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Infoservice - Nodig-Bau.de

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1<br />

Aufbohrung und Reinigung von Tunnelsohldrainagen im HDD-Verfahren<br />

von Dr. Hans-Joachim Bayer, Kohlberg/Württ.<br />

Ablagerungen im Tunnelsohldrainagen, die zu Querschnittsverengungen bis zu Verschließungen<br />

führen können, sind beson<strong>de</strong>rs in Kalkgebieten eine häufige Erscheinung.<br />

Der Aufwand zur Ertüchtigung von Sohldrainagen ist manchmal sehr erheblich.<br />

Die hier vorgeschlagene Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sohldrainagenreinigung mit <strong>de</strong>r verlaufsgesteuerten<br />

Horizontalbohrtechnik (HDD) ist ein sehr kostengünstiges und vom Ablaufgeschehen<br />

sehr schnelles Arbeitsverfahren, welches zu<strong>de</strong>m im Tunnel kaum Verkehrsbeeinträchtigungen<br />

hervorruft. Bei weitgehen<strong>de</strong>r Inkrustierung <strong>de</strong>r Sohldrainage ist<br />

ein Aufbohren im HDD-Verfahren recht unkompliziert durchführbar wie es im nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Beitrag vorgestellt wird.<br />

Sohldrainagen und Wassersaigen<br />

Unterirdische Hohlraumbauten greifen oft in einen nie<strong>de</strong>rschlagsleiten<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r sogar in einen<br />

grundwasserleiten<strong>de</strong>n Gebirgskörper ein. Tiefengrundwasser kann in vielfältiger Form<br />

vorliegen, im Kalkgebirge zum Beispiel als Kluftgrundwasser, als schweben<strong>de</strong>r flacher<br />

Grundwasserkörper o<strong>de</strong>r zum Beispiel als gespanntes Staugrundwasser an einer Verwerfungsbahn<br />

o<strong>de</strong>r in vielfältiger an<strong>de</strong>rer Form. Das in Hohlraumbauten anfallen<strong>de</strong> Wasser aus<br />

<strong>de</strong>m Gebirge, das sogenannte Bergwasser, benötigt eine sinnvolle Ableitung aus <strong>de</strong>m Hohlraumbau,<br />

ohne dass <strong>de</strong>ssen eigentliche Funktion gestört wird. Tunnelbau und Kavernen<br />

wer<strong>de</strong>n daher mit Sohldrainagen versehen, während man bei Bergwerken extra Wasserlösungsstollen<br />

auffährt, um das unterste Niveau im Bergwasser zu drainieren. Die Sammelleitung<br />

im Bergwerk wird als Wassersaige bezeichnet. Oft wird das Wasser, wenn es keinen<br />

natürlichen Gefälleauslauf hat, in einem Pumpenschacht gesammelt (Sumpf) und nach oben<br />

geför<strong>de</strong>rt.<br />

Versinterung und Inkrustierung<br />

Bergwasser ist häufig mineralreicher als Quellwasser. Der Fließweg ist in <strong>de</strong>r Regel kürzer<br />

und somit ist die natürliche Reinigungs-, Ausfällungs- und Ablagerungsstrecke <strong>de</strong>s unterirdischen<br />

Wassers ebenfalls kürzer. Stammt Bergwasser aus karbonatischen Gesteinen und<br />

Schichten (z.B. Kalke, Dolomite, Marmor) o<strong>de</strong>r sulfatischen Gesteinen (Anhydrid, Gips) o<strong>de</strong>r<br />

sogar salinaren (salzhaltigen) Abfolgen (z. B. Haselgebirge), so ist <strong>de</strong>r Anteil gelöster Mineralstoffe<br />

im Bergwasser sehr hoch und an Temperaturgrenzen im Gebirge, z. B. beim Eintritt<br />

in einen Hohlraum kommt es zu mineralischen Ausfällungen und Ablagerungen entlang <strong>de</strong>r<br />

Fließwege <strong>de</strong>s Wassers.


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2<br />

Bergwasser aus Karbonatgesteinen zum Beispiel ist bela<strong>de</strong>n mit mineralischen Lösungsträgern,<br />

die sich bei unterirdischer Durchmischung noch verstärken (Mischungskorrosion) und<br />

an Entlastungsorten mit höheren Temperaturgradienten zur Ausfällung von frischen Kalkablagerungen<br />

kommen. Der Prozess ist <strong>de</strong>r gleiche wie bei <strong>de</strong>r Tropfsteinbildung bei Höhlen,<br />

nur geschieht die Kalkablagerung flächig, so dass man von Sinterbildungen spricht (Versinterungen).<br />

Ganze Drainagesysteme erfahren auf diese Art krustenhafte Kalkablagerungen,<br />

welche innerhalb weniger Jahre mehrere Zentimeter dick wer<strong>de</strong>n können. Da Drainagen<br />

meist röhrenförmig ausgebil<strong>de</strong>t sind, kann es schnell zu Querschnittsverengungen kommen.<br />

Sinterkalkablagerungen erreichen hohe Festigkeitswerte. Der mechanische Aufwand für ihre<br />

Beseitigung ist daher recht hoch. In einigen Kalkgebieten sind Versinterungsraten von über<br />

10 cm innerhalb weniger Jahre möglich.<br />

Aggressive Bergwässer<br />

Sulfatische Bergwässer, welche aus gelösten Anhydrit- o<strong>de</strong>r Gipsschichten resultieren o<strong>de</strong>r<br />

durch zersetzte Schwefelverbindungen im Gestein entstehen, sind vor allem korrosiv zu<br />

Stahl- und Betonelementen. Sie können jedoch auch zu Ablagerungen und Inkrustierungen<br />

führen. Beson<strong>de</strong>rs in Verbindung mit Kalkgehalten im Wasser entstehen farbenprächtige Sinter,<br />

die jedoch sehr substanzschädigend sein können. Wasserbehandlungen, z. B. mit neutralisieren<strong>de</strong>n<br />

Zusatzstoffen min<strong>de</strong>rn die Aggressivität.<br />

Salzanteile im gelösten Bergwasser, welche erfreulicherweise seltener sind, sind gegenüber<br />

metallischen Einbauten im Gebirge hochkorrosiv. Sie neigen jedoch weniger zu Ausfällungen<br />

und Ablagerungen. Aggressive Bergwässer wer<strong>de</strong>n am besten in inerten Kunststoffrohren<br />

(z.B. PE, PP, PVC) abgeleitet.<br />

Versinterungshohlräume<br />

Eine Einplanung von nach unten zunehmen<strong>de</strong>n Versinterungshohlräumen zwischen Tunnelausbruch<br />

und Tunnelschale, sowie großer Durchlässe zur Sohldrainage, min<strong>de</strong>rt die Versinterungsmöglichkeit<br />

in <strong>de</strong>r Sohldrainage, vermei<strong>de</strong>t jedoch nicht <strong>de</strong>n Anfall von Sinterbildungen.<br />

Übliche Drainagensanierung<br />

Die häufigste Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Entfernung von Sinterablagerungen und Inkrustationen ist ein<br />

mechanisches Entfernen mit Kratz- und Reißwerkzeugen. Diese wer<strong>de</strong>n entwe<strong>de</strong>r am Seilzug<br />

durch die Drainageleitung gezogen o<strong>de</strong>r wenn Zuwegsamkeiten und Schachtab<strong>de</strong>ckungen<br />

gegeben sind durch Begehung und mechanischen und hydromechanischen Aufbrucharbeiten<br />

entfernt.


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3<br />

Die Möglichkeit <strong>de</strong>s Säureangriffes gegenüber Sinterablagerungen wird aus verständlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n selten durchgeführt. Das mechanische Entfernen mit Kratz- und Reißwerkzeugen<br />

bedingt oft einen erheblichen Geräteaufbau, i.d.R. eine Teilsperrung <strong>de</strong>s Tunnelbauwerkes,<br />

ein vielfaches Wie<strong>de</strong>rholen <strong>de</strong>r Arbeiten und einen erheblichen Zeit- und Kostenaufwand.<br />

Bei starken Versinterungen in <strong>de</strong>r Sohldrainage mit gering verbliebenen Durchlaufmöglichkeiten<br />

ist nach heutigen Maßstäben, unter verübergehen<strong>de</strong>r Teil- o<strong>de</strong>r Vollsperrung <strong>de</strong>s Tunnelbauwerkes,<br />

nur noch ein Herausbrechen, ein Rückbau o<strong>de</strong>r ein Komplettaustausch o<strong>de</strong>r<br />

ein Herausfräsen, z.B. mit einer Grabenfräse, <strong>de</strong>r bisherigen Drainageleitung möglich. Der<br />

Aufwand solcher Arbeiten ist immens.<br />

Neue Möglichkeiten durch HDD<br />

Die Horizontalbohrtechnik (HDD) bietet zwei Varianten <strong>de</strong>r Sohldrainagenertüchtigung. Die<br />

erste Möglichkeit welche für geringere Versinterungen ausreichend sein dürfte, nutzt einen<br />

sogenannten Fingerbohrkopf (mit selbstschärfen<strong>de</strong>n Meißeln an <strong>de</strong>r Bohrkopffront), welcher<br />

am Bohrgestänge durch die Sohldrainage gefahren wird. Der Fingerbohrkopf ist in <strong>de</strong>r Lage<br />

Engstellen in <strong>de</strong>r Drainage mechanisch und hydromechanisch zu lösen. Mit <strong>de</strong>n Rundschaft-<br />

Meißeln kann mit relativ geringem Rotationsaufwand ein Min<strong>de</strong>stquerschnitt erzeugt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Wasserhochdruckdüsen an <strong>de</strong>r Bohrkopffront und eventuell an <strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>s Bohrkopfes<br />

bewirken ein hydromechanisches Lösen, Aufbrechen und partielles Abtragen <strong>de</strong>r Versinterungen.


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4<br />

In einem zweiten Arbeitsgang wird anstelle <strong>de</strong>s Bohrkopfes ein mit Meißeln und Hochdruckdüsen<br />

besetzter Aufweitkopf (Reamer) im Rückwärtsgang durch die vom Bohrkopf behan<strong>de</strong>lte<br />

Sanierungsstrecke gezogen. Dieser Aufweitkopf wirkt nochmals mit seinen Hochdruckdüsen<br />

auf die Versinterung ein, seine Meißel tragen <strong>de</strong>n verbliebenen Teil <strong>de</strong>r Versinterung<br />

weitgehend ab, so dass in einem darauffolgen<strong>de</strong>n Nachräumgang ebenfalls in Rückwärtsrichtung<br />

mit mehrfach scheibenförmigen Nachräumelementen letzte Versinterungsreste in<br />

<strong>de</strong>r Sohlleitung abgelöst und herausbeför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Die zweite Variante <strong>de</strong>r Sohldrainagenreinigung durch das HDD-Verfahren ist bei stärkeren<br />

Inkrustationen und sehr starken Querschnittseinengungen durch Versinterungen empfehlenswert.<br />

Hierbei wird ein Felsbohrmotor (Mudmotor) als Bohrkopf eingesetzt, <strong>de</strong>r vom Bohrgestänge<br />

durch die Sohldrainage geschoben wird. Dieser Felsbohrmotor besitzt einen Meißelkopf<br />

und einen Rotor-/Stator-Antrieb, <strong>de</strong>r durch Bohrflüssigkeit, in diesem Fall i<strong>de</strong>alerweise<br />

Wasser, direkt hinter <strong>de</strong>m Meißelkopf angetrieben wird. Ein horizontales Bohrloch wird auf<br />

diese Weise durch die stark inkrustierte Sohlleitung in recht schnellem Vortrieb aufgefahren.<br />

Nach Durchbohrung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>finierten Arbeitsstrecke wird <strong>de</strong>r Mudmotor gegen einen sogenannten<br />

Hole-Opener (Aufweitkopf für Felsgestein) ausgetauscht und dieser fährt im Rückwärtsgang<br />

das komplette Profil <strong>de</strong>r Sohlleitung auf und löst sämtliche Inkrustrierungen wie<br />

eine Großfräsanlage aus <strong>de</strong>r Sohldrainage heraus.


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5<br />

Der Anzug <strong>de</strong>s Bohrgestänges sowie die Geometrie <strong>de</strong>s Hole-Openers sorgen für mittige<br />

Orientierung dieser Aufweitbohrung. Der komplette Drainagenquerschnitt wird mit solchen<br />

Hole-Openers wie<strong>de</strong>r hergestellt.<br />

Vorteile <strong>de</strong>r Horizontalbohrtechnik<br />

Die beschriebene HDD-Technologie benötigt lediglich eine Standfläche für die Bohranlage<br />

entwe<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>m Tunneleinlass o<strong>de</strong>r in einer Parkbucht im Tunnel. I<strong>de</strong>alerweise wer<strong>de</strong>n die<br />

Auffahrungsabschnitte so gewählt, dass eine HDD-Anlage von Tunnelparkbucht zu Tunnelparkbucht<br />

bohren kann. Die Aufstellfläche <strong>de</strong>s Bohrgerätes entspricht <strong>de</strong>r eines Mittelklasse-<br />

PKWs. Zusätzlich ist hinter <strong>de</strong>m Bohrgerät noch etwas Lagerfläche für das Bohrgestänge<br />

bzw. Bohrwerkzeug und für Bohrspülungsvorrichtungen zu berücksichtigen, so dass maximal<br />

die Aufstellfläche von zwei PKWs benötigt wird. Zur Verkehrssicherung ist eine Signalleuchte<br />

und eine Umbarkung <strong>de</strong>s HDD-Gerätes in <strong>de</strong>r Parkbucht erfor<strong>de</strong>rlich. Da die Bohrabschnitte<br />

von Parkbucht zu Parkbucht mehrere hun<strong>de</strong>rt Meter betragen können, ist ausreichend Bohrgestänge<br />

vorzuhalten. Bohrabschnittslängen bis über ein Kilometer sind mit 20 bis 50 t Bohranlagen<br />

realisierbar. Der Verkehr im Tunnel kann an <strong>de</strong>n Geräten an <strong>de</strong>r Parkbucht vorbeifließen.<br />

Die Einsatzzeiten für die Aufbohrungsabschnitte betragen wenige Tage (maximal 1<br />

1/2 Wochen) und als Ergebnis ist eine Sohldrainage mit kompletten gereinigtem Rundprofil<br />

mit voller Funktionswirkung gegeben. Die Hauptvorteile liegen im Erhalt <strong>de</strong>s fließen<strong>de</strong>n Verkehrs<br />

im Tunnel, in <strong>de</strong>n kurzen Einsatzzeiten <strong>de</strong>r Drainagensanierung und in <strong>de</strong>r sehr wirtschaftlichen<br />

und kostengünstigen Form <strong>de</strong>r kompletten Wie<strong>de</strong>rherstellung <strong>de</strong>s ursprünglichen<br />

Drainagenquerschnittes.


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6<br />

Aufbohrung zusätzlicher Sohldrainagen<br />

Für ältere Tunnelbauwerke mit wenig Platz im Inneren ohne Betoninnenring, ohne Zugluft-<br />

o<strong>de</strong>r Versorgungsleitungsprofile, also Tunnelbauwerke, die nur aus <strong>de</strong>m Fels gebrochen<br />

wur<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r nur eine Betonsohle aufweisen, bietet sich die bohrtechnische Erstellung einer<br />

zusätzlichen Sohldrainage <strong>de</strong>utlich unter <strong>de</strong>m Fahrbahnniveau an. Solch eine Sohldrainage<br />

kann komplett durch <strong>de</strong>n Felsbohrmotor einer Horizontalbohrung aufgefahren wer<strong>de</strong>n, ohne<br />

dass Verkehrsbeeinträchtigungen o<strong>de</strong>r gar Wahrnehmung <strong>de</strong>r Auffahrung im Tunnelbauwerk<br />

stattfin<strong>de</strong>n. Die aufgebohrte Strecke kann mit einer Kunststoffleitung durchzogen wer<strong>de</strong>n,<br />

welche ebenfalls mit einer HDD-Anlage im Rückwärtsgang verlegt wer<strong>de</strong>n kann. Lediglich die<br />

Zuleitungen vom Fahrbahnrand zur neuen, erbohrten Sohlleitung müssten unter Teilsperrung<br />

durch Kernbohrungen in <strong>de</strong>finierten Abschnitten vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Weitere Lösungsmöglichkeiten durch HDD<br />

In noch weiterer Weise können Tunnelbauwerke, beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r älteren <strong>Bau</strong>art, durch verlaufsgesteuerte<br />

Horizontalbohrungen ertüchtigt wer<strong>de</strong>n. So sind seitliche Entwässerungsleitungen,<br />

die zum Tunnelbauwerk hinführen, aber auch Entlastungsentwässerungen, wie zum<br />

Beispiel eine zusätzlich zweite Sohldrainage, je<strong>de</strong>rzeit nachträglich bohrtechnisch herstellbar.<br />

Auch zusätzliche Löschwasserzufuhrleitungen, Seitenbewetterungen sowie zusätzliche<br />

an<strong>de</strong>re Versorgungsleitungen sind nachträglich durch HDD ohne funktionale Störungen <strong>de</strong>s<br />

Verkehrs installierbar.<br />

In Zukunft: Tunnelvorerkundung und Vorausdrainagen


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7<br />

Vor einer Tunnelneuauffahrung möchte man seit langem ein komplettes und durchgehen<strong>de</strong>s<br />

Bild <strong>de</strong>r zu erwarten<strong>de</strong>n Geologie kennen. Die bisherige Form einer Tunnelvorerkundung<br />

nutzt vertikale o<strong>de</strong>r abgelenkte Bohrungen von <strong>de</strong>r Gebirgs- o<strong>de</strong>r Gelän<strong>de</strong>oberfläche aus,<br />

welche nur na<strong>de</strong>lstichhafte Informationen von <strong>de</strong>r künftigen Tunnelverlaufstrecke liefern können.<br />

Für <strong>de</strong>n neuen Mont-Blanc-Eisenbahntunnel ist man erstmals neue Wege gegangen<br />

und hat durch horizontale Bohrungen in <strong>de</strong>r künftigen Tunnelmittellinie kontinuierliche Informationen<br />

zur anstehen<strong>de</strong>n geologischen Situation gewinnen können. Der Zusatzinformationsgewinn<br />

durch diese Art <strong>de</strong>r Vorerkundung ist immens. Anstatt Na<strong>de</strong>lstichbeprobungen,<br />

die zwei bis drei Prozent <strong>de</strong>s Tunnelprofils treffen, können fast 100 % <strong>de</strong>r künftigen Auffahrungsstrecke<br />

erkun<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Gegensatz zu reduzierten Möglichkeiten abgelenkter Vertikalbohrungen, auch wenn sie<br />

auf horizontalem Verlauf geführt wer<strong>de</strong>n, bieten HDD-Vorerkundungen <strong>de</strong>n enormen Vorteil,<br />

dass sie immer in <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>s künftigen Tunnelausbruchs gelenkt wer<strong>de</strong>n können,<br />

selbst wenn hier die Probennahme nur indirekt erfolgen sollte. Die Auffahrung mit <strong>de</strong>m Mudmotor<br />

ergibt eine sehr genaue Erfassung <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n Gesteinsfestigkeit und das ausgespülte<br />

Bohrklein lässt auf die Lithologie schließen. Zwischendurch ist je<strong>de</strong>rzeit eine volle<br />

Kerngewinnung möglich. Mit <strong>de</strong>r HDD-Auffahrung ist auch <strong>de</strong>r zu erwarten<strong>de</strong> Wasseranfall<br />

erfassbar und ableitbar, so dass die Funktion einer Vorausdrainage gegeben ist. Hydrogeologische<br />

Überraschungen lassen sich hierdurch weitgehend reduzieren. Sollte die Vorerkundung<br />

durch HDD einen sehr großen Wasseranfall erbringen, so ist vor <strong>de</strong>r Tunnelauffahrung<br />

eine Drainagebohrung oberhalb o<strong>de</strong>r seitlich <strong>de</strong>s künftigen Tunnelausbruchs je<strong>de</strong>rzeit realisierbar,<br />

so dass die Tunnelauffahrung selbst ungefährlicher gestaltet wer<strong>de</strong>n kann.


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8<br />

Die HDD-Vorerkundung kann auch für die geophysikalische Tomographie <strong>de</strong>s gesamten<br />

tunnelüberlagern<strong>de</strong>n Gebirges sehr wertvoll verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. HDD bietet also auch im<br />

Vorfeld eines Tunnelneubaus viele elegante technische Möglichkeiten.<br />

Zusammenfassung<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n konventionellen Metho<strong>de</strong>n einer Sohldrainagen-Ertüchtigung bieten die<br />

bei<strong>de</strong>n Verfahrensvarianten mit <strong>de</strong>r Horizontalbohrtechnik <strong>de</strong>n grundsätzlichen Vorteil einer<br />

weitgehen<strong>de</strong>n Störungsfreiheit <strong>de</strong>s Tunnelbetriebes, einer sehr schnellen Durchführbarkeit<br />

<strong>de</strong>r Drainagensanierung und vor allem auch <strong>de</strong>n Vorteil einer sehr großen Wirtschaftlichkeit.<br />

Es wird daher vorgeschlagen, bei künftigen Reinigungsmaßnahmen von Tunnelsohldrainagen<br />

auch die Möglichkeiten <strong>de</strong>r Reinigung und auch <strong>de</strong>r Aufbohrung mit <strong>de</strong>r Horizontalbohrtechnik<br />

immer in Betracht zu ziehen.<br />

Literatur:<br />

WEGMÜLLER, M.C. (2001): Einflüsse <strong>de</strong>s Bergwassers auf Tiefbau / Tunnelbau.- (Stäubli AG), Zürich.<br />

BAYER, H.-J. (2005): HDD-Praxis-Handbuch.- (Vulkan-Verlag), Essen.<br />

Anschrift <strong>de</strong>s Verfassers:<br />

Dr. Hans-Joachim Bayer, Im Grund 24, D-72664 Kohlberg, Tel.: 0170-9670421

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