NFV_03_2011 - Rot Weiss Damme
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Nostalgie<br />
8<br />
Was haben die Sportschule des<br />
Niedersächsischen Fußballverbandes<br />
(<strong>NFV</strong>) und das Braunschweiger<br />
Martino-Katharineum gemeinsam? Beides<br />
sind Lehranstalten. Der <strong>NFV</strong> bildet in Barsinghausen<br />
Fußballer aus und das Braunschweiger<br />
Gymnasium bringt den Schülerinnen<br />
und Schülern die Allgemeinbildung<br />
bei. Der Pädagoge Konrad Koch lehrte von<br />
1868 bis 1911 am Martino-Katharineum<br />
und brachte den Fußball nach Deutschland.<br />
Viele Jahre später gastierten die Bundestrainer<br />
Sepp Herberger, Helmut Schön, Jupp<br />
Derwall und Joachim Löw mit der Nationalmannschaft<br />
in der Sportschule am Deister.<br />
Vor einigen Tagen schloss sich dieser Kreis:<br />
DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger gab<br />
sich anlässlich des<br />
100. Todestages von<br />
Konrad Koch im Braunschweiger<br />
Gymnasium<br />
die Ehre und würdigte<br />
den Pioniergeist des<br />
Pädagogen.<br />
Begleitet wurde<br />
der DFB-Präsident von<br />
seinem niedersächsischen<br />
Kollegen Karl <strong>Rot</strong>hmund. Und was<br />
für ein Zufall: Der Barsinghäuser <strong>NFV</strong>-Präsident<br />
lernte im Braunschweiger Martino-Katharineum<br />
den Schulleiter Manfred Wildhage<br />
kennen. Beide kommen gebürtig aus<br />
Barsinghausen, dem Mekka des niedersächsischen<br />
Fußballs. Damit erhält das Motto<br />
des 50-jährigen Jubiläumsverbandstages<br />
1996 in Barsinghausen „Ein Ball verbindet“<br />
eine weitere, wichtige Bedeutung.<br />
Beim Festakt im Martino-Katharineum<br />
versammelten sich jetzt zahlreiche Fußballfunktionäre,<br />
Politiker, Pädagogen, Schülerinnen<br />
und Schüler, um sich im Sinne des<br />
Fußballs zu verbinden. Konrad Koch sei<br />
Dank. Der ganz große Traum hat sich damit<br />
März <strong>2011</strong><br />
Fußlümmelei vom Spielapostel<br />
100.Todestag des Fußballpioniers Konrad Koch aus Braunschweig –<br />
Dr.Theo Zwanziger besucht Braunschweiger Gymnasium Martino-Katharineum<br />
„DIE FRAGE, OB FUßBALL IN<br />
DEUTSCHLAND EINGEFÜHRT<br />
WERDEN SOLL ODER NICHT, BEDARF<br />
KEINER ERÖRTERUNG, SIE IST DURCH<br />
DIE MACHT DER TATSACHEN ENT-<br />
SCHIEDEN“ (Prof. Dr. Konrad Koch<br />
im Jahr 1894).<br />
erfüllt. Der gleichnamige Film ist jetzt in<br />
Deutschlands Kinos angelaufen. Hauptdarsteller<br />
ist der bekannte Schauspieler Daniel<br />
Brühl. Dr. Zwanziger traf sich vor einigen<br />
Wochen mit ihm. Wieder ein Beweis dafür,<br />
wie sehr der Fußball Generationen miteinander<br />
verbindet.<br />
Und nicht nur das. Wie Uwe Schünemann,<br />
niedersächsischer Minister für Inneres<br />
und Sport, in seinem Grußwort betonte,<br />
vermittle der Fußball so wichtige Werte wie<br />
Disziplin und Teamgeist. Auch wenn der erste<br />
Ball mehr einer Rugbykugel ähnelte,<br />
war er nach der Entdeckung in Deutschland<br />
nicht mehr aufzuhalten. Er trat einen glorreichen<br />
Siegeszug an und lief der großen<br />
Turngemeinde von Vater Jahn den Rang ab.<br />
Dr. Zwanziger er-<br />
innerte daran, dass<br />
der Fußball zunächst<br />
aber nur als Ergänzung<br />
zum Turnen gedacht<br />
war. Konrad<br />
Koch sei nicht nur der<br />
Fußballpionier und<br />
Pädagoge gewesen,<br />
sondern er habe auch<br />
selbst Fußball gespielt.<br />
Nachdem der Dr. Zwanziger Daniel<br />
Brühl persönlich kennengelernt hatte und<br />
als DFB-Präsident in den Genuss kam, den<br />
Film schon vor dem Kinostart zu sehen,<br />
versprach er allen Kinobesuchern: „Sie<br />
werden ihr Vergnügen haben.“ Und Uwe<br />
Schünemann ergänzte: „Bald wird man in<br />
Deutschland wissen, was in Braunschweig<br />
begonnen hat.“<br />
Nämlich genau das, was die Schülerinnen<br />
und Schüler des Martino-Katharineum<br />
schon längst wissen. Denn Schulleiter Manfred<br />
Wildhage betonte, dass Konrad Koch<br />
an seiner Schule immer noch gegenwärtig<br />
sei. So gebe es zum Beispiel eine eigene<br />
Die Ehrengäste in der ersten Reihe von links: Karl <strong>Rot</strong>hmund, <strong>NFV</strong>-Präsident, Wulf-Rüdiger Umbach,<br />
LSB-Präsident, Friederike Harlfinger, 1. Bürgermeisterin der Stadt Braunschweig, Manfred<br />
Wildhage, Schulleiter, Dr. Theo Zwanziger, DFB-Präsident, Uwe Schünemann, Niedersächsischer<br />
Minister für Inneres und Sport.<br />
Beim Festvortrag DFB-Präsident Dr. Theo<br />
Zwanziger. Fotos: Kramer<br />
Konrad-Koch-Klasse und das traditionelle<br />
Konrad-Koch-Streetsoccer-Turnier auf dem<br />
Schulhof an der Breiten Straße.<br />
Natürlich kann Deutschland England<br />
als das Mutterland des Fußballs geschichtlich<br />
nicht den Rang ablaufen. Dort wurde<br />
schon einige Jahrzehnte zuvor der Fußball<br />
entdeckt. Doch dank Konrad Koch nahm<br />
der Fußball auch in Deutschland den Siegeszug<br />
auf. Dr. Zwanziger: „Konrad Koch<br />
war ja eigentlich kein Revolutionär. Schließlich<br />
wollte er nur die Turnbewegung<br />
weiterentwickeln und die Kinder nebenbei<br />
Fußball spielen lassen.“<br />
Doch die Kritiker unter den Turnern<br />
konnten den Siegeszug des Fußballs nicht<br />
aufhalten. Diese bezeichneten das Ballspiel<br />
zunächst als „Fußlümmelei“. Konrad Koch<br />
wurde als „Spielapostel“ und „Spiel-<br />
Schwärmer“ verspottet. Dass Koch in<br />
Deutschlands auch die ersten Fußballregeln<br />
veröffentlichte, versteht sich von selbst.<br />
„Eine wichtige Voraussetzung, um Spaß<br />
und Freude für dieses wunderbare Spiel<br />
vermitteln zu können“, betonte der DFB-<br />
Präsident, um noch hinzuzufügen: „Der<br />
Fußball gibt Kindern die Chance, Barrieren<br />
abzubauen und Begegnungen zu ermöglichen.“<br />
Die Faszination des Fußballs sei von<br />
Konrad Koch in Deutschland ins Leben gerufen<br />
worden, er ermöglichte das Wunder<br />
von Bern und das Sommermärchen 2006<br />
und werde für eine tolle Weltmeisterschaft<br />
der Frauen in diesem Jahr sorgen, prognostizierte<br />
der DFB-Präsident.<br />
Das Beste zum Schluss, heißt immer<br />
am Jahresende ein Slogan von NDR 2. So<br />
schloss Dr. Theo Zwanziger mit den Worten:<br />
Für so viel Fußballbegeisterung in<br />
Braunschweig werde der DFB zum 100.<br />
Todestag von Konrad Koch dem Martino-<br />
Katharineum und der Löwenstadt ein Minispielfeld<br />
schenken. Reiner Kramer