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Michael Perkampus – Ninegal 1 NINEGAL Na! - es gibt sie freilich ...

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<strong>Michael</strong> <strong>Perkampus</strong> <strong>–</strong> <strong>Ninegal</strong> 15<br />

herbeizureden, wird sagen: 'Das ist wider die <strong>Na</strong>tur'. 'Nicht von Gott<strong>es</strong> Gnaden' geht<br />

dann die Rede, sondern von der Teufelei.« (»Es hat sich nichts verändert!« - Marion,<br />

die <strong>es</strong> genießt. »Den Menschen ändert nur das Schicksal, von sich aus bleibt er, wie er<br />

ist. In di<strong>es</strong>em Fall jedoch...« »Fahren Sie fort!« Ich tat's; Patrizia lampte mich an.)<br />

»Wer wird uns denn malen?« »Das aber kann ich nicht sagen. Ich kenne mich mit den<br />

Musen und ihren Verbündeten nicht sehr gut aus.« Die leeren Pferde wurden b<strong>es</strong><strong>es</strong>sen,<br />

man sagte nicht im Haus b<strong>es</strong>cheid. Verbote wären die blanke Folge gew<strong>es</strong>en: 'Du!? -<br />

Gemalt?? Vom Räuberpack schon selbst!? Dir werd' ich Arbeit wissen!!' (Seit den<br />

nicht gerade raren Bauernaufständen <strong>–</strong> 1437 <strong>–</strong> schon lange her, doch Volk<strong>es</strong> Kopf trägt<br />

ewig <strong>–</strong> gab <strong>es</strong> nur das Joch und jene, die <strong>es</strong> niederwarf. Der G<strong>es</strong>chändete wird sich<br />

doch nicht frei gewillt ins Zeug legen!)<br />

Dann hörten die Melodien der Mädchen auf. 'Es saß ein klein wild Vögelein / auf<br />

einem grünen Ästchen. / Es sang die ganze Winternacht, / die Stimme mußt' ihm<br />

klingen.' - Dann verstummte das Gelächter. Drohend hieb das Schloß seinen Schatten<br />

in die jungen G<strong>es</strong>ichter. Wolken fanden sich <strong>–</strong> wie Raben schwarz, wie ein G<strong>es</strong>chwür<br />

wuchernd; der Himmel wie ihr Antlitz blaß, bald blutleer.<br />

Die Burschen warteten auf die Pferde, <strong>sie</strong> sahen dem blühenden Leben nicht ins<br />

G<strong>es</strong>icht, nahmen die Zügel, schirrten ab und grüßten nicht durch eine G<strong>es</strong>te. »Nun<br />

begebt euch schon zum Tor!« hauptmannte <strong>es</strong>. Da war ein Kleinwüchsiger im<br />

<strong>Na</strong>rrenkostüm heran, hüpfte neben den Mädchen her und keckerte ein Lied von Blut<br />

und Mord und Grausamheit, ungehört von den schlanken Ohren: 'Auf Äckern und<br />

Kornhalmen Blut, ein erkalteter Milchbrei mit Blut bedeckt, Blut oh Orakel blutiger<br />

Kriege, fließt aus Holz.'<br />

Blut ist ein ganz b<strong>es</strong>onderer Saft. Als Odysseus den Seelen Blut zu trinken gab, indem<br />

er di<strong>es</strong><strong>es</strong> in eine eigens dafür gegrabene Grube rinnen ließ, gewannen di<strong>es</strong>e an<br />

Lebenskraft. Im iranischen Mythos entstammen die Weintrauben dem Blut d<strong>es</strong><br />

erschlagenen Urstiers Goshurun. Zu Blut wird die Materie während der<br />

alchimistischen Wandlung zum Stein der Weisen <strong>–</strong> und Erzsebeth Bathory hatte<br />

entdeckt, daß da, wo das Blut einer Jungfrau ihre Haut berührte, di<strong>es</strong>e ein rosig<strong>es</strong><br />

Aussehen angenommen hatte. So versprach <strong>sie</strong> sich dreierlei:<br />

1, ihren homosexuell-sadomanischen Neigungen nachgehen zu können.<br />

2, ihre Jugend wiederzugewinnen, indem <strong>sie</strong> im Blut der Mädchen badete<br />

3, sich ein einzigartig<strong>es</strong> Gemälde anfertigen lassen zu können, gemalt auf einer<br />

Leinwand geleimt aus den Hymen der Jungfrauen. - An di<strong>es</strong>em Tag sollten die ersten<br />

31 ihren Tod finden. Weit über 500 würden folgen. Das Erstaunliche an den Blutbädern<br />

der Gräfin war, daß <strong>sie</strong>, als <strong>sie</strong> mit 54 Jahren eingemauert in ihrem Schlafzimmer<br />

verstarb, immer noch das Aussehen einer jungen Frau b<strong>es</strong>aß. Ihr G<strong>es</strong>icht <strong>–</strong> wenn auch<br />

von Geist<strong>es</strong>krankheit gezeichnet, spiegelte dabei nur einen Teil ihrer Grausamkeit<br />

zurück. Das Seltsame an der G<strong>es</strong>chichte: Der Pri<strong>es</strong>ter, der dem Treiben schließlich ein<br />

Ende setzte <strong>–</strong> und der dafür sorgte, daß Erzsebeth Bathory vor ein Gericht g<strong>es</strong>tellt<br />

wurde, schwor auf den <strong>Na</strong>men sein<strong>es</strong> Gott<strong>es</strong>, von einem Mädchen informiert worden

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