisoient ma Cause en propres termes. Là dessus M r de Heydecamp est<br />

passé à ces extremitez, que vous m’avez particularisées. Mais le front de M r Kortholt, qui<br />

ose encore vous assurer, que je luy ay donné permission de se servir pour un temps de cet<br />

argent. Ce seroit agir malhonnestement, que de m’étre voulû dedire, et même d’une façon 25<br />

si aigre, d’une promesse donnée. Je ne luy ay jamais promis, que de pouvoir resoudre à<br />

luy laisser une partie de ces deniers, même jusques à 150. écus, pour un ann; et que j’y<br />

adviserois dés lors, qu’ils seroient payez. Mais comme ce n’étoit que pour une partie, et<br />

même de futuro, je croy, que des nova emergentia, c’est à dire, le tour qu’il vient de me<br />

joüer de la somme entiere, et les fictions, dont il m’a accablé (pour ne rien dire de pis) 30<br />

à la fin decouvertes, joint à ce, qu’il a reçû l’argent à mon insçû, et qu’il en a disposé<br />

8 cueilly: vgl. I, 19 N. 255 u. N. 337. 23 extremitez: Gemeint ist vermutlich der von C. S. von<br />

Heidekamp gegen H. Chr. Kortholt geführte Prozess und die diesem drohende Festsetzung im Berliner<br />

Schuldturm. 24 assurer: Gemeint ist vermutlich N. 130.


218 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 138<br />

d’une façon un peu hautaine, m’en peuvent raisonnablement dispenser. S’il eut eu des<br />

lettres pour averer le cy dessus, auroit-il été assez mal advisé, pour ne les point produire?<br />

Pour moy, je suis faché du malheur, qui luy est arrivé; J’ay toute la deference imaginable,<br />

Monsieur, à vostre Intercession; et je suis bien embarrassé, qu’y repondre? Je ne vois pas<br />

5 aisé, de me pouvoir interesser pour luy; Cette 〈demarche〉 feroit foy à la reponse, qu’il a<br />

donné aux Notaires, ou la rendroit au-moins fort vraysemblable, aussy bien que ce, qu’il<br />

a eu la hardiesse de vous ecrire, ce qui me terniroit extremement, si il étoit veritable.<br />

D’ailleurs ce passé me doit assez instruire, que ces deniers seroient perdus pour jamais, et<br />

ses manieres d’agir à mon Egard, n’ont nullement merité, que je luy fasse un tel sacrifice.<br />

10 Que ne demande[-]t-il le Secours de Mons r de Wulfraht, son Cousin Germain, un des<br />

riches Cavaliers de ce Pays; que n’en demande-t-il de ses autres Parents, Madame sa<br />

Mere, son Oncle, sa Tante, ses Freres, et ses Soeurs, étants toûts en Etat de le pouvoir<br />

assister. Dit Mons r son Cousin Germain, qui sçait l’affaire, et lequel etant fort de mes<br />

Amys, s’est quelques fois ry de moy (Et que sçait-on si d’autres ne font pas le même),<br />

15 que j’avois été ainsy attrappé; ne s’est jamais echapé une seule parole, de vouloir payer<br />

le sol pour luy, quoyque j’aye pû luy temoigner, que l’affaire ne demeureroit point là, et<br />

qu’elle tourneroit infailliblement à la Confusion de son Parent. Je Vous demande pardon,<br />

Monsieur, d’une lettre si excessivement longue; Elle s’est accruë, sans y penser. Et j’ay<br />

crû vous devoir representer toûtes les Circonstances, de cette bagatelle, pour vous faire<br />

20 juger du Procedé fort-irregulier de M r Kortholt, et de la necessité qui m’oblige de ne me<br />

point interesser dans l’affaire, tant que celà pourroit fonder des sinistres presomptions<br />

contre moy, comme qui me fûsse dedit de mes promesses données, et qui par-là eûsse<br />

causé le malheur d’un Amy. Si toutefois je puis favoriser son affaire soûs main, sans<br />

lacher prise à M r de Heydecamp, Je le feray avec plaisir, à Vostre Egard, et sacrifieray<br />

25 même volontiers, les ressentiments, que je pourrois justement avoir contre luy, pour vous<br />

temoigner, que ce qui me vient de vostre part, ne me sçauroit jamais étre indifferent; Je<br />

suis avec zele et respect<br />

Monsieur Vostre tres-humble et tres-obeissant serviteur<br />

C. N. de Greyffencrantz.<br />

7 ecrire: vgl. Erl. S. 217 Z. 24. 12 Mere: Anna Kortholt, geb. Kirchhof. 12 Oncle: nicht<br />

identifiziert. 12 Tante: nicht identifiziert. 12 Freres: Mathias Nikolaus, Joel Johannes und Sebastian<br />

Kortholt. 12 Soeurs: Anna (verh. Lindemann), Auguste Catharina (verh. Paasch), Sophia Margareta<br />

und Maria Christina Kortholt.


N. 139 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 219<br />

139. HEINRICH CHRISTIAN KORTHOLT AN LEIBNIZ<br />

Berlin, 15. Februar <strong>1703</strong>. [132. 144.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 497 Bl. 47–48. 1 Bog. 4 o . 4 S.<br />

Mit gestriger post habe ich ein schreiben von dem H. von Greiffencrantz, darinn<br />

contestiret er sehr hoch, daß er gegen mir nichts wolle unternehmen (wie ers denn auch 5<br />

keine uursache hat)[.] Weis aber nichts noch von dem was hie passiret, darüber er sich sehr<br />

verwundern wird. Denn es ist ihm nie ein ernst geweesen H. Heidecampen anzutasten. Der<br />

aber aus Unverstand macht solche unnöthige händel. Aus Wien habe wieder briefe gehabt,<br />

und wollen sie mich da gerne haaben. Ich laße mirs aber gegen den Herrn von Flemming<br />

nicht sonderlich mercken. Man schreibt mir unter andern, daß die Kaiserinn an der rothen 10<br />

ruhr danieder liege, und die Medici da sehr stümpeln, das doch mit der Hypecuanna<br />

leicht und certissime und secure zu curieren. Es sol sich auch ein Chymiste so in Berlin<br />

secretarius geweesen, da auffhalten. Ich weis nicht ob es Struuve ist. Auch aus Halle<br />

haben sich einige hinbegeeben. Die Venetianer seind auch da mit hauffen. Einer hat von<br />

dem Kaiser monatlich 6000 fl. Sol einen grooßen staat führen. Der leibmedicus Hartart sol 15<br />

die Inspection über die Chymisten und bergwercke haben. Sol selber aber weenig davon<br />

verstehen. Es macht einer auch da eine augmentation des brodts aus Kleien. Wil Millionen<br />

damit erspaaren. Ein andern wil gern den besten spiritum vini aus Ungarischen heefen<br />

gebrandt hieher schaffen. Die bergwercke sollen sehr liegen aus mangel der Capitalisten<br />

und daß kein verstand von denen sachen da ist. Die gelegenheiten sollen so schön sein 20<br />

daß sie gleich das eerste jahr konnen ausbeute machen. Jetz dencke ich werden wir die<br />

Koniginn bald wieder hie haben. Meine Sache ist aus so nur der H. von Flemming, sich<br />

von dem Agenten Wolters nicht so viel in die ohren blaasen läst und einer ihn nur dazu<br />

Zu N. 139: K wird zusammen mit Kortholts anderen Briefen zu seiner Geldaffaire von Anfang<br />

bis Mitte Februar beantwortet durch N. 148. 4 schreiben: nicht ermittelt, auch in N. 144 u. in N. 150 erwähnt.<br />

7 Heidecampen: C. S. von Heidekamp, dessen Schulden bei Chr. J. Nicolai von Greiffencrantz<br />

Kortholt unbefugt eingezogen und einbehalten hatte; vgl. N. 138. 8 wieder briefe: nicht ermittelt;<br />

vgl. auch N. 132. 10 Kaiserinn: Eleonore Magdalene Therese von Pfalz-Neuburg. 11 Hypecuanna:<br />

Ipecacuanha. 13 Struuve: vielleicht der Arzt E. G. Struve; vgl. Zedler, Universal-Lexicon, 40, 1744,<br />

Sp. 1108 f. 15 leibmedicus: Gemeint ist vermutlich M. F. Hertodt. 22 wieder . . . haben: Königin<br />

Sophie Charlotte reiste, vorzeitig zurückberufen, in der letzten Februarwoche aus Hannover nach Berlin<br />

ab; vgl. N. 147 u. N. 153. 23 Wolters: der polnisch-sächsische Legationssekretär zu Berlin.


220 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 140<br />

bringen kan, daß er mich höret. Denn er weis den clavem nicht. Ich zweiffle nicht Ihr.<br />

Excell. werden schon das ihrige mit dazu contribuiren der ich vor alle compassion und<br />

mühe meinetweegen ewig obligiret bin, und mir wünsche leebenslang zu heißen 〈...〉<br />

Berlin. d. 15. Februar. [1]703.<br />

5 140. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 15. Februar <strong>1703</strong>. [135. 145.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 160–161. 1 Bog. 4 o . 2 1/2 S. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen. Randanstreichung im Bereich S. 221 Z. 3 f. Bibl.verm.<br />

S. A. E. Madame l’Electrice m’a fait la grace de m’envoyer votre lettre du 10 cour-<br />

10 rant, la quelle m’apporte la consolation et l’esperance de vous voir icy auplustost. Je<br />

me flattois, que vous m’aurés dit queque chose touchant l’affaire qui me regarde, mais<br />

comme vous ne m’en dites rien, je despere une bonne issue, ce qu’il faudrà souffrir avec<br />

patience.<br />

La Pere Vota arrivà icy hier, à ce qu’on m’a dit, je tacherai aujordhui de le voir,<br />

15 pour profitter de Sa connoissance.<br />

Aujordhui j’ay eté à Linden, pour voir S. E. Monsieur le Comte de Platen[,] qui garde<br />

la chambre depuis queques jours à cause d’un rhume; il m’a demandé des vos novelles,<br />

m’ayant dit, que apparement vous avés fait acquisition d’une Maitresse à Berlin, puisque<br />

vous ne vous souvenés plus d’Hannover, je luy ay reparti, que vous aurés eté bien aise<br />

20 de les puvoir quitter, mais qui vous tenoient par les epaules, et que avec tout celà vous<br />

esperiés de leur echapper, et de vous rendre icy auplustost. il m’a prié de vous faire ses<br />

Complimens.<br />

2 contribuiren: vgl. N. 148.<br />

Zu N. 140: K antwortet auf einen <strong>Leibniz</strong>brief vom 10. Februar (nicht gefunden). 9 lettre: nicht<br />

gefunden. 10 voir icy: <strong>Leibniz</strong> kehrte erst Anfang Juni nach Hannover zurück. 11 l’affaire: Gemeint<br />

ist hier vermutlich Guidis Hoffnung auf eine Belohnung durch den Berliner Hof für seine Panegyrik (vgl.<br />

SV.) zum Jahrestag der preußischen Königskrönung (vgl. z. B. N. 86); dass auch die damit in Verbindung<br />

stehende Druckkostenaffäre (vgl. N. 133) gemeint sein könnte, ist dagegen unwahrscheinlich. <strong>Leibniz</strong>’<br />

Bemühungen um Guidis Belohnung führten erst im September zum Erfolg; vgl. N. 331.


N. 140 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 221<br />

Vous scaurés que 9 Compagnies d’Infanterie de Wolfembuttel sont entrées dans la<br />

Ville d’Hyldheseim, pour renforcer la gernison de Cell; qu’y est depuis queque tems.<br />

Monsigneur le Duc de Cell part aujordhui pour sa Residence, On dit que Madame<br />

la Duchesse de Curlande s’en retournerà bien tost, mais on ne dit rien de la Reine.<br />

Vous aurés receu la novelle de la prise de Reinberg. Nos Officiers marcheront dans cette 5<br />

Semaine de ce coté là, je ne scay pas si on entreprendrà le Siege de Bonne. Quequn dit<br />

que les Alliés ont abbandoné Trarbak, sur l’advis que les Francois venoient secourrir le<br />

Chateau. Il semble que l’Electeur de Baviere commence les hostilités, s’il est vrai ce qu’on<br />

nous mande d’Ausbourg, que S. A. E. a fait prisonniers de guerre la gernison de Naibourg,<br />

la quelle a fait entrer en Ingolstat, n’ayant laissé en liberté que les Officiers. les mèmes 10<br />

lettres marquent, que S. A. E. marchoit à Norimberg, sans que les Imperiaux fissent mine<br />

de s’opposer. Il lui importe beaucoup de faire declarer les Cercles de Franconie et de<br />

Suabe. S’il prend Norimberg, ou Nordlingen, que ce que deviendront les Villes Imperiales;<br />

il semble qu’on s’est dechainé contr’elles.<br />

En Italie font plus de bruit les tremblemens de Terre, que les Cannons, les Francois 15<br />

s’etant lassés de bombarder Bercello, se sont eloignés de là. Ils font queque movement, il<br />

semble qu[’]i[ls] en veulent à Ostilia, qui est bien fortifié par les Allemands, qui gardent<br />

ce poste important, à cause qui leur donne la communication de Mirandola. On a perdu<br />

l’esperance d’un Armistizzio, queques Trouppes Allemandes, quoyque en petit nombre<br />

etant venues en Italie. 20<br />

Toute l’Italie est en devotion, et dans la costernation. Dans le seul etat du Pape m<br />

8<br />

personnes sont restees enseveliées tout vivantes par le tremblement de terre, ce qui ote à<br />

ecus de rents.<br />

la Chambre m<br />

30<br />

1 entrées: zur Besetzung Hildesheims vgl. N. 133. 3 f. Madame . . . Courlande: Herzoginwitwe Elisabeth<br />

Sophie von Kurland, die mit Königin Sophie Charlotte nach Hannover gereist war (vgl. N. 109).<br />

4 rien . . . Reine: Königin Sophie Charlotte wurde wegen der Spannungen zwischen Berlin und Hannover/Celle<br />

aufgrund der Besetzung Hildesheims vorzeitig zurückbeordert, verließ Hannover aber erst<br />

am 24. Februar; vgl. z. B. N. 153. 5 prise: Die Einnahme der von französischen Truppen besetzten<br />

Festung Rheinberg durch brandenburg-preußische Truppen fand am 7. Februar statt; vgl. Monatlicher<br />

S t a a t s s p i e g e l , Febr. <strong>1703</strong>, S. 79. 6 Siege: Bonn, von Kurfürst Joseph Clemens von Köln<br />

den französischen Truppen geöffnet, wurde am 15. Mai durch die Truppen der Großen Allianz (unter<br />

Beteiligung von hannoverschen Regimentern) erobert; vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 458 f.<br />

7 Trarbak: vgl. N. 135. 8 Chateau: die Festung Mont Royal. 11 marchoit: vgl. N. 135 Erl.<br />

15 tremblemens de Terre: vgl. N. 133. 16 Bercello: Brescello (Bersello).


222 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 141<br />

Les lettres de l’Haye du 10 courrant marquent, que finalement, que les defences du<br />

Commerce, et de la correspondance avec les deux Couronnes avoient eté resoluees le jour<br />

precedent. Les Lettres d’Angleterre ne parlent plus si affermativement des bons sentimens<br />

du Portugal, et que on avoit resolù, que la flotte n’iroit à l’Amerique, mais qu’on<br />

5 l’employeroit plus utilement ailleurs. C’est tout ce que je scaurois vous dire aujordhui,<br />

qui put etre serà superflu, si cette lettre vous rencontre en chemin. En touts cas, vous<br />

verrés avec quelle attention je m’honnore de votre correspondance, et avec quelle extime<br />

je suis 〈...〉<br />

H r ce 〈15 me 〉 Fevrier <strong>1703</strong><br />

10 141. FRANÇOIS PINSSON AN LEIBNIZ<br />

Paris, 15. Februar <strong>1703</strong>.<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 728 Bl. 67–68. 1 Bog. 8 o . 3 S. Bibl.verm.<br />

A Paris ce 15 e fevrier <strong>1703</strong><br />

Quoiqu’il y ait un tres long temps que je n’aye receu de vos nouvelles, apres vous<br />

15 avoir ecrit plusieurs fois et envoyé mesme la derniere fois la Remontrance de M r Simon<br />

je ne laisse pas monsieur non obstant ce profond silence de profiter encore aujourdhuy<br />

de l’avis que l’on me vient de donner qu’on vous envoyoit tous les nouveaux ouvrages de<br />

mathematique qui ont paru comme vous n’etes pas moins entendu dans toutes les autres<br />

sciences que dans cette partie. je vous envoye l’Apparatus ad Bibliothecam maximam<br />

20 Veterum Patrum que vient de donner le Pere le Nourry Benedictin confrere de Dom<br />

1 f. defences . . . Couronnes: nach der von England geforderten Einstellung jeglichen Brief- und<br />

Handelsverkehrs mit Frankreich und Spanien von Seiten der Niederlande. 3 f. bons sentimens: hinsichtlich<br />

eines Beitritts zur Großen Allianz. 4 à l’Amerique: Gemeint ist Mittelamerika.<br />

Zu N. 141: K folgt auf Pinssons Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 9. November 1702 (I, 21). Das nächste überlieferte<br />

Stück der Korrespondenz ist ein Brief Pinssons an <strong>Leibniz</strong> vom 20. September 1704 (Druck in<br />

I, 23). Demnach lag davor ein nicht gefundener <strong>Leibniz</strong>brief an Pinsson vom Mai <strong>1703</strong>. Beilage zu unserem<br />

Stück war das Z. 19 erwähnte Buch sowie der S. 223 Z. 3 erwähnte Katalog. 15 envoyé: R. Simon,<br />

Remonstrance à Monseigneur le cardinal de Noailles, 1702. Vgl. Pinssons Vorgängerbrief. 17 qu’on<br />

vous envoyoit: In N. 123 versprach Brosseau die Lieferung der von <strong>Leibniz</strong> gewünschten Neuerscheinungen.


N. 142 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 223<br />

Mabillon qui travaille à un volume de l’histoire de son ordre qui vous salue toujours tres<br />

particulierement et pour vous marquer combien vos ordres me sont precieux je me sers de<br />

la mesme occasion pour vous envoyer en mesme temps le catalogue des livres d’un de nos<br />

Avocats qui a été vendue ces jours cy en gros par un autre de nos Avocats pour 7 000.<br />

Il paroist icy une reponse de M r De Meaux contre la Traduction du nouveau Testament 5<br />

de M r Simon imprimée à Trevoux. on attend sa reponse. il paroist aussi icy plusieurs<br />

petites pieces contre une consultation qui a esté signée par 40 Docteurs de Sorbone dont<br />

treize ont deja retracté. cette dispute produit de petits ecrits. c’est tout ce qui paroist<br />

icy presentement de plus considerable. en attendant d’apprendre des nouvelles de votre<br />

bonne santé que je vous souhaitte aussi parfaitte que l’année precedente et pour vous et 10<br />

pour le publicq que vous enrichissez de vos lumieres et de vos decouvertes permettez moi<br />

de me dire toujours<br />

Monsieur Votre tres humble et tres obeissant serviteur Pinsson.<br />

142. LEIBNIZ AN KÖNIGIN SOPHIE CHARLOTTE<br />

Berlin, 17. Februar <strong>1703</strong>. [131. 167.] 15<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. F 27 Bl. 97–98. 1 Bog. 4 o . 3 2/3 S. Mit zahlreichen Korrekturen.<br />

Eigh. Anschrift. Bibl.verm. — Gedr.: Klopp, Werke 10, 1877, S. 198–199.<br />

1 volume de l’histoire: der erste Bd der A n n a l e s Ordinis S. Benedicti occidentalium monachorum<br />

patriarchae, <strong>1703</strong>–1739. 3 catalogue: nicht ermittelt. 5 reponse: J. B. Bossuet,<br />

Instructions sur la Version du Nouveau Testament, 1702. 5 Traduction: R. Simon, Le Nouveau<br />

Testament de Notre Seigneur Jésus-Christ, traduit sur l’ancienne Edition latine, 1702. 6 on attend:<br />

Vgl. z. B. die anonym erschienenen Briefe R. Simons, in: B i b l i o t h e q u e c r i t i q u e , Bd 4,<br />

1710, N. 37 S. 322–338, N. 43 S. 417–423, N. 50 S. 515–529. 7 consultation: Das von Mitgliedern der<br />

theologischen Fakultät innerhalb der Universität in Umlauf gebrachte Flugblatt L e t t r e de M∗∗∗,<br />

”<br />

Chanoine de B., à Mr. T. D. A.‘‘ (nachgedr., in: Collectio judiciorum de novis erroribus, Bd 3, T. 2,<br />

1736, S. 413–417) war von 40 Gelehrten 1701 unterzeichnet worden. Zu näheren Details zu der Affaire<br />

” cas de conscience‘‘ vgl. A. Tuilier, Histoire de l’Université de Paris et de La Sorbonne, Bd 2, Paris<br />

1994, S. 89–91. 8 retracté: Bis auf einen Theologen haben alle Unterzeichner widerrufen. 8 petits<br />

ecrits: Vgl. die Briefe von Papst Clemens XI. vom 12. bzw. 13. Februar <strong>1703</strong>, Ad perpetuam rei memoriam,<br />

Breves Litterae . . . ad Regem Christianissimum, Dilecto Filio nostro Tituli S. M. super Minervam<br />

S. R. E. Presbyt. Cardinali de Noailles nuncupata; vgl. SV.<br />

Zu N. 142: L antwortet auf N. 131; die Abfertigung lässt sich aus N. 146 erschließen.


224 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 142<br />

A la Reine de Prusse à Hanover<br />

Madame Berlin 17 Fevrier <strong>1703</strong><br />

J’ay fort souhaité de faire ma cour à Hanover à V. M. mais de la maniere que<br />

Mons. d’Ausson en parle, Elle sera bien tost icy. Et moy je me suis resolu à une maniere<br />

5 de remede pour quelques jours que je voudrois achever avant le voyage. Il est vray que<br />

le Carneval a autant perdu en m’ayant pas, que j’en ay perdu moy en n’y estant pas.<br />

Mais je perds beaucoup en ne me trouvant pas à Hanover lorsque V. M. y est. Car alors<br />

je puis satisfaire à mes souhaits sans m’écarter de mes soins et devoirs ordinaires.<br />

J’espere de voir encor le R. P. Vota quelques momens soit icy ou à Hanover, c’est<br />

10 asseurement un Excellent homme, et plus solidement savant que je n’avois crû. Mais<br />

je doute si V. M. le pourra garder long temps car il sert le Roy son maistre dans la<br />

correspondance [avec] la Cour de Rome de ce Nonce; et le Nonce sert au Roy en moderant<br />

un peu les emportemens du Cardinal et des Eveques Polonnois qui sans luy seroient allé<br />

peutestre à des synodes et à des excommunications.<br />

15 Mons. le Comte de Fleming sera sans doute revenu de Dresde icy avant le retour de<br />

V. M. de sorte qu’Elle pourra avoir de luy une information parfaite de l’estat des choses<br />

qui paroissent encore assez incertaines.<br />

Mais celles qui importent le plus c’est à dire les affaires generales le sont pis qu’incertaines.<br />

L’Electeur de Baviere a fait un coup d’importance, qui derangera fort les mesures<br />

20 prises pour l’attaquer. Si quelques 15 mille hommes ne viennent pas de l’Allemagne<br />

inferieure pour le secours des Cercles de l’Allemagne superieure: il y a grand sujet de<br />

craindre. Le Roy a offert 4 000 hommes à l’Empereur, mais il faut qu’il y ait attaché des<br />

conditions qui font trainer la conclusion.<br />

7 pas (1 ) 〈ou〉 V. M. et Mad. l’Electrice sont ensemble. (2 ) à Hanover lorsqve V. M. (a) et Mad.<br />

l’Electrice y sont ensemble. Car je puis satisfaire (b) y est L<br />

4 parle: vermutlich mündliche Information über die Verkürzung von Sophie Charlottes Aufenthalt<br />

in Hannover wegen der unten S. 225 Z. 1 angesprochenen Differenzen. 5 remede: nicht ermittelt.<br />

11 le Roy: König August II. von Polen. 12 le Nonce . . . moderant: zu Vermittlungsbemühungen des<br />

Apostolischen Nuntius F. Pignatelli vgl. N. 109. 13 Cardinal: der polnische Kardinalprimas M. S.<br />

Radziejowski, vgl. N. 87. 14 synodes . . . excommunications: vgl. N. 109. 15 Dresde: Vgl. N. 128;<br />

Flemming kehrte am 17. Februar nach Berlin zurück. 19 un coup: durch die Einnahme von Neuburg<br />

a. d. Donau Anfang Februar. 22 Le Roy: der preußische König Friedrich I. 22 offert: In N. 106 ist<br />

die Rede von 7 000 Mann.


N. 142 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 225<br />

Par surcroit de malheur je voy que les animosités entre les deux plus puissantes<br />

Maisons protestantes de l’Empire, eclatent dans un temps où elles devoient estre le plus<br />

unies. La lettre tres forte du Roy au duc de Zell au sujet de la ville de Hildesheim avec<br />

la reponse du duc, qui ne demeurera peutestre pas sans replique[,] donneront bien de la<br />

joye aux ennemis de la religion protestante et de la liberté publique. La lettre du Roy se 5<br />

plaint d’une infraction de l’alliance perpetuelle et insinue que par cette infraction le Roy<br />

est dégagé de l’obligation de 〈ce〉 traité qui porte qu’à l’égard des villes de Hambourg,<br />

Lubec, Breme, et autres où Hildesheim est nommé aussi, on doit agir de concert. Le<br />

duc repond qu’il n’est parlé dans ce Traité que du cas où ces villes sont menacées de<br />

quelque invasion, au lieu qu’il y avoit à Hildesheim un danger interne d’une emotion 10<br />

populaire, qui menaçoit le magistrat de tuerie et de saccagement, et qui demandoit un<br />

promt remede; sans qu’on ait pû avoir le temps de communiquer. Et qu’ainsi bien loin<br />

que S. A. S. ait occupé la ville, elle n’a fait qu’assister le Magistrat pour en demeurer<br />

le maistre. Et comme la lettre du Roy témoigne qu’on a appris que le danger n’estoit<br />

pas si grand et que les gens du duc avoient irrité les esprits au lieu de les concilier, 15<br />

pour avoir ce pretexte de s’emparer de la ville et de profiter des desordres de la guerre<br />

presente; le duc rejette fortement un soubçon peu conforme à l’humeur et aux actions<br />

passées de ce prince. J’espere qu’on s’addoucira à la fin, cependant les trouppes du Roy<br />

s’estant saisies de la ville de Northausen, qui est comme la clef du pays d’Hanover et où<br />

l’Electeur de Bronsvic a meme quelque droit de protection à ce qu’on dit, j’en crains de 20<br />

nouvelles brouilleries. Car le Roy s’attribue toute la jurisdiction haute et basse dans la<br />

ville, en vertu d’un droit acheté de l’Electeur de Saxe comme Landgrave de Thuringue.<br />

Dieu veuille que ces petites choses n’empechent point une bonne intelligence dans les<br />

grandes affaires, qui sont dans l’assiette la plus dangereuse du monde. Car si la guerre<br />

6 f. insinue . . . traité erg. L 18 prince. (1 ) On dit qve le Roy (a) a (b) repliqvera a cette lettre<br />

mais (2 ) J’espere L 18 fin, (1 ) mais on voit bien (2 ) cependant L<br />

1 animosités: zu den bis Z. 22 erörterten Spannungen zwischen Hannover und Celle sowie Brandenburg-Preußen<br />

wegen der Besetzung Hildesheims durch cellische Truppen am 16. <strong>Januar</strong> und in Reaktion<br />

darauf die brandenburg-preußische Okkupation Nordhausens am 7. Februar vgl. Schnath, Geschichte<br />

3, 1978, S. 563–567. 3 f. lettre . . . reponse: nicht gefunden. 6 alliance: das 1700 erneuerte Foedus<br />

perpetuum von 1693 zwischen Brandenburg und Braunschweig-Lüneburg. 13 S. A. S.: Herzog Georg<br />

<strong>Wilhelm</strong> von Celle. 16 guerre: der Spanische Erbfolgekrieg. 22 acheté: 1697 verkaufte Kurfürst<br />

Friedrich August I. von Sachsen Reichsvogtei und -schultheißamt über Nordhausen an Brandenburg.


226 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 143<br />

ne se termine pas heureusement, je crains fort que le pretendu prince de Galles ne regne<br />

un jour en Angleterre.<br />

Milord Raby consolera cette cour de ce qu’Elle n’aura pas M. Cresset. Je suis fort<br />

touché du malheur de ce Ministre, qui a tousjours marqué beaucoup de zele. Je n’ay rien<br />

5 à dire de cette cour, car V. M. en est mieux informé que personne, et moy presque moins<br />

que personne car je n’y viens gueres et je ne m’informe pas non plus de ce qui s’y passe.<br />

Monsieur Eosander m’a asseuré que le bastiment de V. M. à Luzenbourg ne sauroit<br />

mieux aller.<br />

Mad. la duchesse ne jouissant pas et peutestre n’esperant pas de jouir de long temps<br />

10 de son douaire en Courlande[,] le mariage[,] surtout avec un prince régent de sa Maison[,]<br />

l’accommodera mieux que le veuvage. Apparemment le jeune duc restera aupres du prince<br />

Royal.<br />

143. ALEXANDER CUNNINGHAM AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 17. Februar <strong>1703</strong>. [134. 163.]<br />

15 Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 186 Bl. 6–7. 1 Bog. 4 o . 2 1/2 S. Mit geringfügigen Korrekturen.<br />

Auf Bl. 7 r o geringfügiger Textverlust durch Siegelausriss. Eigh. Aufschr. Siegel.<br />

Postverm. Bibl.verm.<br />

Il y a [h]uites joures que je vous ay ecrit en recognisance de votre merit et les<br />

honnetetés que vous m’avez fait à Berline[,] je ne pu jamais meriter la bone oppinion que<br />

1 pretendu erg. L<br />

1 prince: Jakob Eduard, der von Frankreich protegierte englische Kronprätendent aus dem Hause<br />

Stuart. 3 Raby: seit Juni <strong>1703</strong> außerordentlicher Botschafter Englands am Berliner Hof. 3 Cresset:<br />

außerordentlicher Gesandter Englands in Hannover bis zum Herbst <strong>1703</strong>; seine Abberufung wurde über<br />

längere Zeit erwartet. 9–11 duchesse . . . veuvage: Elisabeth Sophie von Brandenburg, verwitwete Herzogin<br />

von Kurland, das seit 1701 von Schweden besetzt war; zu ihrer Wiederverheiratung mit Markgraf<br />

Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth am 30. März vgl. N. 189. 11 jeune duc: Herzog Friedrich<br />

<strong>Wilhelm</strong> von Kurland. 11 f. prince Royal: der preußische Kronprinz Friedrich <strong>Wilhelm</strong>.<br />

Zu N. 143: K , vielleicht N. 145 beigeschlossen, wurde vermutlich zusammen mit N. 134 beantwortet<br />

durch den nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief (in N. 164 erwähnt), auf den N. 163 antwortet. 18 ecrit:<br />

N. 134. 19 à Berline: vgl. N. 10.


N. 143 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 227<br />

vous avez donné à Madam L’Electrice de moy je tacherois de satisfair à mon devoir à ell<br />

et de ne vous jama[i]s donner lieu de me reprocher d’etre ingrat. Notre junesse Anglois<br />

se distinguent en peruiques[,] beaux habits et dans la dance qu’est un merit à present icy<br />

assé respecté, ils mangent et ils boivent à la table de son altess El rl toutes jours come si<br />

ils etoient les descendants d’Esaw, et ils commence de se fair les petits maiters, un jour 5<br />

ils sont bien contentes, un autre ils sont mutins jusques à pester contre le marashal de la<br />

Cour ou ses officiers, apres ils le caressent, ils ont leurs intervales, et on diroit que ils sont<br />

si mal que Mons r l’Envoyé; tout cela fait un divertisement aux quelques uns parmi nous et<br />

les gens d’Esprit se moquent de mepris des officiers du Marashal, sachant bien en meme<br />

temps de conserver le respect que ils doivent à leurs Altesses[.] Un sule Mons r Adison 10<br />

vaut toutes les autres en beaux talents mais les Gens de Cour n’y penètrent pas toujours,<br />

ou ceux qui ont fait leur Cour deja tachent à eloigner les autres du pure de donner la<br />

tramontane à ceux meme de loign on voit quelques un parmi nous fair de mins seriuses<br />

les autres se donner des airs brilliants par leurs habits, mais ceux qui conoisent touts les<br />

deux aux fond savent qu[e] le merit de l’un et de l’autre est à pu pres la meme chose, 15<br />

puisque vous m’avez procuré la bienvielance de Madam L’Electrice je vous dirais ce qu[e]<br />

je ne vous ay pas dit auparavant c’est que je ay rendu service à cette illustre famile en<br />

publique et autrement sans en avoir fait profession à vos ministres, et ce n[’]e[st] pas par<br />

vanité que je vous l’a di à present mais pour vous consoler que la bonté que vous avez eu<br />

pour moy n’etoit pas mal fondé, et en cas que l’envie me pren de fair autan je ne saurois 20<br />

pas me resoudre à m’adressé à persone icy s’il ne sorta l’Electur Madam l’Electrice ou<br />

à vous meme, quant aus autres je ne les connois pas, et pour ce qu[i] regard nos gens<br />

qui sont icy je les connois trop bien, pour n’avoir poin de correspondance avec eux, On<br />

m’a ecrit d’Angliterre d’avoir votre portraite en tail douce je vous en prie Mons r de me<br />

fair savoir où cela se put trouver afin che je puiss contenter les Curiuses et moy meme[,] 25<br />

j’ay ecrit à l’Eveque de N qui est le mieu eclairé dans nos Manuscripts pour savoir ce<br />

1 donné: vermutlich N. 10. 2 Notre . . . Anglois: vgl. N. 15 sowie die von <strong>Leibniz</strong>’ Hand geschriebene<br />

(aber vermutlich nicht von ihm verfasste) Liste der Engländer am Hof zu Hannover im Februar <strong>1703</strong><br />

(Hannover <strong>Leibniz</strong>-Bibl. Ms XXIII 289,1 Bl. 10; gedr.: Klopp, Werke, 9, 1873, S. 5–7). 5 d’Esaw:<br />

Gemeint ist vermutlich Esau. 6 marashal: F. W. v. Schlitz gen. v. Görtz. 8 l’Envoyé: Gemeint ist<br />

vermutlich der scheidende Gesandte J. Cressett, der in diesen Wochen zeitweilig an Geistesverwirrung<br />

litt (vgl. N. 131). 17 rendu service: nicht ermittelt. 24 ecrit: nicht ermittelt. 24 portraite:<br />

Nach <strong>Leibniz</strong>’ Hinweis auf diesen Wunsch (vgl. N. 30 und N. 31) ließ Kurfürstin Sophie im September<br />

<strong>1703</strong> sein Kupferstich-Porträt erstellen; vgl. N. 70. 26 Eveque: Gemeint ist vielleicht der Bischof von<br />

Norwich, J. Moore.


228 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 143<br />

qu’on ait en Angliterre touchant nos pretensiones sur la France, il mè samble que c’etoit<br />

là desu que vous voudrez etre instruit je ne manqueray pas de vous communiquer tout<br />

ce que j’en pu savoir, Mons r Hutton qui a eté le Medicin de Roy Guliaum est arrivé icy<br />

avec My L d Winselsea, c’est un homme qui a eté à la Cour et qui scait si bien viver luy<br />

5 meme dans le mond que d’empecher aux autres de mourir, Le bon pere Vota est arrivé<br />

icy de Pologne il a eu audience de Madam L’Electrice il luy a parler sur le sujet de deux<br />

coronnes l’un temporel l’autre immortel et la felicitoit sur ses esperances de toutes le<br />

dux, mais elle sachant bien que les compliments ne coutoient pas baucoup à ces bons<br />

peres elle luy a repondu en bone protestante que elle ne sutient pas la Doctrine de Merit<br />

10 et touchant l’un et l’autre elle se soumetoit à la volonté de Dieu[.] La repartie me plaisoit<br />

fort ne etant pas moins politique que protestant dans l’antichambre il a eu des entretiens<br />

sur les reveries de sa Religion mais avec les gens fort pu instruites dans leur sien, et moins<br />

eclairé dans les foiblesses de celle de Rome ou dans la manier de les attaquer sans les<br />

choquer, il s’est plaint à moy que quelques un des nos gens luy avoit di des injures contre<br />

15 le Pape, je l’adouci et mis en bone humur, come je l’ay soutenu en tout ce que etoit<br />

so[ute]nable je suis entré dans ses bones graces jusques à professer publiquement que il<br />

avoit rencontré un honnett Anglois, quoyqu’il ait la tete rempli de mil petits histoirets<br />

sur la religion je me tromp si il n’est pas plus grand politique que Theologien, mais en<br />

tout sa force est consumé par le temps, et la pu que luy en rest c’est un ignis fatuus,<br />

20 La Reine est tousjours belle et en bon humur, Monsr r Gregorius a publié son liver sur<br />

l’astronomie, La mort de My Lord Athlon a eté subite Mons r Adison vous fait ses bais<br />

les mains vos ordres puvent eter adressé à moy ches Mons r Bertram icy les quels seront<br />

toujours respecté par 〈...〉<br />

Hannover le 17 me fevrier <strong>1703</strong><br />

25 Mons r Je vous prie de fair mes bais les mains à Mons r Heiss. il me put comander en<br />

tout et je me recomend à son souvenir.<br />

A Monsieur Mons r Leibnitz Conseilier du Roy de Pruss ches Mons r Vincent à<br />

Berline 1 .<br />

1 〈 V o n a n d e r e r H a n d : 〉 franco Halberstadt 8<br />

20 liver: D. Gregory, Astronomiae physicae et geometricae elementa, 1702. 21 mort: G. van<br />

Reede-Ginkel earl of Athlone war am 11. Februar <strong>1703</strong> verstorben. 25 Mons r Heiss: J. W. Heusch.


N. 145 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 229<br />

144. HEINRICH CHRISTIAN KORTHOLT AN LEIBNIZ<br />

[Berlin, Mitte Februar <strong>1703</strong>]. [139. 148.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 497 Bl. 23. 4 o . 1 S. quer beschrieben. Eigh. Anschrift.<br />

Der H. Flemming ist nun wieder hie. Ich habe seine briefe, da ich ihm schrieb, daß<br />

ich nach Wien kommen solte, daß ich bei ihm solte bleiben, und zwar mit sonderlichen 5<br />

expressions. Von H. Greiffenkrantz der von dieses noch nichts weis, daß ich muthmaaße<br />

außer die briefe werden intercipiret, habe ich schreiben daß er gegen mich nichts ungütiges<br />

werde vornehmen. Nun seind Heidekamps schreiben vom 8. Febr. Meine vom 15. Febr.<br />

und alle seine briefe lauten so, die ich den H. Obermarschalck in originali zugestellet, der<br />

mirs ungesucht wol 〈4mahl〉 zu mir gesandt. Ich habe H. Greiffenkrantzen sein geld von 10<br />

Heidekamp eingefordert. Ihm die obligation dagegen zu gestellet. Nun hat H. Greiffenkrantz<br />

aus 〈schertz〉 an ihn geschrieben. Er solle seine qviitung weisen. Das ist die gantze<br />

affaire. Dem wil H. Heidekamp gleich desperiren und begehet darüber solche foiblesse.<br />

Ich bin 〈...〉<br />

Alle leute, der hoffrichter selbst lachen über diese sache. Ich wil cautionem Jurato- 15<br />

riam nur umb Zeit zu gewinnen praestiren.<br />

Ihr. Excell. den H. von <strong>Leibniz</strong>.<br />

145. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 18. Februar <strong>1703</strong>. [140. 146.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 158–159. 4 o . 3 1/2 S. 20<br />

Zu N. 144: In der Reihe von Kortholts Briefen zu seiner Geldaffaire dürfte K vor N. 148 liegen,<br />

da Kortholt noch nichts von <strong>Leibniz</strong>’ Erkundigungen bei Chr. J. Nicolai von Greiffencrantz zu wissen<br />

scheint. Daraus und aus den Angaben des Textes (vgl. Z. 4 und Z. 8) wird eine Datierung in die dritte<br />

Februarwoche wahrscheinlich. 4 wieder hie: Gemeint ist vermutlich die Rückkehr J. H. von Flemmings<br />

aus Dresden nach Berlin, die am 17. Februar <strong>1703</strong> erfolgte; vgl. Hassinger, Brandenburg-Preußen, 1953,<br />

S. 84 Anm. 130. 7 schreiben: vermutlich der in N. 139 erwähnte Brief, den Kortholt dort als am Vortag<br />

eingetroffen bezeichnet. 9 Obermarschalck: A. zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein. 15 hoffrichter:<br />

nicht ermittelt.<br />

Zu N. 145: K hatte als Beischluss den S. 231 Z. 12 angesprochenen Brief.


230 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 145<br />

Je tacherai de tirer des mains de Mons r Attilio les quittances de l’Imprimeur, et<br />

aussi de celui qui a lié les Inscriptions, mais, si je ne me trompe, il m’a conté 9 ecus pour<br />

l’Estampe. Il a eté une grande indiscretion, que de me faire depenser 57 ecus, et tout le<br />

Monde conclut, ou que M r Attilio m’a joué une piece, ou, que, faute d’argent, il a pris<br />

5 tout à credit, et a poussé la depence, à fin de me debourser les mains d’argent qu’il a<br />

pû. Enfin je suis bien attrappé, et sans vous Monsieur il faudrà faire comte d’avoir joué<br />

à la Bassette, quoyque je ne connoisse pas ce jeu. Je n’ay pas pû parler à Madame la<br />

Comtesse de Wartenberg, à cause que les derniers jours de sa demeure dans cette ville,<br />

elle a gardé la chambre, M r de Querini m’a dit, qu’il lui a recomandé cette affaire, e[t]<br />

10 M r Att[ili]o m’a dit la méme chose, mais comme je ne voy pas les effects, ainsi j’y ne<br />

scaurois pas ayouter foy, parceque c’est costant, que le Roy a toujours donné des marques<br />

de sa generosité à tous ceux, qui lui ont presenté des semblables compositions. Je scay<br />

bien que les brouilleries presentes puvent bien apporter de l’empechement à l’affaire; mais<br />

finalement faut il que je en patisse? Il me semble qu’on pourroit franchement s’azzarder<br />

15 de demander qu’on me defraye sans songer au regal. Je me mets dans vos mains.<br />

Le Pere Vota est une Mine bien feconde, il entretient la Principauté matin et Soir à<br />

table, et aussi dans l’Antichambre, comm’il y a icy un nombre prodigieux d’Anglois, et<br />

qu’ils le questionne[nt] sur la Religion, il leur donne de coups à droit, et à travers, desorte<br />

que ils n’osent plus d’ovrir la bouche. Quelle memoire, et quelle vigueur dans un age si<br />

20 avancée! Il m’a dit qu’il partirà d’icy avec la Reine, dont le depart n’est pas fixé, mais<br />

on croit qu’il serà dans cette semaine, c’est à dire vers la fin; mais Madame la Duchesse<br />

de Courlande pourroit partir ou demain, ou apres demain. Venderdi passé arrivà icy un<br />

Prince de Cassel, c’est à dire le second, et deux heures apres Madame la Princesse de<br />

Honzolleren, qui alla descendre à la redoutte.<br />

1 quittances: Zum Streit um die Bezahlung der Druckkosten für Guidis (vgl. SV.) Panegyrik auf<br />

die preußische Königskrönung vgl. N. 133. 1 l’Imprimeur: nicht ermittelt. 2 celui: nicht ermittelt.<br />

4 Attilio: A. Ariosti. 8 demeure: Catharina Kolbe von Wartenberg war Anfang Februar von Hannover<br />

abgereist; vgl. N. 133. 13 brouilleries presentes: die tiefgreifende Verstimmung zwischen Berlin und<br />

den Welfenhöfen in Hannover und Celle aufgrund der Besetzung Hildesheims bzw. Nordhausens; vgl.<br />

Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 564–568. 17 nombre . . . d’Anglois: vgl. N. 133. 18 questionne[nt]:<br />

vgl. auch N. 143. 20 depart: Zur vorzeitigen Rückreise Königin Sophie Charlottes nach Berlin am<br />

24. Februar vgl. N. 153. 21 Duchesse: Herzoginwitwe Elisabeth Sophie von Kurland; vgl. N. 140.<br />

22 Venderdi passé: 16. Februar. 23 Prince de Cassel: <strong>Wilhelm</strong> von Hessen-Kassel. 23 Princesse:<br />

Luise von Hohenzollern-Hechingen.


N. 145 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 231<br />

On n’est pas content de faire continuer la redoutte jusqu’à 11 heures, on y retourne<br />

apres soupé, et on y demeure jusqu’à 4 heures du matin. On outre trop icy les plaisirs (à<br />

ce qu’il me semble).<br />

Monsieur le Comte de Platen premier Minitre garde encor la Chambre à cause du<br />

Rhume, mais j’espere que demain viendrà en Ville. Monsieur le Comte son fils a gagné 5<br />

une pleuresie, on me vient de dire, qu’aujordhui il se porte un pu mieux. Je m’etonne que<br />

tout le Monde n’en soit attacqué, parceque apres la dance, et la poussiere, on va boire<br />

des eaux à la glace. La Ville est si pleine d’etrangers, qu’on ne scait pas où les loger,<br />

c’est un grand profit pour la Ville.<br />

Il est retourné icy Mr Maillet notre Ingegneur, il dit que Mr Stark a retenu (malgré 10<br />

tant de cris) les m<br />

12 ecus, qu’il prit à la Chatreuse de Liege, il se put mocquer du reste.<br />

J’ay fait vos Complimens. Je vous envoye l’incluse, qui m’a eté donnée par votre<br />

Vallet.<br />

Vous me fairés plaisir en me procurant la correspondence de Mr le Resident de<br />

Pologne, lequel a ecrit au Pere Vota, que l’Armée de la Couronne a de neveau preté 15<br />

serment de fidelité au Roy, et d’autres Lettres marquent que les Moscovites ont massacré<br />

tous les habitans des fauxbourgs de Narva, et brulé en suite les dit[s] fauxbourgs.<br />

Les lettres de l’Haye du 13 marquent la mort du Comte d’Atlhone, et que l’opinion<br />

commune etoit que Mr d’Ouverkerke sera fait VeltMarechal en sa place, qu’il n’est pas<br />

vray qu’on ait defendu le Commerce et la Correspondence avec la France, les sentimens 20<br />

etant encore fort partagés sur ce sujet, et qu’on avoit de la peine à comprendre pourquoy<br />

le Cardinal Portocarrero n’a pas voulu etre du Conseil du Cabinet du Roy Catholique,<br />

4 garde . . . Chambre: vgl. N. 140. 5 fils: E. A. von Platen. 10 Stark: vermutlich der im<br />

Rhein-Maas-Gebiet eingesetzte hannoversche Offizier, den Guidi z. B. auch in seinem Brief an <strong>Leibniz</strong><br />

vom 17. August 1702 (I, 21) erwähnt. 12 l’incluse: nicht identifiziert, vielleicht N. 143. 13 Vallet:<br />

vermutlich J. B. Knoche. 14 correspondence: für Guidis politische Nachrichtenagentur; vgl. auch<br />

N. 164. 14 Resident: Gemeint ist der polnisch-sächsische Legationssekretär H. S. Wolthers.<br />

15 ecrit: nicht ermittelt. 15 f. preté serment: vgl. auch M e r c u r e historique, März <strong>1703</strong>, S. 319<br />

bis 323 (mit Druck der Eidformeln). 16 d’autres Lettres: nicht ermittelt. 16 massacré: Zu den<br />

russischen Verwüstungen im Umland von Narva zu Jahresbeginn vgl. M e r c u r e historique, Febr.<br />

<strong>1703</strong>, S. 172. 18 mort: G. van Reede-Ginkel earl of Athlone war am 11. Februar <strong>1703</strong> verstorben. Sein<br />

Nachfolger wurde H. von Nassau-Ouwerkerke. 20 defendu . . . Correspondence: vgl. N. 133 Erl.<br />

22 Cardinal Portocarrero: Zu den Kompetenzstreitigkeiten zwischen dem französischen Gesandten in<br />

Spanien, Kardinal C. Estrées, und Kardinal L. M. F. de Portocarrero sowie dessen Rückzugsabsichten<br />

vom spanischen Hof, vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , März <strong>1703</strong>, S. 99 f.


232 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 146<br />

quequns en inferant, qu’il commence à se degouter des Francois, et qu’il a de la jalousie<br />

du Cardinal d’Etrees.<br />

Les Lettres de Londre marquent que la Reine avoit acheté un bien pour le Duc<br />

Marlboroug m<br />

12 guinées. Cette grande faveur lui procure des ennemis, il y a eu des paroles<br />

5 si fortes entre lui, et le Duc d’Ormond, qu’on croyoit, qu’ils seroient obligés de se battre.<br />

Mr Itelbac Governeur de Naiburg etoit passé par Ausbourg, il etoit tres mal satisfait,<br />

de ce que Madame l’Electrice Douariere Palatine l’a obligé de rendre la place, qui puvoit<br />

resister bien longtems, beaucoup plus que l’Electeur de Baviere n’a pas tenu l’accord<br />

fait dans la Capitulation, ayant fait prisonniers de guerre la garnison. Il semble que<br />

10 cette Princesse est allée espressement à Naibourg pour rendre cette place. Plusieurs sont<br />

d’advis, que le Governeur n’etoit pas obligé d’obeir à l’Electrice. les Imperiaux ne font<br />

encore aucun movement, ils manquent des armes. quel desordre!<br />

Du reste je voudrois bien, et de tout mon coeur avoir des novelles de votre entiere<br />

guerison, et avoir le plaisir de vous voir bientost icy, pour vous dire de bouche, que je<br />

15 suis 〈...〉<br />

H r ce 18 me fevrier 1 7 0 3<br />

On ne parle point icy de l’affaire d’Hyldheseim.<br />

146. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 21. Februar <strong>1703</strong>. [145. 152.]<br />

20 Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 162–163. 1 Bog. 4 o . 4 S. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen. Bibl.verm.<br />

3 Lettres de Londre: nicht ermittelt. 3 bien: Dieses Vorhaben der Königin Anna wurde vom<br />

Unterhaus abgelehnt; vgl. M e r c u r e historique, Febr. <strong>1703</strong>, S. 93, u. März <strong>1703</strong>, S. 202 f. 5 Duc<br />

d’Ormond: J. Butler second duke of Ormonde. 6 Naiburg: zur Einnahme Neuburgs a. d. Donau<br />

durch bayrische Truppen am 3. Februar vgl. N. 135 u. N. 140. 7 l’Electrice Douariere: die Witwe<br />

des pfalz-neuburgischen Kurfüsten Philipp <strong>Wilhelm</strong>, Elisabeth Amalie von Hessen-Darmstadt, deren<br />

Witwensitz Neuburg war. 9 prisonniers: vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Febr. <strong>1703</strong>, S. 29,<br />

sowie N. 140. 14 guerison: vgl. N. 133. 17 l’affaire d’Hyldheseim: vgl. N. 133.<br />

Zu N. 146: K wird vermutlich beantwortet von dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom 27. Februar,<br />

der in N. 164 erwähnt wird.


N. 146 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 233<br />

Quoyque je n’aye receu des vos novelles, je suis satisfait sachant que vous avés ecrit<br />

à la Reine, parceque je puis bien croire que vous vous portés mieux.<br />

La nuict passée Madame la Duchesse de Courlande est partie pour Berlin, on dit que<br />

la Reine partirà aussi dans cette Semaine, avec la Princesse d’Honezollern, qui est bien<br />

changée, et comme le Carneval est fini tous les Etrangers en fairont du méme, c’est à 5<br />

dire le Prince de Cassel, la Comtesse de Pykembourg, le Comte et Comtesse de Caunitz,<br />

et plusieurs Messieurs Anglois.<br />

M r le jeune Comte de Platen se porte mieux, mais on nous a bien effrayé. M r d’Offeln<br />

est aussi parti la nuict passée pour Vienne.<br />

Je n’entend pas plus parler d’Hyldheseim, les Trouppes de Lunebourg y demeurent 10<br />

encore.<br />

Le Pere Vota se nourit de son propre discours, car il ne mange, ny dorm; je m’etonne<br />

comm’un homme si casté et si agé puisse continuer de la sorte, et qu’il aye une memoire<br />

si bonne.<br />

On a debité icy une novelle, que L’Electeur de Baviere a assiegé Norimberg, si cela 15<br />

est, il se serà asseuré du Cercle de Franconie. On ne scauroit pas comprendre du vient<br />

la noncealance des Imperiaux qui devoient attacquer ce Prince à la fin de Janvier. Il<br />

mantient cependant en train les negotiations de paix à Ratisbonne, je ne croy pas que<br />

la Cour de Vienne croye qu’il est tout de bon, mais je croy que pour covrir sa foiblesse,<br />

fasse mine d’y ajouter foy. 20<br />

1 ecrit: Gemeint sein könnte N. 142. 3 Duchesse: Herzoginwitwe Elisabeth Sophie von Kurland,<br />

die mit Königin Sophie Charlotte zum Karneval nach Hannover gekommen war (vgl. N. 109). 4 partirà:<br />

am 24. Februar; vgl. N. 153. 5 changée: Eine Krankheit der Fürstin Luise von Hohenzollern-Hechingen,<br />

die am 16. Februar nach Hannover gekommen war (vgl. N. 145), wird in N. 22 angedeutet. 6 Prince de<br />

Cassel: Gemeint ist vermutlich nicht der am 16. Februar erst angekommene <strong>Wilhelm</strong> von Hessen-Kassel<br />

(vgl. N. 145), sondern sein Bruder, Erbprinz Friedrich, der am 26. Februar abreiste (vgl. N. 156).<br />

6 Pykembourg: Johanna Sophie zu Schaumburg-Lippe. 6 Comte . . . Caunitz: M. U. von Kaunitz und<br />

seine Frau, Maria Ernestine von Ostfriesland und Rietberg, vgl. N. 135. 7 Messieurs Anglois: vgl.<br />

N. 133 u. N. 131. 8 se porte mieux: vgl. N. 145. 10 d’Hyldheseim: Zur Besetzung Hildesheims durch<br />

cellische Truppen vgl. N. 133. 15 assiegé: Dieses Gerücht ist unzutreffend; Kurfürst Max Emanuel von<br />

Bayern gab seine Belagerungspläne in den folgenden Monaten auf; vgl. auch N. 135. 18 negotiations:<br />

Gemeint sind vermutlich die im Februar laufenden Verhandlungen zwischen dem Reichstag und dem<br />

Bayrischen Kurfürsten um die Herausgabe der von diesem besetzten Städte und die Einstellung der<br />

Kriegshandlungen einerseits und andererseits dessen Versuch, die Reichstruppen zur Neutralität zu bewegen;<br />

vgl. Danzer, Feldzug <strong>1703</strong> , 1878, S. 9.


234 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 146<br />

Il y a des negotiations secretes aussi pour ceder la Ville de Bonn aux Hollandois;<br />

on dit que l’Electeur de Cologne voyant que la dite ville ne put pas subsister, a fait sur<br />

main cette proposition, craignant que les Francois [o]nt envoyé la garnison en Italie.<br />

Vous scaurés que le Roy de Prusse a surpris Creven, mais que le Roy de France a<br />

5 fait entrer en Gheldre 800 Francois abillés en Egiptiens en plusieurs reprises.<br />

On veut que les Hollandois se soyent emparés du Chateau de Trarbak; et on attend<br />

avec impatience des novelles du haut Rhin, pour apprendre la suite des desseins des<br />

Francois sur le Chateau de Heitersheim.<br />

On ne doute plus que le Roy de Dannemarc n’ait un dessein, qui eclaiterà put etre<br />

10 en peu, puisque c’est tout de bon, qu’on s’applique à l’equippement d’une escadre des<br />

Vaissaux, et à renforcer la milice terrestre.<br />

On travaille à l’Haye à faire approver aux Provinces les defences du Commerce, et<br />

de la Correspondence avec la France, et l’Espagne, mais cependant on a eté fort aise<br />

d’apprendre par les dernieres Lettres d’Angleterre, qu’on y a trové des expedients pour<br />

15 proceder incessamment à l’augmentation des trouppes sans attendre la resolution positive<br />

des Etats Generaux, touchant la condition exigée.<br />

Plusieurs avis font croire, que le Portugal ne cherche que à gaigner du tems, et n’a<br />

pas dessein de se declarer pour les Alliés.<br />

On se plaint toujours à Londre, de ce que la Reine d’Angleterre continue à favoriser<br />

20 les Jacobites, mais cependant on asseure que deux tiers de ce Royaume sont pour la<br />

19 continuent K korr. Hrsg.<br />

1 ceder: Tatsächlich hatte Kurfürst Joseph Clemens von Köln angeboten, die französische Besatzung<br />

aus der Stadt Bonn abziehen zu lassen und diese den Truppen des Westfälischen Reichskreises zu<br />

übergeben; vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Febr. <strong>1703</strong>, S. 80 f. 4 surpris: Ort nicht identifiziert;<br />

vermutlich handelt es sich um ” la petite Ville de Crevelt‘‘, laut M e r c u r e historique, Febr.<br />

<strong>1703</strong>, S. 161 am 2. Februar von preußischen Truppen erobert. 5 Gheldre: Geldern, zu den Spanischen<br />

Niederlanden gehörend, wurde ab Februar <strong>1703</strong> bis zum Jahresende von preußischen Truppen belagert.<br />

6 emparés: Die Festung Mont Royal bei Trarbach blieb vorerst in französischer Hand; vgl. N. 135.<br />

7 novelles: Französische Truppen hatten am 12. und 15. Februar den südlichen Oberrhein überschritten;<br />

vgl. Danzer, Feldzug <strong>1703</strong> , 1878, S. 293. 9 dessein: nicht ermittelt. 12 f. Commerce . . .<br />

l’Espagne: Zur von England gestellten Forderung der Aufhebung jeglichen Briefverkehrs zwischen Holland<br />

und Frankreich bzw. Spanien als Voraussetzung für die Aufstockung der englischen Truppen am<br />

Niederrhein vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Febr. <strong>1703</strong>, S. 91–94 u. März <strong>1703</strong>, S. 108 f.<br />

17 Portugal: Zum sich anbahnenden Beitritt Portugals zur Großen Allianz vgl. N. 133. 20 Jacobites:<br />

die Anhänger des katholischen Halbbruders der Königin, Jakob Eduard Stuart.


N. 146 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 235<br />

succession de la ligne protestante, et il faut croire, qu’on negligerà rien ny par mer ny par<br />

terre, car on a à faire à un terrible ennemi. Depuis l’embrasement de la flotte à Vigos, on<br />

croyoit que la France n’etoit en etat par cette Campagne de jetter des batimens en Mer,<br />

cependant on me mande de Londre, que 12 fregates sont sorties de S. Malò pour aller<br />

croiser sur les Anglois, et sur les Hollandois et qu’on est apres à en equipper jusqu’au 5<br />

nombre de 〈50〉 avec toute sorte de diligence pour le meme sujet.<br />

Les Lettres que j’ay receu d’Italie m’ont jetté dans une tresgrande consternation, au<br />

recit qu’on m’a fait du terrible tremblement de terre, qui repliqua les secousses dans la<br />

Ville de Rome le 2 Fevrier pendant l’espace d’un demy quart d’heure. le Pape qui estoit<br />

dans la Chapelle Paoline avec le Sacre College, se mit à genoux, et y demeurà avec une 10<br />

tres grande intrepidité jusqu’à la fin, pryant le bon Dieu d’appaiser sa colere. Il descendit<br />

apres dans l’Eglise de S. Pierre, malgré la resistence des Cardinaux, qui craignoient que<br />

l’admirable Cupola de cette Eglise, qui a souffert beaucoup, ne les ensevelissent, et on<br />

me mande, que s’il arrive un autre Secousse de la sorte, que la dite Cupola tomberà,<br />

avec la plus parts des plus grands batimens de Rome, qui sont deja chancellants. On fait 15<br />

des prieres continuelles, et la Noblesse tente sur les places; attendant à touts moments le<br />

renversement general de la Ville.<br />

Je ne scay pas Monsieur ce que l’Italie deviendrà. On voit qu’il y a des cavités, que<br />

du Vesuvio marchent jusqu’à Inspruk, et comme elles recoivent de plus en plus de souffre,<br />

je crains que ce beau pais ne devienne le Theatre de la desolation. Pavre Italie! 20<br />

Touchant les affaires de Guerre dans ce pais là tout va mal pour les Imperiaux. le<br />

Governeur de Bercello voudroit bien se rendre aux Francois à des conditions honnorables,<br />

mais ceux ci pretendent que la garnison soit prisonniere de guerre. Cependant le Resident<br />

d’Angleterre a obtenu le Port de la Spezie des Genois, pour la flotte Combinée, nous<br />

verrons ce qui arriverà, mais la Cabale regne beaucoup à Londre. 25<br />

On dit que la Reine partirà d’icy Samedi prochain. Je ne vous parle plus des mes<br />

interets, afin de ne vous pas importuner, et je demeure avec mon extime accoutumée 〈...〉<br />

Hannover ce 21 Fevrier 1 7 0 3.<br />

2 l’embrasement: Spanische und französische Schiffe waren am 23. Oktober 1702 bei Vigo von der<br />

englischen und holländischen Flotte eingenommen und zum Teil in Brand gesetzt worden; vgl. Monatlicher<br />

S t a a t s - S p i e g e l , Nov. 1702, S. 66–68. 7 Lettres: nicht ermittelt; in Zusammenhang<br />

mit Guidis politischer Nachrichtenbörse. 8 secousses: vgl. N. 133. 22 Bercello: die modenesische<br />

Festung Brescello (Bersello). 23 Resident: vermutlich L. Blackwell. 26 f. mes interets: am Berliner<br />

Hof; vgl. Guidis Briefe seit <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>, insbesondere N. 140 Erl.


236 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 147<br />

147. BARTOLOMEO ORTENSIO MAURO AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 21. Februar <strong>1703</strong>. [100. 153.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 619 Bl. 44–45. 8 o . Goldschnitt. 4 S. z. T. quer beschrieben.<br />

Leichter Tintenfraß.<br />

5 H r le 2 1 F e v r. [ 1 ] 7 0 3.<br />

Quand nous esperions Monsieur de vous recouvrer, on nous a donné la peur de vous<br />

perdre: vostre maladie nous a fort allarmez, on a eu apres des meilleures nouvelles, dont<br />

j’ay remercyé Dieu, et je le prie de vous rendre une entiere et longue santé.<br />

Hier je receus dans mon paquet la cy jointe, je suis faché de trouver pour vous<br />

10 l’envoyer l’occasion du depart de la Reyne: vous sçavez à quel point on la souhaittoit icy,<br />

et n’ignorez pas comme on regrettera son absence.<br />

Je vous supplie lors que vous verrez Sa M té de ne pas oublier mes respects.<br />

J’ay recomandé à M r Melani lors qu’il envoyerá par quelque occasion les papiers de<br />

matematique (que Mg r Biankini luy a donné pour vous) à Venise, de prendre bien garde<br />

15 à qui il les confiera et d’en avertir M r Zan li que j’avertiray d’en avoir plus de soin que<br />

Zu N. 147: Die Beförderung unseres Stücks, das die Z. 9 erwähnte Beilage hatte, geschah vermutlich<br />

über das Gefolge der Königin Sophie Charlotte. Die Beantwortung erfolgte wohl in dem nicht gefundenen<br />

<strong>Leibniz</strong>brief, auf den N. 175 antwortet. 6 donné la peur: vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Bemerkung über seinen<br />

Gesundheitszustand in N. 17 und die Reaktion am hannoverschen Hofe darauf sowie auf den Bericht<br />

eines aus Berlin angereisten Besuchers (A. Cunningham?) in N. 20 bzw. N. 133. 7 nouvelles: vermutlich<br />

um die Monatsmitte; vgl. N. 140. 9 cy jointe: wohl das PS. eines Briefes A. Melanis an<br />

Mauro vom 14. Februar <strong>1703</strong> (LBr. 619 Bl. 43), dem ein Brief F. Bianchinis an <strong>Leibniz</strong> (wohl vom 23.<br />

<strong>Januar</strong> datierend; gedr.: Feder, Comm. epistol., 1805, S. 310–330; Druck in Reihe III; vgl. Kirch, Korrespondenz,<br />

3, 2006, S. 537) beigeschlossen war. Dieses PS. trägt den Zusatz für <strong>Leibniz</strong> von Mauros<br />

Hand: ” Voyla Monsieur apres une terrible description du Trembl[emen]t de Terre du 2 de Fevrier que fait<br />

M r Melani ce qu’il me mande à vostre egard‘‘. 10 depart: am 24. Februar. Aufgrund der schwerwiegenden<br />

Differenzen des Berliner Hofes mit Celle und Hannover nach der Besetzung Hildesheims durch<br />

cellische Truppen wurde Königin Sophie Charlotte vorzeitig nach Berlin zurückbeordert; vgl. Schnath,<br />

Geschichte, 3, 1978, S. 564 f. 12 Sa M té : der preußische König Friedrich I. 13 papiers: in Melanis<br />

Brief angekündigte ” carte mattematiche‘‘ Bianchinis für <strong>Leibniz</strong>, die Melani ihm über Venedig durch<br />

einen Reisenden zukommen lassen wollte. 15 Zan li : der hannoversche Agent in Venedig G. B. Zanovello.<br />

15 plus de soin: Anspielung auf die Affaire um Urkundenabschriften, die vor Jahren in Florenz<br />

für <strong>Leibniz</strong> angefertigt worden waren (vgl. I, 15 N. 149). Dass sie ihn nicht erreicht hatten, wurde dem<br />

früheren hannoverschen Agenten in Venedig, P. Mendlein, angelastet. Vgl. auch N. 367 u. N. 335 sowie<br />

dagegen N. 370.


N. 148 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 237<br />

M r Mendlein n’a eu des autres de Florence. Voyant M r Revort je voudrois bien sçavoir<br />

s’il a receu les lettres que je donnay pour luy à M lle Saint Aubin lors qu’elle partit avec<br />

M e la Comtesse de Wartenbergh. Je vous ay fait avertir que j’ay reçû v re boyte j’en ay<br />

averty M r l’Abbé Stefani qui n’est pas encor de retour, mais on l’attend à tous momens:<br />

il sera faché de ne trouver pas icy Sa M té . Je suis Monsieur 〈...〉 5<br />

Il Terremoto de’ 2 febr. a Roma è stato spaventoso, hà durato un ottavo d’hora,<br />

e tutte le gran fabriche se vesono risentite: non è caduta però ch’una parte dell antico<br />

Colosseo. Ma si teme nello stato della Chiesa et altrove d’intender nuovi danne: escosse<br />

si forti dando soggetto di dubitare 〈che si estenda lungo〉 la causa.<br />

148. LEIBNIZ AN HEINRICH CHRISTIAN KORTHOLT 10<br />

Berlin, 22. Februar <strong>1703</strong>. [144. 149.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. 327 (Greiffencrantz) Bl. 184. 4 o . 2 S. Unterer Rand unregelmäßig<br />

abgeschnitten. Eigh. Anschrift Mit Korrekturen und Ergänzungen. Geringfügiger<br />

Textverlust am unteren Blattrand.<br />

A Monsieur Cortholt 15<br />

Berlin den 22 Febr. <strong>1703</strong>.<br />

Ich bin einige tage zu Potsdam geweßen und habe alhier einen Zeddel von Meinem<br />

Hochg. H gefunden, auch ein antwort-schreiben vom H. von Greiffencrantz erhalten,<br />

darinn er sich entschuldiget daß er meiner intercession nicht deferiren konne.<br />

Er meldet daß er MhH die obligation geschickt ohne ordre die gelder zuheben und 20<br />

ohne qvittung: daß MhH dennoch die gelder gehoben und ihm solches eine Zeitlang<br />

1 Revort: Gemeint ist vermutlich J. Ph. Rebeur. 2 lettres: vgl. auch N. 153. 3 boyte: Es<br />

handelt sich um ein Gefäß mit Bernsteinplatten; vgl. N. 100 u. N. 166. 4 retour: aus Düsseldorf (vgl.<br />

N. 116). 6 Terremoto: zu den Erdbeben im <strong>Januar</strong> und Februar <strong>1703</strong> in Italien vgl. Monatlicher<br />

S t a a t s - S p i e g e l , Febr. <strong>1703</strong>, S. 105.<br />

Zu N. 148: Nachdem <strong>Leibniz</strong> auf seine Anfrage hin die Version Chr. J. Nicolais von Greiffencrantz<br />

von Kortholts Geldaffaire erhalten hatte (N. 138), gibt die nicht gefundene Abfertigung von L ein Referat<br />

dieses Briefes. <strong>Leibniz</strong> antwortet mit der nicht gefundenen Abfertigung auf einen nicht identifizierten<br />

” Zeddel‘‘ und vermutlich weitere der in unserem Band vertretenen Briefe Kortholts in dieser Angelegenheit.<br />

Kortholt antwortete darauf vermutlich mit N. 149 u. N. 150. 17 einige tage: Vermutlich spielt<br />

<strong>Leibniz</strong> hier auf seinen Potsdam-Aufenthalt Ende <strong>Januar</strong>/Anfang Februar an, vgl. N. 129. 17 Zeddel:<br />

unter den zahlreichen schriftlichen Mitteilungen Kortholts zu seiner Geldaffäre nicht identifiziert.


238 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 149<br />

verhehlet, hernach allerhand auffschub gesucht, und auff sein des H. von Greiffenkranz<br />

instanz wegen der bezahlung mit Vermelden, daß widrigen falls es suchen müste, geantwortet,<br />

MhH müste geschehen laßen, was er nicht hindern köndte. Darauff er nicht umbhin<br />

gekondt auff den H. Baron von Heidekam zu gehen, der sich dann an MhH hält. Was<br />

5 MhH von denen ihm dem H. von Greiffenkranz geleisteten diensten melde, so sey nicht<br />

ohne das MhH ihm viel hofnung gemacht, und solches zwar von freyn stücken, aber ohne<br />

den geringsten effect. Daher als MhH begehrt er mochte ihm die gelder laßen, hatte er<br />

[— — ] sich zu nichts verstehen wollen. Hatte auch MhH nie zugestanden sich des geldes<br />

zubedienen. Sehs in ubrigen nicht warumb er wegen Meines hochg. H. der sich zumahl<br />

10 gegen ihn erwehnter maßen 〈bezeiget〉, ein so ansehliches verlieren solle. Es habe überdem<br />

Mein HochgH wohlhabende Anverwandten, an die er sich umb hulfe zu adressiren hatte.<br />

Daß ist das vornehmste deßen so der H. von Greiffenkranz mir schreibet.<br />

Mit dem H. Grafen von Flemming habe von MhH affaire zu sprechen noch nicht<br />

gelegenheit gehabt werde aber daran nicht ermanglen, und zweifle im übrigen nicht es<br />

15 werde MhH in omnem Eventum auch zu den seinigen in dieser Sach recours nehmen.<br />

In zwischen verbleibe iederzeit<br />

Meines HochgH dienstergebenster GWL<br />

149. HEINRICH CHRISTIAN KORTHOLT AN LEIBNIZ<br />

Berlin, 22. Februar <strong>1703</strong>. [148. 150.]<br />

20 Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 327 (Greiffencrantz) Bl. 185–186. 1 Bog. 4 o . 3 S. Eigh.<br />

Aufschrift. Siegel.<br />

Ich habe H. Greiffenkrantz eigene briefe darinn er mir an bietet die 150 Rhl. auszuleihen,<br />

das schon über die helffte des geldes ist. Auch habe ihm geschrieben da meine<br />

paterna und materna noch völlig bei meiner mutter, daß ich desfals ihm wolte dieselbe<br />

25 als ein hypotheq überlaßen, da ich den briefe zeigen kann daß meine Mutter nach ihrem<br />

tode mir gerne alles geeben wil. Nun ruiniret mich Greiffenkrantz hiedurch, und ihm<br />

Zu N. 149: K sowie N. 150, vom selben Tag datierend, dürften Kortholts Antworten auf N. 148 sein.<br />

Aufgrund des unterschiedlichen Formats ist eine getrennte Versendung anzunehmen, wobei unser Stück<br />

wahrscheinlich das frühere war (vgl. N. 150 Erl.). 22 briefe: vgl. den in N. 150 wiedergegebenen Briefauszug.<br />

24 mutter: Anna Kortholt geb. Kirchhof. 25 briefe: nicht ermittelt.


N. 150 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 239<br />

selber thut er keinen vortheil. Der H. von Flemming findet sich schon in etwas wieder.<br />

Es ist nichts als bose leute die H. Greiffenkrantz so auffmachen. Denn seine briefe seind<br />

gantz anders. Ich werde sie meinen gegen bericht senden. Ich habe ohne dem briefe nach<br />

Wien zu kommen. Wie kan H. Greiffenkrantz bei mir 〈verliehren〉. hatte er dieses nicht<br />

gethan. ich ware schon bei H. von Flemming im Dienste. Auff freunde verlaße ich mich. 5<br />

Ich habe aber mein eignes bei meiner Mutter noch stehen. Und habe von meinem gantzen<br />

capitual nicht mehr als 100 thaler gebraucht. Das andre ist noch alles da. Das wil nun die<br />

mutter gerne behalte[n] bis nach ihrem tode, und so hat sie sich gegen meinen advocaten<br />

Dr. 〈Coltmann〉 offeriret. So ware nun H. Greiffenkrantz gesichert gnug meinetweegen.<br />

Thut er doch andern leute geld auff Zinse aus. Aber was sol ich mit ihm procediren. Ich 10<br />

wil nun auff Juratorie caution loos sein. Ich habe hie auch noch geld ein zufordern. Und<br />

was hilffe ihm mein 〈sitzen〉 mein affront mein ruin. Er hat warhafftig mir freiheit gegeben<br />

das geld zu gebrauchen so ichs ein kriegte. Da ichs hette wolte ers wieder umblehen. Ich<br />

habe auch seinet weegen sonst mühe gnug gehabt, aber er ist selber schuld daß nichts<br />

reussiret: Wo E. Hochwolg. ihn konne persuadiren daß er auff meine 〈consensation〉 und 15<br />

mein Vaterliches und Mütterliches erbe und meinen eid siehet. solte es mir sehr lieb sein.<br />

Der Obermarschalk nimpt sich meiner starck an. Es giebt dem H. Greiffenkrantz weenig<br />

ehre. den ich kan ihn noch wol bezahlen, aber nicht so. Ich bin 〈...〉<br />

Berlin. d. 22. Febr. [1]703.<br />

A Son Excellence M r le Conseiller privé de la Justice de <strong>Leibniz</strong> treshumblement. 20<br />

150. HEINRICH CHRISTIAN KORTHOLT AN LEIBNIZ<br />

[Berlin,] 22. Februar [<strong>1703</strong>]. [149. 154.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 327 (Greiffencrantz) Bl. 187–188 u. LBr. 497 Bl. 86–87.<br />

2 Bog. 8 o . 8 S.<br />

3 briefe: nicht ermittelt; vgl. N. 132 u. N. 155. 9 〈Coltmann〉: vielleicht der 1711 beim Berliner<br />

Oberappellations-Gericht belegte W. H. Culman. 17 Obermarschalk: A. zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein.<br />

Zu N. 150: Unser Stück dürfte zusammen mit N. 149 die Antwort auf N. 148 darstellen; aufgrund<br />

des unterschiedlichen Formats ist getrennte Versendung anzunehmen. Da Kortholt in N. 149 Beweise für<br />

die Zustimmung Chr. J. Nicolais von Greiffencrantz zur zeitweisen Überlassung von 150 Reichstalern an<br />

ihn nur anspricht, hier aber aus einem Belegbrief zitiert, sehen wir unser Stück als das später geschriebene<br />

an.


240 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 150<br />

Extract aus des H. von Greiffenkrantz schreiben vom 9 Augusti [1]702.<br />

Wegen des von Mon Maitre begehrten anleihens habe mich in einem meiner<br />

vorigen gantz deutlich erkläret, aber auff den punct noch keine antwort<br />

erhalten, ob es ihme also anständig oder nicht? Wenn mon cher maitre<br />

5 150 Rhl davon zur anleihe behielte müste noch etwas nach richtig zu zu<br />

leegen dem calculo übrig sein, welches ich wol gerne hieher hätte. Sie haben<br />

gemeinet es wäre mit denen 200 Rhl womit ich ihnen gerne gedienet hätte<br />

eine feinte geweesen. Allein ich versichere sie bei reedlichen wahren worten,<br />

daß warhafftig ein unvermögen dabei gewesen.<br />

10 Ich habe dergleichen schreiben mehr und habe die eben nicht so genau bewahret.<br />

Dieses ist nur mir ohngefehr zu handen kommen. Daraus sehen Ihr. Excell. sein eigen<br />

anerbieten. Aber wenn ich gleich nun saage und auch eidlich bekräfftigen wolte daß er mir<br />

die summa von 246 thaler auff ein jahr lassen wolte. Denn er hielte es vor eine verlohrne<br />

schuld, und warumb solte ich mich vor nichts andre leute zu feinde machen, was richte<br />

15 ich aus? Doch stillschweigen kann ichs nicht, und mus die andre briefe auch auffsuchen.<br />

Wer solte sich darauff nicht konnen verlaßen daß einer das geld brauchen möchte, wenns<br />

ihm so angetraagen wird. Ich habe mich auch zu dem manne nimmer solches versehen. In<br />

seinem letzen meldet er noch, er wolle gegen mir nichts ungütiges vornehmen. An meine<br />

freunde habe geschrieben. Sie seind aber grausaam geitzig selbst meine eigne mutter.<br />

20 Die doch noch mein Väterliches in handen hat. Und indeßen mus ich doch sitzen und<br />

kan mich nirgends verantworten. Wenn ich gleich nun die beweeglichste briefe schreibe,<br />

so antwortet er mir nicht. Daß ich die waarheit sagen sol wird er auch nicht wollen;<br />

Es ware viel beßer vor ihm so er sich in der güte finden ließe und den revers von mir<br />

annehme, daß er auff das jene so ich noch zu gewarten, so es ja nicht ehe geschehen<br />

25 solte, vollige disposition und einige hypotheq haben solte. So er dieses nicht gethan und<br />

H. Wolters mich bei H. Flemming zu blamiren dadurch occasion gekriegt hätte, ward<br />

H. Flemming schon resolviret gleich das geld zu zahlen. So ist er ihm selber im weegen<br />

noch jetzo. Denn wenn ich H. Flemming nur sprechen konte ware die sache meine ich<br />

gethan. Solte er sich nicht beweegen laßen 〈wenn〉 ich 〈juramento〉 mich obligirte ihn<br />

1 schreiben: Brief nicht ermittelt. 13 f. verlohrne schuld: zum Hintergrund vgl. N. 138.<br />

18 letzen: vermutlich der in N. 139 u. N. 144 erwähnte Brief, den Kortholt am 14. Februar erhalten hatte.<br />

19 mutter: Anna Kortholt geb. Kirchhof. 20 Väterliches: Chr. Kortholt war 1694 verstorben.<br />

26 Wolters: der polnisch-sächsische Legationssekretär zu Berlin. Wie Kortholt in N. 154 berichtet, wurde<br />

ihm selbst zur Last gelegt, er habe sich dessen Funktion, d. h. die eines Residenten, angemaßt.


N. 151 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 241<br />

in 〈quovis foro competente〉 zu erscheinen, oder ihm zu zahle[n]. Es geth ohne dem ein<br />

advocate nach Holstein hin, dem werde ich committiren, daß er von meiner mutter die<br />

extradition meines Väterlichen antheils urgiret. Summa ich sehe lieber wenn ein gütiges<br />

accommodement konte getroffen werden per juramentum. Seine briefe seind doch da daß<br />

er mir 150 Rhl. von die 246 angebothen, daß er auch allezeit in spe gestanden daß ich 5<br />

seine commission ausrichten würde, die ja noch nicht erloschen. Der Obermarschalk und<br />

M r Ramée sollen ihm desfals antworten, wo ihnen durch diese sache seine conduite nicht<br />

zu wieder wird. Denn es seind viele die diese harte procedur improbiren. So man ihm<br />

abrathen könte ware es gut vor mir und ihn. H. Flemming wird sich wol geeben. Ich habe<br />

doch seine briefe. Ihr Maj. die Koniginn konte auch etwas dabei thun. Ich hab von ihrem 10<br />

Frauen Zimmer das ich curiret noch keinen heller. Hinc illae lachrymae. Aber ich schame<br />

mich fast daß Ich Exell. so viel mühe mache. Indeßen bin ich 〈...〉<br />

d. 22. Febr.<br />

151. JOHANN FRIEDRICH PFEFFINGER AN LEIBNIZ<br />

Lüneburg, 22. Februar <strong>1703</strong>. [93. 267.] 15<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 725 Bl. 116–117. 1 Bog. 4 o . 4 S. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen und Ergänzungen.<br />

22 fevr. <strong>1703</strong> Lüneb.<br />

Ce n’est pas ma faute que je Vous envoye tousjours de si gros pacquets, ils me<br />

viennent de Sleswig tout comme je Vous les envoy. 20<br />

Votre fluxion me fait de la peine, Mons r . Soignez Vous un peu mieux, je Vous en<br />

prie, effectivement cet hyver n’est bon, qu’à engendrer des rhumatismes et maladies.<br />

6 Obermarschalk: A. zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein. 7 Ramée: vermutlich G. B. de La<br />

Ramée. 10 briefe: nicht ermittelt; auch erwähnt in N. 155. 11 Frauen Zimmer: vermutlich Anspielung<br />

auf Kortholts Behandlung des Kammerfräuleins von Schlippenbach; vgl. Kortholts Brief vom<br />

21. Juni 1702 (I, 21) u. Erl. 11 Hinc . . . lachrimae: Horaz, Epistulae, 1, 19, 41.<br />

Zu N. 151: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief, vermutlich die Antwort auf N. 93.<br />

Beilage war das Z. 19 erwähnte ” pacquet‘‘. Die Antwort erfolgte vermutlich in dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief<br />

wohl vom Juni <strong>1703</strong>, auf den N. 267 antwortet. 19 pacquets: nicht ermittelt. 21 fluxion:<br />

<strong>Leibniz</strong> litt seit der Jahreswende an einem offenen Bein.


242 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 151<br />

Je n’ay rien entendu de la charge, dont M r de Greiffencranz doit etre revetû à la<br />

cour de Holstein; je voudrois qu’il y fut deja, peutetre pourrois je aussy faire un pas plus<br />

avant, par cette occasion, la poudre scholastique me rendant bien enrhumé.<br />

Les affaires d’Italie vont si mal, que vous avez raison, Mons r de douter d’une bonne<br />

5 campagne. deploranda fata Imperii. Un chacun y fait le maitre. Les villes Imperiales semblent<br />

avoir gaigné le haut mal cette année cy. Le Roy de Prusse en veut il a d’autres<br />

qu’à Nordtausen, Müllausen et Goslar? Peut etre le Roy de Pologne luy aura cedé quelques<br />

pretensions sur icelles. de la maniere comme on s’y prend, il sera difficile de reduire<br />

l’Electeur de Baviere à la raison. Les Cercles de Suabe et de Franconie courent grand<br />

10 risque d’en etre gobés, à moins qu’on aille à la rencontre.<br />

C’est peu de chose, que ce que les Suedois gaignent en Pologne, pandant que les<br />

Moscowites ruinent la Livonie d’un bout à l’autre. La dethronisation des Roys n’est plus<br />

à la mode.<br />

Notre bon Colonel et Commandant au Kalkberg M r de Nettelhorst mourut icy ces<br />

15 jours passés, du miseréré. Peut etre aurons nous Mons r d’Antinis, Lieutenant Colonel<br />

dans le Regiment de Ranzow, et Commendant à Harbourg à sa place.<br />

Sçavez vous, Mons r que M r de Werpoup, Gendre de M r de Berenstorf, est devenu<br />

grand drossard de duché de Lauenb. à la place du geh. Rath Bothmer, mort depuis peu.<br />

Mons r de Spörck, grand Echanson à Wolfenbüttel a obtenu la place de grand Baïlliff de<br />

1 charge: nicht ermittelt. Möglicherweise handelt es sich um ein Gerücht aufgrund einer Verwechslung<br />

Chr. J. Nicolais von Greiffencrantz mit seinem Bruder (vermutlich Adolph Friedrich), der als schwedischer<br />

Major nach Schleswig-Holstein-Gottorp abgeordnet war (vgl. N. 397). Dass jener seit Jahren<br />

auf der Suche nach einer höfischen Charge war, ergibt sich bereits aus I, 19 N. 381 u. I, 20 N. 471. Vgl.<br />

auch N. 138. 3 poudre scholastique: Anspielung auf Pfeffingers Lehrtätigkeit an der Ritterschule zu<br />

Lüneburg. 4 affaires d’Italie: im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieges. 5 villes Imperiales:<br />

Neben den im folgenden genannten Reichsstädten dürfte auch Nürnberg gemeint sein, auf das ein bayrischer<br />

Angriff erwartet wurde (vgl. z. B. N. 135). 6 Roy de Prusse: Anspielung auf die Reaktion<br />

Brandenburg-Preußens im Hildesheimer Konflikt. Nachdem zunächst eine Besetzung der Reichsstadt<br />

Goslar erwartet worden war, ließ Friedrich I. am 7. Februar <strong>1703</strong> die Reichsstadt Nordhausen besetzen,<br />

vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 564 f. 8 pretensions: vermutlich Anspielung auf die bevorstehende<br />

Einlösung der gegenüber Polen erhobenen Pfandansprüche Brandenburg-Preußens auf Elbing.<br />

8 maniere: vermutlich Anspielung auf die Einnahme Neuburgs a. d. Donau durch bayrische Truppen<br />

am 3. Februar <strong>1703</strong>; vgl. N. 133 u. Erl. 11 gaignent: im Rahmen des Nordischen Krieges.<br />

12 dethronisation: zu den Vorstößen Karls XII. von Schweden, August II. des polnischen Thrones zu<br />

entheben, vgl. auch N. 116. 17 Berenstorf: A. G. von Bernstorff. 18 geh. Rath Bothmer: J. A. von<br />

Bothmer. 19 Spörck: G. F. von Spörcken.


N. 152 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 243<br />

Harbourg, qu’avoit autrefois feu Mons. de Wackerbart; et mon eleve, Mons r de Fabrice<br />

a succedé à M r de Werpup dans la charge de conseiller de guerre. Je suis 〈...〉<br />

152. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

[Hannover, Ende Februar <strong>1703</strong>]. [146. 156.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 342. 4 o . 2 S. Bibl.verm. 5<br />

Je me donne l’honneur de vous ecrire ces deux lignes par le R. Pere Vota vous disant<br />

que la freule Pelnitz aux frequentes instances de M r de Querini m’envoya hyer 50 ecus<br />

pour la peine de la Pastorale, il ne faudra donc rien dire d’advantage, et faire bon visage.<br />

Pour l’autre affaire M r Attilio a promis de le pousser, nous verrons. Il seroit bien un<br />

cas extraordinaire, si S. M. m’oublieroit. 10<br />

Nous avons des novelles que m<br />

18 Francois ont passé le Rhin à Huningen pour se joindre<br />

aux Bavarois. 500 Chevaux des Imperiaux sont entrés dans la Baviere, ils ont enlevé 800<br />

bestiaux.<br />

Les trouppes de Wolfembutel se sont saisies de Goslar.<br />

Voyci tout ce que j’ay de noveau. 15<br />

Le Tremblement de terre qui a eté à Rome me fait craindre encore d’autres malheurs.<br />

Je voudrois etre informé de votre Santé, puisque vous ne m’avés rien mandé la poste<br />

passée. Je suis 〈...〉<br />

1 Fabrice: J. L. von Fabrice; vgl. Grieser, Fabrice, 1956, S. 15 Anm. 3.<br />

Zu N. 152: K wurde M. Vota auf seiner Rückreise nach Berlin mitgegeben, die dieser spätestens am<br />

24. Februar angetreten hatte (vgl. N. 153); daraus sowie aus der Erwähnung des französischen Rheinübergangs<br />

ergibt sich unsere Datierung. Unser Stück kreuzt sich mit einem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom<br />

27. Februar, auf den N. 164 antwortet. 8 Pastorale: vgl. N. 133. 9 l’autre affaire: Guidis Hoffnung<br />

auf eine Belohnung von König Friedrich I. für seine panegyrischen Schriften zum Krönungstag (vgl. SV.<br />

sowie die vorausgehende Korrespondenz). 9 M r Attilio: A. Ariosti. 11 passé: am 12. Februar<br />

<strong>1703</strong>; vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Febr. <strong>1703</strong>, S. 82. 12 entrés: Zu den Ansammlungen<br />

von Reichstruppen an den bayrischen Grenzen im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieges vgl. Danzer,<br />

Feldzug <strong>1703</strong> , 1878, S. 380–383. 14 saisies: Hier handelt es sich vermutlich um ein Gerücht im<br />

Zusammenhang mit der Besetzung Hildesheims durch cellische Truppen; vgl. Schnath, Geschichte, 3,<br />

1978, S. 564 f. 16 Tremblement: Mitte <strong>Januar</strong> und am 2./3. Februar; vgl. N. 133. 17 Santé: Zur<br />

Sorge am hannoverschen Hof um <strong>Leibniz</strong>’ Gesundheitszustand vgl. z. B. N. 133.


244 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 153<br />

153. BARTOLOMEO ORTENSIO MAURO AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 24. Februar <strong>1703</strong>. [147. 166.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 619 Bl. 41–42. 1 Bog. 4 o . 2 S. auf Bl. 41 r o u. Bl. 42 r o .<br />

Eigh. Aufschrift. Siegelrest.<br />

5 H r le 〈2〉4 Fevr. <strong>1703</strong>.<br />

Nous partismes de Lutzelb. le 24 d’Aoust, et la Reyne part d’icy aujourdhuy: je n’ay<br />

jamais veu plus de tristesse à la Cour, j’en ressens ma part: M e l’El ce hier ne se trouvoit<br />

pas bien, ce depart n’est pas une medicine pour elle. Je vous ay envoyé une lettre par<br />

Haly, qui est homme fort exact: j’ay donné un papier à la freule de Bernastre pour le R. P.<br />

10 Vota, dont je suis charmé, il est party et je le regrette fort. J’espere que vous ne tarderez<br />

pas à revenir, cependant en ayant l’occasion je vous prieray de me mettre quelquefois aux<br />

pieds de n[ost]re Auguste Reyne: elle a eu la bonté de me convier à Lutzelbourgh, je ne<br />

sçay si devant ce voyage je ne feray celuy des Champs Elysiens. J’ay ecrit à M r Rebeur,<br />

je ne sçay si M lle S. Aubin luy a rendu mes l[ett]res. Ne trouvez pas mauvais que je façe<br />

15 cette replique, à M r le Co. et M e la Comtesse de Dhona mes respects, mes compliments<br />

à tous les amys de Berlin et faites moy la justice de me croire 〈...〉<br />

A Monsieur Monsieur Leibnitz. pr[esentemen]t à Berlin.<br />

H. Mauro.<br />

Zu N. 153: Wir lesen das Tagesdatum unseres Stücks, für das auch der 14. in Frage käme, als 24., da<br />

die Rückreise Königin Sophie Charlottes erst nach dem 23. Februar stattfand (vgl. Berner, Briefwechsel,<br />

1901, S. 32); dafür spricht auch Mauros Verweis auf den 24. August. K wurde vermutlich vom Gefolge<br />

Königin Sophie Charlottes nach Berlin transportiert. 6 partismes: der Aufbruch Kurfürstin Sophies<br />

und ihres Hofstaates von Lietzenburg im Sommer 1702. 7 f. trouvoit . . . bien: Kurfürstin Sophie<br />

litt an einer fiebrigen Erkältung; vgl. N. 20. 8 lettre: vermutlich der Brief N. 147, der wohl F. Aly,<br />

dem Kammertürken Sophie Charlottes, mitgegeben wurde. 9 papier: nicht ermittelt. 9 freule de<br />

Bernastre: eine der Hofdamen Sophie Charlottes. 11 revenir: <strong>Leibniz</strong> kehrte erst Anfang Juni nach<br />

Hannover zurück. 15 Co.: A. zu Dohna-Schlobitten.


N. 155 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 245<br />

154. HEINRICH CHRISTIAN KORTHOLT AN LEIBNIZ<br />

[Berlin, Ende Februar <strong>1703</strong>]. [150. 155.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 497 Bl. 26. 1 S. quer beschrieben.<br />

Ich kan fast nicht gnug dancken daß Sie ohne mein wißen sich so stark interessiret<br />

haben. Der H. von Flemming ist gantz vor mir. Aber es haben ihm einige im Kopff 5<br />

gesetzet, ich hatte mich vor einen Agenten vom Konig von Poolen ausgegeben so mehr<br />

par raillerie als aus ernst geschehen. habe ich in metaphysica das Ens in potentia et ens<br />

[in] actu nicht zu unterscheiden gewust, so bin ich erböthig alle straaffe desweegen aus<br />

zu stehen. Aber haben Ihr. Excell. so viel unverdiente guutheit vor mir gehabt, so thun<br />

sie dieses noch hinzu, daß Sie ihm solches aus dem sinne reeden, oder so er nicht wil daß 10<br />

er per tertium nur vor mich caviret. Denn ich bin ja sonst auff einmahl ruiniret. Ich bin<br />

so lang ich lebe 〈...〉<br />

155. HEINRICH CHRISTIAN KORTHOLT AN LEIBNIZ<br />

[Berlin,] 26. [Februar <strong>1703</strong>]. [154. 157.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 497 Bl. 27–28. 1 Bog. 4 o . 4 S. 15<br />

Ich habe die sache weil sie immediate vor den Konig kömpt, und das memorial<br />

welches de[r] H. Obermarschalk nebst anerbietung vieler andern gnaade zu übergeeben<br />

Zu N. 154: K gehört in den Kontext von Kortholts Geldaffaire und damit in die Reihe seiner Briefe<br />

an <strong>Leibniz</strong> von Anfang Februar bis in das erste Märzdrittel <strong>1703</strong>. Sein Dank für <strong>Leibniz</strong>’ Eintreten<br />

dürfte sich weniger auf dessen Anfrage bei Chr. J. Nicolai von Greiffencrantz nach dem Hintergrund der<br />

Affaire (vgl. N. 138 und N. 148) als auf eine Interzession in Berlin, vermutlich bei J. H. von Flemming,<br />

beziehen. Eine solche kann nicht vor dem 22. Februar stattgefunden haben (vgl. N. 148). Einen terminus<br />

ante quem liefert N. 155 vermutlich vom 26. Februar, da Kortholt dort sein angemaßtes Auftreten als<br />

Agent Augusts II. von Polen, das er hier bekennt, bereits voraussetzt. Ob unser Stück auf einen (nicht<br />

gefundenen) <strong>Leibniz</strong>brief antwortet oder sich auf ein Gespräch bezieht, ist nicht zu ermitteln. 7 f. Ens<br />

. . . actu: Thomas von Aquin, Summa Theologiae, Quaest. LXVI, Art. 1.<br />

Zu N. 155: Die Datierung von K in den Februar ergibt sich daraus, dass Kortholt <strong>Leibniz</strong>’ Fürsprache<br />

bei J. H. von Flemming erbittet, der Berlin Mitte März oder kurz danach wieder verließ (vgl. z. B.<br />

N. 8). Vermutlich ging unserem Stück ein (nicht gefundener) <strong>Leibniz</strong>brief oder ein Gespräch voran.<br />

16 sache: der von C. S. von Heidekamp gegen Kortholt beim Berliner Kammergericht geführte Prozess<br />

wegen dessen unbefugter Einziehung der Schulden Heidekamps bei Chr. J. Nicolai von Greiffencrantz und<br />

anschließender Unterschlagung des Geldes; zum Hintergrund vgl. N. 138. 17 Obermarschalk: A. zu<br />

Sayn-Wittgenstein-Hohenstein.


246 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 155<br />

auff sich genommen, ein weenig anders eingerichtet, und bin auff nichts gangen als auff die<br />

relaxazion, weil Heidekampff nach Greiffenkrantz nicht befugt weil ich noch nicht 〈—〉,<br />

die 〈sache〉 auch noch nicht liqvid, mir personal arrest auffzulegen. Werde nun sehen<br />

was es werden wird. Was Flemmingen vor 〈meinunge〉 müßen in den Kopff gesetzet sein<br />

5 wird wol von Calumnianten her komme[n] da ich mich nicht verantworten kan und er zu<br />

leichtglaubig, weis ich nicht. Es haben sonst des H. von Flemming Excell. mich allein hie<br />

auffgehalten. Auff ihre parol promesse zugesaagte pension von 400 thaler, schreiben aus<br />

Thoren das ich habe, bin ich hie geblieben. habe die 〈sachen〉 zu Wien auffgehalten und<br />

bald abgeschrieben. So nun des H. Flem. Hochgr. Excell. mir wolten so gnädig sein, so<br />

10 sie mich ja in ihren Diensten nicht brauchen wolten, da ich doch glaube daß sie mich zu<br />

allerlei affairen geschickt finden würden, und sie derer gnug haben, und mich bis Wien<br />

helffen. Ich habe ja das meinige und kan es restituieren. 〈Nur〉 heist es mit der geleegenheit<br />

Fronte capillata est. Ich habe schon so manche geleegenheit vorbei streichen laßen. Und<br />

gedacht Es kompt wol was beßers. Aber endlich kriegt man darüber seine Jahre und heist<br />

15 es Piscator ictus sapit. Es ist mir nun alles gleich was mir vor die hand kompt. Es sei was<br />

es wolle dabei ich nur meine subsistenz finde. Denn es geth mir wie den Jungfern — wenn<br />

sie nicht bei Zeiten zugreiffen so bleiben sie darnach sitzen. Nun eine alte Jungfer wil<br />

doch keine gerne heißen, und ohne herren zu sein ist eine ungewiße sache, da man doch<br />

darumb sich bewerben mus wenn man noch seine Kreffte und vigveur hat. Ich habe jetz<br />

20 sehr gute adresse mit nach Portugal zu kommen, dazu ich wol lust habe. Denn es ist auch<br />

schon auffs tapet geweesen. Es haben Ihr. Mai. die Kaiserin einige sachen von mir gehabt<br />

so durch die frauleins da angebracht und mich wol recommendiren. Auch habe ich die<br />

Hypecuannam zur rothen ruhr recommendiret, davon die Medici, da nichts gewust. Also<br />

wenn des H. Flemmings Excell. nur so viel thate daß er mir vors eerste ein weenig, solte<br />

25 es auch nur unter der hand sein assistierte. Es würden sich noch wol mehr finden und<br />

ich würde nicht unerkenntlich sein. Ich habe wol geschrieben. Aber er mus auch gantz<br />

alarmiret sein. Und das vom agenten ist nicht grundes gnug. So dem so ware so ware<br />

es eine faute und ich hatte meine straaffe davor. Man kan doch einen nicht mehr als<br />

proportionirlich straaffen. Aber umb einer faute willen die noch nicht ausgemacht<br />

30 eine[n] gar zu abandoniren finde ich nicht raison genug. Und ist doch des H. Flemmings<br />

7 schreiben: nicht ermittelt. J. H. von Flemming hielt sich um die Jahreswende 1702/03 in Thorn<br />

auf. 8 Wien: vgl. N. 132, N. 139 u. N. 144. 13 Fronte capillata: vgl. D i s t i c h a Catonis, 2, 26.<br />

15 Piscator . . . sapit: Sprichwort. 21 Kaiserin: Eleonore Magdalene Therese von Pfalz-Neuburg.<br />

23 Hypecuannam: Ipecacuanha; vgl. N. 139. 27 vom agenten: Anspielung auf Kortholts Anmaßung<br />

einer Funktion als polnischer Resident, die Flemming zu Ohren gekommen war; vgl. N. 154.


N. 156 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 247<br />

Excell. nicht irraisonabel auch nicht ingenereus. Also kan ichs gar nicht reimen. Mich<br />

zu ruiniren wollen das kan er ja auch mit gutem gewißen uber sein hertz nicht bringen.<br />

Es wird ja noch etwas sein das ihm von mir anstehet. Und heist es 〈sonst〉 Ubi plura<br />

nitent paucis non debemus offendi maculis. Aber ubi etiam tantum pauca nitent, hoc non<br />

abjiciendum est totaliter una vice. Wenn Ihr. Excell. mit den H. Obermarschalck bekandt 5<br />

sein, der wird ihnen meinetwegen gerne assistiren. Vor dem wird H. Greiffenkrantz auch<br />

respect tragen. Der Man macht sich nun eine blame hiedurch. Und wird doch endlich<br />

die waarheit an den tag kommen, welche diese ist. Er wolte gerne mit meinen pfoten<br />

als die affe mit der katz die castanien aus dem feuer haben. Er machte keinen staat<br />

auff diese schuld. Er hatte das geld schon zu seiner revange an die advocaten destiniret. 10<br />

Er gieng nur alles ein. Abe[r] ich habe ebe[n] alle briefe so genau nicht observiret. Es<br />

kaame[n] andre sachen dazu da er auch ein mehrers promittirte. Aber ut et avarus, er<br />

wolte darnach gerne umbsatteln. Da hies es mit mir. Wer das creutz hat seegnet sich.<br />

Und er verlieret doch dabei nichts. Es haben ihm nur andre leute weis gemacht mein<br />

Vater habe mich enterbet, und seind doch noch briefe von meiner von vorigen monat 15<br />

da die mich nur getrostet auff ihren Ende. 〈Also〉 wird hie wol ein 〈—〉 von werde[n], so<br />

nur E. Excell die hohe gutheit haben wolte die dealbation meiner persohn per se et alios<br />

nur bei H. Flemmings Ex. zu 〈pronunciren〉 Ich bin sehr inervirt, so viel muhe ihnen zu<br />

machen. Aber es heist cui plurimum debes illi 〈plus〉 velle debere. Ich bin 〈...〉<br />

d. 26. 20<br />

156. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 27. Februar <strong>1703</strong>. [152. 160.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 164–165. 1 Bog. 4 o . 4/5 von Bl. 164 abgeschnitten.<br />

2 1/3 S. Mit geringfügigen Korrekturen.<br />

3 f. Ubi . . . maculis: vgl. Horaz, Epistulae, 3, 3, 351. 8 f. pfoten . . . haben: vgl. J. de La<br />

Fontaine, Fables, 9, 17. 12 ut . . . avarus: vgl. das Sprichwort Qui luxuriosus est, necesse est ut et<br />

avarus sit. 13 Wer . . . sich: vgl. Wander, Sprichwörter-Lexikon, 2, 1870, Sp. 1610. 15 Vater:<br />

Chr. Kortholt. 15 meiner: Gemeint ist wohl Kortholts Mutter Anna Kortholt. 19 cui . . . debere:<br />

vgl. Cicero, Epistulae ad familiares, II, 6.<br />

Zu N. 156: K kreuzt sich mit einem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief ebenfalls vom 27. Februar<br />

(erwähnt in N. 164). Die — vermutlich auf Guidis Wunsch (vgl. S. 248 Z. 5) — herausgeschnittenen<br />

Partien unseres Stücks handelten vermutlich von dessen Versuch, vom Berliner Hof eine Belohnung für<br />

seine panegyrischen Texte zum Jahrestag der preußischen Königskrönung (vgl. Guidi, SV.) zu erlangen;<br />

vermutlich handelt es sich bei unserem Stück um den in N. 168 erwähnten Brief.


248 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 156<br />

[— — — ] Mr Farinelli a receu un bague de 130 ecus, Madle Hasman pour une<br />

Cantata, qui a apporté de Venise a receu 16 Ducats d’or, et plusieurs autres ont eté<br />

recompensés genereusement, au moins si on m’auroit envoyé une Medaille, ci sarebbe<br />

stato il decoro.<br />

5 [— — — ] moy la grace de la bruler.<br />

S. A. E. Madame l’Electrice est incomodée de la fievre tierce, mais cette indisposition<br />

ne l’empeche pas de aller à table, et de se trover dans l’appartement les jours qu’elle<br />

n’a pas la fievre. Elle en a eu deux acces, et je remarquay hier au soir, qu’elle avoit des<br />

boutons dans la bouche, qui est un signal, que la mal s’en và. Elle me demandà des vos<br />

10 novelles, dont elle prend beaucoup de part. Dieu nous conserve cette bonne Princesse<br />

longtems.<br />

Hyer au matin le Prince de Cassell partit d’icy, où il[s] ne sont restés que Messieurs les<br />

Anglois. Monsigneur le Prince Electoral, et Madame la Princesse mangeront dorenavant<br />

toujours à la Table de S. A. E. On dit que Mr Le LieutenantColonnel (qui sert attuellement<br />

15 S. A.[)], quittera la Guerre, et sera declaré son Chambellan.<br />

Monsr Le Consiller d’Etat d’Els ne se mele que de l’economie du Prince, Mr le jeune<br />

Goritz est aussi à son service.<br />

Il sont à present 9 heures du matin, j’ay sceu que Madame l’Electrice n’avoit eté<br />

attacqué de la fievre, et je veux esperer, que comme la derniere vint à 7. heures, qu’elle<br />

20 aurà eté la derniere, et qu’elle ne reviendrà plus.<br />

Les bonnes novelles de Pologne sont confirmées de toutes cotés.<br />

Vous scaurés que la Chambre haute a declaré coupables d’haute trahison tout ceux<br />

qui entreprendront d’alterer l’acte de la succession, mais aussi qui attenteront à la vie,<br />

ou aux droits de Madame l’Electrice de Brunsvic. L’avancement du Duc d’Ormond à la<br />

1 Mad le Hasman: nicht ermittelt. 6 fievre: vgl. N. 20 u N. 166. 12 partit: vermutlich Erbprinz<br />

Friedrich von Hessen-Kassel; vgl. N. 122 sowie Philippi, Landgraf Karl von Hessen-Kassel, 1976, S. 315.<br />

13 Anglois: Zu den englischen Besuchern am hannoverschen Hof vgl. N. 131. 14 LieutenantColonnel:<br />

vermutlich R. Chr. von Oeynhausen; vgl. N. 206. 16 d’Els: der Hofmeister Kurprinz Georg Augusts,<br />

Ph. A. von u. zu Eltz. 17 Goritz: J. von Schlitz gen. von Goertz. 21 novelles: nicht identifiziert;<br />

zu den aktuellen Ereignissen in Polen vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Febr. <strong>1703</strong>, S. 97–104.<br />

22 declaré: vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , März <strong>1703</strong>, S. 106 f. 24 L’avancement: Die<br />

Ernennung von James Butler second duke Ormonde, zum Lord Lieutenant von Irland am 5. Februar<br />

anstelle des langjährigen Tory-Führers Laurence Hyde earl of Rochester, stand in Zusammenhang mit<br />

dessen Kaltstellung.


N. 157 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 249<br />

ViceRoyauté d’Irlande fait voir que les Principaux Torrys sont desunis. On ne doute pas<br />

que M r d’Opdam ne soit fait Weltmarechal.<br />

Il y a qui pretendent que la Cour de Lisbone se rangerà du coté de la France moyennant<br />

le Mariage de la Princesse de Portugal avec le Duc de Berry.<br />

Du reste je ne scay pas que croire des Imperiaux, c’est à dire s’ils pourront empecher 5<br />

la conjonction avec les Bavarois. Je suis à l’hate, mais avec toute l’extime 〈...〉<br />

Hannover 27 fevrier 1 7 0 3.<br />

157. HEINRICH CHRISTIAN KORTHOLT AN LEIBNIZ<br />

[Berlin, Ende Februar oder Anfang März (?) <strong>1703</strong>]. [155. 165.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 497 Bl. 22. 1 Bl. 4 o , sechseckig beschnitten bzw. abge- 10<br />

rissen. 1 S. Eigh. Aufschrift. Siegel.<br />

Ich sende Ihr. Excell. noch etwas hiebei das entweeder ihre 〈asservation〉 und correction,<br />

oder vitale abolition erwartet, und dann allein verendiget. olim war des H. von<br />

Flemmings Excell. noch liebhaber von diesen sachen. Ob man es ihm zustellen oder dadurch<br />

occasion nehmen wolle steth in E. Excell. gutdüncken und sapientiori judicio. Wo 15<br />

mir die Gurgel nicht zugeschnüret wird, so mag ich mir aus dem Carcere ein Mausolaeum<br />

〈entamiren〉, und mirs was ich andre gelehret, all unser vergnügen sei inwendig in<br />

uns selbst und konne kein eedel gemüth gefangen gehalten werden, nun auch in praxi<br />

erweisen. Aber der leib wil auch das seinige haben.<br />

2 d’Opdam: J. van Wassenaer heer van Obdam. Generalfeldmarschall der Generalstaaten wurde<br />

H. von Nassau-Ouverkerk. 3 se rangerà: Es handelt sich um ein unzutreffendes Gerücht; tatsächlich<br />

bahnte sich der Beitritt Portugals zur Großen Allianz an, der im Mai <strong>1703</strong> unterzeichnet wurde.<br />

4 Mariage: Eine Vermählung des zweiten Enkels König Ludwigs XIV., Karl duc de Berry, mit einer<br />

portugiesischen Prinzessin (gemeint ist vermutlich Therese) kam nicht zustande. 5 f. empecher la<br />

conjonction: Zu der befürchteten Vereinigung der französischen mit den bayrischen Truppen kam es im<br />

Mai <strong>1703</strong>.<br />

Zu N. 157: Anhaltspunkt für die Datierung von K mit der nicht identifizierten Beilage könnte Kortholts<br />

Haft infolge seiner Veruntreuung von Geldern Chr. J. Nicolais von Greiffencrantz sein, wenn man<br />

Z. 16 und Z. 18 nicht nur metaphorisch verstehen will. Da am 7. März bereits von einer bevorstehenden<br />

Freilassung die Rede ist (vgl. N. 165), setzen wir die Datierung unseres Stückes vorher an. Eine weitere<br />

Eingrenzung könnte N. 155 vom 26. Februar liefern, aus der die Distanzierung J. H. von Flemmings von<br />

Kortholt evident wird (vgl. Z. 13–15).


250 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 158<br />

A Son Excellence Msgr. le Conseiller privé de justice de <strong>Leibniz</strong><br />

treshumblemen à son logis.<br />

158. JOHANN ULRICH KRAUS AN LEIBNIZ ODER JOHANN GEORG<br />

ECKHART<br />

5 Augsburg, 1. März <strong>1703</strong>. [269.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 502 Bl. 6. 4 o . 1 S.<br />

HochEhrwürdtiger und Hochgelährter Herr.<br />

Hierbey sendte ich Eine Prob von denen Chur Fürstl. Durchl. Medalien; Habe vermeinet<br />

Ehendt darmit fertig zu werdten, allein es ist eine verborgene Mühe darinen,<br />

10 an denen zwey andtern habe ich schon auch angefangen, will sehen das auch baldt zum<br />

Endt kommen, in der Ersten Tabel. fehlt noch eine Medalien. Hoffe sie werdte auch baldt<br />

folgen, was weiter darmit zu thun vor fellt erwarte ich mit Erstem,<br />

Dise baydte abtrückh, ist einer auff Median. der andtr auff Regal. darmit man wegen<br />

des Truckhens Ordere ertheilt kan werdten.<br />

15 Indessen nebenst Göttlicher Gnadten Empfehlung verbleibe ich Ihro HochEhrWürd-<br />

ten<br />

Augspurg d. 1. Martius A us <strong>1703</strong>. Dienst Willigster diener Johann Ulrich Kraus.<br />

2 logis: <strong>Leibniz</strong> logierte bei dem Wirt J. Vincent in der Brüderstraße.<br />

Zu N. 158: K mit zwei Probeabdrucken als Beilage steht in Verbindung mit Kraus’ Arbeiten am<br />

Gedenkband M o n u m e n t u m Gloriae Ernesti Augusti unter <strong>Leibniz</strong>’ Anweisung. In der Vergangenheit<br />

war die Korrespondenz dazu teilweise von J. G. Eckhart geführt worden (vgl. I, 19 N. 100 Erl.);<br />

möglicherweise war er, zur Zeit nicht in <strong>Leibniz</strong>’ Diensten, eigentlich als Adressat gedacht (vgl. auch<br />

die unterschiedlichen Anreden in unserem Stück bzw. N. 269). Der nicht gefundene Antwortbrief enthielt<br />

Korrekturanweisungen, auf die Kraus in N. 269 eingeht. 8 Medalien: Zu den von Kraus u. a. geschaffenen<br />

drei Tafeln mit Abbildungen von Medaillen und Münzen auf die Herrschaft Ernst Augusts und zu<br />

seinem Gedenken vgl. I, 19 N. 20 mit Erl.


N. 159 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 251<br />

159. OTTO SPERLING AN LEIBNIZ<br />

Kopenhagen, 3. März <strong>1703</strong>. [119.]<br />

Überlieferung:<br />

K 1 Konzept (?): Kopenhagen Kongelige Bibliotek GKS II Nr. 234. 4 S. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen und Ergänzungen. Leichte Textabweichungen und Verkürzungen ge- 5<br />

genüber K 2 .<br />

A Abschrift (?) nach K 1 von Sperlings Hand: Ebd. NKS 2123 4 o II. Nr. 234. 3 S.<br />

K 2 Abfertigung: LBr. 884 Bl. 8–11. 2 Bog. 4 o . 7 S. Auf Bl. 8 r o oben neben der Anrede zwei<br />

Bleistiftstriche. Bibl.verm. (Unsere Druckvorlage.)<br />

PerIllustris et Excellentissime Vir. 10<br />

Quas Berolino ad me dederas a. d. XXVII. <strong>Januar</strong>. ante paucos dies traditae fuerunt.<br />

Gratissimae fuerunt non uno nomine; et quidem illo praecipue, quod tanto studio<br />

incumbas rei literariae juvandae. Deus Te, Vir Amplissime, nobis sospitem diu servet:<br />

his imprimis temporibus, quando literae bonae contemtui sunt, et obsolescunt fere, ut<br />

multis nihil magis barbarum sit, quam literatum esse. 15<br />

Vere scribis Septentrionis monumenta magno cum judicio legi debere, sunt enim<br />

inter illa non minus fabulosa, quam sunt Herodoti, Patris Historiarum; illudque commune<br />

habent cum plerisque priscis, qui fabulas veris intermiscuerunt toto horreo, quum non<br />

aliter tunc fieret Historia, nec aliter scribi posset, postquam fabulis omnes relationes<br />

interpolatas accipiebant. 20<br />

Sunt tamen Septentrionalibus etiam purgatissimae historiae, et judiciosissime, ac<br />

cum veritate infucata scriptae, prout nuper Thormodus Torfaeus in serie sua Regum<br />

Daniae doctissime prodidit, et quibus credi possit, quibus vero secus, commonstravit.<br />

Nec Saxonem excuso Grammaticum, quoniam ipse se excusat, variisque operis sui locis<br />

aperte profitetur se illis non credere quae scribit, referenda tamen esse, quod sic antiquitas 25<br />

retulerit.<br />

Zu N. 159: K 2 antwortet auf N. 119. Eine Antwort wurde nicht gefunden. Der nächste überlieferte<br />

Brief der Korrespondenz (Sperling an <strong>Leibniz</strong>) datiert vom 21. August 1705 (LBr. 884 Bl. 12–13).<br />

17 Herodoti: Herodot, . 22 Thormodus Torfaeus: vgl. SV. 24 Saxonem: Saxo Grammaticus<br />

(vgl. SV.).


252 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 159<br />

De Asis seu Asiaticis, qui cum Othino Septentrionalia occuparint LXX. ante Christum<br />

annis, ita omnes consentiunt Historici illorum, ut fas non sit de illis amplius dubitare.<br />

De Runographia illorum optime mones ante Carolinum aevum vix aliquid in ea constare:<br />

imo mea fide, si uti illa non grave Tibi foret, Vir Illustris, haud ante Christianam<br />

5 religionem in Dania coeterisque Septentrionalibus regnis solide fundatam ullam fuisse<br />

tuto plane contendo; qualis scilicet nunc est in tot Inscriptionibus, quae per totum Septentrionem,<br />

h. e. in Dania, Norvegia et Suecia (excipiuntur enim Islandia, et Faeroenses<br />

insulae, ubi nullae) tanto numero reperiuntur. Atque omnes illae tamen plebejae sunt, nec<br />

ab ullo Rege, vel Nobilibus magnatibus invenio positas. Certum tamen est Runicas illas<br />

10 literas, aut notas, aut siglas paganis horum locorum dudum in usu fuisse, et cum Normannis<br />

etiam in Normandiam Francicam translatas, prout monuit Rabanus Maurus apud<br />

Goldastum in Allemannicis. At non propter scriptionem apud paganos in usu fuerunt,<br />

quum illi nihil scriberent, sed ad magiam suam exercendam, notas has in cantando, et<br />

diabolicis praestigiis efficacissimas, ut putabant, reddendo, talibus Runis usi sunt, unam<br />

15 vel alteram lignis, gladiis, hastis insculpendo, pro amoribus et odiis excitandis, seque<br />

contra hostes muniendis. Quae quoniam cum Christiana religione introducta abrogari<br />

debuerunt et exstirpari, vulgus autem eripi sibi aegre pateretur, hinc plebis causa coacti<br />

sunt Runas illas ipsis relinquere, sed in Alphabetum redactas, ut illis scriberent quantum<br />

vellent, et cum opus esse ducerent: hasque Runas consecratas vocabant, ut distingueren-<br />

20 tur ab illis magicis, quibus nunquam scriptio quaedam continua vel Alphabetica paganis<br />

est peracta, sed notatio quaedam sola, in combinationibus suis et perplexitatibus magicis<br />

artibus inserviens.<br />

Quae deinde de Scandinaviae incolis Finno-Lapponibus subjungis, ea ex nullo antiquo<br />

Scriptore probari unquam poterunt. Finni enim nunquam olim Scandinaviam habi-<br />

25 tarunt, multo minus Lappones, qui ex Finnis exierunt; prout Schefferus in sua Lapponia<br />

diserte docuit. Finni autem habitarunt in alio tractu a Scandinavia multis maribus discreto,<br />

ubi nunc est Finlandia, Sinus Botnicus et Sinus Finnicus, quam etiam insulam<br />

veteres existimarunt, et Plinio dicitur Eningia, ubi alii Fenningiam legi volunt. Haec ex<br />

1 cum Othino: Zu der auf Snorri Sturluson, Heims kringla, beruhenden These, Odin sei ein<br />

mächtiger König der Vorzeit gewesen, der aus Asien nach Skandinavien eingewandert sei, vgl. I, 13 N. 225<br />

(hier S. 341) mit Erl. 2 consentiunt Historici: vgl. den Überblick J. Peringskiølds in seiner Ausgabe<br />

von J. D. Cochlaeus, Vita Theoderici, 1699, S. 625. 11 Rabanus Maurus: Hrabanus Maurus, De<br />

inventione linguarum ab Hebraea usque ad Theodiscam, et notis antiquis. Gedr. in: M. Goldast [Hrsg.],<br />

Alamannicarum rerum scriptores aliquot vetusti, Bd 2, 1606, S. 91–93, hier S. 92. 25 Schefferus:<br />

J. Scheffer, Lapponia, 1673, S. 42–56. 28 Plinio: Plinius d. Ält., Naturalis historia, IV, 13, 96.


N. 159 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 253<br />

antiquis Scriptoribus nobis de illis terris constant. Jam vero quod Germanos in Scandinaviam,<br />

a meridionali Balthici maris littore venientes, in Scandinaviam colonias deduxisse,<br />

et sedes ibi fixisse, pulsis Finno-Lapponibus, ad interiora ulterius asseris, neque illud<br />

probari poterit. Ne semel quidem hoc Germani tentarunt, sed contra omnes historiae<br />

occlamant, tam Septentrionalium quam externorum, quae Vandalos, Danos, Longobar- 5<br />

dos, Herulos, Rugios, Burgundos, Gothos, ex Septentrione littora Germaniae insedisse<br />

ante Christum natum, et post Othini adventum, cujus dominio se subjicere nolebant,<br />

ideoque emigrationes illas suscepisse certum est. Neque tamen una migratione haec credas<br />

effecta, sed pluribus, aliis serius, aliis statim migrantibus. Haec antiquitati, ejusque<br />

Scriptorib. convenire senties, coetera recentiorum figmenta cerebrina sunt, quibus fides 10<br />

nulla debetur.<br />

Adamum Bremensem cum notis perpetuis meis ante biennium Amstelodamum misi,<br />

ut ibi, prout promiserant, ederetur duobus tomis in 4 to . Librum 4 tum hic mecum retinui,<br />

ut viderem prius, quomodo promissis satisfacerent. Sed nondum manum admoverunt<br />

scelestae fidei typographi, nunc has, nunc alias excusatiunculas afferentes. Et quoniam 15<br />

in Germania promtius illud opus lucem visurum promiserunt docti Viri, revocavi jam<br />

saepius quae miseram: sed nec illud hactenus impetrare potui: adeo me ludos faciunt<br />

egregie.<br />

Suades etiam, ut alia mea praelo submittam: Quam vellem ego; multa namque parata<br />

habeo. Sed hic loci, quod Tibi dictum sit, oleum et operam perdimus: nullum enim 20<br />

typographum, nullum Maecenatem reperimus, qui talia curet. Ego sumtibus illis impar<br />

sum. Blattis igitur et tineis scripta sint: ea jam aetas mihi est, illud senium et frigus, ut<br />

non curem.<br />

Praesidem Te Societati Antiquariae Berolinensi Regiae factum percepi; ex animo<br />

gratulor: nullum Te Illustriorem et diligentiorem aut doctiorem praeficere poterant. Si 25<br />

qua re Societatem illam Illustrem juvare potero, me paratissimum invenies. Legisti, nisi<br />

fallor, quae de nummo tetradrachmo argenteo Constantini M. rarissimo, et forte unico<br />

in thesauris nummariis, quos hactenus videre mihi licuit, disserui in Novis literariis<br />

Lubecensibus, quem Vestrae Societati offero, non solum, sed et aliam meam supellec-<br />

1 Scriptoribus: Gemeint ist wohl vor allem Plinius d. Ält, a. a. O. 12 Adamum Bremensem:<br />

Zu Sperlings in Arbeit befindlicher Ausgabe von Adam von Bremen, Gesta Hammaburgensis ecclesiae<br />

pontificum vgl. N. 119. 20 oleum . . . perdimus: vgl. Plautus, Poenulus, I, 2, 332. 22 Blattis<br />

. . . tineis: vgl. Martial, Epigrammata, 6, 61, 7 u. 14, 37, 2. 28 disserui: O. Sperling, De nummo<br />

Constantini maximi rarissimo Dissertatiuncula, in: N o v a Literaria Maris Balthici et Septentrionis,<br />

Mai 1700, S. 148–152 u. Juni 1700, S. 177–183.


254 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 160<br />

tilem curiosiorem, quam magnis sumtibus collegi in itineribus meis, dum ,<br />

et a Parente etiam meo b. m. hereditariam possideo, Numismata, Naturalia, Artificialia,<br />

Conchylia, omnis generis rariora, quae ad museum curiosum pertinere possunt, illic<br />

reperiuntur. Et quamvis sciam Potentissimi Regis Prussiae musea jam talibus repleta,<br />

5 ut noctuas Athenas mittam, offero illa tamen aequo pretio; quum non dubitem in illis<br />

reperiri quaedam, quae tanti Regis musea adhuc ornare possint, et quoniam ego herede<br />

his digno careo, et jam Septuagenarius ego sarcinas colligo excessurus, nec illis, ut prius,<br />

animum amplius adverto.<br />

Valeas diutissime, meque commendatum Tibi esse sinas, qui nunquam non ero<br />

10 Excellentissime Vir Illustris Tui nominis perpetuus cultor O. Sperling.<br />

Dabam Hafniae a. d. III. Martii Ann. MDCCIII.<br />

Dn. Waltherus noster convalescit, et si quas ad me dabis, ille reddet optime.<br />

160. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 4. März <strong>1703</strong>. [156. 161.]<br />

15 Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 168. 8 o . 2 S. Ohne Anrede. Bibl.verm.<br />

J’appris venderdi le soir, que le Roy de Prusse ayant demandé des Trouppes au Duc<br />

de Saxe Gotha, il les avoit fait parter par Elbinrode de cet etat, sans en avoir demandé la<br />

permission, et méme elles y avoient commis queque desordre, de sorte que je voy verifié<br />

ce que vous m’avés dit dans votre precedente, et plut à Dieu, que ces demelées n’ayent<br />

20 de la suite.<br />

Nos Anglois sont tous à Cell hormis Mylord Ustio.<br />

Madame l’Electrice s’est tout à fait delivré de la fievre, mais elle a un grand rhume,<br />

et un thousse qui l’incomode.<br />

5 noctuas Athenas: vgl. M. Tullius Cicero, Epistulae ad Quintum fratrem, 2, 15, 4. 12 Dn.<br />

Waltherus: F. von Walter; vgl. auch N. 270.<br />

Zu N. 160: K , die Antwort auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief (vgl. Z. 19), hatte vermutlich<br />

N. 161 als Beilage. 16 venderdi: 2. März. 19 precedente: nicht gefunden; vielleicht der in<br />

N. 19 erwähnte <strong>Leibniz</strong>brief. 21 à Cell: vgl. N. 166. 21 Mylord Ustio: vermutlich H. Bentinck<br />

viscount Woodstock; vgl. N. 133 u. N. 166. 22 fievre: vgl. N. 156 u. N. 20.


N. 161 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 255<br />

Demain il y aura un grand Bal à Cell chez Mad e les Cours, Mad e de Kilmansegg est<br />

la Reine du bal, et plusieurs frailes d’Hannover y iront.<br />

M r Cuningham ne m’a pas envoyé la lettre, comme il m’avoit intentionné.<br />

Vous pouriés bruler l’autre papier et dire seulement à M r Attilio ce que vous jugerés<br />

à propos. 5<br />

M r de Querini vous fait ses Complimens, et il est fort scandalizé de la procedure du<br />

dit M r Attilio, le quel serà bien de menager jusqu’à la fin de l’affaire.<br />

M r l’Abbe Steffani est de retour de Dusseldorff, Je suis 〈...〉<br />

Han r ce 4. Mars 1 7 0 3<br />

J’ecris à M r Eccard, que vous luy envoyerés mes novelles, dont je vous en prie. 10<br />

161. GIUSEPPE GUIDI FÜR LEIBNIZ UND FÜR JOHANN GEORG<br />

ECKHART (?)<br />

Hannover, 4. März <strong>1703</strong>. [160. 164.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 166–167. 1 Bl. 4 o . 3 1/2 S. Ohne Anrede und<br />

Unterschrift. 15<br />

Hannover ce 4 Mars <strong>1703</strong><br />

Toutes les Lettres nous marquent que M r Willars a passé le Rhin avec m<br />

30 Francois,<br />

1 Bal: vgl. N. 166. 1 Mad e les Cours: H. de Lescours. 3 lettre: vermutlich N. 163; vgl. N. 164.<br />

4 papier: Gemeint ist vermutlich N. 156 (vgl. dort S. 248 Z. 5). 6 procedure: vermutlich Anspielung<br />

auf Guidis umstrittene Druckkostenrechnung. 7 Attilio: A. Ariosti. 8 de Dusseldorff: A. Steffani<br />

wechselte <strong>1703</strong> nach Düsseldorf in den Dienst Kurfürst Johann <strong>Wilhelm</strong>s von Pfalz-Neuburg; vgl. auch<br />

N. 166. 10 mes novelles: vgl. N. 164.<br />

Zu N. 161: Mit K liegt vermutlich einer der Berichte vor, die Guidi seinen politischen Korrespondenten<br />

zugehen ließ, in Erwartung von Nachrichten von deren Wirkungsort. Für Sachsen/Polen war für<br />

diese Rolle J. G. Eckhart vorgesehen, mit <strong>Leibniz</strong> als Vermittler (vgl. N. 164). Aufgrund des Datums<br />

nehmen wir an, dass es sich bei unserem Stück um eine zur Weitergabe an Eckhart bestimmte Beilage zu<br />

N. 160 handelt, die diesem aber vermutlich erst nach seiner Abreise aus Berlin — vielleicht als Beilage zu<br />

N. 27 — zuging. 17 Lettres: nicht ermittelt; wohl im Rahmen von Guidis politischer Nachrichtenbörse.<br />

17 Willars: L. H. duc de Villars. 17 passé le Rhin: am 14. Februar bei Hüningen.


256 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 161<br />

pour tenter la pretendue conjonction avec les Bavarois. le Prince de Baden, qui n’a que<br />

m<br />

15 hommes, ne se croyant capable de leur resister, s’est retiré dans un Chateau avec<br />

son Monde, où il se retranche, et comme le dit Chateau est placé dans un assiette assés<br />

commode, il pretend de puvoir empecher aux Francois la dite conjonction. Mais quequn<br />

5 craint, qu’elle serà inevitable, parceque les Francois pourroient bien passer du coté des<br />

Suisses. On dit que l’Electeur de Baviere ayant appris la marche du General Schlik, qui<br />

a m<br />

22<br />

m<br />

hommes, et à qui se doit joindre le Comte de Styrum avec 20 , a pris le parti de<br />

marcher à lui, et lui livrer bataille, sachant put etre que hors des Saxons, ce General n’a<br />

que m<br />

4 des trouppes reglées. Il faudrà attendre l’issue de cette operation, et on và bien<br />

Hollandois, qu’on a detaché<br />

10 d’accord, que l’Empereur et l’Electeur jouent leur reste. m<br />

20<br />

de la Moselle, se seront joints à l’heure qu’il est à l’Armée Imperiale. Comme l’Electeur<br />

avoit demandé au Roy de France un des ses Generaux, et que Sa Mté tres Chretienne lui<br />

envoyoit le Ms de Barbesyeux, cettuici quoyque travesti, a eté reconnu apres qu’il avoit<br />

traversé le lac de Costance ayant eté fait prisonniers par les Imperiaux.<br />

15 On n’entend pas parler du Prince Eugene, c’est costant qu’on ne purrà pas songer<br />

à l’Italie, jusqu’à que les troubles de Baviere soyent appaisés.<br />

Les Francois apres avoir fait plusieurs tentatifs sur Bercello, ayant connu l’impossibilité<br />

de le puvoir reduire dans cette saison, s’en retirerent, ayant changé le Siege en un<br />

blocque; ils ne laissent neanmoins d’y jetter des bombes d’un tems à l’autre. Ils meditoient<br />

20 de tirer une ligne de Mantove jusqu’au Final de Modene, pour renfermer les Imperiaux<br />

en Revere, et en Ostiglia, mais jusqu’à present ne l’ont pas effectuée par precaution des<br />

Imperiaux, les quels, quand ils ne puissent recevoir des secours, feront assés, s’ils purront<br />

mantenir les dits postes, qui presentement occupent jusqu’à l’overture de la Campagne,<br />

1 conjonction: Die Vereinigung von bayrischen und französischen Truppen fand erst Anfang Mai<br />

statt. 2 Chateau: Gemeint ist vermutlich Rastatt als Teil der von Markgraf Ludwig <strong>Wilhelm</strong> I. von<br />

Baden-Baden aufgebauten Stollhofener Linie. 5 passer: Gemeint ist vermutlich die zur Überlegung<br />

anstehende Route von Basel den Hochrhein entlang und über das Wutach-Tal nach Donaueschingen; vgl.<br />

Danzer, Feldzug <strong>1703</strong> , 1878, S. 300. 6 marche: der Einbruch der kaiserlichen Truppen in die Oberpfalz<br />

Anfang März. 7 joindre: Diese Vereinigung wurde mehrfach verhindert; vgl. z. B. N. 244. 8 hors des<br />

Saxons: das sächsische Hilfskontingent unter M. J. von der Schulenburg. 13 envoyoit: Der als Bauer<br />

verkleidete französische Generalleutnant marquis de Barbésières war auf dem Weg zu Kurfürst Max<br />

Emanuel von Bayern im Februar bei Bregenz gefangen genommen worden; vgl. M e r c u r e historique,<br />

34, März <strong>1703</strong>, S. 259. 15 Prince Eugene: von Savoyen. 17 tentatifs: Die mit kaiserlichen Truppen<br />

besetzte modenesische Festung Brescello (Bersello) ergab sich erst im Sommer <strong>1703</strong> der französischen<br />

Belagerung; vgl. N. 224 Erl. 20 Final de Modene: Finale Emilia (Modena) war mit kaiserlichen<br />

Regimentern besetzt. 21 Revere . . . Ostiglia: Brückenköpfe der kaiserlichen Truppen am Po.


N. 161 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 257<br />

alors il y aurà beaucoup à craindre à cause des renforts qu’on envoye attuellement aux<br />

Francois. Mantove respire un peu, quoyque les Hussars l’inquietent avec leurs Courses<br />

frequentes. c’est tout ce qu’on m’a mandé dernierement de Verone, qui est le lieu plus<br />

proche aux Armées, les autres novelles de Venise etant fort steriles.<br />

Les Anglois considerent comme un’affaire de grande consequence, que la Chambre 5<br />

haute ait declaré coupables de haute trahison ceux qui entreprendront d’alterer l’acte<br />

de Succession, mais aussi, qui attenteront à la vie, et aux droits de Madame l’Electrice<br />

de Brunsvic. L’avancement du Duc d’Ormond à la ViceRoyaute d’Irlande, fait juger que<br />

les principaux Thorrys sont desunis, et qu’on verrà bien tost quequns abbandonner le<br />

parti; et on pretend que le Comte de Rochester seroit degouté de la Cour, et que dans 10<br />

cette veue il se seroit demis de la dite ViceRoyauté. Il sembloit à Londre que depuis ce<br />

changement les Interets du Duc de Marlboroug (qui a marié une des ses filles à Mylord<br />

Bridgewater) soyent augmentées, et on veut méme que celà auroit fait queque impression<br />

dans la maison des Communes, dont environs une centaine de leurs membres se seroient<br />

tournés du coté de la moderation. On pressoit à Londre toujours des matelots pour la 15<br />

Flotte, et les equipages avancoient par tout le Royaume avec ardeur, mais on ne scavoit<br />

pas encore au vray de quelle maniere tant de Vaissaux seroient employés.<br />

Les Lettres de l’Haye du 27 Fevrier, marquent que celles d’Espagne asseurent, que<br />

le Roy Catholique a declaré, qu’il estoit obligé de se servir de l’argent tiré des gallions,<br />

ne sachant pas d’autre moyen où prendre les neuf millions d’ecus, dont il a besoin pour 20<br />

la Campagne prochaine, et quoyque les principaux Conseils ne craignent point de dire<br />

que le Roy ne sauroit en co[n]science disposer ainsi du bien autrui, on ne doute point,<br />

qu’on ne suive en celà la maxime de la France, dont les Creatures dirigent tout à Madrid,<br />

queques plaintes que les Espagnols en fassent.<br />

Les novelles de Lisbonne font assés connoitre qu’il n’y a rien de bon à attendre de 25<br />

cette Cour là dont la plus part des Ministres sont Creatures de la France, ou d’ailleurs,<br />

6 declaré: vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , März <strong>1703</strong>, S. 106 f. 8 L’avancement: am<br />

5. Februar. 11 demis: L. Hyde earl of Rochester, der bei Königin Anna in Ungnade gefallen war,<br />

hatte sich im Februar <strong>1703</strong> von der Funktion des Lord Lieutenants von Irland zurückgezogen.<br />

12 filles: Elizabeth Churchill, die Anfang Februar <strong>1703</strong> S. Egerton forth earl of Bridgewater heiratete.<br />

16 Flotte: wohl in Zusammenhang mit dem (zunächst zurückgestellten) Plan, englische und holländische<br />

Kriegsschiffe nach Portugal zu schicken, vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , a. a. O., S. 107 f.<br />

18 Lettres: nicht ermittelt. 19 tiré des gallions: vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , a. a. O.,<br />

S. 100. 25 rien de bon: Zu Gerüchten über einen möglichen Rückzug Portugals von den Bündnisverhandlungen<br />

mit der Großen Allianz vgl. ebd. S. 100 f.


258 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 162<br />

on n’est pas en etat de rien operer de considerable, aussi ne songe[-]t’on plus en Hollande<br />

à envoyer des trouppes dans ce pays là. Celles que le Baron de Heyde a mené en<br />

Angleterre devant revenir icy aux premiers jours; mais quequns des Vaissaux de cette<br />

Escadre joindront les Anglois pour fermer le Port de Dunkerque, et les autres resteront<br />

5 en Angleterre, pour etre employés dans les occasions.<br />

Il est etonnant que tant des puissances etrangeres aillent chercher de l’argent en<br />

Hollande, n’y ayant jusqu’à l’Angleterre, qui y eut emprunter m<br />

200<br />

livres sterlins, et de-<br />

mande la garantie de l’etat à cet effect afin d’employer cette somme à payer les Trouppes<br />

Angloises.<br />

10 162. MATTHIAS JOHANN VON DER SCHULENBURG AN LEIBNIZ<br />

Riedt, 4. März [<strong>1703</strong>]. [107. 244.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 840 Bl. 339. 1/2 Bl. 4 o . 2 S. Ohne Anrede.<br />

Riedt en Baviere ce 4 me de mart.<br />

Il y a quelque temp que je n’ai pas eu le plaisir de recevoir de vos nouvelles ni de<br />

15 vos lettres. ma soeur vous communiquera ce qui se passe en ce pais ici, je vous ecriray<br />

plus amplement, en attandant je vous [prie] de me dire vos santimants en Amis, sur les<br />

pretansions que les imperiaux font, qui sont que touts les officiers de l’Empereur doivent<br />

commander les officiers des autres Princes d’Allemagne et par consequant ceux du Roy<br />

de Pologne mon Maitre, et que pis est quand meme ceuxci seroient de beaucoup plus<br />

20 anciens, ainsi je commande presentement les Generaux Majors de l’Empereur, si demain<br />

un d’Eux est fait feldt Marechal Lieutenant, il me commande, vous avouerez que c’est<br />

bien dur, j’ai eu autre fois des disputes avec Eux, et je sçai ce qui a eté reglé par l’Empire,<br />

2 Celles: ein den Seemächten subsidiär zur Verfügung gestelltes brandenburg-preußisches Infanterieregiment.<br />

Zu N. 162: Beilage war der S. 259 Z. 1 angesprochene Text (nicht identifiziert). <strong>Leibniz</strong>’ Antwort<br />

erfolgte vermutlich in einem Brief vom 14. April sowie bereits in einem diesem vorangehenden Brief, der<br />

Schulenburg nicht erreichte; beide nicht gefundenen Briefe sind in N. 244 erwähnt. 15 soeur: E. M. von<br />

der Schulenburg. Vgl. dagegen N. 191. 17 pretansions: Klagen hierüber äußert Schulenburg später<br />

auch in seinem <strong>Leibniz</strong> zugänglich gemachten offiziellen Bericht vom 12. Mai; vgl. N. 244 Erl.<br />

18 commander: im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieges.


N. 163 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 259<br />

mais voyez ce que nos maitres muets disent là dessus, alleguez contre cela tout ce qui se<br />

peut de plus subtil et envoyez moy au plustost je vous en prie. la poste part, je suis tres<br />

sincerement 〈...〉<br />

163. ALEXANDER CUNNINGHAM AN LEIBNIZ<br />

[Hannover, 6. März <strong>1703</strong>]. [143. 182.] 5<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 186 Bl. 13–14. 1 Bog. 4 o . 2 S. Mit geringfügigen Korrekturen.<br />

Eigh. Aufschr. Siegel. Postverm. Bibl.verm.<br />

Je vous remercie de l’honnur que vous m’avez fait par la votre come aussi pour<br />

toutes vos civilitiés envers moy j’ay eté fort solicitux pour l’etat de votre santé et rien<br />

me console davantage que à savoir que vous eté en etat de soutenir le voyage et que 10<br />

vous serez bien tot icy je me fit l’honnur de aller voir L’Abbé Molanus et je le trouve<br />

deign de votre amitié et du Caracter que vous lui donez[,] il est person d’un merit solid<br />

et perfaitement un honnest homme j’esteem sa bibliotheque et sa medailiere entre les<br />

delices d’Hanover et si j’avois long temps à rester icy je voudrois tacher de profiter de<br />

sa conversation. Madam L’Electrice grace à Dieu se port baucoup mieu et n’a poin eu 15<br />

le moindre resentiment de la fievre depuis quelques jours, le touce l’incomode un pu et<br />

elle a fort bien fait aujourdui de se tenir dans sa Chambre. Mons r Cresset se port encor<br />

fort mal et My L d Winselsea est à Zell, il doivt retourner ce soir et il a la libertié de la<br />

Zu N. 163: K , die Antwort auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief aus Berlin wohl von Ende Februar<br />

(erwähnt in N. 164; vermutlich die Antwort auf N. 134 u. N. 143; vgl. auch Z. 15 Erl.), ist aufgrund<br />

der Angaben zur Rückkehr der englischen Hofgäste aus Celle (vgl. Z. 18) auf den 6. März zu datieren.<br />

K erreichte <strong>Leibniz</strong> vermutlich als Beischluss zu N. 164. 9 santé: zu <strong>Leibniz</strong>’ im Winter/Frühjahr<br />

<strong>1703</strong> verschiedentlich auftretenden Beinbeschwerden vgl. etwa die Korrespondenzen mit Chuno, Knoche,<br />

Kurfürstin Sophie, Ilgen seit Jahresanfang. 10 voyage: <strong>Leibniz</strong>’ (für <strong>Januar</strong> geplante) Abreise von Berlin<br />

fand erst Ende Mai statt. 15 port . . . mieu: Kurfürstin Sophie litt an einer fieberhaften Erkältung<br />

(vgl. N. 20). <strong>Leibniz</strong>’ zu vermutende Anfrage dazu bei Cunningham dürfte sich auf seine Information<br />

bereits durch N. 153 beziehen. 17 f. port . . . mal: zu J. Cressetts schwerem Nervenzusammenbruch<br />

vgl. Schnath, Geschichte, 4, 1982, S. 51, sowie N. 15. 18 retourner: am 6. März <strong>1703</strong>; vgl. N. 166.


260 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 163<br />

Reine de revenir en Angliterre mais il put rester jusques à ce qu’un auter sera nommé,<br />

les Seigniurs en Angliterre temoignent lure affection pour la sucession de cette maison<br />

de plus en plus, et ils ont ajouté un article par la quele tous ceux qui voulerent tacher à<br />

changer la dit nomination seront coupables de crime d’haut trahison, My L d Rochester<br />

5 n’entret pas àpresent dans les affaires et plusieurs enter les Communes en temoignent<br />

leur resentiment, mais ces sont les Zelés ou les Brulons qui ne seront pas en grand nombre<br />

quand ils auront levé la masque, My L d Sumers parmi les signieurs soutient l’intrèt et la<br />

droit de cette maison et je serois fort faché qu’il vint icy come ses enimies ont repandu le<br />

bruit à Londre, il n’y a jammais pensé il scait où 〈il luy〉 faut agir, et ce n[’]e[st] pas icy où<br />

10 les Anglois doivent songer à rester apres d’avoir receue les honnurs ordinaires della Cour,<br />

quant à moy j’ay honte d’avoir eté icy si long temps et d’abord que mes lettres seront<br />

venu je me retirerois en Angliterre où je me pu rendre plus util, plust à dieu que je puiss<br />

inspiré les memes bon sentiments aux autres que j’ay de Madam l’Electrice l’Electur le<br />

prince et la princess. je vous prie de prendre la libertié de consuler le prince El r de songer<br />

15 à aprendre bien la langue Anglois. il y a des nouvelles difficultés qui survient à ses rivaux,<br />

en cas que vous ecrivez au Chevalier Fontain je ne voudrois pas que vous me nomez à<br />

luy, il est june et il chercht à fair sa fortune par tout, je le connue à Rome, et il depend<br />

de Dean de Christ Church en Oxford qui a des autres vues de moy. Je vous prie Mons r<br />

de ne pas oblier de marquer dans votre primire à moy où je pu trouver voter taile-douxe,<br />

20 on m’a ecrit de Londre pour l’avoir, je ne saurois pas mieux marquer le Respect qu j’ay<br />

pour eux, que en leur faisant la tenir.<br />

Je suis 〈...〉<br />

1 rester: Ch. Finch earl of Winchilsea verließ Hannover in der zweiten Märzhälfte <strong>1703</strong> (vgl. N. 29).<br />

Zeitweilig war seine Übernahme von Cressetts Gesandtentätigkeit wegen dessen schwankenden Gesundheitszustandes<br />

erwogen worden; vgl. Schnath, a. a. O., 4, 1982, S. 52. 1 sera nommé: Cressetts<br />

Nachfolger, E. Poley, wurde erst im Sommer ernannt und traf im <strong>Dezember</strong> <strong>1703</strong> in Hannover ein.<br />

3 article: Beschluss vom 4. Februar <strong>1703</strong>. 4 Rochester: L. Hyde earl of Rochester, der bei Königin<br />

Anne in Ungnade gefallen war; vielleicht Anspielung auf seinen Rückzug von der Funktion des Lord<br />

Lieutenants von Irland im Februar <strong>1703</strong>. 7 Sumers: der frühere Lordkanzler J. Somers; zu seiner<br />

Unterstützung der hannoverschen Thronfolge vgl. Schnath, a. a. O., S. 73 u. passim. 8 enimies: Seit<br />

Ende der 90er Jahre hatte Somers sich vielfältigen Angriffen vor allem von Seiten der Tories und des<br />

Unterhauses ausgesetzt gesehen, die zu seiner Entlassung aus den öffentlichen Ämtern führten.<br />

15 difficultés: vermutlich im Zusammenhang von Erwägungen über einen Englandbesuch des Kurprinzen<br />

Georg August, der Gegenstand der öffentlichen Diskussion in England war. 18 Dean: H. Aldrich;<br />

Anspielung vermutlich auf dessen Tory-Orientierung. 20 ecrit: vgl. auch N. 143.


N. 164 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 261<br />

A Monsieur Mons r <strong>Leibniz</strong> Conseilier privé de son Altess L’Electur de Brunswik à<br />

Berline 1 .<br />

164. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

[Hannover, 6. (?) März <strong>1703</strong>]. [161. 168.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 327–328. 1 Bog. 8 o . 4 S. Ohne Schlusskurialien 5<br />

und Unterschrift. Mit geringfügigen Korrekturen. Bibl.verm.<br />

à part<br />

J’apprens par la votre du 27 ce qui s’est passé touchant mon affaire sans m’en<br />

etonner, parceque je conue bien notre Amy, et j’avois deja dit du commencement à<br />

Mons r de Querini que je m’etois appercu, que on me vendoit. Lors que M r Att[ili]o arrivà 10<br />

icy m’apportà les comtes de l’Imprimeur du Papier, et de la li[g]ature des exemplaires,<br />

je lui demandé de me les lire, il dit, qu’il ne les entendoit pas, mais d’abord il mit les<br />

papiers dans sa Secretaire, ce qu’il me fit beaucoup soubsonner, neantmoins ne puvant<br />

m’immaginer qu’on me vouloit jouer, je me contentai de prendre 44 ecus de 102, qu’il me<br />

devoit payer sans me plaindre d’autre chose, que de la depense trop grande qu’il avoit 15<br />

fait. Mais je voy à present, qu’il a voulu marchander sur mon argent, et faire un traffique<br />

1 〈Von a n d e r e r Hand:〉 franco Halberstadt<br />

Zu N. 164: K , die Antwort auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom 27. Februar, steht in thematischem<br />

Zusammenhang mit N. 160. Eine auch zeitliche Nähe, d. h. eine Datierung Anfang März, lässt<br />

die Erwähnung des Beischlusses vermuten (wohl N. 163; vgl. S. 263 Z. 1 Erl.). In diesen zeitlichen Kontext<br />

passen auch die Anspielung auf den Celle-Besuch der englischen Hofgäste sowie die mit J. G. Eckhart<br />

getroffenenen Abmachungen zur Nachrichten- und Postübermittlung. Hierzu äußert sich <strong>Leibniz</strong>, eine<br />

bereits getroffene Vereinbarung präzisierend, in N. 27. Daraus ergibt sich der 19. März als (weitgefasster)<br />

terminus ante quem für unser Stück. Wahrscheinlich ist aber eine Datierung auf den 6. oder 7. März (vgl.<br />

S. 263 Z. 1). 8 la votre: nicht gefunden. 8 affaire: die Auseinandersetzung mit Attilio Ariosti um<br />

Guidis (vgl. SV.) Druckkostenrechnung; vgl. N. 133 u. N. 170. 10 f. arrivà icy: im Gefolge Königin<br />

Sophie Charlottes bei deren Hannover-Besuch im <strong>Januar</strong>/Februar <strong>1703</strong>.


262 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 164<br />

avec son profit, m’otant la dite somme. Je ne doute pas, que à present voyant d’etre<br />

decouvert, qu’il n’accomode vittement l’affaire, m’envoyant la somme, que je lui ay fait<br />

bonne, ne doutant non plus que le Roy n’aye passé cet comte; mais à bon comte, au lieu<br />

d’obliger Sa Majesté, il me l’a desobligé par cette malversation, en faisant me paroitre<br />

5 un temeraire à Sa M té . Je veux Monsieur reparation sur cette affaire, quand encore il me<br />

faudroit ecrire au Roy, ne povant souffrir aucunement sans blesser ma reputation, d’etre<br />

mal dans l’esprit de Sa M té . Quelle excuse troverat i[l] pour se justifier? il m’a dit, qu’il<br />

a tout payé, il m’a montré le comte, il a retenu l’argent, dans ses mains, et s’il auroit eu<br />

envie de payer, n’auroit pas laisser courrir le comte dans La Chambre. M r de Querini en<br />

10 và d’accord, et la Freüle de Pelnitz, qui le connait bien, s’etoit imaginé à peu pres, de ce<br />

qui est arrivé, ce que je vous dis sub sigillo.<br />

Il en fairà tantes, qu’il se perdrà. mais je m’etonne seulement, qu’il n’epargne moy,<br />

que je le pouvois perdre, si je voulois, comme je lui ay fait temoigner dernierement en<br />

sa presence; mais un qui a eté ingrat à son Benefacteur, ne put mieux traiter les autres.<br />

15 Vous m’entendés bien. Je m’abstiens de lui ecrire, je prierai seulement M r de Querini<br />

d’en lui dire queque chose, mais si je n’aurai pas des seuretés d’etre bien justifié pres du<br />

Roy, je prendrai la liberté de lui presenter mes justifications, et je ne doute point qu’il<br />

n’aye compassion de moy.<br />

Je suis bien malheureux à Berlin, et j’ai de la confusion d’etre obligé de vous meler<br />

20 dans ces sortes d’intrigues, mais je ne scarai pas m’en dispenser, et mème je vous prie<br />

tresheumblement de la finir, et d’ovrir bien les yeux.<br />

Pour l’autre affaire, dont je vous ay prié, je m’en remet à vous, à qui je propose tout<br />

franchement, car je scay par experience, que vous prenés part dans mes interets, et que<br />

avec votre prudence vous savés moderer, ce que je purrois trop outrer; je dis touchant la<br />

25 lettre que Mons r Schluter vous aurà mis dans la main.<br />

19 je de K korr. Hrsg.<br />

3 Roy: der preußische König Friedrich I. 15 m’entendés: möglicherweise Anspielung auf Ariostis<br />

Bemühungen, einer Abberufung aus Berlin zu entgehen; vgl. dazu v. a. die Korrespondenz mit Königin<br />

Sophie Charlotte und mit H. Mauro vom März und April <strong>1703</strong> in unserem Band. 22 l’autre affaire:<br />

Gemeint sein könnten Guidis Hoffnungen auf eine Belohnung für seine Panegyrik (vgl. SV.) durch den<br />

Berliner Hof. 25 lettre: nicht gefunden.


N. 165 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 263<br />

Vous troverés icy la reponce de M r Cuningham, il a receu votre lettre un peu trop<br />

tard, à cause que le Sieur Bertrand renvoyà mon Vallet, lui disant qu’il etoit à Cell;<br />

apparemment il ne scait pas son Nom.<br />

Je vous remercie aussi de la Correspondence, que vous m’avés procurée. Je lui ecris,<br />

ou de me faire tenir par votre moyen les Lettres dans le pacquet de Madame l’Electrice, 5<br />

ou de M r Heich, ou sous l’adresse de Monsieur le Comte de Platen.<br />

Je ne scay pas depuis queque tems je recois vos lettres par la poste, et plusieurs fois<br />

par celle de Brunsvic, desorte que, outre la depence, je les recois trop tard. J’en fairay<br />

autant, des celles que je vous envoye, si je ne puis pas m’accorder avec M r Schlemm, en<br />

attendant je continuerai de vous les envoyer avec l’adresse de la Reine. Pendant que vous 10<br />

etes à Berlin je pourois envoyer les novelles à vous, et vous les pourois apres envoyer à<br />

M r Eccard, non seulement à cause de l’embaras de la poste, mais aussi à cause que je<br />

ne puis pas ecrire tant des lettres sur le mème sujet. Ma Correspondence etant devenue<br />

excessive.<br />

165. HEINRICH CHRISTIAN KORTHOLT AN LEIBNIZ 15<br />

Berlin, 7. März <strong>1703</strong>. [157. 428.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 497 Bl. 49–50. 1 Bog. 4 o . 4 S.<br />

Ich seehe gerne die sache mit H. Greiffenkrantz in güte beigeleeget und wil ich ihm<br />

terminen setzen, und solche darum ich die zahlung thun kan, umb keine unruhe mir<br />

1 reponce: vermutlich N. 160. 2 Sieur Bertrand: Bertram, der Wirt A. Cunninghams in Hannover;<br />

vgl. N. 143 sowie Schnath, Geschichte, 4, 1982, S. 41. 2 Vallet: nicht ermittelt. 2 à Cell:<br />

Zu dem — am 6. März beendeten — Celle-Besuch der Engländer am hannoverschen Hofe vgl. N. 163 u.<br />

N. 160. 4 Correspondence: mit J. G. Eckhart, der für Guidis politische Nachrichtenbörse kurzzeitig<br />

als Korrespondent für Polen und Sachsen fungierte. Guidi bezieht sich hier vielleicht direkt auf den<br />

(nicht gefundenen) Brief Eckharts von Ende Februar, der in N. 19 erwähnt wird. 6 M r Heich: J. W.<br />

Heusch.<br />

Zu N. 165: K dürfte der letzte Brief in der Reihe von Kortholts Mitteilungen zu seiner Geldangelegenheit<br />

sein. Vom 5. August <strong>1703</strong> datiert ein Brief Kortholts an J. H. von Flemming, der original<br />

im <strong>Leibniz</strong>-Nachlass überliefert ist (LBr. 271 Bl. 41–42, mit Adressatenvermerk von <strong>Leibniz</strong>’ (?) Hand).<br />

18 sache: Zum Gegenstand des gegen Kortholt geführten Gerichtsverfahrens vgl. die ausführliche Darstellung<br />

Chr. J. Nicolais von Greiffencrantz in N. 138.


264 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 166<br />

und ihm weiter zu machen, die uns allen beiden nur schadlich sein würde. Soferne er<br />

aber ohne gnugsahm uursachen aus einer erbitterung die ihm andre beigebracht, und<br />

daruber er mich nicht recht vernommen solte wieder mich wollen wüthen, so weis ich<br />

auch was zu thun. Er hat darinn vors eerste sehr übel gethan daß er schreibet als wenn<br />

5 er nichts von dem empffang des geldes wüste da er mir doch den 14 X br also schreibet.<br />

Nachdem Mon maitre mir schon vor einem halben jahr den empffang des geldes kund<br />

gethan, wundert mich daß sie mich mit dem geringern theil deßen nicht befriedigen. Ich<br />

kan ihnen das schreiben in originali senden. Mehr wil ich jetzo nicht saagen. hat mich<br />

doch zu Luzeburg noch keine bezahlet da ich baar geld ausgeleeget und das nicht weenig<br />

10 wie der H. Cammerjuncker Follert weis. Ich werde solange getreeten werden, bis ich<br />

loosbrechen mus, und werde denn auch nicht schoonen. Es werden der H. Greiffenkr.<br />

weenig ehre bei dieser sache haben. denn das leugnen hilfft nicht. Die briefe mußen es<br />

ausweeisen. Er wil saagen ich habe keine commission gehabt vor ihn zu negotiiren. Sol ich<br />

denn das vor nichts thun? Ist er doch selber in culpa daß nichts reussiret. Ich hoffe diese<br />

15 woche loos zu sein. H. von Heidekamp erkent seine faute. 〈Denn〉 wil ich ihnen die briefe<br />

voorleesen. Ich bin bald in den gedancken als wenn H. Greiffenkrantz etwa jetz eben<br />

was melancholischen humeurs sei. Auff die arth muste ich andre exceptiones machen. Ich<br />

schreibe das nur im vertrauen. denn ex contradictionibus und lapsibus memoriae werden<br />

sie es finden. Ich bin 〈...〉<br />

20 Berlin. d. 7. Mart <strong>1703</strong>.<br />

166. BARTOLOMEO ORTENSIO MAURO AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 7. März <strong>1703</strong>. [153. 175.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 619 Bl. 46. Bl. 111. 2 Bl. 4 o . 2 S. (Bl. 111 r o quer beschrieben).<br />

Mit doppelter Bleistiftanstreichung am Textbeginn. Siegelausriss.<br />

4 schreibet: Brief nicht ermittelt. 10 Follert: wohl der Kammerjunker der Königin, L. G. von<br />

Fuller; vielleicht Anspielung auf die Behandlung des Kammerfräuleins von Schlippenbach (vgl. N. 150).<br />

15 loos: aus der Schuldhaft; vgl. zu den Hintergründen N. 275.<br />

Zu N. 166: K , dessen beide Teile wir aufgrund des Inhalts sowie der Papierfaltung zusammenfügen,<br />

wird vielleicht beantwortet durch den nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief, auf den N. 175 antwortet.


N. 166 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 265<br />

H r le 7 Mars 1 7 0 3<br />

Je n’importuneray pas la Reyne cet ordinaire: M e l’El ce va à Table à midy et joue,<br />

il n’y a que la Toux qui la tourmente, et pourra ecrire elle mesme. D’abord que M r l’Ab.<br />

Stefani arrivà, je luy rendis la Boite, il l’a ouverte, et tout y est tres bien et selon qu’il<br />

desiroit: 24 plaques à 12 m. gr. la piece font 8 ecus, mandez moy Monsieur à qui je les 5<br />

dois donner: nous vous sommes tous deux inf[inimen]t obligez pour le soin que vous avez<br />

eu de cette comission, il a hier envoyé la boite à M e la Co. d’Egmont: il nous va quitter,<br />

et on le regrette fort. Nous souhaittons v[ost]re retour, et bonne santé. Hier les Anglois<br />

sont revenus de Cell’ où M r de Lescours a fort magnifiquem[en]t terminé le Carneval.<br />

Mil. Wustock et le Ch lier de Fontaine et M e de Baer iront pourtant donner une visite à 10<br />

M e Stequinelli. Quand vous verrez la Cour, ou les amis je vous supplie Monsieur, de ne<br />

pas oublier 〈...〉<br />

J’ajoute icy des vers du Duc de Nevers et du Stathalter de Nesselrode: si tous les<br />

Poetes estoient aussy bien dans leurs affaires que ces deux, il y auroit du plaisir à grimper<br />

sur Parnasse. Vous pourrez des premiers divertir Sa M té et luy envoyer mon billet si je 15<br />

ne trouve pas autre sujet de l’entretenir. M e l’El ce luy ecrira ellemesme, et je puis faire<br />

ma Cour à Sa M té par un silence respectueux. Outre les Bals de la Cour de Cell’ il y en<br />

a eu chez M r de l’Escours avec un repas magnifique, et autant chez M e Stequinelli, où<br />

le Pr ce Guill e se plaisoit fort; Mg r le Duc E. A. au contraire regarde toutes ces bagatelles<br />

avec un oeil fort indifferant. Mil. de Wenscheslin hier encor en fit de grands eloges, et 20<br />

tous les Anglois en parlent de mesme.<br />

3 tourmente: zur Erkrankung der Kurfürstin Sophie vgl. N. 20. 4 Boite: vgl. N. 100 u. N. 147.<br />

5 plaques: aus Bernstein; vgl. N. 100. 7 quitter: A. Steffani wechselte <strong>1703</strong> nach Düsseldorf in den<br />

Dienst Kurfürst Johann <strong>Wilhelm</strong>s von Pfalz-Neuburg. 9 revenus: vgl. auch N. 22. 9 M r de Lescours:<br />

der Oberhofmarschall im Hofstaate Herzogin Eleonores von Celle, A. de Lescours. 9 terminé:<br />

Aschermittwoch war am 21. Februar. 10 Wustock: H. Bentinck viscount Woodstock. 10 de Baer:<br />

vielleicht Anna Agnes von Bar, geb. von Chalon gen. von Gehlen. 11 Stequinelli: Agnese Elisabeth<br />

Stechinelli von Wickenburg. 13 vers: nicht ermittelt. 13 Duc de Nevers: Ph. J. Mancini-Mazarin,<br />

duc de Nevers. 13 Stathalter: der kurkölnische Kammerherr und Statthalter von Recklinghausen F. v.<br />

Nesselrode. 15 Sa M té : Sophie Charlotte. 15 billet: nicht ermittelt. 16 ecrira: nicht ermittelt.<br />

19 Pr ce Guill e : vermutlich Prinz <strong>Wilhelm</strong> von Hessen-Kassel, vgl. N. 175. 19 E. A.: vermutlich Herzog<br />

Ernst August d. J. von Braunschweig-Lüneburg. 20 Wenscheslin: der englische Sondergesandte<br />

Ch. Finch earl of Winchilsea, der Anfang Februar <strong>1703</strong> in Hannover eintraf; vgl. Schnath, Geschichte,<br />

4, 1982, S. 77 f. sowie N. 13 in unserem Band.


266 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 167<br />

167. LEIBNIZ AN KÖNIGIN SOPHIE CHARLOTTE<br />

Berlin, 8. März <strong>1703</strong>. [142. 191.]<br />

5 A la Reine<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. F 27 Bl. 99. 1/2 Bl. 4 o . 1 1/3 S. Mit einigen Korrekturen.<br />

Bibl.verm. — Gedr.: Klopp, Werke 10, 1877, S. 201.<br />

Madame Berlin 8 Mars [1]703<br />

Lorsque dernierement je voulus faire ma cour aupres de V. M., je trouvay qu’elle<br />

estoit allée à Luzenbourg. Depuis je n’ay pas esté en estat de sortir, non pas que je me<br />

trouve fort mal, mais à cause d’une incommodité au pied. Ce n’est pas la goutte ou<br />

10 quelque chose 〈en〉 approchant, que je craignois il n’y a pas long temps. Mais comme la<br />

nature envoye des fluxions acres aux extremités, il m’est venu une petite erosion au pied<br />

au dessous du genou qui m’empeche de mettre des bas, de peur de l’effaroucher. J’espere<br />

que le mal sera sans consequence. Il ne va pas jusqu’à l’esprit, et comme M. d’Ausson<br />

qui est logé maintenant où je suis, me disoit que V. M. avoit parlé au R. pere Vota de<br />

15 mes meditations sur la liberté et le destin, cela nous donna occasion, à M. d’Ausson et<br />

moy de raisonner là dessus, et à moy de mettre nostre conversation par ecrit en forme<br />

de lettre dont je luy envoyay le brouillon. Mais 〈encor〉 sans cela je tache d’employer le<br />

temps chez moy, ne le pouvant faire en contribuant au divertissement de V. M. comme<br />

j’aurois voulu faire en me mettant tantost pour tantost contre le P. Vota, selon la nature<br />

20 des choses, lorsque V. M. le met aux mains avec nos savans ministres françois. Je suis<br />

avec devotion<br />

Madame de V. M. etc.<br />

Zu N. 167: 7 cour: Die Königin hatte sich nach ihrer Rückkehr aus Hannover seit dem 28.<br />

Februar in der Statt‘‘ aufgehalten (vgl. Doebner, Briefe, 1905, S. 28 Anm. 3). 9 incommodité: ein<br />

”<br />

seit Ende 1702 wiederholt auftretendes Beinleiden. 14 où je suis: bei dem Wirt J. Vincent in der<br />

Brüderstraße. 15–17 mes meditations . . . brouillon: überliefert in der in Briefform gefassten, stark<br />

überarbeiteten Darlegung in LH IV 4 3b Bl. 9–10 (gedr. Grua, Textes, Bd 2, 1948, S. 478–486, u. d. Tit.:<br />

” Conversation sur la liberté et le destin‘‘; Druck in Reihe VI); vgl. weiter N. 306. 19 f. contre . . .<br />

ministres: Zu den Diskussionen zwischen dem Jesuiten Vota und den Hofpredigern I. de Beausobre,<br />

J. Lenfant und I. Jaquelot vgl. etwa N. 184, N. 243 und die Abschrift von Vota an Sophie Charlotte, 23.<br />

März <strong>1703</strong> (Göttingen Universitätsbibl. Ms. Phil. 138 m 3 Bl. 4).


N. 168 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 267<br />

168. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

[Hannover, Anfang März <strong>1703</strong>]. [164. 170.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 331–332. 1 Bog. 8 o . 4 S. Bibl.verm.<br />

J’ay eté bien surpris de n’avoir pas receu des vos novelles. Comme lors que la poste<br />

arrivà, je me trovois chez M r Schlemm, je me chargai de la lettre que vous ecriviés à 5<br />

S. A. E. Madame l’Electrice, croyant qu’il y en auroit une pour moy, mais S. A. E. m’en<br />

envoya une pour votre Lacquais, à qui je la fis tenir d’abord.<br />

Vous troverés icy mes novelles, que vous aurés la bonté d’envoyer à M r Eccard<br />

d’abord que vous l’aurés leuées. Je ne scay pas si vous etes à Berlin, ou à Lutzembourg,<br />

et si je purai continuer de les faire passer par vos mains, ce que je fais, afin que vous 10<br />

les voyés, et afin aussi de n’etre obligé de faire un duplicat, et j’attendrai votre advis là<br />

dessus.<br />

Faites moy la grace de me dire si un certain M r Schluter, qui est dans les Trouppes<br />

du Roy, vous a rendu une lettre, que je lui donnai icy à son depart. Comme elle concernoit<br />

mes interets, je ne voudrois pas qu’elle fut egarée. Vous pourrés savoir des novelles de ce 15<br />

Monsieur che Mons r Le Baron de HeydeCamp.<br />

Pour ce qui est de ma precedente je m’en remet à votre prudence de faire ce que vous<br />

troverés mieux. vous pourrés faire tenir l’incluse à M r Att[ili]o, c’est une lettre qu’on m’a<br />

envoyé d’Italie. Il a ecrit à M r de Querini, qu’il ne vous avoit pas veu encore, et qu’il ne<br />

Zu N. 168: K hatte die Z. 8 u. Z. 18 genannten (nicht gefundenen) Beilagen. Unser Stück kreuzt<br />

sich vermutlich mit einem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief, auf den N. 170 antwortet. Die Datierung auf<br />

Anfang März ergibt sich aus den Nachrichten über A. Steffani, H. Bentinck viscount Woodstock und die<br />

Kommunikation mit J. G. Eckhart. Termini sind der 7. März (vgl. S. 268 Z. 7 Erl.) und der 11. März <strong>1703</strong><br />

(vgl. Z. 8 Erl.). 5 lettre: vielleicht N. 17. 7 une . . . Lacquais: Dieser Brief an J. B. Knoche wurde<br />

nicht gefunden, vielleicht die Antwort auf N. 16. 8 envoyer: <strong>Leibniz</strong> hatte Guidi für dessen politische<br />

Nachrichtenbörse Eckhart als Berichterstatter für Sachsen und Polen anempfohlen; vgl. N. 164. Bereits<br />

am 11. März (in N. 170) meldet Guidi aufgrund von Eckharts Klagen über ausbleibende Nachrichten<br />

an <strong>Leibniz</strong>, er werde jenem seine Nachrichten künftig auf einem anderen Wege zukommen lassen.<br />

14 Roy: der preußische König Friedrich I. 14 lettre: nicht identifiziert; auch in N. 164 erwähnt.<br />

15 mes interets: vermutlich in Zusammenhang mit Guidis Panegyrik für Friedrich I. (vgl. SV.).<br />

17 precedente: Hier dürfte N. 156 gemeint sein; Teile dieses Briefes wurden, wohl in Ausführung von<br />

Guidis Wunsch, vernichtet. 19 ecrit: nicht ermittelt.


268 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 169<br />

m’oublieroit pas, nous verrons ce qu’il dirà, et comme remedierà à l’affaire, et n’oubliés<br />

pas de bruler toutes mes lettres qui concernent l’affaire en question.<br />

Vous scaurés que M r L’Abbé Steffani n’ayant pu obtenir un augmentation des gages,<br />

ny le caractere de Conseiller privé, a obtenu de S. A. E. son congé. Il s’est etabli deja à<br />

5 Dusseldorff, il accomode ses affaires, apres s’en irà de ce coté là.<br />

Mylord Ustok devoit partir d’icy ce matin pour Angleterre. Il s’arreterà queques<br />

jours à Cell, où il a amené une Truppe des nos Dames, qui vont là à un Bal chez Madame<br />

Stekinelli.<br />

Je n’ovre jamais les lettres d’Italie sans me chagriner, je suis fort touché du pytoiable<br />

10 d’etat de Rome. On me dit, que Mons r l’Abbé Bianchini a fait un instrument avec de<br />

petites Cloches, par le quel pretend de prevoir le tremblement de terre un quart d’heure<br />

auparavant. Je ne scay pas si celà est pratticable, mais je scay qu’il en a fait un Regal<br />

au Pape.<br />

Donnés moy des novelles de votre chere santé, dans laquelle je prends tant de part,<br />

15 et soyés persuadé, que je suis 〈...〉<br />

Je vous prie tresheumblement de faire l’adresse des mes lettres à M r Schlemm, ou à<br />

Madame l’Electrice, autrement je les recois toujours par la poste.<br />

169. ALEXANDER ZU DOHNA-SCHLOBITTEN AN LEIBNIZ<br />

[Berlin, März (?) <strong>1703</strong>]. [92.]<br />

20 Überlieferung: L Abfertigung: LBr. 209 Bl. 2–3. 1 Bog. 4 o . 1/2 S. auf Bl. 2 r o . Eigh. Anschrift.<br />

Siegel.<br />

2 bruler: vgl. N. 156. 4 congé: A. Steffani wechselte an den Hof des Kurfürsten Johann <strong>Wilhelm</strong><br />

von Pfalz-Neuburg; vgl. auch N. 166. 7 Cell: Laut N. 166 hatte H. Bentinck viscount Woodstock diese<br />

Reise am 7. März noch nicht angetreten. Vgl. auch N. 160. 10 etat de Rome: nach dem Erdbeben<br />

vom 2./3. Februar; vgl. N. 133 u. N. 140. 10 instrument: vgl. J o u r n a l des Scavans, 7. <strong>Januar</strong><br />

1704, S. 41 f. Der Erfinder trägt dort den Namen Banchieri. 13 Pape: Clemens XI. 14 santé: Zur<br />

Besorgnis um <strong>Leibniz</strong>’ Gesundheitszustand am hannoverschen Hof vgl. z. B. N. 133. 16 l’adresse . . .<br />

Schlemm: vgl. N. 164.<br />

Zu N. 169: K , vermutlich an persönlichen Austausch zwischen <strong>Leibniz</strong> und Dohna anknüpfend,<br />

bezieht sich auf N. 92; Beilage war der S. 269 Z. 1 genannte Entwurf, auf den keine schriftliche Erwiderung<br />

erfolgt zu sein scheint. Wir datieren in Anlehnung an A. Des Vignoles Brief vom 17. April <strong>1703</strong> (N. 221),<br />

aus dem hervorgeht, dass er auf <strong>Leibniz</strong>’ Empfehlung hin eine Zusage erhalten hatte. Ein <strong>Leibniz</strong>brief<br />

vom Mai 1712 ist das letzte belegte Stück der Korrespondenz (vgl. Stargardt, Auktionskatalog, 574,<br />

Marburg 1965, S. 92, Nr. 791).


N. 170 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 269<br />

Vous voulés bien Monsieur que je vous Comunique à la haste la minutte de L’expedition<br />

pour M r de Vignole. je vous prie de marquér sur un billiet à part ce que vous<br />

desirés que j’y Change. je le feray de bon Coeur si cela s’acorde 〈tant〉 soit peux aus<br />

mesurs que je suis obligé de gardér<br />

〈— — —〉 5<br />

Herrn Geheimbten Raht Leibnitz<br />

170. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 11. März <strong>1703</strong>. [168. 177.]<br />

Dohna.<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 169. 4 o . 2 S. Mit geringfügigen Korrekturen. 10<br />

Bibl.verm.<br />

Je n’ay pas manqué de rendre votre lettre à Monsieur le Baron de Goeritz, et de<br />

l’accompagner des plus fortes raisons pour le desabuser des sentimens qui auroit peu avoir<br />

de vous; il me dit ” tant mieux tant mieux; s’il revient icy, j’en suis bien aise‘‘. Pour vous<br />

dire le vray, vous voyant demeurer si longtems à Berlin, on avoit commencé à subsonner, 15<br />

de ce qu’on vous a mandé; et quand j’ay appris queque chose, je n’ay pas manqué de<br />

desabuser tout ceux, qui m’en ont parlé. Votre Lacquais me demande touyours quand<br />

vous serés de retour; et je lui dis, que je ne le scay pas, il craint lui aussi, que vous ne<br />

reviendrés pas icy, plusieurs personnes l’ayant asseuré de ça, mais je l’ay desabusé.<br />

M r Eccard se plaint, qu’il ne recoit pas des mes novelles, et j’en suis marry, car 20<br />

il me communique les novelles de Pologne avec profusion; et comme je ne scay pas si<br />

celà arrive, à cause que vous allés putetre sovent à Lutzembourg, j’ay pris l’expedient ce<br />

matin de lui adresser mes novelles à part.<br />

1 minutte: nicht ermittelt. Auf einen weiteren Brief Dohnas bezieht sich A. Des Vignoles in<br />

N. 242.<br />

Zu N. 170: K antwortet auf den nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief, dem vermutlich N. 21 beigeschlossen<br />

war. Unser Stück kreuzt sich mit oder wird beantwortet durch den nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief (mit Beischlüssen),<br />

auf den N. 177 antwortet. 12 lettre: vermutlich N. 21. 15 longtems: <strong>Leibniz</strong> hielt sich seit<br />

Juni 1702 in Berlin und Lietzenburg auf und hatte seine Abreise mehrmals verschoben. 15 commencé<br />

à subsonner: Gemeint ist vermutlich das Gerücht, <strong>Leibniz</strong> werde in den Dienst des preußischen Königs<br />

übertreten; vgl. N. 16. 17 Lacquais: J. B. Knoche. 18 craint: vgl. z. B. N. 16. 19 asseuré:<br />

vgl. N. 16. 23 adresser: Laut N. 164 sollte <strong>Leibniz</strong> die Vermittlung zwischen Guidi und Eckhart<br />

übernehmen; vgl. auch N. 168 u. N. 27.


270 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 170<br />

Je vous remercie tresheumblement de la peine que vous prenés pour mon interets, je<br />

vous le recommande encore une fois, car ca seroit bien cruel si je devrois perdre 57 écus,<br />

et etre frustré d’une recompense. Il faudroit Monsieur penetrer si la liste des depences<br />

qu’on a envoyé au Roy, a eté payée, c’est à dire si Sa Majesté l’a paiiée. Je vous prye de<br />

5 prendre garde à tout, car vous n’en scaurois prendre assés.<br />

M r l’Abbé Steffani devoit partir aujordhui pour Cell; on dit qu’en trois Semaines<br />

s’en irà à Dusseldorff.<br />

Monseigneur le Duc Erneste est encore à Cell.<br />

On dit que l’accomodement de cette Maison Electorale avec Monsigneur le Duc de<br />

10 Wolfembüttel est en bon train, on voit M r le 〈Beuoman〉 de Bousch aller et venir de là,<br />

plut à Dieu, que celà se fasse.<br />

On a apporté hyer au Soir des lettres à S. A. E. de Norimberg avec la novelle, que<br />

le Comte de Styrum a defait un gros detachement, que l’Electeur de Baviere lui avoit<br />

opposée. Deux regimens ont eté taillés en piece, et un’autre pris prisionniers de Guerre;<br />

15 et que le General Schlich continuoit ses exploits, ayant pris, outre Scherding d’autres<br />

places, et comme il a fait publier, que tous ceux, qui se donneroient à lui, seroient bien<br />

traités, il faisoit observer un[e] exacte discipline. On apprehend pour le Fort de Kehl, le<br />

Prince Louis n’etant pas en etat de se secourrir en cas qu’il soit attacqué, à cause qu’il<br />

est trop loin, mais la rude saison en fairà peutetre differer le siege.<br />

20 Je vous prie Mons r de faire un enveouluppe à mes lettres et de les adresser à<br />

M r Schlemm.<br />

1 interets: Gemeint ist die Affäre um die Bezahlung von Guidis Druckkostenrechnung; vgl. N. 133.<br />

2 perdre: vgl. N. 145. 4 Roy: der preußische König Friedrich I. 6 partir: vgl. auch N. 183.<br />

7 s’en irà: A. Steffani trat <strong>1703</strong> in den Dienst Kurfürst Johann <strong>Wilhelm</strong>s von Pfalz-Neuburg über; vgl.<br />

N. 166. 8 Duc Erneste: Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg. 9 l’accomodement: Die<br />

sich über Monate hinziehenden Verhandlungen zur Aussöhnung zwischen den Welfenhöfen bzw. Celle<br />

und Wolfenbüttel hatten am 17. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> in Burgdorf begonnen; vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978,<br />

S. 381–392. 10 de Bousch: Berghauptmann H. A. von dem Bussche. 12 lettres: nicht ermittelt.<br />

13 Comte de Styrum: der kaiserliche Feldmarschall O. H. von Limburg-Styrum. 13 detachement: Gemeint<br />

ist vermutlich die kriegerische Aktion im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieges bei Kehlheim am<br />

4. März (vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , März <strong>1703</strong>, S. 15 f.), deren Fortsetzung bei Schärding<br />

aber verlustreich für die kaiserlichen Truppen ausging (vgl. Danzer, Feldzug <strong>1703</strong> , 1878, S. 389–393).<br />

15 Schlich: L. A. J. von Schlick. 17 Fort de Kehl: Die badische Festung Kehl wurde seit 20. Februar<br />

von französischen Truppen belagert und am 12. März übergeben. 18 Prince Louis: Markgraf Ludwig<br />

<strong>Wilhelm</strong> von Baden-Baden. 20 adresser: vgl. auch N. 164, N. 168 u. N. 177.


N. 171 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 271<br />

On est fort scandalizé en Hollande du Minitre de Prusse. Je suis 〈...〉<br />

Hann r 11. Mars 1 7 0 3.<br />

171. LEIBNIZ UND JAKOB HEINRICH VON FLEMMING<br />

Vertrag über den Anbau von Maulbeerbäumen und die Seidenkultur in Sachsen.<br />

Berlin, 12. März <strong>1703</strong>. [109. 199.] 5<br />

Überlieferung:<br />

L 1 Konzept: LBr. 271 Bl. 29–30. 1 Bog. 2 o . Blattränder teilweise eingerissen. 2 1/2 S. Zunächst<br />

halbbrüchig beschrieben. Mit zahlreichen Korrekturen und Ergänzungen, davon einige<br />

aus L 2 übernommen (LiL 1 ). Mit Abweichungen von L 2 in Graphie und Formulierungen.<br />

Bibl.verm. 10<br />

L 2 Ausfertigung: LH XX Bl. 11–12. 1 Bog. 2 o . 4 S. Mit kleinen Ergänzungen und Korrekturen.<br />

Eigh. Unterschriften und Siegel von Flemming und <strong>Leibniz</strong>. Bibl.verm. (Unsere<br />

Druckvorlage.) — Gedr. (mit Faksimile): L e i b n i z - F a k s i m i l e s , 1971, S. 50–51.<br />

E Erstdruck nach nicht gefundener Abschrift der Zweitausfertigung von L 2 (einst Dresden<br />

Hauptstaatsarchiv, vermutlich verschollen): Distel, <strong>Leibniz</strong>-Correspondenzen, 1879, 15<br />

S. 127–129. 1 Bog. 2 o . 4 S. Mit geringfügigen Abweichungen von L 2 in Graphie und Formulierung.<br />

Es ist heüt acto zwischen Herrn Jacob Henrich Grafen von Fleming, Königl. Pohlnischen<br />

und Churfürstl. Sachs. würcklichen Geheimen Staats-Raths und Generalen von<br />

18 Anfang Copia. Es E 18 acto fehlt E<br />

1 Minitre: der preußische Gesandte W. von Schmettau im Haag in Vertretung der Ansprüche König<br />

Friedrichs I. auf die oranische Erbschaft <strong>Wilhelm</strong>s III.<br />

Zu N. 171: L 2 und die für Flemming bestimmte Ausfertigung (nicht gefunden, vgl. Überlieferung<br />

sowie S. 275 Z. 12) wurden von <strong>Leibniz</strong> nach vorangehenden Besprechungen aufgesetzt, die im Spätwinter<br />

<strong>1703</strong> in Berlin stattgefunden haben dürften; sie wurden vermutlich bei einem Zusammentreffen am 12.<br />

März unterschrieben und besiegelt. Im Hauptstaatsarchiv Dresden befinden sich fünf paraphrasierende<br />

Auszüge von der Hand von Kanzleischreibern (10025 Geheimes Konsilium Loc. 7042 Vol. XV Nr. 1429;<br />

10026 Geheimes Kabinett Loc. 1418/4 Bl. 6; Finanzarchiv Loc. 32558 Nr. 41 Bl. 1–3; ebd. Spezialreskripte<br />

<strong>1703</strong> Vol. I Nr. 123; ebd. Spezialreskripte 1705 Vol. I Nr. 2 Bl. 6).


272 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 171<br />

der Cavallerie etc. etc. Excellenz; und H. <strong>Gottfried</strong> <strong>Wilhelm</strong>en von <strong>Leibniz</strong>, Churfürstl.<br />

Braunschw-Lüneb. Geheimten Rath, folgendes verabredet worden.<br />

Nachdem gedachter H. von <strong>Leibniz</strong> vor vielen jahren bey Churfürst Johann Philippen<br />

zu Maynz glorwürdigsten andenckens durch würckliche große Proben versichert worden,<br />

5 daß die weißen Maulbeerbäume in Teutschland wohl und leicht zu ziehen, und nicht<br />

weniger die Seidenwürme von deren Laub in menge zu speisen, also dadurch mit großen<br />

Nuz die beste Seide zu wege zu bringen, welche der Italianischen an Güthe im geringsten<br />

nicht weichet, sondern zum öfftern vorgehet; Daher auch Höchstgedachter Churfürst kurz<br />

vor seinem Ende zum Höchsten beclaget, daß er nicht ehe angefangen, und durch die<br />

10 eingefallene Läuffte das werck völlig einzurichten gehindert worden:<br />

So ist er (der H. geheimte Rath von <strong>Leibniz</strong>) offtmahls darauff bedacht gewesen, wie<br />

dieses Seines Ersten Herrn wundsch zu erfüllen, und dem Vaterland Teutscher Nation ein<br />

solches Kleinod beständig zu erwerben. Es hat ihm aber bißweilen an Zeit und gelegenheit,<br />

und dann an bequemen Leüten zur execution gefehlet. Nachdem er aber nun alles<br />

15 bey handen hat, und des successus durch neüe und ansehnliche Proben versichert; hat<br />

2 verabredet und versprochen L 1 3 f. bey (1 ) ChurMaynz (2 ) Churfurst . . . andenckens L 1<br />

7 beste fehlt E 8 f. kurz . . . Ende gestr. L 1 9 f. daß er (1 ) durch die eingefallene (a) weitlauffigkeiten<br />

(b) lauffte (2 ) nicht . . . eingefallene | Krieges gestr. | läuffte (a) an fortsetzung des wercks (b) das werck<br />

. . . einzurichten L 1 13 Kleinod (1 ) nicht lange zu vorenthalten (2 ) beständig . . . erwerben L 1<br />

13–273,1 erwerben. (1 ) Es hat ihm bloß und allein an leuten gefehlet, (a) die (b) denen alle nothigen<br />

handgriffe bekand (c) die in allen die nothigen handgriffe geubet wiewohl er fest entschloßen gewesen,<br />

dergleichen aus Italien 〈verschreiben〉 zu laßen. Nachdem aber endtlich er solche Personen gefunden, die<br />

(aa) es so weit bracht (bb) so weit kommen daß sie in ihren kleinen bezirk in einem jahr in die 16 〈—〉<br />

sehr guthe Seide neulichst zu wege bracht (2 ) Es hat ihm aber . . . versichert und was in 〈Teutschland〉<br />

zu 〈beobachten〉 hat er darauff nicht langer anstehen wollen L 1<br />

3 vor . . . jahren: <strong>Leibniz</strong> stand von 1668 bis 1673 im Dienste des Mainzer Kurfürsten Johann<br />

Philipp von Schönborn. Zeugnisse für seine Beschäftigung mit der Seidenraupenzucht sind aus dieser<br />

Zeit nicht überliefert. Jedoch datiert spätestens von 1671 (vgl. I, 1 N. 90, S. 154) seine Bekanntschaft mit<br />

J. J. Becher, dessen Initiative 1665 zur Einrichtung einer Seidenmanufaktur in München geführt hatte,<br />

vgl. H. Hassinger, Johann Joachim Becher, Wien 1951, S. 37 f. u. passim. 9 Ende: am 12. Februar<br />

1673. 15 bey handen: Zu <strong>Leibniz</strong>’ Beschäftigung mit der Seidenraupenzucht im Winter 1702/03 vgl.<br />

z. B. N. 102, N. 101. 15 Proben: Zwei Seidenproben in einem von <strong>Leibniz</strong> beschrifteten Umschlag<br />

sind erhalten in LH XIX Bl. 150. 22 Personen gefunden: Gemeint sind vermutlich neben J. H. Otto<br />

seine in <strong>Leibniz</strong>’ Promemoria zur Seidenraupenzucht für den preußischen König Friedrich I. von <strong>1703</strong><br />

(LH XIX Bl. 116) genannten Schwäger Andreas Michael bzw. Ludwig Ernst Güthiger.


N. 171 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 273<br />

er nicht länger anstehen wollen und in betrachtung daß Ober-Sachsen (sein Vaterland)<br />

sonderlich zu dieser Seiden und Maulbeerbaum-Zucht bequem, des Herrn Grafen von<br />

Fleming Excellenz einen Vortrag dahin gethan, ob Sie mit ihm darinn zusammenstehen<br />

wolten umb wegen der Seiden-Zielung ein privilegium perpetuum von Königl. M t zu Pohlen<br />

und Churf. Durchl t zu Sachsen zu suchen, auch wohl des Herrn Grafen von Beuchling 5<br />

Excellenz, als eines großen beförderers gemein-nüziger anstalten dazu zu ziehen; also<br />

daß das privilegium privativum auff Sie drey und ihre Erben zu richten, deswegen der<br />

Herr General Graf von Fleming übernimt bey seiner iezigen Reise nach dem Königl. Hof<br />

den Herrn GroßCanzler Grafen von Beuchling dahin so viel an ihm zu vermögen, daß<br />

Seine HochGräfl. Excell. diesen contract mit unterschreibe. Da aber selbige über verhof- 10<br />

fen dessen bedencken haben solten; so soll dennoch was zwischen beyden gegenwärtigen<br />

Herrn Contrahenten hiemit verabredet, in seinem vigore verbleiben. Und hoffet man daß<br />

des H. GroßCanzlers Excellentz einen weg wie den anderen diesem guthen Vorhaben<br />

beförderlich seyn werden.<br />

Was nun bey Königl. Majestät etwa zu suchen, bestunde ohngefährlich in folgenden: 15<br />

1 o daß Königl M t vor sich und ihre successores an der Regierung allergnädigst geruhen<br />

mögen, denen obgedachten Associatis und deren Erben ein privilegium privativum<br />

perpetuum zu verleihen, die Pflanzung der Maulbeerbäume und die SeidenZucht in denen<br />

ChurSächs. und incorporirten Landen allein einzuführen und fortzusetzen, also daß<br />

niemand ohne ihre einwilligung die Weißen Maulbeerbäume pflanzen, oder auff einige 20<br />

weise, Seiden erzielen solle.<br />

2 o daß Konigl M t gewiße bequeme Stellen, so man etwa angeben würde, zu Baumschuhlen<br />

anweisen, auch wohl nach gelegenheit durch frohndienste bearbeiten und verzeünen<br />

laßen; dagegen aber Königl. M t , damit Sie außer Schaden gehalten würden, davon<br />

zu ewigen Zeiten, solange die Cultur bestehet, einen beständigen billigen Grund-Zinß zu 25<br />

genießen haben würden.<br />

6 Anstalten dahin zu invitiren E 12–14 Und hoffet . . . werden erg. L 2 , danach erg. LiL 1<br />

14 beförderl. erscheinen werden E 16 vor sich . . . Regierung erg. L 2 , danach erg. LiL 1<br />

17 obgedachten (1 ) Interessenten (2 ) Associatis L 1 18 f. in (1 ) dero landen (2 ) denen ChurSachs.<br />

. . . Landen L 1 22 so . . . wurde erg. L 1<br />

8 iezigen Reise: nach Marienburg an den königlichen Hof; vgl. N. 199. 17 privilegium: Zu dem<br />

von <strong>Leibniz</strong> für sich und Flemming im Namen König Augusts II. entworfenen Privileg vgl. N. 214 Erl.


274 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 171<br />

3 o daß denen privilegiatis frey stehe, in locis publicis, an den straßen, in städten<br />

und dörffern oder sonst, solche Bäume einzeln oder in form von alléen zu pflanzen und<br />

zu Nuzzen, da dann die auffsicht der alléen als eines ornamenti publici den publico mitzukommt.<br />

5 4 o daß zu Vertrieb der erzielten Seide ihnen frey stehn soll, alle dienliche anstalt zu<br />

machen, auch wohl allerhand Manufacturen anzulegen, und auch frembde rohe Seide mit<br />

zu hülff zu nehmen; und daß denen von ihnen brauchende Manufacturiers niemand unter<br />

Vorwand der zünffte, innungen, privilegien, oder andern praetexten hinderlich seyn solle.<br />

5 o daß Königl. M t dieser Unternehmung alle freyheiten, jura und privilegia der berg-<br />

10 theile und bergwercks interessenten zuzustehen, und sonst alle Gnade, Vorschub und<br />

hulffe wiederfahren zu laßen, in gnaden geruhen. Weilen es ein so edeles und innocentes<br />

werck, welches nicht allein niemand zu schaden gereichet, sondern auch die LandesNahrung<br />

Vermehret, und im Lande gleichsam einen Neüen Schaz oder fundgrube zeiget.<br />

Ander dienlichen Clausulen zu geschweigen so dem Canzley stylo gemäß an hand zu<br />

15 geben.<br />

Ehe das verhoffentlich zu erhaltende privilegium außgefertiget, dürffte dienlich seyn,<br />

deßen tenorem zu communiciren, wie dann in allem communi consilio aufrichtig zu verfahren<br />

und künfftig fernere aus-führlichere abrede zu nehmen. Und obgleich nicht nöthig<br />

das privilegium und deßen Conditiones sofort zu publiciren, So köndte doch von wegen<br />

20 Königl. May t so bald es nothig ein ernster befehl nacher Sachsen ergehen daß denen sich<br />

dießfals angebenden Personen aufs schleünigste und nachdrücklichste an hand gegangen<br />

werde. Wie dann keine Zeit zu versaümen, sondern dahin zu trachten, daß bereits in<br />

diesem Jahre mit Gottes hülffe der anfang mit pflanzung der Baüme gemacht werden<br />

möge.<br />

25 Weilen aber die Kosten so fort gewiß (obschohn mittelmäßig) der Nuzzen aber noch<br />

etwas außgesezzet, scheinet welches vielleicht manche von dieser Unternehmung abgeschrecket;<br />

so vermeynet der Herr Geheimte Rath von <strong>Leibniz</strong> ein Mittel zu haben, dadurch<br />

bereits im dritten oder Vierdten Jahr zu einer ansehnlichen Seidenzielung zu gelangen.<br />

Es sey aber solches thunlich oder nicht, so wollen die übrige Herrn Interessenten<br />

3 f. da . . . zukomt erg. L 1 5 f. alle . . . wohl erg. L 1 5 f. zu (1 ) deren v bricht ab (2 ) Verarbeitung<br />

der frembden Seide (3 ) Vertrieb L 1 7 f. und daß . . . solle erg. L 1 12 f. die gemeine<br />

Nahrung E 22–24 Wie . . . möge erg. L 1<br />

21 Personen: vgl. Erl. zu S. 272 Z. 13 Var.


N. 172 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 275<br />

ihn, in ansehung daß er das Werck angegeben, und dienliche Mittel zu deßen Vollstreckung<br />

Vorgeschlagen, von allem zuschuß dispensiren, und die von ihm etwa zu des Wercks behuf<br />

anwendende Kosten so fort erstatten. Wenn man aber künfftig zum überschuß gelanget,<br />

so werden die Kosten vom ertrag abgezogen und was übrig unter die Associatos gleich<br />

getheilet. 5<br />

Schließlichen obschohn diese Schrifft pro contractu Societatis, und zum grunde dieses<br />

geschäfftes dienen soll; so behält man sich doch bevor, zumahl nach erhaltenen privilegio<br />

Regio, alles außführlicher und umbständlicher zu fassen. Es geschehe aber solches oder<br />

nicht, so soll doch diese Schrifft in ihrer verbündtlichen Krafft verbleiben. Wobey man<br />

allerseits allen contrariis juris beneficiis et remediis in optima forma renuntiiret und sich 10<br />

sowohl als seine Erben, Erbnehmen, und causam a se habentes beständigst obligiret.<br />

Urkundtlich ist dieses alles also verabredet, und in zwey gleichlautenden Exemplarien<br />

von beyden Herrn Contrahenten durch dero Unterschrifft und Pitschafft bekräfftiget<br />

worden, So geschehen Berlin den 12 Martii <strong>1703</strong><br />

J. H. Graf von Fleming G. W. von <strong>Leibniz</strong>. 15<br />

172. MELCHIOR DANIEL MEIER AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 12. [März] <strong>1703</strong>. [213.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 630 Bl. 11–12. 1 Bog. 4 o . 3 S. Mit zahlreichen Korrekturen.<br />

10 juris fehlt E 12 und in . . . Exemplarien erg. L 1 14 Berlin den 11. Martii <strong>1703</strong> L 1<br />

Zu N. 172: K , die Antwort auf eine Nachricht (nicht gefunden), die <strong>Leibniz</strong> der S. 276 Z. 3 genannten<br />

” charta‘‘ (vielleicht der in N. 16 angesprochene Zeddel‘‘) angehängt hatte, folgt auf Meiers Brief vom<br />

”<br />

15./26. Mai 1702 (I, 21). <strong>Leibniz</strong> antwortete vermutlich mit einem der beiden nicht gefundenen Briefe,<br />

auf die N. 213 antwortet. — Die Ergänzung des unvollständigen Datums ergibt sich aus Meiers Brief an<br />

einen Berliner Adressaten (vermutlich A. Rittner) vom 12. März <strong>1703</strong> (LBr. 630 Bl. 13–14), der Themen<br />

unseres Stücks (Transport von Meiers in Berlin zurückgelassenem Gepäck, die Übertragung des Amtes<br />

als Vize-Archivar und Grenzsekretär vor zwei Monaten) behandelt. Vermutlich wurden beide Briefe<br />

gemeinsam verschickt; die Gründe für die Überlieferung von Meiers Brief an Rittner in <strong>Leibniz</strong>’ Nachlass<br />

sind ungeklärt.


276 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 172<br />

Vir PerIllustris atque Excellentissime Domine ac Patrone submisse colende.<br />

Nihil quidem jucundius mihi accidere potuit, quam benignissima illa Tuae in me<br />

gratiae confirmatio quae ipsa Exc. Tuae manu chartae Ritnerianae subnexa erat. at tamen<br />

simul ruborem quendam mihi attulit, quod ita provocato mihi omissum hactenus<br />

5 meum exprobrat officium. Enim vero perbenigne Tua Excell. accipiet excusationem, si<br />

audiet, non negligentia quadam aut maximae piae in Ipsam reverentiae meae oblivione<br />

id cecidisse; sed quod ab ipsis Suis usque persuasus sum, Eam meas literas Berolini non<br />

amplius offensuras esse, quippe quam in dies se hic expectare dictitarunt. Et quamvis<br />

adhuc eandem mihi canant cantilenam, debui tamen paucis illam moram purgare, at-<br />

10 que PerIll. Tuam Excellentiam obsecrare, ut propterea non desistat in posterum Sua me<br />

gratia dignari. De me hoc referre habeo, in tempore ac felicissimis ventis heic appulisse<br />

me.<br />

Contigit enim mihi, non tantum omnium Status Ministrorum, ut vocant, favorem,<br />

sed etiam ipsam Ser mi Electoris nostri Clementiam mihi conciliare, qua Illorum at-<br />

15 que imprimis Clementiss. Electricis nostrae et PerIll. ViceCancellarii commendatione<br />

Ser ma Ipsius Alt. El. ad votum me 2 abhinc mensibus clementissime nuncupavit V i c e -<br />

A r c h i v a r i u m e t l i m i t u m S e c r e t a r i u m. Non est quod miraris, cum Tuae<br />

commendationis Berolini Ser mae Electrici factae pondus alium eventum habere non potuerit.<br />

20 Maximas ergo PerIll. Exc. Tuae hoc nomine habeo gratias, et crede me nunquam<br />

obliturum esse tanti beneficii. Ampliores Ipsi quoad potero, agam, si Eam hic reducem<br />

felicem atque incolumem, quod Deus O. M. faxit, visurus sum. Res meae adhuc Berolini<br />

in aedibus Ilgenianis restant, nec scio, quo modo huc commode transferri potuerunt. Si<br />

forte Exc. Tuae idonea sese ad id obtulerit occasio, obnixe rogo, ut eam D no Ritnero<br />

25 Primario ad St. Mariae. Pastori benigne aperire velit.<br />

Dab. Hann. a. d. 12. <strong>1703</strong>.<br />

Perillustris Excell. Tuae submissus servus M. D. Meier.<br />

3 chartae: nicht gefunden. 8 expectare: <strong>Leibniz</strong>’ bereits für den vergangenen Herbst geplante<br />

Rückreise aus Berlin nach Hannover verzögerte sich bis Ende Mai <strong>1703</strong>. 15 ViceCancellarii: L. Hugo.<br />

15 commendatione: vgl. auch Meiers Dankschreiben an Kurfürstin Sophie vom 11. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> (LBr. 630<br />

Bl. 9–10). 18 commendationis: Meier hatte <strong>Leibniz</strong> im Vorjahr um Fürsprache wegen eines Amtes<br />

gebeten, vgl. Meiers Vorgängerbrief. 23 restant: Meier war 1700 von Berlin aus als Begleiter eines<br />

Verwandten H. R. von Ilgens zu einer Reise nach Holland und England aufgebrochen; vgl. I, 18 N. 393 u.<br />

N. 409 Erl. sowie Meiers Vorgängerbrief.


N. 173 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 277<br />

173. AUGUSTINUS LEVESIUS AN LEIBNIZ<br />

Warschau, 13. März <strong>1703</strong>. [408.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 556 Bl. 1–2. 1 Bog. 2 o . 3 S. Bibl.verm.<br />

Illustrissime Domine<br />

Tuum in Republica christiana et litterata nomen, a non paucis ab hinc Annis mihi 5<br />

suggesserat ut aliquod saltem litterarum possem obtinere colloquium, quo cum tali ac<br />

tanto viro fieret licitum discurrere de summa re Christi Domini in orbe Universo; totum,<br />

ni fallor, aquisivit, qui totum et tanti et ex tanto Eruit; Regnum ipsius, Regnum est mundi<br />

non solum diffusi in volumine temporum, sed a promulgatione Evangelii per omnia spatia<br />

locorum; Regnum ipsius praedictum, figuratum, promissum, ex scripturis ab Ecclesia 10<br />

catholica semper custoditis et traditis, in Regno Davidis, in Regno Salomonis intelligitur,<br />

sic unitum omnium gentium, sicut illud omnium tribuum Isräel; istud vero merito licet<br />

in suo genere amplum, comparative ad Regnum Christi brevissimum, quoniam Regnum<br />

erat fortis tantum Davidis, sapientis Salomonis, Christi Domini Vero Regnum est Regnum<br />

Virtutis et sapientiae Dei Incarnati. Major Vicinitas et communicandae homiliae 15<br />

sanctissimi papae nostri Clementis 11. occasio et obsequium redditae in die sacratissimo<br />

natali ultimo praeterito, de lapide illo exciso ex Monte B mae Virginis Mariae absque<br />

opera manus hominis, et faciente utraque unum in uno supposito naturarum divinae et<br />

humanae, in petra, quam reprobaverunt aedificantes, capitis anguli, fundamenti parietum<br />

etiam ex adverso venientium, Judeae familiae, et dispersae gentilitatis; ut conscientiam 20<br />

et operam tuam Eruditissimam invitem ad unienda, pro viribus in Domino Jesu, membra<br />

quae Christus caput conjunxerat, uniendas oves dispersas quas pastor bonus ad<br />

unum ovile adduxit; uniendos fratres in terris qui unum advocant patrem in caelis quique<br />

tam clare uni stabulo, stabulum ex Aug o quasi stans paululum, Ecclesiae militantis<br />

et peregrinantis ex Evangelio consignavit; ni fallor Eruditissime alium stabularium om- 25<br />

Zu N. 173: K , der erste überlieferte Brief der Korrespondenz, wird beantwortet mit N. 408 (vgl.<br />

N. 78). Beilage war die gedruckte Predigt Papst Clemens’ XI. zum Weihnachtsfest 1702 (LBr. 556 Bl. 3<br />

bis 4; vgl. SV.). Zum Namenstag des Leander hispalensis (S. 278 Z. 12) am 13. März (nicht 27. Februar)<br />

vgl. H. Grotefend, Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, Bd 2.2, Hannover u.<br />

Leipzig 1898, S. 127. 10 praedictum . . . scripturis: vgl. 2. Samuel (2. Könige) 7, 12–13, 1. Chronik<br />

(1. Paralipomenon) 22, 10, Jesaia 9, 5–6, Micha 5, 1–3 u. ö. 12 omnium tribuum Isräel: vgl. Hesekiel<br />

(Ezechiel) 34, 23 f. u. ö. 19 in petra . . . anguli: vgl. Matthaeus 21, 42 u. ö. 22 f. oves . . . adduxit:<br />

vgl. Johannes 10, 16.


278 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 174<br />

nium et singulorum non invenies a Christo in Evangelio Emi mae Authoritatis prae libris<br />

canonicis, assignatum praeter Petrum viventem creditum et vindicatum ab antiquitate<br />

sacra in successoribus cathedrae Romanae, perseveraturum in illis, cunctis diebus contra<br />

portas Inferni usque ad consummationem saeculorum. age ergo, Meritissime Domine nec<br />

5 non litteratissime Regno Christi, haereditati Christi, possesioni Christi, familiae Christi,<br />

corpori vero Christi, uni pari Christi milites; Authoritas non tantum petri in Petro nostro<br />

firmissima fundatissima sanctissima, sed et scientia discretix, sed et praedicatio sana, sed<br />

et claritas luminosa bona Igneitate et rara patientia quam plurimum juvabunt. Unitatem<br />

fidei expetit et unitas baptismi, et unitas Regni christiani, Regni Virtutum ex fide, et<br />

10 praemiorum aeternorum ex gratia Dei; et unitas ut cum Paulo loquar, ipsius Christi, et<br />

ipsius Dei, quam omnium simbolorum utriusque aetatis normae profitentur et protestantur.<br />

hos tibi animos pandit ex civitate Varsaviae die sancti Leandri hispalensis Episcopi<br />

anni <strong>1703</strong>. debita veneratione et Reverentia refertos<br />

Dominationis tuae Illustrissimae humillimus et addictissimus in Domine servus<br />

15 f. Aug. Levesius ord is praedic.<br />

174. CHARLES LE GOBIEN AN LEIBNIZ<br />

Paris, 13. März <strong>1703</strong>.<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 541 Bl. 23–24. 1 Bog. 8 o . 2 S. Eigh. Anschrift. Auf<br />

Bl. 24 v o am linken oberen Rand von <strong>Leibniz</strong>’ Hand: ” Le P. Bouvet dit p. 8 qu’il m’envoye<br />

20 une relation latine imprimée à Pekin‘‘. — Gedr.: 1. (teilw., = S. 279 Z. 2–11) Zacher,<br />

Dyadik, 1973, S. 117; 2. Widmaier, China, 1990, S. 178; 3. Widmaier, Briefwechsel, 2006,<br />

S. 394.<br />

14 addictissimos K, korr. Hrsg.<br />

3 f. contra portas Inferni: vgl. Matthaeus 16, 18. 10 unitas . . . Paulo: vgl. Epheser 4, 3–6.<br />

13.<br />

Zu N. 174: K hatte als Beilage J. Bouvets Sendung an <strong>Leibniz</strong> vom 4. November 1701 (I, 20 N. 318<br />

u. N. 319). Das pacquet‘‘ wurde von Ch. Brosseau weiterbefördert (vgl. N. 186). Ein Antwortbrief (vgl.<br />

”<br />

N. 233) wurde nicht gefunden. <strong>Leibniz</strong>’ nächster überlieferter Brief an Le Gobien datiert vom 18.–20.(?)<br />

August 1705 (gedr.: Widmaier, China, 1990, S. 225–227). 19 p. 8: Vgl. I, 20 N. 318, S. 546 Z. 10.<br />

20 relation: Brevis r e l a t i o (SV.). <strong>Leibniz</strong> hat diese Schrift nicht erhalten, vgl. N. 218.


N. 175 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 279<br />

à Paris le 13. mars <strong>1703</strong><br />

Nous avons receus par la voye d’Angleterre, Monsieur, une lettre que le R. P. Bouvet<br />

m’a fort recommandée affin qu’on vous la rendist fidellement. Les lumieres que vous lui<br />

avez communiquées lui font un extreme plaisir et lui inspirent une nouvelle ardeur pour<br />

creuser les sciences les plus mysterieuses de la Chine. vous trouverez dans sa lettre un 5<br />

essai de son travail, les scavans de ce païs à qui j’en ay fait part par ses ordres, m’en<br />

ont paru fort contens. Ils est bien glorieux, Monsieur, de marcher sur vos traces, et de<br />

developer à vostre imitation des sciences qui ont paru jusqu’ici impenetrables. Je ne<br />

doute point que l’Amphitrite ne nous apporte de nouveaux memoires et de nouvelles<br />

connoissances, si ce vaisseau est assez heureux pour arriver à bon port. Car s’il tombe 10<br />

entre les mains des armateurs, tout sera perdu. Si vous souhaitez, Monsieur, écrire au<br />

P. Bouvet et aux autres Peres qui sont à Pekin, je vous prie de me faire rendre vos lettres<br />

ici dans deux ou trois mois, peutestre trouverons-nous quelque occasion assez favorable<br />

pour les envoier en ce pays-là. Je ne scai si M. Brosseau vous a envoié un second recueil de<br />

lettres curieuses et edifiantes de nos missionaires que j’ai fait imprimer depuis quelques 15<br />

mois. Le R. P. Verjus qui a une estime et une consideration toute particuliere pour vous<br />

m’a prié de vous asseurer de ses respects. permettez moi de me joindre à lui pour vous<br />

marquer qu’on ne peut estre plus que je suis<br />

Monsieur Vostre tres humble et tres obeissant serviteur C. Le Gobien.<br />

M. Leibnitz. 20<br />

175. BARTOLOMEO ORTENSIO MAURO AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 14. März <strong>1703</strong>. [166. 189.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 619 Bl. 47–48. 1 Bog. 8 o . 4 S. Ohne Unterschrift. —<br />

Teildr. (S. 280 Z. 20 f.): Feder, Sophie, 1820, S. 162.<br />

4 communiquées: <strong>Leibniz</strong>’ Brief an Bouvet vom 15. Februar 1701 (I, 19 N. 202). 6 essai: Brevis<br />

r e l a t i o , 1701, SV. 9 l’Amphitrite: Das französische Handelsschiff kam von seiner zweiten (und<br />

letzten) Fahrt nach China am 17. August <strong>1703</strong> wieder nach Frankreich. 14 envoié: vgl. N. 186.<br />

Zu N. 175: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief (vgl. S. 280 Z. 13).


280 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 175<br />

H r le 14 Mars <strong>1703</strong>.<br />

Vous ferez tres bien, Monsieur, d’attendre que le temps s’adoucisse, il est trop rigide<br />

encor pour se mettre en voyage, quand mesme la Reyne vouloit vous le permettre: je<br />

souhaitte fort que vostre santé se retablisse.<br />

5 J’ay esté touché de la perte de M r Rebeur: Mg r le P ce Royal a raison de le regretter,<br />

il est fort regretté icy de tous ceux qui avoient le bien de le connoistre, on a loué le bon<br />

naturel que le P ce a fait paroistre encor en cette occasion. Dieu le conserve dans ces beaux<br />

sentim[en]s.<br />

Je vous suis inf[inimen]t obligé de ne m’avoir pas oublié chez M r le Co. de Dona;<br />

10 lors que vous en trouverez l’occasion je vous prie, Monsieur, de m’y continuer vos bons<br />

offices, encor prez de M r d’Obresinski, s’il est de retour, et de M s de Schwerin et de<br />

Brant.<br />

En lisant hier vostre l[ettr]e à M e l’El ce S. A. El. me dit qu’elle vous sçavoit bon gré<br />

de l’interest, que vous preniez à sa santé, mais qu’elle estoit plus en peine pour celle<br />

15 de M e la Pr sse Louise que pour la sienne. La relation que le Medecin fait de son mal<br />

à Madame d’Orleans donne de l’apprehension, mais Madame l’ayant estée voir apres,<br />

et l’ayant trouvée en meilleur estat, et mesme en humeur de plaisanter, cela a dissipé<br />

en quelque partye nostre crainte: cependant on n’est pas si rasseuré qu’on n’attende en<br />

tremblant les nouvelles de Vendredy; elle estoit née du 1 6 2 2 ; atteinte d’apoplexie, et<br />

20 un tel age ont de quoy nous allarmer. La tendresse de M e l’El ce m’affligeroit plus que tout<br />

autre accident, sa conservation, et sa tranquilité font un de nos voeux plus importans,<br />

en quoy je sçay que Sa M té aussy nous seconde. Hier je reçûs l’honneur de sa lettre, à la<br />

quelle je ne sçay si j’oseray repliquer: il n’est rien de si consolent que les bontez de cette<br />

Auguste Pr sse . Je trouve que M r l’Ab. Stef. avec tous les avantages qu’on luy offre au<br />

25 Rhin, perd beaucoup de ne pouvoir pas faire sa Cour sur la Sprey, car il me paroist fort<br />

hasté pour son voyage, et veut estre de retour de Cell’ icy vendredy; on fait empaquetter<br />

tous ses livres et ses hardes, cette transmigration m’est tres sensible: je vous ay prié de<br />

5 Rebeur: J. Ph. Rebeur, der Instruktor Kronprinz Friedrich <strong>Wilhelm</strong>s. 9 Co. de Dona: vermutlich<br />

A. zu Dohna-Schlobitten. 11 d’Obresinski: der Oberhofmeister in Berlin F. B. von Dobrzensky.<br />

11 f. Schwerin . . . Brant: beide Mitglieder des Geheimen Rates zu Berlin, O. von Schwerin u. E. von<br />

Brandt. 14 santé: zur vorangegangenen Erkrankung der Kurfürstin Sophie vgl. N. 153 sowie N. 20.<br />

15 Louise: die Schwester der Kurfürstin Luise Hollandine, Äbtissin von Maubuisson; vgl. auch N. 26.<br />

15 relation: nicht ermittelt. 19 Vendredy: 16. März. 22 lettre: nicht ermittelt. 24 Stef.:<br />

A. Steffani. 24 f. au Rhin: in Düsseldorf; vgl. N. 166 Erl.


N. 175 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 281<br />

m’avertir à qui je dois donner les 8 ecus pour les 24 pieces d’ambre jaune qui sont tres bien<br />

faites, et à souhait; je replique à M r Melani qu’il ayt soin des papiers de Mg r Biankini<br />

pour les envoyer à n[ostr]e Agent Zan li à Venise, par bonne occasion. Sur le bruyt de<br />

vostre indisposition il me mande dans les derniers lettres du 24 fevr. qu’il songeoit à les<br />

rendre au dit Mg r , mais je le presse (s’il l’a fait) de les reprendre: pressez le P. Vota 5<br />

pour l’ouvrage dont vous me parlez, Vindiciae nom. Ital. c[ont]ra Gal. il meriteroit de<br />

la Nation une Statue au Capitole, dont jadis Camillus chassá ces Barbares, qui auroient<br />

sans ce brave Dictateur etouffée la Gloire de Rome dans sa Naissance.<br />

Defendat Cives imitator Vota Camilli,<br />

et domet invidiam Galle superbe tuam 10<br />

Toute l’Europe applaudiroit à un dessein si juste, et si genereux.<br />

On se defend au Kehl, le Co. Styrum à bien commencé en Baviere, que le Co. de<br />

Schliech donne lieu d’un autre costé à M r l’El r de rentrer dans le bon party, apres cela<br />

on aura beau jeu. Ce temps n’est gueres propre pour tenir la campagne: on a laissé<br />

passer inutilement le meilleur par une lenteur fatale, mais il vaut mieux tard que jamais. 15<br />

Mg r l’El r reçût hier des bonnes nouvelles, de cette affaire depend le bon ou le mauvais<br />

sort de la guerre presente. S. Al. E. ira à Cell’ mais pas si tost, Mg r le Duc E. A. l’attendra<br />

là. Le P ce d’Hesse ne s’y ennuyoit pas: il a eu de la peine à quitter l’Isle de Calypso, il<br />

avoit besoin que la main de Mentor le jettast en bas de l’ecueil.<br />

1 pieces d’ambre: vgl. N. 100. 2 replique: auf den N. 147 beigelegten Briefausschnitt A. Melanis<br />

an Mauro vom 14. Februar sowie vermutlich auf den erwähnten Brief vom 24. Februar; jeweils zur Frage<br />

der Weiterbeförderung der <strong>Leibniz</strong> von F. Bianchini zugedachten mathematischen Tafeln. 3 Zan li :<br />

der hannoversche Agent in Venedig G. B. Zanovello. 4 lettres: nicht ermittelt. 6 l’ouvrage: vgl.<br />

N. 27. 7 Barbares: die Gallier vor Rom zu Beginn des 4. Jhs v. Chr. 12 defend: Die Festung<br />

Kehl hatte bereits am 12. März vor französischen Truppen kapituliert. 12 Styrum: der kaiserliche<br />

Feldmarschall O. H. von Limburg-Styrum. 13 Schliech: der kaiserliche General L. A. J. von Schlick.<br />

15 mieux . . . jamais: vgl. Büchmann, Geflügelte Worte, 32. Aufl. 1972, S. 560. 16 nouvelles: nicht<br />

ermittelt; vielleicht im Rahmen der Bestrebungen Kurfürst Georg Ludwigs um ein Oberkommando im<br />

Spanischen Erbfolgekrieg, das er jedoch erst 1707 erhielt; vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 470 f.<br />

17 ira: Kurfürstin Sophie reiste am 21. März nach Celle; vgl. N. 29. 17 E. A.: Herzog Ernst August<br />

d. J. von Braunschweig-Lüneburg. 18 P ce : vermutlich <strong>Wilhelm</strong> von Hessen-Kassel; vgl. N. 145.<br />

18 l’Isle de Calypso: vielleicht Anspielung auf F. de Salignac de La Mothe Fénelon, Les avantures de<br />

Télémaque fils d’Ulysse, 1699, S. 13 f. mit der Absage Telemachs an das ihm von Kalypso zugedachte<br />

luxuriöse Leben nach einer Ermahnung Mentors.


282 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 176<br />

176. JOHANN JACOB LEIBNIZ AN LEIBNIZ<br />

Stockholm, 5. (15.) März <strong>1703</strong>.<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 545 Bl. 2–3. 1 Bog. 4 o . 2 S. Eigh. Aufschrift. Siegel. Über<br />

der Anrede Vermerk von <strong>Leibniz</strong>’ (?) Hand: ” Holm. 5. Mart. <strong>1703</strong>.‘‘. Postverm. Bibl.verm.<br />

5 Hochwohl-geborner etc. Höchst zu Ehrender Patron etc. und Cousin etc.<br />

Je mehr Jahr Ich zuruck zehle, dero Excellenz in meiner ersten Jugend öftters umarmet<br />

zuhaben, je größere Empfindlichkeit habe Ich, niemalen, sonderlich in meiner lezten<br />

Tour von Tübingen aus, nach diesem rauhen Nord-Pol, daß Glück genießen zukönnen,<br />

einen so großen Freund zusprechen, dem Ich bey den Nürnbergern, Münz-meistern zu<br />

10 Nürnberg das lezte mal aufgewartet, von welcher Zeit an Ich auch guten Theils in Casibus<br />

revera perplexis gelebet, biß Ich nach Göttlichen willen an der Stockholmischen<br />

Revier gestrandet, und nun in das siebende Jahr die Teutsche Gemein allhier nach meinen<br />

wenigen Kräften bediene. Daß ich mich aber unterfange dero Excellenz, mit diesen<br />

gegenwärtigen Zeilen zu beunruhen, ist ursach, mich bey dero zu informiren wie weit<br />

15 doch die <strong>Leibniz</strong>ische Familien aus der Antiquität aufzusuchen, zumalen Ich es mit solcher<br />

Sach höher nicht bringen kann als daß A o 1315. Fridericus hujus nominis III. a<br />

<strong>Leibniz</strong> Praepositus et Archidiaconus Salisburgensis in Archi-Episcopum erwehlet, das<br />

Hospital St. Blasii daselbst ex propriis erbauet mit Friderico de Austria in einer Off-<br />

Zu N. 176: K ist neben I, 5 N. 13 der einzige überlieferte Brief der Korrespondenz. 6 in . . .<br />

Jugend: Direkte Kontakte in der Jugendzeit Johann Jacobs sind für 1666/67, während <strong>Gottfried</strong> <strong>Wilhelm</strong>s<br />

Aufenthalt in Altdorf und Nürnberg, anzunehmen. 8 Tübingen: An der Universität Tübingen<br />

war Johann Jacob 1694 immatrikuliert und wurde 1695 zum Doktor der Theologie promoviert.<br />

9 Münz-meistern: P. P. Metzger, vgl. I, 5 N. 13 Erl. 10 aufgewartet: vermutlich Anfang 1688.<br />

10 f. Casibus . . . perplexis: Gemeint sein könnten Vorwürfe gegenüber Johann Jacob in Zusammenhang<br />

mit seiner Predigertätigkeit, deretwegen er 1688 um seine Entlassung aus dem Diakonat von St. Sebald<br />

in Nürnberg nachsuchte; vgl. G. A. Will, Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon, 2, Nürnberg und Altdorf<br />

1756, S. 421; zusätzlich vielleicht Anspielung auf <strong>Leibniz</strong>’ Altdorfer Disputatio De casibus perplexis,<br />

1666. 16 f. Fridericus . . . <strong>Leibniz</strong>: Friedrich III. von Leibnitz war zunächst (seit 1308) Dompropst und<br />

1315–1338 Erzbischof von Salzburg. Er entstammte der Salzburger Ministerialenfamilie der Burggrafen<br />

von Leibnitz aus der Mittelsteiermark. 18 erbauet: das bei der Blasiuskapelle der Stadt Salzburg am<br />

17. Juli 1327 gegründete Bürgerspital. 18 Friderico de Austria: Herzog Friedrich I. (der Schöne) von<br />

Österreich und Steiermark, als deutscher Gegenkönig Friedrich (III.).


N. 176 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 283<br />

und Defensiv Allianze gelebet, Otto de <strong>Leibniz</strong> und Friedericus de <strong>Leibniz</strong> zu Rittern<br />

geschlagen, wie solches in der so genandten Metropoli Salisburgensi H. Wigulei Hund a<br />

Sulzenmos p. m. 21 und 22 zur genüge enthalten, auch Aventinus deßen genau gedenckt.<br />

Annal. Boj. l. 7. p. m. 604. bitte so Sie höhere Zeiten mir mit-theilen können unsrer<br />

Vor-Eltern, solches nicht zumißgönnen. In übrigen ob Ich schon erst Semisecularis bin, 5<br />

so suche ich doch so viel möglich meine übrige lebens-Tage noch mit einiger Ruhe zu<br />

crönen, der Ich in das 25 ste Jahr mein bestes in meinem Amt gethan, können dero Excellenz<br />

mir zu einem Canonicat behülflich seyn, wolte Ich solches mit würcklichen danck<br />

erkennen, zumalen, zum Frieden von hiesiger Cron so viel als kleine oder keine hoffnung,<br />

Habe ein einig Töchterlein, und mögte meine Vergnügung mit mir und meinen Büchern 10<br />

theilen. Von hier nichts neues als daß wir beseufzen unsren Allergnädigsten König von<br />

Seinem Thron und uns so entfernet zu sehen, bey welcher Sache aber uns nichts als das<br />

nachsehen gegönnet wird. Bitte schlüßlichen diese gebrauchte Kühnheit nicht nach der<br />

schärfe anzuklagen, der Ich solche hiermit unter devoter umarmung abbitte.<br />

dero Excellenz Gebeth und dienst-verpflichteter Johannes Jacobus <strong>Leibniz</strong> 15<br />

Holm. d. 5. Marti styl. vet. A o <strong>1703</strong>.<br />

SS. Th. D. Consist. Holm. Aßeßor, et coet. Teut. Past.<br />

A Monsieur Monsieur Geoffroy Guillaume de <strong>Leibniz</strong>, Docteur en Droit tres Celebre<br />

Conseiller d’Etat de Son Alteße Serenißime l’Electeur d’Hannover etc. pour le Present<br />

à Hannover. 20<br />

1 Allianze: vgl. W. Hund, Metropolis Salisburgensis, 1582, 1620, in der uns zugänglichen Ausgabe<br />

von 1719 Bd 3, S. 15. 1 f. zu Rittern geschlagen: vgl. Hund, a. a. O., S. 15. Genannt sind hier (S. 16)<br />

ein ” Otto de Leibnitz‘‘ sowie ein ” Fridericus de Loibnitz‘‘. Der Akt fand am 28. September 1319 statt;<br />

vgl. Die Regesten der Erzbischöfe und des Domkapitels von Salzburg 1247–1343, 3, bearb. v. F. Martin.<br />

Salzburg 1934, N. 174 (S. 17 f.). 2 f. Metropoli . . . 22: in der Ausgabe von 1719 Bd 3, S. 15 f.<br />

4 f. unsrer Vor-Eltern: Verwandtschaftsbeziehungen sind nicht nachgewiesen. 10 Töchterlein: Anna<br />

Katharina. 11 König: Karl XII. 12 entfernet: Anspielung auf den Nordischen Krieg.


284 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 177<br />

177. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

[Hannover, Mitte März] <strong>1703</strong>. [170. 183.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 329–330. 1 Bog. 8 o . 4 S. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen.<br />

5 J’ay donné l’adresse à vos Lettres, et je vous prie de vous charger de l’incluse, que<br />

j’ay receu d’Italie.<br />

Je n’ay pas receu des novelles de M r Eccard, apparemment que vous ne lui aurés<br />

pas envoyé les miennes, comme je vous ay supplié, et moy je ne voudrois pas faire un<br />

Duplicatum sans necessité; mais si vous vous trovés à Lutzembourg, et que vous ne puviés<br />

10 pas les lui faire tenir à tems, je tacherai de contenter tous les deux, c’est costant que dans<br />

sa derniere lettre il se plaignoit qu’il ne recevoit pas des mes novelles. Je lui ecrivis donc<br />

la poste precedente, mais comme vous me dites, qu’il pourroit bien suivre M. Le General,<br />

je laisse de lui ecrire, vous priant de lui adresser ce papier, apres que vous l’aurés leu;<br />

en attendant eclaircissés moy sur cette affaire, c’est à dire si vous lui communiqués mes<br />

15 novelles, ou non, et si cela n’est pas incompatible.<br />

Je vous ay dit la Semaine passée de m’envoyer vos lettres par M r Schlem, je vous<br />

fais la mème priere, mais quand vous avés l’occasion de me les envoyer par le moyen de<br />

Madame l’Electrice, c’est la mème chose pour vous que vous me faites eviter la poste<br />

tant qu’il est possible.<br />

Zu N. 177: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief aus Berlin mit mehreren Beischlüssen<br />

(nicht identifiziert) und hatte den Z. 5 bzw. Z. 13 angesprochenen Beischluss zur Weiterleitung<br />

durch <strong>Leibniz</strong>. Die Datierung auf Mitte März ergibt sich aus der Erwähnung von Querinis geplanter Berlin-Reise<br />

in ein paar Wochen (vgl. S. 285 Z. 8 Erl.), daraus, dass Guidi um diese Zeit <strong>Leibniz</strong> mehrfach<br />

bat, ihm seine Briefe über die hannoversche Hofpost zugehen zu lassen (vgl. Z. 16 Erl.) sowie aus der<br />

Vermutung, dass unser Stück N. 183 vom 18. März vorangeht. Beide Briefe haben sich vielleicht gekreuzt.<br />

5 l’incluse: nicht gefunden; vermutlich in Zusammenhang mit Guidis politischer Nachrichtenbörse.<br />

7 novelles: für Guidis politische Nachrichtenbörse, für die J. G. Eckhart Berichte aus Sachsen und Polen<br />

liefern sollte. 8 les miennes: darunter wohl N. 161. Möglicherweise sandte <strong>Leibniz</strong> die Berichte erst<br />

am 19. März an Eckhart; vgl. N. 27. 11 lettre: nicht gefunden; vgl. auch N. 170. 11 ecrivis: nicht<br />

gefunden; vgl. N. 170. 12 suivre: Eckhart, der sich im Gefolge J. H. von Flemmings von Anfang Februar<br />

bis Mitte März in Berlin aufgehalten hatte, war mit diesem vor wenigen Tagen nach Marienburg<br />

gereist; vgl. N. 27. 16 dit . . . passée: so in N. 164, N. 168 oder N. 170 vom 11. März.


N. 178 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 285<br />

Le bruit que les Trouppes de Wolfembutel etoient entrées à Goslar a eté public, mais<br />

on a dit apres qu’elles en sont sorties.<br />

Pour mon affaire, ou interets je n’en parle d’advantage, je verray com’elle finirà, et<br />

put etre que j’aurai le moyen de penetrer comme la chose s’est passée, en attendant je<br />

me recommande à vos bontés. C’est dur d’avoir depencé tant d’argent pour desobliger 5<br />

le Roy.<br />

Monsieur de Querini vous remercie de votre civilité, et bon souvenir. Je croy que<br />

vous le verrés en quelque Semaine à Berlin.<br />

La neige ne nous quitte point, ny non plus la gelée, c’est un peu incomodée dans<br />

cette saison si avancée. Je suis 〈...〉 10<br />

178. LEIBNIZ AN CARLO MAURIZIO VOTA<br />

Berlin, 16. März <strong>1703</strong>. [181.]<br />

Überlieferung:<br />

L1 Konzept (frühere Fassung): LBr. 968 Bl. 34. Zettel ca. 6 x7 cm. 1 1/2 S.<br />

L2 Reinschrift von L1 : LBr. 968 Bl. 35. 4o . 1/2 S. Bibl.verm. (Unsere Druckvorlage.) 15<br />

L3 Konzept: LBr. 968 Bl. 8–9. 1 Bl. 8o . 3 1/2 S. Mit wenigen Änderungen. Aufschrift quer<br />

auf Bl. 9 vo unten. (Unsere Druckvorlage.)<br />

A1 Abschrift von L2 : LBr. 968 Bl. 33. 2o . 1/2 S. von D. E. Barings Hand.<br />

A2 Abschrift von L3 : Göttingen Universitätsbibl. Hschr. Philos. 138m 3 Bl. 1. 2 a. 2o . 2 1/2 S.<br />

von D. E. Barings und J. D. Grubers Hand. 20<br />

1 bruit: vgl. N. 152. 3 affaire: um Guidis Druckkosten; vgl. z. B. N. 145. 8 verrés: zur<br />

Berlin-Reise G. Querinis Anfang April <strong>1703</strong> vgl. N. 211.<br />

Zu N. 178: Das letzte vorangehende überlieferte Stück von <strong>Leibniz</strong>’ unmittelbarer Korrespondenz<br />

mit Vota ist sein Brief vom <strong>Dezember</strong> 1693 (I, 10 N. 98). Vgl. aber auch die beiden Briefe vom August<br />

1698 (I, 15 N. 95 u. N. 97), die <strong>Leibniz</strong> im Auftrag von Kurfürst Georg Ludwig an Vota schrieb. — Wir<br />

vermuten, dass aus inhaltlichen Gründen und wegen sprachlicher Anklänge ( ” Nugas‘‘, ” nugarum‘‘) L 1 , L 2<br />

und L 3 zusammengehören. L 1 und L 2 dürften am gleichen Tag wie L 3 oder kurz zuvor niedergeschrieben<br />

worden sein. Die umfangreichere Fassung L 3 könnte ihren Grund darin haben, dass <strong>Leibniz</strong> sich nach der<br />

Reinschrift L 2 umentschloss. Statt eines Aufsatzes in den A c t a erud. (vgl. S. 286 Z. 3) und des Poems<br />

(vgl. S. 286 Z. 4) sandte er nunmehr G. F. A. L’Hospital, Analyse des infiniment petits, 1696 (vgl. S. 286<br />

Z. 13) sowie seinen Cod. jur. gent. dipl., 1693 (vgl. S. 286 Z. 18). — Die nicht gefundene Abfertigung wird<br />

beantwortet durch N. 181.


286 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 178<br />

〈L 2 〉<br />

Nugas quasdam meas, Admodum Reverende Pater, judicio vestro submitto, si inspicere<br />

vacat; Epistolam scilicet in Actis Lipsiensium editam contra errorem Cartesianorum.<br />

Adjeci legendam diversissimi argumenti scriptionem, poëma nimirum in magni alicujus<br />

5 Principis obitum olim a me compositum. Scio enim Tibi, omnem eruditionis orbem complexo<br />

latissimam esse in Republica literaria censurae jurisdictionem. Ubi ipse schedas<br />

repetam, tum vero judicium tuum, quod non solidum minus quam sincerum fore scio,<br />

coram discere fas erit. Vale.<br />

〈L 3 〉<br />

10 Reverendissime Pater 16 Mart. <strong>1703</strong>.<br />

Ut gustum aliquem nugarum mearum habeas, inspiciendos Tibi binos libros mitto,<br />

unum alterius autoris, alterum meum. Quem Gallico Sermone Scriptum vides, autorem<br />

habet ill. Marchionem Hospitalium in rebus Mathematicis hodie inter primos excellentem.<br />

Is in praefatione, eo quem notavi loco rara et laude dignissima ingenuitate me autorem<br />

15 profitetur. Novae inveniendi artis in Mathesi, qua ultra veterum Cartesiique Galli et<br />

Cavallerii Itali inventa analysis in immensum promovetur: eique invento meo totum suum<br />

librum superstructum agnoscit.<br />

Alter liber a me editus Codicis juris Gentium Diplomatici nomine complectitur<br />

ex Tabulariis principum et Codicibus Manuscriptis eruta Foedera aliaque Actorum pu-<br />

20 blicorum Documenta quae pleraque olim non extabant, inter caetera dedi quibus jura<br />

imperii in Arelatensis Regni provincias asserantur; atque inter alia edito vero et authen-<br />

3 editam: <strong>Leibniz</strong> veröffentlichte hierzu die Aufsätze in den A c t a erud.: 1. Brevis demonstratio<br />

erroris memorabilis Cartesii, März 1686, S. 161–163; 2. De Causa gravitatis, et defensio sententiae<br />

Autoris de versis Naturae Legibus contra Cartesianos, Mai 1690, S. 228–239; 3. De Legibus naturae et<br />

vera aestimatione virium motricium contra Cartesianos, Sept. 1691, S. 439–447. 4 poëma: Vermutlich<br />

ist gemeint <strong>Leibniz</strong>, Epigramma in Gesta Electoris Brunsvicensis Primi, 1698. 14 praefatione:<br />

L’Hospital, a. a. O. Das hier von <strong>Leibniz</strong> erwähnte Exemplar wurde nicht gefunden. In Hannover<br />

<strong>Leibniz</strong>-Bibl. befindet sich sein Handexemplar (MS IV, 379). Ihm ist ein eigh. Manuskript von <strong>Leibniz</strong><br />

eingeklebt. <strong>Leibniz</strong>’ Name ist in der Praefatio mehrfach erwähnt. U. a. ist folgende Stelle durch Unterstreichung,<br />

vermutlich durch <strong>Leibniz</strong>’ Hand, hervorgehoben: ” Au défaut de ce calcul est survenu celuy<br />

du célèbre M. Leibnis; et ce sçavant Géometre à commencé où M. Barrow et les autres avoient fini.‘‘<br />

[S. 7]. 20 f. dedi . . . asserantur: Vgl. <strong>Leibniz</strong>, Cod. jur. gent. dipl., 1693, Nr. CCV, S. 238 f.


N. 178 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 287<br />

tico tractatu quo ultimus Delphinus Humbertus consentientibus Ordinibus Ditiones suas<br />

Gallis cessit, comprobatur prohibitam fuisse Delphinatus cum Gallia unionem et reservata<br />

imperio sua jura. Ostendo etiam Gallos in Lugdunensem tractum non aliud quam<br />

protectionis jus pacto cum Archiepiscopo sibi quaesisse (quod et Bonifacius VIII. Philippo<br />

pulchro objecit) et provincia comitatum indubitatum esse imperii feudum, quae 5<br />

omnia authenticis instrumentis comprobantur, quibus Galli ipsi, opus meum recensentes<br />

in suo Eruditorum diario (Journal des Savans) contradicere ausi non sunt. Vellem R mae<br />

Paternitati Tuae liceret fugiente oculo percurrere praefationem meam ubi inter caetera<br />

vera juris universi principia constituo.<br />

Unum adhuc est, quod has ut ad Te dem literas facit, cum domo ob valetudinem 10<br />

commode exire non possim; Generosissimus Dn. Baro de Goriz Hanoveranae Rationum<br />

quam vocant Camerae praeses, ut Te suo nomine officiosissime salutem jubet, monetque<br />

ut Tibi satisfaciam dubitanti de verbis Numismati nostro Electricis et Mathildae inscriptis,<br />

ubi Otto IV. imperator (gente Brunsvicensis) Dux Aquitaniae appellatur. Equidem<br />

Historici non nisi Pictaviensem Comitem vocant, sed Aquitaniae Ducatum cui conne- 15<br />

xus erat Comitatus ille habuisse, haeredem Aviae Eleonorae primum Francorum mox<br />

Anglorum Reginae in Historicis celebratae, ostendit inter alia originale instrumentum<br />

quod extat in Chartulario Turris Londinensis ubi Ducem se vocans Aquitaniae privilegia<br />

concedit incolis insulae Oleronis. Vale R me pater et rem adhuc diu bene gere et me Tibi<br />

addictum habe. Dabam Berolini 16 Martii <strong>1703</strong>. 20<br />

Deditissimus Godefridus Guilielmus Leibnitius.<br />

R mo Patri Votae Soc. Jes. Theologo et S mi Poloniae Regis Confessario.<br />

1 tractatu: Vgl. ebd., Nr. LXXXIV, S. 158–180. 3 tractum: Vgl. ebd., Nr. XXIX, S. 45–50.<br />

4 Archiepiscopo: L. de Villars. 5 objecit: Papst Bonifaz VIII. bekräftigte hingegen die Auffassung<br />

der Kirche von der Überordnung der geistlichen Welt über die weltliche, vgl. z. B. ebd., Nr. XIX, S. 33 f.<br />

5 provincia comitatum . . . feudum: Vgl. ebd., Praefatio, S. 11. 6 recensentes: in: J o u r n a l des<br />

Sçavans: 10. Jan. 1695, S. 13–16. 9 constituo: vgl. <strong>Leibniz</strong>, a. a. O., S. ( ∗ ) 3 vo –( ∗∗∗ ) ro .<br />

12 salutem . . . monetque: in N. 21. 13 f. verbis . . . inscriptis: Vgl. W. Steguweit, Raimund Faltz,<br />

Medailleur des Barock, Berlin 2004, S. 114. 14 Dux Aquitaniae: vgl. N. 24 Erl. sowie I, 12 N. 272,<br />

S. 415 Erl. 15 Pictaviensem Comitem: Otto IV. war seit 1196 von Richard Löwenherz mit der<br />

Grafschaft Poitou belehnt. Vgl. Rymer, Foedera, Bd 1, 1704, S. 105; danach Scheidt, Orig. Guelf.,<br />

Bd 3, 1752, Probationes N. CCLII , S. 744. Vgl. auch I, 10 N. 450. 16 Eleonorae: 1152 geschieden von<br />

Ludwig VII. von Frankreich, im selben Jahr vermählt mit Heinrich II. von England. 18 privilegia:<br />

Privileg Otto IV. für die Bewohner der Ile d’Oléron aus dem Jahr 1197, gedr.: Rymer, a. a. O., Bd 1,<br />

1704, S. 111; danach Scheidt, a. a. O., Bd 3, 1752, Probationes Nr. CCLIII , S. 745.


288 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 179<br />

179. ANDREW FOUNTAINE AN LEIBNIZ<br />

Celle, 16. März <strong>1703</strong>. [333.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 279 Bl. 14–15. 1 Bog. 4 o . 4 S. Bibl.verm. — Gedr.:<br />

Kemble, Correspondence, 1857, S. 315–316.<br />

5 Dear S r Zell. March. 16. <strong>1703</strong>.<br />

I give you many thankes for your obligeing letter, and doe assure you that, though<br />

the diversions at Hannover were very numerous, they did not in the least make me forget<br />

you, and amidst all the entertainments I never failed of enquiring earnestly after your<br />

health; every body was desirous of your company here, and we were all sorry to find<br />

10 that your stay at Berlin would be longer than was expected. I doe assure you that for<br />

my part I am soe well satisfied with the Carneval and with the civilities that I received<br />

at Hannover, that I will not faile, if it please God, to return thither once more; and<br />

there is nothing I desire more than an oppertunity of convincing the Electrice and all her<br />

family that nobody can be more sincerely gratefull than I am; and that I should misse<br />

15 no occasion of serving her Electorall Highnesse and all that belongs to her. let me beg<br />

of you, if you can doe it à propos, to assure the Queen, how intirely sensible I am of the<br />

great Honour Her Majesty has done me by speaking soe frequently to my advantage, and<br />

that I esteem it my greatest happynesse to be in the good opinion of soe great and soe<br />

wise a Princesse.<br />

Zu N. 179: K folgt auf Fountaines Brief vom 25. Juli 1702 (I, 21) und antwortet auf den Z. 6 genannten<br />

<strong>Leibniz</strong>brief (nicht gefunden), der möglicherweise auf ein Geschenk Fountaines für <strong>Leibniz</strong> einging<br />

(vgl. S. 289 Z. 7). <strong>Leibniz</strong> antwortete vermutlich mit dem nicht gefundenen Brief, den N. 194 erwähnt.<br />

Durch J. B. Knoches Nachricht vom 6. Februar (N. 12) über einen Brief Fountaines sowie seine Mitteilung<br />

vom 28. Februar (N. 19) über dessen Vorsatz, an <strong>Leibniz</strong> zu schreiben, ist ein zusätzlicher Brief<br />

der Korrespondenz in unserem Zeitraum belegt, ein weiterer zu vermuten. 7 at Hannover: Von dort<br />

war Fountaine Anfang März nach Celle weitergereist; vgl. z. B. N. 19. 10 longer: <strong>Leibniz</strong> hatte im<br />

<strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> wegen seiner Beinbeschwerden, die ihn daran hinderten, das Haus zu verlassen, nicht nach<br />

Hannover zurückkehren können; vgl. etwa N. 110 und N. 9. 13 Electrice: Kurfürstin Sophie.<br />

16 Queen: Königin Sophie Charlotte; Fountaine hatte sich im Herbst 1701 in Berlin aufgehalten (vgl.<br />

I, 20 N. 305) und war im Anschluss an seine Italienreise vor seinem Besuch des Karnevals in Hannover<br />

wieder in Berlin gewesen (vgl. z. B. <strong>Leibniz</strong>’ Brief an Kurfürstin Sophie vom 11. November 1702 in I, 21<br />

und N. 333 in unserem Band).


N. 180 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 289<br />

You may be sure that I shall not forget you when I am amidst my medalls, on the<br />

contrary I shall often wish for you to explain what I dont understand; the Electrice did<br />

me the honour to receive the poor present I made her, and in return gave me a most<br />

noble gold medall, which I shall alwaies keep as the greatest treasure I have; and should<br />

be very glad when you write next to her Electorall Highnesse if you would let her know 5<br />

how much I esteem the great bounty she showed me.<br />

I desire not to trouble your self about the night gown, and shall be very glad if you<br />

will accept soe small a present and I am of opinion that I doe service to the Republick of<br />

Letters in taking care of your health. I shall be at Hamborough I hope within 10 or 12<br />

days and if you have any commands to lay upon me pray direct to me at M r Stratfords. 10<br />

I am most sincerely Dear Sr your obliged humble servant A. Fountaine.<br />

My most humble respects to the pritty and witty Madamoiselle Pelnitz.<br />

180. CHRISTOPHE BROSSEAU AN LEIBNIZ<br />

Paris, 16. März <strong>1703</strong>. [123. 186.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 119 Bl. 370–371. 1 Bog. 4 o . 2 1/2 S. Eigh. Anschrift u. 15<br />

Aufschrift. Siegel. Links oben auf Bl. 370 r o Vermerk von <strong>Leibniz</strong>’ Hand: ” rep‘‘.<br />

De Paris ce 16 e de mars <strong>1703</strong>.<br />

Vous m’aviez promis, Monsieur, aussytost après vostre retour de Berlin de me faire<br />

savoir de vos nouvelles et de pourveoir au payement des 1 000.que Mons. Pinson et<br />

moy somes convenus de donner à Mons. Drever pour la graveure du Portrait de feu 20<br />

Mgr. l’Electeur, ou du moins au rembourcement des 500.que Je luy ay avancées pour<br />

l’obliger de travailler avec d’autant plus de diligence et d’application à l’avancement de<br />

ce Portrait.<br />

Dans peu cet ouvrage sera fini, c’est pourquoy Je vous supplie, Monsieur, de ne<br />

pas faire languir nostre Graveur après sa récompense. on peut vous assurer qu’Il la 25<br />

12 Pelnitz: H. Ch. von Pöllnitz.<br />

Zu N. 180: K wird, zusammen mit N. 123 u. N. 186, beantwortet durch einen nicht gefundenen<br />

<strong>Leibniz</strong>brief vom 7. April <strong>1703</strong> (erwähnt in N. 232). 18 promis: Brosseau bezieht sich vermutlich auf<br />

den nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom 6. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>, der in N. 123 erwähnt ist. 18 retour: <strong>Leibniz</strong><br />

kehrte erst Anfang Juni wieder nach Hannover zurück. 20 Drever: P. Drevet.


290 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 181<br />

mérite bien, et si l’ouvrage estoit à recommencer, qu’Il ne l’entreprendoit pas à moins<br />

de 1 200.tant il y faut employer de tems, aussy est ce le prix qu’en avoit demandé à<br />

Mons. Edling après y avoir bien penser.<br />

J’ay joint à 2. tableaux que Mad e La Princesse abbesse de Maubusson a faits pour<br />

5 Mad e l’Electrice[,] quelques estampes du d t S r Drever, et vous les aurez bientost, cest à<br />

dire lorsque les 2. glaces de miroir de la Reyne de Prusse parties de cette ville depuis un<br />

mois auront esté renduës à Hannover.<br />

J’aurois bien voulù vous faire tenir par cette voye les 5. tomes que Mons. de La<br />

Loubere m’a fait aporter icy pour vous, et un petit pacquet d’autres livres que Mons r de<br />

10 Fontenelle vous a choisis, et pour lesquels J’ay payé 4.5. s. à son libraire. Du reste J’ay<br />

fait parler au R d Père Le Gobien par le R d Père Verjus, on vous informera de quelques<br />

particularitez de la Chine qui vous feront plaisir. vous voyez que Je n’oublie pas ce qui<br />

peut vous en donner, Je vous supplie, Monsieur, d’en vouloir user de mesme envers vostre<br />

〈...〉<br />

15 Brosseau.<br />

M r de Leibnitz.<br />

A Monsieur Monsieur Leibnitz. A Hannover<br />

181. CARLO MAURIZIO VOTA AN LEIBNIZ<br />

[Berlin, 17. März <strong>1703</strong>]. [178. 203.]<br />

20 Überlieferung:<br />

K Abfertigung: LBr. 968 Bl. 10. 1 Bl. 8 o . 1 S. Am oberen Rand eigh.Vermerk von <strong>Leibniz</strong>’<br />

Hand: ” Berolini 17 Martii <strong>1703</strong>‘‘. (Unsere Druckvorlage.)<br />

A Abschrift von K : Göttingen Universitätsbibl. Hschr. Philos. 138m 3 Bl. 3. 1 Bl. 2 o . 1 S.<br />

von D. E. Barings und J. D. Grubers Hand. Bibl.verm.: ” P. Votae responsio‘‘.<br />

4 Mad e . . . Maubusson: Pfalzgräfin Louise Hollandine. 4 a faits: Kurfürstin Sophie besaß (laut<br />

ihrem Inventar von 1709) ein von ihrer Schwester gemaltes Porträt einer Elisabeth von Nassau (möglicherweise<br />

Elisabeth von Lothringen, Gräfin von Nassau-Saarbrücken). Ein ebenfalls von Louise Hollandine<br />

gemaltes Porträt einer Maria von England (vermutlich die Gemahlin <strong>Wilhelm</strong>s II. von Nassau-Oranien)<br />

ist heute in Hannover Niedersächs. Landesmuseum. 6 miroir: vgl. auch N. 123. 8 5. tomes:<br />

B u n d - B u c h u. A b s c h e i d - B u c h , SV., vgl. auch N. 123. 9 pacquet: vgl. ebd. 9 livres:<br />

nicht ermittelt.<br />

Zu N. 181: K antwortet auf N. 178 und wird beantwortet durch N. 203.


N. 182 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 291<br />

Illustrissime et Doctissime Domine Literarum decus et Literatorum Maecenas<br />

Summa voluptate non libabo solum sed vorabo utrumque opus quantum per angustias<br />

brevissimi temporis licuerit. Praefationem vestri Voluminis illico percurri. Literas<br />

vestras avide legi in quibus utriusque operis Epitome est. Valde doleo celeritate discessus<br />

mihi fructum lectionis praeripi. Etiam me totum hoc mane detinent literae quas scribo ad 5<br />

Electoralem Aulam et alias. Me conferam a prandio ad D nem Vestram. Interea gratulor<br />

et grates ago quam maximas.<br />

Ill mae D nis V rae Humillimus ac addictis mus servus Carolus Mauritius Vota.<br />

182. ALEXANDER CUNNINGHAM AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 17. März <strong>1703</strong>. [163.] 10<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 186 Bl. 8–9. 1 Bog. 4 o . 1 S. Mit geringfügigen Korrekturen.<br />

Eigh. Aufschr. Siegel. Postverm. Bibl.verm.<br />

Hanover le 17 me Mars <strong>1703</strong><br />

J’ay eu l’honnur du votre second lettre à la quelle j’aurois repondu par l’ordinaire<br />

passé mais tantot la Companie tantot des accidents me detournerent neanmoins je ne pu 15<br />

pas quiter Hanover sans vous remercier de vos honnetetés et marquer en meme temps<br />

la passion sincere qu[e] j’ay à vous servir je suis fort satisfait de la Cour quant à ce que<br />

regard Madam L’Electrice L’Electur le prince Elr e et la belle princess, j’ay dit à l’abbé<br />

Molanus combien vous l’estimez et il a temoigné la meme pour vous, Mons r Chevalier<br />

Fontain a emporté plusieurs Medailes Moderns je souhait qu’il soit plus recognaisant que 20<br />

envers le pape qui lui en avoit donné ausi, La Modesta de Mons r Adison a couvri ses<br />

beaux qualitiés sans qu[e] person icy s’en est appercu dont je suis fashé mais il aparoitra<br />

2 utrumque opus: <strong>Leibniz</strong> hatte Vota mit N. 178 zum einen G.-F.-A. de L’Hospital, Analyse des<br />

infiniment petits, 1696, mitgeschickt, zum anderen seinen Cod. jur. gent. dipl., 1693.<br />

Zu N. 182: K , das letzte überlieferte Stück der Korrespondenz, antwortet auf einen (nicht gefundenen)<br />

<strong>Leibniz</strong>brief (vgl. Z. 14) aus Berlin aus der ersten Märzhälfte mit mehreren Aufträgen für Cunningham.<br />

14 l’ordinaire: vermutlich Freitag, 16. März. 18 princess: Sophie Dorothea, die Schwester des<br />

Kurprinzen Georg August. 20 emporté: vgl. auch N. 375.


292 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 183<br />

toujours à son retour en Angliterr. je ne manqueray pas de dir à Mons r Cunningham<br />

ce qu[e] vous souhaitez de savoir touchant son ouvrage et en cas qu[e] le liver de Mons r<br />

Fasho soit à trouver je vous le fairais tenir[.] j’ay dit à l’Electrice qu[’il] soit domage<br />

qu[e] votre taile douse n’est pas encor prit, je 〈duove〉 partir demain et en cas qu[e] vous<br />

5 me trouvez capable à vous servir vous me ferez un grace de m’envoyer vos orders ches<br />

l’Envoyé de Angliterre à la Hay je suis 〈...〉<br />

A Monsieur Mons r <strong>Leibniz</strong> Conseilier privé de son Altess Electoral de Brunswick à<br />

Berline 1 .<br />

183. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

10 Hannover, 18. März <strong>1703</strong>. [177. 190.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 170–171. 1 Bog. 4 o . 2 1/2 S. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen. Eigh. Aufschrift. Siegel. Bibl.verm.<br />

Je n’ay pas manqué de parler à M r Baumegard mon hote touchant l’argent qui vous<br />

doit pour l’avoine, qui monte à 87 ecus, et 27 gros, que je vous envoyeray Mardi par la<br />

1 〈Von a n d e r e r Hand:〉 franco Halberstadt 15<br />

1 Cunningham: A. Cunnigham († 1730) und seine bereits 1692 geplante Digestenausgabe (nicht<br />

erschienen; vgl. I, 20 N. 467 S. 814 Erl.). 2 liver: Welche der Schriften N. Fatio de Duilliers gemeint<br />

ist, ist nicht zu bestimmen. 4 taile douse: vgl. N. 143 Erl. 6 l’Envoyé: vielleicht J. Cutts.<br />

Zu N. 183: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief, der sich vielleicht mit N. 177 kreuzte.<br />

Beigeschlossen war vermutlich ein Brief Guidis an J. G. Eckhart sowie ein weiterer G. C. Gallis an<br />

einen unbekannten Adressaten (beide nicht ermittelt). Die Antwort auf unser Stück war vermutlich der<br />

nicht gefundene <strong>Leibniz</strong>brief, auf den N. 201 antwortet. 13 l’argent: vgl. auch N. 190 u. N. 194.<br />

14 Mardi: den 20. März; N. 190, Guidis Begleitbrief zu diesem Wechselbrief, ist aber vermutlich erst auf<br />

den 23. März zu datieren.


N. 183 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 293<br />

poste c’est à dire par le Chariot, quand M r Liettffman ne se veuille charger de vous le<br />

faire tenir par lettre d’echange. On vous doit l’argent depuis 15 Avril 1 7 0 2 jusqu’au<br />

30 Mars de cette Annee.<br />

Je suis tout à fait etourdi de ne voir aucune resolution touchant mon interets. Vous<br />

me mandates, que S. M. s’etoit formalisé, de ce que on avoit fait faire cette depence à 5<br />

la Chambre; donc la Chambre Royale auroit passé ce comte et je devrois retirer mon<br />

argent de Monsieur Attilio à bon comte, et apres on pourroit voir s’il y a rien à esperer<br />

pour le Regal. Je vous prie tresheumblement Monsieur de faire quéque chose devant votre<br />

depart, je vous en seray redevable toute ma vie, et excusés mon importunité.<br />

Ne m’abbandonés des vos novelles, puisque je n’en auroy point jusqu’à que M r Ec- 10<br />

card ne soit arrivé dans le lieu, je lui ecris selon l’adresse qu’il m’a donné, c’est à dire<br />

à M. le Secretaire de M r le Resident de Pologne, à qui vous plairà de l’adresser au plus<br />

tost. L’autre lettre m’a eté donnée par Monsieur de Galli qui vous prie aussi de la bien<br />

adresser. Je suis ravi d’entendre, que vous reviendrés bientost, je souhaite que cela se<br />

fasse en bonne Santé. Si le Pere Vota n’est pas encor parti, faites lui mes Complimens. 15<br />

Nous n’avons gueres des novelles.<br />

Mons r L’Abbe Steffani est revenu de Zell, il partirà en 15 jours pour Dusseldorff.<br />

Aujordhui Milord Winchelsei prend son audience de congé, et demain se mettrà en<br />

chemin pour Hollande, pour s’embarquer dans le Convoy, qui portera le Duc de Marlboroug<br />

en Hollande. M r de Scotti va avec; on dit que M r de Crasset l’a prié de faire 20<br />

cet voyage, pour asseurer la Reine, qu’il se porte bien, et qu’il est à present capable de<br />

reprendre les affaires. On dit pour seur, que Madame sa femme irà ce soir à notre Cour,<br />

et que lui la suivrà en queques jours. Deux autres Messieurs Anglois, dont le nom je l’ay<br />

oublié sont partis pour Berlin, et pour Hambourg.<br />

1 M r Liettffman: Lefman Berens. 4 mon interets: die Auseinandersetzung mit A. Ariosti um<br />

die Bezahlung von Guidis Druckkosten; vgl. z. B. N. 133 u. N. 135. 5 S. M.: der preußische König<br />

Friedrich I. 10 novelles: vermutlich für Guidis politische Nachrichtenbörse. 11 arrivé: in Marienburg;<br />

vgl. N. 27. 11 ecris: nicht ermittelt. 12 Secretaire: nicht ermittelt; vgl. auch N. 194.<br />

12 Resident: Gemeint ist der polnisch-sächsische Legationssekretär H. S. Wolthers mit der Funktion eines<br />

Residenten. 14 reviendrés: <strong>Leibniz</strong>’ lang geplante Rückkehr nach Hannover verschob sich noch<br />

bis Anfang Juni <strong>1703</strong>. 15 parti: C. M. Vota reiste am 20. März an den polnischen Königshof; vgl.<br />

N. 27. 17 revenu . . . Dusseldorff: vgl. N. 170. 18 Winchelsei: der englische Sondergesandte am<br />

hannoverschen Hofe, Ch. Finch earl of Winchilsea. 20 Crasset: Der englische Gesandte J. Cresset<br />

hatte Anfang <strong>1703</strong> zeitweilig an Geistesverwirrung gelitten; vgl. z. B. N. 131. 21 Reine: die englische<br />

Königin Anna. 23 Messieurs Anglois: darunter vielleicht A. Fountaine; vgl. N. 179.


294 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 184<br />

Je ne vous scaray donner d’autres novelles, que celles, que vous troverés dans la<br />

Gazette, touchant le fort de Kehl, et la Baviere, dont les choses vont encor bien; mais on<br />

craint que la poudre manquerà aux assiegés de Kehel à la maniere de Vienne.<br />

Les lettres de Madrid marquent que le Cardinal Portocarrero s’est accomodé avec le<br />

5 Card. d’Etrées, et que tous les deux agissent selon que le S. Esprit de France leur inspire.<br />

le Roy Catholique prend six milions des gallions, partie en propre, et partie par forme<br />

d’emprunt, outre les 1 300 ecus, qu’il a deyà pris, tellement qu’il ne reste, qu’environs<br />

2 Millions pour les interestes au Commerce.<br />

Je suis à l’hate, avec mon extime accoutumée 〈...〉<br />

10 Hannover 18 Mars 1 7 0 3.<br />

A Monsieur Monsieur de Leibnitz Conseiller privé de S. A. E. de Brunsvic<br />

184. HENRIETTE CHARLOTTE VON PÖLLNITZ AN LEIBNIZ<br />

[Berlin, 19. März <strong>1703</strong>]. [105. 193.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 735 Bl. 8–9. 1 Bog. 4 o . 2 S. auf Bl. 8 r o u. 9 r o . Eigh.<br />

15 Aufschrift auf Bl. 9 v o . Siegel. Bibl.verm.<br />

n’ayent poin de nouvelles à vous envoier Monsieur je n’ay pas crus necessaire de<br />

presser si fort la reponse[.] S. M. n’en n’a point reçu cest ordinaire[.] si la poste de<br />

2 fort de Kehl: Die badische Festung Kehl war bereits am 12. März von französischen Truppen eingenommen<br />

worden; vgl. N. 170. 2 Baviere: Gemeint ist vermutlich das Gefecht zwischen bayrischen<br />

und kaiserlichen Truppen bei Schärding (11. März); vgl. N. 170. 3 maniere de Vienne: vielleicht Anspielung<br />

auf die Pulverknappheit in Wien während der zweiten türkischen Belagerung 1683. 4 lettres:<br />

nicht ermittelt. 4 s’est accomodé: Zu den vorangegangenen Kompetenzstreitigkeiten zwischen dem<br />

französischen Gesandten in Spanien, Kardinal C. d’Estrées, und Kardinal L. M. F. de Portocarrero, vgl.<br />

N. 145 Erl. 5 S. Esprit: Anspielung auf Portocarreros Mitgliedschaft im französischen Ordre du<br />

Saint-Esprit.<br />

Zu N. 184: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief. Die Datierung beruht auf der<br />

Annahme, dass der in unserem Stück erwähnte Disput (S. 295 Z. 5–8) identisch ist mit demjenigen vom<br />

Vortag, über den <strong>Leibniz</strong> am 20. März berichtet; vgl. N. 28. Die informelle Übermittlung verweist auf<br />

räumliche Nähe; erst für den 26. März war die Übersiedlung nach Lietzenburg vorgesehen, vgl. N. 192.<br />

17 S. M.: Königin Sophie Charlotte.


N. 185 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 295<br />

demain en apportera j’aurez soins Monsieur de vous les envoier en souhaitent de tous<br />

mon Coeur que vous puisié venir bien tost les chercher vous mesme. Je suis 〈...〉<br />

Je ne puis me dispenser de vous dire que la Reyne a passé cest apprediné avec Mad e<br />

la P. de Z.[,] le pere Vota[,] M r d’Oberg. et M r Boisaubre sans oublier M r de la Ré[.] la<br />

dispute eut si fort echauffee entre les deux eclesiastiques que cela a passé la ralliere et la 5<br />

Compagnie c’est separés en grand serieux ou du moin on en a fait semblan[,] on a dit des<br />

ingures à foison et rien ne manquet à achever la Comedie que les Coup de batons dont<br />

il ne s’en falloit gaire.<br />

Pour Monsieur de Leibenitz<br />

185. PETER AMBROSIUS LEHMANN UND GOTTFRIED STRASBERG 10<br />

AN LEIBNIZ<br />

Hamburg, 19. März <strong>1703</strong>.<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 543 Bl. 1–2. 1 Bog. 4 o . 2 S. von Strasbergs Hand. In der<br />

Grußzeile Lehmanns Name eigh.; Verwendung von Auszeichnungsschrift. Eigh. Aufschrift.<br />

Siegel. 15<br />

Illustri <strong>Leibniz</strong>io S. P. D. Petrus Ambrosius Lehmannus et Godofredus Strasberg<br />

Quamlibet multi et multa suaserint, institutum nostrum, quod in colligendis Novis<br />

Literariis Germaniae versatur, Tibi commendare ante, quam in lucem ea ederentur,<br />

maluimus tamen expectare, donec aliquid speciminis loco addere liceret. Hujus vicem<br />

praestabunt priores hujus anni menses <strong>Januar</strong>ius, Februarius, Martius, de quibus ut 20<br />

Tuam, Vir Illustris, sententiam aperias nobis, debita veneratione precamur. Praeterea<br />

4 P. de Z.: wohl Fürstin Luise von Hohenzollern-Hechingen. 4 Oberg: nicht identifiziert.<br />

4 Boisaubre: der Hofprediger I. de Beausobre. 4 de la Ré: der Historiker und Vorleser der Königin<br />

I. de Larrey.<br />

Zu N. 185: K ist das einzige Zeugnis für brieflichen Kontakt mit G. Strasberg, während von P. A.<br />

Lehmann noch ein weiterer Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 19. November 1707 überliefert ist (LBr. 543 Bl. 1).<br />

Beilage waren die Z. 20 angesprochenen Zeitschriftenfaszikel. 17 f. Novis . . . Germaniae: Die von Lehmann<br />

und Strasberg hrsg. N o v a literaria Germaniae erschienen monatlich von <strong>1703</strong>–1709 (ab 1707<br />

u. d. Tit. Nova literaria Germaniae aliorumque Europae regnorum).


296 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 186<br />

quaesumus, ut secuturis accedat a Te Decus, qui Germaniae nostrae reique literariae<br />

universae decus es maximum. Id vero fiet, si per amanuensem vel alium, communicare,<br />

precibus nostris et votis omnium, quibus haec placent, motus, dignatus fueris nobiscum<br />

ea, quae notatu digna et in rem nostram esse judicaveris. Tantae quidem benevolentiae<br />

5 praeter aeternas gratias nihil reponere quimus, studebimus tamen ne prorsus in indignos<br />

beneficia contulisse videaris. Vale! coeptisque nostris fave!<br />

〈Sc[rip]tio〉 Hamburgi d. 19. Martii <strong>1703</strong>.<br />

A Monsieur Monsieur Leibnitz, Conseiller de Son Altesse Electorale de Brunsvic<br />

etc. à Hannover.<br />

10 186. CHRISTOPHE BROSSEAU AN LEIBNIZ<br />

Paris, 19. März <strong>1703</strong>. [180. 232.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 119 Bl. 372. 1/2 Bl. 8 o (abgerissen). 1 S.<br />

ce 19. mars <strong>1703</strong>.<br />

Je glisse Monsieur, ce petit billet dans le pacquet du R d P. Le Gobien où vous<br />

15 trouverez de quoy contenter vostre curiosité, pour vous prier encore de faire donner<br />

incessament les ordres necessaires pour le payement des mille livres deües au S r Drever<br />

qui travaille sans relâche à finir la graveure du Portrait de feu S. A. E le Du reste, Monsieur,<br />

je suis 〈...〉<br />

Brosseau.<br />

2 amanuensem: Gemeint ist vermutlich J. G. Eckhart, mit dem Lehmann bereits korrespondiert<br />

hatte (Brief vom 12. November 1700, Göttingen Universitätsbibl. Ms phil. 135 Bl. 255–256).<br />

Zu N. 186: K war wie J. Bouvets Sendung vom 4. November 1701 (I, 20 N. 318 u. N. 319) Beilage<br />

zu N. 174. Das ” pacquet‘‘ enthielt wohl die L e t t r e s édifiantes (vgl. SV. sowie Brosseaus Brief vom<br />

18. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21). <strong>Leibniz</strong> beantwortete K zusammen mit N. 123 u. N. 180 durch den nicht<br />

gefundenen Brief vom 7. April, auf den N. 232 antwortet. 16 Drever: P. Drevet.


N. 187 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 297<br />

187. LEIBNIZ AN JOHANN FABRICIUS<br />

Berlin, 20. März <strong>1703</strong>. [222.]<br />

Überlieferung: L Abfertigung: Kopenhagen Kongelige Bibliotek Thott 4 o 1230 N. 66.<br />

1 Bog. 8 o . 3 S. Mit Korrekturen und Ergänzungen. Mit Unterstreichungen von Fabricius’<br />

Hand. Am Kopf des Stückes Bemerkung von Fabricius’ Hand: ” Praes. 1. Apr. <strong>1703</strong>. Rp. 5<br />

17.‘‘. Auf der freien letzten Seite des Bogens Bemerkung von Fabricius’ Hand: ” Formula<br />

Confess. de S. Coena. In C. Q. D. A. (qui vocatur Der Edle v. Ehren veste) Rationem<br />

ineundae concordiae p. 12 atque ut talis concipiatur, consulit p. 28‘‘. Bibl.verm. — Gedr.:<br />

1. (ohne Anrede) Kortholt, Epistolae, [1], 1734, S. 82–83; danach 2. Dutens, Opera, 5,<br />

1768, S. 260–261. 10<br />

Maxime Reverende et Ampl me Vir<br />

Morbo impeditus 1 in Reginae comitatu ut constitueram Hanoveram redire non potui:<br />

nec dum plane ad officium rediit corpus, etsi redierint appetitus, somnus, vires, quare<br />

differo iter donec spirent aurae mitiores, quarum mox appetet tempus.<br />

Ex Dn. Jablonskio nostro intellexi, moliri Te opus quo controversiae cum Pontificiis 15<br />

et Reformatis moderate exponentur. An non praestaret praemitti Reformatos 2 , sejungi<br />

pontificios atque opere peculiari tractari? Sed Tuum de tuis judicium valere debet.<br />

Res Irenica 3 quantum apparet ubique haeret, dum aliae curae alia studia agitant<br />

aulas, utinam semper qualia postulat publica salus! Si quid tamen Tibi cogitatum intellec-<br />

1 〈von F a b r i c i u s ’ Hand unterstrichen:〉 Morbo impeditus<br />

2 〈unterstrichen:〉 praemitti Reformatos<br />

3 〈unterstrichen:〉 Res Irenica<br />

Zu N. 187: L, als Beischluss zu N. 188 versandt, folgt auf <strong>Leibniz</strong>’ Brief an Fabricius vom 14.<br />

Oktober 1702 (I, 21) und wird beantwortet durch N. 222. 7 f. Rationem . . . concordiae: vgl. P. de<br />

Loyseleur (SV.). 12 Morbo impeditus: Seit Ende 1702 litt <strong>Leibniz</strong> wiederholt an Beinbeschwerden,<br />

vgl. z. B. N. 30 u. N. 200. 12 comitatu: Königin Sophie Charlotte war am 20. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> nach<br />

Hannover gereist. 15 Jablonskio: D. E. Jablonski. 15 opus: Gemeint sein wird die von J. Fabricius<br />

u. d. Tit. Consideratio variarum controversiarum 1704 veröffentlichte Sammlung (vgl. SV.) . 18 Res<br />

Irenica: die von Berlin aus betriebenen Bestrebungen nach einer innerprotestantischen Union. 18 aliae<br />

. . . studia: vermutlich Anspielung auf den Nordischen Krieg und den Spanischen Erbfolgekrieg.


298 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 187<br />

tum 4 , semper mihi gratum erit. De Munere Consiliarii 5 Ecclesiastici gratulor. Ita et locum<br />

Tuum et merita decebat.<br />

Quis quaeso Fischero 6 Rigae successit. Hic nuper Berolini egit, et forte adhuc adest.<br />

Mullerum in praepositura praedecessorem pepulit parum secunda fama, ambiguisque<br />

5 hominum judiciis.<br />

Sterkius 7 Lausannensis Theologus, qui cum Sculteto diu disceptavit per literas, nunc<br />

Berolini degit, et credo alicubi officio admovebitur. Sed mihi et scripta ejus legenti, et de<br />

iis cum ipso conferenti visus est non satis irenicus. Quod superest vale et fave. Dabam<br />

Berolini 20 Martii <strong>1703</strong><br />

10 Deditissimus Godefridus Guilielmus Leibnitius<br />

P. S. Literas ad me per postam dirigi Hanoveram praestat.<br />

4 〈unterstrichen:〉 Si quid tamen Tibi cogitatum intellectum<br />

5 〈unterstrichen:〉 Munere Consiliarii<br />

6 〈unterstrichen:〉 Fischero<br />

7 〈unterstrichen:〉 Sterkius<br />

1 Munere: Fabricius’ Ernennung zum herzoglich-braunschweigischen Konsistorialrat <strong>1703</strong>.<br />

3 successit: Johann Fischer war bis 1699 General-Superintendent in Livland und Titularbischof von<br />

Riga gewesen. Im Brief vom 27. April 1702 (I, 21) hatte Fabricius eine mögliche Bewerbung um den<br />

Posten des Superintendenten angedeutet. Zum Hintergrund von <strong>Leibniz</strong>’ Frage vgl. seine Korrespondenz<br />

mit Ph. Müller in unserem Bd. 3 egit: Seit 1700 wirkte Fischer im brandenburgisch-preußischen<br />

Dienst in Halle und Magdeburg. 4 Mullerum: Ph. Müller; zu seiner Auseinandersetzung mit Fischer<br />

um die Propstei von Unser Lieben Frauen in Magdeburg vgl. dessen Briefe vom 27. Mai u. 31. Juli<br />

1702 (I, 21) sowie von <strong>Januar</strong>/Februar <strong>1703</strong> in unserem Band. 6 diu: Zu den Erörterungen der<br />

innerprotestantischen Kontroverspunkte von Schweizer Calvinisten, darunter dem Lausanner J. Sterky,<br />

mit dem Hamburger Lutheraner D. S. Scultetus von 1699 im Hinblick auf Unionsgespräche vgl. I, 17<br />

Einleitung S. XXXIX f. sowie v. a. N. 366. 7 officio: seit <strong>1703</strong> als Erster Pastor an der Parochialkirche<br />

in Berlin.


N. 188 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 299<br />

188. LEIBNIZ AN JOHANN ANDREAS SCHMIDT<br />

Berlin, 20. März <strong>1703</strong>. [125. 227.]<br />

Überlieferung:<br />

L Abfertigung: Uppsala Universitetsbiblioteket Waller Ms de-03295. 1 Bog. 8 o . 3 S. <strong>Bibliothek</strong>sverm.<br />

(Unsere Druckvorlage.) 5<br />

A (Teil-)Abschrift: nach L (entspricht S. 299 Z. 10 – S. 300 Z. 2, S. 300 Z. 5 f.): Halle Univ.und<br />

Landesbibl. Hschr. YG 23 8 o D. Bl. 8. 4 o . 3/4 S. von einer Hand des 18. Jhs, aus der<br />

Sammlung von Joh. Fr. Pfaff.<br />

Maxime Reverende et Ampl me Vir<br />

Morbo impeditus in Reginae Comitatu, ut constitueram, Hanoveram redire non 10<br />

potui; nec dum plane ad officium rediit corpus, etsi redierint appetitus, somnus, vires;<br />

quare differo iter donec spirent aurae mitiores, quarum mox appetet tempus.<br />

Difficillimis istis temporibus res Societatis Scientiarum lente procedunt, structura<br />

tamen observatorii hac aestate ut spero absolvetur.<br />

Blanchinus Congregationis pro Calendario emendando a Pontifice Romano nuper 15<br />

institutae secretarius ad me amplas dedit literas super hoc argumento, nam olim mihi<br />

cum eo notitia Romae intercessit. Sane si consilia cum nostris communicant, ea res utilis<br />

erit ad harmoniam quae voluntaria et deliberata habeatur.<br />

Zu N. 188: L hatte die S. 300 Z. 2 und S. 300 Z. 3 erwähnten Briefe als Beilage und wird beantwortet<br />

durch N. 227. 10 Morbo: <strong>Leibniz</strong> litt seit Ende 1702 an rezidivierend auftretenden Beinbeschwerden.<br />

10 in Reginae Comitatu: zum Plan der Abreise am 20. <strong>Januar</strong> vgl. N. 106 u. N. 116; zur Verschiebung vgl.<br />

N. 109. 14 absolvetur: Zu den Plänen für das Observatorium, dessen Rohbau erst 1704 fertig war (vgl.<br />

Brather, Akademie, 1993, S. 386), vgl. N. 326. 15 Congregationis: die im <strong>Dezember</strong> 1701 eingesetzte<br />

päpstliche Kongregation zur Verbesserung des Gregorianischen Kalenders; vgl. I, 20 N. 400 Erl.<br />

15 Pontifice: Clemens XI. 16 literas: vermutlich F. Bianchinis Brief vom 23. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> (LBr. 63<br />

Bl. 1–10; gedr.: Feder, Comm. epistol., 1805, S. 310–334; Druck in Reihe III). 17 notitia . . . intercessit:<br />

<strong>Leibniz</strong> hatte Bianchini während seines Romaufenthaltes 1689 kennengelernt; mit III, 4 N. 244 beginnt<br />

die überlieferte Korrespondenz. 17 nostris: Gemeint sind wohl die an der Kalenderverbesserung<br />

arbeitenden protestantischen Mathematiker.


300 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 189<br />

Diu nihil intellexi a Dn. Prof. Wagnerio, quae res me nonnihil perturbat, quoniam<br />

machinae meae in manibus artificis versantis curam gerit. Rogo ergo ut adjectas literas<br />

ei dari cures, et ad certiorem me reddendum horteris. Alteras etiam D no Abbati Fabritio<br />

mitti peto.<br />

5 Quae moliare mihi discere gratum erit, sive in Historia Ecclesiastica aut omni re<br />

sacra, sive in Mathesi. Quod superest vale et fave. Dabam Berolini 20 Martii <strong>1703</strong>.<br />

Deditissimus G. G. Leibnitius.<br />

P. S. Responsum ad me (si quid jubes) recta per postam Hanoveram mitti poterit.<br />

189. BARTOLOMEO ORTENSIO MAURO AN LEIBNIZ<br />

10 [Hannover, März <strong>1703</strong>]. [175. 196.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 619 Bl. 110. 4 o . 1 S. quer beschrieben. Eigh. Aufschrift.<br />

Siegelrest. Geringfügiger Textverlust durch Siegelausriss.<br />

On dit qu’on fe[ra] bientost les nopces de M e la Duchesse avec le margrave de Baireithe:<br />

Dieu les comble de ses benedictions. Quand vous en aurez l’occasion ne m’oubliez<br />

15 pas prez des Dames et Cav[alie]rs de Lutzelbourgh et Berlin, vous connoissez mes amis,<br />

sur tout le Mecene de Rouleben.<br />

A Monsieur Monsieur de Leibnitz. à Berlin.<br />

1 nihil intellexi: R. Chr. Wagner, dessen letzter vorangehender Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 13. September<br />

1702 datiert (LBr. 973 Bl. 150–151; Druck in Reihe III), entschuldigt sich in seinem nächsten überlieferten<br />

Brief vom 6. April <strong>1703</strong> (LBr. 973 Bl. 153–154; Druck in Reihe III) für sein langes Stillschweigen.<br />

2 machinae: die Rechenmaschine, an der seit März 1700 in Helmstedt unter Wagners Aufsicht gearbeitet<br />

wurde. 2 artificis: J. L. Warnecke in gelegentlicher Zusammenarbeit mit seinem Bruder Georg; vgl.<br />

Scheel, Helmstedt als Werkstatt, 2001, v. a. S. 109 f. 2 adjectas literas: nicht gefunden. 3 Alteras:<br />

N. 187. 5 Historia Ecclesiastica: vielleicht Anspielung auf Schmidts Plan einer Neubearbeitung der<br />

Magdeburger Centuriatoren (vgl. Schmidts Korrespondenz mit <strong>Leibniz</strong> vom Februar/März 1700, beginnend<br />

mit I, 18 N. 237).<br />

Zu N. 189: Einen Anhaltspunkt für die zeitliche Einordnung von K bietet die Erwähnung der<br />

bevorstehenden Hochzeit der Halbschwester König Friedrichs I., Herzoginwitwe Elisabeth Sophie von<br />

Kurland mit Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth (30. März). 16 Mecene: Gemeint<br />

ist vermutlich F. B. von Dobrzensky, seit 1700 Besitzer des Vorwerks Ruhleben.


N. 191 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 301<br />

190. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

[Hannover, 23. März <strong>1703</strong>]. [183. 194.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 343. 4 o . 1 S. Bibl.verm.<br />

Vous troverés ci-jointe la lettre d’echange, touchant l’argent que [je] vous ay deu<br />

pour l’avoine depuis le 15 Avril 1 7 0 2 jusqu’au 30 Mars 1 7 0 3. La somme importe 87. 5<br />

27. gr. mais le Sieur Liettffman a voulu avoir un’ecus et demy pour l’echange: Comme<br />

mon hote M r Beaumgarde est tombé malade, il m’a fallu perdre beaucoup de tems pour<br />

vous depecher ce matin la dite lettre, c’est pourquoy vous vous contenterés, que je vous<br />

dise seulement que hier au matin Madame l’Electrice partit pour Cell, et Monsigneur<br />

l’Electeur la suivra aujordhui apres diné. 10<br />

Monsieur Je suis 〈...〉<br />

Je vous recommande mon interets, et je vous remercie des vos Soins.<br />

191. LEIBNIZ AN KÖNIGIN SOPHIE CHARLOTTE<br />

Berlin, 25. März <strong>1703</strong>. [167. 192.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. F 27 Bl. 100. 4 o . 2 S. Mit vielen Korrekturen. Bibl.verm. 15<br />

— Gedr.: 1. Klopp, Werke 10, 1877, S. 202–203; danach 2. (teilw.): Ebert, Ariosti, 1905,<br />

S. 88 (= S. 301 Z. 19 – S. 302 Z. 14).<br />

A la Reine<br />

Madame Berlin 25 Mars <strong>1703</strong><br />

La derniere lettre que j’ay eu l’honneur de recevoir de Mad. l’Electrice, parle de 20<br />

M. Attilio que le Cardinal de Medicis redemande pour son ordre dont il est protecteur.<br />

Zu N. 190: K , der Begleitbrief zu dem S. 301 Z. 4 genannten Wechselbrief, datiert vermutlich vom<br />

23. März <strong>1703</strong>. Dies folgt aus der Erwähnung der Abreise der Kurfürstin Sophie nach Celle, die wohl am<br />

22. März nach Celle gereist war. 4 lettre d’echange: auch erwähnt in N. 194 u. N. 201. 5 l’avoine:<br />

vgl. N. 183. 6 Liettffman: Lefman Berens. 7 hote: namens Baumgart. 12 interets: am Berliner<br />

Hof; vgl. z. B. N. 133.<br />

Zu N. 191: Die Abfertigung (nicht gefunden) wird umgehend beantwortet durch N. 192. 20 lettre:<br />

N. 29. 21 Attilio: der Komponist A. Ariosti, Mitglied des Servitenordens, seit 1697 in Berlin.


302 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 191<br />

S. A. E. semble conseiller qu’on le renvoye disant que Monsgr. l’Electeur est du meme<br />

sentiment et elle voudroit meme que je me mêlasse de donner ladessus mes petits avis à<br />

V. M., dont on n’a point besoin. Je conçois bien que V. M. auroit de la peine à se priver<br />

tout d’un coup d’un homme necessaire sans avoir de quoy remplir sa place, tant soit peu.<br />

5 D’ailleurs je ne say si le Cardinal de Medicis qui s’est jetté entierement dans le parti de la<br />

France, et agit peut estre dans cet esprit[,] merite un menagement excessif. De sorte que<br />

j’ay dessein d’ecrire à Mad. l’Electrice, que je n’ose pas aller si viste quand il s’agit de<br />

donner avis, et que plus tost l’Abbé Stefani suivant la consideration qu’on doit à V. M.<br />

devroit écrire à Florence que voyant le besoin de V. M. dont la Musique fait un des plus<br />

10 grands plaisirs, il ne trouve point convenable de faire la proposition dont on l’a chargée,<br />

avant que d’avoir trouvé quelque homme propre à estre substitué à Mr. Attilio. Il seroit<br />

peut estre bon qu’en cas que M. l’Abbé Stefani ne fut plus à Hanover on chargeât Mons.<br />

l’Abbé Mauro de luy en ecrire sur ce pied là comme de son chef. Je suivray ce plan si<br />

V. M. n’en ordonne autrement.<br />

15 M lle de Schulenbourg, au lieu de m’envoyer je ne say quoy qu’elle devoit faire copier<br />

pour moy, m’envoye le morceau de la lettre de son frere qui l’en prie. Ce brave officier qui<br />

a tant de merite a le malheur de se trouver enveloppé dans deux grandes defaites en moins<br />

d’un an. Il a perdu beaucoup dans la premiere, et j’ay peur qu’il [n’]aura perdu aussi<br />

dans la seconde où les imperiaux ont laissé canon et bagage. Je me souviens qu’il m’a dit<br />

20 un jour qu’il souhaiteroit d’estre de l’ordre de S. Jean et esperoit que l’intercession de<br />

V. M. y feroit beaucoup. C’est pourquoy je ne say si j’oserois supplier V. M. d’en parler<br />

à Mg r le Margrave Albert.<br />

14 f. autrement (1 ) ; et je suis avec devotion (2 ) Absatz Mlle de L<br />

5 Cardinal: Fr. M. de’ Medici. 8 Stefani: A. Steffani, der nach langer diplomatischer und<br />

musikalischer Tätigkeit für den Hof von Hannover an den kurfürstlichen Hof in Düseldorf wechselte,<br />

welchen verwandtschaftliche Beziehungen mit Kardinal Medici verbanden. 13 suivray: mit N. 30 und<br />

N. 196. 15 Mlle : E. M. von der Schulenburg. 16 morceau . . . lettre: wohl N. 162. 17 deux . . .<br />

defaites: im Rahmen des Nordischen Krieges in der Schlacht bei Kliszów am 19. Juli 1702 (vgl. etwa<br />

Schulenburgs Bericht von Ende Juli 1702 in I, 21) sowie in den Auseinandersetzungen des Spanischen<br />

Erbfolgekrieges im Gefecht bei Passau am 11. März <strong>1703</strong> (vgl. LBr. 840 Bl. 28–39: <strong>Leibniz</strong>’ eigh. Auszug<br />

” Aus des General Lieutenant Schulenburg relation von Beyerbach den 15 Martii <strong>1703</strong>‘‘ aus M. J. von<br />

der Schulenburgs Bericht an den Kaiser über das Gefecht). 19 f. m’a dit . . . esperoit: zu <strong>Leibniz</strong>’<br />

Einbeziehung in Schulenburgs Bemühungen um Aufnahme in den Johanniterorden vgl. auch dessen Brief<br />

von Mitte <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) sowie die Korrespondenz in diesem Bande.


N. 192 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 303<br />

J’espere que les mechantes nouvelles du costé de Baviere n’auront point changé le<br />

dessein de Mg r le Margrave de Bayreut de haster ses nôces. Cependant il est à craindre<br />

que les Bavarois maintenant superieurs ne tombent sur le General Stirum et même sur le<br />

Cercle de Franconie. Si S. A. S. pouvoit amener du secours d’icy avec Mad. son Epouse<br />

il pourroit redresser les choses[,] mais je ne say si on est dans ces dispositions comme il 5<br />

seroit bien à souhaiter. Je suis avec devotion etc.<br />

192. KÖNIGIN SOPHIE CHARLOTTE AN LEIBNIZ<br />

[Berlin, 25. März <strong>1703</strong>]. [191. 195.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. F 27 Bl. 101–103. 1 Bog. 1 Bl. 4 o . 5 S. Bibl.verm. —<br />

Gedr.: Klopp, Werke 10, 1877, S. 203–205; danach: Ebert, Ariosti, 1905, S. 88 f. 10<br />

Come je va demain à Lutzbourg Monsieur et que ausy bien vostre maladie m’enpeche<br />

de vous parler[,] je vous prierés de faire une response à Mad. L’electrice qu’elle peut<br />

montrer à l’abé Stefani qui le fasse taire au sujet d’Atilio. le noeud de l’afaire e[s]t que je<br />

voudrés le garder car j’en ay besoin et je vous laise à en doner de bones raisons où il n’y<br />

a rien à repliquer[.] je vous dirés donc sur quelles conditions il e[s]t venu auprès de moy[.] 15<br />

c’e[s]t le duc de Mantoue qui me l’a envoyé et de qui il etoit domestique et qui en etoit<br />

protecteur et non le cardinal de Medecis[.] il e[s]t vray que en passant à Wiene le nonce<br />

du Pape fit du bruit qu’il aloit en pais heretique et qu’il remua des machines sy bien que<br />

2 Margrave: Albrecht von Brandenburg, Herrenmeister der Ballei Brandenburg des Johanniterordens;<br />

daß Sophie Charlotte sich für Schulenburg einsetzte, ergibt sich aus N. 237 und N. 244.<br />

2 nôces: Die Heirat von Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth und Herzoginwitwe Elisabeth<br />

Sophie von Kurland fand am 30. März in Potsdam statt. 3 Stirum: Generalfeldmarschall H. O.<br />

Graf von Limburg-Styrum.<br />

Zu N. 192: K , vermutlich von A. Ariosti überbracht (S. 304 Z. 12 f.), antwortet umgehend auf<br />

N. 191 und wird beantwortet durch N. 195. Neben dem S. 304 Z. 7 erwähnten Brief A. Steffanis waren<br />

auch Schreiben von Kurfürstin Sophie und des Pfalz-Neuburger Leibarztes Frosini (vgl. S. 304 Z. 6)<br />

Beilagen zu unserem Stück, wie sich aus deren Rücksendung mit N. 195 ergibt. 11 maladie: <strong>Leibniz</strong><br />

war wegen Beinbeschwerden wohl schon vor der Monatsmitte fest an das Haus gebunden; vgl. N. 200.<br />

13 Atilio: zu dem Konflikt um A. Ariosti, Mitglied des Servitenordens in Bologna und Musiker, vgl.<br />

Ebert, Ariosti, 1905. 16 envoyé: Ariosti stand seit Beginn der 1690er Jahre mit Genehmigung seines<br />

Ordens im Dienst Herzog Karls IV. und wurde einige Jahre später von diesem an den Berliner Hof<br />

gesandt. 17 non . . . Medecis: Kardinal Fr. M. de’ Medici war Protektor des Servitenordens.<br />

17 nonce: A. Santa Croce.


304 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 193<br />

le general de l’ordre le rapella une anée après qu’il eut esté icy[.] justement dans ce tems<br />

le P. Gaston y estoit qui je priés d’employer le cardinal d’avoir permision du general<br />

qu’il me le laissa[.] j’en fis ecrire ausy au cardinal Otoboni et j’eus de sa part une lestre<br />

que le general permetoit à Atilio que tant que j’en aurés besoin je le pourés garder[.]<br />

5 depuis je n’ay point eu des novelles de tout le bruit que l’on fait apresant que à Hanover<br />

où l’abé Mauro me montra une lestre du medecin de l’electrice Palatine ladesus[.] l’abé<br />

Stefani m’a ecrit celle que je vous envoye et come je ne luy ay pas respondu asés tost<br />

à sa teste il a parlé à Mad. L’electrice et je vois à toute cette afaire qu’il ce veut faire<br />

valoir à Duseldorf et je ne vois pas que pour luy faire plaisir je dois me defaire de cette<br />

10 maniere d’Atilio du service duquel je suis contente[.] sy le general le rapeloit je n’aurés<br />

rien à dire et que je vise une lestre encore du cardinal[.] mais sur ce que le medecin de<br />

l’electrice ecrit et sur ce que l’abé dit[,] cela ne merite pas tant de reflection[.] je vous<br />

envoy le personage en question Monsieur qui[,] soit dit entre nous[,] meurt de peur de<br />

retourner dans son couvent et cela me fait pitié. ainsy avec vostre esprit je vous prie sur<br />

15 cette information de former une lestre qui fasse que je n’aye plus 〈rompué〉 les oreilles de<br />

cette afaires de quelques anées du moins[.] vous vous moquerés de ma long[u]e lestre[.]<br />

mon mal de costé m’a rendue sedentaire. j’espere que celuy de vostre jambe g[u]erira<br />

aussy tost 〈...〉<br />

193. HENRIETTE CHARLOTTE VON PÖLLNITZ AN LEIBNIZ<br />

20 [Berlin, Ende März <strong>1703</strong>]. [184. 198.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 735 Bl. 21–22. 1 Bog. 8 o . 1 S. auf Bl. 21 r o . Mit geringfügigen<br />

Korrekturen. Bibl.verm. Auf Bl. 21 v o und 22 r o L von N. 198.<br />

1 general: K. Lodigeri, Bischof von Orvieto. 2 Gaston: der toskanische Prinz Giovanni Gastone,<br />

ein Neffe des Kardinals. 3 Otoboni: Pietro Ottoboni war auch Vizeprotektor des Servitenordens;<br />

die erwähnten Schreiben wurden nicht ermittelt. 6 montra: wohl bei Sophie Charlottes Besuch in<br />

Hannover während des Karnevals. 6 medecin . . . Palatine: Frosini, Leibarzt der Kurfürstin Anna<br />

Maria Ludovika von Pfalz-Neuburg, einer Nichte des Kardinals de’ Medici. 7 envoye: nicht ermittelt.<br />

9 Duseldorf: vgl. N. 191.<br />

Zu N. 193: Terminus ante quem für die Entstehung von K mit den S. 305 Z. 1 genannten Beilagen<br />

ist <strong>Leibniz</strong>’ Erwähnung der Äußerung S. 305 Z. 3–5 in N. 30 vom 28. März S. 43 Z. 1. Die informelle<br />

Mitteilungsform von K und der Antwort N. 198 lässt auf räumliche Nähe schließen; daher vermuten<br />

wir, dass K noch vor der für den 26. März geplanten Übersiedlung Königin Sophie Charlottes nach<br />

Lietzenburg (vgl. N. 192) entstand.


N. 194 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 305<br />

Voycy Monsieur trois lettres et deux gazettes que je vous envois. elles vous appranderont<br />

plus de Nouvelles que je ne puis vous en dire, je vous pris d’alleurs de marquer par<br />

un mot de reponse que je puis montrer à S. M. que vous avez reçu la lettre de S. A. E.<br />

Mad e l’El. que je portois d’Hanovre. S. A. E. mande tous les postes qu’elle croit que je<br />

ne vous l’ay pas rendu[.] ce soupcon ne me fait pas plaisir comme vous pouvez croire. 5<br />

194. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

[Hannover, Ende März <strong>1703</strong>]. [190. 201.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 333–334. Bl. 324. 1 Bog. 1 Bl. 4 o . 5 S. Mit<br />

geringfügigen Korrekturen. Eigh. Aufschrift. Siegel. Bibl.verm.<br />

Comme Madame l’Electrice est encore à Cell, je n’ay receu la votre, que ce matin, 10<br />

avec celle du Pere Vota, que j’envoyerai mardi prochain à son adresse.<br />

J’entends ce qui est arrivé touchant le Pere Dominicain, et je ne manquerai pas d’en<br />

faire un recit comm’il faut à mon Correspondant à Rome.<br />

M r le Ch r Fountaine, qui est encore à Cell avec Mylord Ustock, receut la votre,<br />

comme je me suis aussi acquité avec toute l’exactitude des vos Commissions. 15<br />

Comme vous recevés les Lettres par le moyen de la Reyne, et que les lettres apres<br />

qu’elles sont arrivées à Berlin, il faut qu’elles allent à Lutzembourg, et apres retourner<br />

encore un[e] fois à Berlin ce qui ne se pût pas faire sans perdre beaucoup de tems, j’envoye<br />

les Lettres pour M r Eccard, selon l’adresse qu’il m’a donné, à M r le Secretaire du Resident<br />

de Pologne, à qui vous le pourrés faire savoir. 20<br />

1 trois . . . gazettes: nicht ermittelt. 3 S. M.: Königin Sophie Charlotte. 3 f. lettre . . . l’El.:<br />

wohl N. 15. 4 mande: vgl. auch N. 22 und N. 26.<br />

Zu N. 194: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief und kreuzte sich vermutlich mit<br />

den zwei nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>briefen, die in N. 201 erwähnt sind. Die Datierung auf die letzten<br />

Märztage ergibt sich aus den Aussagen über die Abschiedsaudienz des englischen Sondergesandten, das<br />

Nomis-Duell, das ” huicts jours apres‘‘ stattgefunden hatte (vgl. S. 306 Z. 17) und den noch andauernden<br />

Celle-Aufenthalt der Kurfürstin Sophie. 10 encore: Kurfürstin Sophie war am 21. oder 22. März nach<br />

Celle gefahren (vgl. N. 29) und hielt sich bis Anfang April dort auf (vgl. N. 31 sowie N. 205).<br />

11 celle: Dieser Brief M. Votas wurde nicht gefunden; der Empfänger ist nicht identifiziert. 12 Pere<br />

Dominicain: Gemeint ist vermutlich A. Levesius. 13 Correspondant: nicht ermittelt; im Rahmen<br />

von Guidis politischer Nachrichtenbörse. 14 Mylord Ustock: H. Bentinck viscount Woodstock, der<br />

sich mit A. Fountaine seit Anfang März (vgl. N. 168) in Celle aufhielt. 14 la votre: nicht gefunden;<br />

vermutlich die Antwort auf N. 179. 16 Reyne: Sophie Charlotte. 19 Lettres . . . Eccard: vgl. N. 183.<br />

19 Secretaire: nicht ermittelt; vgl. auch N. 183. 19 Resident: H. S. Wolthers.


306 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 194<br />

M r de Querini n’a pas encore reglé ou fixé son voyage, mais il sera vers Pacque.<br />

J’espere que vous aurés receu la lettre d’echange touchant l’argent pour l’avoine.<br />

Il faut etre Juif pour vouloir un’ecus et demy pour une si petite somme. Mon hote est<br />

encore au litt, c’est pourquoy je ne vous ay pas envoyé le detail de tous les 〈—〉, mais<br />

5 vous le troverés juste.<br />

Quequn dit que Monsigneur l’Electeur reviendrà icy demain.<br />

Vous ne me parlés rien dans vostre derniere de mon affaire, je me tiens neantmoins<br />

en repos, sachant que vous y songés.<br />

Il est arrivé icy un rencontre fort facheux, M r de Campen Gentilhomme de la Cour<br />

10 a attacqué M r Nomi mal à propos. Il a attendu à la porte de sa Maison, lui a dit des<br />

mechantes paroles, et maltraité etc. ce qu’obligea le dit M r Nomi de se defendre avec<br />

l’Epée, et il fut blessé au cou dangereusement, et si le sang ne se seroit arreté, il en seroit<br />

mort, mais M r LaRose asseure qu’il en echappera, et sera obligé de se battre encore<br />

une foys, car l’affront le merite bien. Comme le blessé est premier Gentilhomme de la<br />

15 Cour, le jour que Mylord Winchelsey prit congé, remplit la place d’un gentilhomme de<br />

la Chambre, qui manquoit, ce que l’autre n’ayant sceu souffrir, a conservé l’haine, et l’a<br />

fait eclater huicts jours apres, ayant apparement preté l’oreil à queque mechant esprit.<br />

Il n’y a personne, qui ne condamne cette action.<br />

Les Francois ont repassé le Rhin, pour mettre un peu en etat le debris de l’Armée,<br />

20 qui avoit assiegé et pris le fort de Kehl.<br />

Le detachement Hollandois estoit arrivé à Landau, et à Croysenbourg et comme<br />

il se serà joint au Prince de Baden, ainsi on espere, que ce Prince pourrà empecher la<br />

conjonction pretendue.<br />

1 voyage: nach Berlin. 2 lettre d’echange: vgl. N. 190 u. N. 183; dort mit der Auskunft, Lefman<br />

Berens habe sich nicht bereit erklärt, einen Wechselbrief für <strong>Leibniz</strong> auszustellen. 3 hote: namens<br />

Baumgart. 6 reviendrà: aus Celle. 7 mon affaire: Guidis ungeklärte Druckkostenrechnung; vgl.<br />

z. B. N. 133. 9 rencontre: zum Duell zwischen B. A. C. de Nomis und dem Hofkavalier von Campe<br />

vgl. auch N. 201 u. N. 205. 13 LaRose: der Hofchirurg S. Lorrain gen. Larose. 15 Mylord . . .<br />

congé: Die Abschiedsaudienz von Ch. Finch earl of Winchilsea am hannoverschen Hofe hatte am 18.<br />

März stattgefunden; vgl. N. 183. 19 mettre . . . etat: zum schlechten Zustand der französischen Truppen<br />

am Oberrhein vgl. Danzer, Feldzug <strong>1703</strong> , 1878, S. 299 f. 20 fort de Kehl: vgl. N. 183.<br />

21 detachement: zur Unterstützung der Kreistruppen bei der Abwehr der über den Rhein vorgerückten<br />

französischen Truppen. 21 Landau: die im September 1702 aus französischer Hand eroberte<br />

Festung Landau (Pfalz). 21 Croysenbourg: nicht ermittelt. 22 Prince de Baden: Markgraf Ludwig<br />

<strong>Wilhelm</strong> von Baden-Baden, Oberbefehlshaber der Truppen der Großen Allianz am Oberrhein.<br />

23 conjonction pretendue: vermutlich die Vereinigung von französischen und bayrischen Truppen, die<br />

im Mai stattfand.


N. 194 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 307<br />

Le General Styrum s’est saisi de Neymark, la place n’est pas forte, mais il y avoit<br />

700 hommes, à cause qu’il y avoit la plus grande partie des munitions des Bavarois, qui<br />

les ont toutes perdues.<br />

Le Landgrave de Cassel avec le Prince son fils se sont approchés avec un bon nerf<br />

des Trouppes, à Trarbak, avec dessein de l’emporter en toute maniere. 5<br />

Le Duc de Marboroug est arrivé en Hollande avec une grande quantité des Vaissaux<br />

chargés d’hommes et des Chevaux, que la Reine envoye de sa quotepart des m<br />

X hommes,<br />

qu’elle doit donner. le Parlement a eté prorogé jusqu’au 22 Avril. Le Duc de Marlboroug<br />

a dit à la Reine qu’il fait cette Campagne encore pour l’obeir.<br />

Il y a un grand movement parmy le Trouppes des Etats Generaux tant pour changer 10<br />

les garnisons que pour aller cantonner en divers lieux de la Gheldre, de la Flandre, et du<br />

Brabant, afin d’etre plus à portée de former les entreprises, qu’on jugerà apropos. Par<br />

provision on tacherà d’insulter les lignes, et d’etendre les Contributions.<br />

La revolte de Sevennes s’augmente de plus en plus, les mecontents ayant repoussé<br />

les Trouppes du Roy avec perte, et dans les villes voisines il y a bien des Mutins, qui 15<br />

n’attendent que le tems pour se declarer.<br />

On nous asseure, que les Bavarois ont perdu tant que les Imperiaux lors que l’Electeur<br />

de Baviere surprit les trois Regimens mentionnés.<br />

Je suis 〈...〉<br />

A Monsieur Monsieur de Leibnitz Conseiller privé de S. A. E. de Brunsvic. 20<br />

1 Neymark: Die Stadt Neumarkt bei Nürnberg war am 17. März von Markgraf Christian Ernst<br />

von Brandenburg-Bayreuth erobert worden; vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , März <strong>1703</strong>, S. 72.<br />

4 Prince: vermutlich Erbprinz Friedrich. 5 Trarbak: Während die Stadt Trarbach im <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong><br />

erobert worden war, blieb die nahe gelegene Festung Mont Royal bis 1704 französisch besetzt. 6 arrivé:<br />

J. Churchill duke of Marlborough kam in der zweiten Märzhälfte nach Holland; vgl. Danzer, a. a. O.,<br />

S. 624. 7 quotepart: Das englische Parlament hatte im Februar eine Aufstockung der Truppen am<br />

Niederrhein gebilligt; vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Febr. <strong>1703</strong>, S. 91 f. 14 revolte: Zur<br />

aktuellen Lage im sich über Monate hinziehenden Aufstand gegen die französische Krone in den Cevennen<br />

vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , März <strong>1703</strong>, S. 104 f. 17 perdu: Gemeint ist vermutlich das<br />

Aufeinandertreffen von bayrischen und kaiserlichen Truppen bei Schärding am 11. März.


308 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 195<br />

195. LEIBNIZ AN KÖNIGIN SOPHIE CHARLOTTE<br />

Berlin, 27. März <strong>1703</strong>. [192. 197.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. F 27 Bl. 104. Abgetrennt von einem zuvor verwendeten<br />

Bogen und beschnitten zu 4o . 3/4 S. auf Bl. 104 ro . Mit Korrekturen und Ergänzungen.<br />

5 Bibl.verm. — Gedr.: 1. Klopp, Werke 10, 1977, S. 205; danach: 2. Ebert, Ariosti, 1905,<br />

S. 92. — Auf Bl. 104 vo 16 durchstrichene Textzeilen vom Rest eines (vermutlich kurz zuvor<br />

entstandenen und vielleicht an I. Jaquelot gerichteten) Briefkonzepts mit Äußerungen zu<br />

” proprietés de la multitude des substances corporelles‘‘ (Druck in Reihe II).<br />

A la Reine<br />

10 Madame Berlin 27 Mars <strong>1703</strong><br />

Apres avoir bien deliberé ensemble M. Attilio a crû que je pouvois ecrire comme j’ay<br />

fait, et comme V. M. verra, car je prend la liberté de luy envoyer le cachet pour faire<br />

fermer la lettre pour Mad. l’Electrice, et que Mr. Attilio me rapportera[,] ce que j’ay<br />

mieux aimé que d’envoyer cette lettre sous cachet volant, car cela paroist, et il ne doit<br />

15 point paroistre que V. M. ait vû ce que j’ay écrit, afin que cela ne fasse aucun impegno<br />

à son égard[,] V. M. pouvant laisser tout en suspens encor. M. Attilio m’a lû aussi ce<br />

qu’il a projetté pour le Cardinal Ottoboni dont les bons offices en consideration de V. M.<br />

pourront servir à Rome et à Florence.<br />

Je renvoye à V. M. les lettres de Mad. l’Electrice[,] de l’Abbé Stefani et du docteur<br />

20 Frosini. Je souhaitte le beautemps à V. M. et à moy un estat propre à en profiter et je<br />

suis avec devotion.<br />

Zu N. 195: Die von A. Ariosti überbrachte Abfertigung (nicht gefunden) mit den Z. 12 f. und Z. 19 f.<br />

genannten Beilagen antwortet auf N. 192. 13 lettre . . . l’Electrice: N. 30 mit der Beilage N. 196, deren<br />

Inhalt für A. Steffani bestimmt war. 19 lettres: nicht ermittelt.


N. 196 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 309<br />

196. LEIBNIZ AN BARTOLOMEO ORTENSIO MAURO<br />

Berlin, 27. März <strong>1703</strong>. [189. 205.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. F 27 (Sophie Charlotte) Bl. 105–106. 1 Bog. 4 o . 3 1/4 S.,<br />

zunächst halbbrüchig beschrieben. Mit zahlreichen Korrekturen. Eigh.Anschrift. Bibl.verm.<br />

— Gedr.: Klopp, Werke, 10, 1877, S. 205–207. 5<br />

A Monsieur l’Abbé Hortense Mauro Hanover<br />

Monsieur Berlin 27 Mars <strong>1703</strong><br />

Comme nous sommes tous deux, Vous et Moy, des serviteurs zelés de la Reine je ne<br />

puis m’empecher de vous dire, que j’ay remarqué que Sa M té a esté fort surprise d’une<br />

lettre de M. l’Abbé Stefani au sujet de M. Attilio. Elle ne s’est point expliquée à moy 10<br />

sur ce qu’elle veut faire; mais pour vous dire la verité; quand je n’aurois pas esté même<br />

attaché comme luy au pere et Frere de la Reine je n’aurois point osé demander à une si<br />

grande princesse de se priver d’un homme necessaire sans luy en nommer d’autres prestes<br />

et propres à le remplacer. Ce preliminaire ce semble estoit tout à fait de la convenance.<br />

Si Mg r le Duc de Zell n’avoit qu’un seul bon chasseur, jugés comment on seroit receu, 15<br />

si on le [luy] vouloit oster. L’on sait que la Musique est un des principaux plaisirs de la<br />

12 attaché (1 ) à la maison de la Reine, je n’aurois pas osé (2 ) autresfois (3 ) comme luy au pere . . .<br />

point (a) voulu me charger de la commission de (b) osé L 14 Ce preliminaire (1 ) se devroit (2 ) estoit<br />

(a) tout ce semble de la convenance (b) tout à fait de la convenance | , sur tout dans une personne qvi<br />

le pourroit observer gestr. | erg. L<br />

Zu N. 196: Die nicht gefundene Abfertigung stellt <strong>Leibniz</strong>’ in N. 191 angekündigten Brief dar, mit<br />

dem die Abberufung von Sophie Charlottes Hofkomponisten (der laut N. 195 an der Abfassung beteiligt<br />

war) verhindert werden sollte. Unser Stück erreichte B. O. Mauro über Kurfürstin Sophie (als Beilage<br />

zu N. 30). Dass sein Inhalt den eigentlichen Adressaten A. Steffani erreichte, geht aus Mauros Antwort<br />

N. 205 hervor. 10 lettre: nicht ermittelt; erwähnt in N. 192. Einige Zeit später ließ A. Steffani das<br />

Anliegen erneut durch Kurfürstin Sophie in ihrem in N. 29 erwähnten Brief an Königin Sophie Charlotte<br />

vorbringen. 10 sujet: vgl. z. B. auch N. 29, N. 30 u. N. 226. 12 pere et Frere: die Kurfürsten Ernst<br />

August und Georg Ludwig von Hannover.


310 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 196<br />

Reine, et elle n’a que M. Attilio qui y ait de la science[,] et qui luy est utile là dedans en<br />

bien des façons.<br />

Si j’estois donc autant familier avec M. l’Abbé Stefani, que vous l’estes, Monsieur, je<br />

luy conseillerois de témoigner à ceux qui luy donnent de telles commissions, qu’il est trop<br />

5 devoué à la Reine et à Sa Maison pour vouloir luy deplaire en demandant brusquement<br />

un homme dont elle a tant besoin, sans avoir marqué preallablement par des soins qu’il<br />

faut pour luy en trouver quelque autre, combien on prend part à ce, qui est du service<br />

et de la satisfaction de Sa M té .<br />

Je dis tout cela uniquement de moy même dans la veue de rendre service à M. l’Abbé<br />

10 Stefani que j’honnore beaucoup et persuadé qu’il estime infiniment l’honneur des bonnes<br />

graces de la Reine, car estant sur le[s] lieux on peut mieux juger de certaines choses que<br />

le plus habile homme de loin.<br />

1 Reine, | et des plus journaliers gestr. | et L 1 f. science (1 ) . De plus la maniere de (a) demander<br />

est encor estrange (aa) Pour (bb) On (cc) C’est qv’on (dd) C’est qv’on le fait (ee) C’est qve<br />

(aaa) M. l’Abbé (bbb) qv’on le fait sans en rendre aucune raison. Cela (b) le | vouloir gestr. | rappeler<br />

est encor estrange, car on le fait sans en rendre aucune raison. Trouvés vous cela obligéant, Monsieur,<br />

envers une Reine? Il semble | meme erg. | qve (aa) luy (bb) M. l’Abbé Stefani au contraire veut qve la<br />

Reine luy rende raison, pourqvoy (aaa) il (bbb) Attilio ne doit point partir. Absatz (aaaa) J’ay bien<br />

oui parler (aaaaa) moy de certaines raisons, mais () pouuant () ne () il faud bricht ab () sans en<br />

import bricht ab () estant peut estre fondées sur des faux rapports (bbbbb) moy qv’on a fait rapporter,<br />

(bbbb) ne faudroit il pas mieux sans importuner la Reine, s’en eclaircir et chacun estant presumé<br />

(cccc) ne faudroit (dddd) ne (eeee) il (ffff ) on ne doit point ag bricht ab (gggg) Il ne faut rien bastir<br />

sur un fondement mal asseuré. La charité même ordonnant qv’on ne juge point temerairement. Ainsi<br />

(aaaaa) il faudroit plus (bbbbb) la presomtion estant pour l’innocence il faudroit travailler à appaiser<br />

ceux qvi (2 ) Absatz Vous me dirés | Monsieur erg. | qve le bruit a couru qve M. Attilio ne vit pas assez<br />

en religieux mais faut il donner 〈créance〉 à bricht ab (3 ) et qvi luy (a) soit (b) est . . . façons L<br />

3 autant (1 ) ami de (2 ) familier avec L 4 ceux qvi (1 ) veulent employer le ch bricht ab (2 ) luy L<br />

4 f. commissions, (1 ) qve pour agir comme il faut avec une grande princesse (2 ) qve avant qve d’en<br />

bricht ab (3 ) qv’avant qve (4 ) qv’on n’a pas ainsi avec une Grande (5 ) qv’il a trop de devotion pour<br />

(6 ) qv’il . . . pour L 5 f. brusqvement (1 ) qv’elle se prive (2 ) un homme L 9 uniqvement erg. L<br />

9 f. service (1 ) comme mons bricht ab (2 ) comme serviteur (3 ) à . . . beaucoup L 10 f. infiniment<br />

(1 ) l’honneur (2 ) l’avantage de se conserver les bonnes graces (3 ) l’honneur . . . graces L<br />

4 ceux: Gemeint ist hier wohl weniger Kardinal Francesco Maria de’ Medici selbst (vgl. N. 29) als<br />

das mit ihm verwandte Haus Pfalz-Neuburg, in dessen Dienst zu treten Steffani im Begriff war.


N. 197 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 311<br />

Et ce que je dis estant fondé en raison, je ne doute point, Monsieur, que vous ne<br />

trouviés moyen de luy faire gouter et de faire qu’il ne prenne point ma bonne volonté en<br />

mauvaise parti. Je vous en auray bien de l’obligation et je suis avec zele Monsieur vostre<br />

etc.<br />

197. LEIBNIZ AN KÖNIGIN SOPHIE CHARLOTTE 5<br />

Berlin, 28. März <strong>1703</strong>. [195. 216.]<br />

Überlieferung: L Konzept (ursprünglich zur Abfertigung vorgesehen): LBr. F 27 Bl. 108<br />

bis 109. 1 Bog. 8 o . 2 2/3 S. Mit zahlreichen Korrekturen und Ergänzungen. Bibl.verm. —<br />

Gedr.: 1. Klopp, Werke 10, 1877, S. 207–208; danach: 2. Ebert, Ariosti, 1905, S. 92–93.<br />

A la Reine 10<br />

Madame Berlin 28 Mars <strong>1703</strong><br />

Ayant consideré que la lettre de M. Attilio au Cardinal Ottoboni pourroit n’avoir<br />

pas assez de force j’ay crû, qu’on y auroit bien plus d’egard si M. de Dobrzenski vouloit<br />

encor prendre la peine, d’ecrire à ce Cardinal s’il le connoist assez pour cela, et encor<br />

à quelque ami familier avec le Cardinal; ou à cet ami seul pour faire representer à Son 15<br />

Eminence ou ailleurs s’il est necessaire, le besoin que V. M. a de Dom Attilio, qui dirige<br />

Sa Musique et y reussit à Son gré, et le peu de justice qu’il y auroit de le rappeller sans<br />

sujet, ou sur des bruits repandus à ce qu’on dit par ses ennemis sur les quels il n’a esté<br />

ny oui ny admonesté. Qu’il peut practiquer ses devoirs à Berlin aussi bien qu’au milieu<br />

de l’Italie; et qu’il seroit bien extraordinaire si pour une Reine dont tant de personnes 20<br />

17 et | s’entendant à composer la Musiqve comm bricht ab erg. u. gestr. | y reussit L 20 une<br />

(1 ) telle (2 ) si grande Princesse (3 ) Reine L<br />

Zu N. 197: Eine Abfertigung von L ist nicht gefunden. 12 lettre: vgl. N. 195. 13 Dobrzenski: der<br />

Oberhofmeister der Königin; ob das im Folgenden angeregte Schreiben zustande kam, ist nicht ermittelt.<br />

<strong>Leibniz</strong> selbst schlug wenige Tage später einen ähnlichen Weg ein und nahm im Interesse von A. Ariosti<br />

mit N. 226 die seit langem ruhende Korrespondenz mit L. Conte Magalotti in Florenz wieder auf; seinen<br />

Entwurf legte er der Königin vor, die dazu in N. 216 Stellung nahm.


312 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 198<br />

de consideration d’Italie ont tant de sujet de se louer on marquoit si peu d’egard dans<br />

une occasion où on a coustume d’en avoir pour tant d’autres qui gardent des religieux<br />

dans leur service. Il n’est peutestre point necessaire que M. de Dobrzenski sache que j’ay<br />

suggeré cela. Je suis avec devotion<br />

5 P. S. J’ay encor consideré que si V. M. 〈en〉 fait parler ou écrire au Cardinal Ottoboni[,]<br />

le Cardinal protecteur de l’ordre des Servites qui est le Cardinal de Medicis<br />

pourroit s’en formaliser et pousser l’affaire encor avec plus de chaleur. Ainsi le meilleur<br />

seroit que M. de Dobrzenski écrivit à un ami à Rome de la maniere que je viens de dire,<br />

et que cet ami parlât non seulement au Cardinal Ottoboni, mais encor au Ministre de<br />

10 Florence, si le Cardinal de Medicis n’est pas à Rome; pour qu’il en fasse rapport à son<br />

Eminence.<br />

198. LEIBNIZ AN HENRIETTE CHARLOTTE VON P ÖLLNITZ<br />

[Berlin, 28. März <strong>1703</strong>]. [193. 202.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. 735 Bl. 21–22. 1 Bog. 8 o . 1 S. 3 Z. auf Bl. 21 v o und 22 r o .<br />

15 Mit Korrekturen. Bibl.verm. — Auf Bl. 21 r o K von N. 193.<br />

Je n’avois pas seulement accusé d’abord la reception du paquet que Mad. l’Electrice<br />

vous avoit donné pour moy; mais j’en avois même touché le contenu en écrivant à S. A. E.<br />

Et comme elle n’en avoit point parlé depuis je croyois cela vuide, mais sa precedente<br />

l’ayant renouvellé j’ay ecrit hier tout de nouveau pour asseurer S. A. E. du soin que vous<br />

20 en avés eu Mademoiselle de la reception. Où on ne pouvoit [rien] adjouter. Mais cela me<br />

fait craindre, que la lettre où je l’avois deja fait autresfois n’ait esté perdue ayant peut<br />

estre esté de celles qui ont esté mises dans le paquet de la Reine.<br />

1 d’Italie erg. L 16 f. paqvet (1 ) dont vous aves eu la bonté de vous charger (2 ) qve . . . moy L<br />

19 tout de nouveau erg. L 19 f. du soin . . . Mademoiselle erg. L<br />

9 Ministre: Toskanische Interessen vertrat in Rom A. M. Conte Fede.<br />

Zu N. 198: Die Abfertigung (nicht gefunden) antwortet auf N. 193; das Datum ergibt sich aus dem<br />

in Z. 19 erwähnten Brief vom Vortage an Kurfürstin Sophie. 16 accusé d’abord: nicht gefunden.<br />

18 precedente: N. 26; vgl. zuvor auch N. 22. 19 ecrit . . . nouveau: N. 30.


N. 199 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 313<br />

199. JAKOB HEINRICH VON FLEMMING AN LEIBNIZ<br />

Marienburg, 29. März <strong>1703</strong>. [171. 200.]<br />

Überlieferung: k Abfertigung: LBr. 228 (Eckhart) Bl. 262. 4 o . 1 1/2 S. von der Hand J. G.<br />

Eckharts. Grußformel und Unterschrift von Flemmings Hand. Anschrift von Eckharts Hand.<br />

Bibl.verm. 5<br />

HochEdler<br />

insonders Hochgeehrter H. Geheimbder Justitz-Rath etc.<br />

Deroselben Schreiben habe wohl empfangen und die mir von Ihnen aufgetragene<br />

Commission Herrn Kortholts halber wohl ausgerichtet. Man ist auch hiesiger seiten in<br />

allen damit zufrieden. 10<br />

Übrigens hat man schon nach Sachsen geschrieben umb sich wegen der bergwercks<br />

privilegien und dero freyheiten zu erkundigen. So bald nun darauf Antwort ankommet,<br />

werde ich abgeredeter maßen alles an Sie addressiren.<br />

Was sonsten bey uns passiret, werden sie bei Herrn Abbé Gvidi finden, ich aber<br />

verharre 〈...〉 15<br />

Marienburg d. 29. Mart. <strong>1703</strong>.<br />

Zu N. 199: Unser Stück, das wohl von Eckhart aufgesetzt wurde, wie Anrede, Formulierungen und<br />

die Bezugnahme auf den Nachrichtenaustausch mit G. Guidi erkennen lassen, antwortet auf einen nicht<br />

gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief (vermutlich den in N. 200 erwähnten) und kreuzt sich mit N. 200. 9 Kortholts:<br />

Der Name H. Chr. Kortholts diente hier vermutlich als Deckname für <strong>Leibniz</strong> selbst. 12 privilegien<br />

. . . freyheiten: Das von <strong>Leibniz</strong> und Flemming angestrebte Privileg für die Seidenkultur in Sachsen sollte<br />

” alle Freyheit jura und privilegiae‘‘ des Bergbaus beinhalten, vgl. N. 171. 14 bei . . . finden: vermutlich<br />

im Zusammenhang mit der von Guidi betriebenen politischen Nachrichtenbörse, für die Eckhart Berichte<br />

aus Sachsen und Polen lieferte; vgl. z. B. N. 25 Erl. Guidi erwähnt einen Brief Eckharts in N. 224.


314 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 200<br />

200. LEIBNIZ AN JAKOB HEINRICH VON FLEMMING<br />

Berlin, 31. März <strong>1703</strong>. [199. 214.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. 271 Bl. 25–26. 1 Bog. 8 o . 4 S. Mit zahlreichen Korrekturen.<br />

Eigh. Anschr. Bibl.verm.<br />

5 A Monsieur le Comte de Fleming<br />

Monsieur Berlin 31 Mars <strong>1703</strong><br />

J’espere que la lettre que je me suis donné l’honneur d’ecrire a V. E. aura esté<br />

rendue, elle estoit enfermée dans celle qui estoit pour M. Eckhard[.] Maintenant ayant<br />

trouvé par hazard, en feuilletant les papiers que j’ay icy un ecrit que j’ay fait autres<br />

10 fois sur l’education d’un jeune prince. C’estoit à l’occasion d’un petit discours d’une<br />

personne de consideration qui me consultoit sur un sujet pareil j’ay crû que cela pourroit<br />

peutestre servir à quelcun qui auroit à penser un jour à une pareille matiere, comme il<br />

peut arriver dans la Cour où vous estes.<br />

Une ouverture à la jambe m’a fait garder la chambre presque tout le temps depuis<br />

15 le depart de V. E. A cela près je me porte bien, et si cela ne se ferme bien tost, il ne<br />

m’empechera pas de mettre en chemin pendant le beau qui commence à se monstrer.<br />

Je pense sur tout à ce que j’ay eu l’honneur de considerer avec V. E. tant autres fois<br />

que dernierement. Et j’attends les ordres à l’egard du dernier pour prendre les mesures<br />

les plus promtes et les plus justes.<br />

10 prince (1 ) il m’a paru propre à estre envoyé à V. E. (2 ) C’estoit L 11 personne de (1 ) grande<br />

(2 ) consideration L 12 un jour erg. L<br />

Zu N. 200: Die nicht gefundene Abfertigung folgt auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief, der<br />

möglicherweise vom 19. März datierte und Beischluss zu N. 27 war. Die Antwort ist N. 215. Beilage zu<br />

unserem Stück war der Z. 9 angesprochene Text. 9 ecrit: <strong>Leibniz</strong>’ kurz nach 1685 verfasste ” Lettre sur<br />

l’Education d’un Prince‘‘ (IV, 3 N. 68). 11 personne . . . pareil: <strong>Leibniz</strong>’ Schrift ist die Antwort auf ein<br />

(uns nur noch in seinen Auszügen vorliegendes) P r o j e t de l’education d’un prince eines anonymen<br />

Verfassers, vgl. PV. sowie IV, 3 N. 68 Erl. 13 Cour: der Hof Augusts II. von Polen/Sachsen.<br />

14 ouverture: vgl. auch N. 167. 15 depart: wohl Mitte März; vgl. N. 27. 16 mettre en chemin:<br />

<strong>Leibniz</strong> reiste erst Ende Mai von Berlin ab. 17 considerer: vermutlich das gemeinsame Projekt zur<br />

Seidenkultur in Sachsen; vgl. N. 171.


N. 201 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 315<br />

La Reine de Prusse a la bonté de permettre que ce qui est destiné à moy luy soit<br />

adressé et mis sous son couvert. C’est le moyen le plus seur que j’ay choisi, apres avoir<br />

eprouvé qu’on m’a souvent ouvert mes lettres à la poste.<br />

Cette Cour veut donner mille hommes à l’Empereur pour son contingent des provinces<br />

du Cercle de la haute Saxe[,] pour le contingent du cercle de Westfalie, elle pretend 5<br />

de le donner deja en effect au bas Rhin; et pour le cercle de la basse Saxe, elle ne veut rien<br />

donner, jusqu’à ce, que les differens qu’elle a dans ce Cercle soyent vuidés[.] Monseigneur<br />

le Marcgrave de Bareuth partira au plus tost avec son épouse. S’il pouvoit obtenir icy<br />

et amener mille hommes avec pour le secours de l’Allemagne cela vaudroit une dot dans<br />

la presente conjoncture. La defaite des trouppes du Comte Schlick est moindre qu’on 10<br />

n’avoit crû d’abord. Il avoit un peu trop exposé la cavallerie qui cantonnoit en pays<br />

ennemi sans rien craindre.<br />

201. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 1. April <strong>1703</strong>. [194. 206.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 172–174. 1 Bog. 1 Bl. (P. S.) 4 o . 5 S. Mit ge- 15<br />

ringfügigen Korrekturen. Eigh. Aufschr. Siegel. Bibl.verm.<br />

5 Saxe (1 ) pour (a) les (b) pour | celles versehentlich nicht gestr. | (2 ) le contingent L<br />

1 permettre: vgl. N. 25 u. N. 27. 3 ouvert: vgl. N. 106. 4 Cour: der brandenburg-preußische<br />

Hof. 4 donner: im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieges. 7 differens: Gemeint sind wohl die<br />

Bemühungen Hannovers und Celles, ein Zusammentreten des Niedersächsischen Reichskreises unter dem<br />

Direktorat Brandenburgs zu verhindern; vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 548. 8 épouse: Elisabeth<br />

Sophie von Brandenburg, verwitwete Herzogin von Kurland, die am 30. März <strong>1703</strong> mit Markgraf<br />

Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth vermählt worden war. 10 defaite: Das von L. A. J. von<br />

Schlick geführte kaiserliche Dragonerregiment war am 11. März in der Nähe von Passau von bayrischen<br />

Truppen angegriffen und zerstreut worden.<br />

Zu N. 201: K , schon am 29. März <strong>1703</strong> verfasst und abfertigungsbereit, antwortet auf einen nicht<br />

gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief (vermutlich die Antwort auf N. 183). Nach Eintreffen eines weiteren (nicht gefundenen)<br />

<strong>Leibniz</strong>briefes vom 27. März ergänzte Guidi seine Antwort um das P. S. <strong>Leibniz</strong>’ nicht gefundene<br />

Antwort auf unser Stück wird vermutlich von N. 209 beantwortet. <strong>Leibniz</strong> zitiert aus unserem Stück in<br />

N. 35.


316 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 201<br />

Je ne receus que hier au soir votre lettre, ayant fait le voyage de Cell, d’où on ne scait<br />

pas encore quand leur Altesses Electorales retourneront icy, quoyque on se persuade, que<br />

cela se fairà à la fin de la Semaine.<br />

Depuis le depart de M r Eccard, je n’ay pas receu des ses novelles, quoyque je lui aye<br />

5 ecrit regulierement m’etant adressé à M r Wolters.<br />

Pour l’affaire qui me regarde j’attendray qu’on le vide une fois. Il me semble de<br />

vous avoir ecrit qu’il falloit voir si la Chambre a passée les comtes de l’Imprimerie, et<br />

des autres choses, ce n’est pas, que j’aye voulu dire, que la dite Chambre les aye payés.<br />

Je remercie, qui a soin de cette affaire, que je recomande à vos soins.<br />

10 Vous devriés avoir receu à l’heure qu’il est la lettre d’echange touchant l’avoine.<br />

Je voudrois apprendre une fois, que vous vous seriés delivré de vos indispositions,<br />

dont je prend tant de part.<br />

M r le Marquis de Querini faisoit etat de faire la Pacque à Berlin, je ne scay pas s’il<br />

pourrà mettre en execution son dessein.<br />

15 Il est arrivé un accident facheux à Mons. de Nomi, qui ayant eté attacqué par M r de<br />

Campen devant la Porte de sa Maison, a relevé une blesseure dans le cou, pas loin de<br />

l’aspra arteria; il se porte à present mieux, et comme la blesseure n’est pas dangereuse,<br />

il s’en delivrera bientost. On dit que ce rencontre est arrivé à cause des queque rallerie<br />

un peu trop forte; M r de Campen ayant raillé l’autre de ce que remplissoit la place de<br />

20 Gentilhomme de la Chambre le jour de l’audiance de congé de Mylord Winchelsey, et<br />

quoyque alhors ils se recommodassent ensemble, queques rapporteurs a fait naitre apres<br />

cet inconvenient. On condanne M r de Campen, de ce que il ne lui a pas fait un appel.<br />

M r de Crasset, à ce qu’on dit, n’est pas tout à fait revenu de son egarement, il est<br />

mieux, mais son esprit n’est pas toujours egal.<br />

25 Il est passé par icy M r Aly, que la Reine d’Angleterre a envoyé visiter les Cotes de<br />

la Mer Adriatique, afin de pouvoir queque seureté à la grande Flotte; il n’a pas demeuré<br />

2 retourneront: vgl. N. 194 sowie N. 190. 4 depart: aus Berlin nach Marienburg Mitte März;<br />

vgl. N. 183. 4 novelles: im Rahmen von Guidis politischer Nachrichtenbörse. 5 adressé: vgl.<br />

N. 183. 6 l’affaire: um Guidis Panegyrik (vgl. SV.) zum Jahrestag der preußischen Königskrönung.<br />

7 ecrit: Gemeint ist vermutlich N. 145. 10 lettre d’echange: vgl. N. 183. 11 indispositions: <strong>Leibniz</strong>’<br />

rezidivierende Beinbeschwerden; vgl. z. B. N. 200. 13 la Pacque: am 8. April. 13 à Berlin: vgl.<br />

N. 194 Erl. 15 accident: vgl. N. 194. 20 jour de l’audiance: am 18. März, vgl. N. 183. 23 Crasset:<br />

J. Cressett; vgl. N. 183. 25 envoyé: Zum Auftrag E. Halleys vgl. auch N. 293 sowie A. Cook, Edmund<br />

Halley. Charting the Heavens and the Seas, Oxford 1998, S. 292–317.


N. 201 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 317<br />

icy 24 heures, il vient de Vienne, où il allà pour en faire le Rapport à l’Empereur. Il me<br />

semble, qu’entre les autres Ports a choisi Fiume en Dalmatie.<br />

Lundi partiront d’icy, et put etre demain, M r d’Hamylton et M r Deine Anglois pour<br />

Berlin, ils s’arreteront put etre deux jours à Wolfembütel.<br />

Du reste je n’ay gueres des novelles à vous donner. On dit que l’Electeur de Baviere 5<br />

marche à M r le Comte de Styrum, je ne voudrois pas que celluici auroit le meme malheur<br />

que le G l Schlik; on a fait fort mal (comme vous dites) à separer l’Armée. Le Prince de<br />

Baden dit beaucoup, fait des grands projets, promet assés, mais apreez. Neantmoins on<br />

scait que le dit Comte Styrum s’est emparé de Neumark et de Amberg. l’Electeur tacherà<br />

d’empecher, qu’il ne se joigne au General Schlik, dont la reputation n’est pas grande. 10<br />

Bersello est attacqué par les Francois, mais on ne le put pas assieger dans les formes à<br />

cause du debordement du Pò, les Assiegés avoient fait une sortie avec queque advantage.<br />

La Place ne manque pas des munitions de guerre, et de bouche, mais la garnison est<br />

foible. Ils sont arrivés à l’Armée Imple m<br />

3 fantassins, et queque nombre de Cavallerie; on<br />

voit par là, qu’on veut continuer la guerre en Italie. 15<br />

Il faut que le Pape paye le bled, et le foin, que les Imperiaux ont brulé proche de<br />

Bologne, à cause que Vandome dit que les Boulognois ont auverti les Imperiaux.<br />

Comme la Reine Douariere de Pologne avoit fait savoir au Pape, les succes favorables<br />

de l’Electeur de Baviere son gendre, touchant la surprise d’Ulm etc.; le S. Pere la felicità<br />

par un billet, où il y a queque periode; qu’on pût interpreter, pour un panchant vers les 20<br />

deux Couronnes. La Reine se faisant une gloire de sà, envoya le billet au Prince Jacques<br />

son fils, le quel l’envoyà à l’Empereur, ce qui a causé bien des jalousies entre la Cour<br />

16 brulé | par gestr. | françois versehentlich nicht gestr., streicht Hrsg. | proche K<br />

2 Fiume: Rijeka. 3 Lundi: 2. April. 3 Hamylton . . . Deine: vermutlich J. Douglas-Hamilton<br />

fourth duke of Hamilton sowie vielleicht W. Winde; vgl. N. 211. 6 marche: Gemeint ist wohl die<br />

Schlacht bei Schmidmühlen, in der bayrische Truppen über kaiserliche unter O. H. Graf Limburg-Styrum<br />

siegten. 7 f. Prince de Baden: Markgraf Ludwig <strong>Wilhelm</strong> von Baden-Baden. 9 emparé: Neumarkt<br />

war Mitte März von kaiserlichen Truppen eingenommen worden, Amberg nach ergebnislosen Verhandlungen<br />

von einer Belagerung bedroht; vgl. Danzer, Feldzug <strong>1703</strong> , 1878, S. 393 f. 11 Bersello: Brescello.<br />

11 assieger: vgl. N. 224 Erl. 18 Reine Douariere: Marie Kasimire de La Grange d’Arquien, die Gemahlin<br />

Johannes III. Sobieski. 18 Pape: Clemens XI. 19 surprise . . . etc.: Die Einnahme der<br />

Reichsstadt Ulm durch bayrische Truppen erfolgte am 8. September 1702. 21 deux Couronnes:<br />

Spanien und Frankreich.


318 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 201<br />

Imp le et celle de Rome. le Pape ayant sceu la foiblesse de la Reine, s’en est scandalizé,<br />

et Sa M té en a eu bien de la confusion.<br />

Il n’y a point des novelles d’Angleterre, ny d’Hollande, à la reserve, que l’Envoyé<br />

de Dannemark ayant sceu que les Hollandois pretendent de disposer des charges, qui<br />

5 viendront à vacquer dans les Troppes Danoises, à protesté que son Roy n[’]y consentirà<br />

pas.<br />

Les Francois ont voulu enlever le Regiment du Comte de Moget à Limminger, mais<br />

on trove à qui parler. Je suis 〈...〉<br />

10 P. S.<br />

Hannover 29 Mars 1 7 0 3.<br />

Han r 1. Avril 1 7 0 3<br />

Comme mes Lettres de jeudi arriverent trop tard à la poste, il m’a fallu de les ovrir,<br />

pour y ajouter queque chose.<br />

Hier au soir je receus la votre du 27. Mars, je suis surpris, que vous ne me dites rien<br />

15 de la lettre d’echange, que je vous ay envoyé faites moy la grace de m’en dire queque<br />

chose, parceque comme j’ay receu l’argent, il faut, que j’en rend cont à M r Beaumgard,<br />

enfin il faut, que j’aye de vous queque quittance pour la faire voir à l’occasion.<br />

M r Eckard ne m’a pas encore ecrit.<br />

Je vous remercie tresheumblement de la peine, que vous prenés pour mon interets,<br />

20 j’en prend autant pour votre chere santé, Je m’etonne, que vous ne revenés à Hannover,<br />

vous savés bien qu’il y a des habiles gens, qui vous tireront d’affaire. Je vous prie d’y<br />

songer, et de ne pas languir si longtems.<br />

La Cour reviendrà icy demain à mydi. Chacun dit que l’affaire de la reunion avec<br />

Wolfemb l est bien avancée, le tems nous instruirà si celà est, ou non.<br />

4 des disposer K korr. Hrsg.<br />

3 l’Envoyé: H. H. von Stöcken (sen.). 12 jeudi: 29. März. 15 lettre d’echange: vgl. oben<br />

S. 316 Z. 10. 16 Beaumgard: Baumgart, Guidis Hauswirt in Hannover. 18 ecrit: vgl. Guidis Briefe<br />

vom März mit wiederholten Klagen über ausbleibende Briefe J. G. Eckharts. 19 interets: am Berliner<br />

Hof; vgl. N. 133. 20 revenés: <strong>Leibniz</strong> hielt sich seit Juni 1702 in Berlin und Lietzenburg auf.<br />

23 reviendrà: aus Celle. 23 reunion: die Aussöhnung zwischen den Welfenlinien. Die im <strong>Januar</strong><br />

begonnenen Verhandlungen wurden am 22. April <strong>1703</strong> in einer ersten Etappe mit dem Celler Vergleich<br />

abgeschlossen; vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 381–388.


N. 201 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 319<br />

M r de Nomis se porte toujours mieux.<br />

M r Janulli est devenu gran Medecin. Il a eté chez le Comte de Lippa, il a pensé le<br />

Chancellier, et d’autres, il a porté icy pres de mille ecus, et je parle de visu. Il est devenu<br />

l’Esculape de la Westphalie, et je vous asseure qu’avec sa medicine universelle romplira<br />

bien sa bourse. 5<br />

On dit que la Residence du Comte de Lippa sembloit la probatica piscina, lorsqu’il<br />

y etoit.<br />

On ne parle rien d’Hyldheseim, et mon Correspondant ne m’en ecrit pas un mot.<br />

M r L’Abbe Steffani attend le retour de la Cour pour se mettre en chemin pour<br />

Dusseldorff. Vous saurés que Monseigneur l’Electeur a soupé une soir avec bien des Dames 10<br />

et Cavaliers chez Mad e de Stekkinelli à Cell.<br />

On craint toujours pour la Guerre de la Baviere. on dit que l’Electeur avoit passé<br />

le Danube, et qui alloit à la trace du Comte de Styrum, on craint qu’il ne le batte<br />

comme l’autre. L’Armee du General Schlik manque des plusieurs choses, entre autres<br />

500 Chevaux, les munitions ne sont pas en abondance, les armes ne sont pas du mème 15<br />

Calibre, et le General plus propre aux affaires du Cabinet, que de la Guerre.<br />

Nous n’avons point des novelles ny d’Angleterre ny d’Hollande. le Roy Cattolique<br />

n’a pas accepté la dimission du Duc de Medina Coeli, puisque le Card. Portocarrero a<br />

consillé de la refuser, et le Card. d’Etrées de l’accepter; de sorte qu’il n’a fallu consulter<br />

la Cour de Versailles, et en attendre la reponce. 20<br />

Faites moy la grace de faire savoir à M r Wolters que je n’ay receu des lettres de<br />

M r Eckard.<br />

Je suis 〈...〉<br />

1 porte . . . mieux: nach den im Duell empfangenen Verletzungen; vgl. N. 194. 2 Comte de Lippa:<br />

Graf Friedrich Adolf von Lippe-Detmold. 3 Chancellier: Gemeint ist vermutlich der lippe-detmoldsche<br />

Kanzler J. Barkhausen. 6 probatica piscina: vgl. Johannes 5, 1–9. 8 Hyldheseim: Zur Besetzung<br />

Hildesheims durch cellesche Truppen seit <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> vgl. Schnath, a. a. O., S. 564. 8 Correspondant:<br />

nicht identifiziert. 9 mettre en chemin: vgl. N. 170. 12 f. passé le Danube: Bayrische Truppen<br />

standen Ende März an der Vils. 14 l’autre: Gemeint ist vermutlich der kaiserliche General L. A. J.<br />

von Schlick und dessen Niederlage in einem Gefecht bei Schärding am 11. März; vgl. N. 200.<br />

17 novelles: im Rahmen von Guidis politischer Nachrichtenbörse. 17 Roy Cattolique: Philipp V. von<br />

Spanien. 18 dimission: vom Amt des Präsidenten des Königlichen Rates von Indien als Protest gegen<br />

die Finanzpolitik der Krone und als Ausdruck der Opposition gegen den französischen Gesandten am<br />

Hof zu Madrid, Kardinal d’Estrées; vgl. M e r c u r e Historique, 34, März <strong>1703</strong>, S. 347 f. u. April <strong>1703</strong>,<br />

S. 457 f. 18 Medina Coeli: L. F. de Lacerda, Herzog von Medinaceli. 19 consulter: vgl. M e r c u r e<br />

Historique, a. a. O., S. 347.


320 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 202<br />

Je vous recomande de finir un foy mon affaire.<br />

A Monsieur Monsieur de Leibnitz Conseiller privé de S. A. E. de Bronsvic.<br />

202. HENRIETTE CHARLOTTE VON PÖLLNITZ AN LEIBNIZ<br />

Potsdam, 3. April <strong>1703</strong>. [198. 307.]<br />

5 Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 735 Bl. 13–14. 1 Bog. 4 o . 2 S. auf Bl. 13 r o u. Bl. 14 r o .<br />

Mit geringfügigen Korrekturen. Eigh. Aufschrift. Siegel. Bibl.verm.<br />

Potzdam ce 3 d’avril: <strong>1703</strong><br />

S. M. vous envoit monsieur les deux si jointe lettres[.] les occupations d’icy ont<br />

empeché qu’on ne vous les a envoié plus tost[.] Ceste mesme raison empeche S. M. de<br />

10 vous repondre, quelque envie quelle en aye[,] on ne respire icy que plaisir que festes et<br />

divertisemens[,] tous les jour Comedie quelque fois bal et de tens en tens des conversation<br />

agreables sans comter les agremans qu’on a de voir et d’entendre[.] Potzdam e[s]t devenus<br />

un paradis terestre à moin de rien, il semble que Cupidon aye pris se climat sous sa<br />

protextion[,] Venus y joue de son reste et par consequant elle rassemble tous ces Charmes<br />

15 pour rendre le sejour plus delicieu. Je fini pour ne pas vous faire venir l’eau à la bouche<br />

et suis 〈...〉<br />

A Monsieur Monsieur de Leibenitz 1 Berlin<br />

1 〈Zusatz von fremder Hand:〉 bei Monsieur Veinsan<br />

Zu N. 202: Auf K folgte ein nicht gefundener <strong>Leibniz</strong>brief wohl von Anfang Juni, den N. 307 erwähnt.<br />

8 S. M.: Königin Sophie Charlotte. 8 deux . . . lettres: nicht ermitttelt. 8 occupations:<br />

die Festlichkeiten aus Anlass der Vermählung der Halbschwester König Friedrichs I., Elisabeth Sophie<br />

von Brandenburg, verwitweter Herzogin von Kurland, mit Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth<br />

am 30. März <strong>1703</strong>. 18 Veinsan: <strong>Leibniz</strong>’ Berliner Gastwirt J. Vincent.


N. 203 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 321<br />

203. LEIBNIZ AN CARLO MAURIZIO VOTA<br />

Berlin, 4. April <strong>1703</strong>. [181. 223.]<br />

Überlieferung:<br />

L 1 Abfertigung: Dresden Sächsisches Hauptstaatsarchiv Loc. 8600 Bl. 5–6. 1 Bog. 4 o . 4 S.<br />

Bibl.verm.: ” S r <strong>Leibniz</strong> mattematico delle Re di Prussia, ed Inghilterra, diretta al Padre 5<br />

Vota N o 174.‘‘. Tintenfleck auf Bl. 5 r o . (Unsere Druckvorlage.) — Gedr.: Distel, <strong>Leibniz</strong>-<br />

Correspondenzen, 1879, S. 145–149.<br />

L 2 Abschrift von L 1 : LBr. 968 Bl. 11–12. 1 Bog. 4 o . 4 S. Mit Abweichungen gegenüber L 1 .<br />

Auf Bl. 11 r o oben von <strong>Leibniz</strong>’ Hand: ” Copie de ma lettre au R me pere Vota Confesseur<br />

du Roy de Pologne de Berlin 4 Avril <strong>1703</strong>‘‘. — Gedr.: Zacher, Dyadik, 1973, S. 287–291. 10<br />

A Abschrift von L 2 : Göttingen Staats- und Universitätsbibliothek Hschr. Philos. 138m 3<br />

Bl. 7–11. 2 1/2 Bog. 2 o . 9 1/2 S. von Schreiberhand mit Korrekturen von J. D. Grubers<br />

Hand.<br />

Mon tres Reverend Pere Berlin 4 Avril <strong>1703</strong>.<br />

Voicy une lettre de Madame L’Electrice de Bronsvic pour Vostre Paternité R me , 15<br />

que j’ay voulu accompagner d’une mienne pour Vous renouveller les marques de ma<br />

veneration et pour m’informer de vostre santé, où je m’interesse beaucoup. Je Vous<br />

diray en même temps, que je viens de recevoir une lettre tres ample du R. P. Bouvet<br />

datée Pekin le 4 me novembre 1701. Elle est en trois grandes feuilles et contient plusieurs<br />

nouvelles de la Chine qui regardent les terres et les missions. Il m’y salue de la part 20<br />

du R. P. Grimaldi, qu’il dit estre devenu fort infirme. En luy répondant, je feray vos<br />

complimens au Pere Grimaldi, et aussi au R. P. Verjus à Paris comme Vous me l’avés<br />

17 et . . . beaucoup. fehlt in L 2 19 f. et contient . . . missions. fehlt in L 2 22 Paris ou à<br />

Versailles comme L 2<br />

Zu N. 203: L 1 antwortet auf N. 181 und wird beantwortet durch N. 223. Beilage war ein nicht gefundener<br />

Brief von Kurfürstin Sophie an C. M. Vota (vgl. Z. 15). 18 lettre: I, 20 N. 318. 21 Grimaldi:<br />

vgl. I, 20 N. 318, S. 547. 21 répondant: N. 218.


322 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 203<br />

ordoné à l’egard de ce dernier, car c’est le P. Verjus qui m’a envoyé la lettre de la Chine,<br />

et qui y fera aller ma reponse.<br />

Mais il y a une chose fort surprenante dans la lettre du R. P. Bouvet, et qui me<br />

regarde particulierement et une de mes inventions Mathematiques sur les nombres, que<br />

5 je luy avois envoyée, et par le moyen de la quelle il vient de dechifrer le mystere des<br />

lignes entieres et brisées de Fohi, un des plus anciens Rois et Philosophes de la Chine,<br />

que les Chinois n’entendent plus. J’avois inventé il y a plusieurs années une nouvelle<br />

maniere de calculer, où au lieu de nos dix caracteres, 0, l, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, suivant<br />

la progression decuple, je ne me sers que de 0 et 1, en employant la progression double<br />

10 qui est la premiere et la plus simple. Ainsi au lieu que dans le calcul ordinaire dix est<br />

marqué par 10 en recommençant et dix fois dix par 100, et dix fois cent par 1 000, et dix<br />

fois mille par 10 000 etc. Au lieu de cela, dis je, dans le mien, puisque je recommence à<br />

deux apres 0 et 1. Il s’ensuit que deux doit estre marqué par 10, et deux fois deux par<br />

100, et deux fois quatre par 1 000, et deux fois huit par l0 000 etc. Ainsi voicy ma Table<br />

15 des nombres, jusqu’à 15 ou 16, qu’on peut continuer aussi loin qu’on veut.<br />

colonne<br />

4 3 2 1<br />

. . . .<br />

. . . .<br />

20 . . . .<br />

. . . 0 0<br />

. . 1 1<br />

. . 1 0 2<br />

. . 1 1 3<br />

2 reponse par l’entremise du R. P. Gobien. Mais L 2<br />

1 ordoné: Vota hatte <strong>Leibniz</strong> am 20. März <strong>1703</strong> in Berlin besucht. 1 m’a envoyé: Die Korrespondenz<br />

mit den Chinamissionaren lief über A. Verjus und Ch. Le Gobien. Die Übersendung von<br />

J. Bouvets Brief mit dem Begleitschreiben Ch. Le Gobiens (N. 174) war durch Chr. Brosseau erfolgt (vgl.<br />

N. 186). 3 une . . . surprenante: Vgl. <strong>Leibniz</strong>’ fast identische Charakterisierung in seinem Brief an Bouvet,<br />

N. 218 S. 352 Z. 8 f. sowie in seinem Artikel Explication de l’Arithmetique binaire, in H i s t o i r e de<br />

l’Académie Royale de Sciences, Année <strong>1703</strong> , 1705, S. 85–89. 5 avois envoyée: vgl. I, 19 N. 202. 6 un<br />

. . . Rois: Gemeint ist der legendäre Herrscher Huangdi.<br />

Dyadica‘‘ (LH XXXV 3B, 2 Bl. 1 r<br />

7 J’avois inventé: Vgl. z. B. De progressione<br />

” o –4 ro u. Bl. 5), 1679.


N. 203 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 323<br />

. 1 0 0 4<br />

. 1 0 1 5<br />

. 1 1 0 6<br />

. 1 1 1 7<br />

1 0 0 0 8 5<br />

1 0 0 1 9<br />

1 0 1 0 10<br />

1 0 1 1 11<br />

1 1 0 0 12 1 0 1 5<br />

1 1 0 1 13 1 1 3 10<br />

1 1 1 0 14 1 0 1<br />

1 1 1 1 15 1 0 1<br />

1 0 0 0 0 16 1 1 1 1 15<br />

etc. etc.<br />

Et l’addition, soubstraction, multiplication, division et autres operations s’y font 15<br />

avec une merveilleuse facilité, tout se demonstrant de soy meme; par exemple, qu’en<br />

multipliant 5 par 3, il provient 15. Ainsi tout se prouve, et rien ne se suppose icy, comme<br />

on est obligé de faire dans le calcul ordinaire en supposant la Table pythagorique. Cependant<br />

je ne recommande point cette invention pour la practique, mais pour la theorie<br />

et perfection de la Science des nombres. Car tout y va dans un merveilleux ordre, et par 20<br />

periodes, comme on voit en regardant la Table des nombres, dont je viens de mettre le<br />

commencement, où il y a dans la premiere colonne la periode de 01, 01, 01 etc. qui revient<br />

tousjours, dans la seconde 0011, 0011 etc., dans la troisième 00001111, et ainsi de suite.<br />

Et il se trouve qu’encor les nombres quarrés, cubes et autres series de nombres gardent de<br />

telles periodes, ce qui decouvre des proprietés et facilités de calculer inconnues jusqu’icy. 25<br />

Mais voicy maintenant ce qu’il y a de surprenant à l’egard de la lettre du R. P. Bouvet.<br />

Luy écrivant il y a deux ans et plus, je luy envoyay entre autres curiosités literaires,<br />

16 f. exemple, qve multipliant L 1 , korr. Hrsg. nach L 2 18 f. pythagorique (comme on l’appelle)<br />

qvi s’apprend par coeur. Absatz Cependant L 2 20 nombres qvi ne laisse pas d’avoir une grande<br />

influence dans la practiqve, en fournissant des nouueaux abrégés et theoremes, car L 2 24 cubes et<br />

autres puissances; item nombres triangulaires, pyramidaux etc. et L 2<br />

27 Luy écrivant: I, 19 N. 202.


324 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 203<br />

les fondemens de mon nouveau Calcul Arithmetique par 0 et par 1; adjoutant qu’il seroit<br />

utile aux Missionnaires de l’Evangile à la Chine non pas tant pour compter, que<br />

pour faire voir par les nombres, qui sont une representation des choses (E s s e n t i a e<br />

r e r u m s i c u t n u m e r i ), un symbole merveilleux de la creation. Car tous les nom-<br />

5 bres n’estant formés ainsi que par 1 et 0, cela éclaircit et confirme l’origine de toutes<br />

choses de Dieu (qui est la vraye Unité pure) et du neant ou de la privation, melée dans<br />

les creatures et qui est la source de leur imperfection, sans qu’il faille joindre à Dieu<br />

une matiere coeternelle, dont les choses soyent faites. Mais voyés maintenant une merveilleuse<br />

rencontre. Il se trouve que cette maniere d’Arithmetique nouvelle à nous a esté<br />

10 connue de Fohi qui a vecu il y a quatre mille ans et plus, et qui passe pour le fondateur<br />

des Sciences et de l’Empire de la Chine. Et que c’est justement le mystere de ses lignes<br />

entieres et brisées, qui ont fait tant de bruit, et sur les quelles les Chinois ont fait tant<br />

de commentaires sans les entendre.<br />

Le P. Bouvet m’envoye une feuille imprimée il y a long temps chez les Chinois, qui<br />

15 est la Figure de Fohi, et qui passe pour un des plus anciens monumens de Science qui<br />

soit au monde. Cette Figure consiste dans un cercle qui enferme un quarré, et le cercle,<br />

aussi bien que le quarré, ne contient que les 64 nombres depuis 0 jusqu’à 63, exprimés à<br />

ma maniere par 0 et par 1, mais l’unité est exprimée par une ligne entiere comme . et<br />

le zero ou 0 par une ligne brisée au milieu, comme . ..<br />

20 Ainsi le R. P. Bouvet à l’aide de ma nouvelle decouverte, a dechifré ce qu’on ignoroit<br />

et cherchoit pourtant à entendre dans la Chine depuis quelques millenaire d’années. Et<br />

comme les Chinois sont persuadés, que Fohi, en inventant leur caracteres, les a fondés<br />

sur les nombres, le P. Bouvet espere non sans raison de penetrer plus avant par ce moyen<br />

dans le mystere de leur caracteres et sciences perdu aujourdhuy entierement. Car les<br />

25 Chinois ne savent plus la raison de la construction de leur caracteres. Il me dit que la<br />

F i g u r e d e s h u i t C o u a ou huit figures lineaires passe pour fondamentale aupres<br />

7 imperfection ou limitation L 2 25 caracteres par lesqvels ils representent toutes choses sans<br />

aucun rapport aux paroles, ce qvi fait croire qve les inventeurs ont observé le rapport à la nature des choses<br />

mêmes, et qv’ainsi ce dechifrement des caracteres donneroit encor des lumieres pour la connoissance des<br />

choses. Absatz Le P. Bouvet me dit L 2<br />

3 f. ( E s s e n t i a e . . . n u m e r i ): Zu Herkunft und Gebrauch dieser Sentenz bei <strong>Leibniz</strong> vgl.<br />

Zacher, Dyadik, 1973, S. 43–48. Vgl. auch deren Erwähnung in I, 19 N. 202, S. 405. 14 m’envoye . . .<br />

imprimée: I, 20 N. 319.


N. 203 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 325<br />

des Chinois, et on trouve que c’est l’expression des nombres depuis 0 jusqu’à 7 selon ma<br />

maniere d’écrire par 0 et par 1.<br />

Voicy comment:<br />

.<br />

. .<br />

.<br />

.<br />

.<br />

.<br />

. .<br />

. .<br />

.<br />

.<br />

.<br />

. .<br />

.<br />

.<br />

.<br />

.<br />

. .<br />

111 110 101 100 011 010 001 000<br />

111 110 101 100 11 10 1 0 5<br />

7 6 5 4 3 2 1 0<br />

Ce qui semble faire croire, qu’encor Fohi même a eu ma veue de la creation en faisant<br />

tout venir de l’un et du Neant, et qu’il l’a même poussé à l’histoire de la Genese qui luy<br />

devoit estre connue, estant plus ancien que Moïse. Car 0 signifie le vide qui precede la<br />

creation du ciel et de la terre, puis suivent les sept jours dont le dernier qui est le sabbat, 10<br />

est le plus parfait, car tout s’y trouvoit fait et rempli, et ce n’est que dans cette maniere<br />

d’ecrire (par 0 et par l) que se voit la perfection du septenaire qui passe pour sacré.<br />

Mais c’est assez à present que nous savons le mystere des lignes entieres et brisées de<br />

Fohi qui est veritablement une chose profonde et belle, contenant la plus parfaite maniere<br />

d’exprimer et d’approfondir les nombres, en les reduisant par une analyse achevée à leurs 15<br />

premiers elemens, 0 et 1. Et il y a de l’apparence (comme les Chinois le croyent en effect)<br />

que c’est le fondement de leur anciens mysteres et hieroglyphes, dont ils ne connoissent<br />

plus la liaison.<br />

Un savant homme nommé Andreas Mullerus, Theologien à Berlin, natif de Greiffenhague<br />

en Pomeranie, mort il y a quelques années, croyoit d’avoir retrouvé la clef des 20<br />

caracteres Chinois. Il a peutestre entrevù quelque chose du rapport aux nombres; mais<br />

il n’avoit pas l’intelligence des C o u a ou lignes de Fohi, que nous venons de retrouver<br />

apres 40 siecles. Je le fis connoistre au P. Grimaldi, qui souhaita de luy parler en passant<br />

de Vienne en Pologne, mais il ne vint point au rendévous que le pere luy avoit donné en<br />

8 f. Genese. Car L 2 13 savons l’intelligence des L 2 15 f. nombres. Et L 2 17 hieroglyphes<br />

ou caracteres modernes, L 2<br />

7–12 Ce qui semble . . . sacré: Dieser Absatz stimmt fast wörtlich überein mit einem Abschnitt in<br />

N. 218 S. 360 Z. 22–24. 20 mort: A. Müller verstarb am 16. Oktober 1694. 23 Je . . . connoistre:<br />

Vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Brief an Verjus vom 15. (25.) April 1695 (I, 11 N. 289) sowie <strong>Leibniz</strong>, Novissima Sinica,<br />

1697, § 18. Vgl. auch die Erwähnung in N. 218 S. 361 Z. 4.<br />

. .<br />

. .<br />

. .


326 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 204<br />

passant. Le defaut de la connoissance de nostre expression des nombres par 0 et par 1<br />

l’aura arresté apparement dans sa recherche.<br />

Mais j’ay peur d’avoir importuné V. R. en luy parlant trop long temps d’une matiere,<br />

qui n’est peut estre pas de son goust. Cependant comme vos connoissances, mon tres<br />

5 Reverend Pere, sont universelles, et comme cette decouverte importe pour la propagation<br />

de la foy dans la Chine, et pour y augmenter le credit des sciences Européennes, je croy<br />

que Vous me pardonnerés cette prolixité. Je prie Dieu de conserver Vostre R me Paternité<br />

encor long temps en bonne santé, et je souhaitte fort, qu’elle aye le loisir d’executer<br />

ses beaux projets, particulierement V i n d i c i a s g l o r i a e I t a l i c a e c o n t r a<br />

10 G a l l o s , qui est un ample et beau sujet. Et je suis avec respect<br />

Mon tres Reverend pere vostre tres humble et tres obeissant serviteur <strong>Leibniz</strong><br />

P. S. Je vous supplie mon tres R. P. de marquer mes respects à Mons. le Comte de<br />

Fleming, et de dire que j’espere que Son Excellence aura receu les deux lettres que je luy<br />

ay écrites depuis peu, dont la derniere estoit accompagnée d’un projet fait autresfois de<br />

15 l’education d’un jeune prince.<br />

204. CORNELIUS DIETRICH KOCH AN LEIBNIZ<br />

Helmstedt, 4. April <strong>1703</strong>. [115. 250.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 486 Bl. 32–33. 1 Bog. 4 o . 3 S. Eigh. Aufschrift. Siegel.<br />

Bibl.verm.<br />

20 Deum immortalem precatus sum, ut Te sanitati restitueret: Eidemque nunc de Te,<br />

Per-Illustris Domine, immortales gratias ago: et Reip. literatae gratulor, et mihi gaudeo:<br />

12–15 P. S. . . . prince. fehlt in L 2<br />

9 V i n d i c i a s : zu diesem Projekt Votas vgl. N. 27. 13 deux lettres: Gemeint sind ein nicht<br />

gefundener <strong>Leibniz</strong>brief, möglicherweise vom 19. März <strong>1703</strong>, sowie N. 200. 15 l’education: Beilage<br />

zu N. 200 war eine Abschrift der kurz nach 1685 verfassten ” Lettre sur l’Education d’un Prince‘‘ (IV, 3<br />

N. 68).<br />

Zu N. 204: K war Beischluss zu R. Chr. Wagners Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 6. April <strong>1703</strong> (LBr. 973<br />

Bl. 153–154, Druck in Reihe III), vgl. N. 250.


N. 204 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 327<br />

cujus omnis fortuna Serenior a Tua benignitate ducit originem. Quis enim me Per-Illustri<br />

Dn o Hugoni commendavit, praeter Te, Excellentissime Vir, Decus regionum et scientiarum?<br />

Literas meas omnes, quas e Belgio redux per anni dimidium ad Te dedi, redditas<br />

Berolini esse spero.<br />

In quibus haut scio an id nondum posuerim, quod Dn. Volderus, Lugdunensis Phi- 5<br />

losophus, ad quem literas per me dederas, peroptare sese diceret, Physica Tua integra<br />

videre. Conjicere enim se e lineis paucis, quas duxisses, fore cetera praestantissima. De<br />

Friderico Nomio quod Gronovius mihi dixerat, puto me jam retulisse. Graevius, qui nunc<br />

obi[i]sse dicitur, jacere literas in Belgio dolebat, monstrabatque epistolam a P. D. Huetio<br />

Episcopo ad se datam, qua etiam in Gallia laborare literae dicebantur atque adeo 10<br />

extingui bello. Nos quidem pace fruimur. Hartius Hoseam Rabbinicum absolvit. Autographa<br />

Lutheri etc. denuo auctiora emittet. Hahnii IC. Consultationes, curante Eisenharto,<br />

excudere incipit Hammius.<br />

Ego primo quoque die Log. et Met. munus in hac Ac[ademi]a mihi destinatum peneque<br />

traditum expecto. Aristotelem Lat e interpretari privatim pergo, publice propositurus, 15<br />

cum se res dederit.<br />

Eschenbachii Epigenem legi. Qui vocum istarum: , vim sibi haut perspectam<br />

esse dicit. Quibus mihi videntur mystae usi ad recens initiatum: F i l i , N a t e<br />

modo f i l i , ut dicerent. Ut mihi emendatior aliquis codex Metaphys. Aristot. quam sunt<br />

excusi illis omnes, contingat. Videntur enim hi libri omnium Arist is esse depravatissimi. 20<br />

Nec adhuc Argyropili Lat. interpretationem eorum vidi. Equidem quod ad instaurandam<br />

3 Literas . . . dedi: Gemeint sind wohl jene nicht identifizierten Briefe, die C. D. Koch in seinem<br />

Brief vom 2. Oktober 1702 (I, 21) an <strong>Leibniz</strong> mitgeschickt hatte. 6 literas: Brief an B. de Volder<br />

vom 29. Mai 1702 (Abschrift in Halle Universitäts- und Landesbibl. Sachsen-Anhalt Hschr. Yg 23 8o D Bl. 44–45; Druck in Reihe II). 6 Physica . . . integra: Vgl. z. B. <strong>Leibniz</strong>, Specimen dynamicum,<br />

1695. 8 retulisse: möglicherweise eine Erwähnung in den beiden nicht gefundenen Briefen C. D. Kochs<br />

an <strong>Leibniz</strong>, vgl. N. 115. 8 Graevius: verstarb am 11. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. 9 epistolam: nicht identifiziert.<br />

11 absolvit: H. v. d. Hardt [Hrsg.], Hoseas Illustratus Chaldaica Jonathanis Versione, et Philologicis<br />

celebrium Rabbinorum Raschi, Aben Esrae et Kimchi Commentariis, 1702, erschien <strong>1703</strong>. 12 emittet:<br />

Eine weitere Auflage von H. v. d. Hardt, Autographa Lutheri, 1690–1693, ist wohl nicht erschienen.<br />

12 Consultationes: vermutlich nicht erschienen. 14 munus: C. D. Koch erhielt am 5. November <strong>1703</strong><br />

eine Professur für Logik und Metaphysik in Helmstedt. 15 interpretari: vgl. C. D. Kochs (nicht<br />

gefundene) Übersetzung von Aristoteles ©, A, Kap. 1–3. 17–19 Qui . . . dicerent:<br />

A. Chr. Eschenbach, Epigenes de Poesi Orphica, 1702, S. 17. 21 interpretationem: Aristoteles,<br />

De prima philosophia: seu Metaphysicorum libri XII , [übers. von] J. Argyropylo, 1542.


328 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 205<br />

illam Philosophiam principem faciat, nihil patiar in me desiderari. Quae nunc quidem in<br />

fumum abiisse videtur.<br />

Deum O. M. precor, ut Te diu diuque servet, Regi, Electori, Principibus, literatis<br />

omnibus 〈...〉<br />

5 Helmst IV. d. Aprilis MDCCIII.<br />

A Son Excellence, Monseigneur Leibnitius, Conseiller privé de Sa Majesté de Prussen<br />

et de S. A. El. de Br. et de Lun. à Berlin.<br />

205. BARTOLOMEO ORTENSIO MAURO AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 4. April <strong>1703</strong>. [196. 210.]<br />

10 Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 619 Bl. 89–90. 1 Bog. 8 o . 4 S. Auf Bl. 89 r o oben am<br />

Textbeginn dreifache Bleistiftanstreichung am Rand.<br />

H r le 4 Avril.<br />

Mons. l’Abbé Stef i trouve Monsieur vostre lettre aussy raisonnable qu’obligeante,<br />

et vous fait mille remercim[en]s du zele que vous temoignez à son egard, il vous prie<br />

15 mesme de l’employer pour dissiper les impressions contraires à cette profonde veneration<br />

qu’il declare avoir toujours eüe, et vouloir conserver toute sa vie envers Sa M té contre le<br />

service de la quelle il proteste d’estre incapable d’agir d’aucune maniere, qu’il ne s’est<br />

nullement forgée cette fatale comission, et qu’il croyoit d’avoir assez marqué les moyens<br />

d’en detourner tout inconveniant. Bien loin de prendre vostre bonne volonté en mauvaise<br />

20 part, il vous asseure de vous en estre inf[inimen]t obligé, il connoist vostre coeur, Monsieur,<br />

et les sentim[en]s que vous luy marquez luy sont extrem[emen]t agreables, et vous<br />

promet, que par tout où il ira il en conservera une sing[ulie]re estime, et reconnoissance.<br />

J’ay esté aussy bien que luy accablé de douleur pour l’accident dont je pris la liberté<br />

de donner part à la Reyne: je sçay que vous aurez aussy plaint M r de Nomis: j’espere<br />

25 que l’on trouvera le moyen de couper racine à d’autres malheurs.<br />

Zu N. 205: K antwortet auf N. 196 und gibt Nachrichten des eigentlichen Adressaten dieses Briefes,<br />

A. Steffani, weiter. Mauro erwähnt unser Stück in N. 211. 13 lettre: Gemeint ist vermutlich N. 196.<br />

16 Sa M té : die preußische Königin Sophie Charlotte. 18 comission: die Abberufung des Hofkomponisten<br />

der Königin, A. Ariosti. 24 plaint: B. A. C. Baron de Nomis, Protegé A. Steffanis, war bei<br />

einem Zweikampf verwundet worden; vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 499 sowie N. 194.


N. 206 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 329<br />

L. A. El les sont revenues de Cell’ en bonne santé, et fort satisfaites de l’accueil de<br />

Cell’: Mg r le Duc se preparoit pour aller apres Pasques à Weyhausen: je voudrois qu’il<br />

pust moderer ses exercises, où à son âge on peut trouver plus de danger que de plaisir.<br />

J’ay fort recomandez à M r Melani les papiers de Mg r Bianchini: je prie Dieu pour l’entier<br />

retablissem[en]t de vostre santé: le beau temps pourroit contribuer à faire valoir des re- 5<br />

medes innocens, pour lesquels je vous supplie de n’avoir pas de repugnance; v[ost]re vie<br />

et v[ostr]e santé nous importe, tachez Monsieur de vous remettre et de consoler aussy<br />

parmy d’autres amis encor 〈...〉<br />

206. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

[Hannover, Anfang April <strong>1703</strong>]. [201. 209.] 10<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 337–339. 1 Bog. 1 Bl. 8 o . 5 S. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen. Siegelabdrücke. Bibl.verm.<br />

Je suis extremement sensible à vostre indisposition, en voyant qu’elle est de si longue<br />

durée.<br />

Je suis bien aise que vous ayés receu l’argent, qu’on vous devoit pour l’avoine. 15<br />

M r Eckard ne m’a pas encore ecrit, sans en puvoir comprendre les raisons, et comme<br />

vous ne puvés pas me fournir des vos novelles à cause de votre indisposition, j’ay pris<br />

le parti d’envoyer les lettres pour M r Eckard overtes à M r Le Resident de Pologne, à fin<br />

qu’il les lise (en cas qu’il entende le Francois) et qu’il me les echange avec le[s] siennes.<br />

Lors que M r Eckard ne m’ecrit point. Si vous puvés donné la main à ce Commerce, vous 20<br />

1 revenues: vgl. N. 175. 2 Pasques: am 8./9. April. 3 âge: Herzog Georg <strong>Wilhelm</strong> von Celle<br />

befand sich im 80. Lebensjahr. 4 papiers: mathematische Tafeln für <strong>Leibniz</strong>; vgl. N. 147. 7 santé:<br />

zu <strong>Leibniz</strong>’ neuerlichen Beinbeschwerden vgl. z. B N. 167 u. N. 200.<br />

Zu N. 206: K , aufgrund der Zeitangaben S. 330 Z. 3 f. und S. 331 Z. 2 in die ersten Apriltage zu<br />

datieren, antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief (vermutlich die Antwort auf N. 190), der<br />

vielleicht von N. 212 beantwortet wurde. Unser Stück kreuzt sich vermutlich mit dem nicht gefundenen<br />

<strong>Leibniz</strong>brief von Anfang April, auf den N. 209 antwortet. 13 indisposition: <strong>Leibniz</strong>’ Beinbeschwerden,<br />

die seit Ende 1702 rezidivierend auftraten. 15 l’argent: vgl. N. 190. 16 ecrit: vgl. Guidis Briefe an<br />

<strong>Leibniz</strong> seit Mitte März. 17 novelles: für Guidis politische Nachrichtenbörse. 18 Resident: H. S.<br />

Wolthers.


330 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 206<br />

me ferés bien du plaisir, parceque sans les novelles de Pologne je ne scaurai pas entretenir<br />

mes Correspondences aucunement.<br />

La Cour est revenu de Cell icy. Si le beau tems continue, je ne doute pas, que apres<br />

Pasque elle n’aille à Herrenhausen. On ne dit rien touchant la reunion projettée avec<br />

5 Wolfembütel, je croy qu’elle est accrochée de noveau.<br />

Hyer au soir on publia le mariage entre M r de Wenten Capitaine des Gardes du Cors<br />

avec la freüle de Bousch. Comme M r d’Einhausen lieutenantColonel a eté declaré Grand<br />

Ecuyer de Monseigneur le Prince Electoral, on croit qu’il quitterà la guerre, et que M r le<br />

Mayor Aremberg occuperà sa place, M r Wenten celle de M r d’Arenberg, et M r de Bousch<br />

10 celle de M r de Wenten; aumoins l’Oltzmark l’a dit.<br />

Messieurs d’Hamylton et Deine partirent hyer au matin d’icy pour Berlin, je croy<br />

qu’ils s’arreteront un couple de jours à Wolfembütel. M r Melville leur Governeur, est un<br />

jeun’homme qui a bien du merite, il m’a prié de luy preparer votre connoissance, je vous<br />

prie de la luy accorder tant que votre indisposition le permet.<br />

15 M r de Nomis est tout à fait gueri, il ne garde la maison, que à cause des cicatrices.<br />

Son adversaire se garderà de venir en Ville, parceque il a (outre la derniere affaire) un<br />

proces criminel à la Chancellerie pour avoir donné, et fait donner par son Vallet des coups<br />

de baton à un Cabarettier hors de la ville hors de raison.<br />

Vous scaurés l’autre rencontre entre les Imperiaux et les Bavarois, et que les premiers<br />

20 200 ont demeuré sur la place avec le Marquis d’Anspak. On n’espere rien de bon de cette<br />

guerre là, et pour moy je dis, que si l’Empereur ne changerà le President de guerre, et ne<br />

donnerà le Commandement à un General Italien, ses Trouppes seront toujours battues.<br />

Parmy les Imperiaux il y a toujours des cabales, et de la malice.<br />

3 revenu: wohl am 2. April; vgl. N. 201. 4 Pasque: am 8. April. 4 reunion: die im Gang befindlichen<br />

Verhandlungen zur Aussöhnung zwischen den Welfenlinien. 6 Wenten: J. F. D. von Wendt.<br />

7 freüle de Bousch: Friederike Charlotte von dem Bussche-Ippenburg. 7 d’Einhausen: vermutlich<br />

R. Chr. von Oeynhausen. 9 Aremberg: vermutlich F. D. von Hardenberg. 9 Bousch: vielleicht<br />

E. A. von dem Bussche. 10 l’Oltzmark: Gemeint ist ein umlaufendes Gerücht. 11 Hamylton . . .<br />

Deine: vgl. N. 201 u. N. 211. 12 Melville: nicht identifiziert; vgl. N. 211. 15 gueri: von der im Duell<br />

Ende März erlittenen Verletzung. 16 adversaire: namens Campen. 17 proces: nicht ermittelt.<br />

17 Vallet: nicht ermittelt. 19 rencontre: im Zuge des Einfalls in die Oberpfalz durch die kaiserlichen<br />

Truppen unter O. H. zu Limburg-Styrum am 28. März in der Schlacht bei Schmidmühlen. 20 Marquis<br />

d’Anspak: Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach, kaiserlicher Feldmarschall-Leutnant, erlag<br />

am 29. März seiner Verwundung. 21 President de guerre: H. F. von Mansfeld, der Ende Juni <strong>1703</strong><br />

im Amt des Präsidenten des Hofkriegsrat durch Prinz Eugen von Savoyen abgelöst wurde.


N. 206 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 331<br />

Les Hollandois et les Anglois font tout de bon. On asseure que Bonn serà investi le<br />

5, ou 6 Avril, que l’Artillerie consisterà en 64 gros Canons, en 36 gros mortiers, et 200<br />

petits. le General Cohorn en aura la direction, et si on prende cette place, on demolirà les<br />

fortifications. Les Minitres des Etats Generaux sont fort contents du Duc de Marlboroug,<br />

qui souffre avec patience les opinions contraires. Il donne tant des marques de l’affection 5<br />

de la Reine pour les Etats, qu’on se flatte de faire queque chose de bon, beaucoup plus que<br />

les Francois ne seront pas si forts, comme on l’a debité. les Etats font construire encore<br />

18 Vaissaux, ce qui couterà pres d’un milion hors du Canon etc. On tient terminées les<br />

affaires ou divisions domestiques de la Geldre. Le Roy de Prusse est enfin reconnu sovrain<br />

du Comté de Meurs par les trois Etats du pais, et S. M. avoit fait prendre possession du 10<br />

Comté de Monfort.<br />

Queques Lettres de Ratisbonne marquent que l’Electeur de Baviere faisoit comprendre<br />

son chagrin; en voyant, que si les Francois ne se joignent à ses Trouppes, [il] ne<br />

pourrà pas tenir tete à l’Empereur. On dit que le General Schlik picqué de la surprise<br />

que l’Electeur lui fit sur ses trois Regimens, se soit vanté de se vanger, s’il devroit aller 15<br />

jusqu’à Munich, mais quequn autre a repondu, qu’au lieu d’aller là, il pourroit bien etre<br />

obligé d’aller à Vienne, pour se justifier de la negligence, qu’il a fait paroitre dans cette<br />

action.<br />

Hyer soir on appellà icy Mon r de Campen, pour examiner la facheuse affaire entre<br />

lui et M r Nomis, et voir s’il y a moyen de les remettre ensemble. Je suis 〈...〉 20<br />

Excusés l’empressement, ces jours ne permettent autrement.<br />

1 Bonn: Die in französischer Hand befindliche Festung Bonn wurde ab 24. April unter holländischem<br />

Kommando belagert und am 15. Mai <strong>1703</strong> erobert; vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l ,<br />

Juni <strong>1703</strong>, S. 36 f. 3 Cohorn: M. van Coehoorn. 5 opinions contraires: Bezug nicht ermittelt.<br />

9 reconnu: Gemeint ist vermutlich die Besetzung des Umlandes von Moers im Rahmen der Auseinandersetzungen<br />

um die oranische Erbschaft. Die Friedrich I. bereits im November 1702 vom Reichskammergericht<br />

bestätigten Rechte an der Grafschaft wurden vom Hause Nassau-Dietz und den Generalstaaten<br />

als Testamentsvollstreckern weiterhin bestritten; vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , April <strong>1703</strong>,<br />

S. 112 f. 12 Lettres: nicht ermittelt. 13 chagrin: Zum Beschwerdebrief Kurfürst Max Emanuels<br />

wegen des verzögerten Vorrückens der französischen Truppen vgl. Danzer, Feldzug <strong>1703</strong> , 1878, S. 301 f.<br />

13 ne se joignent: Die Vereinigung von französischen und bayrischen Truppen fand im Mai statt.<br />

14 surprise: Gemeint ist vermutlich das Aufeinandertreffen von kaiserlichen und bayrischen Truppen bei<br />

Schärding am 11. März. 19 examiner: Laut N. 210 fand diese Untersuchung am 7. April statt.


332 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 207<br />

207. LEIBNIZ AN JEAN-PAUL BIGNON<br />

Berlin, 7. April <strong>1703</strong>.<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. 68 Bl. 20. 4 o . 1 S. Ränder beschnitten. — Gedr.: Zacher,<br />

Dyadik, 1973, S. 292.<br />

5 A Monsieur l’Abbé Bignon<br />

Monsieur Berlin 7 Avril <strong>1703</strong><br />

J’ay attendu quelque sujet de vous écrire pour ne pas abuser de l’honneur que vous<br />

m’avés fait de repondre. Une lettre de la Chine me l’a fourni. J’avois communiqué au<br />

R. P. Bouvet ma manière de calculer par 0 et 1. Et il me repond d’avoir trouvé d’abord<br />

10 que c’est justement le sens des figures de Fohy, Roy et philosophe de la Chine qu’on<br />

croit avoir vécu il y a plus de 4 000 ans. C’est le plus ancien monument de Science<br />

qu’on sache, dont les Chinois ayant perdu la veritable explication et en ayant donné là<br />

dessus une quantité de chimeriques, et voila maintenant le dechifrement par le moyen des<br />

Européens. Cette rencontre est curieuse et pourra estre de consequence pour ce pays là.<br />

15 J’ay mis le tout dans le papier cy joint pour estre inseré dans les memoires de<br />

l’Academie qu’on imprime de temps en temps. Si on le juge à propos; au lieu du papier<br />

que j’ay envoyé autres fois au sujet de cette même Arithmetique, qui n’est pas si propre<br />

à estre publié.<br />

14 f. là. (1 ) C’est pourquoy (2 ) J’ay L 16 à propos; (1 ) je suis avec (2 ) au lieu L<br />

Zu N. 207: Die nicht gefundene Abfertigung, Beischluss zu einem nicht gefundenen Brief vom<br />

7. April <strong>1703</strong> an Brosseau (vgl. N. 232), antwortet auf Bignons Brief vom 14. <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21).<br />

Die Korrespondenz wird fortgesetzt durch einen <strong>Leibniz</strong>brief vom Juli 1705 (Gotha Forschungs- und<br />

Landesbibliothek A 448–449 Bl. 36). Beilage (vgl. Z. 15) zu unserem Stück war <strong>Leibniz</strong>’ Schrift Explication<br />

de l’Arithmétique Binaire (gedr. in: H i s t o i r e de l’Académie Royale des Sciences, Année<br />

<strong>1703</strong> , 1705, S. 85–89). 8 lettre: Bouvets Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 4. November 1701 (I, 20 N. 318).<br />

8 communiqué: <strong>Leibniz</strong>’ Brief an Bouvet vom 15. Februar 1701 (I, 19 N. 202). 15 papier: Essay d’une<br />

nouvelle science des nombres (LH XXXV 3 B, 3 Bl. 1–2; gedr.: Zacher, Dyadik, 1973, S. 250–261).<br />

17 envoyé: Diese Schrift war Beilage zu <strong>Leibniz</strong>’ Brief an B. le Bovier de Fontenelle vom 26. Februar 1701<br />

(gedr.: Birembaut–Costabel–Delorme, Correspondance <strong>Leibniz</strong> — Fontenelle, 1966, S. 124–129).


N. 208 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 333<br />

Je suis avec respect<br />

Monsieur vostre L.<br />

208. FRIEDRICH SIMON LÖFFLER AN LEIBNIZ<br />

Probstheida, 7. April <strong>1703</strong>. [137. 252.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 571 Bl. 167. 14 o . 2 S. 5<br />

Non dubito, quin Vestra Illustris Excellentia libros e Langiana auctione redemptos<br />

et ad Dn. Foersterum transmissos acceperit, existimoque eum qui licitationem fecit<br />

praescriptam Vestrae Illustris Excellentiae Sententiam Summo studio observasse; si<br />

qua vero in re peccatum sit, ut Vestra Excellentia mihi eidemque condonet observanter<br />

rogo. Reichenbacensem pastoratum in Variscia L. Richter Pastor Schneebergensis preci- 10<br />

bus amicorum patronorumque, quos Dresdae colit et inprimis D. Beieri Ic ti Senatusque<br />

Ecclesiastici ibidem assessoris autoritate obtinuit, cujus in locum L. Toenicker Pastor<br />

Lausiacus surrogatus est. Habeo equidem in hac regione quosdam fortunae meae studiosos,<br />

ac etiam D. Rechenbergius, qui penes Illustrem Senatus Ecclesiastici Comitem de<br />

Beuchlingen Seniorem multum valet, meis studiis favet, sed ut video, Deus non vult meis 15<br />

precibus consiliisque annuere, in quem nihilominus etiam posthac, ut religio christiana<br />

jubet, spem fiduciamque ponam. Munus Professoris Philosophiae, si quis in patria ex hac<br />

vita discederet, et ambirem et obire optarem, sed et multi sunt ibidem qui talem spartam<br />

desiderant et nemo nisi qui opes possidet aut Collegiatus est aut ad aliam quam Misenensem<br />

nationem refertur, commode ibi vivere seque honeste sustentare potest, cum omnia 20<br />

care vendantur; et a novo tributorum genere, eruditi forte non excepti. Ubi tempus vacat,<br />

in colligendis regulis exegeticis sacrarum literarum versor, ut quando conciones de hymnis<br />

sacris D. Carpzovii b. m. perfecero, sacram hermeneuticam edam, et iis qui mihi aversantur,<br />

ostendam me studia literarum ruri neutiquam negligere. Disputationem, quae Halae<br />

Zu N. 208: K blieb unbeantwortet. 6 libros . . . auctione: vgl. N. 137 Erl. 10 Richter . . .<br />

Schneebergensis: G. Richter war seit 1692 Pastor in Schneeberg und ab <strong>1703</strong> in Reichenbach.<br />

11 Beieri: Gemeint ist wohl A. Beier, sächsischer Rat. 13 surrogatus est: J. Thönniker war seit 1697<br />

Pastor in der Lausitz, ab <strong>1703</strong> in Schneeberg. 15 Beuchlingen: Gemeint ist vermutlich G. H. von<br />

Beichlingen. 22 conciones: J. B. Carpzov, Lehr- und Liederpredigten, 1706.


334 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 209<br />

Saxonum de jure Sabbathi sub praesidio D. Stryckii prodiit, alia disputatione refutabit<br />

Hahnius Mecklenburgensis Theologiae Studiosus, quam sub D. Seligmanni praesidio<br />

Eruditorum examini subjiciet. Magnam Scribendi materiam nova literaria, quae futuris<br />

nundinis conspicientur, ut spero, mihi praebebunt; interea mandatum a Vestra Illustri<br />

5 Excellentia expecto, quo servitium his nundinis a me expectet, nihil enim acceptius mihi<br />

accidere potest, quam Vestrae Illustri Excellentiae servire ac hac ratione cum precibus<br />

meam pietatem ac observantiam testari; sum igitur ac permaneo 〈...〉<br />

Probstheydae d. 7. Apr. A. <strong>1703</strong>.<br />

209. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

10 [Hannover, 8. (?) April <strong>1703</strong>]. [206. 212.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 335–336. 1 Bog. 4 o . 4 S. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen. Bibl.verm.<br />

Ayant fait rechercher de votre Vallet, on m’a dit qu’il est malade, comme vous verrés<br />

pûtetre par l’icijointe, qu’il m’a envoyée. Je tacherai aujordhui de parler à M r Meyer,<br />

15 que je connois bien, il ne m’a eté pas possible de le faire hyer, vous savés bien, que la<br />

Semaine Sainte nous occupe assés matin et Soir.<br />

Du reste votre Lettre m’a fort 〈reyoui〉 par les bonnes novelles, que vous me donnés<br />

de votre chere santté, et je souhaite une parfaite guerison, afin que j’aye l’honneur de<br />

vous embrasser icy auplustost.<br />

20 Je m’etonne bien de ce que M r Eckard m’a oublié tout à fait, je continue neantmoins<br />

de luy communiquer mes novelles, mais Si je ne verray pas les Siennes, je me tairai aussi.<br />

1 prodiit: J. S. Stryk, [Praes.] Dissertatio de Jure Sabbathi: [Resp.:] C. L. Wagner, 1702.<br />

3 subjiciet: G. Seligmann, [Praes.] De Iis, Quae circa receptam De Sabbatho Doctrinam, . . . nuper in<br />

dubium vocata sunt: [Resp.:] H. J. Hahn, <strong>1703</strong>.<br />

Zu N. 209: K , das den Z. 14 angesprochenen Beischluss hatte, antwortet auf einen nicht gefundenen<br />

<strong>Leibniz</strong>brief von Anfang April (vgl. Z. 17) und ist selbst, in kurzem Abstand auf N. 206 folgend, vermutlich<br />

um den 8. April zu datieren (zur Eingrenzung vgl. Z. 14, Z. 16 u. S. 335 Z. 7). Unser Stück kreuzt<br />

sich vermutlich mit dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief, auf den N. 212 antwortet. 13 Vallet: J. B. Knoche.<br />

14 l’icijointe: wohl N. 33. 14 Meyer: M. D. Meier. 16 Semaine Sainte: 1.–7. April.<br />

18 guerison: von <strong>Leibniz</strong>’ rezidivierendem Beinleiden. 19 auplustost: <strong>Leibniz</strong>’ Rückkehr nach Hannover<br />

zögerte sich noch bis Anfang Juni hinaus. 20 oublié: Ausbleibende Antworten J. G. Eckharts<br />

beklagt Guidi in seinen Briefen an <strong>Leibniz</strong> seit Mitte März. 21 novelles: im Rahmen von Guidis<br />

politischer Nachrichtenbörse.


N. 209 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 335<br />

En attendant comme je fis l’overture la poste passée à Mons r le Resident de Pologne, je<br />

vous prie tresheumblement de me procurer sa correspondence, parce que sans les lettres<br />

de Pologne, je ne scaray pas entretenir la mienne.<br />

S. A. E. a pris connoissance de la procedure de Mons r de Campen avec M r de Nomis,<br />

on l’esamine exactement; pour voir il quid agendum. 5<br />

On dit que le mariage de la freule Bousch avec Mons r de Venten se consumerà mardi<br />

prochain. Dans ce mème jour M r l’Abbé Steffani partirà d’icy pour Dusseldorff.<br />

Monsieur de Querini partirà d’icy mercredi prochain pour Berlin.<br />

On dit qu’on augmenterà icy 30 hommes par Compagnie. Vous scarés que le Comte<br />

de Styrum s’est retiré à Neymark, et on ne scauroit comdanner assés la conduite du 10<br />

General Schlick; c’est bien etrange que ces deux Generaux, se laissent battre et harceler<br />

par l’Electeur de Baviere, qui n’a pas la moitié de monde qu’eux. S’il est vray que les<br />

Francois s’approchent à la Selve noire, je ne scay pas si on pourrà empecher la pretendue<br />

conjonction, les Cercles de Franconie et de Suabe sont dans une grande consternation, je<br />

receus de lettre[s] de Norimbergo, par lesquelles je le voy clairement. 15<br />

Il semble que le Siege de Bonne se commencerà un de ces jours absolument.<br />

On mande de l’Haye, que le Roy de Prusse a ecrit en des termes extremement forts,<br />

tant aux Etats Generaux, que à ceux de Hollande, au sujet de la citation de la Cour de<br />

1 Resident: H. S. Wolthers. 4 procedure: Zur Untersuchung des Zweikampfs Campen–Nomis<br />

vgl. z. B auch N. 210 u. N. 206. 6 mariage: Zur Verheiratung J. F. D. von Wendts mit Friederike<br />

Charlotte von dem Bussche-Ippenburg vgl. auch N. 206. 6 mardi: am 10. April. 7 Dusseldorff:<br />

Zu A. Steffanis Wechsel an den Düsseldorfer Hof vgl. N. 160. Seine Abreise erfolgte am 11. April; vgl.<br />

N. 212. 8 mercredi: am 11. April; vgl. N. 211. 9 augmenterà: für das Reichskontingent Hannovers<br />

im Spanischen Erbfolgekrieg; vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 543. 10 Neymark: Die<br />

Stadt Neumarkt bei Nürnberg war Mitte März <strong>1703</strong> von Reichstruppen erobert worden; vgl. N. 194.<br />

10 conduite: Gemeint ist vermutlich die Niederlage des kaiserlichen Regiments unter L. A. J. von Schlick<br />

bei Schärding am 11. März. 11 laissent battre: Anspielung zudem auf die Schlacht bei Schmidmühlen<br />

(28. März) zwischen kaiserlichen Truppen unter O. H. Graf Limburg-Styrum und bayrischen Truppen,<br />

die siegreich daraus hervorgingen. 13 s’approchent: Der Schwarzwald-Durchbruch der französischen<br />

Truppen unter L. H. marquis de Villars erfolgte seit Ende April durch das Kinzigtal; vgl. Monatlicher<br />

S t a a t s - S p i e g e l , Mai <strong>1703</strong>, S. 19 f. 14 conjonction: Die Vereinigung zwischen französischen<br />

und bayrischen Truppen fand Mitte Mai statt. 15 lettre[s]: nicht ermittelt. 16 Siege: ab 24. April;<br />

vgl. N. 206. 17 mande: nicht ermittelt. 17 ecrit: Vermutlich handelt es sich um die Briefe Friedrichs<br />

I. vom 16. März im Rahmen des oranischen Erbschaftsstreits, die erwähnt sind in T h e a t r u m<br />

Europaeum, 16, 1717 (ad. a. <strong>1703</strong>), Sp. 249 a. 18 citation: Als Reaktion auf die Anerkennung der<br />

Ansprüche Friedrichs I. auf die Grafschaft Moers durch das Reichskammergericht war von holländischer<br />

Seite die Verhandlung vor einem dortigen Gericht verfügt worden; vgl. ebd.


336 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 209<br />

Justice, dont il demande une reparation proportionnée à l’outrage, afin qu’il ne soit pas<br />

contraint de se faire satisfaction luy mème, ce que Mr Smittau a accompagné ces lettres<br />

des Memoires, où il parle aussi fort haut, de sorte que on estoit dans l’impatience de voir<br />

comme tout celà se terminerà. Quequn neantmoins me dit, que Sa Majesté est à present<br />

5 satisfaite.<br />

Les demelés en Gueldre sont à peu pres terminées, et la deputation que les Etats<br />

Generaux ont envoyé en Zelande n’y a pas moins bien reussi, puisque cette Province<br />

〈accoutent〉 à l’Etat de guerre de l’Armée, et fournit de grosses sommes sur les 〈Arrerages〉.<br />

Les Provinces de Frise et de Groningue formellement demandent, que le Prince de<br />

10 Nassau leur Governeur soit fait General de l’Infanterie, sur quoy les Deputés des autres<br />

Provinces doivent consulter leur Committens.<br />

On doutoit en Hollande si les gros Vaissaux de Guerre à 3 points iront en Mer, ou<br />

non, l’Equipage se faisant lentement: mais il est certain, qu’il y aurà derechef un’Escadre,<br />

pour blocquer le Port de Dunquerque.<br />

15 Il n’y a point des Lettres d’Angleterre, mais trois Juifs, qui etoient arrivés de Londre<br />

à l’Haye avec un autre batiment disent, que les Anglois ont fait une perte considerable<br />

en Amerique, sans expliquer en quoy.<br />

Les marchandises dechargées hors du Gallion pris à Vigos, ont eté venduées à Rotterdam,<br />

et ont rendu plus que 30 pour cent plus qu’on ne croyoit.<br />

20 Il y a depuis queque tems une si grande disette des novelles, qu’on ne scauroit<br />

entretenir ses Correspondens.<br />

Un certain Chevalier de Freiser, Anglois, qui est icy avec sa femme depuis 9 mois a<br />

pris congé de notre Cour, d’où il part pas trop content. Il avoit fait un projet: qu’on lui<br />

donnast m<br />

50 ecus, qu’il vouloit distribuer à Londre à ceux qui ne sont pas dans les interets<br />

25 de la succession dans la ligne protestante, pour le ramener. Il a fait faire aussi un autre<br />

semblable instance au Roy de Pologne, il pretendoit d’equiper queques Vaisseaux, pour<br />

l’envoyer en Amerique, et faire queque conquete pour Sa Mté . mais on a sceu qu’il est mal<br />

dans ses affaires domestiques en Angleterre, et apparement vouloit payer ses creanciers<br />

ce que je vous avance en secret. Je suis 〈...〉<br />

1 l’outrage: vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , April <strong>1703</strong>, S. 112 f. 2 Smittau: der<br />

preußische Gesandte im Haag W. von Schmettau. 3 Memoires: nicht ermittelt. 6 Gueldre:<br />

vgl. auch N. 206. 9 f. Prince de Nassau: Johann <strong>Wilhelm</strong> Friso von Nassau-Dietz. 15 Lettres:<br />

nicht ermittelt. 15 Juifs: nicht identifiziert. 16 perte: Gemeint sein könnte der Brand von Port<br />

Royal in der britischen Kolonie Jamaika (20. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>); vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l ,<br />

April <strong>1703</strong>. S. 111. 18 pris: am 22. Oktober 1702; vgl. N. 146 Erl. 22 Freiser: P. Fraiser.


N. 210 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 337<br />

Il y a bien du Monde icy, qui croit que Mons r de Querini ne reviendrà plus en<br />

Allemagne. Dites moy ce que la Reine en croit; pour moy je suis d’advis contraire aux<br />

autres.<br />

Le General Stenau temoigne beaucoup de mecontentement, de ce qu’on lui a defendu<br />

de ne faire aucune hostilité contre les Suedois, parceque il a eu des tres belles occasions 5<br />

d’enlever queques 100 Chevaux de Saphia comme aussi des Suedois, qui semblent apresent<br />

de souhaiter la paix.<br />

J’ay veu un sermon que le Comte Piper a fait à queques Polonois, en leur reprochant<br />

leur instabilité c’est pour le venderdi Saint, à moins qu’il ne soit apocrife.<br />

210. BARTOLOMEO ORTENSIO MAURO AN LEIBNIZ 10<br />

Hannover, 8. April <strong>1703</strong>. [205. 211.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 619 Bl. 91–92. 1 Bog. 8 o . 3 S. Geringfügiger Textverlust<br />

durch Siegelreste. Eigh. Aufschrift. Siegel. Auf Bl. 90 r o doppelte Textanstreichung (Bereich<br />

von Z. 15).<br />

H r le jour de Pasques 15<br />

Mg r l’El r comm’il est equitable, sage, et genereux a voulu prendre luy mesme connoissance<br />

del’affaire passée entre M r de Campen, et M r de Nomis; non obstant d’autres<br />

affaires de grand’importance, on l’a hier fait examiner; les depositions font esperer qu’elle<br />

sera accomoda[bl]e: toute la Cour en est bien aise, car on y a pris grand part: en mon<br />

particulier vous sçavez Monsieur celle que j’y devois prendre. Je prie Dieu que tout soit 20<br />

bien terminé, et je n’en doute pas connoissant la prudence de ce grand Prince, qui ayme<br />

la Justice et ne veut point qu’on trouble le bon ordre.<br />

Je souhaitte d’avoir des bonnes nouvelles de vostre santé, Monsieur: dans peu Mons r<br />

Querini ira vous voir, je porte envie à tous ceux qui marchent vers Lutzelbourg, où je<br />

vous supplie de n’oublier pas les respects de 〈...〉 25<br />

A Monsieur Monsieur Leibnitz. Berlin.<br />

2 Reine: Sophie Charlotte. 4 Stenau: der sächsische General A. H. von Steinau. 8 sermon:<br />

nicht ermittelt. 9 venderdi Saint: 6. April.<br />

Zu N. 210: 17 l’affaire: Zum Zweikampf zwischen B. A. C. Baron de Nomis und dem hannoverschen<br />

Hofkavalier von Campe vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 499. 24 ira: Zur Berlinreise<br />

G. Querinis vgl. z. B. N. 212.


338 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 211<br />

211. BARTOLOMEO ORTENSIO MAURO AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 10. April <strong>1703</strong>. [210. 303.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 619 Bl. 50–51. 1 Bog. 4 o . 4 S. Mit geringfügigen Korrekturen.<br />

Bibl.verm.<br />

5 H r le 10 avril <strong>1703</strong><br />

Je ne puis, Monsieur, voir partir d’icy personne vers Berlin sans envie: M r le Marquis<br />

Querini aura ce plaisir; vous pourrez en apprendre les nouvelles d’icy, on y a passé le temps<br />

fort tristement à la verité, et les conjonctures presentes n’inspirent gueres de joye. On dit<br />

que Mg r le Duc A. U. s’en va au lieu où vous estes; je souhaitte que vous ayez recouvré<br />

10 vostre santé encor pour luy pouvoir inspirer ces sentim[en]s que nous souhaittons.<br />

J’espere que vous aurez receu ma reponce touchant M r Attilio: la Reyne sçayt deja de<br />

quelle maniere je fus melé au commencem[en]t dans cette affaire, et comme j’ay toujours<br />

protesté que je n’ay d’autre volonté que celle se Sa Majesté: elle le verra en effet, mais<br />

je vous supplie, si vous avez l’honneur de la voir, d’en asseurer de nouveau Sa M té . Vous<br />

15 connoissez mon Coeur, vous sçavez mes obligations et mon zele respectueux, je ne suis<br />

pas capable de contredire à ses ordres, il suffit que je sçache ses intentions. Vous aurez<br />

veu Mess rs d’Hamilton et Deins comme M r de 〈Meneville〉 qui est avec ces Mess rs . Je les<br />

suppose logez chez l’Hoste où vouz avez esté. Nous avons icy M r d’Avenet fils et petit<br />

fils de personnes illustres en esprit, et erudition; il ne degenere pas, son entretien est tres<br />

20 agreable, il va resider a F fort par ordre de la Reyne d’Angl re . Il partira demain avec le<br />

jeune Comte d’Eck qui va volontaire à la campagne du Rhin, et M e la Co. Louise Palatine<br />

Zu N. 211: K , Mauros letzter uns vorliegender Brief vor <strong>Leibniz</strong>’ Rückkehr nach Hannover Anfang<br />

Juni, wurde vielleicht von G. Querini nach Berlin transportiert. 9 s’en va: Herzog Anton Ulrich von<br />

Braunschweig-Wolfenbüttel hielt sich vom 11. bis 21. April zu Vertragsverhandlungen in Oranienburg<br />

auf; vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 385. 11 reponce: N. 205. 17 Hamilton: vermutlich<br />

J. Douglas-Hamilton fourth duke of Hamilton; vgl. auch N. 201. 17 Deins: Gemeint sein könnte<br />

W. Winde; vgl. Schnath, a. a. O., S. 501 mit Anm. 12. Beide Engländer reisten Anfang April nach Berlin;<br />

vgl. N. 201. 17 Meneville: nicht identifiziert; vermutlich der in N. 206 genannte Melville.<br />

18 l’Hoste: Gemeint ist vermutlich der Gastwirt J. Vincent. 18 d’Avenet: der englische Resident in<br />

Frankfurt a. M., H. Davenant. 19 personnes: Ch. Davenant und sein Vater, der Dichter W. Davenant.<br />

21 campagne: Subsidientruppen Hannovers und Celles wurden im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieges<br />

1702/03 am Niederrhein eingesetzt, vgl. Schnath, a. a. O., S. 458 f. 21 Louise Palatine: Raugräfin<br />

Luise von Pfalz-Simmern; zu ihrer Reise nach Frankfurt vgl. den Brief der Kurfürstin Sophie an L. J.<br />

Sinold gen. von Schütz vom 10. April <strong>1703</strong> (gedr. Doebner, Briefe, 1905, S. 172 f., Nr. 188.).


N. 212 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 339<br />

partira Jeudy, ayant permission de M e l’El ce de tacher d’accommoder ses affaires pour<br />

trois mois. M e de Belmont s’en consolera: elle a fait venir icy deux Niepces, l’aisnée<br />

est assez jolye, mais encor migre, et n’a point de gorge, elle peut avoir 13 ans. Ce sont<br />

des nouvelles qui ne vous toucheront gueres. Je voudrois que celle de la declaration du<br />

Portugal contre les deux couronnes qu’on mande d’Amsterdam à M r l’Ab. Stef i pour 5<br />

asseurée, fust veritable: on y ajoute que le P ce du Brasil epousera une des Archid sses . Le<br />

Co. de Walstein en auroit de l’honneur, et les Alliez du profit.<br />

Je ne m’aperçoy pas, Monsieur, que je vous ennuye, et que vous pouvez deja sçavoir<br />

tout ce que je vous dis, commes vous sçavez avec quel zele je fais profession d’estre 〈...〉<br />

212. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ 10<br />

Hannover, 12. April <strong>1703</strong>. [209. 217.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 175–176. 1 Bog. 8 o . 3 S. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen. Bibl.verm.<br />

Je suis toujours plus surpris du silence de M r Eckard, le quel apparemment n’oserà<br />

pas d’ecrire. Je m’adresse donc (selon votre advis à M r Wolters, comme vous verrés par 15<br />

l’incluse, que je vous envoye overte, et que apres vous lui pourrés faire tenir) vous priant<br />

tresheumblement de tirer de lui son sentiment touchant notre Correspondence, à fin que<br />

je puisse prendre mes mesures, car sans les novelles de Pologne je ne scarois pas entretenir<br />

mes Correspondens.<br />

2 M e de Belmont: Francisca Bard Lady Bellamont. 2 Niepces: vgl. Doebner, a. a. O., S. 172,<br />

Nr. 187. 4 declaration: vermutlich in Zusammenhang mit den Vorbereitungen zum Bündnis Portugals<br />

mit der Großen Allianz (Mai <strong>1703</strong>); vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , April <strong>1703</strong>. S. 93 f.<br />

5 deux couronnes: Frankreich und Spanien. 5 Stef i : A. Steffani. 6 epousera: Die Eheschließung<br />

zwischen dem portugiesischen Kronprinzen und späteren König Johann V. von Portugal und der Erzherzogin<br />

Maria Anna fand erst 1708 statt. 7 Co. de Walstein: der kaiserliche Botschafter in Portugal<br />

C. E. von Waldstein, der die ersten Vorbereitungen zu diesem Ehebündnis in die Wege geleitet hatte;<br />

vgl. Zedler, Universal-Lexicon, 52, Sp. 1558 f.<br />

Zu N. 212: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief (vielleicht die Antwort auf N. 206),<br />

dem das S. 340 Z. 1 erwähnte ” billet‘‘ (nicht gefunden, beantwortet durch N. 213) beigelegen hatte, und<br />

hatte als Beilage den Z. 16 erwähnten Brief (nicht ermittelt). 14 silence: Klagen über ausbleibende<br />

Briefe J. G. Eckharts durchziehen Guidis Briefe an <strong>Leibniz</strong> seit Mitte März. 15 M r Wolters: der<br />

polnische Legationssekretär in Berlin H. S. Wolthers.


340 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 212<br />

Il y a deux jours, que j’ay envoyé chez M r Meyer votre billet, le pryant de me donner<br />

queque reponce, il me fit dire, qu’il m’auroit rendu la reponce de bouche, ce que je n’ay<br />

pas veu jusqu’à present. J’ay fait c[h]ercher de votre Vallet, mais on ne l’a pas pù trover,<br />

de sorte que je ne scay pas comme vous servir dans cette affaire.<br />

5 Je suis ravi d’apprendre, que vous vous esperés de vous etre tiré d’affaire. J’en ay<br />

entretenu longtems Madame l’Electrice, la quelle prend toute la part sur votre conservation.<br />

Je vous prie avec instance Monsieur de terminer mon affaire avec l’aide de Mons r<br />

de Querini. Vous ne scarés pas me rendre un plus grand service, parceque je vous avoue,<br />

10 que je ne suis pas en etat sans celà d’envoyer les 100 ecus à M r de Salaroli, les quels lui<br />

etoient deu de M r Attilio, et que cettuici a passé sur les depences de mes Inscriptions. Je<br />

suis honnet’homme, et je vous asseure que cette affaire m’a donné la fievre.<br />

Vous aurés appris nos novelles par M r le Marquis de Querini, n’ayant à vous dire<br />

autre chose apres son depart, si non que hyer au matin S. A. de Cell allà à Brunsvic,<br />

15 pour continuer les pratiques touchant l’accomodement avec Mons r le Duc Rudolphe. On<br />

dit que M r le Duc Antoine Ulderic n’irà plus à Berlin, ses Conseillers ne l’ayant trové à<br />

propos pour plusieurs raisons.<br />

On continue à dire icy, qu’on augmenterà 30 hommes par Compagnie.<br />

Les affaires d’Hyldheseim sont dans le méme pied, à ce que nous avons sceu par un<br />

20 de nos Secretaires, qui a eté là.<br />

Je vous prie de faire mes Complimens tresheumbles à Monsieur le Marquis de Querini<br />

et d’etre persuadé, que je suis 〈...〉<br />

Han r ce 12 Avril 1 7 0 3.<br />

3 Vallet: J. B. Knoche. 4 cette affaire: nicht ermittelt. 5 tiré d’affaire: Gemeint ist vielleicht<br />

der Unmut am Hannoveraner Hof wegen <strong>Leibniz</strong>’ langer Abwesenheit. 8 mon affaire: um die<br />

Druckkosten von Guidis (vgl. SV.) panegyrischen Texten zum Jahrestag der preußischen Königskrönung;<br />

vgl. die Korrespondenz seit Februar <strong>1703</strong>. 11 Attilio: A. Ariosti. 14 depart: am 11. April.<br />

15 l’accomodement: Die Verhandlungen zur Aussöhnung zwischen den Welfenlinien mündeten in einer<br />

ersten Etappe im (ohne Zustimmung Herzog Anton Ulrichs abgeschlossenen) Celler Vergleich (22. April<br />

<strong>1703</strong>); vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 387 f. 16 n’irà: Tatsächlich reiste Herzog Anton Ulrich<br />

vom 11. – 21. April nach Berlin/Oranienburg; vgl. ebd. S. 385. 18 augmenterà: vgl. N. 209.<br />

19 affaires d’Hyldheseim: die Besetzung Hildesheims durch cellische Truppen; vgl. Schnath, a. a. O.,<br />

S. 564–567. 20 Secretaires: nicht identifiziert.


N. 213 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 341<br />

M r l’Abbé Steffani partit hier au matin d’icy pour Dusseldorff.<br />

Voyci finalement le billet de M r Meyer.<br />

213. MELCHIOR DANIEL MEIER AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 12. April <strong>1703</strong>. [172.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 630 Bl. 15. 4 o . 2 S. 5<br />

Reversus ego ab itinere decem dierum et ipsas meas res a Polichio Brunsviga missas,<br />

et binas ab Exc. Tua scriptas literas offendi. Erubui sane PerIll. Domine, quod tantam<br />

in Te curam suscepisti. Non potest singularis istaec gratia nuda gratiorum actione expleri,<br />

nisi Generosus Tuus animus in solutum accepturus est intimam gratissimi animi<br />

recognitionem. Verum hanc ampliorem PerIll. Exc. Tuae praestabo, quando ipsa Ea hic 10<br />

incolumi et salva frui continget. Credet Ea facillime, nihil mihi jucundius et exoptatius<br />

accidere posse. Sed D mum Ablegatum Angl. de Winchelsea adventus Ipsius hic non deprehendet<br />

amplius; dudum hinc profectus est. Mors eximii Graevii me acerrimo certe affecit<br />

dolore. Nam non minorem ego amicum ac fautorem, quam eruditus orbis lumen, cum eo<br />

amisi. Modo PerIll. Exc. Tuam et illi et mihi diu adhuc conservet Deus, quae spes istius 15<br />

jacturam magnopere solatur. Dab. Hann. d. 12. Apr. <strong>1703</strong>. 〈...〉<br />

Tempus si patitur D no Ritnero scribere; proxime id facturus sum.<br />

1 partit: vgl. N. 209. 2 billet: N. 213.<br />

Zu N. 213: K antwortet auf zwei nicht gefundene <strong>Leibniz</strong>briefe aus Berlin aus dem Zeitbereich Mitte<br />

März bis Anfang April, darunter vermutlich der in N. 33 erwähnte. Unser Stück war Beilage zu N. 212.<br />

Der nächste Brief der Korrespondenz (Meier an <strong>Leibniz</strong>) datiert vom 27. <strong>Januar</strong> 1710. 12 Ablegatum:<br />

der britische Sonderbotschafter Ch. Finch fourth earl of Winchilsea, der sich von Februar bis Mitte<br />

März <strong>1703</strong> am hannoverschen Hofe aufgehalten hatte; vgl. Schnath, Geschichte, 4, 1982, S. 77–79.<br />

13 Mors: am 11. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. 14 fautorem: vgl. Meiers Brief vom 15./26. Mai 1702 (I, 21).


342 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 214<br />

214. LEIBNIZ AN JAKOB HEINRICH VON FLEMMING<br />

[Berlin, April <strong>1703</strong> (?)]. [200. 215.]<br />

5 Monsieur<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. 271 Bl. 80. 4 o . 1 S. Mit zahlreichen Korrekturen. Eigh.<br />

Anschrift.<br />

J’espere que V. E. sera arrivée heureusement auprés du Roy; et je seray ravi d’en<br />

apprendre des nouvelles: pour moy je parts la semaine qui vient pour Hanover. Cependant<br />

il sera tousjours bon d’adresser les lettres pour moy à Mons. Wolters, avec qui je<br />

prendray des mesures pour que je les puisse recevoir seurement. M. Cortholt souhaite<br />

10 fort d’apprendre si l’affaire du privilege aura esté redressée sans eclater, et quand on en<br />

aura obtenu l’expedition, ce qu’il est bon de faire pendant que V. E. est aupres du Roy,<br />

aussi il dit que cela luy importe pour prendre ses mesures et à fin qu’on puisse venir au<br />

fait l’année qui vient et s’asseurer des personnes dont on a besoin.<br />

9 seurement. (1 ) Je souhaite (2 ) M. Cortholt souhaite L 13–343,1 besoin. (1 ) Au reste je suis<br />

avec respect Monsieur de V. E. etc. (2 ) M. d’Ilgen L<br />

Zu N. 214: Die Datierung unseres Stücks, dessen Abfertigung nicht gefunden wurde, ergibt sich nicht<br />

so sehr aus <strong>Leibniz</strong>’ Aussage über seine baldige Rückreise nach Hannover, die Ende Mai stattfand, da<br />

diese Reise mehrfach angekündigt und verschoben wurde, als aus der Erwähnung eines brandenburgischen<br />

” passeport‘‘ für das Gepäck Ch. Du Herons; darauf nimmt Flemming vermutlich Bezug in seinem Brief<br />

vom 11. Mai (N. 243), worin dann die Antwort auf unser Stück zu sehen wäre. Flemmings Entschuldigung<br />

in N. 243 wegen der länger ausbleibenden Antwort legt einen Zeitansatz für unseren Brief mehrere<br />

Wochen zuvor, also im April <strong>1703</strong>, nahe. Eine Datierung bereits in den Spätherbst 1702 — angesichts<br />

der Du Heron-Affäre und Flemmings Ankunft am polnischen Königshof kurz vor der Jahreswende (vgl.<br />

<strong>Leibniz</strong>’ Brief an Flemming vom 30. <strong>Dezember</strong> 1702 in I, 21) scheinbar naheliegend — entfällt aufgrund<br />

der Adressierung nach Marienburg und <strong>Leibniz</strong>’ Behandlung des Du Heron-Themas in N. 109. 6 Roy:<br />

August II. von Polen. An seinen Hof in Marienburg war Flemming in der zweiten Märzhälfte gereist (vgl.<br />

N. 199). 8 Wolters: der Resident Augusts II. in Berlin. 9 Cortholt: H. Chr. Kortholt, dessen Namen<br />

<strong>Leibniz</strong> hier vermutlich zur Tarnung für seine eigene Angelegenheit einsetzt. 10 l’affaire du privilege:<br />

Gemeint sein dürfte das von August II. erbetene Privileg für <strong>Leibniz</strong> und Flemming zur Seidenkultur in<br />

Sachsen, für das <strong>Leibniz</strong> — vielleicht schon im März <strong>1703</strong> — einen Entwurf im Namen des Königs angefertigt<br />

hatte, der der kursächsischen Kanzlei in Dresden vorlag (gedr.: Distel, <strong>Leibniz</strong>-Correspondenzen,<br />

1879, S. 130–132; Druck in Reihe IV); als Datum der Ausfertigung war der 11. Mai <strong>1703</strong> vorgesehen.<br />

Vgl. auch N. 246.


N. 215 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 343<br />

M. d’Ilgen m’a encor asseuré qu’il n’y aura point de difficulté sur le passeport pour<br />

le bagage de Mons. du Heron, et il a adjouté qu’encor Mons. de Bonnac en a obtenu un<br />

pour aller à Stetin. Il faut faire un pont d’or à ces Messieurs là dans le temps où nous<br />

sommes quoyque ce soyent d’ailleurs des forts honnestes gens et que j’honnore beaucoup.<br />

Je suis avec respect Monsieur de V. E. etc. 5<br />

A Monsieur le Comte de Fleming Ministre d’Estat du Roy de Pologne et General<br />

de la Cavallerie de Sa M té à Marienbourg.<br />

215. JAKOB HEINRICH VON FLEMMING AN LEIBNIZ<br />

Marienburg, 12. April <strong>1703</strong>. [214. 243.]<br />

Überlieferung: k Abfertigung: LBr. 271 Bl. 43. 4 o . 1 3/4 S. von der Hand J. G. Eckharts. 10<br />

Grußformel und Unterschrift von Flemmings Hand. Bibl.verm.<br />

Je say, que vous serés surpris quand je vous diray que M r Beichling le Grand Chancellier<br />

est envoyé avec ses deux freres à Königstein. La chose s’est fait subitement, et j’en<br />

fus frappé ne l’ayant apris qu’une heure aprés leur depart. Le Roy m’en a temoigné de la<br />

compassion; il faut qu’il y a eu des fortes raisons, qui l’ont fait prendre cette resolution; 15<br />

M r Pflug le Grand-Chambellan est nôtre premier Ministre. Pour l’affaire de Kortholt<br />

1 asseuré (1 ) qv’on n’a que demander le passe bricht ab (2 ) qv’il L 1 f. pour le (1 ) passage<br />

(2 ) bagage L 3 Stetin. (1 ) Au reste je suis (2 ) Il L 3–5 là | je suis avec respect gestr. | dans . . .<br />

respect erg. | Monsieur<br />

1 passeport: Der einstige französische Gesandte in Polen, Ch. Du Heron, war dort im vergangenen<br />

Herbst zur unerwünschten Person erklärt und am 10. November 1702 verhaftet worden, vgl.<br />

T h e a t r u m Europaeum 16, 1717 (ad. a. 1702), Sp. 1042b. Im <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> wurde er nach Frankreich<br />

abgeschoben. 2 obtenu: Der französische Gesandte beim schwedischen Hof, J. L. d’Usson de Bonnac,<br />

war wegen seines für Polen nicht gültigen Passes inhaftiert, aber bald darauf wieder freigelassen worden.<br />

4 j’honnore: Du Heron und d’Usson de Bonnac waren <strong>Leibniz</strong> aus ihrer Gesandtenzeit in Wolfenbüttel<br />

bekannt und zählten zu seinen Korrespondenten.<br />

Zu N. 215: K antwortet auf N. 200. <strong>Leibniz</strong> referiert die den Sturz des Großkanzlers W. D. von<br />

Beichlingen betreffenden Sätze gegenüber Kurfürstin Sophie in N. 38. 13 envoyé: am 10. April <strong>1703</strong>;<br />

vgl. N. 37 und N. 38. 13 deux freres: Gottlob Adolf und Johann Siegfried von Beichlingen. 14 Roy:<br />

August II. von Polen. 16 l’affaire: Beichlingen hatte in das Projekt zur Seidenkultur in Sachsen, für<br />

das der Name Kortholts als Deckname diente, einbezogen werden sollen, vgl. N. 171.


344 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 216<br />

Elle ne sera pas alterée, bien qu’Elle sera differée un peu. D’ailleur le Roy a fortement<br />

approuvé l’ecrit, que vous m’avés envoyé, Je l’ay donné au Roy, il en est tres content,<br />

et cela l’a confirmé dans l’estime qu’il a conceu pour l’autheur par la relation que j’ay<br />

faite avec justice de sa personne. Je suis tout à Vous 〈...〉<br />

5 Marienbourg ce 12. Avr. <strong>1703</strong>.<br />

216. KÖNIGIN SOPHIE CHARLOTTE AN LEIBNIZ<br />

Berlin, 14. April <strong>1703</strong>. [197. 239.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. F 27 Bl. 110. 4 o . 1 S. Bibl.verm. — Gedr.: 1. Klopp,<br />

Werke 10, 1877, S. 210; danach (teilw.): 2. Ebert, Ariosti, 1905, S. 95 (= S. 344 Z. 11–14).<br />

10 A Berlin ce 14 d’Avril <strong>1703</strong><br />

La lestre e[s]t à merveille que vous vous estes doné la peine d’ecrire[,] mais je vous<br />

prierés d’ajouter dans l’apostille que je n’ay pas voulu ecrire moy meme à la grande<br />

Princesse avant que d’avoir fait sonder par vous sy le cardinal seroit porté à doner<br />

encore permision à Atilio pour quelques anées. j’ay ausy apris l’arrivée du duc Antoine<br />

15 demain ou apres demain à Orenienbourg. je ne crois pas qu’il vient pour des prunes[.] le<br />

tems nous aprendra ces noveaux deseins.<br />

Je vous prie de me renvoyer vostre lestre quand vous aurés ajoutez l’apostille.<br />

2 l’ecrit: <strong>Leibniz</strong>’ ” Lettre sur l’Education d’un Prince‘‘ (IV, 3 N. 68). Eine Abschrift davon hatte<br />

N. 200 beigelegen. 2 content: vgl. auch N. 37 u. N. 223.<br />

Zu N. 216: K bezieht sich auf den S. 344 Z. 11 genannten Brief, den <strong>Leibniz</strong> der Königin vorgelegt<br />

hatte. 11 lestre: N. 226. 12 apostille: N. 226 PS. 12 f. grande Princesse: wohl die aus dem<br />

Hause Medici stammende Kurfürstin Anna Maria Ludovika von Pfalz-Neuburg, aus deren Umgebung die<br />

Forderung nach A. Ariostis Rückkehr nach Hannover und Berlin gelangt war (vgl. N. 32). 13 cardinal:<br />

F. M. de’ Medici. 14 Atilio: A. Ariosti. 16 deseins: zu dem am 19. April geschlossenen Vertrag, der<br />

Wolfenbüttel und Brandenburg-Preußen im Gegensatz gegen Hannover und Celle verband, vgl. Schnath,<br />

Geschichte 3, 1978, S. 385.


N. 217 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 345<br />

217. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 15. April <strong>1703</strong>. [212. 224.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 20–21. 1 Bog. 4 o . 3 1/2 S. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen. Oben auf Bl. 20 r o von <strong>Leibniz</strong>’ Hand ” Guidi‘‘. Bibl.verm.<br />

Je n’ay pas receu de vos novelles Venderdi passé, ce qui m’auroit fait croire, que 5<br />

vous seriés en voyage. Madame l’Electrice me dit hier au soir, qu’elle vous attendoit bien<br />

tost.<br />

Enfin j’ay receu des novelles de M r Eckard, elles ont fait le chemin de Dresde, et<br />

sans leur faire un dessus à moy, il s’est adressé à Madame l’Electrice, la quelle fut bien<br />

surprise, et si la lettre ne seroit pas tombé dans mes mains pour la presenter, elle l’auroit 10<br />

eté d’advantage, je lui ecris ce matin de s’adresser à M r Schlemm, ou à M r Wolters, qui<br />

m’a fait l’honneur de m’ecrire, et d’accepter ma Correspondance, dont je vous remercie<br />

tresheumblement.<br />

Vous aurés veu à l’heure qu’il est Monsieur le Marquis de Querini, et je veux esperer,<br />

que entre vous et luy vous aurés la bonté d’achever mon affaire. 15<br />

Je fis appeller avanthier votre Vallet, qui se porte bien apresent, il me dit, qu’il<br />

m’auroit apporté une lettre pour vous, mais je ne l’ay pas veue.<br />

Je ne veu jamais tant de changement, comme dans les affaires de Pologne; pendant<br />

que le Sen. Cons. decide pour son Roy, les Suedois battent Oginski.<br />

Mons r le Comte de Monceau arrivà hier icy de Cell. il me dit que Monsigneur le 20<br />

Duc Son Maitre etoit revenù venderdi de Brunsvic, où les Bourgois de cette Ville etoient<br />

Zu N. 217: K wurde vermutlich (vielleicht zusammen mit Guidis kurz darauf folgendem Brief N. 224)<br />

beantwortet durch den nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief, auf den N. 229 antwortet. 5 Venderdi: 13. April.<br />

6 en voyage: <strong>Leibniz</strong> reiste erst Ende Mai ab von Berlin. 8 novelles: vermutlich die von Guidi seit<br />

Mitte März (vgl. N. 177) erwarteten Berichte zur Lage in Polen. 9 adressé: vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Anweisungen<br />

an J. G. Eckhart zur Adressierung seiner Berichte in N. 27. 11 ecris: nicht ermittelt.<br />

12 Correspondance: vgl. N. 209. 14 veu: zu Querinis Berlin-Reise vgl. N. 212. 15 mon affaire: um<br />

Guidis Panegyrik für Friedrich I. (vgl. SV.). 16 Vallet: J. B. Knoche. 16 apresent: Zu Knoches<br />

Klagen über Fieberschübe vgl. zuletzt N. 33. 17 lettre: nicht gefunden. 19 Sen. Cons.: vom<br />

Reichstag zu Marienburg vom 20. März – 2. April. 19 battent: der Sieg schwedischer Truppen über<br />

die russisch-litauischen Truppen unter dem Feldherrn Oginski in der Nähe von Birsen am 29. März; vgl.<br />

Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , April <strong>1703</strong>, S. 123. 20 Monceau: R.-H. de Crux de Monceaux.<br />

21 de Brunsvic: im Zuge der Aussöhnung zwischen den Welfenlinien.


346 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 217<br />

sorti à sa rencontre pour marquer de la joie, qu’ils avoient eu de le voir chez eux depuis<br />

si longtems. Mons r le Duc Rudolphe lui a fait beaucoup d’honnetetés, et on croit que<br />

l’accomodement est fait à son egard, ou qu’il est in fieri; mais pour ce qui est de Mons r<br />

le Duc de Wolfembütel il est venu chez vous, malgré les remontrances qu’on lui a fait de<br />

5 ne pas entreprendre ce voyage.<br />

A ce qu’on me mande de Prague, l’Electeur de Baviere n’a perdu que 800 hommes<br />

dans le rencontre avec le General Schlik, et environs 200 avec Styrum, mais les lettres<br />

d’Ausbourg ne nous ont pas confirmé cette novelle. Avec tout celà l’Electeur s’est emparé<br />

du Pont, et d’une Porte de Ratisbonne, malgré toute la neutralité, ils s’en est excusé, en<br />

10 disant que l’Empereur ne luy avoit pas tenu ce qu’il lui avoit accordé.<br />

Il y a des lettres, qui marquent que la conjonction des Francois avec les Bavarois est<br />

faite, apres demain nous eclaircisseront d’advantage. On dit que le dessein de l’Electeur<br />

de Baviere n’etoit pas de surprendre Ratisbonne, mais de tirer à une battaille le Comte<br />

de Styrum, qui n’a pas pourtant bougé. On est bien surpris de la conduite des ces deux<br />

15 Generaux.<br />

Le Siege de Bonn estoit fixé dans cette Semaine, le General Cohorn s’estant engagé<br />

de s’en saisir en 15 jours de tems.<br />

Les principaux Articles du Traité, qui se negotie avec le Portugal, etoit comme<br />

conclus, lors que les dernieres lettres de Lisbonne partoient. le Roy s’engage de mettre<br />

m<br />

hommes, aux quels les Alliés en joindront 12 avec 30 Vaisseaux de guerre,<br />

et deux milions d’ecus, outre la cession de queque partie de la Monarchie d’Espagne. Ce<br />

serà une gran diversion aux deux Couronnes.<br />

20 sur pied m<br />

46<br />

3 l’accomodement: Der Celler Vergleich wurde am 22. April geschlossen. 4 Duc de Wolfembütel:<br />

Anton Ulrich; vgl. N. 212. 6 mande: nicht ermittelt; wohl im Rahmen von Guidis politischer Nachrichtenbörse.<br />

7 rencontre: bei Schärding am 11. März. 7 avec Styrum: am 28. März an der Vils bei<br />

Emhofen; vgl. N. 206. 7 lettres: nicht ermittelt. 9 Ratisbonne: Zur Besetzung von Stadtzugängen<br />

der Reichsstadt durch bayrische Truppen Anfang April vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , a. a. O.,<br />

S. 17–61. 9 excusé: vgl. ebd. S. 18. 11 conjonction: Die Vereinigung der französischen mit den bayrischen<br />

Truppen fand erst am 11. Mai statt. 14 Styrum: Laut Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l ,<br />

a. a. O., S. 18 f., stand die Aktion gegen Regensburg in Zusammenhang mit der Abwehr eines befürchteten<br />

Einfalls kaiserlicher Truppen unter O. H. zu Limburg-Styrum in Bayern. 16 Siege: ab 24. April;<br />

vgl. N. 206. 17 saisir: am 15. Mai. 18 Traité: Zu den Bündnisverhandlungen Portugals mit der<br />

Großen Allianz vgl. N. 211 Erl. 19 lettres: nicht ermittelt. 19 Roy: Peter II. von Portugal.<br />

22 deux Couronnes: die französische und die spanische.


N. 218 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 347<br />

Messieurs les Etats ayant fait representer au Cercle de Westfalie, assemblé à Cologne<br />

le veritable etat des choses à l’egard de Meurs, et comment la Chambre de Wetzlar y a<br />

procedé, l’on apprend, que la plus part des membres de ce Cercle sont d’opinion, que le<br />

mandement de la Chambre Imp le ne doit pas etre executé, puisque elle n’a entendu, que<br />

l’une des parties. 5<br />

Je suis 〈...〉<br />

Han r ce 15 Avril <strong>1703</strong>.<br />

218. LEIBNIZ AN JOACHIM BOUVET<br />

[Berlin, 17. April <strong>1703</strong>].<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. 105 Bl. 30–35. 3 Bog. 2o . 11 3/4 S. Mit zahlreichen Kor- 10<br />

rekturen und Änderungen. Bibl.verm. Am oberen rechten Rand Notizen von <strong>Leibniz</strong>’<br />

Hand: 〈tuis Ms<br />

” tis 〉 Grimaldi 〈—〉 observationes. antiqua observatio duarum parallaxium‘‘,<br />

senkrecht durchstr., darunter: Explication des caracteres peutestre dans Confutius Ms.<br />

”<br />

Espagnol‘‘. — Auf Bl. 35 vo L von N. 220. — Gedr.: u. a. 1. (teilw.) J. Baruzi, <strong>Leibniz</strong> , Paris<br />

1909, S. 156–161 (= S. 354 Z. 21 – S. 355 Z. 18, S. 356 Z. 1–12, S. 356 Z. 15 – S. 359 Z. 2, 15<br />

S. 360 Z. 13–22); 2. H. Bernard, Comment <strong>Leibniz</strong> découvrit le livre des mutations, in:<br />

Bulletin de l’Université l’Aurore, Shanghai, Sér. 3, T. 5, no 2, 1944, S. 432–445; 3. (teilw.)<br />

Merkel, China-Mission, 1920, S. 92–94 (= S. 354 Z. 18 – S. 355 Z. 9); 4. (teilw.) Zacher,<br />

Dyadik, 1973, S. 275–286 (= S. 348 Z. 19 – S. 366 Z. 10); 5. Widmaier, China, 1990, S. 179<br />

bis 196; 6. Widmaier, Briefwechsel, 2006, S. 396–435; 7. (ital.) St. Gensini [Hrsg.], G. W. 20<br />

<strong>Leibniz</strong>: L’armonia delle lingue, Roma/Bari 1995, S. 203–207.<br />

Die nicht gefundene Abfertigung, die offenbar ganz oder zumindest größtenteils von Schreiberhand<br />

geschrieben wurde (vgl. S. 366 Z. 1), antwortet auf Bouvets Brief vom 4. November 1701 (I, 20 N. 318),<br />

vgl. S. 348 Z. 19, den <strong>Leibniz</strong> mit Ch. Le Gobiens Brief vom 13. März <strong>1703</strong> (N. 174) erhalten hatte, und<br />

13 Ms. (1 ) Chinoi bricht ab (2 ) Espagnol L<br />

2 Meurs: die im oranischen Erbschaftsstreit umstrittene Grafschaft Moers; vgl. N. 206. 4 mandement:<br />

das Urteil des Reichskammergerichts zu Wetzlar vom November 1702 mit der Bestätigung der<br />

Rechte des preußischen Königs Friedrichs I. an der Grafschaft. 5 l’une: Gemeint ist vermutlich<br />

Friedrich I. 12 Grimaldi: vgl. S. 363 Z. 17 f. 13 Confutius: vgl. S. 366 Z. 3. 13 Ms.: bezieht<br />

sich wohl auf J. Golius, vgl. SV. u. S. 361 Z. 22.


348 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 218<br />

kreuzt sich mit Bouvets Brief vom 8. November 1702 (I, 21). Beilage zur nicht gefundenen Abfertigung<br />

war N. 220; vgl. S. 367 Z. 6 u. S. 368 Z. 7. Der nächste Brief der Korrespondenz ist wiederum ein Schreiben<br />

von <strong>Leibniz</strong> an Bouvet vom 28. Juli 1704 (Druck in I, 23). Bouvet hatte wohl bereits am 21. Oktober<br />

<strong>1703</strong> einen Brief an <strong>Leibniz</strong> entworfen (vgl. C. von Collani, Eine wissenschaftliche Akademie für China,<br />

5 Stuttgart 1989, S. 26), nach seinen eigenen Angaben aber nicht abgeschickt. Stattdessen arbeitete er den<br />

Entwurf zu einem Brief an Bignon um, wie aus seinem Brief an B.-Cl. Tachereau de Linyères vom 27.<br />

Oktober 1704 hervorgeht (gedr. ebd., S. 118–125, vgl. v. a. S. 119 f). Eine Kopie dieses Briefes an Bignon<br />

vom 15. September 1704 mit dem Nachtrag vom 26. Oktober 1704 (gedr. ebd., S. 32–85 u. S. 86–117) sollte<br />

nebst einem (nicht gefundenen) Begleitschreiben Bouvets an <strong>Leibniz</strong> gesandt werden. Die Sendung kam<br />

10 aber erst 1709 in Rom an (vgl. ebd., S. 23). — Für die Datierung unseres Stückes gibt es 4 Anhaltspunkte:<br />

1. ein von <strong>Leibniz</strong> eigh. auf April <strong>1703</strong> datiertes Fragment, in dem es heißt: ” respondi R. P. Bouveto‘‘ (vgl.<br />

S. 359 Z. 17, Erl.). 2. das Eintreffen von Bouvets Brief am 1. April <strong>1703</strong> (vgl. Z. 19). 3. Brosseaus Brief<br />

vom 30. April <strong>1703</strong> (N. 232), in dem er mitteilt, er habe zwei Sendungen von <strong>Leibniz</strong> vom 7. und 17. April<br />

<strong>1703</strong> an Verjus weitergeleitet. 4. <strong>Leibniz</strong>’ Erwähnung seiner Antwort an Bouvet in N. 233 (vgl. S. 396<br />

15 Z. 18). Wir datieren auf 17. April, weil inhaltliche Gründe (vgl. S. 366 Z. 2 f. u. S. 368 Z. 3) nahelegen,<br />

dass die Abfassung unseres Stückes etwas mehr Zeit in Anspruch nahm und mit dem späteren Brief an<br />

Brosseau gesandt wurde.<br />

Mon Tres Reverend Pere<br />

La lettre de Vostre Reverence datée Pekin le 4 me Novemb. 1701 m’a esté rendue<br />

20 le 1 d’Avril de l’an <strong>1703</strong>. par les soins du Tres R. P. Gobien[.] Je suis ravi d’apprendre<br />

que V. R. se porte bien, et que les affaires des Europeens vont bien à la Chine, puisque<br />

le progres de la Religion Chrestienne y est interessé. Mais je ne puis me dispenser de<br />

vous exhorter avec vos compagnons de profiter du temps favorable un peu plus qu’on<br />

a fait jusqu’icy, pour nous faire avoir en echange des nostres les belles connoissances<br />

25 des Chinois, sur tout dans les arts. Car un endroit de vostre lettre me fait juger que la<br />

bonté qu’on y a pour les estrangers s’y refroidira extremement un jour, quand on croira<br />

qu’on n’en aura plus tant besoin. C’est l’endroit où vous dites mon R. P. que l’Empereur<br />

depuis quelques années, ayant achevé de se satisfaire sur ce qu’il desiroit savoir de la<br />

Theorie de nos sciences, ne donne plus la meme facilité aux Europeens de l’entretenir<br />

30 sur ces matieres. De sorte qu’il importe extremement de travailler à l’Histoire des Arts<br />

de la Chine sans delay, tant qu’on en a le moyen; d’autant plus qu’il est plus aisé à eux<br />

23 avec vos compagnons am Rande erg. L<br />

19 lettre: I, 20 N. 318. 25 endroit: Vgl. I, 20 N. 318, S. 549. 27 l’Empereur: Kaiser Kangxi.


N. 218 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 349<br />

d’apprendre nos sciences et connoissances qu’à nous d’apprendre les leurs, tant par ce<br />

que les nostres consistent plus dans le raisonnement, et les leurs plus dans l’experience,<br />

que par ce que les nostres sont publiques pour la plus part, mais les Chinoises ne sont<br />

gueres connues que des gens de profession, et s’y continuent comme par tradition. Je<br />

crois que vous pourriés interesser adroitement l’Empereur même dans cette recherche 5<br />

des arts; luy faisant connoistre que le moyen de perfectionner les arts de son pays est<br />

d’en donner des descriptions; et par ce moyen on pourra voir ce qui manque aux Chinois,<br />

pour le suppléer par le secours des Europeens. Item, qu’il importe d’avoir un dictionnaire<br />

parfait ou plus tost plusieurs qui composent un parfait, qui contienne tous les caracteres<br />

encor particuliers à chaque profession, et qu’il importe aux Tartares, que les Chinois ne 10<br />

leur cachent plus rien. Or à l’occasion des termes, quand il s’agira de les expliquer, on<br />

donnera les figures des choses naturelles et artificielles et les descriptions des practiques<br />

ou secrets. Particulierement Mon T. R. P. je vous supplie de m’obtenir une description<br />

aussi distincte qu’on pourra, touchant la manufacture de toute sorte de papier de la<br />

Chine, et les manieres de l’embellir. Les types dont ils se servent pour imprimer leur 15<br />

caracteres de quoy sont ils faits? Autres fois Monsieur van Helmont le fils me disoit,<br />

qu’ils en avoient faits d’une lacque ou vernis dans le quel ils gravoient aisement ces<br />

caracteres, pendant qu’il estoit encor mol, mais que puis il s’endurcissoit comme du bois.<br />

Cela seroit commode. Je souhaiterois aussi d’apprendre s’ils n’ont pas des bons moyens<br />

de munir le cuir, ou quelque étoffe en sorte que l’air et l’eau n’y puissent point penetrer, 20<br />

et particulierement l’air, car je ne trouve pas encor qu’on reussisse en cela en Europe<br />

assés à mon gré, pour faire des gros sacs ou coussins qu’on puisse enfler et coucher dessus.<br />

Quant aux affaires de l’Europe, elles sont dans une assiette à nous faire porter envie<br />

aux Chinois. La mort du Roy d’Espagne a fait naistre une guerre terrible, qui decidera<br />

du sort de l’Europe. Celle qui est entre le Tzar et le Roy de Suede dure encor; mais 25<br />

comme celuyci au lieu de pousser les Moscovites a tourné ses forces contre la Pologne,<br />

estant entré dans le coeur de ce Royaume, les Moscovites ont repris vigueur et harcelent<br />

15–19 Les types . . . commode am Rande erg. L<br />

8 dictionnaire: vgl. I, 20 N. 318, S. 549 Erl. 16 le fils: F. M. van Helmont. 16 disoit: <strong>Leibniz</strong><br />

dürfte sich hier auf Begegnungen beziehen, die 1696 in Herrenhausen stattgefunden haben, I, 13<br />

S. XXXIV f. 24 mort: Karl II. verstarb am 1. November 1700. 25 Celle: Gemeint ist der Nordische<br />

Krieg. 27 estant entré: Karl XII. besiegte polnische und sächsische Truppen 1701 bei Riga und 1702<br />

bei Kliszów.


350 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 218<br />

fort les provinces de la Suede qui leur sont exposées, ayant meme pris Nötebourg place de<br />

quelque consideration. Ils tachent aussi de s’élargir du costé de la mer noire, bastissant<br />

une nouvelle forteresse, et si le Sultan ne 1 vouloit absolument conserver la paix apres<br />

une guerre où l’Empire Ottoman a tant souffert, et s’il avoit voulu donner les mains aux<br />

5 solicitations des Tartares de la Crimée 2 , il auroit peutestre deja recommencé la guerre<br />

avec les Moscovites; dont le but paroist d’avoir encor quelque port sur la mer Baltique,<br />

mais ils y trouveront de la difficulté. Le Roy de Suede avoit paru fort eloigné jusqu’icy<br />

d’une paix avec le Roy de Pologne, qu’il auroit bien voulu faire quitter son Royaume;<br />

ayant effectivement de son costé une grande faction de Polonnois et Lithuaniens qui<br />

10 tendoit à cela. Mais les affaires paroissent avoir changé de face, et il semble que le Roy de<br />

Suede pourra enfin se resoudre à traiter avec le Roy et la Republique, dont il souhaiteroit<br />

la societé contre les Moscovites, à quoy cependant je ne crois pas que le Roy de Pologne<br />

donne les mains, car le Tzar l’a assisté fidelement; et une paix perpetuelle ayant esté<br />

faite entre les Polonnois et les Moscovites il y a deja quelques années, les Polonnois n’ont<br />

15 point de sujet de rompre que je sache.<br />

Mais laissons là ces affaires du Monde, qui n’interessent gueres la Chine, et revenons<br />

aux sciences. L’Analyse des infinitesimales nous a donné moyen, à moy, et à ceux qui<br />

ont poussé mes methodes, de resoudre des difficultés, où la Geometrie n’arrivoit pas<br />

auparavant. Par exemple personne avoit determiné la figure de la chainette, que Gali-<br />

1 〈Am Rande von L e i b n i z ’ Hand, gestr.:〉 NB.<br />

2 〈Am Rande von L e i b n i z ’ Hand:〉 NB.<br />

2 qvelqve (1 ) consideration. ce qvi rendra la paix difficile. les moscovites ne (2 ) consideration L<br />

2 f. bastissant . . . forteresse am Rande erg. L 6 f. Baltique, (1 ) comme Suede ils en ont sur l’occa<br />

bricht ab (2 ) mais L 7 il y trouveront L, korr. Hrsg. 14 il y a . . . années am Rande erg. L<br />

1 Nötebourg: wurde am 12. Oktober 1702 von Peter d. Großen besetzt und in Schlüsselburg umbenannt.<br />

3 forteresse: Gemeint ist wohl die Festung Asow, die 1696 von Peter d. Großen erobert<br />

worden war und wieder neu aufgebaut wurde. 3 Sultan: Mustafâ II. 3 la paix: Der 1695 wieder<br />

aufgenommene Türkenkrieg wurde, nach Abschluss des Waffenstillstandes von Karlowitz im <strong>Dezember</strong><br />

1698, durch den Frieden von Konstantinopel im Juli 1700 beendet. 13 paix perpetuelle: Gemeint ist<br />

der Ewige Friede von Moskau vom Mai 1686. 17 à ceux: Gemeint sind Jacob und Johann Bernoulli<br />

sowie G.-F.-A. de L’Hospital.


N. 218 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 351<br />

lei avoit crû estre la parabole. Or j’ay monstré que par le moyen d’une chainette bien<br />

subtile comme sont celles des monstres, suspendue par les deux bouts, on aura les logarithmes<br />

tous faits sans calcul aussi exactement que la grandeur, subtilité et flexibilité de<br />

la chaînette le peut permettre. Je ne say aussi si je vous ay parlé de ma science de la<br />

dynamique, ou des forces, où j’ay trouvé la veritable maniere de l’estimer, tirée a priori 5<br />

des principes sublîmes de la metaphysique reelle, et puis parfaitement conforme aux experiences.<br />

Où j’ay trouvé non seulement qu’il est faux que la quantité de mouvement se<br />

conserve comme croyoient les Cartesiens; mais que la force absolue (prise comme il faut)<br />

se conserve, au lieu que M. Mariotte, M. de La Hire et autres depuis peu, n’ont qu’une<br />

conservation de quelque chose de respectif. J’ay trouvé aussi qu’il y a autant d’action 10<br />

dans une heure que dans une autre, soit dans l’univers, soit dans des corps qu’on conçoit<br />

comme seuls communiquans entre eux 3 . Mais la quantité de l’action motrice est bien<br />

différente de ce que les Cartesiens appellent la quantité de mouvement. Je fais voir de<br />

plus que la force est de l’essence de la substance corporelle, et que c’est l’entelechie 4 des<br />

anciens, quoy qu’elle ait besoin d’estre determinée par le concours des corps ou par la 15<br />

premiere disposition de Dieu. C’est donc par la consideration de la force que je justifie<br />

les anciens contre la philosophie trop materielle des modernes à qui j’accorde que tout se<br />

fait mecaniquement dans les corps[,] mais je leur monstre, qu’ils ne considerent pas assez<br />

3 〈Am Rande von L e i b n i z ’ Hand, gestr.:〉 l’Entelechie. 〈Danach:〉 NB.<br />

4 〈Am Rande von L e i b n i z ’ Hand:〉 NB.<br />

15 f. ou par . . . Dieu. am Rande erg. L 17 f. modernes (1 ) qvi ne considerent (2 ) | à qvi . . .<br />

qv’ils erg. | ne considerent L<br />

1 avoit crû: vgl. G. Galilei, Discorsi e Dimostrazioni matematiche, 1638, S. 146 u. S. 284.<br />

1 j’ay monstré: vgl. <strong>Leibniz</strong>, De linea in quam flexile se pondere proprio curvat, in: A c t a erud., Juni<br />

1691, S. 277–281. 4 ma science: vgl. u. a. <strong>Leibniz</strong>, Specimen dynamicum I , in: A c t a erud., April<br />

1695, S. 145–157 und Dynamica (gedr. Gerhardt, Math. Schr., 6, 1860, S. 281–514). 9 Mariotte:<br />

E. Mariotte, Traité de la percussion ou choc des corps, 1673. 9 de La Hire: Ph. de La Hire, Traité<br />

de mécanique, 1695, S. 382 ff. 9 et autres: vgl. u. a. N. Malebranche, Des Loix de la communication<br />

des mouvements, 1692; A. Parent, Elémens de méchanique et de physique, 1700, S. 72. 10 trouvé<br />

aussi: Vgl. z. B. Dynamica (gedr.: Gerhardt, Math. Schr., 6, 1860, S. 281–514).


352 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 218<br />

que les principes memes du mecanisme 5 viennent de quelque chose de plus haut que de<br />

ce qui n’est que materiel ou sujet à l’imagination.<br />

Mais venons à ce qui est un des principaux sujets de vostre lettre c’est le rapport<br />

de mon Arithmetique binaire avec la figure de Fohii qu’on croit un des plus anciens Rois<br />

5 et philosophes connus dans le monde, et comme fondateur de l’Empire et des sciences<br />

des Chinois. Cette figure estant donc un des plus anciens monumens de science, qui se<br />

trouvent aujourdhuy dans l’univers, qui passe ce semble l’antiquité de 4 000 ans; et qui<br />

n’a peut estre point esté entendu depuis quelques millenaires d’années; c’est une chose<br />

bien surprenante, qu’elle convient parfaitement avec ma nouvelle maniere d’Arithmetique<br />

10 et qu’il a falu justement que je vous en écrivisse dans le temps qu’il faloit, c’est à dire lors<br />

que vous vous appliquiés au dechifrement de ces lignes. Je vous avoue que moy meme,<br />

si je n’avois point etabli mes dyadiques, je regarderois peut estre long temps ce systeme<br />

des Coua ou lignes de Fohi, sans en penetrer le but. Il y a bien plus de 20 ans que j’avois<br />

en tête cette Arithmetique par 0 et 1, dont je voyois les merveilleuses consequences pour<br />

15 pousser la science des nombres à une perfection, qui passe tout ce qu’on en a; mais je<br />

reservois de me decouvrir là dessus jusqu’à ce que je fusse en estat d’en monstrer en<br />

même temps les grandes utilités; mais mille autres occupations et meditations m’ayant<br />

empeché d’y travailler, je m’en ouvris enfin là dessus (quoyque non encor dans aucun<br />

livre imprimé) afin qu’une pensée de cette consequence ne perist point. Et je suis ravi<br />

20 que c’est justement dans le temps où vous avés esté en estat d’en faire un usage aussi<br />

beau que celuy de dechifrer cet ancien monument de la Chine. En verité, il y paroist<br />

quelque direction de la providence. Et je ne doute point que lors qu’on portera plus loin<br />

5 〈Am Rande von L e i b n i z ’ Hand:〉 NB.<br />

6 Chinois. (1 ) je vous avoue, qve ce rapport m’a surpris, et m’a paru (2 ) Cette figure L<br />

7 trouve L, korr. Hrsg.<br />

8 f. une . . . surprenante: Vgl. <strong>Leibniz</strong>’ fast identische Charakterisierung in N. 203 an C. M. Vota<br />

sowie in seinem Artikel Explication de l’Arithmetique binaire, in: Histoire de l’Academie Royale de<br />

Sciences, Année <strong>1703</strong> , 1705, S. 85–89. 13 Coua: Bezeichnung der drei- und sechslinigen Zeichen im<br />

Yijing (gua), d. h. der 8 Trigramme und 64 Hexagramme. 13 plus de 20 ans: Vgl. hierzu beispielsweise<br />

die von <strong>Leibniz</strong> nicht veröffentlichte Schrift ” De Progressione Dyadica Pars I u. II‘‘, 1679 (LH XXXV,<br />

3 B, 2 Bl. 1–4). 18 là dessus: Gemeint ist <strong>Leibniz</strong>’ Artikel Explication de l’Arithmetique binaire,<br />

1705, für die Pariser Akademie, vgl. Z. 1 Erl.


N. 218 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 353<br />

cette arithmetique, comme on feroit bien tost, s’il y avoit quelques personnes capables et<br />

inclinées à y travailler, ce ne soit un nouveau moyen de reveiller l’attention de l’Empereur<br />

et des principaux de la Chine. Quoyque vostre dechifrement des Coua de Fohi aye déja<br />

de quoy les étonner.<br />

Je trouve que le quarré est la meme chose que le cercle de Fohi, et sert même à<br />

l’expliquer. Car l’ordre est un peu troublé dans le cercle. Je commence dans ce cercle<br />

5<br />

par le bas du costé droit c’est à dire par . . . . . . . . .<br />

et . . . . . . . . .<br />

etc., ou par 0 et 1 ou bien par 000000<br />

et 000001. Car il faut regarder la figure comme si l’oeil estoit placé dans le centre, et<br />

commencer par les lignes proches du centre. C’est ce que monstrent aussi les caracteres,<br />

car ils paroissent tels qu’ils sont si on les regarde du centre, ou bien si on tourne ce cercle<br />

en sorte que cette partie du caractere qui est la plus eloignée du centre soit le plus en<br />

haut, ce qui monstre alors la convenance avec les caracteres du quarré, qui paroissent<br />

ainsi les memes. De sorte qu’à l’égard du cercle il n’y a point de haut n’y bas, non plus<br />

qu’à l’égard du globe de la terre, où le plus eloigné du centre est pris pour le plus haut,<br />

10<br />

et peutestre même que Fohi a eu egard à cela. Mais vous avés pourtant eu raison, Mon<br />

T. R. Pere, d’y écrire et par rapport au quarré inscrit dans ce cercle.<br />

Mais pour revenir aux Coua ou figures lineaires du cercle commençant de 0 et 1, du<br />

15<br />

.. .<br />

bas du costé droit, on remonte jusqu’au plus haut du costé droit, c’est à dire jusqu’à . ...<br />

(la ligne la plus proche du centre passant tousjours pour la premiere), c’est à dire 011111,<br />

ou bien 31. Apres cela (au lieu de continuer dans le cercle et de passer au haut du costé 20<br />

gauche et en descendre) on recommence du costé gauche en bas pour y remonter; or du<br />

costé gauche en bas il y a . . . . . . . , c’est à dire 100000 ou 32, apparemment parce qu’ainsi 0 et<br />

32 + 0 ou bien 1 et 32 + 1; ou 2 et 32 + 2 (qui exprimés binairement, ne diffèrent qu’en<br />

ce que la figure linéaire de l’un commence par – – ou 0, et celle de l’autre par — ou 1),<br />

soyent vis à vis l’une de l’autre, en montant de bas en haut de part et d’autre. Peut estre 25<br />

aussi qu’on a voulu que cela servit à embarasser un peu, et à monstrer quelque difference<br />

apparente entre le cercle, et le quarré. Enfin montant de bas en haut du costé gauche on<br />

..<br />

finit par . ...<br />

c’est à dire 111111 ou 63.<br />

9 proche L, korr. Hrsg. 21 f. pour y . . . il y a erg. L 23 exprimés (1 ) à la Fohi (2 ) binairement<br />

L<br />

6 troublé: Die von Bouvet vorgenommene Markierung des Diagramms der 64 Hexagramme mit<br />

” ‘‘ (oben) und ‘‘ (unten) verursachte die im Folgenden von <strong>Leibniz</strong> dargestellte Irritation. Vgl.<br />

”<br />

hierzu <strong>Leibniz</strong>’ hinzugefügte Notiz unterhalb des Diagramms (I, 20 N. 319, S. 556).


354 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 218<br />

Quant au quarré inscrit, l’ordre y est parfaitement naturel en commençant par<br />

. .<br />

. .<br />

. .<br />

. .<br />

. .<br />

. .<br />

.<br />

.<br />

. .<br />

. .<br />

. .<br />

. .<br />

. .<br />

.<br />

.<br />

. .<br />

. .<br />

. .<br />

.<br />

.<br />

000000 000001 000010 000011 etc.,<br />

0 1 2 3<br />

5 où il est à remarquer que l’ordre des nombres va de gauche à droite, dans chaque ligne ou<br />

rang de nombres, et les lignes ou rangs se suivent de haut en bas; et l’un aussi bien que<br />

l’autre convient avec l’ordre suivant le quel nous ecrivons en Europe; contre la coustume<br />

des Orientaux et des Chinois; il est vray cependant que dans chaque nombre il faut<br />

compter les lignes de bas en haut, à l’imitation peut estre du rapport au cercle, où l’on<br />

10 commence de bas en haut, en commençant par ce qui est plus proche du centre. Ce rapport<br />

d’un si ancien monument, à l’Ecriture Européenne, me fait souvenir d’avoir lû 6 , que dans<br />

des tres anciens monumens orientaux il semble qu’on lisoit aussi à la façon d’Europe.<br />

C’est si je ne me trompe dans l’écriture extraordinaire qui se trouve dans les ruines de<br />

Persepolis ou de Tschelminar 7 , où l’écriture consiste en lignes et en triangles et pourroit<br />

15 bien estre anterieure à la Monarchie des Perses. On parle de cet ancien monument dans la<br />

relation de Figueroa Ambassadeur d’Espagne en Perse, et dans celle qui se trouve parmi<br />

les recueils des voyages de feu M. Thevenot, et ailleurs.<br />

Mais revenons au Calcul dyadique qui ne se sert que de Rien et de l’unité. Vous<br />

avés fort bien gousté un de ses principaux usages pour la religion, qui est, que c’est<br />

20 un symbole admirable de la creation, c’est à dire de l’origine de toutes choses de Dieu<br />

seul, et du neant sans aucune matiere preexistente; et que le Neant non pas absolu mais<br />

6 〈Am Rande von L e i b n i z ’ Hand, gestr.:〉 Tschelminar.<br />

7 〈Am Rande von L e i b n i z ’ Hand:〉 NB.<br />

5 f. dans . . . se suivent am Rande erg. L 12 il semble qu’ am Rande erg. L 17 f. ailleurs.<br />

Absatz (1 ) je viens à l’usage (2 ) Or cette ressemblance de la ligne de Fohi, et de ma Table Numeraire<br />

estant hors de doute, 〈— — — 〉 en qvel (3 ) Absatz Mais revenons L<br />

13 l’écriture extraordinaire: Gemeint ist die altpersische Keilschrift. 16 relation: G. Figueroa,<br />

L’ambassade . . . en Perse, 1667. 16 celle: M. Thevenot [Hrsg.], Relation de divers voyages curieux,<br />

1666, Bd 1 u. 2.<br />

.


N. 218 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 355<br />

respectif c’est à dire sa limitation se trouve essentiellement dans les creatures, à mesure<br />

de leur imperfection; cette limitation n’estant autre chose qu’une negation du progres<br />

ulterieur de la pure realité ou du pur acte[,] comme lors qu’un cercle est borné par sa<br />

circomference, qui luy met son non-plus-ultra. Et je crois que les savans de la Chine,<br />

quand ils entreront bien dans cette consideration et verront sur tout l’artifice de Fohi 5<br />

conforme au nostre, seront assez disposés à croire que ce grand homme a voulu encor<br />

representer Dieu auteur des choses, et la creation par la quelle il les a tirées du neant.<br />

Ainsi ce pourra estre un des plus considerables articles de vostre catechisme tiré des<br />

auteurs classiques de la Chine et digne d’estre expliqué à l’Empereur même.<br />

Pour ce qui est de l’usage de l’Expression dyadique des nombres, c’est à dire par 10<br />

1 et par 0, pour la perfection de la science Numerique; j’ay des demonstrations qui<br />

nous peuvent convaincre, que c’est un moyen de porter cette science bien au delà de<br />

son premier estat; car j’ay trouvé que les quarrés, les cubes, et les autres puissances des<br />

nombres naturels, ont aussi des periodes dans leur colonnes comme les nombres naturels,<br />

ce qui donne une facilité merveilleuse à les determiner et, à en dresser des Tables en 15<br />

jouant et à decouvrir des rapports inconnus jusqu’icy. Je trouve meme que cela fera<br />

des grands effects pour exprimer les grandeurs geometriques incommensurables par des<br />

series des nombres entiers qui approchent à l’infini; au lieu qu’il manque à l’expression<br />

de Ludolphe de Ceulen pour le cercle (par exemple) qu’il n’y a point de regle pour la<br />

continuer. Mais n’ayant point de loisir pour pousser ces recherches en cas que je ne trouve 20<br />

point des gens qui ayent la capacité ou l’envie de m’assister, je laisseray à la posterité<br />

l’avantage qu’elle en pourra retirer plus grand que ne se peuvent imaginer ceux qui ne<br />

regardent que la superficie des choses.<br />

1 c’est . . . limitation erg. L 3 f. comme . . . non-plus-ultra. am Rande erg. L 16 et à . . .<br />

jusqv’icy erg. L<br />

8 catechisme: vgl. I, 20 N. 318, S. 546 Z. 16 Erl. u. S. 547 Z. 1. 11 demonstrations: Vgl. z. B.<br />

<strong>Leibniz</strong>, ” Demonstratio, quod columnae serierum exhibentium potestates ab arithmeticis aut numeros<br />

ex his conflatos, sint periodicae‘‘ (gedr.: Gerhardt, Math. Schr., 1863, S. 235–238) sowie ” Essay d’une<br />

nouvelle Science des Nombres‘‘, 1701 (gedr.: Zacher, Dyadik, 1973, S. 250–261. 16 Je trouve: Vgl. z. B.<br />

<strong>Leibniz</strong>, ” De progressione Dyadica, Pars II‘‘, 1679 (LH XXXV 3 B, 2 Bl. 5 v o ) sowie ” Summum Calculi<br />

Analytici fastigium per Calculum Algorithmicum‘‘, 1679 (gedr.: Zacher, Dyadik, 1973, S. 218–224).<br />

18 l’expression: <strong>Leibniz</strong> bezieht sich auf die Eigenschaft der Dezimalbruchentwicklung von .


356 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 218<br />

Pour ce qui est de l’usage de la progression Geometrique double dans l’arrangement<br />

des idées, dont V. R parle aussi, l’experience m’a fait connoistre le grand usage des<br />

dichotomies 8 pour la formation des notions. Il est vray qu’on peut faire les dichotomies de<br />

differentes façons, mais elles 9 menent à un meme but, c’est à dire aux memes especes par<br />

5 des differens genres subalternes, et c’est ce qui fait que les memes termes peuvent recevoir<br />

des differentes definitions, dont pourtant l’Analyse monstre enfin la coincidence 10 . Je croy<br />

qu’il y a peu de gens qui ayent plus travaillé à l’ordonnance des Notions et qui y ayent<br />

un plus grand apparat. Mais au milieu des occupations et distractions, je ne saurois<br />

debrouiller mon cahos sans estre assisté par des personnes qui ayent plus de vigueur et<br />

10 plus de loisir que moy. Cependant si Dieu me donne encor quelques années de vie, je feray<br />

des efforts pour mettre quelque ordre à ce travail, qui me paroist un des plus importans<br />

qu’on puisse entreprendre; puisque il donneroit un filum Ariadnes à la raison, c’est à dire<br />

une maniere palpable en forme de calcul pour se conduire, soit qu’il s’agisse de juger ou<br />

d’inventer.<br />

15 Je soubçonne que Fohi a assigné les 64 nombres (soit simples, soit redoublés en 128,<br />

ou plus avant) à des termes, qu’il a conçus comme les plus radicaux, et qu’il a donné à<br />

chacun de ces termes son caractere qui designoit aussi son nombre ou rang; et que puis<br />

de ces termes et caracteres plus simples et capitaux, il a formé les autres, en adjoutant<br />

des petits traits, mais dans la suite des temps ces caracteres ont esté alterés, tant par la<br />

20 nature de l’usage populaire qui change peu à peu les traits (comme il se voit en comparant<br />

l’ancienne ecriture de quelque langue avec la moderne), que par ceux qui ne connoissant<br />

plus la raison ny la methode des caracteres les accommodoient à leur caprices fondés<br />

souvent en metaphores ou quelques autres rapports plus legers. Si nous connoissions bien<br />

l’Histoire literaire Chinoise, que je souhaitois autres fois en vous écrivant de voir establie<br />

8 〈Am Rande von L e i b n i z ’ Hand, gestr.:〉 dichotomies.<br />

9 〈Am Rande von L e i b n i z ’ Hand:〉 NB.<br />

10 〈Am Rande von L e i b n i z ’ Hand:〉 NB.<br />

4 f. c’est . . . subalternes am Rande erg. L 19–21 tant par . . . moderne), qve am Rande erg. L<br />

24–357,1 qve je . . . moderne am Rande erg. L<br />

2 parle: I, 20 N. 318, S. 539. 24 vous écrivant: I, 14 N. 470.


N. 218 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 357<br />

selon la bonne critique, pour discerner l’ancien et le moderne[,] nous en pourrions mieux<br />

juger. Il y a de l’apparence aussi que des differens princes ou philosophes ont fait des<br />

diffèrentes reformations dans les caracteres, dans la veue de les rendre meilleurs, mais<br />

n’ayant pas tousjours suivi les mêmes loix de grammaire ou d’Etymologie pour ainsi dire,<br />

les origines 11 ont esté enfin entierement obscurcies, encor plus que dans les lignes brisées 5<br />

de Fohi dont on avoit perdu l’intelligence que nous venons de retrouver. Je serois bien<br />

aise de savoir ce que signifient les caracteres Chinois adjoutés à chaque nombre dans<br />

la figure de Fohi, et supplie V. R. de m’en envoyer l’explication, pourveu que cela ne<br />

vous donne point trop d’embarras. Apparemment ce sont des explications ou rapports<br />

modernes qu’on s’est fabriqué faute d’en connoistre le vray usage, c’est à dire le calcul 10<br />

par 0 et 1.<br />

Si 12 vous trouvés que les Chinois d’aujourdhuy n’ont point de connoissance de ce<br />

calcul, V. R. se pourra attribuer hardiment, auprés de l’Empereur meme et des principaux<br />

savans de la Chine l’avantage, d’avoir dechifré la veritable intelligence de la Figure de<br />

Fohi, et de ses lignes brisées, à l’aide d’une nouvelle découverte venue d’Europe sur la 15<br />

maniere de calculer par 0 et par 1. Ce qui à mon avis ne doit pas paroistre de peu de<br />

consequence, et doit relever chez les Chinois l’estime des sciences Européennes et par<br />

consequent de nostre religion. Cela même les mettra dans une grande attente sur les<br />

mysteres encor cachés, qui y restent à decouvrir, et nous donnera même un champ libre<br />

pour inventer une caracteristique nouvelle, qui paroistra une suite de celle de Fohi, et qui 20<br />

donnera le commencement de l’analyse des idées, et de ce merveilleux calcul de la raison,<br />

dont j’ay le projet. Cette caracteristique secrete et sacrée nous donneroit aussi moyen<br />

d’insinuer aux Chinois les plus importantes verités de la philosophie et de la theologie<br />

11 〈Am Rande von L e i b n i z ’ Hand:〉 NB.<br />

12 〈Am Rande von L e i b n i z ’ Hand:〉 von forn.<br />

2 differens (1 ) Europeans ou (2 ) princes L 9 d’embarras. (1 ) La voye dont je pense me servir<br />

pour appliqver les nombres aux expressions des idées ou termes, n’est pas encor (2 ) Apparement L<br />

13 f. meme . . . l’avantage erg. L<br />

22 projet: <strong>Leibniz</strong> meint hier seine vielfältigen Bemühungen um eine ars characteristica universalis.<br />

Vgl. seine Entwürfe in VI 4, A u. B.


358 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 218<br />

naturelle pour faciliter le chemin à la revelée; et toute nouvelle ou differente qu’elle sera<br />

de la leur, elle sera recevable à la faveur de Fohi, et deviendra enfin comme un langage<br />

particulier de la plus haute classe des savans les plus éclairés 13 et les plus attachés à Fohi,<br />

jusqu’à meriter des corps ou des colleges à part. Ainsi cette decouverte pourroit avoir<br />

5 des grandes suites pour tout l’Empire Chinois, si chez vous ou plus tost en Europe on en<br />

savoit profiter.<br />

Car maintenant que nous avons trouvé la clef de ces lignes, et que les Chinois ne<br />

peuvent point douter que nous y avons reussi, nous serons incomparablement plus accredités<br />

chez eux. La caracteristique que nous pouvons bastir là dessus, et qui rapportant 14<br />

10 les idées aux nombres, aura en meme temps l’avantage de les soumettre au calcul comme<br />

les nombres, ce qui est au delà de tout ce qu’on s’est promis en ces matieres; et que<br />

bien des gens non sans apparence de raison croiront impossible. Aussi faut il un tour<br />

pour cela[,] dont il n’est pas aisé de s’aviser, mais qui porte sa demonstration avec luy.<br />

Jugés[,] mon Tres R. P[,] si cela ne deuvroit point reveiller ceux qui s’interessent dans<br />

15 la perfection des fonctions de l’esprit humain, et sur tout dans le progres de la vertu et<br />

de la religion veritable; mais la guerre presente d’Europe, et peut estre l’importance et<br />

grandeur même de cette decouverte de la caracteristique generale diminue extremement<br />

mon esperance de la voir executée par l’assistance qui y seroit necessaire; parce qu’on<br />

13 〈Am Rande von L e i b n i z ’ Hand:〉 NB.<br />

14 〈Am Rande von L e i b n i z ’ Hand:〉 NB.<br />

2 faveur (1 ) du mystere (2 ) de Fohi L 3 de la . . . classe am Rande erg. L 6 f. profiter | Il<br />

y a long temps qve lorsqve j’auois vû ou lû qvelqve chose d’imparfait des lignes brisées de Fohi (car je<br />

ne me souuiens pas d’en avoir vû le cercle entier, jusqv’à ce que vous me l’avés envoyé) et qve je sçûs<br />

qv’on en croyoit le mystere perdu; je pensay qv’on s’en pourroit servir pour la nouuelle caracteristiqve<br />

des idées qve je projette, et leur donner un sens et la rendre recevable par là dans la Chine, sans savoir<br />

alors ce qve ces lignes signifioient. gestr. L | Car maintenant L 7 maintenant qve (1 ) nous en avons<br />

supra votum (2 ) nous avons L 17 de cette (1 ) inuention m’en oste presqve l’esperance, parce qve je<br />

doute si la providence (2 ) decouuerte L<br />

22 vû ou lû: <strong>Leibniz</strong> bezieht sich wohl auf Ph. Couplet [Hrsg.], Confucius Sinarum Philosophus,<br />

1687. Vgl. auch S. 366 Z. 2 f. Dass <strong>Leibniz</strong> diese Ausgabe bereits früher gelesen hatte, zeigt u. a. sein<br />

Brief an Cl. Grimaldi vom 21. (?) März 1692 (I, 7 N. 348, S. 619). 23 cercle entier: Der Kreis gehörte<br />

ursprünglich nicht zum Yijing und fehlte daher in früheren europäischen Drucken.


N. 218 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 359<br />

peut douter si la providence ne la veut reserver à d’autres temps, où les hommes soyent<br />

plus propres à s’attirer les graces du ciel.<br />

Vous voyés par là[,] mon T. R. P.[,] qu’il ne seroit pas assez de former quelques divisions<br />

et sousdivisions pour venir aux especes, lorsque cela ne donneroit point une analyse<br />

capable de faire trouver les proprietés des especes par les caracteres qu’on leur auroit at- 5<br />

tribués en vertu de ces divisions. En quoy il faut encor faire une grande difference entre 15<br />

les idées confuses et les distinctes. Car les caracteres des notions distinctes pourroient<br />

estre parfaits dés àpresent, mais ceux des confuses ne peuvent estre que provisionnels et<br />

proportionnés à ce qu’on y a reconnu de distinct, sauf à la posterité de les perfectionner<br />

suivant les nouvelles experiences. Et cette observation est importante, tant pour ne pas 10<br />

promettre ce qui est au delà du pouvoir present des hommes, et se rendre suspect de<br />

vanité, que pour savoir ce qu’il y a proprement à faire. Pour ce qui est des couleurs, les<br />

experiences du prisme font voir, qu’outre le blanc et le noir, les couleurs principales sont<br />

le jaune, le bleu, le rouge[,] qui fait le pourpre avec le bleu et que le vert n’est qu’une<br />

combinaison du jaune et du bleu; et que cela se determine par la courbure des rayons 15<br />

dans la refraction, et non pas du seul blanc et noir mêlés. Mais cela soit dit en passant, et<br />

vous n’avés allegué les couleurs que comme un e x e m p l e d ’ é c l a i r c i s s e m e n t ,<br />

où cette regle a lieu qui dit e x e m p l o r u m n o n r e q u i r i t u r v e r i t a s. Je ne<br />

15 〈Am Rande von L e i b n i z ’ Hand:〉 NB.<br />

4 pour . . . especes am Rande erg. L 7 caracteres (1 ) de certaines choses de la nature (2 ) des<br />

notions L 16 dans . . . mêlés am Rande erg. L<br />

12 couleurs: <strong>Leibniz</strong> bezieht sich auf die Darstellung der Farben bei Bouvet (I, 20 N. 318, S. 539 f.<br />

sowie N. 319). 13 experiences: <strong>Leibniz</strong> dürfte hier anspielen auf I. Newtons Brief an H. Oldenburg,<br />

in: Philosophical T r a n s a c t i o n s , Nr. 80 vom 19. Febr. 1671/72, S. 3075–3087; u. d. Tit.: A letter<br />

of Mr. Isaac Newton, containing his new Theory about Light and Colors. 17 un e x e m p l e : Unter<br />

Erwähnung unseres Stücks bezieht sich <strong>Leibniz</strong> darauf in einem Fragment (LH IV 7 B 4 Bl. 23; gedr. u. a.<br />

Zacher, Dyadik, 1973, S. 284) vom April <strong>1703</strong>: ” In exemplis quae declaratoria sunt, non comprobatoria,<br />

locum habet regula quae ait: Exemplorum non requiritur veritas. Hac distinctione respondi R. P. Bouveto<br />

qui usus est exemplo colorum quos componit ex albo et nigro, ut octonos conficiat ad illustrandos octo<br />

Fohi characteres lineares. Respondi etsi revera colores non oriantur ex sola mistione albi et nigri, sufficere<br />

tamen exemplum ad illustrationem, et cum non alius est scopus, exemplorum non requiri veritatem. April<br />

<strong>1703</strong>.‘‘.


360 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 218<br />

voudrois pas aussi qu’on fit des sauts du 3 me degré au sixième, car ou la methode n’est<br />

pas trop bien fondée, ou elle ne doit point souffrir sans prejudice ces sortes de sauts.<br />

Les huit degrés que les Scholastiques donnent aux qualités (car je ne me souviens pas<br />

qu’Aristote les ait employés) sont venus de ce que s’imaginant deux des quatre elemens<br />

5 avoir tousjours une qualité commune, ils ont voulu mettre quatre degrés dans chacun,<br />

par exemple 4 degrés de chaleur dans le feu (comme font les chymistes), et 4 autres dans<br />

l’air.<br />

Un certain Anglois nommé Suisset, appellé le Calculateur par excellence, qui a vecu<br />

il y a plus de 300 ans, rafina extremement sur l’intension et remission, c’est à dire sur<br />

10 les degrés des qualités. Mais cette maniere de calculer ne paroist point convenir à nos<br />

caracteres, les choses aussi bien que les notions ne differant pas gradu tantum, mais en<br />

bien d’autres manieres.<br />

Il semble cependant que les 8 Coua, ou huit figures lineaires qui passent pour fondamentales<br />

chez les Chinois, pourroient faire croire que Fohi meme a eu en veue la creation,<br />

15 en faisant tout venir de l’un et du Neant, et qu’il a même poussé le rapport à l’Histoire<br />

de la Genese. Car le 0 peut signifier le vuide qui precede la creation du ciel et de la terre,<br />

puis suivent les sept jours, dont chacun marque ce qui existoit et se trouvoit fait[,] quand<br />

ce jour commençoit. Au commencement du premier jour existoit 1. c’est à dire Dieu.<br />

Au commencement du second deux, le ciel et la terre estant creés pendant le premier.<br />

20 Enfin au commencement du septième existoit déja le tout, c’est pourquoy le dernier est<br />

le plus parfait et le sabbat, car tout s’y trouve fait et rempli, ainsi 7 s’ecrit par 111 sans<br />

0. Et ce n’est que dans cette maniere d’ecrire par 0 et par 1, que se voit la perfection<br />

du septenaire qui passe pour sacré, où il est encor remarquable, que son caractere a du<br />

rapport à la Trinité.<br />

25 Je crois de vous avoir mandé autres fois qu’un Theologien de Berlin mort il y a<br />

quelques années, nommé Andreas Mullerus Pomeranien de nation, profond assez dans<br />

1 voudra L, korr. Hrsg. 6 (comme . . . chymistes) am Rande erg. L 23 f. où . . . Trinité<br />

erg. L<br />

4 Aristote: Aristoteles, (De anima), II, 7 sowie ¥ (De<br />

sensu et sensibilibus), Kap. 3 und (Categoriae), 8 b. 8 Suisset: Gemeint ist R. Swineshead,<br />

dessen Schriften <strong>Leibniz</strong> während seines Aufenthalts in Florenz im <strong>Dezember</strong> 1689 in der <strong>Bibliothek</strong> des<br />

Großherzogs Cosimo III. von Toskana zu sehen bekam. Vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Brief an A. Alberti (eigentlich:<br />

Amable de Tourreil) vom 20. <strong>Januar</strong> 1690 (II, 2 N. 76). 25 mandé: vgl. I, 19 N. 202, S. 415.


N. 218 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 361<br />

la literature orientale et dans la connoissance des langues en general, et qui a donné<br />

des belles notes sur le Cathay de Marco Polo, croyoit d’avoir trouvé quelque clef des<br />

caracteres Chinois, comme il a publié dans un petit papier imprimé. Mais on sût, qu’il<br />

demandoit une somme considerable d’argent pour la decouvrir. Je le fis connoistre au<br />

Tres R. P. Grimaldi, qui souhaita de luy parler en allant de Vienne en Pologne. Mais 5<br />

M. Mullerus ne vint point au rendésvous. Il avoit beaucoup de merite, mais il estoit<br />

capricieux à proportion. Feu Monseigneur l’Electeur de Brandebourg parut disposé à luy<br />

donner toute sorte de satisfaction, mais il ne fut point traitable, et se retira même de<br />

Berlin dans sa patrie. Il menaçoit de bruler ses papiers avant que de mourir, et on pretend<br />

qu’il a tenu parole. Il ne paroist point qu’il ait connu le calcul caché sous les Coua de 10<br />

Fohy, aussi n’estoit il pas assez Mathematicien pour s’aviser d’une telle arithmetique.<br />

Cependant je ne saurois me persuader aisement qu’un homme de ce merite, ait voulu se<br />

vanter d’un secret, sans avoir du moins quelque apparence pour luy. Ainsi je soubçonne<br />

qu’il a entreveu quelque rapport des caracteres numeraires ordinaires des Chinois à leur<br />

caracteres radicaux des choses, et peut estre aussi quelques observations sur les petites 15<br />

additions qui varient les caracteres radicaux pour en faire des derivés, ou peutestre même<br />

des composés. Mais c’est de quoy V. R. et le R. P. Visdelou jugeront mieux que je ne<br />

pourrois. Car il faudroit que j’eusse des bons dictionnaires des caracteres Chinois, avec<br />

une explication Europeenne, pour y penser.<br />

V. R. me mande qu’on ne trouve point chez vous de tels dictionnaires. Mais il faut 20<br />

qu’on vous les cache. Car il est seur qu’il y en a et meme d’imprimés, à ce que je me souviens.<br />

Ma preuve est fondée dans le Catalogue des Manuscrits orientaux de l’incomparable<br />

Golius; qu’on vendit à l’encant en Hollande à mon grand etonnement et regret, il y a<br />

environ six ans. Car c’estoit un tresor public digne du plus grand Roy, et que l’université<br />

1 et dans . . . general am Rande erg. L<br />

2 notes: A. Müller, De Chataja, 1671. 3 publié: Gedruckt wurde das Titelblatt, eine Widmung<br />

an Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg und ein zweiseitiges Vorwort u. d. Tit.: Chr. Mentzel, Clavis<br />

Sinica; vgl. auch I, 16 N. 131, S. 221. 4 f. Je . . . Grimaldi: Vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Brief an Verjus vom 15. (25.)<br />

April 1695 (I, 11 N. 289, S. 419) mit fast gleichlautender Formulierung sowie <strong>Leibniz</strong>’ Novissima Sinica,<br />

1697, § 18. 7 Feu . . . l’Electeur: Friedrich <strong>Wilhelm</strong>. 9 bruler: Vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Brief an H. Ludolf<br />

vom 12. (22.) <strong>Dezember</strong> 1698 (I, 16 N. 230) sowie an A. Verjus von Ende 1698 (I, 16 N. 242). 20 me<br />

mande: vgl. I, 20 N. 318, S. 548. 22 Catalogue: vgl. J. Golius, Catalogus, 1696. 23 vendit: Die<br />

Auktion fand am 16. Oktober 1696 in Leiden statt, vgl. I, 13 N. 407.


362 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 218<br />

de Leide, aidée par Messieurs les Estats, ou par la Societé des Indes d’orient[,] devoit se<br />

conserver. Or dans ce Catalogue je me souviens qu’il y avoit deux dictionnaires Chinois,<br />

l’un en Chinois et Espagnol, imprimé je crois dans les Philippines, et je ne me souviens<br />

pas si l’autre estoit Portugais ou Flamand. J’espere d’avoir gardé ce Catalogue, et quand<br />

5 je seray de retour à Hanover, je tacheray de le trouver, pour vous marquer le tout distinctement.<br />

L’un des deux expliquoit asseurement les caracteres, mais je ne saurois dire<br />

si tous les deux le faisoient, ou si l’un ne s’attachoit peutestre pas seulement à la langue<br />

Chinoise. On me dit que la plus part de ces pieces ont passé en Angleterre.<br />

Je ne say que dire des Hieroglyphes des Egyptiens, et j’ay de la peine à croire<br />

10 qu’ils ayent quelque convenance avec ceux des Chinois. Car il me semble que les caracteres<br />

Egyptiens sont plus populaires et vont trop à la ressemblance des choses sensibles,<br />

comme animaux et autres; et par consequent aux allegories; au lieu que les caracteres<br />

Chinois sont peutestre plus philosophiques et paroissent bastis sur des considerations<br />

plus intellectuelles, telles que donnent les nombres, l’ordre, et les relations; ainsi il n’y<br />

15 a que des traits de tachés qui ne butent à aucune ressemblance avec quelque espece de<br />

corps. Je say que plusieurs ont crû que les Chinois estoient une Colonie des Egyptiens,<br />

fondés sur la pretendue convenance des caracteres, mais il n’y a aucune apparence. On<br />

a un ancien livre sur les hieroglyphes des Egyptiens d’un Horapollo; on voit aussi dans<br />

Ammian Marcelin[,] si je ne me trompe, l’explication des caracteres d’un obelisque qui<br />

20 se trouve encor à Rome. Pierius Valerianus, le P. Kircher dans son Oedipus Aegyptiacus,<br />

Obeliscus Pamphilius, et autres ouvrages, et Laur. Pignorius in Mensa Isiaca explicata<br />

(qui est une ancienne piece pleine d’hieroglyphes Egyptiens, que j’ay appris se trouver<br />

apresent dans le Cabinet du Duc de Savoye) ont taché d’eclaircir ces Hieroglyphes. Je<br />

12 et par . . . allegories erg. L 13 sont peutestre . . . et am Rande erg. L 15 f. espece (1 ) de<br />

la nature corporelle (2 ) de corps. L<br />

2 deux dictionnaires: vgl. Golius, a. a. O., S. 39 f.: Libri Chinensis, Nr. 4: Thesaurus rarissimus,<br />

in quo explicatur ultra 10 000 Characteres Chinensium lingua Hispan., Nr. 6: Vocabularium Hispanico<br />

Sinense, cum annotat. J. Golii item libellus Hispanicus de pronuntiatione charact. Chinensium. Vgl.<br />

auch I, 13 N. 270. 16 plusieurs: Vgl. u. a. Joh. Terrentius, Epistolium . . . cum commentatiuncula<br />

Joh. Keppleri, 1630; M. Martini, Sinicae historiae decas prima, 1658, Buch 1, S. 10; A. Kircher,<br />

Oedipus Aegyptiacus, 1655, Bd 3, S. 8–21; Ders., China . . . Illustrata, 1667, S. 225–237. 18 livre:<br />

Horappolon, Hieroglyphica, 1505. 19 Marcelin: Ammianus, Res gestae, Buch 16, Kap. 10, T. 17.<br />

20 Valerianus: J. P. Valeriano, Hieroglyphica, 1556. 23 Duc de Savoye: Viktor Amadeus II.


N. 218 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 363<br />

vous conseillerois d’avoir et employer ces livres, si je croyois qu’ils pouvoient servir en aucune<br />

façon à l’intelligence des caracteres de la Chine. Feu Mons. Thevenot Bibliothecaire<br />

du Roy a fait publier un livre des caracteres dont se servoient autres fois les Mexicains.<br />

Mais je crois qu’ils n’ont point de rapport ny aux Chinois, ny aux Egyptiens.<br />

Apropos du Tres R. P. Grimaldi dont je viens de parler à l’occasion de la clef Chinoise 5<br />

de feu Mons. André Muller; je suis ravi qu’il se souvient de moy favorablement, mais fâché<br />

que sa santé n’est pas des plus vigoureuses. Je supplie V. R. de luy marquer combien je<br />

l’honnore et combien je m’interesse à sa santé. J’ay encor ordre de le saluer de la part<br />

du tres R. P. Vota confesseur du Roy de Pologne, qui vient de quitter Berlin, où il a<br />

esté quelque peu de temps comme aussi à Hanover où il avoit suivi la Reine de Prusse. 10<br />

Il est allé maintenant retrouver le Roy son maistre pour l’assister pendant la semaine<br />

sainte. Il m’a dit que la relation du voyage que le P. Grimaldi luy avoit envoyée a esté<br />

perdue l’année passée avec d’autres papiers et bagage lors que l’armée du Roy de Pologne<br />

fut mise en desordre par celle du Roy de Suede, les deux Rois estant presens, par une<br />

terreur panique des Polonnois et puis des Saxons. Car il n’y a rien de si contagieux 15<br />

que la crainte. Il souhaiteroit fort, et moy aussi[,] d’avoir cette relation. Ainsi si le tres<br />

R. P. Grimaldi nous en favorisera, je supplie V. R. de me l’envoyer aussi bien que les<br />

observations astronomiques que j’espere qu’on pourra obtenir de luy et d’autres amis.<br />

Ce que V. R. me communique dans les deux dernieres pages de sa lettre, touchant les<br />

marques du culte d’un souverain Dieu, et des traces de la veritable religion revelée, chez 20<br />

les anciens Chinois, qui se trouvent dans leur caracteres, et dans leur livres classiques,<br />

me paroist considerable. J’ay tousjours eu du penchant à croire que les anciens Chinois,<br />

8 santé (1 ) qvoiqvil n’ait pas esté en estat de me favoriser comme il m’avoit fait esperer (2 ) .<br />

j’ay L 13 avec . . . bagage erg. L 14 les deux . . . presens am Rande erg. L 17 f. aussi bien . . .<br />

amis am Rande erg. L 21 livres (1 ) critiqves (2 ) classiqves L<br />

3 livre: Th. Gage, Histoire de l’Empire Mexicain . . . Relation du Mexique, in: M. Thevenot,<br />

[Hrsg.] Relations de divers voyages curieux, 1672, Bd 4. 5 f. clef . . . Muller: zur Clavis Sinica vgl.<br />

z. B. I, 19 N. 202, S. 415. 6 qu’il se souvient: Vgl. I, 20 N. 318, S. 547. 8 ordre: geht wohl auf den<br />

Besuch Votas bei <strong>Leibniz</strong> in Berlin am 20. März <strong>1703</strong> zurück. Vgl. auch N. 203. 9 Roy de Pologne:<br />

August II. 10 Reine de Prusse: Sophie Charlotte. 11 f. la semaine sainte: Sie fiel im Jahr <strong>1703</strong><br />

auf die Zeit vom 1.–7. April. 12 relation: Vermutlich ist die Brevis r e l a t i o , 1701, gemeint.<br />

14 fut mise en desordre: 1702 wurde Warschau von den Schweden besetzt. Karl XII. besiegte im Juli<br />

1702 die polnischen und sächsischen Truppen bei Kliszów. 19 lettre: I, 20 N. 318, ab S. 551 Z. 25.


364 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 218<br />

comme les anciens Arabes (temoin le livre de Job), et peutestre les anciens Celtes (c’est<br />

à dire Germains et Gaulois) ont esté eloignés de l’idolatrie, et plustost adorateurs du<br />

souverain principe. Cluverius dans sa Germania antiqua, excellent homme sans doute,<br />

est allé jusqu’à croire que les vieux Germains avoient eu quelque connoissance de la<br />

5 Trinité. Je ne suis point de son sentiment, cependant je ne voy pas qu’on luy ait fait le<br />

procès pour cela. Et je trouve estrange qu’on a fait tant de bruit contre vos Peres, qui ont<br />

écrit que les anciens Chinois avoient la vraye religion. Quel mal y at-il en cela? Quand<br />

il seroit faux; est ce une erreur qui fasse naistre des dangereuses consequences? Point du<br />

tout. Plût à Dieu que les Chinois n’en eussent point d’autres.<br />

10 Au reste je vous supplie[,] Mon tres R. P.[,] de vous souvenir des pater en differentes<br />

langues; si on y pouvoit adjouter un petit catalogue d’autres mots fort usités ce seroit<br />

tant mieux. Item de vous souvenir de la Geographie de la Tartarie, avec les remarques<br />

sur la Carte de M. Witsen que vous ne manquerés pas d’avoir chez vous. Item de faire<br />

souvenir le P. Grimaldi et autres de me faire avoir des vieilles 16 observations Chinoises;<br />

15 et même quelques bonnes observations modernes, sur tout si vous en avés de l’Eclipse de<br />

16 〈Am Rande von L e i b n i z ’ Hand:〉 NB.<br />

9 tout. (1 ) plût à dieu qv’il fut vray, et qve les Chinois le crussent. (2 ) cela ne vient (a) qv’ bricht<br />

ab (b) qve de (c) crussent (3 ) Plût L 9 f. d’autres. (1 ) Mettons les passions à part, cela ne peu<br />

venir qve des preventions de qvelqves bonnes gens, qvi entestés d’eux memes et de la grace particuliere<br />

(a) 〈ou〉 il (aa) croi bricht ab (bb) s’imaginent d’bricht ab (b) qv’ils croyent aisement qve Dieu leurs a<br />

accordé (peu presqve comme une jeune Demoiselle du pays de Lunebourg (aa) qvi (bb) sage d’ailleurs<br />

mais qvi regardoit le monde de haut en bas parce qv’elle se croyoit epouse de Jesus Christ qvi luy<br />

apparaissoit) et n’ayant pas assés (aaa) vray〈ment〉 (bbb) veritablement (ccc) la charité c’est à dire la<br />

bienveillance universelle. ce sont les antipodes de ce Coelius Secundus Curio, qvi a ecrit de amplitudine<br />

Regni Coelestis, (aaaa) et damnent (bbbb) et sont prests à damner jusqv’aux enfants nés sans baptême.<br />

(aaaaa) ce qvi marqve qv’ils ne pensent pas assez à la sagesse et bonté de Dieu (bbbbb) ce qvi marqve<br />

l’estrange idée qv’ils () doivent avoir de Dieu qvand ils n’y reflechissent pas assez () deuvroient de<br />

Dieu, s’ils consideroient assez les suites de ce qv’ils luy attribuent. Absatz (2 ) Au reste L<br />

6 contre vos Peres: <strong>Leibniz</strong> bezieht sich auf den Ritenstreit: Vgl. H i s t o r i a cultus Sinensium,<br />

1700 und [N. Alexandre], Conformité des céremonies chinoises, 1700. 13 Carte: N. Witsen, Nieuwe<br />

Lantkaarte, 1687. 21 Demoiselle: Rosamunde Juliane von der Asseburg. 24 a ecrit: Coelius<br />

Secundus Curio, De Amplitudine beati regni Dei Dialogi, 1554.


N. 218 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 365<br />

l’an . . . ce qui serviroit à bien etablir le meridien de Pekin. Je souhaiterois aussi de savoir<br />

si on ne peut apprendre quelque chose de plus particulier sur cette ancienne conjonction<br />

de toutes les planetes, par laquelle un ancien Empereur a commencé le Cycle dont les<br />

Chinois se servent dans leur Chronologie. Je repete aussi mes prieres sur la manufacture<br />

du papier de la Chine, sur la maniere d’enfermer l’air dans le cuir ou dans une autre 5<br />

etoffe en sorte que pressé meme bien fort, il ne sorte point par les pores. Item touchant les<br />

Hebreux qu’on raconte estre dans la Chine de temps immemorial, dont je crois vous avoir<br />

écrit, à fin de savoir s’il se peut, s’ils ont le vieux testament Hebreu entier ou seulement<br />

le Pentateuche et Josue comme les Samaritains; et quelle est leur écriture, si c’est la<br />

Samaritaine qui est la plus ancienne, ou celle dont les juifs se servent encor aujourdhuy, 10<br />

qu’on croit avoir esté apportée de Babylone. Item s’ils ont des points et accents ou non.<br />

Et si j’ay supplié de quelque autre chose, ou vostre Reverence ou le P. Grimaldi, je le<br />

repete et vous supplie d’y penser à vostre loisir avec vos amis, comme aussi aux questions<br />

de M. Schrokius ou du feu P. Kochanski. Et de ne pas mepriser même la question que je<br />

crois avoir faite sur les maladies, entre autres si la goutte et la pierre est aussi frequente à 15<br />

la Chine qu’en Europe, item la petite verole, et meme l’autre. Car toutes ces notices sont<br />

de consequence. Item si les Chinois n’ont pas des remedes aussi seurs contre quelques<br />

maux que le quinquina l’est contre la fieuvre et l’ipecacuanha contre la dysenterie. Je me<br />

souviens encor d’avoir lû dans des livres qui parlent de la Chine et si je ne me trompe<br />

dans l’Atlas du P. Martinius, que les Chinois ont le moyen de faire de la soye deux fois 20<br />

par an, dans un même endroit et des memes meuriers. Il seroit bon de savoir s’il est vray<br />

et en quoy il consiste. Enfin je prie Dieu qu’il vous conserve long temps, et qu’il vous<br />

donne tousjours des bons succés dans vos beaux desseins, estant avec zele<br />

Mon tres Reverend Pere Vostre etc.<br />

17 f. Item . . . dysenterie am Rande erg. L 19 ne trompe L, korr. Hrsg.<br />

3 Empereur: wohl Chuan-hsü, vgl. auch I, 20 N. 318, S. 554. 7 on raconte: Vgl. z. B. A. Kircher,<br />

China monumentis . . . illustrata, 1667, S. 225 f. 8 écrit: Eine entsprechende Stelle ließ sich nicht<br />

finden. Laut I, 18 N. 168 (18. <strong>Januar</strong> 1700 an A. Verjus) hatte sich <strong>Leibniz</strong> mit dieser Bitte an Ch. Le<br />

Gobien gewandt, wenngleich in seinen überlieferten Briefen auch an Le Gobien eine entsprechende Stelle<br />

nicht zu finden ist. 13 questions: Vgl. I, 14 N. 450 sowie I, 17 N. 296, S. 495 f. 15 avoir faite:<br />

Ein entsprechender Passus findet sich in I, 19 N. 204 (S. 419). 20 Atlas: J. Blaeu, Theatrum orbis<br />

terrarum, sive Atlas Novus, Pars VI: M. Martini, Novus Atlas Sinensis, 1655, S. iv b .


366 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 218<br />

P. S. Je demande pardon à V. R. de m’estre aidé d’une autre main par ce que je<br />

suis assez empeché, et ne me porte pas trop bien. J’ay regardé (depuis avoir ecrit et<br />

fait copier ce qui precede) les caracteres de Fohy, dans le Confutius de Paris qu’on<br />

imprima sur les memoires du R. P. Couplet, où je ne trouve que les 4 et les huit coua bien<br />

5 rangés, les 64 sont donnés dans un ordre troublé. Mais on y a adjouté des significations,<br />

supposées apparemment, comme air, eau, etc. qu’on croit ou croyoit que ces figures<br />

lineaires signifient. Est ce peut estre que les caracteres à l’entour du cercle imprimé que<br />

vous m’avés envoyé signifient aussi ce qui est marqué dans le Confucius de Paris? Je vous<br />

supplie de l’examiner[,] mon T. R. P.[,] et de me le faire savoir. Car je ne doute point que<br />

10 vous n’ayiés à Pekin ce livre imprimé à Paris.<br />

Je diray encor à V. R. au sujet des dictionnaires Chinois que je crois d’avoir depuis ma<br />

lettre ecrite trouvé icy dans la Bibliotheque du Roy de Prusse un des deux dictionnaires<br />

mentionnés dans le Catalogue des MS. de Golius, savoir celuy qui est en Chinois et<br />

en Espagnol. Je voy que ce dictionnaire, qui est en Manuscrit, explique proprement la<br />

15 langue Chinoise et non les caracteres, quoyque à chaque mot de la langue on adjoute<br />

son caractere Chinois. On m’a parlé autres fois d’un grand dictionnaire des caracteres<br />

appellé Haipin, ou Ocean; qui se trouve sans doute assez dans la Chine[,] mais non pas<br />

expliqué dans quelque langue d’Europe. Cependant cet autre dictionnaire ou Vocabulaire<br />

plustost avec des figures des choses dont j’ay parlé dans ma precedente, et que V. R. me<br />

20 fait esperer me paroist curieux et commode.<br />

Si Vos Reverences me font la grace de me destiner quelque chose soit de physique,<br />

soit de mathematique, des arts[,] des langues ou de la Geographie, je supplie V. R. ou<br />

de me le faire adresser ou de marquer bien clairement à vos amis à Paris, qu’ils me<br />

le communiquent: autrement j’auray de la peine à en profiter: et je n’ay rien encor pû<br />

2 f. avoir . . . precede) am Rande erg. L 22 soit mathematique L, korr. Hrsg. 23 de la faire<br />

adresser L, korr. Hrsg.<br />

2 empeché: <strong>Leibniz</strong> litt seit Ende 1702 an rezidivierenden Beinbeschwerden. 3 Confutius:<br />

Ph. Couplet [Hrsg.], Confucius Sinarum philosophus, 1687, S. 41 u. 44. 5 ordre troublé: Bei Couplet<br />

findet sich die Anordnung der Hexagramme in der ” Wen-Ordnung‘‘, bei Bouvet in der ” Fuxi-Ordnung‘‘;<br />

vgl. auch I, 20 N. 318, S. 536 Z. 22, Erl. 7 f. cercle . . . envoyé: I, 20 N. 319. 12 lettre: I, 19 N. 202.<br />

13 celuy: vgl. S. 361 Z. 22 u. S. 367 Z. 9–11. 16 parlé: Vgl. H. Ludolfs Briefe vom 12. (22.) März 1698<br />

(I, 15 N. 276) und vom 9. (19.) April 1698 (I, 15 N. 324). 19 j’ay parlé: I, 19 N. 202, S. 414. 19 f. me<br />

fait esperer: Vgl. I, 20 N. 318, S. 548.


N. 218 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 367<br />

apprendre en detail ou me faire communiquer de tout ce que le Tres R. P. Fontenay avoit<br />

apporté; et sur quoy je solicite encor. Peutestre que ces choses ont deja passé en d’autres<br />

mains.<br />

Comme ce Pere m’a ecrit un mot de lettre de Canton apres son retour, et d’une<br />

maniere fort obligeante pour repondre à celle que je m’estois donné l’honneur de luy 5<br />

écrire, lors qu’il estoit à Paris, j’y replique par la cyjointe, que je supplie V. R. de luy<br />

faire rendre.<br />

Le titre du dictionnaire Chinois-Espagnol dont je viens de parler est:<br />

Vocabulario de letra china con la explicacion Castellana hecho con gran propriedad<br />

y abundancia de palabras por el Padre Don Francisco Diaz de la Orden de Predicadores 10<br />

ministro incansable en esto Reyno de China.<br />

Apropos des mulets qui engendrent dans la Tartarie on m’a suggeré un passage de<br />

Strabon qui en dit autant des mulets de Capadoce.<br />

Le monument des Chrestiens qui ont esté dans la Chine il y a plus de mille ans<br />

que le P. Kircher a publié subsiste-t-il encor? Je voudrois une relation bien appuyée des 15<br />

temoignages Chinois memes pris de leur registres de ce temps pour fermer la bouche à<br />

des gens qui osent dire que les Chrestiens modernes l’ont supposé. Ce qui ne me paroist<br />

pas croyable, quand j’en considere le contenu.<br />

Autres fois, mon tres R. P.[,] vous m’avés envoyé un pater dans la langue des Tartares<br />

Chinois, mais il me semble que vous me disiés de l’avoir formé: ainsi si celuy qui est usité 20<br />

2 choses en deja passé L, korr. Hrsg.<br />

1 f. avoit apporté: Gemeint sind vor allem die acht Reisen von J.-F. Gerbillon in die ” Tartarie‘‘;<br />

gedr. in J. B. Du Halde, Description de la Chine, T. 4, 1736, S. 103–528. 4 m’a ecrit: Vgl. Fontaneys<br />

Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 15. September 1701, I, 20 N. 276. 4 retour: Fontaney verließ Frankreich im März<br />

1701 und kam im August desselben Jahres in China an, vgl. Fontaneys Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 13. Juni<br />

1704, in: Widmaier, China, 2006, S. 446. 5 à celle: I, 19 N. 204. 6 cyjointe: N. 220. 8 titre: Vgl.<br />

F. Diaz (SV.); vgl. auch M. V. de La Croze, De Libris Sinensibus Bibliothecae Regiae Berolinensis,<br />

in: M i s c e l l a n e a Berolinensia, 1710, Teil 1, S. 88. Das aus dem Besitz der Staatsbibl. zu Berlin<br />

stammende Exemplar (Sign.: Libri sin. Ms. sin. 17) befindet sich jetzt in der Biblioteka Jagiellońska in<br />

Krakau. Vgl. auch Widmaier, China, 2006, S. 740. 12 passage: Vgl. Strabon, , XII 2,<br />

10. 14 monument: Gemeint ist die Stele von Hsi-An, die 1625 entdeckt wurde und in chinesischer<br />

und syrischer Schrift über die Nestorianische Kirche in China berichtet. Sie soll 781 n. Chr. errichtet<br />

worden sein. 15 a publié: A. Kircher, China . . . illustrata, 1667, Teil 1. 19 envoyé: I, 15 N. 238,<br />

S. 356 ff.


368 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 219<br />

parmy les Tartares Chrestiens en est diffèrent, je vous supplie de me l’envoyer parmy les<br />

autres.<br />

Depuis j’avois écrit cecy, j’ay trouvé dans la Bibliotheque du Roy de Prusse encor<br />

un petit dictionnaire Latin avec des caracteres et mots Chinois; imprimé dans la Chine<br />

5 meme apparemment par les soins des RR. PP. Jesuites: mais ce petit dictionnaire ne<br />

contient que les mots plus necessaires.<br />

Je vous supplie enfin de faire tenir la cyjointe au Tres R. P. de Fontenay qui repond<br />

à celle qu’il m’a fait l’honneur d’ecrire de Canton du 15 Sept. 1701 et que j’ay receue<br />

plusieurs mois avant la vostre. Je luy envoye un Catalogue de questions, le suppliant de<br />

10 penser selon sa commodité de me donner des lumieres là dessus, et je vous supplie d’y<br />

concourir avec luy, comme s’il estoit aussi pour vous; comme il l’est en effect.<br />

219. LEIBNIZ AN PIERRE DE FALAISEAU<br />

Berlin, 17. April <strong>1703</strong>. [255.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. 253 Bl. 7–8. 1 Bog. 4 o . 4 S. Mit Korrekturen. Eigh. An-<br />

15 schrift.<br />

A Monsieur Falaiseau à Londres<br />

Monsieur Berlin 17 Avril <strong>1703</strong><br />

5 Jesuites, | ou les lettres latines qvi expriment les mots latins et chinois (1 ) sont (2 ) ont este<br />

gravees avec les caracteres chinois, et le tout imprime ensemble gestr. | L<br />

4 dictionnaire: Ein entsprechendes Wörterbuch ist in Berlin Staatsbibl. im Bestand nicht mehr<br />

nachweisbar. 7 cyjointe: N. 220. 8 à celle: <strong>Leibniz</strong>’ Brief an Fontaney von Mitte Februar 1701<br />

(I, 19 N. 204). 8 d’ecrire: I, 20 N. 276. 9 Catalogue: nicht gefundene Beilage zu N. 220.<br />

Zu N. 219: In der überlieferten Korrespondenz folgt L auf Falaiseaus Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 2./13.<br />

Oktober 1702 (I, 21) und wird beantwortet durch N. 255. In N. 26 wird der Verlust eines Briefes Falaiseaus<br />

an <strong>Leibniz</strong> (vermutlich von <strong>Januar</strong>/Februar <strong>1703</strong>) erwähnt. Beischluss zur nicht gefundenen Abfertigung<br />

war wohl der S. 372 Z. 4 lediglich angekündigte Brief an H. Sloane, der gleichen Datums ist und dessen<br />

Eingang im Antwortbrief Falaiseaus bestätigt wird.


N. 219 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 369<br />

j’ay esté malade à Berlin tout l’hyver, ce qui m’a empeché de suivre la Reine à<br />

Hanover; et m’a fait meme rester jusqu’icy. D’autres maux se sont enfin terminés en<br />

une ouverture de jambe, qui m’a obligé de tenir la chambre, quand j’estois autrement en<br />

estat de paroitre. Maintenant je me prepare à partir pour Hanover. J’avois crû y estre<br />

plus tost, et je voulois vous écrire de là Monsieur, apres avoir eu l’honneur de parler à 5<br />

Mad. l’Electrice: mais apresent je n’ay point voulu tarder davantage.<br />

Les affaires ont bien changé de face en Allemagne, mais en pis il est venu une nouvelle<br />

qui nous apprend que les Bavarois se sont rendus, maistres de Ratisbonne, et elle n’est que<br />

trop vraye. L’Electeur qui voudroit traiter Ratisbonne comme d’autres villes imperiales,<br />

n’a pu supporter plus long temps l’empechement de la diète. Enfin ce prince ne se met 10<br />

plus en peine, ny de l’Empire, ny de la Nation Allemande, ou de sa patrie, et la France<br />

est heureuse de trouver tousjours quelcun dont le depit l’accomode, comme autrefois Feu<br />

Monsg r L’Electeur de Brandebourg apres la paix de Nimwegue. Mais apresent: ventum<br />

ad supremum est. Et si les Cercles de haute et basse Saxe et de Westfalie n’envoyent<br />

bientost du secours aux Cercles Superieurs; ceuxcy prendront la neutralité et tout le faix 15<br />

de la guerre tombera alors sur les Hollandois et le Bas Rhin où on ne pourra pas le<br />

soutenir. Cependant je ne vois pas encor qu’on se remue fort, et je n’ay jamais vû une<br />

plus fatale lethargie.<br />

Le Roy de Prusse est extremement brouillé avec Hanover et Zell. Sa Majesté marquoit<br />

d’être aigrie depuis long temps pour des raisons que je n’examine point et n’atten- 20<br />

doit que l’occasion favorable pour eclater. La conjoncture presente luy paroist telle à mon<br />

grand etonnement. L’hyver passé il y avoit quelques disputes dans la ville de Hildesheim<br />

20 pour . . . point erg. L<br />

1 Reine: die preußische Königin Sophie Charlotte. 7 nouvelle: Die Reichsstadt Regensburg<br />

wurde am 8. April von bayerischen Truppen eingenommen. 9 L’Electeur: Kurfürst Maximilian II.<br />

Emanuel von Bayern. 12 f. Feu . . . Nimwegue: Kurfürst Friedrich <strong>Wilhelm</strong> schloss im Oktober 1679<br />

mit Ludwig XIV. einen Geheimvertrag, in dem er französische Kandidaturen für die polnische und<br />

römisch-deutsche Königskrone zu unterstützen versprach. 13 f. ventum . . . est: Vergil, Aeneis, 12,<br />

804. 19 brouillé: Friedrich I. bezichtigte Hannover und Celle des Vertragsbruchs des Bündnisses vom<br />

4. November 1700, wonach die Stadt Hildesheim in ihrer rechtlichen Position unangetastet bleiben sollte<br />

(vgl. Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 564). 22 quelques disputes: Zu den Unruhen in Hildesheim<br />

im Winter 1702/03 vgl. J. H. Gebauer, Die Hildesheimer Unruhen vom Winter 1702/03, in: Zeitschrift<br />

des Harzvereins, 50, 1917, S. 65–82.


370 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 219<br />

entre le Magistrat et la bourgeoisie. Monsg r le Duc de Zell comme protecteur y envoya<br />

quelques trouppes pour empecher des desordres. Le Roy là dessus prit feu, et ecrivit une<br />

tres forte lettre au duc de Zell, disant qu’il estoit informé de bonne part, que S. A. S.<br />

ne cherchoit qu’à se rendre maistre de la ville, sous pretexte de ces dissensions. Le duc<br />

5 repoussa cette imputation par sa reponse. Mais le Roy là dessus se saisit de la ville de<br />

Northausen qui avoit choisi l’Electeur d’Hanover pour son protecteur ad vitam; et des<br />

trouppes de Brandebourg estant dans la ville[,] on fit un Traité avec le Magistrat, qui<br />

attribue au Roy la protection hereditaire, cependant Son Altesse Electorale considerant<br />

cela comme force et comme ne pouvant pas prejudicier à son droit autrement protesta à<br />

10 l’encontre et nous verrons comment la Cour imperiale se gouvernera là dessus. Mg r le duc<br />

Antoine Ulric voyant cette animosité du Roy contre Hanover et Zell, a crû d’en profiter, et<br />

est venu dans ce pays cy. Il estoit venu hier à Potsdam. Et aujourdhuy il aura disné avec<br />

le Roy à Oraniebourg. On dit que Dannemarc et Münster poussent encor la roue avec<br />

luy sous pretexte du droit des princes contre le neuvième Electorat. Et quoique le Roy<br />

15 de Prusse ait promis de favoriser l’introduction dans le College Electoral[,] neanmoins il<br />

paroit d’humeur à pretendre pendant ces brouilleries que cette obligation est du moins<br />

suspendue. Si la patrie n’estoit pas dans un danger si eminent je ne deplorerois pas tant<br />

cette dissension 〈des〉 princes considerables, voisins, parens, et protestans.<br />

Pour ce qui est des affaires d’Angleterre vous en pouvés parler mieux que personne,<br />

20 Monsieur, et on est ravi tousjours de vos informations. Je ne savois pas l’importance<br />

du bill de la conformité occasionnelle. Comme nous voyons les affaires d’Allemagne, et<br />

de toute la guerre dans un estat fort dangereux, et comme nous sommes embarassés de<br />

bien des choses; vous jugés bien, Monsieur, que cela contribue beaucoup à faire valoir<br />

la retenue et moderation naturelle de Mg r l’Electeur qui voyant que le gouvernement<br />

1 envoya: Herzog Georg <strong>Wilhelm</strong> von Celle ließ Hildesheim am 16. <strong>Januar</strong> besetzen. 2 ecrivit:<br />

nicht gefunden; vgl. N. 142. 5 reponse: nicht gefunden; vgl. ebd. 5 se saisit: Am 7. Februar <strong>1703</strong><br />

wurde Nordhausen von preußischen Truppen besetzt. 7 Traité: nicht gefunden. 13 f. poussent<br />

. . . Electorat: Dänemark, Münster und Wolfenbüttel hatten zeitweilig die Erbansprüche der Prinzen<br />

Maximilian <strong>Wilhelm</strong> und Christian gegenüber ihrem Bruder Kurfürst Georg Ludwig unterstützt, vgl.<br />

hierzu Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 105 f. 15 favoriser: Dieses Versprechen hatte der preußische<br />

König bereits 1694 noch als brandenburgischer Kurfürst abgegeben (vgl. Schnath, a. a. O., 2, 1976,<br />

S. 83 f.). 21 bill: Die zweite Lesung der Bill of occasional Conformity fand am 17. (28.) November<br />

1702 im englischen Parlament statt. Demnach sollte ausschließlich Mitgliedern der anglikanischen Kirche<br />

der Zugang zu öffentlichen Ämtern vorbehalten werden.


N. 219 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 371<br />

present d’Angleterre fait si bien pour la cause commune, trouve sujet de se louer de<br />

la Reine en cela, je ne say quelles informations Monsieur le Baron de Schuz luy aura<br />

apportées, touchant les desseins cachés des personnes en faveur. Il semble ” à la vente‘‘<br />

qu’on devroit faire des efforts pour disposer la Reine à appeller Mad. l’Electrice et le<br />

Prince Electoral: mais il paroist qu’on ne croit pas apresent la nation assez disposée à 5<br />

donner une somme considerable d’argent pour cela par an.<br />

Depuis que le Duc d’Ormond est viceroy d’Irlande, il est manifesté qu’on a quitté<br />

le dessein d’y envoyer le Comte de Rochester: mais il ne semble pas pour cela que les<br />

factions de la Cour sont reunies ou reconciliées. Ce que je crains le plus, est que la guerre<br />

ne tourne mal, et alors les mecontans et les Galistes, joueront terriblement leur jeu; 10<br />

soutenus et animés par la grandeur enorme de la Maison de Bourbon. J’ay de la peine<br />

à croire que beaucoup d’Anglois protestans raisonnables soyent Galistes, il y a trop de<br />

danger! Mais que ne peut la puissance de la France capable de mettre tout en desordre<br />

par ses emissaires et intelligences secretes, et enfin par la force ouverte de laisser seule<br />

un jour apres une mechante paix ne sauroit resister. 15<br />

Le principal remede à cela est de faire des efforts par tout – pour faire une bonne<br />

guerre (à quoy ces nouvelles de Portugal donnent une nouvelle esperance) et puis d’establir<br />

la succession protestante sur les fondemens les plus solides en faisant venir les interessés.<br />

Et j’espere que les Torys et les Wiggs s’y porteront conjointement un jour quand<br />

ils considereront le danger chez nous, on souhaiteroit que les affaires publiques allassent 20<br />

bien, quand meme cela retarderoit cet appel des personnes qui doivent assenser la succession<br />

protestante. Car une bonne issue de la guerre sera la meilleure asseurance qu’on<br />

puisse souhaiter.<br />

4 deuuroit L korr. Hrsg. 6 f. par an. | Cependant je crains avec vous, Monsieur, à mesure qve<br />

la guerre durera qv’on sera encor moins disposé, faute d’argent gestr. | Absatz Depuis L<br />

2 Reine: Anna. 2 Schuz: J. L. Sinold, gen. von Schütz. 6 donner: Anspielung vermutlich auf<br />

eine in Hannover erwartete Einladung an die Kurfürstin nach England oder eine Rente (vgl. Schnath,<br />

Geschichte, 4, 1982, z. B. S. 78 u. S. 80). 7 viceroy: seit Februar <strong>1703</strong>. 8 Rochester: L. Hyde earl of<br />

Rochester. 10 Galistes: Anhänger des Prätendenten Jakob Eduard Stuart, die ihn weithin mit seinem<br />

vormaligen Titel des Thronfolgers ” prince de Galles‘‘ bezeichneten. 17 nouvelles: Peter II. schloss am<br />

16. Mai <strong>1703</strong> einen Offensiv- und Defensivvertrag mit den Vertretern der Großen Allianz ab.


372 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 220<br />

J’ay vu dernierement M lle Nannon, chez la Reine. Elle se fait à merveille: la Reine<br />

l’y faisant apprendre à danser, chanter, et l’italien. Et se monstrant fort satisfaite de son<br />

esprit et du zele qu’elle fait paroistre pour le service de Sa Majesté.<br />

J’auray ecrit à Mons. Sloane Secretaire de la Societé Royale, sans mes incommo-<br />

5 dités, je le feray pourtant au premier jour, et vous supplie de luy faire mes complimens<br />

et remercimens par avance, si vous en trouvés l’occasion. Une personne qui est chez M. le<br />

Baron de Schuz s’est chargée de me faire avoir par sa faveur les transactions qui manquent.<br />

Quand je seray à Hanover, j’en apprendray peutestre des nouvelles. Je suis avec<br />

zele<br />

10 Monsieur votre tres humble et tres obeissant serviteur <strong>Leibniz</strong>.<br />

A Monsieur Falaiseau<br />

220. LEIBNIZ AN JEAN DE FONTANEY<br />

[Berlin, 17. April <strong>1703</strong>].<br />

Überlieferung: L Auszug aus der nicht gefundenen Abfertigung: LBr. 105 (Bouvet) Bl. 34<br />

15 bis 35. 1 Bog. 2 o . 1/2 S. auf Bl. 35 v o . Mit einigen Änderungen. — Auf Bl. 34–35 vo oben<br />

Schluss von N. 218. — Gedr.: 1. Widmaier, China, 1990, S. 196–197; 2. Widmaier, Briefwechsel,<br />

2006, S. 436–439.<br />

Extrait de Ma lettre au R. P. Fontaney<br />

Mon Tres Reverend Pere<br />

1 M lle Nannon: Vermutlich handelt es sich um Falaiseaus uneheliche Tochter Marion (Manon).<br />

4 ecrit: vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Brief an H. Sloane vom 17. April <strong>1703</strong> (gedr.: E. J. Aiton, An unpublished letter of<br />

H. Sloane, in: A n n a l e s of Science, 38, 1981, S. 103–107; Druck in Reihe III). 6 Une personne:<br />

wohl Chr. B. Crusen, vgl. N. 259.<br />

Zu N. 220: Die nicht gefundene Abfertigung antwortet auf I, 20 N. 276; sie hatte als Beilage einen<br />

nicht gefundenen Fragenkatalog (vgl. S. 373 Z. 4 sowie N. 218 S. 368 Z. 9) und war ihrerseits Beilage zu<br />

N. 218, dessen Datierung wir übernehmen. Beide Stücke waren Beischluss zu einem nicht gefundenen<br />

<strong>Leibniz</strong>brief vom 17. April <strong>1703</strong> an Chr. Brosseau (vgl. N. 232). Der nächste Brief der Korrespondenz<br />

ist ein nicht gefundener <strong>Leibniz</strong>brief vom 18. Mai 1704, wie aus Fontaneys Brief vom 13. Juni 1704<br />

hervorgeht (gedr.: Widmaier, China, 1990, S. 200 f.; Druck in I, 23).


N. 220 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 373<br />

J’ay receu l’honneur de vostre lettre de Canton du 15 Sept. 1701. Et je vous remercie<br />

fort de vostre souvenir dont je me flatte de ressentir les effects lors que vous aurés<br />

de l’occasion et du loisir pour me donner des lumières. Je supplie vostre Reverence de<br />

penser avec le Tres R. P. Bouvet et autres amis aux questions cyjointes; outre celles que<br />

j’ay envoyées à ce pere tant apresent qu’autresfois. Je l’ay felicité de ce qu’il a dechifré 5<br />

l’Enigme des lignes de Fohy, à l’aide de mon arithmetique binaire. Cette decouverte<br />

paroistra de consequence aux Chinois. J’ay peur que la faveur des Europeens et la consideration<br />

qu’on a pour eux ne dure pas lors qu’on aura tiré de nous nos sciences: ainsi je<br />

souhaitte qu’on travaille pendant qu’on en a le moyen à profiter aussi pour l’Europe de<br />

celles de la Chine, plus qu’on n’a fait jusqu’icy. Et qu’on tache d’engager l’Empereur à 10<br />

faire faire les descriptions de tous les arts, tant pour donner moyen de les perfectionner<br />

qu’à fin que les Chinois n’ayent rien de caché pour les Tartares, ce sera aussi le moyen de<br />

perfectionner le dictionnaire que l’Empereur fait faire[,] car on y pourroit faire entrer les<br />

termes des arts[.] Bien des gens n’ont pas esté contents de moy tant parmy les Protestans<br />

qu’en France, de ce que j’ay pris le parti de vos missions. Le pape a fait sagement de 15<br />

suspendre son jugement au sujet de la religion des Chinois anciens et modernes, il ne faut<br />

point condamner des gens non entendus. Cependant quelle que puisse estre l’opinion de<br />

quelques uns entre eux. C’est beaucoup, que l’Empereur se declare pour la verité. Quelcun<br />

m’a dit que depuis la defaite du Roy d’Eluth, on peut aller maintenant dans la Chine<br />

tant de la Perse par les Usbecs, que du pays du Mogol. Mais si on estoit seur d’aller aussi 20<br />

bien que vous par mer[,] ce chemin seroit preferable à tout autre.<br />

14 f. Bien . . . missions am Rande erg. L<br />

5 tant . . . qu’autresfois: N. 219, S. 365 sowie I, 19 N. 202. 12 de caché . . . Tartares: vgl. auch<br />

N. 218 S. 349 Z. 10 f. 13 dictionnaire: vgl. I, 20 N. 318 S. 549 Erl. 15 pape: Clemens XI.<br />

16 jugement: <strong>Leibniz</strong>’ Hoffnung auf eine Aufhebung des dem Hl. Offizium vorgelegten Mandats gegen<br />

die chinesischen Riten (vgl. H i s t o r i a cultus Sinensium, 1700, S. 332–338) erfüllte sich nicht.<br />

18 se declare: die Erklärung des Kangxi-Kaisers vom 30. November 1700, mit der er die ihm vorgelegte<br />

Interpretation der chinesischen Riten bestätigte. Vgl. dazu J. Dehergne, L’exposé des Jesuites de Pékin<br />

sur le culte des Ancestres. Presenté à l’empereur de K’ang hi en novembre 1700, in: Actes du II e<br />

Colloque International de Sinologie, Chantilly 1977 , Paris 1980, S. 185–225; vgl. auch I, 20 N. 276.<br />

18 f. Quelcun: Gemeint ist wohl N. Witsen, vgl. I, 16 N. 428. 19 Roy d’Eluth: <strong>Leibniz</strong> dürfte hier an<br />

Ochiroi Sam Khan aus dem ostmongolischen Stamm der Khalkha gedacht haben.


374 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 221<br />

221. ALPHONSE DES VIGNOLES AN LEIBNIZ<br />

Brandenburg, 17. April <strong>1703</strong>. [230.]<br />

5 Monsieur<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 956 Bl. 45. 4 o . 2 S. Mit geringfügigen Korrekturen.<br />

Bibl.verm.<br />

J’ai souhaité passionément de quiter le lieu où je suis, dans la vûe de m’employer<br />

à quelque Ouvrage qui puisse être utile au public; Et à-present je le souhaite plus que<br />

jamais, dans la crainte qu’à mon sujet, il ne se forme dans cette Eglise, quelque division<br />

dont je commence à voir des semences. Comme plusieurs personnes s’oposent à mon<br />

10 départ, mais par des vûes différentes; j’écris à Son Excellence Monseigneur le Comte de<br />

Dohna, pour le prier de me maintenir dans la Permission que Sa Majesté m’a accordée,<br />

d’aller demeurer à Berlin; Et je pren la liberté, Monsieur de vous adresser ma Lettre,<br />

dans l’espérance que vous voudrez bien avoir la bonté de la faire rendre par quelqu’un<br />

de vos Domestiques; et que vous ne trouverez pas mauvais que je vous fasse cette priére.<br />

15 Je me flatte même que puis que c’est à vôtre recommandation qu’on m’a accordé la<br />

Permission que j’ai demandée, vous ne me refuserez pas une autre priere que je vous fais:<br />

C’est d’appuyer de vôtre pouvoir la demande que je fais à Son Excellence, soit en lui en<br />

parlant vous-même, soit en joignant à ma Lettre, quelque Billet de vôtre part, comme<br />

vous le trouverez à propos, afin que de quelque maniere qu’on réponde aux demandes que<br />

20 M. Balicourt mon Collégue va faire à la Cour, au-moins on ne touche point au Décret qui<br />

a été donné en ma faveur, et que j’aye toûjours la liberté d’aller demeurer à Berlin; C’est<br />

à quoi je me preparerai le plûtôt que mes petites affaires domestiques le permettront.<br />

Cependant je suis toûjours, et avec respect,<br />

Monsieur Vôtre tres-humble et tres-obéïssant serviteur Des Vignoles.<br />

25 à Brandebourg Le 17. Avril <strong>1703</strong>.<br />

Zu N. 221: K mit dem Z. 12 angesprochenen Brief als Beilage folgt auf I, 20 N. 424. Danach ist weiterer<br />

Kontakt bezeugt, wie er bereits im <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> zu <strong>Leibniz</strong>’ Fürsprache bei A. zu Dohna-Schlobitten<br />

(N. 92) geführt hatte. Die Antwort ist N. 230. 6 quiter: vgl. auch N. 92. 11 Permission: vgl. N. 169.<br />

12 Lettre: nicht ermittelt. 15 recommandation: vgl. N. 92.


N. 222 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 375<br />

222. JOHANN FABRICIUS AN LEIBNIZ<br />

Helmstedt, 17. April <strong>1703</strong>. [187. 261.]<br />

Überlieferung:<br />

K Abfertigung: Warschau Biblioteka Narodowa III. 4879 Bl. 151–152. 1 Bog. 4 o . 4 S.<br />

Bibl.verm. (Unsere Druckvorlage.) 5<br />

A Abschrift: Ebd. Bl. 149–150. 1 Bog. 2 o . Bibl.verm.<br />

Perillustris et excellentissime Vir, Domine ac Patrone aeternum venerande,<br />

Quod nihil de adversa tua valetudine sciverim, gaudeo quam maxime, cum hac<br />

ratione tristitiae ac maerori fores fuerint praeclusae; at reconvaluisse E. Tuam, multo<br />

magis gaudeo, sanitatemque ei constanter propitiam toto ex animo adprecor. Vide autem, 10<br />

Vir Summe, ut probe valeas, atque hunc in finem decerpe aliquid nimiis laboribus et<br />

vigiliis, qui vires animi et corporis exhauriunt, nec pensi habent, etsi incomparabili viro<br />

orbem hunc privent. Ipsa sibi senectus onerosa est: quanto magis, si immensae accedant<br />

defatigationes et labores infiniti? An Fischero, et quis successor sit datus, compertum<br />

non habeo. D. Müllerum jam poenitet, ex monasterio Magdeburgensi abivisse Jenam, 15<br />

ubi ei multum fastidii creat collega a contentionibus nomen habens, cujus manus est<br />

contra omnes, omniumque contra ipsum. Inter armorum strepitus non mirum est silere<br />

irenica negotia, et ab illis, ni fallor, vix unquam habebunt licentiam caput suum erigendi:<br />

nam res bellica summis Potestatibus Principibusque adeo est grata, ut summam inde<br />

voluptatem capiant. Hoc si considero, saepe soleo ingemiscere, et condoleo posteritati, 20<br />

quae longe magis gravabitur numeroso et frequenti milite, cujus nos initium vidimus, et<br />

molestiam ejus ex parte sentimus. Quantum hoc malum sit, nesciunt illi, qui liberi sunt ab<br />

oneribus publicis: at ego illud scio, nec sine dolore etiam nunc experior ratione bonorum,<br />

quae in patria adhuc habeo. Interim meditatus sum ea, quae ad pacem ecclesiasticam<br />

Zu N. 222: K antwortet auf N. 187 und wird beantwortet durch N. 261. Ein in Fabricius’ Abfertigung<br />

und einer späteren Abschrift vorliegendes P. S., das vom Abschreiber unserem Stück zugeordnet wird,<br />

dürfte aus inhaltlichen Gründen erst in den Juni zu datieren sein; vgl. N. 266 Erl. 14 successor: vgl.<br />

N. 187. 15 monasterio: Unser Lieben Frauen zu Magdeburg. 15 Jenam: Philipp Müller hatte seit<br />

1702 eine Professur für Theologie an der Universität Jena inne. 16 collega: Gemeint ist vielleicht<br />

der in Altdorf und Jena wirkende Theologe J. P. Hebenstreit. 17 Inter . . . silere: Anspielung auf den<br />

Spanischen Erbfolgekrieg und den Nordischen Krieg in Abwandlung von Cicero, Pro Milone, 4, 11.<br />

24 patria: Gemeint sein dürfte das Nürnberger Territorium, wo Fabricius Besitz hatte; vgl. N. 263.


376 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 222<br />

facere possent, nisi plurimi vellent esse surdi. Institui Considerationem controversiarum<br />

cum Reformatis et Rom. Catholicis, dedique operam, ne quid alieni ipsis tribuerem, item<br />

ne confunderem scripta particularium doctorum cum confessionibus publicis, nec non<br />

sententias et dogmata propria cum iis, quae per consequentiam, ab ipsis non agnitam, a<br />

5 nostra parte deducuntur. Atque animus erat illam edere cum aliis controversiis, videlicet<br />

iis, quas tractavi contra atheos, gentiles, Judaeos, Turcas, anabaptistas et Socinianos,<br />

sub titulo communi S y s t e m a t i s c o n t r o v e r s i a r u m. Video autem Exc. Tuae<br />

magis placere, si controversiae cum Reform. praemittantur, ac seorsum publicentur. In<br />

qua sententia si cognovero eam persistere, lubens morem geram, et postea edam illas<br />

10 contra Rom. Catholicos, et dehinc reliquas. Controversiarum cum Reform. consignationem<br />

transmisi praeteritis diebus venerabili Abbati Luccensi, rogans, ut, postquam eam<br />

perlegerit, legendam communicet E. Tuae, si domum reversa fuerit. Quod si fiet, rigoroso<br />

eam judicio, quaeso, excipe, et pro summo tuo favore libere mone, quicquid tibi vel tollendum,<br />

vel mutandum et corrigendum videtur. Nihil mihi hoc ipso facere poteris gratius,<br />

15 nihil jucundius. Modo et hoc liceat mihi rogare, ut scriptum brevi, quantum fieri possit,<br />

remittatur. Vale, vir maxime et Patrone singularis, ac tuo me favore nullo non tempore<br />

complectere. Scrib. in acad. Julia, d. 17. April. <strong>1703</strong>.<br />

Perillustr. Exc. Tuae observantissimus cultor J. Fabricius.<br />

P. S. In scripto quodam germanici idiomatis, edito A. 1579. in 4. sub titulo R a t i o<br />

20 i n e u n d a e c o n c o r d i a e , das ist, Mittel und wege, wie zwischen den Reformirten<br />

v. vom Pabstum abgetretenen Evangel. Kirchen, eine gewisse beständige Einigk. v. friede<br />

anzuri[ch]ten seye, auctore C. Q. D. A. (qui quis fuerit, mihi non liquet: conjicio autem<br />

ex praedicato, quo ornatur ab alio in praefatione, dum appellatur der Edle und Veste,<br />

fuisse virum politicum; sane doctissimus fuit et magni judicii, ac praeclarae moderationis)<br />

25 observavi f o r m u l a m C o n f e s s i o n i s d e s. c o e n a , quae ab utraque Evangelicorum<br />

parte, juxta illius sententiam, possit recipi, ad faciendam concordiam. Quam<br />

etiam Considerationi meae volui inserere.<br />

5 edere . . . controversiis: In seiner Sammlung von Dissertationen zur Kontroverstheologie, die Fabricius<br />

u. d. Tit. Consideratio variarum controversiarum 1704 veröffentlichte (mit Widmung an die<br />

Berliner Sozietät der Wissenschaften), befinden sich S. 241–484 die Controversiae cum Pontificiis, S. 485<br />

bis 608 die Controversiae cum Reformatis. 7 Video: N. 187. 11 Abbati: G. W. Molanus.<br />

19 scripto: vgl. P. de Loyseleur (SV.). 25 observavi: a. a. O. S. 12 f.


N. 223 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 377<br />

223. CARLO MAURIZIO VOTA AN LEIBNIZ<br />

Marienburg, 17. April <strong>1703</strong>. [203. 233.]<br />

Überlieferung:<br />

K Abfertigung: LBr. 968 Bl. 13–14. 1 Bog. 4 o . 4 S. (Unsere Druckvorlage.) — Gedr.: Zacher,<br />

Dyadik, 1973, S. 302–303. 5<br />

A Abschrift: Göttingen Staats- u. Universitätsbibl. Ms. Phil. 138m 3 Bl. 5–6. 1 Bog. 2 o .<br />

4 S. von Schreiberhand mit Korrekturen von J. D. Grubers Hand.<br />

A Mariembourg ce 17 Avril <strong>1703</strong>.<br />

Je ne puis pas vous temoigner assés les obligations immenses que je vous ay par<br />

l’honneur de vostre excellente et merveilleuse lettre que j’ay lue et relue plusieurs fois 10<br />

avec admiration de vostre profonde doctrine et de vostre Esprit angelique à trouver<br />

cette maniere d’expliquer les anciens characteres des Chinois dont les Chinois mesmes<br />

s’estoient oubliés. Vostre 0 et vostre 1 seront des monuments eternels de vostre Esprit et la<br />

posterite n’aura pas assés d’eloges pour les celebrer, aussi bien que vos lignes coupées qui<br />

donnent tant de rayons et de lumieres au monde litteraire non seulement de la Chine mais 15<br />

encore de toute l’Europe. Enfin vous estes un Illustre et nouveau Conquerant des choses<br />

inconnues. Et si Colombo et Americ Vespuce ont la gloire d’avoir faict des decouvertes<br />

des nouvelles terres dans l’Occident, vous en avés faict une plus grande d’avoir donné à<br />

l’Orient de si rares connoissances. Je ne pretends pas icy de vous chattouiller. Car vous<br />

estes au dessus de toutes les vanités. Et elles sont au dessus de mon naturel. Mais je veux 20<br />

seulement vous donner icy une petite marque de l’estime que tout le monde vous doit,<br />

me reservant de speculer plus à loisir vostre ecrit que je tiens pour un thresor, et que j’ay<br />

communiqué au Roy qui en a eu un tres grand plaisir voyant la belle decouverte que vous<br />

avés faicte. S. M té m’ayant faict lire en Sa presence tout ce merveilleux project touchant<br />

l’Education du Prince, elle en a voulu scavoir mon sentiment. Je luy en ay dit tant de 25<br />

bien et tant de louanges qu’elle s’est confirmée dans la grande estime qui est due à vostre<br />

excellent esprit et profond jugement. Assurement vous avés compris en peu de mots des<br />

volumes entiers et vous n’avés rien obmis de ce que la morale la plus parfaicte, et la<br />

Zu N. 223: K antwortet auf N. 203 und wird beantwortet durch N. 233. 25 l’Education: Eine<br />

Abschrift seiner Ausarbeitung (vgl. IV, 3 N. 68) war Beilage zu <strong>Leibniz</strong>’ Brief an J. H. von Flemming,<br />

N. 200.


378 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 224<br />

politique plus choisie scauroient souhaitter, et ce que les sciences et les arts plus dignes<br />

d’un Souverain pouvoient imaginer. Je ne vous dis pas la dixieme partie de ce que j’ay<br />

dit au Roy en vostre louange, en toutes les Mathematiques[,] en Histoire, Chronologie[,]<br />

Geographie et autres où vos beaux ouvrages vous rendent tres illustre dans le siecle où<br />

5 nous sommes et où nous venons d’estre. Je ne flatte point, et je ne vous dis que ce que je<br />

pense. Je serois bien aise de scavoir l’effect que vostre decouverte aura faict à la Chine,<br />

et je ne doute point que ce sage et Grand Empereur ne vous y rende bonne justice, aussi<br />

bien que touts les Peres Jesuites, parmy lesquels je voudrois que vous me donnassiés<br />

quelque nouvelle de l’estat du P. Claude Philippe Grimaldi; s’il est en vie, et s’il a esté<br />

10 crû Evesque de Pekin comme on a ecrit. Il a esté mon ecolier et eleve. Et il m’a souvent<br />

ecrit, meme apres son retour à la Chine ou pour mieux dire à Goa. Mais mes grandes<br />

distractions m’ont empesché de tenir commerce. Je vous supplie de rendre à Sa M té la<br />

Reyne mes tres humbles soumissions, et mes respects à M r Dombrezinski, et à Messieurs<br />

Jacquelot, l’Enfant, et universellement à touts vos Doctes et illustres. J’ecris à la haste<br />

15 et suis 〈...〉<br />

224. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

[Hannover, Mitte April <strong>1703</strong>]. [217. 229.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 325–326. 1 Bog. 4 o . 3 S.<br />

Non hò riceuto che una lett a di M r Echard, come mi diedi l’onore di dirle nelle mie<br />

20 precedenti, je n’en ay pas receu par cette Poste non plus de M r le Resident de Pologne,<br />

desorte que de tems en tems je me trove sans novelles de ce pais là, ce que m’incommode<br />

beaucoup.<br />

7 Empereur: Kangxi. 10 Evesque: Cl. F. Grimaldi war seit 1694 Superior der Mission in Peking.<br />

11 retour: Grimaldi war nach einem Europaaufenthalt 1690 wieder nach China zurückgekehrt. 12 f. la<br />

Reyne: Sophie Charlotte.<br />

Zu N. 224: K , die Antwort auf einen nicht gefundenen Brief, in dem <strong>Leibniz</strong> sich nach L. Magalotti<br />

erkundigt haben muss (vgl. S. 379 Z. 5 Erl.), datiert kurz nach dem 15. April (vgl. Z. 20) und hatte den<br />

S. 380 Z. 16 angesprochenen Beischluss. Unser Stück kreuzte sich vermutlich mit (oder wurde beantwortet<br />

von) dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief, auf den N. 229 antwortet. 20 precedenti: N. 217.<br />

20 Resident: Legationssekretär H. S. Wolthers.


N. 224 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 379<br />

Votre Vallet fût hier chez moy. Il me dit qu’il avoit plusieurs lettres pour vous, mais<br />

qu’il ne vouloit pas vous les envoyer, à cause que vous lui avois ordonné de les garder<br />

jusqu’à votre retour. Madame l’Electrice est impatiente de vous voir icy, elle me demande<br />

des vos novelles toutes les fois, que j’ay l’honneur de l’approcher.<br />

Je croy que le Comte Magalotti est encore en vie, aumoins personne m’a ecrit qu’il 5<br />

soit mort.<br />

Je vous remercie tresheumblement du soin que vous prenés pour mon interets en<br />

question.<br />

Nous n’avons icy d’autres novelles, si non que on a accomodé ensemble Messieur de<br />

Campen et de Nomis, le premier ayant demandé pardon à l’autre. 10<br />

L’Arrest de la famille de Beuchling est bien suprenant. On dit bien des choses du<br />

Grand Chancellier et je ne doute pas, que la plus grande partie ne soit veritable; mais<br />

l’argent ammassé luy serà le plus grand crime.<br />

Les lettres d’Ausbourg, et de Ratisbonne confirment la novelle: que l’Electeur de<br />

Baviere se soit emparé du Pont, et d’une Porte du dit Ratisbonne: que S. A. E. a fait 15<br />

hommes, sans en puvoir penetrer le dessein: et que se soit glissé<br />

descendre le Danube à m<br />

3<br />

un’espece de revolte dans la garnison d’Ulm. Mais on craint toujours que les Francois<br />

ne se joignent avec les Bavarois, et je ne croy pas, que sans cette esperance l’Electeur<br />

de Baviere eut osé d’attacquer un lieu sacré comme Ratisbonne. Nous n’avons pas des<br />

novelles, qu’on ait encore assiegé Bonn. 20<br />

Le Baron de Mean frere du Doyen de Liege a presenté un Memoire à Messrs les Etats<br />

pour les prier de ne point conclure le Cartel avec les Francois, qu’à condition, que le dit<br />

1 Vallet: J. B. Knoche. 1 lettres: nicht identifiziert. 3 retour: <strong>Leibniz</strong> kehrte erst Anfang<br />

Juni nach Hannover zurück. 5 Magalotti: zum Kontext von <strong>Leibniz</strong>’ vorausgegangener Anfrage vgl.<br />

N. 226 u. N. 216. 7 interets: Guidis noch nicht geklärte Druckkosten (vgl. zuletzt N. 217) oder das<br />

Anliegen einer Belohnung für seine Panegyrik (vgl. SV.); zu <strong>Leibniz</strong>’ Eingabe hierfür vgl. N. 331.<br />

9 accomodé: nach dem Duell Ende März (vgl. N. 194) und dessen Untersuchung vor dem kurfürstlichen<br />

Hof (vgl. Guidis Briefe von Anfang April sowie N. 210). 11 L’Arrest: Zur Inhaftierung des sächsischen<br />

Großkanzlers W. D. von Beichlingen am 10. April <strong>1703</strong>, der zusammen mit seinen beiden Brüdern auf<br />

die Festung Königstein verbracht wurde, vgl. N. 37 Erl. 11 bien des choses: zu den Gerüchten über<br />

die gegenüber Beichlingen erhobenen Vorwürfe vgl. T h e a t r u m Europaeum, 16, 1717 (ad. a. <strong>1703</strong>),<br />

Sp. 275b–278a. 14 lettres: nicht ermittelt. 15 emparé: vgl. N. 217. 17 d’Ulm: Die Reichsstadt<br />

war seit September 1702 von bayrischen Truppen besetzt. 19 lieu sacré: als Standort des Reichstages.<br />

20 assiegé: Die Belagerung Bonns begann am 24. April. 21 Doyen: J. F. von Méan. 22 Cartel:<br />

zur Regelung des Gefangenenaustauschs.


380 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 224<br />

Doyen serà mis en liberté avant l’echange des prisonniers de Guerre, de peur qu’apres<br />

celà les Ennemis ne le retiennent.<br />

Le dernier Courrier de Madrid a apporté une novelle preuve de la dependence de<br />

cette Cour là, de celle de France, puisqu’elle n’a pas voulu publier la sentence contre<br />

5 l’Almirante de Castille, sans en avoir le consentement du Roy tres chretien, qui a ordonné<br />

à la Princesse d’Orsini de rester en Espagne.<br />

On ne nous mande rien de considerable d’Italie[.] les Francois tiennent encore le<br />

blocque de Bersello, mais assés foiblement. Cependant ils s’amassent pour tenter avec<br />

plus de force le passage de la Secchia, pour attacquer Ostilia.<br />

10 Le Pape se trove un peu mieux, mais il ne vivrà pas longtems, il est accablé du<br />

chagrin, et ne scauroit resoudre la moindre chose.<br />

Devant que vous partiés de Berlin je vous prie d’etablir un peu mieux ma correspondence<br />

avec M r le Resident de Pologne. Je suis 〈...〉<br />

M r Crasset est toujours dans le mème pitoyable etat.<br />

15 M r de Bodmar, qui a eté icy 3 jours, est derechef parti pour Hollande.<br />

Je vous prie de faire tenir l’incluse d’abord que vous l’avés receu.<br />

1 mis en liberté: Der Lütticher Domdechant war aufgrund seines Widerstandes gegen die französische<br />

Besatzung auf Befehl des Lütticher Bischofs Joseph Clemens von Bayern, Kurfürst von Köln, inhaftiert<br />

worden und wurde an verschiedenen Orten in den Spanischen Niederlanden und in Frankreich<br />

gefangen gehalten; vgl. M e r c u r e historique, 32, Jan. 1702, S. 40, 33, Juni 1702, S. 767 sowie 34,<br />

April <strong>1703</strong>, S. 464 f. u. Juni <strong>1703</strong>, S. 667. 4 sentence: J. T. Enriquez de Cabrera y Toledo, Conde de<br />

Malgar, Duque de Rio Seco, Almirante de Castilla, war in Abwesenheit der Prozess mit dem Vorwurf der<br />

Kooperation mit der kaiserlichen Seite gemacht worden; vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Febr.<br />

<strong>1703</strong>, S. 85 f. sowie M e r c u r e historique, April <strong>1703</strong>, S. 458 f. 5 Roy: Ludwig XIV. 6 rester en<br />

Espagne: Die erste Hofdame der spanischen Königin Marie Luise von Savoyen, Fürstin Anne Marie von<br />

Orsini, die in die Opposition gegen den französischen Gesandten, Kardinal d’Estrées, verwickelt war,<br />

war auf Geheiß Ludwigs XIV. des Hofes verwiesen worden. Auf Bitten der Königin wurde dieser Befehl<br />

zurückgenommen; vgl. M e r c u r e historique, 34, April <strong>1703</strong>, S. 459. 8 Bersello: Die mit kaiserlichen<br />

Truppen besetzte modenesische Festung Brescello (Bersello) ergab sich erst am 22. Juli der französischen<br />

Belagerung; vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Aug. <strong>1703</strong>, S. 72 f. 9 Ostilia: Die mantuanische<br />

Stadt Ostiglia war mit kaiserlichen Regimentern besetzt. 10 un peu mieux: zum Beinleiden Papst<br />

Clemens’ XI. vgl. M e r c u r e historique, 34, April <strong>1703</strong>, S. 375. 14 etat: J. Cresset litt seit dem<br />

vergangenen Winter zeitweilig an Geistesverwirrung; vgl. N. 131. 15 Bodmar: J. C. von Bothmer.<br />

16 l’incluse: nicht ermittelt.


N. 225 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 381<br />

225. OTTO MENCKE AN LEIBNIZ<br />

Leipzig, 21. April <strong>1703</strong>. [99. 342.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 636 Bl. 161. 2 o . 1 S. Eigh. Aufschrift. Reste eines<br />

schwarzen Siegels. Postverm.<br />

Es ist mir leid, daß derselbe so lange zeit unpäßlich gewesen, bin aber von Hertzen 5<br />

erfreuet, daß sich die kräfte, Gott lob, völlig wieder eingefunden. Gott verleihe beständige<br />

Gesundheit. Ich habe diesen winter leider meine seelige liebste auch eingebüsset, undt<br />

wir müssen täglich gewärtig seyn, daß meine Schwester, die Frau Pfautzin derselben<br />

nachfolge. Er selbst hat diesen winter auch viel außgestanden, undt kan sich noch nicht<br />

recht recolligieren. Das bewuste Schediasma wird Mein Hochgeehrter Patron im <strong>Januar</strong>io 10<br />

dieses jahres finden. Ist darin wieder was versehen, wie ich wol glaube, sol es schon<br />

corrigiert werden. Die recension des Viviani de locis solidis recommendire ich omni modo.<br />

Es wird dem Hn. Magliabechi undt ohne zweifel auch dem Auctori selbst lieb seyn, wen<br />

die relation zeitlich in die Acta kommen wird. Ich bin auß Holland, aber wol in 2 oder<br />

3 wochen erst, des Hugenii Operum Posthumorum gewärtig, davon der H. Volder ein 15<br />

exemplar vor meinem Hochg. Patron an mich addressiret. So bald es kömt, werde ichs<br />

übersenden. Der brief an Hn. Bernoulli sol richtig bestellet werden. Wie grob der H. Jacob<br />

Gronovius in seinen vindiciis pro Dissertationibus de Nece Judae nicht allein den seel.<br />

Hn. L. Fellern, sondern auch die gantze Academie undt Stadt Leipzig tractiret habe, wird<br />

M. h. Patron gesehen haben. Daher wir nicht umbhin gekont, im <strong>Januar</strong>io etwas weniges 20<br />

Zu N. 225: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief (vgl. Z. 5 f.), der als Beilage den Z. 17<br />

erwähnten Brief an Jacob Bernoulli enthielt, und wird beantwortet durch einen ebenfalls nicht gefundenen<br />

Brief <strong>Leibniz</strong>’ vom 4. September <strong>1703</strong> (vgl. N. 342). 7 eingebüsset: Magdalena Sibylle Mencke verstarb<br />

am 16. <strong>Januar</strong> <strong>1703</strong>. 10 Schediasma: <strong>Leibniz</strong>, Continuatio analyseos quadraturarum rationalium, in:<br />

A c t a erud., Jan. <strong>1703</strong>, S. 19–26. 12 recension: <strong>Leibniz</strong>’ anonym erschienene Rezension: De Locis<br />

Secunda Divinatio Geometrica, in: A c t a erud., Nov. <strong>1703</strong>, S. 487–493. 15 Operum: Ch. Huygens,<br />

Opuscula postuma, quae continent Dioptricam [Hrsg. B. de Volder u. B. Fullen], <strong>1703</strong> ∗ . 17 brief . . .<br />

Bernoulli: <strong>Leibniz</strong>’ Brief vom April <strong>1703</strong> an Jacob Bernoulli (gedr.: Jac. Bernoulli, Briefw., 1993, S. 104<br />

bis 112; Druck in Reihe III); vgl. N. 342, S. 586 Z. 14. 18 vindiciis: Vgl. Jac. Gronovius, Exercitationes<br />

Academiae de Nece Judae et cadaveris ignominia, 1702. 19 Fellern: J. Feller, gest. am<br />

5. April 1691.


382 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 226<br />

wieder ihn einzubringen. Indessen hat H. Beger ihm pillen zu verschlucken gegeben, die Er<br />

so leicht nicht verdauen wird, undt wird ihm wol nicht recht seyn, daß wir des Hn. Begers<br />

Dissertation im April recensiren. 〈...〉<br />

Leipzig den 21 Apr. <strong>1703</strong>.<br />

5 A Monsieur Monsieur Leibnitz Conseiller privé de Son Altesse Electorale à Hannovre<br />

Franco Braunschweig.<br />

226. LEIBNIZ AN LORENZO MAGALOTTI<br />

[Berlin, Ende April <strong>1703</strong>]. [335.]<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. F 27 (Sophie Charlotte) Bl. 107. 8 o . 2 S. Mit zahlreichen<br />

10 Korrekturen. Bibl.verm. — Gedr.: Klopp, Werke, 10, 1877, S. 208–209. — Auf Bl. 107 v o<br />

überschriebene Adresse von fremder Hand ” Pour Mr Leibenitz‘‘.<br />

Monsieur<br />

Depuis que j’ay eu l’honneur de vostre connoissance à Florence, il y a plusieurs<br />

années, j’ay tousjours eu de la veneration pour vostre merite eminent; et feu M. le Comte<br />

1 einzubringen: [D. Fiedler u. O. Mencke], Jacobi J. F. F. Gronovii Exercitationes, in: A c t a<br />

erud., Jan. <strong>1703</strong>, S. 12–16; vgl. v. a. S. 15 f. hinsichtlich Gronovius’ Bezugnahme auf J. Feller und Leipzig.<br />

Zur Autorschaft dieser Rezension vgl. H. Laeven, The ” Acta Eruditorum‘‘ under the editorship of Otto<br />

Mencke, Amsterdam u. Maarssen 1990, S. 345. 1 Beger: [L. Beger], Colloquii quorundam de tribus<br />

primis Thesauri Antiquitatum Græcarum Voluminibus ad eorum Authorem Relatio, in: A c t a erud.,<br />

April <strong>1703</strong>, S. 161–164. 3 recensiren: [D. Fiedler], Consiliarii Regio-Electoralis Brandenburgici ab<br />

Antiquitatibus et Bibliotheca, de Numis Cretensium Serpentiferis Disquisitio Antiquaria, in: A c t a<br />

erud., April <strong>1703</strong>, S. 158–161. Zur Autorschaft vgl. H. Laeven, a. a. O., 1990, S. 345.<br />

Zu N. 226: Mit der nicht gefundenen Abfertigung nimmt <strong>Leibniz</strong> die seit Ende 1689 (I, 5 N. 269)<br />

unterbrochene Korrespondenz wieder auf. Magalotti antwortet mit einem nicht gefundenen Brief, den<br />

<strong>Leibniz</strong> mit N. 335 beantwortet. Eine Fertigungsstufe unseres Stücks — vermutlich L selbst vor dem<br />

Zusatz des PS — wurde an Königin Sophie Charlotte gesandt; diese geht darauf in N. 216 ein. Erst<br />

danach dürfte die Abfertigung unseres Stücks datiert haben. Dass wir diese noch etwas später, in das<br />

letzte Aprildrittel (also über eine Woche nach der vermutlichen Abfassungszeit von L) ansetzen, ergibt<br />

sich aus N. 224 mit der Beantwortung von <strong>Leibniz</strong>’ mutmaßlicher Erkundigung, ob Magalotti noch am<br />

Leben sei. Wir nehmen an, dass <strong>Leibniz</strong> unser Stück erst nach Eingang dieses Briefes, also kurz nach<br />

dem 20. April, abfertigte. 13 connoissance: während <strong>Leibniz</strong>’ Florenzaufenthalt 1689.


N. 226 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 383<br />

Balati me rejouissoit souvent en m’apprenant des nouvelles de vostre estat fleurissant.<br />

Je ne doute point de la continuation: et j’en seray tousjours ravi. Mais je ne vous importunerois<br />

pas par cette lettre pour m’en informer, si ce n’estoit que je dois executer<br />

les ordres d’une grande princesse, et que je me persuade, Monsieur, que vous ne serés<br />

point faché que je Vous donne l’occasion de luy rendre quelque service. C’est la Reine 5<br />

de Prusse, qui tient à sa cour un certain Dom Attilio religieux de l’ordre des Servites, à<br />

qui elle a confié la direction de sa Musique. Monsg r le Cardinal de Medicis, protecteur<br />

de l’ordre, a eu la bonté d’en faire donner la permission à cette personne, et le General<br />

des Servites a écrit une lettre à la Reine pour luy marquer, qu’elle en pouvoit disposer.<br />

Cependant depuis peu quelcun a fait entendre à Sa Majesté que ce religieux seroit rap- 10<br />

pellé. C’est pourquoy la Reine a recours à la faveur de Monsg r le Cardinal, esperant que<br />

ce prince voudra maintenir son bienfait. Comme ce Dom Attilio compose en Musique et<br />

encor en vers, et s’entend aux instrumens, sans parler du chant, la Reine doute si elle<br />

trouvera aisement quelcun qui luy soit aussi propre que celuy-cy: au moins faudroit-il du<br />

temps pour en chercher, et cependant elle seroit privée d’un de ses plus grands plaisirs, 15<br />

qui est celuy de la Musique. Dom Attilio peut remplir ses devoirs de pieté à Berlin aussi<br />

bien qu’au milieu de l’Italie, car il n’y manque pas d’exercice de sa religion. Et celuy<br />

qui seroit d’une autre humeur, ne feroit gueres mieux en Italie qu’ailleurs. Outre qu’il<br />

semble que le rappeller brusquement ce seroit le flestrir, sans l’avoir admoneté ny ouy:<br />

Il soubçonne que des personnes qui luy portent envie peuvent avoir voulu luy rendre des 20<br />

mauvaises offices. La Reine trouve juste de luy accorder sa protection, en faisant ecrire en<br />

sa faveur mais elle y est fort interessée elle-même par la raison que je viens de dire, et se<br />

promet beaucoup de la bonté de Monsg r le Cardinal. Si vous vouliés avoir celle, Monsieur,<br />

d’informer cette Altesse de tout cecy et d’employer vos bons offices pour obtenir ce que<br />

la Reine souhaitte, vous obligeriés Sa M té , et pour moy, j’en auray tousjours beaucoup 25<br />

de reconnoissance, estant avec zele, Monsieur etc.<br />

1 Balati: In der überlieferten Korrespondenz mit L. Ballati aus den 90er Jahren (I, 10–I, 12) tritt<br />

Magalotti nur in I, 10 N. 342 auf. 6 Attilio: A. Ariosti; vgl. N. 29 sowie die Korrespondenz mit<br />

H. Mauro und Königin Sophie Charlotte vom März/April <strong>1703</strong>. 8 permission: vgl. N. 192.<br />

8 General: K. Lodigeri, Bischof von Orvieto. 10 quelcun: A. Steffani, der dieses Anliegen auch über<br />

Kurfürstin Sophie vortragen ließ; vgl. N. 29. 21 faisant ecrire: Gemeint sein könnte <strong>Leibniz</strong>’ Brief an<br />

H. Mauro, N. 196, dessen Inhalt zur Weitergabe an Steffani gedacht war.


384 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 227<br />

P. S. La Reine en ecrivant à Mad. la Grande Princesse n’a point voulu toucher à ce<br />

qui regarde Attilio, pour ne point employer son intercession avant que d’avoir sondé par<br />

une autre voye les sentimens de Monsg r le Cardinal.<br />

227. JOHANN ANDREAS SCHMIDT AN LEIBNIZ<br />

5 Helmstedt, 24. April <strong>1703</strong>. [188. 258.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 818 Bl. 208–209. 1 Bog. 4 o . 4 S. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen. Bibl.verm.<br />

Quemadmodum communia eruditorum vota pro Tua incolumitate hucusque fuerunt,<br />

ita de restituta sanitate omnes mecum Tibi impense gratulantur. Servet Te Deus porro<br />

10 in universae rei litterariae incrementum, cui Te natum esse scimus.<br />

An fasciculum DN. M. Junii una cum meis literis per Hannoveram acceperis, aliquando<br />

mihi significabis. Utinam Romani cum nostris vires conjungerent in emendatione<br />

Calendarii. Cl. Reyherus Kiloniensis denuo monuit, in futuro anno instare ob diem intercalarem<br />

novam aberrationem. Medelam etiam huic malo opposuit et iterata vice cyclos<br />

15 suos commendavit rerum moderatoribus. DN. Wagnerus de machina jam rescripsit et<br />

sine dubio indicavit, aquam haerere artifici. Si in reditu velles iter Tuum Helmstadium<br />

dirigere, una hora id efficere posses, quod pluribus epistolis praestare non potes.<br />

1–3 La Reine . . . Cardinal erg. L<br />

1 ecrivant: vgl. N. 216. 1 Grande Princesse: wohl die aus dem Hause Medici stammende Kurfürstin<br />

Maria Anna Ludovika von Pfalz-Neuburg; vgl. N. 32 u. N. 216.<br />

Zu N. 227: K antwortet auf N. 188 und wird, zusammen mit N. 258, beantwortet durch N. 260.<br />

11 fasciculum . . . literis: N. 125 mit einem Exemplar von U. Junius, Novae . . . motuum coelestium<br />

Ephemerides ad annum . . . 1702 , 1702. 12 emendatione: vgl. N. 188. 15 machina: <strong>Leibniz</strong>’<br />

Rechenmaschine. 15 rescripsit: Gemeint ist der Brief R. Chr. Wagners vom 6. April <strong>1703</strong> (LBr. 973<br />

Bl. 153–154; Druck in Reihe III). 16 aquam haerere: vgl. Cicero, De officiis, 3, 33. 16 artifici:<br />

Levin Warnecke oder sein Bruder Georg.


N. 227 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 385<br />

Ego hucusque horis succisivis, quarum paucissimae mihi conceduntur, occupatus fui,<br />

volente ita Ill mo Comite Schwarzburgico, in illustratione nummi Blankenburgensis, qui<br />

a vicinis comitibus fuerat cusus. Qua occasione seriem antiquae lineae Blankenburgicae<br />

sec. XII. XIII. XIV. in multis diversam a communi, quibusdam diplomatibus etiam ex<br />

archivo monasterii nostri stabilivi. Tibi debeo, libellum ineditum de fundatoribus mo- 5<br />

nasterii Reinhusani circa annum 1100 mentionem facere Poponis Comitis. An vero haec<br />

praecise sint restringenda ad illum annum an extendenda ad sequentes vel antecedentes<br />

annos, adhuc dubito, si posterius, erunt Popones duo, pater et filius, constituendi.<br />

Si prius, chronologia aliquo modo salva esse potest. An non vero constat, quo tempore<br />

Comitatus ille coeperit? Si quaedam adhuc conferre volueris ad hujus familiae illustra- 10<br />

tionem, rem facies historicis gratissimam.<br />

De nummis Ottonum Marchicorum, in pago nostro monastico superiori anno inventis,<br />

simile quid meditor, de quibus alio tempore. Unum adhuc scire maxumopere desidero,<br />

ubi Jo. Henr. Hoffmannus in his terris vixerit. Vale 〈...〉<br />

Helmst. d. 24 Apr. <strong>1703</strong>. 15<br />

1 occupatus: möglicherweise die Vorarbeiten zu J. A. Schmidt, Numus bracteatus Henrico II . . .<br />

comiti Blancenburgico . . . vindicatus, 1718. 2 Comite: Anton Günther II. von Schwarzburg-Arnstadt.<br />

2 nummi Blankenburgensis: ein in Schmidts Besitz befindlicher Brakteat eines ” Comes Henricus de<br />

Blancenbe.‘‘, über dessen Zuweisung an Blankenburg (Harz) bzw. Blankenburg (Thüringen), letzteres<br />

im Besitz des Hauses Schwarzburg, eine Kontroverse zwischen Schmidt und dem arnstädtischen Numismatiker<br />

Chr. Schlegel entstehen sollte. 5 monasterii nostri: Marienthal. 5 debeo: Gemeint<br />

sein könnte <strong>Leibniz</strong>, Accessiones historicae, 2, 1698, Praefatio Bl. )( )( r o mit fast wörtlicher Übereinstimmung.<br />

5 libellum ineditum: vermutlich die um 1156 verfasste Stifterchronik des Klosters<br />

Reinhausen, die u. d. Tit. Reinhard Reinehusensis abbas, Opusculum de familia Reinhardi Episcopi Halberstadensis<br />

in <strong>Leibniz</strong>, Script. rer. Brunsv., 1, 1707, S. 703–705 aufgenommen wurde. 6 Poponis:<br />

Gemeint ist vermutlich der seit den 20er Jahren des 12. Jhs bezeugte Graf Poppo I. von Blankenburg (zu<br />

den Nachweisen vgl. L. Fenske, Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung in Sachsen, Göttingen<br />

1977, S. 172 f.), den die Reinhausener Stifterchronik (vgl. <strong>Leibniz</strong>, a. a. O., S. 703) als ” nepos‘‘ des Klostergründers<br />

aufführt. 12 nummis: nicht ermittelt. 12 Ottonum Marchicorum: die askanischen<br />

Markgrafen in Brandenburg. 13 meditor: Schrift nicht nachgewiesen. Ein solches Vorhaben Schmidts<br />

ist auch erwähnt bei J. Chr. Olearius, Spicilegium antiquitatis nummos XXV. suggerens bracteatos,<br />

1702, S. 11.


386 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 228<br />

228. FRIEDRICH ADOLF HANSEN VON EHRENCRON AN LEIBNIZ<br />

Kopenhagen, 25. April <strong>1703</strong>. [270.]<br />

5 Monsieur<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 362 Bl. 125. 4 o . 2 S. Auf Bl. 125 r o am oberen Rand von<br />

<strong>Leibniz</strong>’ Hand: ” Hansen d’Ehrencron‘‘. Bibl.verm.<br />

La lettre ci-jointe de nôtre illustre Römer, et celle que vous avez écrite de Berlin à<br />

mon cher Parent, M. de Walter l’aîné, m’ont procuré l’honneur de vous faire souvenir de<br />

nôtre ancienne connoissance, et correspondence, et de vous offrir mes treshumbles services<br />

pour le reste de mes jours: Je ne sais si vous savez que j’ai été rappellé dela Cour de<br />

10 Madrid depuis l’année passée, et que j’y ai été employé pour l’espace de plus de 4. années<br />

de tems: à cette heure je suis sur le point de partir d’ici, pour retourner à mon poste<br />

ordinaire à Gluckstadt, où vos ordres me trouveront toujours pret à vous servir. M. le<br />

Grand Maitre de Walter a dela peine à se remettre de sa grande maladie, laquelle est<br />

l’unique cause qu’il ne vous a deja bien fortement remercié de vôtre agreable felicitation<br />

15 sur les charges où Sa Ma té l’a élevé, il vous prie d’aggréer les remerciemens que je vous<br />

en fais de sa part, et nous vous prions tous deux de nous honorer dela continuation de<br />

vos faveurs, et de vous bien persuader que nous en serons toujours tres-sensibles. Je suis<br />

particulièrement avec beaucoup de zele<br />

Zu N. 228: K war zuletzt Hansens Brief an <strong>Leibniz</strong> von Mitte Februar 1692, als Beischluss erwähnt<br />

in I, 7 N. 70 vom 16. (26.) Februar 1692, vorausgegangen (LBr. 362 Bl. 126; Druck in den Nachträgen zu<br />

Reihe I). K wird beantwortet durch N. 270. Beilage war der Z. 6 erwähnte Brief O. C. Rømers. 6 La<br />

lettre: O. C. Rømers Brief an <strong>Leibniz</strong> vom 21. April <strong>1703</strong> (LBr. 787 Bl. 21–24; ohne Schluss und Beilage<br />

gedr.: Dutens, Opera, 4, 2, 1768, S. 135–138; Druck in Reihe III). 6 celle: Gemeint ist wahrscheinlich<br />

der nicht gefundene Brief von <strong>Leibniz</strong> an Fr. von Walter, der <strong>Leibniz</strong>’ Schreiben an Rømer vom 27.<br />

<strong>Januar</strong> <strong>1703</strong> beigeschlossen war (vgl. das P. S. zu diesem Brief, Kopenhagen Kongelige Bibliotek Ny<br />

kgl. Saml. 2753; gedr.: Dutens, Opera, 4, 2, 1768, S. 122; Druck in Reihe III). 7 Parent: Die erste<br />

Ehefrau Hansen von Ehrencrons war eine geborene Walter aus Hamburg. 8 correspondence: vgl. den<br />

Briefwechsel von Ende 1676 (I, 1 N. 315 und I, 2 N. 207) bis 1680 (I, 3 N. 354 und N. 355). 9 f. rappellé<br />

. . . Madrid: Hansen von Ehrencron war 1698 zum dänischen Gesandten in Spanien ernannt worden und<br />

von März 1699 bis September 1702 in Madrid tätig gewesen. 11 f. poste . . . Gluckstadt: als dänischer<br />

Justiz- und Staatsrat. 15 les charges: Fr. v. Walter war seit 1702 Oberhofmeister der dänischen<br />

Königin Luise und des Kronprinzen Christian (geb. 1699). 15 Sa Ma té : Friedrich IV.


N. 229 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 387<br />

Monsieur Vôtre treshumble, et tres ob t serviteur<br />

Copenhag. le 25 me d’Avril, <strong>1703</strong>. F r AHansen d’Ehrencron.<br />

229. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 26. (?) April <strong>1703</strong>. [224. 231.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 177–178. 1 Bog. 8 o . 4 S. Mit geringfügigen 5<br />

Korrekturen. Bibl.verm.<br />

Je receus hier au soir à dix heures votre Lettre, elle a fait le voyage de Cell, où notre<br />

Cour est encore. Vous n’aurés receu de mes novelles la poste passée, comme vous m’aviés<br />

fait savoir, que vous serés parti cette Semaine, je laissai de vous ecrire. M r de Querini me<br />

mande que vous vous portés assés bien, dont je vous felicite. 10<br />

La joie de toute la Principauté à Cell en se voyant après 15 ans, a eté inexplicable,<br />

comme aussi les marques de tendresse, et de satisfaction, le Duc Rudolphe a promis de<br />

venir à Herrenhausen, et notre Cour s’est engagé de l’aller voir à Brunsvic pendant la<br />

foire.<br />

Il y a deux Ordinaires, que je n’ay receu des novelles de M r Wolters, ce qui m’a 15<br />

surpris, autant plus, qu’il m’avoit promis de m’ecrire regulierement, et que je lui ay ecrit<br />

aussi regulierement deux fois la Semaine, comme je fais aujiordhui, m’adressant à vous,<br />

11 des toute K korr. Hrsg.<br />

Zu N. 229: K , dessen Tagesdatum nicht eindeutig lesbar ist (möglich wäre auch der 25.), hatte als<br />

Beilage einen nicht gefundenen Brief an H. W. Wolthers und ist die Antwort auf einen nicht gefundenen<br />

<strong>Leibniz</strong>brief (vermutlich die Antwort auf N. 217 und vielleicht auch N. 224). Unser Stück kreuzte sich<br />

wohl mit dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief, auf den N. 231 antwortet. Die Antwort erfolgte vermutlich<br />

mit dem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom 1. Mai, auf den N. 238 antwortet. 8 est encore: bis 28.<br />

April, vgl. N. 231. 8 poste passée: vermutlich der 22. April. 9 parti: Tatsächlich reiste <strong>Leibniz</strong> erst<br />

Ende Mai von Berlin ab. 11 en se voyant: im Rahmen der Aussöhnung zwischen den Welfenlinien<br />

(Celler Vergleich). 13 venir à Herrenhausen: Dies geschah Anfang Juli <strong>1703</strong>; vgl. N. 47 sowie Schnath,<br />

Geschichte, 3, 1978, S. 388 f. 13 de l’aller voir: Dieser Besuch kam nicht zustande. 14 foire: die<br />

Braunschweiger Laurentiusmesse. 15 novelles . . . Wolters: vgl. N. 217.


388 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 229<br />

pour savoir s’il recoit les lettres, que je lui envoye par M r Schlemm. Cependant je reste<br />

toujours sans les novelles de Pologne, ce qui m’embarasse à cause des mes Correspondantes,<br />

et je vous prie de regler cett-icy devant votre depart.<br />

Je suis marry, de ce que je ne voy que peu d’esperance pour l’interets, qui me regarde,<br />

5 et je ne scay pas comme satisfaire mon Ami en Italie. Ca a eté un grand malheur que de<br />

m’etre plongé dans cett’affaire.<br />

On est dans l’attente de savoir si le siege de Bonn est commencé, et si les Francois<br />

reussiront dans la conjunction pretendue, le Prince de Baden ayant fait des detachemens,<br />

pour fortifier les passages.<br />

10 Nous n’avons rien de Baviere, si non que l’Electeur apres de s’etre saisi de Ratisbonne<br />

fait des frequentes movemens.<br />

D’Italie n’avons presque rien[.] l’Armée Imp le recoit continuellement des renforts,<br />

mais en petit nombre. Comme les Francois ont allargi le Blocque, les Imperiaux ont jetté<br />

7. Companies dans Bersello, Les Francois s’amassent pour tenter de noveau le passage<br />

15 de la Secchia, à fin d’entrer dans le Mirandolois, mais les Imperiaux ont bien muni le<br />

rivage opposée avec des palissades et du Canon.<br />

Il me semble que la Maison de Toscane devienne Francoise, le Card. de Medicis<br />

ayant accepté du Roy de France un Abbadie, et ayant fait mettre au dessus de la Porte<br />

du Palais Madame à Rome les Armes de France à la droite de celles d’Espagne. Je ne<br />

20 scay pas si elle y trouverà son comte.<br />

13 Blocqus K korr. Hrsg.<br />

2 novelles de Pologne: für Guidis politische Nachrichtenbörse. 5 Ami: vielleicht der in N. 212 genannte<br />

Salaroli. 6 affaire: um die Bezahlung von Guidis strittiger Druckkostenrechnung; vgl. N. 133.<br />

7 siege: Die Belagerung der Festung Bonn begann am 24. April. 8 conjunction: Die Vereinigung von<br />

französischen und bayrischen Truppen fand am 7. Mai statt. 8 Prince de Baden: der Oberbefehlshaber<br />

der Truppen der Reichskreise, Markgraf Ludwig <strong>Wilhelm</strong> I. von Baden-Baden. 8 detachemens:<br />

Gemeint sind wohl die Verschanzungen zwischen Bühl und Stollhofen. 10 saisi: vgl. N. 217.<br />

13 Blocque: vgl. N. 224. 14 passage: An der Secchia verlief eine Frontlinie zwischen kaiserlichen und<br />

französischen Truppen in Oberitalien. 15 Mirandolois: Mirandola, seit 1701 mit kaiserlichen Truppen<br />

besetzt, war der Hauptstützpunkt der kaiserlichen Armee am rechten Po-Ufer. 17 Card.: Kardinal<br />

Francesco Maria de’ Medici. 18 accepté: nicht ermittelt. 18 fait mettre: am 6./7. April; vgl. den<br />

Bericht in M e r c u r e historique, 34, Mai <strong>1703</strong>, S. 481 f. 19 de France: anstelle des im vergangenen<br />

Winter entfernten kaiserlichen Wappens; vgl. M e r c u r e historique, 34, Febr. <strong>1703</strong>, S. 127 f.


N. 230 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 389<br />

On ne scait pas si l’alleance avec les grands alliés, et la Portugal est conclue, on le<br />

croit pour tant en Hollande, à cause qu’on equipe un’escadre pour envoyer de ce coté là.<br />

Cette petite Republique selon la supputation depenserà cett’Année pour l’entretien de<br />

la guerre 32 milions de livres, ce qui est suprenant.<br />

En Angleterre se plaignent de ce que l’Hollande tard si longtems à envoyer les Vais- 5<br />

seaux, voulant faire passer une forte escadre dans la Mediterranée.<br />

La comparition des deux M rs Zelandois à la Cour de Justice n’a point encore eu de<br />

la suite.<br />

Comme j’ay receu vos lettres si tard, je n’ay pas le tems de vous ecrire plus amplement.<br />

Je finis donc en vous declarant que je suis 〈...〉 10<br />

Hannover 〈26.〉 Avril <strong>1703</strong><br />

230. LEIBNIZ AN ALPHONSE DES VIGNOLES<br />

Berlin, 28. April <strong>1703</strong>. [221. 242.]<br />

Überlieferung: L Abfertigung: Tartu Univ. Bibl. Ms Morgenstern CCCLIVa Ep. phil. T. V<br />

N. 104 Bl. 186–187. 1 Bog. 8 o . 3 S. Mit Korrekturen. 15<br />

Monsieur<br />

Vous aurés appris par la reponse de Monsieur le Comte de Dona, et par ce qu’il a<br />

dit à Monsieur vostre Collegue que je n’ay point negligé vostre lettre et vos interests.<br />

Il depend de vous de venir icy quand vous voudrés. Mais pour dire la verité, je crois<br />

que restant encor à Brandebourg jusqu’à ce qu’on ait trouvé moyen d’augmenter vos 20<br />

gages ou pensions; vous travaillerés mieux pour vos interests, que si vous estiés une fois<br />

établi icy: en quel cas on se donne moins de peine pour les gens, que lors qu’il s’agit de<br />

les attirer.<br />

1 l’alleance: Das Bündnis zwischen Portugal und der Großen Allianz wurde am 16. Mai unterzeichnet;<br />

vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Juni <strong>1703</strong>, S. 59–62. 6 escadre: zur für das Mittelmeer<br />

bestimmten englisch-holländischen Flotte vgl. Monatlicher S t a a t s - S p i e g e l , Mai <strong>1703</strong>, S. 94 f.<br />

7 comparition: Bezug nicht ermittelt; vielleicht in Zusammenhang mit der N. 209 angesprochenen Angelegenheit.<br />

Zu N. 230: L antwortet auf N. 221 und wird beantwortet durch N. 242. 17 reponse: nicht ermittelt,<br />

erwähnt in N. 242. 18 vostre Collegue: vermutlich der in N. 221 erwähnte Balicourt.


390 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 231<br />

J’auray bien tost l’honneur de vous trouver à Brandebourg m’en retournant et je<br />

vous porteray les deux Tomes de du Chesne dont j’ay parlé: Je vous demanderay aussi<br />

des particularités sur les meuriers et la soye, dont vous vouliés prendre des informations<br />

aupres d’une parenté entendue en cette matiere.<br />

5 Cependant je suis avec zele<br />

Monsieur Vostre tres humble et tres obeïssant serviteur<br />

Berlin 28 Avril <strong>1703</strong> <strong>Leibniz</strong>.<br />

231. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 29. April <strong>1703</strong>. [229. 238.]<br />

10 Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 179–180. 1 Bog. 4 o . 3 S. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen. Bibl.verm.<br />

Notre Cour revint hier au soir icy de Cell, d’où il etoit parti le Duc Rudolphe pour<br />

sa Residence le jour precedent. Je ne vous scarois faire le detail de ce qu’il est passé dans<br />

cette Assemblée, mais on aurà apparement signé, et terminée entierement l’affaire. Vos<br />

15 lettres donc ont fait le tour de Cell devant de tomber dans mes mains, et aussi celles de<br />

Mons r d Querini, pour le quel j’envoye les reponces à Vienne, par où il serà parti, à ce<br />

qu’il me mande; mais s’il est encore à Berlin, je vous prie de lui dire, que la Freüle de<br />

Scholembourg attend les verres, qui lui a promis de povoir à Berlin.<br />

1 retournant: <strong>Leibniz</strong> brach Ende Mai zur Rückreise nach Hannover auf. 2 Tomes: Um welches<br />

Werk A. oder F. Duchesnes es sich handelt, ist nicht zu identifizieren. 3 meuriers . . . soye: im Rahmen<br />

der von <strong>Leibniz</strong> für Brandenburg und Sachsen projektierten Seidenkultur.<br />

Zu N. 231: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief aus Berlin mit den S. 391 Z. 1 u.<br />

S. 391 Z. 4 genannten Beilagen und kreuzte sich vermutlich mit einem nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom<br />

1. Mai (vgl. N. 238). 12 revint: im Zusammenhang mit der Aussöhnung zwischen den Welfenlinien; vgl.<br />

Schnath, Geschichte, 3, 1978, S. 387–396. 14 signé, et terminée: Der am 22. April abgeschlossene<br />

Celler Vergleich wurde erst im Juli in Kraft gesetzt (Burgdorfer Exekutionsrezess); vgl. ebd. S. 389 f.<br />

15 lettres: nicht gefunden; vgl. N. 229 Erl. 15 celles: nicht ermittelt. 17 f. Freüle de Scholembourg:<br />

vermutlich E. M. von der Schulenburg.


N. 231 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 391<br />

Je receus aussi hier au soir l’ordre, que vous m’avés envoyé pour M. Christian<br />

Herbort, il a eté Vallet de Chambre de Madame la Princesse d’Hall, Je lui ay fait dire<br />

de me venir trover pour lui livrer le papier, et en faisant celà, je me tiendrai à vos<br />

instructions. Pour l’autre lettre celle pour M r Schrader, a eté envoyée à la poste.<br />

M r Wolters m’a ecrit la poste passée il me promet d’etre exact dans la Correspon- 5<br />

dence. Sans celà je ne scaray que faire, ne peuvant aucunement fier à M r Eckard, Madame<br />

l’Electrice me vient d’envoyer un Billet, que M r Eckard lui a envoyé overt pour moy en<br />

Allemand, c’est pour moy du Grec, et quand je sortirai, je me le ferai expliquer.<br />

Comme vous me marqués chaque Ordinaire, que vous etes tout pret de vous reconduire<br />

à Hannover, ainsi je ne scaurois regler si exactement la correspondence, et meme 10<br />

dimanche passée, vous croyant en chemin, je laissay de vous ecrire.<br />

Je ne scarai vous remercier assés du soin, que vous prenés pour mon interets, et je<br />

vous en serai obligé toute ma vie.<br />

Les Francois ont attacqué les lignes du Prince de Baden à Stoloffen, ils ont eté<br />

repoussés deux fois, mais comme M r Villars fait venir le gros Canon, on craint pour 15<br />

le troisieme coup. Cependant le Prince de Baden a eté renforcé par les 16 Bataillons<br />

Hollandois, et on croit, qu’il pourrà empecher la conjonction pretendue avec les Bavarois.<br />

C’est assés qu’il puisse tenir fort encor 15 jours comm’on nous fait esperer, son Armée<br />

etant à l’heure qu’il est, forte de m<br />

26 hommes, parceque après la reduction de Bon, qui<br />

fut investie le 24. on pourrà lui envoyer d’autres forces. On dit que l’Armée Hollandoise 20<br />

n’a pas eté reclutée, et que hors des Regimens d’Hannover, et de Cell, il n’y a pas un<br />

Regiment complet.<br />

Les Lettres de l’Haye marquent, qu’un bruit s’estoit repandu, que ceux du Dunquerque<br />

avoient enlevé une grande partie du Convoy, qui alloit en Angleterre avec Mylord<br />

1 l’ordre: nicht ermittelt. 2 Princesse d’Hall: nicht identifiziert, gemeint ist vielleicht eine<br />

Angehörige des Hauses Anhalt-Dessau. 4 l’autre lettre: vermutlich der vom 24. April datierende<br />

Brief (nicht gefunden), auf den Ch. Schrader mit N. 241 antwortet. 5 ecrit: Brief nicht ermittelt.<br />

5 f. Correspondence: für Guidis politische Nachrichtenbörse. 7 Billet: nicht ermittelt.<br />

9 f. reconduire: <strong>Leibniz</strong> kehrte erst Anfang Juni nach Hannover zurück. 11 dimanche passée: 22.<br />

April. 12 interets: Guidis noch nicht geklärte Druckkostenrechnung; vgl. N. 133. 15 deux fois:<br />

Neben dem zurückgeschlagenen Angriff vom 24. April ist wohl der Rekogniszierungszug vom 22. April<br />

gemeint. 16 renforcé: Gemeint sind wohl die 7 holländischen Bataillone, die Mitte April nach Stollhofen<br />

gezogen wurden; vgl. Danzer, Feldzug <strong>1703</strong> , 1878, S. 309 f. 17 conjonction: Die Vereinigung von<br />

französischen und bayrischen Truppen fand am 7. Mai statt. 21 Regimens . . . Cell: Zu den beteiligten<br />

hannoverschen und celleschen Truppen vgl. Sichart, Armee, 2, 3, 1870, S. 233 f. 23 Lettres: nicht<br />

ermittelt.


392 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 231<br />

Paget, l’Envoyé de Pologne, et M r Gratigni, et plusieurs autres Gentilhommes Anglois,<br />

et Francois refugiés, et mème il y a des lettres, qui le marquent positivement. Si celà<br />

est, ces Messieurs là passeront fort mal leur tems, car on se vangerà du rude traitement,<br />

que les Anglois font aux prisonniers francois à Londre, leur ayant mème oté la paille,<br />

5 leur fallant coucher sur la dure, quoyque il y ait des personnes de qualité, et d’un rang<br />

distingué. les Anglois s’en excusent en disant, que c’est pour represaille, de ce que les<br />

Francois firent prisonniers à Baionne le[s] marchands Anglois avec tous les passeports,<br />

dont ils etoient munis.<br />

Avec toutes les bonnes dispositions pour la conclusion de l’alliance entre les grands<br />

10 Alliés et le Roy de Portugal, on ne croit pas (à ce qu’on me mande de Londre) que<br />

l’affaire soit assés promptement terminée, pour en tirer de l’utilité cett’Année, sur tout à<br />

cause des longuers ordinaires de la Cour de Vienne, de sorte qu’il semble que l’Angleterre<br />

n’ait pas d’intention d’envoyer un’escadre dans la Mediterranée, avant que d’etre bien<br />

asseurée, que l’Armée de l’Empereur en Italie serà considerablement renforcée.<br />

15 J’avois oublié de vous dire, qu’on avoit dejá songé à Londre à blocquer M r Pointi à<br />

Dunquerque avec 200 Vaisseaux, mais la tempète les a separés, quoyque on sache, qu’à<br />

present sont rejoints aux Dunes.<br />

Nous serons en peu de tems en dueil, à cause de la mort de l’Archiduchesse Anne<br />

Marie Josephine, qui etoit la plus belle, et la delice de ce Cour là. Je suis impatient<br />

20 d’avoir bientost l’honneur de vous embrasser, et de vous dire de bouche, que je suis 〈...〉<br />

Hannover ce 29 Avril <strong>1703</strong><br />

A ce que je voy un Ministre tombe, et l’autre se releve, Ce sont le peripezie del<br />

Mondo. vous m’entendés bien.<br />

1 l’Envoyé: Gemeint ist vermutlich der sächsische Gesandte in England, Chr. D. von Bose (d. J.);<br />

vgl. N. 116 u. N. 122. 1 Gratigni: nicht ermittelt. 2 lettres: nicht ermittelt. 7 marchands<br />

Anglois: vermutlich die zu Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges gefangen gesetzten und in die Bastille<br />

verbrachten englischen Kaufleute; vgl. M e r c u r e historique, Febr. <strong>1703</strong>, S. 214. 9 conclusion: Das<br />

Bündnis zwischen Portugal und der Großen Allianz wurde am 16. Mai unterzeichnet. 10 me mande:<br />

Brief nicht ermittelt. 13 d’envoyer: Dies geschah erst Mitte Juli <strong>1703</strong>. 18 mort: am 12. April.<br />

22 tombe . . . releve: Anspielung vermutlich auf den Sturz W. D. von Beichlingens.


N. 232 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 393<br />

232. CHRISTOPHE BROSSEAU AN LEIBNIZ<br />

Paris, 30. April <strong>1703</strong>. [186. 327.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 119 Bl. 373–374. 1 Bog. 8 o . 4 S. Eigh. Anschrift.<br />

Paris ce 30. d’avril <strong>1703</strong>.<br />

Les lettres que vous m’avez fait l’honneur de m’ecrire à Berlin les 7. et 17. de ce 5<br />

mois qui expire sont aprésent entre les mains du R d P re Verjus à qui Je les ay fait tenir à<br />

la campagne où Il est allé faire un tour, et cela, Monsieur, pour l’obliger à prier les Peres<br />

qui y sont nomez à vous donner la satisfaction que vous me témoignez souhaiter touchant<br />

les curieuses découvertes qui ont esté faites dans la Chine et que les Péres continuent<br />

de faire avec beaucoup de soin, et d’application. on a deù vous rendre un assez gros 10<br />

pacquet du R d P re Le Gobien il y a 5. ou 6. semaines où vous aurez trouvé quelque chose<br />

d’agréable, et digne de vostre curiosité si vous l’avez receu. vos longues absences sont<br />

peutestre la cause de ce qu’on n’est pas soigneux de vous faire tenir tout ce que l’on vous<br />

adresse. ce Rev d Pere m’a donné encor pour vous une Relation Latine imprimée à Pekin<br />

en 1700 au sujet de la declaration faite par l’Empereur de la Chine sur le culte qu’on 15<br />

rend au ciel à Confucius, et aux ayeuls. on en peut faire un passable volume in 4 to . J’ay<br />

outre cela un assez gros pacquet d’écrits à vous envoyer de la part de Mons r Pinsson,<br />

et les 5. volumes dont Mons r de la Loubere vous a fait présent. tout cela composera un<br />

petit ballot, mais Je ne say pas où vous l’envoyer[.] Le S r Coningx qu’on m’avoit donné<br />

pour correspondant à Bruxelles ne voulant plus servir àcause qu’on ne luy donne plus 20<br />

d’appointemens, et qu’on ne luy paye pas mesme son débourcé. J’ay ecrit sur ce sujet à<br />

Mons r le Baron President de Goertz, J’attends sa reponse, mais jusques là, Je ne puis<br />

plus rien faire tenir par Bruxelles. on ne m’a point fait toucher encore ce que j’ay avancé<br />

Zu N. 232: K antwortet auf zwei nicht gefundene <strong>Leibniz</strong>briefe vom 7. und 17. April <strong>1703</strong>, vgl.<br />

Z. 5. Sie hatten als Beischlüsse <strong>Leibniz</strong>’ Briefe an Bignon (N. 207), Bouvet (N. 218), Fontaney (N. 220),<br />

Verjus (nicht gefunden) sowie an Fontenelle vom 10. (?) April (LBr. 275 Bl. 14–15 u. Bl. 18–21, Druck<br />

in Reihe II). K wird beantwortet durch den nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom 20. Juli <strong>1703</strong>, auf den<br />

N. 327 antwortet. 11 pacquet: N. 174, von Brosseau mit N. 186 weiterbefördert. Weitere <strong>Leibniz</strong> von<br />

den Chinamissionaren zugedachte Schriften hat er nicht erhalten (vgl. N. 218). 12 absences: <strong>Leibniz</strong><br />

hielt sich seit Juni 1702 in Berlin bzw. Lietzenburg auf. 14 Relation: Brevis r e l a t i o , 1700. <strong>Leibniz</strong><br />

hat diese Schrift nicht erhalten. 18 volumes: vgl. B u n d - B u c h u. A b s c h e i d - B u c h , SV.;<br />

vgl. auch N. 123.


394 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 233<br />

pour le portrait de feue S. A. E. à M. Drever. Il s’etone que vous persistiez à vouloir<br />

une épreuve de son ouvrage, pretendant que cela ne se peut qu’apres qu’il sera fini sans<br />

s’exposer à le gaster. Il y travaille assidüement, et Il me le fait esperer vers la mi Juin.<br />

J’ay vù l’estat où Il est et J’ose vous assurer que Mess rs les Ministres de S. A. E le n’en<br />

5 seront pas moins contents que nous. J’ay envoyé un compte avec l’acquit du quel on me<br />

fait esperer que Je seray payé de ce que j’ay donné aux d t S r Drever. Je suis 〈...〉<br />

M. de <strong>Leibniz</strong>.<br />

233. LEIBNIZ AN CARLO MAURIZIO VOTA<br />

Berlin, 1. Mai <strong>1703</strong>. [223. 334.]<br />

10 Überlieferung:<br />

L1 Konzept: LBr. 968 Bl. 31–32. 1 Bog. 4o . 4 S. Mit Änderungen. Bibl.verm.<br />

L2 Abfertigung: Dresden Sächsisches Hauptstaatsarchiv Loc. 8600 Bl. 7–8. 1 Bog. 4o . 4 S.<br />

Bibl.verm. (Unsere Druckvorlage.) — Gedr.: Distel, <strong>Leibniz</strong>-Correspondenzen, 1879,<br />

S. 149–152.<br />

15 A Abschrift von L1 : Göttingen Staats- u. Universitätsbibl. Hschr. Philos. 138m 3 Bl. 2b–2e.<br />

2 Bog. 2o . 7 3/4 S. von Schreiberhand mit Korrekturen von J. D. Grubers Hand.<br />

Mon Reverendissime Pere<br />

La lettre de Vostre Reverence me fait connoistre vostre incomparable bonté autant<br />

que je connois déja vostre merite eminent. Mon Essay sur l’Education d’un Prince avoit<br />

20 besoin de vostre secours pour paroistre passable au Roy, dont j’ay appris que les lumieres<br />

percent jusqu’au fonds des choses, au delà de tout ce que se pourroient imaginer ceux<br />

17 Am Kopf vor der Anrede au R me Pere le R. P. Vota Confesseur du Roy | de Pologne gestr. |<br />

Mariebourg L 1<br />

1 Drever: P. Drevet. 5 compte: die Rechnung nebst Quittung, die wohl Beilage zu N. 123 war.<br />

Zu N. 233: Unser Stück antwortet auf N. 223 und wird erwähnt in N. 334. 19 Essay: Eine Abschrift<br />

seiner kurz nach 1685 verfassten ” Lettre sur l’Education d’un Prince‘‘ (IV, 3 N. 68) hatte <strong>Leibniz</strong> mit<br />

N. 200 an J. H. von Flemming geschickt, vgl. auch N. 203; es war Vota, der dem König den Text vorlas<br />

(vgl. N. 37). 20 Roy: August II von Polen.


N. 233 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 395<br />

qui n’ont pas l’honneur de connoistre Sa Majesté de prés. Je crains sur tout que mon<br />

projet n’ait esté jugé un peu trop ideal, Mais je ne doute point que V. R. n’ait fait<br />

remarquer à Sa M té et que le Roy n’ait compris d’abord, qu’on doit tousjours se proposer<br />

la perfection comme dans une fortification reguliere, et qu’apres cela, on s’accomodera<br />

aux circonstances du terrain. 5<br />

Sa Majesté ayant fait du changement dans son Ministère, je ne doute point qu’elle<br />

n’execute maintenant des grands projets qu’Elle aura faits elle même pour regler les<br />

affaires. Car j’ay oui dire que ce grand prince dresse souvent luy même par écrit des<br />

reglemens et des dispositions, de sorte qu’il semble qu’il n’a besoin que des gens zelés<br />

et capables de les bien executer, et qu’il peut se passer d’un Privado ou pour ainsi dire, 10<br />

d’un Lieutenant General, dont les Princes superficiels ont besoin. Il est vray qu’on peut<br />

donner à un seul la principale autorité, et la plus grande confiance en le mettant à la<br />

teste de tout: mais il faut distinguer l’autorité et le pouvoir, et il est tousjours bon que<br />

le pouvoir soit partagé, aussi bien que les soins: parcequ’il n’est point seur de se reposer<br />

sur un seul, et parcequ’un seul ne sauroit suffire à tout. Ainsi il est raisonnable que 15<br />

chaque departement ait son chef, comme affaires, guerre et finances; et que neantmoins<br />

le premier Ministre (s’il y en a) ait l’intendance sur tout. Mais comme un privado que la<br />

Cour occupe ordinairement, ne sauroit avoir assez de loisir et d’application pour entrer<br />

dans le detail de la connexion de toutes choses, et dans l’arrangement du total, qui depend<br />

en partie du bon ordre des écritures et des extraits essentiels. Un grand prince luy doit 20<br />

joindre une espece de Referendaire General et choisir pour cela une personne qui ait de<br />

la science, de l’application et du zele dans un degré eminent, qui ait place dans tous les<br />

conseils souverains, et qui puisse tout eplucher au besoin, en fournissant au prince comme<br />

des Tableaux en abregé, et comme des veues de perspective, qui luy donnent la facilité<br />

de voir toutes choses d’un clin d’oeil pour mieux prendre sa resolution. Car le prince 25<br />

qui gouverne luy meme doit estre ce que l’Entendement est dans l’homme, puisque le<br />

jugement et meme l’invention luy appartient; et le Ministère ressemblant aux organes du<br />

corps, doit concourir à luy bien representer les faits, et à executer ses ordres. Principi<br />

judicium rerum di dedere, dit Tacite.<br />

13 mais . . . pouvoir, et erg. L 1 28 f. Principi . . . Tacite erg. L 1<br />

6 changement: Die Absetzung und Verhaftung des Großkanzlers W. D. von Beichlingen am 10.<br />

April <strong>1703</strong> führte zu einer größeren Regierungsumbildung. 28 f. Principi . . . dedere: Vgl. Tacitus,<br />

Annales, 6, 8.


396 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 233<br />

Mais l’Esprit de l’homme quelque excellent qu’il soit, ne pouvant se souvenir de tout<br />

au point nommé, ny s’aviser de toutes choses, rien ne soulage et n’aide mieux l’esprit,<br />

et sur tout un grand esprit que ces Tableaux en raccourci, qui font envisager beaucoup<br />

à la fois en peu de mots: mais ces sortes de Tableaux et d’abregés ne sont pas l’ouvrage<br />

5 d’un esprit ordinaire, et demandent bien du soin et bien de l’art. C’est pourquoy il seroit<br />

à souhaiter qu’un Referendaire General eût des lumieres d’une grande étendue, et une<br />

grande reputation de merite et de probité établie dans le monde. Car les gens de cette<br />

trempe ont le bien public et l’honneur en recommendation au delà de toutes choses, et<br />

preferent la gloire et la satisfaction qu’ils se promettent de leur bonnes actions à toutes<br />

10 les veues d’interest, comme estant au dessus de cela. Mais ces personnes sont rares et ne<br />

hasardent point volontiers leur repos, que lorsqu’ils croyent de pouvoir contribuer à un<br />

grand bien et de rencontrer des princes, dont la grande elevation d’esprit egale la bonté<br />

du naturel. Et je crois que c’est le caractere du Roy. Mais je ne say comment je me suis<br />

repandu sans y penser sur une matiere de cette importance dont V. R. peut mieux juger<br />

15 que moy incomparablement.<br />

Ma petite observation des nombres qui a donné occasion à un des Peres de vostre<br />

compagnie de dechifrer l’Enigme de Fohi, ne merite pas les Eloges dont vostre bonté<br />

l’honore. J’ay chargé ce Pere, qui est le R. P. Bouvet, de vos complimens pour le P. Grimaldi<br />

vostre eleve et ami. J’ay même insinué que Vous desireriés de recouvrer la relation<br />

20 de son voyage qui s’est perdue. Cependant j’ay demandé au P. Gobien qui a le soin des<br />

missions de France sous le Pere Verjus, s’il a appris que le P. Grimaldi est Eveque de<br />

Pekin. En effect si l’on prend quelques prelats de Vostre ordre, ce sera le meilleur moyen<br />

de vous concilier avec le Clergé hierarchique jaloux de ses droits et de vos avantages.<br />

5 demandent (1 ) beaucoup (a) d’attention (b) de travail (2 ) bien . . . l’art L 1 11 f. repos,<br />

(1 ) qve lors qv’ils peuuent (2 ) | qve lors qv’ils croyent . . . et de zwischen den Zeilen erg. | rencontrer L 1<br />

15 incomparablement erg. L 1<br />

3 Tableaux: vgl. etwa <strong>Leibniz</strong>’ ” Entwurf gewißer Staats-Tafeln‘‘ von ca. 1680 (IV, 3 N. 29).<br />

16 observation des nombres: Vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Brief an J. Bouvet vom 15. Februar 1701 (I, 19 N. 202).<br />

17 dechifrer: I, 20 N. 318 u. N. 319. 18 J’ay chargé: Vgl. N. 218, S. 363 Z. 8. 19 insinué: Vgl.<br />

ebd., S. 363 Z. 13. 20–22 j’ay demandé . . . Pekin: Zu dem Gerücht, Cl. F. Grimaldi wäre Bischof von<br />

Peking, vgl. N. 223. Ein entsprechender <strong>Leibniz</strong>brief an Ch. Le Gobien, möglicherweise als Antwort auf<br />

N. 174, wurde nicht gefunden.


N. 233 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 397<br />

Ce dominiquain qui est en Pologne, et se dit estre venu de la part du Pape, ayant<br />

appris de M. de Bonnac, que Mad. la Duchesse de Zell est amie des Papes, a écrit là<br />

dessus à cette princesse. Il a cru qu’elle portoit le pourtrait du Pape d’apresent, mais<br />

c’est celuy d’Innocent XI. Il paroist bien que ce bon religieux voudroit se faire valoir.<br />

Vous recevrés, mon R me Pere, une grande lettre de la Reine de Prusse, qui vous cherit 5<br />

tousjours infiniment, et souhaite de vous revoir ou ravoir plustost. Sa Majesté repondant<br />

à vostre derniere lettre, vous represente les raisons que nos Ministres François alleguent<br />

pour excuser ce qu’ils vous ont dit sur les peres et sur les conciles. Pour moy je suis<br />

d’avis qu’il ne suffit pas d’alleguer quelques n a e v o s p a t r u m , il faut considerer le<br />

gros, et ne pas mepriser l’ancienne Eglise. Ainsi j’approuve le sentiment des protestans 10<br />

moderés, tels que nostre Calixte, et les Theologiens Anglois, qui considerent la Tradition<br />

comme un principe secondaire.<br />

Monsieur Daillé, ministre de Charenton, excellent homme sans doute, a fait un Traité<br />

d e u s u p a t r u m qui est fort savant, mais il y abbaisse les peres un peu trop. C’est<br />

pourquoy les Anglois Episcopaux, comme Hammond, Pearson et autres, y ont repondu 15<br />

de bonne maniere. Pour ce qui est des conciles veritablement oecumeniques, ce n’est<br />

pas assez qu’on monstre, que les foiblesses humaines y ont eclaté: Car il faut d’autant<br />

plus admirer le soin de la providence qui a tout tourné au bien, en les preservant des<br />

erreurs contraires au salut. Ainsi les Conciles generaux incontestables sont encor reverés<br />

chez nous. Cependant Monsieur Dobrsenski et les savans Ministres, qui ont eu l’honneur 20<br />

1 et . . . Pape erg. L 1 5–7 une | grande gestr. | lettre de la Reine (1 ) , 〈ou〉 Sa Majesté vous<br />

represente (2 ) de Prusse, qvi vous cherit tousjours infinement et souhaitte de vous revoir ou plus tost de<br />

vous ravoir repondant à votre derniere lettre vous y represente L 1 16 veritablement oecumeniqves<br />

erg. L 1 20–398,1 qui . . . avec Vous fehlt L 1<br />

1 dominiquain: A. Levesius. 1 Pape: Clemens XI. 2 écrit: vgl. auch N. 78. 5 lettre:<br />

Die nicht gefundene Abschrift nach der nicht gefundenen Abfertigung von Sophie Charlotte an Vota<br />

ist vermutlich ohne die in N. 334 erwähnten Anmerkungen von <strong>Leibniz</strong> gedr. von J. Lenfant in J. Le<br />

Clerc, Bibliothèque choisie, 1711, Bd 23, S. 334–348. 7 lettre: Vota an Sophie Charlotte vom 23.<br />

März <strong>1703</strong>, Göttingen Universitätsbibl. Hschr. Philos. 138m 3 Bl. 4. 1 Bl. 4o . 2 S. Abschrift; gedr.: Le<br />

Clerc, a. a. O., S. 331–334. 11 nostre Calixte: vermutlich Georg Calixt. 13 ministre: J. Daillé<br />

war ab 1626 Prediger der Pariser Gemeinde zu Charenton. 13 Traité: J. Daillé, Traité de l’employ<br />

des saints pères, 1632. Übers., u. d. Tit. De usu patrum ad ea definienda religionis capita, quae sunt<br />

hodie controversa, 1656. 15 Hammond: A paraphrase and annotations upon all books of the New<br />

Testament, 1653 [u. ö.]. 15 Pearson: Vindiciae Epistolarum S. Ignatii, 1672. 15 et autres: Gemeint<br />

sein könnte z. B. Th. Comber. Vgl. I, 19 N. 133, S. 290.


398 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 234<br />

icy de s’entretenir avec Vous, se recommandent à vos bonnes graces. Je leur ay fait vos<br />

complimens, et je suis avec respect<br />

Mon Reverendissime Pere Vostre tres humble et tres obeissant serviteur<br />

Berlin ce 1 May <strong>1703</strong>. <strong>Leibniz</strong>.<br />

5 234. JUSTUS CHRISTOPH BÖHMER AN LEIBNIZ<br />

Helmstedt, 1. Mai <strong>1703</strong>. [262.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 82 Bl. 16–17. 1 Bog. 4 o . 1 S. auf Bl. 16 r o . Die Anreden<br />

an <strong>Leibniz</strong> in Auszeichnungsschrift. Eigh. Aufschrift. Siegel. — Unten auf Bl. 16 r o L von<br />

N. 262.<br />

10 Illustri Viro<br />

Godofredo Guilielmo <strong>Leibniz</strong>io<br />

pristinae sanitati reddito<br />

Hanoveram reduci<br />

S.<br />

15 Non tantum nova quae Berolini Academia floret<br />

Est salvo ac vegeto praeside laeta suo.<br />

Non tantum proceres patriae recreantur, amores,<br />

Pro te solliciti, te rediisse suos.<br />

Nec soli gaudent qui te coluere coluntque<br />

20 Quod nunc in vario munere sospes agas.<br />

1 f. Je . . . complimens erg. L 1<br />

1 s’entretenir: Im März <strong>1703</strong> fanden am Lietzenburger Hof Streitgespräche statt zwischen Pater<br />

Vota und den reformierten Hofpredigern I. de Beausobre, I. Jaquelot und J. Lenfant; vgl. N. 28 Erl.<br />

Zu N. 234: K folgt auf I, 17 N. 241 und wird beantwortet durch N. 262. <strong>Leibniz</strong>’ in unserem Stück<br />

thematisierte Rückkehr aus Berlin nach Hannover fand tatsächlich erst Anfang Juni <strong>1703</strong> statt. 12 pristinae<br />

. . . reddito: Anspielung auf <strong>Leibniz</strong>’ rezidivierendes Beinleiden, mit dem er die mehrfache Verschiebung<br />

seiner Rückreise in den letzten Monaten begründet hatte.


N. 235 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 399<br />

Non uni decus hoc genti terrisque nec unis,<br />

Sed mihi servatum est, cultior orbis ait.<br />

Exornat doctrinam aeque Leibnitius omnem,<br />

vivit is ergo omni, vivat is ergo diu!<br />

scr. in Academ. Julia 5<br />

Calend. Maj. MDCCIII<br />

tanti Nominis cultor et admirator perpetuus<br />

Justus Christophorus Böhmer.<br />

A Son Excellence Monsieur de Leibnitz Conseiller Privé de S. S. E. de B. et de L. à<br />

Hanover. 10<br />

235. JOHN KER OF ROXBURGHE AN LEIBNIZ<br />

London, 20. April (l. Mai) <strong>1703</strong>. [339.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 789 Bl. 1–2. 8 o . 2 S. Anlagestriche (?).<br />

Monsieur<br />

Le Docteur Chine ne sachant pas comment vous envoïer son livre, m’a heureusement 15<br />

fait scavoir le dessein qu’il en avoit: vous pouvez bien croire, Monsieur, qu’apres tant<br />

d’honnetetez que j’ay reçüe à la cour de Hannovre et de Berlin, il ne m’etoit pas naturel<br />

de laisser e[c]happer aucune occasion de vous marquer mes respects, et de vous prier<br />

en même tems de vouloir bien presenter à Madam L’Electrice et à toute la maison<br />

electorale mes obeissances, et les assurer que personne n’a plus de reconnaissance pour 20<br />

leurs bienfaits, et plus d’inclinations à leur rendre ses tres humbles devoirs.<br />

Si vous avez, Monsieur, quelque chose à me commander, vous me trouverez toujours<br />

M r v re tres humble ser r Roxburghe.<br />

à Lond. ce 20. Avril [1]703<br />

Zu N. 235: K , der erste Brief der Korrespondenz, wird beantwortet durch N. 339. Beilage war vermutlich<br />

das Z. 15 angesprochene Buch (vgl. N. 339). 15 livre: G. Cheyne, Fluxionum methodus inversa,<br />

<strong>1703</strong> ∗ . 17 cour . . . Berlin: J. Ker of Roxburghe hatte auf der Rückreise von Italien im Spätsommer<br />

1702 die Höfe in Berlin und Hannover besucht (vgl. Doebner, Briefe, 1905, S. 162 f., S. 221).


400 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 236<br />

236. ANTONIO MAGLIABECHI AN LEIBNIZ<br />

Florenz, 3. Mai <strong>1703</strong>. [355.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 595 Bl. 217. 4 o . 1 S.<br />

Ill mo e Dottissimo Sig re mio Sig re , e Padrone Col mo 3 Mai <strong>1703</strong><br />

5 Con l’occasione del passare dà codeste parti, un nobilissimo Sig re Inglese, mando a<br />

VS. Ill ma un dotto, erudito, e curioso Libro, sopra un caso assai insolito, escito nuovamente<br />

in luce. La prego a degnarsi, di farne fare onorata menzione, come merita, a quel Sig re ,<br />

amico suo, che VS. Ill ma mi scrisse, che in Amburgo, stampava un Giornale de’ Letterati.<br />

Il Sig r Inglese che lo consegnerà a VS. Ill ma , alla nobiltà della nascita, hà congiunta<br />

10 una somma dottrina, ed erudizzione, ed una incomparabil cortesia. Hà onorato questa<br />

Città con la sua presenza, qualque tempo, e VS. Ill ma mi creda, che nel partirsi di Firenze,<br />

porta seco il cuore di tutti coloro che anno quà avuto l’onore di conoscerlo, e di riverirlo,<br />

ed il mio particolarmente. Non servendo questa mia per altro, finirò di tediarla, supplicandola<br />

dell’ onore de’ suoi stimatissimi comandamenti, riverendola, e riconfermandomi<br />

15<br />

Di VS. Ill ma Affez mo Rev mo ed Obb mo Ser re Antonio Magliabechi<br />

Firenze li 3. Maggio <strong>1703</strong>.<br />

Zu N. 236: K antwortet auf <strong>Leibniz</strong>’ Brief an Magliabechi vom 3. Oktober 1702 (I, 21) und wurde<br />

möglicherweise durch den Z. 5 erwähnten Engländer überbracht; in diesem Fall wohl mit einem Brief<br />

G. Grandis vom 28. Juni <strong>1703</strong> (gedr.: Gerhardt, Math. Schr., 4, 1859, S. 209; Druck in Reihe III) mit<br />

dem Z. 6 genannten Buch als Beischluss. Daraus würde sich eine um mindestens 7 Wochen verspätete<br />

Übermittlung unseres Stücks ergeben, das <strong>Leibniz</strong> mit N. 355 beantwortet. 5 Sig re Inglese: nicht ermittelt;<br />

in Magliabechis Brief vom 16. August 1702 (I, 21) wird A. Fountaine (der hier jedoch zeitlich<br />

nicht in Frage kommt) mit fast denselben Worten angekündigt. 6 Libro: vermutlich G. Grandi,<br />

Quadratura circuli et hyperbolae per infinitas hyperbolas geometrice exhibita, <strong>1703</strong> ∗ . Die Identifizierung<br />

wird vor allem durch Grandis Erwähnung von Magliabechis Vermittlerrolle in seinem Brief vom 28. Juni<br />

nahegelegt. 8 scrisse: in <strong>Leibniz</strong>’ Vorgängerbrief. 8 Giornale de’ Letterati: Gemeint ist vermutlich<br />

J. Gröning, Relationes reipublicae literariae, 1702.


N. 237 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 401<br />

237. LEIBNIZ AN GISBERT VON BODELSCHWING<br />

Berlin, 4. Mai <strong>1703</strong>.<br />

Überlieferung: L Konzept: LBr. 840 (Schulenburg) Bl. 40. 8 o . 1 S. Mit Korrekturen. Eigh.<br />

Anschrift. Bibl.verm.<br />

A Monsieur de Bolswin Chancelier de S. A. R. Monsg r le Margrave Albert Hern- 5<br />

meister de l’ordre de S. Jean<br />

Monsieur Berlin 4 May <strong>1703</strong><br />

Lors que j’ay voulu me donner l’honneur de vous voir avant mon depart, pour me<br />

recommender en vos bonnes graces je voulois executer en même temps l’intention de<br />

Mg r le Marcgrave qui m’a chargé de faire souvenir de l’affaire de Monsieur le Lieutenant 10<br />

General de Schulenbourg, touchant lequel S. A. R. m’a dit, que sa reception dans l’ordre<br />

de S. Jean estoit resolue et qu’on luy en ecriroit, et ordonna en ma presence à M. Knesebeck<br />

son gentilhomme de vous en parler Monsieur; ce que je voulois faire aussi, mais<br />

apprenant que vostre commodité ne le permettoit pas à cause de vostre indisposition,<br />

dont je suis faché, et que j’espere et souhaitte de voir cesser bientost; je prends la liberté 15<br />

de vous faire mes recommendations et à dieux et de vous exposer l’affaire par ce billet;<br />

en vous suppliant de la faire expedier suivant l’intention de S. A. R. la Reine même luy<br />

en ayant parlé aussi. Et en mon particulier je vous en auray de l’obligation estant avec<br />

zele<br />

Monsieur etc. 20<br />

16 faire . . . de vous erg. L<br />

Zu N. 237: Die nicht gefundene Abfertigung ist der einzige Beleg für brieflichen Kontakt. Reaktion<br />

auf unser Stück spiegelt sich in N. 286. 8 depart: <strong>Leibniz</strong> reiste Ende Mai <strong>1703</strong> von Berlin ab.<br />

10 Marcgrave: Albrecht Friedrich von Brandenburg, Herrenmeister der Ballei Brandenburg des Johanniterordens.<br />

12 resolue: Die Aufnahme M. J. von der Schulenburgs in den Johanniterorden ist nicht<br />

belegt (freundlicher Hinweis von Friedrich Adolph Freiherr von Dellingshausen, Johanniterorden Berlin).<br />

12 ecriroit: vgl. N. 286. 17 l’intention: vgl. bereits Schulenburgs Brief von Mitte <strong>Dezember</strong><br />

1702 (I, 21). Vgl. auch N. 191.


402 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 238<br />

238. GIUSEPPE GUIDI AN LEIBNIZ<br />

Hannover, 6. Mai <strong>1703</strong>. [231. 253.]<br />

Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 343 Bl. 181–182. 1 Bog. 8 o . 4 S. Mit geringfügigen<br />

Korrekturen. Bibl.verm.<br />

5 Selon vos dernieres lettres je vous croyoy deja en chemin, lors que on me rendit votre<br />

lettre du premier du courrant. Voyant donc que vous differés encore votre voyage, je vous<br />

continue mes novelles.<br />

Notre Cour prendrà aujordhui le dueil pour l’Archiduchesse d’Autriche. On dit<br />

qu’elle irà dans cette Semaine à Herrenhausen, il sembloit qu’elle restoit icy pour y<br />

10 attendre Monsr le Duc Rudolphe. Touchant le traité de Bourgdorf; on a dit que le Duc<br />

a signé; qu’il reconnoitra le 9. Electorat, et qu’i[l] cederà la portion pretendue de Saxelauenbourg,<br />

et que S. A. E. en echange lui donneroit le Baliage de Campen, ou m<br />

100 ecus<br />

en argent. On se promettoit, ou on se flattoit que le Duc Antoine subsigneroit, on dit<br />

qu’il a fait faire un Compliment à Madame l’Electrice, se plaignant que le Duc son frere<br />

15 a eu l’honneur de la visiter devant lui. Cependant nous ne voyons rien jusqu’apresent.<br />

Nous ne savons pas les particularités de ce qui s’est passé aux lignes de Stolouven,<br />

quoyque nous sachions que les Francois ont eté repoussés et bien maltraités, mais je croy,<br />

qu’ils retourneront à la charge, sachant bien que si on assujettit Bonn, on renforcerà le<br />

Prince de Baden. L’Electeur est malade, il s’est fait tra[n]sporter à Munich.<br />

Zu N. 238: K antwortet auf einen nicht gefundenen <strong>Leibniz</strong>brief vom 1. Mai (vielleicht die Antwort<br />

auf N. 229) und hatte die S. 404 Z. 5 angesprochene Beilage. 5 en chemin: <strong>Leibniz</strong> verschob seine lang<br />

angekündigte Rückkehr nach Hannover weiter bis Anfang Juni; vgl. N. 253. 8 Archiduchesse: Anna<br />

Maria Josepha, die im April verstorben war. 10 Duc Rudolphe: Im Zuge der Aussöhnung zwischen den<br />

Welfenlinien fand erst Anfang Juli ein Besuch Herzog Rudolf Augusts von Braunschweig-Wolfenbüttel in<br />

Herrenhausen statt; vgl. N. 47. 10 traité: Gemeint sein dürfte der in Burgdorf ausgehandelte, am 22.<br />

April <strong>1703</strong> abgeschlossene Celler Vergleich, zu dem die hier aufgezählten Bestimmungen gehörten. Er trat<br />

erst durch den am 20. Juli <strong>1703</strong> unterzeichneten Burgdorfer Exekutionsrezess in Kraft; vgl. Schnath,<br />

Geschichte, 3, 1978, S. 387–389. 13 subsigneroit: Eine Einigung Hannovers mit Herzog Anton Ulrich<br />

erfolgte erst 1706; vgl. Schnath, a. a. O., S. 394–396. 16 lignes de Stolouven: die Stollhofen-Bühler<br />

Verteidigungslinie der Kreistruppen am Oberrhein, die Ende April gegenüber den französischen Truppen<br />

erfolgreich gehalten werden konnte. 18 Bonn: Die Kapitulation der seit dem 24. April durch alliierte<br />

Truppen belagerten kurkölnischen Festung Bonn erfolgte erst am 15. Mai. 19 Prince de Baden:<br />

Markgraf Ludwig <strong>Wilhelm</strong> I. von Baden-Baden als Kommandeur der Reichstruppen am Oberrhein.<br />

19 L’Electeur: Kurfürst Max Emanuel von Bayern.


N. 238 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 403<br />

Les Imperiaux en Italie sont dans les memes postes. Ils ont mis devant eux une tres<br />

grande, et profonde fossée, qu’i[ls] ont rempli de l’eau du Pò, ils craignent que les Francois<br />

ne tombent sur eux, selon que ces derniers ont resolu dans leur Conseil de guerre.<br />

Le tremblement de terre s’est fait sentir derechef à Rome le jour de Paque, celà n’a<br />

pas empeché le Pape de descendre dans l’Eglise de S. Pierre, et de reciter son Homilia. 5<br />

ce qui l’a obligé de garder le lict. le S. Pere est foible de corps, et d’esprit, qui est accablé<br />

par tant d’accidens, qui sont arrivés dans son Regne, et on croit, qu’il ne vivrà longtems.<br />

Les Lords Winchelsey et Paget sont redevables de leur liberté à la bonté de voiles des<br />

leurs jachts, qui se sont savés, pendant que les Francois attacquoient les deux Vaisseaux<br />

Anglois, qui lui serviroient d’escorte, qu’ils ont pris, avec queques Navires marchands. 10<br />

L’affaire de Portugal n’est pas encore concluée, parce que les Portugais avoient<br />

formé des novelles pretensions, sur queques des quelles s’etoient pourtant relachés, en<br />

sorte qu’on croit que le Traité se conclurà en peu.<br />

On fait courrir un bruit en Angleterre de la sourdine, que la Reine est grosse, et<br />

qu’elle s’est retirée à Windsor, pour etre à son aise; on pourroit bien dire, que refert 15<br />

Anglia monstra.<br />

Du reste Monsieur. Quel est devenu M r de Querini, il court icy des novelles qui ne<br />

lui sont pas de tout advantageuses et qui remplissent de confusion ses Amis et lassent<br />

ceux, qui ont pris toujours son parti. Ce bon Cavalier ne fait mal à personne, mais il<br />

s’en fait tant à lui meme, que s’il scauroit, il auroit une meilleure conduite. Il n’y a 20<br />

personne à Berlin qui ait queque relation avec cette Ville, qu’il n’ayt ecrit icy ce qu’il lui<br />

est arrivé. Il me dit dans sa derniere qu’il partoit pour Vienne, et je luy envoye là mes<br />

lettres, j’attendrai à present de ses novelles, devant de lui ecrire.<br />

Je ne vous ay pas dit, que M r Eckard m’ecrivit la Semaine passée un Billet avec des<br />

novelles, qui a eté envoyé overt, comm’il etoit à Madame l’Electrice, qui me l’envoyà. le 25<br />

dessus etoit<br />

2 fossée: Gemeint sind vermutlich die Verteidigungsanlagen bei Ostiglia; vgl. Danzer, Feldzug<br />

<strong>1703</strong> , 1878, S. 142 f. 4 tremblement de terre: Zu erneuten Erdbeben in Italien vgl. Monatlicher<br />

S t a a t s - S p i e g e l , April <strong>1703</strong>, S. 123. 4 Paque: 8. April. 6 foible: zum Beinleiden Papst<br />

Clemens’ XI. vgl. N. 224 Erl. 8 Winchelsey: Ch. Finch earl of Winchilsea. 9 attacquoient: vgl.<br />

N. 231. 11 L’affaire: die Bündnisverhandlungen zwischen Portugal und der Großen Allianz.<br />

13 conclurà en peu: Die Vertragsunterzeichnung erfolgte am 16. Mai. 14 bruit: Zu Belegen für dieses<br />

Gerücht vgl. Gregg, Queen Anne, 1980, S. 170. 22 pour Vienne: vgl. N. 231. 24 Billet: nicht<br />

gefunden. 25 novelles: für Guidis politische Nachrichtenbörse, für die J. G. Eckhart Nachrichten aus<br />

Polen liefern sollte. 26 dessus: vgl. <strong>Leibniz</strong>’ Anweisung an Eckhart zur Adressierung in N. 27.


404 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 239<br />

Pour Madame l’Electrice de<br />

Bruns. et Lunebourg<br />

et pour L’Abbé Guidi,<br />

comme si nous fussions des freres. nous en avons bien ry; et je n’ay pas manqué de lui<br />

5 ecrire de 〈raddresser〉 son Titulaire Polonois. M r Galli m’a prié de vous envoyer celleci<br />

〈...〉<br />

Han r ce 6. May 1 7 0 3.<br />

239. LEIBNIZ AN KÖNIGIN SOPHIE CHARLOTTE<br />

Lietzenburg, 8. Mai <strong>1703</strong>. [216. 240.]<br />

10 Überlieferung: L Konzept: LBr. F 27 Bl. 189. 4 o . 1 S. halbbrüchig beschrieben. Mit Korrekturen<br />

und Ergänzungen. Bibl.verm. — Gedr.: 1. Klopp, Werke 10, 1877, S. 384; danach<br />

2. Harnack, Geschichte 2, 1900, S. 154.<br />

A Sa Majesté la Reine de Prusse<br />

Madame Luzenbourg (pres de Berlin) 8 May <strong>1703</strong><br />

15 La lettre cyjointe est ecrite comme je crois en sorte que V. M. la pourroit donner<br />

à lire au Roy, puisqu’Elle veut bien avoir cette bonté. Je souhaiterois qu’il la pût lire<br />

avant le retour de V. M. pour donner quelque reponse et il suffiroit, que sa M té declarat<br />

en general qu’elle veut accorder à la societé le privilege en question, sauf à Elle d’en<br />

regler par apres les particularités à loisir. Sa Gloire y est interessée, la societé ne sauroit<br />

20 rien faire de grand sans une augmentation de son fonds; et cette augmentation ne couste<br />

rien au Roy ny à personne. Si on l’obtient j’ay des projets seurs touchant la maniere de<br />

5 ecrire: Brief nicht ermittelt. 5 celleci: Ein Brief G. C. de Gallis wurde nicht gefunden.<br />

Zu N. 239: Mit L setzt <strong>Leibniz</strong> seine Bemühungen fort, mithilfe der Königin Sophie Charlotte für<br />

die beabsichtigte Begründung der Seidenproduktion in Brandenburg ein königliches Privileg (Z. 18) zu<br />

erwerben. Beilage war der Z. 15 angesprochene Brief N. 240. Dass beide Stücke abgefertigt wurden, ist<br />

wahrscheinlich aufgrund von <strong>Leibniz</strong>’ Äußerung von Anfang August, er habe noch vor seiner Abreise aus<br />

Berlin erfahren que le Roy estoit disposé à favoriser sa Societé[,] la Reine en ayant parlé efficacement‘‘<br />

”<br />

(N. 309). 18 privilege: zugunsten der Sozietät für die Einführung der Seidenproduktion; vgl. etwa die<br />

Korrespondenzen mit J. J. J. Chuno, F. von Hamrath, H. R. von Ilgen und J. C. Kolbe von Wartenberg<br />

zu Anfang <strong>1703</strong>.


N. 240 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 405<br />

faire des choses tres importantes dans les sciences, pour la reputation et pour l’utilité<br />

publique et meme pour la satisfaction de Vos Majestés.<br />

Je n’espere pas que le Roy sera prevenu contre moy parceque je suis d’Hanover,<br />

et que la societé Royale en souffrira. En ce cas je serois doublement malheureux, ayant<br />

esté soubçonné à Hanover d’un trop grand attachement pour Berlin. Mais je vay au bien 5<br />

general, qui est le vray interest des deux cours. V. M. me peut rendre bon temoignage de<br />

l’un et de l’autre costé, et je suis avec devotion<br />

Madame de V. M. le tres sousmis et tres obeissant serviteur L.<br />

240. LEIBNIZ AN KÖNIGIN SOPHIE CHARLOTTE FÜR KÖNIG<br />

FRIEDRICH I. 10<br />

Beilage zu N. 239. [84. 239. 283. 321.]<br />

Überlieferung: L Konzept (ursprünglich zur Abfertigung vorgesehen): LBr. F 27 Bl. 190<br />

bis 191. 1 Bog. 4 o . 3 S. halbbrüchig beschrieben. Mit Korrekturen und Ergänzungen.<br />

Bibl.verm. — Gedr.: 1. Klopp, Werke 10, 1877, S. 385–386; danach 2. Harnack, Geschichte<br />

2, 1900, S. 155–156. 15<br />

A Sa Majesté la Reine de Prusse<br />

Madame Berlin 8 May <strong>1703</strong><br />

Avant que de partir je prends la liberté d’avoir recours à V. M. pour une affaire où<br />

la gloire du Roy est interessée, puisque apparemment je n’auray pas si tost moy même<br />

l’honneur d’en parler à Sa Majesté. Il s’agit de la conservation et de l’avancement de la 20<br />

4 souffrira. (1 ) Je ne suis point pour (2 ) Je n bricht ab (3 ) Ma passion va au bien public, (a) et<br />

(b) ou (4 ) En ce cas L<br />

3 prevenu . . . d’Hanover: zu den seit Jahresanfang vermehrten Spannungen zwischen Hannover<br />

und Brandenburg-Preußen vgl. etwa N. 142. 5 soubçonné: vgl. die in N. 16 mitgeteilte Bemerkung<br />

aus Hannover, <strong>Leibniz</strong> sei beim preußischen ” König schon würcklich in diensten‘‘ und habe ” hingegen<br />

diesen hof quitiret‘‘.<br />

Zu N. 240: Die nicht gefundene Abfertigung war Beilage zu N. 239. 18 partir: <strong>Leibniz</strong> verließ<br />

Berlin erst Ende Mai.


406 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> N. 240<br />

Societé Royale des Sciences. Un mot de V. M. auprés de ce Grand prince fera plus que<br />

toutes mes remonstrances. Apres le bonheur d’estre souvent aupres de V. M. l’esperance<br />

que la grandeur du Roy, le plus considerable des princes protestans en deçà de la mer<br />

fourniroit de l’occasion pour faire quelque chose de beau, m’a fait songer à venir de temps<br />

5 en temps icy, et à proposer la fondation de la Societé en commençant par les Almanachs.<br />

Mais il faut autre chose, pour que cette Societé puisse faire quelque chose de considerable,<br />

et aller du pair avec d’autres Societés Royales; et si on n’augmente pas son fonds, elle<br />

rampera au depens de la gloire du fondateur. Je n’y prends part en mon particulier,<br />

que parce que je cherche le bien general du genre humain, dont le tresor est augmenté<br />

10 par les belles et importantes decouvertes, qui servent à faire admirer les merveilles de<br />

Dieu et à avancer le bonheur des hommes. Car pour ce qui est de mon interest, je puis<br />

dire que bien loin d’en profiter, j’y ay mis bien du mien, en comptant mes soins et mon<br />

temps, sans parler de la depense que j’ay faite sans importuner le Roy. On a quantité<br />

de beaux projets assez faciles à executer qui effaceroient en bien des choses ce qu’on a<br />

15 fait ailleurs, mais il faut quelques moyens pour cela. Et j’en ay proposé de tres faisables,<br />

qui ne cousteroient rien au Roy ny à ses sujets, et j’ay appuyé surtout sur celuy de la<br />

plantation des meuriers, qui est le plus palpable, et le moins sujet à aucune ombre de<br />

contradiction. Le Roy n’a qu’à donner pour cela le privilege et des places qui ne luy<br />

rapportent presque rien, et il en tirera un profit considerable, par l’Erbzins ou Canon<br />

20 annuel, qu’il en aura. Et en peu d’années nous viendrons à un fonds pour les Sciences qui<br />

nous exemtera de la necessité d’importuner souvent Sa M té . Ce fonds sera en effect au<br />

Roy comme les fonds destinés pour d’autres affaires; et il mettra la Societé en estat de<br />

faire venir des excellens hommes, capables de rendre service, aussi bien que des raretés<br />

7 d’autres (1 ) Acade bricht ab (2 ) Societés L 7 si (1 ) on en demeure là (2 ) on . . . fonds L<br />

10 à (1 ) magnifier la gloire de dieu, en (2 ) faire admirer (a) la gloire de dieu (b) les merveilles L<br />

5 proposer . . . Almanachs: vgl. I, 18 N. 254; mit dem Edikt vom 10. Mai 1700 (Harnack, Geschichte<br />

2,1, 1900, Nr. 37) wurden der künftigen Sozietät Aussichten auf Einkünfte aus einem Monopol<br />

auf Herstellung und Vertrieb von Kalendern im Herrschaftsbereich Kurfürst Friedrichs III. eröffnet.<br />

7 d’autres: die Royal Society in London und die Académie des Sciences in Paris. 16 j’ay appuyé: Zu<br />

<strong>Leibniz</strong>’ Bemühungen darum seit Ende 1702 vgl. etwa seine Korrespondenz mit Königin Sophie Charlotte<br />

und H. R. von Ilgen von Ende <strong>Dezember</strong> 1702 (I, 21) sowie in unserem Bd die Briefwechsel mit<br />

J. J. J. Chuno, F. von Hamrath, H. R. von Ilgen und J. C. Kolbe von Wartenberg zu Anfang <strong>1703</strong>.


N. 240 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel <strong>1703</strong> 407<br />

de la nature et de l’art; sans parler des livres et instrumens, et de tout ce qu’il faut<br />

pour un observatoire, laboratoire, et tout autre appareil convenable. On pourra faire des<br />

observations, travaux, experiences et decouvertes, qui donneront de la satisfaction à Vos<br />

Majestés et à Mg r le prince Royal, qui seront admirés des estrangers; qui serviront au<br />

bien public, et avanceront les manufactures, le commerce, et l’oeconomie, la mecanique, 5<br />

la physique et meme la chymie veritable avec la Medecine, sans parler de la vertu, de<br />

la perfection d’esprit, du reveillement des bons genies et personnes de consideration de<br />

ce pays, mais sur tout de la gloire de Dieu. On envoyera des personnes en Moscovie et<br />

jusques dans la Chine. On s’en servira meme pour travailler à la propagation des pures<br />

lumieres de la vraye foy par le moyen des sciences qui luy servent d’introduction. En 10<br />

quoy nous pouvons passer bien loin les efforts de l’Eglise Romaine qui se vante d’avoir<br />

seule des missionnaires, mais qui n’a garde de les employer comme il faut.<br />

J’espere d’apprendre par la bonté de V. M. le destin de la Societé, et si le Roy veut<br />

qu’elle fasse quelque chose de grand, et de digne de luy. En ce cas il accordera sans doute<br />

ce qui ne luy couste rien et ne charge personne, et c’est le cas du privilege des meuriers. 15<br />

Sa M té avoit même promis à Sa Societé qu’elle ne luy refuseroit pas de telles concessions.<br />

C’est assez apresent qu’on aye la parole du Roy sur ce sujet particulier à fin qu’on puisse<br />

prendre ses mesures, et tout le reste ira bien avec le temps. Si V. M. nous obtient une<br />

resolution favorable là dessus je partiray content: car quand je ne vivrois pas assez pour<br />

voir ce que nous avons sujet d’en attendre; j’auray tousjours la satisfaction de savoir que 20<br />

j’ay contribué un peu à faire jetter des fondemens solides d’une des plus belles entreprises<br />

que je sache, c’est à dire d’une societé fleurissante et feconde en belles productions. V. M.<br />

y aura beaucoup de part et je seray tousjours avec devotion<br />

Madame de V. M. le tres sousmis et tres obeissant serviteur <strong>Leibniz</strong>.<br />

6–8 sans . . . Dieu erg. L<br />

16 promis: Die Generalinstruktion vom 11. Juli 1701 enthielt die Zusicherung, der Herrscher werde<br />

der Sozietät ” etwa suchende Begnadigungen und Privilegia, welche zu aufnahme des gemeinen Bestens<br />

gereichen, es bestehen solche gleich in gewißen [...] applicationen, Culturen, LandesVerbeßerungen, Manufacturen<br />

[...] zu behuff dero fundi [...] verwilligen und [...] halten‘‘ (vgl. Brather, Akademie, 1993,<br />

S. 103).


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Zu S. 408

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