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Liturgische Hilfen 2007 herunterladen - Adveniat

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LITURGISCHE HILFEN<br />

Bausteine für den Gottesdienst<br />

» Gerechtigkeit,<br />

jetzt und für alle Zeiten« [Jes 9,6]<br />

<strong>2007</strong><br />

Für die Menschen in Lateinamerika


Impressum<br />

Herausgeber<br />

Bischöfliche Aktion ADVENIAT<br />

Gildehofstraße 2<br />

45127 Essen<br />

Tel: 0201/1756-0<br />

Fax: 0201/1756-111<br />

E-Mail: zentrale@adveniat.de<br />

www.adveniat.de<br />

Spendenkonto 345<br />

Bank im Bistum Essen eG<br />

BLZ 360 602 95<br />

Redaktion Christian Frevel, ADVENIAT<br />

Redaktion/<strong>Liturgische</strong>r Teil Dieter Eissing, Essen<br />

Redaktionsassistenz Jörg Dietzel, ADVENIAT<br />

Autoren Christian Frevel, Julia Stabentheiner<br />

Autoren/<strong>Liturgische</strong>r Teil<br />

Wolfgang Fischer, Mainz (Gemeindegottesdienst am 3. Advents-<br />

sonntag, Lesejahr A; Paralleler Kinder-Wortgottesdienst)<br />

Dr. Brigitte Saviano, ADVENIAT („Lass uns den Weg der Gerechtig-<br />

keit gehn“: Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht im Advent;<br />

„Die Frucht der Gerechtigkeit wird der Friede sein“ [Jes 32,17]:<br />

Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht im Advent)<br />

Ingelore Engbrocks, Oberhausen (Bußgottesdienst im Advent)<br />

Dieter Eissing, Essen (Elemente für die Eucharistiefeier am Hoch-<br />

fest der Geburt des Herrn <strong>2007</strong>)<br />

Weitere Anregungen für Gottesdienste und Bibelarbeiten zum<br />

Thema der ADVENIAT-Jahresaktion <strong>2007</strong> sowie Noten für sämt-<br />

liche für die Gottesdienste vorgeschlagenen Lieder finden Sie auf<br />

der CD, die den Aktionsmaterialien beiliegt. Weitere CDs, auf denen<br />

sich auch weitere Informationen zur Jahresaktion und zur Situation<br />

in den lateinamerikanischen Andenländern befinden, können bei<br />

ADVENIAT kostenlos angefordert werden.<br />

Layout neues handeln GmbH Köln/Berlin<br />

Druck Medienhaus Ortmeier GmbH<br />

Titelfoto Achim Pohl<br />

Fotos Jürgen Escher, Achim Pohl, Martin Steffen<br />

Wir danken den Verlagen/Autoren für die Abdruckerlaubnis der<br />

Texte sowie die Genehmigung, die ausgewählten Lieder auf der<br />

begleitenden Multimedia-CD mit Text und Noten zu präsentieren.<br />

Sie können als PDF-Datei ausgedruckt werden. Alle Lieder sind<br />

rechtlich geschützt. Wir haben uns bemüht, alle Urheberrechtsfragen<br />

zu klären.<br />

Die Vorschläge für die Gottesdienste haben der Liturgiekommission<br />

der Deutschen Bischofskonferenz vorgelegen; sie widersprechen<br />

nicht den liturgischen Vorschriften.


S. 6<br />

S. 16<br />

S. 23<br />

S. 29<br />

S. 36<br />

S. 42<br />

S. 48<br />

S. 54<br />

S. 55<br />

[ IMPULSE ]<br />

Die ADVENIAT-Jahresaktion <strong>2007</strong><br />

»Gerechtigkeit, jetzt und<br />

für alle Zeiten« [Jes 9,6]<br />

Mit dem Propheten Jesaja im Gespräch – über Gerechtigkeit, indigene Völker,<br />

die Andenländer, die Kirche und die diesjährige ADVENIAT-Aktion.<br />

[ GOTTESDIENSTE ]<br />

<strong>Liturgische</strong> Arbeitshilfe zum Gemeindegottesdienst am 3. Adventssonntag,<br />

Lesejahr A<br />

Paralleler Kinder-Wortgottesdienst<br />

„Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn“<br />

Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht im Advent<br />

„Die Frucht der Gerechtigkeit wird der Friede sein“ (Jes 32,17)<br />

Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht im Advent<br />

Bußgottesdienst im Advent<br />

Elemente für die Eucharistiefeier am Hochfest der Geburt des Herrn <strong>2007</strong><br />

[ BIBELARBEIT ]<br />

Bibelstunde für Anfänger<br />

Bibelarbeit zum Leitwort der ADVENIAT-Aktion <strong>2007</strong><br />

Inhalt


[ IMPULSE ]


» Gerechtigkeit,<br />

jetzt und für alle Zeiten« [Jes 9,6]<br />

ADVENIAT-Grundsatzreferentin Julia Stabentheiner im fiktiven Gespräch mit<br />

dem Propheten Jesaja – über Gerechtigkeit, indigene Völker, die Andenländer,<br />

die Kirche und die diesjährige ADVENIAT-Aktion<br />

ADVENIAT: Herr Jesaja, als Leitwort unserer diesjährigen<br />

ADVENIAT-Aktion haben wir ein Zitat aus Ihrem<br />

Buch gewählt: „Gerechtigkeit, jetzt und für alle<br />

Zeiten“ (Jes 9,6). „Gerechtigkeit“, das ist so ein Begriff,<br />

über den sich schon viele kluge Leute den Kopf<br />

zerbrochen haben. Wir haben alle so eine ungefähre<br />

Ahnung davon, was wir mit dem Begriff sagen wollen,<br />

aber was dann konkret damit gemeint ist, das ist schon<br />

viel weniger klar. Woran denken Sie denn, wenn Sie<br />

von Gerechtigkeit sprechen?<br />

Jesaja: Gerechtigkeit ist immer ein Verhalten, das auf<br />

Gemeinschaft bezogen ist. 1 Wenn wir z.B. an die Fa-<br />

milie denken, dann bedeutet Gerechtigkeit uneingeschränkte<br />

Solidarität und Unterstützung zwischen den<br />

Familienmitgliedern. Wenn wir über die Gesellschaft<br />

reden, dann bedeutet Gerechtigkeit einmal, sich an die<br />

Gesetze zu halten, z.B. als Kaufmann keine gefälschten<br />

Maße und Gewichte zu verwenden. Auch, dass alle<br />

Menschen vor dem Gesetz gleich sind. Aber bloße Gesetzestreue<br />

ist nicht immer gerecht. Gesetze können<br />

ganz schön ungerecht sein 2 und dann hilft es natürlich<br />

nicht, wenn man sich an sie hält. Für wirkliche<br />

Gerechtigkeit braucht es Einsatz für die Gemeinschaft,<br />

der über rechtlich Gebotenes hinausgeht. Wirkliche<br />

Gerechtigkeit heißt, solidarisch mit den Schwachen


und barmherzig gegenüber seinen Feinden zu sein. Wie<br />

gerecht eine Gemeinschaft ist, erkennt man an ihrem<br />

Umgang mit den Armen und Schwachen. Man kann<br />

auch sagen: Wenn ich von Gerechtigkeit spreche, so<br />

meine ich ein Verhalten, das dem entspricht, was Gott<br />

für eine Gemeinschaft möchte.<br />

ADVENIAT: Können Sie uns den Kontext dieses Zitats<br />

„Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten“ etwas erläutern?<br />

Jesaja: Nun, der ganze Vers lautet: „Auf dem Thron<br />

Davids herrscht er über sein Reich; er festigt und stützt<br />

es durch Recht und Gerechtigkeit, jetzt und für alle<br />

Zeiten.“ Dieser Vers bildet den Abschluss eines Dankliedes,<br />

3 aber das Ereignis, das dort beschrieben und für<br />

das gedankt wird, liegt in Wirklichkeit noch in der Zukunft.<br />

4<br />

ADVENIAT: Das habe ich jetzt nicht ganz verstanden. Sie<br />

danken für etwas, das noch gar nicht passiert ist?<br />

Jesaja: Ja, das ist doch ein schönes Stilmittel! Dadurch<br />

soll deutlich werden, dass das freudige Ereignis, um<br />

das es geht, sicher eintreten wird. Dieses Ereignis besteht<br />

im Wesentlichen darin, dass die Mühen, die Unterdrückung<br />

und die Traurigkeit aufhören und die<br />

Menschen wieder Grund haben, sich zu freuen. 5 Ermöglicht<br />

wird das alles dadurch, dass die ungerechte<br />

Herrschaft und der Krieg aufhören und es eine ganz<br />

neue Art von Herrscher geben wird. Einen Herrscher,<br />

der seine Politik am Willen Gottes ausrichtet, dem es<br />

wichtig ist, dass es den Menschen gut geht und nachhaltig<br />

Gerechtigkeit hergestellt wird.<br />

Ich glaube, damit Sie das richtig verstehen, muss<br />

ich Ihnen ein bisschen davon erzählen, wie ich dazu<br />

kam, dieses Danklied zu verfassen. Übrigens, ich bin<br />

mir nicht mehr ganz sicher, ob jedes einzelne Wort davon<br />

von mir ist, wahrscheinlich haben da meine Mitarbeiter<br />

ein bisschen mitgeholfen. Aber jedenfalls ist<br />

alles in meinem Sinne. 6<br />

ADVENIAT: Ja bitte, erzählen Sie uns doch von den Umständen<br />

dieses Dankliedes!<br />

Jesaja: Nun, in meinem Land Juda gab es Krieg, den so<br />

genannten „syrisch-efraimitischen Krieg“. 7 Eine traurige<br />

Geschichte. Die Großmacht in unseren Breiten,<br />

Assur, wird in der Zeit von Tiglat-Pilset III. regiert. In<br />

Israel und Syrien will man sich gegen die Dominanz<br />

der Großmacht wehren, man plant einen Aufstand gegen<br />

Assur und dafür versucht man, Juda als Bündnispartner<br />

zu gewinnen. Weil Juda darauf nicht eingeht,<br />

drohen Israel und Syrien Juda mit Krieg. Das ist des-<br />

Impulse: Jahresaktion <strong>2007</strong><br />

halb auch besonders traurig, weil Israel und Juda ja<br />

sozusagen „Bruderstaaten“ sind. Früher gehörten wir<br />

überhaupt zusammen. Und was macht unser König?<br />

Er wendet sich ausgerechnet an Assur um Hilfe!<br />

ADVENIAT: Unter strategischer Rücksicht scheint es ja<br />

nicht so verkehrt zu sein, eine Großmacht zu Hilfe zu<br />

rufen, wenn man als kleiner Staat angegriffen wird.<br />

Jesaja: Jerusalem wird doch nicht so schnell eingenommen,<br />

wir hätten uns schon verteidigen können.<br />

Man kann nicht immer kurzfristige Angsthasen-Politik<br />

betreiben und sich dadurch in unerwünschte Abhängigkeiten<br />

begeben! Wissen Sie, ich glaube, einer<br />

der Hauptgründe dafür, dass es oft so ungerecht zugeht,<br />

sind die politisch Verantwortlichen, die kurzfristige<br />

Politik betreiben. Wenn das für irgendjemanden<br />

gut ist, dann höchstens für die Mächtigen selber, aber<br />

jedenfalls nicht für die normalen Leute. Der König hat<br />

sich mit seiner Anfrage um Unterstützung ja gleichzeitig<br />

dem König von Assur unterworfen und sich zu Tributzahlungen<br />

verpflichtet. Und Krieg bedeutet immer<br />

Leiden für die arme Bevölkerung. Ich war von Anfang<br />

an dagegen. Das habe ich unserem König auch gesagt.<br />

1 Zum Gerechtigkeitsbegriff des Alten Testaments im Allgemeinen und Jesajas im Besonderen<br />

vgl. z.B. H. H. Schmid, Gerechtigkeit als Weltordnung. Hintergrund und Geschichte<br />

des alttestamentlichen Gerechtigkeitsbegriffes. Tübingen 1968; „Gerechtigkeit (AT)“<br />

In: J. B. Bauer (Hg.), Bibeltheologisches Wörterbuch. Graz u.a. 4 1994; „Just, Justice”<br />

In: D. N. Freedman (Ed.), The Anchor Bible Dictionary 3, H-J. New York u.a. 1992;<br />

„Gerechtigkeit des Menschen” In: A. Grabner-Haider (Hg.), Praktisches Bibellexikon.<br />

Freiburg i.Br. 1994; „Gerechtigkeit Gottes“ In: ebd.; „Gerechtigkeit“ In: K. Henning (Hg.),<br />

Jerusalemer Bibellexikon. Neuhausen u.a. 3 1990; „zedaka“ In: U. Bail u.a. (Hg.), Bibel in<br />

gerechter Sprache. Gütersloh 3 <strong>2007</strong>; R. Kilian, Die neue Echter-Bibel. Kommentar zum<br />

Alten Testament mit der Einheitsübersetzung. Bd 17. Jesaja 1-12. Würzburg 1986, 74;<br />

Königsherrschaft Gottes. Jesaja 1-39. Teil 1. Neukirchen 1984, 100-103.<br />

2 Vgl. Jes 10,1f. Die Verweise auf das Buch des Propheten wurden von der Redaktion<br />

eingefügt.<br />

3 Jes 9,1-6<br />

4 Dieser Meinung ist die Mehrheit der Exeget/inn/en, dagegen spricht sich z.B. Becker<br />

aus, der vertritt, dass Jesaja hier die Thronbesteigung Hiskijas besingt (vgl. Becker,<br />

22-27).<br />

5 „Das Aufscheinen des Lichts im Dunkel des Volkes bildet den Ausgangspunkt des<br />

Liedes. Dem Zusammenhang gemäß ist primär an politisches Dunkel gedacht (was<br />

dann freilich andere Formen einschließt), an Versklavung oder Unterdrückung. Mit dem<br />

Licht erscheint die Befreiung am Horizont. Diese wird mit Gott in Verbindung gebracht:<br />

Er bringt intensive Freude.“ P. Höffken, Das Buch Jesaja. Kapitel 1-39. Stuttgart, 1993,<br />

106; vgl. auch Kilian, 71.<br />

6 Das (Proto-)Jesajabuch wurde mindestens bis ins 5. Jahrhundert immer wieder<br />

überarbeitet und erweitert (vgl. z.B. Höffken, 18-23). Die Authentizität der Stelle ist unter<br />

Exeget/inn/en sehr umstritten. Sicre meint diesbezüglich: „Die Unterschiedlichkeit der<br />

Ansichten gibt Anlass zu der Vermutung, dass wir nie zu einer befriedigenden Lösung<br />

kommen werden. Aber eine Tatsache kann uns beruhigen: Die Schule Jesajas hat die<br />

Gedanken des Propheten nicht wesentlich verändert, sie hat sie bereichert und vervollständigt,<br />

ohne von seinen Vorgaben abzuweichen. J. L. Sicre, Con los Pobres de la Tierra.<br />

La justicia social en los profetas de Israel. Madrid 1984, 191 (eigene Übersetzung).<br />

7 Vgl. 2 Kön 16, Höffken, 83f;Wildberger, 27-38; Sicre, 221-229; R. Sivatte, Dios camina<br />

con los pobres. San Salvador 1997, 104f.


Impulse: Jahresaktion <strong>2007</strong><br />

Glaube und Gerechtigkeit<br />

ADVENIAT: Sie haben mit dem König gesprochen? Wie<br />

war diese Begegnung?<br />

Jesaja: Unser König Ahas steckte gerade mitten in den<br />

Kriegsvorbereitungen. Ich sagte zu ihm: „Bewahre die<br />

Ruhe, fürchte dich nicht!“ 8 . Diese politischen Gegner<br />

drohen uns zwar, aber sie können nichts gegen die ausrichten,<br />

die Gott vertrauen! Lass dich vom Feind nicht<br />

aus dem Konzept bringen, sondern orientiere deine Politik<br />

an deinem Gewissen und am Willen Gottes! Du<br />

kannst dich doch nicht mit diesen Imperialisten zusammentun,<br />

die nur ihren eigenen Vorteil im Sinn haben<br />

und sich überhaupt nicht um deine Leute scheren.<br />

Die eine Philosophie vertreten, die dem, was Gott für<br />

die Menschen möchte, total entgegensteht. Langfristig<br />

zahlt sich das auch politisch nicht aus! Ich bin davon<br />

überzeugt, dass die Geschichte mir recht geben wird. 9<br />

ADVENIAT: Sind Sie denn der Meinung, dass Glaube und<br />

Politik zusammengehören?<br />

Jesaja: Wie meinen Sie das? Wollen Sie sagen, es gäbe<br />

Politik ohne Glauben oder Glauben ohne Politik? Wir<br />

alle sind doch Teil des politischen Lebens und wir alle<br />

orientieren unser politisches Handeln an unseren Überzeugungen<br />

und Werten. Die Frage ist natürlich, wovon<br />

wir überzeugt sind. Was ist uns besonders wertvoll<br />

und wichtig? Nach welchen Kriterien bestimmen wir<br />

unser Handeln? Woran hängen wir unser Herz? Unsere<br />

Werte und Überzeugungen drücken sich in allen Lebensbereichen<br />

aus und besonders auch dort, wo es um<br />

die Regeln und das Zusammenleben in einer Gemeinschaft<br />

geht. 10 Und wenn man an Jahwe, den Gott des<br />

Lebens glaubt, dann drückt sich das eben so aus, dass<br />

man nach Gerechtigkeit strebt. 11 Dass heißt, dass jeder<br />

einzelne Mensch, der Gott wirklich dienen möchte,<br />

in seinem politischen Handeln auch auf Grund seines<br />

Glaubens versucht, Gerechtigkeit zu verwirklichen. 12<br />

ADVENIAT: Wie hängen denn Gerechtigkeit und Gott<br />

zusammen?<br />

Jesaja: Gerechtigkeit hat immer mit Gott zu tun. Eigentlich<br />

ist Gott der Einzige, der wirklich gerecht ist.<br />

Er sorgt sich darum, dass es seinem Volk gut geht.<br />

Gottes Gerechtigkeit ist der Grund dafür, dass es<br />

unter den Menschen Gerechtigkeit geben kann. Gott<br />

liebt die Menschen und befähigt sie durch seine große<br />

Liebe dazu, auch untereinander Liebe walten zu lassen.<br />

Aus der Gemeinschaft mit Gott erwächst für die<br />

Menschen die Möglichkeit und die Verpflichtung, die<br />

zwischenmenschliche Gemeinschaft so zu gestalten,<br />

wie Gott es möchte. In allem, was wir Menschen tun,<br />

soll die Liebe Gottes zum Ausdruck kommen, freilich<br />

immer in unvollkommener Form. Dabei hängen Liebe<br />

und Gerechtigkeit ganz stark zusammen. Als gläubige<br />

Menschen versuchen wir, dass unsere Gesetze, unsere<br />

Handelsbeziehungen, unser Familienleben, unser soziales<br />

Engagement die Gerechtigkeit Gottes widerspiegeln.<br />

Deshalb kann man daran, ob sich ein Mensch<br />

für Gerechtigkeit auf allen Ebenen einsetzt, erkennen,<br />

ob er oder sie an Gott glaubt. Der leidenschaftliche<br />

Einsatz für Gerechtigkeit ist, bildlich gesprochen, die<br />

Wasserwaage für den Glauben. 13<br />

Ungerechtigkeit ist ein Zeichen dafür, dass nicht<br />

nur die Beziehung unter den Menschen, sondern auch<br />

die Beziehung zu Gott gestört ist. Umgekehrt genügt es<br />

nicht, sich korrekt an Formeln und Gesetze zu halten.<br />

Die Haltung, aus der heraus man etwas tut, ist entscheidend,<br />

das Gewissen. Wer wirklich gerecht handelt,<br />

orientiert sich nicht in erster Linie an Gesetzen,<br />

sondern an Gott und seiner Liebe zu den Menschen.<br />

ADVENIAT als kirchliches Hilfswerk scheint sich<br />

ja auch für Gerechtigkeit zu interessieren, wenn Sie<br />

als Leitwort „Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten“<br />

gewählt haben.<br />

Gerechtigkeit für die Indígenas der Anden<br />

ADVENIAT: Das stimmt! Wir konzentrieren uns mit unserer<br />

diesjährigen Aktion auf die Ureinwohner der Andenländer,<br />

die Indígenas in Kolumbien, Peru, Ecuador,<br />

Bolivien, Chile und Argentinien. Für diese Menschen<br />

ist die Frage nach Gerechtigkeit besonders wichtig.<br />

Deshalb muss es auch ein wichtiges Anliegen der Kirche<br />

in Lateinamerika sein, die von ADVENIAT in<br />

ihrer Arbeit für bessere Lebensbedingungen der Bevölkerung<br />

in der Andenregion unterstützt wird. Die<br />

indigenen Bevölkerungsgruppen leiden darunter, dass<br />

ihnen fundamentale Menschenrechte nicht zugestanden<br />

werden, wie das Recht auf Bildung, auf Bildung<br />

in ihrer Muttersprache und Kultur, das Recht der politischen<br />

Mitbestimmung, das Recht auf Gleichheit vor<br />

dem Gesetz, das Recht auf Eigentum, die Religionsfreiheit.<br />

Vielerorts werden sie als Bürger/innen zweiter<br />

Klasse behandelt. Seit der Eroberung Lateinamerikas<br />

bis zum heutigen Tag werden sie täglich in ihrer Würde<br />

verletzt! Und viele Regierungen interessieren sich<br />

nicht besonders für ihre Probleme.<br />

Jesaja: Welche Probleme haben sie denn?<br />

ADVENIAT: Man weiß gar nicht genau, wo man anfangen<br />

soll. Wir sprechen hier ja eigentlich über sehr verschiedene<br />

Völker, allein in Kolumbien gibt es über 60


Volksstämme. Aber die Globalisierung hat ihnen allen<br />

ähnliche Probleme und vor allem große Armut beschert.<br />

14<br />

Beginnen wir einmal mit Peru, wo der Anteil der<br />

Indígenas an der Bevölkerung besonders hoch ist (etwa<br />

45%, nur in Bolivien ist er mit über 70% noch höher).<br />

Trotzdem berücksichtigen die Staatsinstitutionen<br />

deren berechtigte Forderung nach angemessener Teilhabe<br />

am politischen, kulturellen und sozialen Leben<br />

nicht ausreichend. Die indigene Bevölkerung leidet besonders<br />

unter Armut und unter der Vertreibung vom<br />

Land ihrer Vorfahren. Ihnen fehlt aber häufig auch der<br />

Zugang zu Bildung, zu Elektrizität und Wasser, zu den<br />

Medien und den Märkten. Viele werden von der Armut<br />

in die Stadt getrieben und finden sich entwurzelt<br />

in Elendsvierteln wieder. Indígenas gelten nicht viel in<br />

der Gesellschaft, deshalb versuchen viele, ihre Herkunft<br />

zu verstecken.<br />

Das ist in Ecuador und in Bolivien etwas anders,<br />

dort gibt es stärkere Indígena-Bewegungen, die sich –<br />

mit unterschiedlichem Erfolg – um größeres politisches<br />

Gewicht bemühen, und damit auch das Selbstbewusstsein<br />

der Indígenas stärken. In Bolivien, dem ärmsten<br />

Land Südamerikas, stellen die Indigenen die Bevölkerungsmehrheit.<br />

Dort wird besonders deutlich, was die<br />

Diskriminierung der indigenen Bevölkerung, die ungerechte<br />

Einkommensverteilung, konkret bedeuten,<br />

nämlich: unzureichende Infrastruktur, unsichere Landrechtsverhältnisse,<br />

Mangelernährung, schlechte Gesundheitsversorgung,<br />

hohe Mütter- und Kindersterblichkeit,<br />

geringe Alphabetisierungsrate und niedrige<br />

Qualifizierung der Arbeitskräfte. Besonders betroffen<br />

sind meist die Frauen. Auch hier sind Landknappheit<br />

Impulse: Jahresaktion <strong>2007</strong><br />

und Landlosigkeit Ursachen für Verarmung und Abwanderung<br />

in städtische Zentren. Dort ist aber allzu<br />

oft nicht das erhoffte bessere Leben zu finden, sondern<br />

Arbeitslosigkeit und Elend. All diese Probleme der bolivianischen<br />

Indígenas finden sich auch bei den indigenen<br />

Völkern der anderen Andenstaaten.<br />

Indigene Kleinbauernorganisationen kämpfen<br />

mit dem Schlagwort „La tierra es de quién la trabaja“,<br />

„Die Erde gehört dem, der sie bearbeitet“, um die<br />

Absicherung ihrer kollektiven Landansprüche. Der<br />

Gemeinschaftsbesitz von Land könnte ihr wirtschaftliches,<br />

soziales und kulturelles Überleben langfristig<br />

absichern, aber natürlich haben sie die mächtigen<br />

Großgrundbesitzer gegen sich. Die Landverteilung ist<br />

8 Jes 7,4.<br />

9 „Ahas war zu solchem Glauben nicht bereit, er tat den so folgenschweren Schritt, vor<br />

dem ihn Jesaja hatte bewahren wollen, und lieferte sich damit Assur aus. Das war<br />

letztlich der Anfang vom Ende des Staates Juda. [...] Die Katastrophe des Jahres 586,<br />

als Jerusalem erobert und samt dem Tempel zerstört wurde, war eine Spätfolge des<br />

unbedachten Schrittes, den Ahas gegen die nachdrückliche Warnung Jesajas getan<br />

hatte.“ Wildberger, 32.<br />

10 „Glauben meint [in der Theologie Jesajas]: es wagen, seine Sache ganz auf Gott zu<br />

stellen, und dann zuversichtlich einer Wirklichkeit begegnen, die durchaus Anlass zum<br />

Fürchten geben könnte. Glaubenssätze sind dementsprechend nicht einfach ewige<br />

Wahrheiten, über die man sich tiefsinnige Gedanken machen kann, sondern Wahrheiten,<br />

durch die der Mensch in konkreten Situationen zur Bewährung herausgefordert<br />

ist. Glauben ist nur möglich in Entscheidungen, welche die Verheißungen Gottes in den<br />

eigenen Lebensvollzug hineinnehmen. Von besonderer Bedeutung ist natürlich, dass<br />

Glaube und Verwirklichung von Gerechtigkeit nicht zu trennen sind.“ Wildberger,116.<br />

11 Vgl. z.B. Jes 11,1-16.<br />

12 Vgl. z.B. Wildberger 95-98; 112-117; Zenger 425f.<br />

13 Jes 28,16f.<br />

14 Zur ökonomischen Situation der Indígenas in Lateinamerika vgl. z.B. G. Hall / H. A.<br />

Patrinos, Indigenous Peoples, Poverty and Human Development in Latin America.<br />

London 2006. Diese ausführliche Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die<br />

ökonomische Situation der indigenen Bevölkerung Lateinamerikas in den vergangenen<br />

Jahrzehnten nicht wesentlich verbessert hat.


Impulse: Jahresaktion <strong>2007</strong><br />

ein grundlegendes Problem der Indígenas von Argentinien<br />

bis Venezuela, von dem viele andere soziale Bereiche<br />

abhängen. Das Volk der Awá in Kolumbien zum<br />

Beispiel wird durch den Bürgerkrieg mit schrecklicher<br />

Gewalt aus seinem Land vertrieben. Plötzlich befinden<br />

sich die Awá inmitten eines Krieges, der nicht der<br />

ihre ist. Die Menschenwürde dieses sonst so fröhlichen<br />

Volkes wird mit Füßen getreten, mit Hubschraubern<br />

bombardiert und mit Landminen zerfetzt. Ähnlich gab<br />

es während des Bürgerkrieges in Peru, dessen Wunden<br />

noch nicht verheilt sind, unzählige Massaker unter<br />

der indigenen Bevölkerung. In anderen Ländern ist<br />

es nicht der Bürgerkrieg, sondern industrielle Fischerei,<br />

Zellulosefabriken, Forstindustrie, Staudammbau,<br />

Tourismuskomplexe, Straßenbauprojekte, die den Indígenas<br />

das Land rauben, das sie zum Überleben brauchen<br />

und das in ihrer Kultur und Volksfrömmigkeit<br />

eine so wichtige Rolle spielt.<br />

Jesaja: Die ungerechte Landverteilung! Darüber kann<br />

ich mich auch unglaublich ärgern! In Juda ist das<br />

ähnlich: Einige reiche Bürger/innen haben die ganzen<br />

Reichtümer, vor allem auch das Land gehortet und<br />

entziehen dadurch den anderen die Lebensgrundlage. 15<br />

Die einfachen Leute verlieren ihre Häuser und Felder,<br />

während ein paar wenige immer reicher werden. 16 Das<br />

ist sicher nicht das, was Gott sich gewünscht hat, als er<br />

diese Erde für die Menschen schuf!<br />

ADVENIAT: Da muss ich Ihnen zustimmen. Es ist nicht<br />

im Sinne des Schöpfers, wenn die Indígenas wirtschaftlichen<br />

Interessen weichen müssen. Die Mapuche in<br />

Chile und Argentinien wehren sich in verschiedenen<br />

Bewegungen gegen solche privatwirtschaftlichen und<br />

manchmal auch staatlichen Eingriffe. Zwar wird behauptet,<br />

dass dies ja alles der Entwicklung des ganzen<br />

Landes diene. Aber die Mapuche wissen inzwischen,<br />

dass wirtschaftlicher Fortschritt ihnen nur noch größere<br />

Armut bringt, wenn man nicht auf tiefgreifende<br />

Gerechtigkeit, auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit<br />

bedacht ist.<br />

Jesaja: Dieses Volk der Mapuche würde ich gerne einmal<br />

kennen lernen! Genau das versuche ich doch auch<br />

zu sagen: Eine Gesellschaft ist nur dann wirklich gesund<br />

und gut für die Menschen, wenn sie gerecht ist. Da<br />

hilft aller Reichtum, alle militärische Stärke, die ganze<br />

kulturelle Größe nichts, wenn es Unterdrückung und<br />

Ausbeutung gibt. Deshalb habe ich das in meinen Idealvorstellungen<br />

von guter Politik auch so betont: „Auf<br />

dem Thron Davids herrscht er über sein Reich; er festigt<br />

und stützt es durch Recht und Gerechtigkeit, jetzt<br />

und für alle Zeiten.“ Nur wenn eine Gesellschaft auf<br />

Gerechtigkeit aufgebaut ist, kann sie dauerhaft Bestand<br />

10<br />

haben. 17 Wenn man nicht für Gerechtigkeit sorgt, leidet<br />

das ganze Volk und ganz besonders die Schwachen.<br />

Eine meiner großen Sorgen ist daher das Justizsystem<br />

in Juda. Für die normalen Bürger/innen unseres Landes<br />

ist es sehr schwer, ihre Anliegen vor Gericht durchzusetzen.<br />

Wenn man kein Geld hat, interessiert man die<br />

Richter oft nicht. Das ganze Rechtssystem bereitet mir<br />

große Bauchschmerzen. Es gibt so viel Korruption und<br />

Ungerechtigkeit zugunsten der Oberschicht. 18<br />

ADVENIAT: Leider schon wieder eine Gemeinsamkeit mit<br />

den Andenländern. Der Zugang zur Rechtsprechung<br />

gehört zu den besonders problematischen Bereichen<br />

zwischen indigenen Völkern und dem Staat, ebenso<br />

wie die Respektierung der Menschenrechte. Und ganz<br />

wesentlich ist natürlich auch die Verteilung lebenswichtiger<br />

Güter und die Teilhabe an der wirtschaftlichen,<br />

sozialen und kulturellen Entwicklung. Außerdem fordern<br />

die indigenen Bewegungen ihr Recht auf Selbstbestimmung<br />

und auf eigene Vertretung ein, weil sie eben<br />

oft nicht sonderlich gerecht behandelt werden. 19<br />

Der wahre Gottesdienst<br />

Jesaja: Die Politiker lassen diese Ungerechtigkeiten in<br />

der Einkommensverteilung und vor Gericht zu, weil sie<br />

von den Reichen bestochen werden. Ihnen ist nur ihr<br />

eigener Luxus wichtig, nicht das Wohl der Menschen. 20<br />

Deshalb haben sie auch das Land heruntergewirtschaftet<br />

und viele Leute dadurch in Armut gestürzt. Natürlich<br />

haben sie dafür Ausreden gefunden: die schlechte<br />

Konjunktur, Naturkatastrophen etc. Aber davon ist<br />

die Hälfte nicht wahr. Sie reden alles schön! 21 Die Tatsachen<br />

jedoch sprechen eine andere Sprache: Die Reichen<br />

und Mächtigen werden von Jahr zu Jahr noch<br />

reicher, während es den Armen nicht besser geht! 22 Ich<br />

kann mir vorstellen, dass es in der Andenregion nicht<br />

viel anders ist, die Mapuche, von denen Sie erzählt haben,<br />

sagen doch auch, dass ihnen das wirtschaftliche<br />

Wachstum nicht zugute kommt. Eines der großen Probleme<br />

sind also unsere korrupten Politiker, die nicht<br />

im Sinne des Gemeinwohls handeln, sondern in erster<br />

Linie zu ihrem persönlichen Vorteil.<br />

Dabei behaupten sie noch, sie wären gläubig<br />

und würden alle Gebote befolgen und immer brav in<br />

den Tempel gehen. Und sobald sie den Tempel verlassen<br />

haben, ist Gott und sein Wille vergessen. Wenn ich<br />

die schon sehe, wie sie scheinheilig im Tempel knien!<br />

Ich wünschte, sie würden zu Hause bleiben! 23<br />

ADVENIAT: Wir hier in Deutschland würden uns oft<br />

wünschen, dass weniger Leute zu Hause bleiben und<br />

mehr zum Gottesdienst kommen.


Jesaja: Aber nicht jeder Kirchenbesuch ist auch ein<br />

Gottesdienst! 24 Man kann an einer liturgischen Feier<br />

teilnehmen und dabei Gott überhaupt nicht dienen!<br />

„Lernt, Gutes zu tun! Sorgt für das Recht! Helft den<br />

Unterdrückten!“ 25 – Das sind Voraussetzungen dafür,<br />

dass man auch sinnvoll Gottesdienst feiern kann.<br />

Wenn einem außerhalb der Kirche die Ungerechtigkeit<br />

egal ist, dann kann man sich auch die ganze Singerei<br />

genauso gut sparen. 26 Es kommt nicht allein auf den<br />

Kirchenbesuch an. Wo es soziale Ungerechtigkeit gibt,<br />

da wird Gottes Wille missachtet. Das kann auch durch<br />

einen Tempelbesuch nicht aufgewogen werden. Gott<br />

dienen heißt auch Einsatz für die Gerechtigkeit! Wie<br />

sieht das denn die Kirche in Lateinamerika?<br />

ADVENIAT: Bequemlichkeit und eigener Vorteil sind immer<br />

eine Versuchung. Aber es gibt viele Mitglieder der<br />

Kirche in Lateinamerika, die sich intensiv dafür einsetzen,<br />

dass den Indígenas Gerechtigkeit widerfährt und<br />

so ihr Lebensstandard verbessert wird. Und unsere<br />

Projektpartner/innen verstehen diesen Einsatz als Umsetzung<br />

ihres Glaubens. Ihr Glaube motiviert sie zu ihrer<br />

Arbeit, die für sie auch eine Form des Gottesdienstes<br />

ist. Auch den Indígenas selbst gibt ihr Glaube Mut<br />

und Kraft, sich für ihre Gemeinschaft starkzumachen.<br />

Jesaja: Gut zu wissen! Und wie ist das mit den Gläubigen<br />

in Deutschland?<br />

ADVENIAT: Ach, wissen Sie, die Kirche hier hat viele<br />

Schwierigkeiten. Da fällt es nicht immer leicht, die Augen<br />

offen zu halten für die Probleme auf der anderen<br />

Seite des Ozeans. Dabei sind wir in der Zwischenzeit<br />

Impulse: Jahresaktion <strong>2007</strong><br />

alle Teil einer großen Weltgesellschaft und durch viele<br />

Bande miteinander verknüpft. Deshalb müssen wir uns<br />

auch um die Gerechtigkeit in dieser großen Gemeinschaft<br />

sorgen. Und es gibt viele Gläubige, denen das<br />

ein Anliegen ist! Dass es ADVENIAT gibt, ist ja ein<br />

Zeichen der Solidarität der Kirche in Deutschland mit<br />

der Kirche in Lateinamerika!<br />

Jesaja: Hm, da haben Sie recht. Obwohl, ohne diese<br />

Solidarität bräuchten sie sich auch gar nicht Kirche zu<br />

nennen.<br />

15 Vgl. Jes 1,21-23; 5,8f.<br />

16 Zur ökonomisch-sozialen Problematik im Juda zur Zeit Jesajas vgl. Wildberger, 20-24;<br />

Sicre, 210-222.<br />

17 „In einem Moment, in dem es nur um außenpolitische Beziehungen (Israel, Syrien,<br />

Assur) und militärische Probleme geht, [..] erinnert der letzte Vers des Emmanuel-<br />

Buches an das wichtige Thema Recht und Gerechtigkeit. Eine Befreiung von außen und<br />

Frieden an den Grenzen haben keinen Sinn, solange das nicht mit einer gerechteren<br />

Gesellschaft innerhalb des Landes einhergeht.“ Sicre, 229; vgl. auch Schmid, 114f,<br />

Jes 11,1-6.<br />

18 Vgl. Jes 1, 21-26; 5,23; 10,1-4.<br />

19 Vgl. D. A. Iturralde Guerrero, Indigene Forderungen und gesetzliche Rahmenbedingungen.<br />

Herausforderungen und Widersprüche. In: U. von Gleich (Hg.), Indigene Völker<br />

in Lateinamerika. Konfliktfaktor oder Entwicklungspotential? Frankfurt/M. 1997,<br />

74-101, 99f.<br />

20 Jes 1,23; 3,16-25.<br />

21 Vgl. Jes 5,20.<br />

22 Vgl. Jes 3,14f.<br />

23 Vgl. Jes 1,11f.<br />

24 Jes 1,10-17. Vgl. Wildberger, 98-100, Sicre, 199-203.<br />

25 Jes 1,17.<br />

26 „Bringt mir nicht länger sinnlose Gaben, [...]. Wenn ihr auch noch so viel betet, ich höre<br />

es nicht. Eure Hände sind voller Blut. Wascht euch, reinigt euch! Lasst ab von eurem<br />

üblen Treiben! Hört auf, vor meinen Augen Böses zu tun! Lernt, Gutes zu tun! Sorgt<br />

für das Recht! Helft den Unterdrückten! Verschafft den Waisen Recht, tretet ein für die<br />

Witwen!“ (Jes 1, 13-17)<br />

11


Impulse: Jahresaktion <strong>2007</strong><br />

Wie wird man eigentlich Prophet?<br />

ADVENIAT: Sie drücken sich manchmal sehr harsch aus.<br />

Erregen Sie damit nicht viel Unmut?<br />

Jesaja: Aber ich meine es so! Man muss die Dinge<br />

manchmal ein bisschen provokant formulieren, damit<br />

man gehört wird. Unmut? Das können Sie laut sagen.<br />

Was glauben Sie, wie viele Leute mich lieber tot als lebendig<br />

sehen würden! Aber der Prophetenberuf ist keiner,<br />

mit dem man sich nur Freunde macht. Wenn man<br />

nur das sagt, was die Mächtigen gerne hören wollen,<br />

dann ist das nicht sehr prophetisch. 27<br />

ADVENIAT: Wie wird man denn eigentlich Prophet? Wie<br />

war das bei Ihnen? Wollten Sie schon als Kind Prophet<br />

werden?<br />

Jesaja: Nein, wirklich nicht! Ich habe mich für völlig<br />

ungeeignet gehalten und ich habe da auch noch immer<br />

meine Zweifel. 28 Wieso bin ich Prophet geworden?<br />

Eine sehr persönliche Frage. Ich wurde im 8. Jh.<br />

v. Chr. in Jerusalem, im Königreich Juda, geboren. 29<br />

Meine Familie gehörte zur gebildeten Oberschicht mit<br />

guten Kontakten zu Hof und Tempel. Wirtschaftlich<br />

ging es dem Land ziemlich gut, es war eine Zeit großen<br />

Wohlstandes. 30 Das Königshaus mit seinem Heer verbreitete<br />

ein Gefühl der politischen und militärischen<br />

Sicherheit. Das ganze religiöse Leben war im Tempelkult<br />

gut organisiert. Wir waren stolz auf unser Land,<br />

unsere Monarchie, unsere Religion, vielleicht ein bisschen<br />

zu stolz. Aber schon während meiner Jugend zogen<br />

politische Krisen herauf, die uns im Laufe der Zeit<br />

unsere Souveränität kosten sollten. Außerdem wurde<br />

mir mehr und mehr klar, dass vieles von der Sicherheit<br />

und dem Wohlstand nur Fassade war oder nur für<br />

einen privilegierten Kreis galt. Ich wurde darauf aufmerksam,<br />

dass in unserer Gesellschaft einiges im Argen<br />

lag und viele meiner Mitbürger/innen darunter litten.<br />

31<br />

Und mir wurde klar, dass das nicht der Wille Gottes<br />

sein kann. Ob ich es wollte oder nicht, ich fühlte mich<br />

dazu berufen, in Gottes Namen etwas zu sagen, die<br />

Ungerechtigkeiten anzuklagen und die, die unter der<br />

Ungerechtigkeit litten, zu trösten, aber auch Hoffnung<br />

zu machen auf eine bessere Zukunft und dadurch vielleicht<br />

mein Scherflein zu dieser Zukunft beizutragen.<br />

Und so begann ich als junger Mann meinen Mund in<br />

der Öffentlichkeit aufzumachen. Gibt es denn auch in<br />

der Andenregion Propheten?<br />

ADVENIAT: Sie wissen ja wahrscheinlich, wie das ist: Zu<br />

Lebzeiten hat man vermutlich auch nicht „Prophet“ zu<br />

Ihnen gesagt, sondern eher „Sozialkritiker“ oder „-ro-<br />

12<br />

mantiker“, „Weltverbesserer“, „Demagoge“, „Störenfried“<br />

oder so ähnlich. Erst Jahrzehnte später hielt<br />

man Sie für einen Propheten, vielleicht sogar für den<br />

größten des Alten Testaments, und glaubte, dass Gott<br />

durch Sie gesprochen hat. Die Propheten werden oft<br />

erst als solche anerkannt, wenn sie schon tot sind und<br />

niemandem mehr weh tun können. Aber es gibt auch<br />

in unserer Zeit in der Andenregion Menschen, die<br />

manchmal Propheten genannt werden, zum Beispiel<br />

Bischof Leonidas Proaño. Er war von 1954 bis 1985<br />

Bischof von Riobamba in Ecuador und hat sich sehr<br />

für das Recht der Indígenas auf Land, Würde, Freiheit,<br />

Bildung, Kultur und Religion eingesetzt. Als Zeichen<br />

für seine Solidarität mit den Indígenas ist er im einfachen<br />

Poncho aufgetreten. Die Werke, die er gegründet<br />

hat, dienen der Organisierung und Alphabetisierung<br />

der Indígenas und widmen sich auch noch heute<br />

der Frauenförderung und der Rechtsberatung, obwohl<br />

der „Bischof der Indios“, wie Monseñor Proaño von<br />

Papst Johannes Paul II. genannt wurde, 1988 gestorben<br />

ist. ADVENIAT unterstützt die Pastoral Indígena<br />

in Ecuador und anderen Andenländern.<br />

Ein weiteres Beispiel ist Jaime de Nevares, Bischof<br />

von Neuquén in Patagonien (gest. 1995), der<br />

sich in Argentinien zur Zeit der Militärdiktatur für die<br />

Menschenrechte starkmachte. Auch um sein Andenken<br />

bemüht man sich weiterhin, auch mit der Hilfe<br />

ADVENIATs. Oder Bischof Alejandro Labaca, der seinen<br />

Kampf gegen die Ölfirmen, die den Indígenas im<br />

Norden Ecuadors das Land nehmen wollen, 1987 mit<br />

dem Leben bezahlte.


Jesaja: Das klingt nach beeindruckenden Menschen.<br />

Sicher haben sie es nicht immer einfach gehabt. Sie haben<br />

schon recht, Prophet/inn/en werden zu Lebzeiten<br />

nicht so gerne gesehen.<br />

Eine andere Welt ist möglich<br />

ADVENIAT: Apropos, wie ist es denn bei Ihrer Begegnung<br />

mit König Ahas weitergegangen? Hat er Ihnen<br />

Gehör geschenkt?<br />

Jesaja: Gehört hat er mich schon, aber er hat meinen<br />

Rat nicht beachtet. Er setzt lieber auf die irdischen<br />

Mächte als auf Gott. Oder anders gesagt: seine eigene<br />

Sicherheit ist ihm wichtiger als das Wohl der Menschen.<br />

Er bittet also Assur um Unterstützung und macht<br />

Juda zum Vasallenstaat des Assyrerkönigs. Für unsere<br />

Nachbarländer bedeutet das Krieg! Die Assyrer nehmen<br />

Ahas’ Hilferuf zum Anlass, um in Syrien und Israel<br />

einzufallen, deren Könige zu töten, das Land in ihr<br />

Großreich einzugliedern und die Bevölkerung gefangen<br />

zu nehmen. Und unser Land Juda wird nun politisch,<br />

kulturell und ökonomisch von der Großmacht unterdrückt.<br />

32 Unser König hat sich lieber auf den König von<br />

Assur verlassen als auf Gott und das hat zu einer größeren<br />

Expansion Assurs, zu großem Elend in Israel und<br />

Syrien und zu einer härteren Unterdrückung Judas geführt.<br />

Großartig, nicht wahr! Was wir denen an Tribut<br />

zahlen müssen! Und wer leidet am meisten darunter?<br />

Die, denen es davor auch schon schlecht ging, da können<br />

Sie sicher sein! Verbessert hat sich die Situation der<br />

Menschen in meinem Land jedenfalls nicht. Dabei hätten<br />

wir eine Verbesserung wirklich nötig!<br />

Deshalb habe ich dann angefangen, viel über die Zukunft<br />

zu sprechen, über eine bessere Zukunft. 33 Wie<br />

zum Beispiel in dem Danklied, das wir vorher besprochen<br />

haben, die Stelle, aus dem Ihr Aktionsmotto<br />

stammt. Um zu zeigen, dass diese Welt nicht gerecht<br />

ist und was zur Erlangung einer besseren Welt nötig<br />

wäre. 34 Aber auch, um das Bewusstsein wachzuhalten,<br />

dass eine andere Welt möglich ist!<br />

ADVENIAT: Woher wissen Sie denn, dass eine bessere<br />

Welt möglich ist?<br />

Jesaja: Hm, Sie haben schon recht, wenn man sich die<br />

Welt so ansieht, dann könnte man manchmal wirklich<br />

verzweifeln. Aber wissen Sie, ich bin davon überzeugt,<br />

dass Gottes Treue größer ist als die Untreue der Menschen.<br />

Gott ist mit uns, er will das Heil aller Menschen<br />

und begleitet sie auch in den schlimmsten Zeiten. Das<br />

hat er uns immer wieder versprochen. Vergessen wir<br />

nicht, dass Gottes Möglichkeiten über unsere Möglich-<br />

Impulse: Jahresaktion <strong>2007</strong><br />

keiten hinausgehen. Auch wenn die weltlichen Herrscher<br />

versagen, ist Gottes Verheißung dadurch nicht<br />

aufgehoben. Wenn wir für eine gerechte Welt kämpfen,<br />

hat – bei allen Rückschlägen und auch, wenn es<br />

manchmal aussichtslos scheint – das letzte Wort doch<br />

die Hoffnung, die ihren Grund in der übergroßen Liebe<br />

Gottes zu den Menschen hat. 36<br />

Aufgrund dieser Hoffnung brauchen wir keine<br />

Angst zu haben und können uns mutig heute für eine<br />

gerechtere Welt einsetzen. Eine gerechte Welt ist letztlich<br />

das Werk Gottes, aber wir dürfen daran mitarbeiten!<br />

Und genau das ist es, wozu uns unser Glaube auffordert!<br />

Umgekehrt befähigt uns eben unser hoffender<br />

Glaube erst zu mutigem und standhaftem Einsatz.<br />

ADVENIAT: Was wünschen Sie sich von der diesjährigen<br />

ADVENIAT-Aktion?<br />

Jesaja: Erstens ist es wichtig, dass ADVENIAT im<br />

Namen Gottes auf die Ungerechtigkeit, die den Indígenas<br />

widerfährt, aufmerksam macht. Zweitens soll<br />

ADVENIAT daran erinnern, dass der Einsatz gegen<br />

die Ungerechtigkeit und unserer Glaube zusammengehören.<br />

Und drittens wünsche ich mir, dass ADVENIAT<br />

den Menschen in Deutschland und in Lateinamerika<br />

dabei hilft, die Hoffnung auf eine bessere Welt lebendig<br />

zu halten!<br />

ADVENIAT: Das sind schöne, aber auch anspruchsvolle<br />

Wünsche. Wir werden uns um ihre Erfüllung bemühen!<br />

Ihnen danken wir herzlich für das interessante Gespräch!<br />

27 Vgl. E. Zenger u.a., Einleitung in das Alte Testament. Stuttgart 5. erw. Aufl. 2004,<br />

379-378, 383, 537.<br />

28 Vgl. Jes 6,1-13.<br />

29 Zenger, 446; Wildberger, 25ff; Sicre, 191-194; Sivatte, 101f.<br />

30 Vgl. Jes 2,6-22.<br />

31 „Jesaja scheint seine Wirksamkeit noch in einer Zeit relativer politischer Ruhe<br />

begonnen zu haben. Die Periode brachte für Juda und Jerusalem jedoch nicht nur<br />

Prosperität, sondern bedeutete zugleich Verarmung großer Teile der Mittel- und Unterschicht.<br />

Auf diese Entwicklung reagierte Jesaja mit seinem sozial- und innenpolitischen<br />

Plädoyer für Recht und Gerechtigkeit. Herausforderungen der Epoche sind jedoch vor<br />

allem die Verwicklungen für Jerusalem und Juda in der Folge der Großmachtpolitik des<br />

neuassyrischen Reiches.“ Zenger, 446.<br />

32 Vgl. 2 Kön 18,13-16; Zenger, 446, 588.<br />

33 Vgl. z.B. Jes 2,1-5; 4,2-6; 11,1-16; 24,1-27,13; 30,18-33.<br />

34 Vgl. z.B. Jes 32,1-8.15-20.<br />

35 Vgl. Jes 35. Zur Funktion der jesajanischen Zukunftsverheißungen siehe z.B. Zenger,<br />

426, 448-451; W. Werner, Eschatologische Texte in Jesaja 1-39. Messias, Heiliger<br />

Rest, Völker. Würzburg 1982.<br />

36 „Es gibt nach Jesaja Heil, Heil in einem ganz radikalen Sinn, als die nicht zu erwartende,<br />

keine Bedingung voraussetzende, allein in seiner Treue gründende Zukunft Jahwes,<br />

seinen Advent.“ Wildberger, 128; vgl. auch ebd., 146f; Sivatte, 114.<br />

1


[ GOTTESDIENSTE ]<br />

1


<strong>Liturgische</strong> Arbeitshilfe zum<br />

Gemeindegottesdienst am<br />

3. Adventssonntag, Lesejahr A<br />

1<br />

Die Noten zu den vorgesehenen Liedern finden Sie auf der CD<br />

zur ADVENIAT-Jahresaktion.<br />

Eröffnung<br />

Gesang zur Eröffnung<br />

GL 105, 1.3.4.6:<br />

O Heiland, reiß die Himmel auf<br />

<strong>Liturgische</strong>r Gruß<br />

Gnade, Friede und Gerechtigkeit von Gott, unserem Vater, und seinem<br />

Sohn Jesus Christus sei mit euch. – Und mit deinem Geiste.<br />

Oder ein anderer <strong>Liturgische</strong>r Gruß.


Einführung<br />

Ob Sie durch die vielen Aktivitäten im Advent belastet sind oder ob<br />

Sie die Zeit als besinnlich erleben, ob Sie nachdenklich oder unbekümmert<br />

und froh sind, eine Zusage hält der heutige Sonntag für<br />

uns bereit: Gott will in unsere Welt kommen, um die Menschen zu<br />

heilen und zu erlösen.<br />

Gottes Ankunft geschieht in unserer Zeit oft leise. Sie geschieht<br />

dort, wo Menschen sich für mehr Gerechtigkeit und Friede einsetzen,<br />

wo Liebe geschenkt wird und wo Versöhnung stattfindet. Das<br />

Leitwort von ADVENIAT erinnert uns in diesem Jahr daran: „Gerechtigkeit,<br />

jetzt und für alle Zeiten“. Eine große Vision hat Jesaja<br />

mit diesen Worten den Menschen vor Augen gestellt. Aus eigener<br />

Kraft werden wir Recht und Gerechtigkeit für alle nicht herstellen<br />

können. Rufen wir deshalb zu Jesus Christus, unserem Heiland<br />

und Retter, der jetzt in unsere Mitte kommt in seinem Wort und in<br />

den Gestalten von Brot und Wein.<br />

Kyrieruf<br />

Herr Jesus Christus, du kommst, die Menschen zu erlösen. –<br />

Señor, ten piedad.<br />

Oder: Herr, erbarme dich.<br />

Du öffnest die Augen der Blinden und die Ohren der Tauben. –<br />

Cristo, ten piedad.<br />

Oder: Christus, erbarme dich.<br />

Du stillst unsere Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Friede. –<br />

Señor, ten piedad.<br />

Oder: Herr, erbarme dich.<br />

Tagesgebet<br />

Messbuch II, 20<br />

Wortgottesdienst<br />

Lesung<br />

Jes 35,1-6a.10 (Messlektionar I,14)<br />

Antwortpsalm<br />

GL 120, 1 mit Ps 72a (GL 152,2; vgl. Kantorenbuch Nr. 20)<br />

2. Lesung<br />

Jak 5,7-11 (Messlektionar I,15)<br />

Ruf vor dem Evangelium<br />

GL 1,2: Halleluja<br />

Der Geist des Herrn ruht auf mir.<br />

Der Herr hat mich gesandt,<br />

den Armen die Frohe Botschaft zu bringen.<br />

GL 531,2<br />

(vgl. Halleluja-Buch Nr. 12-14)<br />

Gemeindegottesdienst am 3. Adventssonntag<br />

1


Gemeindegottesdienst am 3. Adventssonntag<br />

1<br />

Evangelium<br />

Mt 11,2-11 (Messlektionar I,16)<br />

Credolied<br />

GL : Wir glauben an den einen Gott<br />

Fürbitten<br />

Viele Menschen setzen sich für Recht und Gerechtigkeit ein. Das<br />

Leid und die Not auf der Welt sind aber noch nicht überwunden.<br />

Rufen wir zum Herrn, unserem Heiland und Erlöser:<br />

V/A Komm, Herr, komm und erlöse uns.<br />

GL 118,3<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

Wir bitten für die Missionarinnen und Missionare in den Andenländern<br />

und überall auf der Welt: dass ihre Solidarität mit der einheimischen<br />

Bevölkerung und ihr Einsatz im Bereich der Bildung<br />

zu Zeichen der Hoffnung werden, die deine Ankunft in der Welt<br />

sichtbar machen.<br />

Wir bitten für alle, die in Wirtschaft und Politik Verantwortung<br />

tragen: dass du ihnen gangbare Wege weist und ihre Augen und<br />

Ohren öffnest für die Not der Bevölkerung, die auf deine Ankunft<br />

in der Welt hofft.<br />

Wir bitten für die eingeborene Bevölkerung in den Andenländern<br />

und für alle Menschen, denen es an Ernährung, Ausbildung und<br />

gesundheitlicher Versorgung fehlt: dass du ihnen eine menschenwürdige<br />

Zukunft gibst, die deine Ankunft in der Welt bezeugt.<br />

Wir bitten für alle, die an deinem Reich der Gerechtigkeit mitbauen<br />

und ihre Stimme für die Armen erheben: dass sie nicht mutlos<br />

werden und geduldig die kleinen Schritte wagen, die deine Ankunft<br />

in der Welt erahnen lassen.<br />

Wir bitten für die Sterbenden, die auf deine Gnade und Barmherzigkeit<br />

hoffen: dass du sie in deine Herrlichkeit aufnimmst, die du<br />

allen verheißen hast, die sich für deine Ankunft in der Welt einsetzen.<br />

Herr Jesus Christus, du bist in die Welt gekommen und den Weg<br />

mit den Menschen gegangen. Auf dich richten wir unser Vertrauen<br />

jetzt und in Ewigkeit. Amen.<br />

Eucharistiefeier<br />

Gesang zur Gabenbereitung<br />

Lasst uns den Weg der Gerechtigkeit gehn. Dein Reich komme.<br />

Herr, Dein Reich komme.<br />

1. Dein Reich in Klarheit und Frieden. Leben in Wahrheit und Recht.<br />

Tu reino, Señor, tu reino.


2. Dein Reich des Lichts und der Liebe lebt und geschieht unter<br />

uns.<br />

Tu reino, Señor, tu reino.<br />

. Dein Reich, es hat schon begonnen, und die Vollendung ist nah.<br />

Tu reino, Señor, tu reino.<br />

Oder GL 533: Dir Vater Lobpreis werde<br />

Gabengebet<br />

vom Tage, MB II, 20 (18)<br />

Eucharistisches Hochgebet<br />

Hochgebet III, MB II, 490, mit Präfation vom Advent III, MB II, 358<br />

oder bei Beteiligung von Kindern: Hochgebet III für Messfeiern mit<br />

Kindern.<br />

Einleitung zum Friedensgruß<br />

Christus ist in die Welt gekommen, um sein Reich der Gerechtigkeit<br />

und des Friedens unter uns aufzurichten. Er wird wiederkommen,<br />

um es zu vollenden. Ihn bitten wir: Schau nicht …<br />

Agnus Dei<br />

GL 435: Lamm Gottes<br />

Danklied nach der Kommunion<br />

Alabaré, alabaré, alabaré, alabaré, alabaré a mi Señor.<br />

1. Der Herr wird kommen, die Menschen zu erlösen. Alle beten froh<br />

zu Gott, dem Herrn. Lasst uns ihn preisen, lasst uns ihm singen.<br />

Alle lasst uns loben Gott, den Herrn.<br />

2. Alle zusammen wollen wir singen: Ehre, Preis und Ruhm sei<br />

Gott, dem Herrn! Ehre sei dem Vater, Ehre sei dem Sohne, Ehre<br />

sei dem Geist der großen Lieb´.<br />

oder GL 107: Macht hoch die Tür (insbesondere Strophe 2)<br />

Schlussgebet<br />

MB II, 21<br />

Entlassung<br />

Vermeldungen<br />

Aufruf der deutschen Bischöfe zur diesjährigen ADVENIAT-Aktion.<br />

Feierlicher Schlusssegen<br />

MB II, 532<br />

Schlusslied<br />

GL 111, 2.5: Die Nacht ist vorgedrungen<br />

Gemeindegottesdienst am 3. Adventssonntag<br />

1


Gemeindegottesdienst am 3. Adventssonntag<br />

20<br />

Gedanken zur Predigt<br />

Gaudete – freuet euch. Warum sollen wir uns heute am dritten<br />

Advent freuen? Das Evangelium schildert eine Situation, die wenig<br />

Anlass zur Freude gibt: Johannes der Täufer sitzt im Gefängnis.<br />

Herodes hat ihn einsperren lassen. Johannes hat seine ehebrecherische<br />

Beziehung angeprangert. Deswegen soll er jetzt kaltgestellt<br />

werden. Johannes weiß, dass er nichts mehr machen kann.<br />

Er kommt ins Grübeln: Hat es sich gelohnt, was ich getan habe?<br />

Was habe ich damit bewirkt? Gepredigt hatte er, dass der Messias<br />

kommt, der endlich das Gericht bringt und der großen Ungerechtigkeit<br />

ein Ende macht. Einen strengen, durchgreifenden Richter<br />

mit Feuer und Schwert hat er erwartet, einen Richter, der die Spreu<br />

vom Weizen trennt, um sie „im nie erlöschenden Feuer zu verbrennen“<br />

(vgl. Mt 3,12). Seine Hoffnung lag auf Jesus. Von ihm dachte<br />

er, er sei der Messias, der dem „Recht für jetzt und für alle Zeiten“<br />

zum Durchbruch verhilft. Aber nun sitzt er im Gefängnis und zweifelt.<br />

Er traut nicht mehr dem, auf den er selbst hingewiesen hat.<br />

Bin ich da einer Illusion aufgesessen? Bin ich falschen Träumen<br />

nachgelaufen? Die Frage, die er seine Anhänger Jesus stellen lässt,<br />

verrät eine tiefe Krise: „Bist du der, der kommen soll, oder müssen<br />

wir auf einen andern warten?“ (Mt 11,3).<br />

Die Frage könnte auch unsere Frage sein. Können wir auf Jesus<br />

setzen? Können wir glauben, dass er die Welt rettet? Realistisch<br />

betrachtet ist die Welt noch weit entfernt vom Durchbruch des<br />

Reiches Gottes. Krieg, Leid, Korruption, Ungerechtigkeit, Hunger<br />

und Armut beherrschen sie noch immer. Exemplarisch rückt<br />

ADVENIAT in diesem Jahr die Region der Anden in Südamerika in<br />

den Blick: Dort heißt das Gefängnis, in dem die Menschen sitzen:<br />

‚Ungerechte Verteilung des Einkommens’, ‚wachsende Elendsviertel’,<br />

‚Missachtung der Rechte der eingeborenen Bevölkerung’, ‚immer<br />

größer werdende Schere von Armut und Reichtum’. In Ecuador<br />

und Bolivien beispielsweise sind ganze Landstriche verwaist: Teilweise<br />

leben fast nur noch Frauen und Kinder in den Bergdörfern.<br />

Viele Männer sind fortgezogen in die Städte und verdienen den<br />

Lebensunterhalt für ihre Familien und für sich als Lohnarbeiter.<br />

Die Erträge aus der Landwirtschaft sind so knapp, dass sie das<br />

Überleben nicht mehr sichern. Oft kehren die Männer über Jahre<br />

hinweg nicht mehr zurück. Die Frauen bleiben in den Dörfern allein<br />

mit ihren Kindern zurück. Die Kinder müssen arbeiten und gehen<br />

nur unregelmäßig zur Schule. Für die Bevölkerung wird es immer<br />

enger. Dazu kommt noch, dass Produkte aus der industriellen<br />

Landwirtschaft den Markt überschwemmen und die ohnehin schon<br />

knappen Einnahmequellen zerstören. Die lateinamerikanischen<br />

Bischöfe sprechen von einer unmenschlichen Misere für die Mehrheit<br />

der Bevölkerung und von einer ungeheuerlichen sozialen Ungerechtigkeit,<br />

die die Menschen einer quälenden Armut unterwirft<br />

(vgl. Medellín, Armut 1.2). Die jeweiligen Regierungen sehen zu, wie<br />

ganze Regionen zerstört werden. Eine Lobby haben die Menschen<br />

in den Dörfern nicht. Die dringend gebrauchten Investitionen für die<br />

Infrastruktur für Gesundheit und Bildung bleiben aus.


„Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt?“ (GL 105,4), „Bist du der,<br />

der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?“ -<br />

kann man auch hier fragen. Wenn man das Gefängnis, in dem Menschen<br />

heute sitzen, genauer ansieht, wird die Frage des Johannes<br />

an Jesus ganz aktuell. „Bist du der, der kommen soll?“ Sollen wir<br />

auf dich unsere Hoffnung setzen? Sollen wir dir vertrauen? Jesus<br />

gibt eine Antwort auf diese Frage. Sie fällt allerdings etwas anders<br />

aus, als sie Johannes wohl erwartet hat. Jesus antwortet nicht mit<br />

einem einfachen Ja oder Nein. Er verweist auf sein Tun: „Berichtet<br />

Johannes, was ihr hört und seht“ (Mt 11,4). Das ist für ihn entscheidend.<br />

Wort und Handlung müssen zu einer Einheit werden. Lasst<br />

euch berühren von der Not der Menschen, schaut auf sie, und<br />

dann erhebt auch eure Stimme. Das tut Jesus. Er heilt Blinde, und<br />

Lahmen verhilft er zum Gehen, Taube können wieder hören und<br />

verstehen. Mehr noch: „Tote stehen auf, und den Armen wird das<br />

Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt“<br />

(Mt 11,5) – heißt es im Evangelium. Die Verheißung des Jesaja aus<br />

der ersten Lesung wird durch Jesus unwiderruflich erfüllt. Er übertrifft<br />

sie sogar noch: Er heilt nicht nur Blinde, Lahme und Taube,<br />

sondern auch Tote werden erweckt und Aussätzige werden wieder<br />

rein. Wer mit Jesus in Berührung kommt, für den gibt es ganz neue<br />

Möglichkeiten. Jesus ist schon am Werk. Er vollbringt seine Rettung<br />

an uns und an der Welt. Zwar sind es gemessen an der Not<br />

nur kleine Schritte der Rettung, aber sie sind unübersehbar für den,<br />

der seine Augen öffnet, für den, der auf Jesus vertraut.<br />

Für Johannes war das schwer nachvollziehbar. Die Anfänge der<br />

Heilung und Totenerweckung sind nicht das, was er sich vom Messias<br />

erwartet hat. Er hat auf einen spektakulär auftretenden Messias<br />

gehofft. Jesus setzt aber weder auf die spektakuläre Abrechnung<br />

noch auf das Gericht, das die Spreu vom Weizen scheidet.<br />

Er will jeden von uns retten. Jeden Einzelnen und die ganze Welt<br />

will er erlösen. Darin unterscheidet sich Jesus von Johannes: Nicht<br />

der „heilige“ Zorn ist für ihn Maßstab seines Handelns, sondern die<br />

Diakon Pepe Astudillo leitet eine Gemeinde in einem Andendorf bei Cuenca in Ecuador<br />

und kämpft gegen die Landflucht.<br />

Gemeindegottesdienst am 3. Adventssonntag<br />

»Berichtet Johannes,<br />

was ihr hört und<br />

seht.« [Mt 11,4]<br />

21


Gemeindegottesdienst am 3. Adventssonntag<br />

22<br />

scheinbar ohnmächtige Liebe. Jesus ist nicht einer, der mit Feuer<br />

und Schwert das Recht und die Gerechtigkeit durchsetzt, koste es,<br />

was es wolle. Sein Auftreten ist vielmehr bestimmt von Güte und<br />

Barmherzigkeit gegenüber den Mühseligen und am Rand Stehenden.<br />

Anstelle des Gerichts will er das Heil der Menschen. An Weihnachten<br />

kann man es ablesen, für welchen Weg er sich entscheidet:<br />

Er kommt als kleines, hilfsbedürftiges Kind auf die Welt. Er gibt<br />

sich in unsere Hände. Er solidarisiert sich mit den Menschen und<br />

setzt sich ihnen gleichzeitig aus.<br />

„Bist du es, der kommen wird?“ – diese Frage verlangt nach einer<br />

Antwort, die nur jeder Einzelne für sich persönlich geben kann.<br />

Sie wird dort überzeugend ausfallen, wo wir uns nicht nur mit den<br />

Lippen, sondern mit unserer helfenden Tat zu Jesus Christus bekennen.<br />

Das müssen nicht immer die großen Schritte sein. Auch<br />

die kleinen, eher lautlosen, sind gefragt. Dort, wo Menschen sich<br />

für Arme und Notleidende einsetzen, machen sie die angebrochene<br />

messianische Heilszeit sichtbar. In den Andenländern z. B. ermutigen<br />

die Missionare und Missionarinnen und die vielen Katecheten<br />

die Menschen, sich zusammenzuschließen, um für ihre Produkte<br />

einen besseren Preis zu erzielen. Sie schaffen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

für junge Leute und für Frauen. Sie bleiben bei<br />

den Menschen in den Dörfern, solidarisieren sich mit ihnen und helfen<br />

den Alten und den alleinstehenden Müttern. Über die Bischöfe<br />

machen sie auf die Regierungen Druck, damit auch die ländlichen<br />

Gebiete entwickelt werden. Das sind kleine Beispiele, die Hoffnung<br />

geben, die zeigen, dass das Reich Gottes angebrochen ist. Sie<br />

setzen ein Zeichen gegen die resignative Perspektive und für die<br />

Hoffnung. Und das ist Advent: Alles Menschenmögliche zu tun,<br />

und sei es auch noch so klein, und sich gleichzeitig der Hoffnung<br />

auszusetzen, dass der Herr aus dem Kleinen das Große macht.<br />

Deshalb feiern wir Eucharistie. Im Hochgebet sagen wir Dank dafür,<br />

dass Gott seit Beginn der Zeiten am Werk ist und dass er sein Heil<br />

an uns fortsetzt, bis er wiederkommt am Ende der Zeiten. Er hält<br />

den Himmel für uns längst bereit. Deswegen können wir mit Jesus<br />

Christus den mühseligen Weg durch den Alltag gehen und unsere<br />

Stimme gegen das Unrecht erheben, das Menschen zugefügt wird.<br />

Gott steht auf unserer Seite – trotz aller Mühsal und Zweifel und<br />

trotz manchen Rückschlags, den wir bei unserem Einsatz für eine<br />

gerechtere Welt hinnehmen.<br />

„Haltet geduldig aus bis zur Ankunft des Herrn!“ (Jak 5,7), „macht<br />

euer Herz stark“ (Jak 5,8), rät uns die zweite Lesung. Geduld ist<br />

gefragt, es braucht Zeit. Das Reich der Gerechtigkeit und des Friedens<br />

ist unter uns noch nicht verwirklicht. Viel Mühe ist dazu notwendig.<br />

Aber es ist angebrochen. Das Paradies müssen wir nicht<br />

aus eigener Kraft herstellen. Es wird uns geschenkt. Das ist das<br />

eigentliche Wunder des Advents. Und das ist der Grund zur Freude<br />

am heutigen Sonntag.


Paralleler Kinder-Wortgottesdienst<br />

In der Mitte befindet sich ein Adventskranz auf einem großen grünen<br />

Tuch. Rundherum liegen viele Tannenzweige.<br />

Begrüßung<br />

Liebe Kinder,<br />

ich freue mich, dass ihr heute Morgen wieder hierher gekommen<br />

seid. Wie immer, wenn wir uns zum Gottesdienst versammeln, beginnen<br />

wir mit einem Kreuzzeichen. Im Namen des Vaters und des<br />

Sohnes und des Hl. Geistes. Amen.<br />

RUBRIK<br />

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Paralleler Kinder-Wortgottesdienst<br />

Wir sagen euch an den lieben Advent.<br />

Sehet, die erste Kerze brennt.<br />

Wir sagen euch an eine heilige Zeit.<br />

Machet dem Herrn die Wege bereit.<br />

Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr!<br />

Schon ist nahe der Herr.<br />

2<br />

Eröffnungslied<br />

GL 115<br />

2. Wir sagen euch an den lieben Advent.<br />

Sehet, die zweite Kerze brennt.<br />

So nehmet euch eins um das andere an,<br />

wie auch der Herr an uns getan.<br />

Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr!<br />

Schon ist nahe der Herr.<br />

. Wir sagen euch an den lieben Advent.<br />

Sehet, die dritte Kerze brennt.<br />

Nun tragt eurer Güte hellen Schein<br />

wie in die dunkle Welt hinein.<br />

Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr!<br />

Schon ist nahe der Herr.<br />

Hände von der Brust nach vorne bewegen.<br />

Zeigen auf die Kerze.<br />

Hände auf der Brust überkreuzen.<br />

In leichten Wellenbewegungen mit den Händen<br />

den Weg andeuten.<br />

Je zwei Kinder fassen sich an den Händen und<br />

drehen sich im Kreis.<br />

Hände von der Brust nach vorne bewegen.<br />

Zeigen auf die Kerze.<br />

Arme langsam ausbreiten, Handflächen geöffnet.<br />

Arme mit offenen Händen in die Höhe.<br />

Je zwei Kinder fassen sich an den Händen und<br />

drehen sich im Kreis.<br />

Hände von der Brust nach vorne bewegen.<br />

Zeigen auf die Kerze.<br />

Hände über den Kopf zu einer Flamme.<br />

Arme und Hände ausgestreckt nach vorne.<br />

Je zwei Kinder fassen sich an den Händen und<br />

drehen sich im Kreis.<br />

Gebet<br />

Gott, du bist gut.<br />

In Jesus bist du uns nahegekommen.<br />

Wir warten auf das Fest seiner Geburt.<br />

Wir haben schon die dritte Kerze<br />

am Adventskranz angezündet.<br />

Jesu Ankunft macht die Menschen froh.<br />

Dafür danken wir dir, guter Gott.<br />

Amen.<br />

Katechetische Hinführung<br />

Wir betrachten den Adventskranz.<br />

Er besteht aus vielen kleinen Tannenzweigen.<br />

Seine Farbe ist dunkelgrün.<br />

Im Winter gibt es wenig Grün,<br />

nur das Grün von Nadelbäumen<br />

und das Grün der immergrünen Pflanzen.<br />

Das Grün kann uns erinnern, wie es im Frühling und Sommer war,<br />

da gibt es ganz viel Grün …<br />

Jetzt aber ist das meiste Grün verborgen.<br />

Es hat sich zurückgezogen in die Erde,<br />

in die Wurzeln und Knollen.<br />

Die Kinder nehmen sich einen Tannenzweig<br />

Wir riechen, …<br />

fühlen, …<br />

wir schauen ihn an, …<br />

wir lassen den Tannenzweig sprechen.


Ich bin grün …<br />

Ich erinnere an die schöne Adventszeit …<br />

Ich schmücke die Zimmer und Wohnungen …<br />

Ich bin aber auch stachelig …<br />

Ich bin abgebrochen von einem Ast …<br />

Ich bin abgeschnitten, …<br />

abgeschnitten vom Leben.<br />

Der Tannenzweig erzählt damit auch von unserem Leben.<br />

Auch in unserem Leben gibt es Abgebrochenes,<br />

Abgeknicktes und Zerbrochenes.<br />

Auch Menschen werden verletzt, gebrochen, verwundet …<br />

Man fügt ihnen Unrecht zu …<br />

Erfahrungen der Kinder werden von der Leiterin/dem Leiter ergänzt:<br />

In Lateinamerika gibt es viele arme Kinder.<br />

Ihre Eltern haben kein Geld,<br />

um Schulbücher, Hefte oder Bleistifte zu kaufen.<br />

Die Kinder müssen häufig arbeiten.<br />

Sie sammeln in den Bussen das Fahrgeld<br />

oder sie arbeiten als Schuhputzer,<br />

um wenigstens das Nötigste kaufen zu können.<br />

Viele Kinder sind krank und können keinen Arzt besuchen.<br />

Ihre Eltern sind so arm, dass sie den Arztbesuch nicht bezahlen<br />

können.<br />

Ihr Vater, ihr Onkel oder der großer Bruder sind weit weggegangen.<br />

Sie suchen nach Arbeit in den Städten.<br />

Oft kommen sie lange Zeit nicht zurück.<br />

Das macht sie traurig.<br />

Solche Situationen tun weh, sie verletzen …<br />

(Verletztes im Leben der Kinder benennen)<br />

Auch die Bibel kennt solche Situationen.<br />

Vielleicht habt ihr schon einmal etwas von Johannes dem Täufer<br />

gehört.<br />

Johannes der Täufer war verletzt,<br />

sein Leben war abgeschnitten.<br />

Er wurde ins Gefängnis geworfen,<br />

weil er die Lebensweise von Herodes kritisiert hat.<br />

Das Evangelium berichtet uns heute davon.<br />

Hört einmal genau zu.<br />

Evangelium<br />

Mt 11,2-6<br />

Katechese<br />

Eine Frage hat Johannes besonders beschäftigt:<br />

Ist Jesus wirklich der Gesandte Gottes?<br />

Müsste er dann nicht die Menschen zurechtweisen<br />

und sogar bestrafen?<br />

„Schaut euch doch um“, sagt Jesus zu den<br />

Freunden von Johannes.<br />

Paralleler Kinder-Wortgottesdienst<br />

2


Paralleler Kinder-Wortgottesdienst<br />

2<br />

Schaut, was ich tue.<br />

Ich wende keine Gewalt an.<br />

Ich breche nichts ab.<br />

Ich verletze nicht.<br />

Im Gegenteil:<br />

Ich heile Menschen,<br />

damit Taube wieder hören<br />

und Lahme wieder gehen können.<br />

Ich mache Aussätzige wieder gesund.<br />

Ich zeige den Menschen,<br />

dass Gott das überwinden will,<br />

was sie belastet.<br />

Die Menschen sollen keine Not mehr haben.<br />

Sie sollen glücklich leben können.<br />

Jesus möchte, dass die Menschen so handeln<br />

wie er.<br />

Lied<br />

1. Vertraue deinem Gott, vertraue deinem Gott! Wo keiner rettet,<br />

rettet er, vertraue deinem Gott.<br />

2. Vertraue deinem Gott, vertraue deinem Gott!<br />

Er rettet dich aus Angst und Not. Vertraue deinem Gott.<br />

. Vertraue deinem Gott, vertraue deinem Gott,<br />

er lässt dich nimmermehr im Stich. Vertraue deinem Gott.<br />

Aus: Josephine Hirsch: Das Halleluja-Lied und 99 andere biblische Lieder nach Texten aus dem Alten und Neuen Testament,<br />

Innsbruck 1994, S. 103<br />

Zusammenlegen der Tannenzweige zu einem „ zweiten Adventskranz“.<br />

Ein Kind legt nach dem anderen einen Zweig auf den Boden, damit<br />

ein Kranz entsteht.<br />

Schaut noch einmal auf unsere Tannenzweige.<br />

Wir legen jetzt die abgebrochenen Zweige zusammen.<br />

Die Tannenzweige bleiben nicht mehr allein.<br />

So wie durch Jesus etwas ganz Neues angebrochen ist,<br />

so wie er Abgebrochenes und Zerstörtes wieder geheilt hat,<br />

so wird jetzt durch das Zusammenlegen der Zweige etwas Neues.<br />

Ein Adventskranz entsteht.<br />

Ein ganz neues Zeichen wird aus den Zweigen.<br />

Ein neues Lebenszeichen.<br />

Spielen des „lebendigen“ Adventskranzes.<br />

Auch wir können uns zu einem Adventskranz zusammenfügen.<br />

Wie die Zweige miteinander verbunden sind,<br />

so können auch wir uns verbinden zu einem lebendigen<br />

Adventskranz.<br />

Wir können uns gegenseitig die Hände reichen.<br />

Wir können uns sogar mit den Kindern in Lateinamerika verbinden,<br />

wenn wir sie in unseren Kranz einbinden.<br />

So zeigen wir, dass wir an sie denken.


Besonders Missionare und Missionarinnen,<br />

die Katecheten und Katechetinnen,<br />

versuchen, sich mit den Menschen zu verbinden.<br />

Sie helfen den Armen<br />

und geben den Kindern wieder neue Hoffnung.<br />

Das Leben ist dann nicht<br />

mehr so traurig.<br />

Auch wir können an sie denken<br />

und sie in unseren Kranz in die Mitte hineinnehmen.<br />

ADVENIAT-Plakat in den Adventskranz legen.<br />

Der Adventskranz erzählt vom Weihnachtsfest.<br />

- Staunen der Kinder -<br />

Wir freuen uns auf Jesus.<br />

In der Krippe kommt er als kleines Kind auf die Welt.<br />

Er wird Mensch.<br />

Er will so sein wie wir.<br />

Er will in unsere Gemeinschaft kommen.<br />

Jesuskerze in die Mitte stellen<br />

Wenn er in unsere Mitte kommt,<br />

dann ist niemand mehr traurig,<br />

dann werden sich alle freuen.<br />

Fürbitten<br />

Damit alle Menschen, denen es nicht gut geht, sich wieder freuen<br />

können, hier bei uns, in Lateinamerika und überall auf der Welt, beten<br />

wir und stellen für sie einen Tannenzweig als Lebenszeichen in<br />

die Vase. Wir bitten Gott, dass er ihre Not wegnimmt und in Freude<br />

verwandelt.<br />

Junge Mutter mit Kind in einem Andendorf bei Cuenca, Ecuador.<br />

Paralleler Kinder-Wortgottesdienst<br />

2


Paralleler Kinder-Wortgottesdienst<br />

2<br />

Wir stellen einen Tannenzweig in die Vase für die Menschen, die<br />

hungern.<br />

A. Guter Gott, mach die Menschen froh.<br />

Wir stellen einen Tannenzweig in die Vase für die Menschen, die<br />

arm sind.<br />

A. Guter Gott, mach die Menschen froh.<br />

Wir stellen einen Tannenzweig in die Vase für die Kinder, die krank<br />

sind und nicht zum Arzt gehen können, weil ihre Eltern kein Geld<br />

haben.<br />

A. Guter Gott, mach die Menschen froh.<br />

Wir stellen einen Tannenzweig in die Vase für die Menschen, die<br />

ungerecht behandelt werden.<br />

A. Guter Gott, mach die Menschen froh.<br />

Wir stellen einen Tannenzweig in die Vase für die Kinder, die arbeiten<br />

müssen und nicht zur Schule gehen können.<br />

A. Guter Gott, mach die Menschen froh.<br />

Wir stellen einen Tannenzweig in die Vase für all das, was uns auf<br />

dem Herzen liegt und das wir Gott in Stille sagen möchten.<br />

– Stille –<br />

Guter Gott, du willst, dass alle Menschen Grund haben, sich zu<br />

freuen. Jesus hat es uns gezeigt. Dafür danken wir dir und loben<br />

dich jetzt und in Ewigkeit. Amen.<br />

Kinder nehmen Tannenzweige mit in den Gottesdienst der Erwachsenen.<br />

Die Katechetin trägt die Vase mit den Zweigen und bringt sie bei<br />

der Gabenprozession zum Altar.<br />

Nach dem Sanctus können die Kinder aufgefordert werden, sich um<br />

den Altar zu stellen, etwa mit folgenden Worten: Wir bilden jetzt einen<br />

lebendigen Adventskranz um den Altar. Bringt eure Zweige mit, damit<br />

ihr selbst zum Lebenszeichen werdet. Denn Gott will uns berühren<br />

und aus uns eine große Gemeinschaft machen, in der jeder leben<br />

kann, in der es gerecht zugeht und in der alle Menschen Freude haben.<br />

Bei den Akklamationen und bei der Schlussdoxologie („Durch ihn und<br />

mit ihm …“) können die Kinder ihre Tannenzweige erheben.<br />

Die Kinder ziehen mit den Tannenzweigen in ihrer Hand mit aus und<br />

werden so zu lebendigen Boten des Lebens.


» Lass uns den Weg der<br />

Gerechtigkeit gehn«<br />

Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht im Advent<br />

Die Elemente eignen sich auch für andere Formen von Gottesdiensten,<br />

vor allem mit Jugendlichen.<br />

Vorbemerkungen<br />

1. Gut sichtbar für alle liegen in der Mitte bzw. vor dem Altar Wanderstock,<br />

Rucksack, Wanderschuhe sowie evtl., wenn vorhanden, ein<br />

Poncho.<br />

2. Je nach Auswahl der Alternative (s. u.) werden Karten und Stifte für<br />

die Anwesenden benötigt.<br />

RUBRIK<br />

2


Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht<br />

0<br />

Eröffnung<br />

Kreuzzeichen und liturgischer Gruß<br />

L: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.<br />

A: Amen.<br />

L: Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn.<br />

A: Der Himmel und Erde erschaffen hat.<br />

Eingangslied<br />

Wachet auf, ruft uns die Stimme (GL 110)<br />

Aus den Dörfern und Städten (Troubadour für Gott 2)<br />

Einführung<br />

L: Wir nehmen uns einige Augenblicke Zeit, gemeinsam innezuhalten<br />

auf unserem Weg durch den Advent auf Weihnachten zu.<br />

Die diesjährige ADVENIAT-Aktion verweist uns auf den Weg und<br />

das Zeugnis von Personen, die sich in konkreter Nachfolge Jesu für<br />

Gerechtigkeit einsetzen; in den Mittelpunkt stellt sie Menschen aus<br />

den Andenländern. Was bedeutet es für sie, was bedeutet es für<br />

uns, in der Nachfolge Jesu zu stehen?<br />

Bevor wir das Wort Christi hören, lasst uns ihn in unserer Mitte<br />

begrüßen und um sein Erbarmen anrufen.<br />

Kyrie-Rufe<br />

Alternative I:<br />

L: Herr Jesus Christus, du bist den Menschen nahe zu jeder Zeit,<br />

an jedem Ort. Du wirst ihnen erfahrbar durch die, die Zeugnis von<br />

dir ablegen.<br />

Herr, erbarme dich.<br />

A: Herr, erbarme dich.<br />

L: Du rufst auch heute Menschen in deine Nachfolge.<br />

Christus, erbarme dich.<br />

A: Christus, erbarme dich.<br />

L: Du schenkst uns das Leben und bringst Leben in Fülle für alle<br />

Menschen.<br />

Herr, erbarme dich.<br />

A: Herr, erbarme dich.<br />

Alternative II:<br />

Tau aus Himmelshöhn (GL 103)


Verkündigung<br />

Schriftlesung<br />

(Joh 14,6)<br />

LEKT: Aus dem Evangelium nach Johannes<br />

Jesus sagte:<br />

Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.<br />

Niemand kommt zum Vater außer durch mich.<br />

Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.<br />

A: Lob sei dir, Christus.<br />

Lied<br />

Herr, unser Herr, wie bist du zugegen (GL 298)<br />

Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht (UW 41)<br />

Impulse zum Schrifttext und zum Thema<br />

L: Das Schriftwort aus dem Johannesevangelium stand im Mai<br />

dieses Jahres als biblisches Leitwort über der V. Generalversammlung<br />

der Lateinamerikanischen Bischöfe. Das Motto der Zusammenkunft<br />

lautete: „Jünger und Missionare Jesu Christi, damit<br />

unsere Völker in Ihm das Leben haben“. Viele Menschen sind als<br />

Jünger Jesu unterwegs. Sie verlassen sich darauf, dass er für<br />

jeden Menschen „der Weg und die Wahrheit und das Leben“ ist.<br />

Ich möchte Ihnen erzählen von einem Menschen in Ecuador, der in<br />

seinem Leben geholfen hat, Gerechtigkeit zu schaffen. „Bischof der<br />

Indios“ ist sein Ehrentitel, der Poncho sein Erkennungszeichen.<br />

Leonidas Proaño lebt von 1 10 bis 1 . Er wächst als das jüngste<br />

und einzige überlebende Kind einer armen Familie im Norden<br />

Ecuadors auf. Von seinen Eltern erfährt und erlernt er die Liebe zu<br />

den Armen und den Respekt vor ihnen, besonders vor den Indigenen,<br />

den Ureinwohnern.<br />

Leonidas beschließt, ins Priesterseminar einzutreten. Dort entdeckt<br />

er seine literarische Begabung, seitdem schreibt er Gedichte und<br />

Aufsätze. Vor allem aber bleibt er den Armen verbunden, von ihnen<br />

lernt er. Später wird er einmal sinngemäß sagen: „Ich bin in<br />

die Universität des Volkes gegangen, meine besten Lehrer waren<br />

die Armen, von ihnen habe ich gelernt, wie ein Christ und Bischof<br />

leben soll.“ Durch das Engagement für die katholische Arbeiterbewegung<br />

lernt er deren Methode und den Dreischritt „Sehen – Urteilen<br />

– Handeln“ kennen, die er dann während 1 Jahren als Landpfarrer<br />

immer wieder und neu einsetzt, stets mit dem Ziel, anderen<br />

Menschen durch Alphabetisierung und Bewusstwerdung zu mehr<br />

Leben und Sprachfähigkeit zu verhelfen. Er gründet eine kleine<br />

Bücherei in seiner Gemeinde, eine Kinder- und eine Erwachsenenzeitung<br />

sowie eine Radioschule, die in den unwegsamen Regionen<br />

Ecuadors dafür sorgt, dass Informationen auf Spanisch und Quichua<br />

ausgetauscht werden können.<br />

Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht<br />

1


Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht<br />

2<br />

Im Jahr 1 wird Proaño zum Bischof von Riobamba geweiht,<br />

einer der ärmsten Regionen Ecuadors, die Hälfte der Einwohner<br />

gehört zur indigenen Bevölkerung. Die Hauptprobleme des Bistums<br />

Riobamba sind die Landfrage und die Lage der Indigenen. Diese<br />

werden bewusst von jeder Form der Bildung fern- und in Unwissenheit<br />

gehalten, damit sie leichter ausgebeutet werden können.<br />

Proaño aber stellt sich an ihre Seite. Statt des bischöflichen Ornats<br />

wird der Poncho zu seinem Erkennungszeichen, er zieht aus seinem<br />

Bischofshaus aus in das Exerzitienhaus am Ort und lebt dort<br />

in einer kleinen Gemeinschaft. Im ehemaligen Bischofshaus wird<br />

stattdessen ein lateinamerikanisches Pastoralinstitut eingerichtet.<br />

In seinem Bistum beginnt er schon vor dem II. Vatikanischen Konzil<br />

mit kleinen kirchlichen Basisgemeinden, ehrenamtliche Laien<br />

ziehen als Quichua-Missionare zu den Gemeinden und verkünden<br />

ihnen das Evangelium in ihrer Sprache, Quichua.<br />

Das Bistum hat großen Landbesitz, so dass Proaño eine Landreform<br />

für die kirchlichen Landgüter in die Wege leitet, die vor allem<br />

den Ureinwohnern zugute kommt. Immer wieder, so auch beim<br />

Konzil, weist er auf die Notwendigkeit hin, die Kultur der indigenen<br />

Bevölkerung zu kennen und zu achten. Ihr Volk werde zerstört,<br />

wenn man ihnen das Land nimmt. Unermüdlich fördert und fordert<br />

er die Rechte der Indigenen auf Bildung, auf eigenes Land und<br />

auf die eigene Kultur. Auch noch nach Erreichen der Altersgrenze<br />

als Bischof mit Jahren setzt er sich aktiv für verschiedene Indigenen-<br />

und Menschenrechtsbewegungen in Ecuador und in ganz<br />

Lateinamerika ein. Schon längst ist sein Titel, mit dem ihn zunächst<br />

seine Kritiker und Gegner bedacht haben, zu seinem Ehrentitel<br />

geworden: „Bischof der Indios“. So nennen auch die Indios selbst<br />

ihren Bischof im Poncho, so ehrt auch Johannes Paul II. Leonidas<br />

Proaño, den Bischof, der so oft mit seiner Sicht- und Lebensweise<br />

Widerspruch in Kirche und Gesellschaft hervorruft.<br />

(Vgl. Giancarlo Collet: „Leiden und Hoffnungen teilen“. Aus: Johannes Meier [Hg.]: Die Armen zuerst! 12 Lebensbilder<br />

lateinamerikanischer Bischöfe. © Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1999. S. 66-80.)<br />

Alternative I:<br />

L: Nehmen wir uns nun Zeit, uns gegenseitig an Menschen zu<br />

erinnern, die wie Bischof Proaño Jesus nachfolgen und durch ihr<br />

Leben Zeugnis für ihren Glauben ablegen, die sich für Gerechtigkeit<br />

einsetzen und anderen Menschen zu menschenwürdigerem Leben<br />

verhelfen. Denken Sie an Menschen in unserer Stadt, in unserer<br />

Gemeinde, in unserem Land oder in anderen Ländern. Wir können<br />

den Namen der Person, an die Sie sich erinnern, nennen und ein,<br />

zwei Sätze zu ihrem Leben sagen.<br />

(Je nach Zahl der Anwesenden kann dies in der Gesamtgruppe geschehen<br />

oder zunächst in Zweier- bis Vierer-Gruppen, so wie die<br />

Gottesdienstteilnehmer nebeneinander sitzen. Wenn die Gruppe sehr<br />

groß ist, bietet es sich an, in den Gesprächsgruppen die Namen der<br />

Personen auf Karten zu schreiben und am Ende dieser Runde laut nur<br />

die Namen nennen zu lassen und die Karten in die Mitte zu tragen.<br />

Entsprechend anleiten.)


Alternative II:<br />

L: Auch wir sind wie Bischof Proaño und viele andere Menschen<br />

durch die Taufe in die Nachfolge berufen. Gemeinsam mit vielen<br />

anderen Menschen hier und auf der ganzen Welt dürfen wir mitbauen<br />

am Reich Gottes, das für uns Gabe und Aufgabe zugleich ist.<br />

Lassen Sie uns dieses gemeinsame Unterwegssein ausdrücken in<br />

Gesang und Lied.<br />

Meditativer Tanz zum Lied „Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn“<br />

(gemeinsam unterwegs 129)<br />

Wenn das Lied nicht bekannt ist, zunächst mehrere Male durchsingen.<br />

Der Inhalt des Liedes kann mit Gehschritten und einer einfachen Gebärde<br />

erfahrbar werden:<br />

Ausgangsstellung: in Reihen oder im Kreis<br />

„Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn“:<br />

Mit dem rechten Schritt beginnen, vier Schritte nach rechts gehen<br />

„Dein Reich komme, Herr, dein Reich komme“:<br />

Im Stehen Arme nach oben heben und senken (Bittgebärde)<br />

„Dein Reich in Klarheit und Frieden, Leben in Wahrheit und Recht“:<br />

Mit dem linken Fuß beginnen, acht Schritte nach links gehen<br />

„Dein Reich komme, Herr, dein Reich komme“:<br />

Im Stehen Arme nach oben heben und senken (Bittgebärde)<br />

(Isolde Niehüser: Schrittfolge zum Lied: „Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn“. Aus: FrauenGottesDienste. Modelle<br />

und Materialien. Bd. 8: Gerechtigkeit, © Schwabenverlag Ostfildern 2000. S. 32. Leicht gekürzt.)<br />

Lied (alternativ zum obigen Tanzlied)<br />

Singt dem Herrn ein neues Lied (GL 268)<br />

Kleines Senfkorn Hoffnung (UW 59)<br />

Wo Menschen sich vergessen (Hall 65)<br />

Allgemeines Gebet (Fürbitten)<br />

Alternative I:<br />

L: Alles, was an diesem Morgen (Abend) unser Herz bewegt, dürfen<br />

wir, Gott, vor dich bringen. Dich bitten wir:<br />

Die Anliegen können von den Gottesdienstteilnehmern frei formuliert<br />

werden. (Um den Anfang zu erleichtern, kann es hilfreich sein, wenn<br />

der Leiter/die Leiterin mit einer Fürbitte beginnt.)<br />

Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht


Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht<br />

L: Gott hört unsere ausgesprochenen und unsere unausgesprochenen<br />

Bitten.<br />

Alle unsere Anliegen können wir hineinlegen in das Gebet, das uns<br />

sein Sohn zu beten gelehrt hat:<br />

Vater unser im Himmel, …<br />

Alternative II:<br />

Lied: Ich singe für die Mutigen<br />

(oder mit ruhiger Stimme den Liedtext vorlesen)<br />

Ref.: Ich singe für die Mutigen, die ihren Weg suchen,<br />

die das zurücklassen, was sie gefangen hält.<br />

Ich sing’ für die Vertrauenden, die Gottes Ruf hören,<br />

die auch ins Ungewisse geh‘n mit ihm.<br />

Ich bitte Gott für sie,<br />

dass sie nicht das Wagnis scheuen,<br />

dass sie Angst und Not nicht fürchten.<br />

Das bitte ich Gott.<br />

Ich bitte Gott für sie,<br />

dass sie nicht am Schmerz zerbrechen,<br />

dass sie nicht an Härten scheitern.<br />

Das bitte ich Gott.<br />

Ich bitte Gott für sie,<br />

dass sie nicht vom Weg abweichen,<br />

dass sie nicht den Halt verlieren.<br />

Das bitte ich Gott.<br />

Ich bitte Gott für sie,<br />

dass sie sich noch hinterfragen,<br />

dass sie auch auf Freunde hören.<br />

Das bitte ich Gott.<br />

Ich bitte Gott für sie,<br />

dass sie Seinem Geist gehorchen,<br />

dass sie sich nicht täuschen lassen.<br />

Das bitte ich Gott.<br />

Ich bitte Gott für sie,<br />

dass zu ihrem Ziel sie finden,<br />

dass sie neues Land erreichen.<br />

Das bitte ich Gott.<br />

(T. u. M.: Br. Samuel Schrauber OfmSp)<br />

L: Diese und alle unsere Anliegen können wir hineinlegen in das<br />

Gebet, das uns Jesus selbst zu beten gelehrt hat:<br />

Vater unser im Himmel, …


Abschluss<br />

Schlussgebet<br />

Alternative I:<br />

L: Gott,<br />

dein Reich kommt dort,<br />

wo sich Menschen in deinem Namen zusammentun<br />

ihr Leben miteinander teilen<br />

Freude und Lebenslust<br />

Sorgen und Ängste<br />

Dunkel und Licht.<br />

Dein Reich kommt dort,<br />

wo sich Menschen gegenseitig erinnern<br />

einander erzählen<br />

sich zum Träumen ermutigen.<br />

Dein Reich kommt dort,<br />

wo Menschen miteinander teilen<br />

miteinander beten<br />

miteinander schweigen<br />

miteinander lachen.<br />

Dein Reich kommt dort,<br />

wo Menschen<br />

Glaube, Hoffnung, Liebe<br />

in die Welt hineinsäen.<br />

Dein Reich kommt dort,<br />

wo Menschen sich gemeinsam auf den Weg machen,<br />

wo wir unterwegs sind,<br />

um uns unserer Sendung bewusster zu sein<br />

und sie heute zu leben.<br />

Geh mit uns auf diesem Weg!<br />

(Nach: Bistum Trier: Schritte durch den Advent. Trier 2002. S.9)<br />

Alternative II:<br />

L: Gott, lass uns Ausschau halten nach dir! Auch wenn wir dich nicht<br />

sehen, bist du doch gegenwärtig. Sei uns nah in diesen Wochen des<br />

Advents und hilf uns, jeden Tag ein Stück weiter auf dem Weg der<br />

Gerechtigkeit zu gehen, damit Friede wird – auch durch uns. Darum<br />

bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.<br />

A: Amen.<br />

Schlusssegen<br />

L: Es segne uns der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und<br />

der Heilige Geist.<br />

A: Amen.<br />

Schlusslied<br />

Kündet allen in der Not (GL 106)<br />

Wagt euch zu den Ufern (Ruhama-Liederbuch 64)<br />

Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht


» Die Frucht der Gerechtigkeit wird<br />

der Friede sein« [Jes 32,17]<br />

Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht im Advent<br />

Die Elemente eignen sich auch für andere Formen von Gottesdiensten,<br />

vor allem mit Jugendlichen.<br />

Vorbemerkungen<br />

1. Für den Gottesdienst werden Senfkörner gebraucht.<br />

2. Senfkörner in Schüsselchen bereitstellen.<br />

3. Wird bei den Fürbitten Alternative II (Einpflanzen der Körner) gewählt,<br />

wird ein Topf oder eine Schale mit Erde in der Mitte des<br />

Raumes oder vor dem Altar benötigt.


Eröffnung<br />

Kreuzzeichen und liturgischer Gruß<br />

L: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.<br />

A: Amen.<br />

L: Jesus Christus ist in unserer Mitte und schenkt uns seinen<br />

Frieden.<br />

A: Amen.<br />

Eingangslied<br />

Macht hoch die Tür (GL 107)<br />

Herr, unser Herr, wie bist du zugegen (GL 298)<br />

Die Zeit zu beginnen ist jetzt (© Kontakte Musikverlag)<br />

Einführung<br />

L: „Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten“ (Jes , ), so lautet das<br />

biblische Leitwort der diesjährigen ADVENIAT-Aktion. Es ist dem<br />

Buch des Propheten Jesaja entnommen. Gemeinsam mit den Menschen<br />

in Lateinamerika gehen wir auf Weihnachten zu. Mit ihnen<br />

träumen wir von Frieden und Gerechtigkeit, gemeinsam können wir<br />

zu ihrer Verwirklichung beitragen, gemeinsam erbitten wir dazu in<br />

dieser Adventszeit den Beistand Gottes.<br />

Gebet<br />

Alternative I:<br />

L: Zusammen mit unseren Brüdern und Schwestern in Lateinamerika<br />

wollen wir uns besinnen und beten:<br />

- Stille -<br />

Wir bekennen, Herr,<br />

dass wir dein Evangelium noch nicht vollständig begriffen haben.<br />

Auch haben wir die uns umgebende Wirklichkeit noch nicht richtig<br />

durchschaut.<br />

Verzeih uns unsere Verwirrung und unsere Zaghaftigkeit,<br />

deine Zeugen zu sein,<br />

die Zeichen des Reiches zu erkennen,<br />

anderen zu vergeben,<br />

Ansätze der Hoffnung zu suchen.<br />

Wir tun uns schwer,<br />

gemeinsam zu beten,<br />

die Einheit des Leibes Christi zu bezeugen,<br />

unsern Reichtum und unsere Armut zu teilen,<br />

für die Überraschung des Heiligen Geistes bereit zu sein.<br />

Es gelingt uns nicht immer,<br />

unsere Schritte auf den Weg des Friedens zu richten,<br />

uns zu bekehren,<br />

in Liebe zu leben,<br />

Samen deines Friedens und deiner Gerechtigkeit zu sein.<br />

(nach: Gebet aus Nicaragua, ADVENIAT)<br />

Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht


Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht<br />

Alternative II:<br />

Kyrie-Lied<br />

Meine engen Grenzen (Hall 10, UW 93)<br />

Verkündigung<br />

Schriftlesung<br />

(Jes 32,15-18) (Messlektionar VIII S. 175 u. S. 202)<br />

LEKT: Aus dem Buch des Propheten Jesaja<br />

Wenn aber der Geist aus der Höhe über uns ausgegossen wird,<br />

dann wird die Wüste zum Garten<br />

und der Garten wird zu einem Wald.<br />

In der Wüste wohnt das Recht,<br />

die Gerechtigkeit weilt in den Gärten.<br />

Das Werk der Gerechtigkeit wird der Friede sein,<br />

der Ertrag der Gerechtigkeit sind Ruhe und Sicherheit für immer.<br />

Mein Volk wird an einer Stätte des Friedens wohnen,<br />

in sicheren Wohnungen, an stillen und ruhigen Plätzen.<br />

Wort des lebendigen Gottes.<br />

A: Dank sei Gott.<br />

Lied<br />

Herr, gib uns Mut zum Hören (GL 521)<br />

Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht (UW 41)<br />

Schriftlesung<br />

(Mt 13,31-32) (Messlektionar V, S. 468f, gekürzt)<br />

LEKT: Aus dem Evangelium nach Matthäus<br />

In jener Zeit erzählte Jesus den Menschen ein weiteres Gleichnis<br />

und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn,<br />

das ein Mann auf seinen Acker säte.<br />

Es ist das kleinste von allen Samenkörnern;<br />

sobald es aber hochgewachsen ist,<br />

ist es größer als die anderen Gewächse<br />

und wird zu einem Baum,<br />

so dass die Vögel des Himmels kommen<br />

und in seinen Zweigen nisten.<br />

Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.<br />

A: Lob sei dir, Christus.<br />

Meditation: Samenkorn<br />

L: Wir geben jetzt die Körbchen mit Körnern herum. Bitte nehmen<br />

Sie sich ein Korn heraus.<br />

In Ruhe warten, bis alle ein Korn in der Hand halten.<br />

Text langsam vortragen


Ein kleines Korn in meiner Hand,<br />

ein Senfkorn.<br />

Nur mit Mühe kann ich dieses einzelne Korn zwischen den Fingern<br />

halten.<br />

So klein, unscheinbar,<br />

leicht zu übersehen,<br />

leicht zu verlieren.<br />

Da kann doch nicht viel draus werden.<br />

Und dazu noch jetzt mitten im Winter …<br />

Und doch:<br />

Eingepflanzt,<br />

gewässert,<br />

gehegt,<br />

gepflegt,<br />

versorgt mit Licht,<br />

wird daraus ein großer Strauch,<br />

der vielfache Frucht trägt,<br />

der Schatten spendet,<br />

in dem Vögel ihre Nester bauen können.<br />

Mit solch einem Senfkorn<br />

vergleicht Jesus das Reich Gottes:<br />

Aus einem kleinen Anfang<br />

kann Großes werden.<br />

Unscheinbares wird wichtig.<br />

Kleine Schritte<br />

verändern die Welt,<br />

Deine und meine,<br />

schaffen Gerechtigkeit,<br />

bringen Frucht,<br />

führen zum Frieden<br />

hier und dort<br />

in der Einen Welt.<br />

In diesen Wochen des Advents begleitet uns in den alttestamentlichen<br />

Schriftlesungen vor allem der Prophet Jesaja mit seiner Vision<br />

vom kommenden Friedensreich. Es bricht an, wenn der Spross<br />

aus dem Baumstumpf Isais hervorwächst, dann werden Pflugscharen<br />

zu Winzermessern (Jes 2, ), dann wohnt der Wolf beim Lamm<br />

(Jes 11, ). Dieses Friedensreich wird möglich, wenn Recht und<br />

Gerechtigkeit herrschen. Im Advent erhoffen wir die Ankunft dieses<br />

Friedenskönigs, der die Hilflosen aufrichtet und Gerechtigkeit<br />

schafft. In seinem Sohn Jesus Christus will Gott uns nahe kommen.<br />

In ihm ist für uns das Reich Gottes, das Reich des Friedens und<br />

der Gerechtigkeit angebrochen. Uns ist es aufgegeben, in seiner<br />

Nachfolge weiter an der Verwirklichung dieses Reiches, dieser Friedensvision<br />

einer gerechten Welt für alle mitzuwirken.<br />

Lied<br />

Sonne der Gerechtigkeit (GL 644, z.B. Str. 1.4-6)<br />

Kleines Senfkorn Hoffnung (UW 59)<br />

Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht


Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht<br />

0<br />

Allgemeines Gebet (Fürbitten)<br />

Alternative I:<br />

L: Das Senfkorn in unserer Hand erinnert uns an das Wunder des<br />

Lebens und an seine Verletzlichkeit. Gott, der uns Vater und Mutter<br />

ist, schenkt uns das Leben. Vor ihn dürfen wir nun unsere Bitten<br />

tragen.<br />

Die Anliegen können von den Gottesdienstteilnehmern frei formuliert<br />

werden. (Um den Anfang zu erleichtern, kann es hilfreich sein,<br />

wenn der Leiter/die Leiterin mit einer Fürbitte beginnt.)<br />

Gott, du kennst unser Herz. Erhöre unsere ausgesprochenen und<br />

unausgesprochenen Bitten. Darum bitten wir durch Jesus Christus,<br />

unseren Bruder und Herrn.<br />

A: Amen.<br />

Alternative II:<br />

L: All unsere Gedanken und Anliegen dürfen wir, Gott, vor dich<br />

bringen. Ich lade Sie ein, nun mit Ihrem Senfkorn nach vorn zu<br />

kommen und es in die Erde zu pflanzen. Wie wir das Senfkorn der<br />

Erde anvertrauen und auf Wachstum hoffen, so dürfen wir unsere<br />

Bitten, die, die wir aussprechen und die, die wir in unseren Herzen<br />

tragen, Gottes Sorge anvertrauen.<br />

Die Fürbitten werden von den Anwesenden frei formuliert. Um den<br />

Anfang zu erleichtern, kann es hilfreich sein, wenn der Leiter/die<br />

Leiterin mit einer Fürbitte beginnt und dann das Senfkorn einpflanzt.<br />

Gott ist bei uns auf allen Wegen; er begleitet uns, damit wir an seinem<br />

Reich des Friedens und der Gerechtigkeit mitbauen können.<br />

Verbunden mit unseren Brüdern und Schwestern auf der ganzen<br />

Welt lasst uns beten, wie es uns Jesus Christus gelehrt hat:<br />

Vater unser im Himmel, …<br />

Abschluss<br />

Alternative I:<br />

L: Herr, du rufst uns zur Umkehr von unseren alten Wegen und<br />

zum Neuanfang. Du hast uns aufgetragen, deinem Kommen freie<br />

Bahn zu schaffen. Gib uns Licht und Entschlossenheit, diese Zeit<br />

des Advents zu nutzen, Samen der Hoffnung auszustreuen und in<br />

Schwierigkeiten nicht aufzugeben. Das erbitten wir von dir, Hoffnung<br />

der Welt, Jesus Christus, unserem Herrn.<br />

Nach: Krautter, Bernhard [Hrsg.]: Wort-Gottes-Feiern. Lesejahr A. © 2004 Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, Stuttgart


Es segne uns der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der<br />

Heilige Geist.<br />

A: Amen.<br />

Alternative II:<br />

L: Gottes Segen komme zu uns Frauen und Männern,<br />

dass wir stark sind in unserer schöpferischen Kraft,<br />

dass wir mutig sind in unserem Recht.<br />

Gottes Segen komme zu uns Frauen und Männern,<br />

dass wir nein sagen, wo es nötig ist,<br />

dass wir ja sagen, wo es gut ist.<br />

Gottes Segen komme zu uns Frauen und Männern,<br />

dass wir schreien, wo Unrecht ist,<br />

dass wir schweigen, wo Entsetzen ist.<br />

Gottes Segen komme zu uns Frauen und Männern,<br />

dass wir Weisheit suchen und finden,<br />

dass wir Klugheit zeigen und geben.<br />

Gottes Segen komme zu uns Frauen und Männern,<br />

dass wir die Wirklichkeit verändern,<br />

dass wir das Lebendige fördern.<br />

Dass wir Gottes Reich errichten auf Erden!<br />

Quelle: Hanna Strack, Segen – Herberge in unwirtlicher Zeit, mit Scherenschnitten von Adelheid Strack-Richter,<br />

Pinnow/Schwerin, 4. Auflage 1998<br />

Es segne uns der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der<br />

Heilige Geist.<br />

A: Amen.<br />

Schlusslied<br />

Kündet allen in der Not (GL 106)<br />

In der Mitte der Nacht liegt der Anfang eines neuen Tags<br />

(Schwerter Liederbuch 266)<br />

Anregungen für eine Früh- oder Spätschicht<br />

1


Bußgottesdienst im Advent<br />

2<br />

Vorbereitung:<br />

Die Grafik einer Waage wird kopiert, so dass für jede/n Teilnehmer/in<br />

eine vorhanden ist.<br />

Eröffnung<br />

Eingangslied<br />

„Komm, du Heiland aller Welt“ (GL 108)<br />

Kreuzzeichen<br />

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.<br />

Amen.


Einführung<br />

„Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten“<br />

Dieses Zitat aus dem Buch Jesaja begleitet uns während unseres<br />

adventlichen Bußgottesdienstes. Gerechtigkeit, von Gott durch<br />

den Propheten Jesaja verheißen, ist seine Gabe und Aufgabe<br />

des Menschen. In den Andenländern Lateinamerikas, auf die zu<br />

schauen uns die Bischöfliche Aktion ADVENIAT in diesem Jahr<br />

besonders einlädt, ist die Sehnsucht der Menschen nach Gerechtigkeit<br />

und die Notwendigkeit, menschenwürdige Lebensumstände<br />

zu schaffen, besonders groß. In Gedanken verbunden mit der<br />

Bevölkerung der Andenländer begrüßen wir nun Jesus Christus in<br />

unserer Mitte:<br />

Kyrieruf<br />

Herr Jesus Christus,<br />

Friedensfürst unserer Welt: du kennst die Not der Menschen.<br />

Erbarme dich unser.<br />

Herr Jesus Christus,<br />

Bruder der Menschen: du weißt um das Leid, das wir einander<br />

zufügen.<br />

Erbarme dich unser.<br />

Herr Jesus Christus,<br />

Heiland unserer Welt: du siehst die Brüche in unserem Leben.<br />

Erbarme dich unser.<br />

Gebet<br />

Guter Gott,<br />

wo du ankommst, wird das Leben hell.<br />

Deine Gegenwart stiftet Hoffnung unter den Menschen,<br />

deine Nähe ermutigt zum Leben.<br />

Hilf uns, die Zeichen deiner Ankunft zu erkennen und<br />

mitzuwirken an deinem Reich des Friedens und der Gerechtigkeit.<br />

Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.<br />

Amen.<br />

Verkündigung<br />

Lesung<br />

1 Joh 4,16b-21<br />

Lied<br />

„Kündet allen in der Not“ (GL 106)<br />

Evangelium<br />

Lk 1,39-56 (Messlektionar III, 431)<br />

Bußgottesdienst im Advent


Bußgottesdienst im Advent<br />

Besinnung – Bekenntnis – Versöhnung<br />

Besinnung<br />

„Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten“<br />

Menschen mühen sich um Gerechtigkeit, Menschen schaffen<br />

Gesetze und Recht. Aber alles Wirken des Menschen bleibt Stückwerk,<br />

wenn nicht Gott selbst „richtet.“<br />

Wenn ein Richter eines Staates nach geltendem Gesetz ein Urteil<br />

spricht, dann „richtet“ er. Er stellt fest, was „Recht“ ist, was die<br />

geltende Ordnung und das Gesetz erfordern.<br />

Das Wort „richten“ bedeutet aber auch das „Richtigmachen“ oder<br />

Herrichten von Ungeordnetem. „Er / Sie wird es schon richten“,<br />

sagen wir dann von jemandem.<br />

Wenn wir nun mit dem Propheten Jesaja bekennen, dass Gott<br />

selbst für Gerechtigkeit sorgt, dann bedeutet es, dass Gott<br />

schwierige Lebensumstände, Krisen, Brüche des Lebens und<br />

Ungeordnetes richtig werden lässt.<br />

Wenn Gott Gerechtigkeit übt, bedeutet das: Gott macht „richtig“:<br />

Nach rückwärts gerichtet bedeutet Gottes Gerechtigkeit: die<br />

Schöpfung ist so angelegt, dass alle Menschen auf der Welt in gerechten<br />

und menschenwürdigen Verhältnissen leben könnten.<br />

Nach vorne gerichtet bedeutet Gottes Gerechtigkeit: Gott selbst<br />

wird Unrichtiges am Ende der Zeiten richten und er lädt uns ein,<br />

bereits jetzt unsere Möglichkeiten einzusetzen, um mit seiner Hilfe<br />

und nach seinem Willen schwierige Lebensumstände von Menschen<br />

zu verbessern – also zu richten. Maria besingt in ihrem Magnificat,<br />

wie es aussieht, wenn Gott die Welt richtet: Mächtige werden<br />

entmachtet, Niedrige werden erhöht, Hungrige werden reich<br />

beschenkt.<br />

Menschliche Gerechtigkeit knüpft dann an Gottes Idee der Gerechtigkeit<br />

an, wenn Leben, Würde und Freiheit für alle Menschen<br />

Maßstab des Handelns sind. Gerechtigkeit ist nicht allein das Befolgen<br />

menschlicher Gesetze. Der Prophet Jesaja beschreibt es mit<br />

den folgenden Worten:<br />

„Weh denen, die unheilvolle Gesetze erlassen und unerträgliche<br />

Vorschriften machen, um die Schwachen vom Gericht fernzuhalten<br />

und den Armen meines Volkes ihr Recht zu rauben, um die Witwen<br />

auszubeuten und die Waisen auszuplündern.“ (Jes 10,1f)<br />

Die Bischöfliche Aktion ADVENIAT nimmt in diesem Jahr bei ihren<br />

Hilfsaktionen besonders die indigene Bevölkerung der Andenstaaten<br />

in den Blick. Für uns selbstverständliche Menschenrechte<br />

wie Gleichheit vor dem Gesetz, politische Mitbestimmung, das<br />

Recht auf Bildung und auf Eigentum werden ihnen vorenthalten.<br />

In Ländern wie Peru, Bolivien und Kolumbien ist die Urbevölkerung,<br />

die so genannten Indígenas, häufig mangelernährt, eine schlechte<br />

Gesundheitsversorgung verursacht eine hohe Mütter- und Kindersterblichkeit.<br />

Die Alphabetisierungsrate der indigenen Bevölkerung<br />

ist niedrig, deshalb sind die Arbeitskräfte dieser Bevölkerungsgruppen<br />

häufig gering qualifiziert – ein Teufelskreis.


Christen in den Andenländern unterstützen die Indígenas bei ihrem<br />

Einsatz für ein Leben in Würde – Programme zur Alphabetisierung<br />

und Rechtsberatung sind hierfür Beispiele.<br />

„Wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben,<br />

den er nicht sieht.“ (1 Joh ,20) Im ersten Johannesbrief hörten wir,<br />

wie eng Gottesliebe und Nächstenliebe verknüpft sind. Gott selbst<br />

lädt uns ein, mitzubauen an seinem Reich der Gerechtigkeit und<br />

des Friedens, indem wir durch unser Engagement schwierige Lebensumstände<br />

von Menschen richten, d.h. richtig machen, so dass<br />

Hoffnung, Perspektive und Lebendigkeit wachsen können.<br />

Nehmen wir uns jetzt Zeit für eine Besinnung, um nachzuforschen,<br />

wo wir beigetragen haben und beitragen zu Gottes Gerechtigkeit,<br />

aber auch, wo wir, durch eigene Interessen beeinflusst, Gottes Gerechtigkeit<br />

im Wege standen und vielleicht immer noch stehen.<br />

Die folgenden Impulse werden langsam in eine meditative Begleitmusik<br />

hineingesprochen:<br />

Ich bringe vor Gott Momente meines Lebens, in denen ich Ungerechtigkeit<br />

gegenüber anderen wahrgenommen habe, aber mich<br />

nicht stark genug fühlte, etwas zu ändern.<br />

- Stille -<br />

Ich schaue zurück und trage vor Gott Zeiten und Situationen, in<br />

denen ich selbst vorsätzlich ungerecht war.<br />

- Stille -<br />

Ich bedenke Handlungen, in denen mir im Nachhinein aufging,<br />

dass mein Handeln anderen Freiheit und Lebensperspektive genommen<br />

hat.<br />

- Stille -<br />

Ich trage vor Gott meine Erfahrungen mit menschlichen Formen<br />

von Gerechtigkeit, die bei mir ein Gefühl von Friedlosigkeit entstehen<br />

ließen.<br />

- Stille -<br />

Ich trage vor Gott meine tiefe Sehnsucht nach Gerechtigkeit und<br />

mein Zögern, mich dafür starkzumachen.<br />

- Stille -<br />

Allgemeines Schuldbekenntnis<br />

Bekennen wir gemeinsam vor Gott unsere Schuld (GL 353,4)<br />

Bußgottesdienst im Advent


Bußgottesdienst im Advent<br />

Die Grafik wird an die Gottesdienstteilnehmer/innen<br />

ausgeteilt.<br />

Symbolhandlung<br />

Das Symbol der Gerechtigkeit ist die Waage.<br />

Ich lade Sie ein, dieses Bild mit nach Hause zu nehmen und dort<br />

aufzuhängen, wo Sie es täglich sehen. Es lädt in den Tagen des<br />

Advent ein, im eigenen Alltag nachzuspüren, wo Sie Ihre Möglichkeiten,<br />

am Reich des Friedens und der Gerechtigkeit mitzubauen,<br />

noch nicht entfaltet haben. Und es lädt ein, sich einzusetzen für ein<br />

Wachsen dieses Gottesreiches, sei es, dass Sie in Ihrem unmittelbaren<br />

Umfeld etwas richten, das ungeordnet ist, sei es, dass Sie<br />

sich engagieren für menschenwürdige Lebensumstände, z. B. in<br />

den Andenländern oder irgendwo in der Welt. In der Zeit der Besinnung<br />

ist Ihnen vielleicht schon etwas bewusst geworden, das Sie<br />

gerne in der Welt und auch in Ihrem eigenen Leben ändern möchten.<br />

Die Waage kann Sie an diesen Vorsatz erinnern.<br />

In einem Moment des Innehaltens wird – begleitet von Meditationsmusik<br />

– der folgende Text gelesen.<br />

Die Barmherzigen sind leise<br />

Die Barmherzigen sind leise.<br />

Sie fallen nicht auf.<br />

Sie machen kein Aufhebens von sich.<br />

Sie streben nicht nach oben.<br />

Sie beugen sich nach unten.<br />

Zu dem, der ihrer bedarf.<br />

Sie stellen sich auf die gleiche Stufe,<br />

sie sind neben ihm,<br />

nicht über ihm.<br />

Sie richten ihn auf,<br />

in seine Würde als Mensch,<br />

in den aufrechten Gang,<br />

in das Ebenbild Gottes.<br />

Die Barmherzigen sind still.<br />

Sie machen keine „Karriere nach oben“.<br />

Ihr Leben ist eine „Karriere nach unten“.<br />

In ihnen wurzelt das Reich Gottes.<br />

In ihnen wächst es<br />

und wird groß.<br />

Denn der Mensch ist nie so groß<br />

als wenn er kniet.<br />

Papst Johannes XXIII.<br />

Friedensgruß<br />

Wir sind eingeladen, am Reich Gottes, am Reich des Friedens und<br />

der Gerechtigkeit mitzuwirken. Wenn wir nun einander die Hand<br />

zum Friedensgruß reichen, gehen wir einen Schritt auf diesem Weg.<br />

Dazu lade ich Sie herzlich ein:<br />

Geben wir nun einander ein Zeichen des Friedens und der Gemeinschaft.


Lied zum Friedensgruß<br />

„Lasst uns den Weg der Gerechtigkeit gehn“<br />

Fürbitten<br />

Gott macht seine Schöpfung richtig, er hilft den Notleidenden<br />

und erhöht die Niedrigen. Davon singt Maria in einem Lied,<br />

dem Magnifikat<br />

Beten wir mit ihr zu Gott:<br />

› Für alle von Krankheit und Leid gezeichneten Menschen -<br />

Lasset zum Herrn uns beten: Herr, erbarme dich GL ,<br />

› Für Menschen ohne Heimat und Obdach, ohne Gesundheitsversorgung<br />

und ohne die Chance auf Bildung -<br />

› Für Menschen, denen die Lebensgrundlage entzogen wird und<br />

denen zu einem menschenwürdigen Leben das Nötigste fehlt -<br />

› Für die Menschen in den Andenländern, die sich für Gerechtigkeit<br />

und Menschenwürde einsetzen -<br />

› Für alle Menschen, die sich dafür einsetzen, dass das Gottesreich<br />

sich ausbreitet und Gerechtigkeit wächst -<br />

Vaterunser<br />

Alle unsere Bitten fließen ein in das Gebet, das der Herr uns zu<br />

beten gelehrt hat:<br />

Vater unser im Himmel, …<br />

Schlussgebet<br />

Barmherziger Gott,<br />

du hast deinen Sohn in die Welt gesandt,<br />

damit sich Gerechtigkeit und Frieden ausbreiten.<br />

Schenke allen, die auf deine Hilfe warten,<br />

die Freiheit des neuen Lebens.<br />

Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus,<br />

unseren Bruder und Herrn,<br />

der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir<br />

lebt und Leben spendet in alle Ewigkeit. Amen.<br />

Abschluss<br />

Schlusssegen<br />

(Laien sprechen den Segen in der „uns“-Form)<br />

Der Herr segne und behüte euch;<br />

der Herr lasse sein Angesicht über euch leuchten<br />

und sei euch gnädig;<br />

der Herr wende euch sein Antlitz zu<br />

und schenke euch seinen Frieden.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott,<br />

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.<br />

Amen.<br />

Schlusslied<br />

„Sonne der Gerechtigkeit“ (GL 644)<br />

Bußgottesdienst im Advent


Elemente für die Eucharistiefeier<br />

am Hochfest der Geburt des<br />

Herrn <strong>2007</strong><br />

Einführung<br />

P: Schwestern und Brüder, das Kind in der Krippe gibt uns Grund<br />

zur Freude. Christi Geburt lässt uns hoffen, dass in der Welt, in der<br />

wir leben, Gerechtigkeit und Frieden, Versöhnung und gegenseitige<br />

Wertschätzung möglich sind. Gott ist die Liebe, und er ist einer<br />

von uns geworden. Das Wissen darum hat uns heute hier zusammengeführt.<br />

Jesus Christus ist in unserer Mitte. Rufen wir ihn an.<br />

[Besinnen wir uns auf alles, was in unserem Leben der Liebe widersprach,<br />

und bitten wir den Herrn um sein Erbarmen. -- Stille --]


Kyrie-Rufe<br />

I.<br />

P / V: Herr Jesus Christus, du bist das Licht in den Dunkelheiten der<br />

Welt. Herr, erbarme dich.<br />

A: Herr, erbarme dich.<br />

P / V: Du bist der Bruder aller Menschen. Christus, erbarme dich.<br />

A: Christus, erbarme dich.<br />

P / V: Du bist das Ziel aller menschlichen Wege. Herr, erbarme dich.<br />

A: Herr, erbarme dich.<br />

II.<br />

P / V: Herr Jesus Christus, geboren aus der Jungfrau Maria, du bist<br />

der Retter der Welt. Herr, erbarme dich.<br />

A: Herr, erbarme dich.<br />

P / V: In dir erkennen wir die Liebe und die Sorge des Vaters für alle<br />

Menschen. Christus, erbarme dich.<br />

A: Christus, erbarme dich.<br />

P / V: Dein Evangelium weist uns den Weg zum Leben in Gerechtigkeit<br />

und Frieden. Herr, erbarme dich.<br />

A: Herr, erbarme dich.<br />

[P: Der Herr erbarme sich unser. Er nehme von uns Sünde und<br />

Schuld, damit wir mit reinem Herzen diese Feier begehen.]<br />

Fürbitten<br />

I.<br />

P: Schwestern und Brüder, Recht und Gerechtigkeit sind die Stützen<br />

des messianischen Reiches, das Jesus Christus gebracht hat.<br />

Beten wir, dass sie das Zusammenleben der Menschen in unseren<br />

Tagen prägen.<br />

V: Lasst uns beten, dass die Kirche überall ohne Behinderung und<br />

Verfolgung die Weihnachtsbotschaft verkünden, das Lebensrecht<br />

und die Würde der Menschen verteidigen und Zeugnis geben kann<br />

von ihrer Hoffnung.<br />

-- Stille --<br />

Ruf: K/V: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns. (GL 358,2)<br />

Oder: K / A: Erhöre uns, Christus.<br />

Oder: K / A: Du sei bei uns, in unsrer Mitte, höre du uns, Gott.<br />

(UW 127)<br />

Oder: K / A: Seht, unser König kommt; er bringt seinem Volk<br />

den Frieden. (GL 152,1)<br />

Elemente für die Eucharistiefeier


Elemente für die Eucharistiefeier<br />

0<br />

V: Beten wir für Bethlehem und das ganze Heilige Land, dass die<br />

Heiligen Stätten Juden, Christen und Muslime immer neu nach<br />

dem Heilswillen Gottes fragen lassen und Anstoß geben, die Würde<br />

und Freiheit jedes Menschen zu respektieren.<br />

V: Bitten wir, dass Terrorakte und Kriege ein Ende haben und Vernunft<br />

und Gerechtigkeit in allen Regionen der Erde das Leben der<br />

Völker und Gruppen bestimmen.<br />

V: Lasst uns beten für die Vertriebenen und Entwurzelten, die in<br />

Notunterkünften, in Lagern oder auf der Straße das Weihnachtsfest<br />

feiern müssen, dass sie dauerhafte Hilfe und ein sicheres Zuhause<br />

erhalten.<br />

V: Beten wir für die unter uns, denen Krankheit und Sorgen um<br />

ihre Familienangehörigen, Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Not<br />

die Weihnachtsfreude trüben, dass sie Unterstützung finden und<br />

die Botschaft von der Menschwerdung Gottes ihre Zuversicht und<br />

ihren Lebenswillen stärkt.<br />

V: Beten wir für die Kirche in Lateinamerika, dass sie ihre Stimme<br />

erheben und wirksame Initiativen ergreifen kann, wo Rechte verwehrt<br />

und ungerechte Verhältnisse geduldet werden.<br />

P: Vater im Himmel, auf menschliche Weise hast du uns in Jesus<br />

Christus, deinem Sohn, die Wege zu Gerechtigkeit und Frieden<br />

gelehrt. Hilf uns und allen Menschen, sie zu gehen und die Fülle<br />

des Lebens zu erahnen, die du uns verheißen hast in ihm, unserem<br />

Bruder und Herrn, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

A: Amen.<br />

II.<br />

P: Schwestern und Brüder! „Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist<br />

uns geschenkt. Auf seinen Schultern ruht die Weltherrschaft“. So<br />

heißt es beim Propheten Jesaja. Im Sohn der Jungfrau Maria hat<br />

sich diese Verheißung in ungeahnter Weise erfüllt. Zu ihm lasst uns<br />

beten für unsere Zeit.<br />

V: Jesus Christus, Retter der Welt, stärke die Glieder der Kirche in<br />

dem Bemühen, dein Evangelium den Menschen weiterzusagen und<br />

durch ihr Leben zu bezeugen.<br />

Ruf: V oder K: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.<br />

(GL 358,2)<br />

Oder: K / A: Erhöre uns, Christus.<br />

Oder: K / A: Herr, erbarme dich, erbarm dich unser, erbarme dich<br />

unserer Zeit. (UW 150)<br />

V: Jesus Christus, Gottes und Marien Sohn, sei denen nahe, die in<br />

diesen Tagen ihre Einsamkeit, ihre Leere und ihren Wunsch nach


Verständnis und Anerkennung besonders deutlich spüren; sende<br />

ihnen den Geist, der Menschen ermutigt und zueinander führt.<br />

V: Jesus Christus, wunderbarer Ratgeber, erleuchte und stärke<br />

die Jugendlichen, die ihre Fähigkeiten und Chancen zu entdecken<br />

suchen, und begleite die Eltern bei ihrem Bemühen, ihre Kinder zu<br />

guten Menschen zu erziehen.<br />

V: Jesus Christus, Fürst des Friedens, hilf, Terror, Gewalt und Krieg<br />

auf unserer Erde zu überwinden und in allen Ländern ein friedliches<br />

und sicheres Leben zu ermöglichen.<br />

V: Jesus Christus, Licht der Welt, erleuchte alle, die in Politik und<br />

Wissenschaft, in Konzernen und Banken die Lebensverhältnisse<br />

der Menschen mitbestimmen, dass sie ihrer sozialen Verantwortung<br />

gerecht werden können.<br />

V: Jesus Christus, starker Gott, hilf, dass die Würde des Menschen<br />

überall gewahrt wird und der Schutz der Umwelt auch künftigen<br />

Generationen ein sicheres und gesundes Leben ermöglicht.<br />

V: Jesus Christus, Sohn Davids, gib der Kirche in Lateinamerika die<br />

Kraft, unerschrocken für Recht und Gerechtigkeit einzutreten und<br />

Stimme derer zu sein, die unter gesellschaftlichen Fehlentwicklungen<br />

leiden.<br />

P: Vater im Himmel, in Jesus hast du uns deine unausdenkbare<br />

Güte und Menschenliebe offenbart. Er weiß um unsere Sorgen und<br />

Freuden und ist unser Fürsprecher bei dir. Mit ihm sei dir Dank und<br />

Ehre in Ewigkeit.<br />

A: Amen.<br />

Hinweis zur Kollekte<br />

„Tauet, Himmel, den Gerechten“ haben wir im Advent gesungen.<br />

Heute feiern wir die Geburt dieses Gerechten. „Gerechtigkeit,<br />

jetzt und für alle Zeiten“ ist sein und unser Programm. Am Weihnachtsfest<br />

geht der Blick der katholischen Kirche in Deutschland<br />

besonders nach Lateinamerika, in diesem Jahr vor allem zu den<br />

Indios der Andenstaaten. Mit ihnen sind wir in der Eucharistiefeier<br />

verbunden. Mit Ihrem Gebet und Ihrer Kollektengabe für die<br />

Bischöfliche Aktion ADVENIAT, Schwestern und Brüder, unterstützen<br />

Sie das dortige kirchliche Bemühen um Gerechtigkeit und<br />

bessere Lebensbedingungen für die Benachteiligten.<br />

Elemente für die Eucharistiefeier<br />

1


[ BIBELARBEIT ]


Bibelstunde für Anfänger<br />

Text: Constanze Bandowski<br />

Im Bibelzentrum der Steyler Missionare in Quito,<br />

Ecuador, geht es hoch her. 50 Männer und Frauen<br />

schwirren durch den Seminarraum, hantieren mit Stoffen,<br />

Palmwedeln und schlichten Requisiten. Zehn von<br />

ihnen hüllen sich in weiße Tücher und bunte Schärpen.<br />

Andere legen mit Toilettenpapier die Umrisse<br />

eines Hauses in Judäa in der Mitte des Raumes nach.<br />

Ein grüner Schal wird zum Teppich, eine Amphore aus<br />

Ton steht bereit, ein Paar tritt durch die imaginäre Tür.<br />

Padre Lauren Fernández greift zur Gitarre. Die Schauspieler<br />

klatschen, sie singen und tanzen, aber auch das<br />

Plenum ist voll dabei.<br />

Theaterszenen, Gesang und dynamische Spiele<br />

bilden einen wesentlichen Teil der Bibelkurse des Steyler<br />

Ordens in Ecuador. „Hier geht es um eine erste Einführung<br />

in die Bibel“, erklärt Padre Lauren. Die soll<br />

Spaß machen und motivieren, am Ball zu bleiben, damit<br />

das Wort Gottes als Instrument der Befreiung aktiv<br />

gelebt werden kann. In einem Land, in dem die Hälfte<br />

der 13,5 Millionen Einwohner in Armut lebt, in dem<br />

Korruption, Diskriminierung und soziale Ungerechtigkeit<br />

den Alltag beherrschen und aus dem täglich mehr<br />

Menschen abwandern, um ihr Geld illegal im Ausland<br />

zu erwerben, ist das Thema Befreiung von höchster<br />

Aktualität. Die Steyler Missionare wollen mit ihrem<br />

umfassenden Bildungsprogramm die Bevölkerung aufrütteln<br />

und mitreißen, an die Botschaft Jesu Christi zu<br />

glauben und ihre Zukunft selbst zu gestalten.<br />

Die Kursteilnehmer sind einfache Leute. Sie<br />

kommen aus Ecuador, Peru, Kolumbien und Guatemala.<br />

Als Gemeindehelfer, Katecheten, Ordensfrauen<br />

oder Seminaristen werden sie nach 13 Unterrichtseinheiten<br />

in ihren Pfarreien Basisbibelarbeit leisten. Das<br />

pädagogische Material, das sie in diesen zwei Wochen<br />

durcharbeiten und das ADVENIAT finanziert, wird ihnen<br />

dabei nützlich sein.<br />

Das heutige Thema lautet: „Jesus: sein Land,<br />

sein Volk, sein Leben und sein Projekt.“ Während Padre<br />

Lauren im Seminarraum die Bevölkerungsschichten<br />

in einer Pyramide auf dem Fußboden anordnen lässt,<br />

führt Alexander Sitter durch die Bibliothek. In dunklen<br />

Regalen stapeln sich verschiedene Ausgaben der Bibel,<br />

Musik-CDs, Bücher und Hefte. Der deutsche Laienmissionar<br />

zieht einen gelben Umschlag heraus und<br />

zeigt das Material der jetzigen Unterrichtseinheit: Plakate<br />

mit einfachen Zeichnungen und wenigen Worten.<br />

Anleitungen für Diskussionen und Spiel. Dazu das jeweilige<br />

Buch mit Texten, Bibelstellen, Karten und Skizzen.<br />

„Die Materialien verdeutlichen die Zusammenhänge<br />

sehr gut“, sagt der Jugendseelsorger aus dem<br />

Dekanat Hammelburg, der sich für drei Jahre mit seiner<br />

Familie in Ecuador verpflichtet hat.<br />

„Mir geht es darum, mein biblisches Wissen mit<br />

dem Alltag der armen Bevölkerung zu verbinden“,<br />

meint der 38-Jährige und findet, dass er im Bibelzentrum<br />

genau richtig gelandet ist. Denn das siebenköpfige<br />

Team aus Quito unterrichtet nicht nur in der Hauptstadt:<br />

Die meiste Zeit verbringen Sitter, sein Frau Sabine<br />

und die Kollegen an der Basis auf dem Land. So erreichen<br />

sie noch mehr Multiplikatoren für ihre Mission:<br />

Gerechtigkeit schaffen durch Basisgemeinden.


Bibelarbeit zum Leitwort der<br />

ADVENIAT-Aktion <strong>2007</strong><br />

» Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten!« [Jes 9,6]<br />

Text: Pirmin Spiegel<br />

Das Leitwort umfasst einerseits eine sehr weite und<br />

universale Kategorie: „Gerechtigkeit, jetzt und für alle<br />

Zeiten.“ Eine gerechte Welt ist eine auf ihren göttlichen<br />

Ursprung hin (Gen 2,8) transparente Welt, in<br />

der niemand ausgeschlossen ist von Erlösung und Heil:<br />

Gerechtigkeit in Liebe für alle Menschen und für die<br />

ganze Schöpfung. Zugleich wird das Thema konkret,<br />

nahe und aktuell. Es wirbt dafür, die heute „unter die<br />

Räuber Gefallenen“ (Lk 10,25-37) nicht liegen zu lassen<br />

und die Strukturen zu entdecken und zu ändern,<br />

die Menschen ausgrenzen und zu Opfern machen.<br />

1.Vorbereitung und Beginn<br />

der Bibelarbeit<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

Eine Kerze anzünden in dunkler Umgebung –<br />

Symbol des Wartens.<br />

Mit Sympathie die Teilnehmenden empfangen,<br />

damit sie sich zu Hause wissen.<br />

Adventliche instrumentelle Musik, während die<br />

Teilnehmenden kommen.<br />

Ein Lied oder ein Gebet zum Advent. (Diese Bibelarbeit<br />

will einen Beitrag leisten, um an die Wurzeln<br />

des Weihnachtsfestes zu gelangen, zur Freude über<br />

die Geburt Jesu. Seine Gegenwart bringt uns eine<br />

andere Gerechtigkeit – im Unterwegs zu einer anderen<br />

möglichen und notwendigen Welt, zu einem<br />

gerechteren und miteinander geteilten Leben).


Bibelarbeit<br />

2.Lektüre der Wirklichkeit<br />

In einem ersten Schritt schauen wir auf unsere Welt, lokal<br />

und international, mit den Augen Jesu und all der<br />

Menschen, die müde und erschöpft sind, wie Schafe,<br />

die keinen Hirten haben (vgl. Mt 9,36). Es geht darum,<br />

von der Wirklichkeit auszugehen, sie näher kennen zu<br />

lernen, sie tiefer zu verstehen und sie zu hinterfragen.<br />

Wir beginnen mit der Lektüre aus dem Text des Lebens.<br />

Uns ist bewusst, wie die Situation der Welt ist,<br />

die wir durchleben.<br />

Die Menschen der Bibel stellten viele Fragen<br />

über das Leben. Mit Gottes Hilfe suchten und fanden<br />

sie Antworten. Die Herausforderungen und Fragen<br />

dieser Bibelarbeit drehen sich um ‚Gerechtigkeit’, entsprechend<br />

dem Leitwort der ADVENIAT-Aktion.<br />

Einige Impulse im Kontext des Themas Gerechtigkeit<br />

folgen. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />

sind eingeladen, diese durch weitere Beispiele und Erfahrungen<br />

zu ergänzen.<br />

› Wichtig ist, dass den 1,7 Milliarden der Menschheit,<br />

die über ihre Verhältnisse leben, jeweils auch<br />

die 4,6 Milliarden zu Bewusstsein gebracht werden,<br />

die in großer Armut leben.<br />

› Menschen sind auf der Suche nach Gerechtigkeit,<br />

nach menschenwürdigen Lebensbedingungen, nach<br />

reinen Überlebensmöglichkeiten (Migrationsbewegungen;<br />

vgl. die ADVENIAT-Aktion 2006).<br />

› Wir sind fähig, die maximale Last eines Schiffes zu<br />

berechnen; ebenso den höchsten Widerstand, den<br />

eine Brücke aushalten kann. Anscheinend schaffen<br />

wir es nicht zu erfassen, welche die Höchstlast für<br />

die Schultern von Menschen ist.<br />

› Wir sprechen von einer Ersten, Zweiten, Dritten,<br />

gar Vierten Welt! Als Christen können wir immer<br />

wieder das Teilen in Erinnerung rufen und selbst<br />

praktizieren.<br />

› Millionen landloser Bauern in Brasilien fordern<br />

und singen: „Wir wollen Land (zum Arbeiten) auf<br />

dieser Erde, denn im Himmel haben wir bereits<br />

unser Land.“<br />

› „Sie (die Eroberer / Eindringlinge) kamen (nach<br />

Lateinamerika), um unsere Blumen vermodern zu<br />

sehen, damit allein ihre eigene Blume lebe“ (Maia<br />

C.B. Chumayel).<br />

› ... (Zusammentragen weiterer Erfahrungen – wer<br />

kennt nähere Fakten und Einzelheiten – wer leidet<br />

unter diesen Situationen – wer sind die Gewinner) ...<br />

Verschiedene Arten gibt es, auf unsere Welt zu schauen.<br />

Eine ist die von außen, wie Neil Armstrong im Jahre<br />

1969, als er vom Mond aus auf die Erde blickte, in<br />

einer Art Außenperspektive.<br />

Eine andere Art ist die, von den Machtzentren<br />

der Welt auf sie zu schauen und von dort her Konzepte<br />

und Rezepte zu erarbeiten, die einer ökonomischen<br />

Vernunft entsprechen und vom Konkurrenzdenken her<br />

geprägt sind.<br />

Wir können die Welt betrachten aus der Perspektive<br />

der Vergessenen, der Ausgeschlossenen; aus<br />

der Sicht jener, für die in der Herberge kein Platz ist,<br />

für die es in der Welt kein Zuhause gibt und keine Bürgerrechte<br />

existieren.<br />

Jeder Standort hat Konsequenzen für das eigene<br />

Leben und Tun; jede dieser Perspektiven führt zu sehr<br />

unterschiedlichen Interpretationen. Unser Denken ist<br />

beeinflusst von dem Ort, an dem wir leben, und dem<br />

Tisch, von dem wir essen. Diese Bibelarbeit lädt ein,<br />

unsere Welt mit den Augen derer zu lesen zu versuchen,<br />

durch die Gott in besonderer Weise gegenwärtig<br />

ist: der Kranken, der Ausgeschlossenen, der Obdachlosen,<br />

der geschundenen Menschen (vgl. Lk 4,18ff;<br />

Mt 5,3-12; Mt 25,31-46). In unserem Alltagsgeschehen<br />

selbst werden gerade sie als wenig produktiv und<br />

überflüssig angesehen.<br />

3.Lektüre der Bibel<br />

Meditieren und Verstehen des Bibeltextes<br />

Eine Frage, die uns das Leben aufgibt, bei der es um<br />

würdig zu leben und ums Überleben geht, haben wir<br />

uns vergegenwärtigt: die Frage nach der Gerechtigkeit.<br />

Mit Hilfe der Bibel wollen wir zu dieser Frage<br />

eine Antwort erhalten, eine verborgene Kraftquelle<br />

entdecken. „Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten“<br />

(Jes 9,6). „Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer<br />

ist ...“ (Mt 5,20). Die Bibel will Erfahrungen und<br />

Lebenssituationen von Kreuz und Tod umwandeln in<br />

Hoffnung und Leben. Der tiefste Grund ist nicht, die<br />

Bibel zu interpretieren, sondern mit ihrer Hilfe unser<br />

Leben.<br />

In diesem Fall lesen wir den Bibeltext nicht, um<br />

unser Wissen zu vermehren. Wir lesen, um zu hören,<br />

was Gott uns sagen will. Das ist ein Lesen mit jener<br />

Haltung, die der alte Eli Samuel anrät: „Rede, Herr,<br />

dein Diener hört.“ Oder die Haltung Marias: „Mir geschehe<br />

nach deinem Wort.“<br />

Dazu erbitten wir die Hilfe des Heiligen Geistes<br />

(z.B. aus dem Gotteslob: „Komm, Heilger Geist,<br />

der Leben schafft, erfülle uns mit deiner Kraft. Dein<br />

Schöpferwort rief uns zum Sein: nun hauch uns Gottes<br />

Odem ein).


Wir lesen nie allein einen Bibeltext, sondern sind<br />

verbunden mit vielen anderen, die bereits vor uns „Tag<br />

und Nacht das Gesetz des Herrn meditierten.“ Mittels<br />

der Lektüre treten wir in die lange Geschichte der<br />

Kirche ein, die im Bibellesen bereits einen guten Weg<br />

hinter sich hat.<br />

Eine gute Haltung ist die, zu hören, was der Text<br />

besagt, und nicht zum Text zu sagen, was wir daraus<br />

hören wollen. Einen Dialog führen mit dem Text, um<br />

seinen Sinn zu aktualisieren und unser Leben zu durchdringen.<br />

Lektüre des Textes von Jesaja 9,1-6<br />

Einladung zu einem Moment der Stille; eventuell ein<br />

zweites Lesen des Textes<br />

Fragen zur Reflexion:<br />

› Welche Textstelle mochten Sie am liebsten, was trat<br />

besonders hervor? Wo dachten Sie: das ist richtig,<br />

ich freue mich, das zu hören?<br />

› Welche Situation und Wirklichkeit der Bevölkerung<br />

scheint im Text durch?<br />

› Wie ist die Haltung des Propheten im Hinblick auf<br />

diese Wirklichkeit?<br />

› Welche Gesichtszüge Gottes sprechen aus diesen<br />

Versen?<br />

› Erinnern Sie sich an weitere Texte der Bibel, die<br />

sich um dieses Thema annehmen?<br />

› Gibt es Ereignisse in Ihrem eigenen Leben oder in<br />

der Geschichte, die dieser Text wachruft?<br />

› Wird unser Verhalten durch den Bibeltext korrigiert?<br />

› Welche Handlungsmöglichkeiten stehen uns vor<br />

Augen, um „Gerechtigkeit, jetzt und für alle<br />

Zeiten“ hervorzurufen?<br />

Was sagen die Medien zu diesem Thema?<br />

›<br />

»Komm, Heilger Geist, der Leben<br />

schafft, erfülle uns mit deiner<br />

Kraft. Dein Schöpferwort rief uns<br />

zum Sein: nun hauch uns Gottes<br />

Odem ein.«<br />

4.Das Wort Gottes feiern<br />

und leben<br />

Bibelarbeit<br />

Das Lesen der Bibel ist nicht nur ein Schauen in die<br />

Vergangenheit, sondern ebenso ein Spiegel unseres<br />

heutigen Lebens. Der Dialog mit Gott und die Meditation<br />

seines Wortes kann wie ein Regen sein, der reinigt,<br />

frisch macht und Spuren hinterlässt. „Denn wie<br />

der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht<br />

dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und sie<br />

zum Keimen und Sprossen bringt, ... so ist es auch mit<br />

dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht<br />

leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will und<br />

erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe“ (Jes<br />

55,10-11). Was tun an den Orten, in denen wir leben?<br />

Welche Spur oder welche Geste kann diese Bibelarbeit<br />

in meinem und unserem gemeindlichen Leben hinterlassen?<br />

Das gemeinsame Lesen und Meditieren des<br />

Wortes Gottes ermöglicht:<br />

› unsere persönliche und gemeinschaftliche<br />

Geschichte neu zu betrachten,<br />

› eine neue Qualität in unseren Beziehungen<br />

zu leben,<br />

› Schieflagen zwischen Bevölkerungsgruppen,<br />

ungleiche Chancen und Risiken von Wohlhabenden<br />

und Armen benennend zu verändern,<br />

› ein an der Gemeinschaft orientiertes, solidarisches<br />

Handeln,<br />

› Gerechtigkeit als Respekt vor den anderen als<br />

gleichberechtigte Mitbürger und Mitbürgerinnen<br />

einer Gesellschaft,<br />

› eine ‚fürsorgende Gerechtigkeit’ als ein Kerngeschäft<br />

des Christseins,


Bibelarbeit<br />

›<br />

›<br />

im Unterwegssein die Suche nach der größeren<br />

Gerechtigkeit greifbar zu machen,<br />

den Glauben wachzuhalten, dass eine andere Welt<br />

möglich ist und wir uns deshalb nicht mit der Welt<br />

abfinden wollen, so wie sie ist.<br />

Als Antwort auf das Hören des Wortes Gottes schließen<br />

wir die Bibelarbeit mit Fürbitten, dem gemeinsamen<br />

Beten eines Psalms und einem Lied ab. Die Antwort<br />

auf die spontanen Fürbitten ist: ‚Erleuchte, Herr,<br />

unser Leben’.<br />

Psalm 85, 8-14<br />

„Erweise uns, Herr, deine Huld, und gewähre uns<br />

dein Heil!<br />

Ich will hören, was Gott redet: Frieden verkündet der<br />

Herr seinem Volk und seinen Frommen, den Menschen<br />

mit redlichem Herzen.<br />

Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten. Seine Herrlichkeit<br />

wohne in unserem Land.<br />

Es begegnen einander Huld und Treue; Gerechtigkeit<br />

und Friede küssen sich.<br />

Treue sprosst aus der Erde empor; Gerechtigkeit blickt<br />

vom Himmel hernieder.<br />

Auch spendet der Herr dann Segen, und unser Land<br />

gibt seinen Ertrag.<br />

Gerechtigkeit geht vor ihm her, und Heil folgt der Spur<br />

seiner Schritte.“<br />

Lied zum Schluss.<br />

Informationen zur Bibelstelle<br />

von Jesaja 9<br />

Propheten jener Zeit – Amos, Hosea, Micha, Jesaja –<br />

erheben ihre Stimme jeweils auf ihre spezifische Art gegen<br />

eine korrupte Monarchie, gegen hohe Tribute, gegen<br />

das Abrücken und den Verrat am Bundesschluss.<br />

In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts vor<br />

Christus konsolidiert sich eine neue Weltmacht: Assyrien.<br />

Wo diese Weltmacht gegenwärtig ist, sät sie<br />

Angst, Terror und Tod; Witwen und Waisen nehmen<br />

zu, Ergebnisse des Krieges. Um Volksaufstände zu vermeiden,<br />

werden von den Assyrern Menschen deportiert.<br />

Zunächst verbinden sich, mit Ausnahme Judas,<br />

die regionalen Mächte gegen die Weltmacht. Juda (der<br />

König Judas) versucht zu Beginn eine Art Neutralitätspolitik<br />

gegenüber den Assyrern, um der Großmacht<br />

keinen Vorwand zur Invasion zu geben. Dafür zahlt<br />

Juda einen hohen Preis, indem es Tributzahlungen leis-<br />

tet und ein Vasallendasein akzeptiert. Langsam stimmt<br />

auch Juda in die Revolte gegen die Assyrer ein.<br />

Im Jahr 732 v. Chr. nimmt der Assyrerkönig zwei<br />

Gebiete im Nordreich ein. Die Situation der Bevölkerung<br />

wird von Jesaja beschrieben als ein „Volk, das<br />

im Dunkel lebt“ und im Land „der Finsternis wohnt“.<br />

Der Prophet kündigt an, dass Gott seinem Volk die<br />

Treue hält, dass ihm ein „helles Licht“ aufgehen wird,<br />

das Licht neuen Lebens, vergleichbar mit dem Schöpfungsbeginn,<br />

als Gott das Chaos ordnet. Die Befreiung<br />

beschreibt er als große Freude, so „wie man sich<br />

freut bei der Ernte“ und jubelt beim Verteilen der Beute,<br />

weil man das zurückerhält, was der Feind geraubt<br />

und geplündert hatte. Mit dem Kriegsende wird auch<br />

das „drückende Joch“ zu Ende sein: Gott bricht „den<br />

Stock des Treibers.“ Nicht nur die Weltmacht Assur<br />

wird besiegt, nicht nur wird „jeder Mantel, der mit<br />

Blut befleckt ist, ein Fraß des Feuers“, es wird überhaupt<br />

keinen Krieg mehr geben: Frieden ohne Ende,<br />

Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten. Garant dafür<br />

ist ein noch ungeborenes Kind. Eine neue, andere Zukunft<br />

tut sich auf ...<br />

Die Christen lesen diesen Text im Lichte der<br />

Geburt, des Lebens, des Todes und der Auferstehung<br />

Jesu; unmittelbar können sie die Bergpredigt ins Auge<br />

fassen.<br />

Die Ankündigung Jesajas war offen geblieben,<br />

in einer hoffenden Erwartung. Im Licht der Geburt<br />

Jesu sehen die Christen und Christinnen die Einlösung<br />

dieses Versprechens.<br />

Natürlich bleibt die Frage: Warum gelingt es uns<br />

anscheinend so wenig, ein großes Feuer zu entzünden,<br />

um - in den Worten des Propheten - alles darin zu verbrennen,<br />

was Menschen ausgrenzt und ihrer Würde<br />

beraubt?


Vorankündigung zur<br />

ADVENIAT-Aktion 2008<br />

Ab dem kommenden Jahr plant ADVENIAT die bundesweite<br />

Einführung eines neuen Angebots für Pfarrgemeinden: die Erstellung<br />

eines gemeinsamen Spendenbriefes an alle Gemeindemitglieder.<br />

Nach dem Motto „Einmal spenden. Zweimal helfen!“ sollen die<br />

Spenden aus dieser Aktion je zur Hälfte einem Gemeindeprojekt und<br />

den ADVENIAT-Projektpartnern in Lateinamerika zugute kommen.<br />

Verteilt werden soll der Spendenbrief per Hauswurfsendung in der<br />

Woche vor dem ersten Advent. Die Gemeinden können so auch die<br />

Menschen erreichen, die die Weihnachtsgottesdienste nicht besuchen<br />

können.<br />

ADVENIAT möchte die Gemeinden mit diesem so genannten<br />

„Kombi-Mailing“ aktiv beim Einwerben von Spenden für eigene<br />

Vorhaben unterstützen. Um praktische Erfahrungen mit einer solchen<br />

Aktion zu sammeln, wird sie im Rahmen der ADVENIAT-<br />

Aktion <strong>2007</strong> zunächst in den (Erz-)Diözesen Hamburg, Mainz und<br />

Würzburg getestet – und bei erfolgreichem Verlauf 2008 allen<br />

Gemeinden angeboten. Auf der Multimedia-CD und auf der Internetseite<br />

von ADVENIAT fi nden Sie nähere Informationen.<br />

Ihre Meinung ist uns wichtig! Bitte teilen Sie uns<br />

doch mit, wie Sie die Idee einschätzen! Für Fragen und Anregungen<br />

erreichen Sie unsere Marketing-Referentin Sabine Pfi ngsten unter<br />

Tel. 0201/1756-217 oder per E-Mail: sabine.pfi ngsten@adveniat.de.<br />

Vielen Dank!<br />

Geplante Materialien<br />

zum „Kombi-Mailing“:<br />

Eindruck-Infoblatt und<br />

Gemeindeanschreiben<br />

Überweisungsträger und<br />

Teelichtaufsteller


Terminplan<br />

für die Durchführung der ADVENIAT-Aktion <strong>2007</strong><br />

in Ihrer Gemeinde<br />

Vor dem 1. Advent<br />

›<br />

Artikel zur ADVENIAT-Aktion in Ihrem Weihnachtsbrief vorsehen<br />

Opfertüte dem Pfarrbrief beilegen<br />

Zum 1. Adventssonntag (02. Dezember <strong>2007</strong>)<br />

›<br />

Plakate aushängen<br />

Opferstöcke mit Hinweisschildern aufstellen<br />

ADVENIAT-Infos auslegen<br />

Im Advent <strong>2007</strong><br />

Berücksichtigung des ADVENIAT-Anliegens in:<br />

›<br />

Früh-/Spätschicht<br />

Bußgottesdienst<br />

Adventsfeiern in der Gemeinde gestalten<br />

3. Adventssonntag (16. Dezember <strong>2007</strong>)<br />

›<br />

Aufruf der deutschen Bischöfe verlesen<br />

Opfertüten verteilen<br />

Heiligabend und 1. Weihnachtstag (24./25. Dezember <strong>2007</strong>)<br />

› In allen Gottesdiensten, auch den Kinder-Krippenfeiern, zur<br />

ADVENIAT-Kollekte einladen<br />

› ADVENIAT-Kollekte in allen Gottesdiensten, auch den Kinder-<br />

Krippenfeiern<br />

Sonntag nach Weihnachten (30. Dezember <strong>2007</strong>)<br />

Ergebnis der ADVENIAT-Kollekte bekannt geben und danken<br />

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