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Michael Perkampus – Ninegal 1 NINEGAL Na! - es gibt sie freilich ...

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<strong>Michael</strong> <strong>Perkampus</strong> <strong>–</strong> <strong>Ninegal</strong> 12<br />

vereinnahmen lassen, hat sich fasziniert in die ihm hing<strong>es</strong>treckten Arme begeben, und<br />

hat den Träger der Arme 'Morpheus' genannt. Artemidor berichtet von di<strong>es</strong>em<br />

Schlüssel in seinem Oneirokritikon. Darin spricht er von den Einflüsterungen dunkler<br />

Mächte, die in einer Art Kerker hausen, den man tief in der Menschen Seele finden<br />

könne. Denn so wie jede Stadt eine Mauer b<strong>es</strong>itzt, edle Türme, geheimnisvolle Gassen<br />

<strong>–</strong> so sähe er auch den Menschen als Erbauer einer Stadt sich selbst als Vorbild nehmen<br />

<strong>–</strong> und in der Architektur, der Mathematik seiner Seele entsprechen. Darum gebe <strong>es</strong> den<br />

Kerker der Psyche, in dem all<strong>es</strong> verschwindet, was an der Oberfläche d<strong>es</strong> Menschen<br />

nicht gerne g<strong>es</strong>ehen sei.<br />

Die Phantasmen tragen Traumg<strong>es</strong>ichter, ein vielg<strong>es</strong>taltig<strong>es</strong> Bild der Seele, welch<strong>es</strong> das<br />

zukünftige Gute oder Böse anzeigt. Die Geisterscharen vor den Türen der Gräfin<br />

waren nichts ander<strong>es</strong> als die Boten einer unheilvollen Neigung, die im laufe der Zeit<br />

früher oder später seine Erfüllung verlangte. »Du mußt uns öffnen!« Und die Türen<br />

öffneten sich. Das Buch war verschwand. Der Wahnsinn war gekommen.<br />

Die Wilde Jagd irrte durch das Anw<strong>es</strong>en wie ein Spuk, während die Gräfin in ihren<br />

Träumen ein Bildnis vor sich auftauchen sah, auf dem ihr Konterfei erstrahlte. Ein<br />

Gemälde, wie <strong>es</strong> niemals ein<strong>es</strong> gegeben hatte, g<strong>es</strong>chaffen von einem Maler, der<br />

berühmt war für seinen hedonistischen Duktus.<br />

Nàdasty: Denken wir uns den Ritter. Der steht <strong>–</strong> unlang fackelnd flackernd vor Gelüst<br />

(das Gemächt muß er gar nicht präsentativ in die Hand nehmen; zeigt das Ziel<br />

blutpumpig von selbst). <strong>Na</strong>ckt ist er nicht gew<strong>es</strong>en, der Körper nicht weit vom<br />

Rüstzeug weg, die Hose wird wegg<strong>es</strong>chlackert gew<strong>es</strong>en sein: wer so viel<br />

zertrümmerte, zerschundene Zer=Zerrtheit an Leibern <strong>sie</strong>ht (und selbst verursacht)<br />

erträgt nicht unverletzt das Fleisch! Erzsebeth <strong>–</strong> man würde wohl heute sagen, <strong>sie</strong> sei<br />

'minder an Jahren' gew<strong>es</strong>en, äugte gelassen zum Fürsten d<strong>es</strong> Fürsten, der Träger:<br />

weibisch<strong>es</strong> G<strong>es</strong>icht, Unternasenbärtchen. Schlimmere Stämme hatte <strong>sie</strong> ragen sehen,<br />

aus dem Holz vorbrechender Wuchs, daran die von Bauern erschlagenen Kindfrauen<br />

hangten, 'dir zollt der ast, lautet <strong>es</strong>, mir nur der zweig'. - Hangte <strong>sie</strong> auch bald daran,<br />

ließ sich den Igel stechen. Schleim vermischt<strong>es</strong> Blut. Foramen nodi exemti in<br />

asseribus. So drang der Schmerz in <strong>sie</strong> ein, den <strong>sie</strong> vorher nur (nicht ohne Gier)<br />

g<strong>es</strong>ehen. Der Leib zürnt unter dem Gekeuch, Abscheu reizt das Gedärm irgend im<br />

Bauch. Die legitime Folterung der Ehenacht und <strong>Na</strong>cht und wieder <strong>Na</strong>cht <strong>–</strong> nur <strong>Na</strong>cht<br />

wirft solche Schatten!<br />

Geduldig nahm <strong>sie</strong> zur Kenntnis, wenn der Gatte ihr den Sinn einiger Foltermethoden<br />

erklärte. Sie sah bei der Bastonnade zu, wie dem Gefangenen die Fußsohlen<br />

fortwährend mit einem Stock g<strong>es</strong>chlagen wurden, wunderte sich über die scheinbare<br />

Humanität, die Nàdasty nicht ähnlich sah. »Wenn die Bastonnade nicht tötet, ist <strong>sie</strong> da<br />

eine Strafe am Leben?« - bis <strong>sie</strong> zum erstenmal den Wahnsinn in den Geist der so<br />

gefolterten fahren sah. »Ein Verrücktgewordener bringt Unruhe in die Lagerstatt der<br />

Gefangenen« erklärte er seiner jungen Frau, »<strong>es</strong> schürt die Angst, weil man kein

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