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Welt der Anleihen<br />
6<br />
Staatsanleihen mit attraktiven<br />
Zinsen<br />
Empfehlung<br />
Kauf: Staatsanleihen Italien, Spanien, Portugal,<br />
Irland<br />
Für Sparer bleiben die Zeiten hart. Für Festgeld mit<br />
einer Laufzeit von bis zu einem Jahr erhält man in<br />
Österreich im Schnitt eine Verzinsung von knapp unter<br />
der Inflationsrate. Das heißt, wer sein Geld spart,<br />
kann sich in einem Jahr dafür höchstwahrscheinlich<br />
weniger kaufen als heute. Und selbst wer bereit ist,<br />
sein Geld für fünf Jahre anzulegen, kann nur auf einen<br />
Inflationsausgleich hoffen. Dazu trägt er die Gefahr<br />
zwischenzeitlicher Verbrauchssteuererhöhungen<br />
(Mehrwertsteuer, Tabaksteuer, Mineralölsteuer) zur<br />
Haushaltskonsolidierung und das Risiko steigender<br />
Zinsen. Wie immer gilt aber auch hier: Des einen<br />
Leid des anderen Freud. Während sich Sparer grämen,<br />
können sich Eigenheimkäufer freuen, für die die<br />
Geldaufnahme selten so günstig war wie aktuell.<br />
Ursächlich für das rekordverdächtig niedrige Zinsniveau<br />
(in Österreich) ist zum einen die EZB, die den<br />
Leitzins seit mittlerweile mehr als eineinhalb Jahren<br />
bei 1 % hält. Der Grund für die niedrigen Zinsen<br />
auch für längerfristige Veranlagungen ist die gute<br />
Bonität Österreichs. Aufgrund der Sorgen über die<br />
Staatsverschuldung in einigen Euroländern legen die<br />
Anleger ihr Geld in als sicher geltenden Staatsanleihen<br />
an. Neben Deutschland sind dies Frankreich,<br />
die Niederlande und eben Österreich. Aufgrund der<br />
höheren Nachfrage nach österreichischen Staatsanleihen<br />
steigt deren Kurs und damit sinken die Zinsen.<br />
Hieran wird sich im nächsten halben Jahr wenig ändern.<br />
Mit einem nstieg der Zinsen für längerfristige<br />
Veranlagungen rechnen wir erst ab Frühling 2011.<br />
Wer eine einigermaßen vernünftige Abgeltung der<br />
Überlassung seines hart verdienten Geldes erzielen<br />
möchte, muss sich schon um Alternativen umschauen.<br />
Neben Griechenland bieten derzeit Spanien, Portugal,<br />
Irland und auch Italien eine attraktive Verzinsung<br />
auf ihre Staatsanleihen. Dass diese höhere Verzinsung<br />
auch mit einem höheren Risiko verknüpft ist,<br />
versteht sich von selbst. Besonders im Falle Griechenlands<br />
würden wir von einem Investment abraten.<br />
Dagegen sehen wir die mittel- bis längerfristige Zahlungsfähigkeit<br />
der anderen Ländern – allen Negativschlagzeilen<br />
zum Trotz – nicht gefährdet. Allerdings<br />
können die Kursschwankungen dieser Schuldtitel<br />
beträchtlich ausfallen, sodass der Veranlagungszeitraum<br />
bis zur Endfälligkeit der ausgesuchten Anleihe<br />
ausgelegt sein sollte.<br />
Renditeprognosen<br />
Renditen 10J aktuell Dez. 10 Mär. 11 Jun. 11<br />
USA 2,45 2,40 3,00 3,50<br />
Eurozone 2,25 2,20 2,50 2,70<br />
Quelle: Thomson Reuters, <strong>Raiffeisen</strong> RESEARCH<br />
High-Yield Anleihen begehrt<br />
Auf der Suche nach Rendite rückt der High-Yield Markt<br />
immer mehr in den Fokus. Die niedrigen Wachstumsraten<br />
der Bruttoinlandprodukte der führenden Industrienationen,<br />
die Not-Levels der Leitzinssätze sowohl<br />
der EZB als auch der FED und die niedrigen Renditen<br />
für Staatsanleihen und Investmentgrade-Anleihen in<br />
Europa dienen als optimaler Nährboden für Investments<br />
in Junk-Bonds. In diese bonitätsschwache Anlageklasse<br />
fließt schon seit geraumer Zeit, in Relation<br />
zu dem kleinen Marktsegment, eine beträchtliche<br />
Menge Liquidität. Unternehmen mit einem Single-B<br />
Rating können seit Mitte Juni problemlos Anleihen<br />
am Markt platzieren und dies zu einem Zinssatz von<br />
unter 10 %.<br />
Nur zur Erinnerung: Im November 2008 emittierte<br />
BMW eine EUR-Anleihe mit einem Kupon von<br />
8,875% (fünf Jahre Laufzeit, A3/A- Rating), Volvo<br />
zahlt für die im Februar 2009 begebene Anleihe einen<br />
Kupon von 9,875 % (fünf Jahre Laufzeit, Baa2/<br />
BBB-). Jetzt zahlt die genannte BMW Anleihe eine<br />
Rendite von 2,0 % (Kurs 119,35), bei Volvo beträgt<br />
die Rendite dieser Anleihe momentan 3,0 % (Kurs<br />
121,55). Für Österreich ist die voestalpine-Anleihe<br />
ein Paradebeispiel für den Verfall der Renditen. Am<br />
Höhepunkt der Kreditkrise Mitte März 2009 zu einem<br />
Kupon von 8,75 % (vier Jahre Laufzeit, kein<br />
Rating) emittiert, beträgt die Rendite momentan<br />
3,64 % (Kurs 111,90). Somit bieten momentan Single-B<br />
Unternehmen für eine Neuemission einen Kupon<br />
von etwa 9 %, den vor rund eineinhalb Jahren<br />
BBB-Emittenten bezahlt haben. Damit erklärt sich,<br />
dass Investoren zunehmend bereit sind, auf der Bonitätsleiter<br />
einige Stufen nach unten zu klettern um auf<br />
eine ähnliche Rendite zu kommen. Keine Frage, am<br />
Höhepunkt der Finanzkrise war 1. die Risikowahrnehmung<br />
eine ganz andere und 2. die Bandbreite<br />
der zukünftigen Konjunkturentwicklung deutlich unsicherer<br />
als zurzeit.<br />
Wir sehen im Augenblick zwar noch keine Gefahr eines<br />
massiven Rückschlages bei High-Yield Anleihen,<br />
möchte aber schon darauf hinweisen, dass sich das<br />
Risiko/Ertrags-Verhältnis für Investoren inzwischen<br />
erheblich verschlechtert hat. Um eine „gewohnte“<br />
Rendite zu erzielen, wird schon wieder ein höheres<br />
Risiko in Kauf genommen. Solange wir in kein Double-Dip<br />
in den USA oder eine Staatspleite in Europa<br />
schlittern (wovon wir ausgehen), werden viele bonitätsschwache<br />
Unternehmen überleben. Wir möchten<br />
Investoren nur davor warnen, das High-Yield Portfolios<br />
nicht zwangsläufig eine Garantie für eine jährliche<br />
hohe Performance ist. Seit Jahresbeginn waren<br />
jedoch High-Yield Anleihen mit einer Performance<br />
von 11 % sicher eine der besten Alternativen!