Liturgische Hilfen 2007 herunterladen - Adveniat
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LITURGISCHE HILFEN<br />
Bausteine für den Gottesdienst<br />
» Gerechtigkeit,<br />
jetzt und für alle Zeiten« [Jes 9,6]<br />
<strong>2007</strong><br />
Für die Menschen in Lateinamerika
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Bischöfliche Aktion ADVENIAT<br />
Gildehofstraße 2<br />
45127 Essen<br />
Tel: 0201/1756-0<br />
Fax: 0201/1756-111<br />
E-Mail: zentrale@adveniat.de<br />
www.adveniat.de<br />
Spendenkonto 345<br />
Bank im Bistum Essen eG<br />
BLZ 360 602 95<br />
Redaktion Christian Frevel, ADVENIAT<br />
Redaktion/<strong>Liturgische</strong>r Teil Dieter Eissing, Essen<br />
Redaktionsassistenz Jörg Dietzel, ADVENIAT<br />
Autoren Christian Frevel, Julia Stabentheiner<br />
Autoren/<strong>Liturgische</strong>r Teil<br />
Wolfgang Fischer, Mainz (Gemeindegottesdienst am 3. Advents-<br />
sonntag, Lesejahr A; Paralleler Kinder-Wortgottesdienst)<br />
Dr. Brigitte Saviano, ADVENIAT („Lass uns den Weg der Gerechtig-<br />
keit gehn“: Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht im Advent;<br />
„Die Frucht der Gerechtigkeit wird der Friede sein“ [Jes 32,17]:<br />
Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht im Advent)<br />
Ingelore Engbrocks, Oberhausen (Bußgottesdienst im Advent)<br />
Dieter Eissing, Essen (Elemente für die Eucharistiefeier am Hoch-<br />
fest der Geburt des Herrn <strong>2007</strong>)<br />
Weitere Anregungen für Gottesdienste und Bibelarbeiten zum<br />
Thema der ADVENIAT-Jahresaktion <strong>2007</strong> sowie Noten für sämt-<br />
liche für die Gottesdienste vorgeschlagenen Lieder finden Sie auf<br />
der CD, die den Aktionsmaterialien beiliegt. Weitere CDs, auf denen<br />
sich auch weitere Informationen zur Jahresaktion und zur Situation<br />
in den lateinamerikanischen Andenländern befinden, können bei<br />
ADVENIAT kostenlos angefordert werden.<br />
Layout neues handeln GmbH Köln/Berlin<br />
Druck Medienhaus Ortmeier GmbH<br />
Titelfoto Achim Pohl<br />
Fotos Jürgen Escher, Achim Pohl, Martin Steffen<br />
Wir danken den Verlagen/Autoren für die Abdruckerlaubnis der<br />
Texte sowie die Genehmigung, die ausgewählten Lieder auf der<br />
begleitenden Multimedia-CD mit Text und Noten zu präsentieren.<br />
Sie können als PDF-Datei ausgedruckt werden. Alle Lieder sind<br />
rechtlich geschützt. Wir haben uns bemüht, alle Urheberrechtsfragen<br />
zu klären.<br />
Die Vorschläge für die Gottesdienste haben der Liturgiekommission<br />
der Deutschen Bischofskonferenz vorgelegen; sie widersprechen<br />
nicht den liturgischen Vorschriften.
S. 6<br />
S. 16<br />
S. 23<br />
S. 29<br />
S. 36<br />
S. 42<br />
S. 48<br />
S. 54<br />
S. 55<br />
[ IMPULSE ]<br />
Die ADVENIAT-Jahresaktion <strong>2007</strong><br />
»Gerechtigkeit, jetzt und<br />
für alle Zeiten« [Jes 9,6]<br />
Mit dem Propheten Jesaja im Gespräch – über Gerechtigkeit, indigene Völker,<br />
die Andenländer, die Kirche und die diesjährige ADVENIAT-Aktion.<br />
[ GOTTESDIENSTE ]<br />
<strong>Liturgische</strong> Arbeitshilfe zum Gemeindegottesdienst am 3. Adventssonntag,<br />
Lesejahr A<br />
Paralleler Kinder-Wortgottesdienst<br />
„Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn“<br />
Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht im Advent<br />
„Die Frucht der Gerechtigkeit wird der Friede sein“ (Jes 32,17)<br />
Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht im Advent<br />
Bußgottesdienst im Advent<br />
Elemente für die Eucharistiefeier am Hochfest der Geburt des Herrn <strong>2007</strong><br />
[ BIBELARBEIT ]<br />
Bibelstunde für Anfänger<br />
Bibelarbeit zum Leitwort der ADVENIAT-Aktion <strong>2007</strong><br />
Inhalt
[ IMPULSE ]
» Gerechtigkeit,<br />
jetzt und für alle Zeiten« [Jes 9,6]<br />
ADVENIAT-Grundsatzreferentin Julia Stabentheiner im fiktiven Gespräch mit<br />
dem Propheten Jesaja – über Gerechtigkeit, indigene Völker, die Andenländer,<br />
die Kirche und die diesjährige ADVENIAT-Aktion<br />
ADVENIAT: Herr Jesaja, als Leitwort unserer diesjährigen<br />
ADVENIAT-Aktion haben wir ein Zitat aus Ihrem<br />
Buch gewählt: „Gerechtigkeit, jetzt und für alle<br />
Zeiten“ (Jes 9,6). „Gerechtigkeit“, das ist so ein Begriff,<br />
über den sich schon viele kluge Leute den Kopf<br />
zerbrochen haben. Wir haben alle so eine ungefähre<br />
Ahnung davon, was wir mit dem Begriff sagen wollen,<br />
aber was dann konkret damit gemeint ist, das ist schon<br />
viel weniger klar. Woran denken Sie denn, wenn Sie<br />
von Gerechtigkeit sprechen?<br />
Jesaja: Gerechtigkeit ist immer ein Verhalten, das auf<br />
Gemeinschaft bezogen ist. 1 Wenn wir z.B. an die Fa-<br />
milie denken, dann bedeutet Gerechtigkeit uneingeschränkte<br />
Solidarität und Unterstützung zwischen den<br />
Familienmitgliedern. Wenn wir über die Gesellschaft<br />
reden, dann bedeutet Gerechtigkeit einmal, sich an die<br />
Gesetze zu halten, z.B. als Kaufmann keine gefälschten<br />
Maße und Gewichte zu verwenden. Auch, dass alle<br />
Menschen vor dem Gesetz gleich sind. Aber bloße Gesetzestreue<br />
ist nicht immer gerecht. Gesetze können<br />
ganz schön ungerecht sein 2 und dann hilft es natürlich<br />
nicht, wenn man sich an sie hält. Für wirkliche<br />
Gerechtigkeit braucht es Einsatz für die Gemeinschaft,<br />
der über rechtlich Gebotenes hinausgeht. Wirkliche<br />
Gerechtigkeit heißt, solidarisch mit den Schwachen
und barmherzig gegenüber seinen Feinden zu sein. Wie<br />
gerecht eine Gemeinschaft ist, erkennt man an ihrem<br />
Umgang mit den Armen und Schwachen. Man kann<br />
auch sagen: Wenn ich von Gerechtigkeit spreche, so<br />
meine ich ein Verhalten, das dem entspricht, was Gott<br />
für eine Gemeinschaft möchte.<br />
ADVENIAT: Können Sie uns den Kontext dieses Zitats<br />
„Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten“ etwas erläutern?<br />
Jesaja: Nun, der ganze Vers lautet: „Auf dem Thron<br />
Davids herrscht er über sein Reich; er festigt und stützt<br />
es durch Recht und Gerechtigkeit, jetzt und für alle<br />
Zeiten.“ Dieser Vers bildet den Abschluss eines Dankliedes,<br />
3 aber das Ereignis, das dort beschrieben und für<br />
das gedankt wird, liegt in Wirklichkeit noch in der Zukunft.<br />
4<br />
ADVENIAT: Das habe ich jetzt nicht ganz verstanden. Sie<br />
danken für etwas, das noch gar nicht passiert ist?<br />
Jesaja: Ja, das ist doch ein schönes Stilmittel! Dadurch<br />
soll deutlich werden, dass das freudige Ereignis, um<br />
das es geht, sicher eintreten wird. Dieses Ereignis besteht<br />
im Wesentlichen darin, dass die Mühen, die Unterdrückung<br />
und die Traurigkeit aufhören und die<br />
Menschen wieder Grund haben, sich zu freuen. 5 Ermöglicht<br />
wird das alles dadurch, dass die ungerechte<br />
Herrschaft und der Krieg aufhören und es eine ganz<br />
neue Art von Herrscher geben wird. Einen Herrscher,<br />
der seine Politik am Willen Gottes ausrichtet, dem es<br />
wichtig ist, dass es den Menschen gut geht und nachhaltig<br />
Gerechtigkeit hergestellt wird.<br />
Ich glaube, damit Sie das richtig verstehen, muss<br />
ich Ihnen ein bisschen davon erzählen, wie ich dazu<br />
kam, dieses Danklied zu verfassen. Übrigens, ich bin<br />
mir nicht mehr ganz sicher, ob jedes einzelne Wort davon<br />
von mir ist, wahrscheinlich haben da meine Mitarbeiter<br />
ein bisschen mitgeholfen. Aber jedenfalls ist<br />
alles in meinem Sinne. 6<br />
ADVENIAT: Ja bitte, erzählen Sie uns doch von den Umständen<br />
dieses Dankliedes!<br />
Jesaja: Nun, in meinem Land Juda gab es Krieg, den so<br />
genannten „syrisch-efraimitischen Krieg“. 7 Eine traurige<br />
Geschichte. Die Großmacht in unseren Breiten,<br />
Assur, wird in der Zeit von Tiglat-Pilset III. regiert. In<br />
Israel und Syrien will man sich gegen die Dominanz<br />
der Großmacht wehren, man plant einen Aufstand gegen<br />
Assur und dafür versucht man, Juda als Bündnispartner<br />
zu gewinnen. Weil Juda darauf nicht eingeht,<br />
drohen Israel und Syrien Juda mit Krieg. Das ist des-<br />
Impulse: Jahresaktion <strong>2007</strong><br />
halb auch besonders traurig, weil Israel und Juda ja<br />
sozusagen „Bruderstaaten“ sind. Früher gehörten wir<br />
überhaupt zusammen. Und was macht unser König?<br />
Er wendet sich ausgerechnet an Assur um Hilfe!<br />
ADVENIAT: Unter strategischer Rücksicht scheint es ja<br />
nicht so verkehrt zu sein, eine Großmacht zu Hilfe zu<br />
rufen, wenn man als kleiner Staat angegriffen wird.<br />
Jesaja: Jerusalem wird doch nicht so schnell eingenommen,<br />
wir hätten uns schon verteidigen können.<br />
Man kann nicht immer kurzfristige Angsthasen-Politik<br />
betreiben und sich dadurch in unerwünschte Abhängigkeiten<br />
begeben! Wissen Sie, ich glaube, einer<br />
der Hauptgründe dafür, dass es oft so ungerecht zugeht,<br />
sind die politisch Verantwortlichen, die kurzfristige<br />
Politik betreiben. Wenn das für irgendjemanden<br />
gut ist, dann höchstens für die Mächtigen selber, aber<br />
jedenfalls nicht für die normalen Leute. Der König hat<br />
sich mit seiner Anfrage um Unterstützung ja gleichzeitig<br />
dem König von Assur unterworfen und sich zu Tributzahlungen<br />
verpflichtet. Und Krieg bedeutet immer<br />
Leiden für die arme Bevölkerung. Ich war von Anfang<br />
an dagegen. Das habe ich unserem König auch gesagt.<br />
1 Zum Gerechtigkeitsbegriff des Alten Testaments im Allgemeinen und Jesajas im Besonderen<br />
vgl. z.B. H. H. Schmid, Gerechtigkeit als Weltordnung. Hintergrund und Geschichte<br />
des alttestamentlichen Gerechtigkeitsbegriffes. Tübingen 1968; „Gerechtigkeit (AT)“<br />
In: J. B. Bauer (Hg.), Bibeltheologisches Wörterbuch. Graz u.a. 4 1994; „Just, Justice”<br />
In: D. N. Freedman (Ed.), The Anchor Bible Dictionary 3, H-J. New York u.a. 1992;<br />
„Gerechtigkeit des Menschen” In: A. Grabner-Haider (Hg.), Praktisches Bibellexikon.<br />
Freiburg i.Br. 1994; „Gerechtigkeit Gottes“ In: ebd.; „Gerechtigkeit“ In: K. Henning (Hg.),<br />
Jerusalemer Bibellexikon. Neuhausen u.a. 3 1990; „zedaka“ In: U. Bail u.a. (Hg.), Bibel in<br />
gerechter Sprache. Gütersloh 3 <strong>2007</strong>; R. Kilian, Die neue Echter-Bibel. Kommentar zum<br />
Alten Testament mit der Einheitsübersetzung. Bd 17. Jesaja 1-12. Würzburg 1986, 74;<br />
Königsherrschaft Gottes. Jesaja 1-39. Teil 1. Neukirchen 1984, 100-103.<br />
2 Vgl. Jes 10,1f. Die Verweise auf das Buch des Propheten wurden von der Redaktion<br />
eingefügt.<br />
3 Jes 9,1-6<br />
4 Dieser Meinung ist die Mehrheit der Exeget/inn/en, dagegen spricht sich z.B. Becker<br />
aus, der vertritt, dass Jesaja hier die Thronbesteigung Hiskijas besingt (vgl. Becker,<br />
22-27).<br />
5 „Das Aufscheinen des Lichts im Dunkel des Volkes bildet den Ausgangspunkt des<br />
Liedes. Dem Zusammenhang gemäß ist primär an politisches Dunkel gedacht (was<br />
dann freilich andere Formen einschließt), an Versklavung oder Unterdrückung. Mit dem<br />
Licht erscheint die Befreiung am Horizont. Diese wird mit Gott in Verbindung gebracht:<br />
Er bringt intensive Freude.“ P. Höffken, Das Buch Jesaja. Kapitel 1-39. Stuttgart, 1993,<br />
106; vgl. auch Kilian, 71.<br />
6 Das (Proto-)Jesajabuch wurde mindestens bis ins 5. Jahrhundert immer wieder<br />
überarbeitet und erweitert (vgl. z.B. Höffken, 18-23). Die Authentizität der Stelle ist unter<br />
Exeget/inn/en sehr umstritten. Sicre meint diesbezüglich: „Die Unterschiedlichkeit der<br />
Ansichten gibt Anlass zu der Vermutung, dass wir nie zu einer befriedigenden Lösung<br />
kommen werden. Aber eine Tatsache kann uns beruhigen: Die Schule Jesajas hat die<br />
Gedanken des Propheten nicht wesentlich verändert, sie hat sie bereichert und vervollständigt,<br />
ohne von seinen Vorgaben abzuweichen. J. L. Sicre, Con los Pobres de la Tierra.<br />
La justicia social en los profetas de Israel. Madrid 1984, 191 (eigene Übersetzung).<br />
7 Vgl. 2 Kön 16, Höffken, 83f;Wildberger, 27-38; Sicre, 221-229; R. Sivatte, Dios camina<br />
con los pobres. San Salvador 1997, 104f.
Impulse: Jahresaktion <strong>2007</strong><br />
Glaube und Gerechtigkeit<br />
ADVENIAT: Sie haben mit dem König gesprochen? Wie<br />
war diese Begegnung?<br />
Jesaja: Unser König Ahas steckte gerade mitten in den<br />
Kriegsvorbereitungen. Ich sagte zu ihm: „Bewahre die<br />
Ruhe, fürchte dich nicht!“ 8 . Diese politischen Gegner<br />
drohen uns zwar, aber sie können nichts gegen die ausrichten,<br />
die Gott vertrauen! Lass dich vom Feind nicht<br />
aus dem Konzept bringen, sondern orientiere deine Politik<br />
an deinem Gewissen und am Willen Gottes! Du<br />
kannst dich doch nicht mit diesen Imperialisten zusammentun,<br />
die nur ihren eigenen Vorteil im Sinn haben<br />
und sich überhaupt nicht um deine Leute scheren.<br />
Die eine Philosophie vertreten, die dem, was Gott für<br />
die Menschen möchte, total entgegensteht. Langfristig<br />
zahlt sich das auch politisch nicht aus! Ich bin davon<br />
überzeugt, dass die Geschichte mir recht geben wird. 9<br />
ADVENIAT: Sind Sie denn der Meinung, dass Glaube und<br />
Politik zusammengehören?<br />
Jesaja: Wie meinen Sie das? Wollen Sie sagen, es gäbe<br />
Politik ohne Glauben oder Glauben ohne Politik? Wir<br />
alle sind doch Teil des politischen Lebens und wir alle<br />
orientieren unser politisches Handeln an unseren Überzeugungen<br />
und Werten. Die Frage ist natürlich, wovon<br />
wir überzeugt sind. Was ist uns besonders wertvoll<br />
und wichtig? Nach welchen Kriterien bestimmen wir<br />
unser Handeln? Woran hängen wir unser Herz? Unsere<br />
Werte und Überzeugungen drücken sich in allen Lebensbereichen<br />
aus und besonders auch dort, wo es um<br />
die Regeln und das Zusammenleben in einer Gemeinschaft<br />
geht. 10 Und wenn man an Jahwe, den Gott des<br />
Lebens glaubt, dann drückt sich das eben so aus, dass<br />
man nach Gerechtigkeit strebt. 11 Dass heißt, dass jeder<br />
einzelne Mensch, der Gott wirklich dienen möchte,<br />
in seinem politischen Handeln auch auf Grund seines<br />
Glaubens versucht, Gerechtigkeit zu verwirklichen. 12<br />
ADVENIAT: Wie hängen denn Gerechtigkeit und Gott<br />
zusammen?<br />
Jesaja: Gerechtigkeit hat immer mit Gott zu tun. Eigentlich<br />
ist Gott der Einzige, der wirklich gerecht ist.<br />
Er sorgt sich darum, dass es seinem Volk gut geht.<br />
Gottes Gerechtigkeit ist der Grund dafür, dass es<br />
unter den Menschen Gerechtigkeit geben kann. Gott<br />
liebt die Menschen und befähigt sie durch seine große<br />
Liebe dazu, auch untereinander Liebe walten zu lassen.<br />
Aus der Gemeinschaft mit Gott erwächst für die<br />
Menschen die Möglichkeit und die Verpflichtung, die<br />
zwischenmenschliche Gemeinschaft so zu gestalten,<br />
wie Gott es möchte. In allem, was wir Menschen tun,<br />
soll die Liebe Gottes zum Ausdruck kommen, freilich<br />
immer in unvollkommener Form. Dabei hängen Liebe<br />
und Gerechtigkeit ganz stark zusammen. Als gläubige<br />
Menschen versuchen wir, dass unsere Gesetze, unsere<br />
Handelsbeziehungen, unser Familienleben, unser soziales<br />
Engagement die Gerechtigkeit Gottes widerspiegeln.<br />
Deshalb kann man daran, ob sich ein Mensch<br />
für Gerechtigkeit auf allen Ebenen einsetzt, erkennen,<br />
ob er oder sie an Gott glaubt. Der leidenschaftliche<br />
Einsatz für Gerechtigkeit ist, bildlich gesprochen, die<br />
Wasserwaage für den Glauben. 13<br />
Ungerechtigkeit ist ein Zeichen dafür, dass nicht<br />
nur die Beziehung unter den Menschen, sondern auch<br />
die Beziehung zu Gott gestört ist. Umgekehrt genügt es<br />
nicht, sich korrekt an Formeln und Gesetze zu halten.<br />
Die Haltung, aus der heraus man etwas tut, ist entscheidend,<br />
das Gewissen. Wer wirklich gerecht handelt,<br />
orientiert sich nicht in erster Linie an Gesetzen,<br />
sondern an Gott und seiner Liebe zu den Menschen.<br />
ADVENIAT als kirchliches Hilfswerk scheint sich<br />
ja auch für Gerechtigkeit zu interessieren, wenn Sie<br />
als Leitwort „Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten“<br />
gewählt haben.<br />
Gerechtigkeit für die Indígenas der Anden<br />
ADVENIAT: Das stimmt! Wir konzentrieren uns mit unserer<br />
diesjährigen Aktion auf die Ureinwohner der Andenländer,<br />
die Indígenas in Kolumbien, Peru, Ecuador,<br />
Bolivien, Chile und Argentinien. Für diese Menschen<br />
ist die Frage nach Gerechtigkeit besonders wichtig.<br />
Deshalb muss es auch ein wichtiges Anliegen der Kirche<br />
in Lateinamerika sein, die von ADVENIAT in<br />
ihrer Arbeit für bessere Lebensbedingungen der Bevölkerung<br />
in der Andenregion unterstützt wird. Die<br />
indigenen Bevölkerungsgruppen leiden darunter, dass<br />
ihnen fundamentale Menschenrechte nicht zugestanden<br />
werden, wie das Recht auf Bildung, auf Bildung<br />
in ihrer Muttersprache und Kultur, das Recht der politischen<br />
Mitbestimmung, das Recht auf Gleichheit vor<br />
dem Gesetz, das Recht auf Eigentum, die Religionsfreiheit.<br />
Vielerorts werden sie als Bürger/innen zweiter<br />
Klasse behandelt. Seit der Eroberung Lateinamerikas<br />
bis zum heutigen Tag werden sie täglich in ihrer Würde<br />
verletzt! Und viele Regierungen interessieren sich<br />
nicht besonders für ihre Probleme.<br />
Jesaja: Welche Probleme haben sie denn?<br />
ADVENIAT: Man weiß gar nicht genau, wo man anfangen<br />
soll. Wir sprechen hier ja eigentlich über sehr verschiedene<br />
Völker, allein in Kolumbien gibt es über 60
Volksstämme. Aber die Globalisierung hat ihnen allen<br />
ähnliche Probleme und vor allem große Armut beschert.<br />
14<br />
Beginnen wir einmal mit Peru, wo der Anteil der<br />
Indígenas an der Bevölkerung besonders hoch ist (etwa<br />
45%, nur in Bolivien ist er mit über 70% noch höher).<br />
Trotzdem berücksichtigen die Staatsinstitutionen<br />
deren berechtigte Forderung nach angemessener Teilhabe<br />
am politischen, kulturellen und sozialen Leben<br />
nicht ausreichend. Die indigene Bevölkerung leidet besonders<br />
unter Armut und unter der Vertreibung vom<br />
Land ihrer Vorfahren. Ihnen fehlt aber häufig auch der<br />
Zugang zu Bildung, zu Elektrizität und Wasser, zu den<br />
Medien und den Märkten. Viele werden von der Armut<br />
in die Stadt getrieben und finden sich entwurzelt<br />
in Elendsvierteln wieder. Indígenas gelten nicht viel in<br />
der Gesellschaft, deshalb versuchen viele, ihre Herkunft<br />
zu verstecken.<br />
Das ist in Ecuador und in Bolivien etwas anders,<br />
dort gibt es stärkere Indígena-Bewegungen, die sich –<br />
mit unterschiedlichem Erfolg – um größeres politisches<br />
Gewicht bemühen, und damit auch das Selbstbewusstsein<br />
der Indígenas stärken. In Bolivien, dem ärmsten<br />
Land Südamerikas, stellen die Indigenen die Bevölkerungsmehrheit.<br />
Dort wird besonders deutlich, was die<br />
Diskriminierung der indigenen Bevölkerung, die ungerechte<br />
Einkommensverteilung, konkret bedeuten,<br />
nämlich: unzureichende Infrastruktur, unsichere Landrechtsverhältnisse,<br />
Mangelernährung, schlechte Gesundheitsversorgung,<br />
hohe Mütter- und Kindersterblichkeit,<br />
geringe Alphabetisierungsrate und niedrige<br />
Qualifizierung der Arbeitskräfte. Besonders betroffen<br />
sind meist die Frauen. Auch hier sind Landknappheit<br />
Impulse: Jahresaktion <strong>2007</strong><br />
und Landlosigkeit Ursachen für Verarmung und Abwanderung<br />
in städtische Zentren. Dort ist aber allzu<br />
oft nicht das erhoffte bessere Leben zu finden, sondern<br />
Arbeitslosigkeit und Elend. All diese Probleme der bolivianischen<br />
Indígenas finden sich auch bei den indigenen<br />
Völkern der anderen Andenstaaten.<br />
Indigene Kleinbauernorganisationen kämpfen<br />
mit dem Schlagwort „La tierra es de quién la trabaja“,<br />
„Die Erde gehört dem, der sie bearbeitet“, um die<br />
Absicherung ihrer kollektiven Landansprüche. Der<br />
Gemeinschaftsbesitz von Land könnte ihr wirtschaftliches,<br />
soziales und kulturelles Überleben langfristig<br />
absichern, aber natürlich haben sie die mächtigen<br />
Großgrundbesitzer gegen sich. Die Landverteilung ist<br />
8 Jes 7,4.<br />
9 „Ahas war zu solchem Glauben nicht bereit, er tat den so folgenschweren Schritt, vor<br />
dem ihn Jesaja hatte bewahren wollen, und lieferte sich damit Assur aus. Das war<br />
letztlich der Anfang vom Ende des Staates Juda. [...] Die Katastrophe des Jahres 586,<br />
als Jerusalem erobert und samt dem Tempel zerstört wurde, war eine Spätfolge des<br />
unbedachten Schrittes, den Ahas gegen die nachdrückliche Warnung Jesajas getan<br />
hatte.“ Wildberger, 32.<br />
10 „Glauben meint [in der Theologie Jesajas]: es wagen, seine Sache ganz auf Gott zu<br />
stellen, und dann zuversichtlich einer Wirklichkeit begegnen, die durchaus Anlass zum<br />
Fürchten geben könnte. Glaubenssätze sind dementsprechend nicht einfach ewige<br />
Wahrheiten, über die man sich tiefsinnige Gedanken machen kann, sondern Wahrheiten,<br />
durch die der Mensch in konkreten Situationen zur Bewährung herausgefordert<br />
ist. Glauben ist nur möglich in Entscheidungen, welche die Verheißungen Gottes in den<br />
eigenen Lebensvollzug hineinnehmen. Von besonderer Bedeutung ist natürlich, dass<br />
Glaube und Verwirklichung von Gerechtigkeit nicht zu trennen sind.“ Wildberger,116.<br />
11 Vgl. z.B. Jes 11,1-16.<br />
12 Vgl. z.B. Wildberger 95-98; 112-117; Zenger 425f.<br />
13 Jes 28,16f.<br />
14 Zur ökonomischen Situation der Indígenas in Lateinamerika vgl. z.B. G. Hall / H. A.<br />
Patrinos, Indigenous Peoples, Poverty and Human Development in Latin America.<br />
London 2006. Diese ausführliche Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die<br />
ökonomische Situation der indigenen Bevölkerung Lateinamerikas in den vergangenen<br />
Jahrzehnten nicht wesentlich verbessert hat.
Impulse: Jahresaktion <strong>2007</strong><br />
ein grundlegendes Problem der Indígenas von Argentinien<br />
bis Venezuela, von dem viele andere soziale Bereiche<br />
abhängen. Das Volk der Awá in Kolumbien zum<br />
Beispiel wird durch den Bürgerkrieg mit schrecklicher<br />
Gewalt aus seinem Land vertrieben. Plötzlich befinden<br />
sich die Awá inmitten eines Krieges, der nicht der<br />
ihre ist. Die Menschenwürde dieses sonst so fröhlichen<br />
Volkes wird mit Füßen getreten, mit Hubschraubern<br />
bombardiert und mit Landminen zerfetzt. Ähnlich gab<br />
es während des Bürgerkrieges in Peru, dessen Wunden<br />
noch nicht verheilt sind, unzählige Massaker unter<br />
der indigenen Bevölkerung. In anderen Ländern ist<br />
es nicht der Bürgerkrieg, sondern industrielle Fischerei,<br />
Zellulosefabriken, Forstindustrie, Staudammbau,<br />
Tourismuskomplexe, Straßenbauprojekte, die den Indígenas<br />
das Land rauben, das sie zum Überleben brauchen<br />
und das in ihrer Kultur und Volksfrömmigkeit<br />
eine so wichtige Rolle spielt.<br />
Jesaja: Die ungerechte Landverteilung! Darüber kann<br />
ich mich auch unglaublich ärgern! In Juda ist das<br />
ähnlich: Einige reiche Bürger/innen haben die ganzen<br />
Reichtümer, vor allem auch das Land gehortet und<br />
entziehen dadurch den anderen die Lebensgrundlage. 15<br />
Die einfachen Leute verlieren ihre Häuser und Felder,<br />
während ein paar wenige immer reicher werden. 16 Das<br />
ist sicher nicht das, was Gott sich gewünscht hat, als er<br />
diese Erde für die Menschen schuf!<br />
ADVENIAT: Da muss ich Ihnen zustimmen. Es ist nicht<br />
im Sinne des Schöpfers, wenn die Indígenas wirtschaftlichen<br />
Interessen weichen müssen. Die Mapuche in<br />
Chile und Argentinien wehren sich in verschiedenen<br />
Bewegungen gegen solche privatwirtschaftlichen und<br />
manchmal auch staatlichen Eingriffe. Zwar wird behauptet,<br />
dass dies ja alles der Entwicklung des ganzen<br />
Landes diene. Aber die Mapuche wissen inzwischen,<br />
dass wirtschaftlicher Fortschritt ihnen nur noch größere<br />
Armut bringt, wenn man nicht auf tiefgreifende<br />
Gerechtigkeit, auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit<br />
bedacht ist.<br />
Jesaja: Dieses Volk der Mapuche würde ich gerne einmal<br />
kennen lernen! Genau das versuche ich doch auch<br />
zu sagen: Eine Gesellschaft ist nur dann wirklich gesund<br />
und gut für die Menschen, wenn sie gerecht ist. Da<br />
hilft aller Reichtum, alle militärische Stärke, die ganze<br />
kulturelle Größe nichts, wenn es Unterdrückung und<br />
Ausbeutung gibt. Deshalb habe ich das in meinen Idealvorstellungen<br />
von guter Politik auch so betont: „Auf<br />
dem Thron Davids herrscht er über sein Reich; er festigt<br />
und stützt es durch Recht und Gerechtigkeit, jetzt<br />
und für alle Zeiten.“ Nur wenn eine Gesellschaft auf<br />
Gerechtigkeit aufgebaut ist, kann sie dauerhaft Bestand<br />
10<br />
haben. 17 Wenn man nicht für Gerechtigkeit sorgt, leidet<br />
das ganze Volk und ganz besonders die Schwachen.<br />
Eine meiner großen Sorgen ist daher das Justizsystem<br />
in Juda. Für die normalen Bürger/innen unseres Landes<br />
ist es sehr schwer, ihre Anliegen vor Gericht durchzusetzen.<br />
Wenn man kein Geld hat, interessiert man die<br />
Richter oft nicht. Das ganze Rechtssystem bereitet mir<br />
große Bauchschmerzen. Es gibt so viel Korruption und<br />
Ungerechtigkeit zugunsten der Oberschicht. 18<br />
ADVENIAT: Leider schon wieder eine Gemeinsamkeit mit<br />
den Andenländern. Der Zugang zur Rechtsprechung<br />
gehört zu den besonders problematischen Bereichen<br />
zwischen indigenen Völkern und dem Staat, ebenso<br />
wie die Respektierung der Menschenrechte. Und ganz<br />
wesentlich ist natürlich auch die Verteilung lebenswichtiger<br />
Güter und die Teilhabe an der wirtschaftlichen,<br />
sozialen und kulturellen Entwicklung. Außerdem fordern<br />
die indigenen Bewegungen ihr Recht auf Selbstbestimmung<br />
und auf eigene Vertretung ein, weil sie eben<br />
oft nicht sonderlich gerecht behandelt werden. 19<br />
Der wahre Gottesdienst<br />
Jesaja: Die Politiker lassen diese Ungerechtigkeiten in<br />
der Einkommensverteilung und vor Gericht zu, weil sie<br />
von den Reichen bestochen werden. Ihnen ist nur ihr<br />
eigener Luxus wichtig, nicht das Wohl der Menschen. 20<br />
Deshalb haben sie auch das Land heruntergewirtschaftet<br />
und viele Leute dadurch in Armut gestürzt. Natürlich<br />
haben sie dafür Ausreden gefunden: die schlechte<br />
Konjunktur, Naturkatastrophen etc. Aber davon ist<br />
die Hälfte nicht wahr. Sie reden alles schön! 21 Die Tatsachen<br />
jedoch sprechen eine andere Sprache: Die Reichen<br />
und Mächtigen werden von Jahr zu Jahr noch<br />
reicher, während es den Armen nicht besser geht! 22 Ich<br />
kann mir vorstellen, dass es in der Andenregion nicht<br />
viel anders ist, die Mapuche, von denen Sie erzählt haben,<br />
sagen doch auch, dass ihnen das wirtschaftliche<br />
Wachstum nicht zugute kommt. Eines der großen Probleme<br />
sind also unsere korrupten Politiker, die nicht<br />
im Sinne des Gemeinwohls handeln, sondern in erster<br />
Linie zu ihrem persönlichen Vorteil.<br />
Dabei behaupten sie noch, sie wären gläubig<br />
und würden alle Gebote befolgen und immer brav in<br />
den Tempel gehen. Und sobald sie den Tempel verlassen<br />
haben, ist Gott und sein Wille vergessen. Wenn ich<br />
die schon sehe, wie sie scheinheilig im Tempel knien!<br />
Ich wünschte, sie würden zu Hause bleiben! 23<br />
ADVENIAT: Wir hier in Deutschland würden uns oft<br />
wünschen, dass weniger Leute zu Hause bleiben und<br />
mehr zum Gottesdienst kommen.
Jesaja: Aber nicht jeder Kirchenbesuch ist auch ein<br />
Gottesdienst! 24 Man kann an einer liturgischen Feier<br />
teilnehmen und dabei Gott überhaupt nicht dienen!<br />
„Lernt, Gutes zu tun! Sorgt für das Recht! Helft den<br />
Unterdrückten!“ 25 – Das sind Voraussetzungen dafür,<br />
dass man auch sinnvoll Gottesdienst feiern kann.<br />
Wenn einem außerhalb der Kirche die Ungerechtigkeit<br />
egal ist, dann kann man sich auch die ganze Singerei<br />
genauso gut sparen. 26 Es kommt nicht allein auf den<br />
Kirchenbesuch an. Wo es soziale Ungerechtigkeit gibt,<br />
da wird Gottes Wille missachtet. Das kann auch durch<br />
einen Tempelbesuch nicht aufgewogen werden. Gott<br />
dienen heißt auch Einsatz für die Gerechtigkeit! Wie<br />
sieht das denn die Kirche in Lateinamerika?<br />
ADVENIAT: Bequemlichkeit und eigener Vorteil sind immer<br />
eine Versuchung. Aber es gibt viele Mitglieder der<br />
Kirche in Lateinamerika, die sich intensiv dafür einsetzen,<br />
dass den Indígenas Gerechtigkeit widerfährt und<br />
so ihr Lebensstandard verbessert wird. Und unsere<br />
Projektpartner/innen verstehen diesen Einsatz als Umsetzung<br />
ihres Glaubens. Ihr Glaube motiviert sie zu ihrer<br />
Arbeit, die für sie auch eine Form des Gottesdienstes<br />
ist. Auch den Indígenas selbst gibt ihr Glaube Mut<br />
und Kraft, sich für ihre Gemeinschaft starkzumachen.<br />
Jesaja: Gut zu wissen! Und wie ist das mit den Gläubigen<br />
in Deutschland?<br />
ADVENIAT: Ach, wissen Sie, die Kirche hier hat viele<br />
Schwierigkeiten. Da fällt es nicht immer leicht, die Augen<br />
offen zu halten für die Probleme auf der anderen<br />
Seite des Ozeans. Dabei sind wir in der Zwischenzeit<br />
Impulse: Jahresaktion <strong>2007</strong><br />
alle Teil einer großen Weltgesellschaft und durch viele<br />
Bande miteinander verknüpft. Deshalb müssen wir uns<br />
auch um die Gerechtigkeit in dieser großen Gemeinschaft<br />
sorgen. Und es gibt viele Gläubige, denen das<br />
ein Anliegen ist! Dass es ADVENIAT gibt, ist ja ein<br />
Zeichen der Solidarität der Kirche in Deutschland mit<br />
der Kirche in Lateinamerika!<br />
Jesaja: Hm, da haben Sie recht. Obwohl, ohne diese<br />
Solidarität bräuchten sie sich auch gar nicht Kirche zu<br />
nennen.<br />
15 Vgl. Jes 1,21-23; 5,8f.<br />
16 Zur ökonomisch-sozialen Problematik im Juda zur Zeit Jesajas vgl. Wildberger, 20-24;<br />
Sicre, 210-222.<br />
17 „In einem Moment, in dem es nur um außenpolitische Beziehungen (Israel, Syrien,<br />
Assur) und militärische Probleme geht, [..] erinnert der letzte Vers des Emmanuel-<br />
Buches an das wichtige Thema Recht und Gerechtigkeit. Eine Befreiung von außen und<br />
Frieden an den Grenzen haben keinen Sinn, solange das nicht mit einer gerechteren<br />
Gesellschaft innerhalb des Landes einhergeht.“ Sicre, 229; vgl. auch Schmid, 114f,<br />
Jes 11,1-6.<br />
18 Vgl. Jes 1, 21-26; 5,23; 10,1-4.<br />
19 Vgl. D. A. Iturralde Guerrero, Indigene Forderungen und gesetzliche Rahmenbedingungen.<br />
Herausforderungen und Widersprüche. In: U. von Gleich (Hg.), Indigene Völker<br />
in Lateinamerika. Konfliktfaktor oder Entwicklungspotential? Frankfurt/M. 1997,<br />
74-101, 99f.<br />
20 Jes 1,23; 3,16-25.<br />
21 Vgl. Jes 5,20.<br />
22 Vgl. Jes 3,14f.<br />
23 Vgl. Jes 1,11f.<br />
24 Jes 1,10-17. Vgl. Wildberger, 98-100, Sicre, 199-203.<br />
25 Jes 1,17.<br />
26 „Bringt mir nicht länger sinnlose Gaben, [...]. Wenn ihr auch noch so viel betet, ich höre<br />
es nicht. Eure Hände sind voller Blut. Wascht euch, reinigt euch! Lasst ab von eurem<br />
üblen Treiben! Hört auf, vor meinen Augen Böses zu tun! Lernt, Gutes zu tun! Sorgt<br />
für das Recht! Helft den Unterdrückten! Verschafft den Waisen Recht, tretet ein für die<br />
Witwen!“ (Jes 1, 13-17)<br />
11
Impulse: Jahresaktion <strong>2007</strong><br />
Wie wird man eigentlich Prophet?<br />
ADVENIAT: Sie drücken sich manchmal sehr harsch aus.<br />
Erregen Sie damit nicht viel Unmut?<br />
Jesaja: Aber ich meine es so! Man muss die Dinge<br />
manchmal ein bisschen provokant formulieren, damit<br />
man gehört wird. Unmut? Das können Sie laut sagen.<br />
Was glauben Sie, wie viele Leute mich lieber tot als lebendig<br />
sehen würden! Aber der Prophetenberuf ist keiner,<br />
mit dem man sich nur Freunde macht. Wenn man<br />
nur das sagt, was die Mächtigen gerne hören wollen,<br />
dann ist das nicht sehr prophetisch. 27<br />
ADVENIAT: Wie wird man denn eigentlich Prophet? Wie<br />
war das bei Ihnen? Wollten Sie schon als Kind Prophet<br />
werden?<br />
Jesaja: Nein, wirklich nicht! Ich habe mich für völlig<br />
ungeeignet gehalten und ich habe da auch noch immer<br />
meine Zweifel. 28 Wieso bin ich Prophet geworden?<br />
Eine sehr persönliche Frage. Ich wurde im 8. Jh.<br />
v. Chr. in Jerusalem, im Königreich Juda, geboren. 29<br />
Meine Familie gehörte zur gebildeten Oberschicht mit<br />
guten Kontakten zu Hof und Tempel. Wirtschaftlich<br />
ging es dem Land ziemlich gut, es war eine Zeit großen<br />
Wohlstandes. 30 Das Königshaus mit seinem Heer verbreitete<br />
ein Gefühl der politischen und militärischen<br />
Sicherheit. Das ganze religiöse Leben war im Tempelkult<br />
gut organisiert. Wir waren stolz auf unser Land,<br />
unsere Monarchie, unsere Religion, vielleicht ein bisschen<br />
zu stolz. Aber schon während meiner Jugend zogen<br />
politische Krisen herauf, die uns im Laufe der Zeit<br />
unsere Souveränität kosten sollten. Außerdem wurde<br />
mir mehr und mehr klar, dass vieles von der Sicherheit<br />
und dem Wohlstand nur Fassade war oder nur für<br />
einen privilegierten Kreis galt. Ich wurde darauf aufmerksam,<br />
dass in unserer Gesellschaft einiges im Argen<br />
lag und viele meiner Mitbürger/innen darunter litten.<br />
31<br />
Und mir wurde klar, dass das nicht der Wille Gottes<br />
sein kann. Ob ich es wollte oder nicht, ich fühlte mich<br />
dazu berufen, in Gottes Namen etwas zu sagen, die<br />
Ungerechtigkeiten anzuklagen und die, die unter der<br />
Ungerechtigkeit litten, zu trösten, aber auch Hoffnung<br />
zu machen auf eine bessere Zukunft und dadurch vielleicht<br />
mein Scherflein zu dieser Zukunft beizutragen.<br />
Und so begann ich als junger Mann meinen Mund in<br />
der Öffentlichkeit aufzumachen. Gibt es denn auch in<br />
der Andenregion Propheten?<br />
ADVENIAT: Sie wissen ja wahrscheinlich, wie das ist: Zu<br />
Lebzeiten hat man vermutlich auch nicht „Prophet“ zu<br />
Ihnen gesagt, sondern eher „Sozialkritiker“ oder „-ro-<br />
12<br />
mantiker“, „Weltverbesserer“, „Demagoge“, „Störenfried“<br />
oder so ähnlich. Erst Jahrzehnte später hielt<br />
man Sie für einen Propheten, vielleicht sogar für den<br />
größten des Alten Testaments, und glaubte, dass Gott<br />
durch Sie gesprochen hat. Die Propheten werden oft<br />
erst als solche anerkannt, wenn sie schon tot sind und<br />
niemandem mehr weh tun können. Aber es gibt auch<br />
in unserer Zeit in der Andenregion Menschen, die<br />
manchmal Propheten genannt werden, zum Beispiel<br />
Bischof Leonidas Proaño. Er war von 1954 bis 1985<br />
Bischof von Riobamba in Ecuador und hat sich sehr<br />
für das Recht der Indígenas auf Land, Würde, Freiheit,<br />
Bildung, Kultur und Religion eingesetzt. Als Zeichen<br />
für seine Solidarität mit den Indígenas ist er im einfachen<br />
Poncho aufgetreten. Die Werke, die er gegründet<br />
hat, dienen der Organisierung und Alphabetisierung<br />
der Indígenas und widmen sich auch noch heute<br />
der Frauenförderung und der Rechtsberatung, obwohl<br />
der „Bischof der Indios“, wie Monseñor Proaño von<br />
Papst Johannes Paul II. genannt wurde, 1988 gestorben<br />
ist. ADVENIAT unterstützt die Pastoral Indígena<br />
in Ecuador und anderen Andenländern.<br />
Ein weiteres Beispiel ist Jaime de Nevares, Bischof<br />
von Neuquén in Patagonien (gest. 1995), der<br />
sich in Argentinien zur Zeit der Militärdiktatur für die<br />
Menschenrechte starkmachte. Auch um sein Andenken<br />
bemüht man sich weiterhin, auch mit der Hilfe<br />
ADVENIATs. Oder Bischof Alejandro Labaca, der seinen<br />
Kampf gegen die Ölfirmen, die den Indígenas im<br />
Norden Ecuadors das Land nehmen wollen, 1987 mit<br />
dem Leben bezahlte.
Jesaja: Das klingt nach beeindruckenden Menschen.<br />
Sicher haben sie es nicht immer einfach gehabt. Sie haben<br />
schon recht, Prophet/inn/en werden zu Lebzeiten<br />
nicht so gerne gesehen.<br />
Eine andere Welt ist möglich<br />
ADVENIAT: Apropos, wie ist es denn bei Ihrer Begegnung<br />
mit König Ahas weitergegangen? Hat er Ihnen<br />
Gehör geschenkt?<br />
Jesaja: Gehört hat er mich schon, aber er hat meinen<br />
Rat nicht beachtet. Er setzt lieber auf die irdischen<br />
Mächte als auf Gott. Oder anders gesagt: seine eigene<br />
Sicherheit ist ihm wichtiger als das Wohl der Menschen.<br />
Er bittet also Assur um Unterstützung und macht<br />
Juda zum Vasallenstaat des Assyrerkönigs. Für unsere<br />
Nachbarländer bedeutet das Krieg! Die Assyrer nehmen<br />
Ahas’ Hilferuf zum Anlass, um in Syrien und Israel<br />
einzufallen, deren Könige zu töten, das Land in ihr<br />
Großreich einzugliedern und die Bevölkerung gefangen<br />
zu nehmen. Und unser Land Juda wird nun politisch,<br />
kulturell und ökonomisch von der Großmacht unterdrückt.<br />
32 Unser König hat sich lieber auf den König von<br />
Assur verlassen als auf Gott und das hat zu einer größeren<br />
Expansion Assurs, zu großem Elend in Israel und<br />
Syrien und zu einer härteren Unterdrückung Judas geführt.<br />
Großartig, nicht wahr! Was wir denen an Tribut<br />
zahlen müssen! Und wer leidet am meisten darunter?<br />
Die, denen es davor auch schon schlecht ging, da können<br />
Sie sicher sein! Verbessert hat sich die Situation der<br />
Menschen in meinem Land jedenfalls nicht. Dabei hätten<br />
wir eine Verbesserung wirklich nötig!<br />
Deshalb habe ich dann angefangen, viel über die Zukunft<br />
zu sprechen, über eine bessere Zukunft. 33 Wie<br />
zum Beispiel in dem Danklied, das wir vorher besprochen<br />
haben, die Stelle, aus dem Ihr Aktionsmotto<br />
stammt. Um zu zeigen, dass diese Welt nicht gerecht<br />
ist und was zur Erlangung einer besseren Welt nötig<br />
wäre. 34 Aber auch, um das Bewusstsein wachzuhalten,<br />
dass eine andere Welt möglich ist!<br />
ADVENIAT: Woher wissen Sie denn, dass eine bessere<br />
Welt möglich ist?<br />
Jesaja: Hm, Sie haben schon recht, wenn man sich die<br />
Welt so ansieht, dann könnte man manchmal wirklich<br />
verzweifeln. Aber wissen Sie, ich bin davon überzeugt,<br />
dass Gottes Treue größer ist als die Untreue der Menschen.<br />
Gott ist mit uns, er will das Heil aller Menschen<br />
und begleitet sie auch in den schlimmsten Zeiten. Das<br />
hat er uns immer wieder versprochen. Vergessen wir<br />
nicht, dass Gottes Möglichkeiten über unsere Möglich-<br />
Impulse: Jahresaktion <strong>2007</strong><br />
keiten hinausgehen. Auch wenn die weltlichen Herrscher<br />
versagen, ist Gottes Verheißung dadurch nicht<br />
aufgehoben. Wenn wir für eine gerechte Welt kämpfen,<br />
hat – bei allen Rückschlägen und auch, wenn es<br />
manchmal aussichtslos scheint – das letzte Wort doch<br />
die Hoffnung, die ihren Grund in der übergroßen Liebe<br />
Gottes zu den Menschen hat. 36<br />
Aufgrund dieser Hoffnung brauchen wir keine<br />
Angst zu haben und können uns mutig heute für eine<br />
gerechtere Welt einsetzen. Eine gerechte Welt ist letztlich<br />
das Werk Gottes, aber wir dürfen daran mitarbeiten!<br />
Und genau das ist es, wozu uns unser Glaube auffordert!<br />
Umgekehrt befähigt uns eben unser hoffender<br />
Glaube erst zu mutigem und standhaftem Einsatz.<br />
ADVENIAT: Was wünschen Sie sich von der diesjährigen<br />
ADVENIAT-Aktion?<br />
Jesaja: Erstens ist es wichtig, dass ADVENIAT im<br />
Namen Gottes auf die Ungerechtigkeit, die den Indígenas<br />
widerfährt, aufmerksam macht. Zweitens soll<br />
ADVENIAT daran erinnern, dass der Einsatz gegen<br />
die Ungerechtigkeit und unserer Glaube zusammengehören.<br />
Und drittens wünsche ich mir, dass ADVENIAT<br />
den Menschen in Deutschland und in Lateinamerika<br />
dabei hilft, die Hoffnung auf eine bessere Welt lebendig<br />
zu halten!<br />
ADVENIAT: Das sind schöne, aber auch anspruchsvolle<br />
Wünsche. Wir werden uns um ihre Erfüllung bemühen!<br />
Ihnen danken wir herzlich für das interessante Gespräch!<br />
27 Vgl. E. Zenger u.a., Einleitung in das Alte Testament. Stuttgart 5. erw. Aufl. 2004,<br />
379-378, 383, 537.<br />
28 Vgl. Jes 6,1-13.<br />
29 Zenger, 446; Wildberger, 25ff; Sicre, 191-194; Sivatte, 101f.<br />
30 Vgl. Jes 2,6-22.<br />
31 „Jesaja scheint seine Wirksamkeit noch in einer Zeit relativer politischer Ruhe<br />
begonnen zu haben. Die Periode brachte für Juda und Jerusalem jedoch nicht nur<br />
Prosperität, sondern bedeutete zugleich Verarmung großer Teile der Mittel- und Unterschicht.<br />
Auf diese Entwicklung reagierte Jesaja mit seinem sozial- und innenpolitischen<br />
Plädoyer für Recht und Gerechtigkeit. Herausforderungen der Epoche sind jedoch vor<br />
allem die Verwicklungen für Jerusalem und Juda in der Folge der Großmachtpolitik des<br />
neuassyrischen Reiches.“ Zenger, 446.<br />
32 Vgl. 2 Kön 18,13-16; Zenger, 446, 588.<br />
33 Vgl. z.B. Jes 2,1-5; 4,2-6; 11,1-16; 24,1-27,13; 30,18-33.<br />
34 Vgl. z.B. Jes 32,1-8.15-20.<br />
35 Vgl. Jes 35. Zur Funktion der jesajanischen Zukunftsverheißungen siehe z.B. Zenger,<br />
426, 448-451; W. Werner, Eschatologische Texte in Jesaja 1-39. Messias, Heiliger<br />
Rest, Völker. Würzburg 1982.<br />
36 „Es gibt nach Jesaja Heil, Heil in einem ganz radikalen Sinn, als die nicht zu erwartende,<br />
keine Bedingung voraussetzende, allein in seiner Treue gründende Zukunft Jahwes,<br />
seinen Advent.“ Wildberger, 128; vgl. auch ebd., 146f; Sivatte, 114.<br />
1
[ GOTTESDIENSTE ]<br />
1
<strong>Liturgische</strong> Arbeitshilfe zum<br />
Gemeindegottesdienst am<br />
3. Adventssonntag, Lesejahr A<br />
1<br />
Die Noten zu den vorgesehenen Liedern finden Sie auf der CD<br />
zur ADVENIAT-Jahresaktion.<br />
Eröffnung<br />
Gesang zur Eröffnung<br />
GL 105, 1.3.4.6:<br />
O Heiland, reiß die Himmel auf<br />
<strong>Liturgische</strong>r Gruß<br />
Gnade, Friede und Gerechtigkeit von Gott, unserem Vater, und seinem<br />
Sohn Jesus Christus sei mit euch. – Und mit deinem Geiste.<br />
Oder ein anderer <strong>Liturgische</strong>r Gruß.
Einführung<br />
Ob Sie durch die vielen Aktivitäten im Advent belastet sind oder ob<br />
Sie die Zeit als besinnlich erleben, ob Sie nachdenklich oder unbekümmert<br />
und froh sind, eine Zusage hält der heutige Sonntag für<br />
uns bereit: Gott will in unsere Welt kommen, um die Menschen zu<br />
heilen und zu erlösen.<br />
Gottes Ankunft geschieht in unserer Zeit oft leise. Sie geschieht<br />
dort, wo Menschen sich für mehr Gerechtigkeit und Friede einsetzen,<br />
wo Liebe geschenkt wird und wo Versöhnung stattfindet. Das<br />
Leitwort von ADVENIAT erinnert uns in diesem Jahr daran: „Gerechtigkeit,<br />
jetzt und für alle Zeiten“. Eine große Vision hat Jesaja<br />
mit diesen Worten den Menschen vor Augen gestellt. Aus eigener<br />
Kraft werden wir Recht und Gerechtigkeit für alle nicht herstellen<br />
können. Rufen wir deshalb zu Jesus Christus, unserem Heiland<br />
und Retter, der jetzt in unsere Mitte kommt in seinem Wort und in<br />
den Gestalten von Brot und Wein.<br />
Kyrieruf<br />
Herr Jesus Christus, du kommst, die Menschen zu erlösen. –<br />
Señor, ten piedad.<br />
Oder: Herr, erbarme dich.<br />
Du öffnest die Augen der Blinden und die Ohren der Tauben. –<br />
Cristo, ten piedad.<br />
Oder: Christus, erbarme dich.<br />
Du stillst unsere Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Friede. –<br />
Señor, ten piedad.<br />
Oder: Herr, erbarme dich.<br />
Tagesgebet<br />
Messbuch II, 20<br />
Wortgottesdienst<br />
Lesung<br />
Jes 35,1-6a.10 (Messlektionar I,14)<br />
Antwortpsalm<br />
GL 120, 1 mit Ps 72a (GL 152,2; vgl. Kantorenbuch Nr. 20)<br />
2. Lesung<br />
Jak 5,7-11 (Messlektionar I,15)<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
GL 1,2: Halleluja<br />
Der Geist des Herrn ruht auf mir.<br />
Der Herr hat mich gesandt,<br />
den Armen die Frohe Botschaft zu bringen.<br />
GL 531,2<br />
(vgl. Halleluja-Buch Nr. 12-14)<br />
Gemeindegottesdienst am 3. Adventssonntag<br />
1
Gemeindegottesdienst am 3. Adventssonntag<br />
1<br />
Evangelium<br />
Mt 11,2-11 (Messlektionar I,16)<br />
Credolied<br />
GL : Wir glauben an den einen Gott<br />
Fürbitten<br />
Viele Menschen setzen sich für Recht und Gerechtigkeit ein. Das<br />
Leid und die Not auf der Welt sind aber noch nicht überwunden.<br />
Rufen wir zum Herrn, unserem Heiland und Erlöser:<br />
V/A Komm, Herr, komm und erlöse uns.<br />
GL 118,3<br />
›<br />
›<br />
›<br />
›<br />
›<br />
Wir bitten für die Missionarinnen und Missionare in den Andenländern<br />
und überall auf der Welt: dass ihre Solidarität mit der einheimischen<br />
Bevölkerung und ihr Einsatz im Bereich der Bildung<br />
zu Zeichen der Hoffnung werden, die deine Ankunft in der Welt<br />
sichtbar machen.<br />
Wir bitten für alle, die in Wirtschaft und Politik Verantwortung<br />
tragen: dass du ihnen gangbare Wege weist und ihre Augen und<br />
Ohren öffnest für die Not der Bevölkerung, die auf deine Ankunft<br />
in der Welt hofft.<br />
Wir bitten für die eingeborene Bevölkerung in den Andenländern<br />
und für alle Menschen, denen es an Ernährung, Ausbildung und<br />
gesundheitlicher Versorgung fehlt: dass du ihnen eine menschenwürdige<br />
Zukunft gibst, die deine Ankunft in der Welt bezeugt.<br />
Wir bitten für alle, die an deinem Reich der Gerechtigkeit mitbauen<br />
und ihre Stimme für die Armen erheben: dass sie nicht mutlos<br />
werden und geduldig die kleinen Schritte wagen, die deine Ankunft<br />
in der Welt erahnen lassen.<br />
Wir bitten für die Sterbenden, die auf deine Gnade und Barmherzigkeit<br />
hoffen: dass du sie in deine Herrlichkeit aufnimmst, die du<br />
allen verheißen hast, die sich für deine Ankunft in der Welt einsetzen.<br />
Herr Jesus Christus, du bist in die Welt gekommen und den Weg<br />
mit den Menschen gegangen. Auf dich richten wir unser Vertrauen<br />
jetzt und in Ewigkeit. Amen.<br />
Eucharistiefeier<br />
Gesang zur Gabenbereitung<br />
Lasst uns den Weg der Gerechtigkeit gehn. Dein Reich komme.<br />
Herr, Dein Reich komme.<br />
1. Dein Reich in Klarheit und Frieden. Leben in Wahrheit und Recht.<br />
Tu reino, Señor, tu reino.
2. Dein Reich des Lichts und der Liebe lebt und geschieht unter<br />
uns.<br />
Tu reino, Señor, tu reino.<br />
. Dein Reich, es hat schon begonnen, und die Vollendung ist nah.<br />
Tu reino, Señor, tu reino.<br />
Oder GL 533: Dir Vater Lobpreis werde<br />
Gabengebet<br />
vom Tage, MB II, 20 (18)<br />
Eucharistisches Hochgebet<br />
Hochgebet III, MB II, 490, mit Präfation vom Advent III, MB II, 358<br />
oder bei Beteiligung von Kindern: Hochgebet III für Messfeiern mit<br />
Kindern.<br />
Einleitung zum Friedensgruß<br />
Christus ist in die Welt gekommen, um sein Reich der Gerechtigkeit<br />
und des Friedens unter uns aufzurichten. Er wird wiederkommen,<br />
um es zu vollenden. Ihn bitten wir: Schau nicht …<br />
Agnus Dei<br />
GL 435: Lamm Gottes<br />
Danklied nach der Kommunion<br />
Alabaré, alabaré, alabaré, alabaré, alabaré a mi Señor.<br />
1. Der Herr wird kommen, die Menschen zu erlösen. Alle beten froh<br />
zu Gott, dem Herrn. Lasst uns ihn preisen, lasst uns ihm singen.<br />
Alle lasst uns loben Gott, den Herrn.<br />
2. Alle zusammen wollen wir singen: Ehre, Preis und Ruhm sei<br />
Gott, dem Herrn! Ehre sei dem Vater, Ehre sei dem Sohne, Ehre<br />
sei dem Geist der großen Lieb´.<br />
oder GL 107: Macht hoch die Tür (insbesondere Strophe 2)<br />
Schlussgebet<br />
MB II, 21<br />
Entlassung<br />
Vermeldungen<br />
Aufruf der deutschen Bischöfe zur diesjährigen ADVENIAT-Aktion.<br />
Feierlicher Schlusssegen<br />
MB II, 532<br />
Schlusslied<br />
GL 111, 2.5: Die Nacht ist vorgedrungen<br />
Gemeindegottesdienst am 3. Adventssonntag<br />
1
Gemeindegottesdienst am 3. Adventssonntag<br />
20<br />
Gedanken zur Predigt<br />
Gaudete – freuet euch. Warum sollen wir uns heute am dritten<br />
Advent freuen? Das Evangelium schildert eine Situation, die wenig<br />
Anlass zur Freude gibt: Johannes der Täufer sitzt im Gefängnis.<br />
Herodes hat ihn einsperren lassen. Johannes hat seine ehebrecherische<br />
Beziehung angeprangert. Deswegen soll er jetzt kaltgestellt<br />
werden. Johannes weiß, dass er nichts mehr machen kann.<br />
Er kommt ins Grübeln: Hat es sich gelohnt, was ich getan habe?<br />
Was habe ich damit bewirkt? Gepredigt hatte er, dass der Messias<br />
kommt, der endlich das Gericht bringt und der großen Ungerechtigkeit<br />
ein Ende macht. Einen strengen, durchgreifenden Richter<br />
mit Feuer und Schwert hat er erwartet, einen Richter, der die Spreu<br />
vom Weizen trennt, um sie „im nie erlöschenden Feuer zu verbrennen“<br />
(vgl. Mt 3,12). Seine Hoffnung lag auf Jesus. Von ihm dachte<br />
er, er sei der Messias, der dem „Recht für jetzt und für alle Zeiten“<br />
zum Durchbruch verhilft. Aber nun sitzt er im Gefängnis und zweifelt.<br />
Er traut nicht mehr dem, auf den er selbst hingewiesen hat.<br />
Bin ich da einer Illusion aufgesessen? Bin ich falschen Träumen<br />
nachgelaufen? Die Frage, die er seine Anhänger Jesus stellen lässt,<br />
verrät eine tiefe Krise: „Bist du der, der kommen soll, oder müssen<br />
wir auf einen andern warten?“ (Mt 11,3).<br />
Die Frage könnte auch unsere Frage sein. Können wir auf Jesus<br />
setzen? Können wir glauben, dass er die Welt rettet? Realistisch<br />
betrachtet ist die Welt noch weit entfernt vom Durchbruch des<br />
Reiches Gottes. Krieg, Leid, Korruption, Ungerechtigkeit, Hunger<br />
und Armut beherrschen sie noch immer. Exemplarisch rückt<br />
ADVENIAT in diesem Jahr die Region der Anden in Südamerika in<br />
den Blick: Dort heißt das Gefängnis, in dem die Menschen sitzen:<br />
‚Ungerechte Verteilung des Einkommens’, ‚wachsende Elendsviertel’,<br />
‚Missachtung der Rechte der eingeborenen Bevölkerung’, ‚immer<br />
größer werdende Schere von Armut und Reichtum’. In Ecuador<br />
und Bolivien beispielsweise sind ganze Landstriche verwaist: Teilweise<br />
leben fast nur noch Frauen und Kinder in den Bergdörfern.<br />
Viele Männer sind fortgezogen in die Städte und verdienen den<br />
Lebensunterhalt für ihre Familien und für sich als Lohnarbeiter.<br />
Die Erträge aus der Landwirtschaft sind so knapp, dass sie das<br />
Überleben nicht mehr sichern. Oft kehren die Männer über Jahre<br />
hinweg nicht mehr zurück. Die Frauen bleiben in den Dörfern allein<br />
mit ihren Kindern zurück. Die Kinder müssen arbeiten und gehen<br />
nur unregelmäßig zur Schule. Für die Bevölkerung wird es immer<br />
enger. Dazu kommt noch, dass Produkte aus der industriellen<br />
Landwirtschaft den Markt überschwemmen und die ohnehin schon<br />
knappen Einnahmequellen zerstören. Die lateinamerikanischen<br />
Bischöfe sprechen von einer unmenschlichen Misere für die Mehrheit<br />
der Bevölkerung und von einer ungeheuerlichen sozialen Ungerechtigkeit,<br />
die die Menschen einer quälenden Armut unterwirft<br />
(vgl. Medellín, Armut 1.2). Die jeweiligen Regierungen sehen zu, wie<br />
ganze Regionen zerstört werden. Eine Lobby haben die Menschen<br />
in den Dörfern nicht. Die dringend gebrauchten Investitionen für die<br />
Infrastruktur für Gesundheit und Bildung bleiben aus.
„Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt?“ (GL 105,4), „Bist du der,<br />
der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?“ -<br />
kann man auch hier fragen. Wenn man das Gefängnis, in dem Menschen<br />
heute sitzen, genauer ansieht, wird die Frage des Johannes<br />
an Jesus ganz aktuell. „Bist du der, der kommen soll?“ Sollen wir<br />
auf dich unsere Hoffnung setzen? Sollen wir dir vertrauen? Jesus<br />
gibt eine Antwort auf diese Frage. Sie fällt allerdings etwas anders<br />
aus, als sie Johannes wohl erwartet hat. Jesus antwortet nicht mit<br />
einem einfachen Ja oder Nein. Er verweist auf sein Tun: „Berichtet<br />
Johannes, was ihr hört und seht“ (Mt 11,4). Das ist für ihn entscheidend.<br />
Wort und Handlung müssen zu einer Einheit werden. Lasst<br />
euch berühren von der Not der Menschen, schaut auf sie, und<br />
dann erhebt auch eure Stimme. Das tut Jesus. Er heilt Blinde, und<br />
Lahmen verhilft er zum Gehen, Taube können wieder hören und<br />
verstehen. Mehr noch: „Tote stehen auf, und den Armen wird das<br />
Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt“<br />
(Mt 11,5) – heißt es im Evangelium. Die Verheißung des Jesaja aus<br />
der ersten Lesung wird durch Jesus unwiderruflich erfüllt. Er übertrifft<br />
sie sogar noch: Er heilt nicht nur Blinde, Lahme und Taube,<br />
sondern auch Tote werden erweckt und Aussätzige werden wieder<br />
rein. Wer mit Jesus in Berührung kommt, für den gibt es ganz neue<br />
Möglichkeiten. Jesus ist schon am Werk. Er vollbringt seine Rettung<br />
an uns und an der Welt. Zwar sind es gemessen an der Not<br />
nur kleine Schritte der Rettung, aber sie sind unübersehbar für den,<br />
der seine Augen öffnet, für den, der auf Jesus vertraut.<br />
Für Johannes war das schwer nachvollziehbar. Die Anfänge der<br />
Heilung und Totenerweckung sind nicht das, was er sich vom Messias<br />
erwartet hat. Er hat auf einen spektakulär auftretenden Messias<br />
gehofft. Jesus setzt aber weder auf die spektakuläre Abrechnung<br />
noch auf das Gericht, das die Spreu vom Weizen scheidet.<br />
Er will jeden von uns retten. Jeden Einzelnen und die ganze Welt<br />
will er erlösen. Darin unterscheidet sich Jesus von Johannes: Nicht<br />
der „heilige“ Zorn ist für ihn Maßstab seines Handelns, sondern die<br />
Diakon Pepe Astudillo leitet eine Gemeinde in einem Andendorf bei Cuenca in Ecuador<br />
und kämpft gegen die Landflucht.<br />
Gemeindegottesdienst am 3. Adventssonntag<br />
»Berichtet Johannes,<br />
was ihr hört und<br />
seht.« [Mt 11,4]<br />
21
Gemeindegottesdienst am 3. Adventssonntag<br />
22<br />
scheinbar ohnmächtige Liebe. Jesus ist nicht einer, der mit Feuer<br />
und Schwert das Recht und die Gerechtigkeit durchsetzt, koste es,<br />
was es wolle. Sein Auftreten ist vielmehr bestimmt von Güte und<br />
Barmherzigkeit gegenüber den Mühseligen und am Rand Stehenden.<br />
Anstelle des Gerichts will er das Heil der Menschen. An Weihnachten<br />
kann man es ablesen, für welchen Weg er sich entscheidet:<br />
Er kommt als kleines, hilfsbedürftiges Kind auf die Welt. Er gibt<br />
sich in unsere Hände. Er solidarisiert sich mit den Menschen und<br />
setzt sich ihnen gleichzeitig aus.<br />
„Bist du es, der kommen wird?“ – diese Frage verlangt nach einer<br />
Antwort, die nur jeder Einzelne für sich persönlich geben kann.<br />
Sie wird dort überzeugend ausfallen, wo wir uns nicht nur mit den<br />
Lippen, sondern mit unserer helfenden Tat zu Jesus Christus bekennen.<br />
Das müssen nicht immer die großen Schritte sein. Auch<br />
die kleinen, eher lautlosen, sind gefragt. Dort, wo Menschen sich<br />
für Arme und Notleidende einsetzen, machen sie die angebrochene<br />
messianische Heilszeit sichtbar. In den Andenländern z. B. ermutigen<br />
die Missionare und Missionarinnen und die vielen Katecheten<br />
die Menschen, sich zusammenzuschließen, um für ihre Produkte<br />
einen besseren Preis zu erzielen. Sie schaffen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
für junge Leute und für Frauen. Sie bleiben bei<br />
den Menschen in den Dörfern, solidarisieren sich mit ihnen und helfen<br />
den Alten und den alleinstehenden Müttern. Über die Bischöfe<br />
machen sie auf die Regierungen Druck, damit auch die ländlichen<br />
Gebiete entwickelt werden. Das sind kleine Beispiele, die Hoffnung<br />
geben, die zeigen, dass das Reich Gottes angebrochen ist. Sie<br />
setzen ein Zeichen gegen die resignative Perspektive und für die<br />
Hoffnung. Und das ist Advent: Alles Menschenmögliche zu tun,<br />
und sei es auch noch so klein, und sich gleichzeitig der Hoffnung<br />
auszusetzen, dass der Herr aus dem Kleinen das Große macht.<br />
Deshalb feiern wir Eucharistie. Im Hochgebet sagen wir Dank dafür,<br />
dass Gott seit Beginn der Zeiten am Werk ist und dass er sein Heil<br />
an uns fortsetzt, bis er wiederkommt am Ende der Zeiten. Er hält<br />
den Himmel für uns längst bereit. Deswegen können wir mit Jesus<br />
Christus den mühseligen Weg durch den Alltag gehen und unsere<br />
Stimme gegen das Unrecht erheben, das Menschen zugefügt wird.<br />
Gott steht auf unserer Seite – trotz aller Mühsal und Zweifel und<br />
trotz manchen Rückschlags, den wir bei unserem Einsatz für eine<br />
gerechtere Welt hinnehmen.<br />
„Haltet geduldig aus bis zur Ankunft des Herrn!“ (Jak 5,7), „macht<br />
euer Herz stark“ (Jak 5,8), rät uns die zweite Lesung. Geduld ist<br />
gefragt, es braucht Zeit. Das Reich der Gerechtigkeit und des Friedens<br />
ist unter uns noch nicht verwirklicht. Viel Mühe ist dazu notwendig.<br />
Aber es ist angebrochen. Das Paradies müssen wir nicht<br />
aus eigener Kraft herstellen. Es wird uns geschenkt. Das ist das<br />
eigentliche Wunder des Advents. Und das ist der Grund zur Freude<br />
am heutigen Sonntag.
Paralleler Kinder-Wortgottesdienst<br />
In der Mitte befindet sich ein Adventskranz auf einem großen grünen<br />
Tuch. Rundherum liegen viele Tannenzweige.<br />
Begrüßung<br />
Liebe Kinder,<br />
ich freue mich, dass ihr heute Morgen wieder hierher gekommen<br />
seid. Wie immer, wenn wir uns zum Gottesdienst versammeln, beginnen<br />
wir mit einem Kreuzzeichen. Im Namen des Vaters und des<br />
Sohnes und des Hl. Geistes. Amen.<br />
RUBRIK<br />
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Paralleler Kinder-Wortgottesdienst<br />
Wir sagen euch an den lieben Advent.<br />
Sehet, die erste Kerze brennt.<br />
Wir sagen euch an eine heilige Zeit.<br />
Machet dem Herrn die Wege bereit.<br />
Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr!<br />
Schon ist nahe der Herr.<br />
2<br />
Eröffnungslied<br />
GL 115<br />
2. Wir sagen euch an den lieben Advent.<br />
Sehet, die zweite Kerze brennt.<br />
So nehmet euch eins um das andere an,<br />
wie auch der Herr an uns getan.<br />
Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr!<br />
Schon ist nahe der Herr.<br />
. Wir sagen euch an den lieben Advent.<br />
Sehet, die dritte Kerze brennt.<br />
Nun tragt eurer Güte hellen Schein<br />
wie in die dunkle Welt hinein.<br />
Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr!<br />
Schon ist nahe der Herr.<br />
Hände von der Brust nach vorne bewegen.<br />
Zeigen auf die Kerze.<br />
Hände auf der Brust überkreuzen.<br />
In leichten Wellenbewegungen mit den Händen<br />
den Weg andeuten.<br />
Je zwei Kinder fassen sich an den Händen und<br />
drehen sich im Kreis.<br />
Hände von der Brust nach vorne bewegen.<br />
Zeigen auf die Kerze.<br />
Arme langsam ausbreiten, Handflächen geöffnet.<br />
Arme mit offenen Händen in die Höhe.<br />
Je zwei Kinder fassen sich an den Händen und<br />
drehen sich im Kreis.<br />
Hände von der Brust nach vorne bewegen.<br />
Zeigen auf die Kerze.<br />
Hände über den Kopf zu einer Flamme.<br />
Arme und Hände ausgestreckt nach vorne.<br />
Je zwei Kinder fassen sich an den Händen und<br />
drehen sich im Kreis.<br />
Gebet<br />
Gott, du bist gut.<br />
In Jesus bist du uns nahegekommen.<br />
Wir warten auf das Fest seiner Geburt.<br />
Wir haben schon die dritte Kerze<br />
am Adventskranz angezündet.<br />
Jesu Ankunft macht die Menschen froh.<br />
Dafür danken wir dir, guter Gott.<br />
Amen.<br />
Katechetische Hinführung<br />
Wir betrachten den Adventskranz.<br />
Er besteht aus vielen kleinen Tannenzweigen.<br />
Seine Farbe ist dunkelgrün.<br />
Im Winter gibt es wenig Grün,<br />
nur das Grün von Nadelbäumen<br />
und das Grün der immergrünen Pflanzen.<br />
Das Grün kann uns erinnern, wie es im Frühling und Sommer war,<br />
da gibt es ganz viel Grün …<br />
Jetzt aber ist das meiste Grün verborgen.<br />
Es hat sich zurückgezogen in die Erde,<br />
in die Wurzeln und Knollen.<br />
Die Kinder nehmen sich einen Tannenzweig<br />
Wir riechen, …<br />
fühlen, …<br />
wir schauen ihn an, …<br />
wir lassen den Tannenzweig sprechen.
Ich bin grün …<br />
Ich erinnere an die schöne Adventszeit …<br />
Ich schmücke die Zimmer und Wohnungen …<br />
Ich bin aber auch stachelig …<br />
Ich bin abgebrochen von einem Ast …<br />
Ich bin abgeschnitten, …<br />
abgeschnitten vom Leben.<br />
Der Tannenzweig erzählt damit auch von unserem Leben.<br />
Auch in unserem Leben gibt es Abgebrochenes,<br />
Abgeknicktes und Zerbrochenes.<br />
Auch Menschen werden verletzt, gebrochen, verwundet …<br />
Man fügt ihnen Unrecht zu …<br />
Erfahrungen der Kinder werden von der Leiterin/dem Leiter ergänzt:<br />
In Lateinamerika gibt es viele arme Kinder.<br />
Ihre Eltern haben kein Geld,<br />
um Schulbücher, Hefte oder Bleistifte zu kaufen.<br />
Die Kinder müssen häufig arbeiten.<br />
Sie sammeln in den Bussen das Fahrgeld<br />
oder sie arbeiten als Schuhputzer,<br />
um wenigstens das Nötigste kaufen zu können.<br />
Viele Kinder sind krank und können keinen Arzt besuchen.<br />
Ihre Eltern sind so arm, dass sie den Arztbesuch nicht bezahlen<br />
können.<br />
Ihr Vater, ihr Onkel oder der großer Bruder sind weit weggegangen.<br />
Sie suchen nach Arbeit in den Städten.<br />
Oft kommen sie lange Zeit nicht zurück.<br />
Das macht sie traurig.<br />
Solche Situationen tun weh, sie verletzen …<br />
(Verletztes im Leben der Kinder benennen)<br />
Auch die Bibel kennt solche Situationen.<br />
Vielleicht habt ihr schon einmal etwas von Johannes dem Täufer<br />
gehört.<br />
Johannes der Täufer war verletzt,<br />
sein Leben war abgeschnitten.<br />
Er wurde ins Gefängnis geworfen,<br />
weil er die Lebensweise von Herodes kritisiert hat.<br />
Das Evangelium berichtet uns heute davon.<br />
Hört einmal genau zu.<br />
Evangelium<br />
Mt 11,2-6<br />
Katechese<br />
Eine Frage hat Johannes besonders beschäftigt:<br />
Ist Jesus wirklich der Gesandte Gottes?<br />
Müsste er dann nicht die Menschen zurechtweisen<br />
und sogar bestrafen?<br />
„Schaut euch doch um“, sagt Jesus zu den<br />
Freunden von Johannes.<br />
Paralleler Kinder-Wortgottesdienst<br />
2
Paralleler Kinder-Wortgottesdienst<br />
2<br />
Schaut, was ich tue.<br />
Ich wende keine Gewalt an.<br />
Ich breche nichts ab.<br />
Ich verletze nicht.<br />
Im Gegenteil:<br />
Ich heile Menschen,<br />
damit Taube wieder hören<br />
und Lahme wieder gehen können.<br />
Ich mache Aussätzige wieder gesund.<br />
Ich zeige den Menschen,<br />
dass Gott das überwinden will,<br />
was sie belastet.<br />
Die Menschen sollen keine Not mehr haben.<br />
Sie sollen glücklich leben können.<br />
Jesus möchte, dass die Menschen so handeln<br />
wie er.<br />
Lied<br />
1. Vertraue deinem Gott, vertraue deinem Gott! Wo keiner rettet,<br />
rettet er, vertraue deinem Gott.<br />
2. Vertraue deinem Gott, vertraue deinem Gott!<br />
Er rettet dich aus Angst und Not. Vertraue deinem Gott.<br />
. Vertraue deinem Gott, vertraue deinem Gott,<br />
er lässt dich nimmermehr im Stich. Vertraue deinem Gott.<br />
Aus: Josephine Hirsch: Das Halleluja-Lied und 99 andere biblische Lieder nach Texten aus dem Alten und Neuen Testament,<br />
Innsbruck 1994, S. 103<br />
Zusammenlegen der Tannenzweige zu einem „ zweiten Adventskranz“.<br />
Ein Kind legt nach dem anderen einen Zweig auf den Boden, damit<br />
ein Kranz entsteht.<br />
Schaut noch einmal auf unsere Tannenzweige.<br />
Wir legen jetzt die abgebrochenen Zweige zusammen.<br />
Die Tannenzweige bleiben nicht mehr allein.<br />
So wie durch Jesus etwas ganz Neues angebrochen ist,<br />
so wie er Abgebrochenes und Zerstörtes wieder geheilt hat,<br />
so wird jetzt durch das Zusammenlegen der Zweige etwas Neues.<br />
Ein Adventskranz entsteht.<br />
Ein ganz neues Zeichen wird aus den Zweigen.<br />
Ein neues Lebenszeichen.<br />
Spielen des „lebendigen“ Adventskranzes.<br />
Auch wir können uns zu einem Adventskranz zusammenfügen.<br />
Wie die Zweige miteinander verbunden sind,<br />
so können auch wir uns verbinden zu einem lebendigen<br />
Adventskranz.<br />
Wir können uns gegenseitig die Hände reichen.<br />
Wir können uns sogar mit den Kindern in Lateinamerika verbinden,<br />
wenn wir sie in unseren Kranz einbinden.<br />
So zeigen wir, dass wir an sie denken.
Besonders Missionare und Missionarinnen,<br />
die Katecheten und Katechetinnen,<br />
versuchen, sich mit den Menschen zu verbinden.<br />
Sie helfen den Armen<br />
und geben den Kindern wieder neue Hoffnung.<br />
Das Leben ist dann nicht<br />
mehr so traurig.<br />
Auch wir können an sie denken<br />
und sie in unseren Kranz in die Mitte hineinnehmen.<br />
ADVENIAT-Plakat in den Adventskranz legen.<br />
Der Adventskranz erzählt vom Weihnachtsfest.<br />
- Staunen der Kinder -<br />
Wir freuen uns auf Jesus.<br />
In der Krippe kommt er als kleines Kind auf die Welt.<br />
Er wird Mensch.<br />
Er will so sein wie wir.<br />
Er will in unsere Gemeinschaft kommen.<br />
Jesuskerze in die Mitte stellen<br />
Wenn er in unsere Mitte kommt,<br />
dann ist niemand mehr traurig,<br />
dann werden sich alle freuen.<br />
Fürbitten<br />
Damit alle Menschen, denen es nicht gut geht, sich wieder freuen<br />
können, hier bei uns, in Lateinamerika und überall auf der Welt, beten<br />
wir und stellen für sie einen Tannenzweig als Lebenszeichen in<br />
die Vase. Wir bitten Gott, dass er ihre Not wegnimmt und in Freude<br />
verwandelt.<br />
Junge Mutter mit Kind in einem Andendorf bei Cuenca, Ecuador.<br />
Paralleler Kinder-Wortgottesdienst<br />
2
Paralleler Kinder-Wortgottesdienst<br />
2<br />
Wir stellen einen Tannenzweig in die Vase für die Menschen, die<br />
hungern.<br />
A. Guter Gott, mach die Menschen froh.<br />
Wir stellen einen Tannenzweig in die Vase für die Menschen, die<br />
arm sind.<br />
A. Guter Gott, mach die Menschen froh.<br />
Wir stellen einen Tannenzweig in die Vase für die Kinder, die krank<br />
sind und nicht zum Arzt gehen können, weil ihre Eltern kein Geld<br />
haben.<br />
A. Guter Gott, mach die Menschen froh.<br />
Wir stellen einen Tannenzweig in die Vase für die Menschen, die<br />
ungerecht behandelt werden.<br />
A. Guter Gott, mach die Menschen froh.<br />
Wir stellen einen Tannenzweig in die Vase für die Kinder, die arbeiten<br />
müssen und nicht zur Schule gehen können.<br />
A. Guter Gott, mach die Menschen froh.<br />
Wir stellen einen Tannenzweig in die Vase für all das, was uns auf<br />
dem Herzen liegt und das wir Gott in Stille sagen möchten.<br />
– Stille –<br />
Guter Gott, du willst, dass alle Menschen Grund haben, sich zu<br />
freuen. Jesus hat es uns gezeigt. Dafür danken wir dir und loben<br />
dich jetzt und in Ewigkeit. Amen.<br />
Kinder nehmen Tannenzweige mit in den Gottesdienst der Erwachsenen.<br />
Die Katechetin trägt die Vase mit den Zweigen und bringt sie bei<br />
der Gabenprozession zum Altar.<br />
Nach dem Sanctus können die Kinder aufgefordert werden, sich um<br />
den Altar zu stellen, etwa mit folgenden Worten: Wir bilden jetzt einen<br />
lebendigen Adventskranz um den Altar. Bringt eure Zweige mit, damit<br />
ihr selbst zum Lebenszeichen werdet. Denn Gott will uns berühren<br />
und aus uns eine große Gemeinschaft machen, in der jeder leben<br />
kann, in der es gerecht zugeht und in der alle Menschen Freude haben.<br />
Bei den Akklamationen und bei der Schlussdoxologie („Durch ihn und<br />
mit ihm …“) können die Kinder ihre Tannenzweige erheben.<br />
Die Kinder ziehen mit den Tannenzweigen in ihrer Hand mit aus und<br />
werden so zu lebendigen Boten des Lebens.
» Lass uns den Weg der<br />
Gerechtigkeit gehn«<br />
Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht im Advent<br />
Die Elemente eignen sich auch für andere Formen von Gottesdiensten,<br />
vor allem mit Jugendlichen.<br />
Vorbemerkungen<br />
1. Gut sichtbar für alle liegen in der Mitte bzw. vor dem Altar Wanderstock,<br />
Rucksack, Wanderschuhe sowie evtl., wenn vorhanden, ein<br />
Poncho.<br />
2. Je nach Auswahl der Alternative (s. u.) werden Karten und Stifte für<br />
die Anwesenden benötigt.<br />
RUBRIK<br />
2
Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht<br />
0<br />
Eröffnung<br />
Kreuzzeichen und liturgischer Gruß<br />
L: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.<br />
A: Amen.<br />
L: Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn.<br />
A: Der Himmel und Erde erschaffen hat.<br />
Eingangslied<br />
Wachet auf, ruft uns die Stimme (GL 110)<br />
Aus den Dörfern und Städten (Troubadour für Gott 2)<br />
Einführung<br />
L: Wir nehmen uns einige Augenblicke Zeit, gemeinsam innezuhalten<br />
auf unserem Weg durch den Advent auf Weihnachten zu.<br />
Die diesjährige ADVENIAT-Aktion verweist uns auf den Weg und<br />
das Zeugnis von Personen, die sich in konkreter Nachfolge Jesu für<br />
Gerechtigkeit einsetzen; in den Mittelpunkt stellt sie Menschen aus<br />
den Andenländern. Was bedeutet es für sie, was bedeutet es für<br />
uns, in der Nachfolge Jesu zu stehen?<br />
Bevor wir das Wort Christi hören, lasst uns ihn in unserer Mitte<br />
begrüßen und um sein Erbarmen anrufen.<br />
Kyrie-Rufe<br />
Alternative I:<br />
L: Herr Jesus Christus, du bist den Menschen nahe zu jeder Zeit,<br />
an jedem Ort. Du wirst ihnen erfahrbar durch die, die Zeugnis von<br />
dir ablegen.<br />
Herr, erbarme dich.<br />
A: Herr, erbarme dich.<br />
L: Du rufst auch heute Menschen in deine Nachfolge.<br />
Christus, erbarme dich.<br />
A: Christus, erbarme dich.<br />
L: Du schenkst uns das Leben und bringst Leben in Fülle für alle<br />
Menschen.<br />
Herr, erbarme dich.<br />
A: Herr, erbarme dich.<br />
Alternative II:<br />
Tau aus Himmelshöhn (GL 103)
Verkündigung<br />
Schriftlesung<br />
(Joh 14,6)<br />
LEKT: Aus dem Evangelium nach Johannes<br />
Jesus sagte:<br />
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.<br />
Niemand kommt zum Vater außer durch mich.<br />
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.<br />
A: Lob sei dir, Christus.<br />
Lied<br />
Herr, unser Herr, wie bist du zugegen (GL 298)<br />
Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht (UW 41)<br />
Impulse zum Schrifttext und zum Thema<br />
L: Das Schriftwort aus dem Johannesevangelium stand im Mai<br />
dieses Jahres als biblisches Leitwort über der V. Generalversammlung<br />
der Lateinamerikanischen Bischöfe. Das Motto der Zusammenkunft<br />
lautete: „Jünger und Missionare Jesu Christi, damit<br />
unsere Völker in Ihm das Leben haben“. Viele Menschen sind als<br />
Jünger Jesu unterwegs. Sie verlassen sich darauf, dass er für<br />
jeden Menschen „der Weg und die Wahrheit und das Leben“ ist.<br />
Ich möchte Ihnen erzählen von einem Menschen in Ecuador, der in<br />
seinem Leben geholfen hat, Gerechtigkeit zu schaffen. „Bischof der<br />
Indios“ ist sein Ehrentitel, der Poncho sein Erkennungszeichen.<br />
Leonidas Proaño lebt von 1 10 bis 1 . Er wächst als das jüngste<br />
und einzige überlebende Kind einer armen Familie im Norden<br />
Ecuadors auf. Von seinen Eltern erfährt und erlernt er die Liebe zu<br />
den Armen und den Respekt vor ihnen, besonders vor den Indigenen,<br />
den Ureinwohnern.<br />
Leonidas beschließt, ins Priesterseminar einzutreten. Dort entdeckt<br />
er seine literarische Begabung, seitdem schreibt er Gedichte und<br />
Aufsätze. Vor allem aber bleibt er den Armen verbunden, von ihnen<br />
lernt er. Später wird er einmal sinngemäß sagen: „Ich bin in<br />
die Universität des Volkes gegangen, meine besten Lehrer waren<br />
die Armen, von ihnen habe ich gelernt, wie ein Christ und Bischof<br />
leben soll.“ Durch das Engagement für die katholische Arbeiterbewegung<br />
lernt er deren Methode und den Dreischritt „Sehen – Urteilen<br />
– Handeln“ kennen, die er dann während 1 Jahren als Landpfarrer<br />
immer wieder und neu einsetzt, stets mit dem Ziel, anderen<br />
Menschen durch Alphabetisierung und Bewusstwerdung zu mehr<br />
Leben und Sprachfähigkeit zu verhelfen. Er gründet eine kleine<br />
Bücherei in seiner Gemeinde, eine Kinder- und eine Erwachsenenzeitung<br />
sowie eine Radioschule, die in den unwegsamen Regionen<br />
Ecuadors dafür sorgt, dass Informationen auf Spanisch und Quichua<br />
ausgetauscht werden können.<br />
Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht<br />
1
Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht<br />
2<br />
Im Jahr 1 wird Proaño zum Bischof von Riobamba geweiht,<br />
einer der ärmsten Regionen Ecuadors, die Hälfte der Einwohner<br />
gehört zur indigenen Bevölkerung. Die Hauptprobleme des Bistums<br />
Riobamba sind die Landfrage und die Lage der Indigenen. Diese<br />
werden bewusst von jeder Form der Bildung fern- und in Unwissenheit<br />
gehalten, damit sie leichter ausgebeutet werden können.<br />
Proaño aber stellt sich an ihre Seite. Statt des bischöflichen Ornats<br />
wird der Poncho zu seinem Erkennungszeichen, er zieht aus seinem<br />
Bischofshaus aus in das Exerzitienhaus am Ort und lebt dort<br />
in einer kleinen Gemeinschaft. Im ehemaligen Bischofshaus wird<br />
stattdessen ein lateinamerikanisches Pastoralinstitut eingerichtet.<br />
In seinem Bistum beginnt er schon vor dem II. Vatikanischen Konzil<br />
mit kleinen kirchlichen Basisgemeinden, ehrenamtliche Laien<br />
ziehen als Quichua-Missionare zu den Gemeinden und verkünden<br />
ihnen das Evangelium in ihrer Sprache, Quichua.<br />
Das Bistum hat großen Landbesitz, so dass Proaño eine Landreform<br />
für die kirchlichen Landgüter in die Wege leitet, die vor allem<br />
den Ureinwohnern zugute kommt. Immer wieder, so auch beim<br />
Konzil, weist er auf die Notwendigkeit hin, die Kultur der indigenen<br />
Bevölkerung zu kennen und zu achten. Ihr Volk werde zerstört,<br />
wenn man ihnen das Land nimmt. Unermüdlich fördert und fordert<br />
er die Rechte der Indigenen auf Bildung, auf eigenes Land und<br />
auf die eigene Kultur. Auch noch nach Erreichen der Altersgrenze<br />
als Bischof mit Jahren setzt er sich aktiv für verschiedene Indigenen-<br />
und Menschenrechtsbewegungen in Ecuador und in ganz<br />
Lateinamerika ein. Schon längst ist sein Titel, mit dem ihn zunächst<br />
seine Kritiker und Gegner bedacht haben, zu seinem Ehrentitel<br />
geworden: „Bischof der Indios“. So nennen auch die Indios selbst<br />
ihren Bischof im Poncho, so ehrt auch Johannes Paul II. Leonidas<br />
Proaño, den Bischof, der so oft mit seiner Sicht- und Lebensweise<br />
Widerspruch in Kirche und Gesellschaft hervorruft.<br />
(Vgl. Giancarlo Collet: „Leiden und Hoffnungen teilen“. Aus: Johannes Meier [Hg.]: Die Armen zuerst! 12 Lebensbilder<br />
lateinamerikanischer Bischöfe. © Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1999. S. 66-80.)<br />
Alternative I:<br />
L: Nehmen wir uns nun Zeit, uns gegenseitig an Menschen zu<br />
erinnern, die wie Bischof Proaño Jesus nachfolgen und durch ihr<br />
Leben Zeugnis für ihren Glauben ablegen, die sich für Gerechtigkeit<br />
einsetzen und anderen Menschen zu menschenwürdigerem Leben<br />
verhelfen. Denken Sie an Menschen in unserer Stadt, in unserer<br />
Gemeinde, in unserem Land oder in anderen Ländern. Wir können<br />
den Namen der Person, an die Sie sich erinnern, nennen und ein,<br />
zwei Sätze zu ihrem Leben sagen.<br />
(Je nach Zahl der Anwesenden kann dies in der Gesamtgruppe geschehen<br />
oder zunächst in Zweier- bis Vierer-Gruppen, so wie die<br />
Gottesdienstteilnehmer nebeneinander sitzen. Wenn die Gruppe sehr<br />
groß ist, bietet es sich an, in den Gesprächsgruppen die Namen der<br />
Personen auf Karten zu schreiben und am Ende dieser Runde laut nur<br />
die Namen nennen zu lassen und die Karten in die Mitte zu tragen.<br />
Entsprechend anleiten.)
Alternative II:<br />
L: Auch wir sind wie Bischof Proaño und viele andere Menschen<br />
durch die Taufe in die Nachfolge berufen. Gemeinsam mit vielen<br />
anderen Menschen hier und auf der ganzen Welt dürfen wir mitbauen<br />
am Reich Gottes, das für uns Gabe und Aufgabe zugleich ist.<br />
Lassen Sie uns dieses gemeinsame Unterwegssein ausdrücken in<br />
Gesang und Lied.<br />
Meditativer Tanz zum Lied „Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn“<br />
(gemeinsam unterwegs 129)<br />
Wenn das Lied nicht bekannt ist, zunächst mehrere Male durchsingen.<br />
Der Inhalt des Liedes kann mit Gehschritten und einer einfachen Gebärde<br />
erfahrbar werden:<br />
Ausgangsstellung: in Reihen oder im Kreis<br />
„Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn“:<br />
Mit dem rechten Schritt beginnen, vier Schritte nach rechts gehen<br />
„Dein Reich komme, Herr, dein Reich komme“:<br />
Im Stehen Arme nach oben heben und senken (Bittgebärde)<br />
„Dein Reich in Klarheit und Frieden, Leben in Wahrheit und Recht“:<br />
Mit dem linken Fuß beginnen, acht Schritte nach links gehen<br />
„Dein Reich komme, Herr, dein Reich komme“:<br />
Im Stehen Arme nach oben heben und senken (Bittgebärde)<br />
(Isolde Niehüser: Schrittfolge zum Lied: „Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn“. Aus: FrauenGottesDienste. Modelle<br />
und Materialien. Bd. 8: Gerechtigkeit, © Schwabenverlag Ostfildern 2000. S. 32. Leicht gekürzt.)<br />
Lied (alternativ zum obigen Tanzlied)<br />
Singt dem Herrn ein neues Lied (GL 268)<br />
Kleines Senfkorn Hoffnung (UW 59)<br />
Wo Menschen sich vergessen (Hall 65)<br />
Allgemeines Gebet (Fürbitten)<br />
Alternative I:<br />
L: Alles, was an diesem Morgen (Abend) unser Herz bewegt, dürfen<br />
wir, Gott, vor dich bringen. Dich bitten wir:<br />
Die Anliegen können von den Gottesdienstteilnehmern frei formuliert<br />
werden. (Um den Anfang zu erleichtern, kann es hilfreich sein, wenn<br />
der Leiter/die Leiterin mit einer Fürbitte beginnt.)<br />
Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht
Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht<br />
L: Gott hört unsere ausgesprochenen und unsere unausgesprochenen<br />
Bitten.<br />
Alle unsere Anliegen können wir hineinlegen in das Gebet, das uns<br />
sein Sohn zu beten gelehrt hat:<br />
Vater unser im Himmel, …<br />
Alternative II:<br />
Lied: Ich singe für die Mutigen<br />
(oder mit ruhiger Stimme den Liedtext vorlesen)<br />
Ref.: Ich singe für die Mutigen, die ihren Weg suchen,<br />
die das zurücklassen, was sie gefangen hält.<br />
Ich sing’ für die Vertrauenden, die Gottes Ruf hören,<br />
die auch ins Ungewisse geh‘n mit ihm.<br />
Ich bitte Gott für sie,<br />
dass sie nicht das Wagnis scheuen,<br />
dass sie Angst und Not nicht fürchten.<br />
Das bitte ich Gott.<br />
Ich bitte Gott für sie,<br />
dass sie nicht am Schmerz zerbrechen,<br />
dass sie nicht an Härten scheitern.<br />
Das bitte ich Gott.<br />
Ich bitte Gott für sie,<br />
dass sie nicht vom Weg abweichen,<br />
dass sie nicht den Halt verlieren.<br />
Das bitte ich Gott.<br />
Ich bitte Gott für sie,<br />
dass sie sich noch hinterfragen,<br />
dass sie auch auf Freunde hören.<br />
Das bitte ich Gott.<br />
Ich bitte Gott für sie,<br />
dass sie Seinem Geist gehorchen,<br />
dass sie sich nicht täuschen lassen.<br />
Das bitte ich Gott.<br />
Ich bitte Gott für sie,<br />
dass zu ihrem Ziel sie finden,<br />
dass sie neues Land erreichen.<br />
Das bitte ich Gott.<br />
(T. u. M.: Br. Samuel Schrauber OfmSp)<br />
L: Diese und alle unsere Anliegen können wir hineinlegen in das<br />
Gebet, das uns Jesus selbst zu beten gelehrt hat:<br />
Vater unser im Himmel, …
Abschluss<br />
Schlussgebet<br />
Alternative I:<br />
L: Gott,<br />
dein Reich kommt dort,<br />
wo sich Menschen in deinem Namen zusammentun<br />
ihr Leben miteinander teilen<br />
Freude und Lebenslust<br />
Sorgen und Ängste<br />
Dunkel und Licht.<br />
Dein Reich kommt dort,<br />
wo sich Menschen gegenseitig erinnern<br />
einander erzählen<br />
sich zum Träumen ermutigen.<br />
Dein Reich kommt dort,<br />
wo Menschen miteinander teilen<br />
miteinander beten<br />
miteinander schweigen<br />
miteinander lachen.<br />
Dein Reich kommt dort,<br />
wo Menschen<br />
Glaube, Hoffnung, Liebe<br />
in die Welt hineinsäen.<br />
Dein Reich kommt dort,<br />
wo Menschen sich gemeinsam auf den Weg machen,<br />
wo wir unterwegs sind,<br />
um uns unserer Sendung bewusster zu sein<br />
und sie heute zu leben.<br />
Geh mit uns auf diesem Weg!<br />
(Nach: Bistum Trier: Schritte durch den Advent. Trier 2002. S.9)<br />
Alternative II:<br />
L: Gott, lass uns Ausschau halten nach dir! Auch wenn wir dich nicht<br />
sehen, bist du doch gegenwärtig. Sei uns nah in diesen Wochen des<br />
Advents und hilf uns, jeden Tag ein Stück weiter auf dem Weg der<br />
Gerechtigkeit zu gehen, damit Friede wird – auch durch uns. Darum<br />
bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.<br />
A: Amen.<br />
Schlusssegen<br />
L: Es segne uns der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und<br />
der Heilige Geist.<br />
A: Amen.<br />
Schlusslied<br />
Kündet allen in der Not (GL 106)<br />
Wagt euch zu den Ufern (Ruhama-Liederbuch 64)<br />
Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht
» Die Frucht der Gerechtigkeit wird<br />
der Friede sein« [Jes 32,17]<br />
Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht im Advent<br />
Die Elemente eignen sich auch für andere Formen von Gottesdiensten,<br />
vor allem mit Jugendlichen.<br />
Vorbemerkungen<br />
1. Für den Gottesdienst werden Senfkörner gebraucht.<br />
2. Senfkörner in Schüsselchen bereitstellen.<br />
3. Wird bei den Fürbitten Alternative II (Einpflanzen der Körner) gewählt,<br />
wird ein Topf oder eine Schale mit Erde in der Mitte des<br />
Raumes oder vor dem Altar benötigt.
Eröffnung<br />
Kreuzzeichen und liturgischer Gruß<br />
L: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.<br />
A: Amen.<br />
L: Jesus Christus ist in unserer Mitte und schenkt uns seinen<br />
Frieden.<br />
A: Amen.<br />
Eingangslied<br />
Macht hoch die Tür (GL 107)<br />
Herr, unser Herr, wie bist du zugegen (GL 298)<br />
Die Zeit zu beginnen ist jetzt (© Kontakte Musikverlag)<br />
Einführung<br />
L: „Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten“ (Jes , ), so lautet das<br />
biblische Leitwort der diesjährigen ADVENIAT-Aktion. Es ist dem<br />
Buch des Propheten Jesaja entnommen. Gemeinsam mit den Menschen<br />
in Lateinamerika gehen wir auf Weihnachten zu. Mit ihnen<br />
träumen wir von Frieden und Gerechtigkeit, gemeinsam können wir<br />
zu ihrer Verwirklichung beitragen, gemeinsam erbitten wir dazu in<br />
dieser Adventszeit den Beistand Gottes.<br />
Gebet<br />
Alternative I:<br />
L: Zusammen mit unseren Brüdern und Schwestern in Lateinamerika<br />
wollen wir uns besinnen und beten:<br />
- Stille -<br />
Wir bekennen, Herr,<br />
dass wir dein Evangelium noch nicht vollständig begriffen haben.<br />
Auch haben wir die uns umgebende Wirklichkeit noch nicht richtig<br />
durchschaut.<br />
Verzeih uns unsere Verwirrung und unsere Zaghaftigkeit,<br />
deine Zeugen zu sein,<br />
die Zeichen des Reiches zu erkennen,<br />
anderen zu vergeben,<br />
Ansätze der Hoffnung zu suchen.<br />
Wir tun uns schwer,<br />
gemeinsam zu beten,<br />
die Einheit des Leibes Christi zu bezeugen,<br />
unsern Reichtum und unsere Armut zu teilen,<br />
für die Überraschung des Heiligen Geistes bereit zu sein.<br />
Es gelingt uns nicht immer,<br />
unsere Schritte auf den Weg des Friedens zu richten,<br />
uns zu bekehren,<br />
in Liebe zu leben,<br />
Samen deines Friedens und deiner Gerechtigkeit zu sein.<br />
(nach: Gebet aus Nicaragua, ADVENIAT)<br />
Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht
Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht<br />
Alternative II:<br />
Kyrie-Lied<br />
Meine engen Grenzen (Hall 10, UW 93)<br />
Verkündigung<br />
Schriftlesung<br />
(Jes 32,15-18) (Messlektionar VIII S. 175 u. S. 202)<br />
LEKT: Aus dem Buch des Propheten Jesaja<br />
Wenn aber der Geist aus der Höhe über uns ausgegossen wird,<br />
dann wird die Wüste zum Garten<br />
und der Garten wird zu einem Wald.<br />
In der Wüste wohnt das Recht,<br />
die Gerechtigkeit weilt in den Gärten.<br />
Das Werk der Gerechtigkeit wird der Friede sein,<br />
der Ertrag der Gerechtigkeit sind Ruhe und Sicherheit für immer.<br />
Mein Volk wird an einer Stätte des Friedens wohnen,<br />
in sicheren Wohnungen, an stillen und ruhigen Plätzen.<br />
Wort des lebendigen Gottes.<br />
A: Dank sei Gott.<br />
Lied<br />
Herr, gib uns Mut zum Hören (GL 521)<br />
Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht (UW 41)<br />
Schriftlesung<br />
(Mt 13,31-32) (Messlektionar V, S. 468f, gekürzt)<br />
LEKT: Aus dem Evangelium nach Matthäus<br />
In jener Zeit erzählte Jesus den Menschen ein weiteres Gleichnis<br />
und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn,<br />
das ein Mann auf seinen Acker säte.<br />
Es ist das kleinste von allen Samenkörnern;<br />
sobald es aber hochgewachsen ist,<br />
ist es größer als die anderen Gewächse<br />
und wird zu einem Baum,<br />
so dass die Vögel des Himmels kommen<br />
und in seinen Zweigen nisten.<br />
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.<br />
A: Lob sei dir, Christus.<br />
Meditation: Samenkorn<br />
L: Wir geben jetzt die Körbchen mit Körnern herum. Bitte nehmen<br />
Sie sich ein Korn heraus.<br />
In Ruhe warten, bis alle ein Korn in der Hand halten.<br />
Text langsam vortragen
Ein kleines Korn in meiner Hand,<br />
ein Senfkorn.<br />
Nur mit Mühe kann ich dieses einzelne Korn zwischen den Fingern<br />
halten.<br />
So klein, unscheinbar,<br />
leicht zu übersehen,<br />
leicht zu verlieren.<br />
Da kann doch nicht viel draus werden.<br />
Und dazu noch jetzt mitten im Winter …<br />
Und doch:<br />
Eingepflanzt,<br />
gewässert,<br />
gehegt,<br />
gepflegt,<br />
versorgt mit Licht,<br />
wird daraus ein großer Strauch,<br />
der vielfache Frucht trägt,<br />
der Schatten spendet,<br />
in dem Vögel ihre Nester bauen können.<br />
Mit solch einem Senfkorn<br />
vergleicht Jesus das Reich Gottes:<br />
Aus einem kleinen Anfang<br />
kann Großes werden.<br />
Unscheinbares wird wichtig.<br />
Kleine Schritte<br />
verändern die Welt,<br />
Deine und meine,<br />
schaffen Gerechtigkeit,<br />
bringen Frucht,<br />
führen zum Frieden<br />
hier und dort<br />
in der Einen Welt.<br />
In diesen Wochen des Advents begleitet uns in den alttestamentlichen<br />
Schriftlesungen vor allem der Prophet Jesaja mit seiner Vision<br />
vom kommenden Friedensreich. Es bricht an, wenn der Spross<br />
aus dem Baumstumpf Isais hervorwächst, dann werden Pflugscharen<br />
zu Winzermessern (Jes 2, ), dann wohnt der Wolf beim Lamm<br />
(Jes 11, ). Dieses Friedensreich wird möglich, wenn Recht und<br />
Gerechtigkeit herrschen. Im Advent erhoffen wir die Ankunft dieses<br />
Friedenskönigs, der die Hilflosen aufrichtet und Gerechtigkeit<br />
schafft. In seinem Sohn Jesus Christus will Gott uns nahe kommen.<br />
In ihm ist für uns das Reich Gottes, das Reich des Friedens und<br />
der Gerechtigkeit angebrochen. Uns ist es aufgegeben, in seiner<br />
Nachfolge weiter an der Verwirklichung dieses Reiches, dieser Friedensvision<br />
einer gerechten Welt für alle mitzuwirken.<br />
Lied<br />
Sonne der Gerechtigkeit (GL 644, z.B. Str. 1.4-6)<br />
Kleines Senfkorn Hoffnung (UW 59)<br />
Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht
Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht<br />
0<br />
Allgemeines Gebet (Fürbitten)<br />
Alternative I:<br />
L: Das Senfkorn in unserer Hand erinnert uns an das Wunder des<br />
Lebens und an seine Verletzlichkeit. Gott, der uns Vater und Mutter<br />
ist, schenkt uns das Leben. Vor ihn dürfen wir nun unsere Bitten<br />
tragen.<br />
Die Anliegen können von den Gottesdienstteilnehmern frei formuliert<br />
werden. (Um den Anfang zu erleichtern, kann es hilfreich sein,<br />
wenn der Leiter/die Leiterin mit einer Fürbitte beginnt.)<br />
Gott, du kennst unser Herz. Erhöre unsere ausgesprochenen und<br />
unausgesprochenen Bitten. Darum bitten wir durch Jesus Christus,<br />
unseren Bruder und Herrn.<br />
A: Amen.<br />
Alternative II:<br />
L: All unsere Gedanken und Anliegen dürfen wir, Gott, vor dich<br />
bringen. Ich lade Sie ein, nun mit Ihrem Senfkorn nach vorn zu<br />
kommen und es in die Erde zu pflanzen. Wie wir das Senfkorn der<br />
Erde anvertrauen und auf Wachstum hoffen, so dürfen wir unsere<br />
Bitten, die, die wir aussprechen und die, die wir in unseren Herzen<br />
tragen, Gottes Sorge anvertrauen.<br />
Die Fürbitten werden von den Anwesenden frei formuliert. Um den<br />
Anfang zu erleichtern, kann es hilfreich sein, wenn der Leiter/die<br />
Leiterin mit einer Fürbitte beginnt und dann das Senfkorn einpflanzt.<br />
Gott ist bei uns auf allen Wegen; er begleitet uns, damit wir an seinem<br />
Reich des Friedens und der Gerechtigkeit mitbauen können.<br />
Verbunden mit unseren Brüdern und Schwestern auf der ganzen<br />
Welt lasst uns beten, wie es uns Jesus Christus gelehrt hat:<br />
Vater unser im Himmel, …<br />
Abschluss<br />
Alternative I:<br />
L: Herr, du rufst uns zur Umkehr von unseren alten Wegen und<br />
zum Neuanfang. Du hast uns aufgetragen, deinem Kommen freie<br />
Bahn zu schaffen. Gib uns Licht und Entschlossenheit, diese Zeit<br />
des Advents zu nutzen, Samen der Hoffnung auszustreuen und in<br />
Schwierigkeiten nicht aufzugeben. Das erbitten wir von dir, Hoffnung<br />
der Welt, Jesus Christus, unserem Herrn.<br />
Nach: Krautter, Bernhard [Hrsg.]: Wort-Gottes-Feiern. Lesejahr A. © 2004 Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, Stuttgart
Es segne uns der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der<br />
Heilige Geist.<br />
A: Amen.<br />
Alternative II:<br />
L: Gottes Segen komme zu uns Frauen und Männern,<br />
dass wir stark sind in unserer schöpferischen Kraft,<br />
dass wir mutig sind in unserem Recht.<br />
Gottes Segen komme zu uns Frauen und Männern,<br />
dass wir nein sagen, wo es nötig ist,<br />
dass wir ja sagen, wo es gut ist.<br />
Gottes Segen komme zu uns Frauen und Männern,<br />
dass wir schreien, wo Unrecht ist,<br />
dass wir schweigen, wo Entsetzen ist.<br />
Gottes Segen komme zu uns Frauen und Männern,<br />
dass wir Weisheit suchen und finden,<br />
dass wir Klugheit zeigen und geben.<br />
Gottes Segen komme zu uns Frauen und Männern,<br />
dass wir die Wirklichkeit verändern,<br />
dass wir das Lebendige fördern.<br />
Dass wir Gottes Reich errichten auf Erden!<br />
Quelle: Hanna Strack, Segen – Herberge in unwirtlicher Zeit, mit Scherenschnitten von Adelheid Strack-Richter,<br />
Pinnow/Schwerin, 4. Auflage 1998<br />
Es segne uns der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der<br />
Heilige Geist.<br />
A: Amen.<br />
Schlusslied<br />
Kündet allen in der Not (GL 106)<br />
In der Mitte der Nacht liegt der Anfang eines neuen Tags<br />
(Schwerter Liederbuch 266)<br />
Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht<br />
1
Bußgottesdienst im Advent<br />
2<br />
Vorbereitung:<br />
Die Grafik einer Waage wird kopiert, so dass für jede/n Teilnehmer/in<br />
eine vorhanden ist.<br />
Eröffnung<br />
Eingangslied<br />
„Komm, du Heiland aller Welt“ (GL 108)<br />
Kreuzzeichen<br />
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.<br />
Amen.
Einführung<br />
„Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten“<br />
Dieses Zitat aus dem Buch Jesaja begleitet uns während unseres<br />
adventlichen Bußgottesdienstes. Gerechtigkeit, von Gott durch<br />
den Propheten Jesaja verheißen, ist seine Gabe und Aufgabe<br />
des Menschen. In den Andenländern Lateinamerikas, auf die zu<br />
schauen uns die Bischöfliche Aktion ADVENIAT in diesem Jahr<br />
besonders einlädt, ist die Sehnsucht der Menschen nach Gerechtigkeit<br />
und die Notwendigkeit, menschenwürdige Lebensumstände<br />
zu schaffen, besonders groß. In Gedanken verbunden mit der<br />
Bevölkerung der Andenländer begrüßen wir nun Jesus Christus in<br />
unserer Mitte:<br />
Kyrieruf<br />
Herr Jesus Christus,<br />
Friedensfürst unserer Welt: du kennst die Not der Menschen.<br />
Erbarme dich unser.<br />
Herr Jesus Christus,<br />
Bruder der Menschen: du weißt um das Leid, das wir einander<br />
zufügen.<br />
Erbarme dich unser.<br />
Herr Jesus Christus,<br />
Heiland unserer Welt: du siehst die Brüche in unserem Leben.<br />
Erbarme dich unser.<br />
Gebet<br />
Guter Gott,<br />
wo du ankommst, wird das Leben hell.<br />
Deine Gegenwart stiftet Hoffnung unter den Menschen,<br />
deine Nähe ermutigt zum Leben.<br />
Hilf uns, die Zeichen deiner Ankunft zu erkennen und<br />
mitzuwirken an deinem Reich des Friedens und der Gerechtigkeit.<br />
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.<br />
Amen.<br />
Verkündigung<br />
Lesung<br />
1 Joh 4,16b-21<br />
Lied<br />
„Kündet allen in der Not“ (GL 106)<br />
Evangelium<br />
Lk 1,39-56 (Messlektionar III, 431)<br />
Bußgottesdienst im Advent
Bußgottesdienst im Advent<br />
Besinnung – Bekenntnis – Versöhnung<br />
Besinnung<br />
„Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten“<br />
Menschen mühen sich um Gerechtigkeit, Menschen schaffen<br />
Gesetze und Recht. Aber alles Wirken des Menschen bleibt Stückwerk,<br />
wenn nicht Gott selbst „richtet.“<br />
Wenn ein Richter eines Staates nach geltendem Gesetz ein Urteil<br />
spricht, dann „richtet“ er. Er stellt fest, was „Recht“ ist, was die<br />
geltende Ordnung und das Gesetz erfordern.<br />
Das Wort „richten“ bedeutet aber auch das „Richtigmachen“ oder<br />
Herrichten von Ungeordnetem. „Er / Sie wird es schon richten“,<br />
sagen wir dann von jemandem.<br />
Wenn wir nun mit dem Propheten Jesaja bekennen, dass Gott<br />
selbst für Gerechtigkeit sorgt, dann bedeutet es, dass Gott<br />
schwierige Lebensumstände, Krisen, Brüche des Lebens und<br />
Ungeordnetes richtig werden lässt.<br />
Wenn Gott Gerechtigkeit übt, bedeutet das: Gott macht „richtig“:<br />
Nach rückwärts gerichtet bedeutet Gottes Gerechtigkeit: die<br />
Schöpfung ist so angelegt, dass alle Menschen auf der Welt in gerechten<br />
und menschenwürdigen Verhältnissen leben könnten.<br />
Nach vorne gerichtet bedeutet Gottes Gerechtigkeit: Gott selbst<br />
wird Unrichtiges am Ende der Zeiten richten und er lädt uns ein,<br />
bereits jetzt unsere Möglichkeiten einzusetzen, um mit seiner Hilfe<br />
und nach seinem Willen schwierige Lebensumstände von Menschen<br />
zu verbessern – also zu richten. Maria besingt in ihrem Magnificat,<br />
wie es aussieht, wenn Gott die Welt richtet: Mächtige werden<br />
entmachtet, Niedrige werden erhöht, Hungrige werden reich<br />
beschenkt.<br />
Menschliche Gerechtigkeit knüpft dann an Gottes Idee der Gerechtigkeit<br />
an, wenn Leben, Würde und Freiheit für alle Menschen<br />
Maßstab des Handelns sind. Gerechtigkeit ist nicht allein das Befolgen<br />
menschlicher Gesetze. Der Prophet Jesaja beschreibt es mit<br />
den folgenden Worten:<br />
„Weh denen, die unheilvolle Gesetze erlassen und unerträgliche<br />
Vorschriften machen, um die Schwachen vom Gericht fernzuhalten<br />
und den Armen meines Volkes ihr Recht zu rauben, um die Witwen<br />
auszubeuten und die Waisen auszuplündern.“ (Jes 10,1f)<br />
Die Bischöfliche Aktion ADVENIAT nimmt in diesem Jahr bei ihren<br />
Hilfsaktionen besonders die indigene Bevölkerung der Andenstaaten<br />
in den Blick. Für uns selbstverständliche Menschenrechte<br />
wie Gleichheit vor dem Gesetz, politische Mitbestimmung, das<br />
Recht auf Bildung und auf Eigentum werden ihnen vorenthalten.<br />
In Ländern wie Peru, Bolivien und Kolumbien ist die Urbevölkerung,<br />
die so genannten Indígenas, häufig mangelernährt, eine schlechte<br />
Gesundheitsversorgung verursacht eine hohe Mütter- und Kindersterblichkeit.<br />
Die Alphabetisierungsrate der indigenen Bevölkerung<br />
ist niedrig, deshalb sind die Arbeitskräfte dieser Bevölkerungsgruppen<br />
häufig gering qualifiziert – ein Teufelskreis.
Christen in den Andenländern unterstützen die Indígenas bei ihrem<br />
Einsatz für ein Leben in Würde – Programme zur Alphabetisierung<br />
und Rechtsberatung sind hierfür Beispiele.<br />
„Wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben,<br />
den er nicht sieht.“ (1 Joh ,20) Im ersten Johannesbrief hörten wir,<br />
wie eng Gottesliebe und Nächstenliebe verknüpft sind. Gott selbst<br />
lädt uns ein, mitzubauen an seinem Reich der Gerechtigkeit und<br />
des Friedens, indem wir durch unser Engagement schwierige Lebensumstände<br />
von Menschen richten, d.h. richtig machen, so dass<br />
Hoffnung, Perspektive und Lebendigkeit wachsen können.<br />
Nehmen wir uns jetzt Zeit für eine Besinnung, um nachzuforschen,<br />
wo wir beigetragen haben und beitragen zu Gottes Gerechtigkeit,<br />
aber auch, wo wir, durch eigene Interessen beeinflusst, Gottes Gerechtigkeit<br />
im Wege standen und vielleicht immer noch stehen.<br />
Die folgenden Impulse werden langsam in eine meditative Begleitmusik<br />
hineingesprochen:<br />
Ich bringe vor Gott Momente meines Lebens, in denen ich Ungerechtigkeit<br />
gegenüber anderen wahrgenommen habe, aber mich<br />
nicht stark genug fühlte, etwas zu ändern.<br />
- Stille -<br />
Ich schaue zurück und trage vor Gott Zeiten und Situationen, in<br />
denen ich selbst vorsätzlich ungerecht war.<br />
- Stille -<br />
Ich bedenke Handlungen, in denen mir im Nachhinein aufging,<br />
dass mein Handeln anderen Freiheit und Lebensperspektive genommen<br />
hat.<br />
- Stille -<br />
Ich trage vor Gott meine Erfahrungen mit menschlichen Formen<br />
von Gerechtigkeit, die bei mir ein Gefühl von Friedlosigkeit entstehen<br />
ließen.<br />
- Stille -<br />
Ich trage vor Gott meine tiefe Sehnsucht nach Gerechtigkeit und<br />
mein Zögern, mich dafür starkzumachen.<br />
- Stille -<br />
Allgemeines Schuldbekenntnis<br />
Bekennen wir gemeinsam vor Gott unsere Schuld (GL 353,4)<br />
Bußgottesdienst im Advent
Bußgottesdienst im Advent<br />
Die Grafik wird an die Gottesdienstteilnehmer/innen<br />
ausgeteilt.<br />
Symbolhandlung<br />
Das Symbol der Gerechtigkeit ist die Waage.<br />
Ich lade Sie ein, dieses Bild mit nach Hause zu nehmen und dort<br />
aufzuhängen, wo Sie es täglich sehen. Es lädt in den Tagen des<br />
Advent ein, im eigenen Alltag nachzuspüren, wo Sie Ihre Möglichkeiten,<br />
am Reich des Friedens und der Gerechtigkeit mitzubauen,<br />
noch nicht entfaltet haben. Und es lädt ein, sich einzusetzen für ein<br />
Wachsen dieses Gottesreiches, sei es, dass Sie in Ihrem unmittelbaren<br />
Umfeld etwas richten, das ungeordnet ist, sei es, dass Sie<br />
sich engagieren für menschenwürdige Lebensumstände, z. B. in<br />
den Andenländern oder irgendwo in der Welt. In der Zeit der Besinnung<br />
ist Ihnen vielleicht schon etwas bewusst geworden, das Sie<br />
gerne in der Welt und auch in Ihrem eigenen Leben ändern möchten.<br />
Die Waage kann Sie an diesen Vorsatz erinnern.<br />
In einem Moment des Innehaltens wird – begleitet von Meditationsmusik<br />
– der folgende Text gelesen.<br />
Die Barmherzigen sind leise<br />
Die Barmherzigen sind leise.<br />
Sie fallen nicht auf.<br />
Sie machen kein Aufhebens von sich.<br />
Sie streben nicht nach oben.<br />
Sie beugen sich nach unten.<br />
Zu dem, der ihrer bedarf.<br />
Sie stellen sich auf die gleiche Stufe,<br />
sie sind neben ihm,<br />
nicht über ihm.<br />
Sie richten ihn auf,<br />
in seine Würde als Mensch,<br />
in den aufrechten Gang,<br />
in das Ebenbild Gottes.<br />
Die Barmherzigen sind still.<br />
Sie machen keine „Karriere nach oben“.<br />
Ihr Leben ist eine „Karriere nach unten“.<br />
In ihnen wurzelt das Reich Gottes.<br />
In ihnen wächst es<br />
und wird groß.<br />
Denn der Mensch ist nie so groß<br />
als wenn er kniet.<br />
Papst Johannes XXIII.<br />
Friedensgruß<br />
Wir sind eingeladen, am Reich Gottes, am Reich des Friedens und<br />
der Gerechtigkeit mitzuwirken. Wenn wir nun einander die Hand<br />
zum Friedensgruß reichen, gehen wir einen Schritt auf diesem Weg.<br />
Dazu lade ich Sie herzlich ein:<br />
Geben wir nun einander ein Zeichen des Friedens und der Gemeinschaft.
Lied zum Friedensgruß<br />
„Lasst uns den Weg der Gerechtigkeit gehn“<br />
Fürbitten<br />
Gott macht seine Schöpfung richtig, er hilft den Notleidenden<br />
und erhöht die Niedrigen. Davon singt Maria in einem Lied,<br />
dem Magnifikat<br />
Beten wir mit ihr zu Gott:<br />
› Für alle von Krankheit und Leid gezeichneten Menschen -<br />
Lasset zum Herrn uns beten: Herr, erbarme dich GL ,<br />
› Für Menschen ohne Heimat und Obdach, ohne Gesundheitsversorgung<br />
und ohne die Chance auf Bildung -<br />
› Für Menschen, denen die Lebensgrundlage entzogen wird und<br />
denen zu einem menschenwürdigen Leben das Nötigste fehlt -<br />
› Für die Menschen in den Andenländern, die sich für Gerechtigkeit<br />
und Menschenwürde einsetzen -<br />
› Für alle Menschen, die sich dafür einsetzen, dass das Gottesreich<br />
sich ausbreitet und Gerechtigkeit wächst -<br />
Vaterunser<br />
Alle unsere Bitten fließen ein in das Gebet, das der Herr uns zu<br />
beten gelehrt hat:<br />
Vater unser im Himmel, …<br />
Schlussgebet<br />
Barmherziger Gott,<br />
du hast deinen Sohn in die Welt gesandt,<br />
damit sich Gerechtigkeit und Frieden ausbreiten.<br />
Schenke allen, die auf deine Hilfe warten,<br />
die Freiheit des neuen Lebens.<br />
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus,<br />
unseren Bruder und Herrn,<br />
der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir<br />
lebt und Leben spendet in alle Ewigkeit. Amen.<br />
Abschluss<br />
Schlusssegen<br />
(Laien sprechen den Segen in der „uns“-Form)<br />
Der Herr segne und behüte euch;<br />
der Herr lasse sein Angesicht über euch leuchten<br />
und sei euch gnädig;<br />
der Herr wende euch sein Antlitz zu<br />
und schenke euch seinen Frieden.<br />
Das gewähre euch der dreieinige Gott,<br />
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.<br />
Amen.<br />
Schlusslied<br />
„Sonne der Gerechtigkeit“ (GL 644)<br />
Bußgottesdienst im Advent
Elemente für die Eucharistiefeier<br />
am Hochfest der Geburt des<br />
Herrn <strong>2007</strong><br />
Einführung<br />
P: Schwestern und Brüder, das Kind in der Krippe gibt uns Grund<br />
zur Freude. Christi Geburt lässt uns hoffen, dass in der Welt, in der<br />
wir leben, Gerechtigkeit und Frieden, Versöhnung und gegenseitige<br />
Wertschätzung möglich sind. Gott ist die Liebe, und er ist einer<br />
von uns geworden. Das Wissen darum hat uns heute hier zusammengeführt.<br />
Jesus Christus ist in unserer Mitte. Rufen wir ihn an.<br />
[Besinnen wir uns auf alles, was in unserem Leben der Liebe widersprach,<br />
und bitten wir den Herrn um sein Erbarmen. -- Stille --]
Kyrie-Rufe<br />
I.<br />
P / V: Herr Jesus Christus, du bist das Licht in den Dunkelheiten der<br />
Welt. Herr, erbarme dich.<br />
A: Herr, erbarme dich.<br />
P / V: Du bist der Bruder aller Menschen. Christus, erbarme dich.<br />
A: Christus, erbarme dich.<br />
P / V: Du bist das Ziel aller menschlichen Wege. Herr, erbarme dich.<br />
A: Herr, erbarme dich.<br />
II.<br />
P / V: Herr Jesus Christus, geboren aus der Jungfrau Maria, du bist<br />
der Retter der Welt. Herr, erbarme dich.<br />
A: Herr, erbarme dich.<br />
P / V: In dir erkennen wir die Liebe und die Sorge des Vaters für alle<br />
Menschen. Christus, erbarme dich.<br />
A: Christus, erbarme dich.<br />
P / V: Dein Evangelium weist uns den Weg zum Leben in Gerechtigkeit<br />
und Frieden. Herr, erbarme dich.<br />
A: Herr, erbarme dich.<br />
[P: Der Herr erbarme sich unser. Er nehme von uns Sünde und<br />
Schuld, damit wir mit reinem Herzen diese Feier begehen.]<br />
Fürbitten<br />
I.<br />
P: Schwestern und Brüder, Recht und Gerechtigkeit sind die Stützen<br />
des messianischen Reiches, das Jesus Christus gebracht hat.<br />
Beten wir, dass sie das Zusammenleben der Menschen in unseren<br />
Tagen prägen.<br />
V: Lasst uns beten, dass die Kirche überall ohne Behinderung und<br />
Verfolgung die Weihnachtsbotschaft verkünden, das Lebensrecht<br />
und die Würde der Menschen verteidigen und Zeugnis geben kann<br />
von ihrer Hoffnung.<br />
-- Stille --<br />
Ruf: K/V: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns. (GL 358,2)<br />
Oder: K / A: Erhöre uns, Christus.<br />
Oder: K / A: Du sei bei uns, in unsrer Mitte, höre du uns, Gott.<br />
(UW 127)<br />
Oder: K / A: Seht, unser König kommt; er bringt seinem Volk<br />
den Frieden. (GL 152,1)<br />
Elemente für die Eucharistiefeier
Elemente für die Eucharistiefeier<br />
0<br />
V: Beten wir für Bethlehem und das ganze Heilige Land, dass die<br />
Heiligen Stätten Juden, Christen und Muslime immer neu nach<br />
dem Heilswillen Gottes fragen lassen und Anstoß geben, die Würde<br />
und Freiheit jedes Menschen zu respektieren.<br />
V: Bitten wir, dass Terrorakte und Kriege ein Ende haben und Vernunft<br />
und Gerechtigkeit in allen Regionen der Erde das Leben der<br />
Völker und Gruppen bestimmen.<br />
V: Lasst uns beten für die Vertriebenen und Entwurzelten, die in<br />
Notunterkünften, in Lagern oder auf der Straße das Weihnachtsfest<br />
feiern müssen, dass sie dauerhafte Hilfe und ein sicheres Zuhause<br />
erhalten.<br />
V: Beten wir für die unter uns, denen Krankheit und Sorgen um<br />
ihre Familienangehörigen, Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Not<br />
die Weihnachtsfreude trüben, dass sie Unterstützung finden und<br />
die Botschaft von der Menschwerdung Gottes ihre Zuversicht und<br />
ihren Lebenswillen stärkt.<br />
V: Beten wir für die Kirche in Lateinamerika, dass sie ihre Stimme<br />
erheben und wirksame Initiativen ergreifen kann, wo Rechte verwehrt<br />
und ungerechte Verhältnisse geduldet werden.<br />
P: Vater im Himmel, auf menschliche Weise hast du uns in Jesus<br />
Christus, deinem Sohn, die Wege zu Gerechtigkeit und Frieden<br />
gelehrt. Hilf uns und allen Menschen, sie zu gehen und die Fülle<br />
des Lebens zu erahnen, die du uns verheißen hast in ihm, unserem<br />
Bruder und Herrn, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
A: Amen.<br />
II.<br />
P: Schwestern und Brüder! „Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist<br />
uns geschenkt. Auf seinen Schultern ruht die Weltherrschaft“. So<br />
heißt es beim Propheten Jesaja. Im Sohn der Jungfrau Maria hat<br />
sich diese Verheißung in ungeahnter Weise erfüllt. Zu ihm lasst uns<br />
beten für unsere Zeit.<br />
V: Jesus Christus, Retter der Welt, stärke die Glieder der Kirche in<br />
dem Bemühen, dein Evangelium den Menschen weiterzusagen und<br />
durch ihr Leben zu bezeugen.<br />
Ruf: V oder K: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.<br />
(GL 358,2)<br />
Oder: K / A: Erhöre uns, Christus.<br />
Oder: K / A: Herr, erbarme dich, erbarm dich unser, erbarme dich<br />
unserer Zeit. (UW 150)<br />
V: Jesus Christus, Gottes und Marien Sohn, sei denen nahe, die in<br />
diesen Tagen ihre Einsamkeit, ihre Leere und ihren Wunsch nach
Verständnis und Anerkennung besonders deutlich spüren; sende<br />
ihnen den Geist, der Menschen ermutigt und zueinander führt.<br />
V: Jesus Christus, wunderbarer Ratgeber, erleuchte und stärke<br />
die Jugendlichen, die ihre Fähigkeiten und Chancen zu entdecken<br />
suchen, und begleite die Eltern bei ihrem Bemühen, ihre Kinder zu<br />
guten Menschen zu erziehen.<br />
V: Jesus Christus, Fürst des Friedens, hilf, Terror, Gewalt und Krieg<br />
auf unserer Erde zu überwinden und in allen Ländern ein friedliches<br />
und sicheres Leben zu ermöglichen.<br />
V: Jesus Christus, Licht der Welt, erleuchte alle, die in Politik und<br />
Wissenschaft, in Konzernen und Banken die Lebensverhältnisse<br />
der Menschen mitbestimmen, dass sie ihrer sozialen Verantwortung<br />
gerecht werden können.<br />
V: Jesus Christus, starker Gott, hilf, dass die Würde des Menschen<br />
überall gewahrt wird und der Schutz der Umwelt auch künftigen<br />
Generationen ein sicheres und gesundes Leben ermöglicht.<br />
V: Jesus Christus, Sohn Davids, gib der Kirche in Lateinamerika die<br />
Kraft, unerschrocken für Recht und Gerechtigkeit einzutreten und<br />
Stimme derer zu sein, die unter gesellschaftlichen Fehlentwicklungen<br />
leiden.<br />
P: Vater im Himmel, in Jesus hast du uns deine unausdenkbare<br />
Güte und Menschenliebe offenbart. Er weiß um unsere Sorgen und<br />
Freuden und ist unser Fürsprecher bei dir. Mit ihm sei dir Dank und<br />
Ehre in Ewigkeit.<br />
A: Amen.<br />
Hinweis zur Kollekte<br />
„Tauet, Himmel, den Gerechten“ haben wir im Advent gesungen.<br />
Heute feiern wir die Geburt dieses Gerechten. „Gerechtigkeit,<br />
jetzt und für alle Zeiten“ ist sein und unser Programm. Am Weihnachtsfest<br />
geht der Blick der katholischen Kirche in Deutschland<br />
besonders nach Lateinamerika, in diesem Jahr vor allem zu den<br />
Indios der Andenstaaten. Mit ihnen sind wir in der Eucharistiefeier<br />
verbunden. Mit Ihrem Gebet und Ihrer Kollektengabe für die<br />
Bischöfliche Aktion ADVENIAT, Schwestern und Brüder, unterstützen<br />
Sie das dortige kirchliche Bemühen um Gerechtigkeit und<br />
bessere Lebensbedingungen für die Benachteiligten.<br />
Elemente für die Eucharistiefeier<br />
1
[ BIBELARBEIT ]
Bibelstunde für Anfänger<br />
Text: Constanze Bandowski<br />
Im Bibelzentrum der Steyler Missionare in Quito,<br />
Ecuador, geht es hoch her. 50 Männer und Frauen<br />
schwirren durch den Seminarraum, hantieren mit Stoffen,<br />
Palmwedeln und schlichten Requisiten. Zehn von<br />
ihnen hüllen sich in weiße Tücher und bunte Schärpen.<br />
Andere legen mit Toilettenpapier die Umrisse<br />
eines Hauses in Judäa in der Mitte des Raumes nach.<br />
Ein grüner Schal wird zum Teppich, eine Amphore aus<br />
Ton steht bereit, ein Paar tritt durch die imaginäre Tür.<br />
Padre Lauren Fernández greift zur Gitarre. Die Schauspieler<br />
klatschen, sie singen und tanzen, aber auch das<br />
Plenum ist voll dabei.<br />
Theaterszenen, Gesang und dynamische Spiele<br />
bilden einen wesentlichen Teil der Bibelkurse des Steyler<br />
Ordens in Ecuador. „Hier geht es um eine erste Einführung<br />
in die Bibel“, erklärt Padre Lauren. Die soll<br />
Spaß machen und motivieren, am Ball zu bleiben, damit<br />
das Wort Gottes als Instrument der Befreiung aktiv<br />
gelebt werden kann. In einem Land, in dem die Hälfte<br />
der 13,5 Millionen Einwohner in Armut lebt, in dem<br />
Korruption, Diskriminierung und soziale Ungerechtigkeit<br />
den Alltag beherrschen und aus dem täglich mehr<br />
Menschen abwandern, um ihr Geld illegal im Ausland<br />
zu erwerben, ist das Thema Befreiung von höchster<br />
Aktualität. Die Steyler Missionare wollen mit ihrem<br />
umfassenden Bildungsprogramm die Bevölkerung aufrütteln<br />
und mitreißen, an die Botschaft Jesu Christi zu<br />
glauben und ihre Zukunft selbst zu gestalten.<br />
Die Kursteilnehmer sind einfache Leute. Sie<br />
kommen aus Ecuador, Peru, Kolumbien und Guatemala.<br />
Als Gemeindehelfer, Katecheten, Ordensfrauen<br />
oder Seminaristen werden sie nach 13 Unterrichtseinheiten<br />
in ihren Pfarreien Basisbibelarbeit leisten. Das<br />
pädagogische Material, das sie in diesen zwei Wochen<br />
durcharbeiten und das ADVENIAT finanziert, wird ihnen<br />
dabei nützlich sein.<br />
Das heutige Thema lautet: „Jesus: sein Land,<br />
sein Volk, sein Leben und sein Projekt.“ Während Padre<br />
Lauren im Seminarraum die Bevölkerungsschichten<br />
in einer Pyramide auf dem Fußboden anordnen lässt,<br />
führt Alexander Sitter durch die Bibliothek. In dunklen<br />
Regalen stapeln sich verschiedene Ausgaben der Bibel,<br />
Musik-CDs, Bücher und Hefte. Der deutsche Laienmissionar<br />
zieht einen gelben Umschlag heraus und<br />
zeigt das Material der jetzigen Unterrichtseinheit: Plakate<br />
mit einfachen Zeichnungen und wenigen Worten.<br />
Anleitungen für Diskussionen und Spiel. Dazu das jeweilige<br />
Buch mit Texten, Bibelstellen, Karten und Skizzen.<br />
„Die Materialien verdeutlichen die Zusammenhänge<br />
sehr gut“, sagt der Jugendseelsorger aus dem<br />
Dekanat Hammelburg, der sich für drei Jahre mit seiner<br />
Familie in Ecuador verpflichtet hat.<br />
„Mir geht es darum, mein biblisches Wissen mit<br />
dem Alltag der armen Bevölkerung zu verbinden“,<br />
meint der 38-Jährige und findet, dass er im Bibelzentrum<br />
genau richtig gelandet ist. Denn das siebenköpfige<br />
Team aus Quito unterrichtet nicht nur in der Hauptstadt:<br />
Die meiste Zeit verbringen Sitter, sein Frau Sabine<br />
und die Kollegen an der Basis auf dem Land. So erreichen<br />
sie noch mehr Multiplikatoren für ihre Mission:<br />
Gerechtigkeit schaffen durch Basisgemeinden.
Bibelarbeit zum Leitwort der<br />
ADVENIAT-Aktion <strong>2007</strong><br />
» Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten!« [Jes 9,6]<br />
Text: Pirmin Spiegel<br />
Das Leitwort umfasst einerseits eine sehr weite und<br />
universale Kategorie: „Gerechtigkeit, jetzt und für alle<br />
Zeiten.“ Eine gerechte Welt ist eine auf ihren göttlichen<br />
Ursprung hin (Gen 2,8) transparente Welt, in<br />
der niemand ausgeschlossen ist von Erlösung und Heil:<br />
Gerechtigkeit in Liebe für alle Menschen und für die<br />
ganze Schöpfung. Zugleich wird das Thema konkret,<br />
nahe und aktuell. Es wirbt dafür, die heute „unter die<br />
Räuber Gefallenen“ (Lk 10,25-37) nicht liegen zu lassen<br />
und die Strukturen zu entdecken und zu ändern,<br />
die Menschen ausgrenzen und zu Opfern machen.<br />
1.Vorbereitung und Beginn<br />
der Bibelarbeit<br />
›<br />
›<br />
›<br />
›<br />
Eine Kerze anzünden in dunkler Umgebung –<br />
Symbol des Wartens.<br />
Mit Sympathie die Teilnehmenden empfangen,<br />
damit sie sich zu Hause wissen.<br />
Adventliche instrumentelle Musik, während die<br />
Teilnehmenden kommen.<br />
Ein Lied oder ein Gebet zum Advent. (Diese Bibelarbeit<br />
will einen Beitrag leisten, um an die Wurzeln<br />
des Weihnachtsfestes zu gelangen, zur Freude über<br />
die Geburt Jesu. Seine Gegenwart bringt uns eine<br />
andere Gerechtigkeit – im Unterwegs zu einer anderen<br />
möglichen und notwendigen Welt, zu einem<br />
gerechteren und miteinander geteilten Leben).
Bibelarbeit<br />
2.Lektüre der Wirklichkeit<br />
In einem ersten Schritt schauen wir auf unsere Welt, lokal<br />
und international, mit den Augen Jesu und all der<br />
Menschen, die müde und erschöpft sind, wie Schafe,<br />
die keinen Hirten haben (vgl. Mt 9,36). Es geht darum,<br />
von der Wirklichkeit auszugehen, sie näher kennen zu<br />
lernen, sie tiefer zu verstehen und sie zu hinterfragen.<br />
Wir beginnen mit der Lektüre aus dem Text des Lebens.<br />
Uns ist bewusst, wie die Situation der Welt ist,<br />
die wir durchleben.<br />
Die Menschen der Bibel stellten viele Fragen<br />
über das Leben. Mit Gottes Hilfe suchten und fanden<br />
sie Antworten. Die Herausforderungen und Fragen<br />
dieser Bibelarbeit drehen sich um ‚Gerechtigkeit’, entsprechend<br />
dem Leitwort der ADVENIAT-Aktion.<br />
Einige Impulse im Kontext des Themas Gerechtigkeit<br />
folgen. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />
sind eingeladen, diese durch weitere Beispiele und Erfahrungen<br />
zu ergänzen.<br />
› Wichtig ist, dass den 1,7 Milliarden der Menschheit,<br />
die über ihre Verhältnisse leben, jeweils auch<br />
die 4,6 Milliarden zu Bewusstsein gebracht werden,<br />
die in großer Armut leben.<br />
› Menschen sind auf der Suche nach Gerechtigkeit,<br />
nach menschenwürdigen Lebensbedingungen, nach<br />
reinen Überlebensmöglichkeiten (Migrationsbewegungen;<br />
vgl. die ADVENIAT-Aktion 2006).<br />
› Wir sind fähig, die maximale Last eines Schiffes zu<br />
berechnen; ebenso den höchsten Widerstand, den<br />
eine Brücke aushalten kann. Anscheinend schaffen<br />
wir es nicht zu erfassen, welche die Höchstlast für<br />
die Schultern von Menschen ist.<br />
› Wir sprechen von einer Ersten, Zweiten, Dritten,<br />
gar Vierten Welt! Als Christen können wir immer<br />
wieder das Teilen in Erinnerung rufen und selbst<br />
praktizieren.<br />
› Millionen landloser Bauern in Brasilien fordern<br />
und singen: „Wir wollen Land (zum Arbeiten) auf<br />
dieser Erde, denn im Himmel haben wir bereits<br />
unser Land.“<br />
› „Sie (die Eroberer / Eindringlinge) kamen (nach<br />
Lateinamerika), um unsere Blumen vermodern zu<br />
sehen, damit allein ihre eigene Blume lebe“ (Maia<br />
C.B. Chumayel).<br />
› ... (Zusammentragen weiterer Erfahrungen – wer<br />
kennt nähere Fakten und Einzelheiten – wer leidet<br />
unter diesen Situationen – wer sind die Gewinner) ...<br />
Verschiedene Arten gibt es, auf unsere Welt zu schauen.<br />
Eine ist die von außen, wie Neil Armstrong im Jahre<br />
1969, als er vom Mond aus auf die Erde blickte, in<br />
einer Art Außenperspektive.<br />
Eine andere Art ist die, von den Machtzentren<br />
der Welt auf sie zu schauen und von dort her Konzepte<br />
und Rezepte zu erarbeiten, die einer ökonomischen<br />
Vernunft entsprechen und vom Konkurrenzdenken her<br />
geprägt sind.<br />
Wir können die Welt betrachten aus der Perspektive<br />
der Vergessenen, der Ausgeschlossenen; aus<br />
der Sicht jener, für die in der Herberge kein Platz ist,<br />
für die es in der Welt kein Zuhause gibt und keine Bürgerrechte<br />
existieren.<br />
Jeder Standort hat Konsequenzen für das eigene<br />
Leben und Tun; jede dieser Perspektiven führt zu sehr<br />
unterschiedlichen Interpretationen. Unser Denken ist<br />
beeinflusst von dem Ort, an dem wir leben, und dem<br />
Tisch, von dem wir essen. Diese Bibelarbeit lädt ein,<br />
unsere Welt mit den Augen derer zu lesen zu versuchen,<br />
durch die Gott in besonderer Weise gegenwärtig<br />
ist: der Kranken, der Ausgeschlossenen, der Obdachlosen,<br />
der geschundenen Menschen (vgl. Lk 4,18ff;<br />
Mt 5,3-12; Mt 25,31-46). In unserem Alltagsgeschehen<br />
selbst werden gerade sie als wenig produktiv und<br />
überflüssig angesehen.<br />
3.Lektüre der Bibel<br />
Meditieren und Verstehen des Bibeltextes<br />
Eine Frage, die uns das Leben aufgibt, bei der es um<br />
würdig zu leben und ums Überleben geht, haben wir<br />
uns vergegenwärtigt: die Frage nach der Gerechtigkeit.<br />
Mit Hilfe der Bibel wollen wir zu dieser Frage<br />
eine Antwort erhalten, eine verborgene Kraftquelle<br />
entdecken. „Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten“<br />
(Jes 9,6). „Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer<br />
ist ...“ (Mt 5,20). Die Bibel will Erfahrungen und<br />
Lebenssituationen von Kreuz und Tod umwandeln in<br />
Hoffnung und Leben. Der tiefste Grund ist nicht, die<br />
Bibel zu interpretieren, sondern mit ihrer Hilfe unser<br />
Leben.<br />
In diesem Fall lesen wir den Bibeltext nicht, um<br />
unser Wissen zu vermehren. Wir lesen, um zu hören,<br />
was Gott uns sagen will. Das ist ein Lesen mit jener<br />
Haltung, die der alte Eli Samuel anrät: „Rede, Herr,<br />
dein Diener hört.“ Oder die Haltung Marias: „Mir geschehe<br />
nach deinem Wort.“<br />
Dazu erbitten wir die Hilfe des Heiligen Geistes<br />
(z.B. aus dem Gotteslob: „Komm, Heilger Geist,<br />
der Leben schafft, erfülle uns mit deiner Kraft. Dein<br />
Schöpferwort rief uns zum Sein: nun hauch uns Gottes<br />
Odem ein).
Wir lesen nie allein einen Bibeltext, sondern sind<br />
verbunden mit vielen anderen, die bereits vor uns „Tag<br />
und Nacht das Gesetz des Herrn meditierten.“ Mittels<br />
der Lektüre treten wir in die lange Geschichte der<br />
Kirche ein, die im Bibellesen bereits einen guten Weg<br />
hinter sich hat.<br />
Eine gute Haltung ist die, zu hören, was der Text<br />
besagt, und nicht zum Text zu sagen, was wir daraus<br />
hören wollen. Einen Dialog führen mit dem Text, um<br />
seinen Sinn zu aktualisieren und unser Leben zu durchdringen.<br />
Lektüre des Textes von Jesaja 9,1-6<br />
Einladung zu einem Moment der Stille; eventuell ein<br />
zweites Lesen des Textes<br />
Fragen zur Reflexion:<br />
› Welche Textstelle mochten Sie am liebsten, was trat<br />
besonders hervor? Wo dachten Sie: das ist richtig,<br />
ich freue mich, das zu hören?<br />
› Welche Situation und Wirklichkeit der Bevölkerung<br />
scheint im Text durch?<br />
› Wie ist die Haltung des Propheten im Hinblick auf<br />
diese Wirklichkeit?<br />
› Welche Gesichtszüge Gottes sprechen aus diesen<br />
Versen?<br />
› Erinnern Sie sich an weitere Texte der Bibel, die<br />
sich um dieses Thema annehmen?<br />
› Gibt es Ereignisse in Ihrem eigenen Leben oder in<br />
der Geschichte, die dieser Text wachruft?<br />
› Wird unser Verhalten durch den Bibeltext korrigiert?<br />
› Welche Handlungsmöglichkeiten stehen uns vor<br />
Augen, um „Gerechtigkeit, jetzt und für alle<br />
Zeiten“ hervorzurufen?<br />
Was sagen die Medien zu diesem Thema?<br />
›<br />
»Komm, Heilger Geist, der Leben<br />
schafft, erfülle uns mit deiner<br />
Kraft. Dein Schöpferwort rief uns<br />
zum Sein: nun hauch uns Gottes<br />
Odem ein.«<br />
4.Das Wort Gottes feiern<br />
und leben<br />
Bibelarbeit<br />
Das Lesen der Bibel ist nicht nur ein Schauen in die<br />
Vergangenheit, sondern ebenso ein Spiegel unseres<br />
heutigen Lebens. Der Dialog mit Gott und die Meditation<br />
seines Wortes kann wie ein Regen sein, der reinigt,<br />
frisch macht und Spuren hinterlässt. „Denn wie<br />
der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht<br />
dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und sie<br />
zum Keimen und Sprossen bringt, ... so ist es auch mit<br />
dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht<br />
leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will und<br />
erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe“ (Jes<br />
55,10-11). Was tun an den Orten, in denen wir leben?<br />
Welche Spur oder welche Geste kann diese Bibelarbeit<br />
in meinem und unserem gemeindlichen Leben hinterlassen?<br />
Das gemeinsame Lesen und Meditieren des<br />
Wortes Gottes ermöglicht:<br />
› unsere persönliche und gemeinschaftliche<br />
Geschichte neu zu betrachten,<br />
› eine neue Qualität in unseren Beziehungen<br />
zu leben,<br />
› Schieflagen zwischen Bevölkerungsgruppen,<br />
ungleiche Chancen und Risiken von Wohlhabenden<br />
und Armen benennend zu verändern,<br />
› ein an der Gemeinschaft orientiertes, solidarisches<br />
Handeln,<br />
› Gerechtigkeit als Respekt vor den anderen als<br />
gleichberechtigte Mitbürger und Mitbürgerinnen<br />
einer Gesellschaft,<br />
› eine ‚fürsorgende Gerechtigkeit’ als ein Kerngeschäft<br />
des Christseins,
Bibelarbeit<br />
›<br />
›<br />
im Unterwegssein die Suche nach der größeren<br />
Gerechtigkeit greifbar zu machen,<br />
den Glauben wachzuhalten, dass eine andere Welt<br />
möglich ist und wir uns deshalb nicht mit der Welt<br />
abfinden wollen, so wie sie ist.<br />
Als Antwort auf das Hören des Wortes Gottes schließen<br />
wir die Bibelarbeit mit Fürbitten, dem gemeinsamen<br />
Beten eines Psalms und einem Lied ab. Die Antwort<br />
auf die spontanen Fürbitten ist: ‚Erleuchte, Herr,<br />
unser Leben’.<br />
Psalm 85, 8-14<br />
„Erweise uns, Herr, deine Huld, und gewähre uns<br />
dein Heil!<br />
Ich will hören, was Gott redet: Frieden verkündet der<br />
Herr seinem Volk und seinen Frommen, den Menschen<br />
mit redlichem Herzen.<br />
Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten. Seine Herrlichkeit<br />
wohne in unserem Land.<br />
Es begegnen einander Huld und Treue; Gerechtigkeit<br />
und Friede küssen sich.<br />
Treue sprosst aus der Erde empor; Gerechtigkeit blickt<br />
vom Himmel hernieder.<br />
Auch spendet der Herr dann Segen, und unser Land<br />
gibt seinen Ertrag.<br />
Gerechtigkeit geht vor ihm her, und Heil folgt der Spur<br />
seiner Schritte.“<br />
Lied zum Schluss.<br />
Informationen zur Bibelstelle<br />
von Jesaja 9<br />
Propheten jener Zeit – Amos, Hosea, Micha, Jesaja –<br />
erheben ihre Stimme jeweils auf ihre spezifische Art gegen<br />
eine korrupte Monarchie, gegen hohe Tribute, gegen<br />
das Abrücken und den Verrat am Bundesschluss.<br />
In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts vor<br />
Christus konsolidiert sich eine neue Weltmacht: Assyrien.<br />
Wo diese Weltmacht gegenwärtig ist, sät sie<br />
Angst, Terror und Tod; Witwen und Waisen nehmen<br />
zu, Ergebnisse des Krieges. Um Volksaufstände zu vermeiden,<br />
werden von den Assyrern Menschen deportiert.<br />
Zunächst verbinden sich, mit Ausnahme Judas,<br />
die regionalen Mächte gegen die Weltmacht. Juda (der<br />
König Judas) versucht zu Beginn eine Art Neutralitätspolitik<br />
gegenüber den Assyrern, um der Großmacht<br />
keinen Vorwand zur Invasion zu geben. Dafür zahlt<br />
Juda einen hohen Preis, indem es Tributzahlungen leis-<br />
tet und ein Vasallendasein akzeptiert. Langsam stimmt<br />
auch Juda in die Revolte gegen die Assyrer ein.<br />
Im Jahr 732 v. Chr. nimmt der Assyrerkönig zwei<br />
Gebiete im Nordreich ein. Die Situation der Bevölkerung<br />
wird von Jesaja beschrieben als ein „Volk, das<br />
im Dunkel lebt“ und im Land „der Finsternis wohnt“.<br />
Der Prophet kündigt an, dass Gott seinem Volk die<br />
Treue hält, dass ihm ein „helles Licht“ aufgehen wird,<br />
das Licht neuen Lebens, vergleichbar mit dem Schöpfungsbeginn,<br />
als Gott das Chaos ordnet. Die Befreiung<br />
beschreibt er als große Freude, so „wie man sich<br />
freut bei der Ernte“ und jubelt beim Verteilen der Beute,<br />
weil man das zurückerhält, was der Feind geraubt<br />
und geplündert hatte. Mit dem Kriegsende wird auch<br />
das „drückende Joch“ zu Ende sein: Gott bricht „den<br />
Stock des Treibers.“ Nicht nur die Weltmacht Assur<br />
wird besiegt, nicht nur wird „jeder Mantel, der mit<br />
Blut befleckt ist, ein Fraß des Feuers“, es wird überhaupt<br />
keinen Krieg mehr geben: Frieden ohne Ende,<br />
Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten. Garant dafür<br />
ist ein noch ungeborenes Kind. Eine neue, andere Zukunft<br />
tut sich auf ...<br />
Die Christen lesen diesen Text im Lichte der<br />
Geburt, des Lebens, des Todes und der Auferstehung<br />
Jesu; unmittelbar können sie die Bergpredigt ins Auge<br />
fassen.<br />
Die Ankündigung Jesajas war offen geblieben,<br />
in einer hoffenden Erwartung. Im Licht der Geburt<br />
Jesu sehen die Christen und Christinnen die Einlösung<br />
dieses Versprechens.<br />
Natürlich bleibt die Frage: Warum gelingt es uns<br />
anscheinend so wenig, ein großes Feuer zu entzünden,<br />
um - in den Worten des Propheten - alles darin zu verbrennen,<br />
was Menschen ausgrenzt und ihrer Würde<br />
beraubt?
Vorankündigung zur<br />
ADVENIAT-Aktion 2008<br />
Ab dem kommenden Jahr plant ADVENIAT die bundesweite<br />
Einführung eines neuen Angebots für Pfarrgemeinden: die Erstellung<br />
eines gemeinsamen Spendenbriefes an alle Gemeindemitglieder.<br />
Nach dem Motto „Einmal spenden. Zweimal helfen!“ sollen die<br />
Spenden aus dieser Aktion je zur Hälfte einem Gemeindeprojekt und<br />
den ADVENIAT-Projektpartnern in Lateinamerika zugute kommen.<br />
Verteilt werden soll der Spendenbrief per Hauswurfsendung in der<br />
Woche vor dem ersten Advent. Die Gemeinden können so auch die<br />
Menschen erreichen, die die Weihnachtsgottesdienste nicht besuchen<br />
können.<br />
ADVENIAT möchte die Gemeinden mit diesem so genannten<br />
„Kombi-Mailing“ aktiv beim Einwerben von Spenden für eigene<br />
Vorhaben unterstützen. Um praktische Erfahrungen mit einer solchen<br />
Aktion zu sammeln, wird sie im Rahmen der ADVENIAT-<br />
Aktion <strong>2007</strong> zunächst in den (Erz-)Diözesen Hamburg, Mainz und<br />
Würzburg getestet – und bei erfolgreichem Verlauf 2008 allen<br />
Gemeinden angeboten. Auf der Multimedia-CD und auf der Internetseite<br />
von ADVENIAT fi nden Sie nähere Informationen.<br />
Ihre Meinung ist uns wichtig! Bitte teilen Sie uns<br />
doch mit, wie Sie die Idee einschätzen! Für Fragen und Anregungen<br />
erreichen Sie unsere Marketing-Referentin Sabine Pfi ngsten unter<br />
Tel. 0201/1756-217 oder per E-Mail: sabine.pfi ngsten@adveniat.de.<br />
Vielen Dank!<br />
Geplante Materialien<br />
zum „Kombi-Mailing“:<br />
Eindruck-Infoblatt und<br />
Gemeindeanschreiben<br />
Überweisungsträger und<br />
Teelichtaufsteller
Terminplan<br />
für die Durchführung der ADVENIAT-Aktion <strong>2007</strong><br />
in Ihrer Gemeinde<br />
Vor dem 1. Advent<br />
›<br />
Artikel zur ADVENIAT-Aktion in Ihrem Weihnachtsbrief vorsehen<br />
Opfertüte dem Pfarrbrief beilegen<br />
Zum 1. Adventssonntag (02. Dezember <strong>2007</strong>)<br />
›<br />
Plakate aushängen<br />
Opferstöcke mit Hinweisschildern aufstellen<br />
ADVENIAT-Infos auslegen<br />
Im Advent <strong>2007</strong><br />
Berücksichtigung des ADVENIAT-Anliegens in:<br />
›<br />
Früh-/Spätschicht<br />
Bußgottesdienst<br />
Adventsfeiern in der Gemeinde gestalten<br />
3. Adventssonntag (16. Dezember <strong>2007</strong>)<br />
›<br />
Aufruf der deutschen Bischöfe verlesen<br />
Opfertüten verteilen<br />
Heiligabend und 1. Weihnachtstag (24./25. Dezember <strong>2007</strong>)<br />
› In allen Gottesdiensten, auch den Kinder-Krippenfeiern, zur<br />
ADVENIAT-Kollekte einladen<br />
› ADVENIAT-Kollekte in allen Gottesdiensten, auch den Kinder-<br />
Krippenfeiern<br />
Sonntag nach Weihnachten (30. Dezember <strong>2007</strong>)<br />
Ergebnis der ADVENIAT-Kollekte bekannt geben und danken<br />
›